Muzukashii Sekai von Harulein (MiA x Meto / Tsuzuku x Meto) ================================================================================ Kapitel 27: [MiA] Act 27 ------------------------ Ich schlief weiterhin nicht besonders gut, war voll schlimmer Vorahnungen und machte mir viele, zu viele, Gedanken. Sawako entwickelte sich zu meinem lebenden Tagebuch, ich erzählte ihr mehr oder weniger alles, was mir durch den Kopf ging. Mit Mariko sprach ich nicht, erstens weil ich sowieso wusste, was sie dazu sagen würde, und zweitens weil ich mich von ihr irgendwie auch nicht richtig verstanden fühlte. Sie hatte doch schließlich angefangen, mir diese Eifersucht einzureden. Zwei Tage nach meinem letzten Partyabend mit Meto rief Mariko mich nachmittags an und wollte wissen, was los war. Sie fragte, wie es mir ginge und ich antwortete zuerst, dass alles okay sei. „Ich hab ein ganz mieses Gefühl“, sagte sie. „Das sagtest du bereits“, erwiderte ich, hatte jetzt wirklich keine Lust, mein chaotisches Liebesleben mal wieder mit meinem angeblich so wissenden Fräulein Cousine durchzusprechen. „MiA, man hört dir an, dass es dir nicht gut geht.“ „Weißt du, es ginge mir sicher bedeutend besser, wenn du mir nicht diese Sätze, von wegen da wäre was zwischen Tsuzuku und Meto, in den Kopf gesetzt hättest!“, fauchte ich. „Entschuldige, dass ich mir Sorgen mache!“, antwortete sie, nicht weniger bissig. „Dann sei dann da und lass so blöde Sprüche, wenn es wirklich schiefgeht!“ Kaum hatte ich es ausgesprochen, bereute ich es. Nicht, weil ich Mariko so anfauchte, sondern weil mir meine eigenen Worte wie ein schlechtes Zeichen vorkamen. Als würde ich damit das Unglück erst recht heraufbeschwören. „Okay.“ Auf einmal klang Mari wesentlich ruhiger. „Ruf mich an, wenn was passiert ist und du jemanden zum Ausheulen brauchst, ja?“ „M-hm.“ Ich nickte, was sie natürlich nicht sehen konnte, dann legte ich auf. Zuerst überlegte ich, ob ich jetzt Meto anrufen sollte. Ich wollte gern seine Stimme hören und einfach ein bisschen Kontakt mit ihm haben, mich am liebsten mit ihm verabreden und zu ihm nach Hause kommen. Doch nachdem er bei unserem letzten Treffen so komisch gewesen war, hatte ich fast ein bisschen Angst davor, ihn zu sehen. Ich überlegte hin und her, befragte Sawako, die jedoch nur ein schwer zu deutendes „Miau“ von sich gab und schließlich beschloss ich, einfach nach Akayama zu gehen, wie zufällig bei Meto vorbei zu kommen und zu hoffen, dass er da war und mich sehen wollte. Ich zog meine Jacke an, stellte dann fest, dass es in den letzten zwei Tagen ziemlich kalt geworden war und fragte mich kurz, was wohl die Leute im Akutagawa taten, wenn es langsam herbstlich und schließlich Winter wurde. Auf dem Weg nach Akayama stellten sich meine Gedanken langsam auf Meto ein und ich hoffte immer mehr, dass er sich freute, mich zu sehen. Und als ich schließlich auf den glänzenden Klingelknopf neben der Tür der Villa drückte, schaute ich hoch zu Metos Zimmerfenster. Die Lampe im Fenster brannte, also war er wohl wirklich da. Ich klingelte noch einmal, dann hörte ich seine Schritte von drinnen und er öffnete die Tür. Aus dem Haus schlug mir eine Welle aus Heizungswärme und Musik entgegen und Meto war entsprechend gekleidet, trug ein T-Shirt, Shorts und keine Socken. Sein Gesicht war ungeschminkt, seine Haare glatt und ungestylt und er schien bis eben mit irgendetwas sehr beschäftigt gewesen zu sein. „MiA…“, sagte er. „Was… machst… hier…“ „Ich wollte dich sehen“, antwortete ich. Er sah mich abwägend an. Anscheinend kam ich wirklich etwas ungelegen und er musste jetzt überlegen, ob er Zeit für mich hatte. Aber schließlich lächelte er und bat mich herein. „Unordentlich… mein Zimmer…“, sagte er leise, als ich hinter ihm die Treppe raufging. Mir fiel auf, dass seine Sprache wieder stockender und ungeordneter geworden war. „Bist du alleine zu Hause?“ Er nickte. „Meine Eltern… auf Arbeit…“ Sein Zimmer sah wirklich nicht besonders ordentlich aus. Überall lag verschiedenste Kleidung verstreut, hauptsächlich punkige Sachen, doch ich entdeckte auch ein niedliches Kleid, eine mädchenhafte schwarzweiße Bluse und eine türkisblaue, langhaarige Perücke. Dazwischen Hefte, Bücher, Manga, Zeitschriften und so weiter. „Ich… aufräumen…“, sagte Meto. Seine Sprache war wirklich schlecht geworden und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, was wohl der Grund dafür war. „Das seh ich“, sagte ich und lächelte. Er räumte ein paar Sachen vom Bett und bedeutete mir, mich dort zu setzen, während er begann, einige der herumliegenden Kleidungsstücke wieder in den weit geöffneten Schrank zu hängen. Dabei bückte er sich vor mir, sein T-Shirt verrutschte ein wenig und ich sah etwas an seiner Halsbeuge, das mich erst stutzig machte und mir dann vor Schreck den Atem stocken ließ: Auf seiner hellen Haut zeichnete sich ein rötlicher, runder Fleck ab, genau dort, wo er bei unserem letzten Partyabend immer versucht hatte, sein T-Shirt darüber zu ziehen. Oh Gott! Das war doch nicht etwa …?! Nein …! Mein Herz setzte gefühlt einen Schlag aus und ich sah das Bild meiner Albträume vor mir: Tsuzuku und Meto, zusammen, sich küssend. „Meto …?“, fragte ich mit zitternder Stimme. „Was … hast du denn da am Hals?“ Er blickte auf, in seinen Augen stand der Schreck nur allzu deutlich geschrieben. „Was ist das?“, fragte ich wieder, hörte dabei mein eigenes Blut durch meine Adern rauschen. Nein! Das durfte einfach nicht wahr sein! Bestimmt war das eine Art blauer Fleck, weil er sich gestoßen hatte, oder? Das konnte und durfte einfach kein Knutschfleck sein! Meto blickte an mir vorbei, erhob sich, schaltete die Musikanlage aus und hängte weiter Kleidung in den Schrank. Doch ich sah, dass er zitterte, und als ich ihn kurz darauf schluchzen hörte, wusste ich, dass dieser Moment eine blanke Katastrophe war. „Meto?“, fragte ich ängstlich. „Sag mir … Was ist los?“ Er drehte sich zu mir um, ich sah seine Tränen, seine Verzweiflung. Ich wusste, jetzt würde er nicht mehr lügen, nicht mehr ausweichen. Und seine Sprache war ganz klar, fast fehlerfrei, nur unterbrochen von Schluchzern, als er antwortete: „MiA, ich… Du glaubst… mir nicht, wenn ich …dir sage, …dass ich mich da… gestoßen habe, oder…?“ Mein Herz zitterte, als ich sagte: „Nein, glaube ich dir nicht.“ Meto kam auf mich zu, setzte sich neben mich und ich spürte, dass er mir gleich etwas sagen würde, das sowohl mir als auch ihm furchtbar wehtun würde. „Sag mir jetzt nicht“, kam es mir mehr ungewollt über die Lippen, „… dass das das ist, wonach es aussieht.“ Er sah mich nicht an, sondern blickte zu Boden. „Wonach… sieht es denn… für dich …aus?“ „Knutschfleck“, sagte ich leise, es tat weh. Meto sagte nicht ja. Und er nickte auch nicht. Er schwieg, tat nichts, blickte weiter auf den Boden und ich sah die Tränen stumm über seine Wangen laufen. Und trotzdem kam seine Nicht-Reaktion einer Antwort gleich: Ja. Die Welt zerbrach nicht. Und auch mein Herz blieb im ersten Moment ganz. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was das alles bedeutete. Ich war wie betäubt, hörte das Blut durch meinen Körper rauschen und war unfähig, zu verstehen. „Wer …?“, hörte ich meine eigene Stimme fragen. „Tsuzuku.“ „Was ist da zwischen euch?“, fragte ich, immer noch automatisch und leblos. Meto hob den Kopf, sah mich aus seinen in Tränen schwimmenden Augen an, todtraurig, verzweifelt, und doch glaubte ich eine gewisse Erleichterung in ihnen zu erkennen. „Ich liebe ihn. So richtig.“ „Seit wann?“, wollte ich wissen. Langsam kehrte das Leben in meinen Kopf zurück, das Begreifen. „Seit ich mit ihm weg war. Er hat… wir haben…“ Und da begriff ich endlich. Meine Eifersucht, meine unguten Vorahnungen, mit einem Mal ergaben sie einen Sinn, bestätigten sich, erhielten festen Grund. Und dann erst tat es wirklich weh. Ich spürte einen furchtbaren Stich im Herzen, heiße Tränen in meinen Augen. Es fühlte sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Zuerst war ich einfach unsäglich traurig. Ich wusste: Das mit Meto und mir, das konnte hier und jetzt vorbei sein. Doch dann kam die Wut. Wut auf ihn, weil er mich belogen und betrogen hatte, und Wut auf mich selbst, weil ich es nicht kapiert hatte. Ich stand auf und sah auf ihn herunter, wie er da stumm weinend vor mir saß und offensichtlich darauf wartete, dass ich ausrastete. Aber ich konnte nicht. Ich konnte ihn nicht anschreien, konnte ihm nicht zeigen, wie wütend und traurig ich war. War einfach nicht dazu imstande. „MiA…“, begann er leise, kam jedoch nicht weiter, denn da konnte ich es auf einmal: „Und als du sagtest, dass du mich liebst? Was ist damit? War das gelogen? Offenbar ja schon, wenn du es noch am selben Tag mit Tsuzuku treibst!“ Ich war selbst entsetzt, wie verächtlich und schwer enttäuscht meine Stimme klang. „Das war nicht gelogen, MiA!“ Er sprang auf, sah mich an, noch immer weinend. „Ich liebe dich! Aber… Tsuzuku… er ist einfach der wichtigste Mensch in meinem Leben, verstehst du?“ „Seit wann heißt ‚wichtigster Mensch‘ denn, dass man mit ihm Sex hat?!“, zischte ich wütend. „Er fühlt schon länger so und ich… er hat mich geküsst und da wusste ich es… dass ich ihn auch liebe. Aber …das hat nichts daran geändert, dass ich dich lieb habe, MiA!“ Ich wollte nur noch weg. Weg von Meto, weg aus diesem Haus, dieser Situation, die so furchtbar wehtat. „Schön für dich!“, fauchte ich, öffnete die Tür und wollte verschwinden, doch Meto packte meine Hand und hielt mich fest. „Geh nicht“, flehte er, schluchzte, während ihm immer mehr Tränen über die Wangen liefen. Ich schüttelte seine Hand ab, stieß ihn weg und das letzte, was ich sah, bevor ich die Tür hinter mir zuschlug, war Metos todtrauriges, tränenüberströmtes Gesicht. Ich rannte die Treppe hinunter, raus aus der Villa, und stieß an der Gartentür fast mit Metos Mutter zusammen. „Hallo, Mia“, sagte sie, doch ich antwortete nicht und beschleunigte meine Schritte immer weiter, bis ich rannte, weg, nur weg. Als ich völlig außer Atem an irgendeiner Straßenkreuzung stehen blieb, fiel mir Mariko ein. Ich sah mich kurz um, ihre Wohnung war hier ganz in der Nähe. Ich dachte an unser Telefonat heute, daran, dass sie mir angeboten hatte, für mich da zu sein, wenn ich eine Schulter zum Ausweinen brauchte. Und die brauchte ich jetzt. „Hey, MiA!“, begrüßte mich meine Cousine, als sie mir die Tür öffnete. Dann sah sie, dass ich bis eben geweint hatte und ihr entfuhr ein leises „Oh.“ „Mari, du hattest so Recht.“ „Jetzt komm erst mal rein. Ich mach uns Tee und dann reden wir.“ Sie legte ihren Arm um mich und nahm mich mit in ihre Wohnung. Mariko hatte ebenfalls eine Katze, einen orange getigerten Kater, der mir sofort gurrend entgegenkam und um meine Beine strich. Nachdem Mari Tee gemacht und mich auf die Couch verfrachtet hatte, setzte sie sich neben mich und sah mich abwartend an. Ich war völlig durcheinander, wusste nicht, wo ich anfangen sollte, bis sie leise fragte: „Ist es passiert?“ Ich nickte. „Er hat mich betrogen.“ Und fing wieder an zu weinen. „Es … es ist ganz genau so, wie du gesagt hast, und ich … ich hab’s einfach nicht sehen wollen … Und jetzt ist Schluss …“ Beim Gedanken daran, Meto verloren zu haben, musste ich noch mehr weinen. Ich war unendlich traurig darüber, noch viel trauriger als ich hätte wütend sein können. Mein Herz tat weh und die Tränen brannten in meinen Augen. Mariko sagte nichts, sondern nahm mich einfach in ihre Arme, wartete, bis ich mich ein wenig beruhigt hatte und streichelte meinen Rücken. „Tut mir leid, dass ich dich heute so angefaucht habe“, sagte ich leise. „Schon okay.“ Sie lächelte und drückte mich an sich. In diesem Moment war ich trotz meiner Traurigkeit so glücklich, sie zu haben und mit ihr über das alles reden zu können. „Wenn du willst, kannst du hier übernachten“, sagte Mari nach einer Weile. „Ich kann mir vorstellen, dass du jetzt nicht alleine in deiner Wohnung sein willst.“ Da hatte sie Recht. Ich konnte jetzt nicht alleine sein. Allein die Vorstellung, alleine in meinem Bett zu liegen und an Meto denken zu müssen, machte mir Angst. „Das ist lieb, danke“, erwiderte ich. Mariko stand auf, ging in ihr Schlafzimmer und kam mit Kissen und Decken zurück, die sie auf der Couch ausbreitete und mich währenddessen fragte: „Magst du was essen?“ Ich schüttelte den Kopf, nahm einen Schluck Tee. Mir war jetzt absolut nicht nach Essen. Mari saß den ganzen Abend mit mir auf dem Sofa, wir schauten eine DVD nach der anderen an und irgendwann nahm ich mir auch von den Crackern, die sie hingestellt hatte. Irgendwann musste ich dann wohl eingeschlafen sein, denn als ich mitten in der Nacht aufwachte und erst nicht wusste, wo ich war, war der Fernseher aus, die leere Cracker-Schüssel stand auf dem Couchtisch und Marikos Kater lag schlafend neben mir. Langsam fiel mir wieder ein, was gestern passiert war und augenblicklich spürte ich wieder einen Stich im Herzen, als mir das, was ich Meto an den Kopf geworfen hatte, wieder durch den Kopf ging. Ich sah ihn im Geiste vor mir, weinend, verzweifelt. Kurz tat es mir leid, was ich gesagt hatte, doch dann war da wieder meine Wut auf ihn. Ich fühlte mich so belogen, betrogen, und unsagbar traurig. Und doch: Ich konnte ihn nicht hassen. Ein Teil von mir war immer noch verliebt in ihn und versuchte, ihm zu verzeihen. Und dieser Teil war es, wegen dem ich jetzt, mitten in der Nacht, wieder in Tränen ausbrach, mein Gesicht im Kissen vergrub und hoffte, dass Mariko nicht aufwachte und mich hörte. Doch als ich kurz darauf ihre Schritte hörte und ihre Hand auf meiner Schulter spürte, war ich doch froh, dass sie da war. „Ach MiA …“, sagte sie leise. „Verdammte scheiß Liebe, ne?“ Ich schniefte, nickte, drehte mich zu ihr um und setzte mich auf. „Was wirst du morgen machen?“, fragte Mariko. „Ich weiß nicht …“, antwortete ich. „Verstehst du, … einerseits will ich ihn nicht sehen, erst mal Abstand zu ihm … Aber andererseits will ich auch mit ihm reden. Er bedeutet mir so viel …“ Mariko sah mich eine Weile nachdenklich an, dann fragte sie: „Soll ich ehrlich sein?“ „Kann ich dich schmerzlos dran hindern?“, fragte ich rhetorisch zurück. „Ich glaube nicht, dass das mit Meto und dir noch mal so was wie ‘ne Beziehung wird. Wenn er was mit Tsuzuku hat und nicht vorhat, das zu beenden, dann solltest du dich an den Gedanken gewöhnen, dass er für dich in der Hinsicht nicht zu haben ist.“ „Aber … warum hat er mir dann gesagt, dass er mich liebt? Warum hat er mich geküsst, wenn er doch Tsuzuku liebt?“ „Das kann nur er dir sagen. Reden solltet ihr auf jeden Fall noch mal. Aber gib dir Zeit, erst mal mit seinem Betrug klar zu kommen.“ Danach brauchte ich lange, um wieder einzuschlafen. Meine Gedanken drehten sich, ob ich es wollte oder nicht, weiter um Meto. Immer, wenn ich die Augen schließen wollte, war da sein Gesicht vor meinem inneren Auge, weinend und todtraurig. Ich war zu müde, um wirklich nachdenken zu können, und zu wach, um einzuschlafen, also schaltete ich den Fernseher an. Da dort jedoch zu dieser Zeit auf fast allen Kanälen nur Mist lief, gab ich schließlich auf, ging zu Marikos Schlafzimmer und weckte sie erneut, diesmal, um nach einer Schlaftablette zu fragen. Sie hatte tatsächlich welche da und ich schluckte die weiße Tablette mit einem Schluck Wasser herunter. Es dauerte eine Weile, aber dann wurde ich wirklich müde, legte mich wieder hin und sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. 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