Last Desire: Devious Desire von Sky- ================================================================================ Kapitel 6: Ein verzweifeltes Geständnis --------------------------------------- In den nächsten Tagen war das Verhältnis zwischen Samajim und Nabi deutlich distanzierter als sonst. Nun, streng genommen war es eher einseitig, denn hauptsächlich war es Nabi, der deutlich auf Abstand ging. Zwar redeten sie genauso miteinander wie sonst auch immer, aber es lief unterschwellig ab und obwohl sie genauso zankten wie sonst, so blieb es nicht verborgen, dass Nabi sich immer mehr von ihm entfernte. Meist, wenn Samajim ihm zu nah kam, wich er vor ihm zurück oder suchte irgendwelche Ausreden, um schnell irgendwo hinzugehen. Er wirkte noch nervöser als sonst und als Samajim mal ganz nebenbei seinen Arm um Nabis Schultern legte, zuckte dieser zusammen, sagte so etwas wie „Entschuldigt mich bitte, Meister. Ich glaub, die Wäsche ist fertig…“, woraufhin er sofort wieder ging. Als Nabi schließlich wieder unterwegs war, war Samajim mit Eva in der Küche und rauchte wohl die dutzendste Zigarette des Tages. Die Weißhaarige saß mit einer Tasse Kaffee am Tisch und wirkte nicht gerade glücklich. Aber das lag auch daran, weil sie immer ein wenig verstimmt war wegen dem Unsinn, den sich ihr Mentor da leistete. Und als er tief den Nikotinqualm ausatmete und schließlich nach einer Weile sagte „Er geht mir schon seit Tagen aus dem Weg“, da verzog sie schwach die Mundwinkel und fragte mit einem leichten Vorwurf im Unterton „Wundert dich das nach dem, was du ihm gesagt hast?“, wobei sie ihn nicht mal ansah. „Bist du jetzt sauer auf mich, Eva?“ „Natürlich. Immerhin spielst du hier mit Nabis Gefühlen herum, nur weil du mal wieder deinen Dickkopf durchsetzen und dein Spiel gewinnen musst. Und dass er auf Abstand geht, ist doch ganz natürlich! Nachdem du ihn gefragt hast, ob er nicht lieber in seine Heimat zurückkehren würde, ist er vollkommen verunsichert und hat Angst, dass du ihn tatsächlich fortschicken wirst. Und da ist es doch natürlich, dass er sich völlig zurückzieht und dir aus dem Weg geht.“ „Und dabei dachte ich, er würde endlich mit der Sprache rausrücken und mir seine Liebe gestehen.“ „Wann begreifst du es endlich?“ fragte Eva nun und seufzte leicht genervt. „Du kannst nicht alle um dich herum so lenken wie du es willst. Nicht alles ist gänzlich planbar und was glaubst du wohl, wie Nabi reagieren wird wenn er erfährt, was du mit ihm machst? Wenn du nicht endlich mit diesen Spielchen aufhörst, wirst du ihn verlieren. Das kann ich dir versprechen.“ Samajim stand vor einem absoluten Rätsel. Eigentlich war er sich sicher gewesen, dass er mit seiner einen Frage Nabi endlich weichkochen würde. Aber so wie es aussah, hatte er genau das Gegenteil erreicht. Anstatt, dass es zu einer Annäherung kam, distanzierte Nabi sich von ihm und das war ihm ein Rätsel. Normalerweise lag er mit seinen Berechnungen und Planungen nie daneben. Er war ein absoluter Stratege und wusste immer, was er tat und wie er sein Ziel erreichen konnte. Aber hier schien er irgendwo einen Fehler gemacht zu haben. Wie auch sonst war es möglich, dass Nabi sich nicht so verhielt, wie er es geplant hatte? Als Eva sah, wie er grübelte, seufzte sie erneut und erklärte „Nicht alle lassen sich so manipulieren und steuern, wie du es gerne hättest. Über manche Dinge kann man keine Kontrolle ausüben. Das musst auch du irgendwann begreifen. Ich mag zwar jünger sein als du, aber ich weiß, wovon ich spreche, wenn es um Liebe geht. Und ich sage dir eines: du solltest mal ernsthaft überlegen, was dir nun wichtiger ist: deine Spielchen oder Nabis Gefühle für dich.“ Die Tatsache, dass Samajim es nicht schaffte, Nabi genau dorthin zu bekommen, wo er ihn haben wollte, ließ ihn einfach nicht los und beschäftigte ihn ohnehin schon seit einer ganzen Weile. Bisher hatte er selbst das Unmögliche durch gute Planung schaffen können. Dank seiner strategischen Fähigkeiten hatte er es nicht nur geschafft, seinen alten Freund zurückzuholen und dessen dunkle Seite zu vernichten, sondern auch Eva und Liam miteinander zu versöhnen. Wirklich alles hatte er durch gezielte Planung erreichen können, aber wieso scheiterte es ausgerechnet bei Nabi? War dieser etwa so unberechenbar und eigensinnig in dem Sinne, dass es dem größten Strategen nicht möglich war, ihn in die Richtung zu lenken, die er vorgesehen hatte? Das konnte doch unmöglich sein. Oder hatte Eva etwa Recht, dass nicht alle Lebewesen so leicht zu manipulieren waren wie er immer dachte? Nun, eigentlich hätte er sich das ja auch denken können. Immerhin hatte sich Nabi doch jedes Mal seiner Kontrolle entziehen können und ließ sich von ihm nicht so leicht um den Finger wickeln. Egal ob es um die Arbeit ging, oder um andere Kleinigkeiten. Aber wieso scheiterten seine ganzen Bemühungen bei ihm und was konnte er daran ändern? Es war frustrierend. Wie gerne hätte er es doch, wenn er Nabi dazu bringen konnte, genau das zu tun, was er wollte. Aber irgendwie gelang ihm das nie so wirklich. Aus welchem Grund auch immer. „Und was schlägst du vor, soll ich tun?“ „Mit dem ganzen Quatsch aufzuhören und endlich von diesem Trip herunterzukommen, dass du mit Nabis Gefühlen spielst, nur um zu erreichen, dass du mal wieder deinen Willen kriegst. Was du da machst, ist rücksichtslos und egoistisch. Und es wird weder dir noch Nabi großartig weiterhelfen. Es wird nur alles kaputt machen und dann wird es nie etwas zwischen euch beiden werden.“ Nun, vielleicht hatte sie ja Recht und er sollte endlich mal aufhören, ständig nur seinen eigenen Willen mit allen Mitteln durchsetzen zu wollen. Er wollte ja auch nicht, dass Nabi sich endgültig von ihm abkapselte und stattdessen noch was mit Nakash anfing. Zwar hatte sein Diener immer betont, sie beide seien bloß gute Freunde, aber Samajim traute diesem Kerl einfach nicht über den Weg und es machte ihn jedes Mal wütend, die beiden so vertraut miteinander zu sehen und zu wissen, dass Nabi immer öfter zu ihm hinfuhr und dann auch noch zurückgebracht wurde, wenn er zu viel getrunken hatte, war für ihn ein absoluter Dorn im Auge. Er konnte sich nicht helfen, aber er traute Nakash nicht über den Weg und er sah es überhaupt nicht gerne, wenn sich die beiden miteinander trafen. Eva hatte ihn zwar schon darauf angesprochen, aber er hatte es abgestritten und einfach gesagt, er könne den Kerl allgemein nicht ausstehen. Aber so ganz kaufte Eva ihm das nicht ab. Sie blieb bei ihrer Meinung, dass Samajim eifersüchtig war. Nachdem eine Weile lang Schweigen geherrscht hatte, atmete die Weißhaarige laut aus und trank ihren Kaffee aus. „Nimm ihn doch erst mal ins Gespräch und klär das, wenn er wieder zurück ist. Ich kann dir da auch nicht viel weiterhelfen. Das ist dein Job und nicht meiner. Ich wollte auch gleich bei Kaic vorbeischauen und mit ihm reden. Ach ja, ich bin auch noch hier, weil ich dir von Elohim etwas ausrichten soll: Wenn er seinen Sohn besucht hat, kommt er nach England und will zusammen mit Ain persönlich mit den Asylanten sprechen. Deshalb hätte er es gerne, wenn du sie dann in St. Michael versammelst.“ „Ist gut. Sag mir nur vorher Bescheid und ich werde mich darum kümmern.“ „Mach ich. Und wenn Elohim Nabi kontaktiert, wird er es dir ja sagen. Was ich dir noch sagen wollte, bevor ich es vergesse: ich kann dir genau erklären, warum Nabi es nicht fertig bringt, dir seine Gefühle zu gestehen. Er hat Angst davor, dass seine Gefühle nicht erwidert werden und es euer gutes Verhältnis zueinander zerstören würde. Dieses Phänomen kannst du bei Menschen unter dem Begriff „Friendzone“ gut beobachten. Nicht selten kommt es bei engen Freunden zu mehr Gefühlen. Wenn diese aber nicht erwidert werden, zerbricht oft die Freundschaft daran. Deshalb trauen sie sich oft nicht, überhaupt ihre Gefühle offen auszudrücken. Wenn du also dennoch an deinem Vorhaben festhalten willst, dann solltest du aufhören, Nabi in Unsicherheit zu bringen und ihn in solch eine Bedrängnis zu bringen. Versuch es doch stattdessen damit, ihm mehr positive Signale zu geben. Damit gewinnt er mehr Sicherheit und findet vielleicht so den Mut, über seine Gefühle zu sprechen. Fakt ist auch, dass zwischen euch beiden etwas herrscht, dass man hier Klassenunterschied nennt. Obwohl ihr beide euch so gut versteht, ändert es nichts an der Tatsache, dass er dein Diener ist. Und auch wenn Nabi recht frech und herrisch dir gegenüber sein kann, ist er dennoch absolut loyal und sich seiner Position sehr wohl bewusst. Du gehörst zu den großen Alten und bist der zweitmächtigste von ihnen, außerdem bist du jetzt Elohims engster Berater und genießt selbst nach der großen Reformation hohes Ansehen und dir hat er sein Leben zu verdanken. Aus diesem Grund verbietet er sich selbst diese Gefühle und denkt, dass es ihm als Diener nicht erlaubt ist, dich zu lieben.“ „Das ist doch völliger Blödsinn. Mir ist es vollkommen egal, wer oder was er ist und das hab ich ihm doch mehr als oft gezeigt.“ „Das mag ja sein, aber zeigen und sagen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Solange du es ihm nicht selbst direkt sagst, wird Nabi für immer in diesem Denken gefangen sein und sich selbst blockieren. Deshalb sage ich ja: klär erstens das mit der Lossprechung, dann sieh zu, dass du ihm deutlich mehr positive Signale sendest. Echt… was Kriegsführung angeht, bist du zwar ein hervorragender Stratege, aber in solchen Sachen bist du einfach unmöglich…“ Tja, Eva wusste eben, wovon sie sprach. Samajim drückte schließlich seine Zigarette im Aschenbecher aus und wollte sich eigentlich zu Eva setzen, aber in dem Moment klingelte es an der Tür und das schon fast hektisch. Da stimmte irgendetwas nicht. „Entschuldige mich, ich geh mal kurz nachsehen.“ „Schon gut, ich bin eh jetzt weg.“ Damit erhoben sich die beiden Sefirot und gingen zur Tür. Zuerst dachte Samajim noch, es wäre einer der Asylanten, die ein Problem hatten, doch es war Judy Mitchell, eine 17-jährige Schülerin, die öfter im Jugendzentrum war. Sie war völlig verweint und aufgelöst. Na super, dachte er. Zuerst der Ärger mit Nabi und jetzt kommt auch noch Arbeit auf mich zu. Die Menschen haben wirklich ein großartiges Timing für Depressionen und dergleichen. Können die nicht damit warten, bis ich mit meinem Problem fertig bin? Eva verabschiedete sich kurz und machte sich auf den Weg, um ihn mit seiner Arbeit allein zu lassen. Samajim wandte sich dem verweinten Mädchen zu. „Judy, was kann ich für dich tun?“ „Es ist alles vorbei“, schluchzte sie und wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch weg. „Mein Leben hat keinen Sinn mehr.“ Großartig, jetzt darf ich auch noch einen Selbstmord verhindern. Mal ehrlich: haben die Menschen nichts Besseres zu tun? Er schluckte seinen Ärger runter und versuchte das Mädchen zu beruhigen, welches völlig aufgelöst war und nicht aufhören wollte zu weinen. Wie sich herausstellte, war es nichts allzu ernstes. Judys Freund hatte sie nach dem Sex einfach sitzen gelassen und sich stattdessen mit ihrer besten Freundin vergnügt. Samajim schaffte es, sie zu trösten und sie wieder auf die richtige Spur zu bringen, was ihm insbesondere mit seiner Redegewandtheit gelang. Als das Mädchen ihn dann umarmte und sagte „Danke, Reverend. Sie sind wirklich ein Engel“, da ließ er sich diese Umarmung natürlich gefallen. Was sprach denn da auch dagegen? Aber dummerweise kam in dem Moment Nabi zurück. „Bin wieder da, Meister.“ Als er dann aber die beiden sah, da verlor er binnen Sekunden sämtliche Farbe im Gesicht und war schon fast entsetzt. Seine Augen weiteten sich und diesen verletzten Ausdruck in den Augen würde Samajim wohl nicht so schnell vergessen. Er sah wirklich danach aus, als wolle er weinen und das tat ihm selbst am allermeisten weh. Zugegeben, er hatte schon mal mit dem Gedanken gespielt, mit dieser Methode Nabis Eifersucht zu wecken und ihn so dazu zu bringen, endlich mit seinem Liebesgeständnis rauszurücken. Aber das hier war nicht geplant gewesen und diese Reaktion kam für Samajim auch ziemlich unerwartet. Offenbar hatte Eva tatsächlich ein deutlich besseres Auge dafür als er. Sie hatte es richtig erkannt, als sie sagte, dass Nabi jemand war, der sich eher zurückziehen würde, als direkt nach vorne zu preschen. Und tatsächlich war dieser Fall jetzt nun eingetreten. Judy verabschiedete sich schließlich und ging, wobei sie sich noch mal bei Samajim bedankte. Dieser schenkte ihr in dieser Situation aber eher wenig Beachtung. Schließlich aber, als sie ging, kam Nabi mit den Einkäufen herein und hatte seine typische Art wiedergefunden, wobei Samajim aber sofort erkannte, dass dies nur aufgesetzt war. „Ihr seid ja echt unverbesserlich, Meister“, sagte sein Diener vorwurfsvoll und brachte die Einkäufe in die Küche. „Kaum bin ich aus dem Haus, schon gehen hier die Frauen ein und aus. Und so etwas schimpft sich Pfarrer.“ „Nabi…“ „Meint Ihr nicht auch, dass sie vielleicht einen Tick zu jung war? Ich meine ja nur. Nicht, dass die Leute über Euch noch zu reden beginnen.“ Nabi redete immer weiter und weiter und das war für Samajim eigentlich das Zeichen, dass sein Diener nun endgültig davor stand, gleich endgültig die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren. „Nabi, was ist los mit dir?“ „Nichts, gar nichts ist los!“ log der Schwarzhaarige und begann die Einkäufe auszupacken. Dabei ging er aber sehr hektisch vor und ließ immer wieder etwas aus der Hand fallen. Schließlich wurde es genug für Samajim und er hielt Nabi am Handgelenk fest. „Jetzt lüg mich nicht an“, sagte er mit deutlichem Nachdruck in der Stimme. „Nun sag schon, was du hast. Judy war nur bei mir, weil sie sich ausheulen wollte, weil sie meinen Rat als Pfarrer haben wollte. Das ist mein Job.“ „Was spielt es denn für eine Rolle, was ich denke oder nicht oder was mit mir los ist? Ich bin bloß Euer Diener, also ist es doch egal. Ich meine…“ Nabi wich seinem Blick aus und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er begann zu zittern und kämpfte mit sich. „Verzeiht, Meister“, brachte er mit Mühe hervor und versuchte sich zu beruhigen, doch das fiel ihm immer schwerer und bald würde es gar nicht mehr gehen, das wusste er jetzt schon. „Ich mache wirklich nichts als Ärger. Ich weiß ja selbst, dass ich anstrengend bin und mich mit meinen Worten auch nicht sonderlich zurückhalten kann. Da kann ich es schon verstehen, wenn Ihr mich nicht mehr bei Euch haben wollt und ich Euch unangenehm bin. Aber… ich kann nichts dafür. Ich hab es doch versucht!“ „Was hast du versucht?“ „Diese verdammten Gefühle abzustellen, aber es geht nicht! Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, weil ich bei Euch bleiben wollte. Aber ich kann nichts dagegen tun, dass ich diese Gefühle für Euch habe. Ich liebe Euch, obwohl ich weiß, dass ich das nicht darf. Ich bin nur ein Diener und Ihr? Ihr gehört zu den großen Alten und seid auch noch Elohims Berater. Es kann einfach nicht gehen und ich weiß das ja auch. Deshalb hab ich mich ja so bemüht, diese Gefühle abzustellen, aber ich liebe Euch und kann Euch nicht aus meinem Kopf streichen, egal wie sehr ich es auch versuche. Bitte verzeiht mir, aber… ich hab es wirklich versucht, doch es geht nicht. Vielleicht ist es das einzig Richtige, wenn Ihr einen Diener sucht, der Euch besser dienen kann als ich.“ Damit drängte sich Nabi an ihm vorbei und lief aus dem Haus. Samajim versuchte zwar noch, ihn aufzuhalten, aber Nabi war einfach zu schnell und war dann auch schon verschwunden. Ratlos blieb der Pfarrer zurück und fühlte sich irgendwie ziemlich miserabel. Nun, jetzt hatte er endlich das erreicht, was er wollte. Nabi hatte ihm seine Liebe gestanden. Aber zu welchem Preis? Er war weinend davongerannt und völlig am Ende mit den Nerven. So wollte er es sicherlich nicht haben. Es war genauso eingetroffen, wie Eva es prophezeit hatte: Nabi würde die Flucht ergreifen und sich immer weiter zurückziehen. Aber wieso war es nicht so gelaufen, wie er es geplant hatte und wieso war es Eva, die Nabi besser einzuschätzen wusste als er? Geschlagen seufzte er und ging zurück ins Haus. Zuerst spielte er mit dem Gedanken, sie anzurufen, aber da er mit Telefonen und Handys sowieso nicht wirklich umzugehen vermochte, entschied er sich für den leichteren Weg und kommunizierte er über den üblichen Weg, nämlich über die Seelenverbindung, wodurch auch problemlos ein Gedankenaustausch klappen konnte. „Eva, ich hab ein Problem.“ „Oh je, ich ahne es schon. Was ist denn nun wieder zwischen dir und Nabi los? Kaum bin ich wieder weg, schon gibt es die nächsten Schwierigkeiten zwischen euch beiden. Erzähl schon, was ist los?“ Samajim berichtete ihr, was vorgefallen war und dass Nabi weggerannt war. Schließlich fügte er noch hinzu „Das mit dem Mädchen war wirklich ein ungünstiger Moment gewesen, aber ich hätte sie als Pfarrer ja auch schlecht abwimmeln können. Besonders nicht, wenn sie damit kommt, dass sie sich noch umbringen will.“ „Ja, das Timing war wirklich mehr als ungünstig. Aber was hattest du denn erwartet, wie er reagiert, nachdem er eh schon so verunsichert war? Verdammt noch mal Samajim, lauf ihm nach und klär das endlich und dann sag ihm auch mal, dass du ihn ebenfalls liebst. Sonst wird das noch in eine absolute Katastrophe laufen. Wahrscheinlich wird er wieder mal im „McKerrigans“ sein und sich bei Nakash die Augen ausweinen.“ Nakash… na das hätte er sich doch gleich denken können. Dieser widerliche Kerl würde sicherlich die Situation ausnutzen, um sich an Nabi heranzumachen. Aber das würde er ganz gewiss nicht zulassen. Nicht, solange er noch ein Wörtchen mitzureden hatte. Nabi gehörte ihm und sonst niemandem. „War ja klar. Na warte, diesem Nakash werde ich noch die Flötentöne beibringen, wenn der sich an Nabi ranmacht.“ „Ach Samajim. Wann kriegst du es denn endlich in deinen Schädel rein, dass Nakash nur ein guter Freund für Nabi ist und zwischen den beiden wird nie etwas laufen. Nakash hat Spaß mit den Menschenfrauen und das ist auch alles. Also lass deine Eifersüchteleien mal da raus und konzentrier dich einzig und allein auf Nabi. Das ist jetzt das Allerwichtigste im Moment. Ich hab sowieso von Kaic gehört, dass Akrav der Grausame sich in der Nähe von London aufhalten soll und ich hab bei der ganzen Sache kein gutes Gefühl.“ Akrav? Na super, der hatte gerade noch gefehlt. Zwar gehörte dieser nicht zu den großen Alten, aber dafür zur Gruppe der so genannten Head Hunter, was nicht weniger schlimm war. Dabei handelte es sich um eine Reihe von Jägern, die auf Bezahlung nach gefährlichen Unvergänglichen suchte und sie entweder festnahm oder sie gleich tötete. Sie galten als absolut gnadenlos, verfolgten ihre Opfer ohne Rücksicht und ohne Rast, spürten sie auf und überwältigten sie dann. Einige waren extrem gefährlich und brutal und mit denen war nicht zu spaßen. Zu den gefährlichsten unter ihnen zählten Akrav der Grausame, Sereas der Jäger und Arye die Kaltblütige. Dass sich einer von ihnen in der Nähe von London aufhielt, konnte nichts Gutes bedeuten. Zwar wussten die Head Hunter von dem Abkommen mit Ajin Gamur und wagten es deshalb auch nicht, in London Jagd auf Asylanten zu machen, aber wahrscheinlich warteten sie darauf, dass einer von ihnen die Stadt verlassen und ihnen in die Falle laufen würde. Sonderlich verwundern würde es Samajim jedenfalls nicht. Na, er würde sich später noch Gedanken darum machen. Erst einmal war es wichtig, dass er Nabi fand und die ganze Sache in Ordnung brachte. Immerhin hatte er den Karren ja erst so dermaßen in den Dreck gefahren, da war es auch an ihm, das wieder zu klären. Mit Akrav konnte er sich später noch befassen. „Okay, ich mach mich dann mal auf den Weg.“ „Und wehe, du machst wieder den nächsten Blödsinn. Dann bin ich es dieses Mal, die dir die Leviten lesen wird!“ „Hey, ich lass mir einiges gefallen, aber auch ich habe meine Geduldsgrenzen mit anderen.“ Damit schnappte sich Samajim seine Jacke und machte sich auf den Weg. Da er mit Autos nicht viel anfangen konnte, fuhr er mit dem Bus zur City of London, wo sich das McKerrigan’s befand. Da es schon Abend war, herrschte bereits Hochbetrieb und zielstrebig ging der Sefira zum Tresen, wo Nakash dabei war, Bier zu zapfen und Gläser zu wischen. Als er seinen Gast sah, hob er erstaunt die Augenbrauen. „Oh, was führt Euch denn hierher? Seid Ihr auf der Suche nach Eurem Diener?“ „In der Tat“, antwortete Samajim kühl und verschränkte die Arme. „Also sag schon, wo ist Nabi?“ „Der kam völlig verheult hier rein und hat sich mein Motorrad geborgt. Er sagte nur, er wolle den Kopf frei kriegen und da hab ich ihm die Schlüssel gegeben. Was ist denn mit ihm?“ „Hat er dir nichts gesagt?“ „Nein“, antwortete Nakash und schüttelte den Kopf. „Er hat mir überhaupt nichts gesagt, sondern ist direkt wieder abgehauen. Aber so wie er gewirkt hat, ist er völlig fertig.“ Er ist mit Nakashs Motorrad unterwegs? Wo will er denn hin? Tja, da blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Nabi aufzuspüren und ihn abzufangen. Es würde zwar nicht einfach werden, ihn einzuholen, aber wenn er seine Kräfte einsetzte, dürfte es eigentlich klappen. Na hoffentlich machte der Kerl jetzt bloß keinen Blödsinn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)