Namida von Nana-chan25 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich saß in einer Ecke eines leeren Zimmers. Es war stockdunkel und nichts war zu hören. Kein Mensch war da. Ich war ganz alleine. Und ich saß da und dachte nach. Erinnerungen kamen hoch. Die Zeit, in der alles noch in Ordnung war, begann sich vor meinen Augen abzuspielen. Ich lachte, ich hatte Freunde, meine Familie war stolz auf mich, ich war neugierig, ich war immer gut drauf, ich war immer unterwegs. Meine beste Freundin habe ich über alles geliebt. Meine Familie habe ich über alles geliebt. Mein Meerschweinchen habe ich über alles geliebt. Ich habe mir vertraut. Und ich habe alles falsch gemacht. Ich habe nicht einmal bemerkt, wann ich begonnen habe, alles falsch zu machen. Wenn ich mich jetzt zurück erinnere, weiß ich nicht mal mehr, warum ich nichts unternommen habe. Wieso habe ich mich nicht gewehrt? Wieso habe ich mich nicht bemüht? Wieso habe ich nicht um Hilfe gebeten? Wieso habe ich still in mich hinein geweint? Wieso bin ich weggelaufen? Warum bin ich dort geblieben? Warum habe ich nicht gesagt: „Es tut mir leid, bitte verzeih mir!“? Warum habe ich gelogen? Warum habe ich nicht gesagt, wie sehr ich alle liebe? Jetzt ist es zu spät. Jetzt bin ich hier. Jeder Tag ist derselbe. Alles erinnert mich an meine Vergangenheit. Erinnerungen sind da und wollen nicht mehr gehen. Mein Herz schmerzt sosehr und mein Kopf pocht wie verrückt. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich kann sie nicht stoppen –nein, ich will sie nicht stoppen. Ich will schreien, gegen die Wand schlagen… doch ich bringe keinen Ton heraus. Stumm laufen mir die Tränen über die Wangen. Ich beiße die Zähne zusammen, weil ich so angespannt bin. Ein dicker fetter Kloß bildet sich in meinem Hals. Er droht zu zerspringen. Doch ich bekomme keinen Ton heraus. Ich greife zur Schere. Die kühle, stumpfe Klinge fühlt sich wunderbar in meiner Hand an. Ich halte sie an meinem Arm und versuche, meine Haut damit aufzuschneiden. Doch die Klinge ist zu stumpf. Kein Blut kommt heraus. Trotzdem fühle ich stechende Schmerzen, und ich muss unweigerlich noch mehr die Zähne zusammenbeißen, so weh tut es. Doch es übertrifft den Schmerz nicht. Ich kann den Schmerz in meinem Herzen immer noch klar und deutlich fühlen. Egal was ich mache, der Schmerz verschwindet von dort auch nicht. Ich erinnere mich an ein Lied. Ich will und kann mich nicht mehr an den Titel erinnern. Ich weiß auch nicht wie der Text oder die Melodie geht. Nur noch an die traurige, mit schmerzerfüllte, leise Stimme kann ich mich erinnern. Doch obwohl die Stimme so leise ist, singt sie mit ganzer Kraft. (SCHREIE!) Die Melodie klingt so traurig, es ist herzzerreißend… (WEINE!) Ich glaube mich zu erinnern, dass ein Klavier bei dem Lied verwendet wurde. (LEBE!) Langsam stehe ich auf. Hinter mir kann ich die kühle Wand mit meinen Fingerspitzen berühre. Ich gehe durch das Zimmer. Das Lied wird immer lauter und deutlicher in meinem Kopf. Ich sehe ein Fenster und öffne es instinktiv. Was mache ich da? Ich weiß es nicht. Außerhalb des Fensters sehe ich viele, viele Häuser und einen wunderschönen Nachthimmel. Die Sterne leuchten klar und hell und auch der große, runde Vollmond ist zu sehen. Und genau in diesem Moment merke ich, wie sich der Kloß in meinem Hals langsam löst. Ich höre das Lied nun klar und deutlich, doch die Worte ziehen nur an mir vorbei. Ich lege beide Arme an das Fensterbrett, lehne mich aus dem Fenster… hole tief Luft… und beginne zu schreien. Meine Finger krallen sich an das Fensterbrett, während ich mir die Seele aus dem Leib schreie. Normalerweise ist meine Stimme immer ruhig und leise. Doch diesmal schreie ich so laut, dass es selbst in meinen eigenen Ohren wehtut. Ich spüre wie mir Tränen über die Wangen rinnen und langsam von meinem Kinn tropfen. Als ich fertig war und genug geschrien hatte, tat mein Hals furchtbar weh. Ich atmete tief aus und wieder ein. Dann sank ich auf die Knie, fast schon mechanisch, denn ich konnte nichts dagegen tun… Ich begann tief zu schluchzen, die Tränen strömten nur so aus meinen Augen. Und da begann ich zu reden: „Es tut mir so leid… es tut mir alles so sehr leid! Ich wollte euch nicht verletzen. Ich wollte niemanden verletzen. Ich wollte nur helfen. Ich will, dass alle glücklich sind. .. Dass alle Spaß haben. Bitte verzeiht mir! Es tut mir so leid. Ich habe euch alle so sehr lieb… Es ist alles meine Schuld, ich weiß es! Bitte hasst mich nicht! Bitte habt mich lieb…!" Die Worte waren an niemandem gerichtet, und doch wusste ich genau, was ich sagen wollte. Hinter mir hörte ich eine Tür, die sich langsam öffnete. Ich konnte Licht sehen, welches mich ein wenig blendete. Eine Person kniete sich neben mich und legte mir eine Hand auf den Rücken. Ich versuchte ihr ins Gesicht zu sehen, um herauszufinden, wer es war… Doch ich konnte das Gesicht nicht erkennen. Die Person kam näher und umarmte mich. Langsam streichelte mir diese über den Rücken. Diese Person war sehr warm und sehr weich. Sie duftete sehr gut und ich schmiegte mich in ihre Arme. Meine Tränen waren auf einmal verschwunden und ich musste lächeln. Ich fühlte mich geborgen. Am liebsten wollte ich nie wieder los lassen. Erst als die Person anfing zu sprechen wusste ich, dass es ein Junge war. Mit freundlicher und ruhiger Stimme flüsterte er in mein Ohr: „Das hast du gut gemacht! Wir sind alle sehr stolz auf dich. Wir alle lieben dich so wie du bist und wollen dich nicht mehr hergeben! Wir vergeben dir. Wir wissen, dass du Fehler gemacht hast, doch wir vergeben dir. Auch wir haben Fehler gemacht und für das wollen wir uns entschuldigen. Ich hoffe du kannst uns verzeihen. Es ist alles in Ordnung! Wir sind so stolz auf dich! Wir alle lieben dich! Ich liebe dich!“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)