Den Ärger wert von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 9: Zielschuss --------------------- Die Gegend, durch die ich fuhr, war voll mit Bürogebäuden und ein paar Fabrikhallen, die vermutlich zu derselben Firma gehörten. Nicht wirklich, was ich erwartet hatte, aber laut dem alten Mann, den ich vor einer Weile nach dem Weg gefragt hatte, war ich schon auf dem richtigen Weg. Ich fuhr langsam an den Seitenstraßen vorbei, um die Straßenschilder lesen zu können, und entdeckte mit einem erfreuten Aufschrei endlich den Namen, den ich gesucht hatte. Auch in dieser Sackgasse dasselbe Bild; fünfstöckige Bürokomplexe – Zumindest, bis ich zum Ende der Straße kam, an dem sich eine große Lagerhalle erhob, auf deren Fassade in quietschend-Bunter Farbe das Wort „Paintball“ gemalt worden war. Erleichtert, endlich das richtige Gebäude gefunden zu haben, bog ich auf den Parkplatz und quetschte mein Motorrad zwischen einen roten Volvo und den Maschendrahtzaun, der dieses Grundstück vom nächsten trennte. Mit ein bisschen Gewalt kämpfte ich mich durch das Astwerk, das über die Absperrung herüber wucherte, und nahm den Helm ab, um das Haus betrachten zu können. „Schade, dass es keine Freiluft-Anlage ist.“, kommentierte ich, dann verräumte ich den Helm unter meinem Sitz. „Das Wetter hier ist nicht stabil genug für sowas.“, antwortete Sasuke schulterzuckend. Ihr Haar war vom Helm platt gedrückt und sie war gerade bemüht, es mit den Fingern wieder in die struppige Form zu bringen, in der sie es immer trug. Inzwischen war es ein wenig länger als am Anfang unserer Bekanntschaft, fiel mir auf. Über ihre Eitelkeit schmunzelnd antwortete ich: „Ach, bist du jetzt der Paintball-Experte? Hast du schon Mal gespielt?“ Sie warf mir einen der tadelnden Blicke zu, die ich inzwischen schon gewöhnt war. „Nein, aber ich kann logisch denken.“ „Da seid ihr ja!“, unterbrach ein Zwischenruf meine Erwiderung. Wir blickten auf und sahen Tenten mit drei weiteren Frauen auf uns zukommen. Eine von ihnen hatte einen kurzen, blauschwarzen Undercut, die andere hatte lange weiße Haare mit einer golden Ombre-Färbung in den Spitzen und die dritte hatte rosane Cornwalls und dunkle Haut. Sie waren der weibliche Teil von Kyuubis Mitbewohnern. „Sorry, wir haben etwas gebraucht, bis wir hergefunden haben.“, erklärte ich, während Gyuki, die mit den rosanen Haaren, sich eine Zigarette anzündete. „Sind sonst schon alle da?“ „Ja, wir haben nur noch auf euch gewartet – Was da drinnen echt eine Tortur ist. Ich glaube, ich habe noch nie so einen Gestank erlebt.“, beklagte sich Matatabi, die mit dem Undercut. „Was hast du erwartet?“, flüsterte die blasse, ein wenig geisterhafte Kokuô. „Das ist eingefärbtes Schweinefett.“ „Ist doch geil!“, rief ich begeistert und hibbelte von einem Fuß auf den anderen, um endlich auf die Anlage zu kommen. Natürlich würde ich brav warten, bis Gyuki fertig geraucht hatte, aber es fiel mir nicht leicht. Bis es so weit war, stellte ich zumindest mal meine Begleitung vor: „Ach ja, das ist übrigens Sasuke, eine gute Freundin von mir.“ Die Frauen musterten sie interessiert und hießen sie höflich in ihrer Mitte willkommen, dann konnten wir endlich in das Gebäude gehen – In dem wir tatsächlich von einem unglaublichen Gestank begrüßt wurden. Tenten keuchte auf und hielt sich den Ärmel ihres Sweatshirts vor die Nase, die anderen Mädchen jammerten laut und sogar Sasuke verzog ein wenig das Gesicht. „Daran kann man sich gar nicht gewöhnen.“, stöhnte Tenten, während sie auf eine große Gruppe zusteuerte, die an ein paar Tischen wartete. „Gibt es hier keine Lüftung?“, erkundigte Sasuke sich offensichtlich angewidert. Die Antwort bekam sie von Isobu, der gut gelaunt auf einer Bank saß und sich mit seiner Freundin eine Cola teile. „Doch – Du hättest mal erleben sollen, als die letztes Jahr ausgefallen ist. Das war eklig.“ Er fand das offensichtlich ziemlich lustig, was ihm einen düsteren Blick von der Schwangeren neben sich einbrachte. Sie zankten sich ein wenig, aber das taten sie eigentlich ständig. Ich wandte mich ab und suchte den Grund für unsere Anwesenheit in der stinkenden Paintball-Anlage: Kyuubi. Als ich ihn entdeckte, breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus und ich sprang praktisch über den Tisch, um ihn zu umarmen und ihm kräftig auf den Rücken zu klopfen. „Alles Gute, du alter Sack!“ „Zeig etwas Respekt vor den Älteren.“, mahnte er schmunzelnd. „Vor allem, wenn du schon zu spät bist.“ „Ist doch nicht meine Schuld, dass der Schuppen am Ende von Hinterdupfingen liegt. Außerdem kommt das Beste immer zum Schluss.“ „Na ja, dann können wir uns ja um die Anmeldung kümmern. Wie viele sind wir denn jetzt eigentlich?“, erkundigte Chomei sich mit einem Blick über die Gruppe. Er war klein und hatte raspelkurze, orange Haare. „Vierzehn, die mitmachen.“, antwortete Tenten und sie machte sich mit ihrem Freund und Chomei auf dem Weg zur Theke, an der die Anmeldebögen abgeholt werden mussten. Tatsächlich war die Gruppe, die sich zu Ehren des fünfundzwanzigsten Geburtstages meines besten Freundes zusammengefunden hatte, ganz schön groß. Zum einen waren da die WG-Bewohner, von denen sowohl Shukaku als auch Isobu jeweils mit Partnern gekommen waren, dann hatte Kyuubi noch Tenten eingeladen, weil auch die beiden sich ganz gut angefreundet hatten und die hatte Neji mitgebracht. Und, am allerwichtigsten war natürlich ich in Begleitung von Sasuke. Ich hätte sie nicht eingeladen, immerhin kannte Kyuubi sie nicht besonders gut, aber er hatte darauf bestanden. Und obwohl ich gedacht hatte, sie würde absagen, war sie recht bereitwillig mitgekommen. Jetzt schien sie sich etwas unwohl zu fühlen in der großen Gruppe, weshalb ich sie ansprach: „Also, das sind Shukaku und Gaara und Isobu mit seiner Verlobten Hatsune. Die Mädels kennst du ja schon. Das sind Saiken, Son Goku und Chomei… Ist aber nicht so schlimm, wenn du dir nicht alle Namen merken kannst, das sind sowieso nur Statisten.“, grinste ich, woraufhin allgemeines Protestgeschrei einsetzte. Ich ignorierte es und deutete auf unseren Gastgeber. „Und dieser Senior da kennst du ja schon.“, verwies ich auf das Geburtstagskind. „Schön, dich mal wieder zu sehen.“, begrüßte dieser sie und gab ihr die Hand. „Mhm.“, machte sie mit nachdenklich. Scheinbar hatte Sasuke seine unangenehmen Flirtversuche von Inos Ladeneröffnung noch zu genau in Erinnerung. „Jedenfalls alles Gute.“ „Danke.“, überging der Gastgeber den neuerlichen Korb gelassen. „Freut mich, dass du es geschafft hast. Naruto war nervös wie ein kleines Kind vor Weihnachten, nachdem er dich gefragt hat.“, stichelte Kyuubi, dem mein gehässiges Grinsen natürlich nicht entgangen war. „Alter!“, jammerte ich, aber Sasuke klopfte mir nur auf die Schulter. „Dachtest du, das hätte ich nicht gewusst?“, erkundigte sie sich amüsiert. Dann wurde unser Gespräch von einem Angestellten des Hauses unterbrochen, auf dessen schwarzem Shirt „Steve“ stand. „So, ihr Lieben! Die Gruppe, die gerade in der Area ist, ist gleich fertig und dann seid ihr dran.“, begrüßte er uns ohne große Umschweife. Während er sprach legte er jedem einen Anmeldebogen hin. „Mit eurer Unterschrift schließt ihr uns von jegliche Haftung für eventuelle Verletzungen aus, also versucht möglichst, eure Mitspieler nicht zu blenden oder ihre Geschlechtsteile zu treffen.“ „Gibt´s keine Eierbecher?“, fragte ein merklich entsetzter Saiken. „Ihr könnt euch welche kaufen, wenn ihr keinen mitgebracht habt.“, erklärte Steve freundlich. „Von uns bekommt ihr eine Maske als Gesichtsschutz und, wenn ihr wollt, einen Anzug der die Kleidung schützt. Außerdem kriegen die Ladies einen Brustschutz. Alles klar?“ Als allgemein verhaltenes Gemurmel einsetzte, klatschte er begeistert in die Hände. „Also gut, dann legen wir los!“ Da keiner von uns schon mal gespielt hatte, hatte auch keiner spezielle Protektoren gekauft. Weil wir aber noch nicht wussten, ob wir öfter spielen wollten, beschlossen wir Männer einhellig, nach Möglichkeit nicht auf die Testikel zu zielen und noch keine Extraausstattung zu besorgen. Ein paar von uns hatten Wechselklamotten mitgebracht, woran ich nicht gedacht hatte, sodass ich in der Umkleide nur meine Tasche liegen ließ, während die anderen sich umzogen. Saiken und Son Goku zogen sich, wenn auch aus purem Jux, die weißen Schutzanzüge an, die eigentlich für Malerarbeiten gedacht waren, die Steve uns gereicht hatte. Vor Schmerzen würde der dünne Stoff sie auf jeden Fall nicht schützen. Als wir lachend aus der Umkleide kamen, halfen die Angestellten gerade unseren Damen dabei, ihre Brustprotektoren anzulegen, was bei uns einiges an kindischem Gejohle auslöste. Ich schlenderte unauffällig zu Sasuke, die ein wenig abseits von den anderen stand und die Gruppe beobachtete, die gerade noch spielte. Durch eine Glasscheibe konnte man zusehen wie sie sich hinter großen Plastikhindernissen versteckten und nicht gerade professionell aufeinander ballerten. Wenn einer getroffen wurde, musste er in ein angrenzendes Abteil und warten, bis die nächste Runde begann. „Na, schon nervös?“, fragte ich Sasuke beiläufig. Sie zuckte die Schultern. „Nicht besonders. Du?“ „Neee! Ich hab ja schon end viel Erfahrung… Battle Field Profi, weißt du?“, erklärte ich großspurig, woraufhin sie nur die Brauen hochzog. „Ist das so?“ „Ja, aber keine Sorge, wir können uns ja zusammen tun, wenn du willst. Ich würde eh sagen, alle auf das Geburtstagskind, oder?“ „Nettes Geschenk.“, kommentierte sie trocken und als ich lachte, erlaubte auch Sasuke sich ein schmales Lächeln. Als sie jedoch zu mir aufsah, blitzten ihre Augen herausfordernd. „Dann muss ich mich vor dir also in Acht nehmen?“ Ich nickte begeistert. Eigentlich hatte ich natürlich nur Spaß gemacht, aber die Herausforderung in ihrem Blick reizte mich unheimlich. „Sieht so aus.“ „Gut.“, sagte sie und wandte sich von mir ab, als die Gruppe das Spielfeld verließ und meine Freunde in den Vorraum strömten. Sasuke lächelte mich nochmal an – Mein Herz machte einen ungesunden Schwenk in Richtung meines Halses – Und zog sich die Maske über das Gesicht. „Du dich nämlich auch vor mir.“ Steve hatte jedem von uns eine Dose mit zweihundert Farbpatronen ausgehändigt, die wir im Vorraum stehen lassen und deren Inhalt wir in den Spielpausen in unsere Waffen füllen konnten. Dann gab er uns noch eine Sicherheitsbelehrung, der ich nicht als einziger nicht wirklich folgte; Gyuki hatte ihre Kanone geschultert und kaute einen Kaugummi wie ein alter, abgebrühter Kriegsveteran, Isobu stand an der Eingangstür und versuchte, seine sichtlich besorgte Freundin davon zu überzeugen, dass das ganze Unterfangen ungefährlich war und Gaara redete leise auf Shukaku ein, dessen wilder Blick mich ein wenig beunruhigte. Schließlich gab der Angestellte der Halle mit einem Seufzend auf. „Wenn ihr wollt, könnt ihr euch in Teams aufteilen und um Flaggen kämpfen – Die würde ich euch noch bringen.“, bot er an, was wir nach kurzer Unterredung annahmen. Kurz darauf kam er mit einer neongelben und einer leuchtend blauen Flagge zurück, die er Kyuubi und Tenten in die Hände drückte. „Ihr habt jetzt eine Stunde, aber ich sage euch später nochmal Bescheid. Viel Spaß.“ „Also… Wählen wir jetzt einfach Teams?“, schlug Tenten unsicher vor. Als alle zustimmten, tat sie das offensichtliche und wählte ihren Freund in ihre Gruppe. Ich wollte mich schon zu Kyuubi gesellen, doch der grinste nur und wählte an meiner statt Sasuke, die sich ein wenig überrascht neben das Geburtstagskind stellte. Alles lachte über meine Empörung, als mein angeblich bester Freund dann auch noch Gyuki wählte anstatt mich. Offenbar wollte er sich eine Art Walküren-Truppe zusammenstellen, denn am Schluss hatte er auch noch Matatabi und Kokuô in seinem Team, während ich zusammen mit Gaara und Shukaku in Tentens Gruppe die gelbe Flagge verteidigen würde, die wir jetzt aufs Spielfeld trugen. In der Halle selbst stank es noch erbärmlicher nach dem eingefärbten Schweinefett. Der Boden war komischer Weise mit Hochflorteppich ausgelegt, sodass unsere Schuhe fast fünf Zentimeter im Schlick versanken. Im Abstand von ein paar Metern waren bunte Hindernisse verteilt, hinter denen man sich verstecken konnte. Ich war begeistert. Unser Team verzog sich hinter einen blauen Schaumstoffwürfel in der Nähe der Fenster, um zu beratschlagen. Nachdem alle freundlich Hatsune zu gewunken hatten, die wegen ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft natürlich nicht mitspielen konnte, bildeten wir einen Kreis und ich riss gleich mal das Wort an mich: „Also wir machen es so: Einer bleibt hier und bewacht die Flagge. Zwei andere bleiben in der Nähe und tun, als würden sie die Deckung verstärken, während die anderen sich vorarbeiten. Dann, wenn das blaue Team sich auf den ersten Angriff konzentriert, schlagen die zwei Zurückgebliebenen zu und erobern die Flagge. Zack, wir haben gewonnen.“ Saiken sah mich irritiert an. „Ich dachte, wir ballern einfach, bis wir keine Patronen mehr haben…?“ „Dann können wir es ja genauso gut gleich lassen!“, rief ich empört. Die anderen warfen sich erschöpfte Blicke zu, dann zuckten sie gleichmütig die Schultern. Nur Tenten beschwerte sich noch: „Wer hat dich eigentlich zum Teamleiter ernannt? Soweit ich weiß, ist das hier meine Truppe!“ „Ok, und was ist dein Plan, Chef?“ Sie sah mich einen Moment an, dann drehte sie das Gesicht weg. „Na, schön, wir machen, wie du meinst…“, grummelte sie und rammte die Flagge in die Grütze auf dem Boden. Als auch die anderen fertig waren, brachten wir uns alle in Position, nickten einander zu und die Vorhut, zu der ich gehörte lief los. Noch bevor wir die erste Deckung erreicht hatten, wurde Shukaku aus einem Versteck heraus getroffen und musste das Spielfeld verlassen. „Duckt euch!“, brüllte ich, als weitere Geschosse aus nicht identifizierbarer Richtung auf uns einprasselten. Wir hechteten hinter einen umgestoßenen Schaumstoffzylinder und entkamen gerade noch der nächsten Salve Farbkugeln aus einer ganz anderen Ecke des Raumes. „Wer war das?“, murrte Saiken, der einen Bauchplatscher hatte machen müssen, um nicht getroffen zu werden, und jetzt entsprechend in stinkenden, klebrigen Modder gehüllt war. Zum Glück hatte er einen der Maleranzüge ausgeliehen, sonst hätte er seine Klamotten wegschmeißen können. Ich lugte um die Kante unseres Versteckes und versuchte, den Scharfschützen zu erspähen. „Keine Ahnung, aber wir müssen besser aufpassen. Chomei, glaubst du, du schaffst es, noch etwas weiter vorzurücken?“ Er verdrehte die Augen und murmelte etwas, das verdächtig nach „Ihr nehmt das alle viel zu ernst…“, klang, verzog sich aber brav hinter eine nahegelegene Säule. Saiken und ich nahmen jeweils Posten auf beiden Seiten des Zylinders ein und nahmen alles ins Visier, was uns unter die Linse kam. Zuerst erwischte es Matatabi, die mit ängstlich über dem Kopf verschränkten Armen davon stapfte (Jemand hatte sie wohl schmerzhaft am Hals erwischt), dann traf jemand von hinten den empörten Son Goku, der steif und fest behauptete, der Treffer würde nicht zählen. Neji, der sich als wirklich guter Schütze herausstellte, traf aus seiner rückwärtigen Position bei unserer Fahne Isobu, als der ganz alleine auf ihn zustürmte und das Lager zu stürmen versuchte. Kurz darauf wurde unser Team stark dezimiert; Erst traf es Saiken, als er sich zu weit hinter unserer Deckung hervor lehnte, dann erwischte der unsichtbare Schütze Tenten, die sich gerade mit Gaara in Richtung der gegnerischen Flagge schlich. Wer auch immer das war – Ich tippte stark auf Kyuubi - Ich musste ihn ausschalten, bevor er unsere ganze Taktik zerstörte. Waghalsig lief ich weiter in Richtung der gegnerischen Basis, um von Gaara abzulenken, der sich ebenfalls mit hoch konzentriertem Gesicht näher pirschte. Postwendend musste ich mich unter einer Salve Farbpatronen wegducken und spürte eine haarscharf an meinem Ohr vorbei ziehen, aber ich schaffte es noch, mich hinter einer Kugel zu verstecken. Ich sah zu Gaara rüber, nickte ihm zu, dann schob ich meine Deckung mit einem Brüllen vorwärts. Chomei lief ebenfalls los und schaffte es noch, Kyuubi zu treffen, bevor er gleich von vier Patronen getroffen wurde. Im Vorbeirennen traf ich Gyuki, was mich genauso erstaunte wie sie, denn so schaffte ich es, ein Versteck zu errichten, das einen toten Winkel zwischen einem rosanen Würfel, einer Säule und meinem Kugel bildete, aus dem mich die restlichen Gegenspieler – Sasuke und Kokuô – Mich nicht sehen konnten. Ich sie allerdings auch nicht, sodass ich mich etwas vorwagen musste. Kyuubis blauhaarige Mitbewohnerin lauerte hinter einem zweiten, kleineren Zylinder, wagte es allerdings nicht, weit genug heraus zu kommen, um auf mich zu zielen. Sasuke hatte ich während des ganzen Spiels noch nicht gesehen – Und plötzlich wurde mir klar, dass sie der Heckenschütze sein musste, der fast unser ganzes Team ungesehen rausgehauen hatte. Ich grinste beeindruckt, dann schlich ich mich um die Kugel, um sie zu sehen und tatsächlich; Da hockte Sasuke und zielte auf jemanden, vermutlich Neji, obwohl der fast hundert Meter entfernt sein musste. Wenn sie es nämlich schaffte, ihn zu treffen, konnte Kokuô einfach rennen, was Gaara und mich zwingen würde, auf sie zu schießen. Dadurch hätte Sasuke freie Bahn auf uns Beide und da sie so gut zielte, hätte sie gewonnen. Das durfte ich natürlich nicht zulassen. Langsam, damit sie es nicht aus dem Augenwinkel sah, hob ich die Waffe und zielte, doch scheinbar hatte Sasuke mich trotzdem wahrgenommen, denn sie zuckte und duckte sich hinter eine lilane Schaumstoffpyramide, hinter der ich nur noch ihre Haare und den Lauf ihrer Waffe sehen konnte. „Versuch´s doch.“, zischte sie todernst. „Gleichfalls.“, gab ich amüsiert zurück, doch dann musste ich mich ducken, als sie tatsächlich auf mich zielte. Wir schossen ein paar Mal hin und her, dann sah ich, wie Gaara hinter einer Deckung auftauchte und langsam auf Sasuke zuschlich. Sie schien erst nicht zu wissen, warum ich das Feuer einstellte, doch als sie aufblickte war es schon zu spät; Gaara traf sie aus dem gerade noch erlaubten Radius von drei Metern mitten auf die Stirn. Dabei lag ein so wilder Ausdruck in seinen Augen, dass ich mich fragte, was sein Problem war. Aber erstmal sprang ich jubelnd hinter meiner Kugel hervor und stieß triumphierend die Faust mit der Waffe in die Luft, während ich den anderen Arm um die Schulter meines Mitstreiters schlang, der jetzt die Flagge an sich nahm. Sasuke sah erst etwas überrascht aus, doch dann breitete sich eine gesunde Röte auf ihren blassen Wangen aus und sie diskutierte mit uns über das Ende des Spiels… Na gut; Ich redete auf die beiden ein, während sie nur ab und zu Kommentare abgaben. Die anderen waren begeistert von diesem Fotofinish, denn Kokuô hatte es gerade geschafft, Neji zu erwischen und hätte sich nur noch trauen müssen, loszulaufen, dann hätte sie zuerst die Flagge gehabt. Wir spielten nochmal in anderen Teams, aber in dieser Runde wurde ich gleich als erster getroffen; offenbar war ich nach diesem Traumsieg leichtsinnig geworden. Kurz nach mir kam Gaara in den Warteraum, und nachdem wir einen Schluck getrunken und das momentane Spiel diskutiert hatten, kam ich auf das vorige Match zurück. „Sag mal, vorhin, als du Sasuke gestellt hast… Da warst du ganz anders als sonst.“ „Findest du?“, antwortete er unberührt, während er Shukaku nachblickte, der gerade die Flagge gegen eine feindliche Invasion verteidigte. „Ja… Das hat mich überrascht.“ Als er nichts sagte, grinste ich ein wenig verlegen und fügte hinzu: „Aber es war richtig cool!“ Jetzt sah mich Gaara an, aber er zögerte einen Moment, bevor er antwortete. „Niemand schießt ungestraft auf meinen Mann…“, sagte er dann so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob er es wirklich gesagt hatte. Aufziehen tat ich ihn natürlich trotzdem damit, bis der nächste getroffen und wir nicht mehr ungestört waren; Es war nämlich der Gegenstand unseres Gesprächs, Sasuke. „Uh, diesmal hat es unseren Meister-Heckenschützen aber früh erwischt.“, feixte ich, doch sie zuckte nur reserviert die Schultern. „Immer noch später als dich.“ Kurz blies ich beleidigt die Backen auf, dann entschloss ich mich, das Thema zu wechseln: „Aber du bist echt gut! Sag jetzt nicht, du bist im Schützenverein oder so.“ Sasuke nahm ungefragt die Wasserflasche, die ich mitgebracht hatte, und trank einen Schluck, ehe sie mit glänzenden Augen antwortete. „Eine Frau muss sich zu verteidigen wissen.“ „Du kommst mir nicht gerade wie eine Jungfrau in Nöten vor.“, lachte ich und wandte mich an Gaara. „Dir etwa?“ Doch er musterte das Mädchen nur ausdruckslos, zuckte die Schultern und wandte sich ab, um etwas in seinem Rucksack zu suchen. Verwundert – Sonst war Gaara auch nicht der gesprächige Typ, aber zumindest mir antwortete er eigentlich immer – Sah ich ihn an, aber wir wurden unterbrochen, als Matatabi sich uns anschloss. In ihren Augen glänzten Tränen und sie hielt sich den Hals. „Wa-Warum zielen die immer auf den Kopf?“, schniefte sie. „Und als ich mich gemeldet hab, dass ich getroffen wurde, hat Kyuubi nochmal extra auf mich geschossen!“ Bestürzt versuchte ich, sie zu beruhigen und zog zu diesem Zwecke das Geburtstagskind auf, als dieser kurz darauf zu uns stieß. Er entschuldigte sich, es sei keine Absicht gewesen, und lud seine Mitbewohnerin auf ein Getränk an der Bar ein; Sie hatte sowieso keine Lust mehr zu spielen. Das hieß, dass wir für die letzte Runde zwei Spieler weniger waren, was sich gut traf, denn wir hatten nur noch etwa eine Viertelstunde. Die verbrachten wir mit einem Blitzkrieg, der darin endete, dass Kokuô, die zuvor irgendjemandem seine Waffe entrissen hatte, brüllend auf eines der Hindernisse sprang und wild um sich ballerte. Wir flüchteten lachend vom Spielfeld, aber Steve schien das gar nicht lustig zu finden. Er wirkte erleichtert, als wir unsere Sachen packten und Platz für die nächste Gruppe machten. „Das war richtig geil!“, verkündete Saiken draußen auf dem Parkplatz, wofür er zustimmendes Gemurmel erntete. Nur Matatabi rieb sich erneut weinerlich den Hals. „Hat´s dir auch gefallen?“, wandte sich Tenten an Kyuubi, denn immerhin war das hier sein Geburtstagsgeschenk gewesen. Er war gerade damit beschäftigt, Farbe unter seinen länglichen Fingernägeln hervor zu popeln, nickte aber dienstbeflissen. „Klar. „Etwas mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf!“, beschwerte ich mich und schupste ihn. Er warf mir einen missbilligenden Blick zu, den ich zu ignorieren wusste. „Also… Was machen wir jetzt noch?“ „Duschen.“, kam es postwendend von Neji zurück, worüber ich die Nase rümpfte. „Das ist der Duft der ehrlichen Arbeit.“ „Das ist der Gestank von Schweinefett.“, lachte Tenten, die beschwichtigend die Hand auf den Arm ihres Freundes legte. „Aber wir könnten echt noch was machen. Wie sieht´s aus mit Essen gehen?“ Wir entschieden, uns später in der WG zu treffen und Chinesisch zu bestellen; Nur Shukaku tanzte aus der Reihe, weil er angeblich kein Gluten vertrug. „Dann bestellt ihr euch halt ne Pizza oder so.“, seufzte ich mit einer wegwerfenden Handbewegung, damit wir endlich in die Puschen kamen. Ich war am Verhungern. Es dauerte noch eine Weile, bis alle auf die Autos verteilt waren, aber schließlich schlenderte ich zusammen mit Sasuke gemütlich zu meinem Motorrad und reichte ihr den Beifahrerhelm. „Hat´s dir auch Spaß gemacht?“, fragte ich, während wir uns anzogen. „Ja.“, murmelte sie mit einem nachdenklichen Blick auf den Boden. „Aber meine Schuhe kann ich jetzt wohl vergessen.“ Ich folgte ihrem Blick und prustete los: Sie stand eigentlich noch immer bis zu den Knöcheln im gelbich-braunem Moder. „Ach komm.“, erwiderte ich und tätschelte tröstend ihre Schulter. „So wie ich dich kenne, hast du, ganz das Klischee-Weibchen, doch einen ganzen Kleiderschrank voller Ersatzschuhe.“ Sasuke wartete, während ich die Maschine aus dem Busch befreite, in dem ich geparkt hatte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das Gestrüpp wäre um einige Zentimeter länger geworden, als wir vor knapp zwei Stunden angekommen waren. „Mhm, gleich neben meinen rosanen Kleidern und der Barbie-Sammlung.“, schnaubte meine Beifahrerin sarkastisch. Ich grinste, wurde aber noch im selben Augenblick wieder ernst. „Hehe, also… Und wie fandest du die anderen? Waren alle nett zu dir?“ Über meinen strengen Tonfall bei der zweiten Frage verdrehte Sasuke die Augen, doch sie zögerte die Antwort ein wenig heraus, indem sie umsichtiger als nötig ihre Jacke schloss. Ich wurde schon nervös – Wenn wirklich jemand gemein zu ihr gewesen sein sollte, dann Gnade ihm Gott! – Aber dann sagte sie: „Sie sind alle sehr… Offen.“ Verdutzt legte ich den Kopf schief. „Und das ist…?“ „Positiv.“, bestätigte sie. „Nur… Überraschend. Sie kannten mich nicht, und doch haben sie mich aufgenommen.“ „Was hattest du denn erwartet? Dass sie dich in einer Ecke abstellen und du alleine rumsitzen musst?“, lachte ich, denn ich war nichts anderes gewohnt. Meine Freunde waren ein sehr offenes Trüppchen, da war so gut wie jeder willkommen, der sich mit einem frechen Spruch vorstellte und vielleicht mal eine Runde ausgab. Allerdings fand ich Sasukes Nervosität niedlich, womit ich sie natürlich aufziehen musste: „Hattest du etwa Schiss? Aber ich hätte dich doch nie alleine stehen lassen!“ „Idiot… Fahren wir endlich.“, brummte Sasuke, aber ich meinte zu sehen, wie sie unter ihrem Helm ein wenig errötete. Die Paintball-Anlage lag ein ganzes Stück außerhalb der Stadt, sodass wir ewig brauchten, bis wir bei der WG ankamen. Sasuke sah das Hochhaus empor, als wir meinen üblichen Parkplatz neben dem „Fahrräder abstellen Verboten“-Schild verließen. „Ganz schön nobel für eine WG.“, meinte sie. Ich hatte Sasuke zwar vorgeschlagen, ein Wettrennen die Treppen hoch zu machen – Sie joggte immerhin fast täglich und schwamm regelmäßig, also hatte sie eine ziemlich gute Kondition – Aber sie hatte nur die Augen verdreht und war mit der Kiste Cupcakes, die sie Kyuubi schenkte, in den Aufzug gestiegen. Wie langweilig. „Das Gebäude gehört… Puh, dem Vater von irgendeinem WG-Bewohner, ich glaube von Kokuô.“ „Gut, dass du über deine Freunde informiert bist.“, seufzte sie. „Und der Dickliche…“ „Isobu.“, warf ich amüsiert ein. Das sollte sie vor ihm lieber nicht sagen. Sasuke ignorierte meine Belehrungen. „Er lebt in einer WG, obwohl er ein Kind erwartet?“ „Na ja, er und seine Freundin haben ewig überlegt, ob sie das Baby überhaupt bekommen wollen, dann haben sie eine Wohnung gesucht, aber nichts gefunden und dann war die Schwangerschaft so weit fortgeschritten, dass Hatsune sich geweigert hat, umzuziehen.“, erklärte ich und zuckte die Schultern. „Aber jetzt haben sie eine Wohnung, in die sie einen Monat nach der Geburt einziehen können.“ Sasuke schnaubte als wäre das völlig inakzeptabel. Unweigerlich stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn wir ein Kind erwarten würden. Wahrscheinlich wäre ich mit den Nerven völlig am Ende am Tag der Geburt, während Sasuke ins Krankenhaus fahren und das Kind gebären würde als wäre das nur ein anderer Punkt auf ihrer täglichen To-Do-Liste. Bei dem Gedanken schmunzelte ich, aber auf Sasukes fragenden Blick hin schüttelte ich nur den Kopf; Den hätte sie mir nämlich wohl abgerissen, wenn ich ihr von meinen Tagträumereien erzählt hätte. Kurz darauf erreichten wir das oberste Stockwerk des Gebäudes und ich klingelte an der Tür, die von Kyuubi geöffnet wurde. „Da seid ihr ja endlich. Das Essen ist schon fast weg.“, begrüßte er uns, wobei er uns auch schon in die Wohnung komplimentierte. Alle hatten es sich um den Couchtisch herum bequem gemacht und plauderten angeregt. Ich quetschte mich munter zwischen Gaara und Tenten, die mir einen bösen Blick zuwarf, aber lächelnd zur Seite rutschte, damit Sasuke auch noch Platz hatte. Irgendwo tauchten noch zwei Teller auf, die einmal um den Tisch wanderten und übervoll zu uns zurückkehrten. Sasuke sah etwas angewidert auf die Fleischstückchen in ihrer Portion, doch ich half gerne aus indem ich einen Fetzen Schwein aufspießte. Sie zog die Brauen hoch und verdrehte die Augen, schob aber noch im selben Moment ihren Teller zu mir, was ich einfach mal als Einladung interpretierte, mich zu bedienen. Diejenigen, die nicht mehr Autofahren mussten, stießen mehrfach auf das Geburtstagskind an, sodass die Tischgesellschaft bald immer munterer wurde. Ich hatte ein paar Mal versucht, mich mit Gaara zu unterhalten, aber der hatte scheinbar schlechte Laune, sodass ich recht bald aufgab und mich den Ladies zu meiner linken zuwandte. Oder besser gesagt; Sasuke und Neji, die eine intensive Diskussion über Politik führten, während Tenten über ihre Köpfe hinweg aus dem Fenster starrte. Schmunzelnd erlöste ich meine Kommilitonin aus ihrer misslichen Lage: „Das hier ist ne Party. Könnt ihr nicht was Gescheites bereden, das letzte Katzenvideo oder so?“ „Manche Leute können sich auch über Wichtiges unterhalten. Obwohl ich nicht gedacht hätte, in deinem Freundeskreis auf so jemanden zu treffen.“, entgegnete Sasuke würdevoll. „Was soll das heißen?“, beschwerten Tenten und ich uns wie aus einem Munde. „Dass du besser aufpassen solltest, mit wem du dich anfreundest.“, erklärte Neji, der seine Freundin besänftigte, indem er den Arm um ihre Schulter legte und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Verräterin!“, murrte ich, als sie sich an ihren Freund schmiegte, doch Tenten reichte mir nur grinsend einen Muffin. „Iss n Cupcake und hör auf zu heulen. Die sind übrigens echt gut, Sasuke. Du solltest Konditorin werden.“ Das war nur so dahin gesagt, aber Sasuke tat etwas, das bei jedem anderen die normale Reaktion gewesen wäre, bei ihr aber einfach höchst verdächtig: Sie lächelte. „Sicher. Wieso auch nicht mit Abitur?“, fragte sie leichthin. Noch etwas, das sie sonst nie tat. „Was wäre daran so schlimm? Neji hat doch auch erst eine Ausbildung gemacht.“, fragte ich irritiert. „Das ist etwas anderes.“, wiedersprach Sasuke. Ich musterte sie forschend, doch sie erwiderte meinen Blick nur unbeeindruckt. „Du findest also, eine Konditorlehre sei weniger wert als eine zum Anwaltsgehilfen?“ „Natürlich.“, erwiderte sie, als hätte ich gefragt, ob der Himmel blau sei. „Aber das ist doch Schwachsinn!“, protestierte ich empört. „Jedem liegt etwas anderes und jeder hat Spaß an etwas anderem. Und es ist doch nur wichtig, wie glücklich man mit dem ist, was man tut.“ Sasuke sah mich kühl an. „Wir leben in einer Gemeinschaft. Der Wert des Individuums definiert sich über seinen Nutzen für die Gesellschaft, nicht daran, wie viel Spaß es hat.“ „Aber gutes Essen IST doch nützlich.“ „H-Hey, ich hab doch nur einen Spaß gemacht…“, versuchte Tenten, uns zu beruhigen. „Wenn Sasuke keine Konditorin werden will…“ „Aber das willst du, oder?“, unterbrach ich meine Kommilitonin, den Blick auf Sasuke gerichtet. „Du würdest gerne irgendwas in dieser Richtung machen, aber du denkst schon wieder, du seist deiner Familie irgendetwas schuldig.“ Wir starrten uns böse an, bis sie sich abwandte. „Ich weiß nicht, wie du plötzlich darauf kommst, aber ich möchte nicht Konditorin werden.“ „Aber…“ „Lass gut sein, Naruto.“, unterbrach diesmal Isobu uns, der den Arm um seine Verlobte gelegt hatte. „Ihr stresst das Baby.“ „Sorry, Hatsune.“, sagte ich bestürzt, doch sie lächelte nur milde. „Schon gut.“, meinte sie, obwohl ich mir sicher war, dass sie ihrem Freund gesagt hatte, er solle eingreifen. Isobu mischte sich in sowas sonst nie ein, im Gegenteil stichelte er eher. „In welchem Monat bist du denn?“, erkundigte Tenten sich, offensichtlich erleichtert über den Themenwechsel. „Mitte des siebten. Am vierzehnten Oktober ist der errechnete Termin.“ „Cool! Wenn ihr euch beeilt, hat sie am selben Tag wie ich Geburtstag!“, rief ich begeistert. Hatsune ignorierte das ´Bloß nicht!´ ihres Freundes und sagte: „Das hat doch nichts mit beeilen zu tun, Naruto.“ „Ach was, ihr schafft das!“, feuerte ich sie und das Baby an, worüber alle lachten. „Wie sieht es bei euch eigentlich aus?“, fragte Isobu mit einem Gesicht, als wolle er Ärger machen. „Wollt ihr Nachwuchs, Neji?“ Tenten rutschte unruhig auf ihrem Platz herum, aber ihr Freund antwortete gelassen: „Sicher. Sobald wir mit dem Studium fertig sind und geheiratet haben.“ Tenten sah ihn baff an; Sie wusste wohl noch nichts von diesen Plänen. Dagegen hatte sie aber wohl auch nichts, so, wie sie das errötete Gesicht an Nejis Schulter barg. Isobu, in seinen Plänen zur Stiftung von Unfrieden abgewehrt, wandte sich schmollend an Sasuke und mich. Seine Augen blitzten; Er wusste, dass ich Interesse an ihr hatte und einen (Oder ein dutzend…?) Korb kassiert hatte. „Und was ist mit euch?“, fragte er grinsend. „Ich möchte keine Kinder.“, antwortete Sasuke prompt und mit völlig nüchternem Gesicht. „Wieso nicht?“, fragte ich, wohl ein bisschen zu persönlich betroffen, denn sie zog die Brauen hoch. Ich ruderte zurück: „I-Ich meine, Kinder sind doch etwas Schönes…“ „Dann solltest du welche zur Welt bringen und dabei deinen Körper zerstören und deine Freiheit aufgeben.“, erwiderte Sasuke kalt. „Man kann ja auch adoptieren.“, warf Tenten ein, verzweifelt, weil Sasuke und ich schon wieder Meinungsverschiedenheiten hatten. „Und die Frau muss heutzutage doch nicht unbedingt zu Hause bleiben.“ „Sollte sie aber… Was denn? Ist doch das Beste für das Kind!“, verteidigte Isobu seinen Einwurf, als Hatsune und Tenten aufschrien. „Nun, das ist das klassische Familienbild.“, stimmte Neji ihm zu. „Genauso, wie man nach der Ausbildung heiratet und die Frau zu Hause bleibt?“, fragte Sasuke gehässig und mit eisiger Stimme. Tenten, der diese Interpretation von Nejis Plänen wohl noch nicht gekommen war, rückte von ihrem Freund ab, als dieser Sasukes Behauptung nicht dementierte. „Ich studiere doch nicht, um Hausfrau zu werden!“ „Du könntest ja Teilzeit…“ „Wie nett, dass du mir das zugestehst.“, unterbrach Tenten ihren Freund wütend. „Das sollte man besprechen, wenn es so weit ist, oder?“, intervenierte diesmal ich, doch meine Kommilitonin schnaubte nur und Neji schwieg würdevoll. Ich warf Sasuke, die an dieser kleinen Beziehungskriese Schuld hatte, einen vorwurfsvollen Blick zu, doch sie wandte das Gesicht ab. „Na egal… Habt ihr schon dieses eine Video gesehen?“, wechselte ich das Thema und hatte kurz darauf einige Zuschauer, die auf Kyuubis Laptop lustige Filmchen ansahen. Die merklich bessere Stimmung hielt sich den ganzen restlichen Abend, trotzdem ließen Sasuke und ich ihn zuerst ausklingen. Sie musste am nächsten Tag zu ihrem Praktikum und ich wollte sie, trotz ihres Beharrens, nicht Bahnfahren lassen. Auf dem Weg nach unten konnte ich nicht anders, als das Kinder-Thema nochmal aufzugreifen. „Und du willst wirklich keine Kinder?“ Sasuke seufzte ungeduldig. „Wieso interessiert dich das?“ „Weil Kinder mein Job sind.“, antwortete ich und grinste, als sie ein wenig überrascht aussah. „Wenn alle so denken würden wie du, wäre ich arbeitslos.“ „Ich bin einfach nicht bereit, mein Leben dem Glück eines anderen Menschen unterzuordnen.“, erklärte sie schließlich langsam, als habe sie Angst, ich könnte sie deswegen verurteilen. „Das mag egoistisch sein, aber wir haben nur diese eine Chance und die zu teilen kommt mir fahrlässig vor.“ „Hm… Und was ist mit deinem zukünftigen Partner?“, wollte ich wissen. „Ich meine, selbst, wenn man nicht heiraten will, bindet man sich doch irgendwann endgültig und letztendlich hast du nie die Sicherheit, dass du nicht doch mit jemand anderem glücklicher gewesen wärst. Und diesen Menschen hast du dann womöglich gar nicht kennengelernt, weil du ja bei deinem Partner warst.“ „Darum möchte ich keinen Partner.“ „Gut, aber auch so hast du nicht die Sicherheit, dass du das größtmögliche Glück für dich erreichst.“ „Das hängt dann aber einzig und alleine von mir ab.“, sagte Sasuke und stieg aus dem eben haltenden Aufzug. „Ja, vielleicht…“, überlegte ich, ihr folgend. „Aber ich hätte schon gerne Kinder. Am liebsten drei.“ „Wieso das?“ „Weiß nicht. Ich bin ja Einzelkind und ich hätte es mir immer cool vorgestellt, zwei Geschwister zu haben. Das ist schon eine große Familie, aber noch nicht so viele, dass jemand zu kurz kommt, verstehst du?“ „Hm.“, machte Sasuke, dann schwieg sie. „Dein Bruder scheint dich irgendwie mehr zu mögen als du ihn.“, stellte ich fest, als wir am Motorrad waren. Sasuke nahm ihren Helm, setzte ihn aber nicht auf, also wollte sie wohl noch reden. „Itachi mag jeden.“, sagte sie kühl. „Na ja, bei dir hat er auch allen Grund dazu.“, lächelte ich aufrichtig, aber sie bekam es in den falschen Hals und schnaubte. „Viel mehr hat er keine Wahl.“ „Du kannst es echt nicht ab, wenn Leute dich mögen, oder?“, fragte ich schmunzelnd. Sie verdrehte die Augen und wandte sich ab, um ein paar Passanten nachzusehen, die den Platz vor dem Hochhaus querten. Vier Häuser umkreisten die Grasfläche, auf der einzelne Bänke tagsüber als Ruheplatz und nachts als Partystäte für Jugendliche dienten. „Kommt darauf an von wem.“, sagte Sasuke schließlich. „Also ist es jetzt ok, dass ich dich mag?“, fragte ich erfreut. Sie sagte nichts, aber das war Antwort genug und ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. „Hehe, cool… Aber willst du mir nicht sagen, wieso du Itachi nicht magst? Dann können wir zusammen über ihn lästern.” “Das ist kein Spaß, Naruto:”, wischte sie mir das Grinsen vom Gesicht. Tatsächlich hatte ich ihre Abneigung bisher für spätpubertäre Kinderein gehalten – Außerdem mochte Sasuke sowieso die wenigsten Leute, wie es aussah. Aber so, wie sie mich gerade ansah, musste ich das ganze wohl ernster nehmen. „Ok… Aber wenn du darüber reden willst, bin ich für dich da. Das weißt du, ja?“ „Will ich aber nicht.“, sagte sie direkt. „Das ist eine… Familienangelegenheit.“ „Deine ´Familie`…“, brummte ich missmutig. Ihre Geheimniskrämerei hatte meine gerade noch gute Laune vertrieben. „Was ist damit?“ „Nach dem, was du so erzählst, bin ich mir nicht sicher, ob das überhaupt eine Familie ist.“, erwiderte ich, angestachelt von ihrem gereizten Ton. „Du weißt nichts von meiner Familie.“, sagte sie kühl. „Weil du nie was erzählst.“, seufzte ich mürrisch. „Ist doch klar, dass man sich da alles Mögliche zusammen reimt, oder? Und es ist auch komisch, dass du keine Kinder willst, das gehört doch zum Leben dazu…“ „Ich kann keine Kinder bekommen, ok?“, giftete sie mit glühenden Gewitteraugen. „Bist du jetzt zufrieden? Ist dir das offen genug?“ „Ich… Nein… Tut mir leid…“, stammelte ich perplex. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie mir so eine Information im Affekt um die Ohren hauen würde, aber es hatte wohl genau die Wirkung, die sie gewollt hatte; Ich war sprachlos. Sonst sträubte sie sich so sehr, auch nur ihre Lieblingsfarbe preiszugeben, dass ich jetzt von dieser intimen Offenbarung wie überfahren war. Ob sie es mir gesagt hatte, weil sie sauer war oder weil sie mir vertraute oder aus einer Mischung aus beidem konnte ich nicht sagen. Jedenfalls schien sie es zu bereuen, denn sie wandte sich wieder ab und strich sich unbehaglich das Haar aus den Augen. „Schon gut.“, brummte sie. „Abgesehen davon will ich nämlich auch tatsächlich keine Kinder.“ „Ok… Aber seit wann weißt du…?“ „Bring mich nach Hause.“, unterbrach sie mich, offenbar nicht bereit, noch weiter über dieses Thema zu sprechen. Ich nickte überfordert und setzte meinen Helm auf, dann fuhren wir los. Innerlich verfluchte ich mich für meine indiskrete Frage. War doch klar, dass sie keine Details erzählen wollte. Aber sie war noch viel zu jung dafür, dass ihr so eine prägende Entscheidung einfach von ihrem eigenen Körper abgenommen werden sollte. Ich vermutete nämlich stark, dass sie sich ein wenig selbst eingeredet hatte, keine Familie zu wollen, nachdem sie erfahren hatte, dass sie keine würde haben können. Das passte einfach zu Sasuke, die immer alles im Griff haben wollte; Wenn ihr die Kontrolle genommen wurde, tat sie einfach so als wäre das, was ihr passierte, aus ihrem eigenen Willen geschehen. Ich hätte gerne noch etwas zu dem Thema gesagt oder mich zumindest dafür entschuldigt, sie so provoziert zu haben, aber sobald ich vor ihrem Haus hielt, flüchtete Sasuke praktisch von meinem Motorrad. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)