Mittelerde für Anfänger von Katherine_Pierce (oder Ein Zwerg kommt selten allein) ================================================================================ Kapitel 6: Dinner For Sixteen ----------------------------- Wie nicht anders zu erwarten verlief die Begrüßung genauso wie im Film ab. Conny fand das jedoch gar nicht übel, was daran lag, dass sie noch immer das Gefühl hatte, nicht vernünftig Luft zu bekommen. Für gewöhnlich vermied sie es, sich sportlich derartig zu verausgaben. Andererseits hätte sie sich von den Orks nur sehr ungern erwischen lassen wollen. Und gerade weil sie so beschäftigt damit war, ihre Atmung wieder halbwegs geregelt hinzu bekommen störte sie sich nicht am feindseligen Verhalten der Zwerge. Obwohl sie es immer etwas albern gefunden hatte, dass Glóin Elrond – obgleich Conny Elrond nicht mochte – unterstellt hatte, die Gruppe beleidigt zu haben. Man konnte über die Spitzohren ja sagen, was man wollte, aber wenigstens hatten sie Manieren. Na ja, meistens jedenfalls. Von Zwergen konnte man das nicht unbedingt behaupten. Zunächst einmal wurden sie allerdings vom Vorplatz weggeführt. Entzückt stellte Conny fest, dass sie die nächsten Nächte in einem richtigen Bett würde schlafen können. Herrliche Vorstellung! Freudig entledigte sie sich ihres Rucksacks. Außerdem hatte sie die Möglichkeit, sich zu säubern, was sie selbstredend sofort in Anspruch nahm. Umziehen war zwar nicht drin, aber man konnte eben nicht alles haben. Halbwegs ansehnlich machte die junge Frau sich auf den Weg, ihren Gefährten beim Abendessen Gesellschaft zu leisten. Dabei machte sie die Erfahrung, dass Bruchtal viel größer und unübersichtlicher war als sie geglaubt hatte. Obwohl Conny keinen schlechten Orientierungssinn hatte verlief sie sich dreimal bis sie endlich die Terrasse erreichte, wo die Mahlzeit eingenommen wurde. Sie hätte ja nach dem Weg gefragt, allerdings beherrschte sie kein Sindarin – und wenn sich niemand auf den Korridoren herumtrieb, konnte sie natürlich keinerlei Erkundigungen einziehen. Bekanntlich führten jedoch viele Wege nach Rom, so dass sie das Ziel schlussendlich doch noch erreichte. Zwischendurch hatte sie ernstlich daran gezweifelt, was sich in einer gemurmelten Schimpftirade Bahn gebrochen hatte. Diese konnte glücklicherweise niemand bezeugen. Elrond war zwar nicht mit ihr verwandt, aber ihr war bereits von Großtanten angedroht worden, dass ihr der Mund mit Seife ausgewaschen würde wenn sie nicht lernte, sich einer weniger vulgären Sprache zu befleißigen. Die Drohungen hatten sie wenig beeindruckt und nichts an ihrer Ausdrucksweise geändert. Dennoch wollte sie ungern verbal einen Rüffel von einem Spitzohr beziehen. Obwohl diese sich vermutlich nur denken würden, dass das mal wieder typisch Mensch war. Oder sie eindeutig zu viel Zeit mit ihrer zwergischen Begleitung verbracht hatte. Wie auch immer, es hatte sie ja niemand erwischt. Zudem war endlich, endlich die Terrasse in Sicht gekommen. Erleichtert betrat Conny die selbe. Freudig winkten Bofur, Kili und Fili ihr zu. „Setz dich hierher!“, krähte es ihr entgegen. Sie nickte zustimmend, strebte auch sogleich den Herren entgegen. Gandalf. Elrond und Grummel-Thorin hatten sich noch nicht eingefunden. War Conny auch recht. Sie mochte den Zauberer zwar – der hatte es aber echt faustdick hinter den Ohren – auf die Gesellschaft von Elrond und Thorin konnte sie jedoch verzichten. Dankend. Das musste sie sich nicht geben. So ließ sie sich zwischen Bofur und Fili nieder. Die anderen Zwerge und Bilbo nickten ihr zu. Außer Dwalin, der ihr lediglich einen finsteren Blick zuwarf. Aber dass er sie nicht mochte, das hatte sie schon mitgeschnitten. Auf Gegenseitigkeit beruhte das nicht unbedingt, obgleich Conny einen Heidenrespekt vor dem Krieger hatte. Immerhin war er bereits in seinen Zwanzigern ein formidabler Kämpfer gewesen und im Alter von 169 Jahren musste er praktisch unbezwingbar sein. Dwalin war einfach so was wie Thorins bester Freund, seine Leibwache und das Kindermädchen für Fili und Kili in einer Person. Seine Loyalität kannte keine Grenzen – und das war durchaus eine lobenswerte Eigenschaft, für die Conny sehr viel Bewunderung aufbrachte. Zumal sie sich ziemlich sicher war, dass Dwalin innerlich ein absoluter Softie war. Diese Überzeugung behielt sie jedoch für sich. Immerhin hing sie am Leben. Irgendwann tauchten auch Elrond, Gandalf und Thorin auf. Damit war das Essen sozusagen eröffnet. Zuvor hatten sich ein paar Elben eingefunden, um Musik zu machen. Reichlich nervtötend wie Conny fand. Gegen Musik hatte sie nichts, aber beim Einnehmen einer Mahlzeit wollte sie lieber Tischgespräche führen, statt sich berieseln zu lassen. Zumal die Elben nicht gerade die Art von Musik spielten, die sie sich stundenlang mit glühender Begeisterung hätte anhören können. Den Zwergen erging es nicht anders. Óin ging sogar so weit, sich die Serviette in sein Hörrohr zu stopfen. Auch was als Mahlzeit angeboten wurde stieß bei den Herren auf wenig Freude. „Wo ist das Fleisch?“, wollte Dwalin entgeistert wissen, nachdem er seine Schale mit Grünzeug durchwühlt hatte, ohne dabei allerdings fündig geworden zu sein. Conny grinste leicht in sich hinein. Leider bemerkte der grimmige Zwerg das. „Weiß nicht, was daran so lustig sein soll.“, murrte er sie an. Die Blondine räusperte sich. Es kostete sie alle Mühe, nicht laut zu lachen. Das hätte ihr sicher ein paar befremdete Blicke eingetragen. „Anscheinend ernähren die Elben von Bruchtal sich vegetarisch.“, belehrte sie Dwalin in ihrem besten Lisi Schnabelstedt- Ton. „Vege-was?“, mischte sich Bofur ein, der zwischen Dwalin und Conny hin und her sah. „Das bedeutet, dass sie kein Fleisch zu sich nehmen.“ Entsetzte Blicke waren die Folge dieser Eröffnung. „Was? Etwa niemals?“, wollte Ori ungläubig wissen. Conny nickte bestätigend. Sorry, Kleiner!, dachte sie bei sich, sprach es aber nicht aus. Dori versuchte zwar, den jüngeren Bruder dazu zu bewegen, doch etwas von dem zu probieren, was ihnen aufgetischt worden war, doch Ori wies dieses Ansinnen brüsk mit den Worten „Grünes Essen mag ich nicht!“ zurück. Dabei schmollte er so niedlich, dass Conny ihn gern geherzt hätte. Was sie allerdings bleiben ließ. War auch besser so, denn ansonsten hätte sie Kilis Flirt mit einer Elbin, die Harfe spielte, verpasst. Ebenso seine Beteuerung, dass er zwergische Mädels vorzog, denn an denen war ja wenigstens etwas dran. „Aber die da, die ist nicht so übel!“, fügte er hinzu, wobei er mit Blicken einem jungen Elben männlichen Geschlechts folgte, der als Servierkraft fungierte. Prompt brach man am Tisch in Gelächter aus. In dieses stimmte auch Conny mit ein. Im Film war das eine ihrer liebsten Szenen gewesen. Tödlich verlegen senkte Kili den Blick. Ein verschämtes Grinsen konnte er sich jedoch nicht verbeißen. So peinlich ihm dieser Ausrutscher war, konnte er dennoch die Erheiterung begreifen, die er hervorgerufen hatte. Andererseits war er für einen Zwerg noch sehr jung, was bedeutete, dass man von ihm nicht erwarten konnte, sich besonders gut in der Welt auszukennen. Insbesondere nicht, wenn es um Unterschiede zwischen den Völkern Mittelerdes ging. Zumal Zwerge, ähnlich wie Hobbits, lieber unter sich blieben. Menschen mochten noch angehen, Elben konnten sie aber überhaupt nicht leiden. Conny hatte nie so recht begriffen, wie es zu diesem Bruch gekommen war, denn die von Peter Jackson dargestellte Version der Ereignisse bei Smaugs Angriff auf den Erebor entsprach eigentlich nicht den von Tolkien geschaffenen Fakten. Aber das nannte man wohl künstlerische Freiheit. Oder so. Das Essen schritt derweil weiter fort. Am Tisch von Elrond kam es zu einer kleinen Diskussion im Zuge welcher Thorin sich beleidigt erhob, um sich sonstwohin zu verziehen. Conny beobachtete das mit wenig Überraschung. Immerhin war ihr das Szenario vertraut. Außerdem ging es an ihrem eigenen Tisch viel lustiger zu, denn Bofur wollte nun unter Beweis stellen, dass Zwerge es in Sachen Party machen deutlich besser krachen lassen konnten als die steifen, langweiligen Elben. Dazu begann er, sicher zum Entsetzen so manchen Spitzohrs, auf dem Tisch zu tanzen und zu singen. Tatkräftig wurde er dabei von seinen Freunden und Gefährten unterstützt. Conny, die zwar gern sang (auch wenn sie garantiert keine Starqualitäten hatte), schaute lieber zu anstatt sich zu beteiligen. Abgesehen davon hatte sie auch so ihren Spaß. Vor allem als die Zwerge begannen eine Essensschlacht zu starten. Der arme Lindir bekam dabei beinahe etwas gegen den Kopf. Sein gequälter Blick Richtung Elrond besagt eindeutig „HILFE“ (und das in Großbuchstaben). Kichernd beobachtete Conny das. Irgendwie musste man beinahe ein wenig Mitleid mit Lindir haben. Aber nur beinahe und auch nur irgendwie. Die Sympathien der Blondine lagen eindeutig bei den Zwergen. Nachdem sie zur Genüge mit dem Grünzeug herumgeworfen hatten erhoben die bärtigen Herrschaften sich. Sicherlich zur Erleichterung der elbischen Gastgeber. Conny tat es den Zwergen jedenfalls nach. Einen Moment überlegte sie, ob sie sich Thorins Gemeinschaft wohl anschließen durfte für den restlichen Abend oder ob sie sich lieber zurückzog und in ihrem Zimmer auf dem Bett gammelte, um ein paar Märchen der Gebrüder Grimm zu lesen. Bevor sie zu einer Entscheidung gelangen konnte waren die Zwerge bereits von dannen gezogen. Keiner, nicht einmal Fili, Kili oder Bofur, hatten sie gefragt, ob sie mitkommen wollte. Was wohl bedeutete, dass sie nicht erwünscht war. Irgendwie versetzte Conny das einen schmerzhaften Stich. Andererseits waren sie nicht zwingend so etwas wie Freunde. Die Zwerge nahmen sie schließlich nur mit, damit sie niemandem von Thorins Vorhaben erzählen konnte. Und auch wenn sie meistens freundlich zu ihr waren machte sie das noch längst nicht zu einem vollwertigen Mitglied der Gemeinschaft. Vermutlich überlegte Thorin schon, wie er sie am Ehesten zurücklassen konnte ohne, dass es auffiel. Bruchtal eignete sich ja eigentlich perfekt dafür. Selbst Conny musste das zugeben und einsehen, so ungern sie das auch tat. 'Was soll's... so ist es halt.', dachte sie doch leicht betrübt bei sich während sie die Terrasse verließ auf welcher sie das Abendessen eingenommen hatten. Im Gegensatz zu den Zwergen hatte sie ihre Portion Grünzeug aufgegessen. Hunger hatte sie trotzdem noch. Das füllte einfach nicht den Magen. Einen Moment blieb sie unschlüssig auf dem Gang stehen, ehe sie sich aufs Geratewohl nach links wandte. Irgendwann spuckte sie der Korridor in einem der vielen Gärten aus. Langsam, wenn auch noch immer trübsinnig, durchschritt Conny diesen. Dabei hing sie ihren Gedanken nach. Was wohl in Greifswald los war? War sie dort verschwunden? Oder träumte sie nicht vielleicht doch nur? Was würde Jasmin tun, wenn sie nicht heim kam? Waren ihre Eltern bereits verständigt? Suchte man polizeilich nach ihr? Galt sie als entführt? Es machte Conny wahnsinnig, dass sie auf keine dieser Fragen eine Antwort hatte, dass sie nur spekulieren konnte ohne je Gewissheit zu erlangen. Genervt seufzte sie auf. „Reiß dich mal zusammen!“, murrte sie sich selbst leise an. Nach kurzem Umsehen beschloss sie, sich auf eine der steinernen Bänke zu setzen, die herumstanden. Von der Handwerkskunst verstanden die Elben durchaus was. Obwohl das bei den Zwergen kaum anders war; die zeichneten sich ja vor allem dadurch aus. Speziell wenn es um geschmiedete Waren ging. Da machte ihnen so schnell niemand etwas vor. Außerdem waren sie zwar etwas unhygienisch und rau im Umgangston, aber auch sehr herzlich. Okay, Thorin nicht gerade. Aber der ging zum Lachen eh in den Keller, insofern machte Conny sich wenig aus seiner Ablehnung. Ganz davon ab, dass sie ihn sowieso nie sonderlich gemocht hatte. Im Buch noch eher als in den Filmen, Attraktivität hin oder her. Einen Moment fragte Conny sich, was Thorin wohl dazu sagen würde wenn er wüsste, dass in ihrer Welt eine Vielzahl an Mädels in ihrem Alter ihn und Bilbo am Liebsten verkuppelt sehen würde. Unterschiedliche Reaktionen stellte sie sich vor, letztlich bezweifelte sie jedoch, dass es ihr gelang, sich die tatsächliche auszumalen. Obwohl Entsetzen und Wut bestimmt ganz nah dran waren. Diese Gedanken unterhielten Conny zumindest eine Weile lang, wenn auch nicht dauerhaft. Inzwischen hatte sich die Abenddämmerung verzogen und der Nacht Platz gemacht. Es hatte abgekühlt, Sterne standen leuchtend hell am königsblauen Himmelszelt, begleitet vom bleichen Mond. Einige Minuten blieb Conny noch sitzen. Schließlich wurde es ihr dann doch zu frisch, so dass sie sich von der Bank erhob und sich auf den Rückweg zu ihrem Zimmer machte. Das sie hoffentlich finden würde. Erst mal musste sie zurück zum Haupthaus, was schon schwierig genug werden würde. Zwar hingen überall Laternen herum, die die Wege erhellten, allerdings hatte Conny nicht darauf geachtet, wo sie lang ging als sie hergekommen war. Sie seufzte leise. „Super... Lost in Rivendell.“, nuschelte sie unbegeistert, einem Pfad auf gut Glück folgend. Leider konnte sie keinen Elb entdecken, der ihr den richtigen Weg hätte zeigen können. Für Bruchtal brauchte man definitiv ein verdammtes Navi. Bloß würde das hier wohl sowieso nicht funktionieren, Satelliten umkreisten Mittelerde in der Stratosphäre (oder wo auch immer die Dinger sich eben in ihrer Welt im All befanden) ja nicht. Also würde Conny ein Navi nicht weiter helfen. Ein Lageplan dagegen schon. So einen gab's natürlich genauso wenig. Wozu auch? So oft bekamen die Elben hier schließlich keinen Besuch von Ortsfremden. Gandalf kannte sich hier sicher aus wie in seiner Westentasche. Der schaute allerdings auch öfter mal vorbei. Es dauerte keine zehn Minuten bis Conny einsehen musste, dass sie sich so ziemlich verlaufen hatte. Ihre Begeisterung war grenzenlos – im ironischen Sinne. Frustriert schnaufte sie. Wenn das noch lange so weiter ging würde sie am Ende im Freien übernachten müssen. Dabei hatte der Abend doch schon eine beschissene Wendung genommen. Eigentlich fand Conny, dass sie für heute genug mieses Karma abbekommen hatte. Aber welche Macht hier auch immer ihre Finger im Spiel hatte, die sah es garantiert anders. Mist. Conny hatte das Gefühl, noch eine halbe Ewigkeit durch Bruchtal geirrt zu sein, ehe sie schlussendlich zurück zu ihrem Zimmer fand. Was sie auch nur daran erkannte, dass ihr Rucksack in besagtem Raum herumstand. Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr ihr. Draußen übernachten war nicht so ihr Ding. Allein deshalb wäre es für sie vermutlich klüger gewesen, dauerhaft bei den Elben zu bleiben. Das Problem war eben, dass Conny für die Spitzohren nicht besonders viel übrig hatte. Nein, da zog sie eindeutig die etwas rauere Art der Zwerge vor. Hart, aber herzlich, wie es so schön hieß. Zugegeben, nicht in jeder Situation traf das zu. Andererseits konnte Conny ihnen das nicht verdenken. Nur weil sie normalerweise ein sehr friedliebender Mensch war bedeutete das nicht, dass sie nicht auch mal ungehalten und regelrecht biestig werden konnte, wenn es sein musste. Jetzt war die Blondine erst einmal froh, dass sie sich ins Bett hauen konnte. Etwas, was sie auch sogleich tat, nachdem sie ihre Schuhe abgestreift und sich bis auf die Unterwäsche entblättert hatte. Herrlich, mal nicht in ihren Klamotten schlafen zu müssen. Genüsslich streckte Conny sich, rollte etwas auf der Matratze herum bis sie eine geeignete und bequeme Position zum Einschlaf gefunden hatte. Kaum war es so weit fielen ihr bereits die Augen zu. Die Ereignisse des Tages forderten definitiv ihren Tribut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)