Blutmond von Nenya ================================================================================ Prolog: Blutmond ---------------- Mit Bedacht führte der Priester die geschärfte Klinge über die Haut des Mannes, der vor ihm in der steinernen Vertiefung stand. Die Schneide folgte fast von selbst den gut sichtbaren bläulichen Venen und öffnete sie. Rotes, im Fackelschein glänzendes Blut floss daraus hervor, lief über den Arm, dann über die Finger und tropfte nach unten. Der völlig nackte Mann regte sich nicht. Er stand völlig still und betrachtete das Schauspiel an seinem Arm mäßig interessiert, während der Priester die Prozedur an der anderen Seite wiederholte. Als nächstes waren die Kniekehlen dran, dann die Leistengegend. Die Füße des Mannes hatten sich rot von seinem eigenen Blut gefärbt. Der Priester gab ein Zeichen. Ein anderer Priester kam heran. Er hatte hinter dem steinernen Altar gestanden, außerhalb des Fackelscheins. Er stellte sich hinter den Blutenden, legte die Hände an seine Schultern und hielt sie fest. Im flackernden Licht war schon deutlich die Blässe des Blutenden zu sehen. Seine Haut glänzte feucht, doch er beschwerte sich nicht und störte sich auch nicht an den vielen Augenpaaren, die sein Bluten und seine Nacktheit aufmerksam verfolgten. Der zweite Priester nickte kaum merklich, griff nun unter die Achseln, um einen besseren Griff zu haben. Der erste Priester trat näher, griff den Schädel seines Opfers und zog dessen ihn nach hinten. "Dein Lebenssaft spende uns Kraft und Mut in der Zeit die da kommen mag. Mögen die 13 uns mit ihrer Macht segnen und uns ihr Wohlwollen zuteil werden lassen. Für dein Opfer sei dir gedankt", sprach er mit deutlicher, klarer Stimme. Sie hallte durch die felsige Halle, wurde von den Wänden zurückgeworfen und verstärkt. "Dir sei gedankt", murmelte es von allen Seiten zurück, die Stimmen der Zuschauerschar vor dem Altar waren heiser vor Aufregung, zittrig vor Vorfreude oder leise und ehrfürchtig. Die Klinge des Messers hob sich und fuhr rechts und links des Halses hinab, traf genau die Blutbahnen. Dunkelrot und feucht pulsierte es aus den Schnitten und ein dicker werdendes Rinnsal rann in Richtung der steinernen Vertiefung, bahnte sich einen Weg die Brust, dann den Bauch und die Beine hinab. Nicht lange nachdem das geschehen war, verdrehten sich plötzlich die Augen des Opfers und es sackte zusammen. Der zweite Priester hielt ihn unter den Achseln, während der erste wieder ein Zeichen gab und die Menge erregt stönte. Ein dritter Priester trat an eine Winde und begann an einem Seil zu ziehen, was die Füße des Verblutenden an einem Seil in die Luft hob, bis er kopfüber dahing und das Blut nun seinen kahl rasierten Schädel hinabtropfte. Leicht schwang er hin und her und sein Blut sammelte sich unter ihm, blubberte an den Stellen leicht, wo es in kleine Kanäle hinabfloss und an äußeren Stellen des Altars andere, kleinere Vertiefungen füllte. Schatten tanzten auf der nackten Haut und auf den bemalten Wänden. Die verschlungenen Muster wirkten beinahe lebendig. "Es ist geschehen, meine Brüder und Schwestern!", rief der erste Priester laut, der sich zu den Zuschauenden gewandt hatte. Die anderen zwei hatten sich in den Hintergrund zurückgezogen. "Der Tag des blutenden Mondes ist gekommen, die Kraft der 13 erwartet uns aufs neue, um frisch und herrlich in uns zu erblühen! Gepriesen sei ihr Großmut!" "Und gepriesen ihre Macht!", erwiederte die Gemeinde inbrünstig. "Sehet die Visangri!", rief der Priester und seine Stimme überschlug sich fast, "Sehet sie!" Er riss seinen Arm nach oben, wo ein Loch im Fels sich geöffnet hatte und der Mond nun kupferrot auf die Versammlung hinableuchtete. Jubel brandete auf. Vereinzelte warfen sich auf die Knie oder streckten die Arme dem Mond entgegen, die Stimmung kippte ins Ekstatische. "Schöpfer allen Lebens!", stöhnten, schrien, lachten oder kreischten sie, "Wir sind euer!" Dann drängten sie an die kleineren Vertiefungen im Fels, knieten nieder und tranken den Lebenssaft des Geopferten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)