Mittelerde für Anfänger von Katherine_Pierce (oder Ein Zwerg kommt selten allein) ================================================================================ Kapitel 1: Hit The Floor ------------------------ Donnerstagabend. Viertel vor Sechs, um genau zu sein. Es war lau, der Mai hatte bereits begonnen, Ostern war längst vorbei und so langsam machte sich der anstehende Sommer bemerkbar. Endlich grünte und blühte es wieder in Greifswald, einer Universitäts- und Hansestadt im Osten der schönen Bundesrepublik Deutschland. Das wirkte sich natürlich positiv auf die Laune aller Studenten und Dozenten aus. Es wurde nicht mehr so früh dunkel, die Sonne schien deutlich öfter, der Wind wehte weniger kalt und schneidend. Da machte das Fahrradfahren schon fast wieder Spaß. Selbst wenn man bis Viertel vor Sechs in der Uni hocken musste und ein Seminar zu kognitiver Linguistik besuchte. So interessant Metaphern waren, der Kurs ließ Cornelia, genannt Conny, ordentlich den Kopf rauchen. Sie stand mit Sprachwissenschaft, insbesondere der Englischen, auf Kriegsfuß. Leider erforderte ihr Studium es, dass sie auch diesen Teil der Anglistik mitnahm, obwohl sie lieber darauf verzichtet hätte. Klausuren waren ja schon schlimm genug gewesen. All der Kram, den sie hatte auswendig lernen müssen... Aber eine Hausarbeit schreiben? Darüber konnte die Blondine nur lachen. Sehr zynisch, nebenbei bemerkt. Sie bekam es nicht mal auf die Reihe, einen 10-minütigen Vortrag auf die Beine zu stellen, in dem sie nur ein grobes Konzept zu ihrer Forschungsfrage vorstellen sollte. Langsam verzweifelte sie an der Aufgabe, die ihr unüberwindbar vorkam. Normalerweise fand sie sich nicht dumm, doch in "Cognitive Linguistics: Metaphor and Language" fühlte sie sich absolut minderbemittelt und wie die letzte Idiotin. Wenn wenigstens ihre Mitbewohnerin und gute Freundin Jasmin ebenfalls diesen Kurs besucht hätte. Aber nein, sie hatte sich für "Politeness und Impoliteness" mit Herrn Gerner entschieden. Na herzlichen Glückwunsch! Umso eiliger hatte Conny es, ihre Siebensachen zusammenzuraffen, in ihren Rucksack zu stopfen, wo sich neben ihrem Geldbeutel, einer Flasche Wasser, dem Haustürschlüssel und diversem Krimskrams ihr Collegeblock, ein Semesterplaner und die ein oder andere Lektüre befand. Unter Anderem eine Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Zwar studierte Conny Germanistik nur im Beifach, dennoch musste sie Veranstaltungen in der deutschen Philologie besuchen. Und deswegen hatte sie sich für ein Seminar zu Märchen entschieden. Wo sie im Übrigen eindeutig besser mitkam als in kognitiver Linguistik. Kaum hatte sie all ihre Sachen eingepackt, schnappte sie ihre Jacke, schlüpfte in diese und steckte sich die Kopfhörer ihres iPods in die Ohren. Wurde Zeit, dass sie aus dem Institut kam. Donnerstags traf sie sich für gewöhnlich mit einem Kumpel, um The Vampire Diaries zu gucken. Jasmin unkte immer, dass der junge Mann dies nur über sich ergehen ließ, weil er an Conny mehr als nur freundschaftliches Interesse hatte. Allerdings fand die Blondine den Gedanken ziemlich absurd. Es war nicht so als würde sie die Serie nicht mögen, doch donnerstags lästerte sie mit ihm zusammen über alles, was die Produzenten und Schreiber verbockt hatten. Kurz verabschiedete Conny sich von ihrer Dozentin, dann trabte sie auf den Gang hinaus, die Treppe herunter und verließ das Institut. Vor dem Gebäude hatte sie ihr Rad angeschlossen, welches sie nun von seiner "Fessel" befreite. Anschließend schwang sie sich auf den Sattel und sah zu, dass sie Land gewann. Zwar trafen ihr Kumpel und sie sich erst um Sieben, doch vorher wollte sie gern etwas essen. Ihr grummelte bereits seit geraumer Zeit der Magen und das obwohl sie sich mit mehreren Butterbroten und sogar einer Zimtschnecke eingedeckt hatte. Also nichts wie heim, sich an den Herd geschwungen und den Hunger gestillt. Obwohl das Rad fahren in der Fußgängerzone eigentlich verboten war, düste Conny so schnell sie konnte über die paar Meter Kopfsteinpflaster, ehe sie sich in sichereren Gefilden wieder fand. Nun ja, zumindest wenn man mit dem Drahtesel unterwegs war. Man wollte es kau glauben, aber tatsächlich kontrollierte die Greifswalder Polizei ab und zu, ob die zahlreichen Fahrradfahrer der Stadt sich an die StVO hielten. Es war schon vorgekommen, dass Jemand Bußgeld zahlen musste, weil er oder sie in der Fußgängerzone nicht geschoben hatte. Die zehn Euro konnte Conny besser investieren, fand sie. Obwohl sie sowieso ziemlich geizig war und jeden Cent fünfmal umdrehte, ehe sie sich dazu überwinden konnte, ihn auszugeben. Auf dem Weg nach Hause summte sie die Songs mit, mit denen ihr iPod sie beschallte. Da sie im Schlaf wusste, wo sie lang musste, achtete sie nur so sehr wie gerade eben nötig auf die Straße und die anderen Verkehrsteilnehmer. Ihre Gedanken schweiften ab. Tatsächlich nicht zum bevorstehenden Serienabend, sondern ihrem Vortrag, den sie über kurz oder lang würde halten müssen. Frustriert seufzte die Studentin. Ihr wollte partout keine geeignete Forschungsfrage einfallen. Ein paar andere Kursteilnehmer hatten echt coole Ideen gehabt. Christoph Winkelmann zum Beispiel hatte über die Personifizierung des Todes in Comics referiert und als Beispiele Deadpool und den Flash aufgeführt. Dabei hatte Semiotik eine Rolle gespielt, auch wenn Conny seit dem Bestehen von ihrer sprachwissenschaftlichen Klausur (es nannte sich The Linguistic tool-kit und war eine verdammt langweilige Vorlesung) längst erfolgreich verdrängt hatte, was Semiotik eigentlich war. Der Vortrag war gut gewesen, das war für sie die Hauptsache. Es gab nichts Schlimmeres als sich in der Uni zu langweilen. Meistens drifteten ihre Gedanken dann in irgendein Fandom ab. Das taten sie auch jetzt während sie gen Heimat radelte. Tatsächlich überlegte sie, ob sie wohl Game of Thrones oder Tolkiens Werke in irgendeiner Art und Weise für den Vortrag verwursten konnte. Die Mottos der verschiedenen Häuser waren teilweise durchaus metaphorisch, wie die Blondine fand. Man musste nur mal die Martells nehmen. Oder die Targaryens. Oder die Arryns. Aber ohne richtige Forschungsfrage und Hintergrundinformationen und wissenschaftlicher Lektüre konnte sie sich das gleich in die Haare schmieren. Gleiches galt für Tolkien, obwohl sie fest davon überzeugt war, dass irgendwer bestimmt schon auf akademischem Niveau über diverse Themen der Werke geschrieben hatte. Würde sie eben ebscohost prüfen. Da würde sich sicherlich etwas finden lassen. Hoffte sie zumindest. Wenn nicht sah sie reichlich schwarz für das Seminar. Die Dozentin war super, war locker drauf, aber alles hatte seine Grenzen. So beschäftigt mit sich selbst und ihren kleinen Sorgen übersah Conny glatt einen der gemeingefährlichen hohen Bordsteine. In ihrem Dusel war sie mit dem Vorderrad abgedriftet und dabei der Bordsteinkante deutlich zu nahe gekommen. Ehe sie sich versah flog sie kopfüber vom Rad und sah den Asphalt immer näher kommen, während ihr Rad zur Seite wegkippte. 'Scheiße!', schoss es Conny durch den Kopf. Doch da machte sie bereits Bekanntschaft mit dem Boden. Und zwar ziemlich unsanft. Sie hatte zu verzögert reagiert, um ihre Arme abwehrend vorzustrecken, so dass sie den Asphalt regelrecht knutschte und sich vor allem die Stirn ziemlich anschlug. Schmerz explodierte in ihrem Kopf wie eine Stange Dynamit. Tränen füllten ihre blauen Augen, ein Wimmern entrang sich ihrer Kehle. Regelrecht paralysiert von dem Aufprall schaffte sie es nicht, sich aufzusetzen oder sich auch nur zu rühren. 'Scheiße...', dachte sie wieder, während sie versuchte, sich irgendwie zu bewegen und das möglichst ohne dabei loszubrüllen wie am Spieß obwohl sie nichts lieber getan hätte als das. Heiß rannen Tränen über ihre Wangen, während der Schmerz weiter in ihr wütete wie eine Feuersbrunst. Weiße Punkte tanzten in ihrem Sichtfeld, der Asphalt verschwamm vor ihren Augen. Und dann umhüllte sie Schwärze. Kapitel 2: Böses Erwachen ------------------------- Irgendwann tauchte Conny aus der Schwärze, die sie umfangen hatte, wieder auf. Stimmengewirr drang an ihre Ohren. Na super. Das konnte ja nur bedeuten, dass es Zeugen gegeben hatte. 'Alles, was ich schon immer wollte, mich vor Passanten mit dem Fahrrad auf die Fresse legen.', dachte sie zynisch, während sie blinzelte. Andererseits war es wohl ganz gut, dass Jemand in der Nähe gewesen war. Mit viel Pech hatte sie sich eine Gehirnerschütterung zugelegt. Vielleicht hatte sogar Jemand einen Rettungswagen gerufen. Obwohl diese Vorstellung weniger angenehm war. Bisher hatte Conny die Greifswalder Klinik nur zu zwei Anlässen von innen gesehen. Einmal weil sie sich dämlicherweise beim Befüllen ihrer Wärmflasche kochendes Wasser über die linke Hand gekippt hatte- und Junge, Junge, DAS hatte verdammt wehgetan!-, das andere Mal war aus einem noch peinlicheren Grund gewesen. Sie hatte es auf einer Party übertrieben, einer ihrer Kumpel hatte sie heimbringen wollen, da sie ganz in der Nähe gewohnt hatte (das war gewesen, bevor Jasmin und sie zusammengezogen waren). Irgendwann hatte Conny nicht mehr weiter gewollt, ihre gesamten Mageninhalt in einen Grünstreifen entleert und sich anschließend geweigert, auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. David hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, so dass er kurzerhand eben eine Rettungswagen bestellt hatte. Mit dem Ergebnis, dass die Blondine die Nacht in der Notaufnahme und mit Infusion im Arm verbracht hatte. Immerhin war ihr so ein Kater erspart geblieben, aber die Erinnerung an den Zwischenfall war so ungeheuer peinlich, dass sie es möglichst vermied, öfter daran zu denken als nötig. Ihre Freunde zogen sie jedenfalls ab und zu gern damit auf. Von ihnen hatte das noch niemand geschafft. Sogar Connys Eltern, die sie zwei Monate nach dem Vorfall, in Kenntnis gesetzt hatten, hatten sich ein paar amüsierte Bemerkungen und breites Gegrinse nicht verkneifen können. Wenigstens waren sie nicht sauer geworden... so wie sie zunächst befürchtet hatte. „Da, es tut sich was.“, ließ sich eine tiefe, dröhnende Stimme vernehmen. Langsam schlug Conny die Augen vollends auf. Zu ihrer maßlosen Überraschung war von der Umgebung, die sie erwartet hatte, nichts, absolut gar nichts, zu sehen. Kein Asphalt, kein verunglücktes Fahrrad, keine umher stehenden Gaffer, die sie beäugten wie ein exotisches Tier. Nicht die Häuser, die in ihrer Nachbarschaft standen. Keine Autos, keine Bäume. Nein, tatsächlich gab es Bäume, allerdings standen diese nicht in Grünstreifen am Straßenrand. Irritiert sah Conny sich um. Und wollte am Liebsten gleich wieder in Ohnmacht fallen. Eine Gruppe bärtiger Männer in Rüstung stand um sie herum. Das musste sie sich einbilden. Vielleicht hatte sie sich so sehr den Kopf angeschlagen, dass sie jetzt halluzinierte? Sich Dinge einbildete? „No fucking way...“, nuschelte sie, während sie ihre Hand hob, um ihren Schädel zu betasten. Er dröhnte innerlich leicht, aber der Hinterkopf war unversehrt geblieben, wie es schien. Dafür klebte Blut an ihren Fingern als ihre Stirn überprüfte. Super. Platzwunde ahoi. Jasmin würde ihr sicher eine Predigt darüber halten, dass Fahrrad fahren ohne Helm (hallo? Niemand, der über zehn war, trug einen Fahrradhelm!) gefährlich war. „Geht es dir gut?“, erkundigte sich einer der Bärtigen. Conny wandte den Kopf in seine Richtung und blickte in besorgt schimmernde blaue Augen. Das markante Gesicht des Kerls wurde von blondem Haar umwölkt. Aber besonders die geflochtenen Zöpfchen seines Barts fielen ihr auf. „No fucking way!“, wiederholte sie, diesmal allerdings so laut, dass man sie sehr gut verstehen konnte. Der blonde Kerl musterte sie noch immer, dann sah er kurz zu seinen Gefährten. „Heißt das ja oder nein?“, wollte er wissen. Doch darauf konnte ihm niemand antworten. Stattdessen sahen die anderen bärtigen Gestalten ähnlich ratlos drein. Was Conny Gelegenheit gab, sich zu Wort zu melden. Sie beschloss außerdem, dass es wohl klüger war, die Frage, ob sie halluzinierte auf später zu vertagen. Die Kopfschmerzen waren schlimm genug. Und vielleicht konnte ihr ja jemand was dagegen geben. Auch, wenn sie bezweifelte, dass einer der Anwesenden eine Ibuprofen springen lassen würde. „Ich blute am Kopf und fühle mich, als wär mir ein Hinkelstein drauf gefallen. Also nein, mir geht’s nicht gut.“, meldete sie sich mosernd zu Wort. Beinahe augenblicklich lag alle Aufmerksamkeit auf ihr. „Was ist ein Hinkelstein?“, wollte ein dunkelhaariger Typ mit keckem Blick wissen. Neugier stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Conny verdrehte nur leicht die Augen. Konnte ihr keiner erzählen, dass er Asterix und Obelix nicht kannte. „Ich glaub, ich spinne.“, kommentierte sie daher nur, was jedoch dazu führte, dass es einen genauso blöden Gegenkommentar gab. „Ach ja? Ich sehe kein Spinnrad. Wie wollt Ihr spinnen?“ Der Sprecher entpuppte sich als Glatzkopf mit braunen Wallebart und finsterer Miene. Wenn Conny es nicht besser gewusst hätte, hätte sie ihn als Dwalin identifiziert. Aber das konnte nicht sein, weil der nämlich fiktiv war. Und sie hatte sich ja schon viel eingebildet, doch so krass war nicht mal ihr Hirn drauf. Hoffte sie wenigstens, weil sie sich sonst überlegen musste, ob es nicht doch sinnvoll wäre, sich in Therapie zu begeben. Bevor sie den Mund aufklappen und eine unflätige Bemerkung machen konnte, kam ihr ein älterer Mann mit grauem Haar und kunstvoll geflochtenem Bart zuvor. „Lasst mich mal sehen. Gegen den Kopfschmerz kann ich Euch etwas geben.“ Wie vom Donner gerührt nickte die Blondine lediglich. War das jetzt Nori oder Dori? Nicht, dass das wirklich von Belang gewesen wäre, schließlich spielte ihre Wahrnehmung ihr einen sehr lebhaften Streich. Solange es dauerte, würde sie eben mitspielen. Was sie daran erinnerte, dass sie Jeans, eine Übergangsjacke und darunter ein ganz normales Oberteil trug. Nun ja, normal für ihre Standards. Und da war ja auch noch ihr Rucksack. Dessen Schulterriemen streifte sie ab, achtete aber darauf, dass niemand auf die Idee kam, dem guten Stück auch nur zu nahe zu kommen. Immerhin befanden sich ihre Barschaft und ihr Haustürschlüssel darin. Inzwischen machte der Grauhaarige sich an seinem Equipment zu schaffen. Dann reinigte er ihre Wunde- es brannte nicht, konnte also nur Wasser sein- und machte Anstalten, sie zu nähen. Da reichte es der Blondine wieder. „Kommt gar nicht in Frage!“, ereiferte sie sich, „Das ist doch nur ne popelige Platzwunde. Pflaster drauf und gut ist.“ Doch ihr Protest wurde total missachtet. Der Grauhaarige wies zwei seiner Gefährten an, sie festzuhalten. Obwohl Conny sich energisch wehrte, kam sie gegen die Kraft der Beiden nicht an. Als sie wild zu strampeln begann, griffen sich Blondie (in einem anderen Universum als Fili bekannt) und sein ebenso attraktiver, wenn auch dunkelhaariger Bro aka Kili ihre Beine. Derart ruhig gestellt sah die junge Frau keinen anderen Ausweg als laut loszubrüllen. Fast so als wollte man sie häuten, statt sich um ihre Verletzung zu kümmern. Erschrocken zuckten die Typen zurück, was Conny nutzte, um ihre Gliedmaßen an sich zu bringen. „Bleibt mir bloß vom Leib! Das ist ja gemeingefährlich!“, ereiferte sie sich. Hastig schnappte sie sich ihren Rucksack, durchwühlte die Taschen und musste feststellen, dass sie nicht mal eine Packung Taschentücher einstecken hatte. Eine einsame Damenbinde purzelte ihr bei ihrer Durchsuchungsaktion in die Hand. Prompt wurde sie rot. Verdammt, wie peinlich! „Ist das ein Pflaster?“, fragte der Typ, der Filis Klon hätte sein können vorsichtig. Nach einem kurzen Blick in die Runde stellte Conny fest, dass anscheinend keiner der Anwesenden auch nur den geringsten Peil hatte, was sie da in der Hand hielt. Auch gut. Erleichterung durchströmte sie. „So was in der Art.“, gab sie zurück, während sie die Binde aus ihrer Verpackung holte. Dann erkundigte sie sich nach einer Schere. Eine kleine Gestalt, kaum größer als ein Kind, kam mit einer solchen schließlich an. Genau wie bei Fili, Kili, Dwalin und dem Grauhaarigen- Conny wusste noch immer nicht sicher, ob das nun Nori oder Dori war(tatsächlich war es keiner der beiden, sondern Óin)- sah der kleine Kerl Bilbo Beutlin zum Verwechseln ähnlich. Was für ein krasser Trip. Rasch hatte Conny die Binde so zerschnippelt, dass sie als Pflaster durchgehen konnte. Sie brauchte jetzt nur noch etwas, um das Ganze zu befestigen. Aber da kam Dori-Nori, oder viel mehr Óin, zum Einsatz, denn schlauerweise hatte er Verbandszeug parat. Gut sortiert war er, das musste man ihm schon lassen. Wenn man als Einziger in einer Reisegruppe zum Sani ausgebildet war, blieb einem wohl kaum was Anderes übrig. Conny jedenfalls kam das gelegen. Keine Minute später hatte sie also ihren Willen bekommen. Die Blutung würde von dem behelfsmäßigen Pflaster hoffentlich gestoppt werden. „So Leute, war schön mit euch. Aber ich hab heute noch andere Pläne. Danke für die Hilfe, ich muss jetzt heim.“ Mit diesen Worten erhob die Studentin sich, angelte nach ihrem Eastpak und sah sich um. Das Waldstück, in dem sie sich befand, kam ihr unbekannt vor. Es hätte echt überall sein können. „Ihr habt nicht zufällig mein Fahrrad gesehen?“, fragte sie in die Runde. „Euer was?“, hakte ein gedrungener, weißhaariger Mann nach, der genauso gut als Weihnachtsmann hätte durchgehen können-hätte Tolkien ihn nicht schon Balin genannt. „Mein Fahrrad.“, wiederholte Conny ungeduldig. Langsam nervten diese Hirngespinste sie. Sie würde noch zu spät zu ihrem Treffen kommen, wenn das so weiter ging. Zumal sie gehofft hatte, dass die Halluzination aufhörte, sobald sie medizinisch versorgt war. Leider schien das nicht der Fall zu sein. Eine Tatsache, die sie unglaublich nervte. So gern sie die Hobbit-Filme mochte und so oft sie auch fantasiert hatte, sich mal nach Mittelerde zu beamen, im Moment wollte sie nur eins: nach Hause. „Ist das Euer Reittier?“, hakte der Balinverschnitt nach. Derweil sahen die anderen in der Gruppe sich um. Es schien fast so als hielten sie Ausschau nach Connys Drahtesel. „Könnte man so sagen.“, brummte sie. „Wir können nichts entdecken.“, erklärte Kilis Klon entschuldigend, „Aber vielleicht solltest du dich nicht allein auf den Heimweg machen. Wo lebst du überhaupt?“ So gerade eben konnte Conny sich ein genervtes Seufzen verkneifen. „Geht dich gar nichts an. Und ich kann auf mich aufpassen.“, murrte sie. „Hat man ja gesehen.“, kam es sarkastisch von Dwalins Doppelgänger, was Conny prompt damit quittierte, dass sie dem Glatzkopf die Zunge rausstreckte. Kollektives Luftschnappen war die Folge. Der Studentin war es gleichgültig. Sie hatte Hunger, sie hatte Kopfschmerzen und wollte einfach nur in ihr Bett kriechen und der Welt den Mittelfinger zeigen. Oder die Rote Karte. Bevor die Situation eskalieren konnte trat der Obermacker der Bande auf den Plan. Anscheinend war er mit jemand anders im Gespräch gewesen, einem, im Vergleich zu den restlichen Typen, hochgewachsenen, alten Mann mit spitzem Hut und einem knorrigen Stab. 'Ernsthaft? Ernsthaft?!', schoss es Conny unwillig und ungläubig durch den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein, verdammte Axt! Jetzt tauchten auch noch Thorin Eichenschild und Gandalf hier auf. 'Irgendwas ist echt falsch mit mir.', fügte sie gedanklich hinzu. „Was ist das hier für ein Aufruhr?“, verlangte Thorin mit ruhiger, aber autoritärer Stimme zu wissen. Sofort überschlugen sich alle darin, eine Erklärung zu liefern. Verständlicherweise führte das nur dazu, dass Thorin genauso schlau blieb wie zuvor. Erst als er „Ruhe!“ donnerte, verstummte die Schar. Anschließend wies der Anführer der Bande Balin an, ihm zu berichten, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte. Auch Conny hörte aufmerksam zu. Irgendwie musste sie hier ja gelandet sein, obwohl sie noch immer felsenfest davon überzeugt war, dass ihr Unterbewusstsein ihr einfach nur einen total fiesen Streich spielte. Konnte anders nicht sein. Oder doch? Balin berichtete in knappen Worten, wie sie das Lager aufgeschlagen und alles für das Abendessen vorbereitet hatten als wie aus dem Nichts Conny-deren Name bisher natürlich noch niemand kannte- vom Himmel gefallen und in ihrer Mitte gelandet war. Niemand konnte sich erklären, wo sie hergekommen war. Da man aber keine Waffen an ihr entdeckt hatte und sie überdies verletzt war, hatten die Herren beschlossen zu warten bis sie wieder bei Bewusstsein war. Klang so plausibel wie es in dieser Situation sein konnte. Während Balins Erzählung changierten verschiedene Empfindungen auf Thorins Gesicht. Unglauben bis hin zu Misstrauen und Feindseligkeit spiegelten sich darauf wider. Nicht, dass Conny ihm das hätte übel nehmen können. An seiner Stelle wäre es ihr kaum anders gegangen. Immerhin hatte er seine Unternehmung in Bezug auf den Erebor nicht gerade an die große Glocke gehangen. Aus gutem Grund. Wie auch immer, Balin kam zum Ende und sah abwartend Thorin an. Wie übrigens alle anderen Anwesenden auch. Selbst der Gandalf-Klon. Mehrere Minuten herrschte Schweigen. Der König im Exil schien sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen und das in aller Ruhe. Schließlich war er wohl zu einer Entscheidung gelangt. „Nun, wir haben Euch geholfen und Ihr wirkt nicht so als wäret Ihr stark verletzt. Ich denke, dass unsere Wege sich hier trennen werden.“, richtete er das Wort an Conny. „Seh ich auch so. Also, macht's gut und tretet Smaug ordentlich in den Hintern von mir.“ Schwungvoll warf die Blondine sich eine der Riemen ihres Eastpak über die Schulter. Die Stimmung schlug spontan um und das so gewaltig, dass man meinen konnte, nun hätten sie alle einen Schlag auf den Kopf geworfen. „Woher wisst Ihr davon?“, fauchte Thorin in drohendem Tonfall. Zwei der Anwesenden, Dwalin und Glóin-na, jedenfalls Gimlis Vater- vertraten Conny den Weg. Ups. Es war keine gute Idee gewesen, diesen Kommentar abzulassen. 'Scheiße- und jetzt?' Fieberhaft überlegte die junge Frau, wie sie sich aus dem Schlamassel befreien konnte. Wohin sie auch sah, sie erblickte nur finstere Mienen, Hände, die sich an Waffen legten. Conny schluckte. Sie saß echt in der Tinte. Und das nur, weil sie einfach nie ihre verdammte Klappe halten konnte! Kapitel 3: Zwergische Demokratie -------------------------------- Drohend musterten die Zwerge die junge Frau in ihrer Mitte. Die einzige Person, neben Bilbo, die sich mehr zu amüsieren schien als alles Andere, war Gandalf. Zumindest glaubte Conny ihn ein Schmunzeln in seinem Bart verstecken zu sehen. Nicht, dass ihr das momentan so sonderlich viel nützte. Sie hatte eher Angst, dass die Bande sich auf sie stürzte, sie fesselte oder gleich meuchelte. Vielleicht waren sie unter normalen Umständen nicht der Typ dafür, doch die Gegebenheiten waren nun einmal nicht gewöhnlich. Zudem stand zu viel auf dem Spiel für Thorin und seine Gefolgsleute. Rational konnte Conny das alles nachvollziehen. Es änderte aber nichts daran, dass ihr das Herz in die Hose sackte. Hart schluckte sie. Inzwischen hatte Thorin sich vor ihr aufgebaut, tatsächlich überragte er sie sogar ein paar Zentimeter mit seinen 1,60 Metern. Finster und bedrohlich bohrten sich seine eisblauen Augen in ihre etwas dunkler gefärbten. „Ich frage Euch noch ein letztes Mal. Woher wisst Ihr davon?“ Seine Stimme war so gefährlich leise, dass Conny Mühe hatte, ihn zu verstehen. Das half jedenfalls so gar nicht weiter. Jetzt hatte sie Angst, sich in die Hosen zu machen vor Schiss. Den Mut hatte sie sowieso nicht mit Löffeln gefressen, ja, sie konnte sich sogar vor banalen Dingen erschrecken. Nachts im Dunkeln draußen rumlaufen? Nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Bei lauten Geräuschen zusammenfahren als wollte man ihr die Haut vom Körper ziehen? Check. Ihre Freunde machten sich regelmäßig lustig darüber, wie verdammt schreckhaft die Studentin war. Und im Augenblick hatte sie auch allen Grund dazu. Sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Thorin sie höchstpersönlich über den Jordan schicken würde, wenn sie ihm keine plausible Antwort liefern konnte. „Ähm...“, stammelte die Blondine zunächst hilflos, während sie sich das Hirn zermarterte. Irgendwie musste sie doch mit etwas aufwarten können, das ihr wenigstens den Hals retten würde. „Ich höre!“, zischte Thorin ihr eisig zu. Noch immer lag sein glühender Blick auf ihr. Einen Moment kam es Conny vor als könne der Zwergenkönig direkt in ihr Inneres blicken. Ein extrem unangenehmes Gefühl, dessen sie sich jedoch nicht erwehren konnte. „Also... ich ähm... na ja... das... also... das pfeifen doch die Spatzen von den Dächern und-“ An dieser Stelle wurde sie rüde unterbrochen. Thorins Hand schoss vor, schloss sich um ihre Kehle. Dann brachte er sein Gesicht dicht vor ihres. „Lügnerin!“, fauchte er sie erbost an. Panisch zappelte Conny, darauf bedacht, sich aus seinem Griff zu lösen. Was gefühlt das Dümmste war, was sie tun konnte, weil sie sich damit nämlich selbst die Luft abdrückte. Zwar hielt Thorin sie fest, doch war sein Griff nicht so stark, dass er sie gewürgt hätte. Er war ja nicht dumm und wusste, dass ein Erstickender ihm keine Antworten geben konnte. Allerdings musste er einsehen, dass Conny nichts ausspucken würde, solange er sie so festhielt, denn sie brachte nur wimmernde, keuchende Laute heraus. Widerwillig ließ er los. Gierig sog Conny Luft in ihre Lungen. Himmel, mit dem Typen war echt nicht gut Kirschen essen. „Okay, das war vielleicht die falsche Formulierung. Ihr müsst mich mal ansehen. Vielleicht checkt ihr dann, was Sache ist.“, meinte sie mit etwas rauer Stimme an die sie umzingelnden Zwerge. Diese musterten sie eingehend, hatten allerdings ziemliche Fragezeichen über ihren Köpfen. Duh, verstanden die sie etwa nicht? Musste sie sich jetzt auch noch in deren Slang ausdrücken, damit sie kapierten, was sie meinte? Das wurde von Minute zu Minute bekloppter. 'Ich hasse dich, Hirn!', murrte Conny gedanklich. Ehe Thorin wieder ungemütlich werden konnte, mischte Gandalf sich ein. „Ich schlage vor, dass wir uns alle beruhigen und der jungen Dame dann Gehör schenken.“, meldete er sich zu Wort. Offensichtlich erleichtert setzte Bilbo sich sofort hin, wobei er auffordernd Conny ansah. Mehr oder weniger schnell und bereitwillig taten es die Zwerge dem Hobbit nach. Dwalin war der Letzte, der sich niederließ. Die bösen Blicke, die er auf Conny abschoss, verrieten ihr, dass er bereit war, sie unschädlich zu machen, sollte es nötig werden. Allerdings ging es den anderen Zwergen sicherlich kaum anders. Auffordernd blickte Gandalf nun die Blondine an. Es dauerte einen Moment, bis sie kapierte, dass sie sich auch hinsetzen sollte. Seufzend tat sie das, wobei sie ihren Rucksack absetzte und auf den Schoß nahm. Zwar glaubte sie nicht, dass irgendwer in dieser Situation lange Finger machen würde, doch es beruhigte sie, den Eastpak, ihren treuen Begleiter im Alltag, dicht bei sich zu haben. „Also, wärst du so gütig uns zu verraten, wer du bist und woher du den Zweck dieser Reise kennst?“, bat Gandalf nicht unfreundlich. Tatsächlich umspielte sogar ein Lächeln die Lippen des Zauberers. „Nur, wenn ich danach nicht geteert und gefedert werde. Ihr werdet mir sowieso nicht glauben.“, erwiderte Conny unbegeistert. „Du solltest es auf einen Versuch ankommen lassen.“ Gandalfs Ermunterung war sicher nett gemeint, doch die Studentin konnte diese Freundlichkeit im Augenblick nicht so recht würdigen. Seufzend strich sie sich eine lockige Haarsträhne hinters Ohr. „Ich hab nicht die geringste Ahnung, wie ich hier gelandet bin. Eigentlich war ich auf dem Heimweg, aber dumm wie ich nun mal bin, hab ich mich mit dem Fahrrad hingepackt und mir den Kopf angeschlagen. Dann wurde ich ohnmächtig und bin hier wieder aufgewacht. Was nebenbei bemerkt völlig unmöglich sein sollte. Außer ich halluziniere noch immer, kann man ja nie ganz ausschließen.“ An dieser Stelle machte Conny eine kurze Pause. Sie sah in die Runde, doch die Mienen der Zwerge glichen in Stein gemeißelten Gesichtern. Keinerlei Regung war von ihnen abzulesen. Nur Bilbo konnte man die Skepsis deutlich ansehen. Na toll. Wenn nicht mal der Hobbit glaubte, dass sie die Wahrheit sagte, konnte sie sich gleich einsargen lassen. „Und das mit Smaug weiß ich, weil... na ja, Jemand hat eure Geschichte aufgeschrieben. In einem Buch. Das Buch heißt „Der Hobbit“ und ich hab es zum ersten Mal gelesen als ich etwa dreizehn war. Beweisen kann ich es nicht, ich hab es nämlich nicht dabei. Es steht zuhause in meinem Bücherregal.“ Unruhe kam in die Gruppe. Nicht nur Bilbo schaute inzwischen skeptisch drein. Es schien als wäre der Zauberer der Einzige, der nicht überrascht war von dieser Mitteilung. Oder der glaubte, dass Conny ihnen einen Bären aufband. Hätte sie sich nicht getraut. Dafür hatte sie eindeutig zu viel Angst vor den Zwergen und ihrer rabiaten Art. „Und das sollen wir dir glauben?“, raunzte Dwalin, der sich anscheinend nie geschlossen halten und zu allem seinen Senf dazugeben musste. Genervt schoss Conny ihm einen bösen Blick zu. „Du kannst mir auch nicht glauben, Glatzenbeni. Aber das ist dann nicht mein Problem. Ich will nur nach Hause, was essen und in mein Bett.“ Das kam zickiger raus als eigentlich geplant, doch sie machte sich keine Mühe, einen versöhnlicheren Tonfall anzuschlagen. „Ob sie nun lügt oder nicht, Fakt ist, dass sie um unser Vorhaben weiß.“, mischte sich Balin ein. Mit ernstem Blick sah er in die Runde, verweilte länger bei Thorin, ehe er weiter sprach. „Lassen wir sie gehen, könnte sie einem Feind in die Hände fallen, was unserer Aufgabe letztlich nur schaden würde, statt uns zu nutzen. Deswegen denke ich, dass es das Klügste wäre, sie bei uns zu behalten. Zumindest bis wir nah genug am Berg sind, um sicher sein zu können, dass uns niemand in die Quere kommt.“ „Bitte was?“, rutschte es Conny heraus. Ungläubig sah sie Balin an. Ganz so, als habe dieser soeben den Verstand verloren. Oder verkündet, dass er an das fliegende Spaghettimonster glaubte. „Euch geht’s wohl zu gut! Ich geh doch nicht mit euch allen zum Erebor. Nee, das könnt ihr total knicken!“, fügte sie schnaubend hinzu. Allerdings interessierte ihre Meinung die Herren Zwerge herzlich wenig, sie hatten nämlich bereits begonnen, lautstark zu diskutieren. Balins Vorschlag war gewagt. Andererseits mussten sie zugeben, dass sie keine bessere Idee hatten, wie sie mit der blonden, jungen Frau verfahren sollten. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass sie sie einfach mitnehmen würden. Immerhin war sie eine Frau und wirkte eher wie ein Klotz am Bein als wie Jemand, der im Notfall eine Hilfe wäre. Langsam wuchs sich die hitzige Diskussion zum Tumult aus. Bilbo war der Einzige, der sich heraushielt. Vielleicht weil er selbst nur semi-freiwillig an diesem Abenteuer teilnahm und weil er sich die meiste Zeit ziemlich unnütz vorkam, also nachvollziehen konnte, wie unangenehm es für Conny sein musste, dass nun derart darüber gestritten wurde, ob es sinnvoll war, Balins Vorschlag in die Tat umzusetzen. Tatsächlich hatte Conny irgendwann einfach gestrichen die Schnauze voll. Der Lärm verstärkte ihre Kopfschmerzen. Außerdem fror sie in der doch recht dünnen Übergangsjacke und sie hatte nachwievor Hunger. Ein Zustand, in dem man ihr besser nicht begegnete, denn dann war sie sozial absolut inkompetent. Was sie auch prompt bewies, da die Zwerge keinerlei Anstalten machten, sich endlich mal zu einigen. Conny sprang auf, damit man sie bemerkte, hatte damit jedoch wenig Erfolg. „HALTET DOCH MAL ALLE DIE FRESSE JETZT!“, brüllte sie schließlich so laut, dass sogar Mr Hörrohr sie bestens verstehen konnte. Zu ihrer Überraschung verstummten die Herren. Dwalin sah schon wieder so aus, als wolle er ein paar böse Bemerkungen machen, doch Balin legte seinem jüngeren Bruder mahnend die Hand auf den Unterarm. Kili und Fili wirkten wie zwei begossene Pudel und auch Ori schaute reichlich bedröppelt rein. Nicht, dass er viel zu melden gehabt hätte. Dori butterte ihn nur allzu gern unter und der junge Zwerg ließ sich das auch noch gefallen. Thorins Miene wirkte wie ein aufziehendes Gewitter, Gandalf aber schmunzelte schon wieder. Schrecklich, wie dieser Mann alles so amüsant finden konnte. „Na endlich. Danke.“, kommentierte Conny ironisch das nun herrschende Schweigen, wobei sie die Arme vor der Brust verschränkte und einen nach dem anderen eingehend musterte. „Zu eurer Info: ich hab keine Lust, zum Erebor zu latschen und mich von Smaug rösten zu lassen. Kann Bilbo schön allein machen. Außerdem gibt’s Leute, die tatsächlich Verpflichtungen haben und nicht alles stehen und liegen lassen können, nur damit der Herr Eichenschild seinen blöden Thron besteigen kann.“ An dieser Stelle musste Conny Luft holen. Jedoch kam sie gar nicht dazu, weiter auszuführen, warum sie Balins Vorschlag hirnrissig fand. „Blöder Thron?“, wiederholte Thorin ungläubig, ja, beinahe fassungslos. Seinen Neffen waren tatsächlich die Kinnladen runtergeklappt. Für einen Moment konnte man glauben, dass ihnen auch noch die Augen aus dem Kopf kullern wollten. Bisher hatte es nie Jemand gewagt, derart mit ihnen zu sprechen, geschweige denn mit ihrem Onkel. „BLÖDER THRON?“, kam es schließlich wutschnaubend und so laut wie Donnergrollen vom Zwergenkönig. Mit wenigen Schritten war er auf Conny zumarschiert. Erneut baute er sich vor ihr auf, mit dem Unterschied, dass sie dieses Mal nicht vor Bammel einknickte, obwohl jede Faser ihres Körpers ihr zuschrie, dass sie gefälligst die Beine in die Hand nehmen und zusehen sollte, dass sie Land gewann. „Junge, schrei mich nicht so an!“, motzte die Blondine zurück. Thorin und sie trennten gerade mal zwei Zentimeter, doch trotzdem kam sie sich in seiner Gegenwart winzig vor. Das war gemein. Warum musste der Kerl so majestätisch sein? Und so einschüchternd? Echt unfair. Zumal Thorin gerade wirkte als wäre er kurz davor, einen Mord zu begehen. „Ja, blöder Thron! Kann sein, dass du das anders siehst, aber ich weiß echt nicht, was daran so toll sein soll. Vor allem... ist euch eigentlich klar, wie viele Aufräumarbeiten auf euch zukommen? Selbst wenn ihr Lastwagen und Bagger zur Verfügung hättet, würdet ihr Jahre brauchen, um in dem Scheißberg aufzuräumen.“ Bevor Thorin den Mund aufklappen und etwas Böses erwidern konnte, sprach Conny schon weiter. Diesmal würde sie sich nicht unterbrechen lassen. „Nein, ich erkläre euch jetzt nicht, was Lastwagen und Bagger sind. Ist sowieso nebensächlich. Ich hab Hunger, ich will nach Hause und mein Kopf tut weh.“ Bei den letzten Worten wurde Connys Stimme immer weinerlicher und kümmerlicher. Zu allem Überfluss spürte sie einen Kloß in ihrer Kehle und Tränen heiß in ihren Augenwinkeln brennen. Ihr ganzer Stolz sackte in sich zusammen wie eine schlecht konstruierte Sandburg. Langsam setzte sie sich wieder auf den Waldboden, wobei sie die Knie anzog und ihre Arme darum schlang. So sehr sie auch versuchte, sich zurückzuhalten, konnte sie ein Schluchzen nicht länger unterdrücken. Was war das nur für eine verfahrene Situation? Und wieso musste das ausgerechnet ihr passieren? Wieso war ihr Hirn nur so dermaßen verkorkst? Es herrschte betretenes Schweigen um sie her. Die hartgesottenen Kerle fühlten sich alle ziemlich unwohl und wie bestellt und nicht abgeholt. Keiner wusste so recht, was er tun sollte. Es war schließlich Bilbo, der sich der Blondine näherte und ihr sein Taschentuch anbot, damit sie sich schnäuzen konnte. Gandalf nutzte das aus, um sich kurz mit Thorin, Balin und Dwalin zu beraten. Anschließend wurde in zwergischer Runde beschlossen, dass sie Conny mitnehmen würden. Auch gegen ihren Willen. Schließlich sah es nicht so aus, als wüsste die junge Frau, wie sie von hier aus nach Hause kam. Nachdem die Entscheidung getroffen war, wurde Bombur angewiesen, das Abendessen zu kochen, während die anderen Zwerge ihre Lasten ablegten und das Nachtlager vorbereiteten. Fili und Kili gesellten sich zu Bilbo, der noch immer neben Conny hockte und sie irgendwie zu trösten versuchte. Sein Taschentuch war inzwischen durchweicht von ihren Tränen. Dafür hatten sich ihre Kopfschmerzen verstärkt und sie fühlte sich erst recht erschlagen. „Geht es dir besser?“, fragte Kili teilnahmsvoll. Tatsächlich schien echte Sorge in seinen braunen Augen zu schimmern. Conny lächelte schwach. „Nicht wirklich. Aber danke der Nachfrage.“, nuschelte sie. Ihre Worte bewogen Fili dazu, sich an Óin zu wenden und diesen nach einem Mittel gegen ihren Kopfschmerz zu fragen. „Das tut mir Leid. Es gibt bald Essen. Vielleicht wird ja dann besser?“ Anscheinend hatte Kili es sich zur Aufgabe gemacht, sie unter allen Umständen aufzuheitern. Was Wirkung zeigte, denn schon wirkte Connys Lächeln deutlich stärker als zuvor. „Und du musst uns noch immer verraten, wie du heißt. Wir können dich schließlich nicht Mädchen nennen.“, fügte der Zwerg keck hinzu, sobald er merkte, dass es der jungen Frau nicht mehr ganz so grässlich zu gehen schien. „Conny.“, kam es nuschelnd zurück, „Mein Name ist Conny.“ - „Das ist aber ein seltsamer Name. Habe ich noch nie gehört.“, merkte Kili an, wofür er einen leichten Stoß mit dem Ellbogen seitens der Trägerin bekam. „Woher auch? Eigentlich ist es auch nur eine Abkürzung für Cornelia. Aber ich schwöre bei Gott, dass ich dir jedes Barthaar einzeln ausrupfen werde, wenn du mich je so nennst.“ Jetzt schaute Kili kurz entsetzt drein. Das wollte er lieber nicht riskieren. Trotzdem nahm er sich vor, sie irgendwann bei ihrem vollen Namen zu nennen. Einfach nur, um zu sehen, ob sie diese Drohung umsetzen würde. Er glaubte nicht daran. Bisher hatte Conny keinen aggressiven Eindruck auf ihn gemacht. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass sie so gewalttätig sein konnte. „Wer ist denn Gott?“, erkundigte sich nun Bilbo, der ein wenig wehmütig sein nasses Taschentuch beäugte. „Das würde jetzt wirklich zu weit führen.“, wehrte Conny ab. Doch ein Lächeln lag auf ihren Zügen. Merkwürdigerweise fühlte sie sich schon weit weniger schrecklich als noch vor einer Viertelstunde. Vielleicht würde sich ja doch noch alles zum Guten wenden. Kapitel 4: Unterwegs -------------------- Alsbald wurde das Abendessen serviert. Nun ja, mehr oder weniger. Im Prinzip bediente sich einfach jeder aus dem großen Kessel, in dem Bombur einen Eintopf gezaubert hatte. In Ermangelung von Essgeschirr erwies Bilbo sich als so freundlich Conny das seine zu überlassen. Zur Sicherheit hatte er ein zweites eingepackt. Man musste bei so einer Abenteuergeschichte schließlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Bilbo konnte man ja viel vorwerfen, nicht jedoch, dass er nicht gut organisiert gewesen wäre. Abgesehen davon, dass er sein Taschentuch vergessen hatte. Übrigens nahm der Hobbit es den Zwergen noch immer übel, dass sie nicht umgekehrt waren, um sein Taschentuch zu holen. Er hatte sich seitdem anderweitig behelfen müssen und schließlich war er in seiner Verzweiflung sogar so weit gegangen ein Stück Stoff aus einem seiner Wechselkleidungsstücke zu schneiden und dieses als Ersatz zu benutzen. Was die Zwerge ein Taschentuch nannten konnte man sich beileibe ja nicht an die Nase halten. Allein die Erinnerung an den schmierigen Fetzen, den Bofur ihm zugeworfen hatte, ließ Bilbo schaudern. Inzwischen hatte der Hobbit sich etwas an die befremdlichen Manieren der Zwerge gewöhnt. Er fragte sich allerdings, wie Conny wohl damit zurecht kommen würde. Die Blondine löffelte schweigend ihren Eintopf, wirkte mittlerweile aber schon wieder relativ fidel. Óin hatte ihr außerdem etwas gegen die Kopfschmerzen versprochen, jedoch darauf bestanden, dass sie zuerst etwas in den Magen bekam. Vernünftig, Conny wusste aus Erfahrung, dass Arzneimittel gern auf den Verdauungstrakt schlugen, wenn man diesen nicht gut genug gefüttert hatte. So manches Mal war ihr von einer Schmerztablette schon regelrecht schlecht geworden, weil sie sie auf nüchternen Magen genommen hatte. Eigentlich hätte sie daraus lernen müssen. Ja, eigentlich. Aber das mit dem Klug werden aus Schaden war so eine Sache. Nach dem Abendessen bereitete Óin tatsächlich einen Tee aus Weidenrinde zu und lieferte den Becher bei Conny ab. Dabei ermahnte er sie, dass sie alles trinken musste, damit es wirkte. Folgsam nickte die Blondine. Beim ersten Schluck verzog sie jedoch bereits das Gesicht. Pfui, schmeckte das grauenhaft! Einige der Zwerge hatten das mitbekommen und lachten nun darüber. Selbst Bilbo konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Medizin muss nicht gut schmecken, sie muss ihren Zweck tun!“, wurde Conny prompt von Óin belehrt. Er warf ihr einen mahnenden Blick zu, so dass sie es nicht wagte, das Trinken des Tees auf später zu verschieben. Zumal er kalt sicher noch widerlich schmecken würde als in heißem Zustand. Darauf bedacht sich zu allem Überfluss nicht auch die Zunge zu verbrennen, nippte Conny nur an dem Gebräu. Es war so schon schlimm genug. Schließlich aber hatte sie es geschafft, den Becher gänzlich zu leeren. Brav lieferte sie ihn bei Óin ab. So langsam ergriff Müdigkeit von ihr Besitz. Die Sonne war längst untergegangen. Ein munteres Feuer brannte und die Zwerge saßen darum herum. Alle hatten ihre Nachtlager ausgebreitet. Einige machten Anstalten, sich schlafen zu legen, während wiederum andere sich leise miteinander unterhielten. Da Conny keinen Schlafsack oder etwas Vergleichbares bei sich hatte, würde es wohl eine kalte, unbequeme Nacht werden. Keine Aussicht, die sie sonderlich begeisterte. Doch es ging nun einmal nicht anders. Seufzend suchte sie sich einen Platz am Feuer, so dass sie wenigstens so etwas Wärme abbekommen würde. Dabei achtete sie darauf, möglichst viel Abstand zwischen Thorin, Dwalin und sich zu haben. Die beiden Zwerge waren nach wie vor nicht gerade begeistert davon, dass sie ein Teil der Gesellschaft war. Zwar nur auf Zeit, doch das reichte schon, um ihnen die Laune zu verderben. Conny hatte Thorin seit dem ersten Hobbitfilm für eine Diva gehalten. Da machte er beinahe Thranduil Konkurrenz. Übrigens ein Gedanke, den sie wohl besser für sich behalten sollte, wenn sie nicht wollte, dass Thorin sie in Streifen schnitt. Obwohl nicht sonderlich weich, beschloss Conny, ihren Rucksack als Kopfkissen zu nutzen. Ihre Jacke musste eben als Decke dienen. Verhalten gähnte sie. Niemand achtete groß auf sie, trotzdem warf sie ein „Gute Nacht“ in die Runde. Dann legte sie sich hin, schloss die Augen und dämmerte nach geraumer Zeit tatsächlich ein. Am frühen Morgen fuhr sie aus dem Schlaf. Óins Tee drückte ordentlich auf ihre Blase. Unwillig murrend erhob Conny sich, schlich an den schlafenden Zwergen vorbei und zu ein paar Büschen. Dahinter verrichtete sie ihre Notdurft, um anschließend zurück in die Runde der Herren zu tappen. Es schien noch niemand wach zu sein. Auch gut. Der Tag brach ohnehin gerade erst an und sie nahm an, dass es noch mindestens eine halbe Stunde dauern würde bis sich im Lager etwas rührte. Das gab ihr Gelegenheit, über diese verrückte Situation nachzudenken. Da sie, Óin sei Dank, auch keinerlei Kopfschmerzen mehr hatte, gestaltete sich das gar nicht so schwierig. Um eine Halluzination zu sein fühlte sich alles zu real an. Auch einen Traum schloss Conny aus. Andererseits wollte sie nicht wirklich glauben, dass sie es, wie immer sie das angestellt haben mochte, in Mittelerde gelandet war. Das war schließlich fiktiv. Also musste es doch etwas mit Einbildung zu tun haben. Anders konnte es gar nicht sein. Oder doch? Frustriert, weil sie zu keinem Ergebnis kam, kickte Conny einen Stein weg. Dieser traf unglücklicherweise Dwalin am Kopf, der jedoch nicht aufwachte, sondern lediglich laut und ungehalten brummte wie ein Bär, den man in seinem Winterschlaf störte. Um die Zeit zu überbrücken bis die Herren Zwerge sich dazu herabließen aufzuwachen, holte Conny ihre Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm hervor. Nach kurzem Durchforsten des Inhaltsverzeichnisses entschied sie sich für Schneeweißchen und Rosenrot. Neben Marienkind war es ihr liebstes Märchen. Kaum hatte sie angefangen zu lesen, tauchte sie schon vollkommen ab in die vertraute Geschichte. So kam es, dass sie kaum mitbekam wie endlich Leben in die Zwerge, Bilbo und Gandalf kam. Erst als der Lärmpegel stetig zunahm wurde Conny sich der Anwesenheit der Anderen bewusst. Mehrere merkwürdige Blicke wurden ihr zugeworfen. Ori allerdings wirkte eher neugierig als befremdet. Bücher hatte er sehr gern, er war schließlich auch Chronist und arbeitete gewissenhaft an einem Bericht über die Unternehmung. Doch war er ebenfalls schüchtern, so dass er sich nicht traute, Conny zu fragen, was sie da las. Bofur allerdings kannte keine solche Scheu. „Buch weg, es gibt Frühstück.“, informierte er sie lautstark, so dass die Blondine zusammenzuckte, schreckhaft, wie sie nun einmal war. Hastig klappte sie das Buch zu und verstaute es wieder in ihrem Eastpak. „Komme schon.“, gab sie zurück. Damit erhob sie sich, sammelte das Essgeschirr auf, welches sie von Bilbo am Vorabend bekommen hatte und gesellte sich zu Bombur, der das Frühstück austeilte. Alsbald waren alle versorgt. Gefrässiges Schweigen herrschte. Nun ja, abgesehen von den Geräuschen, die essende Zwerge nun einmal von sich gaben. Conny verzog leicht das Gesicht, befand dann aber, dass es wohl am Klügsten wäre, das einfach auszublenden so gut sie es eben vermochte. Allzu lange hielten sie sich sowieso nicht damit auf. Immerhin hatten sie nicht ewig Zeit und konnten nicht herum trödeln wie es ihnen beliebte. Bisher wussten sie zwar noch nicht, dass sie den Berg bis zum Durinstag erreicht haben mussten, doch sie würden sicher bald dahinter kommen. Kaum dass der letzte mit dem Frühstück fertig war forderte Thorin sie bereits zum Aufbruch auf. In Ermangelung eines Nachtlagers oder sonstigem Krams war Conny als Erste fertig. Sie musste ja auch nur ihren Rucksack schleppen. Das genügte ihr aber schon. Früher oder später würde er ihr sicher zu schwer werden. Sie kannte sich doch. Wanderungen waren einfach nicht ihr Ding. Die Ponys schienen den Zwergen übrigens schon abhanden gekommen zu sein. Eigentlich bedauerlich. Als Kind hatte Conny Reitstunden genommen, so dass sie sich also im Sattel halten konnte. Gern hätte sie wieder einmal auf einem Pferderücken gesessen. So wie es aussah würde sie sich bis zu Beorns Hütte gedulden müssen. Falls ihre Halluzination, ihr Traum oder was immer es war so lange anhielt. Das konnte lustig werden. Natürlich hatte Conny kein gescheites Schuhwerk an. Mit Chucks durch Mittelerde. Sie konnte froh sein, wenn die Schuhe nicht in zwei Wochen komplett durchgelatscht waren. Dafür, dass Chucks so teuer waren, gingen sie erstaunlich schnell kaputt. Eigentlich eine ziemliche Frechheit, wie Conny fand. Das änderte an den Goldmarktpreisen für die Marke allerdings auch herzlich wenig. Während des Marsches hielt Conny sich mittig in der Gruppe auf. Kili, Fili, Bofur und Bilbo zeigten sich am zutraulichsten. Mit ihnen bestritt sie einen Großteil ihrer Unterhaltungen. Zwischendurch gesellte sich auch mal Balin dazu, der ein paar Fragen zu ihrer Heimat hatte und gern mehr wissen wollte. Das Problem war nur, dass Conny ihm irgendwie verklickern musste, dass es nicht nur ein großes Land mit mehreren Gebieten gab, sondern gleich fünf Kontinente. Dass die Erde ein Ball war und in einem Planetensystem ihren Platz hatte behielt sie vorerst für sich. Von Astronomie verstand die Blondine nicht besonders viel. Ihre Steckenpferde waren eben Literatur, Kultur, Kunst, Cineastik und dergleichen mehr. Außerdem hatte sie eine ungeheure Vorliebe für sämtliche Pokémon-Spiele, die für den Game Boy Advance SP oder den Nintendo DS konzipiert waren. Noch so ein Thema über das sie mit den Zwergen wohl kaum sprechen konnte. Obwohl sie zugeben musste, dass sie sich Kili und Fili gut als Zocker vorstellen konnte. Andererseits wirkten die beiden Tunichtgute sowieso so als würden sie so gut wie alles mal ausprobieren. Sie hatten schon etwas von Fred und George aus dem Harry Potter-Universum. Und ein paar Parallelen zu Merry und Pippin waren auch vorhanden. Bloß waren Kili und Fili Brüder und keine Vettern. Irgendwann kam das Gespräch auf ihre Familien zu sprechen. Dabei quetschten die Zwerge vor allem Conny über deren Verhältnisse aus. Schmunzelnd, aber auch etwas wehmütig erstattete sie Bericht. Erzählte von ihren Eltern, die inzwischen 25 Jahre miteinander verheiratet waren. Von der jüngeren Schwester und dem jüngeren Bruder. Die eine 22 und aktuell in Australien, wo sie Work and Travel machte, der andere 16 Jahre alt und im letzten Schuljahr mit einer anschließenden Lehre zum Klempner. Die es in Mittelerde natürlich nicht gab, weswegen Conny das Detail frecherweise unterschlug. Auch darüber, was sie den lieben, langen Tag so trieb wurde sie ausgefragt. Und so gab sie freimütig Auskunft über ihr Studium, beantwortete die neugierigen Fragen, denn Einiges war den Herren doch sehr unbekannt. Insgesamt musste Conny zugeben, dass es gar nicht so übel war, mit Thorin und Co unterwegs zu sein. Zumindest solange sie sich von Thorin und Dwalin fern hielt. Die beiden hatten sich wohl dazu verschworen, ihr zu misstrauen und sie scheiße zu finden. Das war zwar nicht gerade ideal, aber Conny hatte nicht wirklich mit etwas Anderem gerechnet. Immerhin brauchte Thorin auch ewig, um mit Bilbo warm zu werden. Und der hatte von Anfang an bei diesem Abenteuer dabei sein sollen wohingegen ihre Anwesenheit absolut ungeplant war und Thorin tierisch stinken musste. In Anbetracht dieser Tatsache kam sie vermutlich sogar noch glimpflich davon. Solange sie sich eben von ihm fern hielt. Was Dwalin anging, der war einfach generell bärbeißig. Vermutlich musste sie eine Million Orks abschlachten, um sich in seinen Augen als würdig zu erweisen. Was zum nächsten Problem führte: Conny konnte nicht kämpfen. Zugegeben, sie hatte mit 17 ein paar Monate lang Kampfsport betrieben, aber man konnte wohl kaum mit Tae-kwon-do gegen Orks antreten. Außer man war lebensmüde. Und das, das war sie definitiv nicht. Da sie sich nun mal in Mittelerde befand, ahnte sie, dass es nicht lange dauern würde bis sie zum ersten Mal auf Orks traf. Trotzdem hoffte sie, dass es nicht allzu bald war, damit sie sich zum einen nicht bis auf die Knochen blamierte und zum anderen nicht das Zeitliche segnete. Doch das Leben war kein Wunschkonzert. Eine Tatsache, derer Conny sich durchaus bewusst war, die sie dennoch gern mal verdrängte. In Mittelerde eine unglaublich miese Idee. Kapitel 5: Lauf, Forrest, lauf! ------------------------------- Es war gar nicht so schrecklich in der Gesellschaft der Zwerge zu reisen, obwohl die Chucks nach einer Weile ziemlich unbequem wurden. Umso dankbarer war Conny als die Gruppe stehen blieb. Sofort angelte sie aus ihrem Rucksack ihre Wasserflasche. Diese war aus durchsichtigem, hellgrünen Plastik und trug in weißen Lettern den Aufdruck University of Toronto. Im vergangenen Sommer hatte Conny drei Monate in Kanada bei Verwandten gelebt. Zum einen weil das Anglistikstudium einen Auslandsaufenthalt verlangte, zum anderen weil es sich angeboten hatte, nach Kanada zu gehen und sie zuletzt vor zehn Jahren dort gewesen war. Es waren keine direkten Verwandten, dennoch bezeichnete sie das Ehepaar bei dem sie gewohnt hatte als Onkel und Tante und deren Kinder (beide älter als sie, aber noch nicht wirklich im Beruf) als Cousin und Cousine. Viel hatte sie von ihrer Cousine nicht gehabt. Diese hatte Archäologie studiert und einen Praktikumsplatz bei einer Ausgrabung auf Kreta ergattert. Insgesamt hatten sie eine Woche zusammen gehabt. Ihr Cousin war länger da gewesen, ehe er sich für einen Monat nach Bonn verkrümelt hatte, wo er an einem Deutschkurs teilnahm. Dafür hatte er über die Uni von Toronto ein Stipendium erhalten. Und zum ersten Mal in ihrem Leben konnte Conny eine „Ich bin ein verwöhntes Einzelkind“- Behandlung genießen. Was sie auch tat, bis... ja, bis... „Was ist das denn?“ Bofur beäugte neugierig die Plastikflasche aus der Conny gierig trank. Sie setzte sie ab, verschloss sie wieder und erklärte ihm dann, was sie da in der Hand hatte. „Ist wie ein Wasserschlauch, nur praktischer. Das Material nennt sich Plastik und wird künstlich hergestellt. Aber ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, wie man das genau macht. Davon hab ich so viel Ahnung wie von Quantenphysik.“ „Was ist Quantendings?“, schaltete Kili sich ein, der ebenfalls interessiert die Flasche anguckte. „Ach... nicht so wichtig. Ehrlich.“, wiegelte Conny ab, die das noch weniger erklären konnte. Physik hatte sie nach der zehnten Klasse schleunigst abgewählt. Vermutlich hatte sie auch nur eine Zwei im Zeugnis gehabt, weil sie sich im Unterricht beteiligt hatte, indem sie das nachplapperte, was im Buch gestanden hatte. Und weil der Lehrer ein netter Kerl war und gern gute Noten gab, wenn er merkte, dass Jemand sich wenigstens bemühte, mitzuhalten und etwas beizutragen, auch wenn die Zusammenhänge vielleicht nicht ganz klar waren. Solche Lehrer waren eine sehr angenehme Abwechslung zu denen, die immer grummelten und so wirkten als würden sie einem beim geringsten Fehler den Kopf von den Schultern reißen. Und von denen hatte Conny im Laufe ihres Schullebens eine Menge gehabt. Einmal war sie deswegen sogar sitzen geblieben. Obwohl ihr das im Nachhinein eigentlich nur gut getan hatte. „Kann ich das mal anfassen?“, fragte Bofur, den die Plastikflasche ziemlich zu faszinieren schien. Überrascht blickte Conny ihn an, nickte dann jedoch. „Klar. Aber nicht fallen lassen. Und nicht kaputt machen. Ich brauch die noch. Außerdem war sie teuer.“ Ein Schmunzeln begleitete diese Mahnung allerdings. Bofur brummelte nur etwas Unverständliches, das jedoch verdächtig nach 'Was denkst du denn von mir?' klang. Tatsächlich dauerte Bofurs Untersuchung der Flasche nicht allzu lang. Dann gab er sie der Blondine zurück, die noch ein paar Schlucke daraus nahm, ehe sie sie wieder in den Rucksack steckte. „Warum haben wir eigentlich angehalten?“, erkundigte sie sich bei den Zwergen, die um sie herumstanden. „Gandalf spricht mit Jemandem, der ihn gesucht zu haben scheint.“, informierte Fili die Studentin. Der blonde Zwerg dachte sich nicht viel dabei. Das war die Angelegenheit des Zauberers. „Auweia, das ist bestimmt Birdshitface.“, rutschte es Conny raus. Sie stellte sich auf Zehenspitzen, obwohl sie die meisten Zwerge um wenige Zentimeter überragte, mit Ausnahme von Thorin und Dwalin, um über deren Köpfe hinweg Gandalfs Gesprächspartner zu erspähen. Es kostete sie nicht gerade viel Mühe, Radagast zu entdecken. „Bördschittfeiz?“, hakte Kili verwirrt nach, woraufhin er nur ein unwirsches „Na, Radagast natürlich“ erntete. Ein wenig beleidigt hob Filis Bruder dazu an, zu schmollen. Richtig Gelegenheit bekam er dazu jedoch nicht. Tatsächlich wurden Kilis Fähigkeiten als Bogenschütze gefragt und das flott. Ein Warg war aufgetaucht und dem folgte ein weiterer, dem Thorin den Rest geben musste mit einem Streich seines neuen Schwerts. Es gab eine kurze Diskussion darüber, wie sie weiter vorgehen sollten. Radagast erbot sich, den Lockvogel zu spielen. Weil sie kaum eine andere Wahl hatten, stimmten sie zu. Und ab ging es. Im Laufschritt eilten die Zwerge, Bilbo und Conny Gandalf hinterher. Letztere ahnte, wohin das führen würde. Sie konnte es ehrlich gesagt kaum erwarten, den verborgenen Pfad zu erreichen. Erstmal musste sie aber buchstäblich um ihr Leben rennen. Obwohl Radagast sich als Ablenkung angeboten hatte, ahnte sie, dass sie früher oder später entdeckt würden, so war es im Film schließlich gewesen. Ganz abgesehen davon hatte Conny es mit Rennen nicht so, was allerdings daran lag, dass sie Belastungsasthma hatte und deswegen ziemlich schnell aus dem letzte Loch pfiff. Dankenswerterweise bemerkten Nori und Ori diesen Umstand, so dass sie Conny jeweils am Arm packten und praktisch zwischen sich herschleiften. Immer wieder kam es auch zu kurzen Pausen, in denen sie sich hinter Felsbrocken versteckten. Zum Durchatmen reichte das so eben. Bei einer dieser Gelegenheiten kam Conny völlig außer Atem neben Dwalin zum Stehen. Sie verzog das Gesicht vor Schmerz. Ihre Brust brannte wie Feuer und es fühlte sich an als stieße ihr Jemand genüsslich und heftig Dolche in den Brustkorb. Dwalin kam nicht umhin das zu bemerken. Sein kritischer Blick kratzte Conny in diesem Moment jedoch herzlich wenig. „Alles in Ordnung mit dir?“, raunzte er sie nicht ganz so unfreundlich an, wie er sich ihr bislang gegenüber verhalten hatte. Keuchend nickte die Blondine. „Geht... gleich... schon wieder.“, erwiderte sie abgehackt. Dwalin hob skeptisch seine Augenbrauen, kommentierte das aber nicht weiter. „Kannst du überhaupt kämpfen, du halbe Portion?“ Connys Blick flog hoch. Verdammt! Da war ja was... Nach Bruchtal würden sie schließlich im verfluchten Nebelgebirge in der Orkstadt landen. Außer sie hielt sich an Bilbo. Aber auf eine Begegnung mit Gollum war sie nicht gerade scharf. Am Ende beschloss er noch, sie zu essen. Ein schauerlicher Gedanke. „Natürlich kann ich kämpfen!“, log sie Dwalin dreist und im Brustton der Überzeugung ins Gesicht. Er schien ihr allerdings nicht so ganz zu glauben, weswegen sie „So ein paar lausige Orks haben keine Chance gegen mich. Die mach ich im Schlaf platt. Gib mir einen guten Anderthalbhänder und ich werde zum Berserker.“ hinterher schob. In Videospielen war das schon eine gewagte Behauptung. Obwohl sie sich in Dragon Age gar nicht so schlecht geschlagen hatte, auch wenn sie nie über den Turm der Magier hinaus gekommen war. Zum einen weil es sich ewig zog, zum anderen weil ihr Vater das Spiel irgendwann von seinem Rechner geworfen hatte und sie auf ihrem Laptop nicht zocken konnte. Zu hundert Prozent überzeugt wirkte Dwalin zwar nicht, doch er hakte nicht weiter nach. Erleichtert rieb Conny über ihre schmerzende Brust. Beinahe hätte sie verpasst, dass es weiterging, wenn Bombur nicht fast in sie hinein gerannt wäre. „Lauf, Conny!“, brüllten Fili und Kili ihr über die Schulter hinweg zu. Die Blondine nickte, ehe sie sich dazu zwang, wieder in Dauerlauf zu verfallen, um den Anschluss zur Gruppe nicht zu verlieren. Wieder fegten sie über die grasige Ebene bis zum nächsten großen Felsen hinter dem sie sich verbargen. Leider diesmal nicht ohne Zwischenfall. Einer der Wargreiter hatte wohl etwas mitbekommen, denn er sprang mit seiner Bestie auf den Felsen hinauf. Es war nur eine Frage von Sekunden ehe der Warg die Witterung aufnehmen würde. Thorin warf Kili einen auffordernden Blick zu. Dieser nickte, legte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens und schoss nach kurzem Zielen. Zwar traf er, tötet aber sowohl Reiter als auch Warg nicht sofort, so dass er nochmals nachlegen musste, während der Warg schon vom Felsen runtersprang und sich daran machte, unter den Zwergen aufzuräumen. Dwalin gab dem Vieh jedoch den Rest, nicht ohne Conny einen prüfenden Blick zuzuwerfen. „Nimm das!“, knurrte er und warf ihr seinen Dolch zu. Überrascht fing sie die Waffe auf. Hoffentlich musste sie das Ding nicht einsetzen. Weitere Gedanken konnte sie sich zu dem Thema nicht machen. „Sie haben uns entdeckt!“, brüllte irgendwer und dann ging es im Schweinsgalopp weiter über die Ebene. Conny konzentrierte sich darauf, mitzuhalten. Ihr war klar, dass die Orks sie über kurz oder lang einholen würden. Immerhin besaßen sie den unfairen Vorteilen von Reittieren. Da nützte einem dass schnellste Rennen nichts. Trotzdem ignorierte Conny ihre schmerzende Brust und ihre Beine, die längst nachgeben wollten und rannte was das Zeug hielt. Sie wollte sicher nicht als Wargfutter enden, nur weil sie einfach aufgegeben hatte. Alsbald fand die Hetzerei ein Ende. Noch so eine Tatsache von der Conny nicht wusste, ob sie deswegen lachen oder weinen sollte. „Wir sind umzingelt!“, drang es lautstark an ihr Ohr. Na toll. Jetzt würde sie wohl doch mit dem Dolch auf irgendwen losgehen müssen. Und dann würden alle mitkriegen, dass sie überhaupt keine Kampffertigkeiten hatte. Dass sie wirklich total nutzlos war. Noch ehe sie den Gedanken recht vollenden konnte, hatte Balin sie schon erstaunlich kräftig am Handgelenk gepackt und hinter die Reihen der Zwerge geschubst. Auch wenn sie nur ein Mensch war, so war sie doch eine Frau und die genossen in der zwergischen Gesellschaft nun einmal ein gewisses Ansehen. Ganz abgesehen davon war der Dolch nicht dazu geeignet, um Conny in einem Gefecht sonderlich weiterzuhelfen. Und es war immerhin Balin gewesen, der vorgeschlagen hatte, sie mitzunehmen. Ein wenig fühlte der weißhaarige Zwerg sich deswegen für sie verantwortlich. „Bleib zurück!“, wies er sie ernst, aber nicht unfreundlich an. Brav nickte Conny. Nichts lieber als das! Dennoch umklammerte sie den Dolch fester, hielt ihn vor sich als könnte sie allein durch diese Geste die Orks davon abhalten, sie töten zu wollen. Bevor es allzu ernst werden konnte, entdeckte Bofur die Höhle. „Alle rein da!“, brüllte Thorin die Truppe an. Bilbo und Conny ließen sich das nicht zweimal sagen. Sie waren mit die Ersten, die den Abhang runterschlitterten und sich damit in Sicherheit brachten. Kili, Thorin und Gandalf kamen zuletzt. Atemlos und mit bangen Herzen wartete die Gruppe, was nun geschehen würde. Conny lehnte an der Wand der Höhle. Den Dolch hatte sie durch eine Gürtelschlaufe an ihrer Jeans geschoben, die schon mal bessere Tage gesehen hatte. Dafür, dass sie sie am Mittwoch erst frisch aus dem Schrank geholt hatte, hatte sie sie bereits wunderbar eingesaut. Viel wichtiger war jetzt jedoch wieder zu Atem zu kommen, etwas gegen das Brennen in ihren Lungen zu unternehmen. Daher bemerkte sie kaum den von einem Elbenpfeil getöteten Ork der in die Höhle gesegelt kam. Sie schloss die Augen, zwang sich, ruhig und langsam zu atmen, ihren wilden Herzschlag zu regulieren, runter zu kommen. Nachdem sie endlich wieder vernünftig Luft bekam und nicht das Gefühl hatte, glühende Messer würden sich in ihre Lungen bohren, öffnete Conny die Augen. Gerade rechtzeitig, denn Dwalin entdeckte den verborgenen Pfad. „Hier ist ein Weg. Sollen wir ihm folgen?“, fragte er in die Runde, wandte sich aber eigentlich an Thorin. Immerhin war er der Anführer der Unternehmung. Also durfte er auch die Entscheidungen treffen. Langsam nickte der König im Exil. Draußen ging es schließlich hoch her und er wollte nicht riskieren, doch noch in einen Kampf verwickelt zu werden. So ging es denn im Gänsemarsch den engen Pfad entlang. Man konnte regelrecht Beklemmungen kriegen, fand Conny. Sie war zwar nicht klaustrophobisch veranlagt, doch schätzte sie es, wenn sie genug Freiraum hatte. Zum Glück war sie relativ schmal. Damit hatte sie also weniger Probleme. Außerdem wusste sie ja, was sie am Ende des Weges erwartete und das hob ihre Laune beträchtlich. Zwar würde sie mit vegetarischer Kost vorlieb nehmen müssen, aber dafür konnte sie in einem richtigen Bett schlafen. Bruchtal war einfach eine Art Oase. Fand Conny wenigstens. Es dauerte nicht allzu lang bis die Zwerge, Bilbo, Gandalf und Conny das Ende des Pfads erreicht hatten. Ein erleichtertes Lächeln erhellte das Gesicht der Studentin als sie den ersten Blick auf das Haus Elronds werfen konnte. Es sah wunderschön aus. Und wenn es das aus der Ferne tat, wie schön musste es dann aus der Nähe sein? Ein Schnauben, ziemlich unbegeisterter Natur, drang an Connys Ohr. Automatisch wandte sie den Kopf. Ihr Blick fiel auf Thorin, der eine finstere Miene zog. „Du hattest das von Anfang an geplant.“, murrte er den Zauberer an. Gandalf zuckte die Schultern und tat ganz unschuldig, ehe er Thorin anwies, sich nicht so anzustellen. Dann setzte er sich an die Spitze der Gruppe. Neugierig folgte Conny ihm. Ob die Elben wohl wirklich so waren, wie in Jacksons Filmen dargestellt? Fast konnte sie sich das nicht vorstellen. Aber sie würde es ja früher oder später herausfinden. Und im Gegensatz zu Thorin und den anderen Zwergen hatte sie gegen Elben nichts. Klar, sie wirkten etwas steif und manchmal so als hätten sie einen Besenstiel im Hintern stecken, doch alles in allem waren sie ganz okay. Vor allem hatten sie tolle, lange Haare und Conny hatte nun einmal eine Vorliebe dafür. Deswegen hatte sie ihrer besten Freundin auch immer in den Ohren gelegen, sich an deren Haar zu schaffen machen zu dürfen oder es zu kämmen und dergleichen Scherze mehr. Inzwischen hatte besagte beste Freundin ihr Haar jedoch radikal abgeschnitten. Jetzt trug sie es etwa schulterlang. Damit hatte es viel von seinem Reiz verloren. „Woran denkst du denn gerade?“, erkundigte Fili sich neugierig, der Connys verträumten Blick bemerkt hatte. „An Haare.“, erwiderte sie lächelnd und klang dabei selig, was Fili Rätsel aufgab. „An Haare?“, wiederholte er skeptisch. Irgendwie war diese Menschenfrau nicht ganz dicht. Nicht nur, dass sie Gegenstände bei sich hatte von denen er sein Lebtag noch nichts gehört oder gesehen hatte, nein, nun schien der Gedanke an Haare sie zu beglücken. Was für ein seltsames Frauenzimmer. „Was denn? Haare sind toll!“, verteidigte Conny sich. Dabei schielte sie die blonde Mähne Filis an, als wolle sie sich gleich daran zu schaffen machen. Allerdings wusste sie, dass Zwerge nur Familienmitglieder oder den Partner an ihr Haar ließen. Das Flechten und Kämmen des Haares war Teil des Werbungsrituals, ebenso wie das Schenken von Schmuck und Waffen. Enttäuscht seufzte Conny. Sie würde nie einem der Zwerge in die Haare fassen dürfen ohne ein paar auf die Finger zu bekommen. Zu schade auch... „Wenn du meinst...“, kam es zweifelnd von Fili. Schon setzte Conny zu einer Erklärung darüber an, was denn an Haaren nun genau so toll sein sollte, als Lindir auf den Plan trat und begann, sich mit Gandalf zu unterhalten. Der Elb zog Connys geballte Aufmerksamkeit auf sich. Fasziniert betrachtete sie ihn, insbesondere seine spitzen Ohren. „Mein Herr Elrond ist nicht hier.“, informierte Lindir gerade Gandalf. Irritiert runzelte der Zauberer die Stirn. „Was soll das heißen, nicht hier?“, hakte er nach, obwohl man Lindirs Worte wohl kaum falsch verstehen konnte. Der Elb wollte soeben antworten als der Klang eines elbischen Jagdhorns erklang, gefolgt von Hufgetrappel. „Wenn man vom Teufel spricht.“, murmelte Conny, während Elrond und seine Jagdgefährten sich dem Vorplatz von Imladris näherten und die Gruppe dabei einkreisten. So wie es aussah, war der Herr von Bruchtal wieder anwesend. Kapitel 6: Dinner For Sixteen ----------------------------- Wie nicht anders zu erwarten verlief die Begrüßung genauso wie im Film ab. Conny fand das jedoch gar nicht übel, was daran lag, dass sie noch immer das Gefühl hatte, nicht vernünftig Luft zu bekommen. Für gewöhnlich vermied sie es, sich sportlich derartig zu verausgaben. Andererseits hätte sie sich von den Orks nur sehr ungern erwischen lassen wollen. Und gerade weil sie so beschäftigt damit war, ihre Atmung wieder halbwegs geregelt hinzu bekommen störte sie sich nicht am feindseligen Verhalten der Zwerge. Obwohl sie es immer etwas albern gefunden hatte, dass Glóin Elrond – obgleich Conny Elrond nicht mochte – unterstellt hatte, die Gruppe beleidigt zu haben. Man konnte über die Spitzohren ja sagen, was man wollte, aber wenigstens hatten sie Manieren. Na ja, meistens jedenfalls. Von Zwergen konnte man das nicht unbedingt behaupten. Zunächst einmal wurden sie allerdings vom Vorplatz weggeführt. Entzückt stellte Conny fest, dass sie die nächsten Nächte in einem richtigen Bett würde schlafen können. Herrliche Vorstellung! Freudig entledigte sie sich ihres Rucksacks. Außerdem hatte sie die Möglichkeit, sich zu säubern, was sie selbstredend sofort in Anspruch nahm. Umziehen war zwar nicht drin, aber man konnte eben nicht alles haben. Halbwegs ansehnlich machte die junge Frau sich auf den Weg, ihren Gefährten beim Abendessen Gesellschaft zu leisten. Dabei machte sie die Erfahrung, dass Bruchtal viel größer und unübersichtlicher war als sie geglaubt hatte. Obwohl Conny keinen schlechten Orientierungssinn hatte verlief sie sich dreimal bis sie endlich die Terrasse erreichte, wo die Mahlzeit eingenommen wurde. Sie hätte ja nach dem Weg gefragt, allerdings beherrschte sie kein Sindarin – und wenn sich niemand auf den Korridoren herumtrieb, konnte sie natürlich keinerlei Erkundigungen einziehen. Bekanntlich führten jedoch viele Wege nach Rom, so dass sie das Ziel schlussendlich doch noch erreichte. Zwischendurch hatte sie ernstlich daran gezweifelt, was sich in einer gemurmelten Schimpftirade Bahn gebrochen hatte. Diese konnte glücklicherweise niemand bezeugen. Elrond war zwar nicht mit ihr verwandt, aber ihr war bereits von Großtanten angedroht worden, dass ihr der Mund mit Seife ausgewaschen würde wenn sie nicht lernte, sich einer weniger vulgären Sprache zu befleißigen. Die Drohungen hatten sie wenig beeindruckt und nichts an ihrer Ausdrucksweise geändert. Dennoch wollte sie ungern verbal einen Rüffel von einem Spitzohr beziehen. Obwohl diese sich vermutlich nur denken würden, dass das mal wieder typisch Mensch war. Oder sie eindeutig zu viel Zeit mit ihrer zwergischen Begleitung verbracht hatte. Wie auch immer, es hatte sie ja niemand erwischt. Zudem war endlich, endlich die Terrasse in Sicht gekommen. Erleichtert betrat Conny die selbe. Freudig winkten Bofur, Kili und Fili ihr zu. „Setz dich hierher!“, krähte es ihr entgegen. Sie nickte zustimmend, strebte auch sogleich den Herren entgegen. Gandalf. Elrond und Grummel-Thorin hatten sich noch nicht eingefunden. War Conny auch recht. Sie mochte den Zauberer zwar – der hatte es aber echt faustdick hinter den Ohren – auf die Gesellschaft von Elrond und Thorin konnte sie jedoch verzichten. Dankend. Das musste sie sich nicht geben. So ließ sie sich zwischen Bofur und Fili nieder. Die anderen Zwerge und Bilbo nickten ihr zu. Außer Dwalin, der ihr lediglich einen finsteren Blick zuwarf. Aber dass er sie nicht mochte, das hatte sie schon mitgeschnitten. Auf Gegenseitigkeit beruhte das nicht unbedingt, obgleich Conny einen Heidenrespekt vor dem Krieger hatte. Immerhin war er bereits in seinen Zwanzigern ein formidabler Kämpfer gewesen und im Alter von 169 Jahren musste er praktisch unbezwingbar sein. Dwalin war einfach so was wie Thorins bester Freund, seine Leibwache und das Kindermädchen für Fili und Kili in einer Person. Seine Loyalität kannte keine Grenzen – und das war durchaus eine lobenswerte Eigenschaft, für die Conny sehr viel Bewunderung aufbrachte. Zumal sie sich ziemlich sicher war, dass Dwalin innerlich ein absoluter Softie war. Diese Überzeugung behielt sie jedoch für sich. Immerhin hing sie am Leben. Irgendwann tauchten auch Elrond, Gandalf und Thorin auf. Damit war das Essen sozusagen eröffnet. Zuvor hatten sich ein paar Elben eingefunden, um Musik zu machen. Reichlich nervtötend wie Conny fand. Gegen Musik hatte sie nichts, aber beim Einnehmen einer Mahlzeit wollte sie lieber Tischgespräche führen, statt sich berieseln zu lassen. Zumal die Elben nicht gerade die Art von Musik spielten, die sie sich stundenlang mit glühender Begeisterung hätte anhören können. Den Zwergen erging es nicht anders. Óin ging sogar so weit, sich die Serviette in sein Hörrohr zu stopfen. Auch was als Mahlzeit angeboten wurde stieß bei den Herren auf wenig Freude. „Wo ist das Fleisch?“, wollte Dwalin entgeistert wissen, nachdem er seine Schale mit Grünzeug durchwühlt hatte, ohne dabei allerdings fündig geworden zu sein. Conny grinste leicht in sich hinein. Leider bemerkte der grimmige Zwerg das. „Weiß nicht, was daran so lustig sein soll.“, murrte er sie an. Die Blondine räusperte sich. Es kostete sie alle Mühe, nicht laut zu lachen. Das hätte ihr sicher ein paar befremdete Blicke eingetragen. „Anscheinend ernähren die Elben von Bruchtal sich vegetarisch.“, belehrte sie Dwalin in ihrem besten Lisi Schnabelstedt- Ton. „Vege-was?“, mischte sich Bofur ein, der zwischen Dwalin und Conny hin und her sah. „Das bedeutet, dass sie kein Fleisch zu sich nehmen.“ Entsetzte Blicke waren die Folge dieser Eröffnung. „Was? Etwa niemals?“, wollte Ori ungläubig wissen. Conny nickte bestätigend. Sorry, Kleiner!, dachte sie bei sich, sprach es aber nicht aus. Dori versuchte zwar, den jüngeren Bruder dazu zu bewegen, doch etwas von dem zu probieren, was ihnen aufgetischt worden war, doch Ori wies dieses Ansinnen brüsk mit den Worten „Grünes Essen mag ich nicht!“ zurück. Dabei schmollte er so niedlich, dass Conny ihn gern geherzt hätte. Was sie allerdings bleiben ließ. War auch besser so, denn ansonsten hätte sie Kilis Flirt mit einer Elbin, die Harfe spielte, verpasst. Ebenso seine Beteuerung, dass er zwergische Mädels vorzog, denn an denen war ja wenigstens etwas dran. „Aber die da, die ist nicht so übel!“, fügte er hinzu, wobei er mit Blicken einem jungen Elben männlichen Geschlechts folgte, der als Servierkraft fungierte. Prompt brach man am Tisch in Gelächter aus. In dieses stimmte auch Conny mit ein. Im Film war das eine ihrer liebsten Szenen gewesen. Tödlich verlegen senkte Kili den Blick. Ein verschämtes Grinsen konnte er sich jedoch nicht verbeißen. So peinlich ihm dieser Ausrutscher war, konnte er dennoch die Erheiterung begreifen, die er hervorgerufen hatte. Andererseits war er für einen Zwerg noch sehr jung, was bedeutete, dass man von ihm nicht erwarten konnte, sich besonders gut in der Welt auszukennen. Insbesondere nicht, wenn es um Unterschiede zwischen den Völkern Mittelerdes ging. Zumal Zwerge, ähnlich wie Hobbits, lieber unter sich blieben. Menschen mochten noch angehen, Elben konnten sie aber überhaupt nicht leiden. Conny hatte nie so recht begriffen, wie es zu diesem Bruch gekommen war, denn die von Peter Jackson dargestellte Version der Ereignisse bei Smaugs Angriff auf den Erebor entsprach eigentlich nicht den von Tolkien geschaffenen Fakten. Aber das nannte man wohl künstlerische Freiheit. Oder so. Das Essen schritt derweil weiter fort. Am Tisch von Elrond kam es zu einer kleinen Diskussion im Zuge welcher Thorin sich beleidigt erhob, um sich sonstwohin zu verziehen. Conny beobachtete das mit wenig Überraschung. Immerhin war ihr das Szenario vertraut. Außerdem ging es an ihrem eigenen Tisch viel lustiger zu, denn Bofur wollte nun unter Beweis stellen, dass Zwerge es in Sachen Party machen deutlich besser krachen lassen konnten als die steifen, langweiligen Elben. Dazu begann er, sicher zum Entsetzen so manchen Spitzohrs, auf dem Tisch zu tanzen und zu singen. Tatkräftig wurde er dabei von seinen Freunden und Gefährten unterstützt. Conny, die zwar gern sang (auch wenn sie garantiert keine Starqualitäten hatte), schaute lieber zu anstatt sich zu beteiligen. Abgesehen davon hatte sie auch so ihren Spaß. Vor allem als die Zwerge begannen eine Essensschlacht zu starten. Der arme Lindir bekam dabei beinahe etwas gegen den Kopf. Sein gequälter Blick Richtung Elrond besagt eindeutig „HILFE“ (und das in Großbuchstaben). Kichernd beobachtete Conny das. Irgendwie musste man beinahe ein wenig Mitleid mit Lindir haben. Aber nur beinahe und auch nur irgendwie. Die Sympathien der Blondine lagen eindeutig bei den Zwergen. Nachdem sie zur Genüge mit dem Grünzeug herumgeworfen hatten erhoben die bärtigen Herrschaften sich. Sicherlich zur Erleichterung der elbischen Gastgeber. Conny tat es den Zwergen jedenfalls nach. Einen Moment überlegte sie, ob sie sich Thorins Gemeinschaft wohl anschließen durfte für den restlichen Abend oder ob sie sich lieber zurückzog und in ihrem Zimmer auf dem Bett gammelte, um ein paar Märchen der Gebrüder Grimm zu lesen. Bevor sie zu einer Entscheidung gelangen konnte waren die Zwerge bereits von dannen gezogen. Keiner, nicht einmal Fili, Kili oder Bofur, hatten sie gefragt, ob sie mitkommen wollte. Was wohl bedeutete, dass sie nicht erwünscht war. Irgendwie versetzte Conny das einen schmerzhaften Stich. Andererseits waren sie nicht zwingend so etwas wie Freunde. Die Zwerge nahmen sie schließlich nur mit, damit sie niemandem von Thorins Vorhaben erzählen konnte. Und auch wenn sie meistens freundlich zu ihr waren machte sie das noch längst nicht zu einem vollwertigen Mitglied der Gemeinschaft. Vermutlich überlegte Thorin schon, wie er sie am Ehesten zurücklassen konnte ohne, dass es auffiel. Bruchtal eignete sich ja eigentlich perfekt dafür. Selbst Conny musste das zugeben und einsehen, so ungern sie das auch tat. 'Was soll's... so ist es halt.', dachte sie doch leicht betrübt bei sich während sie die Terrasse verließ auf welcher sie das Abendessen eingenommen hatten. Im Gegensatz zu den Zwergen hatte sie ihre Portion Grünzeug aufgegessen. Hunger hatte sie trotzdem noch. Das füllte einfach nicht den Magen. Einen Moment blieb sie unschlüssig auf dem Gang stehen, ehe sie sich aufs Geratewohl nach links wandte. Irgendwann spuckte sie der Korridor in einem der vielen Gärten aus. Langsam, wenn auch noch immer trübsinnig, durchschritt Conny diesen. Dabei hing sie ihren Gedanken nach. Was wohl in Greifswald los war? War sie dort verschwunden? Oder träumte sie nicht vielleicht doch nur? Was würde Jasmin tun, wenn sie nicht heim kam? Waren ihre Eltern bereits verständigt? Suchte man polizeilich nach ihr? Galt sie als entführt? Es machte Conny wahnsinnig, dass sie auf keine dieser Fragen eine Antwort hatte, dass sie nur spekulieren konnte ohne je Gewissheit zu erlangen. Genervt seufzte sie auf. „Reiß dich mal zusammen!“, murrte sie sich selbst leise an. Nach kurzem Umsehen beschloss sie, sich auf eine der steinernen Bänke zu setzen, die herumstanden. Von der Handwerkskunst verstanden die Elben durchaus was. Obwohl das bei den Zwergen kaum anders war; die zeichneten sich ja vor allem dadurch aus. Speziell wenn es um geschmiedete Waren ging. Da machte ihnen so schnell niemand etwas vor. Außerdem waren sie zwar etwas unhygienisch und rau im Umgangston, aber auch sehr herzlich. Okay, Thorin nicht gerade. Aber der ging zum Lachen eh in den Keller, insofern machte Conny sich wenig aus seiner Ablehnung. Ganz davon ab, dass sie ihn sowieso nie sonderlich gemocht hatte. Im Buch noch eher als in den Filmen, Attraktivität hin oder her. Einen Moment fragte Conny sich, was Thorin wohl dazu sagen würde wenn er wüsste, dass in ihrer Welt eine Vielzahl an Mädels in ihrem Alter ihn und Bilbo am Liebsten verkuppelt sehen würde. Unterschiedliche Reaktionen stellte sie sich vor, letztlich bezweifelte sie jedoch, dass es ihr gelang, sich die tatsächliche auszumalen. Obwohl Entsetzen und Wut bestimmt ganz nah dran waren. Diese Gedanken unterhielten Conny zumindest eine Weile lang, wenn auch nicht dauerhaft. Inzwischen hatte sich die Abenddämmerung verzogen und der Nacht Platz gemacht. Es hatte abgekühlt, Sterne standen leuchtend hell am königsblauen Himmelszelt, begleitet vom bleichen Mond. Einige Minuten blieb Conny noch sitzen. Schließlich wurde es ihr dann doch zu frisch, so dass sie sich von der Bank erhob und sich auf den Rückweg zu ihrem Zimmer machte. Das sie hoffentlich finden würde. Erst mal musste sie zurück zum Haupthaus, was schon schwierig genug werden würde. Zwar hingen überall Laternen herum, die die Wege erhellten, allerdings hatte Conny nicht darauf geachtet, wo sie lang ging als sie hergekommen war. Sie seufzte leise. „Super... Lost in Rivendell.“, nuschelte sie unbegeistert, einem Pfad auf gut Glück folgend. Leider konnte sie keinen Elb entdecken, der ihr den richtigen Weg hätte zeigen können. Für Bruchtal brauchte man definitiv ein verdammtes Navi. Bloß würde das hier wohl sowieso nicht funktionieren, Satelliten umkreisten Mittelerde in der Stratosphäre (oder wo auch immer die Dinger sich eben in ihrer Welt im All befanden) ja nicht. Also würde Conny ein Navi nicht weiter helfen. Ein Lageplan dagegen schon. So einen gab's natürlich genauso wenig. Wozu auch? So oft bekamen die Elben hier schließlich keinen Besuch von Ortsfremden. Gandalf kannte sich hier sicher aus wie in seiner Westentasche. Der schaute allerdings auch öfter mal vorbei. Es dauerte keine zehn Minuten bis Conny einsehen musste, dass sie sich so ziemlich verlaufen hatte. Ihre Begeisterung war grenzenlos – im ironischen Sinne. Frustriert schnaufte sie. Wenn das noch lange so weiter ging würde sie am Ende im Freien übernachten müssen. Dabei hatte der Abend doch schon eine beschissene Wendung genommen. Eigentlich fand Conny, dass sie für heute genug mieses Karma abbekommen hatte. Aber welche Macht hier auch immer ihre Finger im Spiel hatte, die sah es garantiert anders. Mist. Conny hatte das Gefühl, noch eine halbe Ewigkeit durch Bruchtal geirrt zu sein, ehe sie schlussendlich zurück zu ihrem Zimmer fand. Was sie auch nur daran erkannte, dass ihr Rucksack in besagtem Raum herumstand. Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr ihr. Draußen übernachten war nicht so ihr Ding. Allein deshalb wäre es für sie vermutlich klüger gewesen, dauerhaft bei den Elben zu bleiben. Das Problem war eben, dass Conny für die Spitzohren nicht besonders viel übrig hatte. Nein, da zog sie eindeutig die etwas rauere Art der Zwerge vor. Hart, aber herzlich, wie es so schön hieß. Zugegeben, nicht in jeder Situation traf das zu. Andererseits konnte Conny ihnen das nicht verdenken. Nur weil sie normalerweise ein sehr friedliebender Mensch war bedeutete das nicht, dass sie nicht auch mal ungehalten und regelrecht biestig werden konnte, wenn es sein musste. Jetzt war die Blondine erst einmal froh, dass sie sich ins Bett hauen konnte. Etwas, was sie auch sogleich tat, nachdem sie ihre Schuhe abgestreift und sich bis auf die Unterwäsche entblättert hatte. Herrlich, mal nicht in ihren Klamotten schlafen zu müssen. Genüsslich streckte Conny sich, rollte etwas auf der Matratze herum bis sie eine geeignete und bequeme Position zum Einschlaf gefunden hatte. Kaum war es so weit fielen ihr bereits die Augen zu. Die Ereignisse des Tages forderten definitiv ihren Tribut. Kapitel 7: FKK mit Zwerg ------------------------ Sonnenschein war es, der Conny am kommenden Morgen aus ihrem seligen Schlummer aufweckte. Mit einem genüsslichen Seufzer drehte sie sich noch einmal um, dämmerte allerdings nur noch im Halbschlaf vor sich hin. Außerdem hatte sie Hunger. Hoffentlich nahmen die Elben so etwas wie Frühstück zu sich. Obwohl sie natürlich, im Gegensatz zu anderen Rassen Mittelerdes, nicht im selben Maße auf regelmäßige Nahrungsaufnahme angewiesen waren. Vielleicht hatte Unsterblichkeit ja doch ihre Vorteile? Noch etwas verquollen und neben der Spur krabbelte Conny aus dem Bett. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass ihr jemand Wechselkleidung auf eine Kommode gelegt hatte. Diese entpuppte sich als einfaches Kleid in Moosgrün. Sollte sie Elrond über den Weg laufen würde sie sich artig bei ihm bedanken. Oder bei Lindir. Je nachdem, wem sie zuerst begegnete. Nach einem kurzen Abstecher in das angrenzende Bad schlüpfte Conny in das Kleid. Da sie ihre Chucks als ziemlich unpassend empfand blieb sie barfuß. Ein letzter Blick auf das ungemachte Bett, dann war sie durch die Tür. Im hellen Licht der Morgensonne fiel es ihr nicht so schwer, sich zu orientieren. Bald hatte sie die Terrasse erreicht, wo sich schon einige der Zwerge und Bilbo eingefunden hatten, um zu frühstücken. Wenigstens gab es diesmal Früchte und nicht nur Salat. Wer war bitte auf die Idee gekommen, dass Mangold lecker war? Darüber konnte Conny nur den Kopf schütteln. Außerdem fühlte sie sich an eine Freundin aus Greifswald erinnert. Elisabeth, genannt Eli, ernährte sich gelegentlich gern vegan und schwor außerdem auf die Wirkung von Gemüsesmoothies. Nur an dem widerlichen Zeug zu schnuppern hatte Conny vollauf genügt. Eins stand jedenfalls fest: Veganerin würde sie niemals werden. Die anwesenden Zwerge und Bilbo begrüßten sie mit großem Hallo. Was wohl auch an ihrem Kleid liegen musste. Die unflätigen Bemerkungen seitens Bofur kommentierte die Blondine mit überraschender Schlagfertigkeit, was für allgemeine Erheiterung sorgte. Man beratschlagte zudem, wie man den Tag verbringen wollte. Da die Zwerge sich ziemlich schnell auf Khuzdul zu unterhalten begannen und sowohl Bilbo, als auch Conny diese Sprache nicht beherrschten, knüpften sie eben ein eigenes Gespräch an. "Und, was planst du heute so?", erkundigte Conny sich beiläufig, die an einer Erdbeere (wo zur Hölle hatten die Elben die zu dieser Jahreszeit her?!) knabberte und deren süßer Saft auf ihren Geschmacksknopsen regelrecht explodierte. "Nun, ich werde mir Bruchtal ansehen. Dazu kam ich gestern bei all der Aufregung gar nicht." Bilbo wirkte etwas verlegen, was Conny wiederum ziemlich niedlich fand. Sie hätte den Hobbit gern geknuddelt, ließ es jedoch bleiben, da sie sich sicher war, dass Herr Beutlin diese Aktion nicht gerade toll gefunden hätte. Bedauerlicherweise. "Kann ich mich dir anschließen? Ich habe mich zwar gestern Abend gefühlt tausend Mal verlaufen, aber da habe ich nicht so auf meine Umgebung geachtet, weil ich bloß ins Bett wollte." Hoffnungsvoll sah Conny Bilbo an. Dieser schien erst ablehnen zu wollen, nickte dann jedoch. Vor Freude quietschte die Studentin laut, was wiederum die Aufmerksamkeit der Zwerge erregte. "Nanu?", mischte sich Bofur ein, "Was ist denn bei euch los?" Conny grinste nur. "Ach, ich freue mich. Bilbo und ich wollen uns zusammen Bruchtal anschauen.", verriet sie dem Zwerg. Was Bofur mit eine Schmunzeln quittierte. "Viel Spaß.", wünschte er den Beiden, ehe er sich wieder in das Gespräch seiner Gefährten einklinkte. Damit waren der Hobbit und Conny für's Erste vergessen, was sie zum Anlass nahmen, sich zu verkrümeln und stattdessen ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es musste etwa früher Nachmittag sein als Bilbo und Conny mit ihrer Tour durch Imladris fertig waren. Sie hatten sich viel Zeit gelassen, sich alles genau angesehen und dabei hin und wieder miteinander geredet. Meistens hatten sie jedoch in einträchtigem Schweigen die Wunder des Tals begutachtet. Vielleicht hier zurückgelassen zu werden erschien Conny inzwischen gar nicht mehr so übel. Zumal als sie Elronds Bibliothek betreten hatte. Ihr waren beinahe die Augen aus dem Kopf gekullert beim Anblick der vielen, vielen Bücher. Angefasst hatte sie allerdings keins davon. Das hatte sie sich gar nicht getraut. Bestimmt hätte sie außerdem einen Tadel gefangen wenn jemand sie dabei erwischt hätte. Und wenn es etwas gab, das Conny ganz und gar nicht mochte, dann war es eine Rüge abzubekommen. Ganz gleich, ob sie gerechtfertigt war oder nicht. Damit kam sie nur schwer zurecht. Es kränkte sie zutiefst und regte ihren Widerwillen an. Es fiel ihr zudem schwer, zuzugeben, wenn sie einen Fehler gemacht hatte. Ihr schlechtes Gewissen quälte sie zwar dann so lange bis sie sich zu einer Entschuldigung durchrang, dennoch fiel es ihr schwer, Einsicht zu zeigen. Etwas, das sie Thorin gar nicht mal unähnlich machte, sie allerdings nie davon abgehalten hatte, Herrn Eichenschild beim Gucken der Hobbit-Filme dafür einen Idioten zu nennen. Man übersah ja seine eigenen Fehler immer gern. Ihr Weg führte sie auch an einem Wasserfall vorbei, der in mehrere Becken plätscherte. Conny grinste nur leicht. Was sich verstärkte als Bilbo und ihr eine Meute Zwerge entgegen kam, die lautstark darüber debattierten, was sie mit den vermeintlichen Schwimmbecken zu tun gedachten. Es war Kili, der das ungleiche Duo fragte, ob sie nicht mitkommen wollten. Bilbo verneinte sogleich, Conny allerdings war Feuer und Flamme für das geplante Unternehmen der Zwerge. "Okay, dann trennen sich unsere Wege wohl für's Erste. Danke für deine Gesellschaft, Bilbo.", verabschiedete die Studentin sich von dem Hobbit. Dieser lächelte schwach, murmelte etwas, das nach 'Keine Ursache' klang und sah dann zu, dass er Land gewann. Conny hängte sich an Kili und Fili. Sie waren durch die kurze Unterhaltung mit Bilbo so ziemlich die Letzten, die die Brunnen erreichten. Dori, Nori, Dwalin, Bifur und Balin hatten sich bereits entblättert und kletterten gerade ins Wasser, wohingegen Oín, Glóin, Bombur und Bofur noch im Ausziehen begriffen waren. Ori schien sich etwas zu genieren - zumindest sobald er mitbekam, dass Conny ihnen Gesellschaft leisten würde. Kili und Fili kannten eine solche Scham nicht. Unbefangen rissen sie sich regelrecht die Klamotten vom Leib. Ehe Conny sich versah war sie von einer Schar nackter Zwerge umgeben. "Zwerge. Die bestgebauten Männer Mittelerdes.", murmelte die Blondine in ihren nicht vorhandenen Bart. Sie überlegte, ob sie komplett blank ziehen sollte oder lieber die Unterwäsche anbehalten. Einerseits war es ihr schon etwas peinlich, sich den Zwergen vollkommen unbekleidet zu zeigen, andererseits wäre es nicht das erste Mal. Sie war schließlich schon in Saunen gewesen und da war es erforderlich, sich ganz auszuziehen. Abgesehen davon fühlte sie sich mit ihren Körper ziemlich wohl. Klar, jeder hatte das ein oder andere Speckröllchen oder nicht die straffsten Oberschenkel der Welt, schämen musste Conny sich für ihren Körper allerdings ganz sicher nicht. Damit war es entschieden. Innerhalb weniger Minuten hatte Conny sich vollständig ausgezogen. Ihre Kleider ließ sie als unordentlichen Haufen einfach auf dem Boden liegen. Doch etwas verlegen marschierte sie auf das untere Becken zu, wo sich die meisten der Zwerge tummelten. Dass sie sie mit mehr oder weniger großem Interesse beobachteten konnte sie ihnen kaum übel nehmen. Immerhin hatte sie sie ja ebenfalls in Augenschein genommen. Gleiches Recht für alle. Wirklich verlegen wurde sie allerdings erst als Dwalin (ausgerechnet Dwalin!) einen anerkennenden Pfiff ausstieß. "Und das hast du unter deiner Kleidung versteckt, Mädel? Alle Achtung!", brummte er mit einem ziemlich anzüglichen Grinsen. Conny war kurz davor, sich hinter Bombur zu verstecken als glücklicherweise ihre Schlagfertigkeit beschloss, aus dem kurzzeitigen k.o zu erwachen und ihr wieder zu Diensten zu stehen. "Du solltest dich geehrt fühlen, Grumpy Cat. Ich lasse nicht jeden gucken. Oder anfassen.", kommentierte sie trocken, nur um dann anzufügen: "Und wehe, einer betascht mich. Dann setzt es was." Die Drohung war eher im Scherz gemeint. Bisher hatte Conny die Zwerge als wirklich anständig erlebt. Daher bezweifelte sie, dass irgendeiner von ihnen auf dämliche Ideen kommen würde. So war denn auch lediglich gutmütiges Gelächter die Reaktion der Herrschaften. "Will ich ja sehen, wie du halbe Portion einem von uns eine langst.", gab Dwalin amüsiert brummelnd zurück. Daraufhin schoss Conny nicht nur einen garstigen Blick in seine Richtung, sondern ließ eine Welle Brunnenwasser folgen, die den Zwerg restlos durchnässte. Zuerst schaute Dwalin ziemlich dumm aus der Wäsche, was bei seinen Gefährten große Erheiterung hervorrief. Doch dann ging er zum Gegenangriff über. Conny allerdings suchte hinter Bombur Deckung, der daher die volle Ladung abbekam. Alsbald war so die schönste Wasserschlacht im Gange, was natürlich nicht ohne großes Gejohle und Gefluche von statten ging. Ihre Nacktheit vergaß Conny durch das wilde Treiben allerdings vollkommen. Unbefangen und ganz im Einklang mit sich selbst teilte sie ordentlich aus. Nicht ohne gehörig einzustecken zwar, aber das machte ihr nichts aus. Wasserscheu war sie nun wirklich nicht. Auch untertauchen ließ sie sich von diversen der Zwergen im Laufe der Schlacht. Es hieß jeder gegen jeden und davon wollte Conny sich nicht ausnehmen lassen. Einen Sieger gab es hinterher allerdings nicht, nur einen Haufen atemloser, klatschnasser Zwerge und eine völlig aus der Puste geratene Conny, die sich zwecks einer Pause auf den Rand des untersten Brunnenbassins setzte. Von dort aus verfolgte sie wie die Herren dazu übergingen Ringkämpfe miteinander auszuführen. Dabei nahmen Dwalin und Gloín jeweils einen anderen Zwerg auf die Schultern, die dann gegeneinander antraten. Nur Bombur musste den Zuschauer markieren. Was ihn allerdings nicht sonderlich zu stören schien, denn er legte sich auf den Rücken und ließ sich auf dem Wasser treiben wie eine lebende Badeinsel. Belustigt und entspannt gleichermaßen beobachtete Conny das Treiben. Gestört wurde sie erst als Ori mit eine lauten Quieken von Gloíns Schulter flog und zu ihren Füßen ins Wasser platschte. "Ieeek!", kreischte Conny als sie von dem durch Oris Sturz verursachen Sprühregen getroffen wurde. Jetzt erst wurden die Zwerge wieder aufmerksam auf sie. "Wie wär's, Mädel, willst du es auch mal versuchen?", fragte Dwalin grinsend, der aktuell Bofur auf seinen Schultern balancierte. Conny schnaubte indigniert. "Willst du mich verarschen? Ich halte keine halbe Minute durch.", gab sie pikiert zurück. Daraufhin marschierte Dwalin, immer noch mit Bofur auf den Schultern, an den Rand des Bassins. "Unfug. Ich hab noch nie jemanden fallen lassen. Ein zartes, halbes Portiönchen wie dich auch nicht." Conny wurde den Verdacht nicht los, dass Dwalin aus irgendeinem Grund unbedingt wollte, dass sie es ausprobierte. Und vermutlich auf seinen Schultern, nicht auf Gloíns. Da sie keine Spielverderberin sein wollte zuckte sie mit den Achseln. "Okay, von mir aus. Aber wenn du mich fallen lässt schmier ich dir das bis zum Erebor aufs Butterbrot, klar?" Diese Drohung brachte alle zum Lachen, einschließlich Conny selbst. "Damit kann ich leben.", kommentierte Dwalin gelassen. Inzwischen kletterte Bofur von seinen Schultern runter, um Platz für Conny zu machen. Ein wenig unsicher rutschte sie vom Brunnenrand. Ihr war etwas mulmig, aber auf eine nicht direkt negative Weise, zumute als sie sich auf Dwalins Schultern platzierte. Der massige Zwerg war dafür in die Knie gegangen, damit sie halbwegs problemlos auf ihn klettern konnte. Kaum dass Conny saß erhob er sich langsam wieder, seine Pranken (anders konnte man seine Hände kaum nennen) fest um ihre Waden gelegt. Conny hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten, sich nicht an Dwalins Ohren oder Bart festzuhalten, um nicht wieder von seinen Schultern zu segeln. Ihre Höhenangst schlug voll zu, obwohl sie gar nicht so weit oben war. Aber sie konnte ja selbst in ihrer Welt kaum auf einen Stuhl steigen ohne, dass ihr ein bisschen komisch wurde. Ori bekam jetzt eine zweite Chance, denn Gloín nahm ihn wieder auf die Schultern. Allen war klar gewesen, dass der Jüngste von ihnen den Anfang machen sollte. Die Rangelei würde so oder so unfair werden, dennoch wollten sie Conny zumindest die Illusion verschaffen, dass sie die Möglichkeit hatte als Siegerin hervorzugehen. Überraschenderweise tat sie das auch. Obwohl jedem bewusst war, dass Ori mit Absicht verloren hatte. Bofur und Fili taten es Ori, auf den sie folgten, gleich. Ganz die Gentlemen. Oder eher Gentledwarves. Kili hingegen sah das gar nicht ein. Trotzdem blieb es bei einem Unentschieden, weil Dwalin Connys Waden so fest hielt, dass sie gar nicht runterfliegen konnte. Was an sich bemerkenswert war, denn die Blondine rutschte so viel auf seinen Schultern herum, dass dem Krieger ganz anders wurde. Zum Glück waren alle so beschäftigt mit der Rangelei, dass niemandem Dwalins Reaktion auf Connys Herumgerutschte auffiel. Das wäre sonst äußerst peinlich für ihn geworden. Zumal er nicht verhindern konnte, dass seine Gedanken in Richtung nicht jugendfrei abdrifteten. Letztlich war auch Dwalin nur ein Mann. Kili gab schließlich auf als er einsehen musste, dass Dwalin Conny nicht loslassen würde. Doch der junge Zwerg schmollte sichtlich. Er hätte zu gern gesehen wie Conny ins Wasser plumpste. Das versetzte dem Spiel einen solchen Dämpfer, dass man sich darauf einigte, es zu beenden. Obwohl Conny ihren Spaß daran gehabt hatte war sie doch heilfroh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ihre Beine wackelten ziemlich, weshalb sie sich erst mal zurück an den Brunnenrand rettete. Dort lehnte Bofur schon und grinste recht breit vor sich hin, was ihm einen irritierten Blick seitens Conny einbrachte. "Was ist so lustig?", wollte sie misstrauisch wissen. Ihre Waden schmerzten von Dwalins festem Griff. Bestimmt würde sie blaue Flecken bekommen. "Ach... gar nichts.", entgegnete Bofur, der jetzt fast schon im Kreis grinste, "Ich hab Dwalin nur noch nie so erlebt wie gerade." Schlau wurde Conny aus dieser Antwort nicht. Sie runzelte die Stirn, merklich verwirrt. Bofur äußerte sich zu dem Thema allerdings nicht weiter und Conny stand nicht der Sinn danach, ihm jeden verdammten Wurm einzeln aus der Nase zu ziehen. Daher ließ sie es bleiben. Nachdem Conny sich vom Wrestling erholt hatte verlustierte sie sich schwimmenderweise noch etwas im Brunnen. Ihr wurde allerdings irgendwann kalt, weswegen sie das Bassin verließ. Die Zwerge wiesen in dieser Hinsicht eindeutig eine höhere Robustheit auf als sie. Ein bisschen beneidete Conny sie darum. Während sie sich schlotternd das Kleid überstreifte und sich ihre Unterwäsche griff, die sie erst dann wieder anziehen würde, wenn sie sich in ihre Zimmer abgetrocknet hatte, entging ihr vollkommen der intensive Blick Dwalins, der seine Augen nicht von ihr abwenden konnte. Sobald sie angezogen war trat sie nochmal an den Brunnen. "Also Jungs, wir sehen uns beim Abendessen. Macht's gut!" Schon wollte Conny sich zum Gehen wenden als Bofur sie zurückhielt, "Wir gehen nicht zum Essen mit den Spitzohren, sondern essen in unserem Quartier. Komm doch lieber zu uns." Verblüfft blinzelte Conny, die mit so einer Einladung nicht gerechnet hatte. Doch sie nickte dankbar. "Ich schick jemanden, der dich abholen kommt.", versprach Bofur, ihr dabei zuzwinkernd. Conny wurde den Verdacht nicht los, dass es Dwalin sein würde. Andererseits fand sie das nicht schlimm, denn so grimmig er auch sein mochte, sie hatte ihn irgendwie gern. Außerdem hatte er sein Versprechen wahr gemacht, sie nicht fallen zu lassen während sie mit den Anderen rangelte. Das rechnete sie ihm hoch an. "Bis später, Kleine." Das Zeichen dafür, dass sie entlassen war. Conny winkte ein letztes Mal in die Runde, zog von dannen und hätte sich um ein Haar beinahe wieder verlaufen. Also wirklich. Man hätte meinen sollen ihre Sightseeingtour mit Bilbo hätte dafür gesorgt, dass sie sich in Bruchtal nun besser orientieren konnte. Insbesondere, da sie damit für gewöhnlich wenig Probleme hatte. Schließlich und endlich erreichte die Blondine ihr Zimmer, wo sie sich aus dem Kleid pellte. Im angrenzenden Badezimmer fand sie weiche Tücher, die sicher zum Abtrocknen nach einem Bad gedacht waren. Sobald sie wieder trocken war schlüpfte Conny in ihre Unterwäsche und in das Bett, welches ein freundlicher Elb in ihrer Abwesenheit gemacht hatte. Es dauerte nicht lang, da war die junge Frau in seligen Schlummer gefallen, erschöpft von ihrer Tour mit Bilbo und dem Baden mit den Zwergen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)