Kenka Matsuri von abgemeldet (Die Fünf Fragmente) ================================================================================ Kapitel 3: Prophezeiungen ------------------------- ~Kenka Matsuri~ **************************** Tach, allerseits! So, hier bin ich nun tatasächlich wieder, nach einer laaaaaaangen Pause. *drop* Ich weiß, sie war wirklich sehr lang. Aber naja, besser spät als nie, sag ich immer neh? XD Ich hoffe, es wird ab jetzt schneller gehen. Ich hatte mein Abitur vorzubereiten und anschließend zu schreiben, und naja... sowas zehrt eben an den Nerven und Kräften. Will hier auch gar nicht weiter rumlabern, sondern lieber weiter schreiben. Deswegen wird das hier jetzt mal ziemlich kurz, nur noch schnell die Formalitäten klären - denn die müssen ja leider sein - und dann gehts los! Also: Zelda und alle damit verbundenen Charaktere, Orte, etc gehören Nintendo. Nintendo gehört nicht mir, damit gehört auch Zelda in keiner Weise mir. ôO Ich habe allerdings die Rechte an Chiyo, Mikau(abgesehen von dem Namen), und alles/jeder andere, was/wer euch nicht irgendwie bekannt vorkommt. Lange Rede, kurzer Sinn, und jetzt geht's weiter! *************************************************************************** Kapitel 3: Prophezeiungen *** Chiyo seufzte. Es hatte wohl keinen Sinn, sich zu weigern. Vielleicht würden die beiden ihr ja sogar irgendwie helfen können. Mit ziemlicher Sicherheit war sie nicht mehr zu Hause, und auch nirgendwo in der Nähe ihres Zuhauses, und solange sie selbst nicht wusste, was geschehen war, und wie es nun weitergehen sollte, konnte sie jede Hilfe - und sei sie noch so unerwartet - gebrauchen. Also begann sie ihre ganze Geschichte zu erzählen ... Als sie schließlich geendet hatte, blickte sie auf und stellte fest, dass Link sie mit einem etwas zweifelnden Blick musterte, Mikau hingegen schien fasziniert. "Wirklich interessant..." murmelte er. "Bei Gelegenheit muss ich diesbezüglich unbedingt etwas nachforschen..." Link sagte nichts, verschränkte nur die Arme und blickte zur Decke. "Wie, und ... das war's?" fragte Chiyo ein wenig ungläubig. "Sie glauben mir einfach so?" Link richtete den Blick wieder auf sie. "Sag mal, führst du Selbstgespräche?" Chiyo besann sich auf die andere Art der Anrede, die hier üblich zu sein schien. "Ich meine ... ihr glaubt mir?" Mikau wirkte etwas überrascht. "Nun, ich sehe keinen Grund für dich, uns anzulügen. Immerhin wirktest du vorhin schon ein wenig verloren. Du konntest dich nicht gegen die beiden dunklen Gesellen verteidigen - zumindest schien das so - und deine Kleidung erst! Ein Witz, besonders bei diesem Wetter." Chiyo starrte ihn an. "Aber ... es kommt euch nicht irgendwie ziemlich ... fantastisch vor?" hilflos hob sie die Hände. Es war ja nicht so, als wollte sie, dass man ihr nicht glaubte, aber das hier ging doch irgendwie etwas zu leicht. Auch wenn sie sicherheitshalber erst mal weggelassen hatte, dass zumindest Link ihr durchaus bekannt war - aus einem Videospiel! "Ich meine, sowas ist doch ... nicht normal, oder?" Mikau zuckte mit den Schultern. "Normal? Sicher nicht, aber was ist schon normal ... In der Welt geschehen schließlich tagtäglich eine Menge Dinge, die sich mit der Wissenschaft nicht erklären lassen, aber manchmal mit Magie. Und für jemanden wie mich, der sich mit beidem beschäftigt, ist es wirklich sehr interessant." Chiyo schlug sich mental mit der Hand vor die Stirn. Natürlich war es in dieser Welt nichts allzu besonderes, wenn jemand plötzlich eine Art Dimensionsreise durch ein Badehaus unternahm. In einer Welt, in der Zeitreisen, Feuer speiende Drachen und magische Verwandlungen des eigenen Körpers an der Tagesordnung waren, bewegte sich ihre eigene Geschichte vermutlich höchstens im unteren Durchschnitt des Außergewöhnlichen. Mit einem Räuspern meldete sich Link wieder zu Wort. "Und was machen wir nun mit ihr?" Chiyo zuckte leicht zusammen und blickte zu ihm hinüber. Sein Gesichtsausdruck ließ immer noch nicht auf allzu warme Gefühle ihr gegenüber schließen. "Gute Frage!" Mikau runzelte die Stirn. Wir können sie nicht einfach fort schicken, sie wäre ja völlig hilflos. Ich schlage vor, dass sie dir Nacht erst einmal hier verbringt, morgen sehen wir uns dann das Badehaus näher an. Ich wollte den alten Schuppen schon einreißen und einen größeren Stall bauen lassen. Er grinste schief. "Ich frage mich, ob uns wohl all das hier erspart geblieben wäre, wenn ich es schon getan hätte." Das fragte sich Chiyo auch. Im Moment war sie sich nicht wirklich sicher, was sie empfand. Angst? Aufregung? Sorge? Heimweh? Vermutlich alles zusammen. Vor allem aber war sie todmüde. Kein Wunder, es musste weit nach Mitternacht sein. Sie konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Mikau sah das, und erhob sich von seinem Stuhl. "Es ist ziemlich spät. Chiyo - spreche ich das richtig aus? - die Bank dort an der Wand ist breit genug, und recht gut gepolstert. Ich gebe dir noch zwei Decken, dann müsstest du dort ganz gut schlafen können. Und Link -" "Schon gut, ich gehe nach draußen." Der Angesprochene hob abwehrend die Hand und stand ebenfalls auf. "Ich bin es gewohnt, wie du weißt und in geschlossenen Räumen konnte ich noch nie gut schlafen." Mikau warf ihm einen zweifelnden Blick zu. "Wird das nicht zu kalt?" "Unsinn, das stört mich nicht. Im Stall ist es warm genug. Und wegen der anderen Sache - lass uns morgen darüber reden." Er nickte Mikau zu und schenkte Chiyo einen letzten argwöhnischen Blick, bevor er hinaus ging und die Tür hinter sich zu zog. Mikau verschwand durch eine andere Tür und kam bald darauf mit einigen weiteren Decken zurück, die er Chiyo reichte. "Schlaf erst mal über die ganze Sache. Vielleicht ist dir ja bis morgen noch irgendetwas eingefallen." Chiyo nickte und fragte sich, wie in aller Welt es nun weitergehen sollte. Mikau erriet offenbar ihre Gedanken, denn er fügte mit einem Lächeln hinzu: "Und mach dir keine Sorgen. Irgendwie kann ich dir sicher helfen. Und Link auch." Das allerdings bezweifelte Chiyo. "Glaubt Ihr? Also, ich meine .. ich hatte irgendwie den Eindruck, dass er mich nicht sonderlich mag." Mikau lachte leise. "Ach was, er ist nur eben keiner von der Sorte, die sofort zu jedem Vertrauen fassen. Er ist vorsichtig und manchmal ein wenig misstrauisch, das ist alles. Sein Leben ist nicht gerade einfach, weißt du ..." er seufzte und wandte sich wieder der Tür zu, durch die er bereits vorher verschwunden war. "Also - versuch etwas zu schlafen und morgen sehen wir weiter. Ach und - bitte - nenn mich einfach Mikau." Mit einem letzten aufmunternden Lächeln verschwand er. Chiyo seufzte und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, wobei ihr erneut schmerzlich bewusst wurde, dass dieser ungehobelte Kerl da draußen jahrelanges sorgsames Pflegen und Wachsenlassen mit einem Schlag - oder auch Wurf - zerstört hatte. Nun, es war nicht mehr zu ändern. Vielleicht war es sowieso mal wieder Zeit für eine neue Frisur gewesen. Schließlich machte es sich auf der Bank so bequem wie möglich, wickelte sich in die Decken und rollte sich wie eine Katze zusammen. Ihr ging so vieles durch den Kopf, dass sie das Gefühl hatte, er müsse gleich wegen Überlastung völlig abschalten. Leider tat er das nicht, und dementsprechend fand sie noch eine ganze Weile keinen Schlaf. Schließlich aber dämmerte sie doch weg und hatte wirre, dunkle und beängstigende Träume von der Sorte, an die man sich am nächsten Morgen nie erinnern kann. *** Sie erwachte davon, dass es ziemlich kalt war. Es zog regelrecht. Die Luft roch nach Regen, nassem Gras, Holz und nach feuchter Erde. Sie hörte das Zwitschern von Vögeln und ein nicht sehr lautes aber beständiges Prasseln. Irgendwo in ihrer Nähe außerdem ein Rascheln, wie von sehr trockenem Papier oder Blättern. Warum musste ihre Mutter immer das Fenster sperrangelweit öffnen, und das in aller Hergottsfrühe! Bestimmt war es noch nicht einmal halb sieben, also noch massig Zeit bis zur Schule. Nein, Blödsinn, sie war ja Arashiyama, und zur Schule musste sie erst am nächsten Montag. Weshalb weckten die sie dann? Und dann drängten sich die Ereignisse der vorigen Nacht mit einem Mal so unvermittelt in ihr Bewusstsein, dass es ihr wie ein Schlag in's Gesicht vorkam. Einen Moment lag sie still, dann öffnete sie schließlich die Augen und setzte sich auf. Die Fenster waren tatsächlich sperrangelweit offen, ebenso die Tür. Kein Wunder, dass es zog, wie Hechtsuppe! Mikau stand über seinen großen Schreibtisch gebeugt, und blätterte allem Anschein nach in einem ziemlich dicken Wälzer. Ein Blick nach draußen verriet Chiyo auch die Ursache des Prasselns. Es goss in Strömen. Je wacher sie wurde, desto bewusster wurde ihr die Kälte. Ihr Schlafanzug war zwar nicht mehr klatschnass, dafür aber mittlerweile eklig klamm. Sie schaute zu Mikau. "Ähm ... Entschuldigung?" Er drehte sich zu ihr um. "Oh, du bist wach. Du hast ziemlich lange geschlafen. Seit dem Sonnenaufgang ist bereits eine Viertelumdrehung vergangen. Ich fürchtete, du würdest noch eine weitere schlafen, doch gegen Mittag hätte ich dich geweckt." Chiyo sah sich im Raum um, und zog frösteln die Decke enger um sich. Es war also etwa neun Uhr. Wo mochte Link stecken? "Ich habe Link gebeten, etwas Wasser zu holen." beantwortete Mikau die unausgesprochene Frage. "Er ist noch vor Sonnenaufgang wieder auf den Beinen gewesen und in die Stadt geritten, um etwas für mich zu erledigen." "Wohnt er auch hier" Das interessierte Chiyo schon die ganze Zeit. Offenbar war hier einiges anders, als in den Spielen. Mikau lachte. "Oh Himmel, nein! Das wäre wohl nichts für ihn. Link kommt und geht wie der Wind. Nichts hält ihn lange an einem Ort. Aber er hilft mir hin und wieder bei einigen Problemen, und gerade im Moment -" er hielt inne, und musterte Chiyo plötzlich scharf, als überlege er, wieviel er ihr erzählen könne. "Nun ... Im Moment scheint es ein paar neue ... Schwierigkeiten zu geben. Deswegen bat ich ihn, her zukommen, allerdings sieht es zur Zeit nicht so aus, als könne er in diesem Fall viel für mich tun. Wie auch immer ..." Chiyo war sich der Spannung, die plötzlich herrschte, bewusst und blickte wieder zu Tür hinaus. "Ist ja nicht gerade so der Hammer, das Wetter ..." Er sah verwirrt auf. "Wie bitte?" "Ich meine ... das Wetter ist nicht besonders gut, oder?" Er lachte wieder. "Nein, es ist wirklich unangenehm. Link hat es gerade noch bis hierher geschafft, bevor es anfing, Allerdings kann man zu dieser Jahreszeit wohl auch nichts anderes erwarten." Sie schwieg und fragte sich, weshalb er alle Türen und Fenster aufgerissen hatte, wenn er es selber so unangenehm fand. In dem Moment kam Link herein, der einen hölzernen Wassereimer trug. Seine Kleidung war dunkelgrün vor Nässe, und er wischte sich ein paar tropfende Haarsträhnen aus dem regennassen Gesicht. Er nickte Chiyo zu. "Morgen." "Guten Morgen." erwiederte sie und wagte noch ein halbes Lächeln, dass er jedoch nicht zu bemerken schien, da er sich in dem Moment Mikau zuwandte. "Ich habe nochmal darüber nachgedacht, aber ich weiß wirklich nicht, wen man sonst noch fragen könnte. Die Orni verwenden eine andere Schrift, aber wie die aussieht, weiß ich nicht. Und dass es die der Goronen, Zoras und Gerudos nicht ist, wissen wir ja." Mikau nickte nachdenklich. "Das Problem ist nur, dass ich mir im Moment Schöneres vorstellen kann, als die Orni um einen Schriftvergleich zu bitten. Weißt du zufällig, ob die Dunkel eine eigene Schrift besitzen?" Link lachte heiser und ziemlich freudlos. "Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Aber mal was ganz anderes - was ist nun mit ihr?" Er nickte zu Chiyo hinüber, der es gar nicht gefiel, dass er über sie sprach, als sei sie nicht anwesend. Mikau richtete sich auf. "Stimmt ja, wir wollte uns das Badehaus näher ansehen. Nun, dann komm mal mit." Als Chiyo merkte, dass er offenbar sie meinte, erhob sie sich langsam von ihrem Lager und blickte an sich hinunter. "Äh ... soll ich so ...?" Er musterte sie mit dem milde überraschten Ausdruck, der - wie Chiyo langsam glaubte - ebenso zu ihm gehörte, wie die Sterne zum Himmel. "Ach nein, natürlich nicht." Er verschwand durch die zweite Tür in einen anderen Raum. Chiyo warf Link einen verstohlenen Blick zu, doch er hatte sich über den Schreibtisch gebeugt und starrte auf dasselbe Buch, das vorher Mikau studiert hatte. Neugierig trat Chiyo ein paar Schritte näher. Link bemerkte es nicht. Das Buch war tatsächlich sehr dick und sah sehr alt aus - wie allerdings fast alles in diesem Raum. Die Seiten waren vergilbt und an den Rändern braun und bröselig, als sei das Buch irgendwann einmal fast verbrannt. Dennoch waren noch die feinen, zierlichen Schnörkeleien zu erkennen, mit denen die aufgeschlagene Seite gefüllt war. Es sah sehr alt, ehrwürdig und fremdartig aus. Alles - bis auf die Schrift. Die war Chiyo überhaupt nicht fremd, wenn auch nach wie vor nicht voll und ganz verständlich. Es waren ganz gewöhnliche Kanji. "Was ist das? Sieht ja interessant aus ... " sagte sie verwundert. Erst jetzt schien Link zu registrieren, dass sie neben ihn getreten war. "Hey! Schleich dich nicht so an!" Er bemerkte ihren Blick, der immer noch auf das Buch gerichtet war, und schüttelte den Kopf. "Interessant? Gib dir keine Mühe, diese Seite konnte noch nie jemand entziffern. Es ist irgendeine alte Schrift, und der Schlüssel dazu ist vermutlich längst verloren gegangen." Er starrte auf das Buch. "Mikau gibt natürlich die Hoffnung nicht auf, sie irgendwann doch noch zu knacken." Chiyo riss den Blick von dem Buch los und schaute ihn ungläubig an. "Alte Schrift? Schlüssel längst verloren? Das ist doch ganz gewöhnliches japanisch! Was für eine Schrift benutzt ihr hier denn, wenn nicht die japanische?" Nun war es an Link, sie anzustarren Genauer gesagt war es das erste mal, dass er sie richtig ansah. "Was meinst du mit japanisch? Was soll das sein? Etwa das hier? Willst du mir sagen, du kannst das lesen?!" Sie zuckte mit den Achseln. "Ja klar ... Naja ... Vielleicht nicht perfekt, aber ... größtenteils schon." Bevor Link darauf etwas erwidern konnte, betrat Mikau wieder den Raum. Er reichte Chiyo ein Bündel Kleider. "Das müsste dir halbwegs passen ... schnüre einfach den Gürtel etwas enger, dann geht das schon - Link, was ist mit dir? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!" Link starrte immer noch Chiyo an, mit einer Mischung aus Argwohn, Ungläubigkeit und Neugier. Chiyo fand es erstaunlich, wie es ihm gelang, all diese verschiedenen Ausdrücke in seinem Gesicht zu vereinen. Mikau blickte zwischen ihnen hin und her. "Sagt mal ... was habt ihr beiden? Ist irgendetwas passiert, während ich weg war?" Die Ausdrücke in Links Gesicht wechselten so schnell, als hätte man einen Schalter umgelegt - diesmal zu Entrüstung, Ärger und Genervtheit. Er schnaubte. "Red keinen Blödsinn, Mikau! Hör dir lieber an, was das Mädchen zu sagen hat ..." Chiyo spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, teils aus Verlegenheit, teils aus Ärger über Link. "Ich habe doch nur gesagt ... naja, dass ich diese Schrift hier kenne. Bei mir ... also, in meiner Welt ist das eine ganz gewöhnliche Sprache." Mikau ließ sich zu etwas mehr als seiner bisherigen leichten Überraschung hinreißen, öffnete den Mund und starrte nun seinerseits Chiyo an. Link beobachtete ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen, als er schließlich ein paar Schritte vor hastete, das Buch ergriff und auf die Seite deutete. "Das hier?! Das kannst du wirklich lesen?!" Chiyo nickte und war sich nicht ganz sicher, ob das nun gut oder schlecht war. "Ja. Es ist japanisch ... Die Sprache des Landes, aus dem ich komme - nun ja, eigentlich nicht direkt, ich komme ursprünglich aus -" "Das ist ja unglaublich!" Mikau schien an ihrer ursprünglichen Herkunft nicht sonderlich interessiert zu sein. "Ich fasse es nicht ... All die Jahre haben Gelehrte aus dem ganzen Land versucht, dieses Rätsel zu lösen, und nun kommt ein junges Mädchen an - noch dazu eines, das nicht von dieser Welt stammt - und erzählt mir, dass es die vergessene Sprache entziffern kann! Wirklich unglaublich!" "Mikau ..." unterbrach Link ihn unwillig, "Bist du nicht etwas voreilig? Nicht, dass das etwas neues wäre ... Ich finde nur, du solltest nichts überstürzen." "Aber Link, bedenke doch, was das bedeuten könnte! Mit Hilfe der Schrift wären wir möglicherweise in der Lage endlich etwas auszurichten! Wir wären nicht mehr gezwungen, nur da zu sitzen, und es einfach geschehen zu lassen, vielleicht - vielleicht wären wir sogar in der Lage, die Erfüllung der Prophezeiungen zu verhindern!" "Hey!" Link sah nun deutlich alarmiert aus. Mit raschen Schritten war er bei ihm, packte seinen Arm und zerrte den verdutzen Mikau mitsamt dem Buch aus der offenen Tür - die er nun hinter sich zuschlug - und hinaus in den Regen, und ließ die völlig verwirrte Chiyo allein im Haus zurück. Da jedoch das Fenster ja immer noch sperrangelweit offen stand, und die beiden jungen Männer sich offenbar in der Nähe davon befanden, konnte sie deren Worte immer noch verstehen. "Was soll denn das? Du führst dich wie ein Verrückter auf!" "Das sagst gerade du! Wie konntest du das vor ihr sagen?!" "Aber wenn sie uns helfen soll, das Dokument zu entschlüsseln - und es wäre ja Wahnsinn, wenn sie es nicht täte, wo sie doch in der Lage dazu zu sein scheint - müssen wir ihr die Situation ohnehin erklären!" "Und wer sagt dir, dass sie es auch wirklich lesen kann? Woher sollen wir wissen, dass sie uns nicht anlügt? Sie könnte ja wer weiß was erzählen - wir haben keine Möglichkeit, das zu überprüfen!" Chiyo, die in der Nähe des offenen Fensters kauerte, begann derweil vor unterdrückter Wut zu beben. Was redete der denn da? Weshalb bitte sollte sie so etwas tun? Der hatte sie ja echt nicht mehr alle! Mikau sprach ihre Gedanken mehr oder weniger aus. "Aber welchen Grund könnte sie denn haben, uns anzulügen? Was hätte sie davon?" "Benutz deinen Verstand! Sie könnte doch ebenso gut von jemandem geschickt worden sein, um uns genau das glauben zu machen: Dass sie uns helfen kann, dass wir ihr vertrauen können ..." "Du wirst immer paranoider, weißt du das? Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie irgendetwas derartiges im Schilde führt?" "Ehrlich gesagt nein. Sie wirkt nicht gerade besonders abgebrüht und scheint auch nicht übermäßig scharfsinnig zu sein ..." Im Haus am Fenster ballte Chiyo die Hände zu Fäusten und lief rot an. "... und eine Spionin oder was auch immer würde ich mir auch anders vorstellen ... unauffällig, sanft, hübsch ... weiblicher eben, du weißt schon ..." "Als wenn du was davon verstehen würdest." "Lenk nicht ab! Ich meine, diese Männerfrisur und so ... ist ja auch egal, ich denke nur eben, dass wir ihr nicht blind vertrauen sollten! Immerhin - was wissen wir denn über sie? Nur das, was sie erzählt hat, und das klingt reichlich seltsam." So ein Mistkerl! dachte Chiyo während des darauf folgenden Schweigens empört. Was konnte sie denn dafür, dass das mit ihren Haaren geschehen war? Und überhaupt - er war ganz anders, als man ihn sich vorstellen würde ... so was von unsensibel und kaltschnäuzig! Es kostete sie alle Beherrschung, nicht nach draußen zu stürmen und diesen Flegel ordentlich zur Schnecke zu machen. Was der sich einbildete! Sie stellte sich gerade genüsslich vor, wie sie Link unter anderen Umständen gehörig den Marsch blasen würde, als Mikau sich wieder zu Wort meldete. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass du übertreibst. Und möglicherweise ..." Mehr verstand Chiyo nicht, denn die beiden entfernten sich nun vom Haus, und ihre Stimmen verklangen. Mit einem Seufzen ließ sie sich auf die Bank fallen, auf der sie geschlafen hatte und starte trübselig vor sich hin. Wer würde denn auch denken, dass ausgerechnet der berühmte Held der Geschichte - war dies überhaupt eine Geschichte? - so abweisend und unfreundlich sein könnte. Was, wenn sie nun wirklich nicht mehr so bald von hier fort käme? Das waren ja rosige Aussichten! Schließlich machte sie sich daran, in die Kleider zu schlüpfen, die Mikau ihr gebracht hatte. Sie bestanden aus einer schmal geschnittenen Tunika in beiger Farbe und etwas, das aussah wie enge, lange Unterwäsche aus einem weichen, silber-grauen Stoff, und dem ähnelte, was Link unter seiner grünen Kleidung trug. Ein Gürtel, der die Tunika an der Taille raffte, und ein Paar weicher Lederstiefel, die ihr seltsamerweise wie angegossen passten, komplettierten ihr Outfit. Fertig eingekleidet sah sie staunend an sich herab, und wünschte sich, einen Spiegel zu haben. In dieser Verkleidung würde sie auf jeder Manga-Convention eine klasse Figur machen. Zu dumm, dass sie keinen Fotoapparat dabei hatte. Ihre Grübeleien wurde davon unterbrochen, dass Mikau und Link hereinkamen. Mikau registrierte ihre neue Kleidung und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. "Das steht dir aber gut! Es ist ja eigentlich Männerkleidung, aber sie sitzt perfekt. Sowas könntest du öfter tragen." "Ähm ... also ich weiß nicht ..." brachte Chiyo hervor, und fragte sich, ob das jetzt als Kompliment oder Beleidigung zu verstehen war. Link zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Chiyo war froh darüber. Niemand brachte das Thema Buch und Schrift zur Sprache; Chiyo hatte den Eindruck, dass die beiden sich für's erste irgendwie auf irgendetwas geeinigt hatten, und da sie nicht erneut ein Streitgespräch provozieren wollte, hielt sie lieber den Mund, obwohl ihr tausend Fragen durch den Kopf schossen. Mikau warf einen Blick zum Fenster; Der Regen schien nachzulassen. "Schön, ich schlage vor, dass wir uns jetzt das Badehaus ansehen." Chiyo nickte, Link erklärte, er werde mal das Pferd füttern gehen und verschwand. Mikau und Chiyo verließen das Gebäude und gingen den grasbewachsenen und mit Bäumen bestandenen Hang hinunter. Jetzt bei Tageslicht zeigte sich, dass die Landschaft sehr malerisch und idyllisch war. Ein Bach floss unweit des Hauses, von dem ein Weg fort führte und in dann zwischen Hügeln und riesigen Tannen verschwand. In der Ferne schimmerten bläulich Berge mit schneebedeckten Gipfeln, deren Spitzen in den Wolken verborgen waren. Von der Anhöhe gelangten sie auf eine dicht mit Bäumen durchsetzte Ebene. Bald darauf tauchte zwischen Fichten, Ahornbäumen und Akazien ein heruntergekommenes kleines Haus auf. Die Wände bestanden aus ungleichen, verschiedenfarbigen Steinen, die aussahen, als hätte man sie einfach aufeinander gehäuft. Die Dachziegel waren graublau, einige waren gesprungen oder zerbrochen, viele fehlten und gaben den Blick frei auf das modernde Gebälk darunter. Das morsche Holz der immer noch offen stehenden Tür war an vielen Stellen grün angelaufen und von der Feuchtigkeit aufgequollen. Mikau zog sie mit einiger Mühe ein Stück weiter auf, um Licht herein zu lassen und trat dann ein, gefolgt von Chiyo. Das kupferne Becken war schmutzig, das Wasser, das etwa bis zur Hälfte darin stand, trübe und grünlich. Es sah trostlos aus, und lud nicht im mindesten zum hineinsteigen ein. Chiyo trat etwas näher heran und tauchte vorsichtig und zögerlich eine Hand ins Wasser. Es war kalt, jedoch nicht so eisig, wie das Wasser in dem Badehaus in Arashiyama an jenem Tag gewesen war. Sie fragte sich plötzlich, wo eigentlich ihre Taschenlampe geblieben war, während sie nachdenklich und hilflos in die Dunkelheit des Beckens starrte. Mikau, der bis eben den Vorraum untersucht hatte, trat nun an ihre Seite. "Hier war etwas ... ich kann eine eigenartige Restenergie spüren - so als hätte sich vor nicht langer Zeit ein mächtiger Schub magischer Energie hier entladen ... Aber es ist irgendwie verschwommen und schwach. Was immer es war - es ist wieder fort." Chiyo hob den Blick zu ihm und bemühte sich, ihre Bestürzung nicht zu zeigen. Bisher hatte sie gar nicht ernsthaft daran gedacht, dass sie vielleicht überhaupt nicht mehr zurückkommen könnte. "Bedeutet das, dass ich fürs erste festsitze?" Ihre Stimme klang gespielt locker. Mikau warf ihr einen Blick zu. "Tut mir leid, aber ich fürchte, im Moment sieht es so aus. Aber du solltest bedenken, dass das was hier geschehen ist, immerhin geschehen konnte." "Wie meinst du das?" "Nun, irgendeine seltsame Verbindung muss hier wohl bestehen. Es konnte einmal geschehen, also kann es auch wieder geschehen." Chiyo seufzte schicksalsergeben, aber ihr war klar, dass er ihr Mut machen wollte. "Du hast wohl recht ... Und im Moment nützt es offenbar nichts, sich Gedanken zu machen - Ich komme hier nicht weg, so sieht es nun mal aus." Sie erschauderte in der dämmrigen Kühle und zog die Schultern hoch. "Lass uns wieder hinausgehen, hier können wir ja jetzt ohnehin nichts machen." Er nickte, und sie verließen schweigend das kleine Haus und machten sich auf den Rückweg. Chiyo blickte in Gedanken versunken vor sich hin, dann blieb sie plötzlich stehen und sah sich um. "Warte mal ..." Sie kniete sich hin, und suchte das Gras ab. "Stimmt etwas nicht?" Mikau beobachtete sie stirnrunzelnd. "Nein, es ist nur ... ich glaube, gestern nacht habe ich hier irgendwo ... Ha! Wusste ich's doch!" Triumphierend hielt sie ihre Taschenlampe hoch. Mikau starrte sie an. "Was ist das? Eine Waffe aus deiner Welt?" "Eine Waffe nicht, aber nützlich ist es trotzdem - sieh her -" Sie schaltete sie ein. Unglaublicherweise funktionierte sie immer noch. Sollte sie jemals wieder nach Hause kommen, würde sie einen Brief an den Hersteller schreiben. 'Ich bin mit dem Produkt sehr zufrieden, es übersteht auch längeren Kontakt mit Wasser, Wind und Wetter sowie Dimensionsreisen ...' Wäre zumindest ein interessanter Werbe-slogan. Mikau untersuchte die Lampe interessiert. "Faszinierend! Wie funktioniert das? Und was für ein eigenartiges Material ..." Chiyo sah ihm grinsend zu. "Du kannst sie behalten, wenn du willst ... Die Dinger kosten bei uns nicht gerade viel." "Wirklich? das ist -" Chiyo erfuhr nicht mehr, was genau das war, denn in diesem Moment ertönte schneller Hufschlag, Mikau fuhr alarmiert herum, entspannte sich dann aber schnell wieder, als er den Reiter sah, der sich ihnen auf einem grauen Pferd in gestrecktem Galopp näherte. Offenbar erkannte er ihn. Der junge Bursche, dessen Kleidung und dunkles Haar durchnässt waren von Regen und Schweiß, brachte sein Tier dicht neben ihnen zum Stehen und ließ es mit angezogenen Zügeln auf der Stelle tänzeln. Mikau sah nun wieder besorgt aus und kam ohne Umschweife zur Sache. "Kiyao, was ist passiert?" "Ich komme von der Schädelküste!" keuchte der Junge, der nicht älter aussah, als 16 oder 17, und von Chiyo keine Notiz nahm. "Es hat jetzt auch bei ihnen begonnen! Haleik war dort, er fing mich ab und sagte ich solle sofort umkehren, um dir Bescheid zu sagen." "Weshalb war Haleik an der Schädelküste? Er ist unser Kontakt für Thalea! Was ist mit Shonan?" "Shonan ist verschwunden! Haleik ist zur Schädelküste aufgebrochen, nachdem er über zehn Tage keine Nachricht von ihm erhalten hat. Er konnte dort jedoch nichts genaues in Erfahrung bringen, nur das Shonan offenbar gegen irgendwelche Gesetze verstoßen hat ..." "Oh nein ..." stöhnte Mikau. "Er hat sich sofort auf den Rückweg nach Thalea gemacht, und er wirkte echt besorgt!" "Kein Wunder, er kann sich wahrscheinlich bereits vorstellen, was ihn dort erwartet." gab Mikau finster zurück. Chiyo folgte der Unterhaltung gespannt. Hier schien ja einiges vorzugehen, scheinbar gab es tatsächlich Ärger. "Mag sein ... jedenfalls sagte er mir, ich solle dir ausrichten, dass nun auch die Schädelküste betroffen ist, und demnach wohl auch bald Thalea." "Hat Haleik jemanden in Verdacht?" "Davon hat er nichts gesagt - aber er ist auch sofort wieder verschwunden." "Verdammt! Die Zeit läuft uns davon!" Mikau starrte einen Moment mit verbissener Mine ins Leere. "Was hast du jetzt vor? Reitest du zurück nach Unruhra?" Kiyao nickte. "Ich melde das und mache mich anschließend auf den Weg nach Kanja." "Um die Goronen zu warnen?" "Ja. Auch wenn ich nicht weiß, ob das viel nützt." Mikau seufzte. "Bisher hat es das jedenfalls nicht. Pass auf dich auf Kiyao!" "Klar! Wir sehen uns!" Kiyao wendete sein Pferd und preschte in demselben halsbrecherischen Tempo davon, in dem er angekommen war. Mikau blickte ihm besorgt nach und hatte einen Ausdruck auf dem Gesicht, als zweifle er an Kiyaos letzten Worten. Dann wandte er sich schweigend zum Gehen, Chiyo folgte ihm zum Haus, und obwohl sie furchtbar gerne gewusst hätte, was es mit all dem auf sich hatte, beherrschte sie sich, ihn mit Fragen zu bestürmen. Link war noch nicht zurückgekommen und Mikau führte Chiyo durch den runden Raum mit den Büchern und dem großen Schreibtisch hindurch und in ein kleineres Zimmer, das bis auf ein schmales Bett und einige Truhen leer war. Sie durchquerten es und gelangten in einen großen L-förmigen Raum - ganz offensichtlich die Küche. Hier war es warm, in dem riesigen Kamin prasselte ein Feuer, es gab einen großen Herd, einen gusseisernen Ofen, mehrere Schränke und Borde mit Geschirr, sowie einen gigantischen Tisch aus massivem Eichenholz und drei Stühle, die aussahen, als sollte man sich lieber nur mit äußerster Vorsicht darauf niederlassen. In den Wänden befanden sich zwei hohe, schmale Fenster mit dicken weißen Leinenvorhängen (Und das bei einem Mann! Dachte Chiyo entzückt) sowie eine weitere Tür, die in's Freie zu führen schien. Es roch leicht nach verschiedenen Kräutern, die von der Decke hingen und auf dem Tisch stand ein großer Teller mit duftenden Orangen und verschrumpelten Äpfeln. Chiyo sah sich begeistert um, sie fand es urgemütlich. Mikau ging zu einem der Fenster und spähte hinaus. "Ah, wie ich sehe, gesellt sich Link auch endlich wieder zu uns." "Wollte er nicht nur sein Pferd füttern?" fragte Chiyo erstaunt. "Ach Blödsinn, gar nichts wollte er. Das steht im Stall und kann jederzeit in's Freie, um sich Gras zu suchen." "Hä? Aber wieso ist er dann -" "Nun, er kann manchmal etwas schwierig sein ..." Mikau zuckte mit den Schultern. "Ignoriere es einfach, das legt sich mit der Zeit." Chiyo seufzte. "Wenn du es sagst ..." In dem Moment schlug ganz in ihrer Nähe eine Tür, und gleich darauf öffnete sich die Tür, von der Chiyo angenommen hatte, sie würde in's Freie führen (Jetzt erkannte sie, dass es sich um eine Art Speisekammer zu handeln schien), und besagter Mann trat in's Zimmer, die Tür hinter sich schließend. "Wenn man vom Teufel spricht, ist er meist nicht weit ..." murmelte Chiyo. Link runzelte die Stirn. "Wie bitte?" Mikau grinste kurz. "Setz dich, Link, und mach es dir gemütlich, ich denke, es ist an der Zeit, Chiyo einiges zu erklären." Link hob die Augenbrauen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ach ja?" Während im selben Moment auch Chiyo sich Mikau zuwandte. "Ach ja?" "Kiyao war gerade hier." fuhr Mikau ungeduldig fort, "Bei den Zoras hat es nun ebenfalls begonnen - und Shonan ist spurlos verschwunden. Denkst du nicht auch, dass wir jede mögliche Chance nutzen sollten?" Link starrte ihn einen Moment bestürzt an. Dann seufzte er und hob die Hände in einer Geste der Resignation. "Doch ... natürlich ..." Er nahm sein Schwert vom Rücken und ließ sich auf einen äußerst instabil aussehenden Stuhl sinken. Mikau ließ sich auf einem weiteren dünnbeinigen Stuhl nieder, und Chiyo tat es ihm nach. Dann blickte er sie schließlich mit ernstem Gesicht an. "Was du da gerade von Kiyao gehört hast, muss dich sehr verwirren, nicht wahr?" Chiyo machte ein unsicheres Gesicht. "Naja, ich verstehe nicht wirklich, was eigentlich los ist. Ihr fingt ja gestern schon an, über so seltsame Sachen zu reden, und Link -" "Ich weiß," Mikau nickte, "Die Situation ist im Moment nicht gerade einfach, und es sieht nicht so aus, als würde sie sich in absehbarer Zeit verbessern. Link -" er nickte zu ihm hinüber, "- war dagegen, dich einzuweihen, weil er der Meinung ist, wir wüssten zu wenig über dich und deine Absichten -" "Aber ich HABE doch überhaupt keine Absichten!" unterbrach ihn Chiyo aufgebracht, "Ich habe überhaupt keine Ahnung von den Dingen, die hier vorgehen - wie sollte ich auch? - und warum sollte ich euch anlügen oder so? Ich habe doch selber genug Probleme!" Mikau hob die Hand, und sie verstummte. "Das glaube ich dir. Vielmehr noch, auch ich war mir bisher nicht sicher, ob wir dich hier mit hinein ziehen sollen, wo du doch in einer so schwierigen und seltsamen Lage bist." Chiyo suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen von Spott oder Ironie, konnte jedoch keine finden. Sie sah zu Link auf der anderen Seite des Tisches hinüber, der den Blick jedoch auf das Schwert in seinen Händen gerichtet hatte. "Also?" fragte sie Mikau schließlich, denn neugierig war sie trotz allem. "Ich möchte dir jetzt gerne die ganze Sache erklären. Dir sagen, was los ist, und weswegen wir uns Sorgen machen ..." "Damit ich weiß, was mich erwartet?" fragte Chiyo mit großen Augen. "Das auch. Aber abgesehen davon hoffe ich sehr, dass du uns möglicherweise helfen kannst." "WAS?! ICH euch helfen?!" Mikau nickte. "Aber wie?! Ich meine, was kann ich schon tun? Und wobei überhaupt? Wie soll ich -" "Ganz ruhig, immer langsam," fiel Mikau ihr in's Wort, "lass mich dir erst einmal erklären, was überhaupt los ist. Du musst es natürlich nicht tun, aber wenn du wirklich in der Lage dazu wärst, könntest du uns möglicherweise einen großen Dienst erweisen." Er warf ihr einen fragenden Blick zu, sie nickte schweigend und er fuhr fort. "Wo fange ich am besten an? Ich denke, das beste wird sein, dir auch die Vorgeschichte zu erklären. Du erinnerst dich vermutlich an das hier?" Er zog irgendwo aus den Tiefen seines dunklen Gewandes das Buch mit der Seite auf japanisch. Chiyo nickte. Natürlich tat sie das, es war ja erst gestern gewesen, und sie litt schließlich nicht an Alzheimer. Kurz fragte sie sich, weshalb er das Buch ständig mit sich herum schleppte. Mikau schlug das Buch auf der Seite mit den Kanji auf. "Du hast ja gemerkt, wie ungläubig Link reagiert hat, als du sagtest, du könntest diese Schrift lesen, und um ehrlich zu sein - auch ich habe gezweifelt. Der Grund dafür ist der, dass nicht einmal die weisesten Gelehrten dieses Landes in der Lage waren, sie zu entziffern - es schien kein Schlüssel mehr dafür zu existieren. Doch ich bin jetzt bereit dir zu glauben, weil zu viel auf dem Spiel steht, als dass wir nicht alles versuchen müssten." Wie gnädig ... dachte Chiyo; sie hielt jedoch lieber den Mund, da es jetzt interessant zu werden schien. "Vor langer Zeit lebte ein Prophet der eine außergewöhnliche Begabung besaß. Er war in der Lage, Ereignisse sehr genau und mit einer absoluten Wahrscheinlichkeit bereits Jahre vor ihrem Geschehen anzukündigen. Alle Vorhersagen, die er machte, bewahrheiteten sich. Kurz vor seinem Tod machte er drei letzte Prophezeiungen." Mikau hielt inne und Chiyo beugte sich gespannt vor. Als er schließlich weitersprach, schien es ihr, als klinge seine Stimme plötzlich anders. "Aus jedem der fünf alten Rassen dieser Welt wird sich je einer erheben, dessen Schicksal es ist, sein Volk in eine neue Ordnung zu führen. Das ist die erste der drei. Die zweite lautet: Ein sechster wird die Macht erlangen, über Himmel und Erde, Wasser, Land und Finsternis zu herrschen. ..." Mikau verstummte erneut und machte eine kurze Pause, bevor er leise weitersprach. "Bäume werden bluten, Häuser werden brennen, die Erde wird beben, Wasser wird zu Blut. Dem Schicksalskind wird von schwarzer Hand der Tod gebracht ..." Chiyo starrte ihn einen Moment an und schauderte unwillkürlich. Mikau bemerkte es. Link schwieg weiterhin. "Es wurde viel darüber spekuliert, welche der Prophezeiungen gut und welche schlecht sind. Ist dir die Formulierung in der zweiten aufgefallen? 'Der Himmel, die Erde, das Wasser, das Land und die Finsternis' - sie stehen für die fünf großen Rassen - Die Orni, die Goronen, die Zoras, die Menschen und die Dunkel. Einige glauben, dass die ersten beiden Prophezeiungen eine Zeit ankündigen, in der alle fünf Rassen von einem einzigen König vereint und als ein Volk leben werden. Manche glauben auch, dass es bedeuten soll, dass die fünf Herrscher der Rassen einen ewigen Friedenspakt schließen. Und das klingt nicht unbedingt schlecht, nicht wahr? Doch selbst, wenn es so ist - und die ersten beiden Prophezeiungen gutes verkünden - so ist da doch immer noch die dritte. Und sie spricht von einem namenlosen Übel, das über die Welt kommen wird. Viele sind der Meinung, dass die dritte gar nicht erst eintreffen wird, wenn die ersten beiden sich bewahrheiten. Andere behaupten, die dritte hätte überhaupt nichts mit den anderen beiden zu tun ... doch ganz gleich, wie es nun ist, ich und ein paar andere sind der Meinung, dass jede dieser Prophezeiungen sich aus der vorherigen ergibt. Sie fungieren als Kette, und um den Schrecken der dritten zu verhindern, muss man versuchen, allen dreien entgegenwirken." Chiyo hatte staunend zugehört und sah Mikau nun verwundert an. "Aber ihr wisst doch gar nicht, wann all das geschehen soll, oder? Und überhaupt - wie sollte man ihnen denn entgegenwirken? Ich dachte, 'Das Schicksal kann man nicht aufhalten', und so weiter ..." "Du hast recht, bisher wussten wir nicht, wann sie eintreten würden." Mikau stütze die Ellbogen auf dem Tisch ab. "Doch nun geschehen seit einiger Zeit gewisse Dinge ... die alten Rassen scheinen zu beginnen, sich nach und nach von allem abzuwenden, sie schotten sich völlig von der restlichen Welt ab. Es begann mit den Orni - dem Vogelvolk aus dem Süden. Früher herrschte rege Korrespondenz zwischen allen fünf Völkern, und dann - ohne irgendeinen ersichtlichen Grund - zogen die Orni sich zurück. Das gleiche geschah bald darauf mit den Dunkel, obwohl ..." Mikau hüstelte, "Man kann vielleicht nicht gerade behaupten, dass die Dunkel vorher außerordentlich gesellig gewesen seien -" Von Link kam ein Schnauben. "Aber dennoch standen sie mit den anderen in Kontakt." fuhr Mikau ungerührt fort. "Sie besuchten von Zeit zu Zeit Unruhra - die Hauptstadt der Menschen - die im Landesinneren liegt und das Zentrum zwischen den anderen vier Regionen bildet. Sie kamen, um Handel zu treiben, und auch, weil von Zeit zu Zeit manche Dinge eben mit allen besprochen werden müssen. Nur so können fünf so unterschiedliche Rassen in einer solchen Harmonie zusammen leben ..." Mikau seufzte. "Doch, das hat sich jetzt wie gesagt geändert. Weder die Dunkel noch die Orni zeigen offene Feindschaft, doch das Schweigen, das von ihren Seiten herrscht, ist für die meisten weitaus beängstigender, als es eine Kriegserklärung - und sei sie noch so grundlos. Doch ich habe einige sehr gute Freunde in jedem der Völker - und sie halten den Kontakt zu mir und die Augen offen. Durch sie konnte ich einiges in Erfahrung bringen. Es scheint, als wäre bei den Orni, sowie bei den Dunkel jeweils jemand aufgetaucht - der nicht nur einen hohen Rang hat, sondern vor allem dem jeweiligen Herrscher nahe steht - und habe behauptet, dass sich schon sehr bald, etwas grundlegendes im Gefüge dieser Welt ändern werde, und dass sich das Volk dementsprechend vorbereiten müsse. Offenbar wurden seltsame, neue Gesetze erlassen, die unter der Androhung schwerer Strafen befolgt werden müssen. Und man legte der Bevölkerung nahe, den Kontakt zu anderen Rassen zu meiden. Meine Kontaktleute arbeiten unter großer Gefahr aber sie sind derselben Meinung wie ich - nämlich dass die erste Prophezeiung begonnen hat, sich zu erfüllen." Daraufhin herrschte erst einmal ein beklommenes Schweigen. Für einen Moment war nichts zu hören, außer dem leisen, scheppernden Geräusch, das davon rührte, dass Link sein Schwert etwas fester packte. Chiyo schluckte. "Aber ... sagtest du vorhin nicht irgendetwas davon, dass man den Prophezeiungen irgendwie entgegenwirken könnte?" Mikau nickte und tippte auf den schweren Wälzer vor sich auf dem Tisch. "Ja. Und zwar soll es Hinweise darauf in diesem Buch geben, das vor vielen Jahren der Prophet persönlich geschrieben hat. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb dieses Buch auf keinen Fall in die falschen Hände geraten darf. Zwar wären die Diebe wohl ohnehin nicht in der Lage, mit der Schrift etwas anzufangen, doch man kann nie wissen. Also wurde die entsprechende Seite wie gesagt in jener Sprache verschlüsselt, die keiner zu kennen scheint. Keiner - außer dir ... wenn du die Wahrheit gesagt hast." "Aber das habe ich ..." stotterte Chiyo und dachte, dass sie sich wohl gerade nicht besonders überzeugend anhörte. "Ehrlich, das ist die Wahrheit ... nur - nunja, ich kann es leider nicht so besonders gut -" Link starrte sie ungläubig an. "Du willst uns erzählen, dass du die Sprache deiner eigenen Welt nicht 'besonders gut' kannst?" "Es ist nicht DIE Sprache meiner Welt, sondern EINE Sprache meiner Welt." gab Chiyo zurück, "Ich kann sie zwar flüssig sprechen - wie ihr ja offenbar auch - aber mit dem Lesen hapert's eben etwas ... Es gibt unglaublich viele Schriftzeichen, und ich habe erst vor einigen Jahren mit dem Lernen angefangen." "Was meinst du mit 'wir auch'?" wollte Mikau wissen. "Naja, wir unterhalten uns doch jetzt gerade schließlich auf japanisch, oder?" Die beiden jungen Männer sahen einander an. "Was redest du denn da?" fragte Link schließlich verwundert. "Wir sprechen die landesübliche Sprache. Jede Rasse spricht sie ... naja, die Dunkel -" "Wie eigenartig!" unterbrach ihn Mikau. "Also sprechen wir in einer Sprache, die du aus deiner Welt als - japanisch? - als japanisch kennst, aber die entsprechende Schrift gibt es hier eigentlich nicht ... wirklich sehr eigenartig ..." "Vielleicht sollte sie sich dieses blöde Buch jetzt endlich mal genauer ansehen", meinte Link ungeduldig, "Immerhin haben wir nicht ewig Zeit!" "Natürlich!" Mikau reichte es Chiyo. "Lies es in aller Ruhe" -er ignorierte Links Ächzen - "und versuche einfach dein Bestes, bitte ... eine andere Möglichkeit haben wir schließlich nicht." Er erhob sich und warf einen Blick auf den Herd, während Chiyo ehrfürchtig die Nase in das Buch steckte. "Nun, wie wäre es in der Zwischenzeit mit einem etwas verspätetem Frühstück?" *** Am späten Nachmittag brütete Chiyo immer noch über der alten Schrift. Sie hatte sich in die gemütliche Küche zurückgezogen, wo sie ungestört war und sich am besten konzentrieren konnte. Ihr fehlten offenbar noch viel mehr Kanji, als sie befürchtet hatte. Doch immerhin, war es ihr inzwischen gelungen, das Wesentliche aus dem nicht besonders langen Text herauszufiltern. Nachdem, was ihr von Mikau alles erzählt worde war, fühlte sie sich plötzlich irgendwie mitverantwortlich. So, als wäre dies ihre Aufgabe, und nur sie könne sie lösen. Was ja - wie sie sich selbst mit einer Spur von Selbstzufriedenheit sagte - in gewisser Weise auch so war. Und als als sie schließlich in's Studierzimmer trat, hatte sie das Gefühl wenigstens alles in ihrer Macht stehende getan zu haben. Mikau war über seinem Schreibtisch gebeugt, einen Haufen Papiere vor sich ausgebreitet. Link saß im Schneidersitz auf einem Teppich am Kamin und schärfte Pfeilspitzen mit einem kleinen Stein von eigenartig blauer Farbe. Chiyo hatte schon die ganze Zeit den Eindruck, dass er sich nicht besonders wohl dabei fühlte, die ganze Zeit, hier nichtstuend im Haus zu sitzen. Dieser Anblick nun bestätigte ihren Gedanken und erinnerte sie an einen unbeschäftigten Fischer, der Netze flickt. Sie grinste in genau dem Moment, da beide aufblickten. "Da bist du ja wieder." bemerkte Mikau lächelnd. "Ich hoffe, deine gute Laune, ist ein Zeichen für gute Neuigkeiten." "Äh, nein ... ich meine, doch - aber deswegen habe ich nicht ... egal, was ich eigentlich sagen wollte - ich denke, ich habe das meiste jetzt raus." "Großartig!" Mikau strahlte und Link setzte einen Gesichtsausdruck auf, den Chiyo mit gutem Willen als anerkennend bezeichnete. "Also, soweit ich verstanden habe - scheint es tatsächlich eine Möglichkeit zu geben, das 'Übel', oder das 'Unheil', das mit den Prophezeiungen zusammenhängt, irgendwie, äh ... zu bekämpfen oder so. Dafür ist es offenbar nötig fünf Bruchstücke oder Fragmente von etwas zu finden. Was dieses 'Etwas' jetzt genau sein soll ... naja, also das hab ich leider nicht verstanden, aber wenn man alle fünf hat - dann hat man auch das 'Etwas' ... oder so." Sie blickte wieder in das Buch, sah aber aus den Augenwinkeln Links und Mikaus abwartende und etwas zweifelnde Blicke und fühlte sich, wie früher in der Schule, wenn sie vor der ganzen Klasse Französisch-Texte übersetzen sollte. "Na jedenfalls - wenn man dann alle Bruchstücke zusammen hat, hat man also irgendwas, womit man gegen das äh ... 'angehen' kann, was hier drin -" sie tippte auf das Buch, "- als der 'Verlauf der Prophezeiungen' bezeichnet wird. Schätze, das ist 'ne Waffe oder sowas. Aber ich weiß es nicht genau. Der Teil ist schwer zu verstehen, tut mir leid -" "Was redest du denn da?" Mikau war aufgestanden, und zu ihr hinübergekommen. "Das ist doch schon eine ganze Menge mehr, als wir vorher wussten. Konntest du sonst noch etwas entziffern?" "Äh, ja. Einmal steht hier noch etwas von wegen, dass die Fragmente irgendwelche Zeichen oder Male tragen. Und mit diesen Zeichen kann man wohl das 'Etwas' - was immer es auch sein mag - irgendwie bekommen. Und dann ist hier noch was, was wirklich weiter helfen sollte ... Wenn ich das nicht völlig falsch verstehe, steht hier, dass die fünf Fragmente an den fünf Gründen - keine Ahnung, ob ich das richtig übersetze - zu finden sind, die da wären: Himmel, Erde, Wasser, Land und Finsternis. Genau, wie in der Prophezeiung, nicht wahr? Und das tollste ist: Zu jedem Fragment steht hier ein Hinweis, der einem wohl helfen soll, zu erraten, wo genau es zu finden ist. Beispielsweise Ware, Hitze oder so ... Und die Hinweise konnte ich ALLE übersetzen!" hibbelig blickte sie auf und in die Gesichter der beiden Männer, die sie etwas verdutzt ansahen, und dann offenbar kapierten, dass hier ihr Applaus gefragt war. Link nickte beifällig. "Ähm ... klingt doch sehr gut - oder?" "Natürlich tut es das!" erwiderte Mikau lachend, und Chiyo strahlte. "Das war wirklich gute Arbeit, alle Achtung. Es sieht so aus, als wären wir jetzt endlich in der Lage, etwas handfestes zu unternehmen. Bleibt noch die Frage, wie wir vorgehen sollen ..." "Aber, das ist doch klar!" sagte Link sofort. "Wir müssen offenbar die Bruchstücke von diesem mysteriösen 'Etwas' einsammeln, um überhaupt weiter zu kommen, das heißt, wir müssen los ziehen, die fünf Regionen abklappern, und sie suchen. Und erst, wenn wir sie haben können wir weiter sehen." "Ja, das stimmt natürlich, allerdings werde ich nicht mitkommen können." gab Mikau nachdenklich zurück. "Die anderen brauchen eine Anlaufstelle, und Boten müssten mich sonst erst suchen. Außerdem kann ich dir viel eher helfen, wenn ich hier bin, weil ich dann Neuigkeiten von hier aus an dich weiterleiten kann." Link nickte. "Da hast du wohl recht, so wird es am besten sein. Dann sollte ich wohl morgen aufbrechen. Je eher, desto besser." "Da stimme ich dir zu. Und ich denke, du solltest Chiyo mitnehmen." meinte Mikau beiläufig. "WAS?!" riefen beide wie aus einem Mund. Link entrüstet, Chiyo aufgeregt - und entrüstet. "Aber weshalb denn im Namen der Götter?" rief Link ungläubig, "Sie würde mich behindern und ungefährlich ist es auch nicht gerade!" "Das stimmt wahrscheinlich sogar, aber hier kann sie dir nicht viel nützen." "Und was bitte sollte sie mir nützen, wenn sie bei mir wäre?" Chiyo machte ein ärgerliches Gesicht, von Feingefühl hatte dieser Kerl wirklich nicht den leisesten Schimmer. Allerdings war auch nicht nicht klar, welchen Nutzen sie denn bei dieser Aktion bringen könnte - abgesehen davon, dass die Aussicht auf eine solche Reise sie mit einer gewissen Begeisterung erfüllte. "Na, das liegt doch auf der Hand!" meinte Mikau jetzt. "Sie ist die einzige, die diese Schrift lesen kann. In der Schrift steht doch, dass auf den Fragmenten Zeichen sind, die einem weiterhelfen, und diese Zeichen sind mit Sicherheit ebenfalls in der Sprache. Außerdem wäre es möglich, dass einige dieser Hinweise, die in der Schrift stehen, nicht ganz exakt sind oder falsch gedeutet werden können. Und in dem Fall bräuchtest du sie, um sie möglicherweise erneut zu deuten." Chiyo war sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall war, und dass sie - wenn doch - wohl auch nichts ausrichten könnte aber das behielt sie lieber für sich. Nun wandte sich Mikau an sie. "Versteh mich nicht falsch, Chiyo. Ich will dich nicht bewusst einem hohen Risiko aussetzen. Aber die Sache ist nun mal sehr ernst, wir können nicht einmal ermessen, was alles auf dem Spiel steht. Ist es viel, wird es sicher hier und da brenzlig, ist es nichts - was immerhin auch sein könnte, droht euch wohl auch keine Gefahr. Doch alles deutet darauf hin, dass sich tatsächlich ein schlimmes Unheil anbahnt, das möglicherweise uns alle bedroht. Daher möchte ich dich, sofern du es dir zutraust, um Hilfe bitten. Gehe mit Link und steh ihm mit deinen Kenntnissen dieser fremden Schrift zur Seite, denn sie scheint der Schlüssel zu allem zu sein." Nach dieser Rede fühlte sich Chiyo seltsam beschwingt - auch wenn ihr klar war, dass das vermutlich gerade eher fehl am Platze war - und nickte ernst. Sie kam sich ziemlich wichtig vor. Dies war ein heroischer Augenblick oder sowas, und es waren IHR Mut und IHRE Heldenhaftigkeit gefragt, um eine Mission zu erfüllen. "Ja, ich bin bereit dazu!" sagte sie fest und hatte den Eindruck, dass nichts diesen magischen Moment zerstören könnte. Mikau lächelte. Hier wird gerade Geschichte geschrieben, und ich bin ein Teil davon, dachte Chiyo. "Na super!" stöhnte Link, und machte jegliche Dramatik zunichte. Chiyo fixierte ihn giftig. "Hör bloß auf, ich bin dir schon kein Klotz am Bein!" "Das wird sich noch zeigen!" schoss Link zurück. Mikau blickte zufrieden von einem zum anderen. "Ausgezeichnet, das scheint mir eine gute Partnerschaft zu werden!" *** Etwas später saßen die drei wieder in der Küche, wo sie nach einem Abendessen aus Brot, frischer Butter (Es musste wohle Kühe in der Nähe geben) und Salat, eine große Landkarte ausgebreitet hatten. Mikau erklärte Chiyo gerade, was sich wo befand, und in welcher Reihenfolge sie die fünf 'Gründe' am günstigsten absuchen konnten. "Eure Ziele sind die Hauptstädte der fünf Rassen. Es wäre klug, als ersten Anlaufpunkt Unruhra zu wählen, teils, weil es von hier aus am nächsten ist, teils, weil wir bisher noch von keinen Merkwürdigkeiten in und um Unruhra gehört haben, und das sollten wir nutzen. Du siehst es hier in der Mitte der Karte. Unruhra ist die Hauptstadt der Menschen. Zwar haben sich die Menschen mit der Zeit auch über die anderen Regionen verbreitet, aber dort leben immer noch die meisten. Und wenn dieses Fragment irgendwo zu finden ist, dann sicher dort. Als nächstes solltet ihr dem Flusslauf nach Westen folgen, in Richtung Küste. Dort leben die Zoras, das ist euer zweites Ziel." "Wenn bis dahin alles gut läuft, sollten wir von da aus nach Norden gehen, zur Stadt der Goronen." Link fuhr die Linie mit seiner schlanken Hand nach. "Und dann schräg zur Seite nach Osten und als letztes nach Süden." Chiyo starrte auf die Karte und fragte sich unwillkürlich, ob wirklich alles so reibungslos ablaufen würde. Sie hätte es den beiden gegenüber nicht zugegeben - besonders nicht vor Link - aber langsam machte sich doch ein etwas flaues Gefühl in ihrem Magen breit. Vor dem Essen hatte Mikau ihr ein paar Sachen heraus gesucht, die sie mitnehmen würde. Darunter ein kleines Proviantsäckchen und eine Feldflasche, komisch aussehende aber warme Kleidung zum Überziehen, und welche zum wechseln, die ihrer jetzigen glich, aber blau-grau war. Desweiteren ein mit Wachs überzogener Kapuzen-Umhang aus dünnem Leder, der zwar fürchterlich roch, dafür aber angeblich vor Nässe schütze, sowie ein Messer, dass sie sich an den Gürtel hängen konnte, der übrigens ebenfalls aus Mikaus Fundus stammte. Außerdem gehörten noch ihre Taschenlampe (Mikau hatte sie ihr für die Reise zurückgegeben) und die japanische Seite aus dem Buch mit den Hinweisen für die Fragmente zu ihrem Gepäck. Dann hatte Mikau zu ihr gesagt, dass all diese Sachen zwar nützlich und praktisch seien - das wichtigste jedoch immer der Begleiter wäre. Und mit Link an der Seite, könne sie sich wirklich glücklich schätzen (eine Behauptung, die Chiyo nach wie vor auf's Ärgste in Frage stellte) denn er sei der beste Kämpfer, den Mikau kenne, und werde sie gut beschützen. Daraufhin hatte Link, der in der Ecke gesessen, und sein Schwert entrostet hatte, etwas unverständliches gemurmelt, was sowohl "Ist mir doch eine Ehre" als auch "Komm mir nicht in die Quere" oder vielleicht auch "Ich spür' so eine Leere" hätte sein können, Chiyo war sich da immer noch nicht ganz sicher. Dann war beschlossen worden, dass sie Mikaus Pferd nehmen sollte, da er es ohnehin so gut wie nie brauchte. Es war also eigentlich alles geregelt. Chiyo blickte zum Fenster, doch es war bereits stockfinster draußen. Man hörte nur das Prasseln des Regens, der wieder eingesetzt hatte, die leise Unterhaltung von Mikau und Link und ab und zu ein Schnauben oder leises Wiehern von den Ställen, die man erreichte, wenn man die Küche durch die hintere Tür (durch die Link am Vormittag gekommen war) verließ, und die Vorratskammer durchquert, wie Chiyo mittlerweile herausgefunden hatte. Es kam ihr vor, als sei sie schon viel länger hier, dabei waren es noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell der Mensch sich mit Situationen abfinden, und sich in neuen Umgebungen eingewöhnen kann ... dachte sie. Gerade war sie mit der unangenehmen Frage beschäftigt, was sie machen sollte, falls sie demnächst irgendwann das kleine Problem haben sollte, dass Frauen nun mal leider von Zeit zu Zeit haben, als ihr etwas anderes einfiel, das sie Mikau schon eher hatte fragen wollen. "Sag mal Mikau ..." - Der Angesprochene blickte fragend von der Karte auf, über die er sich immer noch mit Link beugte - "Vorhin sagtest du, dass außer den Dunkel, den Orni und jetzt auch den Zoras noch keines der anderen Völker betroffen sei ... aber gestern nacht ... die beiden Kerle, die das Buch stehlen wollten - das waren doch Menschen, oder?" Mikau nickte düster. "Das gibt auch mir zu denken, aber wir müssen einfach darauf hoffen, dass das ein Zufall war - die könnten schließlich auf alles mögliche aus gewesen sein, vielleicht wollten sie die Pferde stehlen. Bisher hatte ich jedenfalls noch keine Grund, meiner Kontaktperson in Unruhra nicht voll und ganz zu vertrauen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort bereits etwas im Gange ist, wovon sie nichts mit bekommt. Seid aber trotzdem auf der Hut." Link lehnte sich nachdenklich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ich habe über diese Hinweise nachgedacht. Und ehrlich gesagt, frage ich mich, was genau die uns sagen sollen. Was war noch der erste? Der bei Land steht?" Chiyo kramte die Seite aus ihrer Tasche hervor, und überflog das Blatt. "Ware." "Und was bitteschön soll das bedeuten? Doch wohl nicht, dass man es irgendwo einfach kaufen kann?" "Es soll wohl bedeuten, dass ihr nach einem Geschäft oder so Ausschau halten müsst," meinte Mikau nachdenklich, "Das scheint doch das Bindeglied zu sein." "Aber es gibt unzählige Geschäfte in Unruhra." wandte Link ein. "Dann solltet ihr nach einem suchen, dass irgendwie mit Steinen zu tun hat. Denn das soll das Fragment doch sein, eine Art Stein, oder nicht?" "Doch, soweit ich das verstanden habe schon." meinte Chiyo etwas unsicher. Link erhob sich und streckte die Glieder. "Wie dem auch sei, darüber machen wir uns lieber Gedanken, wenn es soweit ist. Ich brauche noch etwas Ruhe, wir haben morgen eine ordentlich lange Strecke zu bewältigen." Damit ging er zur Tür, doch bevor er diese hinter sich schloss wandte er sich noch einmal Chiyo zu. "Hey und sieh zu, dass du hier nicht mehr ewig rumeierst und vor dich hin gammelst, klar? Ich kann's nicht gebrauchen, wenn du morgen im Sattel hängst wie ein nasser Sack! Angenehme Nachtruhe wünsche ich." und weg war er. Chiyo starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Mikau folgte ihrem Blick und grinste sie dann an. "Das soll heißen: 'Geh schnell in's Bett und ruh dich gut aus, damit du morgen frisch und munter bist.'" *** Fortsetzung folgt... ################################################ Ich kann's nicht glauben, wir haben das dritte Kapitel geschafft! Erst das dritte *drop* Aber ernsthaft, ich muss sagen, dass es mir etwa ab der Hälfte immer leichter von der Hand ging. für die ersten sieben Word-Seiten habe ich Monate gebraucht -.- die nächsten drei oder vier hatte ich innerhalb einer Woche und den glorreichen Rest habe ich in sage und schreibe zwei Tagen geschafft! Ich hoffe ja, dass das so bleibt. Liegt wohl daran, dass jetzt endlich mal Leben in die Bude kommt, und alles etwas flotter geht. Vorher war es die ganze Zeit nur, erklären, erklären, erklären, Hintergründe ausdenken, überlegen, wie was ablaufen muss, damit das auch zum spätereren Verlauf passt (wisst schon, was ich mein, oder? XD) Das war jedenfalls ätzend zu schreiben, weil es so schleppend voran ging und Chiyo von nix 'nen Plan hatte (genau wie ich) und das war einfach anstrengend. Aber jetzt kommt ja etwas Action und die Geschichte geht ENDLICH richtig los! Falls ihr euch wundert, dass Chiyo ihre Enttäuschung darüber, erstmal nicht nach Hause zurückkehren zu können, so schnell überwunden hat - natürlich macht sie sich deswegen ihre Gedanken, will logischerweise schon wieder heim und macht sich auch wegen ihrer jetzigen Aufgabe Sorgen. Aber sie ist eben ein pragmatischer Mensch, und so hat sie wenigstens etwas zu tun und mal ehrlich: wer (der aus ner normalen, langweiligen Welt kommt, in der man solche Sachen nur aus Büchern, Filmen, etc kennt) würde die Chance auf ein solches Abenteuer nicht nutzen? Na, also! Aber weibliche Protagonisten sind auch 'ne fiese Sache. Sie dürfen nicht zu intelligent sein, sonst werden sie langweilig. (sexistisch, ich weiß XD) aber auch nicht zu platt, es ist nicht leicht, da ein Mittelmaß zu finden. Dasselbe Problem hatte ich bei Link. Denkt ihr, er ist zu fies? Zu gemein? Gefühllos, grob, chovinistisch? Wahrscheinlich stimmt das alles, aber seht's doch mal so: Der Kerl hat nicht gerade großartig Erfahrung mit dem schönen Geschlecht Ô.Ô Er weiß halt nicht so recht, wie er mit dem Mädel umgehen soll, also macht und sagt er immer gerade das, was ihm in den Sinn kommt. Ist vielleicht nicht die beste Variante, die es gibt, aber wenn's um's instinktives Handeln geht, ist er halt am besten XD Dass Chiyo das nicht so geil findet, ist logisch, denn er IST gemein, fies und gefühllos. Oo° Aber ich hatte auch echt Angst, dass das so'n verschrecktes Ja-sager-Bubilein wird, der genauso dumm wie mutig is. Also hab ich's lieber in's andere Extrem getrieben. *drop* Nee, aber ehrlich, das wird schon. Er ist ja nicht wirklich gemein, er denkt sich da einfach teilweise nichts bei, und sein richtiger Charakter wird sich erst so nach und nach offenbaren. Er ist eben oft etwas ironisch und hat einen sehr trockenen Humor (JA, er hat Humor ôô XDDD) Was Mikau angeht ... bah, zu dem fällt mir nu nix ein. er ist halt da, neh? Ôô er versucht zu helfen, wo er kann, er ist der ruhende Pol, der Fels in der Brandung, die Würtembergsche Versicherung, ihr wisst schon ... OoO Und auch er hat Humor, wenn auch nen komischen. ôô Er ist wichtig, weil er die Infos hat und er bleibt auch. Im nächsten Kapitel gehts dann auf nach Unruhra und da taucht dann auch ein neuer wichtiger Charakter auf, über den ich hier noch nix erzählen will. Ich sag nur soviel: eine schräge Verstärkung für Chiyo XDDDDD lasst euch überraschen. Kiyao? Macht euch über den keine Gedanken, der ist erstmal nicht so wichtig. ... Unwichtig. Wird wahrscheinlich lange nicht mehr auftauchen. Was die anderen angeht, die bisher nur erwähnt wurde, keine Sorge, muss man sich nicht alles merken - wenn die dann wichtig werden, gibts nochmal ne richtige Vorstellung. Ok, ich denk, ich hör jetzt aber echt mal auf, mit dem Müll hier, wahrscheinlich will eh keiner lesen und literarisch wertvoll isses sicher nicht. XD Ach, übrigens - Ein weiterer Grund, weshalb es ab jetzt endlich schneller gehen wird: Ich hab endlich das Grundgerüst für den ersten Teil der Erzählung mehr oder weniger fertig, was dann im zweiten Teil passieren soll, weiß ich bisher erst so bruchstückhaft, und vom dritten hab ich bisher kaum 'ne Ahnung ... ôô Aber das wird schon. Ah, und noch was (ich schreib zuviel quark, bin doch kein breiti -.-) Diejenigen unter euch (gibt es überhaupt noch ein ihr? O.O), die Ocarina of Time, Majoras Mask und Wind Waker kennen, werden feststellen, dass ich aus allen dreien hier und da was einfließen lasse. Nix wichtiges für die Handlung, und das soll aber eigentlich nich Überhand nehmen, aber ab und zu werden vielleicht mal ein Ort oder ein Name auftauchen, die euch bekannt vorkommen. Erklärt werden wird es aber, wenns nötig sein sollte trotzdem, für alle die's nich kennen. Ok, das wars, jetzt halt ich den Mund! ^o^ Ich verabschiede mich hiermit also erstmal wieder, wenn ihr Fragen, Ideen, Kritikpunkte oder Anregungen habt, will ich die sehen! ^_~ Über Kommentare freu ich mich immer (Und sie spornen zum Weiterschreiben an XD) Also, bis denn ~Annalena Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)