☾ Mikadzuki-ko von Mimiteh (Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki") ================================================================================ Kapitel 13: Frühstück --------------------- „Ich habe gehört, Sayuri kennt nun die Wahrheit?“ Natsus Worte klangen weniger nach einer Frage, als nach einer Feststellung. Sesshômaru warf ihr über die Schulter einen kurzen Blick zu, ohne sich von der Balkonbrüstung wegzubewegen. Also trat sie neben ihn. Der Himmel über ihnen war bereits in nächtliches Blauschwarz gehüllt, aber noch immer war es ziemlich warm. „Rin scheint also die richtigen Worte getroffen zu haben“, bemerkte sie nur noch. „Hat sie. – Und du hast mit InuYasha gesprochen“, stellte er fest. Natsu nickte etwas. „Er sagt, er konnte in seiner Kindheit den Unterschied zwischen Hanyô und Dai-Hanyô schlecht nachvollziehen. Erst als er es dank Tessaiga und anderen Umständen mit stärkeren Gegnern zu tun bekam, fiel es ihm auf, wie groß die Differenz ist“, fasste sie kurz zusammen, was ihr Schwager ihr erzählt hatte. „Das denke ich mir. – Tessaiga hat ihn mächtiger und angreifbarer zugleich gemacht“, kommentierte Sesshômaru neutral. „Nicht zuletzt, weil es da jemanden gab, dessen Stärke kaum zu übertreffen ist und der ihn um Tessaigas Willen immer wieder angriff, nicht wahr?“, neckte Natsu mit einem Schmunzeln und drehte sich zur Seite, sodass sie ihn anblickte. Sesshômaru gab darauf keine Antwort. Auf dieser Ebene diskutierte er nicht weiter. Natsu wusste das auch, also wechselte sie rasch das Thema. „Wie es aussieht, kann es dauern, bis wir genaueres wissen. Arata wird morgen mit Sayuris Training beginnen, soweit die Kleine sich überreden lässt. Zu schade, dass wir die direkte Methode der Nachforschung abbrechen mussten. Aber um der Ehre des Hundeclans wegen können wir nicht mehr weiter fragen. Es würde dich in einem ziemlich seltsamen Licht dastehen lassen. – Weißt du, bei solchen Problemen bereue ich manchmal, dass ich keine kleine, unbedeutende Hime mehr bin, deren Handeln niemanden weiter interessiert…“ Während Natsu sprach, hatte Sesshômaru sich ihr zugewandt, eine Augenbraue etwas hochgezogen sah er auf sie hinab. Dann legte er zwei Finger an ihr Kinn, hob ihren Kopf etwas an und küsste sie leicht. „Bereust du immer noch?“, fragte er schlicht, als er wieder von ihr abließ. In Natsus Augen blitzte der Schalk. Nun gut, wenn er spielen wollte… das konnte sie auch. „Wer weiß? Vielleicht lasse ich mich ja überreden, doch nicht zu bereuen…“, merkte sie an. Ein leichtes, unterschwelliges Knurren ließ Sesshômarus Lippen erzittern, was Natsu aber zu ersticken wusste. „Frechheit“, stellte er nur fest, ohne sich von ihr zu lösen, ehe er den Kuss vertiefte und sie enger an sich zog. ~*~ Auf einer ganz anderen Insel, in einem ganz anderen Schloss, wurde wenige Stunden später, im Morgengrauen das Bankett eingeläutet. Ein Diener ging noch herum und entzündete die Fackeln an den Wänden des Raums mit seinem Fuchsfeuer, sodass der Raum bald darauf in erstaunlich helles Licht getaucht war. Dann betrat zuerst die Fürstenfamilie den Raum, Fürst Gin begleitete seine Gefährtin an den Tisch, die Kinder folgten hinterher. Sie alle trugen nicht, wie sonst üblich, Hakama und Kimonohemd, sondern Festrobe, ebenso wie die Gäste, die gleich darauf folgten. Kanaye unterdrückte ein Grinsen und stieß seinen Bruder mahnend mit dem Ellbogen in die Seite, als er dessen Blick interessiert über die Gästegruppe gleiten sah. Tadashi zuckte etwas zusammen, setzte sein Beobachten aber etwas unauffälliger fort. Akeno dagegen grinste unverhohlener, als sie Umeko sah, da brauchte es schon einen scharfen Blick seitens Azarni, dass die zweitälteste Prinzessin ihre Miene wieder unter Kontrolle bekam. Dennoch tanzten Kobolde in ihren violetten Augen. Azarni verdrehte unauffällig die Augen und wechselte einen belustigen Blick mit ihrem Gefährten. Das kam nun davon, dass sie Umekos ganze Familie beherbergten. Die Kennenlern-Phase war bei Shinchiro eindeutig unauffälliger abgelaufen, allein schon, weil er einzig von seinem Vater begleitet worden war. Aber gut, sei‘s drum. Der Rummel würde ihnen schon nicht schaden. Schließlich saßen auch die Gäste und das Essen wurde aufgetragen. Es bestand nur aus kleinen Snacks, denn man aß nicht aus Hunger, sondern zum Vergnügen, aber bald entspannte sich die Stimmung etwas und so versuchte Azarni ein Gespräch in Gang zu bringen. Sie hielt nicht viel davon, eine Bewerberin streng ins Gebet zu nehmen, deswegen hatte sie es am Vortag, im Arbeitszimmer ihres Gefährten, auch bei den nötigsten Fragen belassen. „Nun, Umeko, hast du dich schon etwas eingelebt?“, fragte sie aber nun. Irrte sie sich, oder stieß der Vater Umeko kurz an, ehe sie aufsah und zu einer Antwort ansetzte? Gleich. „Hai, das Gemach ist sehr schön“, sagte die Rothaarige aber dann mit einem etwas entschuldigenden Lächeln zurück. „Fast so schön wie der Garten, nicht wahr, Itoko?“, fragte eine andere Stimme dazwischen, auf die sofort ein missmutiges Zischen von einem der Erwachsenen folgte: „Still. Wir sind hier am Schloss, also benimm dich auch so!“ Kyoko, Akeno und Benika sahen sich kurz an, ehe sie in einer fast synchronen Bewegung ihre Fächer zückten, die sie grundsätzlich nur bei solchen wichtigen Anlässen bei sich trugen. Im Sichtschutz des bemalten Papiers kicherten sie dennoch, ohne großartig auf die Etikette zu achten. Azarni ermahnte sie diesmal nicht, fand sie die eben beobachtete Szene doch ebenso amüsant. „Oh, lasst sie nur. Vielleicht gehört ihr ja bald zur Familie. Da werden wir euch doch nicht den Mund verbieten“ Die beiden Cousinen, die bei der Ermahnung zusammengeschrocken waren, lächelten erleichtert, während die Miene von Umekos Mutter etwas nervös geriet. Wieder musste Azarni sich zusammennehmen, nicht die Stirn zu runzeln. Warum wurde sie das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmte? ~*~ Als Sayuri am nächsten Morgen aufwachte, saß Saika neben ihrem Lager, wünschte ihr lächelnd einen guten Morgen. Sayuri antwortete noch etwas verschlafen, setzte sich dann aber auf. „Möchtest du heute mit uns frühstücken, Sayuri?“, wollte die ältere Hanyô wissen. Sayuri nickte eifrig. Bisher hatte sie nur allein gegessen, gut, meistens war Rin bei ihr gewesen, aber sonst niemand. So aber ließ das Mädchen sich bereitwillig helfen, als Saika ihr den Kimono anzog. Noch kam Sayuri damit nicht allein zurecht. Zu ungewohnt war diese Art Kleidungsstück. Dann folgte sie der Älteren. Der Kimono, den sie trug, war noch der Alte von Hotaru, vor einigen Tagen war ihr ein eigener angemessen worden, aber bis der fertig war, dauerte es wohl noch etwas. Sayuri störte sich nicht daran, im Moment hatte sie andere Sorgen: Sie hatte einen Bärenhunger! Derweil hatte Natsu ausgemacht, dass Kagome sich bereits in der Bibliothek aufhielt. „Irgendwann gehst du nochmal dazu über, hier zu übernachten“, bemerkte sie ironisch, als sie an den Tisch trat, an dem Kagome arbeitete. Die verzog nur das Gesicht und schob das Buch etwas von sich. „Es ist gruselig, Natsu. Immer wenn ich glaube, eine Spur gefunden zu haben, offenbart sich ein paar Seiten darauf, dass alles im Sande verläuft. Es ist zum verrückt werden“, stöhnte sie, ohne auf die Worte ihrer Schwägerin einzugehen. Natsu verschränkte die Arme ineinander. „Vielleicht kannst du Sayuri ja nach ein paar Hinweisen fragen. Rin hat das Kunststück fertig gebracht, Sayuri die Wahrheit schonend genug beizubringen. Und siehe da, anscheinend wusste Sayuri sogar, dass sie adoptiert ist, wenn auch nicht viel mehr. Aber wer weiß, was dir noch so für Fragen einfallen. Außerdem… sie hat dich lange nicht zu Gesicht bekommen. Sayuri wird sich bestimmt freuen“ In Kagomes Augen stand das Erstaunen deutlich geschrieben. Wieder einmal bewunderte sie Rin dafür, dass die offenbar jede Art von Gespräch zu führen wusste. Nun, wer es als kleines Kind bereits schaffte, Sesshômaru aufzutauen, der war offenbar mit einigem Talent gesegnet. „Das glaube ich gerne, Natsu. Aber du hast Recht, ich bin auch froh, wenn ich hier mal wieder raus komme. Ich tue ja kaum noch etwas anderes. Selbst meine Kinder haben kaum mehr etwas von mir. Hotaru ist fast nur noch hier am Schloss und Kikyô arbeitet trotz der Hitze für zwei, um mein Fehlen auf den Kräuterfeldern zu überdecken. Von InuYasha will ich gar nicht reden. Der kriegt mich sowieso kaum mehr zu Gesicht“ „Da kannst du ja fast froh sein, dass Akio und Itoe nicht hier sind, hm?“ Unbemerkt von Kagome war Rin zu ihnen gekommen. Kagome grinste schief. „In dieser Hinsicht vielleicht. Aber ich werde natürlich niemals froh sein, dass ich die beiden so selten zu Gesicht bekomme. Es wird Zeit, dass sie sich mal wieder blicken lassen“ „Schon klar, Kagome. – Sag mal, hast du eigentlich überhaupt gefrühstückt?“ Die Miko schüttelte etwas den Kopf. „Na dann komm, du kannst bei uns mitessen. Sayuri ist diesmal auch dabei. Sie ist früh genug wach geworden“, sagte Rin nur und ohne zu Zögern folgte Kagome ihrer ‚Nichte‘. Natsu sah ihnen nur kurz hinterher. Hätte sie nicht eigentlich mit Kagome reden wollen? Gut, dann eben später… Sayuri sah sich derweil staunend um. So ein großer Tisch! Dann entdeckte sie Teshi und lief freudestrahlend zu ihm hinüber um ihn zu begrüßen. Saika sah dem kleinen Mädchen und ihrem Bruder zu, während sie sich bereits setzte. Sie wusste, dass das Arbeitszimmer von Sesshômaru nur ein paar Zimmer weiter war und dass er sicher nicht begeistert war, wenn hier getobt wurde, zumal er um diese Zeit meist schon arbeitete, aber sie wusste ebenso gut, dass er die Kleinen selten ermahnte, solange sie nicht völlig über die Strenge schlugen. Das wusste auch Rin, die eben den Raum betrat. Sie schmunzelte leicht, bei dem Gedanken. Schon früher hatte Sesshômaru eher den Meckerkopf Jaken ruhiggestellt, als sie, egal wie viel sie getobt hatte. Apropos, wo ist Jaken eigentlich? Hat Masa ihn schon wieder rausgeekelt? Sie alle wussten, dass die letzten fünfhundert Jahre dem privaten Kleinkrieg der Haushofmeisterin und des kleinen Krötendämons keinen Abbruch getan hatten. Offenbar hatte Jaken sich wieder irgendwo verkrochen und schmollte. Seit Rin Masa einmal gefragt hatte, wusste sie, dass das alles auf einer von vielen unbedachten Äußerungen Jakens begründet lag, die sich aber leider gegen den ehemaligen Inu no Taishô gewendet hatte. Und da Masa auf eben jenen fast so viel hielt wie Sesshômaru persönlich, war Jaken sein vorlautes Mundwerk mal wieder nicht gut bekommen. Während sie nachdachte, hatte sie sich an ihren Platz begeben und mit dem Frühstück begonnen, wie die anderen um sie herum auch. Kagome saß dabei direkt neben Sayuri und musterte die Kleine aus dem Augenwinkel. Sayuri war anscheinend wieder vollkommen gesund. Kein Fieberglanz, keine Schwäche mehr. Appetit hatte sie auch zu Genüge. Ein vorsichtiges Fühlen bestätigte Kagome darin, dass Sayuris Energien inzwischen im Einklang waren. Es war weitestgehend ungefährlich, sie jetzt mit dem Training beginnen zu lassen. Prompt fühlte sie Aratas Yôki näher kommen. „Sayuri?“, ließ sich da Rin vernehmen. Die kleine Hanyô blickte sofort auf, ohne allerdings das Kauen zu unterbrechen. „Sag mal, Sayuri, erinnerst du dich noch, was Teshi gestern mit dem Ast gemacht hat?“ Gestern war Teshis erste Trainingsstunde mit InuYasha gewesen und es war ihm tatsächlich gelungen, die Blutklingen einmal zu rufen und damit einen Ast zu zerfetzen – auf den er zwar nicht gezielt hatte, aber das war für den Anfang unwichtig. Sayuri nickte. „Möchtest du so etwas ähnliches auch lernen?“, fragte Rin weiter, ganz als wäre das nicht längst beschlossene Sache. Sayuris Ohren zuckten etwas. „Kann ich das denn?“, wollte sie skeptisch wissen. „Würde ich sonst fragen?“, fragte Rin zurück und lächelte das Mädchen an. Da nickte Sayuri heftig. „Klar will ich!“ Sie war schon im Begriff aufzuspringen, da hielt Kagome sie zurück, in dem sie ihre Hand leicht auf Sayuris legte. „Warte mal eben einen kleinen Moment“, bat sie sacht. Etwas wiederwillig blieb Sayuri wo sie war. Kagome schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ich will dich nicht aufhalten, ich möchte nur etwas von dir wissen“ Ihr war nämlich eine Idee gekommen, die Sesshômaru zwar nicht gefallen würde, aber was wollte man machen. Sayuris grüne Augen sahen sie fragend an. „Sag, Sayuri, dein Adoptivvater… wie heißt er?“ Sayuri senkte kurz den Blick, ehe sie den Kopf schief legte: „Otou-san heißt Hibiko“ „Und weiter?“, hakte Kagome nach. Während Rin etwas fragend dreinblickte, brauchte Sayuri nicht lange nachzudenken. „Kuromori. Kuromori Hibiko“, nannte sie den vollen Namen ihres Adoptivvaters. Kagome nickte leicht. „Gut. Und wo habt ihr gewohnt? Wie heißt die Stadt?“ Sayuri runzelte etwas die Stirn. „Das weißt du nicht?“, fragte sie. Kagome verneinte. „Woher sollte ich? Man hat dich zu mir gebracht, ich weiß nicht, wo du herkommst“ Damit schien Sayuri einverstanden: „Nemuro“ „Nemuro also. Danke, Sayuri“, gab Kagome nur zurück, ehe sie ihre Hand von Sayuris nahm und die Kleine sofort aufsprang. Im gleichen Moment betrat Arata den Raum. Sayuri verharrte in der Bewegung. „Der ist neu“, bemerkte sie unbefangen. Das zeigt, dass du noch nicht gelernt hast, dich auf deine Sinne zu verlassen…, dachte Kagome bei sich und ein Blick zu Rin zeigte ihr, dass die ihre Gedanken teilte. Immerhin war Arata in letzter Zeit öfter in Sayuris Nähe gewesen. „Er heißt Arata. Und er wird dir beibringen, so etwas zu machen wie Teshi gestern“, sagte Rin aber nur und ließ Sayuri gehen. Kagome sah ihr einen Moment nach, ehe sie sich auf Rins stumme Frage zuvor besann. „Außerhalb des Bannkreises hat jeder Mensch zwei Namen. Einer ist sein eigener, der andere zeigt, zu welcher Familie er gehört“, erklärte sie also. Rin schien zu verstehen, denn sie nickte leicht. Da schien ihr etwas einzufallen. „Ach, übrigens… Sayuri hat einmal erwähnt, ihr Adoptivvater… täte manchmal so, als sei er ‚von ganz früher‘, wie sie das ausdrückte. Ich weiß ja nicht, ob du etwas damit anfangen kannst…“ Kagome hatte aufmerksam zugehört und nickte jetzt mit einem dankbaren Lächeln. „Oh doch, ich denke, damit lässt sich einiges anfangen. Danke, Rin!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)