Mein Name ist Haymitch von be-kind ================================================================================ Kapitel 3: Sag niemals lebe wohl, denn damit stirbt die Hoffnung auf ein Wiedersehen ------------------------------------------------------------------------------------ Kaum waren wir hinter der Bühne angelangt, rissen die Friedenswächter Rowan von meinen Schultern. Es war nicht mit anzusehen, wie grob sie mit ihr umsprangen. Doch ich hielt die Klappe, denn wir beide hatten schon die Spiele am Hals, da konnten wir es uns nicht leisten, den Hass des Kapitols auf uns zu ziehen. Einer der unzähligen Friedenswächter nahm mich mit und brachte mich in einen der Räume, die zur Verabschiedung dienten. Ausser meiner Freundin, meinem kleinen Bruder und meinen Eltern würde wohl niemand kommen. Ich war nie sonderlich beliebt gewesen und wirklich übel nehmen konnte ich es auch keinem. Sie hatten ja nicht ganz Unrecht. Manchmal konnte ich mich für meine zynische Art selbst kaum Leiden. In Gedanken versunken sass ich da und wartete auf meine Besucher. Als ich schon dachte es käme keiner, öffnete sich die Tür einen Spalt breit und mein kleiner Bruder blickte mich an. Er wollte die Tür nicht ganz öffnen. Vermutlich hoffte er, dass ich sein trauriges, kleines Gesicht so nicht sehen konnte. Oft hatte ich ihm gesagt, er dürfe seine Angst nicht so offen zeigen. Nun taten mir meine Worte Leid. „Komm her Nate“, sagte ich halblaut. Zuerst glaubte ich, er hätte mich nicht gehört, doch als ich das unverkennbare Geräusch seines leicht humpelnden Gangs vernahm, hob ich den Kopf. Ich grinste ihn an, wollte ihm nicht zeigen, wie weh mir dieser kurze Abschied tun würde. Ich schnappte mir den Kleinen setzte ihn auf meinen Schoss und begann ihm eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte in der die Hungerspiele nicht mehr existierten, das Kapitol gestürzt und die Welt schön war. Ich erzählte ihm von den Weiden, den Minen und davon wie wir beide das alles einmal gemeinsam entdecken würden. Während dem ich so da sass mit Nate auf meinem Schoss und Geschichten über unsere gemeinsame Zukunft erzählend, waren meine Eltern und Ena dazugekommen und hörten mir aufmerksam zu. Wie hätte ich wissen sollen, dass es nie eine Chance auf eine solche Zukunft gegeben hatte? Irgendwann war Nate eingeschlafen und meine Eltern verabschiedet sich von mir. Den Kleinen nahmen sie mit. Nun waren ich und Ena alleine. Sie weinte nicht und ich war ihr dankbar dafür. Ich spürte ihre Trauer und Wut. Doch versuchte sich nichts anmerken zu lassen und so tat ich so als ob ich es nicht bemerkt hätte. Ich umarmte sie so fest ich konnte und wünschte mir, dass ich nie gezogen worden wäre, dass ich sie alle hätte spüren lassen wie wichtig sie mir waren und ich wünschte mir von ganzem Herzen ein anderes Leben. Vielleicht war es nicht mein Bruder, der die Sicherheit brauchte eine Zukunft mit mir zu haben. Vielleicht war ich es der ihn brauchte, ihn, meine Eltern und…Ena. Ich schlang meine Arme noch enger um sie und kniff die Augen zusammen. Ich würde ganz bestimmt nicht weinen, nahm ich mir vor und am Ende tat ich es doch. Lautlos ohne das Ena es bemerkte. Als die Friedenswächter anklopften um Ena zu holen, waren meine Tränen bereits getrocknet. „Lebe wohl“, flüsterte sie und liess sich von den Friedenswächtern hinaus begleiten. Die Tür schloss sich und ich war wieder allein. Mir war klar, dass diese beiden letzten Worte ein Abschied für immer gewesen waren. Leise sprach ich zu mir selbst: „Sag niemals lebe wohl, denn damit stirbt die Hoffnung auf ein Wiedersehen.“ In diesem Moment schwor ich mir als Sieger zurück zu kehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)