Loving Heartbreaker von Vienne (Liebe ist nicht immer leicht) ================================================================================ Kapitel 8: Explanations ----------------------- 8 Die Sonne schien durch die hohen Fenster und motivierte die Blondine nur noch mehr, endlich mit ihrem ungeliebten Klassendienst fertig zu werden. Eigentlich hatte sie sich darum drücken wollen, aber sie fand keinen Freiwilligen, der ihr diese Arbeit abnehmen wollte. Was bei dem Staub, der von dem knochentrockenen Schwamm beim Abwischen der Kreide aufgewirbelt wurde, auch kein Wunder war. Und selbst der Versuch mit Wasser scheiterte, da das Teil schon so alt war, dass es das Wasser schon gar nicht mehr aufnahm. Mamoru würde sie sicher auslachen, wenn sie ihn gleich so traf. Von oben bis unten mit Staub bezogen. Dabei wollte sie doch schön aussehen für ihn. Und nun sah sie aus wie ein frisch mit Puderzucker überzogener Gugelhupf. Sie seufzte auf. Ihr Blick wanderte auf die Uhr. Es war kurz vor halb vier. Sie musste auch noch das Zimmer fegen. Genervt warf sie den Schwamm in die Schale unterhalb der Tafel und holte den Besen aus der Ecke. Wieso musste es auch ausgerechnet heute sein? „Hallo kleine Putzfee!“ Erschrocken wirbelte Usagi herum und blickte in die ozeanblauen Augen von Mamoru. Sofort ließ sie den Besen fallen und rannte auf ihn zu. Sie genoss die Umarmung, als er sie direkt in seine Arme zog und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. „Wie bist du rein gekommen?“ „Ein paar Jungs haben mich reingelassen und mir auch gleich verraten, wo ich dich finde.“, er schob sie ein wenig von sich und musterte sie von oben bis unten. „Bist du in eine Packung Puderzucker gefallen? Oder ist das doch eher Mehl?“ „Baka!“, sie schob ihn von sich und boxte ihm freundschaftlich gegen den Oberarm. „Ich hab Klassendienst und keinen zum Tauschen gefunden. Sonst hätte ich ja unten gewartet.“ Er ging an ihr vorbei und setzte sich an einen der freien Tische. „Und nun?“ „Nun muss ich noch fegen. Außer du magst vielleicht?“ „Nein. Mag ich ich nicht.“ „Schade!“ „Na komm, jetzt hast du mich als Ansporn.“, er grinste sie breit an und holte nebenbei ein Buch aus seiner Schultasche. Schob sich seine Lesebrille auf die Nase und begann zu lesen. Usagi konnte es nicht fassen, wie unfair er manchmal sein konnte. Sie hätten ja auch zusammen fegen können. Erneut seufzte sie auf und machte sie dann dran, durch die Tischreihen zu fegen. Mamoru beobachtete sie über den Rand des Buches. Bildete er sich das ein oder schwang sein Odango mit Absicht so ihre Hüfte? Er musste schlucken und versuchte sich abzuwenden. Aber es gelang ihm nur schwer. Wie lange waren sie jetzt zusammen? Er musste kurz im Kopf nachrechnen. Bald waren es fünf Wochen. In zwei Wochen und drei Tagen hatte Usagi Geburtstag. Ihr Geschenk hatte er schon. Eigentlich waren es zwei. Ihm kam es vor, als wäre die Zeit mit ihr wie im Flug vergangen. Seid ihrem Streit und dem Missverständnis wegen der Handynummer hatten sie fast schon jede freie Minute miteinander verbracht, um sich nicht wieder zu verlieren. Wobei es ihnen beiden zunehmend schwerer fiel, ihre Beziehung vor den anderen geheim zu halten. Mamoru konnte seine Finger kaum mehr bei sich behalten, wenn sie in seiner Nähe war. Und vorallem im Crown war der Drang sie zu berühren, mehr noch sie zu küssen, fast schon unmenschlich groß. Mit jedem Tag fiel ihm mehr auf, wie Usagi auf ihn wirkte. Wie ihre Küsse ihn berauschten. Ihre Leidenschaft ihn gefangen nahm. Ja, er war definitiv in sie verliebt. Und das über beide Ohren. Der Schwarzhaarige ahnte, dass sie es schon bemerkt hatte und ihn nur nicht dazu drängen wollte, es ihr zu sagen. Es war ohnehin ausgemacht, dass er es ihr erst an ihrem Geburtstag sagen musste. Auch wenn er schon fast nicht mehr warten konnte und wollte. Sie raubte ihm einfach den Atem und sein Verstand verabschiedete sich mit jeder Minute in ihrer Nähe mehr. Er war ein Trottel, der mit der Situation vollkommen zufrieden war. „Mamoru? Was machst du denn hier?“ Erschrocken sah er auf und in die erstaunten Gesichter von Ami und Makoto. Auch Usagi war herum gewirbelt und blickte fragend auf. Kurz huschte ihr Blick zu dem Schwarzhaarigen, der seine Brille abnahm und sein Buch zurück packte. Sie hoffte inständig, dass er sehr schnell eine gute Ausrede parat hatte. „Du besuchst doch die Motoazabu. Was treibt dich denn dann zu uns?“, Makoto setzte sich an den nebenstehenden Tisch und sah zwischen dem Oberstufenschüler und ihrer blonden Freundin hin und her. Schon seid längerem hatte sie den Verdacht, dass mehr als nur Freundschaft zwischen Usagi und Mamoru bestand. Womit sie in der Clique nicht die einzige war. Auch die anderen Mädchen, Motoki und Unazuki hatten die Vermutung, dass die beiden schon längst ein Paar waren. Ihnen entging nicht, dass die beiden sich immer wieder berührten und dabei versuchten, es zufällig aussehen zu lassen. Was jedoch nicht gelang. Alleine ihre Blicke sprachen Bände. So wie in jenem Moment. „Usagi bat mich, ihr bei dem Englischaufsatz zu helfen. Und weil ich nicht darauf hoffen wollte, dass sie vielleicht pünktlich kommt, hole ich sie eben ab. Ihr kennt sie ja. Ständig am Trödeln.“, bei seinen Worten versuchte er so belanglos wie immer zu klingen. „Warum hast du mich nicht gefragt?“, Ami sah zu Usagi. „Weil er es mir angeboten hat. Und du musst zugeben, dass sich meine Noten doch schon ganz gut gebessert haben, seid mir Mamoru beim Lernen hilft.“ „Stimmt!“ „Wobei ich mich ja frage, wie du dir überhaupt was merken kannst.“, Makoto grinste breit und erhob sich. „So wie ihr miteinander flirtet und rumfingert, ist das doch eigentlich gar nicht möglich.“ Augenblicklich nahm sowohl das Gesicht der Blondine als auch das von Mamoru eine ungesunde rote Farbe an. „Makoto!“ „Ach komm schon Ami! Dir ist es doch auch aufgefallen. Na wie dem auch sei. Sehen wir euch dann noch im Crown?“ „Ja.“, Usagis Stimme war nicht mehr als ein Piepsen. Sie sah ihren beiden Freundinnen ungläubig hinterher, während sie sich auf einen Stuhl fallen ließ. Der Besen fiel klappernd zu Boden. Ihr Herz hatte willkürlich angefangen schneller zu schlagen. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und sie hatte Mühe, nicht vom Stuhl zu rutschen. So rasch wie die rote Farbe ihr Gesicht eingenommen hatte, wich sie auch schon wieder. Eine Tatsache die Mamoru nicht entging. Mit einem Schritt war er bei ihr und hockte sich neben sie. Seine Augen trafen ihre und Usagi sah seine Sorge darin. Sie schüttelte fast unmerklich mit dem Kopf. Gerne wollte sie ihm sagen, dass es ihr gut ging. Doch ihre Stimme versagte. Sie spürte seine Hand, die sanft ihre Wange berührte und sah sein Lächeln, dass sie aufmuntern sollte. Er ahnte, was in dem Mädchen vor sich vorging. Ihm ging es nicht besser. Auch wenn sie nichts zu Makotos Äußerung gesagt hatten, so hatte ihre Reaktion wohl Bände gesprochen. Egal was sie jetzt auch immer sagen würden, um das ganze zu dementieren: Es würde nichts bringen. Wahrscheinlich war nicht nur die Brünette der Auffassung sondern auch der Rest der Clique. „Es wird wohl Zeit, dass wir reinen Tisch machen.“, langsam erhob sich Mamoru und reichte Usagi die Hand, um sie ebenfalls nach oben zu ziehen. „Sie ahnen es sowieso schon.“ „Aber sie werden uns keine ruhige Minute mehr gönnen.“ „Ich denke schon. Wir werden ihnen einfach sagen, dass wir uns immer noch in einer Kennenlernphase befinden.“ „In einer was?“, Usagis Gesicht nahm einen irritierten Ausdruck an. „Wir sagen ihnen, dass wir zwar zusammen sind. Aber noch nicht so fest, dass man von einer dauerhaften Beziehung sprechen kann.“, auch wenn er darüber anders dachte. „Sie sollen sich also nicht zu früh freuen?“ „Genau. Und so wie ich dir meine Entscheidung an deinem Geburtstag mitteilen werde, werden du und ich es ihnen auch erst dann sagen. Okay?“ „Einverstanden.“ Die Blondine stellte sich auf die Zehenspitze und näherte sich mit ihrem Gesicht den von Mamoru. Sie spürte bereits den warmen Atem von ihm, bevor sich ihre Lippen zärtlich trafen. Erneut ließ sie sich von ihm in die Arme ziehen. Spürte sein Herz, dass wild von innen gegen den Brustkorb hämmerte. Sie wusste, warum sie sich für ihn entschieden hatte. Seine Nähe nahm sie immer wieder gefangen. Die Leidenschaft die sich zwischen ihnen von Tag zu Tag mehr und mehr aufbaute und immer greifbarer wurde. Sie hatte nur eine leise Ahnung, wohin das irgendwann führen würde. Usagi würde es nicht bereuen. Da war sie sich sicher. Er gab ihr Halt und Schutz. Er spürte ihre zierlichen Finger, die ihn sanft im Nacken berührten. Seine Haut streichelten und ihm dadurch eine Gänsehaut verpasste. Er konnte nicht anders, als in den Kuss hinein zu seufzen und sie noch enger an sich zu ziehen. Nie im Leben hätte er gedacht, dass er mal in einem Klassenzimmer rumknutschen würde. Denn was anderes war das gerade nicht. Mamoru ertappte sich dabei, wie seine Hände unabhänig von seinem Willen unter das knappe Oberteil ihrer Uniform wanderten und dort ihre zarte und weiche Haut berührten. Sein Verstand hatte sich schon längst wieder verabschiedet, während sein Herz unablässig Jubelrufe verlauten ließ. Er konnte ihre weiblichen Rundungen an seiner Brust fühlen, als sie sich noch enger an ihn schmiegte. Usagi war wie eine süße Droge, nach der er nur allzu gerne süchtig war. „Wir sollten aufhören.“, sie keuchte leise in den Kuss hinein. „Ich muss noch fegen.“ „Vergiss den Blödinn.“ Usagi stöhnte leise auf, als ihre Lippen wieder aufeinander prallten. „Ich finde, dass Tsukino schon noch fegen sollte.“ Erschrocken fuhr das Paar auseinander und sah zur Tür, wo eine breit grinsende Mitdreißigerin stand. „Fräulein Haruna!“, entfuhr es Usagi. „Deine Lehrerin?“, Mamorus Stimme war stockend. Ihm war mit einem Mal bewusst, dass sie beide vielleicht ein bisschen zu weit gegangen sein könnten. „Ja, ich bin ihre Lehrerin. Und Sie sind?“ „Chiba Mamoru! Guten Tag!“ Die Lehrerin erwiderte seine Verbeugung. „Sie sind aber nicht auf unserer Schule.“ „Nein! Ich besuche die Abschlussklasse der Motoazabu Oberschule.“ „Oh, ein Eliteschüler. Gute Wahl, Tsukino.“, Fräulein Haruna blickte amüsiert zu Usagi. Sie sah ihr an, dass diese am liebsten im Erdboden versunken wäre. Zudem war sie ein wenig überrascht, dass das blonde Mädchen schon einen Freund hatte. Noch dazu einen der älter war als sie. Aber sie passten gut zusammen und nun wurde ihr auch klar, warum Usagis Mitschüler Seiya immer einen Korb von ihr kassierte. „Es tut uns leid, was wir hier angestellt haben.“ „Hm, schon gut. Ich würde dich nur bitten, noch schnell zu Ende zu fegen. Dann könnt ihr ja woanders weiter knutschen.“ „Ja, natürlich.“, Usagi rannte zu dem Besen und begann eifrig wieder zu fegen. Wieso hatte sie sich nur dazu hinreißen lassen? Noch immer spürte sie seine Finger auf ihrer Hüfte. Wie er dort über ihre Haut geglitten war. Ihr wurde augenblicklich heiß bei den Erinnerungen daran. „Bis morgen, Tsukino!“ „Bis morgen, Fräulein Haruna!“ Sowohl die Blondine als auch der Schwarzhaarige verbeugten sich und blieben solange in dieser Stellung, bis die Lehrerin den Raum verlassen hatte. „Ähm, ich warte vor dem Eingang.“, hastig schnappte sich Mamoru seine Tasche, drückte Usagi einen Kuss auf die Stirn und rannte fast schon aus dem Zimmer. Sie sah ihm verwirrt hinterher, obwohl sie seine Reaktion durchaus nachvollziehen konnte. Sie war froh, dass es nur ihre Lehrerin gewesen war. Schlimmer wäre es gewesen, wenn es Makoto und Ami gewesen wären. Sie nahm ihre Arbeit wieder auf, war aber mit ihren Gedanken ganz weit weg. Sein Buch in der Hand und lässig an die Hauswand gelehnt, bemerkte Mamoru nicht, dass er beobachtet wurde. Seiya war auf dem Weg zum Football-Club, um am Training teilzunehmen, als er den Oberschüler entdeckt hatte. Er war gerade dabei hinein zu gehen. Sofort war Wut in dem Jüngeren hochgekommen. Er schlich ihm hinterher und versteckte sich im gegenüberliegenden Klassenzimmer, als Mamoru in das von Usagi ging. Er konnte nicht viel sehen, aber dafür umso mehr hören. Durch das Gespräch zwischen der Blondine und den auftauchenden Mädchen konnte er hören, dass ihre Freundinnen scheinbar noch gar nichts von der Beziehung wussten. Seine Vermutung wurde bestätigt, als er Mamoru hörte und seinen Vorschlag, alle Karten auf den Tisch zu legen. Danach war es still geworden und Seiya schlich aus seinem Versteck. Durch die offene Tür konnte er sehen, wie die Blondine und der Schwarzhaarige scheinbar alle Hemmungen verloren. Zumindest fast. Er konnte einen Blick auf Usagis nackte Haut an der Taille erwischen. Stellte sich vor, dass er an Mamorus Stelle war. Als er das Klacken von Pumps hörte, ging er mit raschen Schritten den Gang entlang und hinaus. Er brauchte dringend frische Luft. Nun saß er, unbemerkt von seinem Kontrahenten, auf einer Bank hinter dem einzigen Baum auf dem Schulhof und beobachtete ihn. Von Saori wusste er, dass Mamoru gar nicht darauf reagierte hatte, als sie das Gerücht gestreut hatte, dass sie nun ebenfalls einen Freund hätte. Und auch Usagi bliebt von der Tatsache unbeeindruckt, als Seiya das gleiche verkündete. Im Gegensatz zum Rest der weiblichen Schülerschaft, fiel sie nicht in Ohnmacht oder brach in Tränen aus. Der Plan ging wieder nicht auf. Leise fluchte er, als er Usagis Stimme hörte. Vorsichtig beugte er sich ein Stück weit nach vorne und sah, wie sie Mamoru um den Hals fiel. Ihr glockenhelles Lachen drang bis zu ihm herüber. Ein Stich durchfuhr sein Herz, als er sah, wie sie ihn küsste. Wieso ausgerechnet dieser Schnösel? Seiya verstand nicht mal, was Saori an dem fand. Warum waren scheinbar alle in den Kerl verknallt? Abrupt stand er auf und ging quer über den Schulhof in Richtung des Pärchens. „Ich könnte dich anzeigen!“ Irritiert ließ Mamoru von Usagi ab und sah zu dem Mittelstufenschüler, der versuchte, sich vor ihm aufzubauen. „Bitte was?“, Mamorus Stimme klang ein wenig belustigt. „Ich könnte dich anzeigen.“ „Wegen was?“ „Wegen Verführung Minderjähriger. Soweit ich weiß, bist du ja schon achtzehn. Und Usagi ist erst fünfzehn.“ „Und?“ „Das ist illegal.“ „Hörst du dir eigentlich manchmal selber zu?“, Usagi ging einen Schritt auf Seiya zu. „Ich küsse ihn ja schließlich nicht, weil ich gezwungen werde. Und außerdem, was interessiert es dich? Du posaunst doch seit letzter Woche rum, dass du glücklich vergeben bist. Meinen Glückwunsch übrigens.“ „Danke.“, Seiya kam ins Stottern. Wieso hatte Usagi so ein Talent dafür, ihm die Luft aus den Segeln zu nehmen? „Und nun entschuldige uns bitte. Wir sind verabredet. Kommst du, Mamo-chan?“ Der Angesprochene nickte nur und grinste den Jungen an. Er liebte Usagi dafür, wie sie unberechenbar jemanden bloß stellen konnte. Er war selbst oft genug in diesen Genuss gekommen. Seiya konnte gar nicht so schnell reagieren, wie ihn Usagi zur Seite geschoben hatte und sich an ihm vorbei drängte. Und obwohl er sich bewegen und sie an sich ziehen wollte, konnte er es nicht. Er blieb stehen und schaute dem Paar hinterher, dass sich lachend entfernte. Mehr und mehr Wut überkam ihm. Wieso sah diese blonde Ziege nicht, dass er der richtige Mann für sie war? Er und nicht Mamoru! Wieso nicht? Er tat alles für sie. Blieb länger nach der Schule, um noch mit ihr zu plaudern. Lud sie auf einen Kakao ein und bot ihr in der Mittagspause sein Bento an. Und was machte sie? Sie machte sich über ihn lustig und hielt lieber Händchen mit diesem Streber, dem alles in den Schoß fiel. Einschließlich Usagi. Seiya wurde schlecht bei dem Gedanken, was die beiden wohl taten, wenn sie alleine waren. Neid und Eifersucht bahnten sich ihren Weg in seine Gedankenwelt. Das Bild vor seinem inneren Auge manifestierte sich und er konnte sehen, wie sie unter den Berührungen von dem Oberstufenschüler aufkeuchte. Wie sie sich unter ihm wandte und sich ihm darbot. All sowas was sie nur bei ihm, Seiya, tun sollte und durfte. Nur ihm alleine durfte sie sich so anbieten. Entweder er bekam sie oder keiner! Er suchte aus seiner Hosentasche sein Handy und rief die Nummer von Saori auf das Display. Wählte sie. Es dauerte einige Sekunden, bis sie am anderen Ende der Leitung abhob. „Wir müssen miteinander reden.“ „Wir müssen miteinander reden.“ Neugierig sahen die Mädchen und Motoki zu den beiden Freunden. Sahen wie Usagi am Saum ihres Rockes rumnestelte und Mamoru sich interessiert den Gläsern im Regal hinter der Theke zuwandte. „Hab ich was verpasst?“, Unazuki kam ins Crown gewirbelt und sah sich fragend um. „Nein, bis auf die Nachricht, dass wir uns alle hier einfinden sollen, haben wir auch noch nichts erfahren.“, Motoki stellte seiner kleinen Schwester einen Stuhl hin. „Nun sagt schon, warum wir alle hier sein sollen. Muss ja was sehr wichtiges sein, wenn ihr so einen Stress drum macht.“ Unschlüssig sahen die Blondine und der Schwarzhaarige sich an. Irgendwie war es einfacher, nur über ihren Plan zu reden. Ihn in die Tat umzusetzen, war hingegen was ganz anderes. Dabei wäre es doch eigentlich ziemlich einfach. Sie mussten den Freunden nur sagen, dass sie zusammen waren. Aus dem inoffiziellen Beziehungsstatus einen offiziellen machen. Das Mädchen spürte die bohrenden Blicke auf sich. „Ähm, also wir wollten euch was sagen.“ Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Mamoru sich gerade hinstellte und seinen Blick hob. Sie tat es ihm nach, obwohl ihr lieber danach gewesen wäre, im nächsten Erdloch zu verschwinden. Ihre Augen wanderten zu ihren Freunden und sie sah, wie die sich scheinbar wissend ansahen. „Also wir wollten euch sagen, dass wir mehr oder weniger zusammen sind.“ Ein kollektives Jubeln brach am Tisch aus und die Freunde waren schon drauf und dran, auf die beiden zu zustürmen. Doch sowohl Usagi als auch Mamoru hoben abwehrend die Hände und gingen einige Schritte rückwärts. „Stopp!“, Usagi sprach lauter, als sie beabsichtigt hatte. „So offiziell ist es nicht, dass ihr uns gratulieren könnt.“ „Hä?“, Minako, die ihr am nächsten stand, hob fragend eine Augenbraue. Auch die anderen sahen sie eher verständnislos an. „Was Usako damit sagen will, ist, dass wir einen Deal haben.“ „Einen Deal?“ Usagi nickte bei Motokis Worten. „Mamoru weiß, dass ich mich in ihn verliebt habe. Und so ganz kalt gelassen hat es ihn scheinbar nicht.“, sie ergriff Mamorus Hand und ihre Blicke trafen sich. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir es langsam angehen und uns erstmal richtig kennen lernen wollen. Immerhin hatten wir nicht den besten Start und daher wollen wir es nicht gleich übertreiben.“ „Und wann darf man euch dann gratulieren?“, Rei sah ihre Freundin skeptisch an. „Am ersten Juli. Ich werde Usako meine Entscheidung an an ihrem Geburtstag mitteilen. Sprich in zwei Wochen.“ Mittlerweile hatten er und Usagi sich darauf geeinigt, dass er es ihr am dreißigsten Juni sagen sollte. Denn es ging keiner der beiden davon aus, dass er sich nicht für eine Beziehung mit ihr entscheiden würde. Auch wenn das jeder für sich behielt und sie nicht darüber sprachen. Ihr Geburtstag wäre also nicht ernsthaft in Gefahr und seine Entscheidung stellte nun eher ein Geschenk dar. Die Freunde sahen sich gegenseitig ratlos an. Dieser Deal kam ihnen komisch vor. Natürlich verstanden sie es, dass Mamoru sich nicht sofort komplett drauf einlassen wollte. Aber musste man es dann wirklich mit einem Termin festlegen? Hätte es man nicht einfach ausprobieren sollen und die Zeit entscheiden lassen können? Stattdessen lebten sie auf einen Termin hin und setzten sich so unter Druck. „Und damit kannst du leben?“, Unazuki sah zu Usagi. „Du wartest bis zu deinem Geburtstag und wenn du Pech hast, hast du dann ein gebrochenes Herz. Also nichts gegen dich Mamoru, aber du weißt wie ich das meine. Abgesehen davon, dass ich es nicht verstehe, warum du dich nicht gleich entscheidest.“ „Es war meine Idee.“ Überrascht sahen alle zu Usagi. „Ich war skeptisch bei seinem Vorschlag, dass wir mal öfters miteinander ausgehen. Und weil ich ihn nicht mit meinen Gefühlen überforden, sie aber genauso wenig verstecken wollte, hab ich ihm das Ganze vorgeschlagen. So kann er sich Zeit lassen und wir beide sehen, ob es im normalen Alltag mit uns funktioniert.“ „Ich finde, es funktioniert ganz gut zwischen euch. Stimmt’s Ami?“, Makoto grinste von einem Ohr zum anderen und Ami tat es ihr nach. Sofort liefen der Schwarzhaarige und die Blondine wieder rot an. Offensichtlich hatten ihre beiden Mitschülerinnen dem Rest der Clique noch nichts von Mamorus Besuch in der Schule erzählt. Wobei das sowieso harmlos war im Vergleich zu dem, was hinterher geschehen war. Noch immer war Usagi froh, dass nur ihre Lehrerin das Rumgeknutsche mitbekommen hatte. „Erzähl!“, Minako sprang Makoto fast auf den Schoß. „Mamoru hat Usagi heute von der Schule abgeholt und im Klassenzimmer sogar auf sie gewartet, während Usagi noch gefegt hat.“ Ein belustiges Raunen erfasst alle. „Habt wohl heimlich rumgemacht, was?“ „Was?“, Mamorus Stimme erreichte einige Oktaven weiter oben, als er Motokis Aussage hörte. „Gar nicht!“ „Haben sie wirklich nicht.“ „Danke Ami!“ „Gerne. Nein, er hat ein Buch gelesen.“ „Naja, wir haben es ja ohnehin schon länger geahnt, dass da was zwischen euch läuft.“, Rei lehnte sich mit verschränkten Armen an die Rückenlehne der Sitzbank. „Bei Usagi war es ja schon länger klar. Aber seid du, Mamoru, davon wusstest, hast du dich mehr und mehr verändert. Du warst nett zu ihr. Nicht nur, weil du von ihren Gefühlen wusstest. Ihr habt euch permanent angetascht und angeflirtet. Ein Blinder mit dem Krückstock hat erkannt, dass du dich in sie verliebt hast.“ Der Schwarzhaarige sah die junge Miko vor sich erstaunt an. Es war ihm bis eben nicht klar gewesen, dass er so offensichtlich gehandelt hatte. „Wie lange führt ihr eure Beziehung nun schon?“, Motoki ging um den Tresen und bereitete einen Kaffee für Mamoru und einen Schokoshake für Usagi zu. „Fast fünf Wochen.“ „Das konntet ihr ja beinahe ganz gut verstecken. Ich frage mich nur, wie ihr das angestellt habt. Denn bis auf die Flirterei und das zufällige Berühren, habt ihr ja nichts weiter gezeigt, was wirklich auf eine Beziehung schließen lässt. Oder habt ihr etwa im Hinterzimmer…“ Die Stimme des Blonden versagte, als das Paar augenblicklich seinem Blick auswich und sich der Inneneinrichtung dafür umso genauer zuwandte. „Ihr habt im Hinterzimmer rumgemacht?“ Während Motoki fast den brühend heißen Kaffee fallen ließ und Mamoru sowie Usagi feuerrot im Gesicht wurden, brachen die Mädchen in schallendes Gelächter aus. Minako fiel beinahe von der Bank und auch die anderen wischten sich die Tränen aus den Augen. „Wir haben da nicht rumgemacht.“, Mamoru sah peinlich berührt an die Decke. „Wir haben uns da lediglich ein oder zwei Mal geküsst. Außerdem ist dein Hinterzimmer ja nun nicht der gemütlichste Ort auf Erden. Da kann ich mir weitaus bessere Orte vorstellen.“ „Achso?“ Den Schwarzhaarigen überkam ein Schauer, als seine Augen die von Usagi trafen, die ihn fragend ansah. „Also vorher hat dir das Klassenzimmer noch genügt. Und das war auch nicht wirklich gemütlich.“, gerade als ihre Worte ihren Mund verlassen hatten, hielt sie sich die Hand davor. Sie spürte die neugieren Blicke der anderen und versenkte nun auch ihr restliches Gesicht hinter den Händen. Schüttelte den Kopf und hoffte, dass so jeder ihre Worte augenblicklich vergaß. „Usa!“, Mamoru klang mehr als nur peinlich berührt. „Tut mir leid!“ „Im Klassenzimmer?“, Ami klang schockiert. „Ihr habt es im Klassenzimmer getan?“, Makoto klang belustigt. „So richtig?“, Minako klang neugierig. „Mit allem drum und dran?“, Rei klang wissend. „Jetzt schon nach fünf Wochen?“, Unazuki klang erstaunt. „Ist das nicht ein bisschen früh?“, Motoki klang überrascht. Und auch jetzt erst dämmerte es Mamoru und Usagi, woran ihre Freunde überhaupt dachten. Jetzt war es an ihnen, schockiert zu sein. „Sagt mal, woran denkt ihr?“, der Oberstufenschüler trat einen Schritt zurück und hob die Hände. „Also das haben wir nicht gemacht.“ „So klingt es aber.“ „Minako!“, Usagis Stimme nahm einen entrüstenden Klang an. „Also entschuldige Mal. Wenn Mamoru sagt, dass ihm Motokis Hinterzimmer zu ungemütlich ist und er sich nettere Orte vorstellen kann und du auch noch sagst, dass ihm das Klassenzimmer aber wohl genügt hat. Woran sollen wir denn dann sonst denken?“ „Vielleicht das wir uns nur geküsst haben?! Ich bin doch viel zu jung dafür.“ Mamoru entging es nicht, dass Usagis Stimme bei ihren letzten Worten wesentlich leiser geworden war. Ihm war klar, dass sie noch nie mit einem Jungen geschlafen hatte. Schließlich war er es ja auch gewesen, der ihr den ersten Kuss geschenkt hatte. Allerdings wusste er nicht, dass ihr das Thema Sex dann scheinbar doch etwas unangenehmer war. Natürlich würde es früher oder später passieren, dass sie mit jemandem schlief. Ob er es sein würde, wusste er nicht. Hoffte es aber irgendwie. Auch der Rest der Freunde wurde ruhiger. „Tut mir leid, Usagi. Wir wollten dir beziehungsweise euch nicht zu nahe treten.“, Rei sah die beiden entschuldigend an. „Schon okay. Aber können wir jetzt bitte das Thema wechseln?“ Die anderen nickten und rutschten noch ein wenig, um dem Pärchen am Tisch Platz zu machen. Ihre Freunde kamen Usagis Bitte fast augenblicklich nach. Denn sofort änderte sich das Thema. Sowohl die Usagi als auch Mamoru waren froh darum. Ihnen war beiden klar gewesen, dass ihre Freunde alles genau wissen wollten. Aber das gleich eine Debatte um intime Themen gestartet wurde, überforderte beide gleichermaßen. Mamoru hielt Usagis Hand. Er spürte die abwechselnd Blicke der Clique auf sich und dem blonden Mädchen neben sich. Liebevoll strich er mit seinem Daumen über ihren Handrücken. Lächelte leise, als sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Und obwohl die anderen schon wieder lauthals durcheinander redeten und diskutierten, kam es ihm vor, als würde die ganze Geräuschkulisse an ihm und Usagi abprallen. Als wären sie von einem Schutzschild umgeben.Vielleicht konnten sie ja doch noch eine gewissen Zweisamkeit genießen, auch wenn sie mit ihren Freunden zusammen waren. Fassungslos starrte Saori auf ihr Handy. Bis vor zwei Minuten hatte sie noch mit Seiya telefoniert und seine volle Wut abbekommen. Er hatte ihr alleine die Schuld daran gegeben, dass er noch immer nicht mit Usagi zusammen war. Trotz ihres ausgeklügelten Plans. Das Saori selbst keinen Schritt weiter in ihrem Vorhaben war, Mamoru für sich zu gewinnen, überging er geflissentlich. Stattdessen schrie er sie durch das Handy an, dass sie sich einfach nicht genug ins Zeug legte, um Mamoru ein schlechtes Gewissen zu machen. Doch wie sollte sie das auch anstellen? Wie sollte sie ihm sagen, dass Usagi nur auf Seiya stand und nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte? Sie sah ihn nur noch zweimal die Woche, wenn sie zusammen im Vorbereitungskurs saßen. Beziehungsweise sah sie ihn da alleine. Denn sonst wenn sie auf ihn wartete, war meistens Usagi schon zuerst da. Sie holte ihn ab vom Fußballklub und auch so, wenn er Schulschluss hatte. Aber all das interssierte Seiya nicht. Er sah nur, dass Usagi noch immer mit Mamoru zusammen war und nicht mit ihm. Wenn Saori ihn eben richtig verstanden hatte, schien es die Blondine nicht einmal zu interessieren, dass er angeblich eine Freundin hatte. Genauso wenig interssierte es Mamoru. Sie hatte versucht, Seiya zu beruhigen. Aber es gelang ihr nicht wirklich. Und irgendwann hatte sie einfach genervt aufgelegt und den Ton ihres Handys abgedreht. Jetzt hockte sie auf ihrem gelben Sitzkissen und starrte zum Fenster hinaus. Hatte sie denn wirklich gar keine Chance gegen dieses blonde Biest? Sie wollte und konnte es nicht glauben. Irgendwo musste es doch eine Schwachstelle geben. Die Brünette konnte sich nicht vorstellen, dass das Vertrauen zwischen den Beiden schon so groß und gefestigt war, dass es nicht eines winzig kleinen Funkens bedurfte, um das noch zarte Band komplett und endgültig zu brechen. Sie wusste nur noch nicht wie. Die Eifersuchtssache war genauso grandios gescheitert wie die Sache mit dem Nummerntausch. Zumal Mamoru sein Handy mittlerweile nicht mehr einfach liegen ließ und sie so nicht mal die Chance hatte, die Nachrichten zwischen ihm und Usagi zu lesen, um einen Hinweis zu bekommen. Ihr Blick glitt zu ihrem Wecker, der neben dem Bett stand. Er zeigte kurz vor halb sechs an. Es war Dienstag und eigentlich durfte sie unter der Woche nicht ausgehen. Aber da der Vorbereitungskurs schon gestern ausgefallen und der Lehrer immer noch krank war, und somit auch morgen wohl ausfiel, hatte sie Mamoru noch nicht einmal die Woche gesehen. Kurz entschlossen schnappte sie sich ihre Tasche vom Bett und ging zur Tür. Ihren Eltern würde sie erzählen, dass sie noch ein Buch von einer Schulkameradin holen würde. Sie wären sicher nicht angetan, würden sie erfahren, dass ihre Tochter wegen einem Jungen nochmal wegging. So wie sie wegen ihrem schlechten Test im Kurs schon nicht angetan waren. Mit schnellen Schritten lief sie die Stufen der Treppe hinunter. Kurz steckte sie ihren Kopf in die Küche. Nur ihre Mutter war da. Ihr Vater war wahrscheinlich schon wieder bei irgendeinem Geschäftsessen, was für einen Manager in seiner Position vollkommen normal war. „Ich muss nochmal kurz weg.“ Ihre Mutter, eine zierliche brünette Frau, drehte sich vom Herd weg und sah ihre Tochter verständnislos an, während die sich ihre Jacke anzog. „Solltest du nicht lieber lernen? Dein Vorbereitungstest war katastrophal. Und von deinem Test in Biologie und Chemie müssen wir gar nicht erst sprechen. Du hast deinen Vater gehört, oder?“ „Ja.“, die Jüngere klang zerknirscht. „Noch einmal ein Test, egal in welchem Fach, der unter fünfundachtzig Prozent liegt, und du bist deine Freizeit für eine lange Zeit los.“ „Ich weiß! Aber für meine Hausarbeit, brauche ich noch das ein Buch mit den wissenschaftlichen Nachweisen. Und das hat Hinagiku. Also hol ich es schnell. Okay?“ „Wann wirst du wieder da sein?“, ihre Mutter sah sie streng und prüfend an. „Ich denke spätestens um acht.“ „Keine Minute später!“ „Ja!“, Saori wandte sich ab und zog sich im Vorzimmer die Schuhe an. Wenn sie erstmal mit Mamoru zusammen war, würden ihre Eltern sie nicht mehr so bevormunden und ihr mehr Freiheiten zugestehen. Schließlich kam Mamoru aus gutem Hause. Auch wenn seine Eltern seid zwölf Jahren tot waren, so hatten sie doch so gut vorgesorgt, dass ihr Sohn nun ein nicht zu unterschätzendes Privatvermögen hatte. Und da er recht umsichtig war, was seine Finanzen anging, so durfte Saori hoffen, niemals auf dem Trockenen sitzen zu müssen. Wahrscheinlich würde sie sich auch ganz gut durch das Studium mogeln können und dann zuhause bleiben nach ihrer Hochzeit. Der Schwarzhaarige war ehrgeizig und so würde er sicher eine steile Karriere hinlegen und ihr so einen sehr annehmbaren Lebensstil schenken können. Genießerisch schloss sie die Augen. Sie würden das perfekte Paar abgeben. Ihrer Mutter rief sie ein paar Abschiedsworte zu und verschwand dann aus dem Haus. Schnell ging sie durch den Vorgarten und rief sich nebenbei ein Taxi. Sie hatte keine Lust auf den Bus zu warten. Ihr Blick glitt zum Himmel. Wolken zogen sich zusammen und sie hätte schwören können, den Regen zu riechen. Mit quietschenden Bremsen kam ein Auto neben ihr zum Stehen. Ihr Taxi. Sie stieg ein und nannte dem Fahrer die Adresse. Er nickte nur, fuhr los. Sie hoffte, dass er den schnellsten Weg nehmen würde. Es war nicht so, dass sie ihn nur für eine kurze Strecke bezahlen könnte. Aber sie war nicht sonderlich erpicht darauf, durch die halbe Stadt kutschiert zu werden. Saori hatte jedoch Glück. Ausnahmsweise einmal. In letzter Zeit hatte sie nicht allzu viel davon. Der Fahrer nahm die kürzeste Strecke und blieb auch nicht im Feierabendverkehr stecken. Nach einer Viertelstunde fuhr er rechts ran, drehte sich zu ihr um und nannte ihr den zu zahlenden Betrag für die Strecke. Ohne Umschweife nahm sie ihr Portemonnaie und drückte dem Mann einige Yen-Scheine in die Hand. Sie nahm wenige Sekunden später das Wechselgeld entgegen und stieg aus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ging gerade das rosa Neonlicht des Crown an. Es stach noch nicht sehr ins Auge, schließlich war es noch nicht dunkel. Es war Anfang Juni. Die Sonne stand zwar schon tiefer, aber bis sie ganz verschwunden war, würde es noch locker drei Stunden dauern. Saori vermutete, dass wohl eine Zeitschaltuhr den Schriftzug immer zur selben Zeit einschaltete. Aber es kümmerte sie eigenlich auch nicht. Ihr Blick war einzig und alleine auf die Gruppe von Menschen gerichtet, die hinter dem Fenster saß und recht vergnügt erschien. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen und sprintete fast schon über die Straße, als die Ampel auf Grün umschaltete. Ihr Herz begann mit jedem Schritt und mit jedem zurück gelegtem Meter schneller zu schlagen. Erst kurz vor dem Eingang wurde sie wieder langsamer. Versuchte ruhiger zu atmen. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr braunes Haar und ging hinein. „Was will die denn hier?“ Seine Freunde folgten Motokis Augen und sahen überrascht zu der Brünetten, die gerade eben das Crown betreten hatte. „Hattest du ihr nicht Hausverbot erteilt, Unazuki?“ „Eigentlich schon.“, die Angesprochene sah zu Rei. Genau wie bei ihr, funkelten auch die Augen der Schwarzhaarigen misstrauisch. Auch die anderen sahen nicht minder skeptisch drein. Usagi drückte sich näher an Mamoru ran. Nach der Begegnung heute mit Seiya nach der Schule, hatte sie keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung mit Saori. Auch wenn ihr Mamoru erzählt hatte, dass sie wohl mittlerweile auch einen Freund hatte, blieb die Blondine vorsichtig. Sie hatte vor einigen Tagen Kobajashi getroffen und kurz mit ihm geplaudert. Auch über Saori hatten sie gesprochen. Usagi hatte ihn auf den Freund der Oberstufenschülerin angesprochen. Doch ihr Gegenüber hatte sie nur fragend angesehen. Er wusste nichts davon. In der Schule hatte Saori kein Wort über ihren angeblichen Freund verloren und Kobajashi ging immer noch davon aus, dass seine Mitschülerin in Mamoru verliebt sei. Zumindest verhielt sie sich noch so. Das blonde Mädchen hatte Mamoru nichts von dem Gespräch erzählt. Sie wollte ihm damit nicht auf die Nerven gehen. Vorallem weil dieser momentan sehr entspannt war, weil er die brünette Klette kaum mehr zu Gesicht bekam. Außer jetzt. Ihr entging nicht, wie sich Saori scheinbar suchend umsah und dann zufällig so tat, als würde sie Mamoru erst jetzt erkennen. „Genauso hat sie es auch in dem Café in Minato-ku gemacht.“ Mamorus Worte ließen die anderen am Tisch neugierig aufsehen. Sie hatten in den letzten Stunden von all den Treffen zwischen ihm und Usagi gehört. Auch von dem Streit. Jedoch hatte er ihnen das Aufeinandertreffen mit Saori verschwiegen. Eine Tatsache die er nun mit schnellen Worten erklärte. „Ich schmeiß sie raus, wenn ihr wollt.“, Motoki erhob sich. „Nein, lass nur. Beachten wir sie einfach nicht weiter.“ Ungläubig sah der Blonde zu seinem besten Freund, bevor er sich wieder hinsetzte. Nur noch kurz ruhten alle Blick auf der braunhaarigen jungen Frau, bevor sie sich wieder ihren Gesprächsthemen zuwandten und sie ignorierten. Saori durchfuhr ein Schauer, als sie den durchdringenden und doch eiskalten Blick Mamorus auf sich spürte. Sie versuchte es zufällig aussehen zu lassen, als sie die Hand hob und ihm zuwinkte. Doch er beachtete es nicht, sondern wandte sich wieder seinen Freunden und allen voran Usagi zu. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen, als sie sah, wie er das Mädchen näher an sich ran zog und ihr demonstrativ einen Kuss auf die Schläfe hauchte. Sie konnte sein Lachen hören, das tief und kehlig klang. „Was kann ich dir bringen?“ Überrascht wandte die Brünette den Blick dem jungen Mann hinter dem Tresen zu, der sie fragend ansah. Wenn es wirklich zufällig aussehen sollte, dass sie hier war, musste sie notgedrungen was bestellen. „Ähm, einen Chai Latte zum Mitnehmen, bitte!“ „Kommt sofort!“ Sie kramte nach dem Geld und legte es schon mal auf den Tresen, bevor sie wieder zu Mamoru und den anderen blickte. Sie sah, wie er und Usagi sich erhoben. Der Rest am Tisch tat es ihnen gleich. Sie alle verabschiedeten sich von dem großen Blonden und seiner kleinen Schwester. Sie drehte sich um und nahm ihr Getränk entgegen. Gerade als sie sich zum Gehen wandte, standen er und die Blondine vor ihnen. „Darf ich mal!“, ohne eine Antwort abzuwarten, drängte sich Saori an den beiden vorbei. Sie berührte dabei zufällig mit ihrem Oberarm seinen und auch der Duft seines Parfüms stieg ihr augenblicklich in die Nase. Tief atmete sie ihn ein. Nur mit Mühe konnte sie ein Seufzen unterdrücken. Fast schon fluchtartig verließ sie das Crown und rannte zu der Bushaltestelle um die Ecke. Sie wusste, dass Mamoru und Usagi hier einsteigen würden. Nur zu gerne wollte sie noch einmal seine Stimme hören. Ein Wunsch der ihr nur wenige Minuten später erfüllt wurde. Sie trat einige Schritte hinter das Wartehäuschen und verbarg sich im Dunkeln. Keine fünf Meter von ihr entfernt stand der Schwarzhaarige. In seinen Armen lag dieses blonde und naive Miststück. „Du musst nicht eifersüchtig auf sie sein, Usako!“, seine Worte drangen an Saoris Ohren. „Ich weiß. Aber du bist es ja auch auf Seiya.“ „Ich kann ihn schlichtweg nicht ausstehen. Er tut so, als wärst du sein Eigentum. Er würde wahrscheinlich alles tun, um dich rumzukriegen.“ „Keine Sorge, ich werde ihm niemals nachgeben. Du bist derjenige, den ich liebe.“ „Ich würde es auch nicht zulassen, dass er dich bekommt. Ich bin der einzige Mann, der dich küssen darf!“ Die Brünette konnte sich bei den Worten ein Grinsen nicht verkneifen. Scheinbar fruchtete die Eifersuchtssache doch. Nur nicht in die erhoffte Richtung. Dabei war der Weg, den sie nun einschlug, auch nicht zu verachten. In ihrem Kopf arbeitete es. Sie hatte eine Idee. Und dieses Mal würde es ihr zweifelsfrei gelingen, dass Mamoru sich ihr zuwandte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)