Muzukashii Sekai von Harulein (MiA x Meto / Tsuzuku x Meto) ================================================================================ Kapitel 5: [MiA] Act 5 ---------------------- „Meto, das ist Mariko“, stellte ich das Mädchen neben mir vor. Mariko lächelte ihn freundlich an, doch er machte nur ein Gesicht wie eine erschreckte Katze und hielt Tsuzukus Hand fest. Glaubte er etwa, Mari sei meine Freundin? „Meine Cousine“, fügte ich erklärend hinzu und augenblicklich klärte sich Metos Gesichtsausdruck auf. War er etwa schon eifersüchtig geworden? Lag ihm so viel an mir? Anscheinend schon. Ich warf einen Blick auf Tsuzuku. Einmal hatte ich ihn ja gestern schon gesehen, aber da war mir noch nicht aufgefallen, wie extrem schlank er war und dass er seltsam müde und erschöpft wirkte, wenn auch für einen Obdachlosen auffallend gepflegt. Meto schien sich wirklich gut um ihn zu kümmern. An dem nötigen Geld fehlte es ihm ja sicher nicht. Von wegen dieser Sache, also dass ich offenbar Metos Geheimnis kannte: Ich hatte nicht vor, das irgendwem zu erzählen. Auch ihm selbst nicht. Denn wenn ich jetzt damit rausrückte, würde er sicher gleich auf Abstand gehen und schlimmstenfalls nichts mehr von mir wissen wollen. Und wenn ich es später zugab, konnte er mir vorwerfen, ich hätte es die ganze Zeit vor ihm verheimlicht. Kurzum behielt ich es also besser für mich. Es war ja auch nicht weiter wichtig, ob ich nun wusste, woher er das Partygehen und die Sachen für seinen besten Freund bezahlte. Hauptsache, er kam selbst damit klar, seine Herkunft zu verbergen. „Setzt euch doch zu uns“, bot ich freundlich an, doch Meto schüttelte den Kopf. „Wieso denn nicht?“ „…Geht nicht, …kay?“ Auf einmal klang er irgendwie gereizt. Hatte ich was Falsches gesagt? Irgendwas nicht mitbekommen? „Meto, was ist los?“, fragte ich. Er ließ Tsuzukus Hand los, kam auf mich zu, nahm meine und zog mich ein Stück beiseite, bevor er mir zuflüsterte: „Tsu geht nicht gut… sollte lieber… nicht essen“ „Hat er sich ‘ne Grippe eingefangen?“ Meto nickte. „Und es wäre wohl ziemlich gemein, ihm was vorzuessen, ne?“, sagte ich. „Meto leid.“ „Schon okay.“ Ich lächelte ein wenig. Grippe. Deshalb also sah Tsuzuku so kaputt aus. Konnte ja schon mal passieren auf der Straße, dass man krank wurde, wenn man immer draußen schlief. „Was ist denn?“, fragte Mariko. „Tsu krank“, antwortete Meto. „Deshalb nicht essen. Wir weitergehen, bis dann.“ „Wer war das denn?“, fragte Mariko, als die beiden außer Hörweite waren. „Meto hab ich auf der Party am Samstag kennen gelernt. Und Tsuzuku, der andere, ist ein Freund von ihm. Die zwei sind, glaub ich, sogar beste Freunde.“ „Er redet komisch“, stellte Mari fest. „Na und? Er ist in Ordnung.“ „Das seh ich. Also, dass du ihn magst.“ Sie kicherte, so, wie sie immer kicherte, wenn sie meinte, mich durchschaut zu haben. Mari wusste Bescheid, dass ich Jungs mochte und wahrscheinlich sah sie das Leuchten in meinen Augen, welches mich als Verliebten entlarvte. „Was ich aber nicht wusste, ist, dass du auf so schräge Typen stehst“, sagte sie dann. „Ist halt so. Sind doch viel interessanter als normale.“ Das war die etwas lahme, aber spruchtaugliche Version meiner Vorliebe für Jungs wie Meto. Dass es da noch einen anderen Grund gab, wusste niemand außer mir und den dreien, die ich bisher für länger als eine Partynacht gehabt hatte. Ich fand Tattoos, Piercings und bunte Haare extrem anziehend. Die Piercings in Metos Gesicht und in seiner Zunge, dazu noch das riesige Tattoo und die türkisblauen Haare, all das machte mich ehrlich gesagt ziemlich an. Meine Vorliebe galt aber längst nicht für jeden, ich zog da Jungs vor, die auf irgendeine Weise jünger wirkten als ich. Meto war also einfach ganz genau mein Typ, auf den ersten Blick wie für mich gemacht. Ob das auch so blieb, würde sich zeigen, wenn wir uns näher kennen lernten. „Atsushi?“, sprach Mariko mich mit meinem Taufnamen an und wedelte mit der flachen Hand vor meinem Gesicht herum. „Hihi, wenn du wüsstest, wie du grade guckst!“ Ich schreckte auf und fragte automatisch: „Ähm, was?“ „Nimm den Löffel aus dem Mund und hör auf zu sabbern!“ „Oh…“ Ich ließ klirrend den Löffel fallen und leckte mir hastig über die Lippen. Es hatte mich wohl wirklich ziemlich erwischt. „Sorry…“ Mariko grinste mich an. „Hach, ist das süß, deinen bisexuellen Schwulitäten zuzugucken, Mialein.“ Eins musste ich ihr lassen: Sie war selbst dann witzig und cool, wenn sie sich über mich lustig machte. Deshalb konnte ich ihr auch nie böse sein, auch, wenn sie mich in genau diesem Wissen mit meiner Orientierung aufzog, beziehungsweise damit, wie ich im verliebten Zustand drauf war. Nach dem Kaffee schleppte Mari mich durch unzählige Boutiquen, da sie mich oft und gern als Stilberater und Model missbrauchte und sich darüber amüsierte, wie gut mir Frauenkleider standen. Ich war nicht ganz bei der Sache, da ich automatisch nach Klamotten Ausschau hielt, die Meto stehen würden. „Erde an Atsushi!“, kommandierte Mariko mich aus dem Tagtraumland zurück. „Meine Güte, wo bist du nur immer mit deinen Gedanken?“ „Das willst du nicht wissen…“, murmelte ich und griff nach einem weiten, schwarzen Shirt mit einem ziemlich tot wirkenden, weißen Smiley vorne drauf. Dieses Teil wäre perfekt für Meto! „Komm mal wieder von deiner Meto-Wolke runter und zieh das hier an, ich glaub, das steht dir besser als mir.“ Mit diesen Worten drückte sie mir ein schwarzes Spitzenkleid in die Hand und schob mich vor sich her zu den Umkleiden. „Und sag keinen Ton, verstanden? Das ist mir zu peinlich!“, fügte sie hinzu. Ich sollte also mal wieder die Klappe halten, weil es meinem Fräulein Cousine dann doch unangenehm war, einen Mann halb öffentlich in ein Kleid zu stecken. „Wieso denn?“, flüsterte ich, weniger um den Grund zu wissen, als viel mehr, um mich ein wenig dagegen zu wehren. „Das weißt du ganz genau, MiA-chan“, zischte Mari. „Das hier ist eine Frauenboutique und wenn da eine Männerstimme aus der Umkleide kommt…“ „… Ist da halt ein Visu drin!“, unterbrach ich sie laut. „Scht!“, machte sie, schob den Vorhang beiseite und kam einfach zu mir in die Kabine. Ich hatte das Kleid gerade angezogen, nur den Häkchen-Verschluss am Rücken bekam ich allein nicht zu. „Das sieht ja toll aus!“, quietschte Mariko und begann, die Häkchen zu schließen. Ich ließ sie machen, so wie immer, wenn sie mich als Model benutzte, nur um irgendein Kleid getragen zu sehen, das ihr nicht stand und das sie sowieso nicht kaufen wollte. Okay, bei unserer letzten Shoppingtour hatte sie ein paar tolle Sachen für mich gefunden, die ich auf einschlägigen Partys auch getragen hatte. Aber meistens musste ich wie gesagt einfach als Modell herhalten. Nachdem sie mich ausgiebig begutachtet und das ganze dann auch noch mit dem Handy fotografiert hatte, half sie mir aus dem Kleid, ich zog mich wieder an und hetzte rüber zu dem schwarzen Shirt. Ich wollte es haben, keine Ahnung, wieso. Vielleicht, um es Meto irgendwann mal zu schenken, wenn wir zusammen feiern gingen oder so. Ich machte im Kopf schon Pläne, was wir alles zusammen machen konnten und hin und wieder, da… ja, da hatte ich auch ein paar nicht jugendfreie Gedanken. Aber hey, mit zwanzig war das ja wohl erlaubt! Mariko schleppte mich noch durch drei weitere Läden, doch zum Glück musste ich nicht wieder Model spielen. Stattdessen wollte sie pausenlos von mir wissen, ob etwas an ihr gut aussah oder nicht. Ich mochte sie zwar gern, doch manchmal ging sie mir auch ein wenig auf die Nerven. Besonders dann, wenn sie einfach nicht aufhören konnte, meine Bisexualität lustig zu finden. Ich wusste ja, dass sie das nicht böse meinte, aber trotzdem störte es mich, dass sie mich dauernd kichernd aus meinem Traumland holte. Irgendwann hatte selbst meine shoppingwütige Cousine genug und beschwerte sich, dass ihr die Füße wehtaten. Da ich ebenfalls müde war, verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Weg nach Hause. Sawako sprang aus ihrem Körbchen im Flur, als ich hereinkam, und starrte hoch zu ihrer Bürste auf dem Garderobenschrank. Nachdem ich ihr weiches Fell ausgiebig durchgekämmt hatte, erzählte ich ihr ein bisschen was von meinem Tag. Dass ich Meto und Tsuzuku getroffen hatte und dass der offensichtlich Ältere von beiden kränklich wirkte. „Miau…“, kommentierte Sawako. Es klang wie „Och, der Arme!“ Konnte sein, dass ich mir das nur einbildete, aber Sawako war eine ungewöhnlich freundliche, menschenbezogene Katze, die wohl sehr viel mehr mitkriegte, als man einem Tier allgemein so zutraute. Wenn ich Besuch hatte, begrüßte sie ihn schon an der Tür und wäre sie ein Mensch gewesen, hätte sie sicher jedem erst mal eine Tasse Tee angeboten. An diesem Abend bemerkte Sawako, dass ich ziemlich müde war und als ich mich in Unterwäsche ins Bett fallen ließ, sprang sie auf die Matratze und rollte sich zu meinen Füßen ein. Doch obwohl ich müde war, konnte ich nicht einschlafen. Meine Gedanken drehten sich um Meto, als wären sie von seiner Erscheinung gefesselt. Dabei kannte ich ihn immer noch nicht sehr viel besser. Und trotzdem war da dieses Gefühl von Vertrautheit, deshalb war es vermutlich kein Wunder, dass ich von ihm träumte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)