Ein Licht in der Dunkelheit von Traumschreiberin (Robin Hood (BBC)) ================================================================================ Kapitel 1: From Darkness to Light --------------------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. From Darkness to Light One Shot fürdanilosa05 (Robin/Guy) Autor: Lady Gisborne P16-slash Inhalt: Solange er denken kann, hat Robin für Guy nichts als Hass und Verachtung empfunden. Doch eines Tages ist er vollkommen unerwartet gezwungen, seinen Feind zu retten und entdeckt eine bis dahin unbekannte Seite an ihm… Disclaimer: Alle bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören der BBC bzw. Tigeraspect und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. Anmerkung: Bei dieser Geschichte handelt es sich um einen One Shot, den ich schon vor einiger Zeit für danilosa05 geschrieben und in meiner Sammlung Slash-Stories for you veröffentlicht hatte. Nach reiflicher Überlegung hatte ich mich schweren Herzens entschieden, meine Geschichtensammlung zu löschen und die bereits veröffentlichten One Shots als einzelne, in sich abgeschlossene Geschichten zu veröffentlichen. Die erhaltenen Prompts, die bislang noch nicht veröffentlicht werden, werde ich trotzdem auf jeden Fall weiterschreiben und zu gegebener Zeit veröffentlichen. Natürlich nehme ich auch weiterhin gerne eure OS-Wünsche entgegen! :D .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Mit angehaltenem Atem und zum Zerreißen gespannten Muskeln kauerte Robin in einem hohen Dickicht, das ihn vor allen Blicken verbarg, am Rande von Nettlestone. Seine linke Hand hielt den Bogen fest umklammert und ein Pfeil lag schussbereit auf der Sehne, während der Outlaw die Geschehnisse, die sich in der Nähe abspielten, nicht aus den Augen ließ. Guy of Gisborne war gerade in das Dorf gekommen, um die fälligen Steuern einzutreiben und seit seiner Ankunft hatte Robin jeden seiner Schritte beobachtet. Im Augenblick stand der Handlanger des Sheriffs vor einer armseligen kleinen Hütte und schaute finster auf deren Bewohner, drei Jungen und ein Mädchen, hinunter, die sich ängstlich aneinander drängten. Die drei Jungen waren allesamt noch Kleinkinder und auch das Mädchen, die Älteste der Vier, war kaum dem Kindesalter entwachsen. Robin kannte die Geschwister gut. Sie waren der Grund dafür, dass er nun sein Leben riskierte und sich nach Nettlestone wagte. Ihr Vater war vor zwei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen und nachdem auch ihre Mutter im vergangenen Winter an einer Lungenentzündung gestorben war, kümmerte sich die älteste Tochter Catherine nun alleine um ihre drei Brüder. Da sie alle noch zu jung waren, um einer Arbeit nachzugehen, hatten sie auch keine Möglichkeit, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, geschweige denn Geld für die Steuern aufzutreiben. Zwar sorgten sowohl die Outlaws als auch die übrigen Dorfbewohner dafür, dass es den vier Waisen an nichts fehlte, doch als schließlich die Steuern fällig wurden, stand Robin vor einem nahezu unlösbaren Problem. Gisborne wusste ebenso gut wie jeder von ihnen, dass Catherine und ihre Brüder seit dem Tod ihrer Eltern nichts mehr besaßen als die Hütte, in der sie lebten und die Kleidung, die sie am Leibe trugen. Wenn Robin ihnen Geld zukommen ließ, würde Gisborne sofort wissen, woher es kam und sie alle in den Kerker werfen lassen, weil sie mit den Outlaws gemeinsame Sache machten. Doch wenn er nur tatenlos zusah, würde Gisborne die Vier ohne mit der Wimper zu zucken aus ihrem Zuhause vertreiben und sie so zu einem elenden Dasein als Bettler oder Taschendiebe in den Straßen Nottinghams verdammen. Der nächste Winter würde für sie alle den sicheren Tod bedeuten, wenn sie nicht vorher den Wachen in die Hände fielen. Aber das konnte und würde Robin nicht zulassen! Deshalb hatte er alle Warnungen seiner Freunde in den Wind geschlagen und war in das Dorf gekommen, um Gisborne im Auge behalten zu können. Wenn er auch zu weit entfernt war, um ein Wort zu verstehen, das gesagt wurde, doch er konnte seinen Erzfeind immerhin beobachten und eingreifen, falls es nötig werden sollte. Und daran hegte Robin nicht den geringsten Zweifel, denn von einem Mann wie Gisborne war weder Gnade noch Mitgefühl zu erwarten. Sobald er merkte, dass bei den verwaisten Geschwistern nichts zu holen war, würde er sie kaltherzig hinauswerfen, doch sobald er das auch nur versuchte, würde er es mit Robin zu tun bekommen! Als er sah, wie der ganz in Schwarz gekleidete Mann den vier Waisen einen strengen Blick zuwarf und diese sich daraufhin noch dichter zusammenkauerten, spannte der Outlaw seinen Bogen und machte sich bereit zum Angriff. Zu seiner Verwunderung kam jedoch alles ganz anders, als er erwartet hatte, denn von einem Augenblick zum anderen entspannten sich Gisbornes Züge und verloren ihre unnahbare Härte. Sogar der flüchtige Hauch eines Lächelns zeigte sich auf seinem Gesicht, bevor er sich abwandte und die Geschwister sichtlich erleichtert zurückließ, um weiter zum nächsten Haus zu gehen. Robin konnte dem Handlanger des Sheriffs nur sprachlos hinterherstarren und war fest überzeugt, das alles nur zu träumen. Gisborne hatte Catherine und ihre Brüder tatsächlich verschont und das ganz ohne ein Eingreifen seinerseits! Aber warum? Sonst war es ihm doch immer völlig gleichgültig, in welcher verzweifelten Lage sich die Bauern befanden. Außerdem hatte er nicht den geringsten Nutzen davon, vier mittellose Waisen in Nettlestone bleiben zu lassen, die weder arbeiten noch Steuern zahlen konnten. Plötzlich stieg ein furchtbarer Verdacht in dem Bogenschützen auf. Hatte Gisborne am Ende im Gegenzug dafür, dass Catherine mit ihren Brüdern im Dorf bleiben durfte, ganz besondere Dienste von ihr verlangt? Das sähe dem Handlanger des Sheriffs ähnlich. Immerhin wusste er nur zu gut um ihre ausweglose Lage und konnte sicher sein, dass das junge Mädchen alles tun würde, um sein Heim nicht zu verlieren. Die bloße Vorstellung ließ Robins Blut vor Zorn kochen. Wie konnte ein Mensch nur so gefühllos sein, die Not eines jungen Mädchens, das nur seine Brüder beschützen wollte, auf eine derart schamlose Weise auszunutzen? Im nächsten Moment verflog die Wut des Bogenschützen jedoch wieder, als er sich die Gesichter aller Beteiligten noch einmal ins Gedächtnis rief. Gisborne hatte Catherine ganz sicher kein unmoralisches Angebot gemacht, sonst hätten das junge Mädchen und ihre Brüder ihn wohl kaum so erleichtert, regelrecht dankbar angesehen. Auch das Lächeln des Dunkelhaarigen war kein anzügliches, sondern ein beinah warmes gewesen. Er hatte sie sicher nicht ausnutzen wollen. Aber woher kam dieser unerwartete Sinneswandel? Warum half Gisborne vier Waisen, wenn er keinen einzigen Vorteil davon hatte? Diese Fragen beschäftigten Robin unaufhörlich, als er das Dorf verließ und sich auf den Weg zurück zum Camp machte. Bislang hatte er Gisborne immer aus tiefsten Herzen verabscheut und ihn für einen abgrundtief schlechten und grausamen Menschen gehalten. Nun jedoch hatte dieser ihm, wenn auch unwissentlich, eine andere, einfühlsamere Seite seines Wesens offenbart und Robin würde ihn nie wieder mit den gleichen Augen sehen können. O°O°O°O°O°O°O°O°O Als sich der Outlaw auf den Weg zu seinen Freunden machte, ahnte er nicht, dass Guy von den Ereignissen in Nettlestone ebenso verwirrt war, wie er selbst. Auf dem Rückweg nach Nottingham war er schweigsam und in sich gekehrt, denn er musste unaufhörlich daran denken, was sich vor wenigen Stunden ereignet hatte. Insgeheim verstand sich der Dunkelhaarige selbst nicht mehr. Bis zu diesem Tag hatte er die Befehle des Sheriffs  ausgeführt, ohne auch nur den Anflug eines schlechten Gewissens zu verspüren. Gegen Männer wie auch gegen Frauen und sogar Kinder war er dabei stets gleichermaßen hart und unnachgiebig gewesen. Barmherzigkeit hatte er immer nur als eine weibische Schwäche abgetan, die ihn bei der Erfüllung seiner Pflicht behindern würde. Er, Sir Guy of Gisborne, vertrat die Gesetze in dieser Grafschaft und diese waren eindeutig. Catherin und ihre Brüder mussten sie ebenso befolgen, wie alle anderen, ganz gleich, wie groß ihre Probleme auch sein mochten. Daher war Guy an diesem Morgen nach Nettlestone aufgebrochen, um ihnen zu sagen, dass sie das Dorf noch vor Sonnenuntergang verlassen mussten. Auch die hasserfüllten Blicke der Dorfbewohner, die er nur allzu deutlich gespürt hatte, hatten ihn von diesem Entschluss nicht abbringen können. Als Guy dann jedoch vor den vier Waisen gestanden und gesehen hatte, wie sie sich schutzsuchend aneinander klammerten, waren ihm unvermittelt Zweifel an seinem Handeln gekommen. Zunächst hatte er sie zwar finster angeschaut, doch in einem verborgenen Winkel seines Herzens war Mitleid aufgekeimt, wie er es, solange er zurückdenken konnte, nicht empfunden hatte. Vielleicht lag es daran, dass er selbst aus bitterer Erfahrung wusste, wie schlimm es war, ganz allein auf der Welt zu sein. Als er vor vielen Jahren seine Eltern verloren hatte und seine Heimat verlassen musste, war er kaum älter gewesen als Catherine. Von einem Tag auf den anderen hatte er sich auf Gedeih und Verderb allein durchschlagen müssen. Dieses entbehrungsreiche Leben ohne Schutz und Liebe hatte ihn zu dem harten, gefühlskalten Mann gemacht, der er nun war. Aber der Anblick der schutzlosen Geschwister, die seiner Gnade ausgeliefert waren, hatte Guy weitaus tiefer berührt, als er erwartet hatte. Mit einem Mal hatte er nur noch den Wunsch verspürt, sie mit allen Mitteln zu beschützen, anstatt sie zu demselben Elend zu verurteilen, das er selbst einst hatte erdulden müssen. Aus diesem Grund hatte er die Vier nicht aus ihrer Hütte vertrieben, wie es ursprünglich seine Absicht gewesen war. Stattdessen hatte der Dunkelhaarige ihnen versprochen, sie im Dorf wohnen zu lassen und dafür zu sorgen, dass niemand das Fehlen ihrer Steuern bemerkte. Daraufhin hatten ihn die Geschwister so dankbar angesehen, wie noch niemand zuvor und er verspürte noch immer eine seltsame, warme Zufriedenheit, wenn er daran dachte. Er hatte das Richtige getan. Die ganze Sache vor Vaisey zu verheimlichen, würde ihm nicht schwerfallen, da er das fehlende Geld leicht aus eigener Tasche bezahlen konnte. Niemand außer ihm und den Geschwistern würde etwas von seinem eigenmächtigen Handeln erfahren. O°O°O°O°O°O°O°O°O Zufrieden kehrte Guy am späten Nachmittag mit den eingetriebenen Steuern nach Nottingham Castle zurück, wo seine Zuversicht ein jähes Ende finden sollte. Kaum war er vom Pferd gestiegen, als zwei Wachen über den Burghof auf ihn zukamen und ihn ohne weitere Vorrede aufforderten, sie zu begleiten, da der Sheriff ihn zu sehen wünschte. Verwirrt und mit einem unguten Gefühl im Bauch leistete Guy dem Befehl Folge. Bislang hatte Vaisey ihn immer durch einen Diener rufen lassen, wenn er in die Burg zurückkehrte. Seine innere Unruhe nahm noch mehr zu, als er bemerkte, dass die Wachen nicht etwa hinter ihm gingen, sondern ihn flankierten, als wäre er ein Gefangener. Eine böse Vorahnung stieg in ihm auf. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. O°O°O°O°O°O°O°O°O Gleich darauf sah sich Guy in seiner Befürchtung bestätigt, als er in die Große Halle geführt wurde und Vaiseys kalten, drohenden Blick auf sich gerichtet sah. Nun steckte er wirklich in ernsthaften Schwierigkeiten. „Sieh mal einer an.“ Obwohl seine Augen vor Zorn funkelten, klang die Stimme des Sheriffs ruhig, fast gelangweilt, als er das Wort ergriff. „Der Verräter kehrt zurück und spielt das Unschuldslamm, damit sein Verrat nicht auffliegt. Ehrlich gesagt, hätte ich Euch nicht für derart einfältig gehalten, Gisborne. Aber wenigstens hat Eure Dummheit mir die Mühe erspart, nach Euch suchen zu lassen.“ Im ersten Moment konnte Guy den Sheriff nur sprachlos anstarren und glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Er war soeben des Verrats beschuldigt worden! Aber warum? Wie kam Vaisey nur auf diesen absurden Gedanken? „Mylord“, stammelte er schließlich fassungslos. „Ich verstehe nicht…“ „Erspart mir Eure Lügen!“ Scharf wie ein Dolch und kalt wie Eis hallte Vaiseys Stimme durch den Saal. Versucht gar nicht erst, es abzustreiten! Ihr macht mit Hood gemeinsame Sache und untergrabt meine Macht in dieser Grafschaft!“ Wäre seine Lage nicht so ernst gewesen, hätte der Dunkelhaarige angesichts dieser vollkommen haltlosen Anschuldigung wahrscheinlich laut gelacht. Er sollte sich mit Hood, seinem ärgsten Feind, verbündet haben? War der Sheriff nun endgültig von allen guten Geistern verlassen? „Ich weiß aus sehr zuverlässiger Quelle, dass Ihr vier…Bauern aus Nettlestone verschont habt, die ihre Steuern nicht zahlen konnten“, fuhr Vaisey gefährlich leise fort, bevor sein Waffenmeister auch nur ein Wort zu seiner Verteidigung hervorbringen konnte. „Auf Hoods Befehl, nicht wahr? Und er hat Euch auch das Geld gegeben. Mein Geld, Gisborne.“ Das selbstgefällige Grinsen des Sheriffs nahm geradezu diabolische Züge an, als er sich nach vorne beugte, bis sein Gesicht nur noch eine Handbreit von dem des Dunkelhaarigen entfernt war. „Mir scheint, Ihr habt vergessen, wo Euer Platz ist, Gisborne. Und nun werdet Ihr zu spüren bekommen, was ich mit Verrätern mache.“ Er richtete sich wieder auf und wandte sich barsch an die Wachen. „Schafft ihn in den Kerker! Ich werde mich höchstpersönlich um ihn kümmern!“ O°O°O°O°O°O°O°O°O Die unerwarteten Ereignisse in Nettlestone ließen Robin keine Ruhe und auch nachdem er ins Camp zurückgekehrt war, konnte er an nichts anderes mehr denken. Der Drang, mehr über die Sache herauszufinden, brannte immer stärker in ihm, bis er sich nach Einbruch der Dunkelheit schließlich auf den Weg nach Nottingham machte. Verborgen unter einem weiten Umhang und einer Kapuze gelangte er unerkannt in die Stadt, wo er verwundert feststellte, dass trotz der späten Stunde noch ungewöhnlich viele Menschen auf den Straßen unterwegs waren, die alle nur über eines sprachen: Guy of Gisborne saß wegen Hochverrats im Kerker! Dieses Gerücht, das in der ganzen Stadt im Umlauf war, verwirrte Robin noch mehr. Wenn das, was er hörte, tatsächlich der Wahrheit entsprach, musste Gisbornes Gefangennahme irgendetwas mit seinem Verhalten gegenüber Catherine und ihren Brüdern zu tun haben. Sicher hatte Vaisey bemerkt, dass sein Waffenmeister weniger Steuern als erwartet eingetrieben hatte. Aber nur wegen einiger fehlender Münzen konnte er Gisborne doch unmöglich des Hochverrats beschuldigen! Es musste einen anderen Grund geben… Inzwischen war der Outlaw entschlossener als jemals zuvor, sich in die Burg zu schleichen und die ganze Wahrheit herauszufinden. Glücklicherweise kannte er alle geheimen Zugänge nach Nottingham Castle, denn er hatte sich ihrer bereits des Öfteren bedient und gelangte so bald unbemerkt in die Burg. Sein Weg führte ihn zielstrebig in den Kerker, wo er auf der Suche nach Gisbornes Zelle lautlos wie ein Schatten durch die vom Fackelschein nur schwach erhellten Gänge schlich. Immer wieder blieb er stehen und lauschte angespannt in die Dunkelheit, doch seine Vorsicht erwies sich als unnötig, denn nicht der geringste Laut war zu hören. Für einen Augenblick war der Bogenschütze fast enttäuscht, dass alles so reibungslos verlief, da er von Vaisey erwartet hatte, dass er einen so wichtigen Gefangenen strenger bewachen ließ. Dennoch konnte er dem Sheriff diese Nachlässigkeit nicht einmal verdenken. Schließlich konnte er selbst kaum glauben, dass er gerade Kopf und Kragen riskierte, um Guy of Gisborne, seinen Erzfeind, zu retten. Aber war Gisborne…Guy… wirklich der gewissenlose Tyrann, für den ihn Robin immer gehalten hatte? Früher hatte er immer fest auf dieser Meinung beharrt, doch nun war er sich nicht mehr sicher. An diesem Morgen hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie sich der Ältere für notleidende Menschen eingesetzt hatte, ohne einen Nutzen davon zu haben. Vielleicht besaß er doch so etwas wie ein Gewissen…und war genau deshalb in diese gefährliche Lage geraten. Bei diesem Gedanken stieg plötzlich heftiges Mitgefühl in Robin auf, wie er es niemals zuvor für den Anderen empfunden hatte. Doch nun war Guy nicht mehr sein Feind, sondern ein Mensch, der Hilfe brauchte – seine Hilfe. Robin würde ihn befreien und in den Wald mitnehmen. Wenn er auch noch nicht einmal wusste, wie Guy auf sein Erscheinen reagieren und ob er seine Hilfe annehmen würde, war der Bogenschütze dennoch fest entschlossen,  ihn nicht im Stich zu lassen. Ganz gleich wie, er würde Guy noch in dieser Nacht aus Vaiseys Fängen befreien. O°O°O°O°O°O°O°O°O Nur wenig später fand Robin den einstigen Handlanger des Sheriffs in der verborgensten, dunkelsten Zelle des Kerkers, wo er reglos auf einem kargen Lager aus alten Decken und faulem Stroh lag. Er schien zu schlafen, doch sein Schlaf war sehr unruhig und immer wieder drang ein gequältes Stöhnen oder Wimmern an Robins Ohr. Bei jedem Laut spürte Robin einen schmerzhaften Stich in der Brust, als würde er Guys Qualen am eigenen Leib spüren. Mit einem Mal vergaß er allen Hass, den er einmal für den Dunkelhaarigen empfunden hatte und wünschte sich nichts mehr, als ihm zu helfen. Glücklicherweise wusste er bereits, wie er in die Zelle gelangen konnte und auch das eiserne Schloss würde ihn nicht aufhalten. „Halte durch“, flüsterte er in die nahezu undurchdringliche Dunkelheit. „Ich hole dich hier raus.“ O°O°O°O°O°O°O°O°O „Elender Verräter! Sagt mir endlich, wo Hoods Camp ist!“ Guy schrie gequält auf, als ein weiterer unbarmherziger Peitschenhieb die Haut auf seinem Rücken in Fetzen riss. Warmes Blut vermischte sich mit dem Schweiß auf seiner Haut und brannte wie Höllenfeuer in den offenen Wunden, die sich über seinen ganzen Rücken zogen. Um Gnade zu flehen hatte der Dunkelhaarige längst aufgegeben, denn er wusste nur zu gut, dass er von Vaisey keine Schonung zu erwarten hatte. Der Sheriff konnte ihn foltern, solange er wollte und niemand konnte ihn daran hindern. Kaltes Grauen erfüllte Guy bei diesem Gedanken. „Wie Ihr wollt. Dann sollt Ihr spüren, was es bedeutet, mich zu hintergehen. Bevor ich Euch hinrichten lasse.“ Die kalte Drohung hallte von den steinernen Wänden wider, doch zu Guys Verwunderung blieb der nächste Peitschenhieb aus. Als er seine verbliebene Kraft zusammennahm und über seine Schulter blickte, gefror ihm vor Entsetzen fast das Blut in den Adern. Der Sheriff hielt ein Schwert in der Hand, dessen Klinge offensichtlich im Feuer erhitzt worden war und nun rot glühte und kam langsam auf ihn zu. Erneut versuchte der Dunkelhaarige, sich gegen seine Fesseln zu wehren, doch seine Anstrengungen waren vergeblich. Er konnte nur hilflos zusehen, wie Vaisey immer näher kam, bis die glühende Klinge kaum mehr einen Fingerbreit von seiner nackten Haut entfernt war. „Nein…nein, bitte…ich weiß nichts…ich schwöre es…nein…“ O°O°O°O°O°O°O°O°O „NEIN!“ Schweißgebadet und am ganzen Leib zitternd schreckte Guy auf seinem Lager hoch und starrte mit wildem Blick in das Dunkel seiner Zelle. Sein Atem flog und sein Herz raste so schnell, dass er einen Moment fürchtete, es würde zerspringen. Nur langsam konnte er sich von dem grauenhaften Albtraum befreien, der ihn gefangen hielt, doch als es ihm endlich gelang, war seine Erleichterung nur von kurzer Dauer. Es war kein Traum gewesen. Das alles war nur wenige Stunden zuvor wirklich geschehen. Der Sheriff hatte ihn gefoltert und er würde es auch weiterhin tun, bis Guy irgendwann an den Folgen starb oder Vaisey ihn hinrichten ließ, wenn er dieses grausamen Spiels überdrüssig wurde. Verzweifelt vergrub der Dunkelhaarige das Gesicht in den Händen, während bittere Tränen über seine Wangen liefen und heftige Schluchzer seinen Körper schüttelten. Niemand würde ihm helfen, aus dieser Hölle zu entkommen. Er war allein. Ganz allein. O°O°O°O°O°O°O°O°O „Guy?“ Erschrocken fuhr der Angesprochene herum, als er die ihm so wohlbekannte, doch nun ungewohnt sanfte Stimme hörte und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er sah, wer dicht neben ihm auf dem kalten Steinboden hockte. „Hood?!“ Nur ein schwaches Krächzen kam aus seiner ausgedörrten und vom Schreien wunden Kehle. „Wie…“ „Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen“, unterbrach ihn der Blondschopf flüsternd. „Wir müssen dich so schnell wie möglich hier herausbringen.“ Einen Moment rechnete Robin fest damit, dass der Ältere aufbegehren und darauf beharren würde, dass er auf die Hilfe seines Erzfeindes verzichten konnte. Zu seiner Erleichterung sagte Guy jedoch nichts, sondern schaute ihn nur stumm an, mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung, die den Bogenschützen seltsam rührte. Am liebsten hätte er den Dunkelhaarigen einfach nur in eine beschützende Umarmung gezogen und ihm versprochen, dass alles gut werden wurde, aber er hielt sich zurück. Für tröstende Worte und Gesten würde noch genug Zeit sein, wenn sie erst in Sicherheit waren. Auch Guy schien zu spüren, dass die Zeit drängte, denn er versuchte ohne Widerspruch, aufzustehen, musste jedoch schon bei der ersten Bewegung aufkeuchen, als sich ihm seine noch frischen Wunden schmerzhaft in Erinnerung riefen. Sofort war Robin an seiner Seite und stützte ihn, bis er endlich zitternd auf eigenen Beinen stand. „Kannst du laufen?“ fragte er besorgt, denn er spürte deutlich, wie der Ältere bei jeder Bewegung die Zähne zusammenbeißen musste, um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. „Es wird gehen“, hauchte Guy mit einem leisen Wimmern. „Es muss gehen.“ Nachdem er seinen nackten Oberkörper notdürftig mit einer Decke verhüllt hatte, stützte der Dunkelhaarige sich erneut auf Robin, der vorsichtig einen Arm um ihn legte und ihn festhielt. Behutsam führte er den Verletzten durch die verwinkelten Gänge, durch die er in den Kerker gelangt war und die sie beide hinaus auf die Straße führen würden. Erleichtert atmete er auf, als sie die Burg endlich hinter sich ließen und nur wenig später die Gasse erreichten, in der Robin sein Pferd angebunden hatte. Während Guy, vor Angst und Schmerz noch immer am ganzen Leib zitternd, an einer Häuserwand lehnte, holte Robin einen weiteren Umhang aus seiner Satteltasche, legte ihn dem Dunkelhaarigen um und zog ihm die Kapuze tief ins Gesicht. „Darunter wird dich niemand erkennen“, erklärte er leise. „Auch die Wachen am Tor nicht. Auf diese Weise werden sie uns ungehindert hindurch lassen.“ So vorsichtig wie möglich half er Guy, hinter sich aufzusteigen. „Halte dich an mir fest.“ Wie bereits im Kerker kam der Ältere seiner Aufforderung widerspruchslos nach und legte, um den Halt nicht zu verlieren, seine Arme um Robins Taille. Insgeheim war der Blondschopf dankbar, dass Guy ihm so bereitwillig vertraute, da es dieses riskante Unterfangen um Einiges einfacher machte. Ohne noch mehr Zeit zu verlieren trieb er sein Pferd an und ritt langsam mit Guy in die Nacht davon. O°O°O°O°O°O°O°O°O Später hätte Robin nicht sagen können, wie sie beide unversehrt aus der Stadt hinaus und in den Wald gelangten. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Dunkelhaarigen, dessen Kopf inzwischen kraftlos auf seine Schulter gesunken war, sodass er befürchtete, der Ältere könnte jeden Moment bewusstlos vom Pferd stürzen. Ihm fiel vor Erleichterung ein Stein vom Herzen, als die beiden schließlich das Camp erreichten. Die ungläubigen Gesichter der anderen Outlaws ignorierend, half er Guy vom Pferd und führte ihn zu seinem Bett, wo er dem Verletzten ein Zeichen gab, sich hinzusetzen. Guy war von den ausgestandenen Ängsten und Qualen so erschöpft, dass er sich sofort kraftlos auf die schlichte Liegestätte sinken ließ. „Robin, was hat das zu bedeuten?“ John war der Erste, der seine Fassung wiederfand und als er sprach, schwankte seine Stimme zwischen Unglauben und Zorn. „Du bringst unseren Feind mit ins Camp! Warum?!“ Keiner der Anderen sagte ein Wort, doch als er sie der Reihe nach anschaute, konnte Robin dieselbe Frage eindeutig in ihren Blicken erkennen. Nur in Djaqs Augen sah er Verständnis und sogar Mitgefühl. Mit ihrer medizinischen Erfahrung hatte sie sofort erkannt, in welch elendem Zustand Guy war und wie sehr er litt. „Robin, was ist passiert?“ fragte sie nach einem Moment des Schweigens und auch in ihrer Stimme war kein Vorwurf zu hören. „Der Sheriff ist passiert“, gab der Bogenschütze knapp zur Antwort und sah, wie sich die Ablehnung seiner Gefährten bei diesen Worten in Betroffenheit verwandelte. Nach seiner Rückkehr aus Nettlestone hatte er ihnen alles erzählt, was sich dort ereignet hatte und die Outlaws hatten sich Gisbornes Verhalten ebenso wenig erklären können, wie ihr Anführer. Daher war keiner von ihnen überrascht gewesen, als der Blondschopf nach Nottingham aufgebrochen war, aber damit, dass er Gisborne mit ins Camp bringen würde, hatten sie nicht gerechnet. Mit wenigen Worten berichtete Robin seinen Freunden, wie er von Guys Gefangennahme erfahren und ihn aus dem Kerker befreit hatte. Sobald er geendet hatte, schickte er die Outlaws nach Nettlestone, wo sie ein wachsames Auge auf Catherine und ihre Brüder haben sollten. Immerhin bestand die Gefahr, dass Vaisey die Vier doch noch aus ihrem Heim vertreiben oder ihnen gar noch Schlimmeres antun würde. O°O°O°O°O°O°O°O°O Während sich die Männer unter Johns Führung auf den Weg machten, blieb Djaq bei Robin zurück, um ihm bei der Versorgung des Verletzten zu helfen. Guy saß nach wie vor regungslos auf Robins Bett und schien kaum zu bemerken, was um ihn herum geschah. Als der Blondschopf jedoch versuchte, ihm die Decke von den Schultern zu nehmen, fuhr der Dunkelhaarige so heftig zusammen, dass auch Robin selbst erschrak. Mit schreckgeweiteten Augen starrte Guy den Jüngeren an und krallte seine Finger so fest in den Stoff, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Guy.“ In einer besänftigenden Geste hob Robin die Hand und sprach so leise und sanft wie möglich, um die Furcht des Älteren nicht noch mehr zu schüren. „Guy, bitte. Wir müssen uns um deine Wunden kümmern, bevor sie sich entzünden. Eine Infektion könnte dich das Leben kosten.“ Tatsächlich schien der ruhige Klang seiner Stimme die Ängste des Dunkelhaarigen zumindest ein wenig zu zerstreuen. Zwar schaute er den Jüngeren einen Moment lang unschlüssig an, lockerte dann aber seinen Griff und ließ zu, dass Robin ihm vorsichtig die Decke abnahm. Als dieser schließlich das Ausmaß der Verletzungen mit eigenen Augen sah, setzte sein Herz vor Entsetzen einen Schlag aus. Guys Rücken war von oben bis unten mit dunklen, blutigen Striemen übersäht, deren Wundränder bereits stark gerötet waren. Auch auf der Brust des Älteren konnte er mehrere Wunden erkennen, die wie Brandmale aussahen und ihn ahnen ließen, was der Sheriff Guy angetan hatte. Bei diesem Anblick überkam Robin nicht nur Mitleid, sondern auch ein heftiger Anflug von Schuldgefühlen. Schmerzhaft deutlich stand ihm der Tag vor Augen, an dem er selbst nahe daran gewesen war, Guy mit der glühend heißen Spitze seines Schwertes zu foltern, um ihn zu einem Geständnis zu zwingen. Nun jedoch fühlte es sich an, als wäre all dies in einem anderen Leben passiert und es kümmerte den Outlaw nicht länger, was einmal zwischen ihnen gestanden hatte. Nun war Guy einer von ihnen und er würde ihn nicht im Stich lassen. O°O°O°O°O°O°O°O°O Während Djaq eine heilende Salbe mischte und einen schmerzlindernden Tee aufbrühte, machte sich Robin daran, die Wunden des Dunkelhaarigen so vorsichtig wie möglich zu säubern. Als er die noch nicht verheilten Striemen mit einem feuchten Tuch berührte, zuckte Guy erneut zusammen, als wäre er geschlagen worden und konnte einen kurzen Aufschrei nicht unterdrücken. Daraufhin ging der Blondschopf noch behutsamer als zuvor zu Werke, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass dem Älteren hin und wieder ein leises Wimmern entfuhr, wenn er eine besonders empfindliche Stelle berührte. Außerdem spürte er deutlich, wie verängstigt der Ältere noch immer war. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt, als würde Guy nur auf eine Gelegenheit zur Flucht warten – was nach allem, was er hatte durchmachen müssen, wahrlich nicht verwunderlich war. Noch bevor Robin bewusst wurde, was er tat, streckte er die Hand aus und strich sanft durch die dunklen Haare des Anderen, in der Hoffnung, ihm seine Angst zu nehmen. Guy, den diese vertrauliche, sogar liebevolle Geste vollkommen überraschte, erschrak und schien im ersten Moment wirklich aufspringen und fliehen zu wollen. „Shhh“, murmelte Robin ihm leise ins Ohr. „Hab keine Angst. Es ist alles gut. Hier bist du in Sicherheit und niemand wird dir etwas zuleide tun. Das verspreche ich dir.“ Die sanfte Stimme des Blondschopfes wirkte wie Balsam auf Guys überreizte Sinne. Nach einer Weile entspannte er sich und ließ die Behandlung seiner Wunden bereitwillig über sich ergehen. Zu seiner eigenen Verwunderung merkte er, wie angenehm es sich anfühlte, wenn Robin mit der Hand durch sein Haar fuhr und ihm sachte den Kopf kraulte. Fast wünschte er sich, die Zeit würde stehenbleiben, damit diese innige Berührung, die ihm soviel Geborgenheit schenkte, niemals endete. O°O°O°O°O°O°O°O°O Nachdem Guys Wunden schließlich behandelt und verbunden worden waren, zog Robin sich langsam zurück, worauf der Dunkelhaarigen  nur mit Mühe einen enttäuschten Laut unterdrücken konnte. Er hatte die Berührungen des Jüngeren sehr genossen und begann sofort, seine sanften Hände zu vermissen. Beinah hätte er gegen den Verlust dieser wohltuenden Wärme, die ihn eben noch erfüllt hatte, protestiert, doch er konnte sich gerade noch zurückhalten. Was würde Robin denken, wenn er sich wie ein kleiner Junge benahm! Guys Enttäuschung währte jedoch nicht lange, da Robin gleich darauf vor ihm in die Hocke ging und ihn mitfühlend anschaute. Der Blick in seinen grünen Augen war so intensiv, dass der Ältere sich, selbst wenn er es gewollt hätte, nicht hätte abwenden können. Fast glaubte er, so etwas wie Besorgnis in den Tiefen dieser Augen zu erkennen. Aber warum sollte Robin sich Sorgen um ihn machen? Wie kam er überhaupt dazu, seinem ärgsten Feind zu helfen? Es wäre für ihn doch ein Leichtes gewesen, ihn einfach dem Sheriff zu überlassen und ihn auf diese Weise für immer loszuwerden! „Du solltest versuchen zu schlafen.“ Wieder klang die Stimme des Bogenschützen warm und sanft, als er das Schweigen zwischen ihnen brach. „Du hast sehr viel durchgemacht und brauchst Ruhe, damit du bald wieder bei Kräften bist.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als Guy spürte, wie eine starke Müdigkeit, gegen die er sich nicht wehren konnte, in seine Glieder kroch. Mit einem schwachen Nicken streckte er sich auf dem Bett aus und schloss die Augen. Er war so erschöpft, dass er fast sofort einschlief und nicht mehr mitbekam, wie Robin ihn behutsam in eine warme Decke einwickelte und noch einmal ganz leicht seinen Kopf streichelte. O°O°O°O°O°O°O°O°O Obwohl ihn die Ereignisse des vergangenen Tages fast ebensoviel Kraft gekostet hatten wie Guy, blieb der Blondschopf die ganze Nacht bei ihm und hielt an seiner Seite Wache. Von Zeit zu Zeit legte er sachte eine Hand auf die Stirn des Dunkelhaarigen und atmete jedes Mal erleichtert auf, wenn er feststellte, dass sie sich kühl anfühlte. Anscheinend hatten Djaq und er gerade noch rechtzeitig eingegriffen, um Guy vor einer Infektion zu bewahren. Mit viel Ruhe und der richtigen Pflege würde er sicher bald wieder auf den Beinen sein. Aber wie sollte es weitergehen, wenn Guy erst wieder gesund war? Nach Nottingham und auch in die umliegenden Dörfer konnte er nicht zurückkehren, denn dort wartete der sichere Tod auf ihn. Vaisey würde mit Sicherheit nach dem vermeintlichen Verräter suchen lassen und somit war der Sherwood Forest für Guy der einzige sichere Zufluchtsort. Doch konnte ein Mann wie Guy sich an ein Leben in den Wäldern gewöhnen und wollte er das überhaupt? Konnte er lernen, sich in ihre Gemeinschaft einzufügen und würden die Anderen ihn, der ihnen noch vor kurzem nach dem Leben getrachtet hatte, akzeptieren? Das alles konnte nur die Zukunft zeigen. Im Augenblick war es das Wichtigste, dass Guy wieder gesund wurde. Über alles andere würde er später nachdenken. O°O°O°O°O°O°O°O°O Ein herzzerreißendes Wimmern ließ Robin abrupt aus seinen Gedanken aufschrecken. Als er hochfuhr und sah, wie sich der Dunkelhaarige unruhig auf seinem Lager herumwälzte, musste der Jüngere unwillkürlich daran denken, wie er ihn im Kerker gefunden hatte. Den Fängen des Sheriffs mochte Guy entkommen sein, doch seine Seele würde noch einige Zeit brauchen, um die Schrecken der Gefangenschaft und der Folter zu verarbeiten. Ein weiteres Mal streckte Robin die Hand aus und begann, liebevoll über den Kopf des Anderen zu streicheln. Unaufhörlich flüsterte er Guy leise, beruhigende Worte ins Ohr, versicherte ihm immer wieder, dass er nun in Sicherheit war und ihm kein Leid mehr geschehen würde. Obwohl der Dunkelhaarige nicht aufwachte, schien er die Gegenwart des Jüngeren zu spüren, denn bald darauf wurde er ruhiger, als genügte allein Robins Nähe, um die Albträume, die ihn heimsuchten, zu vertreiben. Trotzdem fuhr der Jüngere fort, behutsam durch Guys Haar zu streichen und bemerkte überrascht, dass es sich gut und richtig anfühlte, ihn auf eine so vertrauliche Weise zu berühren. Zu gerne wäre er für immer dort sitzen geblieben, um durch dieses dichte, wunderbar weiche Haar zu streicheln, das sich wie für ihn geschaffen anfühlte. Im nächsten Moment erschrak Robin jedoch über seine eigenen Gedanken. Wie konnte er  auf einmal so für den Mann empfinden, den er vor kurzem noch so erbittert bekämpft hatte? Wie konnte er sich in Guys Nähe plötzlich so wohl fühlen und es sogar genießen, ihn zu berühren? Verwirrt schüttelte der Bogenschütze den Kopf, als könnte er auf diese Weise all die Fragen vertreiben, auf die er keine Antwort wusste. Wahrscheinlich war Guys Barmherzigkeit gegenüber Catherine und ihren Brüdern der Grund dafür, dass sich seine Gefühle so sehr gewandelt hatten. Guy hatte ihm gezeigt, dass er zu Menschlichkeit fähig war und so sein Herz berührt. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. O°O°O°O°O°O°O°O°O In den folgenden Wochen erholte Guy sich langsam von den Grausamkeiten, die ihm der Sheriff angetan hatte. Glücklicherweise heilten seine Wunden ohne Probleme und auch seine Lebensgeister kehrten fühlbar zurück, was er vor allem Robin zu verdanken hatte. Während er das Bett hüten musste, blieb der Blondschopf unablässig an seiner Seite, kümmerte sich um seine Wunden und achtete darauf, dass er genug aß. Anfangs war Guy sehr misstrauisch gewesen und hatte sich ängstlich zusammengekauert, als befürchtete er erneute Schläge, wenn einer der Outlaws sich ihm näherte. Auch Robin selbst war er zunächst mit Scheu begegnet, hatte sich aber bald an die Nähe des Jüngeren gewöhnt. Nach nur wenigen Tagen fühlte er sich in Robins Gegenwart vollkommen sicher und genoss es sogar, von ihm umsorgt zu werden. Der Blondschopf ließ ihm eine Fürsorge zuteil werden, wie Guy sie niemals zuvor erfahren hatte. Für ihn hätte diese Zeit ewig andauern können. O°O°O°O°O°O°O°O°O Leider kam der Tag, an dem Guy sich gänzlich von seinen Verletzungen erholt hatte, für ihn viel zu früh. Als er das Bett schließlich verlassen durfte, empfand er tiefes Bedauern. Was sollte nun aus ihm werden? Erwartete Robin, dass er das Camp nun verließ und seiner eigenen Wege ging? Allein der Gedanke, den übermütigen und doch so einfühlsamen Blondschopf vielleicht niemals wiederzusehen, schmerzte den Dunkelhaarigen zutiefst. Robin war ihm inzwischen viel zu sehr ans Herz gewachsen, als dass er sich vorstellen konnte, ihn nicht mehr an seiner Seite zu haben, seine sanften, geflüsterten Worte zu hören und zu spüren, wie der Jüngere ihn sogar hin und wieder liebevoll streichelte, wenn er dachte, dass Guy bereits schlief. Bei Robin fühlte er sich geborgen und sogar geliebt. Er hatte endlich wieder ein Zuhause, einen Ort, an den er gehörte und das konnte er nicht so einfach aufgeben. O°O°O°O°O°O°O°O°O Vorerst wurde jedoch kein Wort darüber laut, dass Guy das Camp verlassen sollte. Da er nun nicht länger bettlägerig war, führte Robin ihn zu einem kleinen See in der Nähe des Camps, damit der Dunkelhaarige ein Bad nehmen konnte. Auf dem Weg dorthin stützte er den Älteren fürsorglich, da seine Muskeln von der langen Zeit des Liegens noch geschwächt waren. Im ersten Moment war Guy über seine Hilflosigkeit verstimmt, ließ aber zu, dass Robin ihn stützte und merkte verwundert, wie angenehm es sich anfühlte, von ihm gehalten zu werden. Sein Körper fühlte sich wunderbar warm an… Sofort spürte er, wie sein Herz schneller schlug und hoffte insgeheim, dass der Blondschopf es nicht merkte. Was würde er sonst denken? Robin erging es jedoch ganz ähnlich. Guy so nah bei sich zu spüren, war ihm alles andere als unangenehm und er kam nicht umhin, dem Anderen immer wieder verstohlene Blicke zuzuwerfen, während sie zusammen durch den Wald gingen. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie sehr Guy sich, seit er im Wald war zu seinem Vorteil verändert hatte. Er sah soviel glücklicher und…unschuldiger aus. In den vergangenen Wochen war er ein anderer Mensch geworden. Ein Mensch, den Robin gern hatte. Sehr gern sogar… O°O°O°O°O°O°O°O°O Als die beiden kurz darauf den See erreicht hatten, half Robin dem Dunkelhaarigen, sich der wenigen Kleidungsstücke zu entledigen, die er auf seinem Krankenlager getragen hatte. Während ein Stück Stoff nach dem anderen zu Boden fiel, konnte der Blondschopf den Älteren nur wie gebannt anstarren und war nicht fähig, den Blick von ihm abzuwenden. Hätten sich die Blicke der Beiden nur für einen kurzen Augenblick getroffen, hätte Guy die unverhohlene Bewunderung gesehen, mit der Robin ihn betrachtete. Trotz der Narben, die seine Wunden hinterlassen hatten und die erst mit der Zeit verblassen würden, war der Dunkelhaarige immer noch ein sehr anziehender Mann. Robin bekam nicht genug davon, das kraftvolle Spiel seiner Muskeln zu beobachten und hätte am liebsten seine Hand ausgestreckt, um sie über diesen wunderschönen Rücken gleiten zu lassen… Mehr als jemals zuvor sehnte er sich danach, Guy so innig berühren zu können, wie er oft heimlich des Nachts getan hatte. O°O°O°O°O°O°O°O°O Dieser Wunsch sollte sehr viel schneller in Erfüllung gehen, als der Bogenschütze zu hoffen gewagt hätte. Nur wenig später saß Guy an einer seichten Stelle im Wasser und schaute über die Schulter zu Robin, der sich nicht weit entfernt im Gras ausgestreckt hatte und sich immer noch vergeblich bemühte, seinen Blick von dem nunmehr nackten Körper des Dunkelhaarigen abzuwenden, den das Wasser nur notdürftig verbarg. Als Guy die Stille schließlich mit einem Räuspern durchbrach, fuhr der Blondschopf zusammen und betete stumm, dass er nicht errötete wie ein kleiner Junge, der bei etwas Verbotenem ertappt worden war. „Ich…ich…bräuchte deine Hilfe. Würdest du…mir vielleicht… den Rücken waschen?“ Zögernd und beinah schüchtern kamen diese Worte über die Lippen des Älteren. Als Robin sein Gesicht genauer betrachtete, sah er erstaunt, wie sich ein Hauch von Röte über seine Wangen schlich, bevor er schließlich verlegen den Blick abwandte. Der Anblick wärmte Robin das Herz. Wenn Guy doch nur ahnte, wie gerne er ihm diesen Wunsch erfüllte! Es hätte nicht viel gefehlt und Robin hätte frei heraus gesagt, dass er nichts lieber täte, doch im letzten Moment konnte er seine Zunge in Zaum halten. Der Dunkelhaarige durfte niemals erfahren, wie tief seine Zuneigung wirklich ging, sonst würde er sich unweigerlich von ihm abwenden und das würde Robin nicht ertragen. Deshalb nickte er nur lächelnd, bevor er sich ans Ufer hinter Guy setzte, um mit einem weichen Tuch dessen Rücken zu waschen. Erneut spürte er, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug, als er die Wärme, die vom Körper des Anderen ausging, sogar durch den Stoff deutlich spürte. Was machte Guy nur mit ihm? Robin verstand sich selbst nicht mehr. Niemals zuvor hatte er eine solch drängenden Sehnsucht verspürt und erst recht nicht nach einem anderen Mann. Es konnte nicht nur Mitleid oder Freundschaft sein, die ihn mit dem Älteren verband. Was war nur geschehen? O°O°O°O°O°O°O°O°O „Robin, ich verdanke dir mein Leben.“ Guys Stimme war sanft, als sie unvermittelt die Gedanken des Bogenschützen unterbrach. „Ohne dich wäre ich verloren gewesen.“ „Nicht der Rede wert“, wehrte der Angesprochene fast verlegen ab. „Immerhin hattest du vorher auch Catherine und ihren Brüdern geholfen. Ich habe dich in Nettlestone beobachtet“, fügte er hinzu, als der Dunkelhaarige ihn überrascht ansah. „Aber auch, wenn du es nicht getan hättest, hätte ich dich nicht der Folter und dem Tod überlassen können. Ein solches Schicksal hat niemand verdient. Nicht einmal mein ärgster Feind.“ Bei diesen Worten spürte Guy einen heftigen Stich in der Brust, als hätte Robin ihm einen Dolch ins Herz gestoßen. Der Schmerz war so furchtbar, dass er einen Moment glaubte, er müsste daran zugrunde gehen. Robin betrachtete ihn immer noch als seinen Feind. Er hatte ihn nur aus Pflichtgefühl gesund gepflegt, weil er den vier Geschwistern geholfen hatte. Wie hatte er nur so töricht sein können, zu glauben, dass der Blondschopf so etwas wie Zuneigung für ihn empfinden könnte? Als Robin die tiefe Traurigkeit in den Augen des Dunkelhaarigen sah und merkte, wie sehr ihn seine Worte verletzt hatten, verfluchte er sich im Stillen selbst. Seine Gefühle in Worte zu fassen, war wahrhaftig nicht seine Stärke. Warum hatte er nicht gesagt, wie glücklich er war, dass Guy sich so selbstlos verhalten hatte? Mit einem resignierten Seufzen streckte der Bogenschütze die Hand aus, um, wie schon so oft zuvor, liebevoll durch das dunkle, weiche Haar des Älteren zu fahren, doch seine Hoffnung, ihn auf diese Weise versöhnlich zu stimmen, wurde jäh zunichte gemacht. Guy schüttelte die sanfte Hand unwirsch ab und erhob sich. „Guy, ich…“ „Wir sollten zurückgehen“, unterbrach ihn der Dunkelhaarige mit rauer Stimme und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, zum Ufer. So schnell wie möglich trocknete er sich ab und schlüpfte in seine Kleidung, während Robin ihm traurig zusah. „Morgen früh werde ich das Camp verlassen und dich nie wieder belästigen.“ Bevor der Jüngere auch nur ein Wort sagen konnte, wandte Guy sich ab und ging in Richtung des Camps davon. O°O°O°O°O°O°O°O°O Für den Rest des Tages sprachen die Beiden kaum ein Wort miteinander. Anfangs hatte Robin noch versucht, Guy zum Bleiben zu bewegen, doch dieser hatte jeden Versöhnungsversuch im Keim erstickt. Er wollte nicht einmal mehr in Robins Bett schlafen, sondern sich stattdessen ein Nachtlager am Feuer richten und erst nach einigem Zureden gelang es dem Blondschopf, ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Da er wusste, dass seine Gesellschaft Guy alles andere als willkommen war, legte er sich an seiner Stelle schweren Herzens  ans Feuer, doch Schlaf fand er nicht. Unaufhörlich musste er an seine unüberlegten Worte denken. Warum hatte er den Dunkelhaarigen nur so sehr verletzt? Er hatte ihn doch für immer an seiner Seite haben wollen und nun hatte er ihn wohl unwiderruflich verloren.Diese Erkenntnis brach Robin das Herz und im Schutz der Dunkelheit versuchte er nicht einmal, die Tränen zurückzuhalten, die ihm unaufhaltsam die Wangen hinabflossen. Er musste der Wahrheit endlich ins Auge sehen: er hatte sein Herz an Guy verloren und durch seine eigene Schuld war die Liebe seines Lebens vorüber, bevor sie begonnen hatte. O°O°O°O°O°O°O°O°O Der Blondschopf ahnte nicht, dass es Guy nicht anders erging als ihm. Selbst weit nach Mitternacht war er noch hellwach und ließ seinen Blick unablässig auf Robin ruhen. Der Jüngere hatte ihm den Rücken zugewandt, doch anscheinend schlief er tief und fest, denn sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Erneut wurde Guy bewusst, wie sehr er den Jüngeren lieb gewonnen hatte und der Gedanke, ihn schon bald zu verlassen, zerriss ihm beinah das Herz. Aber Robins Worte saßen wie ein giftiger Stachel in seinem Herzen und machten es ihm unmöglich, auch nur einen Tag länger im Camp zu bleiben. Robin sah in ihm immer noch seinen schlimmsten Feind und genau deshalb war es für sie beide das beste, wenn er aufbrach, sobald der Morgen graute. Dennoch konnte Guy seinen Blick nicht von dem schlafenden Blondschopf abwenden und mit jeder Stunde, die verstrich, brannte die Sehnsucht stärker in ihm. Schließlich hielt er es nicht länger aus, stand auf und ging zu Robin hinüber. Eine Weile schaute er nur stumm auf den Schlafenden hinunter, bevor er sich neben ihn setzte und seine Fingerspitzen ganz zart über das dichte blonde Haar gleiten ließ, wie es der Jüngere so oft schon bei ihm getan hatte. „Ach Robin“, flüsterte Guy kaum hörbar. „Was werde ich nur ohne dich tun? Du fehlst mir schon jetzt so sehr und am liebsten würde ich für immer bei dir bleiben. Aber genau das kann ich einfach nicht. Ich habe nie verstanden, warum du mich aus dem Kerker befreit hast. Es wäre für dich doch eine Genugtuung gewesen, mich, deinen Erzfeind, sterben zu sehen. Aber du hast ein zu gutes Herz, um einen anderen Menschen einfach seinem Schicksal zu überlassen. Selbst den Mann, den du am meisten hasst.“ Der Dunkelhaarige seufzte traurig. „Die letzten Tage und Wochen mit dir waren die schönsten meines Lebens. Du hast soviel für mich getan und ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir dafür bin. Bevor ich gehe, gibt es noch eines, das ich dir sagen muss. Ich weiß, dass du schläfst und mich nicht hören kannst, aber ich hätte wahrscheinlich ohnehin nicht den Mut, es dir zu sagen, wenn du wach bist. Dann würdest du mich sicher nur noch mehr verabscheuen.“ Guy schwieg eine Weile, als suchte er nach den Worten, die in seinem Herzen geschrieben standen. „Um ehrlich zu sein, bin ich mehr als verwirrt und weiß gar nicht, wie ich es sagen soll. Früher einmal habe ich dich gehasst, aber das tue ich jetzt nicht mehr. Im Gegenteil, niemand hat mir jemals soviel bedeutet wie du. Ich habe dich wirklich sehr, sehr gern. Nein, es ist viel mehr als das. Ich…liebe dich.“ Sobald er diese Worte ausgesprochen hatte, wurde dem Dunkelhaarigen zum ersten Mal wirklich bewusst, dass es die reine Wahrheit war. Sein Herz gehörte Robin und das schon seit er ihm das Leben gerettet hatte. „Ja“, wiederholte er beinah ehrfürchtig. „Ich liebe dich und auch wenn ich nicht mehr hier bin, werde ich dich dennoch immer lieben.“ Erneut entfuhr Guy ein trauriges Seufzen, als er noch einmal liebevoll durch das Haar des Jüngeren strich, bevor er Anstalten machte, aufzustehen. „Leb wohl.“ O°O°O°O°O°O°O°O°O „Geh nicht.“ Robins Stimme klang so eindringlich und gleichzeitig so verletzlich, dass Guy abrupt innehielt. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr vom See schaute er den Bogenschützen wirklich an und was er sah, erfüllte ihn mit neuer Hoffnung und mit Rührung zugleich. Die sonst vor Übermut blitzenden Augen schimmerten feucht von frischen Tränen und schauten ihn so flehend an, dass Guy für einen Moment der Atem stockte. Noch nie hatte er Robin so verwundbar und zerbrechlich gesehen. Als der Jüngere ihm schließlich ein zaghaftes Lächeln schenkte, meinte er, sein Herz würde zerspringen. „Geh nicht“, bat der Blondschopf noch einmal leise. „Bleib bei mir.“ „Robin…“ Guy war von dieser unerwarteten Wendung der Ereignisse so überwältigt, dass er nur den Namen des Anderen über seine Lippen brachte, doch dieses eine Wort sagte dem Bogenschützen alles, was er unbedingt wissen musste. Überglücklich richtete er sich auf, fiel Guy um den Hals und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Sofort umschlagen ihn die starken Arme des Älteren und hielten ihn so fest, als wollte er ihn nie wieder loslassen, während er das Gesicht in Robins vom Liegen zerzausten Haaren vergrub. „Du warst die ganze Zeit wach“, murmelte er schmunzelnd. „Ich dachte, du würdest schlafen.“ Robin schüttelte den Kopf und als er endlich den Blick hob, strahlte er vor Glück. „Ich musste immerzu daran denken, dass du mich bald verlassen wolltest, deshalb konnte ich nicht schlafen. Und das war mein Glück, denn sonst hätte ich die wunderbarste Liebeserklärung versäumt, die ich mir nur vorstellen kann.“ Nun musste Guy seinerseits den Kopf schütteln, während dasselbe glückliche Lächeln auch den Weg in sein Gesicht fand. „Glaub mir, ich wollte nicht gehen“, beteuerte er liebevoll. „Aber nach allem, was passiert ist, hatte ich jede Hoffnung verloren, dass du wenigstens etwas für mich…empfinden könntest.“ Bei diesen Worten lachte der Blondschopf leise auf. „Als wir heute zusammen zum See gegangen sind, war ich längst bis über beide Ohren in dich verliebt. Es wurde mir nur erst bewusst, als ich dich für immer verlieren sollte.“ „Mir ging es auch so“, stimmte Guy ihm leise zu. „Schon der Gedanke, dich niemals wiederzusehen war unerträglich für mich.“ „Dann bleibst du bei mir?“ fragte Robin hoffnungsvoll. Der Dunkelhaarige nickte stumm und hob eine Hand, um zärtlich die Wange des Anderen zu streicheln. „Ich könnte dich niemals verlassen. Dafür liebe ich dich viel zu sehr.“ Langsam beugte er sich vor, um Robins Lippen in einem zarten Kuss zu fangen und merkte überrascht, wie wundervoll sich der Blondschopf anfühlte. Seine Lippen waren etwas schmaler und fester als die einer Frau, doch für Guy war dieser Kuss das wunderbarste, das er jemals erlebt hatte. Robin war wirklich wie für ihn geschaffen. Auch der Bogenschütze konnte kaum glauben, wie unglaublich gut und richtig es sich anfühlte, Guy zu küssen, seine Lippen zu spüren. Ihm war, als hätte er etwas gefunden, das ihm sein Leben lang gefehlt hatte. Dieser Mann war ein Teil von ihm und Robin würde ihn niemals mehr gehen lassen. O°O°O°O°O°O°O°O°O Wie lange sie in inniger Umarmung am Feuer saßen und sich immer leidenschaftlicher küssten, hätte später keiner der beiden Liebenden sagen können. Viel zu sehr waren sie in das unbändige Glücksgefühl versunken, das sie erfüllte. Erst als die Nachtluft unangenehm kühl wurde, lösten sie sich widerwillig voneinander und kehrten zu Robins Bett zurück, wo sie sich so dicht aneinander schmiegten, wie es ihnen nur möglich war. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlten sich beide wirklich glücklich und geborgen. Einst hatte der Hass sie getrennt, doch am Ende war ihre Liebe stärker gewesen. Nun würde nichts sie jemals wieder trennen, denn gemeinsam würden sie alle Hindernisse überwinden, solange sie einander liebten. Ende .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)