Stille von GwathNaAranThranduil (als hätten Raum und Zeit aufgehört sich zu bewegen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der stechende Schmerz in seiner Hüfte ließ ihn langsam wieder zu Bewusstsein kommen. ‚Wo zur Hölle bin ich und was ist passiert?’ schoss es ihm durch den Kopf, während er sich vorsichtig aufsetzte und seine Hand gegen das schmerzende Bein drückte. „Verfluchte Nekrose.“ Murmelte er leise und versuchte etwas Vertrautes in seiner Umgebung auszumachen. Aber er hatte keine Ahnung wo er sich befand. Erst die Gitter vor dem Fenster ließen ihn begreifen. Gefängnis. Na toll. Nur: was hatte er getan? So sehr er sich auch bemühte er konnte sich an nichts erinnern, die letzten Stunden lagen in kompletter Finsternis. Vorsichtig klopfte er gegen die Stahltür seiner Zelle und nur wenige Sekunden später öffnete ein Wärter die in die Tür eingelassene Klappe. „Ah, sie sind wach.“ Was für eine blöde und überflüssige Feststellung schoss es dem blonden sarkastisch durch den Kopf. „Wo bin ich hier? Warum bin ich hier?“ Fragte er dennoch hilflos und ließ sich dann von dem Wärter erklären, dass er in Saipan im Gefängnis saß, weil er eine Flugbegleiterin attackiert hatte. Geschockt ließ er sich zu Boden gleiten. „Was? Ist ihr etwas passiert?“ Fragte er leise und erhielt ein nicht gerade aussagekräftiges „Nicht allzu viel.“ als Antwort. Dass der Mann, dessen Namen er noch nicht einmal kannte, ihm noch leise sagte, dass er gute Chancen darauf hatte heil aus der ganzen Sache wieder heraus zu kommen, da er psychisch labil war nahm der Bassist schon kaum noch wahr. Seufzend setzte er sich zurück aufs Bett und schloss die Augen, während der Wärter sich entfernte. Psychisch labil. Welch tolle Begründung. Was war nur aus ihm geworden? Er hatte auf eine wehrlose Frau eingeschlagen, ohne auch nur ansatzweise zu wissen wieso er es getan hatte. Warum nur? Erneut durchzuckte ihn der Schmerz, welcher von seiner Hüfte ausging, heiß. Sein Körper war durch die zahllosen Krankheiten und Gebrechen gezeichnet. Seine Augen strahlten schon seit so vielen Jahren nicht mehr, auch wenn seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. Sein Kopf fiel gegen die kalte Wand hinter ihm und er schloss die braunen Augen, als eine Welle von Erinnerungen über ihn hereinstürzte. ~ „Taiji tu mir den Gefallen und versuch heute mal niemanden zu vermöbeln, okay?“ Ihr blonder Sänger sah den jungen Rebellen mahnend an, während sie auf ihren Stamnmclub zusteuerten. Der junge Mann mit dem Cowboyhut grinste nur schief. „hide – chan hat Angst, wenn Tai sich prügelt.“ Sprang ihn der quirlige Gitarrist auf einmal an und krallte sich in seinen Arm. „Wovor hast du Angst hide – chan? Ich passe schon auf, dass dir niemand weh tut.“ Flüsterte der Bassist grinsend in Richtung des Gitarristen und krauelte sein langes blondes Haar. Allerdings ließ das hartnäckige Energiebündel sich nicht so schnell zufrieden stellen. Noch immer blickten seine kindlichen, extrem großen Augen zu dem Rebellen auf, seine Fingernägel krallten sich unerbittlich in seinen Arm und Taiji blieb nichts anderes, als dem kleineren erneut in die Augen zu sehen. Er wusste jetzt schon, dass hide nicht mehr aufhören würde ihn zu belagern, bis er ihm ein Versprechen entlockt hatte. Als der Bassist dem blonden Wesen an seinem Arm wieder in die Augen sah schüttelte dieser mit nahezu kindlichem Trotz den Kopf und zog einen kurzen Schmollmund, bevor seine Augen sich wieder bettelnd in Taijis bohrten. „Nein hide hat keine Angst dass ihm selbst was passiert, hide ist schon groß und kann sich alleine wehren. hide – chan hat Angst, dass seinem Taitai, was passiert.“  Das dieser auf sich selbst aufpassen konnte bezweifelten in diesem Moment wahrscheinlich die Restlichen drei Bandmitglieder genauso sehr wie Taiji und dennoch sagte niemand etwas. Sie alle ließen hide in diesem Glauben um schlussendlich für ihn einzustehen, wenn es für den volltrunkenen Gitarristen doch mal wieder zu brenzlig wurde, dass Taiji auch nicht zuletzt durch seinen enormen Willen hide zu beschützen so oft ein blaues Auge davon getragen hatte verschwieg er dem Älteren bewusst. Er wollte nicht, dass hide sich Vorwürfe machte, dafür beschütze er den Gitarristen mit der unendlich kindlichen Art viel zu gern. Seine großen, unschuldigen, braunen Augen ließen fast in jedem der ihn kannte den Wunsch aufkommen ihn einfach nur zu beschützen, aber besonders in dem nach außen hin so hart wirkenden Bassisten. Genau in diesem Moment wurden hide's  Augen noch ein wenig größer und spiegelten seine ehrliche Besorgnis um den hitzköpfige Bassisten wieder. Diese Augen. Taiji war einfach nicht länger in der Lage ihnen zu widerstehen und hide seine Bitte abzuschlagen. Leicht nickte er schließlich. „Gut okay, du hast gewonnen kleiner Quälgeist. Ich versuche mich mit niemandem anzulegen.“ Er legte die Betonung auf ‚versuchen’ und dennoch sprang der Gitarrist glücklich auf und ab, wobei seine der Schwerkraft schier trotzenden Haare sich keinen Millimeter aus ihrer Senkrecht nach oben gestylten Position bewegten, und klatschte euphorisch ein paar Mal in die Hände, was dann doch sehr an ein kleines Kind erinnerte, dass gerade von seinem großen Bruder einen sehnlichen Wunsch erfüllt bekommen hatte. Stürmisch fiel er dem Bassisten um den Hals und küsste ihn Blitzschnell auf die Wange. Nur mit aller größter Mühe verbarg Taiji die Gefühlsregung und das unendlich breite Grinsen, das sich auf seinen Lippen bilden wollte, während sein Magen für einen kurzen Moment Achterbahn fuhr. ~ Ein melancholisches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Warum hatte er nur nie den Mut gehabt mit dem quirligen Gitarristen darüber zu sprechen, was er empfand? Er war doch sonst immer Vorlaut gewesen, wieso hatte er hide gegenüber nur solche Hemmungen gehabt? Nach einem kurzen Moment des Zweifelns war ihm wieder klar wieso er so und nicht anders gehandelt hatte. hide's große Augen, so kindlich sie auch sein mochten, so grausam konnten sie auch werden. Der Bassist musste sich eingestehen, dass er einfach nur pure Angst gehabt hatte, Angst vor der Verachtung des geliebten Wesens. Ein weiterer Schwall von Erinnerungen kam in ihm auf. ~ „Wenn du damit nicht klar kommst, dass ICH hier das sagen habe, dann musst du gehen! Mir gehen die ständigen Streitereien so sehr auf die Nerven! Ich ertrag das einfach nicht mehr!“ Yoshikis Augen blitzen Gefährlich und der Bassist war schlau genug sich in dieser Situation nicht mit ihm anzulegen. Nur mit aller größter Mühe unterdrückte er seine Wut, welche dennoch deutlich in seiner Stimme mitschwang. „Ist das dein letztes Wort?“ Stumm nickte Yoshiki und der Lockenkopf schnappte sich seine Jack und sein Instrument und verließ raschen Schrittes das Tonstudio. Für immer. Er spürte die Blicke der anderen, aber vor allem hide's kindliche Augen in seinem Rücken. Er schluckte schwer und ließ die Tür endgültig aus seinen Fingern gleiten und ins Schloss fallen. Es war vorbei. X war nun ein Teil seiner Vergangenheit. Aber das was am meisten schmerzte war, dass er hide hinter sich lassen musste. Sie hatten sich zwar noch einige Male getroffen und waren ganz normal, so wie früher, miteinander umgegangen, aber schon bald forderte X hide's ganze Aufmerksamkeit und Taiji bekam seinen geliebten Gitarristen kaum noch zu Gesicht. Der Rebell zog wieder, wie früher, allein los und begann sich wieder zu prügeln. Doch der Schlag der ihn am meisten traf war, dass gerade sein hide den neuen Bassisten für X anschleppte. Er wollte sich gar nicht vorstellen was er mit dem gut aussehenden Bassisten anstellte. Bei dem bloßen Gedanken daran wurde ihm jedes Mal aufs Neue schlecht. Es war nicht so, dass er etwas gegen Heath hatte, er wollte ihn einfach nur nicht in hide's Nähe wissen. ~ Kurz schweiften seine Gedanken zum ersten und einzigen gemeinsamen Auftritt mit X, neunzehn Jahre nach seinem Austritt. Es hatte ihm unglaublichen Spaß gemacht noch einmal mit seiner damaligen Band auf einer Bühne zu stehen, es hatte Spaß gemacht zusammen mit Heath zu spielen. Der schwarzhaarige hatte sich in den letzten Jahren ziemlich gemacht, war er am Anfang doch noch relativ unsicher gewesen, hatte sich sein Bassspiel inzwischen zu etwas entwickelt was sich durchaus hören lassen konnte. Ja er war gut, ziemlich gut sogar und zu seiner eigenen Überraschung waren er und der zurückhaltende Heath hinter der Bühne wunderbar miteinander klar gekommen, während sie auf der Bühne miteinander Harmonierten und im Einklang spielten, als ob sie sie Jahren nichts anderes getan hätten, obwohl sie nur zwei gemeinsame Proben gehabt hatten. Seine Streitigkeiten mit Yoshiki waren aufgrund der vielen Zeit die vergangen war in den Hintergrund getreten, hatten sie doch beide größere Sorgen als ihre alte Sturköpfigkeit, obwohl diese weder bei dem einen noch bei dem anderen nachgelassen hatte. Der gemeinsame Auftritt war fast perfekt, das einzige was zum vollkommenen Glück fehlte war Taijis quirliger Lieblingsgitarrist. hide's Abwesenheit schmerzte den Bassisten zutiefst. ~ Taiji spürte, wie ihm die Tränen in die Augen traten, machte sich allerdings keinerlei Mühe sie zu verbergen. Hier war niemand vor dem er seine tiefsten Gefühle hätte verbergen müssen. Auch der nach außen so hart scheinende Draufgänger war in seinem Herzen nur ein sensibler, verletzlicher Mann, der genau diesen Wesenszug den meisten Menschen gegenüber nicht gerne Preisgab. Er ließ den Kopf sinken und zuckte ein wenig zusammen, als ihm klar wurde, welche Erinnerung sich gerade ihren Weg in seinen Kopf bahnte. Trotz des Schmerzes verdrängte er den Gedanken nicht, das hatte er schon viel zu lange getan. ~ Verschlafen tastete er nach seinem Handy und versuchte sich mit der anderen Hand die vollkommen verzottelten Locken aus dem Gesicht zu wischen, was ihm nicht so Recht gelingen wollte. Draußen war es noch dunkel. Wer zur Hölle rief denn bitte um diese Uhrzeit bei ihm an? „Sawada?“ Kurze Zeit hörte er gar nichts, dachte bereits an einen schlechten Scherz und wollte gerade auflegen, als ein leises unterdrücktes Schluchzen aus dem Hörer drang. „Taiji – hier – hier ist Yoshiki.“ Drang es leise und verzweifelt an sein Ohr. Taiji war sofort hellwach. Irgendetwas musste passiert sein. Irgendetwas schreckliches, ansonsten würde Yoshiki ihn nicht so aufgelöst anrufen, nicht ausgerechnet ihn. „Yoshiki was ist los? Was ist passiert?“ Kurz rang der ehemalige Leader um Fassung und brachte dennoch keine vollständigen Sätze zustande. „hide – Taiji hide ist – er ist - “ weinend brach er ab und schluchzte erneut unkontrolliert auf. Taiji spürte eine Angst in seiner Brust aufsteigen, wie er es nie für möglich gehalten hatte und hielt es nach einigen Sekunden nicht mehr aus. „Was ist mit ihm Yoshiki? Was hat er?“ Schrie er in sein Handy und bereute es sofort den aufgelösten Drummer so angefahren zu haben. „Er ist tot.“ Hauchte Yoshiki kaum verständlich zwischen zwei verzweifelten schluchzlauten und Taiji hatte das Gefühl als würden Zeit und Raum urplötzlich den Atem anhalten und sich nicht mehr bewegen. Alles um ihn herum versank in tiefe, undurchdringliche Schwärze. Er wusste nicht mehr wie er aufgelegt hatte, oder was sein ehemaliger Leader ihm noch gesagt hatte. Auch wie er fünf Tage später zu hide's Beerdigung gekommen war lag in der Schwärze des Ohnmachtgefühls verborgen. Die ganze Trauerfeier erschien ihm wie ein böser Alptraum, aus der er einfach nur noch erwachen wollte. Er konnte es einfach nicht glauben, er spürte nichts als Schmerz und trotz der Tatsache, dass Yoshiki sich so gut er nur konnte um den ehemaligen Bassisten kümmerte versank seine Welt im Chaos. Es schien so, als würde es seinem ehemaligen Leader unendlich Leid tun, als wüsste er von Taijis Gefühlen für den pinken Wuschel, der da nun, umgeben von tausenden weißen Lilien vor seinen vielen, geliebten Gitarren so friedlich lag, als würde er schlafen. Als würde er für immer schlafen. ~ Leise Schluchzend legte er die Hände über sein Tränennasses Gesicht und riss sich mit aller Kraft von dem Bild des aufgebahrten Gitarristen los. „Verdammt hide ich kann einfach nicht mehr.“ Hauchte er leise und zog seinen geliebten Hut ein wenig tiefer in sein Gesicht. Er war zerstört. Seinen Körper hatten all die Krankheiten, die Epilepsie, die Nekrose und das Herzinfarktsrisiko bis zum Äußersten getrieben. Er war am Ende. Vor scheinbar so unendlich vielen Jahren hatte er vor purer Kraft gestrotzt und hätte sogar seinen ziemlich kräftigen damaligen Leader problemlos gegen die Wand spielen können, wenn er es gewollt hätte. Aber jetzt? Jetzt konnte er sich keinen Schritt mehr bewegen, ohne Schmerzen zu haben. Jetzt ging er auf Wehr – und Schutzlose Frauen los. Psychisch labil, als verrückt stempelten sie ihn ab. Verrückt und aggressiv. Aber wirklich aggressiv war er eigentlich nie gewesen. Wenn er bei klarem Verstand gewesen wäre, hätte er nicht einmal im Traum die Hand gegen eine Frau, oder einen Schwächeren erhoben, aber dieser verfluchten Krankheiten, diese verfluchten Aussetzer hatten ihn scheinbar doch dazu getrieben. Im Nachhinein konnte er sich nie daran erinnern was er getan hatte, geschweige denn, warum er es getan hatte. So war es jetzt auch. Warum hatte er das nur getan? Wütend auf sich selbst schlug er seinen Kopf gegen die harte Wand hinter sich. Seine psychische Labilität  hatte damit begonnen, dass er einfach nicht in der Lage gewesen war mit hide's Tod umzugehen, er war es bis heute nicht, auch wenn er nach Außen hin immer gute Miene zu bösem Spiel machte. Noch immer liefen ihm die Tränen unaufhaltsam über die Wangen und er bekam das Bettlaken mit den Fingern zu fassen. Einen langen Moment starrte er auf den weißen Stoff, unfähig sich zu bewegen. Langsam, fast in Zeitlupe wischte er sich den Tränenschleier aus den Augen und trat zum Fenster. Er war eine Gefahr für die Anderen. Nicht nur für seine Freunde, scheinbar auch für völlig Fremde. Was sollte noch passieren? Sollte er erst noch jemanden umbringen, der vollkommen unschuldig war? Sollte er erst noch jemanden zu Tode prügeln, der ihm noch nicht einmal einen Grund gegeben hatte? Der seiner Kraft nicht einmal ansatzweise gewachsen war? Einen Fremden? Ein Familienmitglied? Einen Freund? Einen Fan? Nein, das konnte, das durfte er nicht zulassen! Vorsichtig kletterte er auf den Tisch und öffnete das Fenster. Kurz hing er sich an die Gitter. Sie hielten ihn. Als er zurück auf den Boden sprang sackte er kurz ein wenig zusammen und keuchte unterdrückt auf, der Schmerz, welcher von seiner Hüfte ausging durchzuckte seinen Körper heiß. Vielleicht würde er auf der anderen Seite ein bessres Leben haben, vielleicht würde er hide auf der anderen Seite wieder sehen. Seinen geliebten Gitarristen wieder sehen, nach dem er sich all die Jahre stumm verzehrt hatte. Vollkommen ruhig zog er das Laken vom Bett und verknotete das eine Ende fest mit den Gittern. So leise wie möglich schob er anschließend den Schreibtisch zur Seite, kletterte auf den Stuhl und band das freie Ende des Lakens fest um seinen Hals. „hide eines Verspreche ich dir, wenn ich dich auf der anderen Seite treffe werde ich dir all das sagen, wozu ich nie den Mut gehabt habe. Aishiteru Pink Spider.“ Flüsterte er sanft und atmete mit geschlossenen Augen ein paar Mal tief ein und aus. „Gomen meine Geliebten, gomen.“ Dann machte er einen Schritt in die Leere. Mit einem lauten Knall, welcher an den Wänden der kleinen Zelle widerhallte, fiel der Stuhl neben ihm zu Boden, dann war plötzlich alles still, so als hätten Raum und Zeit erneut aufgehört sich Fortzubewegen.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)