☾ Mikadzuki-ko von Mimiteh (Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki") ================================================================================ Kapitel 16: Wiedersehen ----------------------- Drei Tage vergingen, ehe Kagome und ihre Begleiter sich Tokio näherten. Es war zunehmend schwieriger geworden, nicht aufzufallen, schon gar, wenn sie nicht darum herum kamen, mitten durch Stadtgebiete laufen zu müssen. In diesem Moment war Kagome sehr dankbar dafür, dass die Dämonenseide, aus der ihre Gewänder waren, ebenso wenig schmutzig wurde, wie InuYashas Feuerrattenhaar. Einzig Hotaru hätte ein Bad gebraucht, denn einem Kind maß man noch keine Kleidung aus Dämonenseide an, dazu wuchs es zu schnell wieder heraus. Aber das würden sie nachholen müssen. InuYasha verharrte auf ein Zeichen Kagomes hin und setzte sie ab, als sie den Stadtrand erreichten. Kôhei, der Hotaru auf dem Arm gehabt hatte, damit sie schneller waren, stellte das Mädchen wieder auf die Füße. Kurz strich Kagome ihren Kimono glatt. „So, vorsichtig alle zusammen, Tokio wird vermutlich noch chaotischer sein, als die anderen Städte auf dem Weg. Es ist laut und dreckig“ „Das habe ich auch schon gemerkt“, kommentierte InuYasha und rümpfte demonstrativ die Nase, woraufhin Kagome ihm einen spielerischen Schlag gegen den Arm verpasste. „Du kennst das doch noch. Aber wir sind eine zu große Gruppe um den Weg über die Dächer zu nehmen – auch wenn dir das sicher lieber wäre“, neckte sie. InuYasha verdrehte die Augen. „Keh!“, machte er, gab sich aber geschlagen. „Du hälst es aus?“, fragte Kagome daraufhin in Kôheis Richtung und der Wolfsdämon nickte leicht. „Was bleibt mir anderes übrig?“, wollte er nur wissen. Kagome lächelte in sich hinein. Wer Kôhei nicht kannte, hätte, so wie er sich jetzt gab, niemals vermutet, dass er so etwas wie eine eigene Meinung besaß. Wenn er wollte, stand er Sesshômaru in Sachen Emotionslosigkeit in Nichts nach. Früher war das sein Panzer gewesen. Heute war es eine schlichte Gewohnheit, die er genauso aufsetzen wie abstellen konnte. Und im Moment bediente er sich ihrer, um sich in der ungewohnten Umgebung in Ruhe akklimatisieren zu können. Damit setzte sie sich in Bewegung. Gefolgt von den anderen betrat sie zum ersten Mal seit über fünfhundert Jahren die Stadt, in der sie geboren worden war. ~*~ Sayuri betrat derweil zum ersten Mal alleine den Trainingsplatz. Schwerterklirren hallte über den Platz, überall sprangen junge Dämonen herum und in gewisser Weise waren die Sayuri doch unheimlich. Wo war bloß Arata? Rin hatte doch gesagt, er würde hier auf sie warten? Skeptisch ließ sie den Blick schweifen, sah bald hierhin, bald dorthin, aber sie konnte nicht ein bekanntes Gesicht entdecken. Plötzlich, aus heiterem Himmel, bekam sie einen heftigen Stoß in die Seite und fiel unsanft zu Boden. Staub geriet in ihren Mund, den sie angeekelt ausspuckte. Mit einem leisen „Hey!“, rappelte sie sich wieder auf, doch der junge Schwarzhaarige, der sie umgeworfen hatte, beachtete sie nicht weiter. Er war vollkommen in seinen Trainingskampf mit einem Rotschopf vertieft. Unsicher schluckte Sayuri. Wie sollte sie hier bloß jemand bestimmten finden? Da hörte sie auf einmal eine bekannte Stimme. „Hey, Naoto, langsamer! Führ‘ den Schwung sauber, sonst taucht jeder unter deiner Waffe durch, anstatt sich nur die Mühe zu machen, zu kontern!“ Der hat doch gestern mit Arata geredet… oder? Etwas zögerlich wandte Sayuri sich in diese Richtung. Da war der blondhaarige Mann. Wie hieß er noch gleich? Jaro… nein, Jiro! Etwas zögerlich setzte sie sich in Bewegung. Vorhin hatte sie noch standhaft behauptet, natürlich allein gehen zu können. Rin hatte doch extra noch gefragt! Zum ersten Mal in ihrem Leben dachte Sayuri lange genug über eine Handlung nach, um ein wenig Reue zu empfinden. Es wäre vieles einfacher gewesen, wenn Rin sie begleitet hätte. Vor allem hätte sie niemand umgerannt – wie es ihr jetzt schon zum zweiten Mal beinahe passierte – denn jeder hier, selbst der allerneuste Schüler wusste, dass er es mit dem Fürsten persönlich zu tun bekam, wenn er Rin auch nur schief ansah. Diese Begründung kannte Sayuri zwar nicht, aber sie hatte den Effekt bereits mehrfach beobachten dürfen. Vor allem in den letzten acht Tagen. Endlich hatte sie den Blondhaarigen erreicht. „Jiro-san?“, fragte sie etwas zaghaft. Der hochgewachsene Mann reagierte sofort. Mit einer Handbewegung bedeutete er seinem Schüler, Pause zu machen und dieser ließ sichtlich erleichtert das Katana sinken, das er in der Hand hielt. Jiro schmunzelte kurz, ehe er sich umsah. Sayuris leise Stimme hatte er dank seines dämonischen Gehörs durchaus gehört, aber nicht zuordnen können. Als er das kleine Mädchen jetzt sah, wurde ihm aber klar, wer sie war. Arata hatte ihn gestern auf sie angesprochen. Jiro hatte momentan die beiden jüngsten Schüler der regulären Akademie unter sich und Arata hatte ihn nach deren Ausbildungsstand gefragt. Aber beide waren talentiert und schon sehr schnell, das war noch ein paar Level zu hoch für Sayuri. Dennoch wandte er sich ihr jetzt zu. „Was willst du denn von mir?“, fragte er ruhig. Sayuri blinzelte zu ihm hoch, ihre zuckenden Öhrchen zeigten ihre Unsicherheit an. Sie versuchte etwas zu sagen, aber ihre Stimme war angesichts dessen, dass nicht weit entfernt gerade jemand schwungvoll zu Boden ging, selbst für Jiros dämonisches Gehör zu leise. Sie versuchte es erneut: „A-rata-san?“ Der blonde Dämon sah kurz auf sie hinab, ehe er witternd den Kopf hob und schließlich kurz den Arm ausstreckte. „Dort“, sagte er mit einem Wink hinüber zu einem der Bäume am Rande des Platzes, wo Arata lehnte. Kurz traf sich der Blick der beiden Lehrer, sie nickten sich zu. Jiro hatte verstanden, warum Arata sich nicht selbst gezeigt hatte, obwohl der Akademieleiter Sayuri die ganze Zeit über im Blick gehabt hatte. Er hatte ausprobiert, ob Sayuri versuchen würde, sich auf ihren Geruchssinn zu verlassen. Aber darauf war sie anscheinend nicht gekommen, er würde noch ein wenig langsamer vorgehen müssen. Sayuris Blick folgte seinem Fingerzeig und da Arata sich jetzt auch in Bewegung setzte und näher kam, wandte Jiro sich wieder seinem eigenen Schüler zu. Mit einem leichten Händeklatschen machte er ihn auf sich aufmerksam: „Los, Naoto. Weiter geht’s!“ ~*~ „Huch, du bist ja schon da“ Wie um seiner Worte Lügen zu strafen, klang Kanayes Stimme alles andere als erstaunt, als er an seinen kaum jüngeren Bruder herantrat, der es sich in der versteckten Ecke der Bibliothek gemütlich gemacht hatte, die einzig ihnen, den Fürstenkindern vorbehalten war. Die persönlichen Diener und selbst ihre Eltern kamen nur hierher, wenn es unbedingt nötig war. Hier hatten die sechs ihre Ruhe und selbst Shinchiro kam nur selten mit hierher. Von der Seite erklang ein Kichern und Kyoko, die gerade eine Schriftrolle zurück ins Regal gelegt hatte, gesellte sich zu ihren Brüdern. Warum Tadashi von ihnen allen am engagiertesten bei der Sache war, war inzwischen ein offenes Geheimnis. Sie ignorierte gekonnt den mörderischen Seitenblick ihres Lieblingsbruders, setzte sich aber vorsichtshalber neben Kanaye. Nach und nach trudelten dann auch die anderen drei ein. „Also, Klappe die dritte. Hat irgendjemand eine neue Idee?“, begann schließlich Akeno, die auf Kyokos anderer Seite Platz genommen hatte und warf einen fragenden Blick in die Runde. Die Geschwister zuckten nur mit den Schultern und einen Moment herrschte Stille, ehe Kyoko nachdenklich die Augen verdrehte. „Wie wäre es denn, wenn wir einfach mal versuchen, uns ein paar weitere Informationen zu erschleichen? Ich meine, wenn wir wenigstens eine Theorie haben, können wir vielleicht Okaa-san und Otou-san ins Vertrauen ziehen. Sie werden das eher verstehen, als unsere Gäste vielleicht glauben. Schließlich weiß doch heute kaum mehr, wie die beiden zusammenkamen. Dass Okaa-san aus dem Volk ist und keine DaiYôkai. Selbst Shippô hat es damals nicht gewusst, als er schon eine ganze Weile bei uns ein und aus ging“ Tadashi unterdrückte ein verwundertes Blinzeln, merkte er doch, dass Kyokos Stimme ausnahmsweise nicht melancholisch klang, obwohl sie den Namen ‚Shippô‘ in den Mund genommen hatte. Aber er störte sich nicht daran, im Gegenteil, es freute ihn. Vielleicht kam sie langsam mit seinem Weggang klar. Sie alle haderten damit und vermissten ihren Adoptivbruder, aber sie hatten sich langsam daran gewöhnt, dass er nicht mehr da war. Tadashi schob den Gedanken beiseite, als er merkte, dass nun er vom Thema abkam. Stattdessen nickte er leicht. „Das ist eine ganz vernünftige Idee, Kyoko. Nur… wie? An die Eltern von den beiden kommen wir nicht heran, ehe die unseren nicht mit einbezogen sind“ „Auch wieder wahr. Aber vielleicht… Shin, könntest du bei den jüngeren Familienmitgliedern herumfragen, ob irgendwem etwas komisch vorkommt. Vielleicht verplappern sie sich“, befand Kanaye. Der jüngste Prinz nickte sofort. Er freute sich, auch etwas tun zu können. Da seine beiden Brüder deutlich älter waren, als er, stand er meistens ziemlich hinter ihnen zurück und das triezte ihn gewaltig, zumal auch er inzwischen annähernd erwachsen war. „Gute Idee. Und du, Kanaye, du könntest doch mal schauen, ob Yukiko und Umeko noch Ideen haben. Ich meine, wer wird die Eltern der beiden besser kennen, als sie selbst. Ich rede mit Aya, sie kann schweigen wie ein Grab und meinetwegen dann die Anstandsdame spielen, wenn du dich mit deiner Verlobten verabredest“, hakte Akeno ein. Kanaye wiegte mit amüsiertem Funkeln in den Augen den Kopf hin und her. „Noch ist sie nicht meine Verlobte. Und wenn das Ganze nicht bald aufgeklärt wird, wird sie es auch nie werden. Aber gut, so machen wirs“, bestätigte er, ehe er sich mit einem abschließenden Blick in die Runde erhob. „Jemand Gegenvorschläge? Sonst würde ich jetzt trainieren gehen. Chichi-ue wartet“ Da niemand etwas sagte, verließ Kanaye den Raum. ~*~ Kirara hatte sich derweil nicht weit vom Bannkreis entfernt, sondern sich den nächsten Baum gesucht, der ihr unter die Augen kam und lag nun auf einem Ast inmitten der Baumkrone. Die kleinen Blätter malten ein seltsames Spiel von Licht und Schatten auf ihr cremefarbenes Fell. Kirara leckte leicht über ihre Schulter, wo nur noch eine dünne Wulst davon sprach, dass dort vor einigen Wochen ein Schwertstreich tief gedrungen war. Dennoch war dieser Heilfortschritt nichts, was sie zufrieden stellte. Langsam bauten ihre Kräfte ab, sie kam in die Jahre. Sie war inzwischen fast 1300 Jahre alt, die meisten Nekomata erreichten nicht einmal das tausendste Lebensjahr. Keiner wusste so recht, wie alt eine Nekomata eigentlich werden konnte. Bakus wurden im Ernstfall etwa fünftausend Jahre alt, Kirin war der Inbegriff von Unsterblichkeit und Yuki Onna kamen selten einmal über das dreihundertste Lebensjahr hinaus. Alles weitere Lebendige fiel entweder unter Oni – zu denen keine Regeln vorlagen -, Mensch, Tier oder Yôkai und half Kirara als Nekomata, als urmagisches Wesen, auch nicht dabei, ihr eigenes Alter einzuschätzen. Sie wusste bloß, dass sie nicht mehr die Jüngste war. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie spürte, dass sich jemand zu ihr gesellte. „Kazuya, mein Sohn. Ausnahmsweise mal nicht bei deiner neuen Freundin?“, fragte sie etwas neckend, allerdings mehr um sich selbst abzulenken. Der jüngere Nekomata-Kater legte den Kopf schief, versuchte sichtlich zu ergründen, welche Stimmung seine Mutter tatsächlich umtrieb, aber er antwortete: „Sayuri trainiert. Und in dieser Form kann ich da schlecht etwas helfen“ Kirara setzte sich auf. „Verständlich. Und, Kazuya? Ich hatte meine Gründe, dir zu verbieten, dich ihr in großer Form zu zeigen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Im Moment bist du für Sayuri ein besserer Freund und besserer Halt in der für sie fremden Welt, wenn du das liebe Streichelkätzchen bist und nichts anderes“ „Aber dich hat sie doch auch schon in großer Form gesehen“, wandte der Jüngere ein. Kirara maunzte leicht auf. „Ja, einmal, als wir sie aus Kaoris Unterschlupf holten. Ich bezweifle, dass sie davon genug mitbekommen hat um Schlüsse zu ziehen, zumal sie seit dem wenig mit mir zu tun hat“, stellte sie richtig, ehe ein Geräusch am Fuße des Baumes ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie richtete den Blick nach unten und erkannte das dunkelfellene Wesen, das einem erwachsenen Menschen etwa bis zur Hüfte gegangen wäre, sofort. „Yume“, konstatierte sie, während ihr Sohn nur grüßend mit den Schweifspitzen zuckte. Im Gegensatz zu ihr, hatte er keine sonderlich enge Bindung zu Yume. Das Baku legte den Kopf in den Nacken, sein elefantenähnlicher Rüssel pendelte etwas, als es seinen dunklen Augen fest auf Kirara richtete. Ein Schimmern erschien darin, als es in der ihm eigenen Art zu ‚sprechen‘ begann. Das, was es der Nekomata zeigte, gefiel der allerdings so gar nicht. ~*~ Leicht schüttelte Kagome den Kopf, als sie merkte, dass sie doch ein wenig überlegen musste, bis sie den Weg fand. Da fiel ihr ein anderer Gebäudekomplex auf, der große Hof, das Tor davor. Die Schule… Sie lächelte ein wenig. Als Kikyô ihre Mutter von der Seite fragend ansah, blinzelte Kagome kurz. „Dort bin ich die letzten Jahre zur Schule gegangen. Ich habe dir doch erzählt, dass es hier Gebäude gibt, die nur dafür da sind, den Kindern lesen, schreiben – und die Geschichte des Landes beizubringen. Wobei letztere allerdings um einige Aspekte erleichtert ist. Um die tatsächliche Existenz von Yôkai zum Beispiel“ Sie grinste Kôhei an, der scheinbar ungerührt nach vorne blickte. Aber sie merkte, dass er zu ihr hinüberschielte. „Ich glaube es immer noch nicht recht. Die Menschen verleugnen unsereins einfach?“, fragte er schließlich nach einem Moment. „Seit mehr als fünfhundert Jahren gibt es Yôkai offiziell nicht mehr in der Menschenwelt. Das musst du bedenken. Das sind für Menschen mehrere Generationen“ Dabei bemühte sie sich leise zu sprechen, damit niemand der ohnehin schon sichtlich neugierigen Passanten ihr Gespräch hörte oder ihm auch nur größere Bedeutung beimaß. Dennoch war ihr etwas aufgefallen. Warum zum Kuckuck ist das Schultor geschmückt? Ist heute wieder Abschlussfeier gewesen? Sie fand so schnell keine Antwort, zumal sie es nicht recht einschätzen konnte. Sie wusste zwar, dass Frühsommer war, aber nicht welcher Monat oder gar welcher Tag. Unter dem Bannkreis gab es schließlich keinen Kalender. Und über fünfhundert Jahre lang die Tage zu zählen, wäre auch müßig gewesen. Sie schüttelte etwas den Kopf, ehe sie erstaunt bemerkte, das sie diesmal automatisch den richtigen Weg eingeschlagen hatte. „Okaa-san! Hast du nicht gesagt, wenn das rote Feuer leuchtet, müsse man stehen bleiben?“, riss ihre jüngere Tochter sie aus ihren Gedanken und Kagome bemerkte erschreckt, dass sie beinahe tatsächlich bei Rot auf die Straße gelaufen wäre. Rasch verharrte sie und legte Hotaru eine Hand auf die Schulter. „Ganz recht, ich war in Gedanken. Danke, Hotaru-chan“ Die Kleine grinste stolz, ehe ihr Blick von etwas auf der anderen Straßenseite angezogen wurde. Ein Hang wurde von einer langen Treppe überwunden, an deren oberen Ende sich ein traditionelles Tor erhob, das den Eingang zu einem Schreingelände kennzeichnete. „Schau mal, Okaa-san!“ Kagome lächelte, als sie erkannte, was ihre Tochter so interessierte. Im gleichen Moment sprang die Ampel auf grün und inmitten einer Gruppe Passanten überquerten sie den Asphalt. InuYasha ignorierte geflissentlich, dass er dabei in eine Glasscherbe trat. Seine Fußsohlen waren vom ständigen barfuß-Gelaufe robust genug, um nicht großartig verletzt zu werden. Stattdessen sah er auf, als Kagome nach seiner Hand griff und sie leicht drückte. Sacht erwiderte er den Druck. „Du bist zurück“, bemerkte er mit einem warmen Ton, den nur seine Familie so von ihm kannte. Und gemeinsam erklommen die fünf die Treppenstufen. Hotaru rannte stürmisch vor – und sofort in jemanden herein. Aber sie rollte sich gekonnt ab und stand schneller wieder auf den Beinen, als ihr Gegenüber, eine junge Frau von vielleicht zwanzig, einundzwanzig Jahren, mit dunklen, lockigen Haaren, die sich etwas mühsamer aufrappelte. „Vorsichtig, Kleine“, sagte sie, ehe sie leicht erstarrte, als ihr die vier anderen Neuankömmlinge auffielen. Und ihr Blick fiel besonders auf InuYasha. Er schien sie an etwas zu erinnern. Doch nach einem Moment schüttelte sie den Kopf. Hotaru hatte sich derweil wieder darauf besonnen, dass es höflicher wäre, zu grüßen und sich zu entschuldigen und die junge Frau erwiderte die leichte Verbeugung des Kindes. Dann aber verabschiedete sie sich eilig. Hotaru kam wieder zu ihrer Mutter gelaufen. Kagome hob etwas mahnend die Augenbrauen hoch. „Pass bloß auf, dass du nicht mal in Sesshômaru hinein rennst“ Hotaru kicherte, da gebot InuYasha ihr mit einer Handbewegung Einhalt. „Wenn ich die Witterung noch richtig in Erinnerung habe, kommt da wer, Kagome“, bemerkte er, während er sich wieder richtung Treppe umdrehte. Als Kagome es ihm nachtat, sah man am Fuße der Stufen eine Frau mitte, Ende vierzig stehen – und sie starrte zu ihnen auf, als seien sie eine Erscheinung. Schließlich war es Kagome, die sich zuerst aus ihrer Erstarrung löste. „Okaa-san“, hauchte sie fast tonlos, ehe sie die Treppen wieder hinab zu steigen begann, schneller wurde, schließlich rannte, bis sie ihrer Mutter in die Arme fiel. Frau Higurashi drückte sie völlig perplex an sich. „Kagome… wo kommst du denn her?“ Ehe Kagome antworten konnte, schlangen sich zwei weitere Arme um Frau Higurashi, allerdings nur etwa auf Hüfthöhe. „Obaa-san!!!“ Angesprochene schien für einen Augenblick zu erstarren, ehe sie beide sanft von sich schob. Kagome grinste offen. „Darf ich vorstellen? Hotaru, deine Enkelin. Sie ist übrigens meine Jüngste“ Jetzt schien Frau Higurashi endgültig erschlagen. Aber sie fing sich wieder halbwegs, sah auf das vielleicht sechs-, siebenjährige Mädchen hinab, dann die Treppe hinauf, an deren oberen Ende noch immer drei Gestalten standen, vom Licht hinter ihnen in einen seltsamen Strahlenkranz gehüllt. Eine junge Dame im hellen, jadefarbenen Kimono, ein junger Mann in Kimonohemd und Hakama – und ein weiterer junger Mann mit silbernen Haaren, eine zerschlissene, dunkle Cappy auf dem Kopf, der die Arme in die Ärmel seines wohlbekannten, roten Suikans gesteckt hatte. Frau Higurashi schüttelte etwas den Kopf, rieb sich lächelnd mit zwei Fingern die eine Schläfe, als habe sie Kopfschmerzen. „Ich glaube, du hast eine Menge zu berichten, oder, Kagome? Aber kommt erst einmal herein. Opa und Souta müssten im Haus sein“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)