Wenn aus Hass Liebe wird von Nanbi (Hass ist mächtig, doch Liebe ist stärker) ================================================================================ Kapitel 1: Ein ungutes Gefühl ----------------------------- Kapitel 1: Ein ungutes Gefühl „Ich verrate dir meinen, wenn du mir mir sagst wie mein kleiner Engel hier heisst.“ Verwirrt schaut sie sich um, bis sie begreift, dass sie mit Engel gemeint ist. Erörternd nuschelt sie ein leises „Rina“. Doch diese Röte wird von Peinlichkeit über Neugierig geschwenkt. „Und jetzt bist du dran, Onkel!“ „Mein Name ist Yugi.“ ***** „Wow. Das ist ja ein schöner Name. Genau so hübsch wie du.“ Kichernd hält sie mein Gesicht sanft mit ihren Händen fest und streicht freudig über meine Wangen. Lächelnd sehe ich in die grossen kindlichen Augen, nachdem ich zärtlich ihre feine Stupsnase mit meinem Finger entlang fahre. „Du bist so ein liebes Mädchen, weisst du das?“ Frage ich flüsternd, so leise, dass nur sie es hören kann. Errötend nimmt sie ihr Hände weg und verschränkt sie hinter ihrem Rücken. Dabei schaut sie scheu zu mir auf und auf ihrem Gesicht erscheint ein wunderschönes, als auch verschämtes Lächeln. Auf einmal fällt mir ein, dass sie doch nach ihrer Mutter gerufen hat. Diese Frage woher dieses kleine Mädchen kommt, brennt mir lediglich auf der Zunge. „Wo ist eigentlich deine Mama? Du hast vorhin so verzweifelt nach ihr gerufen.“ Mit einem ernsteren Blick beschaue ich mir das Gesicht der Kleinen um ja keine Emotionen zu verpassen. Und tatsächlich verschwindet auf einmal das schöne Lächeln und ihre Augen schimmern leicht verzweifelt. Huh, was ist denn los? Leicht kickt sie mit ihrem Fuss einen kleinen Stein weg und kehrt mir den Rücken. Habe ich was falsches gesagt? Sie scheint nicht zu wissen wo sich ihre Mama befindet. Langsam gehe ich auf sie zu und knie mich hinter ihr. Mit meinen Händen berühre ich sachte ihre hinunter hängenden Schultern, welche erschrocken aufzucken. Stumm gebe ich ihr zu verstehen, dass ich gerne wüsste was mit ihr los ist. Nach einiger Zeit wie es mir scheint, dreht sich Rina zu mir um und sieht mich verloren an. Dieser Blick sticht heftig in meiner Brust zu, dass ich das Gefühl habe mir bleibt die Luft weg. „Ich weiss nicht. Sie… Sie sollte zu Hause sein, doch ich weiss… ni… nicht… me…mehr…zu…rück.“ Schluchzend wirft sie sich in meine Arme, welche ich überrumpelt um sie schlinge. Meine Haltung ist leicht verkrampft, doch nach einiger Zeit entspanne ich mich und drücke das weinende Bündel, in meinen Armen, näher gegen meiner Brust. Sie scheint sich einfach nicht beruhigen zu wollen. Meine Kleidung ist an der Brust schon unangenehm durchnässt. Beruhigend streiche ich ihr über den Rücken und flüstere tröstende Worte in ihr Ohr. Nach einer kleinen Ewigkeit, entspannt sich Rina und ihr Weinen verstummt. Sanft drücke ich sie etwas von mir weg um in ihr Gesicht sehen zu können. Ihre rot verweinten Augen blicken fragen zu mir auf. „Ich würde vorschlagen, dass ich dich vorerst zu mir nach Hause mitnehme. Geht das in Ordnung für dich?“ Abwartend ob sie meinen Vorschlag annimmt oder nicht, erhebe ich mich wieder vom Boden und laufe auf mein Pferd zu. Rina scheint kurz zu überlegen, ob es wohl eine gute Idee wäre mit einem fremden Mann wie mir wegzugehen. Würde ich an ihrer Stelle wohl auch machen. 
Auf einmal rennt sie freudig auf mich zu und klammert sich nahe zu an meinem Bein fest. Lächelnd hebe ich sie auf mein Pferd und setze mich kurze Zeit später gleich hinter ihr, während Nanbira los trabt. Mit jedem Schritt Nanbira’s nähern wir uns dem Palast. Verwirrt schaut Rina über ihre Schulter zu mir hinauf. Leise flüstere ich ihr zu, dass alles in Ordnung ist und ich freien Eintritt in den Palast habe. Die Arme weiss noch gar nicht wer ich hier in diesem Palast bin. Die Palastwachen versperren mir vorerst den weg, während ich nach meinem Namen gefragt werde und weshalb ich mich hierhin begebe. Mit ernster Miene streifte ich mir die Kapuze, welche die Hälfte meines Gesichtes bedeckt, von meinem Kopf weg. Ich höre nur wie die Waffen zu Boden fallen, während sich die Wachen auf den Boden werfen. Stumm warte ich bis mir die, vor Ehrfurcht am Boden knienden, Wachen die Tore öffnen lassen. Mit erhobenem Haupt durchschreite ich die Tore, welche sofort fest verschlossen werden, sobald ich durch bin. Ich spüre den überraschten Blick Rina’s auf meinem Gesicht. Wobei ich mich fragen muss, was sie nun so überrascht. Ich reite sogleich auf den Stall von meinem Pferd zu, woraufhin sich von innen die 1.50 Meter hohe und breite Tür öffnet und sich ein blonder Wuschelkopf mit einem frechen Grinsen an den Rahmen anlehnt. „Na, mein Freund. Alles klar bei dir, Kleiner?“ Immer noch grinsend greift er nach den Zügeln, während er noch eine Bemerkung fallen lässt, von wegen: „Anscheinend reichen dir die Frauen hier nicht mehr aus, was?“ Knurrend sehe ich auf den Rücken meines besten Freundes, welcher uns soeben in den Stall führt und die Tür wieder schliesst. Murrend schwinge ich mich von Nanbira und hebe Rina aus dem Sattel. „Als ob ich es so nötig hätte, die Menge an Frauen um mich zu haben. Du weisst genau, dass es nicht meine Schuld ist zwei Schwestern zu haben. Und wenn es dich so sehr stört, kannst du ja einen Harem aufsuchen gehen.“ Grinsend greife ich nach dem Sattel und hänge diesen an seinem Hacken auf. Rina beobachten mein Tun mit grossem Interesse, woraufhin ich belustigt schmunzeln muss. 
„Och, sei mal nicht so. Du weisst wie ich das meine. Ausserdem was soll ich von Frauen wollen, wenn Männer um einiges interessanter sind. Diese Brüste sind doch nur widerlich und ätzend. Jedes mal, wenn mir solche Dinger vor der Nase rum schwingen, könnte ich das Weite suchen.“ Angewidert schüttelt Jono seinen blonden Kopf, während er Wasser und Futter für Nanbira auffüllt. Lachend begebe ich mich mit Rina auf den Armen aus dem Stall, woraufhin mir mein bester Freund eilig hinterher rennt. „Aber jetzt mal im Ernst, Yugi. Woher hast du dieses kleine Mädchen?“ Dabei sieht er sich Rina an, welche sich wegen dem neugierigen Blick etwas schämt. „Gehen wir erstmals in mein Gemach, in Ordnung? Dann können wir in Ruhe reden.“ Schlage ich ihm in einem ernsten Ton vor. Bereitwillig nickt mein langjähriger Freund und folgt mir auf Schritt und Tritt durch die Gänge des Palastes. Viele Hieroglyphen und Bilder schmücken die weissen Steinwände in den Gängen. Ein breiter goldener Streifen, welcher sich Horizontal an der Wand befindet, lässt sie in einem königlichen Glanz erstrahlen. Hier und da befinden sich Tische und Schränke an den Wänden, auf welchen dekorative Gegenstände befinden. Wachen marschieren durch die langen Gänge und bewachen den heiligen Palast. Ehrfürchtig werde ich von jenen gegrüsst, woraufhin sie sich tief vor mir verneigen. Jedoch entgehen mir die verwunderten Blicke der Männer nicht, welche zuvor skeptisch auf Rina geruht haben. Ich hebe die Hand als Zeichen, dass sie sich wieder aufrichten und sich der Arbeit widmen können. „Wie Ihr wünscht, mein Prinz.“ Ein erstaunter, zugleich auch verwirrter Blick seitens Rina ruht nun auf mir, welchen ich jedoch gekonnt ignoriere. Nachdem wir noch unendliche Male von den Wachen gegrüsst werden, bleiben wir vor einer grossen Türe, welche mit zahlreichen Muster und Hieroglyphen verziert wurde, stehen. Langsam öffne ich die schwere Tür und begebe mich mit der Kleinen Richtung Bett, wo ich sie sachte absetze. Immer noch sieht sie fragend zu mir auf, woraufhin ich mich neben sie hinsetze. „Du bist verwirrt, nicht wahr?“ Frage ich die Brünette, welche nur stumm darauf nickt. Seufzend nehme ich ihre Hände in die Meine und blicke ihr vertrauenswürdig in die Augen. „Ja, ich bin Thronfolger Nubien’s. Ich bin das älteste Kind meiner Eltern, womit mir die nächste Regentschaft zusteht. Ich bin Bruder eines kleinen Mädchens deines Alters und einer jungen Frau. Der Grund warum ich dich mitgenommen habe in den Palast, ist nicht weil ich dir schaden möchte. Du bist hier, weil ich mich solange um dich kümmern werde, bis wir deine Mutter wieder gefunden haben. Willst du mir sagen, was dir widerfahren ist in den letzten Tagen?“ Beende ich nun meine Erklärung mit einer darauffolgenden Frage. Stumm sieht mir Rina mit einem ausdruckslosen Blick an. Ich höre nur wie sie nuschelt, dass wir also in Nubien sind. Wie es mir scheint, kommt dieses Mädchen nicht aus dieser Umgebung. Doch von wo mag sie denn dann stammen? Sie scheint jedoch nicht sonderlich mehr überrascht zu sein, wer ich bin. Wobei sie hat ja schon vorhin bei den Wachen die Wahrheit gehört. Sie ist ja auch noch ein kleines Mädchen und macht sich um solche Dinge nicht wirkliche Gedanken. Auf einmal höre ich ein leises Seufzen, worauf sich ihre sanfte Stimme erhebt. „Es war eigentlich ein ganz normaler Tag. Ich bin draussen im Garten spielen gegangen, aber wie immer war ich allein. Ich habe nämlich nur einen grossen Bruder, der aber keine Zeit für mich hat. Er muss sich ständig um so erwachsene Dinge kümmern. Papa sagt immer ich soll ihn nicht stören, aber er sagt mir nicht einmal was mein Bruder tut.“ Bemitleidend schaue ich auf sie hinab. Kleine Tränen haben sich in den Augenwinkel gesammelt. Niemand kümmert sich vernünftig um das kleine Mädchen. Wenn ich mir vorstelle wie sich meine kleine Schwester Nubia dabei fühlt, wenn ich keine Zeit habe. Daran will ich gar nicht denken. Ich kann von Glück sprechen, dass sich Mana um sie kümmert. Was würde ich ohne meinen beiden Mädchen tun, wenn sie sich nicht hätten. Am liebsten würde ich Rina in den Arm nehmen, aber da erzählt sie schon weiter von ihrem traurigen Schicksal. „Meine Mama ist die Einzige, die manchmal noch Zeit für mich hat, aber an diesem Morgen war sie auch zu beschäftigt gewesen. Ich habe mich dann raus geschlichen, ohne das es jemand bemerkt hat. Ich wollte nur ein bisschen den Markt anschauen gehen, aber auf einmal wurde ich gepackt und dann hat mir dieser böse Mann, so ein Sack über den Kopf gezogen. Das Letzte was ich gesehen habe war eine Statue, die den Sonnengott als Falken dargestellt hat. Dieser Ra. Keine Ahnung wie lange wir unterwegs waren, doch als mir der Sack vom Kopf genommen wurde, war ich an einem ganz anderen Ort. Und dann bist du gekommen.“ Warte mal!… Eine Statue des Sonnengottes Ra in Form des Falken? So eine Statue befindet sich doch nur in Ägypten!… Unsere ist eine Abbildung der Gestalt des Widders. Also, hat dieser Mann Rina von Ägypten bis hier her nach Nubien verschleppt. Oh, heiliger Amun-Ra, warum treiben grausame Menschen ihr Unwesen hier in Nubien. Mussten wir nicht schon genug leiden durch die Kriege? Amun-Ra, ist es meine Aufgabe dieses kleine Mädchen zu beschützen? Wenn ich mich heute früh nicht aus dem Palast geschlichen hätte… Ich möchte mir gar nicht vorstellen, welch grausames Schicksal ihr widerfahren wäre. Ich muss etwas unternehmen. Die Familie von Rina wird sich bestimmt Sorgen um sie machen. Das heisst aber, ich müsste nach Ägypten reisen und nach der Familie suchen. Vater wird mir das nie erlauben, das weiss ich. Nachdenklich schaue ich auf die Jüngere herab. Sie sitzt nur stumm auf dem Bett und scheint in Gedanken versunken zu sein. Etwas überfragt blicke ich zu meinem engsten Freund hinauf, welcher alles stumm mitgehört hat. Unwissend schüttelt er nur den Kopf. Er scheint auch nicht zu wissen, was wir nun tun sollen. Leicht berühre ich die kleine Schulter der Ägypterin. Kurz zuckt sie zusammen und schaut mich dann aus hilflosen Augen an. „So wie ich das jetzt verstanden habe, stammst du aus Ägypten, nicht wahr?“ Frage ich die Kleine, welche nur den Kopf nickt. „Du willst bestimmt so schnell wie möglich zurück zu deiner Familie. Die Frage ist nur, wie sollen wir das anstellen. Aber noch die wichtigere Frage ist, wo genau wohnst du in Ägypten?“ Frage ich neugierig. Kurz verweilt sie noch in Schweigen, jedoch setzt sie schon wieder zur Antwort an. „Du bist doch der Prinz, richtig?“ Ein kurzes Nicken meinerseits folgt. „Und du wirst mir nicht weh tun, oder?“ Wieder nicke ich stumm. „Ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es stimmt, dass niemand für mich Zeit hat und alles. Aber ich bin nicht aus einem gewöhnlichen Haus weggelaufen. Ich habe mich aus dem Palast an den Wachen vorbei geschlichen. Mein Bruder ist der Prinz von Ägypten und er wird bald ein Pharao werden.“ Schweigen legt sich über uns drei nieder. Was? Sie… Sie ist die Prinzessin Ägypten’s? Ich hätte mit allem gerechnet, doch niemals damit. Das erschwert das Ganze nur noch mehr. Wobei ich noch nicht einmal weiss, ob sie mir die Wahrheit sagt. Kurz schaue ich zu Jono auf, welcher genau meiner Meinung zu sein scheint. Seufzend wende ich wieder meinen Blick zu Rina. Doch warum sollte sie mich anlügen? Sie ist noch so ein junges Mädchen. Kaum älter als meine kleine Schwester. Ich gehe mal davon aus, dass sie mir die Wahrheit sagt. „Das macht uns die Sache nicht leichter. Eher sogar sehr kompliziert. Und ich kann dir wirklich vertrauen, dass du mich hier nicht belügst?“ Frage ich zur Sicherheit nach. 
„Natürlich kannst du mir vertrauen, Onkel. Ich sage dir die Wahrheit, immerhin hast du mich von diesem Mann gerettet.“ Beinahe schon panisch springt sie vom Bett und steht nun bittend vor mir. Leicht erschrocken durch ihr Handeln, sehe ich ihr in die Augen, welche anfangen zu schimmern. Ich denke, ich kann ihr vertrauen. Lächelnd streiche ich ihr die kleinen Tränen aus dem Gesicht. Die Kleine scheint ganz schön in der Klemme zu stecken. „Jono, hast du einen Plan? Wie sollen wir vorgehen? Du bist mein engster Vertrauter, stehst mir für Rat und Tat immer zur Seite.“ Langsam erhebe ich mich und hebe Rina mit meinem Arm hoch. Dabei umschlingt sie eisern meinen Hals und klammert sich regelrecht an mir. Jono hat sich mittlerweile zu meinem Arbeitsplatz begeben, während er sich nachdenklich gegen sein Kinn tippt. „Hmm. Ehrlich gesagt bin ich etwas überfragt. Das könnte zu einem gewaltigen Problem werden, Yugi. Derzeit leben wir zwar mit Ägypten halbwegs in Frieden. Jedoch wenn wir plötzlich mit Rina auftauchen, wird man uns beschuldigen für Entführung der Prinzessin. Ich werde mir was überlegen, mein Freund. Bleib am besten vorerst mit der Kleinen in deinem Gemach. Ich kümmere mich um den Rest.“ Damit ist Jono auch schon aus der Türe verschwunden und lässt mich mit Rina alleine. Er hat recht. Ich kann nicht einfach so mit Rina auf dem Arm in den Palast Ägyptens wandern und sagen ich habe sie gerettet. Die werden mir den Krieg erklären für die Entführung der Prinzessin. Dabei wird es ihnen egal sein, was die Meinung der Prinzessin sein wird. Könnte ja sein, dass sie von mir unterdrückt wird oder sonst was. Vorerst wird sie hier in meinem Palast bleiben müssen. Ich bin solange durch meinen Raum gewandert, dass Rina anscheinend dabei eingeschlafen ist. Friedlich schlummernd liegt sie eingekuschelt an meiner Brust und murmelt immer wieder die Worte. „Mama…, Papa…, Bruder…“ Ganz sachte lege ich sie auf mein Bett und decke sie fürsorglich zu. Sie muss wirklich erschöpft von alldem sein. Nachdenklich begebe ich mich auf meinen Balkon und blicke über einen Teil Nubien’s. Der warme Wüstenwind umspielt sanft meine Haare, während ich mich leicht an der Kante des Geländers abstütze. Will mir der Wind etwas sagen? Es fühlt sich so wie heute früh an. Immer noch derselbe unruhige Wind, welcher leise eine Warnung wispert. Mich bekommt das Gefühl nicht los, dass das etwas mit Rina zu tun hat. Ich sollte mit Vater reden, wobei Jono hat mir gesagt, dass ich bei Rina bleiben soll. Doch ich kann nicht untätig in meinem Gemacht bleiben und auf gute Zeiten hoffen. Ich muss nach Ägypten! Doch bevor ich mich auf die Reise mache, muss ein Plan her. Unruhig trommle ich mit meinen Fingern auf das Geländer, welches mich davor schützt runter zu fallen. Der Tag fängt gerade erst an und schon bannt sich Gefahr auf uns zu. War es richtig dieses kleine Mädchen zu retten, welche die Prinzessin Ägypten’s zu sein scheint? Wäre es nicht besser gewesen mich nicht einzumischen und sie ihrem Schicksal zu überlassen?… … Erschrocken halte ich inne, höre auf zu atmen… Ist mir wirklich so eben dieser schrecklicher Gedanke durch den Kopf gegangen? Seit wann befinden sich solch grausame Gedanken in meinem Bewusstsein?… Das muss etwas mit dem Wind zu tun haben. Nein!… Ich habe die richtige Entscheidung getroffen, die Prinzessin vor ihrem grausamen Schicksal zu retten. Nun ist es meine Aufgabe, sie vor dem Bösen zu beschützen und sicher nach Hause zu bringen. Doch bevor ich sie mit mir in die Wüste reisse, muss ich auf eigene Faust hin nach Ägypten reisen um die Orte zu sichern. Die Wüste selbst würde meinen Tod bedeuten. Zu viele Wüstenräuber treiben da ihr Unwesen und fangen jeden ab, der ins benachbarte Land reisen möchte. Es gibt nur einen Weg, der nicht bewacht wird. Die Ruinen von Corceluna… Doch diese, so heisst es in Büchern und Legenden, sei verflucht und jeder der durch sie schreitet, sei des Todes verdammt. Viele haben es versucht, doch sie sind nie wieder zurück gekehrt. Sie sind spurlos verschwunden. Keiner weiss, ob sie sicher in Ägypten oder Nubien angekommen sind. Die einzige andere Option wäre, wenn man mit einer grossen Gruppe aus starken Männern durch die Wüste wandert. Doch ich würde zu viele Männer in Gefahr bringen, welche doch eine Familie haben. Ägypten und Nubien haben nicht viel miteinander zu tun, bis auf die Kriege in den vergangenen Jahren. Doch seit 4 Jahren herrscht Frieden oder besser gesagt Ruhe zwischen den Ländern. Wir haben nie Boten nach Ägypten geschickt und umgekehrt genauso. Die Wüste ist einfach zu gefährlich alleine und ich werde bestimmt nicht andere Männer in den Tod wandern lassen. Meine einzige Chance ist es, durch die Ruinen von Corceluna zu gehen und sicher in Ägypten anzukommen. Ich muss es!… Alleine!… Doch wie soll ich ihnen erklären, dass Rina bei mir ist? Vielleicht muss ich sie doch mit mir nehmen… Egal was kommen mag, ich werde dich beschützen Rina. 
Wenn die Legende wahr ist, dann wird aus Strafe jemand verflucht. Ein Fluch, der demjenigen, den es trifft, einen langsamen und schmerzhaften Tod verschafft. Wenn dies wahr sein soll, werde ich die Strafe auf mich nehmen und dich mit meinen letzten Atemzügen nach Hause begleiten. Laut der Legende ist es nur einem Führer erlaubt seine Gruppe sicher auf die andere Seite zu bringen. Doch das ich derjenige sein soll, der die Kraft dazu hat, bezweifle ich sehr stark. Die Ruinen von Corceluna haben eine düstere Vergangenheit hinter sich. Seit 200 Jahren stehen die Ruinen im Dunkeln. Egal wie hell die heilige Sonne scheinen mag, die Ruinen konnten nie in ein warmes Licht getaucht werden. Die Katastrophe damals war so vom Chaos verschlungen, dass heute sich niemand traut darüber zu reden. Niemand möchte die Geister Corneluna’s verärgern. Die Ruinen wurden vom heissen Wüstensand begraben. Das Einzige was davon wirklich zu sehen ist, ist der Eingang der von einigen beinahe bröckelnden Säulen umgeben wird. Wie es auf der anderen Seite aussieht, weiss ich nicht. Noch nie habe ich es gewagt auch nur daran zu denken. 
Mittlerweile bin ich jedoch 19 Jahre alt und ich weiss, dass ich stark genug bin um in der Wüste zu überleben. Nicht umsonst habe ich Jahrelange Schwert Kampfkunst gelehrt und mich mit den besten Kämpfern meines Landes auseinander gesetzt. Ich habe Tage und Nächtelang dafür trainiert, niemals habe ich mich unterkriegen lassen. Ich habe jedes mal darüber nachgedacht, warum ich das tue? Wozu lerne ich die Kampfkunst? Weshalb habe ich ständig im Palastgarten trainiert? Wofür habe ich mir den Mut und die Kraft verliehen, wenn ich den Krieg zwischen Ägypten und Nubien verhindern möchte? 
Ich weiss es auch heute nicht… Doch ich weiss eines… Das ich die Ehre meines Landes schützen muss, dass dieses kleine Mädchen zurück zu ihrer Familie kann. Selbst wenn ich mein Leben dafür auf’s Spiel setze. Es mag sich dumm anhören, dass ich mein Leben für ein Mädchen aufgeben würde, welches aus dem Feindesland stammt. 
Doch dies ist eine Sache der Ehre. Ich werde den Namen Nubien nicht in den Schmutz ziehen lassen, wegen eines kleinen Verbrechers. Niemals!… Entschlossen stosse ich mich vom Geländer ab und begebe mich zurück in den Raum. Kurz blicke ich mich suchend um, worauf ich auch gleich auf meinen Schreibtisch zugehe und wild in den Haufen von Karten wühle. Das muss doch irgendwo hier sein!… Wo ist sie?… Kurz schaue ich prüfend über meine Schulter zu Rina, hoffend dass sie noch schläft. Ein sanftes Lächeln umspielt meine Lippen, als ich sie eigerollt wie ein Kätzchen in meinem Bett vorfinde. Daraufhin widme ich mich wieder meiner Suche, bis ich nach einigen Minuten endlich eine leicht zerknitterte Karte finde. Alles von meinem Schreibtisch wegschiebend, breite ich die Abbildung zwischen Ägypten und Nubien aus. Jedes noch so kleine Detail wurde von unseren Reisenden eingezeichnet, auch die Ruinen von Corceluna. Das wird eine lange Reise werden. Die Frage ist, wie erkläre ich das meinem Vater? Ich werde meine Pflichten für eine kurze Zeitlang abgeben müssen. Doch wer wäre meiner würdig um sich um die Aufgaben eines baldigen Königs zu kümmern?… Auf einmal schoss mir, wie ein Geistesblitz, ein Gedanke ins Gedächtnis. Mana… Sie beschäftigt sich schon seit einer langen Zeit mit den Aufgaben eines Herrschers. Damals hat sie mir gesagt, sie tue das für mich um mich in meiner Herrschaft zu unterstützen. Sie ist die Einzige, der ich es zutraue. Alles stehen und liegen lassend, verlasse ich eilig den Raum und suche meine Schwester auf. Fast schon rennend, suche ich die langen Gänge des Palastes ab. Auf einmal pralle ich mit jemandem zusammen, woraufhin ich auf dem Boden lande. Schmerzend reibe ich mir den Hintern auf welchen ich gefallen bin. Eine Hand schiebt sich in mein Sichtfeld, welche ich dankend annehme. „Jono?“ Verwundert schaue ich den Blondschopf an, welcher sich verlegen am Hinterkopf kratzt. „Tut mir Leid, Yugi. Ich wollte dich nicht schubsen. Aber warte mal?!… Solltest du nicht bei Rina sein?“ Verwirrt starrt Jono zu mir hinab. Ja, ganz toll. Anscheinend habe ich nun einen Aufpasser oder was? „Ich weiss, Jono. Aber ich muss meine Schwester finden und mit ihr reden.“ Damit gehe ich an ihm vorbei und suche weiter, jedoch scheint mir da jemand einen Strich durch die Rechnung zu ziehen. 
„Lass mich los, Jono!“ „Nein! Das kannst du vergessen, mein Freund. Ich muss dir was sagen. Der Mann, den du von Rina weg gejagt hast, ist auf dem Weg nach Ägypten. Einer unser Reisender ist soeben zurück gekehrt und berichtete dem Pharao, dass ein Mann mit starken Nasenbluten panisch an ihm vorbei gerannt sei. Er wollte ihm helfen, doch der murmelte nur was von, dass wird mir dieser Bengel büssen. Das werde ich dem Pharao berichten.“ „Du meinst?!… Das der dem Pharao Ägypten’s berichten möchte, dass Rina bei uns ist?“ „Mehr als das. Er wird uns beschuldigen sie entführt zu haben. Wahrscheinlich wird er auch was von dem beinahe Missbrauch erzählen. Nur das in seiner Sicht, DU der Schuldige bist.“ Entsetzt starre ich gerade voraus. Ich muss was unternehmen und zwar sofort. Ich kann nicht länger warten. Mana muss darüber informiert werden. Hastig reisse ich mich von Jono los und renne weiter. Zurück bleibt ein fragender Jono, welcher mir nur hinterher sehen kann. Nach einer Ewigkeit komme ich im Palastgarten an, der letzte Ort wo sie sich befinden könnte. Tatsächlich!… Langsam gehe ich auf ein Mädchen zu, welches mir den Rücken gekehrt hat. Die Hände wurde bettend aneinander geschmiegt, während ihr Haupt leicht Richtung Boden geneigt ist. Lächelnd lasse ich mich neben ihr nieder und lege ebenfalls meine Hände aneinander. Entspannt schliesse ich meine Augen, summe ein leises Lied vor mich hin. Versuche mich von den Erzählungen Jono’s zu beruhigen. "Als ich dich das erste Mal sah, ich weiss nicht, was da geschah. Sah dich einfach nur an, wusste sofort, dass ich nur dich lieben kann. Wo warst du, als ich dich gesucht habe, Niemand konnte mein Weinen hören. Und am frühen Morgen, als ich allein am Meer sang, Warst du mein erster Gedanke bei Sonnenaufgang." Nicht bemerkend, das aus dem Summen ein Singen geworden ist, bleiben meine Augen geniesserisch geschlossen. Lasse mich in meine eigene kleine Welt fallen. "Gehst du an mir vorbei, bekomme ich nicht einen Schrei heraus. Könnte ich jetzt nur bei dir sein, wären wir wenigstens einen Augenblick allein. Wo warst du, als ich dich gesucht habe, Niemand konnte mein Weinen hören. Und am frühen Morgen, als ich allein am Meer sang, Warst du mein erster Gedanke bei Sonnenaufgang." Meine Stimme bleibt sanft wie eh und je. Befinde mich alleine in meiner Welt. Als gäbe es nur mich und mein Lied. Alles andere ist wie ausgeblendet. "Jeden Tag denke ich an dich, ich weiss es nicht, liebst du mich? Ich hoffe nur, dass du mich verstehst und nicht einfach wieder gehst. Wo warst du, als ich dich gesucht habe, Niemand konnte mein Weinen hören. Und am frühen Morgen, als ich allein am Meer sang, Warst du mein erster Gedanke bei Sonnenaufgang." Leise verstumme ich, meine Augen immer noch geniesserisch geschlossen. Atme entspannt durch die Nase und lasse die warmen Strahlen der Sonne auf mich wirken. Ein wildes Klatschen neben meinem Ohr, lässt mich erschrocken auffahren. Als würden meine Haare jetzt noch mehr abstehen, schiele ich mürrisch zu meiner Schwester, welche sich vor Begeisterung kaum noch einkriegt. „Wow. Das war so schön, Yugi. Ich wusste ja, dass deine Stimme schön ist, aber so? Du kannst so gut singen, wirklich!“ Verlegen winke ich ab. Das ist nun wirklich zuviel der Ehre, so toll war es gar nicht. „Nein, ich meine das ernst, grosser Bruder. Bei deiner Stimme könnte ich wie eine Oase unter der heissen Sonne verdunsten.“ Kichernd streicht sie mir liebevoll durch die Haare. „Aber etwas stimmt nicht mit dir. Du singst nur in meiner Anwesenheit, wenn dich etwas bedrückt, Bruder.“ Nicht wissend, wie ich ihr alles erklären soll, greife ich sanft nach ihrer Hand. Bedrückt senke ich meinen Blick gegen den Boden, gebe leichten Druck auf ihrer Hand. Besorgt mustert sie mich von der Seite, während sie mit ihrem Daumen über meinen Handrücken streicht. „Was ist denn los, grosser Bruder? Willst du mir nicht sagen, was dich belastet?“ Seufzend sehe ich auf den kleinen Teich vor mir hinab und betrachte mein ernstes Gesicht. Mana hat mittlerweile sich komplett mir zugewendet und schaut besorgt zu mir hinauf. Dabei kneift sie immer ihre Augenbrauen etwas zusammen, so dass eine kleine Falte in der Mitte entsteht. Meine Mundwinkel zucken leicht in die Höhe, jedoch nur sehr fein. Es ist nicht leicht der eigenen Schwester zu erklären, dass man bald nicht mehr hier sein wird. Zumindest für eine kleine Weile. Ich weiss nicht was mich dort erwarten wird. „Mana, ich…“ Seufzend breche ich ich den Satz ab, als mich der Mut verlassen hat. Meine Hand wird kurz einmal fest gedrückt um mir Mut zu zusprechen. Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, während ich mich weiterhin bedrückt betrachte. „Die Sache ist die…“ Mit einem Mal fasst mich der Mut und ich erkläre ihr alles bis auf das letzte Detail. Dabei wird ihr Gesicht immer besorgter, als ich mich ihr nun ebenfalls ganz zuwende. Auf ihr Gesicht befindet sich nun ebenfalls ein trauriges Lächeln mit einer Spur von Verständnis. Nach einiger Zeit ende ich mit meiner Geschichte, nachdem ich nach ihren beiden Hände greife. „Ich hoffe du kannst mich verstehen, dass ich diese Aufgabe alleine bewältigen muss. Ich tue das nur zur euer Sicherheit. Denn wenn erstmal rauskommt, dass wir Rina hier haben, dann haben wir ein Problem.“ „Aber Yugi. Ich kann dich doch nicht alleine reisen lassen? Das ist viel zu gefährlich. Ich komme mit dir!“ „Nein! Du musst hier bleiben und meine Aufgaben übernehmen!“ Entschlossen sehe ich ihr in die Augen. Sie darf niemals solch einer Gefahr ausgesetzt werden. Das würde ich mir niemals verzeihen, wenn ihr was zustossen würde. „Aber warum ich?! Vater soll deine Aufgaben übernehmen, damit ich mit dir reisen kann.“ „Nein Mana! Du weisst, dass Vater viel zu tun hat. Du bist die Einzige neben Vater, der ich diese Aufgaben zutraue. Niemand im Palast könnte es besser als du. Du kennst dich so gut damit aus, weil du mir bei meiner Regierungszeit unter die Arme greifen wolltest. Ich bitte dich, kleine Schwester. Lass mich gehen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir oder Nubia was zustossen würde. Wenn ich nicht mehr wäre, wer würde sich ausser mir und dir um unsere kleine Schwester kümmern?“ Stumm richtet sie ihren Blick gegen den Boden und scheint mit sich zu kämpfen. Gedanklich versuche ich mir Mut zu zusprechen, bete zu Amun-Ra, er solle mich und Rina sicher durch die Wüste leiten. Wenn Mana meine Entscheidung akzeptiert, wird sie meinen Status gerecht werden. Sollte ich nicht mehr zurückkehren, so wird sie die amtierende Königin Nubien’s werden, wenn Vater eines Tages in einen endlosen Schlaf fällt. Jedoch hoffe ich, dass er noch lange durchhält, auch wenn er nicht mehr der Jüngste ist. Ein leichtes Ziepen meines Umhanges, lässt mich fragend zu meiner Schwester schauen. Auf ihrem Gesicht ist starke Besorgnis und Angst zu lesen, doch sie nickt tapfer. 
„Geh deinen Weg, grosser Bruder. Reinige unsere beschmutzte Seele, auch wenn wir unschuldig sind. Dieser Mann hat unser Land in den Schmutz gezogen, so gehe nun und halte ihn auf. Ich weiss, dass du stark bist und ich werde zu Amun-Ra beten, er solle dich in den Ruinen ein schwaches Licht schicken. Mögen die Götter mit dir sein auf deinem steinigen Weg.“ Schwach nickend erhebe ich mich nun vom Boden, ziehe meine Schwester mit auf die Beine. „Ich muss mich nun umkleiden. Als Prinz werde ich nicht weit kommen, ohne gleich ausgeraubt zu werden. Willst du mich noch in meinen Waffenraum geleiten?“ Ein leichtes Nicken ihrerseits lässt mich schwach auf lächeln. Sanft greife ich nach ihrer Hand und ziehe sie hinter mich her. Einige der Diener müssen uns ausweichen um die Platten von Früchten und anderen Speisen nicht fallen zu lassen. Nach einigen Abzweigungen und lange Gänge, kommen wir nun vor einer eher kleinen und unauffälligen Tür zu stehen. Jeweils an beiden Seiten der Tür steht ein Wache, welche beide ihre Waffen übereinander gekreuzt haben. 
Als sie mich erblicken, machen sie einen Schritt zur Seite und lassen ihre Waffen sinken. Ohne zu zögern, trete ich in den kleinen Raum ein und lasse die Tür hinter uns zu fallen. Der Raum wird nur von einigen Fackeln beleuchtet. Inmitten des Zimmer’s steht eine grosse verschlossene Truhe. An den Wänden befinden sich verschlossene Schränke, in welchen sich die Waffen befinden und andere Verkleidungen. Es ist nicht das Erste Mal, dass ich den Palast verkleidet verlassen. Schon oft habe ich mich unter die Mengen der Bürger verschanzt. Vor der Truhe angekommen, gehe ich in die Hocke und greife nach dem Schloss. Einen Schlüssel aus meinem Mantel ziehend, öffne ich das Hindernis. Den Schlüssel lasse ich wieder in meiner Tasche verschwinden und hebe nun den schweren Deckel der Truhe an. Seufzend ziehe ich die Kleidung heraus. In der zwischen Zeit hat Mana mir den Rücken gekehrt, damit ich mich unbemerkt umziehen kann. Ich streife mir eine etwas engere dunkle Hose über die Beine, welche bereits mit einem Gurt umschlungen ist, an welchem sich einige Taschen und Schlaufen befinden um Waffen einzustecken. Das Nächste wonach ich greife ist ein kurzärmliges Oberteil, welches in einem dunklen braun gehalten wird. Kurz daraufhin habe ich jenes angezogen und mir danach ein offenes langärmliges Oberteil übergestreift. An jener befinden sich silberne Knöpfe, zum verschliessen. Sie wurde noch mit jeweils einer Tasche auf beiden Seiten versehen. Zu den letzteren Schritten nun, greife ich nach den grauen Stiefeln, welche auf dem Fussrücken eine Schlaufe angenäht haben. Umgezogen verlasse ich nun die Truhe und schreite daraufhin auf den Schrank zu, worin sich die Waffen befinden. Noch einmal greife ich nach dem Schlüssel und öffne die Türen. Eine Vielzahl von Waffen erscheint vor meinem Auge. Streitkolben, Schwerter, Schilder, Streitaxt, Chepesch, Pfeil und Bogen, Speere und Wurfmesser. Alles war voll von jenen Gegenständen, welche ich alleine besitze. Zu Beginn meines Trainings wusste ich nicht, welche Waffen für mich geeignet sind. Doch in jener Zeit habe ich meine Vorlieben entdeckt. Das Schwert! Doch auch Pfeil und Bogen gehören zu meinem festen Trainingsplan. Die Kunst des Wurfmesser Lernens habe ich mir selbst angeeignet. Es ist immer gut, wenn man neben Pfeilen auch mit Messern werfen kann. Entschlossen greife ich nach meiner wertvollsten Waffe, welche ich durch das kurze Gehänge meines Gürtels stecke. Wurfmesser und einen Dolch lasse ich in die restlichen Schlaufen hindurch. Zu guter Letzt greife ich nach Pfeil und Bogen und hänge es mir über die Schulter. Die Türen schliesse ich wieder und hänge das Schloss an den Griffen.
Noch einmal seufze ich tief aus, drehe mich dann zu meiner Schwester um, welche mir immer noch den Rücken gekehrt hat. Langsam gehe ich auf sie zu, bleibe ruhig hinter ihr stehen. Ich weiss, dass sie nicht möchte das ich gehe. Mir geht es doch ebenso, doch ich habe keine andere Wahl als diesen Mann aufzuhalten. Ich kann es nicht riskieren, dass Ägypten den Krieg gegen Nubien erklärt. Wir leben nun schon seit einiger Zeit in Frieden. Ich muss es tun, ob es mir gefällt oder nicht. Ich habe ein Land zu beschützen und eine Familie, welche ich mit meinem Leben verteidigen werde. Sachte lege ich eine Hand auf ihre Schulter, woraufhin sie sich erschrocken zu mir umdreht. Besorgt mustert sie mich von Kopf bis Fuss, besonders die Waffen scheinen ihr Angst einzujagen. 
Traurig sieht sie zu mir auf und greift sich dabei um den Hals. „Ich habe hier etwas für dich. Hier! Es soll dich in dunklen Zeiten beschützen und ein bisschen Licht schenken. Das ist die Kette, die ich von Mutter bekommen habe. Sie hat sie mir geschenkt, als sie im Sterben lag. Sie sagte mir, dass in dieser Kette ein Stück ihrer Seele lebt, das Licht welches die Dunkelheit vertreibt. Ich möchte, dass du sie trägst auf dieser langen Reise. Egal wo du auch bist, du wirst niemals alleine sein.“ Überrascht sehe ich auf meine Hand, in welcher sich ein Band mit einem blauen flachen Stein befindet. In jenem wurden einige Ranken und Blumen eingeritzt. Tatsächlich!… Das ist die Kette unserer Mutter. Bevor sie starb, hat sie diese Kette immer getragen. Aber!… Sie kann sie mir doch nicht einfach so geben. „Mana… Ich kann das nicht annehmen. Sie gehört dir! Mutter hat sie dir geschenkt, dass du dich beschützt fühlst.“ „Deshalb möchte ich das du sie nimmst. Mutter hätte das gewollt. Du kannst sie mir zurück geben, wenn du von deiner Reise nach Hause kommst. Pass gut auf sie auf.“ „Danke, kleine Schwester.“ Dankbar nehme ich sie kurz in den Arm. „Ich muss mich noch von allen verabschieden. Heute, wenn die Sonne in den Horizont verschwindet, werde ich gehen.“
„Was ist mit Vater? Er weiss noch gar nichts davon. Wirst du ihm Bericht erstatten?“ Nachdenklich ruht ihr Blick auf mich. Ich kann ihm nicht von meinen Plänen erzählen. Er würde niemals gestatten, dass ich nach Ägypten reise wegen eines kleinen Mädchens. „Das geht nicht. Du kennst ihn. Ich werde mit Rina den Palast verlassen ohne das jemand was bemerkt.“ Traurig blick sie zu Boden, lässt den Kopf leicht hängen. Ein tiefer Seufzer folgt von ihr. 
„Wirst du dich wenigstens von Nubia verabschieden? Sie ist deine Schwester!“ Wirft sie mir beinahe vorwurfsvoll gegen den Kopf. Irritiert sehe ich zu ihr hinab, murmle jedoch ein gehauchtes ja. Da mir irgendwie die Luft zu stickig wird, verlasse ich eilig den Raum und stütze mich in dem langen Gang an der Wand ab. Ich habe das Gefühl auf mir lastet ein gigantischer Brocken. Mir fehlt die Luft zu Atmen, so kommt es mir manchmal vor. Mir ist klar, dass Mana ein wenig enttäuscht von mir ist. Immerhin schleiche ich ohne das Wissen meines Vater’s aus dem Palast. Er wird sich grosse Sorgen um mich machen. Doch Mana wird ihm alles erklären, sofern die Zeit reif ist. Bedrückt stosse ich mich von der Wand ab und laufe die langen Gänge hinab. Ich betrachte mir die Wandmalereien, welche Szenen aus vergangenen Tagen zeigen. Lange ist es her, wo Mana und ich im Garten gespielt haben. Jono ist schon als kleiner Junge ständig in den Gärten herum geschlichen, obwohl es ihm strengstens verboten wurde. Heute jedoch darf er so oft er möchte in den Gärten umher wandern, was er auch mit dem grössten Vergnügen tut. Die Bilder, welche auf den Wänden abgebildet sind, werden nie wieder als Alltag bestehen. Im Kindesalter ist es einem erlaubt Angst zu haben. Man darf seine Furcht, Freude, Schwächen und sonstige Emotionen zeigen. Ein Kind darf zu seinen emotionalen Ausbrüchen stehen. 
Doch jetzt bin ich 19 Jahre alt. Ich darf nichts mehr dergleichen tun, was ich früher tun durfte. Es ist mir schlicht gesagt, strengstens untersagt. Ich habe nicht mehr das Recht dazu emotional zu werden. Nur wenn mich niemand sieht. Bis auf Jono, Mana und Nubia hat niemand mein wahres Ich gesehen. Nicht einmal mein Vater, jedoch will er sie auch nicht sehen. Sein Wunsch ist es, dass ich ein stolzer König werde und mich nicht von meinen Gefühlen beeinflussen lasse. Denn dann bin ich angreifbar und dies würde meinen Tod bedeuten. Manchmal wünsche ich mir ich wäre ein normales Kind ohne Pflichten. Würde auf dem Marktplatz mit anderen Kindern spielen. Ich habe jeden Luxus, den sich ein Bürger wünschen könnte, nur einer ist mir nicht vergönnt. Der Luxus ein normaler Mensch zu sein. Ein Mensch, welcher seine Gefühle zeigen darf. Ein Mensch, der seine Liebe von selbst suchen kann. Ein Mensch, der mit anderen Bürgern kommunizieren kann. Ein Mensch, welchem es gestattet ist raus zu gehen, wann immer er will. Ein Mensch, welcher einfach frei sein darf. Ohne die Pflichten eines angehenden Königs. Warum kann ich nicht einfach normal sein? Ist es mir nicht vergönnt glücklich zu sein?… Jedes Mal, wenn ich diese emotionslose Maske aufsetzen muss, fühlt es sich so an als ob mein Herz daran zerspringt. Als schneide ich mir mit meinem eigenen Dolch ins Fleisch. Es ist mir schon immer sehr schwer gefallen, meine Emotionen zu verstecken. Ich bin ein Mensch, welchem seine Gefühle auf’s Gesicht geschrieben stehen. Plötzlich muss ich abrupt stehen bleiben!… Ich bin am Ende des Ganges angelangt… Vor der Türe Nubia’s… ***** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)