GOMEN.... but WHAT?! von KamuiMegumi ================================================================================ Kapitel 9: Lektion 9: With the Feuereifer of a jellyfish -------------------------------------------------------- GOMEN…but WHAT?! Lektion 9 With the Feuereifer of a jellyfish Es war Heiligabend und somit genau drei Tage nachdem dieses seltsame Ereignis auf Sasukes Zimmer geschehen war. Ich hatte Sasuke seitdem nicht mehr gesehen. Er war wie vom Erdboden verschluckt und ich musste mir auch eingestehen, dass ich nicht wirklich auf der Suche nach ihm war… … …okay…das war gelogen! Ich suchte ihn schon. Denn das weder er noch ich beim Unterricht erschienen waren am Tag unseres Streits mit für mich verwirrendem Ausgang war ja irgendwie logisch, echt jetzt! Tags darauf erwartete mich morgens bereits Neji im Unterrichtszimmer. Zunächst war ich verwirrt, doch Neji erklärte mir relativ kurz und bündig, dass Sasuke zu sehr mit all den Formalitäten, die seine Abreise mit sich bringen würden, beschäftigt war und er somit nun meinen Unterricht bereits jetzt schon an den Hyuuga abgegeben hätte. Irgendwie fühlte ich mich dadurch leicht ‚pissed off‘, aber was hätte ich schon groß tun können?! Ich war mir ja selbst noch nicht einmal im Klaren darüber was das alles sollte! Meine unbändige Wut war ja schon nicht normal gewesen! Im Nachhinein wurde mir das schließlich immer klarer. Ich war Sasukes Schüler und er mein Lehrer. Das wir uns nach und nach auf irgendeine verquere Weise angefreundet hatten war sicherlich ein netter Nebeneffekt und hatte das Lernen angenehmer gemacht, doch hatte mir das doch nicht das Recht gegeben, so auszuticken! Sasuke hätte mich deswegen zurechtweisen müssen! Doch stattdessen… Verdammt noch mal! Er hatte mich geküsst! Warum hatte er mich geküsst? Er konnte doch da unmöglich wissen, dass ich diese Fantasien von ihm hatte und er hatte ganz bestimmt auch nichts von dem Gespräch zwischen meinen Brüdern und mir mitgekriegt! Oder hatte Dei-chan heimlich hinter meinem Rücken hier angerufen um meine Chancen bei diesem attraktiven Bastard zu checken?! Zutrauen würde ich so ein Verhalten meinem älteren Bruder ja… aber normalerweise war es bei uns Uzumakis ein ungeschriebenes Gesetz, dass wir uns nicht in die Beziehungen des Anderen einmischten und da hielten wir uns auch strikt dran. Ergo: Sasuke hatte mich von sich aus geküsst. Er konnte nichts von meinen Gefühlen wissen! Und das verstärkte nun die Frage, warum er das getan hatte! War das hier normal, dass ein Lehrer den Schüler zum Abschied mal eben küsste? Ich hoffte nicht! Irgendwie wurde mir bei dem Gedanken flau im Magen… schließlich war nun Neji mein Lehrer und mir vorzustellen, dass er in knapp drei Wochen knutschend über mich herfiel war nicht nur beängstigend! Anderseits konnte das ja schon sein… in Europa waren die doch mit sowas immer schnell dabei… Ich meine, dieses Bussi hier und Bussi da und eiteitei… das waren die Franzosen…oder?! Ich sollte Sasori aus dem Weg gehen! Aber Sai war kein Europäer! Der war ein Chinese. Zumindest optisch und laut Ausweis. Aber sobald der sich in der Nähe eines Mistelzweiges befand nahm der es mit seiner Nationalität auch nicht so genau! Ach scheiße! Was machte ich mir da eigentlich die ganze Zeit für seltsame Gedanken? Ich war nicht schwul! Eindeutig nicht! Na ja… fast eindeutig nicht. Wenn alle Männer dieser Welt wie Sasuke wären dann wäre ich sicherlich definitiv schwul und vermutlich noch stolz drauf! Jawohl! Oh Jashin! Was sollte ich nur tun und seit wann war ich gläubig?! So kam es, dass ich wirklich rund um die Uhr in meinen Gedanken gefangen war. Wie die Tage vor dem Streit auch drehte sich mal wieder alles um Sasuke… nur diesmal weniger warum er mir nicht gesagt hatte, dass er vorhatte, die Akademie zu verlassen, sondern darum, warum er mich küsste und dann so einfach verschwand. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und suchte stets alles eifrig mit meinen Blicken ab oder versuchte manchmal gar um mehrere Ecken zu hören um irgendwie in Erfahrung zu bringen, wo sich der Teme gerade wohl aufhalten könnte. Die Akademie war zwar an sich groß, aber dennoch sollte es ihm doch nicht möglich sein, einfach so spurlos zu verschwinden! Auch das Auflauern in der Nacht, die ich eh schlaflos in meinem Bett verbracht hätte und sie so wenigstens sinnvoll nutzen wollte, brachte nichts. Mein schöner Bastard tauchte einfach nicht auf. Und in all diesen Momenten des Suchens, Lauschens und in Bereitschaft halten plagte mich der Gedanke: Wie verhalte ich mich überhaupt, WENN er denn dann endlich mal vor mir stand?! Denn: Ich hatte keine Ahnung! Echt nicht! Ich wollte ihm so viel mitteilen und dennoch war ich gerade nicht in der Lage dazu, all diese Informationen in meinem Kopf zu verarbeiten und in Worte zu fassen. Daher war ich auch irgendwie ganz froh, dass er mir dann doch nicht begegnete in der ganzen Zeit. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass ich es mit meinem mädchenhaften Gestottere dann noch schlimmer machen würde und an Peinlichkeiten hatte ich hier während meiner Studienzeit bisher wirklich nicht gespart und waren daher nicht weiter nötig! Und nun war er also da. Der Heilige Abend. Und zeitgleich war dies der Moment der von Lee, Gai und Kakashi geplanten Abschiedsparty für Sasuke. Die Stimmung im Foyer war ausgelassen und obwohl es ein eher trauriger Anlass war wurde viel gelacht und getrunken. Doch mir war ganz bestimmt nicht zum Feiern zumute. Zudem war der Grund dieser Party bislang noch nicht aufgetaucht. Ich hatte mich mit einem Glas Rotwein in eine Ecke hinter der Tanne verkrümelt und wich so den fragenden und auch besorgten Blicken der anderen aus. Hier, auf einem Stuhl sitzend, hatte ich die ganze Gesellschaft doch recht gut im Blick und wurde selbst auf Anhieb nicht gleich gesehen. Wenn Sasuke versuchte, mir aus dem Weg zu gehen, dann würde er sicherlich jetzt irgendwann auftauchen weil er denken würde, die Luft sei rein. Und sogleich ratterte es wieder in meinem seit Tagen überforderten Kopf. Wie sollte ich ihm dann gegenübertreten? Ich wollte ihn ja auch nicht in die Enge treiben, wobei ich mir so eine Reaktion beim Bastard beim besten Willen nicht vorstellen konnte! Er würde wahrscheinlich wieder diese eiskalte Maske auf sein Gesicht setzen. Kühl schmunzeln vielleicht… aber ansonsten… Dieses Lächeln, wonach ich mich so sehnte und er im Delfinarium im Aquarium auf seine Lippen gezaubert hatte würde ich wahrscheinlich nie wieder zu Gesicht bekommen! In wenigen Stunden würde sein Flieger gehen… zumindest hatte ich diese Info bereits bei einem Gespräch zwischen Iruka und Kakashi ‚erlauscht‘. Und dann wäre er weg und unerreichbar für mich. Und ich würde hier sitzen, in meiner derzeitigen Verfassung ganz sicherlich nicht die Englisch-Prüfung bestehen, dann in der Postsortierstelle landen und vermutlich bis an mein Lebensende mit gebrochenem Herzen vor mich hin vegetieren. Echt eine tolle Zukunftsprognose, die ich mir da selbst zurechtgelegt hatte. Oh Mann! Wo war mein Optimismus geblieben? Das war doch nicht ich, echt jetzt! Ich beobachtete die ausgelassene Stimmung durch die mit allen möglichen Kleinigkeiten vollbehangenen Tannenzweige… anscheinend hatte wirklich niemand Sai davon abbringen können seine Teebeutel in großer Anzahl an diesen armen Baum zu hängen. Lange würde dieser Baum nicht unter uns weilen… selbst in den Beuteln hatte diese Kräutermischung doch bestimmt eine hochgiftige Ausdünstung! Lee krakeelte irgendetwas in einem englischen Slang, den ich beim besten Willen nicht verstand und so wie gerade das restliche Kollegium dreinschaute brauchte ich mir deswegen auch keine Gedanken zu machen. War bestimmt so ein tiefaustralischer Dialekt und dadurch das er schon einiges intus hatte – nämlich ein halbes Glas Sekt – war er in seinem Rausch wohl in seine eigentliche Muttersprache zurückgefallen. Gerade bot er allerdings ein ganz nettes Schauspiel! Er war auf den überfüllten ‚Gabentisch‘, wie ihn Iruka genannt hatte, gesprungen und versuchte sich passenderweise zum Song ‚You can leave your hat on‘ sein grellgrünes Hemd vom Leib zu reißen. Gai gab zwar sein Bestes, um dies zu verhindern, aber ein schon nicht mehr ganz so nüchterner Hidan Lieblich schien an dieser kleinen Striptease Einlage wirklich Gefallen gefunden zu haben und drückte den Lateinamerikaner etwas gröber zur Seite um Lee doch tatsächlich einen 500 Yen Schein in die Hose zu stopfen. Ich konnte mir trotz meiner eigenen leicht depressiven Stimmung ein Schmunzeln nicht verkneifen… die Chaoten würden mir echt fehlen! Dabei kannte ich sie alle doch nicht einmal so lange! Sasuke kannte sie doch viel länger und das hier war doch unter anderem auch seine Abschiedsparty… wieso ließ er sich dann nicht wenigstens mal blicken? War das wirklich ganz allein meine Schuld? Ich hätte reagieren müssen! Echt jetzt! Was er wohl gedacht haben musste, als er mich küsste und ich da so stocksteif rumstand. Irgendwie musste ich da wieder an das Astloch in der Wildnis denken… ich war das Astloch… und ganz eindeutig der Idiot! Vielleicht hatte er mich ja geküsst weil er mir nicht ganz abgeneigt war? Vielleicht mochte er mich ja auch? Ach Quatsch! Ich schlug mir selbst die Hand an die Stirn. Er hatte das bestimmt nur gemacht um mich in meinem Redefluss zu unterbrechen. Ich hatte ihm ja gar keine Möglichkeit gegeben, sich zu rechtfertigen und nachdem er mich endlich ruhig gestellt hatte wurde ihm bewusst, was er da wirklich getan hatte und hatte die Flucht ergriffen! Ja… so war das! Und nicht anders! Ganz bestimmt! Echt jetzt! Oder? Hmpf! „Oi! Daha bissu jahaa!“, hörte ich Lee euphorisch schreien und mein Kopf schoss hoch. Ich hatte noch nicht mal genau erspäht, was der Laubfrosch gemeint haben könnte und dennoch versteifte sich bereits mein ganzer Körper! „Ja, tut mir leid, dass ich zu meiner eigenen Party zu spät komme!“ Diese Stimme! WAHNSINN! Da stand er. DA STAND ER!!! Und er sah sooo gut aus! Und ich hör mich an wie ein bekiffter Groupie! Urks! Aus meinem versteiften Körper wurde nun schlagartig Wackelpudding und ich war echt froh, dass ich bereits saß! Keine zehn Meter von mir entfernt, mittig im Raum und dennoch nah genug an der Tanne dran und nun von allen Anwesenden umzingelt, stand Sasuke. Er lächelte leicht in die Runde und versuchte auf die verschiedenen Ansprachen aus allen Richtungen zu reagieren. So wie es aussah hatte er mich weder bemerkt noch gesehen. Wie gerne wäre ich jetzt aufgesprungen und zu ihm geeilt, doch beim derzeitigen Auflauf dürfte dies bei meinen Puddingbeinen mehr als schwierig werden! Zudem hatte ich mir doch noch gar nicht fertig überlegen können, was ich ihm den sagen wollen würde. Dass er nicht gehen solle. Dass er bei mir bleiben müsse… ähm… wegen Englisch versteht sich und nicht wegen irgendetwas anderem! Er schüttelte fleißig die vielen Hände, die ihm entgegengestreckt wurden und behielt das Lächeln bei. Doch irgendwie fand ich dieses Lächeln seltsam. Es wirkte so… fremd an ihm. Nicht wirklich ernst gemeint. Das könnte aber auch daran liegen, dass diesen wunderschönen Augen der Glanz fehlte. Bisher hatte ich immer seine Augen bewundert. Schon vom ersten Tag an. Tiefschwarz wirkten sie auf einen, doch wenn man genauer hinsah erkannte man feine gräuliche Sprenkel. Und dann hatten sie immer so geglänzt. Und nun wirkten sie… fahl und matt. Fiel das denn niemanden auf? „Tut mir leid, aber ich war noch mit meinem ganzen Gepäck verhindert…“ Was für Gepäck? Ich war doch in dem Zimmer vom Teme gewesen und wirklich viel hatte ich darin nicht stehen sehen! Kakashi klopfte ihm gerade auf die Schulter: „Ist schon gut! Wenigstens hast du dich hier noch mal blicken lassen, auch wenn dein Taxi bereits vor der Tür steht!“ WAS?! Sein Taxi war bereits da? Aber ich dachte, er würde erst morgen früh abreisen?! Warum… warum so plötzlich?! „Ich kann doch nicht gehen ohne mich von allen noch einmal persönlich verabschiedet zu haben!“ Ja, genau! Von allen!!! Also auch von mir!! Hörst du Teme!!! Auch von mir! Auch wenn ich gerade überhaupt nicht weiß, wie ich von diesem Stuhl loskomme, an dem ich gerade irgendwie festpappe! Neji näherte sich Sasuke von der Seite an und zog ihn etwas von der Gruppe weg. Dadurch näherten sie sich automatisch meinem Versteck, welches ja eigentlich gar kein wirkliches Versteck war. Schließlich hatte hier der Stuhl bei meiner Ankunft schon gestanden und ich hatte mich nur darauf gesetzt. Das der sich hinter dem Baum befand war ja nicht meine Schuld… echt jetzt! „Hast du mit Naruto-kun alles klären können?“, Neji hörte sich leicht besorgt an. Wem die Sorge allerdings galt – ob mir oder Sasuke – war allerdings unklar. Da sie sich mir doch schon ziemlich genähert hatten, versuchte ich mich kleiner zu machen. Ich wollte sie ja schließlich nicht bei ihrer Unterredung unterbrechen! Wirklich! „That’s impossible! He’ll never forgive me!“, (Das ist unmöglich! Er wird mir niemals vergeben können!) Sasuke sah desinteressiert von Neji weg und Jashin sei Dank in die entgegengesetzte Richtung, da er mich sonst sicherlich direkt gesehen hätte. Aber irgendwo war es auch schade, weil ich hätte nun gern seine Mimik deuten wollen, auch wenn er ein Meister darin war, diese stets zu verschleiern hinter seiner eisigen Fassade! Dass der blöde Bastard jetzt ausgerechnet in Englisch mit Neji sprechen musste, störte mich zwar etwas, doch es war ja nun nicht mehr so, dass ich es nicht verstand. Ich musste einfach nur noch genauer hinhören! „Poor Naruto!“, seufzte Neji und ich dankte ihm innerlich für seine Anteilnahme, „I understand why you must go but can’t your brother do something to delay things a bit?“ (Armer Naruto! Ich verstehe ja warum du gehen must, aber kann dein Bruder das alles nicht ein wenig verzögern?) Sasuke drehte sich nun wieder zu Neji und so konnte ich wenigstens sein Gesicht im Profil sehen. Es war so schön. Mühsam schluckte ich mir ein verräterisches Aufseufzen herunter. Ich sollte dieses Bild genau betrachten und dann abspeichern! Schließlich war das hier sicherlich das letzte Mal, dass ich meinen Teme so sah! Sein Mund öffnete sich. Der Mund, dessen Lippen ich vor drei Tagen noch schmecken dürfte… auch wenn es nur kurz war… aber der Gedanke daran ließ nun wieder alles in mir kribbeln! „I wish he could, but there isn’t not much people out there that can translate sign language especially in a technical field. My brother only has me but Naruto still has you and Gai. He doesn’t need me!” (Ich wünschte, er könnte, aber da gibt es nun einmal nicht wirklich viele Menschen, die Gebärdensprache in Technisches Englisch übersetzen können. Mein Bruder hat nur noch mich aber Naruto hat immer noch dich und Gai. Er braucht mich nicht!) Was sollte denn das heißen?! Ich würde jetzt ja gerne laut schnauben, aber das übernahm just in diesem Moment Neji für mich, der dazu noch leicht den Kopf schüttelte: „You think, he doesn’t need you?“ (Du glaubst also, er braucht dich nicht?) Sasuke sah aufgrund der eindeutig vorwurfsvoll klingenden Stimme Nejis auf. Er wirkte sogar etwas verwirrt. Aber Neji schien genau meine Gedanken auszusprechen und irgendwie gab mir das ein schönes Gefühl… ich kam mir nicht mehr ganz so unverstanden und alleingelassen in all meinem Frust vor! „So, if you think that then tell me… have you ever wonder why he’s so upset?”, (Also, wenn du das wirklich glaubst, dann sag mir… hast du dich nie gewundert warum er auf einmal so verärgert ist?) Ich konnte es ganz genau erkennen. Sasuke’s Körper versteifte sich total. Als wäre er ein kleiner Junge, der beim Klauen seiner Lieblingssüßigkeit erwischt worden wäre. Selbst aus der Entfernung zwischen uns konnte ich erkennen, wie sich seine Augen weiteten. Mein Herz begann urplötzlich, ich weiß nicht einmal warum, laut und wild zu klopfen. Doch dann senkte sich sein Blick und er starrte zu Boden: „Neji, as always, you show no mercy!“ (Neji, wie immer zeigst du kein Erbarmen!) Der Engländer lachte auf und klopfte ihm auf die Schulter. Dummerweise drehte er dadurch Sasuke herum und von mir weg und sie näherten sich wieder den anderen an. Mist! „Thanks, Sasuke!“ (Danke, Sasuke!) „I don’t mean it as a compliment!“, (Das war nicht als Kompliment gemeint!) und dann verschwanden sie wieder in der Gruppe und ich blickte versteinert auf. Wie hatte ich nun Sasukes Reaktionen zu deuten? Bedeutete ich ihm nun etwas oder nicht? Und wieso sagte er mir nichts? Obwohl… ich war ja nicht wirklich besser, oder? Ich bekam ja schließlich auch nicht meinen Mund auf! Ich versteckte mich sogar hinter einer Tanne die geschmückt war mit hochgiftigen Teebeuteln!!! Oh je, Naruto! Wie tief wolltest du eigentlich noch sinken? „Juute Rei…heise… Sas’ke-ku…hun!“ WAS?! Ich sprang auf. Irgendwie klappte das nun doch! Schlagartig merkte ich, dass ich doch recht alleine in diesem Foyer war. Ich hatte nicht mitbekommen, dass sie alle zur Tür gegangen waren und nach draußen getreten waren. Und da fiel es mir wieder ein! Kakashi hatte doch gesagt gehabt, dass bereits das Taxi da sei! Scheiße! Ich schlug hastig die Äste zur Seite um schneller aus meinem Quartier zu kommen und zur Tür zu eilen. Wag es dich nicht, hier einfach abzuhauen, ohne dich von mir zu verabschieden: „TEME!“ Einige, die auf der obersten Treppenstufe standen, drehten sich verwundert zu mir herum und konnten stellenweise auch nicht schnell genug ausweichen, da ich wirklich mit einem Affenzahn durch sie hindurch stob und jedes Mal drei Stufen auf einmal nach unten nahm. Er hatte mich nicht gehört! Er stand an der offenen Beifahrertür des Taxis und umarmte gerade Iruka und…: „SASUKE!“ Immer noch keine Reaktion! Scheiße! Wieso konnten die nicht alle mal aus dem Weg gehen, echt jetzt! Ich musste doch zu ihm!!! Er nickte Iruka zu und setzte sich in den Wagen. Ich musste zu ihm! Zu…: „SASUKEEEEE!“ Die Wagentür schloss sich. Mit einem letzten Sprung hatte ich die unteren fünf Stufen hinter mich gelassen als der Motor des Taxis laut ansprang. Der Wagen begann zu rollen… Scheiße… „SASUKEEE!“, und ich raste förmlich an dem verwunderten Iruka vorbei und dem davonfahrenden Taxi hinterher. Da drehte er sich um. Ich konnte aus der immer weiter zunehmenden Entfernung wirklich deutlich erkennen, dass er sich zu mir gedreht hatte und sich nun unsere Blicke trafen. Mein Lauf verlangsamte sich. Ich wusste nun, dass das Taxi nicht halten würde. Irgendwie hatte ich dies in seinen Augen gesehen. Es war zu spät. Es war wirklich zu spät… Das Taxi verschwand zwischen den Bäumen des Waldes auf diesem Anwesen… Sasuke war weg. Er war wirklich weg. Und ich hatte es versaut! Ich Idiot! Ich… selten dämlicher Idiot! „DU BLÖDES ARSCHLOCH!“, schrie ich dem schon lange verschwundenen Fahrzeug hinterher, „Ich… wollte… dir doch sagen, dass ich… das ich dich lie…“ WHAT THE FUCK redete ich da?!?! „Na na na, Uzumaki-san! So verabschieden wir uns aber…” „Ich heiße Naruto! Verdammt noch mal! NARUTO!“, schnauzte ich Iruka, der neben mich getreten war und mir eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, die ich nun wütend von mir herunterschlug, an, „Das kann doch echt nicht so schwer sein!“ Iruka hingegen schien mein Wutausbruch gar nicht wirklich zu stören. Er lächelte sanft und nickte: „Ist gut, Naruto-kun!“ Scheiße! Echt jetzt! Nichts war gut! Rein gar nichts. Ich spürte die heißen Tränen, die meine Wangen herunterliefen und drehte mich vom Administrator weg. Das war doch alles wirklich eine einzige große Scheiße hier! Weihnachten war nun drei Tage her… glaubte ich zumindest. Sicher war ich mir da nicht, aber war das noch wichtig? Stimmengewirr hatte mich aus meinem Schlaf gerissen, obwohl ich eigentlich gar nicht geschlafen hatte… es war mehr so ein dämmern gewesen. Ein Ausnüchtern, um ehrlich zu sein! HA! Ehrlich! Wäre ich bloß mal ehrlich gewesen… Ich drehte mich auf meinem Bett herum und hörte es kurz drauf hinter mir scheppern. Ups! War wohl eine der Bierflaschen heruntergefallen… kann ja mal passieren. Schließlich war mein Bett schon lange zweckentfremdet und glich mehr einem Altglascontainer. Woher ich auf einmal in dieser verdammten Einöde das Bier her hatte? Ha! Wenn ein Uzumaki Alkohol brauchte um seine Sorgen zu ertränken, dann bekam er ihn auch! He he! Na ja, okay… Nachdem Sasuke verschwunden war und auch nach einer guten Stunde, die ich noch draußen in der Kälte gestanden hatte nicht zurückgekehrt war, war ich wieder zu der Weihnachtsfeier gegangen… weil Abschiedsfeier war es ja ab da nicht mehr. Und da gab es Alkohol. Betonung auf GAB ES. Denn als ich wieder das Foyer betreten hatte war es meine erste ‚Amtshandlung‘ gewesen, mir vom Tresen, der da neben dieser in meinen Augen immer gräßlicher werdenden Tanne aufgebaut gewesen war den kompletten Alkoholbestand zu krallen… für eine Party war das eigentlich eine recht miese Ausbeute, aber egal… und war dann mit den zwei Kästen Bier, 3 Flaschen Scotch, 5 Flaschen Wein und 4 Flaschen Wodka auf mein Zimmer verschwunden. Dort hatte ich mich natürlich eingeschlossen. Frust, Wut und Trauer ließen sich doch immer noch am besten alleine ertränken… da bleibt nämlich mehr Alk für einen selbst, echt jetzt! Ich hatte ab und an mal mitbekommen, dass mein Zimmer mal heller und mal dunkler war also waren vermutlich ein paar Tage vergangen. Und daher hatte ich auch Unterricht verpasst. Sinnlosen, dämlichen Unterricht. Tzz! Aber diese Lehrer hier waren wirklich hartnäckig. Die erste Zeit kam Neji öfters hier reingeschneit. Beschwerte sich über meine Arbeitsmoral und so ein Bla bla. Dann wurde er häufiger von Gai begleitet, der irgendwas laberte von verloren gegangener Jugend… ach, kein Schimmer, echt jetzt! Und nun war es wohl mal wieder soweit… hatten die kein Lehrerzimmer? Vermutlich gab es da nicht so etwas Interessantes zu sehen wie hier: einen total depressiven blonden NICHTschwulen Kerl mit Liebeskummer wegen einem Kerl. „Look, Iruka-san! We have crisis! Naruto has turned into a jellyfish!” (Sieh nur, Iruka! Wir haben eine Krise hier! Naruto hat sich in eine Qualle verwandelt!) In was war ich ‚geturnt‘?! Sai hätte nun auch chinesisch reden können… ich wäre noch genauso schlau wie jetzt auch. „Jellyfish?“, (Qualle?) ich hörte, wie eine weitere Person in mein Zimmer trat. Vermutlich ‚Mister-ich-kapiere-nicht-wie-man-duzt‘-Iruka. Tzz! Egal! Sollten sie mich doch alle anstarren. War mir gerade total egal… echt jetzt! „Indeed!“, (Stimmt!/ Wahrlich!) Iruka hörte sich aber im Gegensatz zu den anderen nicht verzweifelt oder besorgt bei meinem Anblick an, sondern eher… nun ja… amüsiert?! Na klasse! Freut mich, dass ich den Laden hier wenigstens noch unterhalten kann! Ich verkrümelte mich noch mehr unter meine Bettdecke. Dann war ich halt ein jellyfish! Ich vernahm das Nähertreten von Schritten, die anscheinend kurz vor meinem Bett hielten: „Naruto-kun? Magst du vielleicht mit mir darüber reden?“ Oh Mann… ich freute mich zwar wirklich ein wenig darüber, das Iruka es endlich geschafft hatte, meinen Namen direkt beim ersten Versuch richtig zu sagen, doch stand mir gerade überhaupt nicht der Sinn nach einem Gespräch. Dafür dröhnte mir zudem noch zu sehr der Kopf. Die Flasche Wodka letzte Nacht war vielleicht doch nicht so gut gewesen, aber das Bier war ja bereits alle gewesen! „Das haben wir schon probiert, Iruka-san“, quäkte Lee’s nervige Stimme…ach, wie gerne würde ich nun Sasukes samtweichen Bariton neben mir vernehmen…, „Er reagiert einfach auf nichts!“ „Hm, ja!“, oh, geistreiche Antwort, Herr Administrator!, „Vielleicht lasst ihr mich und Naruto mal einen Augenblick allein!“ Ich brauchte nicht mal Superman zu sein um durch meine Bettdecke sehen zu können um zu wissen, dass dem Kerl direkt neben meinem Bett nun einige ungläubige Blicke zugeworfen wurde. Glaubte er echt, er könne mich aus diesem sumpfartigen Tief herausholen? Das konnte nur einer… und der war nun irgendwo in den Staaten und dolmetschte rum… blöder Teme! Ich hörte nun, wie sich einige Schritte von mir entfernten und schließlich, wie meine Zimmertüre zugezogen wurde. Dann war es still. Wirklich lange still und ich hatte bereits die Hoffnung, das Iruka mit den anderen gemeinsam verschwunden wäre, da hörte ich das leise Klirren aneinanderschlagender Glasflaschen. Da es nicht regelmäßig erklang, sondern nur ab und an, war nun doch meine Neugierde geweckt und ich spitzte unter meiner Decke etwas hervor. Ich konnte Iruka erkennen, wie er durch mein Zimmer huschte und hier und da mein Chaos der letzten Tage aufräumte. Ha! Fast wie zu Hause! Zwar waren unsere Dienstmädchen alle weiblich… logisch bei dem Wort –mädchen hinten dran, nicht wahr?... aber hier gab es ja sowas nicht und man war für sein Zimmer normalerweise selbst verantwortlich. Iruka sortierte gerade die Bierflaschen in einen der bisher leeren Kästen, da spürte ich deutlich, dass er zu mir herüber schielte und wohl bemerkt hatte, dass ich mich hier und da mal rührte. „Ich habe gehört, dass du nicht so recht in Stimmung kommst für Englisch. Neji und Gai sind mit ihrem Latein langsam am Ende…“, wieso plapperte der jetzt eigentlich so munter drauf los?, „Hat Sasuke etwas mit deinem Verhalten in den letzten Tagen zu tun?“ Ich zuckte ertappt zusammen. Na ja… wirkliche Detektivarbeit war es ja nun nicht, die Iruka da vollbracht hatte. Jeder mit nur einer grauen Zelle im Oberstübchen hätte soweit eins und eins zusammenzählen können um zu wissen, dass Sasukes Weggang nicht ganz unschuldig an meinem Verhalten war! Ich klappte die Bettdecke etwas zurück und funkelte Iruka schief an, doch dieser lachte nur leise. „Ich wusste ja gar nicht, dass du und Sasuke euch so nahgestanden habt!“ „DA WAR NICHTS ZWISCHEN UNS!“, und das war eindeutig zu schnell aus mir in einer eindeutig zu großen Lautstärke herausgesprudelt, als dass man es als die Wahrheit abtun konnte. Mist! Iruka lächelte wissend: „Hab ich mir doch gedacht! Aber Naruto…“, er stellte die letzte Flasche in den nun vollen Kasten und erhob sich, „…du solltest wissen, dass es auch Sasuke schwer ums Herz war als er gehen musste! Er wäre sehr gerne dein Lehrer geblieben bis zum Schluss!“ So ein Unsinn! Ich kann mir das echt nicht vorstellen! Ich war doch nun wirklich ein fauler Schüler… zumindest die erste Zeit! Und absolut begriffsstutzig… okay… das bin ich jetzt auch noch, aber egal. Wieso sollte ein Lehrer traurig sein, wenn er so einen miesen Schüler wie mich schnell loswerden konnte? Iruka setzte sich ohne weiter nachzufragen auf meine Bettkante. Sein Blick war auf die gegenüberliegende Wand gerichtet und er legte seine gefalteten Hände in den Schoß: „Es tut mir wirklich leid, dass du in eine solche Situation hineingeraten bist! Unglücklicherweise lag das Ganze auch nicht wirklich in Sasukes Hand, weißt du?“, nee…ich weiß bald nix mehr!, „Eigentlich stand Sasuke damals schon kurz vor der Abreise als von deinem Vater die Anfrage kam nach einem sehr guten Lehrer für seinen Sohn. Sasuke hatte hier im Sommer eigentlich nur aushelfen wollen und wollte zum Winter hin zurück zu seinen Studien und seinen Bruder in die Staaten. Ich hatte ihm freigestellt, das mit dir zu übernehmen, weißt du? Es hatte mich ehrlich gesagt gewundert, dass er sich so schnell dafür entschieden hatte, den Auftrag anzunehmen, nachdem er dich kennengelernt hatte. Allerdings war da ja auch noch nicht abzusehen, dass sein Bruder mit seinen Forschungen so zügig vorankam, so dass er jetzt auf diesen ganzen Wissenschaftstagungen auftreten muss. Sasuke konnte beim besten Willen die Bitte seines Bruders nicht abschlagen, schnellstmöglich zu ihm zurück zu kehren!“ Ich setzte mich nun doch recht überrascht in meinem Bett auf. Warum hatte mir das alles Sasuke nicht erzählt? Ich hätte es doch sicherlich verstanden! Iruka, den ich mit meiner plötzlichen Bewegung auf mich aufmerksam gemacht hatte, sah mich nun direkt an: „Hat dir Sasuke das alles etwa nicht gesagt?“ „Hmpf!“, war meine Antwort, aber die schien dem Administrator schon zu reichen. „Hm! Seltsam. Sasuke hat sich wirklich Mühe mit dir gegeben! Er war schon immer ein ehrgeiziger Lehrer, aber gerade bei dir schien es so, als würde er alles daran setzen wollen, dass du diese Englischprüfung nach drei Monaten meistern kannst! Wenn er nicht gerade unterrichtete hat er sich oft die Nächte um die Ohren geschlagen um sich auf deinen Unterricht bestmöglich vorzubereiten. Das war ihm wirklich wichtig! Ob es daran lag, dass er wusste, dass du sein letzter Schüler sein wirst kann ich nicht beantworten, aber er war nicht minder verbissen bei der Sache wie du!“ Der Teme hatte sich wegen mir die Nächte um die Ohren geschlagen? Aber hatte ich nicht von Kakashi erfahren gehabt, dass Sasuke eigentlich seine freie Zeit hier nutzen wollte um mit seinem Jurastudium weiterzukommen? Iruka kicherte leise: „Aber damit eines klar ist, Naruto… seine spartanischen Lehrmethoden sind hier nicht Gang und Gäbe! Er wollte wirklich nur dein Bestes! Das er dafür so seltsame Methoden anwandte schien allerdings wirklich bei dir zu helfen…!“ „Hey! Das hört sich an als wäre ich hier ein Masochist! Das stimmt so nicht!“, brauste ich sogleich auf, „Der Teme ist nur ein sadistischer Höllenfürst, der seinen Spaß daran hatte, mich zu quälen und zu foltern und so, echt jetzt! Wäre er ab und an im Unterricht mal so nett gewesen wie er es zum Ende hin war, dann hätte das bestimmt auch geklappt, dass ich lerne…“ „Irgendwie hört sich das gerade für mich eher nach etwas anderem an, als nach einer simplen Lehrer – Schüler – Verhältnis! Waren da etwa Gefühle im Spiel?“ BA-DUMM Ertappt! Scheiße! Das jetzt abzustreiten wäre sinnlos gewesen. Zum einen saß ich wirklich mit hochrotem Kopf und starr wie ein Baum in meinem Bett und anderseits tauchte genau in diesem Augenblick die Erinnerung an den Kuss wieder vor meinem inneren Auge auf und verstärkte meine Gesichtsröte nur noch! Jashin noch mal war mir das peinlich!!! Iruka rückte mir mit prüfenden Blick plötzlich ziemlich dicht auf die Pelle und ich schluckte. „So ist das also!“, dann entfernte er sich mit seinem Gesicht ein wenig von meinem Gesicht und ich sah ein ehrliches Lächeln. Das wiederum beruhigte mich etwas. Gewiss war die Tatsache, dass ich nun gar nichts erwidert hatte irgendwo ein Zugeständnis zu seiner Theorie, aber Sasuke war hier ja nun nicht mehr länger ein Mitglied des Lehrpersonals und von daher… Und anscheinend schien sich Iruka auch nicht an der Tatsache zu stören, das es sich hierbei um zwei Männer handelte. „Soll ich dir mal was verraten, Naruto-kun?“, flötete er stattdessen eindeutig zu schnell zu gut gelaunt und legte den Kopf leicht schräg. Verwundert und auch neugierig, was da nun kommen könnte, nickte ich. „In genau 16 Tagen findet der TOEFL – Test statt. Wenn du dort die erforderliche Punktzahl schaffst, die dein Vater gefordert hat, nämlich 80%, dann steht dir doch die ganze Welt offen!“ „Hä?!“, irgendwie verstand ich gerade nur Bahnhof… aber das war ja nichts Neues für mich. „Na ja… war es nicht so, dass dein Vater dich herschickte, weil du für die Auslandsabteilung des Namikaze – Bauunternehmens vorgesehen warst?“ Öhm…das stimmte schon, aber irgendwie checkte ich jetzt den Zusammenhang nicht so ganz. „Und ist es nicht so, dass die Namikaze AG sehr viele Kunden in den Staaten hat?“ Erneut nickte ich, aber Iruka musste mir wohl ansehen, dass noch immer kein Groschen gefallen war… manchmal stand ich wirklich extremst auf der Leitung! Iruka schmunzelte jedoch und strahlte nun etwas sehr zuversichtliches aus: „Also, Naruto, ich weiß, dass du den TOEFL-Test in 16 Tagen bestehen wirst! Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass du die 80% Hürde mit Leichtigkeit nimmst! Schließlich warst du ja ein Schüler von Sasuke und da wäre nichts anderes zu erwarten! Und wenn du dann mit dem erfolgreichen Testergebnis zu deinem Vater gehst, dann wird er dich doch sicherlich erst einmal nach Übersee schicken um einige Kundenverträge zu verlängern, nicht wahr?“, er erhob sich und grinste so untypisch breit. „Sicher, schon…aber…“, und dann fiel der Groschen! Ach, was rede ich denn da! Da fiel der ganze Münzautomat! Doch Iruka ließ mich gar nicht zu Wort kommen um ihm mitteilen zu können, dass ich nun verstand, was er mir mitgeteilt hatte, sondern griff in seine Jacketinnentasche und fischte einen kleinen weißen Briefumschlag heraus: „Den hier hat mir Sasuke für dich gegeben als er ins Taxi gestiegen ist. Er hat mich gebeten, ihn dir erst zu geben, wenn er wirklich außer Landes ist!“ Sasuke… du Feigling! Iruka legte den Brief auf meine Bettdecke neben mich, schmunzelte noch einmal freundlich ehe er sich herumdrehte und ohne ein weiteres Wort zu sagen mein Zimmer verließ. Ob er mich beim hinausgehen noch einmal angesehen hatte wusste ich nicht. Denn seitdem Iruka das Schriftstück abgelegt hatte haftete mein Blick darauf und ließ sich auch nicht mehr davon lösen. Es wäre ja alles nicht so dramatisch… ich müsste ihn ja nur nehmen und ihn lesen, aber irgendwie konnte ich das gerade nicht. Dieser Bastard war gefahren ohne sich wirklich von mir persönlich verabschiedet zu haben. Stattdessen hinterließ er nur einen Brief. Dachte er wirklich, ich wäre so leicht weich zu kriegen und würde ihm das alles verzeihen? Am liebsten würde ich diesen Brief ungelesen zerfetzen und dann anzünden… Aber andererseits… „Es…tut…mir…leid, Naruto!“ Verdammt! Ich hörte bereits seine Stimme wenn ich nur diesen Brief schief ansah! Und als wäre das nicht schon schlimm genug spürte ich bereits seine Arme, die sich um meinen Körper schlangen… Die Erinnerung an seine Umarmung… sein Kuss…seine sich ständig wiederholenden Worte, wie leid es ihm täte… ARRRRRRGGGH!!!!! DIESER VERDAMMTE BASTARD!!!! Er hatte das doch bestimmt so geplant! Der wusste doch ganz genau, dass ich diesen Brief niemals ungelesen vernichten würde!!! Ich blies die Wangen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Vergiss es, Teme…echt jetzt! Doch dummerweise hielt dieser Gedanke wirklich nicht lange vor! Erwischte ich mich selbst doch immer wieder dabei wie ich fast schon sehnsüchtig auf diesen Brief starrte! Okay okay… ich würde ihn einmal überfliegen und dann vernichten…das war nur fair…oder etwa nicht?! Ich nahm den Umschlag und riss ihn meines Erachtens schon viel zu hastig auf… eindeutig sprachen mein Kopf, mein Körper und mein Herz unterschiedliche Sprachen! Eine Tatsache, die ich mal beheben lassen sollte…. Passenderweise befand ich mich ja dafür schon im richtigen Institut! Fast ebenso hastig entfaltete ich das Schriftstück und erkannte sofort die wunderschön geschwungene Schrift Sasukes. Er hatte diesen Brief eindeutig nicht in Hast geschrieben, sondern jedes dieser Wörter mit Bedacht gewählt! Da wäre es doch nur fair, wenn ich diesen Brief nicht nur überfliegen würde, sondern ihn vielleicht aufmerksamer lesen würde… und dann vielleicht auch mehr als einmal! Schließlich war ich schon immer ein glühender Verfechter des Fair Play! Oh Jashin!!! Warum suchte ich eigentlich bei mir selbst nach Ausreden für mein absolut selten dämliches Verhalten? Wenn selbst Iruka kapiert hatte, dass ich wohl nicht nur verknallt, sondern bösartigst verliebt in diesen Bastard war, dann brauchte ich mir doch nun wirklich nicht selbst noch was vorzumachen! Lieber Naruto, Ich denke, dass du wirklich sehr wütend wegen mir bist. Ich kann mir dein Gesicht gerade richtig vorstellen und auch wie du deine Fäuste zittrig ballst und… VERDAMMT RICHTIG, DU VERDAMMTER TEME! Es tut mir wirklich sehr sehr Leid dass ich nicht bis zum Ende bei dir bleiben konnte. Wie auch immer, ich wollte dir mitteilen, dass sich dein Englisch in den letzten Wochen wirklich erstaunlich gebessert hat! Und das hast du alles ganz allein geschafft! Du hast mich wirklich erstaunt und verblüfft! Ich hoffe wirklich, dass du nun nicht aufgibst und einen wahren Endspurt hinlegst! Ich weiß, dass ich nach all den gebrochenen Versprechen meinerseits absolut nicht das Recht dazu habe, dir das zu schreiben, aber ich glaube an dich und ich weiß, dass du es schaffen wirst, Naruto! Ich werde dich wiedersehen! Ich werde definitiv nach Japan zurückkommen und ich hoffe, du wartest auf mich! Wartest auf mich?!? „Was zur Hölle meint du damit ‚ich hoffe, du wartest auf mich‘?“ Meine Finger krampften sich um das Blatt in meinen Händen. „Du Idiot!“, ich schluchzte. Verdammt! Warum schluchzte ich denn jetzt? Und warum presste ich denn nun diesen Brief an meine Brust?!?! „Ich kann echt nicht glauben…dass du einfach abhaust und mir zum Abschied… nur das hier und einen flüchtigen Kuss…dagelassen hast!“ Tränen rannen über mein Gesicht, tropften auf die Bettdecke und meine Hände, die weiterhin zitternd seine Worte an mich gegen meine Brust drückten. „Welches… Arschloch…küsst denn einfach… und haut… dann ab!“, meine Stimme schien zu versagen… nicht einmal mehr das wollte mir also noch gelingen. „Sasuke… du dummer….dummer….Idiot!“, ich sackte in mich zusammen, versuchte mein Gesicht tief in mein Kopfkissen zu drücken. Doch es half alles nichts. Ich beruhigte mich einfach nicht. Die Tränen wurden mehr und mein Schluchzen heftiger. Irgendwann, mitten in der Nacht, als ich mich etwas beruhigt hatte, starrte ich den nun arg in Mitleidenschaft gezogenen Brief an und konnte selbst im Dunklen seine Bitte immer noch lesen… ich hoffe, du wartest auf mich…. „Ja, Sasuke! Ich werde auf dich warten! Und wenn ich dabei drauf geh!“ Dass man mich verwundert am nächsten Morgen im Speisesaal ansah lag bestimmt nicht daran, dass ich in den letzten Tagen einfach zu selten hier gewesen war… „WHAO!!! Naruto!!! Wie schaust du denn aus!“, Konohamaru fiel sogar bei meinem Anblick vom Stuhl und Udon verschluckte sich an seinem Toastbrot. Moegi hingegen schien sich in dieser Schockstarre bei meinem Anblick nicht mehr regen zu können… aber so einen Zustand kannte ich ja schließlich mittlerweile auch nur allzu gut! „Naruto“, flüsterte sie schließlich leise, „Bitte setz dich im Gruppenunterricht hinter mich!“ Ich versuchte fragend eine Augenbraue zu heben, doch das war aufgrund des Zustands meiner Augen nicht möglich. „Du schaust so gruselig aus, dass ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren könnte, wenn du neben mir sitzen würdest!“, gab sie schließlich als Erklärung für ihre Bitte von sich. „Mann, Alter! Hast du die ganze Nacht geheult oder was?“, brummte Konohamaru während er sich wieder auf den Stuhl zurück hievte. „Ja, habe ich!“, entgegnete ich hingegen trocken, „Manche Männer kotzen bei Liebeskummer, ich heule!“ Ein stichelnder Seitenblick auf den Braunhaarigen gelang mir aber dennoch. Allerdings weckte ich mit dieser Aussage nun doch wieder das Interesse des Mädchens in unserer Runde: „Du hast Liebeskummer? Oh! Wie schrecklich! Bist du dir da sicher, dass du dann heute beim Unterricht mitmachen willst?“ „Ja, bin ich!“, kam kühler zur Antwort als von mir vorgenommen, doch sie schien sich daran nicht zu stören. „Ich habe gehört, dass Teebeutel auflegen helfen soll!“, Sai hüpfte doch tatsächlich bereits mit besagter Wunderwaffe freudestrahlend auf uns zu. „Nein danke. Nicht nötig!“, schließlich hatte ich nur geschwollene Augen und nicht vor, hier zu erblinden weil ich mir Säure in Beuteln auf’s Auge drücken ließ! „Bei meiner Schwester half bei sowas auch immer ein heißes Handtuch!“, und Udon zog – mal wieder – die Nase hoch. Ich hatte eh nicht wirklich großen Appetit, aber das bisschen war mir nun auch vergangen und daher erhob ich mich wieder: „Dann werde ich das wohl mal ausprobieren!“, und ich entfernte mich von unserem Tisch. Jedoch erblickte ich beim Verlassen des Speisesaals Gai an der Essensausgabe. Der wollte gerade – zum Frühstück wohlgemerkt – einen Hamburger verputzen! Igitt! Diese Amis! „Gai-sensei?“, ich stellte mich direkt vor ihn und hinderte ihn wohl daran, genüsslich in sein wabbeliges Brötchen zu beißen…eindeutig ein ‚Ich-möchte-beim-essen-nicht-beobachtet-werden‘-Esser. „Hm, ja?“, dennoch wirkte er interessiert. Schließlich hatte vermutlich niemand mehr mit mir außerhalb meines Zimmers gerechnet. „Unterrichten Sie mich heute?“ Als Antwort erhielt ich ein eifriges Nicken: „Sobald ich den hier gegessen habe, können wir anfangen!“, und er widmete sich wieder seinem Burger. Aber leider war meine Reaktion schneller als seine! Binnen weniger Augenblicke hatte ich ihm seinen Burger aus der Hand geschnappt und wickelte ihn gerade in Folie ein, die an der Essensausgabe bereit lag. „Was…?“, war sein überraschter Einwand, doch ich grinste ihn nur breit an. „Sie können so viele Hamburger essen, wie Sie wollen, Gai-sensei!“, doch dann verfinsterte sich mein Blick, was mit meinen Augen gar nicht mal so schwierig zu bewerkstelligen war, „ Aber erst NACHDEM wir den Stoff der letzten Tage aufgeholt haben! ICH HABE KEINE ZEIT ZU VERLIEREN!“ Irgendwie wirkte der sonst so dauerfröhliche Gai nun doch etwas verschüchtert auf mich, aber er nickte beim Blick auf meine Hand, in der ich meine Hamburgerähnliche Geisel hielt: „Aber natürlich, Naruto-kun! Fangen wir doch am besten sofort an!“ Und das taten wir dann auch. In den Tagen, die folgten lernte ich so intensiv und hart wie noch nie zuvor in meinem Leben. Selbst beim Essen lag stets ein Heft neben mir mit den Vokabeln des Tages. Aufenthalte auf den Gang oder grundsätzlich unnütze 5-Minuten-Pausen wurden zum schnellen Lesen von Lektüren genutzt und nachts stöpselte ich mir den mit englischen Hörbüchern beladenen MP3-Player ins Ohr. Lernen im Schlaf sollte nämlich Wunder wirken! Ich sprach kein einziges Wort Japanisch mehr. Englisch sollte mir in Fleisch und Blut übergehen. Ich sprach bald nur noch Englisch und dachte nur noch auf Englisch. Die verwunderten Blicke meiner Mitstudenten und auch der Lehrer ignorierte ich… ebenso den Kommentar, dass ich vollkommen besessen sei. Denn das war ich. Das war ich wirklich! Von einem schwarzhaarigen Dämon, der derweil auf einem anderen Kontinent hockte und verlangt hatte, dass ich auf ihn warten sollte. Nur eins hatte der Teme nicht bedacht: Ich war verdammt ungeduldig und echt beschissen darin, zu warten! Und ich hatte auch nicht vor, damit anzufangen! Echt jetzt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)