Geheimnis in Dalaran von Skampi835 ================================================================================ Kapitel 8: Die Lasten eines Anführers -------------------------------------   *****   Das Maß war voll. Dreorwyn rannte gefolgt von Tireen, Arue, Mateo, Grantar, Esquabar, Garret und Vakar voraus durch den Gebirgspass der Totenwinde. Seine Wut war enorm. Selbst der lange Sprint, den er jetzt schon hielt, schaffte es nicht, sie abflammen zu lassen. Dabei spielte Vakar an diesem Schlamassel noch nicht einmal eine so kleine Rolle. Doch nein, es war seine erhabene Aufgabe diesen Misthaufen den Väl hinterlassen hatte aufzuräumen. Weshalb ausgerechnet seine? Eigentlich konnte es ihm doch egal sein, was mit diesem Flittchen geschah.   Ja, was mit ihr geschah, war ihm auch ziemlich egal, überlegte er, als er über dem Weg durch Dunkelhain preschte und dem Pfad weiter nach Westen folgte, während das Hecheln und das Trommeln der Pranken der anderen hinter ihm ihn begleitete. Doch andere Gemeinschaftsmitglieder in Gefahr zu bringen, die nichts damit zu tun hatten, ging zu weit. Wenn jemand den Schwarzmähnen drohte, konnte er damit rechnen, dass er die Quittung dafür bezahlen musste. Der Magier hatte nicht viel verstanden, als Vakar von dem Fluch erlöst wurde und doch sickerten die Informationen die für ihn wichtig waren zu ihm durch. Der Grund, weshalb er die Gemeinschaftsmitglieder um sich herum gesammelt hatte und mit ihnen wie bei einer wilden Hatz durch den Dämmerwald rannte.   Anscheinend hatte Geroldrich - was auch immer der Typ für einen Grund hatte - Lagann in seiner Gewalt. Väl und Vakar hatten mehrere Wochen im Dämmerwald verbracht - weiß der Nether was sie dort getrieben hatten! - und waren dabei dummerweise Geroldrich und seinen Männern über den Weg gelaufen. Bestimmt hatten sich diese beiden Idioten mit ihm angelegt oder angefeindet - was auch immer! Vakar hatte den Nachteil, dass er anscheinend nie das Ritual der Nachtelfen durchlebt hatte, weswegen sie ihn überwältigt hatten. Väl hatte versucht ihm über den Fluch zu helfen, und dabei hatte Geroldrich beide geschnappt. Lagann war auf seinem Weg zurück nach Surwich auf sie gestoßen, hatte Vakar die Flucht ermöglicht, doch als er Väl ebenfalls befreien wollte, war er geschnappt worden. Vakar war daraufhin zu den Schwarzmähnen zurückgerannt, wobei Arue zunächst einmal das Ritual durchzog um ihn wieder zum klaren Denken zu bringen. Diese hirnlosen Idioten. Väl wusste wie wichtig das Ritual für einen Gilneer war, der vom Fluch Goldrinns betroffen war. Sie hätte Vakar schnellstmöglich nach Darnassus bringen müssen, stattdessen hatten sie im Dämmerwald - was auch immer! - getrieben! Aber mit Geroldrichs Handeln hatte er sich eindeutig zu weit aus dem Fenster gelehnt und sich mit den falschen angelegt.   Dreorwyn hielt vor Rabenflucht und richtete sich auf. Seine wachen Ohren horchten auf, während er die Luft der Umgebung in sich einsog. Er konnte sie riechen. Väl und Lagann. Und dann waren da noch Gerüche von anderen Menschen. Das mussten Geroldrich und seine Männer sein. Ihre Gerüche vermischten sich, verpesteten diesen Ort.   Der Magier ging vor, während die anderen Gemeinschaftsmitglieder ihm wachsam und mit gezogenen Waffen folgten. »Vakar, Garret, sicher die Umgebung.«, knurrte er leise, doch nicht zu leise. Geroldrich konnte ruhig hören, dass er kam. Und wie er dies hören konnte. Dreorwyn war aufgeladen und wütend. Die Magie um ihn herum knisterte, während er unbeirrt und unaufhaltsam wie ein drohendes Omen zu dem verwahrlosten Gasthaus stampfte. Bretter blockierten die Tür, doch sie waren kein Hindernis für ihn. Dreorwyn hob seine Pranke und wischte sie von sich, dabei zog er eine dünne Linie hinter sich her, die das Holz traf. Es zerbarst mit vielen, kleinen violetten Partikeln und landete zersplittert auf dem Boden. Dreorwyn ging weiter, als hätte dort nichts den Eingang versperrt.   Der Magier schritt unbeirrt in einem gleichbleibenden Tempo weiter. Er hatte sich gebessert, was seine magischen Fähigkeiten anging, sehr stark sogar. Vielleicht war es die lange Zeit im Exil gewesen, in der Zeit, in der er geübt hatte, bis er erschöpft zusammengesackt war um sich von Riwena abzulenken. Vielleicht war es aber auch diese rasende Wut, die ihn vorantrieb und der Sinn, seine Kameraden zu schützen. Die Leute zu schützen die ihm unterstanden. Auch wenn Dreorwyn schon lange nichts mehr als Offizier zu melden hatte, wegen der langen Abwesenheit, fühlte er sich dennoch noch immer für sie verantwortlich. Er war das schlagende Herz der Schwarzmähnen.   Wütend stieß Dreorwyn einen Mann um, der leider der sich ihm in den Weg stellen wollte. Grantar stemmte sich über ihn und hielt ihn weiter mit seinem Schild am Boden fest, während der Magier seinen Zug weiter fortfuhr. Der Raum war nicht sehr groß und er sah den Mann, den er suchte. Groß, in einer ritterähnlichen Rüstung mit blondem Haar. »Geroldrich!«, grollte der Worgen, während er umgeben von einer Kälteaura unheilvoll auf ihn zuging.   Der Mann war nicht alleine, drei weitere stellten sich genau vor der Türe auf und versperrten ihm die Sicht. »Keinen Schritt weiter!«, schrie einer, sein Schwert erhoben. Dreorwyn grinste selbstgefällig. Dieser Narr wagte es, sich einem Magier in einem offenen Kampf gegenüberzustellen? Dreorwyn musste nicht einmal sehr viel machen, das Element des Eises diente ihm, auch ohne dass er große Formeln oder Anstrengungen ausführen musste und so ließ der Mann sein Schwert klirrend fallen, als dieses mit Frost beschlug und drohte auf seine Arme überzugreifen. »Oder was?!«, säuselte der Magier bittersüß und unheilvoll. Er war die Schlange, die vier Männer vor ihm die Mäuse.   Ein Laut ertönte, als würde die Luft selbst einen tiefen Atemzug nehmen und hinter Dreorwyn bildeten sich zwei Faustgroße Eissplitter, die unheilvoll über ihm schwebten, mit den Spitzen zu den Männern deutend. Die Schwarzmähnen bezogen hinter dem Magier Stellung, während Grantar den unglücklichen Mann noch immer am Boden festnagelte. Tireen hatte ihren Bogen gespannt, Esquabar seine Dolche und Mateo seine großen Schwerter. Lediglich Arue wirkte wachsam und forschend. »Oder wir zünden die Bombe!«, schrie ein anderer Mann und fuchtelte mit einer Apparatur in seinen Händen.   Tireen zischte und ging einen Schritt zurück, während Mateo knurrte. Seine Plattenrüstung klirrte leise, doch Dreorwyn wich kein Stück zurück. Im Gegenteil. Kehlige, krächzende Laute verließen seinen Rachen. Lachte der etwa? War der jetzt völlig Irre geworden? Vermutlich glaubten es die Schwarzmähnen und die Männer ihm gegenüber. »Ihr glaubt uns nicht?!«, schrie ein Mann, der mittig stand beinahe hysterisch bei dem Gelächter des Magiers und trat einen Schritt vor um Sicht auf eine runde, graue Bombe zu enthüllen. Sie war umrundet von einigen Stangen Dynamit und daneben lagen mehrere Säcke Schießpulver.   Die Unachtsamkeit des Mannes nutzte Dreorwyn aus und versuchte nach ihm zu greifen, er schaffte es auch ihn an der Schulter zu packen und zog ihn an sich heran. Die Eisdolche schwebten vor ihm und deuteten auf den ungeschützten Hals. Der Mann mit der Apparatur schrie auf und fuchtelte mit dem Ding in seiner Hand herum. »Wag es dich die zu zünden!«, brüllte Dreorwyn. Die Schwarzmähnen hinter ihm hielten allesamt den Atem an. Er wusste es, er konnte die klopfenden Herzen hören, die in ihrer Brust schlugen. Sie hatten Angst. Sie zweifelten an dem Urteilvermögen des Magiers. Doch sie erkannten die Ironie nicht hinter dem Dynamit. »So dumm könnt nicht einmal ihr sein um euch selbst in die Luft zu jagen. Ihr steht direkt hinter der Bombe, falls ihr dies nicht erkennt!« Dreorwyn knurrte leise, während er den Mann vor sich im Schwitzkasten hielt.   Geroldrich wirkte beunruhigt, so als hätte er dies nicht kommen sehen. Ein eklatanter Fehler in seinem ach so großen Plan Dreorwyn abzuschrecken. Er trat vor. »Wir übergeben Euch den Gefangenen und Ihr lasst uns gehen. Dann werden wir die Bombe nicht zünden.«, sprach er ruhig und sachlich, doch eindeutig in die Ecke gedrängt. Versuchte er etwa wirklich zu verhandeln? Mit Dreorwyn? Mit einem Geisteskranken, der Dolche auf Eis auf einen seiner Männer gerichtet hielt? Die Bombe war ein Witz, die würden sie niemals zünden. Nicht einmal das Licht konnte sie schützen bei der Druckwelle. Dreorwyn war sich sicher, warum war sich dieser Teufel nur so sicher, dass er ihnen überlegen war?   Er grinste süffisant. »Ihr seid nicht in der Position, Forderungen zu stellen, Geroldrich.«, zischte er und zog mit einem Ruck den Mann vor sich etwas näher an sich, sodass diesem die Beine nachgaben. Er streckte die Pranke aus und hielt sie offen. »Der Auslöser, sofort.«   Der Paladin schien zu überlegen. Er wusste nicht was er tun sollte, er saß in seiner eigenen Falle und Dreorwyn hatte diese Schwäche, diese Dummheit ausgenutzt. Auf dem Dach hörte er ein Klopfen, doch er ließ sich nicht ablenken. Seine Augen ruhten auf Geroldrich, während dieser dem Mann mit der Apparatur zunickte. Dieser übergab etwas widerwillig den Auslöseknopf Dreorwyn.   Der Magier nahm sie an sich und stieß den Mann mit einem Ruck in die Richtung der Anderen. Er konnte nicht fliehen, die kleine Stube war vollgestopft mit den Schwarzmähnen. Sie waren ihnen unterlegen. »Euer Blut für das unserer Mitglieder.«, knurrte Dreorwyn und Geroldrich legte seine Hand auf den Schwertknauf, doch der Magier bewegte sich nicht. Die Apparatur in seiner Pranke ging in Flammen auf, ehe sie kurz darauf vereiste und zu Boden klirrte. Das verbeulte Metall war unbrauchbar geworden. Etwas damit in die Luft jagen konnte man damit nicht mehr. »Wie gerne würde ich Euch Euren Hals umdrehen, Georldrich. Doch es ist nicht meine Art, einen Wurm der sich auf dem Boden windet einen Gnadenstoß zu geben.«, knurrte der Magier grollend, während er mit der Daumenklaue über seine Schulter deutete. »Es steht Euch frei zu gehen.«   Die Männer sahen sich abwechselnd an, dann gingen sie vorsichtig an Dreorwyn vorbei. Die Schwarzmähnen hinter ihm machten keine Anstalten ihnen einen freien Weg zu geben, weshalb sie sich über die zerbrochenen Tische und Stühle arbeiten mussten. Der Magier beobachtete nicht mehr, ob sie heil nach draußen kamen, er eilte durch die Tür und die Treppe hinunter in den Keller, wo er auf einem Stuhl Lagann fand. Er hatte einen Knüppel im Rachen stecken, Blut rann von seiner Schläfe hinab und sein massiger Körper war an einen Stuhl mit einem dicken Seil gefesselt. Er rüttelte mit der Kraft die er aufbringen konnte, als er Dreorwyn erkannte. Der Magier eilte an seine Seite und befreite ihn von seinen Fesseln. Nur mit Mühe konnte er sich zurückhalten diesem verfluchten Paladin nicht doch einen Fluch hinterherzuschicken.   »Danke.« Laganns Stimme klang trocken, während er versuchte aufzustehen. Dreorwyn stützte ihn auf die Beine. »Wo ist Väl?«, fragte er und verengte dabei die Augen. Lagann schüttelte seinen Kopf. »Sie ist geflohen.«, murmelte er deutlich geschwächt, während er sich stark gegen Dreorwyn stützte.   »Und hat Euch zurückgelassen?!« Dreorwyn machte sich noch nicht einmal Mühe die Wut in seiner Stimme nicht durchscheinen zu lassen. Dieses hinterhältige Miststück. Zuerst brachte sie die Leute der Gemeinschaft in Gefahr und anschließend verschwand sie einfach, ohne sich um deren Schicksal zu kümmern? Dreorwyn hörte hektische Schritte die Treppe hinuntereilen, als Mateo seinen Kopf nach unten streckte. »Dreorwyn! Die Finstermähnen sind vor Rabenflucht!« Panik war in den geweiteten Augen des graumähnigen Worgen zu sehen.   Verdammt, das hatte ihnen gerade noch gefehlt. »Nimm mir Lagann ab.«, knurrte Dreorwyn ungehalten. Mateo tat wie ihm geheißen und Dreorwyn eilte schnell die Treppen wieder hinauf. Tireen stand hinter der Ecke des Eingangs, einen Pfeil in ihrer Sehne zurück gespannt. Sie war angespannt, ebenso wie Grantar und Esquabar, die gespannt auf den Eingang starrten, ihre Dolche und Schwerter gezogen. Er hörte die Stimme von Ahnarie. »Na, na. Ihr streift durch unseren Wald, und glaubt einfach so wieder verschwinden zu können, Mensch?« Der Magier sah sich um, nein sie konnten hier nicht kämpfen, wenn die Finstermähnen auf sie aufmerksam werden würden. Und Geroldrich würde gewiss pfeifen, dass sie hier drin waren um seine eigene Haut zu retten. Sie waren zu eingesperrt, zu eng eingepfercht, als dass sie eine Chance gegen die Finstermähnen hätten. Wie viele wohl vor der Taverne standen?. Doch da hörte er wieder ein Geräusch, welches von einem Geschoss höher kam. Es klang nach zersplitterten Holz.   Arue hatte es ebenfalls gehört. Ihr ruhiger, entschlossener Blick ruhte auf Dreorwyn, während er nach oben nickte. Langsam gingen sie nach oben und sahen sich um. Eine Diele im Dach riss auf und Garret steckte seinen Kopf hindurch. »Hier!«, zischte er leise durch den Raum. Der Magier staunte nicht schlecht, während Garret und Vakar das Loch in dem Dach noch weiter vergrößerten, indem sie Dielenbretter heraus rissen. Ja, so konnten sie entkommen. »Ich hole die anderen.«, sprach Dreorwyn schnell und stieg wieder die Treppe nach unten. Er sah zu Mateo, der Lagann stützte und kaum selbstständig einen Schritt vor den anderen setzen konnte. Was hatte Geroldrich nur mit ihm gemacht?   »Alle in das Obergeschoss. Es gibt einen Fluchtweg.«, scheuchte Dreorwyn die anderen fort, während vor dem Haus lautes Bellen und Knurren ertönte. Es wurde brenzlig. Der Magier glaubte Geroldrich hören zu können, wie er gerade erzählte, dass sie nicht die einzigen seien, die den Dämmerwald unerlaubt betreten hatten. Wie irrgläubig diese Narren doch waren. Glaubte dieses Rudel doch tatsächlich, ihnen würde der Dämmerwald gehören.   Dreorwyn schlüpfte als letztes durch das Loch in dem Dach nach draußen. Garret und Vakar halfen ihm dabei, ebenso, wie sie den anderen schon geholfen hatten. Auf der Rückseite auf der Seite zum Friedhof kletterten die Schwarzmähnen einer nach dem anderen wieder hinunter. »Gut gemacht.«, nickte er den beiden zu und Garret nickte nur. »Keine Zeit! Los jetzt!«, knurrte Vakar und sprang vom Dach ab. Dreorwyn folgte ihm nach unten. Seine Wut war fast verflogen gewesen, doch als er sich umdrehte, schoss das Blut sofort wieder in seine Ohren. Väl stolzierte dort rotzfrech zwischen den Schwarzmähnen herum, mit einem selbstgefälligen Grinsen auf dem Gesicht.   Der Magier stampfte wutentbrannt auf Väl zu und packte sie am Arm. Sie konnte sich noch nicht einmal wehren, sie war in ihrer zierlichen Menschengestalt und Dreorwyn ging gerade freilich nicht zimperlich mit ihr um. Sie versuchte sich loszureißen, doch Dreorwyn's Griff war eisern. Er drehte sich zu Lagann um, der inzwischen von Mateo und Grantar zu beiden Seiten gestützt wurde. »Wir gehen über den Friedhof zum Dunkelhain. So sollten wir genügend Abstand zu den Irren vor der Taverne gewinnen.«, murmelte Dreorwyn zischend. Unbarmherzig zog er Väl am Arm mit sich mit. »Ihr tut mir weh!«, nörgelte sie und versuchte sich vergeblich loszureißen.   Doch Dreorwyn ließ sie nicht los. Oh nein, er würde das kleine Biest nicht noch einmal davonkommen lassen. Sie würde sich für diese Tat, für diese Nachlässigkeit verantworten müssen. Und das vor den versammelten Gemeinschaftsmitgliedern. Irgendwann während des Marsches ließ sich Väl komplett fallen doch Dreorwyn schliff sie einfach am Arm weiter. Als sie beinahe den ganzen Wald zusammenplärrte wegen unsagbaren Schmerzen und dass Dreorwyn total blöd sei, wurde es ihm zu dämlich und er warf sie sich einfach über die Schulter. Doch die Meckerziege nörgelte weiter. Dreorwyn ließ sie machen. Sie machte sich selbst zum Narren.   Sie erreichten schließlich Dunkelhain und nahmen sich Greifen zurück nach Surwich. Väl wollte alleine fliegen, doch der Magier wusste dies zu verhindern. Er schwang sich hinter sie auf einen Greifen, nicht vor sie, schließlich... wer wusste schon was sie die sich alles einfallen lassen würde um zu entkommen? Als sie in Surwich angekommen waren, warteten Struana, Tirenas, Barrymore und die restlichen Gemeinschaftsmitglieder auf deren Ankunft. Lagann wurde in den Obergeschossen versorgt, während Dreorwyn Väl in das Gemeinschaftshaus zerrte.   »Ich sagte ich will nicht!«, schrie Väl und stemmte sich mit einem Arm und beiden Beinen gegen den Türrahmen. Doch Dreorwyn zog sie einfach weiter, bis sie im Inneren war. Dort angekommen drückte er sie unsanft auf den Dielenboden in der Mitte. Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust und hob die Nase in die Höhe. Der Magier umkreiste sie schnaubend, während er sie beobachtete. Ihre Arroganz machte ihn krank. »Väl, Ihr seid die erwählte Anführerin. Ihr habt die Schwarzmähnen zu einer Gemeinschaft gemacht und den Umzug nach Surwich veranlasst. Ihr habt uns oft gut geführt und geleitet. Doch was im Namen von Azeroth hat Euch am Kopf getroffen, dass Ihr die Mitglieder der Gemeinschaft in eine solche Gefahr gebracht habt?!«   Väl antwortete nicht, sie funkelte Dreorwyn an, als würde sie jeden Augenblick aufspringen und ihm einen Dolch in die Brust rammen wollen. Der Magier fuhr schäumend vor Wut fort. »Ihr habt sie Führungslos zurückgelassen, während ich nicht in Reichweite war Euren Platz einzunehmen. Ihr habt gewusst weshalb Vakar so zügellos war, und dennoch habt Ihr ihm nicht geholfen das Ritual hinter sich zu bringen! Er war eine Gefahr für die gesamte Gemeinschaft!«, tobte Dreorwyn weiter. »Ihr seid verantwortungslos und naiv mit den Aufgaben umgegangen, um die Ihr Euch hättet kümmern müssen!«   Der Trotz der sitzenden Frau schwand aus ihrem Gesicht und wich der Wut. Ihre Wangen hatten sich gerötet. »Und wo wart Ihr, während meiner Abwesenheit?!«, konterte sie und funkelte ihn säuerlich an. »Ihr als mein Berater hättet hier sein müssen, aber nein! Ihr habt Euch hinter Euren Büchern verkrochen!« »Ich bin nicht Anführer!«, rief Dreorwyn und starrte sie Fassungslos an. »Ich bin wie Ihr sagtet Euer Berater. Meine Anwesenheit ist nicht zu jeder Zeit erforderlich!«   »Ich wollte niemals Anführer sein!«, sprach Väl trocken aus. Dreorwyn platzte der Kragen. Er wusste selbst nicht warum ihn das so wütend machte, aber er knurrte sie feindselig an. »Und dennoch habt Ihr den Posten mit Freuden angenommen!«, zischte er.   »Hatte ich denn eine Wahl?« Väl engte ihre Augen. »Nein, die hatte ich nicht. Ihr habt mir den Posten aufgedrängt!« Sie sprang auf ihre Beine. »Aber ja genau! Ihr habt Recht! Ich hätte Euch dumm dastehen lassen können! Oh, du ehrenwerter Flohsack! Dich hätte ich dumm aussehen lassen sollen!« Sie ging einen Schritt auf ihn zu, bis sie direkt vor ihm stand. Sie war so klein im Gegensatz zu ihm und doch schien es, als sei ihr dies egal. »Ich hätte den Posten nicht annehmen sollen! Ich bin nicht zum Führen gemacht, Dreorwyn. Ihr wisst das! Ihr kennt mich besser als irgendwer sonst aus der Gemeinschaft! Und dennoch habe ich es übernommen mit Eurer Unterstützung!« Väl schnaufte die Luft aus ihren Nasenlöchern aus.   Dreorwyn starrte sie fassungslos an. »Ihr wollt nicht ernsthaft mir nun die Schuld an Eurem Versagen geben, oder?«, knurrte er drohend.   »Oh doch!«, rief sie ihm entgegen und sie hatte noch nicht einmal Scham dabei. Sie stülpte sich den Wappenrock über den Kopf und warf ihn dem Worgen in das Gesicht. Dreorwyn knüllte den Stoff wütend zwischen seinen Pranken und riss ihn sich vom Kopf. »Ich bin weg!« Mit diesen Worten stolzierte sie an ihm vorbei und verließ mit hochrotem Kopf das Gemeinschaftshaus.   Eine lange Zeit war es Still in dem Gemeinschaftshaus der Schwarzmähnen. Die Augenpaare waren entweder zur Tür gerichtet, aus der Väl gerade heraus stolziert war, oder auf Dreorwyn. Er fühlte sich unbehaglich und irgendwie... machtlos. Er konnte das Gefühl nicht beschreiben. Weshalb fühlte er so? Er hatte doch nur versucht alles richtig zu machen. Hatte er sich in Väl getäuscht? War sie in Wirklichkeit genau so wie er, zum Führen nicht geeignet? War er zu weit gegangen? Er hatte stets geglaubt, dass er sich auf sie verlassen konnte. Väl war ihm stets eine gute Freundin gewesen und eine grandiose Anführerin. Doch jetzt kam es ihm so vor, als hätte sie ihn verraten. Die Worte die sie ihm entgegen geschleudert hatte, hallten noch in seinen Ohren nach. Das konnte nicht ihr ernst sein? Wenn sie nie Führen wollte, weshalb hatte sie sich nie mit ihm darüber besprochen?   »Was geschieht nun, Dreorwyn?«, fragte Arue leise, die ihn aus der Ecke des Raumes heraus ansah. Der Magier hob verwirrt seinen Kopf von dem Wappenrock in seinen Pranken und sah sie an. Bitter musste er schmunzeln. »Wenn ich das nur wüsste...«, murmelte er.   *****   Dreorwyn blätterte durch die Seiten. Er hatte das Amt des Anführers nicht lange behalten, er hatte sich einfach zu überfordert mit dieser Aufgabe gefühlt. Er fühlte sich für zu vieles Verantwortlich und sehr oft war er mit seinen eigenen Entscheidungen nicht zufrieden gewesen zu dieser Zeit.   Schließlich hatte er das Amt aufgeteilt, zwischen Aure, Berrymoore, Lagann und Mateo. Väl hatte sich allerdings nicht sehr lange von den Schwarzmähnen fern gehalten. Zu viel Zeit hatte sie mit ihnen verbracht, vermutlich war sie aus diesem Grund irgendwann zurückgekehrt Die vier Ratsmitglieder beschlossen, in den Dämmerwald zu ziehen und Surwich hinter sich zu lassen, nicht zuletzt wegen Väls Vorschlägen und drängen. Diesbezüglich war es eine weise Entscheidung gewesen Surwich den Rücken zu kehren. Tirenas und Struana kamen immer seltener zu den Schwarzmähnen, weshalb sich die Dämonen immer näher an Surwich herangetraut hatten. Doch weshalb ausgerechnet der Dämmerwald?   Dreorwyn hasste diesen Ort. Oh ja, und wie er ihn hasste. Sei es wegen dem jüngsten Vorfall gewesen, oder wegen seiner ersten Begegnung mit den Finstermähnen, er vermochte es nicht mit Gewissheit zu sagen. Er hasste den Dämmerwald. Nie schien dort die Sonne. Man hörte keine Vögel, nur Krähen, wenn überhaupt. Von den Spinnen und anderen Gestalten, die sich im Schatten bewegten ganz zu Schweigen. Außerdem geschah nie etwas positives an diesem Ort.   Der Magier war nicht lange dort geblieben und Väl hatte er dort auch das letzte Mal gesehen. Er hatte sie beobachtet, wie sie versuchte, sich wieder an die Führung zu kämpfen. Sie machte eine gute Arbeit, aber ob sie aus ihrem Fehler gelernt hatte, vermochte Dreorwyn nicht zu sagen. Irgendwann kam er immer seltener nach Dunkelhain. Er hatte sich ein eigenes Heim in Dalaran aufgebaut. Selbst Struana hatte er dann freigegeben von ihrer Pflicht, ab und zu nach den Schwarzmähnen zu sehen. Es hatte keinen Sinn mehr für ihn gehabt.   Vielleicht hatte Dreorwyn nur Zeit für sich alleine benötigt, vielleicht wollte er aber auch von all dem nichts mehr wissen. Aber hauptsächlich wollte er Väl nicht mehr über den Weg laufen. Sie war eine Intrigenspinnende Heuchlerin, war es vielleicht auch schon immer gewesen. Versteckt hinter einem Schleier aus Geheimnissen. Wie schnell diese Person in seinen Augen doch gesunken war. Es war auch mitunter ein Grund, weshalb sich Dreorwyn gesagt hatte, nie wieder einer Gemeinschaft beizutreten. Wenn man alleine war, konnte man nicht enttäuscht werden. Man vermochte selbst seine Pfade zu wählen und man war nur sich selbst gegenüber Verantwortlich.   In dieser Zeit in Dalaran hatte er auch eingesehen, dass er selbst schuld an der Entscheidung von Riwena trug, die ihn oft so sehr belastet und heruntergezogen hatte. Zunächst hatte er sie verflucht, doch dann vermisst. Irgendwann waren die Gedanken, die ständig zu ihr gewandert waren zur Gewohnheit geworden, zu einer Träumerei. Er hatte seine Karten bei ihr verspielt gehabt. ... Dreorwyn seufzte lange, als er an einer bestimmten Stelle des Tagebuches weiterlas. Er hatte damals geglaubt dieser Tag wäre ein schlechtes Omen. Wie sehr er sich getäuscht hatte...   ***** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)