Blazing Wing von PattMaster ================================================================================ Kapitel 62: Sheela & Lisa ------------------------- Da waren sie nun und wurden herein gebeten. Das Wohnzimmer war mit ländlichen Möbeln ausgestattet und hatte einen Esstisch mit Platz für vier Personen. Dieser war an einer Wand gestellt mit Fenster direkt über dem Tisch. Gegenüber war ein Sofa und eine Couch mit kleinem Tisch. Von diesem Platz aus hatte man direkte Sicht auf den Hof gehabt. EInige ältere Holzschränke ziehrten die Wände und einige Tier und Monsterköpfe hingen ausgestopft an der Wand, darunter lag eine Armbrust auf dem Kaminsims. Ihr Auftraggeber war ein Mann, anfang der fünfziger. Er trug einen Cowboyhut und Hosen mit Hosenträgern. Er kaute auf Tabbak herum und hatte sich auf einen Hocker gesetzt, die Gäste durften auf die bequemeren Sitzplätzte. Seine schwarzen Haare waren mit grau untersetzt und er hatte ein kantiges Gesicht, mit ein paar Narben und blauen Augen. “So, ihr seid also von einer Magiergilde Namens Blazing Wing udn wollt meinen Auftrag annehmen”, wiederholte er für sich noch mal. “Ihr seid nur eine Gruppe von Kindern, aber gut.” “Ihr wart früher Monsterjäger?”, fragte Alvar. EIgentlich war es ja klar, dass er einer war. “Sieht man, als ich noch jünger war, habe ich mein Geld mit den Trophäen meiner Jagd gelebt, aber die Zeit macht einen nicht schneller. Jetzt betreibe ich diese Ranch”, erklärte er. “Ich habe immer alles, was ich wollte erlegt, bis auf eines.” “Dafür habt ihr Magier beauftragt”, stellte Lisa fest. “Lass mich ausreden, kleine.” Er kaute weiterhin auf dem Tabak herum. “Ja, ich habe einen Auftrag für die Gilden ausgegeben. Aber es gibt heute ja auch kaum noch echte Monsterjäger, wenn dann sind sie in Magier oder Schatzjägergilden und nennen sich dem entsprechend. Eine Schande ist das.” Er machte eine Pause, um weiter zu kauen. “Ich bin ohne Magie ausgekommen, dafür braucht es nur genügend Geschick und Verstand.” Er tippte dabei mit einem Zeigefinger gegen den Hut. “Also habe ich den Auftrag ausgeschrieben und ihr seid die Ersten, die deswegen hier sind. Nicht ganz, was ich erwartet habe aber egal. Ihr müsst es nun tun.” “Was für eine Kreatur ist das genau?”, fragte Vania nach. “Ihr wisst es nicht und wollt den Auftrag annehmen? Mum habt ihr, das muss ich euch lassen.” Wieder eine Pause, dieses mal spuckte er aber in einen Eimer. “Na gut, ich erkläre euch erst mal, was für eine Kreatur ihr suchen sollt. Sie ist extrem selten und ich habe sie in meinem Leben nur einmal gesehen. Es ist im Grunde eine riesige Eidechse. Sie hat einen schlangenartigen Körper mit sechs Beinpaaren”, fing er an zu erklären. “Sie ist verdammt zäh und ihr Rücken ist mit sehr harten Schuppen bedeckt, die wie eine Art Panzer wirken und sogar meiner Armbrust wiederstehen konnten. Auf dem Kopf haben sie ein Horn und auch ein paar Stacheln am Nacken, die sind alle giftig. Aus dem Horn, das nach vorne gebogen ist schießt er auch gerne mal kleine Giftkugeln.” “Das hört sich gefährlich an”, warf Sheela ein. “Mit klein meine ich, ungefähr zwanzig Fuß lang”, fuhr er fort. “Oh.” “Glaubt ihr immer noch den Auftrag schaffen zu können?” “Ja”, antwortete Vania. “Mutig, die Kleine.” Ihre Augen zeigten keine Zweifel, vielleicht sollten sie langsam aufbrechen, damit sie vielleicht mit eigenen Augen sehen konnten, womit sie es zu tun hatten. “Okay, wir nehmen eine Kutsche, ich bringe euch in das Gebiet, wo sie auftauchen.” “Das ist freundlich, danke”, Lisa bedankte sich höflich. Der Mann ging voraus, er hinkte leicht mit dem rechten Bein. Im vorbeigehen schnappte er sich eine Armbrust, die am Eingang platziert war und schwang sie sich gekonnt auf den Rücken. Er hatte es immer noch drauf, nur mit diesem Bein konnte er wirklich nicht mehr auf Monster jagd gehen. Sie gingen zu dem Unterstellplatz, ein Mädchen um die zwnazig herum hatte die Kutsche bereits bespannt. “Begleitest du sie dorthin, Vater?”, fragte sie den Mann. “Ja.” “Komm sicher zurück.” “Natürlich.” Etwas später waren sie schon da. Ihr Ziel war ein Tal mitten im Gebirge, dieses war offen und mit einigen Ruinen besetzt. EInst war hier wohl eine Stadt gewesen, doch die Zeit war schon lange her. Moss hatte sich auf die übrig gebliebenen Wände gesetzt. Sie stoppten am Rand der Ruinen und Vania beeilte sich von der Kutsche zu kommen. Ihr war aus irgendeinem Grund bei der Fahrt schlecht geworden und war froh, endlich wieder festem Boden unter den Füßen zu haben. “Hier sind wir, hier kann man diese Monster jagen”, verkündete der ehemalige Monsterjäger. “Wow”, staunte Sheela. Die Berge schienen diesen Ort regelrecht zu umrunden und waren sehr hoch, bis zu den Wolken rauf gingen sie teilweise. “Okay, wo ist das Ziel?”, fragte Vania nachdem sie sich wieder gefangen hatte. “Ihr müsst es schon finden, es ist ein sehr seltenes Vieh.” “Okay, machen wir uns an den Auftrag, zuerst planen wir unser vorgehen”, beschloss Lisa. “Haha, viel Glück. Ich werde wieder aufbrechen. Wenn ihr eines gefangen habt, bringt mir sein Horn und ihr bekommt die Belohnung.” Nachdem alle Magier aus der Kutsche waren, verschwand der Mann auch wieder und ließ sie alleine zurück. “Okay, zuerst müssen wir die Gegend erkunden und uns einen Überblick verschaffen. Treffpunkt ist wieder hier”, plante Lisa. “Wir sind zu fünft, das geht leider nicht auf, hm.” “Ich denke, dass Vania und Alvar nicht in der selben Gruppe sein sollten”, warf Sinclair ein. “Ich meine, beide haben bessere Sinne, Alvar in seinen Tierformen und Vania als Dragon Slayerin.” “Stimmt, das ist wahr”, bestätigte Lisa. “Dann werdet ihr beide auf die beiden Gruppen aufgeteilt.” Sehr gut, jetzt habe ich gute Chancen in Vanias Team zu sein, freute sich Sinclair innerlich. “Lasst uns die Teams in ein Jungs und Mädchen Team aufteilen”, schlug Sheela vor. Lisa dachte kurz nach, entschied sich dann dies so zu machen. “Machen wir das so.” Sinclair und Alvar hatten beide keine Probleme schnell zu ihnen zu kommen, vor allen da Sinclair Teleportmagie beherrschte. Dieser fand die Entscheidung scheuchlich. Er hatte sich schon mit Vania in einem Team gesehen, jetzt so etwas. “Dann lasst uns loslegen”, meinte Sheela. Damit teilten sie sich auf und durchkämmten das Gebiet, wenn jemand etwas entdeckte, dann sollten sie sich bei der anderen Gruppe melden. Wenn ihr Ziel so groß und gefährlich war, sollten sie alle zusammenarbeiten. Lisa, Sheela und Vania durchkämmten den Ostteil des Tals, welches jetzt viel größer schien, als sie vorhin mit der Kutsche ins Tal hinabgefahren waren. Sie hatten sich vier Stunden als Zeitlimit gesetzt, denn dann würde es langsam dunkel werden und sie mussten ein Lager aufschlagen. Alvar und Sinclair durchkämmten heute den Westen des Tals. Bisher hatte niemand auch nur einen Hinweis auf dieses Monster gefunden. Vermutlich hatte er sowieso nur übertrieben und es größer gemacht als es war. Zumindest war dies Lisas Vermutung, denn er schien ihnen eine Geschichte erzählen zu wollen und Angst machen. Demnach war es nicht wirklich zwanzig Fuß lang, demnach auch schwieriger zu finden. Oder dies erklärte vielmehr warum es schwierig zu finden war. Denn auch in diesem Tal mitten in einem Gebirge würde ein so großes Monster auffallen. Nur machte dies ihre Aufgabe nicht gerade leichter, da sie außer der Beschreibung auch keine weiteren Hinweise hatten. Auch ihr Archiv brachte keine Informationen hervor, existierte dieses Vieh überhaupt? Aber warum sollte er dann überhaupt einen Auftrag ausschreiben wollen. Es half nichts, sie mussten erst mal die Gegend genauer kennen. “Ich höre etwas”, meldete sich plötzlich Vania zu Wort und zeigte auf eine Wand rechts neben Lisa. “Dort habe ich Schritte gehört.” “Ich habe gar nichts mit bekommen”, meinte Sheela. Beide wussten aber, dass ihre Freundin deutlich ein deutlich besseres Gehör hatte. Im nächsten Moment sprang sie auch schon über die Mauer rüber. “Warte”, rief Lisa zu spät. Sie und Sheela liefen um die Mauer herum. Vania hatte eine Eidechse, etwa so lang wie ihr eigener Unterarm gefangen und hielt es am Schwanz fest. Dieses Wesen hatte eine Art Horn und auch die Stacheln am Nacken. In diesem Moment fühlten sich alle drei Überrumpelt. Scheinbar hatte dieser Monsterjäger wirklich Maßlos übertrieben. Lisa seufzte. “Ich werde die Anderen benachrichtigen”, meinte sie. “Ist das ein Jungtier? Oder sind sie so klein?”, wollte Sheela wissen. “Keine Ahnung”, antwortete Lisa. Wenig später waren wieder alle am Treffpunkt. Lisa hatte eine Glyphe auf dem Boden geschrieben, um diese Eidechse dort einzusperren. Alle waren von ihrem Fund wenig begeistert. Keiner kannte dieses Wesen und wusste, ob es das gesuchte war, oder nicht. “Was machen wir nun?”, fragte Alvar nach. “Wir wissen nicht ob es unser Ziel ist, oder ein Jungtier. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht”, gestand Lisa ein. Sie durchkämmte ihr Archiv, hoffte irgendwo eine Lösung zu finden. “Heute werden wir sowieso nicht mehr zum Hof kommen, lasst uns einen Ort zum Übernachten suchen”, schlug Sheela vor. Alle stimmten ein und so schlugen sie bei einer Ruine, wo noch drei Mauern standen ihr Lager auf. Dort waren sie einigermaßen geschützt, den Rest erledigte Lisa mit Runen und Glyphen. Dann nachdem sie ein Lagerfeuer gemacht hatten und gegessen hatten legten sie sich schlafen. In der Nacht wachte dann Sheela auf, Lisa war bereits wach, weil sie Wache hielt. Sheela würde die nächste Schocht übernehmen. Also stand sie auf und ging zu ihrer besten Freundin rüber. "Ich bin dann gleich dran." "Ja", antwortete Lisa. "Wenn wir morgen zurück gehen und den Auftrag abgeschlossen haben, können wir dann noch wegen dem Auftrag von Ejner und Frangean schauen, oder?" "Das können wir machen, wenn die anderen einverstanden sind." "Ja." Sheela setzte sich neben Lisa ans Feuer. Beide saßen einen Moment nebeneinander und sagten kein Wort. Lisa war es, die wieder die Stimme erhob. "Warum möchtest du dort unbedingt vorbei schauen?" "Das weißt du doch am Besten", antwortete Sheela und schaute auf den Boden. "Wegen dem, was du früher warst?", hakte Lisa nach. Sie kannte aber die Antwort bereits, sie begegneten sich deshalb überhaupt erst. Lisa konnte sich gut daran erinnern. Es war nun schon acht Jahre her, dass sie sich kennen gelernt hatten. Damals waren sie noch kleine Kinder und Lisa war damals bemüht ihrem Vater zu zeigen, dass sie etwas drauf hatte. An jenem Tag war die Familie verreist, sie besuchten einen Geschäftspartner ihres Vaters. Vorher waren sie jedoch noch in einer nahegelegenden Stadt gewesen, dort traf sie Sheela zu ersten Mal. "Guck mal Papa, ich habe diese Glyphe fertig." Xelon würdigte der Arbeit seiner Tochter nur einen flüchtigen Blick. Ismalde hingegen schenkte der damals achtjährigen Lisa ihre Aufmerksamkeit. "Das hast du wirklich toll gemacht, mein Schatz", lobte die Mutter ihre Tochter. "Doch solltest du nicht einfach auf den Weg magische Symbole setzen." Lisa ließ ihren Kopf senken. "Tut mir Leid", entschuldigte sie sichehrlich und zupfte an ihrem Kleid herum. Das Mädchen trug ein rosafarbenes Kleid, verziehrt mit silbernen Ornamenten. Die Schulterpolster waren aufgepolstert und mit silberfäden umrundet. Sie trug eine passende Umhängetasche. "Aber du hast es ja nicht böse gemeint, ich weiß das", munterte die Mutter ihr Kind auf. "Die Glyphe ist." "Nutzlos", beendete Xelon. Mit einem Wisch der Hand flogen kleine Energiepartikel auf die Glyphe und ließen sie verschwinden. "Sie hatte eine schlechte Form und die Schrift war falsch. So würde sie nie ihren Zweck erfüllen." "Ich strenge mich mehr an, das nächste mal kannst du auf mich stolz sein", versprach Lisa. "Hm." Xelon schien dies nicht zu interessierem. "Kann ich mir ein Eis holen?", fragte Lisa und zeigte auf eine Eisdiele. "Na gut, Angus würdest du bitte mit Lisa dirt hin gehen, ja?" "Natürlich Mutter." Angus verbeugte sich höflich. Auch damals trug er schon diese rote Robe, nur ein paar Nummern kleiner. "Komm mit, Schesterchen." Angus lächelte, doch dies war nur aufgesetzt, damals begriff sie es nicht, heute wusste sie es. Als sie rüber gingen drehte sich Lisa noch mal zu ihren Eltern um. Sie schienen sich über etwas zu unterhalten. Neben der Diehle war ein Obstladen, im Schatten einer Überdachung waren Kisten voller Äpfel unter dem Fenster aufgestellt. An der akiste war ein Brett mit dem Preis genagelt. Als Lisa sich wieder zu ihrem Ziel umdrehen wollte, merkte sie wie einer der lecker aussehenden Äpfel erst über dem Rand der Kiste rollte und dann über dem Boden schwebte. Das Obst schwebte direkt auf ein Mädchen, mit orangenen, zerzaustem Haar zu. Ihre Kleidung war dreckig, bestand aus einem einfachen Oberteil und einer Hose, die Löcher hatte. Sie war gerade Mal ein Jahr älter als Lisa. "Angus, das !ädchen stiehlt den Apfel", rief Lisa aus. Ihr Bruder wandte den Kopf zeigte kurz auf die Kiste. "Fallback", sagte er und der Apfel schoss wieder zur Kiste rüber. Erschrocken hielt das andere Mädchen kurz inne, rannte dann aber sofort weg und bog in eine Gasse ein. Lisa rannte ihr hinterher, hätte Angus es gewollt, hätte er sie aufhalten können. Ja, so begegneten sie sich zum ersten Mal. Lisa warf einen Blick zu ihrer Freundin rüber. Auch sie war versunken in Erinnerungen. "Weißt du noch, was du damals gesagt hast?", fragte Lisa. Sheela nickte. "Ich erinnere mich zumindest wieder daran." Genau, Sheela hatte versucht den Apfel mittels eines Levitationszaubers zu stehlen. Sie konnte Magie einsetzn und hatte diesen Zauber sich quasi selber bei gebracht. Doch dieser Junge konnte selber Magie und hatte sie gehindert. Doch wohl auch nur, weil seine Schwester es aufgefallen war. Sie brauchte erst einen Moment, bis sie verstand, rannte dann jedoch weg. Sie hatte Angst, gefasst zu werden. Sie bog in ein Gasse ab, quetschte sich durch ein Loch in einer Mauer und versteckte sich dann zwischen ein paar Kisten. Jemand war ihr gefolgt, dieses Mädchen. Durch das Loch konnte nur ein Kind gelangen, also konnte ihr Bruder ja nicht mit gekommen sein. Sheela verlies vorsichtig ihr Versteck, sonst war niemand in der Nähe. "Hey, du!" Das Mädchen drehte sich um, ihr Kleid sah edel aus, sie war sicherlich aus adligem Haus oder irgendeiner reichen Familie. Vielleicht konnte man ihr etwas Geld abnehmen, bevor die Eltern und dieser Bruder ankam. Sheela lies einen kleinen Stein schweben. "Gib mir dein Geld", verlangte sie. "Es ist falsch seine Magie einzusetzen, um zu stehlen. Du hilfst damit anderen. Das sagt Mami immer." "Hör auf damit!", fuhr Sheela das Mädchen an. "Du reiches Gör! Was weißt du schon?" Aus Wut verlor sie kurz die Kontrolle und ließ den Stein zu schnell losschießen, doch plötzlich wurde er von einem hellen Geschoss getroffen und fiel auf den Boden. "Was war das?" "Meine Glyphe funktioniert. Jetzt wird Papa bestimmt stolz sein." "Dein Papa? Er interessiert sich doch gar nicht für dich. Bin ich froh nicht solche Schnöseleltern zu haben, dann doch lieber keine", spottete Sheela. "Das ist gemein." "Aber wahr." Jetzt schmollte das Mädchen, scheinbar hatte sie einen Wundenpunkt erwischt. Vielleicht konnte sie so wenigstens abhauen. Sheela versuchte sich weg zu stehlen. Dann sprang sie plötzlich los. Sheela konnte nicht mehr ausweichen. "Wisdom Chop." Wie aus dem nichts hatte sie ein Buch in der Hand und zog es Sheela über den Kopf. "Aua", rief der Orangeschopf und rieb sich die Stelle. Lisa wirkte traurig, als sie Sheela in die Augen blickte. "Das war gemein, warum hast du das gesagt?" “Ich hab dich gesehen, dein Papa hat doch gar nicht hingesehen”, antwortete Sheela. “So einen Papa will ich nie haben. Werde ich auch nie haben.” “Wieso?”, wollte Lisa nun wissen. “Ich habe keine Eltern.” “Das tut mir Leid.” Jetzt hatte sie mitleid mit dem zerzausten Mädchen. Das half ihr aber auch nicht weiter. Plötzlich knurrte ihr Magen laut. Das hatte sie verdrängt, sie wollte den Apfel haben weil sie etwas zu essen brauchte. “Ich bin Lisa”, stellte sich nun das Mädchen vor. “Sheela.” Erneut knurrte ihr Magen. “Hast du Hunger?” “Ja.” “Hm, versprichst du niemehr mit Magie zu klauen?” Sheela wusste nicht, was dies sollte. “Ja, ich verspreche es.” Lisa ging auf Sheela zu, nahm eine Hand und drehte die Fläche nach oben, öffnete sie. Dann steckte sie eine Hand in ihre Umhengetasche, holte Geld heraus. Münzen und sogar scheine. Sheelas Augen waren weit, ihr Mund stand offen. Das Mädchen gab ihr all das Geld, sie hatten sich eben gerade erst getroffen. “Mehr habe ich leider nicht, das ist mein ganzes Taschengeld für die Woche”, entschuldigte sich das Mädchen fast schon. “Das, das ist viel”, meinte Sheela. Sie wusste nicht ob es richtig war. Sie hatte schon einige Male geklaut und gebettelt, aber so viel Geld hatte sie noch nie gehabt. “Kann ich das wirklich haben?”, fragte sie vorsichtig. “Ja, aber dafür nichts böses mit Magie anstellen, klar?” “Okay”, versprach Sheela nun aus ganzem Herzen. Bisher hatte sie sich nie schlecht gefühlt, wenn sie etwas mitgehen lassen hat, doch jetzt traf sie das Gewissen. “Tut mir Leid, dass ich dich angreifen wollte.” “Ist doch nichts passiert.” “Was war das überhaupt?”, fragte Sheela nach und zeigte auf das Symbol an der Wand. “Eine Glyphe, welche mich schützen soll”, antwortete Lisa. “Sie hat gewirkt.” “Ja, das muss ich Papa zeigen.” “Lisa!”, erklang eine Frauenstimme. “Deine Mama?” “Ja, ich muss zurück.” Damit rannte Lisa auch schon los und kroch durch das Loch. “Da bist du ja, mein Schatz.” “Es tut mir Leid, das Mädchen ist weg”, log Lisa. “Das ist doch nicht schlimm.” “Was ist mit deinem Geld?”, fragte Angus. Lisa kramte in ihrer Tasche rum. “Ich hab es verloren”, antwortete sie, setzte dabei ihren rührseligsten Blick auf. “Es tut mir Leid, ich wollte sie fangen, jetzt habe ich auch noch mein Taschengeld verloren.” “Ist schon gut, hauptsache dir ist nichts passiert, renn bitte nicht mehr weg, okay?” “Ja Mama., ich verspreche es.” “Du hast mir damals Geld gegeben und mir geholfen, allerdings weiß ich nicht, was danach geschehen ist”, erzählte Sheela. “Ich weiß nur noch, dass Angus danach mich aufgesucht hatte. Wenn ich daran denke, läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.” “Er hat dir damals mit einem Zauber deine Erinnerungen kaputt gemacht”, meinte Lisa. “Ja, vermutlich”, stimmte Sheela zu. “Dann sind wir uns fünf Jahre später wieder begegnet. Ich war weiterhin auf der Straße gewesen und wurde irgendwann von einer Gruppe Kleinganoven aufgegriffen.” “Stimmt, ich hatte damals einen großen Streit und bin zuhause abgehauen. Dann hatte mich diese Gruppe aufgeschnappt und wollten durch mich an das große Geld kommen”, ergänzte Lisa. “Hört sich einer uns an, wir klingen wie alte Frauen, die sich in den Erinnerungen an ihre Jugend verlieren”, wandte Sheela ein. “Stimmt.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)