Filii eiecti - die Ausgestoßenen Söhne von neisa ================================================================================ Kapitel 4: Briefe ----------------- Briefe Mein lieber Lionel, wenn Du dies liest werde ich längst mit unseren Vorfahren wandeln, es betrübt mich jedoch Dich allein zulassen. Ich gratuliere Dir Lionel, oder besser Klanmeister Adelfin Leonhard Solsanguis, einmal zu deinem vollständigen Erwachen mit 400 Jahren und zum anderen zu deinem Klan mit mindestens einem Vampir. Leon ich war immer ein schwacher Klanmeister, einer der zu nachsichtig war bei Fehltritten, gerade von meinem Sohn Linus. Dieser Umstand hat mir und meinem Klan alles genommen. Leon sei nicht zu weich, setzt deine Regeln im Klan um und sorge dafür, dass sie auch eingehalten werden. Doch auch Willkür ist schädlich. Strafe nicht um der Strafe willen und aus deinem Unmut, sondern um ein Wiederhohlen der Fehler zu vermeiden. Auch wenn Dein Klan noch klein ist und vielleicht auch nur ein Vampir umfasst, sind klare Regeln wichtig. Dieses Amulett birgt alle Macht, die dem Solsanguis Klan innewohnt. Sie liegt jedoch nicht im Reichtum, sondern im Wissen um unsere vampirsche Natur und wie sie genutzt werden kann um den Klan zu stärken. Leon ein Klan ist nur so mächtig, stark und gesund, wie sein schwächstes Glied. Dieses Wissen hatte zur Folge dass viele Klans ihre schwächsten vampirischen Mitglieder verbannten. Jedoch ist das auch eine Fehlinterpretation, denn gemeint ist: Wenn auch die Untersten des Klans, (Blutsklaven, also zugehörige Menschen) gesund sind, so ist auch der Klan gesund und die Macht der Krieger steigt. Leon achte bitte auf Silberblüter, sie sind wichtig für die Existenz aller Vampire. Zuletzt möchte ich Dir sagen ich bin unglaublich stolz Dich gekannt zu haben. In Liebe Dein Avi Mit Tränen in den Augen las Leon den Brief. „ Du hast es gewusst Avi und Du hast mich als Klanmeister gewählt. Verdammt Du hast mich schon mit etwas über 50 Jahren gewählt und angefangen auszubilden. Ich wollte doch nie diese Verantwortung.“ Flüsterte Leon verzweifelt sich selbst zu. Eine Weile starrte er in seinen Tee, den Blick weit in die Vergangenheit gerichtet. Dann riss er sich zusammen und nahm den zweiten Brief an sich. Er war auf dickem unebenem Pergament geschrieben und sah sehr alt aus, sodass Leon hoffte er würde nicht zu Staub zerfallen, wenn er ihn berührte. Seid gegrüßt verehrter Nachkomme, Heute habe ich 3000 Winter gesehen und ich merke langsam die Eintönigkeit meines langen Lebens. So viel habe ich gesehen, sodass die Welt mir kaum noch Überraschungen bietet und ich des Lebens müde geworden bin. Viele Klans habe ich beim Entstehen beobachtet und Ihr verschwinden miterlebt. Manche verschwanden für immer, andere tauchten nach langer Zeit wieder aus dem Untergrund auf. Oftmals war der Wechsel des Klanmeisters die Zeit der Prüfung und der Untergang des Klans. Nun erinnere ich mich auch an die schwere Zeit zu Beginn meines kleinen Klans und frage mich wie ich meinem Nachfolger und allen weiteren kommenden Erben helfen kann, um dies meinem Klan zu ersparen, -  um sicherzugehen, dass der Klan der Solsanguis überlebt oder auch wieder neu wachsen kann sollte es notwendig sein. Wie kann ich sicher sein, dass mein Klan überlebt, oder dass ein Einziger Überlebender den Klan wieder aufleben lassen kann? Was kann ich hinterlassen? Bronze und Kupfer sind erst neu aufgekommen und der Wert der Zierstücke ist recht unbeständig. Heute erst habe ich von einem weißgrau glänzenden Metall gehört, das weit entfernt hergestellt wird. Es ist hübsch anzusehen und erinnert mich an die seltenen Vampire, deren Macht mit der Länge ihrer Haare zunimmt. Diese Haare glänzen bei guter Pflege auch so hell, „Argentum“ so hat der Reisende es genannt. Aber Namen ändern sich und andere Völker benennen es wiederum anders und unsere Tauschwirtschaft hilft nicht wirklich, da das meiste recht schnell verdirbt. So bleibt mir nur Wissen und das geschriebene Wort, um mit Rat Euch beizustehen verehrter Nachkomme. Doch auch die Sprache  ist im ständigen Wandel begriffen. Ich brauchte viel Zeit um die nötige Magie zu finden, sodass dieser Brief auch noch in tausenden von Jahren zu lesen ist. Euer Blut, das auf diesen Brief getropft ist, hat den Zauber aktiviert. Der Zauber bewirkt, dass Texte in fremder Sprache oder gar unleserliche Texte die komplett verblasst sind, gelesen und verstanden werden können. Jedoch gibt es auch hier eine Einschränkung: Nur diejenigen, die mit diesem Zauber erlangte Wissen zum Wohl des ganzen Klans, der gesamten Menschen und all der anderen Wesen einsetzen, können die Texte dann noch lesen. Sollte jemand versuchen den Zauber zu nutzen um seine Gier, Machtgelüste oder Rache zu befriedigen werden selbst Texte, die im der eigenen Sprache und mit dem Zauber versehen worden sind, unleserlich. Eine weitere Einschränkung ist, dass Bücher, die Wissen einer bestimmten Rangstufe im Klan enthalten, nur von diesen gelesen werden können oder mit einer Erlaubnis derjenigen, die den Rang innehaben. Ich hatte meinen langen Freund und Klankrieger  Bartholomäus gebeten ein Buch mit all seinem Wissen zu füllen -  all jenes, was er für wichtig hält im Hinblick auf die Krieger des Klan. Der Zauber hindert mich jedoch es zu lesen und leider erlaubt er mir nicht.  Ich befürchte, dass er einiges geschrieben hat von dem ich nichts erfahren sollte. „Verborgenes Wissen, geschenkt in der Vergangenheit, verloren in der Zeit, Glück bringend allem Lebenden, zu sichern die Zukunft, erneut geschenkt den Gewissenhaften.“ Möge die Zauberformel Euch Glück bringen. In ewiger Verbundenheit dem Klan Solsanguis. Klanmeister Aaron Amarnd Anmerkung: In der Truhe befinden sich im ersten Fach Bücher, die wichtige Informationen zusammenfassen und eher Sachbücher sind. Im zweiten Teil sind meine Tagebücher untergebracht und anderes unwichtige. Ungläubig sah Leon auf den Brief und las ihn nochmals, aber als der Inhalt auch nach dem dritten lesen gleich blieb, seufzte er und widmete sich der Truhe. Bücher, die hatte er seit fast 200 Jahren nicht mehr in der Hand, jedenfalls keine Vampirsachbücher. Im ersten Fach der Truhe waren „Instinkte und deren Kontrolle“, „Klanmeister“, „Klan, erste Informationen“, „Klan“, „Regeln sinnvoll oder nicht“, „Vampirrassen und Gruppenmerkmale“, diese Bücher wurden von Aaron Amarnd geschrieben. Dazu kamen „Chronik der Solsanguis“, Ergänzungen zu den anderen Büchern und „Allgemeine Hinweise der Klanmeister“, aber auch mehr als 20 Bücher die er nicht lesen konnte. Diese, vermutete Leon, waren Bücher von Rangniederen geschrieben. Nach einem Besuch im Bad und einem neuen Tee, fing Leon mit dem „Klan erste Informationen“ an zu lesen. "... Vampire sind vor allem Raubtiere, auch wenn wir menschlich aussehen und deren Verhaltensweisen angenommen haben, sind Vampire instinktgeleitete Jäger. Der Zusammenschluss zu einer Gruppe aus Vampiren ist daher sinnvoll, um ein Abgleiten in rein instinktgesteuertes Verhalten zu verhindern. In einer Gruppe entsteht jedoch automatisch eine Dynamik, die einer Rangordnung entspricht. Wie bei einem Löwenrudel gibt es Rangstufen. Der Klanmeister gilt dabei als Leittier. Jedoch werden Klanmitglieder beiden Geschlechts akzeptiert. Meist jedoch haben die Vampirinnen etwas niedrigere Ränge. Jedoch ist das Miteinander in der Gruppe auch Instinkt gesteuert. (siehe „Instinkte und deren Kontrolle“) Bei einem gutgeführten Klan werden diese Instinkte kontrolliert positiv ausgelebt. Zum Beispiel regelmäßiges Trinken von mehreren Spendern, die danach mit etwas weniger Blut weiter leben, anstatt kurz vor dem Verdursten ein Blutrausch der unzählige Tötet. Körperliches Training  anstatt Langeweile und ungerichtete Energie. Einige Regeln für einen guten Klan: 1.     Regeln müssen klar formuliert werden, da Unsicherheit instinktgesteuertes Verhalten fördert. 2.     Strafe muss stets umgesetzt werden, sollte jedoch mit dem Vergehen zu tun haben, verhältnismäßig sein und nicht Willkürlich. Sonst werden die Regeln nicht ernst genommen. 3.     Grundbedürfnisse müssen erfüllt werden, da Hunger und Durst sonst den Ur-Instinkt weckt. 4.     Aufgaben für die Gemeinschaft und körperliche Arbeit bindet Energie, die sonst zum Streiten genutzt wird. 5.     Konflikte sollten in kontrollierten Kämpfen beigelegt werden, Kampf bis einer Aufgibt. Auch hier sind klare Regeln wichtig. 6.     Neuzugänge sollten in der ersten Zeit sehr viel Kontakt mit dem Klanmeister oder hochrangigen Klanmitgliedern haben, da dies viele Konflikte vorbeugt und den Zusammenhalt stärkt. 7.     Die Wahl zubleiben oder den Klan zu verlassen, bringt Ruhe in den Klan. Wobei an Neumond die Wahl für den Klan öfter getroffen wird als zu einem anderen Zeitpunkt. An Vollmond sind die rebellischen Instinkte stärker und somit wird zu diesem Zeitpunkt die Freiheit reizvoller. 8.     Klare Verhaltensweisen erleichtern das Zusammenleben, jedoch sollten sie nicht zu sehr einschränken. Da ..." Leon hatte plötzlich das dringende Gefühl nach Bastien zu sehen, als ob dieser in Schwierigkeiten stecken würde oder Mist baut. So legte er das Buch zur Seite und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)