Babysitten für Fortgeschrittene von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 5: WG der verlorenen Kinder ----------------------------------- „Schmeiß dein Zeug in die Waschmaschine.“ – Wenn du es schon nicht in die Mülltonne werfen willst, fügte ich in Gedanken hinzu – „Die zweite Tür rechts. Das ist das Gästebad.“ Erschöpft seufzend sah ich Takeshi nach, als dieser meiner Aufforderung nachkam. Nach dem Training waren wir zu seiner ´Behausung` gegangen und hatten in schwierigen Verhandlungen festgelegt, was er mit in meine Wohnung bringen durfte und was weggeschmissen werden musste. Ich wäre für eine Radikalkur gewesen, bei der einfach alles in der Tonne landete, aber der Junge hatte sich sehr vehement dagegen ausgesprochen. Als ich ihn ungeduldig gefragt hatte, warum er so an dem Plunder hing, war er ernst geworden. „Als mein Vater mich verließ…“, hatte er mit angespannten Schultern gesagt. „Hat er mir nichts dagelassen außer dem, was ich anhatte. Alles hier hab ich mir selbst irgendwie besorgt…“ – Ich hatte vorgezogen, nicht zu fragen, woher er seine Besitztümer ´Besorgt` hatte – „Und deswegen möchte ich es ungerne einfach so aufgeben. Es ist ein Teil meines Lebens, dessen, was ich bin und es würde mir einfach falsch erscheinen.“ Takeshis Antwort war tiefgründiger, als ich sie dem Sechzehnjährigen zugetraut hätte, und sie kündete davon, dass er schon mehr erlebt hatte, als ihm gut tat. Also hatte ich ihm schließlich erlaubt, nicht nur seine Kleidung, sondern auch den alten Radio, seine Poster und einen kleinen Schrank mitzunehmen. Seine provisorische Trainingsausrüstung hatte er zurücklassen müssen, da ich sie für wirklich unbrauchbar hielt. „Außerdem habe ich selbst qualitative Produkte zu Hause, die du nutzen kannst“, hatte ich versprochen, woraufhin er erstaunt geschwiegen hatte. Nachdenklich ging ich in die Küche und nahm mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Schon der Anfang unserer kleinen WG hatte mit stundenlangen Diskussionen geglänzt, das ließ auf eine konfliktreiche Fortsetzung schließen. Mir blieb nur zu hoffen, dass Sakura bald eine geeignete Unterkunft für meinen Schützling finden würde. Der kehrte jetzt auch zurück, offenbar unschlüssig, was er mit sich anfangen sollte. Mir ging es da ähnlich, also fragte ich: „Hast du Hunger?“ Er nickte. „Mhm… Ich hab kein Fleisch hier“, warnte ich, als ich erneut den Kühlschrank öffnete und den Inhalt nach etwas Brauchbarem durchsuchte. Mit was fütterte man Teenager üblicher Weise? „Hah, hab ich´s mir doch gedacht, dass Sie ein Körnerfresser sind!“, rief Takeshi und grinste nur, als ich ihm einen missbilligenden Blick zuwarf. „Ich hab Sie noch nie Fleisch essen sehen, nicht mal bei Suyin-obaasan.“ „Du beobachtest deine Umgebung sehr genau“, stellte ich fest und deutete auf eine der Schubladen. „Nimm von da einen Topf und setz Wasser für den Reis auf.“ Er tat mit einem dümmlichen Grinsen, was ich ihm aufgetragen hatte. „Hehe, klar, das ist ja auch wichtig für einen Shinobi!“ „Wenn du dann auch weißt, was du mit den Informationen anfangen kannst“, stimmte ich zu während ich die Arbeitsplatte abwischte, auf der ich das Gemüse schneiden würde. Hoch konzentriert füllte Takeshi das Wasser in den Topf, bevor er ihn auf den Induktionsherd stellte. „Aber… Wieso sind Sie Vegetarier? Ich meine, Sie sind Jo-nin, da haben Sie doch bestimmt getötet. Wo ist der Unterschied, wenn man Tiere zum Verzehr tötet?“ Den Blick fest auf meine Arbeit gerichtet, zögerte ich die Antwort eine Weile hinaus. Der Verzicht auf Fleisch war eine sehr persönliche Entscheidung, die ich vor einer ganzen Weile getroffen und vor niemandem gerechtfertigt hatte, nicht mal vor Naruto, und allen Sticheleien meiner Freunde und Kollegen zum Trotz. Mein Liebhaber hatte es ohne weitere Nachfragen akzeptiert, deshalb hatte ich mich ihm nie erklärt – Wenn er gefragt hätte, hätte ich es ihm wohl gesagt. Der Grund war albern. Auf der Reise, die ich nach dem Großen Ninjakrieg angetreten hatte, war ich in sehr abgelegene Winkel der Welt gekommen, in denen ich teilweise meilenweit der einzige Mensch war. Das hieß natürlich auch, dass es keine Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel gab und ich somit jagen musste, was mir auch keine allzu großen Schwierigkeiten bereitet hatte. Als ich jedoch gerade den Hasen gebraten hatte, den ich erlegt hatte, war mir wie aus dem Nichts die Frage gekommen, das wievielte Lebewesen ich mit diesem Tier schon getötet hatte. Bei dem Gedanken war mir so schlecht geworden, die gut verdrängten Gesichter meiner Opfer waren mir so deutlich vor Augen getreten, dass ich mich hatte übergeben müssen. Ich war mir wahnsinnig schuldig vorgekommen wegen des kleinen Nagers, fast schuldiger als bei jedem Menschen, den ich getötet hatte. Ich hatte immer einen Grund gehabt, jemandem das Leben zu nehmen, nie aus Spaß getötet. Sicher, das Kämpfen selbst konnte einen Rausch aus Adrenalin, Brutalität und purer Macht auslösen, der durchaus überwältigend sein konnte, aber wenn ich gesiegt hatte, hatte mir der finale Streich nie Genugtuung gegeben. Außer bei Itachi. Und seinen Tod bereute ich bis heute so sehr, dass mir der bloße Gedanke daran, noch jemanden aus Lust zu töten, Übelkeit verursachte. Und aus welchem anderen Grund als Lust am Fleisch tötete man Tiere? Aus diesem Grund hatte ich beschlossen, Vegetarier zu werden. Seitdem hatte ich nur noch getötet, wenn es sich absolut nicht hatte vermeiden lassen, und alle Feinde, die ich hatte jagen sollen, ins Dorf gebracht – Selbst die, für die ein Todesurteil vorlag. Mein Beruf hatte es mir nie erlaubt, diese pazifistische Haltung in mein gesamtes Leben zu integrieren… Nun, bis ich Lehrer geworden war. Diese Geschichte war allerdings so intim, dass Takeshi mit einer extrem gekürzten Version auskommen musste: „Ich habe einfach schon genug Tote gesehen“, antwortete ich ruhig. „Aber du kannst dir kaufen und hier kochen, was du möchtest.“ Der Junge musterte mich nachdenklich, als ahnte er, dass mehr dahinter steckte als ich zu sagen bereit war. Er beschloss, nicht weiter auf mich einzudringen, und spöttelte stattdessen: „Solange Sie nicht meinem Essen das Frühstück weg futtern.“ Amüsiert schnaubend schob ich ihm eine Paprika zu, damit er sie klein schnitt. „Das sagt Naruto auch immer.“ „Echt?“, fragte er und seine Augen leuchteten. „Der Hokage ist wirklich cool und nett. Sie haben wahnsinniges Glück, mit ihm befreundet zu sein und ihm so viel zu bedeuten.“ Ich blinzelte irritiert. „Tue ich das?“ Takeshi lachte überrascht. „Merken Sie das gar nicht? So, wie er mit Ihnen redet, vertraut er Ihrem Urteil wohl und hält sehr viel darauf.“ „Und trotzdem hat er sich anders entschieden…“, murmelte ich düster. „Aber das hat ja auch nichts mit Vertrauen zu tun. Sie sehen die Welt halt ganz anders als er, oder? Und trotzdem…“ Takeshi verstummte, fuhr aber fort, als ich ihn auffordernd ansah: „Na ja… Sie vertrauen Ihm ja wohl mehr als sich selbst – Immerhin bin ich jetzt hier. Ich habe nicht das Gefühl, dass Sie das zugelassen hätten, wenn Sie glauben würden, er läge völlig falsch, dafür sind Sie einfach nicht der Typ. Andererseits haben Sie ihm zuerst widersprochen, was wegen seiner Position auch auf Ihre enge Beziehung schließen lässt. Trotzdem haben Sie letztlich nachgegeben, also… Vertrauen Sie dem Hokage wohl.“ Verblüfft und vor den Kopf gestoßen von den detaillierten Beobachtungen des Jungen – Die natürlich völlig aus der Luft gegriffen waren! – Strich ich mir einige Haare aus den Augen. Um Zeit zu gewinnen, warf ich erstmal das Gemüse in die Pfanne und kümmerte mich um Soße und Reis, bevor ich antwortete. „Naruto ist mein Vorgesetzter. Ich habe mich nicht gegen seine Anweisungen zu stellen.“ – Das sagte ich mit einem eindeutigen Blick in die Richtung meines Gastes – „Außerdem gab es keine andere Möglichkeit.“ „Sie hätten mich auch zu einem anderen Ausbilder geben können.“ „Das wäre eine Zumutung.“ „Hey, was soll das heißen?!“, brauste er auf und seine ganze analytische Intelligenz verschwand, um dem Teenager Platz zu machen, der er eben war. Eigentlich hatte ich immer gedacht, Intelligenz zu schätzen, aber bei Takeshi bevorzugte ich dann doch den temperamentvollen Trottel. Er zog viel zu viele Schlüsse aus dem Nirgendwo. Ich vertraute niemandem so sehr wie mir selbst, das hatte mich das Leben gelehrt. Meinem Hokage schuldete ich Gehorsam, den ich ihm bedingungslos entgegenbrachte. Ich vertraute Naruto als Staatsoberhaupt und Freund und auch die Offenheit, die Sex verlangte, wenn er gut sein sollte, brachte ich bei ihm auf. Aber das war´s. Unser Verhältnis war ein Produkt der Umstände, unserer Lebensgeschichten. Die machte uns nicht zu so etwas Lächerlichem wie Seelenverwandten. Das Essen war fertig und ich war ganz froh, das Thema während der Mahlzeit fallen lassen zu können. Wir unterhielten uns über das Training, das Takeshi mit erstaunlich tiefgründiger und durchdachter Kritik beobachtete. Vielleicht würde ich mir das eine oder andere davon sogar zu Herzen nehmen, mal sehen. „Du wirst deine Wäsche selber waschen“, erklärte ich, während wir das Geschirr abspülten und aufräumten. Dann warf ich ihm einen strengen Blick zu. „Und du WIRST sie waschen, denn ich akzeptiere keine Haufen stinkender Kleidung in meiner Wohnung. Zudem wirst du zwei Mal die Woche staubsaugen und ein Mal den Boden wischen Das Badezimmer wird zwei Mal im Monat geputzt und…“ „Hey, ich bin keine Putzfrau, die sich um ihren Haushalt kümmert! Wir werden das schön aufteilen, ok?“ Schnaubend räumte ich die Teller in den Schrank. „Ich übernehme dasselbe Arbeitspensum wie du.“ „Moment… Heißt das, bevor ich hier eingezogen bin, haben Sie alleine vier Mal die Woche staubgesaugt?!“, rief Takeshi entsetzt, als hätte ich ihm von meiner Gewohnheit erzählt, Menschenfleisch zu essen. Als ich nichts erwiderte, lachte er. „Alter, ich hätte nicht gedacht, dass Sie so einen Putzfimmel haben!“ „Ich schätze Ordnung“, wiedersprach ich würdevoll. Solange er sich an meine Vorgaben hielt, war es mir egal, was er darüber dachte. „Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber das ist manisch“, grinste mein Schüler. Dann war der Abwasch erledigt und er verfiel in ein ungewöhnliches Schweigen. Offenbar wusste er nicht, was er jetzt mit sich anfangen sollte, und auch ich war überfordert mit der Situation. Abgesehen von Naruto bekam ich nur selten Besuch, und wenn doch waren die Gäste Kollegen oder Bekannte, deren Aufenthalt in meiner Wohnung ein klares Ziel hatte; einen Bericht schreiben, die nächste Mission planen oder dergleichen. Takeshi dagegen war hier jetzt zu Hause, obwohl er noch wie ein Fremdkörper wirkte, und es würde mit Sicherheit eine Weile dauern, bis dieser Eindruck sich legte. Andererseits hoffte ich, er würde gehen, ehe er sich hier zu heimisch fühlte. Wenn er nicht hier gewesen wäre, hätte ich vermutlich schweigend bei einem Buch gegessen oder nebenbei Notizen über die Fortschritte der Kinder gemacht, nichts Spannendes. In meinem Leben passierte nie etwas Spannendes ohne Einwirkung von außen und solange mein Job abwechslungsreich genug gewesen war, hatte ich diese Ruhe geschätzt. Naruto hatte mir als privates Abenteuer gereicht. Aber seit ich nur noch Lehrer war, hatten Lethargie und Unzufriedenheit von mir Besitz ergriffen, die sogar den Gedanken in mir geweckt hatten, Konoha zu verlassen. Natürlich hätte ich dem Hokage einfach sagen können, dass ich wieder auf Missionen wollte, aber ich hatte nicht das Bedürfnis, meine Gefühlswelt mit meinem Liebhaber zu erörtern, worauf eine solche Beschwerde mit Sicherheit hinausgelaufen wäre. Es ging mir gut, ich war nur ein wenig gelangweilt gewesen. Und ich glaubte nicht, dass das nochmal der Fall sein würde, solange Takeshi in meiner Wohnung war. Die nächsten Tage verbrachten wir in einer ähnlich schwebenden Position zwischen gezwungener Vertrautheit und emotionaler Fremde, beide bemüht, sich möglichst höflich zu geben, beide in dem Bewusstsein, wie fragil der momentane Frieden war, und doch nicht gewillt, diesen so einfach aufzugeben. Unter der Oberfläche brodelten unsere unausgesprochenen Konflikte natürlich weiter, aber um des lieben Frieden Willens hielten wir uns beide zurück. Mehr als einmal kam mir der Gedanke, diese Selbstgeißelung einfach aufzugeben. Niemand konnte mir vorwerfen, ich hätte es nicht versucht, und dann wäre es Narutos Problem, eine neue Bleibe für meinen Schützling zu finden. Damit hätte ich mir sicher einige Unannehmlichkeiten erspart, nur konnte ich es einfach nicht mit meinem Gewissen ausmachen. Der Junge hatte in seinem Leben schon so viel Ablehnung erfahren – Auch von mir – Da musste ich dem nicht noch die Krone aufsetzen. Außerdem gab er sich ja Mühe, das musste man Takeshi zu Gute halten. Das einzige, das mich wirklich störte, waren die nächtlichen Ausflüge, die er nach wie vor ohne jede Vorankündigung unternahm. Ich fragte nicht, wo er hinging, und er sagte nichts, aber ich vermutete, dass er sich mit zwielichtigen Gestalten aus seiner Zeit auf der Straße traf und ich wusste nicht, ob ich das gutheißen sollte. Von diesen Ausflügen stammten nämlich, wie ich jetzt leicht beobachten konnte, seine Blessuren. Am dritten Abend hatte ich ihm, nachdem er gegangen war, einfach einen Verbandskasten in sein Zimmer gestellt, den er stillschweigend angenommen hatte. Weiterreichende Kommunikation hatte es diesbezüglich noch nicht gegeben und ich war mir ziemlich sicher, dass Sakura damit äußerst unzufrieden gewesen wäre. Sie hatte uns schon ein paar Mal besucht und war an einem Nachmittag sogar alleine mit Takeshi losgezogen, was ich angesichts seiner Schwärmerei für sie nicht wirklich billigte. Natürlich war das ihre Sache, also hatte ich nichts dazu gesagt. Vielleicht brauchte sie ja die Aufmerksamkeit. Im Moment war mein temporärer Mitbewohner allerdings nicht mit ihr unterwegs, sondern auf einem seiner kleinen mysteriösen Ausflüge, was mich besonders verärgerte, da die Teile für sein Bett geliefert worden waren. Wir hatten mein Arbeitszimmer umgeräumt – Die meisten Möbel standen jetzt entweder auf der Galerie oder im umdekorierten Wohnzimmer – Aber die Schlafstätte aufzubauen würde nochmal einiges an Arbeit werden, die ich eigentlich nicht hatte alleine machen wollen. Vielleicht würde ich ihm einfach die Teile vor die Zimmertür legen, damit er drüber stolperte, wenn er nachts nach Hause kam, dachte ich mürrisch, als ich mit einem Schattendoppelgänger die Einzelteile die drei Treppen zu meiner Wohnung hochschleppte. Wenn er sich dabei ausnockte, würde er wenigstens für eine Weile auf seine Ausflüge verzichten. In der Wohnung angekommen stellte ich mein Bündel erstmal ab und holte tief Luft. Als ich mich umsah, zuckte ich heftig zusammen; auf meiner Couch hatte es sich nämlich Naruto bequem gemacht. Verärgert die Stirn runzelnd ging ich in die Küche, um mich etwas zu trinken zu holen und zu überlegen, wie ich auf sein kontinuierliches Eindringen in meine Privatsphäre reagieren sollte. Sonst hatte ich ihm ganz normal gesagt, dass er nicht ohne meine Einladung in meine Wohnung zu kommen hatte – Das war immerhin Hausfriedensbruch, Hokage und Lover hin oder her. Aber seit Takeshi bei mir wohnte, reagierte ich gereizter als sonst was die Zeit anging, die ich mit mir selbst verbringen konnte. Sie war nämlich ein rares Gut geworden und ich hatte nicht vor, vollständig auf sie zu verzichten. Dauerhafte Gesellschaft lag mir einfach nicht. „Du hättest was sagen können“, meinte Naruto, als ich zu ihm zurückkehrte und ihm ein Glas Wasser hinstellte, mit einem Nicken auf das neue Bett. „Ich hätte dir jemanden geschickt, der dir hilft.“ Ungnädig nippte ich an meinem Getränk. „Das ist keine Staatsangelegenheit.“ „Irgendwie schon, oder? Immerhin hab ich dir Takeshi aufgebürdet“, grinste Naruto, der aufstand und zu mir schlenderte. Statt sein eigenes Glas zu leeren, nahm er einen großen Schluck aus meinem, das er dann wegstellte. Mit einem sehr eindeutigen Leuchten in den Augen machte er einen halben Schritt auf mich zu und legte die Hand auf meine Brust. „Weißt du… Wir sind ganz alleine hier…“ Ich leckte mir über die Lippen, den Blick zu meinem umdisponierten Büro und wieder zurück zu meinem Chef fliegend. „Nicht zum ersten Mal.“ Naruto lachte rau und zog mich sanft am Kragen meines Hemdes zu sich. „Aber zum ersten Mal, seit du einen Mitbewohner hast“, gurrte er, bevor er mich küsste. Tatsächlich hatten wir seit Takeshis Einzug keinen Sex mehr gehabt. Mir war das bis zu einem gewissen Grad ganz recht, denn ich betrachtete es als Rache dafür, dass er mir den Jungen gegen meinen Willen aufgeladen hatte. Trotzdem, gegen ein bisschen Nachholen hatte ich nichts einzuwenden, sodass ich bereitwillig auf seine Küsse und seine forschenden Hände einging. Nur ein paar Millimeter löste ich mich von seinen Lippen, um zu sagen: „Er könnte aber jeder Zeit wieder kommen…“ „Dann sollten wir uns beeilen“, missverstand Naruto mich mit Absicht bevor er mich schon zur Couch schob. Ich küsste ihn wieder, halb damit beschäftigt, den Stoff seines Shirts in die Finger zu bekommen, halb darauf achtend, nicht über den Beistelltisch zu stolpern. Meine Zähne kratzten über seine Unterlippe, dann schupste er mich auf das Sofa und musterte mich von oben herab. Seine Finger glitten von meinem Haar über meine Wange und zu meinen Lippen, die er sanft nachzeichnete. „Scheiße, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich gerade will…“, stöhnte er mit einer Stimme, die es ziemlich offensichtlich machte. „Dann komm her.“ Ich zog Naruto an der Hüfte auf meinen Schoß und ließ genüsslich die Finger seine Oberschenkel hoch zu seinem Hintern gleiten. Ich presste ihn noch an mich als ich die Lippen für seine Zunge öffnete, die er mit einem leisen Stöhnen in meinen Mund schob. Bis dahin hatte nur das Geräusch unseres Atems die Luft erfüllt, aber da hörte ich hinter Naruto ein Rascheln, das mich aufsehen ließ. An der Tür zur Küche stand noch immer der Doppelgänger, mit dem ich das Bett heraufgetragen hatte – Ich hatte ihn ganz vergessen, nachdem mein Liebhaber mich derart überfallen hatte. Gerade wollte ich die Kunst auflösen, als Naruto die Hand auf meine legte, ein abwägendes Glänzen in den Augen. „Kann er nicht… Bleiben?“, fragte er mit Unschuldsmiene und einer Hand, die verführerisch-sanfte Kreise auf meiner Brust zeichnete, mit Tendenz zu meinem Nabel. Ich leckte mir über die Lippen, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie der Doppelgänger sich uns langsam näherte. „Was hast du vor?“ Narutos Augen leuchteten auf und ein raubtierhaftes Lächeln teilte seine Lippen. „Hm… Spielen?“, schnurrte er und küsste mich wieder. Seine Stimme ging in einem Stöhnen unter, als der Doppelgänger seinen Nacken küsste. Ich sah zu, wie mein Abbild die Finger über Narutos Brust gleiten ließ um sein Shirts am Saum über seinen Kopf zu ziehen. Dann umfasste der Klon das Kinn meines Liebhabers, drehte dessen Gesicht zu sich und küsste ihn. Natürlich hätte ich das alles einfach beenden können, indem ich die Kunst aufgelöst hätte, aber tatsächlich sagte ich selten Nein zu einem von Narutos Einfällen. Er war kreativ und fähig, sowohl sehr gehorsam zu sein und dabei gleichzeitig klar zu machen, was er wollte, als auch Dominanz auszuüben ohne meine Bedürfnisse zu vernachlässigen. Ich fand beides ziemlich sexy und passte mich meist einfach seiner Stimmung an. Mein Blick traf den des Doppelgängers. Er grinste mich verschlagen an, dann vergrub er das Gesicht in Narutos dichtem Haar, die Hände auf einem eindeutigen südwärtsgerichtetem Kurs. Fasziniert beobachtete ich, wie er die Hand – Meine Hand – Auf den Schritt meines Liebhabers legte und mit einem Finger die eindeutige Kontur nachfuhr, die sich unter dem Jeansstoff abzeichnete. „Du bist schon hart… Ist einer von mir nicht mehr genug, um dich zu befriedigen?“, fragte der Klon amüsiert, als er den Reißverschluss quälend langsam herunterzog. Er ließ die Hand in die bunten Boxershorts gleiten und strich mit den flachen Fingern über Narutos Schwanz. „E-Er kann reden?“, fragte er stöhnend. Mit einem Schulterzucken beugte ich mich vor um seine Brust zu küssen – Mir war gerade aufgefallen, dass ich etwas tun sollte, nicht nur zusehen. „Berechtigte Frage.“ Naruto drückte meinen Kopf mit einem Arm an sich. „Es ist nur eine Spielerei… Zerdenk nicht immer alles.“ „Na gut“, stimmte ich zu, den auffordernden Blick auf unser ausgefallenes ´Spielzeug` gerichtet. Er wusste, was ich wollte – Immerhin war er praktisch ich – und ließ Naruto los, um auf meine Galerie zu gehen. Naruto wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn mit einem Kuss. Nur zu bereitwillig öffnete er die Lippen für meine Zunge, die Finger inzwischen in mein Haar gekrallt, die Hüften ungeduldig an meine gepresst. Eine überwältigende Hitze ging von ihm aus, die meine Kleider durchdrang und mich wünschen ließ, ich wäre nackt, aber dafür war kein Platz zwischen unseren aneinandergehefteten Gliedern, Mündern, Wesen. In diesem Moment musste ich brennen. Mit einer halben Drehung legte ich Naruto auf die Couch und löste den Kuss, um mit dem Mund seinen Hals zu liebkosen. Jedes Mal, wenn ich seine Haut küsste, ließ ich kurz die Zunge hervorschnellen um ihn sacht zu berühren. So arbeitete ich mich zu seinen definierten Brustmuskeln, dem sich scharf abzeichnenden Hüftknochen und schließlich zu der geöffneten Hose. Unter den Boxershorts lugte bereits die Spitze von Narutos Penis hervor und er stöhnte auf als ich diese küsste. Ich zog ihn aus und leckte mir bei dem Anblick unwillkürlich über die Lippen, dann sah ich zu ihm auf. „Willst du, dass ich ihn in den Mund nehme, Naruto?“ „Jaaa…“, stöhnte er und hob mir fast bettelnd die Hüften entgegen, doch ich drückte sie unnachgiebig zurück auf die Couch. Meine Augen blitzten auf. „Was?“ „N-Nimm ihn in den Mund, Sasuke. Bitte“, wimmerte er und ich tat ihm den Gefallen. Naruto krallte sich in das Polster hinter ihm, bockte die Hüfte auf und trieb seinen Schwanz dadurch tief in meinen Hals. Ich erschrak im ersten Moment, übernahm aber sofort wieder die Kontrolle indem ich ihn an den Beinen packte und fixierte. Langsam hob und senkte ich den Kopf, zeichnete mit der Zunge eine Ader nach und ließ ihn dabei die ganze Zeit nicht aus den Augen. Mein Doppelgänger kehrte zurück – Ich glaubte inzwischen, dass Naruto mir ein wenig von seinem Chakra zur Verfügung stellte, sonst hätte die Kunst sich wahrscheinlich schon wieder aufgelöst. Der Klon blieb für einen Moment stehen und sah uns gebannt zu, dann kam er näher. Vor der Armlehne, auf der Narutos Kopf ruhte, blieb er stehen, ein düsteres Glänzen in den dunklen Augen. Ob ich auch so aussah, wenn ich erregt war? „Auf die Knie. Arsch zu mir“, befahl ich und half etwas nach als der noch lustverschleiert dreinblickende Naruto nicht sofort kuschte; Mit einer Hand auf seiner Hüfte und der anderen auf seinem Arsch drehte ich ihn herum. Wütend funkelte er zu mir hinter. „Übertreib nicht, Arschloch.“ Ich lächelte nur schmal und griff zwischen seinen Beinen nach seinem harten Schwanz. Ganz so abgeneigt war er dann wohl doch nicht. „Niemals“, schnurrte ich zärtlich, die Hand zu meinem Doppelgänger ausgestreckt, der mir folgsam gab, was er mitgebracht hatte; Eine kleine lilane Tube Gleitgel. Mein Doppelgänger, der in der Zwischenzeit die Hose geöffnet und ein wenig heruntergeschoben hatte, drehte Narutos Gesicht zu sich und strich ihm das leicht verklebte Haar aus der Stirn. „Kümmer dich lieber um mich“, verlangte er und drückte sein Glied gegen die Lippen des Hokage. Dieser gab ein kleines, wiederstrebendes Stöhnen von sich als er den Mund öffnete und begann, den Kopf zu bewegen. Ich ließ wieder von Narutos Penis ab, den ich die ganze Zeit über massiert hatte, und spreizte seine Arschbacken um Gleitgel auf der Rosette zu verteilen. Ein Schauder durchlief den ganzen Körper meines Liebhabers und er sah mit verklärtem Blick zu mir hinter. „F-Fuck… Warum muss das Zeug eigentlich so kalt sein?“, keuchte er. Schmunzelnd küsste ich seinen mit einer Gänsehaut überzogenen Hintern und drückte die Daumenkuppe gegen seine zuckende Öffnung. „Vielleicht, weil du sonst zu heiß wärest?“, flüsterte ich, sacht die Zähne über seine Haut schabend, dann schob ich den ganzen Daumen langsam in seine Enge. Er gab eine Mischung aus Lachen und Grunzen von sich und drückte, vermutlich unbewusst, den Rücken durch. „War das… Hn… Ein Kompliment…?“ Ich schnaubte nur leise und fing an, den Daumen langsam ein und aus zu stoßen, damit er sich an den Wiederstand gewöhnen konnte. Sobald er ein tiefes, befriedigendes Stöhnen von sich gab, verlangte der Doppelgänger wieder seine Aufmerksamkeit. Er fing an, den Penis an Narutos Gesicht zu reiben und griff ihm ungeduldig ins Haar. Bereitwillig nahm er ihn wieder in den Mund und ließ zu, dass der Klon sich in ihn stieß, genauso langsam und bedächtig, wie ich es mit meinem Daumen tat. Nach einer Weile zog ich den Daumen zurück und ersetzte ihn erst durch einen, dann durch zwei und schließlich durch drei Finger. Naruto stöhnte um den Schwanz in seinem Mund und bewegte ungeduldig die Hüfte, überließ es aber mir, zu entscheiden, wann ich weitermachen wollte und so genoss ich den Anblick seines schweißglänzenden, willigen Körpers vor mir ausgiebig. Irgendwann zog ich aber die Finger zurück und streckte erneut die Hand nach dem Doppelgänger aus, der mir diesmal ein Kondompäckchen reichte. Narutos Blick folgte der Geste ein wenig verwirrt und er löste sich von dem Klon um zu sagen: „Du musst kein Kondom benutzen, Baby. Ich will…“ „Ich weiß“, unterbrach ich und griff unter ihm durch, um etwas umständlich das Kondom über seinen Penis zu stülpen. Mein eigener rieb sich dabei so einladend an seiner Arschritze, dass ich mich am liebsten sofort in ihn gestoßen hätte. Derart ungeduldig dauerte es ein wenig, bis das Latex an seinem Platz war und ich mich wieder aufrichten konnte. Scheiße, ich wollte ihn so sehr, auch nach all der Zeit. „Aber ich will nicht, dass du meine Couch vollsaust“, erklärte ich. Dann spreizte ich endlich, endlich Narutos Hinterbacken und setzte die Spitze an seinen zuckenden Eingang. Viel zu langsam trieb ich mich in seine herrliche, heiße Enge und sah zu, wie er sich an der Sofalehne festklammerte. Sein ganzer Körper zitterte und er gab hin und wieder ein ersticktes Keuchen von sich, aber schließlich war ich ganz in ihm. Mit geschlossenen Augen genoss ich das Gefühl für einen Moment, dann lehnte ich mich über ihn um nach seinem Glied zu greifen – Das zu meiner Überraschung nach wie vor völlig erigiert war. Ich rieb mit der Fingerspitze über seine Eichel und sein ganzer Körper zuckte erwartungsvoll. „Du wolltest so sehr gefickt werden?“ Naruto sah über die Schulter zu mir. Ich konnte nur ein Auge sehen, aber das war dunkel vor Erregung und als Antwort fing er an, seine Hüfte gegen meine zu bewegen, sodass mein Schwanz sich immer wieder in ihn stieß. Dabei klappte er den Mund in so tiefer Befriedigung auf, dass ich für einen Moment nur sprachlos zusehen konnte. Auch als ich mich gefangen hatte, ließ ich ihn für eine Weile machen, einfach, weil der Anblick verdammt sexy war; er holte sich praktisch an mir einen runter, und das so emsig, so willig… „Sa-Sasuke… Genug. Fick mich.“ Das war kein Betteln sondern ein Befehl, dem ich augenblicklich nachkam. Ich griff nach seiner Hüfte und fing an, in ihn zu stoßen, erst langsam, dann zunehmend schneller, als er nach mehr verlangte. Für den Moment hatten wir den Doppelgänger völlig vergessen, doch der holte sich Narutos Aufmerksamkeit zurück indem er seinen Kopf an den Haaren zu sich drehte und den Schwanz an seinem Gesicht rieb, bevor er seinen Mund aufzwang und sich im selben Takt wie ich in den stöhnenden Hokage stieß. Als ich aufsah war es wie ein Spiegel; Gesicht und Brust des Klons waren gerötet, sein Atem ging schnell und in seinen Augen lag noch immer dieser bedrohliche Glanz, dieses Bewusstsein von Macht und dem Genuss dieses Gefühls… Dieses Gefühls von Naruto, der mir gehörte. Der er zuließ, dass ich seine Handgelenke nahm und ihn daran enger zu mir zog, um ihn besser ficken zu können. Der es genoss, so wahnsinnig genoss, meinen Schwanz in seinem Arsch zu haben… All das baute sich in meiner Magengegend zu seinem großen Kloß auf und ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Immer unkontrollierter stieß ich mich in meinen Liebhaber, massierte dessen Hintern und schließlich dessen Schwanz. Um mich etwas abzulenken sah ich zu meinem Doppelgänger, der inzwischen beide Hände in Narutos Haare gekrallt und die Augen geschlossen hatte. Sein Mund stand leicht offen und er stöhnte heiser, dann verzog er leicht das Gesicht, zog sich aus Narutos Mund und holte sich einen runter, sodass er bereits Sekunden später auf das Gesicht und die Haare des Hokage spritzte. Dieser kniff zwar die Augen zu, machte aber bereitwillig den Mund auf und schluckte, was ihm auf der Zunge landete. Der Doppelgänger rieb mit dem Daumen über einen Tropfen, der ihm an der Wange klebte, und lebte ihn sich von der Fingerkuppe, dann grinste er und verschwand in einer Rauchwolke. Ich stöhnte, als das Gefühl des abebbenden Orgasmus, den der Klon gerade erlebt hatte, mich zusätzlich zu meiner eigenen Erregung traf. Ich war so überrascht und überwältigt von dem Gefühl, dass ich urplötzlich selbst kam, wobei ich mich so tief in Naruto presste wie ich konnte. Der keuchte auf, als er plötzlich die heiße Flüssigkeit in sich spürte und sah mit verklärtem Blick zu mir hinter. „Das war… Überraschend?“, keuchte er mit einem schiefen Grinsen als ich meine Atmung etwas beruhigt hatte. Ich brummte nur etwas, zog mich aus ihm zurück und schob sofort die Finger in sein noch feuchtes Loch. Naruto stöhnte wimmernd auf, drückte das Gesicht an die Armlehne und den Hintern an meine Hand, als ich anfing, die Finger in ihn zu stoßen. Ich wusste, dass er auch so kommen konnte, fasste aber trotzdem zwischen seinen Beinen durch um seinen Penis gleichzeitig zu stimulieren, der bereits heftig zuckte. Durch das Latex des Kondoms konnte ich die Feuchtigkeit seiner Präejakulation spüren und die Adern, die sich deutlich unter der dünnen Haut abzeichneten. „Ge-Genau so… Fuck, jaaa, besorg´s mir…!“, stöhnte Naruto, nur Augenblicke bevor sein ganzer Körper sich anspannte und er in das Kondom spritze. Ich fickte ihn weiter mit den Fingern, bis sein Orgasmus verebbte, dann zog ich die Hand zurück und das Kondom von seinem erschlaffenden Glied. Ich verknotete es gerade, als mein Liebhaber sich bereits umgedreht hatte und sich auf meinen Schoß schmiegte. Ich wusste nicht so recht, wohin mit dem vollen Kondom, aber ihn schien das nicht zu stören, denn er fing bereits an, mit einem leisen Schnurren meine Kopfhaut zu massieren. „Das war der Wahnsinn~♥“, gurrte er mir ins Ohr, in das er dann zärtlich biss. Ich summte nur zustimmend, nicht wirklich geneigt, jetzt etwas zu sagen. Mit geschlossenen Augen genoss ich das träge Gefühl nach dem Orgasmus – Oder eher; den Orgasmen – Und Narutos Gewicht auf meinem Schoß sowie seine sanften Küsse, die mein ganzes Gesicht bedeckten. Erst als ich merkte, dass ich fast einnickte, klopfte ich auffordernd auf den Hintern meines Liebhabers. „Aufstehen. Wir müssen duschen, bevor Takeshi zurückkommt.“ Unwillig stöhnend schmiegte Naruto sich enger an mich. „Will nicht aufstehen…“ „Willst du lieber, dass ein Kind sieht, wie dir Sperma aus dem Arsch läuft?“, gab ich zu bedenken, aber darüber lachte er nur. Ich verdrehte die Augen, dann spannte ich die Muskeln an und hob ihn etwas wackelig hoch (Sonst wäre das natürlich kein Problem, aber nach Multiplen Orgasmen durfte man ja wohl etwas Kraft in den Beinen verlieren). Naruto lachte ununterbrochen, während wir die Treppe hochtorkelten und küsste mich ständig, um mich abzulenken. Das Ergebnis war ein gestoßener Zeh, ein Beinahe-Sturz und ein mittlerer Wutausbruch meinerseits und doch war Narutos gute Laune irgendwie ansteckend. „Du hast mich noch nie irgendwo hin getragen“, stellte er zufrieden fest, als ich ihn im Badezimmer wieder abstellte. „Wieso sollte ich?“, erwiderte ich und zog mir die sicherlich erbärmlich stinkenden Klamotten aus. In der Dusche hatte ich nur kurz meine Ruhe, bevor ein gewisser blonder Klammeraffe sich an meinen Rücken schmiegte. „Hmmm… Weil es mir gefällt?“ Ich drehte mich um und zwickte ihn in die Nase. „Ich bin nicht dein Lastentier“, erklärte ich streng, dann fing ich an, mich einzuseifen. „Awww, warum denn nicht? Du hast das doch gut gemacht!“, lachte Naruto, der mir kurzerhand die Shampooflasche aus der Hand nahm und meinen Körper mit deren Inhalt einrieb. Dabei trat ein so breites Grinsen auf sein Gesicht, dass ich misstrauisch die Augen verengte, was er natürlich bemerkte. „Ich hab es dir gleich zwei Mal besorgt!“, sagte er unglaublich stolz, wofür ich ihm Wasser ins Gesicht spritzte. „Idiot“, zischte ich, aber er lachte nur und küsste mich. „Du brauchst nicht so verlegen sein“, erklärte er dann sanft, eine Hand auf meiner Wange. „Ist ja nicht so, als hätten wir das erste Mal Sex gehabt.“ „Ich bin nicht verlegen.“ Verwirrt legte Naruto den Kopf schief. „Und was ist dann das Problem?“ Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: „Ich meine, wir sind beide gekommen und es hat Spaß gemacht. Aber wenn es dir nicht gefallen hat…“ „Naruto… Lass es einfach“, unterbrach ich ihn mit einem ernsten Blick. Er blinzelte kurz, lächelte dann aber wieder dieses seltsam sanfte Lächeln und nickte. Als er mich dieses Mal küssen wollte, hielt ich allerdings die Shampooflasche dazwischen. „Mach dich sauber. Takeshi…“ „Takeshi, Takeshi, Takeshi!“, maulte Naruto unzufrieden, wobei er sich jedoch das Shampoo schnappte. „Du solltest nicht an ein Kind denken, wenn ich hier in all meiner Pracht nackt vor dir stehe!“ Kurz starrte ich ihn böse an, doch dann musste ich lachen und nachdem er die Backen aufgeplustert hatte (Wodurch er aussah wie ein unzufriedener Hamster) prustete auch er los. Noch immer lachend scheuchte ich ihn ins Schlafzimmer, damit er sich anzog und nicht doch noch nackt in meiner Wohnung erwischt wurde. Nachdem wir wieder angezogen waren fingen wir an, das Bett aufzubauen. Kurz bevor wir fertig waren kam der Junge tatsächlich zurück und rief nach mir. „Ich bin in deinem Zimmer und baue DEIN Bett auf“, antwortete ich rüde. Takeshi kam mit einem wenig schuldbewussten Lächeln und zwei Pizzakartons hereingestrolcht, ließ aber beides sinken, als er sah, neben wem ich da am Boden hockte. Naruto dagegen grinste umso breiter, als er aufstand. „Hallo, Takeshi!“ „Ho-Hokage-sama“, salutierte dieser und nahm hastig Haltung an – Soweit das mit dem Fastfood in seiner Hand ging. „Ich war nur…“ „Ach, mach dir keine Gedanken, ich wollte nur sicher gehen, dass der Stinkstiefel hier dir noch nicht die Laune verdorben hat“, winkte der Hokage nonchalant ab, ehe er wieder etwas ernster wurde. Natürlich hatte er die Kratzer an Takeshis Hals und Schultern gesehen, von denen nicht wenige frisch waren. Trotzdem blieb er vage, als er fragte: „Geht es dir gut?“ „Ich… Ja. Ja, danke“, antwortete mein Mitbewohner mit einem Seitenblick zu mir. „Sasuke-san ist sehr großzügig.“ Ich schnaubte zustimmend, aber Naruto machte große Augen. „Eeeeh?! Seit wann denn das?!“, platzte er so laut heraus, dass der Junge unwillkürlich zu lachen anfing und ich dem Hokage eine Kopfnuss verpassen musste. „Hey, was soll das? Du willst ja noch nicht mal dein Essen teilen, Bastard, das ist jetzt wirklich nicht großzügig!“ „Du magst einfach kein Gemüse“, wiedersprach ich gelassen. Takeshi, der sich wohl angesprochen gefühlt hatte, hob etwas zaghaft seine Pizzakartons. Er wusste offensichtlich nicht, ob es normal war, wie ich mit dem Staatsoberhaupt redete und ob dieses Staatsoberhaupt noch alle Tassen im Schrank hatte. „Ähm, ich hätte Abendessen dabei. Eine davon ist vegetarisch.“ „Au ja, eine Pause ist jetzt genau das richtige“, entschied Naruto einfach mal. Er griff bereits nach dem ersten Karton, reichte ihn mir dann aber mit gerümpfter Nase. „Die ist für Pflanzenfresser… Ah, geil, Prosciutto!“ Er schob sich bereits ein Stück der zweiten Pizza in den Mund als er zu mir aufsah. „Wir essen auf dem Balkon.“ Die Machtposition tat diesem Idioten eindeutig nicht gut, er übernahm den Befehlston schon in seinen privaten Sprachgebrauch. Ich wiedersprach zwar, aber der Herr beharrte darauf und so stiegen wir in die Galerie, wo ich eine Doppeltür öffnete, die auf einen kleinen Balkon führte, auf dem ich im Sommer las, wenn ich denn mal dazu kam. Der Balkon war wirklich klein – Eindeutig zu klein für zwei erwachsene und einen halbgaren Mann - Sodass wir uns Schulter an Schulter nebeneinanderstellen mussten während wir aßen. Naruto liebte diesen Balkon und turnte nicht selten halbnackt darauf herum, so oft ich ihm auch sagte, er sollte das bleiben lassen. Dementsprechend ging ich fest davon aus, dass meine Nachbarn nicht nur wussten, was es mit dem Hokage und mir auf sich hatte, sondern ziemlich genau die Größe und Form von dessen Testikeln hätten beschreiben können, wenn es darauf ankam. Daraus, dass beides noch in keinem Klatschblatt aufgetaucht war, schloss ich, dass es sie entweder nicht interessierte oder sie es nicht wagten, ihr Wissen an die Öffentlichkeit zu tragen. Ich hätte an ihrer Stelle auch eher verstört als interessiert auf den freischwingenden Penis eines Fremden reagiert. Naruto lehnte sich leicht an mich (Er stand natürlich in der Mitte, wo sonst), wofür ich ihm einen warnenden Blick zuwarf. Sagen konnte ich allerdings nichts, weil Takeshi seine Kuschelei sonst sicher mitbekommen hätte, und das wusste der Idiot auch ganz genau, denn er grinste nur breit mit der Pizza im Mund, anstatt mir Platz zu machen. „Ich wusste gar nicht, dass wir einen Balkon haben“, sagte Takeshi nach einer Weile in das einträchtige Schweigen. Dann errötete er. „I-Ich meine, Sie.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, stieß Naruto ein erneutes empörtes „Eeeeh?“, hervor. Perplex sah er zwischen uns hin und her. „Du siezt ihn immer noch? Ihr wohnt jetzt zusammen! Da sollte man sich nicht siezen! Das ist… Das… Das ist physikalisch unmöglich.“ Ich verdrehte nur die Augen und auch Takeshi schien verlegen. Statt zu antworten nahm ich mir ein weiteres Stück Pizza und blickte über die Dächer der Stadt. Naruto regte sich die ganze Zeit auf, aber er war nicht der Grund, aus dem ich schließlich „Es ist ok, wenn du mich duzt“, zu Takeshi sagte. Der Grund war, dass Takeshi einen Erwachsenen brauchte, dem er vertrauen konnte, keinen distanzierten Vorgesetzten. Die persönlichere Basis, die das „Du“ bot, erschien mir dafür eine gute Grundlage, obwohl es sicherlich effektivere Ansätze gegeben hätte. Naruto wäre sicherlich der bessere Kandidat gewesen um emotional an den Jungen heranzukommen. Ich spürte jetzt schon, dass die beiden sich ganz wunderbar verstehen würden. Trotzdem war ich es, der herausfinden musste, wo mein Schüler sich fast jede Nacht seine Verletzungen holte. Der Hokage würde mir sicher helfen, so gut er konnte, aber der junge Genin würde sich trotzdem nicht dem Staatsoberhaupt anvertrauen und auch nicht Sakura. Ich war der einzige, der überhaupt eine Chance hatte, weil er mich trotz seines Wiederwillens offensichtlich respektierte. Mir würde nichts anderes übrig bleiben als zu versuchen, aus ihm rauszukitzeln, was genau bei ihm vorging. Diese Aufgabe wollte mir so gar nicht gefallen, weil sie nicht mit Verstand oder Kraft gelöst werden konnte, sondern Sozialkompetenzen erforderte. Ausgerechnet das, woran es mir mangelte. Takeshi murmelte nur ein leises „Ok“, auf mein Angebot, Naruto grunzte zufrieden und dann sahen wir als seltsames Dreiergespann zu, wie die Sonne hinter dem Hokage-Plateau versank. „Sag mal…“, unterbrach Takeshi das Schweigen, das ich seit unserem Aufbruch vom Trainingsplatz eigentlich als ganz angenehm empfunden hatte. Es war immer noch ein wenig ungewohnt, dass er mich duzte. „Warum sieht man Naruko eigentlich nie bei dir? Ich meine, jetzt wohne ich ja doch schon drei Wochen bei dir.“ Ich zögerte. Lügen wollte ich nicht, denn wir erarbeiteten uns langsam eine Vertrauensbasis, die ich nicht zerstören wollte. Andererseits konnte ich ihm schlecht sagen, dass der Hokage als Frau verkleidet durch das Dorf stromerte, das hätte Narutos Autorität zu sehr untergraben. „Das war nichts Ernstes“, antwortete ich schließlich wahrheitsgemäß, aber ausweichend. „Sie war doch nicht so mein Typ.“ Auch das stimmte. Es war zwar eine interessante Spielerei gewesen und Naruto und ich hatten an besagtem Abend noch großen Spaß gehabt, aber ich bevorzugte eindeutig Männer. „Eh?! Wie kann sie NICHT dein Typ sein? Sie ist eine zehn!“ Ich zuckte die Schultern. „Darauf kommt es aber auf Dauer nicht an, oder?“, erwiderte ich, was Takeshi so zu überraschen schien, dass er eine Weile nichts mehr sagte. „Warst du deshalb so zögerlich im Umgang mit ihr?“ Stutzend stellte ich fest, dass er Recht hatte; ich war meinem Liebhaber gegenüber tatsächlich sehr zurückhaltend, zumindest emotional. Ich hatte nicht das Bedürfnis nach tiefschürfenden Erörterungen meiner Seele, weil ich mich selbst ziemlich gut kannte und wusste, wieso ich so war, wie ich eben war. Dafür brauchte ich weder Mitleid noch Erklärungen. Zudem zog ich es eindeutig vor, alleine mit meinen Dämonen fertig zu werden. Ich hatte sie mir selbst eingefangen, also würde ich sie selbst wieder loswerden müssen, da konnte mir niemand helfen. Inzwischen hatten sie sich ganz gut eingelebt und ich hatte nicht mal das Verlangen, mich zu ändern. „Vielleicht. Man sollte einer Frau nichts vorspielen, das nicht da ist“, gab ich ihm eine Weisheit mit auf den Weg, an die ich mich tatsächlich immer gehalten hatte. Wenn auch wahrscheinlich zum Großteil deshalb, weil ich einfach nicht auf das andere Geschlecht stand. „Und wie kriegt man sie dann dazu, einen zu mögen?“, fragte er, wobei er ziemlich deprimiert klang. „Geht es um jemand speziellen?“, fragte ich mit mehr als einer vagen Ahnung, um wen es sich handelte. Takeshi wurde rot und starrte demonstrativ auf die Straße vor sich. „Nein, ich meinte jetzt so generell.“ Die Lüge war ziemlich offensichtlich, trotzdem zog ich es vor, nicht weiter auf ihn einzudringen. Es ging mich nichts an, außerdem interessierte es mich sowieso nicht übermäßig. „Dafür bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Die Frauen sind mir immer nachgelaufen.“ „Du bist so arrogant“, beschwerte Takeshi sich mit verzogenem Gesicht. Ich zuckte nur die Schultern. „So ist es eben. Aber ich vermute, dass die meisten Frauen Ehrlichkeit und Komplimente schätzen. Und vermutlich Geschenke.“ „Das empfiehlst du einem Schüler ohne nennenswertes Einkommen? Sehr hilfreich“, schnaubte er, wofür ich ihm einen säuerlichen Blick zuwarf. „Ich sagte doch, dass das nicht mein Metier ist.“ Dann schwieg ich eine Weile, bevor ich fortfuhr: „Wenn es aber um eine ältere Frau geht…“ – Er errötete verräterisch – „Schätze ich deine Chancen nicht allzu gut ein. Sie legt Wert auf Konventionen, außerdem ist sie sehr mütterlich, weshalb es ihr wohl schwer fallen würde, in jemandem, der nur halb so alt ist wie sie, einen gleichberechtigten Partner zu sehen.“ „Woher willst du wissen, wie sie so ist…?“, murmelte er, aber er verstummte, als ich ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. Damit verkleckerte das Gespräch auf den letzten Metern zu unserer improvisierten WG. Man sah meinem zu Hause trotz meiner Ermahnung an den Jungen, ordentlich zu sein, an, dass es einen Jugendlichen beherbergte; ein paar Chipstüten (Geschenke von Naruto an Takeshi) und ein roter Hoddie lagen ihm Wohnzimmer und im Flur kuschelten zerfledderte Sneaker mit schmuddeligen Turnschuhen. Naserümpfend schob ich die Schuhe zurecht, dann zog ich meine eigenen aus und ging in Richtung Treppe. „Ich geh zuerst duschen.“ „Jaa… Ich muss eh nochmal los.“ Alarmiert blieb ich stehen. „So?“ Takeshi hatte schon in seinem Zimmer verschwinden wollen, hielt aber nochmal inne um mich prüfend anzusehen. „Ich treff mich mit ein paar Freunden… Wieso?“ „Weil ich für dich verantwortlich bin.“ Der ein wenig verwunderte Ausdruck auf seinem Gesicht machte einem trotzigen Platz. „Das heißt nicht, dass du bestimmen kannst, wohin ich gehen darf und wohin nicht.“ Genau genommen hieß es exakt das. Nachdem ich aber bereits ein Mal mit einer unbedachten Äußerung ihm gegenüber in die Nesseln gegriffen hatte, war ich ein wenig vorsichtiger. „Was für Freunde sind es denn?“, wechselte ich das Thema, denn ich wusste, dass ich ihn damit hatte; Takeshi hatte sich so sehr isoliert, dass er eigentlich keine Freunde hatte, außer wenn man den Begriff weit fasste und seine Teammitglieder inkludierte. Vermutlich glaubte er selbst, dass er keine näheren Bekannten haben wollte, weil er nie die Möglichkeit gehabt hatte, jemanden kennenzulernen. Langsam fing ich an, unangenehme – Und unlogische – Zusammenhänge zu ziehen, sodass es mir ganz gelegen kam, als Takeshi antwortete: „Die kennen Sie nicht. Ist doch auch egal.“ Mir entging nicht, dass er mich auf einmal wieder siezte, aber das war jetzt nicht das wichtige. „Nicht?“ „Es geht Sie… Dich jedenfalls nichts an“, korrigierte er seine Anrede, als ihm auffiel, dass er sich damit zwar von mir distanzierte, sich aber in eine unterlegene Position begab. Jetzt fing er damit schon wieder an, dachte ich genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Naruto hat dich hier untergebracht, damit ich ein Auge auf dich habe. Also geht es mich sehr wohl etwas an“, argumentierte ich gelassen. Ich zögerte einen Moment, denn ich wusste bereits, dass ich zu weit ging, bevor ich es aussprach, aber irgendwie kamen mir die Worte trotzdem über die Lippen: „Und du darfst heute nicht mehr ausgehen.“ Zuerst sah Takeshi mich nur ungläubig an, als wartete er auf eine Pointe, aber die kam nicht. Dann verdüsterte sich sein Gesicht zunehmend, bis er schließlich schrie: „Du bist nicht mein Vater oder sonst was. Spiel dich gefälligst nicht so auf!“ „Trotzdem bleibst du hier.“ In hilfloser Wut sah er zwischen mir und der Tür hin und her, dann wandte er sich mit einem unartikulierten Zorneslaut ab. Mit einem Knall warf er seine Zimmertür ins Schloss und ward nicht mehr gesehen. Mir war sehr bewusst, dass ich gerade den mühsam erarbeiteten Waffenstillstand zwischen uns zunichte gemacht hatte. Ich seufzte erschöpft und wusste eine Weile nicht, was ich jetzt tun sollte. Es war ungewohnt für mich, dass jemand, mit dem ich Streit hatte, in meiner Wohnung war, in meinem Rückzugsort, und es war mir ziemlich unangenehm. Normalerweise ließ ich denjenigen, der mich verärgert hatte, stehen und kam hierher, aber jetzt gab es keinen Ort mehr, an den ich flüchten konnte. So hatte ich es auch mit Naruto gehalten, nachdem er mir meinen Mitbewohner aufgehalst hatte; ich war geflüchtet. Drei Tage lang hatte ich nur beruflich mit ihm gesprochen, wenn es unbedingt hatte sein müssen, und in die Wohnung hatte ich ihn erst Recht nicht gelassen. Vorgestern hatte er mir dann aufgelauert, als ich einkaufen gegangen war. Er war einfach aus einer Seitengasse aufgetaucht, unrasiert und offensichtlich müde, und hatte mich wie ein geschlagener Hund angesehen. Ich hatte mich schnaubend abgewandt, aber da ich ihn nicht weggeschickt hatte, war er mir in den Supermarkt gefolgt, wo wir eine Weile schweigend durch die Regale schlenderten, bis es aus ihm herausplatzte: „Ich sehe einfach keine andere Möglichkeit, Takeshi angemessen zu versorgen, Sasuke. Ich weiß, dass es Scheiße ist, aber er braucht ein zu Hause, und vor allem jemanden, der ein Auge auf ihn hat. Und da er keinerlei Familie hat – Ich habe mich erkundigt. Es gibt wirklich niemanden – Bist du eben der erste Ansprechpartner.“ „Ach?“, fragte ich bissig und drehte mich zum ersten Mal nach Naruto um. „Und wie wäre es, wenn du dann tatsächlich mit mir gesprochen hättest?“ „Das ging alles so schnell, wir mussten handeln. So ging es dir doch auch; du wolltest ihn einfach da rausholen… Habe ich nicht recht?“, bohrte er nach, als ich nicht antwortete. „Ja, aber das war meine Entscheidung“, erwiderte ich ungnädig. Eine ältere Frau beobachtete uns neugierig, zog sich aber rasch zurück, als ich ihr einen eisigen Blick zuwarf. Wütend pfefferte ich einen Bund Lauch in meinen Einkaufskorb und ging weiter. „Und was schlägst du vor, was wir mit ihm machen sollen?“ „Ich weiß es nicht – Und es ist nicht meine Aufgabe, das herauszufinden. Ich bin dafür verantwortlich, ihm eine anständige Ausbildung zu bieten und ihn überlebensfähig zu machen, nicht dafür, seine dreckige Wäsche zu waschen.“ Ich sah Narutos Mundwinkel zucken, aber er schluckte zu seinem Glück das Grinsen runter. „Dann bring ihm bei, selbst zu waschen.“ „Darum geht es nicht!“, blaffte ich und hätte ihm am liebsten den Käse, den ich gerade in der Hand hielt, ins Gesicht gepfeffert. „Es geht darum, dass er meine Arbeit ist, und du ihn in mein Privatleben einschleust. Das tust du ständig, und langsam reicht es mir einfach. Ich erwarte von dir, dass du dich zusammenreißt und mich behandelst wie jeden anderen Angestellten – Denn das hättest du von niemandem außer von mir erwartet, oder? Nicht mal von Sakura.“ „Du glaubst… Ich nutze meine Macht als Hokage aus, um dein Privatleben zu beeinflussen?“ „Du behältst mich hier im Dorf um… Babysitter zu spielen, obwohl du so gut wie ich weißt, dass ich im Außeneinsatz viel erfolgreicher wäre. Du verschwendest mich und meine Talente, weil du vögeln willst. Hältst du das für professionell? Glaubst du, irgendein Hokage vor dir wäre so verantwortungslos gewesen?“ Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr ich fort: „Und die Sache mit Takeshi ist genau die andere Richtung: Du benutzt deinen Einfluss als Liebhaber, um deine Arbeit loszuwerden und dir ist scheinbar nicht mal bewusst, wie unverschämt das eigentlich ist.“ Narutos ganzes Gesicht war angespannt und er blinzelte ein paar Mal. Er rieb sich über die Schläfe und als er mich ansah, lächelte sein Mund, aber seine Augen nicht. Die waren tottraurig und das war meine Schuld. „Weißt du, warum ich mehr von dir verlange als von anderen, Sasuke? Weil ich dachte, dass du damit fertig wirst. Weil ich dich für stark halte. Du bist mein engster Vertrauter und deswegen bist du hier im Dorf: Weil ich deinen Rat brauche. Weil ich wissen muss, dass du mir den Rücken freihältst. Aber anscheinend ist es schon zu viel, was ich von dir verlange, und da glaubst du wirklich, ich soll dich auch noch aus dem Dorf schicken? Damit du wieder zurückkommst und aussiehst wie ein verdammtes Stück Frischfleisch? Damit du zurückkommen kannst, und ich wochenlang keinen klaren Gedanken fassen kann, weil ich panische Angst davor habe, den wichtigsten Rückhalt zu verlieren, den ich habe? Sasuke…“ Er hatte mich angebrüllt, doch jetzt wurde seine Stimme leiser und weicher, als wäre etwas in ihm gebrochen. Er machte einen Schritt auf mich zu, sah aber davon ab, mich zu berühren, weil wir sowieso schon beobachtet wurden. „Ich brauche dich. Verlang nicht von mir, dich wegzuschicken. Ich kann dich nicht nochmal verlieren.“ Ich presste die Lippen aufeinander, äußerst unzufrieden mit der Richtung, in die dieses Gespräch verlief und damit, welche Empfindungen da an der Oberfläche kratzten und aus mir raus wollten. Klar, ich hielt sie im Zaum, aber ich wollte sie gar nicht erst auf zehn Meilen an mich ranlassen. Das war gefährlich. „Wir hatten über Takeshi geredet“, kam ich mürrisch, aber wesentlich ruhiger als noch vor drei Minuten, auf das Thema zurück. Ich wollte keine Grundsatzdiskussion über unser Verhältnis, nicht in einem Supermarkt und auch nicht anderswo. „Ich weiß“, seufzte Naruto, dessen Augen plötzlich noch um einiges müder aussahen als zuvor. „Glaubst du nicht, dass du dich damit arrangieren könntest? Es wäre ja nur für eine Weile. Sakura-chan sucht schon mit Nachdruck nach einer Bleibe für ihn.“ „Hn.“ Mehr hatte ich dazu für den Moment nicht zu sagen, also schwiegen wir, während wir an der Kasse warteten. Vor dem Supermarkt blieben wir beide stehen, nicht sicher, was wir jetzt vom jeweils anderen erwarten oder selbst tun sollten. Schließlich war ich es, der die Stille durchbrach: „Du siehst beschissen aus. „Na, danke…“ Naruto lachte und fuhr sich über die struppigen Wangen. „Ich hab nur nicht so gut geschlafen.“ „Hn. So viel Arbeit?“ Er weitete die Augen, dann schüttelte er lachend den Kopf. „Du bist der Wahnsinn… Jaaa, klar, es liegt nur an der Arbeit und nicht an meinem Freund, der tagelang nicht mit mir redet. Ich dachte schon, du hasst mich jetzt…“ Ich war also nur ein Freund? Aha. „Wer sagt, dass ich das nicht tue?“ „Man, Sasuke…!“, jammerte er kläglich; eine richtige Beschwerde wagte er wahrscheinlich noch nicht, aus Angst, ich würde ihn wieder mit Schweigen bestrafen. Kurz zögerte er, dann fragte er: „Willst du noch mit zu mir kommen…?“ Zugegeben, ein wenig versucht war ich schon gewesen, aber dann hatte mein Stolz gesiegt und ich war nach Hause gegangen. Ich war noch sauer auf Naruto. Außerdem wollte ich mich noch eine Weile an seinem Elend weiden, das von dem abrupten Kontaktabbruch herrührte, bevor ich ihm großzügig verzieh. Er war so abhängig von mir, lief mir genauso hinterher wie in unserer Teenager-Zeit, und ich musste zugeben, dass mir diese Macht gefiel, die ich trotz unserer beruflichen Stellungen über ihn hatte. Es gab mir eine gewisse Selbstsicherheit. Irgendwann wurde mir klar, dass Takeshi nicht aus seinem Zimmer kommen würde, also machte ich mir Abendessen, obwohl ich nicht wirklich Hunger hatte. Ich sah ihn den ganzen Abend nicht, während ich auf der Couch ein Buch las und Berichte über die Kinder schrieb, aber ich glaubte nicht, dass das schon alles gewesen war. Immerhin war er ein Teenager, und noch dazu verdammt störrisch. Deshalb setzte ich mich später an den oberen Absatz der Treppe, die zu meiner Galerie führte, anstatt in mein Bett zu gehen. Dort wartete ich dann. Und wartete… Und wartete… Ich dachte schon fast, ich hätte mich geirrt und meine Zeit verschwendet, als das leise Scharren der Tür mich aus meinem Halbschlaf aufschrecken ließ. Takeshi war fast nicht zu sehen, denn er hatte sich gänzlich in schwarz gekleidet. Er blieb kurz auf der Türschwelle stehen und lauschte, dann schlich er vorsichtig zum Wohnzimmertisch, von dort aus zur Küche und schließlich in den Flur. Ich hörte die Ketten des Riegels klackern, dann war der Junge draußen. Mit einem müden Seufzen stand ich auf. Es wurde wohl Zeit, herauszufinden, woher sich unser kleiner Wildfang seine Blessuren holte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)