Den Ärger wert von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 8: Die Neue ------------------- Die anderen waren, wie zu erwarten gewesen war, sehr interessiert an Sasuke. Sobald wir den Laden betraten, warfen alle uns Blicke zu. Ich sah etwas nervös zu ihr runter; Hoffentlich würde ihr das nicht alles wieder zu viel, sodass sie so verängstigt wie am Nachmittag reagierte. "Also Leute, wer es noch nicht mitbekommen hat: Das hier ist Sasuke.", stellte ich sie allgemein vor, dann deutete ich auf meine Freunde, um ihre Namen zu nennen: "Tenten kennst du ja - Und das ist ihr Freund Neji. Daneben sind Kiba und Hinata und das sind..." "So viele Namen kann sich doch keiner auf einen Schlag merken, Idiot!", mischte Sakura sich ein, die mir unsanft in die Seite boxte. Sasuke dagegen lächelte sie zuckersüß an. "Tut mir Leid, Sasuke-kun. Möchtest du was trinken?" Sie nickte und folgte dem anderen Mädchen zum früheren Buffet, das inzwischen zur Bar umfunktioniert worden war; Reste von Sekt, ein paar Flaschen Bier und von Tenten hergestellter Erdbeerlimes hatten es sich darauf bequem gemacht. Ich folgte den Damen, um mir ein Bier zu nehmen, sah aber, dass Sakura Sasuke mit den anderen Frauen bekannt machte und ließ sie in Ruhe. Stattdessen gesellte ich mich zu Shikamaru und Temari, die am Verkaufstresen herumlungerten. "Hey ihr zwei. Und, schon das Hochzeitsbouquet vorbestellt?", grinste ich, worüber beide nur die Augen verdrehten. Natürlich planten sie noch keine Vermählung. "Klar. Wir überlegen grad, ob wir rosane oder doch traditionell rote Rosen nehmen. Was meinst du?", erwiderte die Blondine mit dem ihr eigenen trockenen Humor. "Hmm... Zu dir als Blondchen passt rosa wohl besser.", empfahl ich gut gelaunt. "Stimmt, du kennst dich da ja selbst aus, Blondie. Danke für den Tipp." Sie setzte sich auf die Theke, überschlug die Beine und sah zu den anderen Mädchen, die miteinander sprachen. "Ist wohl doch kein Phantom, deine Sasuke." "Ich hab euch schon die ganze Zeit gesagt, ihr sollt aufhören, sie so zu nennen, Mann! Und natürlich gibt es sie wirklich, ich denk mir doch keine Leute aus." "Nachdem Kyubi gemeint hat, er wüsste nicht, wovon du redest, waren wir da nicht mehr so sicher.", bemerkte Shikamaru. Ich blies empört die Wangen auf und gestikulierte wütend mit dem Bier in Richtung meines besten Freundes. "Der hat mich nur verarscht, der Saftsack! Hättet ihr euch ja auch mal denken können, immerhin macht er das ständig!" "Jaa, du armes Baby." "Pf, ich kann mich schon wehren." "Jetzt entscheide dich mal.", schmunzelte Temari. "Willst du Mitleid oder nicht?" "Ehrlich gemeintes schon... Aber Schluss jetzt damit.", bestimmte ich, da mich die ewige Debatte um Sasukes Existenz langsam nervte. "Wo ist eigentlich Gaara?" "Shukaku ist nicht so der Blumen-Typ." Shikamaru grinste schief, als er das sagte; Tatsächlich war es eine lustige Vorstellung, der leicht cholerische Mann mit einem Strauß Rosen in der Hand. "Stimmt wohl...", lachte ich. "Aber ihr zwei ja auch nicht so unbedingt." "Ja - Aber Ino ist nicht Gaaras langjährige beste Freundin. Mir blieb nichts anderes übrig als zu kommen, sonst wär ich wohl ein mieser Kumpel.", gab Shikamaru zu bedenken. "Jaja, und jetzt hockst du hier abgeschottet mit deiner Freundin. Das ist natürlich der beste Buddy der Welt, da hast du Recht." "Wieso abgeschottet? Wir reden doch mit dir. Fühl dich geehrt.", konterte Temari gelassen. Sie hatte den Arm um die Schultern ihres Freundes gelegt und seine Hand ruhte auf ihrem Bein. Irgendwie waren die zwei ja doch ganz süß... Auf ihre eigene ironische, verschrobene Art und Weise. "Ja klar. Ich schreib das sicher in mein Tagebuch.", zwinkerte ich ihr zu. "Ich lass euch Turteltauben jetzt aber auch mal allein, ne? Bis gleich." "Gehst du Phantome jagen?", rief Shikamaru mir nach, aber ich ignorierte ihn. Ich gesellte mich zu der kleinen Gruppe am Buffet, die inzwischen aus Sasuke, Kiba, Hinata und Kyubi bestand. Die drei Letzteren unterhielten sich angeregt miteinander, während die erste eher gedankenversunken mit ihrem Glas Orangensaft spielte. Ein paar ihrer widerspenstigen Haare hatten sich aus der zuvor noch ordentlich sitzenden Frisur gelöst und der Kajal hatte sich dunkel um ihre Augen verteilt, als hätte sie es genauso beabsichtigt. So kitschig es auch war, mir schoss der Gedanke durch den Kopf, ob es nicht verboten war, so schön zu sein. "Na? Über wen lästert ihr?", fragte ich in der Hoffnung, mir nichts von meinem schmalzigen Gedanken anmerken zu lassen. "Nur über dich.", entgegnete Kiba grinsend. "Waas? Auch du, Hinata?", fragte ich das Mädchen mit tiefer, ernster Stimme als ob ich Cäsar wäre und sie Brutus. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, angesprochen zu werden, denn sie lief tiefrot an und stammelte: "Wa-Was...? Nein, ich... Äh..." "Leugnen hilft nichts! Mitgehangen, mitgefangen!" "A-Aber... Naruto-kun...!" Jetzt hatte ich es wohl übertrieben, denn sie sah mich ernsthaft traurig an. Hinata war ein zartes Persönchen, das schon mal in Ohnmacht gefallen war, als ich sie scherzeshalber auf den Arm genommen hatte, also war ich lieber vorsichtig mit ihr. Bevor sie noch in Tränen ausbrach hob ich beschwichtigend die Hände und lachte. "Das war doch nur ein Scherz! Ich weiß doch, dass du nicht so fies bist wie die anderen hier." Ich tätschelte ihren Kopf, woraufhin dieser noch röter wurde. Sie blickte auf meine Brust, während sie mit ihren Fingern spielte, lächelte jetzt aber wieder scheu. "A-Ach so..." "Alter! Musst du immer so eine Show abziehen?", lachte Kiba und legte den Arm um seine Freundin, wodurch meine Hand von ihrem Haar rutschte. "Du bist echt unsensibel!" "Da musst du ja gerade reden.", kommentierte Kyubi amüsiert, denn Hinata war es scheinbar auch peinlich, an die Seite ihres Freundes gedrückt zu sein, so rot, wie sie gerade war. "Was willst du jetzt eigentlich, Mann? Ich bin total rücksichtsvoll, oder? Sags ihnen, Süße!" "Nur kein Druck.", warf ich grinsend ein und jetzt wusste Hinata wirklich nicht mehr, was sie sagen sollte, denn ihr Blick huschte von einem zum anderen und sie stammelte unverständliche Laute. Als klar wurde, dass von ihr keine Antwort mehr zu erwarten war, wechselte ich das Thema: "Hm, na ja, ist ja auch egal. Worüber habt ihr denn geredet?" "Wir haben Sasuke von deinen Heldentaten als Kind erzählt." Kibas Augen bekamen bei dieser Aussage einen fiesen Glanz, was mich ernstlich nervös machte. Als Teenager hatte ich eine Zeit gehabt, auf die ich aus heutiger Sicht alles andere als stolz war... "Ach ja...? Was denn für Taten?", erkundigte ich mich bei Sasuke. "Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass du deinen Großvater auf den Balkon gesperrt hast." "Aaaah...", lachte ich erleichtert; Bevor ich zehn geworden war, waren meine ´Streiche` vielleicht noch lustig gewesen. "Jaa, damit war ich sogar im Radio! Haben sie das auch erzählt?" "Nein." "Was? Das ist das Beste an der Geschichte!" "Du bist so stolz darauf, da dachten wir, du willst es selbst erzählen.", behauptete Kyubi. Natürlich glaubte ich ihm kein Wort. "Also?", erkundigte Sasuke sich, offenbar amüsiert. "Ich war deswegen im Radio!", grinste ich äußerst zufrieden woraufhin sie die Augen verdrehte. "Das hab ich gehört." "Huh? Oh, wenn du mehr hören willst, hättest du vorhin meine Großeltern fragen müssen, ich war da noch zu klein. Aber Jiraiya hält mir das bis heute vor." "Es war ja auch mitten im Winter, hatte minus zehn Grad, es lag Schnee und er ist erst wieder reingekommen, als Tsunade drei Stunden später zurückgekommen ist.", klärte Kyubi auf. Sasuke schnaubte amüsiert. "Und so jemand will Lehrer werden?" "Das sag ich auch immer!", mischte Kiba sich grinsend ein. "Wenn du wüsstest, was er alles angestellt hat, so als Teenager..." "So? Was denn?" "Ni-Nichts!", warf ich rasch dazwischen und wedelte mit den Händen, während ich Kiba warnende Blicke zuschoss. "Nur den üblichen Kram, den Teenager halt so anstellen!" "I-Ich glaube, du wirst ein toller Lehrer, Naruto-kun...", flüsterte Hinata mit einem scheuen Lächeln, das ich dankbar erwiderte. "Danke! Natürlich werd ich das, immerhin ist das meine Berufung! Was ist eigentlich mit dir? Wie läuft die Kunst?" "Kunst i-ist es ja nicht..." Sie hatte im letzten Herbst ein Architekturstudium angefangen, war sich ihrer Sache aber scheinbar noch nicht so richtig sicher. Andererseits war Hinata sich selten bei etwas sicher. Sie sah auf meine Brust und zupfte am T-Shirt ihres Freundes. "Aber das... Das Studium ma-macht Spaß u-und meine Noten waren au-auch ganz ok..." "Ganz ok? Du warst eine der Besten aus deinem Jahrgang!", korrigierte Kiba laut, woraufhin Hinata noch röter anlief. Er lächelte sanft und küsste ihren Kopf. "Du kannst ruhig stolz auf dich sein, Süße." "N-Na ja..." "Nichts na ja! Das ist super, Hinata, ich bin echt beeindruckt! Aber wir wussten ja schon immer, dass du es voll drauf hast!", schloss ich mich der Meinung meines Kumpels an. Jetzt blickte sie doch auf, ein unsicheres, winziges Lächeln auf den Lippen. "Fi-Findest du, Naruto-kun...?" "Ja, natürlich. Die Entwürfe für das Gebäude, die du mir damals gezeigt hast, waren echt Klasse." "Oh... Danke..." "Ich würde da sofort einziehen wollen." "E-es sind doch nur Entwürfe...", versuchte sie, meine Begeisterung zu bremsen, obwohl sie merklich geschmeichelt war. "Ach Quatsch, die werden schon noch umgesetzt! Und dann gründen wir da eine WG, ok?" Sie gab ein klägliches "Naruto-kun...", von sich, konnte mich aber nicht wirklich zurückhalten, sodass ich bereits dabei war, unsere Einrichtung zu planen und wie wir das in der WG zu dritt regeln konnten. "Ich glaub, Neji hat dich gerufen, Hinata.", behauptete Kiba plötzlich. Hinata sah verwirrt zu ihrem Cousin, welcher nicht mal in unsere Richtung blickte, aber bevor sie etwas sagen konnte, führte Kiba seine Freundin in die Richtung ihres Vetters davon. Irritiert schaute ich ihnen nach. "Habt ihr gehört, dass er was gesagt hätte?" Kyubi und Sasuke warfen sich Blicke zu und seufzten tief. "Du kapierst auch gar nichts, oder?", fragte das einzig verbliebene Mädchen ernüchtert. "Häh? Was meinst du?" Sie schüttelte nur den Kopf und als ich Kyubi ansah hob dieser abtuend die Hand. "Ich halt mich da raus... Bin jetzt eh langsam weg. Soll ich einen von euch heim nehmen?" "Nein.", erwiderte Sasuke sofort. "Jo, dann bleib ich wohl auch noch ein bisschen.", schloss ich mich, ganz der Gentleman, an. "Wie ihr meint. War schön, dich mal wieder zu sehen, Sasuke.", lächelte er sie an und reichte ihr die Hand, bevor er sich abwandte, um sich von der Gastgeberin und den anderen zu verabschieden. So blieben Sasuke und ich alleine zurück. Es freute mich, dass sie noch bleiben wollte, denn das musste bedeuten, dass sie meine Freunde nicht ganz schrecklich fand. Zufrieden mit dieser Erkenntnis faltete ich die Hände hinter dem Kopf und grinste sie an. "Na, wie gefällt´s dir so bisher?" "Es ist ganz ok... Aber versuch nicht vom Thema abzulenken. Was hast du als Kind sonst noch so angestellt?" Ich lächelte gequält; Eigentlich hatte ich nicht darüber reden wollen, aber wenn Sasuke einmal von sich aus fragte, musste ich ja wohl fast antworten. "Uh, lass mich überlegen...", bat ich und tat dann auch genau das. Was konnte ich ihr erzählen, ohne zu viel zu verraten? Es war ja nicht so, dass ich diesen Teil meines Lebens verheimlichen wollte, nur war jetzt wohl nicht der richtige Moment, ihr davon zu erzählen, dass ich schon mal eingebrochen war und mich früher oft geprügelt hatte. Schließlich fiel mir eine Geschichte ein, die sie lustig finden könnte: "Ah ja! Einmal, als ich noch siebzehn war, wollte ich unbedingt mit Kyubi in einen Club gehen. Er war schon neunzehn, also kein Problem, aber wie sollte ich da jetzt rein kommen?" Ich sah Sasuke erwartungsvoll an, doch anstatt zu raten, zog sie nur eine Augenbraue hoch, also erzählte ich weiter: "Ein Kumpel von Kyubi hat mir seinen Ausweis geliehen und ist halt eine Weile vor mir reingegangen... Leider hat der Türsteher das gecheckt und uns rausgezogen." "Was für eine Überraschung.", kommentierte Sasuke seufzend. "Hehe, eigentlich nicht. Der Freund war nämlich brünett." Ich lachte, obwohl sie entnervt den Kopf schüttelte. "Idiot." "Hey, du wolltest doch hören, was ich so getrieben habe! Außerdem geht die Geschichte noch weiter." "Was kannst du denn da noch draufgesetzt haben?" "Wart´s mal ab!", grinste ich geheimnisvoll und gönnte mir noch einen Schluck Bier. "Jedenfalls hat der Türsteher, der olle Langweiler, gemeint, er muss die Polizei rufen. Die haben mich und den Typ, dem der Ausweis gehörte, dann mitgenommen und verhört, bis meine Großeltern kamen... Man, war Tsunade sauer." "Kann ich mir kaum vorstellen." "Doch - Ich wäre fast lieber auf der Wache geblieben!", behauptete ich. "Na ja, jedenfalls hab ich gesagt, ich hätte den Ausweis geklaut, weil der Typ ja schon volljährig war und sonst krass Ärger bekommen hätte. Deswegen musste ich dann in eine Therapie, in der mich so ne Tussi gefragt hat, was ich mir dabei gedacht hätte und wie ich das Vertrauen eines Freundes so missbrauchen könnte... Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu lachen. Schlussendlich musste ich dann in einem Kindergarten Sozialstunden ableisten und das war es." "Die haben einen Verbrecher auf Kinder losgelassen?", erkundigte Sasuke sich trocken. "Hey, ich bin kein Verbrecher! Er hat mir den Ausweis freiwillig gegeben!", beschwerte ich mich, musste dann aber doch lachen. "Aber eigentlich war genau das das Lustige daran; Ich durfte nämlich nichts mit den Kindern zu tun haben, sondern musste warten, bis die weg waren, bevor ich den Raum betreten und putzen durfte. Das war echt krass, als wär ich ein Kinderschänder oder so." "Nun, ein gutes Vorbild bist du nicht. Überleg dir das mit dem Lehramtsstudium nochmal.", riet sie sachlich, woraufhin ich empört schnaufte. "Ich werde der beste Lehrer, den es je gab, ok?!" "Sag mir vorher Bescheid, auf welcher Schule du unterrichtest, dann kann ich meine Kinder wo anders hinschicken." "Da verpassen sie aber was.", behauptete ich grinsend. "Aber mal was anderes... Du willst Kinder? Hätte ich jetzt nicht gedacht!" Sie wandte den Blick ab und man sah ihr deutlich an, dass ihr das Thema unangenehm war. "Das war nur so daher gesagt..." "Ach was. Wetten, du willst eigentlich eine ganze Horde? Das war ein freudiger Versprecher!" Sie sah einen Moment verdutzt aus, dann schüttelte sie schmunzelnd den Kopf. "Meinst du vielleicht ´Freud’scher Versprecher`?" "Äh, ja, das auch. Aber jetzt hast du eine Story von mir gehört, da will ich als Ausgleich eine von dir. Was war das Verrückteste, das du je angestellt hast?“, fragte ich gespannt. Sasuke blinzelte, überlegte einen Moment und gestand dann: „Mit dir kann ich nicht mithalten.“ „Das ist sowieso klar.“, grinste ich und kratzte mich an der Nase. „Aber irgendwas Cooles hast du doch bestimmt schon mal angestellt!“ „Nicht, dass ich wüsste.“ „Echt?“ Als sie den Kopf schüttelte, stieß ich verblüfft die Luft zwischen den Zähnen aus. „Wow… Das tut mir leid.“ „Ich vermisse es nicht, mit dem Gesetz in Konflikt zu liegen.“ Scheinbar war sie pikiert, denn sie verschränkte die Arme und drehte das Gesicht weg. Ich war überrascht von Sasukes Reaktion, denn ich hielt sie für ein wenig spießig und hätte nicht gedacht, dass sie mein kleiner Scherz so treffen würde. Dann überlegte ich, dass sie schon mal gesagt hatte, dass in ihrer Familie vieles ´anders` geregelt würde – Wie genau hatte sie nicht definiert – Und sie somit vielleicht gar nicht die Möglichkeit gehabt hatte, mal ein bisschen auszurasten. Auch Itachi sprach sehr dafür, immerhin wirkte sein ganzes Verhalten nicht wie das eines Mannes von Mitte zwanzig. Er war nicht steif gewesen, hatte aber meine Freunde mit einer wohlwollenden Reserviertheit behandelt, die man sonst eher wesentlich jüngeren Mitmenschen entgegenbrachte, nicht Leuten, die vielleicht vier, fünf Jahre jünger waren. „Hmm, tja, dann hast du dir jetzt aber die falschen Freunde ausgesucht.“, versuchte ich, die Situation wieder aufzulockern, indem ich wild mit den Augenbrauen wackelte. „Ich bin ein ganz schlimmer Finger!“ Kurz schürzte Sasuke die Lippen, doch dann konnte sie sich eines Schmunzelns nicht erwehren und wandte sich kopfschüttelnd ab. In dem Moment kam unsere Gastgeberin vorbei und hielt mir ein Cocktailglas unter die Nase, in dem geviertelte Limetten trieben wie Strandgut. „Was ist das?“, fragte ich, mit spitzen Fingern das Getränk nehmend. „Ein Caipirinha!“, erklärte Ino mit einem Grinsen, das mich das Schlimmste erwarten ließ. „Nur für dich. Los, probier mal!“ Ich wusste, dass ich es bereuen wurde, nahm aber trotzdem einen Schluck. Augenblicklich zog sich jeder Muskel in meinem Gesicht zusammen und ein heftiger Schauer überlief meinen Rücken. „Mhmmmm, das ist aber ein… Caipirinha!“, lobte ich sarkastisch und hielt auch Sasuke das Glas hin. „Den darfst du dir nicht entgehen lassen.“ „Ich glaube, das werde ich aber.“, erwiderte sie staubtrocken. Kiba, der wieder zu uns trat, nahm mir das Getränk ab und nahm mutig einen großen Zug, von dem er in heftiges Husten ausbrach. „Fuck, Ino! Was hast du gemacht?!“ „Das war mein erster Versuch!“, klagte die Blondine mit einem verlegenen Lachen. „Ich hab mich aber ans Rezept gehalten.“ „Boa… Das schmeckt wie die Leiche eines Caipirinhas.“, stellte ich nach einem weiteren Probeschluck fest. Dann schwenkte ich das Glas in Kibas Richtung. „Zehn Euro wenn du es trinkst.“ „Spinnst du? Ich will nicht verrecken, Alter!“, stöhnte er und schlug nach dem Todesgebräu. „Schütt es in irgendeinen Topf, dann ist es weg.“ Empört nahm Ino mir ihren sogenannten Cockatil ab und hielt ihn an die Brust gedrückt wie eine Bombe. „Wehe, ihr bringt auch nur eine meiner Pflanzen damit um.“ Völlig unerwartet griff Sasuke in das Geschehen ein, indem sie Ino das Glas abnahm und es mit einem Zug leerte. Wir starrten sie alle noch verblüfft an, als sie kokett das Haar hinters Ohr strich und an mich gewandt meinte: „Du schuldest mir zehn Euro.“ „Aaaalter!“, lachte Kiba so laut, dass die anderen uns neugierige Blicke zuwarfen. Er hob die Hand, doch Sasuke verstand nicht, was er meinte, also nahm er ihr Handgelenk und ließ ihre Handflächen für ein Highfive gegeneinander klatschten. „Sie hat Eier in der Hose! Die Kleine mag ich!“ Ich auch, dachte ich und gab ihr mit einer Mischung aus Amüsement und Wehmut ihren Wetteinsatz. Diesen reichte sie aber gleich an Ino weiter mit den Worten: „Für die Getränke.“ „Eeeeh?! Dafür zahlt man unter Freunden doch nichts!!“, protestierte ich und Kiba stimmte mir zu, vermutlich, weil er nicht wollte, dass sich das jetzt einbürgerte. Ino dagegen warf uns vielsagende Blicke zu. „Vielleicht sollte man das aber, anstatt immer zu schnorren! Ist ja auch nicht umsonst, der Fusel, mit dem ihr euch hier besauft.“ „Wir haben ja auch die Hälfte davon gekauft.“ Ich nickte Kiba bekräftigend zu. „Genau. Und bei mir zu Hause müsst ihr ja auch nichts zahlen. Soll ich das mal einführen?“ „Wenn, müssten das deine Großeltern einführen.“, mischte sich Sakura ein, die mit einem Sektglas in der Hand herübergeschlendert kam. Sie lehnte sich an die provisorische Theke, sodass sie zwischen Sasuke und mir stand. Zwar hatte sie ihre eigene Wohnung, allerdings wurde diese größtenteils von ihren Eltern finanziert, genauso wie der Rest ihres Studiums. Ihre Familie kam aus dem soliden Mittelstand und sie war Einzelkind, deshalb konnte viel Geld für ihre Ausbildung aufgewendet werden. Außerdem ließen Sakuras Noten darauf schließen, dass sich diese Investition auszahlen würde. Schnaubend winkte ich ab. „Bei uns ist der Gast König. Das wisst ihr auch, sonst würdet ihr ja nicht ständig bei uns herumlungern.“ Das Gespräch plätscherte von einem zum anderen, nur unterbrochen von den sich langsam verabschiedenden Freunden. Da Sasuke keine Anzeichen machte, gehen zu wollen, tat ich das auch nicht, immerhin hatte ich ihrem Bruder versprochen, sie sicher nach Hause zu bringen. Vor dem musste ich ja schließlich einen guten Eindruck machen. Itachi machte nämlich den Anschein, als würde er mit Argusaugen über seine kleine Schwester wachen, und wenn ich unsere Freundschaft aufrechterhalten wollte, würde ich diesen Augen wohl genügen müssen. Zwei Stunden später waren nur noch die frischgebackene Ladenbesitzerin, Choji, Shikamari und Temari sowie Sasuke und ich da. Wir stießen ein letztes Mal an, dann machten wir uns daran, die Überreste der Party aufzuräumen. Während ich ein paar heruntergefallene Blütenblätter und Flaschendeckel einsammelte, näherte ich mich unbefangen Ino. „Hast du, worum ich dich gebeten hatte?“, fragte ich. Sie warf zwar Sasuke einen zweifelnden Blick zu, nickte jedoch und verschwand im kleinen Hinterzimmer, aus dem sie kurze Zeit später mit einem großen Strauß zurückkehrte, in dessen Zentrum eine blau eingefärbte Orchidee saß. Auch die anderen Blumen waren blau, allerdings natürlich. Es war ein beeindruckendes, hoch aufragendes Konstrukt, das die Anwesenden neugierig und mit gebührendem Lob zur Kenntnis nahmen. „Für wen ist das Monster denn?“, wollte Temari wissen, kurz bevor ich das Arrangement an mich nahm und mich damit Sasuke zuwandte. Ich lächelte sie warm an und hielt ihr die Blumen hin. „Für dich.“, erklärte ich und sie nahm wohl automatisch den Strauß entgegen. „Für alles, was du für mich getan hast. Ich glaube, ich habe dir noch gar nicht gesagt, wie dankbar ich dir für alles bin, was du getan hast.“ Sasukes Augen weiteten sich, aber nach der Überraschung legte sich nicht die erwartete Freude und Verlegenheit auf ihre Züge, sondern Verärgerung. „Ich habe dir schon gesagt, dass ich so etwas nicht möchte.“, zischte sie, dann wandte sie sich ab und sammelte etwas umständlich ihre Habseligkeiten ein, bevor sie das Geschäft verließ. Es sah lustig aus wie der Strauß bei ihrem Abgang vor ihr her wackelte, aber niemand lachte. „Was war das denn?“, fragte Shikamaru überrascht. „Nun lauf ihr schon nach, du Idiot!“, rief Ino ungeduldig. Stockend kam ich ihrer Aufforderung nach, nicht sicher, was ich gerade gesehen hatte. Dass Sasuke kompliziert war, war mir schon klar gewesen, aber so auf ein Geschenk zu reagieren, war einfach unhöflich und das passte so gar nicht zu ihr. Sie hatte den Strauß sogar auf den Boden geworfen, stellte ich fest als ich über den Parkplatz von Inos Laden ging. Ich hob die Blumen auf, zupfte sie etwas zu Recht und sah mich dann unschlüssig um. Natürlich hatte ich keine Ahnung, wohin der Flüchtling gelaufen war. Allerdings hatte sie kein Fortbewegungsmittel und soweit ich wusste, war es zu ihr nach Hause zu weit zum Laufen – Ganz im Gegensatz zu der nahegelegenen Bahnstation. Dorthin joggte ich in gemütlichem Tempo, um Sasuke Zeit zu geben, sich zu beruhigen und mir zum Nachdenken. Es war nicht das erste Mal, dass sie einfach so davon gestürmt war; Am Anfang unserer Bekanntschaft hatte sie mich ja sogar als Stalker beschimpft. Allerdings hatte ich gedacht, über diese Phase wären wir inzwischen hinaus. Ich hatte wirklich gedacht, sie mittlerweile zu kennen, aber da hatte ich mich offensichtlich ganz grundlegend getäuscht. Frustriert von dieser Erkenntnis kickte ich ein Steinchen vor mir her über den Bürgersteig. Es war einfach so schwer, zu erraten, auf was Sasuke empfindlich reagierte und auf was mit ihrer üblichen sarkastischen Überheblichkeit, weil sie so grundlegend anders war als alle Frauen, die ich kannte. Die einzige, die ihr vielleicht noch ein bisschen ähnlich war, war Temari, und selbst die war durchschaubarer. Sie hätte zwar Witze über den Strauß gemacht, die Geste aber nie so abgewiesen, wie Sasuke es getan hatte. Das war ja fast, als hätte ich sie geschlagen… So spät abends war der Bahnhof verlassen. Zuerst sah ich nichts außer ein paar Essensverpackungen, die vom Wind vorbeigetrieben wurden, aber dann fuhr die Bahn ein und Sasuke kam aus ihrem Versteck hinter einem Reklameschild hervor. Weil sie mich nicht anschnauzte, dass ich gehen sollte, schlenderte ich ihr nach in den Zug und lehnte mich an die gläserne Absperrung, die die offenen Sitzreihen von den Durchgängen trennten. „Also… Wirst du nichts erklären?“, fragte ich, nachdem sie eine Weile schweigend aus dem Fenster gesehen hatte. Ich sah ihre Augen im Glas blitzen. „Du bist mir nachgelaufen. Also solltest du dich eher erklären.“ „Ich wollte wissen, warum du mich wie einen Kriminellen behandelst, weil ich dir einen beschissenen Blumenstrauß geschenkt habe.“, antwortete ich gereizter, als ich selbst erwartet hatte. Ihre Reaktion hatte mich wohl mehr getroffen, als ich zuerst angenommen hatte. „Schnauz mich nicht an.“ „Du hast damit angefangen.“ Sie starrte mich wütend an, aber ich war nicht bereit, einzuknicken. Nicht dieses Mal. Nicht, wenn sie so eindeutig Unrecht hatte. Schließlich wandte Sasuke sich wieder ab. „Ich habe dich nicht angeschnauzt, sondern ein Geschenk abgewiesen – Was mein gutes Recht ist.“ „Aber nicht so. Das war respektlos und unhöflich. Nicht nur mir gegenüber, sondern auch Ino. Sie hat sich Mühe hiermit gegeben…“ – Ich wedelte mit den zerfledderten Blumen in ihre Richtung – „Und du schmeißt es einfach auf den Boden!“ „Dann sollte sie nicht so überempfindlich sein.“, schoss Sasuke zurück, womit sie eindeutig mich meinte. Ich lachte höhnisch. „Wer reagiert hier denn gerade über? Es sind Blumen, Sasuke, kein… Ehering.“, endete ich nach kurzem Zögern, denn das war es ja wohl, wovor sie solche Angst hatte: Die Bedeutung meiner Geste. Ich setzte mich auf die Bank des ihr gegenübergelegenen Sitzabteils und sah sie eindringlich an – Ich wusste, dass sie es im Fenster mitbekam, obwohl sie sich weigerte, sich zu mir umzudrehen. „Das war ein Zeichen meiner Dankbarkeit – Ohne dich hätte ich diese Prüfungen wirklich nicht gepackt. Du hast mir den Arsch gerettet, Sasuke, ist dir das überhaupt bewusst?“ „Ich hab nicht…“ „Doch, hast du. Du hast mich motiviert, mir einen Plan und eine Struktur gegeben. Du hast mir gezeigt, wo ich anfangen muss. Und außerdem… Außerdem hast du mir deine Freundschaft gegeben.“, fügte ich errötend hinzu. Sie schnaubte über die kitschigen Worte, aber mir quollen gerade meine Gefühle über die Zunge und ich konnte sie nicht aufhalten. „Du hast mehr als deutlich gemacht, dass du nur mit mir befreundet sein willst und das ist ok für mich. Ich hab nichts getan, um mich an dich ranzumachen, oder? Nur… Scheinst du nicht mal zu wissen, was es überhaupt heißt, wenn man mit jemandem flirtet.“ „Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie und drehte sich jetzt doch zu mir um. Die Verärgerung in ihrem Blick war gewichen, und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, dass sie ein wenig verlegen wirkte. „Weil du jeden Mann, der mit dir redet, gleich verdächtigst, dich anzubaggern. Ich hab vorhin genau gemerkt, wie distanziert du mit den Jungs geredet hast. Stimmt´s nicht?“ Abweisend verschränkte Sasuke die Arme vor der Brust. „Ich kenne deine Freunde nicht. Wieso sollte ich vertraut mit ihnen umgehen?“ „Ach komm, gib wenigstens zu, dass ich Recht hab!“, grinste ich und schlug mit den Blumen auf ihr Bein. „Du arrogante Tussi, ey! Nicht jeder Typ, der mit dir redet, will dich gleich rumbekommen!“ „So? Da hab ich aber anderes erlebt.“, sagte sie so leise, dass meine gute Laune verflog. Ich leckte mir über die Lippen, nicht sicher, ob ich weiter nachfragen sollte. Ich hatte mir heute schon zwei Strikes geleistet und wollte sie nicht sofort wieder verärgern. Dann siegte aber meine Neugierde: „Was denn?“ Sie zögerte so lange, dass ich schon glaubte, sie würde nicht mehr antworten. „Wie ich schon sagte, ist mein Vater ein einflussreicher Geschäftsmann. Mei… Itachi und ich müssen ihn auf viele öffentliche Events begleiten.“ „Und da wirst du so oft angegraben?“, bohrte ich weiter, als Sasuke verstummte. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hör endlich auf mit diesem Wort. Das klingt, als wärst du zwölf.“, tadelte sie, bevor sie fortfuhr. „Aber… In gewisser Weise hast du Recht. Einige der jüngeren Kollegen meines Vaters haben sich wohl einen geschäftlichen Vorteil daraus erhofft, mich zu umwerben, denn sobald ich sechzehn wurde schickten sie ihre Söhne zu mir. Zuerst war ich nur irritiert, dann, als mir aufging, was sie vorhatten, richtig sauer. Irgendeiner kam mit einem Strauß Blumen…“ – An diese Stelle nahm sie mir das Bouquet ab und zupfte an den Blüten – „Aber weil er der dritte an diesem Abend war, war ich so sauer, dass ich ihm das Geschenk aus der Hand geschlagen hab.“ „Kann ich mir gar nicht vorstellen.“, spöttelte ich. Sasuke warf mir einen säuerlichen Blick zu. „Danach hat sich auch noch herausgestellt, dass er mich wirklich mochte. Das war unangenehm…“ „Du… Du warst so sauer auf deine Fake-Verehrer, dass du das Herz des einzigen richtigen in den Schmutz geworfen und zertrampelt hast?“, fragte ich ungläubig und lachte brüllend los, als sie mürrisch nickte. „Das nennt man dann wohl Ironie des Schicksals!“, johlte ich, wofür ich einen äußerst schmerzhaften Tritt gegen das Schienbein kassierte. „Halt die Klappe, Idiot… Du bist immer so laut.“ „Komm schon, das ist köstlich!“, kicherte ich mit tränenden Augen. Ich brauchte noch eine ganze Weile, bis ich mich beruhigt hatte, dann richtete ich den Blick beeindruckt auf den Blumenstrauß. Irgendwie hatte Sasuke es geschafft, die Spuren der Misshandlung aus dem Grünzeug zu entfernen. „Wow, wie hast du das denn gemacht?“ Sie zuckte die Schultern und legte den Strauß über den Schoß wie ein Ritter sein Schwert. Offensichtich war sie noch beleidigt. „Jetzt komm schon, es tut mir doch leid. Wenigstens versteh ich, warum du kein Fan von Blumen bist.“ „Das hat nichts mit diesem Vorfall zu tun.“, antwortete sie ein wenig zu pikiert, als dass ich ihr geglaubt hätte. Sie strich über eine der stachelig aussehenden Feldblumen, die ´Jungfer im Grünen` hieß, wie Ino mir erklärt hatte. Sie hatte auch angedeutet, dass ihre Bedeutung irgendwas mit verschmähter Liebe zu tun hatte, aber die Semantik von Blumen hatte mich noch nie interessiert. Und wenn, wäre es irgendwie passend gewesen, obwohl ich hoffte, dass Sasuke diesen Hintergrund nicht kannte. „Ich finde einfach, dass Blumen überbewertet sind.“ „So? Aber sie sind doch ein schönes Zeichen der Wertschätzung. Außerdem kommt es doch nicht auf das Geschenk an, sondern auf den Gedanken dahinter, oder?“ Sasuke zögerte, nickte dann aber; Das würde ihre einzige weitere Reaktion auf mein teures Präsent bleiben, merkte ich. „Mag sein, aber Blumen sind so ausgelutscht und unkreativ.“ „Danke auch.“, lachte ich, obwohl ich wusste, dass sie es nicht so meinte. Seitdem sie wusste, dass ich die Geste rein platonisch gemeint hatte, schien sie den Strauß zu akzeptieren, zumindest machte sie keine Anstalten, ihn mir zurück zu geben. „Aber ich finde eher, dass es eben ein klassisches Geschenk ist und mehr sagt, als man mit Worten ausdrücken kann. Du hättest mal Ino über die Blumenbedeutung fachsimpeln hören sollen, bevor sie ihren Meister gemacht hat. Ätzend!“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf Sasukes Lippen, das mir ein wenig wärmer werden ließ. „Mit dem Quatsch kenn ich mich nicht aus.“ Sie sah auf ihren Strauß, dann wider zu mir, offensichtliche Neugierde in den Augen. „Hat sie auch was zu diesen Blumen gesagt?“ „Ähähäh, neeeeein, häh, wieso?!“, lachte ich viel zu laut und zu hysterisch. Die Orchidee bedeutete Gefühlskälte, die Kornblume dagegen sprach von Beständigkeit und sagte etwa: ´Ich gebe die Hoffnung nicht auf!` Natürlich hatte ich das alles nicht gewusst – Ich hatte die Blumen nur ausgesucht, weil sie blau waren, Sasukes Lieblingsfarbe – Aber irgendwie passte das alles auf so eine ironische Art zu Sasuke und meinen Gefühlen zu ihr, dass ich es lieber für mich behalten wollte, nicht, dass sie es noch in den falschen Hals bekam. Sie musste gemerkt haben, dass ich ihr etwas verheimlichte, zog es allerdings vor, nicht weiter darauf einzugehen. Wahrscheinlich wusste sie, dass sie die Antwort gar nicht hören wollte. „Mhm. Aber wenn du damit etwas sagen willst, bedeutet es nicht, dass deine Worte genauso schnell vergehen wie die Blumen?“ Ich starrte Sasuke mit offenem Mund an. Sie konnte so grob und geradeheraus sein, dass man ihr die Feinheiten, die sie manchmal aussprach, gar nicht zutraute – Ähnlich war es ja mit ihrer Gedichtinterpretation von Poe gewesen. Und noch dazu hatte sie das gerade mit so einem Unterton gesagt, der mich vermuten ließ, dass schon wieder mehr dahinter steckte, als sie zugeben wollte. Als ich kurz nichts sagte, blickte sie mit gerunzelter Stirn auf und merkte, dass ich sie anglotzte. „Was?“ „Ni-Nichts. Du hast nur…“ „Fahrkarten bitte.“, hörte ich aus unmittelbarer Nähe und erstarrte. „Fuuuuck!“, fluchte ich und tastete unbeholfen über meine Hose. Meine Begleitung legte den Kopf schief, also erklärte ich: „Ich hab vor lauter nach dir Suchen keine Karte gekauft! Fuck, fuck, fuck!“ Sasuke sah von den näherkommenden Kontrolleuren zu mir, dann verdrehte sie die Augen. „Idiot…“ Ich biss mir auf die Lippe, dann stand ich auf und fasste sie an der Hand. „Komm!“, rief ich und lief los in Richtung Zugende. Hinter uns warfen sich die Kontrolleure Blicke zu, dann hörte ich sie nach uns rufen und ebenfalls rennen. Allzulange würde es nicht mehr dauern, bis wir an der nächsten Haltestelle ankamen, aber ich wusste nicht, ob wir lang genug ausweichen konnten, um der Strafe zu entgehen. „Komm schon, komm schon…“, zischte ich, als wir endlich die Lichter des Bahnsteigs sahen und der Zug gemächlich abbremste. Ich hibbelte auf den Fußballen und warf immer wieder nervöse Blicke zu unseren Verfolgern, während Sasuke neben mir die Arme verschränkt hatte. „Fuck!“ „Du solltest nicht so viel Fluchen.“, tadelte das Mädchen erneut, dann öffneten sich quälend langsam die Abteiltüren und sie überraschte mich, indem sie mit den Ellbogen voran durch die Wartenden stürmte wie ein Quarterback, „Beeil dich!“, rief und mich an der Hand in Richtung der Rolltreppen zerrte, die zu den Fernzügen führten. Hinter uns hörten wir noch Rufe, aber auf den weitläufigen Fluren des Untergeschosses fanden uns die Kontrolleure nicht mehr, außerdem waren sie uns wahrscheinlich nicht mal die Treppe hoch gefolgt. Trotzdem joggten wir weiter zur nächsten Treppe und standen schließlich in der beinahe leeren Halle mit den Fernzügen. Eine Putzkolonne war unterwegs und ein paar späte Pendler, sonst war nichts los. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Flucht, falls uns die Bahnbeamten doch folgten. „Da hinten ist ein Laden, in dem wir uns verstecken können.“, erklärte ich und ging los. Erst, als sie mir die Finger entzog, fiel mir auf, dass ich noch immer Sasukes Hand gehalten hatte. Sie sagte nichts dazu und so grinste ich sie nur breit an, während ich sie zu dem kleinen Geschäft führte. Auch dort waren nur drei Leute, den müden Verkäufer eingerechnet. Wir lungerten ein bisschen zwischen den Regalen herum und noch immer machte meine Begleitung keine Anstalten, gehen zu wollen. Also besorgte ich uns Bier – Für das ich meinen Ausweis vorzeigen musste, weil niemand mir abkaufte, dass ich schon zweiundzwanzig war – Sowie Chips und Schokolade. Derart ausgerüstet gingen wir in die Ankunftshalle. Diese war zwar überdacht, aber natürlich an den Gleisen offen, sodass die Züge ungehindert ab- und einfahren konnten, sodass es auf den Wartebänken, auf denen wir es uns bequem machten, ein wenig zog. Zum Glück ist es warm, dachte ich, den Blick zu den Eisenstahlträgern über uns gehoben, auf denen eine Taubenfamilie ein Schläfchen hielt. „Alter, das war knapp!“, lachte ich dann und machte lautstark die Chipstüte auf. „Und es wäre unnötig gewesen, wenn du wie jeder normale Mensch eine Fahrkarte gekauft hättest.“, schnaubte Sasuke herablassend. „Auf welchem Planeten lebst du denn?!“, rief ich entsetzt. „KEIN normaler Mensch kauft eine Fahrkarte, wenn er es vermeiden kann!“ Ein abwägender Zug schlich sich in ihre Augen. „Aha… So eine Unterschlagung findest du also normal? Und du bist dir sicher dass das Schlimmste, dass du in deiner ´rebellischen Phase` angestellt hast, ein kleiner Streich mit deinem Großvater war?“ „Eh… Hehehe…!“, machte ich nervös. Verdammt, diese Frau war intelligenter als ihr gut tat. Um ihrem Blick auszuweichen kramte ich lautstark einige Chips hervor. „Was meinst du?“ „Schon gut.“, wehrte sie ab und nahm sich ein paar Chips. „Du musst es mir nicht sagen.“ Ich lächelte dankbar, weil sie es offensichtlich ernst meinte und nicht nur pro-forma eine hohle Phrase sagte. Ich würde ihr bestimmt von meiner wilden Teenager-Zeit erzählen… Aber noch nicht jetzt. Nicht, wo sie mir gerade erzählt hatte, dass sie noch nie etwas Verrücktes getan hatte. Apropos: „Hey, jetzt hast du ja doch mal über die Strenge geschlagen! Flucht vor den Hütern des Gesetzes und so.“ Entgegen meinem breiten Grinsen zog Sasuke nur die Brauen hoch. „Du nennst Bahnbeamte Hüter des Gesetzes?“ Schulterzuckend schob ich mir ein paar Chips in den Mund. „Klingt besser. Und das ist doch das Wichtigste an Geschichten: Wie sie klingen, wenn man sie jemandem erzählt.“ „Du bist schon ziemlich aufmerksamkeitsgeil.“, amüsierte sie sich. Ihr Blick folgte einem langsam einfahrenden Zug, aus dem um diese Uhrzeit nicht sonderlich viele Menschen ausstiegen, obwohl es die Endstation war. Eine adrett gekleidete Zugbegleiterin mit Koffer stöckelte hastig an uns vorbei, dann folgte eine Gruppe lachender und offensichtlich angetrunkener Jugendlicher, die uns nach Feuer fragten. Wir schüttelten beide die Köpfe und schwiegen einträchtig, bis auch der letzte Passagier gegangen war. Ich lehnte mich vor um an Sasuke vorbei zur Anzeigetafel zu schauen, auf der stand, wohin der Zug als nächstes fahren würde. „Ich wollt mich schon immer mal in irgendeinen Zug setzten und einfach schauen, wo ich rauskomme.“, erzählte ich. Sie schien nicht begeistert von der Idee. „Und dann?“ „Na, mal schauen eben!“, lachte ich, mich wieder zurücklehnend. „Ich weiß es nicht. Aber es hat doch irgendwie was Romantisches, oder? Ich meine, im Prinzip ist doch das ganze Leben eine Fahrt ins Unbekannte, bei der wir nur ein paar kleine Weichen stellen können.“ „Seit wann bist du Poet?“, schnaubte Sasuke amüsiert. Sie nahm noch einen einzelnen Chip und schob ihn sich bedächtig in den Mund. Wenn sie immer so langsam aß war es kein Wunder, dass sie so dünn war. „Ich wäre für London.“ „Hm?“, machte ich, weil ich ihren Gedankengang nicht ganz nachvollzogen hatte. „Wenn ich irgendwohin fahren würde. London hat mir gefallen, als wir dort gewohnt haben. Alleine die Gebäude… Eine sehr faszinierende Mischung aus Tradition und Moderne. Und die Leute können auch mal die Klappe halten.“ „Hey, was soll das jetzt heißen?!“, empörte ich mich, weil mir ihr Seitenblick auf mich keinesfalls entgangen war. „Aber wenn du da schonmal gewohnt hast, zählt es nicht. Es geht ja darum, sich was Neues anzuschauen. Kambodscha oder so.“, schlug ich grinsend vor. „Ich glaube nicht, dass man da mit dem Zug hinkommt.“ „Aber nach London oder wie?“, lachte ich. „Außerdem geht es doch nur darum, irgendwohin zu fahren.“ „Leisten können wir uns das sowieso nicht.“ „Boa, du bist echt viel zu realistisch. Das ist ne Träumerei, ok?!“, brauste ich auf. „So wie damals, als du… Keine Ahnung, Tierärztin oder so werden wolltest.“ „Wie bitte?“ „Ach komm, jedes kleine Mädchen will doch Tierärztin werden.“ Sasuke schnaubte verächtlich. „Du denkst sehr stereotyp… Wolltest du etwa Feuerwehrmann werden?“ „Nein, aber es war mindestens genauso schlimm.“, gestand ich mit einem breiten Grinsen. „Fußballer.“ „Mhm… Gut, dass du es nicht getan hast. In dem Match mit den Kindern hast du bewiesen, dass du untergegangen wärst.“ „Du bist so ein Arsch.“, schmollte ich und sprang auf, um mit einer Dose zu dribbeln, die in der Nähe bei einem Mülleimer lag. Ich ließ sie von einem Fuß zum anderen hüpfen, drehte mich dabei, fing sie mit der Schulter und blieb schließlich mit ausgestrecktem Fuß und ausgebreiteten Armen vor ihr stehen. „Na? Na? Ist das nichts?“ „Hm… Vielleicht hättest du es im Zirkus geschafft.“ „Arsch.“, wiederholte ich und fing wieder an zu dribbeln. „Aber mal im Ernst, was wolltest du denn werden?“ Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie: „Köchin.“ Vor Überraschung landete mir die Dose auf dem Kopf, die ich gerade mit dem Fuß jongliert hatte. Ich war so verdutzt, dass ich anfing zu lachen, was ich jedoch sofort unterband, als ich Sasukes wütendes Gesicht sah. „Sorry, nein, das ist cool. Nur kann ich dich nicht als Hausfrauchen mit Schürze sehen.“, erklärte ich und fing dann doch wieder an zu lachen. „In Restaurantküchen herrscht ein sehr rauer, hierarchischer Ton. Das hat nichts mit Hausfrauenromantik zu tun.“, fauchte sie, merklich beleidigt. „Sorry, ich kenn mich damit nicht aus.“ Beschwichtigend hob ich die Hände, dann griff ich nach der Schokolade und brach gleich ein ganzes Rippchen ab. Sasuke bot ich gar nicht erst etwas an; Sie mochte keine Süßigkeiten. „Und… Wie bist du dann ausgerechnet auf ein Chemiestudium gekommen? Ich meine Ernährungstechniker oder sowas hätte ich ja verstanden, aber Chemiker?“ „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich in der Firma meines Vaters arbeiten werde.“ Ihre Stimme war kühl geworden, distanziert, und ich merkte, dass ich einen Nerv getroffen hatte. „Außerdem haben wir von Kindheitsträumen geredet. Jetzt sind wir keine Kinder mehr.“ „Na ja, jung genug bist du jedenfalls noch.“ „Und trotzdem reifer als du.“ „Das stimmt.“, gab ich freimütig zu „Aber das ist auch kein Wunder, wenn du deine Entscheidungen triffst, wie dein Vater es tun würde.“ Sasuke erstarrte für einen Moment, die Augen weit aufgerissen, die Schultern völlig durchgestreckt. So hatte sie es noch nie betrachtet und scheinbar hatte sie der Gedanke auch erschreckt. Dann merkte sie, dass ich sie beobachtete, und sie streifte ihr Pokerface über, hinter dem nichts mehr zu sehen war als überlegene Distanz. Plötzlich konnte ich mir sehr genau vorstellen, wie ihr Vater aussah. „Er ist ein erfolgreicher Mann. Wieso sollte ich mir nicht an ihm ein Beispiel nehmen?“, fragte sie gereizt und stand ebenfalls auf. „Ich werde jetzt heimgehen.“ Ich brummte zustimmend und gemeinsam gingen wir zurück zum Bahnsteig, an dem jetzt wohl kein Kontrolleur mehr war. Unterwegs gab ich einem Obdachlosen, der sein Lager auf der Treppe aufgeschlagen hatte, die Chips und die Schokolade. Sasuke beobachtete das etwas missbilligend, sagte aber nichts dazu. Auch am Bahnsteig war sie still, bis ich fragte: „Mhm… Sasuke… Also…“ „Spucks schon aus.“ „Na ja… Darf ich dich heimbringen?“, fragte ich leise und unsicher, dann hob ich hastig die Hände. „N-Nicht weil ich bei dir pennen will oder so… Es ist nur so spät und ich hab ein ungutes Gefühl, wenn ich dich jetzt alleine lasse. Also, wäre es ok?“ Sie musterte mich nachdenklich und schwieg eine ganze Weile. In ihrem Gesicht zeigten sich wiederstreitende Gefühle, doch dann senkte sie den Blick und flüsterte: „Also gut… Aber wirklich nur nach Hause bringen.“ „Natürlich!“, rief ich, zuerst erfreut, doch als wir auf ihre Bahn warteten, dachte ich darüber nach und wurde immer betroffener. „Sag mal… Warum glaubst du eigentlich immer, dass ich versuchen würde, bei dir zu landen?“ Mit einem Schmunzeln, das ich ihr nicht ganz abkaufte, fragte sie: „Tust du das denn nicht?“ Trotz meines Misstrauens lachte ich. „Ich weiß nicht. Am Anfang vielleicht. Aber inzwischen…“ Ich zuckte die Schultern und stieg mit Sasuke in die Bahn, die gerade eingefahren war. „Du bist eine richtig gute Freundin geworden und das möchte ich für nichts aufs Spiel setzen. Deswegen macht es mich auch traurig, wenn du immer so heftig auf alles reagierst. Ich will dich nicht bedrohen oder dir Angst machen oder so…“ „Ich hab keine Angst vor dir.“, erwiderte sie ein wenig gereizt. Da hatte ich zwar einen anderen Eindruck, aber ich wollte sie nicht vollends auf die Palme bringen, also schwieg ich eine Weile. Dann wechselte ich das Thema: „Nachdem du sagtest, du habest den Typ von der Party so das Herz rausgerissen…“ – An dieser Stelle verzog Sasuke ungnädig das Gesicht, aber ich grinste nur - „Geh ich davon aus, dass du noch nie einen Freund hattest, oder?“ Eine ganze Weile reagierte sie nicht, doch dann nickte sie langsam. „Und wieso? Ich meine, du bist intelligent, lustig, herausfordernd, hübsch…“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung um mich zu unterbrechen. „Ja, ich weiß, ich bin phantastisch.“, sagte sie ohne eine Spur von Sarkasmus in der Stimme; Sie wusste es wirklich. Es dauerte einen Moment, ehe sie fortfuhr: „Ich habe einfach nicht das Bedürfnis nach einer Beziehung. Ich habe viele Verpflichtungen; Mein Studium, mein Praktikum, meine… Familie. Da hat ein Partner einfach keinen Platz. Außerdem wüsste ich gar nicht, was ich damit anfangen sollte.“ „Na ja…“, fing ich mit einem Grinsen an, doch erneut brachte sie mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Das ist schon klar, aber auch danach hab ich kein Bedürfnis.“ Das war eine sehr private Offenbarung und Sasuke zog es vor, das Gesicht hinter ihrem Haar vor mir zu verbergen. Ich wusste nicht, was ich mit dieser Information anfangen sollte, weil ich es nicht ganz verstand. Jeder hatte doch irgendwie sexuelle Bedürfnisse, oder? Andererseits, wenn sie Jungfrau war, waren die wohl nicht sonderlich ausgeprägt. Ich wusste, dass Sasuke gerade mehr aus sich herausgegangen war, als es für sie üblich war, deshalb war ich äußerst vorsichtig mit dem, was ich jetzt sagte. „Aber… Hast du es überhaupt schon Mal ausprobiert? Ich meine, klar, es gibt auch Leute, die kein Interesse an Sex haben, aber weiß man das denn, bevor man es gemacht hat?“ Sie zögerte genau den einen Moment lange genug, der mich aufmerksam machte, aber ihr Blick, als sie antwortete, hielt mich davon ab, weiter zu fragen. „Nein, ich habe es noch nie… Ausprobiert. Und das muss ich auch nicht. Es ist meine Entscheidung, wann und mit wem ich schlafen möchte und ich habe mich entschieden, es nicht zu tun.“ „Das geht auch niemanden etwas an. Ich wollte dich auch nicht, keine Ahnung, überzeugen oder so, ich war einfach neugierig.“, erklärte ich mit einem Aufrichtigen Lächeln. „Eigentlich finde ich das sogar ziemlich cool. Die meisten Mädchen, mit denen ich auf dem Gymnasium war, haben ein riesen Aufhebens um ihre Jungfräulichkeit gemacht und gedacht, sie bekommen nie mehr einen Freund ab, weil sie mit sechzehn, siebzehn noch keinen Sex hatten. Aber selbst wenn man eine Beziehung hat, muss man ja nicht miteinander schlafen.“ Sasuke zog eine Augenbraue hoch, stand auf und ging zur Bahntür. „Nicht?“, fragte sie skeptisch, als ich zu ihr aufgeschlossen hatte. „Natürlich nicht.“ Ich war fast ein wenig beleidigt über ihr Misstrauen. Für was für einen Kerl hielt sie mich eigentlich? „Wie du sagtest, das ist eine Entscheidung, die jeder selbst treffen muss. Außerdem ist man doch mit einer Person zusammen um… Na ja, eben zusammen zu sein, Zeit zu verbringen und all sowas. Klar, Sex ist ein schöner Zeitvertreib, aber wenn das die Basis der Beziehung ist, stimmt doch irgendwas nicht.“ Die Bahn hielt, wir stiegen aus und durchquerten den leeren, unterirdischen Bahnhof. In meiner Hosentasche vibrierte mein Handy und ich sah, dass Ino mir eine fragende, aber auch ziemlich obszöne Nachricht geschrieben hatte. Angesicht meines Gesprächsthemas mit Sasuke wurde ich ein bisschen rot und steckte das Mobiltelefon wieder weg. Meine Begleitung sah mich fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf. Sie musste ja nicht wissen, dass meine Freunde glaubten, zwischen uns würde heute noch etwas laufen. Aber ich hatte mir schon aus dem Kopf geschlagen, dass wir jemals eine Beziehung haben würden – Sogar die jugendfreie Version, die ich Sasuke gerade beschrieben hatte. Sie hatte kein Interesse an einer Partnerschaft, ob das an mir oder Männern generell lag spielte dabei keine Rolle, weil das Ergebnis dasselbe war. Allerdings war ihre Freundschaft auch schon ein Kompliment, denn soweit ich das aus ihren seltenen Andeutungen verstanden hatte, hatte sie nicht sonderlich viele Freunde. „Wenn du das sagst.“, schnaubte Sasuke, jetzt eindeutig herablassend. „Hey, was soll das jetzt heißen?“, fragte ich beleidigt. „Dass ich nicht glaube, dass Männer so denken.“ „Ach so, ich bin also ein Lügner?“ Ich war gekränkt, aber sie drehte nur mit einem Schulterzucken das Gesicht weg. „Vielleicht weniger, als andere Kerle, aber im Prinzip seid ihr das alle.“ „Ich bin kein Lügner.“, war alles, was mir darauf einfiel, doch das war Sasuke keine Antwort wert. Schweigend liefen wir durch die Straßen und meine Gedanken trieben hierhin und dorthin, bis ich schließlich leise fragte: „Hast du echt so schlechte Erfahrungen gemacht…?“ „Was…?“ Sasukes Augen waren hinter ihrem Pony verborgen, aber das höhnische Lachen, mit dem sie reagierte, machte offensichtlich, dass ich ins Schwarze getroffen hatte; Sie lachte nämlich sonst so gut wie nie. „Kreativ bist du ja. Aber mir geht es gut.“ Damit beantwortete sie nicht meine Frage, wie mir sehr wohl bewusst war, aber bevor ich weiter auf sie eindringen konnte – Was vermutlich zu nichts geführt hätte, blieb sie stehen. „Da sind wir.“ Ich sah an einem beeindruckenden Stahlzaun empor und stieß einen kleinen Pfiff aus. „Nobel, nobel.“ Damit beschrieb ich eines der imposantesten Gebäude der sowieso reichen Gegend. Es sah ein ziemlich altmodisch aus; Nur ein Stockwerk aus dunklem Holz, um das eine Terrasse verlief, an die ein gepflegter Garten anschloss. Ich war Wohlstand gewohnt, immerhin waren Tsunade und Jiraiya alles andere als arm, aber das übertraf sogar das großzügige Domizil meiner Großeltern. Obwohl mir letzteres besser gefiel; Es war modern und hell, während das Haus der Uchiha aus einem anderen Zeitalter zu stammen schien. Nur die Überwachungskamera, die vom Zaun beunruhigender Weise genau auf uns herab blinkte, sah nach Hightech aus. „Kann sein.“, tat Sasuke unbeeindruckt ab, die bereits in ihrer Hosentasche nach dem Schlüssel kramte. Sie schien es bewusst zu vermeiden, sowohl mich als auch die Kamera anzusehen, während sie die Tür öffnete, sofort auf das Grundstück trat und das Tor wieder schloss. Ich lächelte traurig, als sie die Tür zumachte. „Weiß du… Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben.“, sprach ich leise etwas aus, das mich schon seit unserer ersten Begegnung wurmte. Sie hielt kurz inne bevor sie erwiderte: „Ich weiß...“ Und damit verschwand sie auf dem dunklen, gespenstischen Grundstück, als hätte es sie nie gegeben. Unschlüssig blieb ich noch einen Moment stehen, doch dann ging mir auf, dass die Wachmänner der Uchiha es vermutlich nicht so lustig finden würden, wenn sie hier einen Mann herumlungern sahen, also machte ich mich auf den Heimweg. Ich wusste nicht, was ich von Sasukes Verhalten denken sollte (Wie so oft.). Einerseits hatte sie mir heute so viel von sich erzählt wie noch nie, andererseits war sie aber auch so abwehrend gewesen wie schon lange nicht mehr. Die Themen Beziehung und Sex waren ihr offensichtlich unangenehm, und ich verstand einfach nicht, wieso, immerhin würde sie schon bald zwanzig werden, da stellte man sich doch normalerweise nicht mehr so an – Selbst, wenn man noch Jungfrau war. Außerdem hatte sie meiner Meinung nach nicht peinlich berührt gewirkt, auch wenn ich nicht wusste, wie ich es sonst hätte beschreiben sollen. Bedrängt vielleicht. Und dann war da noch die Tatsache, dass sie Angst vor mir hatte. Obwohl sie mich inzwischen ganz gut kannte, obwohl ihr bewusst war, wie viel sie mir als Freundin bedeutete – Das hatte ich ihr ja schon mehrfach gesagt – Fühlte sie sich von mir bedroht, und ich verstand einfach nicht, wieso. Natürlich gab sie es auch nicht zu, weshalb ich den Grund nicht erfahren und etwas ändern konnte, aber ich spürte es ja jedes Mal, wenn wir an einem verlassenen Ort waren. Das deprimierte und verletzte mich wahnsinnig, denn ich hätte weder ihr noch sonst jemandem etwas getan. Ganz im Gegenteil; Ich hätte meine Familie (Und dazu zählten für mich auch meine Freunde) mit meinem Leben beschützt. Ich schob den Gedanken beiseite, als mein Handy klingelte und ich es aus der Hosentasche zog. Wenn Sasuke bereit wäre, mir ihre Ängste zu erzählen, würde sie das schon tun. Die Nachricht, die ich bekommen hatte, war von ihr und sie besagte schlicht: » Danke für die Blumen.« Das hob meine Laune merklich, immerhin waren die Blumen, wie ich ihr zuvor schon gesagt hatte, ein Zeichen meiner Freundschaft, die sie durch diesen Dank akzeptiert hatte. Auf dem ganzen, wegen der späten Stunde ewig dauernden Heimweg grinste ich wie ein Honigkuchenpferd. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)