Geschwisterbande von Lovienna ================================================================================ Kapitel 4: Abschied ------------------- Fred wurde aus dem Schlaf gerissen, als ein jähes Scheppern die nächtliche Stille im Fuchsbau durchbrach. Verschlafen richtete er sich in seinem Bett auf und fuhr sich durch das in alle Richtung stehende rote Haar. Auch George regte sich neben ihm. „Was war‘n das?“, nuschelte er schlaftrunken. Fred lauschte angestrengt, aber vernahm außer dem Ruf einer weit entfernten Eule nichts weiter. Er ließ sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen wieder zurück auf sein Kissen fallen und gähnte herzhaft. „Bestimmt nur der Ghul. Oder Ron ist mal wieder aus dem Bett gefallen.“ George drehte sich ächzend auf die Seite. „Wer auch immer es war, er soll verflucht sein. Ich war gerade kurz davor Filch mit einer Rakete auf den Mond zu schießen. Bester Traum seit langem.“ „Was nicht ist, kann ja noch werden“, grinste Fred, bevor ein lauter Schrei ihn keine Sekunde später erneut, und dieses Mal kerzengerade, im Bett sitzen ließ. Beunruhigt sah er zu George hinüber, der nun ebenfalls aufrecht saß und den Blick seines Bruders mit demselben Unmut erwiderte. Eilig sprangen die Zwillinge aus ihren Betten, griffen nach ihren Zauberstäben und schlichen hinaus in den Flur. Oben schien soweit alles ruhig zu sein, aber in der Küche im Erdgeschoss brannte offenbar Licht. Mrs. Weasleys aufgeregte Stimme drang zu ihnen hinauf. Ohne zu zögern eilten Fred und George die Stufen hinunter in die Küche und lugten dort zunächst vorsichtig um die Ecke. Das erste was sie sahen, war Mrs. Weasley, die Tränen überströmt in ihrem Nachtgewand auf dem Boden kniete und laut in ein Taschentuch schniefte. Einige Meter von ihr entfernt stand Percy. Vollständig angezogen und in seiner linken Hand ein großer schwarzer Koffer. Den Zwillingen stockte der Atem. „Bitte, bitte geh nicht“, wimmerte ihre Mutter. „Bitte Percy! Ich weiß, dein Vater sagte gestern in seiner Wut Dinge, die er bestimmt nicht so meinte. Bitte, lass uns morgen früh einfach noch einmal über alles in Ruhe reden.“ Percy sah nur mit kühlem Blick auf Mrs. Weasley herab. „Er meinte diese Dinge, so wie er sie sagte. Ebenso wie ich die meinen. Es tut mir Leid, Mutter, aber es hat keinen Sinn. Ihr wollt mich einfach nicht verstehen. Unsere Ansichten gehen zu weit auseinander, als dass wir zusammen die glückliche Familie mimen könnten. Also werde ich gehen. Leb wohl.“ Dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort von ihr ab und verschwand durch die Tür nach draußen in die Nacht. „Percy!“, schrie Mrs. Weasley und wollte aufstehen und ihm nachlaufen, doch stolperte sie in ihrer Hektik über den Saum ihres Nachthemdes und blieb daraufhin nur noch bitterlich weinend auf dem Boden liegen. Sofort lief George aus ihrem Versteck zu ihr hinüber, während Fred mit vor Wut geballten Fäusten Percy hinterher rannte. „Hey!“, rief er zornig, als er seinen Bruder vor dem großen Maisfeld einholte. „Bleib gefälligst stehen, Mister Ich-reiße-mitten-in-der-Nacht-aus-und-lasse-meine-Familie-im-Stich!“ Percy hielt inne. Fred bemerkte dessen leicht zitternde Hand, die den Henkel seines Koffers umschloss und er wusste ganz genau, dass Percy innerlich mit sich rang. Erst sah es so aus, als würde er einfach weitergehen wollen, doch dann drehte er sich zu Fred herum. Seine Hand zitterte nicht mehr. „Was soll der Mist, Perce!?“ konfrontierte Fred ihn direkt. „Willst du ernsthaft abhauen? Einfach so?“ Percys Miene war eisern. „Ich denke, du weißt, wieso ich das tue.“ Fred lachte bitter auf. „Ja, weil du ein Ministerium-verliebter Depp bist! Du würdest dich ja sogar noch mit Kusshand vor den Hogwarts Express werfen, wenn Fudge das von dir verlangen würde. Wie kannst du diesem Saftladen nur all diese Lügen über Harry und Dumbledore glauben? Ich raffs wirklich nicht!“ Percy schnaubte leise. „Wir wissen doch beide, wer hier die wahren Lügner sind.“ Fred schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Was haben die nur mit dir gemacht…?“ „Was willst du, Fred?“, fragte Percy mit nachdrücklicher Ungeduld in der Stimme. „Falls du dich daran erinnerst, ich hatte diese Diskussion gestern mit deinem Vater schon einmal.“ „Spinnst du? MEIN Vater? UNSER Vater! Und falls du’s vergessen hast, George und ich sind immer noch deine Brüder, verflucht nochmal! Aber wenn du dich weiter wie ein Schwachkopf aufführst, hat sich das bald auch erledigt. Also lass es und verleugne nicht einfach von jetzt auf gleich deine eigene Familie. Was willst du hören, mhm? Meine Meinung zu dem Ganzen? Das Zaubereiministerium ist ein Verein voller blasierter Idioten, die der Wahrheit einfach nicht ins Gesicht sehen wollen und damit die gesamte Zaubererwelt, wenn nicht sogar die gesamte Menschheit in Gefahr bringen. Und wenn du zu ihnen gehst, bist du keinen Deut besser. Ach und nur damit du’s weißt: Ich will nicht, dass du gehst. Da. Zufrieden?“ „Dann komm mit mir mit.“ Perplex starrte Fred seinen Bruder an, der ihn weiter mit todernster Miene durch seine Brille hindurch fixierte. „Einen Teufel werd ich“, schnaubte Fred nur und zeigte Percy einen Vogel. Eine Spur von Schmerz spiegelte sich kaum merklich in den Augen des älteren Weasleys, bevor er seinen Zauberstab aus der Innentasche seiner Jacke hervorzog. Fred schüttelte langsam den Kopf. „Wag es nicht!“ Er trat einen Schritt zurück und hob instinktiv seinen Zauberstab, als Percy seinen eigenen gegen ihn richtete. „Leb wohl, Fred“, sagte Percy nur und schwang seinen Zauberstab mit dem Wort „Appario“ gen Himmel, ehe er mit einem lauten Knall spurlos verschwand und Fred allein zurückließ. Fred atmete schwer. Er ließ seinen Zauberstab sinken und griff stattdessen nach einem seiner Hausschuhe, um ihn mit Wucht genau in jene Richtung zu werfen, in der Percy bis gerade eben noch gestanden hatte. „Dann verschwinde halt, du toller Juniorassistent! Schönen Gruß an Fudge! Und glaub ja nicht, dass du je wieder angekrochen kommen kannst! Du bist für uns alle gestorben!“, rief Fred wütend, verletzt und mit einem Tränenschleier vor den Augen. Seine Worte verhallten in der Dunkelheit. Eine vertraute Hand legte sich auf seine Schulter. Fred biss sich auf die Unterlippe und ließ alle Anspannung von sich abfallen, als er in Georges resigniertes und müdes Gesicht sah. Schweigend gingen sie zurück ins Haus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)