Bis dein Lächeln mir gilt von wilnaah ================================================================================ Kapitel 4: Die letzten Tage in Freiheit --------------------------------------- Nervös sah sich Mira im Spiegel an und richtete ihre Haare. Es war ihr 18. Geburtstag und damit kam sie ins heiratsfähige Alter. Bald würde sie den Kazekage heiraten und schon an den Gedanken daran wurde sie nervös. Die letzten drei Jahre konnte sie sich darauf einstellen, dass sie ihr Leben mit einem Monster verbringen würde. Den Rest ihres Lebens. Das hörte sich sehr lang an. Zwar versicherten ihr viele Menschen, dass der Kazekage nicht mehr das Monster war, für dass er einst gehalten wurde, aber ein Mensch kann sich in der Öffentlichkeit anders verhalten als Privat. Wenn Mira mit ihm erst einmal alleine sein würde, dann würde er sein wahres Wesen zeigen und davor fürchtete sich Mira. Aber sie hatte sich vorbereitet, die letzten drei Jahre hatte sie trainiert, um sich selber gut verteidigen zu können. Zuerst mit Shin, aber er lebte schon seit einem Jahr in Suna, danach mit Akari. Immerhin würde Mira ihren besten Freund in Suna wiedersehen, darauf konnte sie sich zumindest freuen. Ihren 18. Geburtstag feierte Mira nicht wirklich. Es waren ein paar Freunde von ihrem Vater eingeladen. Seine Tochter heiratete immerhin bald den Kazekage, damit musste er prahlen und so gewann er auch schon vor der Hochzeit Einfluss auf andere Feudalherren. Nachdem Mira sich hübsch genug für die Feier gemacht hat, ging sie runter ins Wohnzimmer, wo ihr Vater sie schon erwartete. Hoffnungsvoll blickte Mira sich nach ihrer kleinen Schwester Akari um, aber sie war nicht anwesend. Nachdem Mira die Freunde ihres Vaters begrüßt hatte gesellte sie sich zu ihrer Mutter. „Wo ist Akari?“, fragte Mira. „Du weißt doch, wie sie ist. Sie hatte keine Lust und dein Vater meinte es wäre klüger, wenn sie an diesem kleinen Fest nicht teilnehmen würde. Du kennst ihre Manieren“, sagte Minami. Miras Mutter sah kurz etwas enttäuscht aus, doch einen Moment später überspielte sie ihre Enttäuschung mit einem strahlenden Lächeln. Mira wünschte sich, dass sie ihre Gefühle auch so gut verstecken könnte wie ihre Mutter, darin war Mira noch nie gut gewesen. Trotzdem lächelte sie und gab ihr bestes glücklich zu wirken, auch wenn sie enttäuscht war, dass Akari nicht anwesend war. Immerhin hatte Aniko ihr einen Brief geschrieben und Mira ein Buch zum Geburtstag geschickt. Es war jedoch kein gewöhnliches Buch. Als Mira es sah wurde sie zuerst rot und nun hatte sie es unter ihrem Bett in ihrem Zimmer versteckt. „Die Kunst einen Mann zufrieden zu stellen“ hieß es und es war absolut pervers. Trotzdem freute Mira darüber, Aniko gab ihr trotzdem Rat für Miras baldige Ehe, obwohl sie so weit weg war. Mira konnte sich noch erinnern als Aniko sie vor ein paar Monaten besucht hatte. Ihr ging es gar nicht gut in dieser Ehe. Aniko war normalerweise immer eine starke Frau gewesen, doch ihr Mann entpuppte sich als mieses Schwein. Er hatte sie betrogen, zwar hatte er sich entschuldigt und versprochen, dass er es nie wieder machen würde, aber Aniko war fertig wegen dem Betrug. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Mann so etwas getan hatte. Mira konnte nur hoffen, dass Anikos Mann so etwas nie wieder tat. Er schien ein guter Mann zu sein, nur Mira und Akari hatten ihn seit diesem Vorfall als Schwein eingestuft, auch wenn Aniko ihm verziehen hatte. „Mira?“ „Huh?“ machte Mira nur als ihre Mutter sie wieder aus den Gedanken riss. „Hast du deine Geschenke schon gesehen? Es ist eines aus Suna gekommen“, sagte Minami und Mira wurde aufgeregt. Shin musste ihr etwas geschickt haben. „Wo sind sie? Kann ich sie gleich aufmachen?“ „Nach dem Essen.“ Die Gespräche während dem Essen waren langweilig, aber zumindest war das Essen selbst gut. Miras Vater und seine Freunde unterhielten sich nur über Geschäftliches. Nur als sie auf Miras 18. Geburtstag anstießen, widmeten sich alle ihre zu. Es war schon sehr spät bis die Gäste ihres Vaters verschwanden und auch Akari sich blicken ließ. „Alles Gute, Mira-chan“, sagte sie und umarmte ihre große Schwester. „Danke“, murmelte Mira nur. „Ich bin schon gespannt was Shin mir geschickt hat zum Geburtstag.“ „Shin?“, fragte Minami verwirrt. „Er hat dir leider nichts geschickt.“ „Was? Aber ich dachte aus Suna ist etwas gekommen?“ „Ja. Von deinem Verlobten“, sagte Miras Mutter als ob es selbstverständlich wäre. Das enttäuschte Mira. ‚Shin wird es nur zu spät losgeschickt haben’, dachte sich Mira und hoffte dass es wirklich so war. Minami drückte Mira ein Päckchen in die Hand, das von ihrem Verlobten kam. Es fühlte sich schwer an und war rechteckig. Mira riss das Papier weg und hatte ein Buch in der Hand. Die Seitenränder waren vergoldet und die Buchdecke war Violett. „Märchen und Sagen des Windreiches“, las Mira vor. Akari kicherte kurz auf. „Was für ein Zufall. Dein Verlobter hat tatsächlich etwas Gutes ausgesucht... “ „Ich glaub’s nicht...“, murmelte Mira. Sie öffnete das Buch. „Das ist ja eine uralte Ausgabe. Es muss ein Vermögen gekostet haben.“ Mira war ganz begeistert, etwas so Wertvolles in der Hand zu halten. „... oder besser gesagt sein Assistent“, murmelte Akari leise ihren Satz zu Ende. „Sein Assistent?“, fragte Mira verwirrt. „Ja... Kazekage-sama wird ja kaum Zeit dafür haben, dir so ein Geschenk zu suchen.“ „Oh... ja...“ „Na hört mal“, mischte sich Minami in das Gespräch ihrer Töchter ein. „Kazekage-sama hat an Miras Geburtstag gedacht, das ist doch sehr nett.“ Mira und Akari sagten darauf nichts mehr. Miras Vater stieß nun zu ihnen und Minami warf ihm einen Blick zu. „Dann wird es Zeit für unser Geschenk“, sagte sie strahlend und holte eine große Schachtel hervor und gab sie Mira. „Ich und dein Vater dachten uns, da du bald heiraten wirst, wäre das hier das perfekte Geschenk.“ Mira nahm einen seidenen Stoff aus der Schachtel. Es war ein Kimono, ein wunderschöner weißer Kimono für die Hochzeit. Der Stoff fühlte sich angenehm weich und sanft auf zwischen den Fingern an. Mira stand auf und hielt den Kimono hoch. Sie war sprachlos und selbst Akari, die sonst immer laut war und viel zu sagen hatte, brachte nicht mehr raus als ein: „Wow.“ „Es ist wunderschön“, sagte Mira nach einer kurzen Stille. „Danke“, sagte sie zu ihren Eltern, doch gleichzeitig wurde ihr flau im Magen. „Freut mich sehr dass es dir gefällt. Du solltest es noch anprobieren bevor du nach Suna gehst, damit wir noch etwaige Fehler ausbessern können“, sagte Minami. Mira presste ihre Lippen zusammen, als ihre Mutter von dem baldigen Aufbruch nach Suna sprach. Das meiste von Miras Sachen war schon in Koffer und Kisten verpackt. Es handelte sich nur mehr um ein paar Tage, die Mira in Freiheit leben durfte. Der Gedanke, ihr Heim hinter sich zu lassen, jagte Mira fast mehr Angst ein, als wenn jemand sie in einen See schmeißen würde. Am nächsten Tag wurde Mira früh von ihrer Muttergeweckt. Minami wollte noch ein paar Vorbereitungen für die Hochzeit durchgehen, darunter fiel auch die Anprobe von Miras Kleid. „Ich weiß es ist altmodisch“ sagte Minami zu ihrer Tochter, „aber ich will nicht, dass du und Kazekage-sama euch vor der Hochzeit seht und schon gar nicht will ich dass du vor der Hochzeit mit ihm ein Bett teilst.“ „E-Ein Bett teilen?“ Mira starrte ihre Mutter perplex an, dieser Part kam ja auch noch. „Du bleibst Jungfrau bis zur deiner Hochzeitsnacht“, sagte Minami streng, „deswegen habe ich mit seiner Schwester gesprochen und sie wird dich bis zur Hochzeit aufnehmen. Du nimmst zu ihr ein paar Sachen mit und der Rest wird schon mal in dein neues Heim gebracht.“ Mira schluckte, aber sie war froh, dass sie zumindest vor der Hochzeit noch alleine in einem Bett schlafen durfte. Erst am Nachmittag hatte Mira Zeit ihren Kimono anzuprobieren. Die Schneiderin selbst half ihr es anzuziehen. Es war selbst als Mira es anzog noch immer wunderschön. Der Kimono hatte ein wunderschönes Muster, mit vielen Blumen und Farben. Trotzdem fühlte sich Mira ein wenig unwohl. Besonders beim gehen musste Mira aufpassen um nicht zu stolpern, da der Kimono bis zum Boden ging. Mira sah dünn in diesem Kimono aus, trotzdem kam ihre Weiblichkeit gut zum Vorschein und auch, wenn sich Mira unwohl fühlte in dem Kimono, fühlte sie sich auch schön. Ihr Vater kam in das Zimmer als sie das Kleid an hatte. „Du siehst schön aus. Kazekage-sama wird zufrieden mit dir sein.“ „Ich hoffe“, murmelte Mira schüchtern und bekam wieder ein flaues Gefühl. Mira wurde mulmig als sie an das zurückdachte, was ihre Mutter gesagt hatte. ‚Ein Bett teilen’ Plötzlich fühlte sich dieser Kimono viel zu eng an. Bis jetzt hatte sie es geschafft nicht daran zu denken, aber je näher die Hochzeit kam, desto näher kam auch die Hochzeitsnacht. Mira begann schneller zu atmen. „Alles ok mit dir?“, fragte Miras Vater. „Ja... ich denke ich brauch nur ein wenig frische Luft“, murmelte Mira und nahm vorne ihren Kimono etwas hoch, damit sie nicht darüber stolperte und verließ so schnell sie konnte das Zimmer. Sie brauchte nur ein bisschen frische Luft. Mira lief in den Garten. Die Sonne war schon fast untergegangen. Es war noch immer warm, aber bald würde es abkühlen. Mira setzte sich auf die Steinstufen vor dem Haus und dachte nach. Sie dachte an die Hochzeit, an Nacht, an ihren Zukünftigen. Eigentlich könnte sie wegrennen. Jetzt war der perfekte Zeitpunkt. Niemand sah sie und niemand würde es so schnell bemerkten, das sie weg war. Sie könnte irgendwohin und ein neues Leben beginnen. Dort könnte sie einen Mann heiraten, denn sie auch wirklich mochte. Bevor Mira es wirklich selbst realisierte lief sie schon über eine Wiese und direkt in den dunklen Wald hinein. Sie würde alles hinter sich lassen und niemand würde ihr sagen, was sie zu tun hatte. Plötzlich stolperte Mira über eine Wurzel und fiel hin. Ihr Kimono verhedderte sich in einen Ast von einem Baum. Mira stand auf und riss an ihrem Kimono, damit sie weiter laufen konnte. Ihr Herz schlug schnell und Adrenalin ließ sie weiter laufen, als ihre Ausdauer es normal zulassen würde. Was hatte sie getan? Irgendwo an einer Lichtung hielt Mira an. Rund um sie war nur mehr Wald. Mittlerweile war der Mond schon aufgegangen und erhellte die Lichtung. Plötzlich bekam Mira Angst. Es war dunkel und überall waren Geräusche von Bäumen und Tieren. „Hallo?“, rief Mira in den Wald und sah sich um. ‚Da war nichts’, sagte sie zu sich selbst und versuchte sich zu beruhigen. Sie ging noch ein wenig weiter bis sie zu einem See kam und sich dort auf einem großen Stein niederließ. Mira brauchte kein Licht um zu wissen, dass ihr Kimono komplett ruiniert war. Wenn ihre Mutter das sah, würde sie ärger bekommen, da war es doch besser einfacher nicht mehr Heim zu gehen. Mira legte ihr Gesicht in ihre Hände und versuchte sich zu beruhigen, aber sie schaffte es nicht. Schließlich konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurück halten und begann zu weinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)