Last Desire: Devious Desire von Sky- ================================================================================ Kapitel 22: Ein grausamer Test ------------------------------ Samajim erreichte nach wenigen Minuten Fahrt das alte Schlachthaus und spürte dort deutlich Nabis und Malakhs Präsenz. Kaum, dass er es betreten hatte, hörte er auch schon eine Stimme über Lautsprecher, die er eindeutig als die seines Bruders wiedererkannte. „Schön, dass du auftauchst und Wort gehalten hast, Bruderherz.“ „Wo ist Nabi?“ rief Samajim sofort und hatte sichtlich Mühe, ruhig zu bleiben. Es reichte schon, wenn Malakh ihm auf der Nase herumtanzen musste, da wollte er ihm diese Genugtuung ganz sicher nicht gönnen. Und innerlich kochte er sowieso schon genug, dass dieser Mistkerl sich erdreistet hatte, sich an Nabi zu vergreifen und ihn zu entführen. „Alles zu seiner Zeit“, ertönte es aus den Lautsprechern. „Wenn du zu ihm willst, musst du etwas dafür tun. Auf einem Tisch findest du ein Armband, das legst du dir an. Wenn du es nicht tust, dann töte ich Nabi auf der Stelle, bevor du überhaupt zu ihm gelangen kannst.“ Um bloß kein Risiko einzugehen, hielt Samajim es für besser, den Anweisungen seines Bruders Folge zu leisten. Immerhin war dieser gefährlich, obwohl er kräftemäßig unterlegen war. Dennoch zählte er immer noch zu den großen Alten und hätte er sich nicht vom Rat der Ältesten distanziert, dann wäre er zusammen mit Hajjim der drittstärkste Sefira gewesen. Und was ihm an strategischen Fähigkeiten mangelte, glich er problemlos durch seine Beharrlichkeit und eisernen Willen aus. Meist hatte Samajim ihn nicht wirklich für voll genommen, weil sein Bruder sich oft wie ein trotziger Teenager aufführte, aber es gab Momente, in denen er sehr wohl erkannte, wie gefährlich sein Bruder eigentlich war. Und dann war er auch äußerst vorsichtig, denn man konnte ja nie wissen, was Malakh vorhatte und im Schilde führte. Also beschloss Samajim, sich erst mal auf das Spiel einzulassen und suchte nach dem besagten Armband. Tatsächlich sah er es nicht weit entfernt da liegen. Es war ein ziemlich dickes klobiges Metallteil, welches sich mittels eines Schnappverschlusses schließen ließ. Er befestigte es an seinem linken Handgelenk und fragte dieses Mal deutlich ungehaltener „Und was jetzt? Spielst du jetzt irgend so eine bescheuerte Psychonummer mit mir?“ „Wart’s ab, mein Lieber. Du findest deinen heiß geliebten Nabi auf der anderen Seite der Tür. Nur keine Sorge, es fehlt ihm nichts. Noch nicht zumindest.“ Eine Tür öffnete sich und Samajim hing hindurch. Kaum, dass er über die Türschwelle getreten war, hörte er ein kurzes Piepsen an seinem Armband und daraufhin schloss sich die Tür. Er sah Nabi auf einem Stuhl sitzen, an welchem er mit Gurten fixiert worden war. Er war noch bewusstlos und trug ebenfalls ein Armband. Vor ihm stand ein Tisch mit einem Kelch, die haargenau gleich aussahen. „Nabi!“ Samajim eilte zu ihm hin und löste ihn von den Gurten, die ihn am Stuhl fixierten. So langsam kam sein Diener wieder zu sich und erleichtert darüber schloss er ihn in die Arme. „Geht es dir gut, Nabi? Hat er… hat er dir irgendetwas angetan?“ „Er hat mich nur bewusstlos geschlagen, mehr weiß ich nicht. Er sagte irgendwie was von einem Test, aber mehr auch nicht.“ Test? Na super, das hätte er sich ja gleich denken können. Sein verdammter Bruder musste mal wieder irgendeinen Schwachsinn fabrizieren, nur wegen dieser Geschwisterfehde und seinem verletzten Stolz. „Keine Sorge, Nabi. Ich werde das schon klären. Jetzt sehen wir erst mal zu, dass wir hier rauskommen und dann werde ich meinem Bruder höchstpersönlich die Leviten lesen, dass der nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Na komm.“ Damit half er seinem Bruder hoch und wollte gehen, doch da ertönte wieder eine Ansage aus den Lautsprechern. „Nicht so schnell“, rief Malakh und abrupt blieben sie stehen. „So einfach kommt ihr nicht raus. Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich so schnell gehen lassen, Bruderherz? Da hast du dich aber gewaltig geschnitten. Denn ich bin noch nicht mit dir fertig. Das Armband, das ihr an euren Handgelenken trägt, ist eine Erfindung, welche ähnlich wie eine Fußfessel funktioniert. Sobald ihr die Tür passiert habt und das Gebäude verlasst, wird durch eure Venen ein Gift injiziert. Es wird übrigens auch sehr gerne von den Head Huntern eingesetzt, um gefährliche Individuen zu töten, ohne großartig kämpfen zu müssen. Das heißt: wenn ihr rausgeht, seid ihr tot. Eure einzige Chance ist, einen kleinen Test zu absolvieren. Auf dem Tisch findet ihr einen Kelch. In diesem befindet sich das gleiche Gift wie in eurer Handfessel. Einer von euch muss es restlos austrinken. Auf dem Boden des Kelches findet ihr den Schlüssel, der die Fessel lösen lässt, ohne die Giftfalle zu aktivieren. Aber wenn ihr es wagen solltet, gegen die Regel zu verstoßen und das Gift wegzuschütten, dann werde ich die Fessel aktivieren und so werdet ihr beide sterben. Dasselbe gilt auch, wenn ihr versuchen solltet, sie mit Gewalt zu entfernen oder Hilfe zu holen.“ „Du falsche Schlange“, rief Samajim wütend und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wenn du dich an mir rächen willst, dann bitte. Aber lass Nabi da raus. Er kann rein gar nichts dafür.“ „Du verstehst das falsch“, erklärte Malakh ruhig. „Es ist alles rein geschäftlich. Wer von euch beiden ist bereit, für den anderen zu sterben? Entscheidet selbst. Ihr habt zehn Minuten Zeit, dann wird sich die Fessel aktivieren und ihr sterbt beide.“ Damit war das Gespräch beendet und Samajim und Nabi waren nun auf sich allein gestellt. Samajim sank beinahe kraftlos nieder und hielt den Blick gesenkt. Er konnte nicht glauben, dass sie seinetwegen in so eine gefährliche Situation geraten waren. Seinetwegen war Nabi da reingezogen worden. „Nabi, es tut mir leid. Das alles wäre nicht passiert, wenn ich besser aufgepasst hätte.“ „Sagt das nicht, Meister. Wir finden schon einen Weg. Bis jetzt haben wir doch immer jedes Problem gelöst. Ich glaube nicht, dass Meister Elohim oder Ain wirklich zulassen würden, dass Euer Bruder solch schreckliche Dinge tut.“ Dein Glauben in Ehren, aber da kennst du meinen Bruder nicht, dachte Samajim nur und versuchte sich wieder zu sammeln. Er kann seine Spuren sehr gut verwischen und wenn er ernst macht, dann ist er wirklich gefährlich. Mit Sicherheit blufft er nicht. Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen, um Nabi zu beschützen. Also begann er nachzudenken. Er grübelte angestrengt nach und ging alle Möglichkeiten durch. Nabi selbst brachte gerade nicht wirklich die Konzentration dafür auf, denn ihn beschäftigte eine Sache. „Es ist meine Schuld, dass es so gekommen ist“, murmelte er niedergeschlagen und setzte sich auf den Stuhl. „Hätte ich diesem Test nicht zugestimmt, dann wäre es nicht so weit gekommen.“ Test… rein beruflich… Was wollte Malakh denn bitteschön testen? Samajim dachte nach und versuchte das Ganze irgendwie zu erklären. Wenn das wirklich ein Test sein sollte, dann… dann verfolgte Malakh eine bestimmte Absicht damit. „Nabi, was hat er zu dir gesagt, als ihr miteinander gesprochen habt?“ Der Schwarzhaarige blickte auf und antwortete nach kurzem Zögern „Er war der Meinung, dass Ihr mal wieder nur irgendwelche Spielchen spielt und Ihr nicht ehrlich seid.“ Verstehe, dachte Samajim und lehnte sich gegen den Tisch. Im Grunde hab ich es komplett selbst verschuldet. Weil ich immer meine Spielchen mit anderen spiele, war es doch nur eine Frage der Zeit, bis ich meinen Bruder damit auf den Plan rufe. Es ist seine Aufgabe, Dinge anzuzweifeln und deshalb die Leute auf die ultimative Probe zu stellen… und zu sehen, ob sie wirklich bereit sind, alles für denjenigen zu opfern, den sie lieben. Selbst wenn es das eigene Leben bedeutet. Das hier ist ein Test, um festzustellen, ob wir wirklich bereit sind, uns für denjenigen zu opfern, den wir lieben. Und so wie ich Nabi einschätze, wird er ohne zu zögern das Gift trinken, um mich zu retten. Auf jeden Fall muss ich ihn unbedingt davon abhalten. Aber was wird passieren, wenn ich das Gift trinke und Nabi überlebt? Wird Malakh ihn wirklich laufen lassen? Es gab in diesem Fall nur einen Weg, das herauszufinden. „Mala, wirst du den Überlebenden auch wirklich gehen lassen?“ „Ich schwöre es bei den großen Entitäten, dass ich mein Wort halten werde“, antwortete die Stimme aus den Lautsprechern. Samajim nickte bedächtig und wandte sich schließlich an Nabi und nahm seine Hand. „Egal was auch passieren wird, ich möchte, dass du eines weißt: ich wollte niemals, dass so etwas je passiert und es tut mir aufrichtig leid. Wäre ich vielleicht von Anfang an immer ehrlich zu dir geblieben und hätte dieses Spielchen nicht mit dir gespielt, dann wären wir vielleicht nicht in dieser Situation.“ Nabi hielt seine Hand fest und schüttelte den Kopf. „Es wird doch nichts bringen, wenn wir immer nur die Schuld bei uns suchen. Wir haben nur zehn Minuten Zeit und wenn wir uns überlegen wollen, wie wir hier rauskommen sollen, dann sollten wir dieses Gespräch besser auf später verschieben, okay? Bisher habt Ihr doch immer eine Lösung gefunden.“ Ja, das stimmt. Aber viele Möglichkeiten haben wir nicht. Wenn wir versuchen, Kontakt zu Ain und Elohim aufzunehmen, wird er uns töten. Dasselbe gilt auch, wenn wir versuchen, abzuhauen oder irgendeinen anderen Trick zu versuchen. Ich hab mich freiwillig in diese Falle gegeben, weil ich dachte, ich könnte Nabi da problemlos rausholen, aber so wie es aussieht, habe ich meinen Bruder da deutlich unterschätzt. In der Zeit, wo ich geglaubt hatte, er sei tot, hat er offenbar hart an seinen Fähigkeiten gearbeitet, um mich eines Tages in so eine Lage zu bringen. Ich hab ihn immer noch als diesen impulsiven und aufbrausenden Trotzkopf in Erinnerung, der nicht wirklich zum Strategen taugt. Und das ist mir jetzt eindeutig zum Verhängnis geworden. Ich muss jetzt ernsthaft nachdenken, was wir tun können. Fakt ist, dass wir hier so schnell wie möglich rauskommen müssen, bevor das Gift uns noch umbringen wird. Also welche Möglichkeiten bleiben uns? Tja, das sieht nicht wirklich gut für uns aus. Und wahrscheinlich wird keine andere Möglichkeit übrig bleiben, als Malas mieses Spiel zu spielen. Entweder ich sterbe… oder Nabi. „Tja, dann führt wohl kein Weg daran vorbei“, sagte Nabi schließlich und seine Hand wanderte zu dem Kelch. „Meister, es wäre besser, wenn ich das mache. Meister Elohim wird Euch brauchen und Euer Leben ist von größerer Wichtigkeit als meines.“ Doch sogleich ergriff Samajim sein Handgelenk und hinderte ihn daran, das Gift zu trinken. „Mach keinen Unsinn, Nabi. Ich werde ganz gewiss nicht zulassen, dass du einfach so dein Leben wegwirfst.“ „Lasst mich!“ rief Nabi und riss sich von ihm los. „Ich kann doch nicht einfach so herumsitzen und von Euch erwarten, dass Ihr das Gift trinkt. Es ist die Aufgabe eines Dieners, sich stets für das Wohl seines Herrn aufzuopfern und dessen Leben über sein eigenes zu stellen. Und… und…“ Hier brach Nabi in Tränen aus und er umarmte Samajim fest. „Ich könnte ohne Euch nicht weiterleben. Ihr habt mir damals das Leben gerettet und ward immer für mich da gewesen. Ihr habt mir erst einen Lebenssinn gegeben und auch wenn es nicht immer einfach war, so war ich dennoch sehr glücklich bei Euch. Ich liebe Euch und zwar mehr als mein eigenes Leben. Bitte, ich könnte es nicht ertragen, ohne Euch leben zu müssen.“ „Das weiß ich, Nabi“, sprach Samajim beruhigend. „Und deshalb tut es mir auch wirklich leid.“ „Meister?“ Ein Schlag in den Nacken folgte, der Nabi kurz das Bewusstsein raubte. Er sank zusammen und sogleich nahm Samajim den Kelch selbst in die Hand. Ein letztes Mal strich er Nabi sanft durchs Haar und fühlte wieder diese tiefe Schuld. Das alles hätte niemals passieren müssen, wenn er von Anfang an auf ihn aufgepasst hätte. Er hätte ahnen müssen, dass sein Bruder irgendetwas im Schilde führte und nicht so leichtsinnig an die Sache herangehen dürfen. Aber vor allem hätte er gar nicht erst zulassen dürfen, dass Nabi das Haus verließ. Dabei hatte er doch schon so ein mieses Gefühl gehabt, vor allem wenn er an den Vorfall mit Akrav zurückdachte. „Tut mir leid, Nabi. Aber… ich kann nicht zulassen, dass du wegen mir sterben musst. Ich habe versprochen, dass ich dich immer beschützen werde und auch niemals zulasse, dass dir etwas passiert. Und deshalb werde ich dir auch jetzt nicht erlauben, dass du an meiner Stelle das Gift trinkst. Wenn das Gift mich tatsächlich umbringt, dann hast du noch Nakash und der wird sich sicherlich gut um dich kümmern, wenn ich nicht mehr da sein sollte. Nabi, ich liebe dich und ich will, dass du lebst. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages dafür verzeihen.“ Nabi, der nur ein geringes Maß an Bewusstsein behalten konnte, bekam das alles kaum mit, schien aber dennoch zu realisieren, was sein Herr vorhatte und streckte eine Hand nach ihm aus. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er ergriff Samajims Ärmel. Seine türkisfarbenen Augen sahen unendlich verzweifelt aus und dieser entsetzte und zugleich flehende Blick hätte Samajim fast von diesem Entschluss abgehalten. Er wollte Nabi keinen Schmerz bereiten und er konnte auch nicht den Gedanken ertragen, dass sein Diener leiden würde. Aber Nabi würde vielleicht eines Tages einen Neuanfang machen können. Er könnte diesen tiefen Schmerz eines Tages vergessen und eine neue Liebe finden. Jemand, der ihn besser beschützen konnte und der ihn vielleicht auch besser behandelte. Jemand, der keine Spielchen mit ihm spielte, sondern immer ehrlich zu ihm war. „Samajim… bitte…“ Nabis Stimme zitterte und klang so unendlich verzweifelt. Es tat Samajim so unendlich in der Seele weh, ihn so zu sehen. „Bitte tu es nicht. Lass mich nicht allein.“ „Es wird alles gut werden, Nabi.“ Damit setzte Samajim den Kelch an seine Lippen und trank den Inhalt. Er schmeckte bitter und sein Körper rebellierte bereits dagegen. Aber er kämpfte dagegen an und trank ihn bis auf den letzten Tropfen aus. Als er den Schlüssel fand, der auf dem Boden des Kelches befestigt war, nahm er ihn heraus und begann damit Nabis Handfessel zu öffnen. Dabei merkte er aber schon, wie das Gift seine Wirkung tat. Er verlor langsam aber sicher die Kraft in seinen Händen und seine Finger fühlten sich taub an. Sein Körper wurde von einer Art schleichenden Lähmung befallen, die sich immer weiter ausbreitete und wahrscheinlich würde das Gift ihn in gut einer Minute getötet haben. Und bis dahin würde er sein Möglichstes versuchen, um ihn hier sicher rauszubringen und dafür zu sorgen, dass er es lebend hier raus schaffte. Er schaffte es mit Mühe, die Handfessel wieder zu öffnen und wollte Nabi zur Tür bringen, doch in dem Moment gaben seine Beine nach und er brach auf dem Boden zusammen und er er schaffte es auch nicht mehr, aufzustehen. Nabi, der sich von dem Schlag wieder einigermaßen erholt hatte, versuchte ihm wieder hochzuhelfen. „Meister, haltet bitte durch. Ich bringe Euch zu Ain und Meister Elohim. Die werden Euch sicher helfen können. Bitte, Ihr müsst versuchen, durchzuhalten! Ihr dürft nicht sterben.“ Es gelang dem Schwarzhaarigen, seinen Meister hochzuhieven und so schleppte er ihn zur Tür hin. „Bitte, haltet noch etwas durch. Wir werden einen Weg finden. Mit Sicherheit gibt es ein Gegenmittel. Bleibt bei mir.“ „Nabi… ich…“ Samajim schaffte es nicht, weiterzureden. Er fand einfach keine Kraft mehr dafür und so langsam aber sicher schwand auch sein Bewusstsein. Nabis verzweifelte Worte waren das Einzige, was ihm noch genügend Kraft gab, wach zu bleiben. Er wollte auch nicht so schnell aufgeben. Nein, er wollte so lange es ging kämpfen und durchhalten. Aber insgeheim wusste er schon längst, dass es sinnlos war. Das Gift lähmte seinen gesamten Körper und würde seine Seele zerstören. Es war die effektivste Methode, um einen Unvergänglichen zu töten. Auch Nabi erkannte es langsam und er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sein Meister sterben würde. Also versuchte er, sich zu beeilen und sprach weiterhin mit ihm. „Samajim, bleib verdammt noch mal wach und stirb mir nicht weg. Du hast doch versprochen, für immer bei mir zu bleiben und mich nie allein zu lassen. Dafür hast du mir doch den Ring geschenkt. Als Zeichen dafür, dass wir für immer zusammenbleiben werden. Also komm mir nicht auf die Tour, einfach so zu sterben und dein Versprechen zu brechen.“ Seine Stimme bebte und unaufhörlich flossen Tränen seine blasse Wange hinunter. So leicht würde er seinen Meister nicht aufgeben. Er würde ihn nicht einfach so sterben lassen, sondern sein Leben retten. Doch dann sank Samajim endgültig zusammen und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. „Samajim“, rief Nabi und drehte ihn sogleich auf den Rücken. Doch zu seinem Entsetzen wurde sein Puls immer schwächer und es steckte kaum noch Leben in ihm. „Samajim, bitte du darfst nicht sterben. Du kannst mich doch nicht alleine lassen!“ Nabi überlegte sich, was er tun konnte, um seinen Meister zu retten. Irgendetwas musste es doch geben, was er tun konnte. Er konnte doch nicht mit ansehen, wie der Mann, den er liebte, einfach so in seinen Armen starb. „Tragisch, tragisch, tragisch…“ Schritte ertönten und als Nabi aufsah, erkannte er, dass es Malakh war. Dieser sah mit einem kühlen Lächeln auf diese Szene und schien nicht sonderlich berührt zu sein. „Wie edel von deinem Meister, sich für dich zu opfern. Er muss dich wirklich aufrichtig geliebt haben, dass er so ein großes Opfer für dich bringt. Normalerweise ist ihm niemand wichtig genug, dass er so etwas tut.“ „Wie kannst du das nur mit deinem eigenen Bruder machen?“ „Es ist rein geschäftlich und da spielen familiäre Beziehungen keine Rolle. Ich kann Berufliches und Privates gut trennen. Ich wollte sehen, ob mein Bruder tatsächlich seinen eigenen Tod in Kauf nehmen würde, um dich zu retten. Und so wie es scheint, hat er es tatsächlich getan. Meinen herzlichsten Glückwunsch, Nabi.“ Nabi, der den leblosen Samajim im Arm hielt, kämpfte mit seiner Trauer und seiner Verzweiflung und Sturzbäche von Tränen flossen seine Wangen hinunter. Doch gleichzeitig wandelte sich diese Trauer und Verzweiflung in Wut um. Nachdem er seinen leblosen Herrn vorsichtig auf den Boden gelegt hatte, stand er auf und sah Malakh wutentbrannt an. „Du mieses Schwein hast Samajim umgebracht. Dafür wirst du büßen.“ Ohne zu zögern griff Nabi an und schlug zu. In dem Moment war es ihm auch völlig egal, ob er nur ein einfacher Sefira war und Malakh einer der großen Alten. Als solcher hatte er nicht die geringste Chance gegen ihn, aber das spielte für ihn keine Rolle. Er war einfach nur wütend und wollte nur noch Rache. Rache für den Tod seines Meisters und für den Tod jener Person, die er über alles geliebt hatte. Unbarmherzig schlug er zu, wandte seine ganze Kraft auf, aber jedem Schlag wich Malakh einfach aus und das sogar problemlos. „Was regst du dich so auf? Du bist jetzt frei und bist kein Diener mehr. Irgendwo findest du einen neuen, der dich so liebt. Das Leben geht weiter.“ „Hör auf damit!“ rief Nabi und versuchte ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, doch Malakh fing diesen mühelos ab, verdrehte seinen Arm und verpasste ihm einen Schlag in die Seite. Dieser war nicht ohne, aber Nabi wollte trotzdem nicht aufgeben. „Hör auf so zu tun, als könnte irgendjemand einfach so Samajim ersetzen. Ich will nur ihn und niemand anderen sonst. Ich liebe ihn und ich werde ihn ganz sicher nicht durch irgendjemanden ersetzen.“ Wieder griff Nabi an und setzte eine Druckwelle frei, mit der er Malakh von den Füßen riss. Doch dieser kam sofort wieder auf die Beine, dann schnellte er nach vorne und schlug Nabi in die Magengrube und sein Schlag war so verheerend, dass er seinen Gegner sofort außer Gefecht setzte. Ein zufriedenes Lächeln spielte sich auf seine Lippen und das Letzte, was Nabi hörte, bevor die Welt endgültig um ihn herum in eine tiefe Schwärze versank, war „Gut. Das war alles, was ich hören wollte.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)