Manchmal muss man einfach nur umkippen... von Gaomee (... und Tentens Hochzeit ruinieren) ================================================================================ Kapitel 2: Hochzeit in einer Imbissbude --------------------------------------- “Na?”, hörte er als er langsam wieder volles Bewusstsein erreichte. Sein Schädel brummte wie ein ganzer Bienenstock, doch wenigstens war es angenehm dunkel. Wo immer er war. Die Stimme gefiel ihm allerdings. Er wagte es die Augen ein Stückchen weiter zu öffnen und erkannte auch weshalb: Sie saß an seiner Seite. Immer noch mit dem blöden weißen Kleid und der ganzen Aufmachung. “Hab ich deinen großen Tag ruiniert, Kleines?” “Nenn mich nicht Kleines.” “Tschuldige, Süße.” “Seit wann bist du denn so herablassend?” ”Ich war schon immer so”, erwiderte er automatisch, natürlich. In Wirklichkeit konnte er sich auch nicht erklären, weshalb er so ein Ekel war. “Nein”, widersprach sie. Er hörte das stumme “nicht mit mir”, ging jedoch nicht darauf ein. “Und um deine Frage zu beantworten: Nein, Kiba darf sich jetzt halt nur auf zwei Nächte mit Hochzeitsunterwäsche freuen.” Ihm wurde speiübel und er beugte sich nach vorne. Alarmiert griff sie nach seiner Schulter. “Willst du ein Glas Wasser?” Er schüttelte den Kopf. Dankbar entdeckte er den Eimer zwischen seinen Beinen. “Warum tauchst du überhaupt betrunken auf meiner Hochzeit auf?” Die Frage wollte er lieber nicht beantworten. Um ehrlich zu sein, wollte er darüber noch nicht einmal nachdenken. Eigentlich wollte er nichts lieber als den Kopf in ihren Schoß betten. Und so tat er das auch. Tenten konnte selbst kaum fassen, dass sie die Hälfte ihres Hochzeitstages mit einem Saufkopf in der Ankleidungskammer der Kirche verbracht hatte. Es war dunkel draußen. Schon seit einer Weile. Neji schlief auf ihrem Schoß. Zumindest dachte sie das. Als sie sich nach vorn beugte, sah sie, dass seine Augen offen waren. Sein Blick war ruhig und stet, gar nicht mehr glasig. Sobald sie es bemerkt hatte, setzte er sich auf. ”Geht`s dir wieder besser?” Sie warf einen Blick auf die Uhr. Wahrscheinlich wartete Kiba bereits auf sie. “Es ging mir noch nie besser.” Sein Ton klang karg. Er log. Tenten lachte. Bevor er zu ihr herübersehen konnte, stand sie auf und setzte sich rittlings auf einen herumgedrehten Stuhl, den sie aus einer Ecke heranzog. Das war gar nicht so einfach mit ihrem voluminösen Kleid und das Endergebnis sah zum Schreien komisch aus. Die Arme auf der Stuhllehne verschränkt, hatte sie ihr Kinn darauf gebettet. Ihre braunen Augen waren tief und dunkel, aber sprühten vor Leben. “Und wie ist es dir so ergangen?” Die Frage war lange überfällig. Sieben Jahre hatten sie sich nicht gesehen. Erst jetzt ging ihm auf wieviel Zeit das eigentlich war. Plötzlich hatte er das Bedürfnis sie über alles auszufragen. Doch sie war ihm zuvorgekommen. Und war nicht die Art von Frau, die eine Gegenfrage akzeptiert hätte. “Gut.” Schon wieder eine Lüge. “Ich bin sehr zufrieden mit meinem Werdegang.” Lüge. “Das Verhältnis zu meiner Familie entwickelt sich vorteilhaft.” Lüge… “Ich freue mich, dass du heiratest.” Lüge! “Und wie ist es dir ergangen?” Tenten überlegte kurz wie sie darauf reagieren konnte. Er musste es an ihrem Gesicht erkennen, denn ihr Mund verzog sich dabei immer ganz leicht, sodass ein Grübchen in ihrer linken Wange entstand. Es war unheimlich wie gut er sie immer noch kannte. Als hätte sich nichts geändert. Außer das Hochzeitskleid. Das war eine ganz schön große Veränderung. Er versuchte es zu ignorieren, konzentrierte sich auf ihren Mund. “Ich bin dazu übergegangen die Wahrheit zu sagen.” Es klang wie eine Herausforderung. Er erahnte einen amüsierten Zug um ihre Lippen. “Worauf willst du hinaus?” Er ließ nicht mit sich spielen. Mit dem Fuß schob er den Eimer beiseite, lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. “Du lügst.” “Du nennst mich einen Lügner?” “Allerdings.” Es war ein Entscheidungspunkt. Hatte sie erkannt, weshalb er sich in einem derartigen Zustand befand? “Wie kommst du darauf?” “Dein Verhältnis zu deiner Familie ist so gestört wie eh und je.” Der amüsierte Zug um ihre Lippen wurde deutlicher. Auch sein Mundwinkel zuckte. “Du hast mich enttarnt”, lobte er trocken. “Hast du sonst noch etwas in der ganzen Zeit gelernt?” Sie verdrehte die Augen. “Klingt als könntest du es kaum glauben.” “Du warst noch nie besonders helle.” Sie quittierte die offene Beleidigung mit einem überheblichen Blick. Ihre Position änderte sie allerdings nicht. “Ich habe gelernt zu lieben”, fuhr sie schließlich fort. “Und zu hassen. Dann zu vergeben. Und schließlich hab ich gelernt wieviel Spaß man im Leben haben kann, wenn man nicht versucht die Beste zu sein.” Sie zwinkerte ihm zu. “Du solltest es mal versuchen.” Sie wussten beide, dass das nie geschehen würde. “Ich bin bereits der Beste. Ich muss es nicht versuchen.” Sie sah aus als hätte sie die Antwort bereits erwartet. Es versetzte ihm einen Stich, dass er sie nicht mehr überraschen konnte. “Und was hast du wirklich gemacht?”, wollte sie wissen. Er hatte gerade begonnen sich besser zu fühlen, doch die Frage brachte ein mulmiges Gefühl in seine Magengegend zurück. “Nicht hier”, sagte er schließlich und stand vorsichtig auf. “Der Raum riecht nach Mottenkugeln und altem Mann und du siehst aus als könntest du ein paar Pfund mehr vertragen. Ich bezahle.” Und mit den Worten ging er. So selbstverständlich wie immer in der sicheren Annahme, dass sie ihm folgen würde. Für einen Augenblick hätte Tenten am liebsten den Stuhl nach ihm geworfen. Sie erwog es ernsthaft... Stattdessen seufzte sie mit einem Grinsen, das sie lange nicht mehr gegrinst hatte, und folgte ihm, nachdem sie umständlich mit all ihren Röcken vom Stuhl gestiegen war. Der Imbissbesitzer staunte nicht schlecht als das Brautpaar in sein Etablissement spaziert kam und zwei Pizzen und einen ganzen Beutel Pizzabrötchen bestellte. Mit Kräuterbutter und Knoblauchsoße. Aber soweit er wusste, taten die jungen Paare von heute noch viel verrücktere Dinge. Und dieses Paar sah so aus als hätte es schon so einiges hinter sich. Das Kleid der schönen Brünette war ganz zerknautscht und der Anzug des Bräutigams hatte ebenfalls schon bessere Tage gesehen. Um ehrlich zu sein: Der ganze Bräutigamm hatte schon bessere Tage gesehen… Er wirkte etwas übernächtigt und roch noch schlimmer. “Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!”, wünschte er ihnen als er ihnen schon einmal die Pizzabrötchen reichte. Das hatte allerdings nur einen herzhaften Lachausbruch zur Folge. Die junge Braut klopfte sich auf die Schenkel und nahm den Beutel entgegen. “Danke auch!”, prustete sie und folgte dem schweigsamen frischgebackenen Ehemann an einen hohen Tisch in einer Ecke. Verdutzt beobachtete er noch einen Augenblick wie sie mit Mühe sich und ihr Kleid auf einen Hochstuhl verfrachtete und sich undamenhaft erst den Lippenstift abwischte und dann ein Brötchen ganz in den Mund stopfte. Dann klingelte das Telefon und er musste eine Bestellung aufnehmen. Er und seine Frau hatten es an ihrem Hochzeitstag deutlich romantischer angehen lassen… “Ich bin seit drei Jahren bei den Anbu und man sagt mir, ich sei wie für den Beruf geboren-” “Wer sagt das? Tsunade? Pff!” Sie tunkte das Brötchen in Kräuterbutter und winkte ab. Mit fragendem Gesichtsausdruck wartete er darauf, dass sie weiter ausführte. “Die schmeichelt dir nur, damit du weiter so fleißig für sie tätig bist. Wir wissen beide, dass du besser allein arbeitest. Gesellschaft, dann auch noch höher-gestellte, war noch nie dein Fall.” “Gerade deshalb”, verteidigte er seine Arbeitgeberin. “Ich bin Anführer.” Erstaunt blickte Tenten von ihrem gemeinsamen Abendmahl auf. Sie hatte einen Klecks Kräuterbutter im Gesicht und das dümmliche Grinsen war von ihrem Gesicht gewischt. Selbstsicher lächelte er ein kleines Gewinnerlächeln. “Überrascht?” “Das ist gefährlich”, war alles, was sie antwortete. Der Anführer trug alle Verantwortung und sie wusste, es war gar nicht so ungewöhnlich für einen Anführer sein Leben zu geben, um sein Team zu retten. Sie konnte sich Neji Hyuga einfach nicht so richtig in solch einer Position vorstellen. Er zuckte selbstverliebt mit der Schulter. Ihr Comeback schmerzte daher umso mehr: “Du scheinst mir einfach nicht der Anführer-Typ. Du befolgst lieber Befehle als sie zu geben.” Er ließ nur eine Sekunde verstreichen, bevor er zu einer Erwiderung ansetzte, die hemmungslos gewesen wäre, wenn nicht just in dem Moment der Mann hinter dem Thresen ihre Bestellungsnummer aufgerufen hätte. “Geh du. Es ist die Hölle mich in diesem Teil zu bewegen”, bat sie so liebenswürdig wie eh und je. Brummend setzte er sich in Bewegung. Warum gab es hier überhaupt Nummern? Sie waren die einzigen Gäste. Ansonsten war der Laden leer. Mit düsterer Miene kehrte er zurück. Sie war dabei an ihren Wimpern herumzuzerren. “Was in Gottes Namen tust du da?”, wollte er wissen als er die Kartons vor sich abstellte und elegant auf den Hocker sprang. Er roch noch nach Alkohol, doch sogar ein Kater hielt es nicht lange mit Neji Hyuga aus. “Die sind falsch.” Er wollte gar nicht mehr darüber wissen. Stattdessen fuhr er fort ihre Frage zu beantworten. “Ich rauche jetzt.” “Das auch noch!” Sie schüttelte missbilligend den Kopf, öffnete mit spitzen Fingern den Karton und schnupperte daran. “Willst du was hiervon? Ist noch warm.” Er nickte und sie gab ihm ein Stück. “Ich finde, du solltest es aufgeben.” Er konnte sie kaum verstehen, weil sie ihr Stück zusammengeklappt und halb auf einmal verschlungen hatte. “Ok.” Sie stockte im Kauen. Er konnte den Besitzer in der Küche hantieren hören. “Wie bitte?”, machte sie mit vollem Mund. “Ok”, wiederholte er schlicht. Sie sah ihm kurz, aber tief in die Augen. Dann wandte sie den Blick ab. “Ich meine nur, dass das nicht dem Ideal des perfekten Kriegers entspricht...”, verteidigte sie ihre Ansicht. “Jeder braucht ein Laster”, behauptete er und aß sein Stück weitaus manierlicher als sie. Sie machte sich über ihn lustig: “Trinken und Rauchen - Das sind schon zwei!” Sie machte eine so ausladende Geste, dass sie die falschen Wimpern aus Versehen beiseite fegte. Unbemerkt landete sie auf dem Boden. “Frisst du immer noch Cheetos vor dem Fernseher?”, konterte er und versteckte sein Lächeln hinter seinem Abendessen. “Nein”, erwiderte sie und Stolz schwang in ihrer Stimme mit. “Ich muss jetzt nicht mehr allein fernsehen. Da brauche ich keine Cheetos.” “Du hättest sie auch vorher nicht gebraucht. Mit nur ein bisschen Selbstdisziplin-” “Ach, halt`s Maul!” Sie pickte eine Olive von ihrer Mahlzeit und warf sie nach ihm. Natürlich hatte er keine Probleme auszuweichen. Eine Zeitlang aßen sie schweigend. Es war ein Wunder, dass sie es schaffte ihr Kleid nicht einzusauen. Es war fast so als wäre irgendetwas in ihr befreit, hemmungslos geworden. Als hätte sich eine Art Fresswut in ihr aufgestaut. “Du weißt, dass du mich haben könntest?”, fragte er nach einer Weile. Er wusste auch nicht so recht, was über ihn gekommen war. Vielleicht hatte der Alkohol doch noch einen Effekt. “Sei nicht albern. Niemand kann dich haben.” Sie sagte es als sei es ein Naturgesetz. “Dasselbe hätte ich von dir gesagt.” Noch nicht einmal er selbst hätte sagen können, ob es beleidigend sein sollte oder nicht. Sie schwieg kurz “Bist du noch immerJjungfrau?” Er nickte “Tja, ich nicht.” Sie wich seinem Blick nicht aus. “Und es gefällt mir auch so.” Er zuckte mit den Schultern. “Ich wollte das nicht.” “Du bist 28!”, empörte sie sich über seinen Mangel an Libido. “Ich wollte es nicht.” “Du bist der verrückteste Mann, den ich kenne”, entließ sie das Thema. Er unterdrückte ein Seufzen. “Ich schätze, da bekommst du nicht viel Widerspruch zu hören.” “Wie kommt es, dass du heute so gesprächig bist?”, wollte sie plötzlich wissen. Ein Themawechsel war dringend nötig gewesen. “Alkohol”, meinte er überzeugt, doch ihr Gesichtsausdruck sagte ihm, dass sie ihm das nicht zu 100% abkaufte. “Bist du glücklich?”, fragte er schließlich die allerwichtigste Frage. “Natürlich!” Sie hatte noch nicht einmal einen Herzschlag gezögert. “Da gibt es gar keine Probleme oder Zweifel?” Er konnte es kaum glauben. Hatten Frauen nicht immer Zweifel? Vor allem an ihrem Hochzeitstag? Sie lachte nur. Als er schon dachte sie würde überhaupt nichts mehr darauf erwidern, lächelte sie ihn an und erklärte es ihm: “Natürlich gibt es immer Probleme.” Irgendwie sah sie allerdings gar nicht richtig zerknirscht aus. “Guck mich an!” Sie zupfte mit fettigen Fingern an ihrem Aufzug herum. “Ich seh aus wie eine fucking Prinzessin und trage Unterwäsche, die mehr gekostet hat als all meine Jeans zusammen!” Sie lächelte schief. “Das bin ja wohl nicht ich.” Da konnte er nur zustimmen. Sie öffnete die Knoblauchsoße und tunkte ihr zweites Stück hinein. “Aber er behandelt mich gut, vergisst nie einen Valentinstag oder Geburtstag, kommt pünktlich heim, lässt mich wissen, wenn er ausgeht und wie lange, ist nicht egoistisch - weder im Bett noch sonstwo - und riecht nur manchmal nach nassem Hund.” Ein verliebtes Lächeln kroch auf ihre Lippen. “Er isst, was ich koche, auch wenn es halb verbrannt ist, und verehrt den Boden unter meinen Füßen. Das hat er jedenfalls gesagt als er um meine Hand angehalten hat.” Ihm war bewusst, dass sie seinen Blick suchte, doch das konnte er ihr gerade nicht geben. “Jetzt mal ehrlich - Welche Frau lässt sich so einen Kerl entgehen?”, fragte sie rhetorisch, nachdem sie aufgegeben hatte einen Blick aus seinen leeren Augen zu erhaschen. “Eine, die nie an Heiraten interessiert war?” Er konnte sich die Antwort nicht verkneifen. Sein Stück Pizza lag vor ihm auf dem Tisch. Ihm war der Appetit vergangen. “Hat sich geändert. Ich bin kein Kerl, wie du immer gedacht hast.” “Das hab ich nie gedacht.” “Sondern was?” Sie hatte schon wieder diesen herausfordernden Blick aufgesetzt. “Ein Freund.” “Na, dann weiß ich nicht wie du Freunde definierst.” “Ich auch nicht”, gestand er. Er hatte keine. Da hörten sie den Imbissbesitzer. Er wollte schließen. “Zum Auto?”, fragte sie. Stumm stimmte er zu und sie packten die Kartons unter die Arme und verlagerten ihr spätes Mahl ins Innere von Tentens Wagen, den sie barfuß hierher gefahren hatte, weil sie mit Absätzen die Pedale nicht richtig bedienen konnte. “Um ehrlich zu sein, hab ich gedacht ich lege mich in der Kirche auf die Schnauze”, gestand sie als sie auf dem Fahrersitz saß und einen ihrer weißen Lackschuhe in Händen hielt. Dann schmiss sie ihn über die Schulter auf die Rückbank. “Da hab ich dir wohl die Show gestohlen.” “Zum Glück!”, rutschte es ihr über die Lippen. Er glaubte nicht an Hoffnung. Zurecht: “Ein bisschen Drama ist auf jeden Fall besser als ein peinlicher Fall auf dem Mittelschiff.” “Ich bin doch kein Drama”, empörte er sich. Sie wiegte den Kopf hin und her. “Nur manchmal.” Sie zwinkerte ihm wieder so ekelhaft vertraut zu. Dann küsste er sie. Von allen Überraschungen an diesem Abend war dies für sie beide die größte. Das hatte er noch nie getan, doch es war etwas, das er einfach nicht mehr länger zurückhalten konnte. Und er wollte bestimmt nicht die Ehefrau eines anderen küssen, also war jetzt wahrscheinlich seine allerletzte Chance. Er hatte keine Erfahrung im Küssen, doch irgendwie wussten seine Lippen auch so was zu tun war. Außerdem war die schiere Leidenschaft seiner Aktion überwältigend. Sein schwerer Körper presste sie gegen die Scheibe, seine Hände umschlossen ihren Hals, sein Mund attackierte sie beinah. Aber das schlimmste war, er gewann. Es war wie ein Reflex, dass sie ihn zurückküsste. Das Hochzeitskleid, der einzige Indikator, dass, was sie taten, falsch war, war wie aus ihrem Hirn geblasen. Ihre Hände, fest um seine geschlossen, fühlten sich richtig an. Aber, konträr zu ihren Andeutungen, war er nicht so egoistisch. Schweren Herzens und mit der von ihm so gerühmten Selbstdisziplin ließ er von ihr ab. “Wenn du in der nächsten Minute keine verdammt gute Erklärung hervorbringst, muss ich dir in die Eier treten...”, war alles, was sie sagte, während sie ihre Kleidung richtete. Nicht, dass sie danach ordentlicher aussah. Ihr Atem ging schwer, ihre Worte waren zu hastig ausgestoßen gewesen. Weil er wusste, dass er sowieso keine Erklärung für sein Verhalten hatte, atmete er noch einmal tief durch, stieß sich dann noch einmal vom Beifahrersitz ab und küsste sie gleich ein weiteres Mal. Diesmal sanfter. Er kniff die Augen fest zu, weil er sie beim ersten Mal offen gelassen hatte. Er versuchte ein ganzes Leben an Erfahrungen aus zwei Küssen zu destillieren. Bis sie ihn ohrfeigte. Und den Wagen verließ. Ihm war erst selten aufgefallen, dass er so etwas wie ein Herz besaß, aber jetzt meldete es sich ausnahmsweise. Es brach ganz still und unauffällig vor sich hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)