Den Ärger wert von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 3: Elitestudenten ------------------------- Das Lokal war gut getarnt, denn es hatte statt eines Schaufensters eine altmodische Ziegelwand. Nur die drei, vier zierlichen Tischchen vor dem Haus verrieten mir, dass ich nach dem dritten Anlauf endlich richtig gelandet war. Davor war ich schon in jeder Seitenstraße, die das Restaurant so hatte. Jetzt trat ich ins Innere, obwohl ich eigentlich lieber draußen in der Sonne gesessen hätte. Aber so blass, wie Sasuke war, wunderte es mich nicht, dass sie keine Sonnenanbeterin war. Hinter der Vintage-Kuchentheke stand ein junger Mann mit dunklem, schulterlangem Haar, zu dem seine Berufskleidung, bestehend aus einem altmodischen Hemd, beigen Kniehosen und einer braunen Weste irgendwie nicht so recht passen wollte. Ich unterdrückte ein Grinsen, als ich auf ihn zuging. „Hey! Ich bin hier mit einer Freundin verabredet. Schwarzhaarig, blass, ziemlich grimmiges Gesicht… Hast du sie vielleicht gesehen?“ Trotz meiner, wie ich dachte, freundlichen Worte verdüsterte sich das Gesicht des Kellners, auf dessen Namensschild ´Akira` stand. „Sie ist oben“, raunzte er, ohne anzubieten, mich zu ihr zu führen. „Okeyyy…?“, machte ich verwirrt, ließ ihn dann aber einfach stehen, um die schmale Wendeltreppe in den ersten Stock zu erklimmen. Oben war es schummrig. Nur ein großes Milchglasfenster ließ Licht zwischen die Regale fallen und die Staubpartikel dazwischen tanzen. Das Holz der Möbel war dunkel und die Lampen, die auf kleinen Beistelltischchen zwischen den Regalen standen, spendeten bräunliches Licht. Neugierig schlenderte ich zwischen den deckenhohen Bücherborden hindurch, bis ich am Fenster ankam, vor dem zwei junge Frauen sich unterhielten. Sie schmunzelten, als ich vor ihnen stehen blieb, schauten aber enttäuscht, weil ich fragte, ob sie wussten, wo Sasuke war. Offenbar hatten sie gedacht, ich würde sie anbaggern, und waren nicht abgeneigt gewesen. Trotzdem wiesen sie mir den Weg zwischen den Regalen in die hinterste Ecke. Irgendwie musste ich darüber grinsen. Das war genau, was ich von Sasuke erwartet hätte. Ich stromerte zwischen den Regalen hindurch, zog hier und dort ein Buch heraus, dessen Einband mich ansprach, war jedoch hauptsächlich mit der Suche beschäftigt. Endlich, wirklich ganz am Ende des Raums, fand ich sie, in ein Buch vertieft und mit Kopfhörern auf den Ohren. Amüsiert beobachtete ich, wie sie an ihrem Eistee nippte, ohne den Blick von ihrer Lektüre abzuwenden. Sie war schon seltsam… Und gleichzeitig wahnsinnig faszinierend. Endlich bemerkte sie, dass sie nicht alleine war, und wandte sich mir mit genervtem Blick zu, der auch nicht freundlicher wurde, als sie mich erkannte. Immerhin nahm sie ihre Kopfhörer ab. „Starr nicht so.“, war ihre Begrüßung. „Ich wollte dich nicht stören.“, erklärte ich, als ich mich auf den Sessel ihr gegenüber plumpsen ließ. „Bist du schon lange hier?“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, die teuer aussah und genauso wenig zu ihrer sonstigen Kleidung passte wie die hochwertige Ledertasche. „Ja, aber du bist pünktlich.“ „Hehe, hab ich doch versprochen!“, grinste ich, mir die Nase reibend. „Mhm… Hol deine Unterlagen raus.“, befahl sie ohne große Umschweife, was mich irgendwie enttäuschte. Als sie meinen Blick bemerkte, krauste Sasuke die Stirn. „Was?“ „Na ja, ich dachte, wir könnten etwas plaudern und uns kennenlernen“, gestand ich offenherzig wie immer. Sofort wurde ihre ganze Haltung abwehrend. „Wir haben von Nachhilfe gesprochen.“ „Ja, natürlich!“, rief ich mit abwehrend erhobenen Handflächen. Warum fühlte sie sich nur so schnell bedroht? „Ich dachte, man könnte das irgendwie vereinen.“ Kurz schwieg sie mit einem Blick, der abwog, ob sie sofort gehen sollte. Glücklicherweise entschied sie sich dagegen, allerdings blieb sie bei ihrer Distanziertheit. „Konzentrier dich auf deinen Stoff. Ich dachte, du bist hinterher mit dem Lernen?“ Ich grinste verlegen, kam aber nochmal ums Lernen herum, als der unfreundliche Kellner uns aufwartete. Meine Kuchenbestellung nahm er auf, als hätte ich ihm befohlen, seine Schwester zu verprügeln, und Sasuke musterte er beleidigt. „Wenn du was brauchst, ruf einfach“, bot er nur an meine Nachhilfelehrerin gewandt an und plötzlich ging mir ein Licht auf. Ich grinste schelmisch. „Uuuh, der steht auf dich!“, feixte ich, sobald Akira gegangen war. Sasuke verdrehte nur die Augen. „Was ist jetzt mit deinen Unterlagen?“ Anstatt sich um mein mürrisches Gesicht zu kümmern, sah sie die Papiere durch, die ich ihr reichte und sortierte ein paar aus, die sie mir zurückgab. Während ich ihrer Aufforderung, diese zu bearbeiten, nachkam, tippte sie emsig in die Tasten ihres MC-Book, das sie mir nach einer Weile zudrehte. „Was ist das?“, fragte ich, durch die Fragenkataloge scrollend, die sie mir zeigte. Neugierig verkleinerte ich das offene Dokument und sah zu meiner Überraschung etwas als Bildschirmhintergrund, das verdächtig nach einem blühenden Tomatenfeld aussah. Bevor ich es genauer studieren konnte, vergrößerte Sasuke mit einem Grunzen wieder die Seite mit den Fragen. „Prüfungsfragen einer anderen Uni“, antwortete sie mit einem warnenden Blick, der mich davon abhielt, weiter auf ihrem Laptop herum zu suchen. Ich stieß einen beeindruckten Pfiff aus. „Wow, wie bist du denn daran gekommen?“, erkundigte ich mich, als gerade unsere Bestellung gebracht wurde, Minz-Eistee für Sasuke und Milchkaffee mit einem Stück Käsekuchen für mich. Ein abgeklärter Blick trat in ihre Augen und sie zog ein Buch und einen Block aus ihrer Tasche, von der ich mich langsam fragte, was noch alles in ihr Platz hatte. „Mein Vater kennt viele Menschen.“ „Je mehr, desto besser, sag ich auch immer!“, grinste ich, aber sie ging nicht darauf ein, was mich etwas stutzig machte. „Jetzt tu nicht so geheimnisvoll. Das klingt ja fast, als wäre er ein Mafiosi oder so.“ Sie lächelte sarkastisch, als sie „Wer weiß?“, flüsterte und eine auffordernde Handbewegung zu ihrem Laptop machte. „Die Aufgaben. Los. Und wehe, du machst das Ding schmutzig.“ Wiederwillig machte ich mich an die Arbeit. Eigentlich hätte ich lieber weiter mit ihr geredet, aber andererseits wollte ich auch eine gute Note. Wenn ich eine Pause zum Essen machte nutzte ich die Zeit, um Sasuke mit Fragen zu löchern, sodass ich am Ende unserer Stunde wusste, dass sie weder ein besonders geduldiger noch besonders hilfsbereiter Nachhilfelehrer war und dass sie ihre Englischkünste langen Auslandsaufenthalten verdankte. Scheinbar hatte sie ihre Kindheit überall auf der Welt verbracht, was zumindest erklärte, warum sie so entrückt wirkte. Während dieser Aufenthalte hatte ihr Vater offensichtlich eine wahre Prozedur von elitären Lehrern an ihr vorbeiziehen lassen, sodass sie stets mit beeindruckenden Leistungen geglänzt hatte – Und die Lehrmethoden weitergeben konnte. Ein paar Stunden später warf sie einen Blick auf die schmale Uhr an ihrem Handgelenk, worauf sie etwas sah, das sie dazu veranlasste, zusammen zu räumen. „Ich hab noch einen Termin.“, erklärte sie mit einer auffordernden Geste zu ihrem Laptop, welchen ich ihr folgsam reichte. „Jetzt noch?“, fragte ich erstaunt und machte mich ebenfalls daran, zusammen zu packen. Es war erstaunlich angenehm gewesen, hier zu arbeiten, aber alleine würde ich nicht bleiben. „Was hast du denn vor?“ Mit einem Seitenblick, der deutlich machte, dass ich keine Antwort zu erwarten brauchte, lief Sasuke durch die Bücherregale zur Treppe. Ich folgte ihr mit dem Gedanken, dass ich das eigentlich hätte wissen müssen. Noch im Laufen kramte ich nach meinem Geldbeutel, worüber ich gar nicht nachgedacht hatte, bis ich den missbilligenden Blick meiner Nachhilfelehrerin bemerkte. Sie blieb mit verschränkten Armen stehen. „Du wirst nicht für mich zahlen. Das war kein Date“, eröffnete sie kühl, worüber ich irritiert blinzelte. „Ähm, das hab ich auch nicht gedacht. Das sollte eher ein Dankeschön für deine Mühe sein – Obwohl du mich eigentlich nur hast Ackern lassen, ohne mir wirklich zu helfen!“, beschwerte ich mich mit grinsend, um die Situation aufzulockern. „Sich etwas selbst zu erarbeiten, ist am effektivsten.“ „Kann schon sein. Trotzdem hätte ich mehr Engagement erwartet!“ Ich lachte, zögerte kurz, bevor ich fortfuhr. „Aber… Wäre es wirklich so schlimm, wenn es ein Date gewesen wäre? Ich meine… Ich finde dich wirklich interessant und nett – Also, manchmal.“ Sasuke lachte nicht mit mir. „Ich will keine Dates.“, erklärte sie langsam und sah, offenbar nicht in der Erwartung, ich würde es verstehen, zu mir auf. „Mit niemandem.“ Sie deutete zwar an, dass es dabei nicht um mich ging, aber irgendwie tat es das ja doch. Unschlüssig, den Kopf leicht schiefgelegt, kratzte ich mich am Kinn. „Na ja… Es war ja auch keines! Und wenn du dich weiter mit mir triffst, sind das auch nur Nachhilfestunden. Das geht ja wohl in Ordnung, oder?“, fragte ich hoffnungsvoll. Sie zögerte so lange, dass ich schon damit rechnete, sie nie wieder zu sehen, doch dann nickte sie nur. „Dann bezahl deinen Unterricht. Ich muss los.“ Ich glaube, ich war noch nie so erfreut darüber, etwas zu bezahlen. Akira, der offenbar unser Gespräch belauscht hatte, sah mich nicht mehr ganz so ungnädig an, nachdem Sasuke klargemacht hatte, dass sie kein Interesse an mir hatte, und so waren für den Moment alle zufrieden. Ich hoffte allerdings darauf, die Meinung der Lady noch ändern zu können. Wäre doch gelacht, wenn nicht! „Kann ich dich wenigstens noch irgendwo hinbringen?“, fragte ich, als wir auf die Straße traten. Sie sah mich erstaunt an. „Du hast ein Auto?“ „Nein, viel besser! Komm, ich zeig´s dir!“ Trotz ihres Protestes, sie müsse wirklich los, zog ich Sasuke die Straße runter, zu einem kleinen Grünstreifen, auf dem ich nicht ganz legal mein Motorrad geparkt hatte. Stolz betrachtete ich mein Baby und Sasuke, die ein befriedigendes Maß an Bewunderung zeigte. Sie sah ziemlich gut aus neben der Maschine und die Vorstellung von ihrer schlanken Gestalt in einer engen Lederkluft… Hmm. „Also?“, kam ich auf mein voriges Angebot zurück. „Ich fahre Bahn.“ Ich wollte schon antworten, sie nach Hause zu bringen, als mir einfiel, dass sie mich deswegen ja schon mal abgewiesen hatte. Rasch schwenkte ich um: „Aber ich könnte dich zum Bahnhof bringen. Bis dahin ist es zu Fuß schon ein Stück.“ „Es gibt da dieses neue Verkehrsmittel – Den Bus.“, antwortete Sasuke sarkastisch. Sie blieb stehen, strich sich das Haar aus den Augen, seufzte schließlich. „Also gut.“ „Yai!“, rief ich begeistert und holte den Helm aus dem Topcase. Während sie ihn aufzog, holte ich die Jacke hervor, in die ich ihr half. „Obwohl du etwas dankbarer sein könntest, dass ich dich mitnehme.“ Ich grinste ob ihres warnenden Blickes aus dem Visier des Helms, dann stieg ich auf. „Bist du schon Mal gefahren?“ „Nein.“ „Es ist ganz einfach. Du musst dich nur immer in dieselbe Richtung lehnen wie ich. Auch in den Kurven – Das ist wichtig, sonst bekommen wir nicht die richtige Neigung. Du kannst dich an den Stangen da festhalten“, fügte ich hinzu, weil mir einfiel, dass sie nicht so auf Körperkontakt stand und sich sicher nicht an meinen Rücken schmiegen wollte. Dann erklärte ich ihr, wie sie aufsteigen musste und startete den Motor. „Hast du keinen Helm?“, fragte sie irritiert. „Doch – Den hast du auf“, lachte ich unbeschwert und fuhr los, als ich sichergestellt hatte, dass sie sich festhielt. Ich fuhr relativ oft mit weiblichen Beifahrern, da meine Freundinnen sich irgendwie an einen Taxiservice gewöhnt hatten, aber so einen angenehmen Sozius wie Sasuke hatte ich noch nie gehabt. Bereits nach kurzer Zeit verlor sie die Scheu in den Kurven und passte sich den Bewegungen der Maschine mit Leichtigkeit an. Gleichzeitig begeistert und enttäuscht, dass es nur so eine kurze Fahrt gewesen war, stellte ich die Honda auf dem Bahnhofsparkplatz ab und verstaute den Helm. „Du bist ein Naturtalent!“, lobte ich auf dem Weg zum Bahnsteig, auf dem mir Sasuke mein Jacke zurückgab. „Hn“, machte sie mit einem arroganten Schmunzeln, das ihr ziemlich gut stand. Trotzdem knuffte ich sie dafür gegen die Schulter. „Sei nicht so eingebildet! Aber mal im Ernst, hast du schon mal überlegt, den Schein zu machen? Es macht wirklich Spaß!“ Das Lächeln wich aus ihrem Gesicht und sie richtete den Blick auf die Schienen. „Das würde mein Vater nicht gestatten.“ „Was, ein konservativer Mafiosi?“, lachte ich, doch ein Mal mehr amüsierte sie einer meiner Scherze nicht. Ich hatte echt Talent dafür, in jedes Fettnäpfchen zu springen, das sich so eröffnete… „Na ja, aber wir können ja ab und zu zusammen fahren, wenn du Lust hast“, bot ich in Erwartung des nächsten Korbs an, doch zu meiner Überraschung nickte Sasuke nach kurzem Zögern. Dann setzte sie dem Ganzen die Krone auf, indem sie tatsächlich eine Frage stellte: „Wie kannst du dir ein Motorrad leisten? Kellner sind nicht gerade für ihr riesiges Vermögen bekannt.“ „Ich bin Barista, ok?“, rief ich beleidigt. Sasuke schnaubte, sonst ging sie nicht darauf ein. „Das war ein Geschenk meiner Großeltern. Sie sind sehr großzügig.“, fügte ich mit einem sanften Lächeln hinzu. „Die beiden freuen sich bestimmt, dass ich heute solche Fortschritte gemacht habe!“ „Warte auf die Prüfungen“, mahnte sie streng, dann fuhr auch schon ihre Bahn ein. „Ok, also… Bis dann, ja? Ich schreib dir wegen einem neuen Termin, ok?“, fragte ich, ein wenig besorgt, weil ich ihr irgendwie zutraute, mich einfach stehen zu lassen. Sie hatte mir zwar ihre Nummer gegeben, konnte mich aber trotzdem ignorieren. Ich brachte sie bis zur Tür und blieb davor stehen, während sie die schwarzen Kopfhörer von ihren Schultern über die Ohren stülpte. Ohne mich zu beachten suchte sie ein Lied aus und erst in dem Moment, als die Türen sich schlossen, blickte sie mich einem winzigen Lächeln an und sagte leise: „Bis dann, Naruto.“ Den Bauch voller Schmetterlinge sah ich der abfahrenden Bahn nach. Auf ihre Art war Sasuke richtig süß, auch wenn sie mich vermutlich geköpft hätte, hätte ich ihr das jemals gesagt. Auf dem Weg zu meinem Motorrad schrieb ich Kyubi eine begeisterte SMS. Sie trifft sich wieder mit mir! < Zu Hause angekommen holte ich mir erstmal eine Cola aus der Küche. Mit dieser in der Hand machte ich mich auf die Suche nach meiner Familie bis mir einfiel, dass ich ja noch alleine war. Ich sah auf die Uhr, wusste aber nichts mit mir anzufangen. Tsunade verspottete meine Unfähigkeit, mich selbst zu beschäftigen, regelmäßig und in dem Moment musste ich ihr Recht geben. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, irgendwen anzurufen und etwas auszumachen, aber eigentlich musste ich später noch lernen, also zog ich mir nur Jogginghosen über, stöpselte meine Kopfhörer ein und lief ohne genaues Ziel los. Es war schon erstaunlich, was für Wege das Leben manchmal nahm, dachte ich, während ich einem Vogel zusah, der von seinem Platz in einem Baum aus in den strahlend blauen Himmel flog. Vor zwei Wochen dachte ich, ich könnte mein Studium hinschmeißen und mir irgendeine mies bezahlte Anstellung suchen und jetzt sah ich eine reelle Chance, meine Tests tatsächlich zu bestehen. Natürlich hatte ich im ersten Schreck übertrieben; Meine Großeltern hätten mich schon nicht rausgeschmissen, wenn ich die eine oder andere Prüfung in den Sand gesetzt hätte. Trotzdem fühlte ich mich jetzt besser vorbereitet als auf alle anderen Tests in meinem Leben – Und das verdankte ich Sasuke, einem Geschenk des Zufalls. Es war ein bisschen nervig – Und gruselig – Wie leicht meine Gedanken zu ihr wanderten. Klar, ich fand sie super, aber diese extreme Verbundenheit hatte ich noch zu niemandem empfunden, und das auch noch so schnell. Kein Wunder, dass ich sie damit überforderte, wenn es mir schon selbst zu viel wurde. Ich musste uns beiden mehr Platz geben, nahm ich mir fest vor. Nach fast zwei Stunden kehrte ich nach Hause zurück, duschte, räumte lustlos ein wenig auf und aß ein paar Happen. Ich sammelte meine Unterlagen zusammen und machte es mir mit meiner Cola auf meinem Balkon gemütlich, schaute aber nochmal auf mein Handy, bevor ich anfing. Kyubi hatte geantwortet. Sollen wir uns an den Händen fassen und begeistert im Kreis springen? < Lachend schrieb ich ihm eine Beleidigung zurück, dann machte ich mich frisch ans Werk… Wie, mein Vorsatz? Ich hatte ja immerhin nicht Sasuke geschrieben, oder?! Die nächsten Tage verbrachte ich fast ausschließlich mit lernen, meist alleine oder mit meinen Kommilitonen, aber erfreulich oft auch mit Sasuke. Sie wollte mich nicht jeden Tag sehen, stimmte allerdings großzügig zu, mir so gut wie jeden zweiten Tag eine Audienz zu gewähren. Außerdem bombardierte ich sie ständig mit SMS, die immer weniger mit dem Stoff meiner Prüfungen zu tun hatten und sich dafür in sarkastische Wortgefechte verwandelten. Dass sie das nicht unterband sah ich als gutes Zeichen, trotzdem weigerte sie sich vehement, außerhalb unserer „Nachhilfestunden“ – Bei denen es sich eigentlich um ein Selbststudium mit Gesprächsanteil handelte – Etwas mit mir zu unternehmen. Ich bettelte sie praktisch an, mal etwas mit meinen Freunden zu unternehmen, aber sie lehnte jedes Mal mit der Begründung ab, sie habe keine Zeit. „Mal ehrlich, es kommt einem vor, als hättest du gar kein Privatleben!“, warf ich ihr vor, als wir durch einen Park schlenderten. Wir setzten uns auf die Kuppe eines Hügels, von der aus man über einen künstlich angelegten See und andere, baumbestandene Hügel blicken konnte. Auf dem Wasser und den Grasterrassen, die sanft zum Ufer abfielen, waren die Aufbauarbeiten für ein Sommerfest im Gange. Die Handwerker waren nicht allzu laut, weshalb Sasuke ihre Unterlagen aus der magischen Tasche zog. Auf meinen Kommentar ging sie gar nicht ein, als sie mir meine Übungsaufgaben hin schob. Seufzend musterte ich ihr Gesicht, das im Schatten ihrer Baseball-Cap lag. Sie trug unförmige, schwarze Bermudas und ein weißes Männershirt mit lilanem Schlangenaufdruck. Ich hatte immer noch nicht herausgefunden, warum sie sich trotz ihrer zierlichen Figur so anzog. Da huschten Sasukes Augen doch zu mir und sie zog die Brauen zu diesem typischen, verärgerten Dreieck zusammen, das ich inzwischen schon ganz gut kannte. „Was?“, fragte sie gereizt. „Sorry. Ich frag mich nur, woher du die Motivation nimmst, so viel zu büffeln“, stöhnte ich und ließ mich auf die Wiese plumpsen. Über uns zogen flauschige Wölkchen am Himmel vorbei. Ich streckte die Hand aus, um mit dem Zeigefinger die Konturen einer der Wolkengebilde nachzufahren. „Ich habe ein Ziel, das ich erreichen möchte.“ Verärgert rollte ich mich auf die Seite, um Sasuke ansehen zu können. „Das habe ich auch! Doch, ehrlich!“ – Sie hatte verächtlich geschnaubt. – „Ich will unbedingt Lehrer werden. Du weißt gar nicht, was ich dafür schon alles gemacht hab, Mann!“ Sasuke legte den Kopf schief, sodass ihr das Haar in die Stirn hing. „Verdien es nicht, indem du faul bist“, mahnte sie erstaunlich sanft mit einem Nicken zu meinen Papieren. Verwirrt von dem ungewohnten Tonfall nahm ich die Unterlagen, behielt aber den Blick auf das Mädchen gerichtet. „… Wer bist du, und was hast du mit Sasuke gemacht?!“, fragte ich dann mit anklagend erhobenem Finger, worüber sie nur schmunzelnd die Augen verdrehte. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass man sich so sehr zu dem Charakter eines Menschen hingezogen fühlen konnte. Alleine, weil ich sie so interessant fand, fand ich Sasuke attraktiv: Da konnte sie sich noch so sehr verhüllen, ihren Charakter konnte sie nicht verbergen, und der war es, der mich fesselte. Manchmal verwirrte es mich selbst, wenn ich sie neben einem hübsch hergerichteten Mädchen sitzen sah, aber dann machte sie den Mund auf und es war um mich geschehen. Und dann waren da noch diese Augen… Gott, ich hätte in ihrem Dunkelblau ertrinken mögen und ich schämte mich für diesen kitschigen Gedanken. Es war so leicht, mit Sasuke Zeit zu verbringen, obwohl sie manchmal ohne Grund sehr abweisend sein konnte. Allerdings waren das nicht die üblichen weiblichen Stimmungsschwankungen. Sie wurde nicht zickig oder versuchte, einen mit Schweigen zu bestrafen, sondern brauchte dann wohl einfach einen Moment für sich. Mit ein bisschen Übung konnte man damit umgehen und inzwischen schaffte ich es sogar manchmal, sie aus dieser seltsamen Stimmung herauszuholen. Wenn man so darüber nachdachte, hatte sie Marotten wie ein alter Mann. Über den Gedanken schmunzelnd fragte ich: „Sag mal, du bist doch neunzehn, oder?“ Offenbar wusste Sasuke nicht, worauf ich hinaus wollte, denn sie sah mich vorsichtig an. „Ja.“ „Wie bist du in dem Alter darauf gekommen, Chemie zu studieren? Ich meine, die meisten verbringen das Jahr nach dem Abi erstmal auf einem Selbstfindungstripp oder wechseln das Studium gleich nach dem ersten Semester, aber… Du nicht.“ Das Schweigen, das daraufhin einsetzte, ließ mich vermuten, dass ich mal wieder ein Tabuthema angekratzt hatte. Mit meiner großen Klappe passierte mir das leider relativ häufig, obwohl ich echt mein bestes Tat, Rücksicht auf Sasuke zu nehmen. Nur wusste ich manchmal eben nicht, wo die Grenzen ihrer Souveränität lagen, die mir so dünn erschienen wie ein Vorhang: Ein falscher Schritt, und du hattest sie ungewollt übertreten. Besonders gut darin, Gefühlsslalom zu spielen, war ich allerdings leider nicht. Sasuke hatte sich wohl ebenfalls mit meiner Direktheit akklimatisiert, denn ich bekam tatsächlich eine Antwort: „Ich werde in der Firma meines Vaters arbeiten. Dafür mache ich dieses Studium.“ „Woah, dein Dad hat einen eigenen Laden? Krass!“, rief ich beeindruckt. Das erklärte die teuren Details in ihrer sonst schlichten Kleidung. Genauer betrachtet warf dieser Wiederspruch aber mehr Fragen auf, als er klärte, und eine davon stellte ich jetzt: „Solltest du dann nicht, keine Ahnung, ein verzogenes Gör sein, das ständig nur Party macht?“ Sie verzog das Gesicht. „In unserer Familie ist das anders.“ „Hab ich schon gemerkt, dass du anders bist“, amüsierte ich mich, wofür ich einen bösen Blick kassierte. „Hey, das war nett gemeint! Du bist mir so tausend Mal lieber als wenn du ein Partyluder wärst.“ „Wäre ich das, hättest du mich wohl nie kennengelernt.“ „Hm, dann ist es ja noch viel besser, so, wie es ist“, lächelte ich sanft. Sasukes Blick wanderte ab, irgendwohin, wo ich ihn nicht mehr verstehen konnte. Nachdenklich schwieg sie für eine Weile, dann nickte sie. „Vielleicht.“ Indem sie sich ihren Unterlagen zuwandte beendete sie das Gespräch und ich fügte mich. Eigentlich gab sie mir nicht wirklich Nachhilfe, mal von den zusätzlichen Übungen abgesehen, aber sie strukturierte meine Bemühungen und motivierte mich durch ihre bloße Anwesenheit am Ball zu bleiben. Ohne sie hätte ich mich jetzt wahrscheinlich ins warme Gras gelegt und ein Nickerchen gehalten. Vermutlich wusste sie das auch. So lernte ich während unserer Treffen nicht nur für die Englischklausur, für die ich sie ja eigentlich ´eingestellt` hatte, sondern auch für meine anderen Klausuren und hatte tatsächlich die schmale Hoffnung, gar nicht allzu schlecht abzuschließen. „Ich sag´s dir, langsam platzt mir der Kopf mit dem scheiß Gelerne. Ich hab einfach keine Lust mehr“, motze ich lautstark, die amüsierten Blicke ignorierend, die mir vorbeilaufende Studenten zuwarfen. Auch Tentens Antwort fiel schmunzelnd aus: „Na ja, in einer Woche geht es dann ja auch los. Außerdem kommt das davon, wenn man auf den letzten Drücker mit dem Lernen anfängt. Hoffentlich lässt du das jetzt nicht zur Tradition werden.“ „Sicher nicht!“ Sicher war ich mir da allerdings nicht so wirklich, denn ich arbeitete unter Druck am besten. Tsunade nannte das zwar eine faule Ausrede, um alles im letzten Moment zu erledigen, aber nach dreizehn Schuljahren glaubte ich, mich selbst doch recht gut einschätzen zu können. „Und bei dir läuft es gut?“, fragte ich aus reiner Höflichkeit, weil sie mit Sicherheit gut vorbereitet war. „Ja… Aber ich hab auch schon vor einem Monat angefangen zu lernen“, neckte Tenten und nickte einem entgegenkommenden Professor höflich zu. Wir hatten inzwischen den halben Campus überquert und waren zu einer kleinen Grünanlage gelangt, auf die wegen des schönen Wetters viele Studenten strömten. Gerade noch ergatterten wir eine Sitzbank, die sich um den großen Stamm einer Eiche wand. Goldenes Licht flackerte durch die Blätter hoch über uns und jenseits des Astwerks zogen Schäfchenwolken über den sonst makellos blauen Himmel. Es war herrlich, viel zu schade zum Lernen. „Du bist so ein Streber. Das hast du bestimmt von Neji“, mutmaßte ich, in meiner Tasche nach meinem Mittagessen kramend. Endlich beförderte ich einen ziemlich zerknautschten Muffin und eine Coladose hervor. Beides rief bei Tenten ein Naserümpfen hervor. „Ich weiß echt nicht, wie du ständig so einen Müll in dich reinstopfen und trotzdem so trainiert sein kannst.“ „Tja, gute Gene.“ Grinsend klopfte ich mir auf den Bauch, dann biss ich in das Gebäck und zog mein Handy aus der Hosentasche. Ich wischte es an der Hose ab, weil es von der Schokoglasur an meinen Fingern etwas verklebt war, dann löste ich die Tastensperre. Keine neuen Nachrichten. Meine Begleitung hatte meinen enttäuschten Blick bemerkt und fragte: „Und sie kommt sicher?“ „Sie hat zugesagt und Sasuke hält immer, was sie verspricht.“, erwiderte ich überzeugt. „Hm… Jedenfalls bin ich echt gespannt auf sie, nachdem du gar nicht mehr aufhörst, von ihr zu reden“, überging Tenten schmunzelnd den kurzen, unangenehmen Moment. Sie war echt gut in sowas, sehr umgänglich, einfach ein Mensch, den man mögen musste. Deshalb hatte ich auch gerade sie für meinen kleinen Überraschungsangriff auf Sasuke ausgewählt. Diese wusste nämlich noch nichts von ihrem Glück, jetzt eine meiner Freundinnen kennenzulernen, weshalb ich auch ein wenig nervös war. Ich wollte sie nämlich wirklich unbedingt in meinen Freundeskreis integrieren und bisher hatte sie sich so störrisch dagegen gewehrt, dass mir gar nichts anderes übriggeblieben war als mit der Tür ins Haus zu fallen. „So viel rede ich doch gar nicht von ihr“, wiedersprach ich schmollend, der Blick suchend über die umherlaufenden Studenten wandernd. Endlich entdeckte ich das blasse Gesicht, das zwischen den sonnengebräunten anderen hervorstach wie der Mond aus dem Nachthimmel. Begeistert winkend sprang ich auf und machte schon ein paar Schritte auf sie zu. „Sasuke! Hier sind wir!“ Sie kam auf mich zu, murmelte „Mach nicht so einen Aufstand…“, und sah sich mit gerunzelter Stirn nach dem ´wir` um, von dem ich gesprochen hatte. Jedem anderen wäre diese Feinheit entgangen, aber natürlich bemerkte sie so etwas sofort. Verdammt. „Das war doch voll leise“, wiedersprach ich und führte Sasuke zu der Bank, auf der wir es uns bequem gemacht hatten. Auch Tenten stand jetzt auf und lächelte. „Für seine Verhältnisse schon… Hi, ich heiße Tenten.“, begrüßte sie das andere Mädchen und hielt ihr die Hand hin. „Sasuke“, erwiderte diese nach kurzem Zögern. „Freut mich, dich endlich kennen zu lernen“, fuhr Tenten, wohl ein wenig verwirrt von der einsilbigen Begrüßung, fort. „Naruto hat schon echt viel von dir erzählt.“ Mit einem missbilligenden „So?“, ließ Sasuke sich neben dem anderen Mädchen auf die Bank sinken. „Nur Gutes, hoffe ich.“ „Jup – Ich halte dich eigentlich für einen Übermenschen“, grinste Tenten, sichtlich erleichtert, doch eine Art Reaktion bekommen zu haben. „Und du möchtest Chemielehrerin werden?“ Sasuke verengte die Augen ein wenig. „Wieso?“ „Na ja…“, stammelte die andere junge Frau mit einem hilfesuchenden Blick auf mich. „Ich wüsste jetzt nicht, was man mit einem Chemiestudium sonst machen sollte…“ „Man wird Chemiker.“ „Oh.“ Kurz sahen sich die beiden an, dann lachte Tenten in dem Versuch, die Situation aufzulockern. „Hey, sorry, das wusste ich wirklich nicht, ich kenn mich damit kein Stück aus! Und reg dich nicht so auf – Lehrer sein ist ja wohl das Coolste, oder, Naruto?“ „Stimmt, das war ein Kompliment!“, grinste ich und klatschte mit meiner Kommilitonin ein, die zum Glück mit jeder Situation souverän umgehen konnte. Dank ihr entspannte Sasuke sich, obwohl sie die Arme verschränkte und wegsah. „Hn… Jedem das seine.“ „Frei nach Platon, huh?“, schoss Tenten amüsiert zurück. „Nun, manche brauchen eben mehr als andere.“ Damit entlockte sie Sasuke ein seltenes Lächeln und ich war erleichtert, als meine Nachhilfelehrerin von sich aus nach dem Studium der anderen Frau fragte. Während die beiden Höflichkeiten über ihre Studiengänge austauschten widmete ich mich dem Rest meines Mittagessens und einem Papier, zu dem ich Sasuke noch etwas fragen wollte, bevor wir uns wieder trennten. Als ich meinen Namen hörte, blickte ich auf. „Hey, lästert ihr schon wieder?“, fragte ich empört, worüber Tenten die Augen verdrehte. „Immer, Naruto. Es gibt kein interessanteres Gesprächsthema als dich.“ Sarkastischer hätte ihre Stimme gar nicht sein können und sie warf Sasuke neben sich einen mitleidigen Blick zu, als wäre das ihr Problem. Nicht gut… „Er hält sich immer für den Mittelpunkt der Welt, huh?“ „Ich kenne ihn erst seit zwei Wochen. Das kannst du besser beurteilen.“, erwiderte Sasuke kühl. Vielleicht hätte ich Tenten gegenüber erwähnen sollen, dass meine Nachhilfelehrerin noch nicht wusste, dass wir füreinander geschaffen waren. „Na ja, aber ihr hängt ja jeden Tag zusammen rum, da lernt man schon einiges über den anderen, oder?“, versuchte meine Freundin zu schlichten, womit sie das genaue Gegenteil erreichte. Sasuke nickte knapp und sagte gar nichts mehr. Nun… Das hätte besser laufen können. „Sei nicht so empfindlich“, stichelte ich und stupste Sasuke mit dem Ellbogen gegen die Schulter. Grinsend wackelte ich mit den Augenbrauen. „Du kannst mich doch inzwischen wirklich lesen wie ein Buch!“ „Das liegt daran, dass du ein Kinderbuch bist“, murrte sie und drehte den Oberkörper von mir weg, aber immerhin blieb sie sitzen und redete mit mir. Ich schmunzelte darüber, dass sie wesentlich weicher war, als sie selbst glauben wollte, und hielt ihr das Dokument unter die Nase. Erfreulich bereitwillig ging sie auf den Themenwechsel ein und wir diskutierten eine ganze Weile lang zu dritt über die Aufgabe, die Prüfungen und die teilweise ziemlich mangelhaften Vorbereitungsmöglichkeiten. Es war bestimmt schon zwei als Sasuke mit einem Blick auf ihre Uhr und einem gemurmelten „Muss los…“, aufstand und ihre Sachen zusammenräumte. „Willst du uns deinen Pool des Wissens wirklich schon entziehen?“, fragte ich, ganz automatisch selbst aufstehend. Tenten beobachtete mich amüsiert, aber das blendete ich für den Moment aus. Ich fuhr mir durch die Haare, eine Hand in die Hosentasche geschoben, die Schultern leicht zurückgenommen und auf den Fersen kippelnd. „Hast du heute nochmal Zeit oder so…?“ Sasuke warf mir zwischen den Fransen ihres Ponys einen Blick zu, dann wandte sie sich einem Blatt zu, das sie gerade glatt strich. „Heute nicht.“ „Hmm, morgen vielleicht?“, fragte ich, kassierte als Antwort jedoch mürrisches Schweigen. Wahrscheinlich galt das kleine Stelldichein mit Tenten bei ihr für mehr als ein Treffen und sie musste ja haushalten. Eigentlich sollte sie Bürokratin werden, so penibel wie sie unsere gemeinsame Zeit managte… „Am Wochenende vielleicht.“ Sasuke schulterte ihre Tasche und nickte Tenten zu, dann schob sie sich zwischen den anderen Studenten hindurch in Richtung des Universitätsgebäudes. Ich lächelte noch, als ich mich wieder zu Tenten umdrehte, und diese zog belustigt die Augenbrauen hoch. „Wow, dich hat´s ja voll erwischt!“, kicherte sie, wofür ich nur eine abfällige Handbewegung übrig hatte. „Ich kenn sie noch nich lang genug, um sowas zu sagen… Außerdem ist sie nur eine Freundin“, fügte ich hinzu. Tenten schnaubte, aber es war, wie ich gesagt hatte; Ich war wahnsinnig interessiert an Sasuke, aber eben an ihr als Person. Dass ich sie gleichzeitig attraktiv fand, hatte ja nichts zu bedeuten. „Aber du stehst doch volle Kanne auf sie!“ Ich zuckte die Schultern. „Na ja, hübsch ist sie schon… Aber ich finde Ino auch hübsch und wir sind nur Freunde.“ Augenrollend stand Tenten auf. „Das ist nicht dasselbe, das sieht doch ein Blinder!“ „Ach, Quatsch. Wie findest du sie denn jetzt überhaupt?“, fragte ich, um sie abzulenken. Inzwischen liefen wir über den Campus in Richtung der Parkplätze, denn Neji würde sie abholen – Sie war wirklich aus reiner Neugierde geblieben, um Sasuke kennenzulernen. Tenten wurde ernst, überlegte eine ganze Weile, ehe sie antwortete. „Sie scheint recht… Kompliziert zu sein. Aber es überrascht mich überhaupt nicht, dass sie sich zu dir hingezogen fühlt.“ „Sie…!“, setzte ich an, doch dann schüttelte ich nur den Kopf. „Nur mal angenommen – Angenommen! – Du hast Recht und sie fühlt sich zu mir ´hingezogen`, wieso sollte das so typisch sein?“ „Ich glaube, du verstehst mich falsch. Ich meine ´hingezogen` jetzt auf diese rein platonische Art, von der du gesprochen hast, zu dir als Mensch, nicht als Mann“, verdeutlichte Tenten ihre Aussage. „Und es scheint, dass du irgendwie ein Händchen für solche Leute hast. Schau dir doch mal deine engsten Freunde an. Da ist Kyuubi, der nie irgendetwas über seine Gefühle preisgibt…“ „Das ist…“, setzte ich an, aber sie ignorierte mich einfach. „Dann ist da noch Sakura mit ihrem schwankenden Selbstbewusstsein…“ „Sakura-chan ist sehr selbstbewusst!“ Erneut wurde mein Protest übergangen: „Und sogar mit meinem mürrischen Herrn Freund verstehst du dich besser als die meisten, obwohl du ihn noch nicht lange kennst. Ich glaube, das ist dir gar nicht bewusst, aber ich habe ewig gebraucht, um Neji so aus sich rauszuholen, wie du das so mit links schaffst. Du hast einfach eine… Einladende Persönlichkeit.“ „Hehe, ja, die Ladies lad ich gerne ein“, grinste ich und kratzte mich an der Nase, wofür sie mich gegen die Schulter boxte. „Mann, ich meine das ernst!“, lachte sie. Wir sahen uns auf dem Parkplatz um und entdeckten auch bald Neji, der an seinem teuer aussehenden Auto lehnte und auf das freudige Winken seiner Freundin mit einem beherrschten Nicken reagierte. „Du tust einfach gut… Und du merkst es noch nicht mal.“ Ihr Freund, den Tenten küsste, bevor sie das sagte, runzelte fragend die Stirn, aber sie winkte ab. „Es geht um Sasuke. Tenten glaubt, ich würde ihr gut tun“, grinste ich selbstzufrieden, worüber das Paar synchron die Augen verdrehte. „Was denn? Waaaas?“ „Du solltest es einfach nicht übertreiben.“, riet mir die junge Frau, als sie mich umarmte. „Wir sehen uns dann wahrscheinlich Mittwoch, oder?“ Ich verzog das Gesicht. „Nah, ich kann die Woche leider nicht zu Irukas Unterricht, muss meiner Oma helfen. Also wohl eher Donnerstag.“ Sie nickte, dann verabschiedeten sich beide und fuhren davon. Ich zog das Handy aus der Hosentasche, um die Uhrzeit zu überprüfen, schrie spitz auf – In zwei Minuten begann meine nächste Lesung! – Und legte einen Sprint hin über eine Grünfläche, um die ´Betreten verboten`-Schilder verteilt waren. Vor den Prüfungen arrangierte ich noch ein solches Treffen mit den beiden Frauen. Sasuke nahm es mit derselben höflichen Vorsicht hin wie beim ersten Mal. Ich vermutete, Tenten war ihr nicht ganz unsympathisch während diese sich von der brüsken Art meiner neuen Freundin irritiert fühlte. Vermutlich verstand sie nicht so recht, was ich an Sasuke fand, aber sie sagte nichts mehr dazu. Am liebsten war ich sowieso alleine mit Sasuke, weil sie dann offener war. Zwei Tage vor der ersten Prüfung trafen wir uns ein letztes Mal in der Bibliothek der Uni – Am nächsten Tag hatte sie keine Zeit – Und nachdem sie meine Ergebnisse durchgelesen hatte, nickte Sauske gewichtig. „Ich kann dir nichts mehr beibringen.“ „Vielen Dank, Meister.“, grinste ich mit einer angedeuteten Verbeugung. Erschöpft ließ ich mich in den Stuhl zurücksinken, den Kopf in den Nacken gelegt, Arme und Beine ausgestreckt wie tot. „Ich bin echt froh, wenn das alles vorbei ist!“ „Das sind wir alle.“ Sasuke räumte bereits ihre Unterlagen zusammen und warf mir nur einen kurzen missbilligenden Blick zu, weil ich mich so gehen ließ. Ich rappelte mich wieder hoch, legte die Unterarme auf den Tisch und das Kinn darauf und sah zu ihr hoch. „Ach was, dir macht das doch auch noch Spaß.“ Kurz sagte sie nichts, dann wandte sie sich ab und gestand leise: „Ich weiß Dinge gerne.“ Dann ging sie, ohne auf mich zu warten, in Richtung Tür. In Höchstgeschwindigkeit hatte ich meinen Kram zusammengesammelt und folgte ihr. Noch ein paar Papiere in meine Tasche stopfend schloss ich zu ihr auf. „Hehe, inzwischen kenn ich dich schon ganz gut.“, grinste ich erfreut. Sie warf mir einen nicht zu deutenden Blick zu. „Meinst du?“ Etwas verwirrt hielt ich ihr die Tür auf und streckte die Nase in den strahlenden Sonnenschein, der Sauske blinzeln ließ wie eine Eule. „Ja, klar. So schwer bist du auch wieder nicht zu durchschauen. Du lebst für deine harte Arbeit, weil du ein Ziel hast, das du unbedingt erreichen willst. Es fällt dir schwer, dich Menschen anzuvertrauen, weil die meisten dieses Ziel nicht nachvollziehen können. Deswegen fühlst du dich einsam, aber du hast dir so lange eingeredet, dass du es nicht anders willst, dass du es jetzt schon fast glaubst. Aber eigentlich freust du dich, dass ich jetzt bei dir bin.“, grinste ich und legte den Arm leger um ihre Schulter. Sasuke schüttelte mich ab. „Immerhin das mit dem Ziel stimmt“, sagte sie und ihre Augen blitzten herausfordernd. „Und ich werde alles tun, um es zu erreichen.“ Angesichts ihrer Ernsthaftigkeit wurde mein Blick weicher. „Da bin ich sicher.“, stimmte ich sanft zu, was sie zu irritieren schien, denn sie beschleunigte ihre Schritte, sodass ich mich beeilen musste, um ihr hinterher zu kommen. Wie immer brachte ich sie zum Bahnhof, dann machte ich mich selbst auf den Heimweg. Meine Großeltern waren endlich wieder zu Hause, was mich enorm erleichterte. Sie reagierten auf meine Überschwänglichkeit mit Amüsement, ließen es aber gern über sich ergehen, wie ich sie in den ersten Tagen nach ihrer Rückkehr verwöhnte. Ich war ein bisschen wie ein Hund, der Angst hatte, dass seine Herrchen ihn irgendwo zurücklassen würden, hatte Tsunade mal gesagt. Wenn das stimmte, war es mir gleich. Ich war einfach jedes Mal wieder froh, nicht mehr alleine in diesem großen Haus sein zu müssen, das einen fast erschlug, wenn es nicht von mehreren Menschen getragen wurde. Aus der Küche holte ich mir etwas zu Trinken und eine Packung Kekse, dann suchte ich meine Mitbewohner. Im Garten fand ich Tsunade über einem Blumenbeet kniend, das schon die ersten Anzeichen der Verwesung hatte. Es war wirklich faszinierend, wie gut sie darin war, Menschen neues Leben einzuhauchen und wie schlecht darin, Pflanzen zu ziehen. „Vielleicht solltest du doch noch mal über einen Gärtner nachdenken“, empfahl ich amüsiert, wofür ich nur einen düsteren Blick kassierte. „Wo ist Opa?“ „Weiß nicht. Er ist heute Morgen losgefahren und ward seitdem nicht mehr gesehen. Ich glaube, er hat eine neue Idee für seine Schundromane.“ Resigniert warf sie die Schaufel zu Boden und stand, sich den Dreck von den Kleidern klopfend, auf. „Wie war deine Nachhilfe?“ „Super! Sasuke ist zwar echt eine anstrengende Lehrerin – Sie ist so ungeduldig und gleichzeitig still – Aber sie hat extra so Prüfungsaufgaben von anderen Unis und von den letzten Jahren organisiert. Sie hat eine Zeit lang in Amerika und England gelebt, deswegen kann sie so gut sprechen. Es war richtig hilfreich! Aber ich muss mich jetzt nochmal dransetzen und ein paar Sachen aufarbeiten. Sie hat mir Hausaufgaben gegeben, kannst du dir das vorstellen?“ Tsunade hob, amüsiert über meinen Redeschwall, eine Augenbraue. „Sasuke, ja? Ist sie eine Kommilitonin von dir?“ „Nein, sie studiert irgendwas mit Chemie.“ „Mhm? Na, solange du das Gefühl hast, es würde dir helfen. Und sie ist nett?“ „Na ja, eigentlich ist sie ziemlich zynisch – Aber auf eine coole Art, verstehst du?“ Man sah meiner Großmutter an, dass sie das nicht tat, was aber auch kein Wunder war. Sie mochte weder Ironie noch Sarkasmus und der Gipfel, Zynismus, war ihr völlig zuwider. „Nun… Wird man sie denn auch mal kennen lernen?“, überging sie ihre milde Ablehnung. „Uhm, ich weiß nicht.“ Darüber hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht, nachdem Sasuke immer so vehement abgelehnt hatte, dass ich sie nach Hause brachte. Vielleicht wäre sie eher bereit, sich mal hier mit mir zu treffen, das würde ich sie gleich fragen. „Mal sehen. Ihr würdet sie mögen, glaube ich.“ „Das werden wir sehen. Aber lass dich nicht wieder von deinem Studium ablenken. Du glaubst wohl nicht, dass uns nicht aufgefallen ist, dass du mit deinem Lernpensum hinterher bist?“ Tsunade sah mich missbilligend an aber als ich grinste, wurde ihr Gesichtsausdruck wieder etwas sanfter. „Du wirst das schon machen.“ „Ich tu auf jeden Fall mein Bestes“, antwortete ich mit einem Anflug von Nervosität, der mich immer überkam, wenn ich an meine Zukunft dachte. Ich konnte mir nicht vorstellen, etwas anderes als Lehrer zu sein, und ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn ich mein Studium nicht schaffte. Klar hatte ich eine Weile davon geschwärmt, eine Karriere als Profisportler zu machen, aber davon konnte man in den wenigsten Fällen gut leben. Noch dazu war man nur so eine unendlich kurze Zeit überhaupt wettkampffähig… Und ich hatte wohl auch zu spät angefangen, wirklich ernsthaft zu trainieren. „Na dann, mach dich an die Arbeit“, scheuchte Tsunade mich aus ihrem Garten. Die Zeit der Prüfungen erlebte ich in einer Art Trance. Wie im Halbschlaf trieb ich zwischen den Lehrsälen, meinem Zimmer, den Lernkreisen mit meinen Kommilitonen, dem Café und meinem Bett hin und her, nicht mehr fähig, auch nur an ein Privatleben zu denken. Ich hatte mich vermutlich noch nie so gut auf eine Sache vorbereitet und sie dann so konzentriert angepackt wie diese Prüfungen. Als ich die letzte Frage beantwortet hatte, saß ich noch zehn Minuten fassungslos vor meinem Blatt. Es war wirklich vorbei… Es war vorbei! Unwillkürlich stieß ich einen Freudenschrei aus, der mir einige wütende Blicke meiner Kommilitonen einbrachte. Mit einem entschuldigenden Grinsen brachte ich meinen Prüfungsbogen zu dem Professor, der am Pult saß und mir ein gutmütiges Lächeln zuwarf. Auf dem Flur vor dem Lehrsaal wusste ich nicht, was ich tun sollte, so froh war ich. Zuerst rief ich Tsunade und Jiraiya an, die sich mit mir zu einem Abendessen verabredeten um zu feiern, obwohl wir die Ergebnisse ja noch gar nicht hatten. Sie waren einfach die besten. Dann trat ich in den strahlenden Sonnenschein vor dem Universitätsgebäude, um zu einer nahegelegenen Eisdiele, dem „Verrückten Eismacher“, zu schlendern, bei dem es wirklich ausgefallene Sorten gab. Aus purem Übermut kaufte ich mir neben dem relativ humanen Maxi-King-Eis noch eine Kugel mit Biergeschmack und ging dann, mich über den ekelhaften Geschmack der zweiten Sorte amüsierend, zurück zur Hochschule um auf Tenten zu warten. Auf der sonnenbeschienenen Mauer der U-Bahnhaltestelle zog ich erneut das Handy aus der Hosentasche und rief die Person an, die mir nach meiner Familie als zweites einfiel: Sasuke. Es dauerte eine Weile, bis sie ranging, und in der Zwischenzeit liefen Gruppen gut gelaunter Studenten vorbei, die ihre Klausuren wohl auch soeben beendet hatten. Schließlich nahm Sasuke mit einem brummigen „Naruto.“, ab. „Hey, du Stinkstiefel! Etwas bessere Laune, wenn ich bitten darf, immerhin stehen uns jetzt zwei Monate ungetrübter Freiheit bevor. Freiheit und Sommer!“ „Deiner Laune entnehme ich, dass es gut gelaufen ist.“ „Keine Ahnung, zuerst mal bin ich froh, dass es vorbei ist.“, gestand ich lachend. „Aber ich denke, es wird schon gepasst haben. Wie war es bei dir?“ Sie schwieg, während ein paar lachende Kommilitoninnen vorbeiliefen, denen ich grinsend hinterher winkte. „Das werden wir sehen.“, murmelte Sasuke im Gegensatz zu dieser sonnigen Laune düster. „Ach, stell dich nicht so an, du hast bestimmt super Noten. Ich glaube, du warst besser vorbereitet als so mancher Professor.“ Ich grinste, erhielt aber nur ein leises Brummen als Antwort, was mich doch langsam misstrauisch machte. „Mal im Ernst, bist du nur jemand, der immer jammert und dann lauter Einsen hat oder hast du echt so ein mieses Gefühl?“ „Ich…“, fing sie an, überlegte es sich dann aber doch nochmal anders. „Nein. Es ist alles in Ordnung.“ „Na siehst du“, lächelte ich beruhigt. „Was hast du heute noch so vor? Im ´Max und Moritz` ist heute Studentenparty und…“ „Ich kann nicht.“ „Eh?“, machte ich völlig überfahren. „Aber… Jeder geht da hin! Was kann wichtiger sein?!“ „Partys sind nicht wirklich mein Ding… Außerdem habe ich ab Montag ein wichtiges Praktikum, auf das ich mich am Wochenende vorbereiten möchte.“, fügte sie hinzu. Ob ihr es glaubt oder nicht, für einen Moment fehlten mir tatsächlich die Worte. Diese Party war praktisch Pflichtlektüre! Da nicht hinzugehen, war, als wäre man gar kein Student… Außerdem hatte ich gehofft, bei der Gelegenheit Sasuke meinen Freunden vorstellen zu können. Und jetzt schwänzte sie, um zu lernen? „Das ist jetzt ein Witz, oder?“, rief ich fassungslos. „Wir haben den letzten Monat ausschließlich mit Lernen verbracht – Du sogar noch mehr Zeit als ich. Und jetzt kannst du nicht mal einen Tag damit aufhören? Du bist so ein Streber, das geht auf keine Kuhhaut mehr.“ „Das… Das hat nichts mit Strebsamkeit zu tun…“, erwiderte sie, wohl doch ein wenig getroffen von meiner Anschuldigung. „Das ist ein wichtiger Geschäftstermin für meinen Vater.“ „Aber kann es nicht einmal um dich gehen?“, fragte traurig. „Nur für heute Abend, so als Belohnung für deine harte Arbeit?“ Sasuke schwieg eine Weile bevor sie antwortete. „Du verstehst das nicht.“ „Dann klär mich auf“, verlangte ich und verschränkte den freien Arm vor der Brust. Ich war wirklich enttäuscht über ihre Abfuhr, hatte ich doch gehofft, ihr nach den Prüfungen auf einer etwas persönlicheren Ebene näher zu kommen. Aus dem Augenwinkel sah ich Tenten näherkommen, aber mit erhobener Hand bedeutete ich ihr, noch kurz zu warten. Mit gerunzelter Stirn blieb sie stehen und ich konzentrierte mich weiter auf mein Telefonat. „Warum interessiert dich das überhaupt?“, fuhr Sasuke auf, als hätte ich sie mit meiner Frage beleidigt. Verwirrt blinzelnd sagte ich: „Na, weil wir Freunde sind.“ Wieder herrschte für eine Weile Stille in der Leitung, die Art Schweigen, die mir eine leichte Gänsehaut bescherte, weil es mehr sagte als viele Worte. Meine Antwort hatte sie überrascht. Sie hatte offenbar noch nicht mal im Traum daran gedacht, dass zwischen uns so etwas wie eine Freundschaft bestehen könnte. „Du hast da wohl etwas falsch verstanden.“, unterbrach Sasuke dann die unangenehme Pause. Ihre Stimme klang beherrscht als spräche sie mit einem Fremden den sie auf Abstand halten wollte. In meinem Magen bildete sich ein unangenehmer Kloß und am liebsten hätte ich nicht weiter zugehört. „Ich habe dir beim Lernen geholfen, weil du mich dazu gedrängt hast. Das ist alles. Eine weitere… Bekanntschaft nach den Prüfungen stand nie zur Debatte.“ „Für dich vielleicht.“ Ich versuchte nicht mal, meine Enttäuschung zu verbergen, die mich auch irgendwie wütend machte. Ich hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden, wie sie es tat, immerhin hatte ich mich die ganze Zeit an ihre albernen Regeln gehalten und Rücksicht auf sie genommen. Warum stieß sie mich jetzt trotzdem von sich? „Ich mag dich wirklich, Sasuke, und eigentlich dachte ich, das würde auf Gegenseitigkeit beruhen. Scheinbar habe ich mich geirrt. Ok – Ich werde dir sicher keine Freundschaft aufdrängen, an der dir nichts liegt. Wenn du es dir anders überlegst, kannst du dich ja bei mir melden. Ansonsten…“ Ich zögerte, weil mir der Gedanke, sie könnte mich nicht anrufen, trotz meiner Wut sauer aufstieß. „Ansonsten war es schön, dich gekannt zu haben.“ Ich wartete, ob sie noch einlenkte, aber außer einem tonlosen: „Ich verstehe.“, kam nichts, also nickte ich mir selbst bekräftigend zu. Ich konnte mich ihr nicht so aufdrängen, das gehörte sich nicht. „Gut. Ich… Bis dann, Sasuke.“ „Naruto.“ Dann legte ich auf und sprang von der Mauer, um auf Tenten zuzugehen. Sie sah erschrocken aus und fasste mich am Arm. „Naruto, was ist los? Geht´s dir nicht gut?“ „Doch.“ Sicher war ich mir da aber nicht. Plötzlich fühlte sich alles irgendwie dumpf an und mein Kopf war wie in Watte gepackt. Was war gerade passiert…? „Du schwankst richtig! Hast du schon was getrunken?“, fragte Tenten mit einem unsicheren Lachen. Als ich den Kopf schüttelte, runzelte sie die Stirn und führte mich die Straße runter. „Hm, vielleicht hast du Unterzucker. Komm, wir gehen erstmal was essen, ok?“ Ich nickte und folgte ihr, obwohl ich zum wahrscheinlich ersten Mal in meinem Leben keinen Hunger hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)