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No exit

[Bagfield]
von

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Kapitel 3

„Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwas scheint er Wert auf den Arsch deines Bruders zu legen.“ Das war wohl die nette Art von C-Note zu sagen ‘Ich bin froh, dass es deinem Bruder gut geht’. Gleichzeitig hatte Michael das Gefühl, dass es dem Ex-Veteran scheißegal war, wie es Lincoln tatsächlich ging. „Der Meinung bin ich auch.“, sagte Lincoln trocken, als er gerade den Pausenraum der Wärter betrat und alle Blicke auf sich zog. Ja, es kam selten vor, dass jemand kurz vor der Hinrichtung doch noch am Leben bleiben durfte, weil ein plötzlicher Anruf reinkam. Einen kleinen Funken Hoffnung hatte sich in Michael breit gemacht, als er gehört hatte, dass die Strafe aufgeschoben wurde. Zwei Wochen. Es war nicht viel, aber es sollte ausreichen, Lincoln hier raus zu bringen. „Dann sind es eben wieder einer mehr.“ Michael sah in die Richtung, aus der die Stimme kam und sah direkt auf Theodore, der sich an die Hacke lehnte. Am liebsten hätte Michael jetzt etwas gesagt, doch dann sah er dessen Blick auf sich, den er wieder einmal kaum zuordnen konnte. Doch schien sich T-Bag an die letzten Worte, die er zu ihm gesprochen hatte, zu erinnern. Worte, die er anscheinend nicht zu seiner Bespaßung gesagt hatte oder um andere in den Dreck zu ziehen. 

Lincoln allerdings wusste nichts davon, weshalb er sich für einen Moment aufbaute. „Vielen Dank für deine Anteilnahme, T-Bag.“ Der Sarkasmus war voll und ganz heraus zu hören, weshalb Michael sogar kurz schmunzeln musste, als er den Blick von T-Bag abwandte. Er würde kein Wort darüber verlieren, dass T-Bag auch nur für einen Moment nett zu ihm gewesen war, zumal er nicht wusste, ob es nur eine Masche von ihm war, damit Michael schwach wurde und sich für das Arschloch einsetzte. Nein, so weit würde es nicht kommen. Michael hatte nie vorgehabt, sich jemals von einem dieser Häftlinge verarschen zu lassen. „Wir brauchen noch etwas zum Spachteln.“, merkte Charles an, der seinen Spachtel in den leeren Eimer warf, in dem das Zement noch bis vor wenigen Minuten gewesen war. „Ich hole was.“ Michael lehnte seine Hacke gegen die Wand und wandte sich von der Gruppe ab, um anschließend den Raum zu verlassen. John stand Wache, diesem nickte er kurz zu, als er an ihm vorbei ging. 

Jetzt, wo sie alle wieder vollständig waren, konnten sie bald aus dem Gefängnis verschwinden. Er spürte bereits die Vorfreude in sich aufsteigen und konnte es kaum erwarten, mit seinem Bruder ein neues Leben anzufangen. Weit weg von all den Vorurteilen und dem unfairen Verhalten Amerikas. Obwohl Michael ein waschechter Amerikaner war, so zweifelte er mittlerweile am gesamten System. So war die Flucht noch nicht einmal eine pure Aktion, seinen Bruder zu befreien, sondern auch seine Art Amerika zu sagen, wie durchschaubar das System hier war. Er musste sich nur einfallen lassen, was er mit den anderen anstellte. Er konnte nicht alle mitnehmen, das war viel zu riskant. Je weniger es waren, desto besser. Allerdings hatte er das Gefühl, dass das nicht so einfach werden würde, wie man es denken mochte, immerhin wussten sie alle Bescheid und ein falsches Wort reichte aus, um ihren Plan komplett zu zerstören. Es war viel zu riskant den Plan zu durchkreuzen, dazu war er zu exakt geschmiedet worden. 

„Hübscher!“ Michael runzelte seine Stirn und sah über seine Schulter auf T-Bag, der ihm gefolgt war. Er hatte es gar nicht gemerkt, aber so lange schien er ihm auch noch nicht zu folgen, wenn er geradewegs auf ihn zu joggte. Doch Michael dachte gar nicht daran, langsamer zu laufen, damit der Häftling aufholen konnte. Das tat er so oder so schon. „Ich dachte ich helfe dir ein wenig.“ Sogar dieses Angebot klang aus dem Mund des Vergewaltiger verdammt anzüglich. „Ich brauche keine Hilfe, aber danke.“ Michael ging auf einen Wagen zu, wo ihr ganzes Material gestapelt war. Von Zement bis hin zu vereinzelten Kleinteile. „Dein Bruder lebt tatsächlich noch, huh? Dann kann ja alles bald weiter gehen.“ Die Stimme des Häftlings war etwas gedämpfter, für Michaels Geschmack allerdings noch immer zu laut. „Exakt.“, antwortete Michael, während er misstrauisch auf den Brünetten sah. Beim Wagen angekommen, schnappte er sich einen Eimer, den er in T-Bags Hände drückte. „Hol Wasser, wenn du schon helfen willst.“ Der Brünette seufzte und ging auf den Schlauch zu. Während sich Michael zum Wagen beugte, spürte er den Blick auf sich, doch versuchte er ihn zu ignorieren. Es war ihm schon öfter aufgefallen, dass T-Bag ihn zu beobachten schien und Michael wusste noch nicht, ob er es einfach ignorieren sollte oder nicht. Noch immer hatte er das Bild im Kopf, als T-Bag ihn so hasserfüllt angesehen hatte, als dessen Zimmergenosse gestorben war. Er hatte keine Angst mehr, doch ganz wohl war ihm bei der Sache auch nicht. Darüber hinaus war ihm noch gar nicht bewusst, wie lange T-Bag ihn Hübscher nannte. Er sollte mehr darauf achten, was der Brünette sagte. Michael riss den Sack Zement auf und kippte das Pulver in den Eimer, welchen T-Bag wieder zurück gebracht hatte. „Ich habe mich gefragt, ob du es dir schon überlegt hast.“ 

Michael hatte für einen Moment das Gefühl, sich verhört zu haben. Möglicherweise verstand er gerade auch nur den Kontext nicht, doch irgendwie kam ihm die leiseste Ahnung, was T-Bag da gerade eben wirklich meinte. Michael warf den leeren Sack zur Seite und hob seinen Blick. „Was meinst du?“, fragte er nach und musterte das Gesicht des Häftlings. Das Schmunzeln, das sich auf dessen Lippen bildete, jagte Michael einen Schauer über den Rücken. „Das von letztem Mal.“ Ohne den Blick von Michael abzuwenden, griff T-Bag nach einem Stock und drückte diesen in Michaels Hand. „Vergiss nicht zu rühren, Hübscher.“ 

Kurz zögerte Michael, bevor er sich etwas vorbeugte und mit dem Stock das Pulver mit dem Wasser vermischte. „Ich denke ich verzichte...“, antwortete er, versuchte dabei noch gelassen und so klar wie möglich zu sprechen, obwohl Michael absolut nicht wusste, was er von dem hier halten sollte. „Du denkst?“ T-Bag ging in die Hocke, damit er in direkter Augenhöhe zu Michael war, welcher zugeben musste, dass die Gegenfrage gut ausgewählt war. Denn Michael hatte absolut keine Ahnung, warum er nicht direkt ‘nein’ gesagt hatte. „Ich muss mich verbessern, ich meine damit, dass ich auf jeden Fall verzichte.“ T-Bag legte den Kopf leicht schief und sah Michael an, als würde er ihn bemitleiden. „Wirklich? Dir könnte Unterhaltung sicherlich nicht schaden.“ In diesem Augenblick konnte Michael seinen Blick nicht von dem Brünetten abwenden. Es ging einfach nicht. So, wie er sich über die Lippen leckte und Michael musterte. Obwohl er nicht gerade mit Fingerspitzengefühl an die Sache heran ging, war es ihm deutlich anzusehen, dass er sich seine Gedanken machte, wie er da heran gehen sollte. Er richtete sich nun etwas auf, wobei er Michael ziemlich nahe kam und irgendwie konnte sich Michael kaum einen Millimeter bewegen. Er konnte noch nicht einmal zurückweichen, obwohl er es eigentlich wollen müsste. „Und ich bin gut darin, jemanden zu unterhalten.“ Die raue Stimme drang tief in Michaels Ohr und sorgte für eine Gänsehaut, die sich über seinen ganzen Körper zog. Er spürte den warmen Atem an seinem Ohr und drehte langsam den Kopf zu T-Bag, während seine kreisenden Bewegungen des Stockes langsam verstummten. Die beiden Gesichter waren sich nahe, zu nahe und gleichzeitig war es auch ein angenehmes Gefühl. Michael war seit einer Ewigkeit niemanden mehr so nahe gekommen, doch bislang hatte er das Bedürfnis wenn dann nur bei der Ärztin gehabt. Er spürte den Atem T-Bags kurzzeitig auf dem seinen, bevor sich Michael endlich fangen konnte. „T-Bag.“, knurrte Michael bedrohlich, wobei genannter nur süffisant grinste und sich von Michael löste. „Hübscher, Hübscher. Du wirst es dir noch anders überlegen, mit Sicherheit.“, seufzte T-Bag und schien sich tatsächlich so sicher zu sein, wie er sich gab. Der Brünette schob die Hände in seine Hosentaschen, während er summend von dannen zog und Michael mit der Arbeit alleine stehen ließ. 

Es dauerte auch tatsächlich eine Weile, bis sich Michael wieder komplett beruhigen konnte. Er wusste, dass T-Bag eine eigene Art hatte und auf so etwas sehr wohl aus war. Sex mit Männern schien für den Kerl absolut kein Problem zu sein, im Gegenteil. War der Kerl so süchtig danach, dass er vor nichts zurück schreckte? Aber bei der Aussicht, hier wohl nie wieder raus zu kommen, war dieses Verlangen wohl oder übel völlig normal. Aber nicht für Michael, auch wenn ihm das Kribbeln in seinem Körper etwas völlig anderes verriet. 
 

Michael nahm den Eimer in die Hand und schleppte ihn zurück zu den anderen. Sie arbeiteten weitere Stunden im Pausenraum, als ein Wärter schlussendlich auftauchte, um ihnen zu verkünden, dass ihre Arbeit für heute getan war. Das Loch wurde augenblicklich verdeckt und der Tisch darauf gestellt, noch bevor der Wärter seinen Kopf durch die Türe strecken konnte. 

Vereinzelt trotteten sie aus dem Pausenraum. Michael war einer der letzten, hinter ihm war nur noch T-Bag, der ihm artig folgte. „Was macht dich so sicher, dass ich es mir anders überlegen werde?“, fragte Michael nach, nutzte es aus, dass sie einen gewissen Abstand zu den anderen hatten. Im selben Moment aber, bereute er seine Frage, da ihm einfiel, dass es eine Bestätigung für T-Bag sein konnte, dass Michael es sich tatsächlich noch überlegte. Das allerdings tat er nicht. Glaubte er zumindest und wenn doch, dann widerte ihn das wirklich an. „Ach, Hübscher...“, fing T-Bag an, lief allerdings noch dicht hinter Michael, statt aufzuholen. „Ich weiß es einfach.“ Auch wenn Michael T-Bag nicht sehen konnte, so wusste er, dass dieser breit hinter ihm grinste. Auf die Aussage hin schwieg Michael, da T-Bag sowieso noch etwas hinzufügte. „Ich weiß einfach, dass du alles machen musst, was ich sage. Immerhin willst du deinen Bruder hier raus bringen, oder nicht?“ Er spürte nun leicht den Oberkörper des anderen an seinem, das Gesicht war nahe an seinem Ohr, während er gesprochen hatte und Michael spürte, wie sich sein Magen zusammen zog. Für einen Moment musste er die Augen schließen. Die Aussage gefiel ihm ganz und gar nicht, da sie zum Teil sogar stimmte. Nur aus diesem Grund war T-Bag ein Teil der Gruppe. „Du solltest also wirklich gut darüber nachdenken...“, hauchte T-Bag schlussendlich und ging anschließend an Michael vorbei. Dabei verkrampfte sich Michaels Magengegend komplett, nachdem er die Finger des Anderen an seinem Hintern gespürt hatte. 

Während er Theodor nachsah, spürte er wie sein Herz raste. Michael hatte den Dunkelhaarigen im Visier, auch als sie die Geräte alle im Schuppen verstauten. Erst als er Lincolns Hand auf seiner Schulter spürte, zuckte Michael zusammen und sah auf seinen Bruder, der ihn besorgt musterte. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ Eine gute Frage, das musste Michael zugeben. Er wusste darauf keine Antwort und trotzdem nickte er. „Ja, alles in Ordnung.“, antwortete er gekonnt und schluckte seine Sorgen einfach runter. „Gut, gibt es schon einen Plan?“, fragte Lincoln nach und er war dabei wohl der einzige, bei dem Michael nicht am liebsten ausrasten würde. Sein Bruder war eben etwas anderes und wenn dieser etwas fragte, dann beantwortete es Michael ohne Probleme damit zu haben. „Wir graben das Loch zu Ende...“, murmelte er gedämpft und hatte sich dabei mehr zu Lincoln gelehnt. „Damit dürften wir in zwei Tagen fertig sein. Dann geht es raus.“ Er sah hinauf und sein Bruder erwiderte den Blick. Er bekam eine Gänsehaut, wenn er daran zurück dachte, wie er an den Stuhl geschnallt wurde und konnte gar nicht beschreiben, wie froh er doch war, dass er noch lebte. Lincoln nickte und wandte sich anschließend langsam von seinem Bruder ab, wobei Michael ihm kurz hinterher sah. Anschließend wandte er den Blick zu T-Bag, der die beiden die ganze Zeit beobachtet hatte und sich nun mit dem Daumen über seine Lippen fuhr.



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