☾ Mikadzuki-ko von Mimiteh (Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki") ================================================================================ Kapitel 12: Treffen ------------------- „Bist du überhaupt nicht aufgeregt?“ Akeno klang beinahe entrüstet. Kanaye setzte die Teeschale ab und sah seine jüngere Schwester offen an. Und jetzt konnte sie das Flackern in seinem Blick sehen. Er brauchte nichts mehr zu sagen, sie hatte es bereits verstanden. Natürlich war er aufgeregt. Aber er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Als Erbprinz hatte er einen gewissen Eindruck zu hinterlassen, auch wenn die Yôkai, die draußen gerade der Kutsche entstiegen, hierhergekommen waren um sich zu profilieren und nicht um ihn zu prüfen. Gerade hatte ein Diener die Ankunft gemeldet, aber zuerst würden die Besucher in den Gästetrakt geleitet werden, dann würden die Eltern der Bewerberin Audienz bei Fürst Gin und Fürstin Azarni haben und erst dann würde Kanaye seiner potentiellen Braut vorgestellt werden. Es war längst alles durchgeplant. Dennoch hielt es keinen der Jugendlichen lange an der Tafel, schließlich beschlossen sie, wenigstens in den Garten überzusiedeln. Da würden sie ja wohl niemandem in die Quere kommen. So hatten sich bald alle sechs plus Benikas Gefährten Shinchiro in dem kleinen Pavillon versammelt und setzten dort ihr Gespräch fort. Auch Kyoko hatte sich anstecken lassen. „Ich bin gespannt wie sie wohl aussieht!“ „Vielleicht hat sie ja auch so silberne Haare, wie du. Dann bist du nicht mehr die Einzige, abgesehen von Chichi-ue!“, neckte Tadashi sie. Kyoko schnaufte. „Als ob du nicht genau wüsstest, dass das extrem selten ist“ Tadashi lachte. „Natürlich, Werteste“, feixte er weiter. Diesmal lachte Kyoko mit. Von ihren leiblichen Geschwistern war Tadashi immer ihr Lieblingsbruder gewesen und meistens nutzte er es bei aller Besonnenheit voll aus, dass sie ihm nicht lange böse sein konnte. Schon gar nicht, wenn er sie wie jetzt so offensichtlich aus der Reserve locken wollte. Oh nein, den Gefallen würde sie ihm nicht tun. „Ich ge-…“, sie unterbrach sich, als auf einmal Gelächter zu hören war. Sofort flogen die Köpfe der Geschwister herum. Da näherten sich zwei junge Yôkai, die eine mit etwa schulterlangen, tiefroten Haaren, etwa in Kanayes und Tadashis Alter, die andere mit hellbraunen, weitaus längeren Haare, sichtlich ein bisschen jünger. Da schienen die beiden der kleinen Versammlung unter dem Dach des Pavillons gewahr zu werden, hielten inne. Aus großen Augen sahen sich beide Gruppen an, beide waren eindeutig zu vertieft gewesen, um die jeweils andere früher zu bemerken. Kyoko löste sich zuerst aus ihrer Erstarrung und trat auf die beiden Fremden zu. Ob die mit der Kolonne der Besucher gekommen waren? Auf das naheliegenste kam sie in diesem Moment nicht und so grüßte sie unvoreingenommen, ein Verhalten das prompt erleichtert erwidert wurde. Offenbar hatten die beiden Fremden sie nicht einzuschätzen gewusst. „Gomen…?“ „Kyoko“, gab die Angesprochene nur zurück und lächelte leicht. „Und das da sind meine Geschwister. Naja, bis auf den da. Der ist mein Schwager“, erklärte sie, wobei sie wenig höfisch auf Shinchiro zeigte. Die beiden jungen Yôkai, sichtlich beides Kitsune, grüßten nun auch die anderen und auf einmal war die Befangenheit verflogen. „Hattet ihr eine gute Reise?“, fragte Benika. Die jüngere und anscheinend etwas offenere der beiden wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen. „Ruhig aber sehr lang. Und ich habe diese Kutschen schon immer gehasst. Deswegen wollten meine Cousine und ich auch kurz Luft schnappen, jetzt wo wir endlich angekommen sind. Nachher müssen wir uns dann wohl für das Bankett fertig machen.“ „Dann gehört ihr also zu der angereisten Familie?“, wollte nun Kyoko wieder wissen. Diesmal war es die Ältere, die nickte. „Wenn ihr so wollt, ja.“ Kyoko runzelte etwas die Stirn. Diesen Satz hatte sie vor langer Zeit auch einmal gegenüber einer neuen Bekanntschaft in den Mund genommen. Unwillkürlich kam die Erinnerung an Shippou wieder hoch und ihre Miene verschloss sich einen Moment. Aber sie schob es rasch beiseite. Wer wusste, ob sie Shippou jemals wiedersehen würde, wer wusste, ob er überhaupt noch am Leben war. Sie bemühte sich, ihre Konzentration wieder auf die beiden Fremden zu lenken, die also offenbar Cousinen waren. Akeno grinste gerade ein wenig in sich hinein, ehe sie lauernd fragte: „Und, wie stellt ihr euch den Erbprinzen so vor? Vielleicht können wir euch warnen“ Dabei blieb ihr Seitenblick auf Kanaye geheftet, der seine Meinung zu der Fangfrage aber nur darin ausdrückte, dass er Akeno nicht mehr ansah. „Och, keine Ahnung. Wir haben nicht viel von ihm gehört. Er soll relativ unauffällig sein und sehr an der Familie hängen“, wich die Ältere der beiden Fremden aus, während die anderen inzwischen Tadashi ins Augen gefasst hatte und ihn unter halb gesenkten Wimpern neugierig musterte. Kyoko schmunzelte, als sie das bemerkte. Ob die Fremde sich das wohl auch trauen würde, wenn sie wüsste, dass sie hier die Fürstenkinder vor sich hatte? Aber sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als einer der Diener über den Kiesweg gehetzt kam. Rasch verneigte er sich, noch aus dem Lauf heraus, sodass er beinahe stolperte, ehe er hervorbrachte: „Der… der Fürst wünscht, dass ein jeder von den Gästen beisammen bleibt… wenn… wenn ich also bitten dürfte…“ Die jüngere der beiden Fremden verdrehte etwas die Augen, die ältere senkte nur ergeben den Kopf, ehe sie sich aufmachten, dem Diener zu folgen. So sahen sie nicht mehr, dass Kanaye, kaum dass sie im Schlossgebäude verschwunden waren, seiner Schwester spielerisch an die Kehle ging. „Was sollte das den bitte, Akeno, hm? Die Armen kriegen den Schock ihres Lebens, wenn sie herausfinden, vor wem sie da so einfach geplaudert hat!“ „Och, ich fand‘s lustig. Außerdem haben sie doch nichts Verfängliches gesagt“, sprang Benika ihrer Schwester bei, während Kyoko Tadashi fixierte, die Gelegenheit nutzend, den Spieß von zuvor umzudrehen. Ihr Tonfall triefte vor Amüsement, als sie anhob: „Sag mal, glaubst du, die Jüngere hat ein Auge auf dich geworfen?“ Zu ihrer grenzenlosen Überraschung bestand Tadashis einzige Antwort daraus, dass er leise vor sich hin brummelte und den Blick abwandte. Über Kanayes Lippen glitt ein hauchfeines Schmunzeln. Nachdem er von Akeno abgelassen hatte, war er der einzige, der so stand, dass er sehen konnte, dass sich auf Tadashis Wangen eine leichte Röte ausgebreitet hatte. ~*~ „Was hast du denn hier zu suchen?“ InuYashas Stimme klang eher interessiert als unfreundlich. Er saß auf einem sonnenwarmen Felsen direkt an der Küste, wo der raue Meereswind ein bisschen von der Mittagshitze vertrieb, das Oberteil seines Suikans hatte er dennoch abgelegt. Um ihn herum lagerten die tierischen Hunde, mit denen er auf Patrouille ging. Obwohl die Meisten weißes Fell besaßen, hechelten sie heftig. Kein Wunder, dass InuYasha ihnen eine Pause gegönnt hatte. „Ich wollte mit dir reden“, gab Natsu nur zurück und setzte sich auf den Felsen neben ihm. Ausnahmsweise trug auch sie Haori und Hakama in einer eher hellen Tönung, denn selbst einer Yôkai machte die Hitze langsam zu schaffen. InuYashas Hundeohren zuckten etwas. Er konnte wittern, dass sie diesmal keineswegs aufgeregt war, also war nichts Schwerwiegendes geschehen. Offenbar suchte sie tatsächlich nur das Gespräch. Also sah er sie abwartend an. „Arata war vorhin bei uns. Er berichtete, dass er es für wahrscheinlich hält, dass Sayuri das Blut eines DaiYôkai in sich trägt“ Jetzt atmete InuYasha tief ein. Ganz offensichtlich hatte er verstanden. Kurz nickte Natsu ihm zu, ehe sie fortfuhr: „Nun haben wir das Glück, dass wir immerhin einen fragen können, wie das ist. Einen, der das aus erster Hand weiß“ Sie lächelte ihn ein wenig an. Der Hanyô wandte den Blick ab und sah auf das Meer hinaus, dessen Oberfläche sich trotz heftiger Windböen nur leicht kräuselte. Im hellen Sonnenlicht erschien das Wasser stahlblau. Als er ansetzte, klang seine Stimme fast ungewohnt ernst. Die Nachricht, dass Sayuri war, wie er, schien ihn nachdenklich gestimmt zu haben: „Aus meiner Kinderzeit kann ich dir nicht viel sagen. Da war es schon schlimm genug, überhaupt ein Hanyô zu sein. Dabei habe ich erst später verstanden, warum meine Mutter damals so oft weinte. Als ich mich nach ihrem Tod alleine durchschlagen musste, verstand ich erst nicht, warum immer ich es mit Oni und ähnlichem zu tun bekam. Aber die meisten Oni, so beschränkt sie auch sind, können Yôkistärken fühlen. Und da ich als Hanyô kaum in der Lage bin, mein Yôki zu unterdrücken, kamen sie alle zu mir. Ich lernte mein Sankontessô kennen und sehr viel später erklärte Myôga mir, wie das Hijinkessô funktioniert. Er war der Einzige, der mir damals ab und an Gesellschaft leistete. Ich lernte zu kämpfen, weil ich es musste. Ich lernte, mich von Dörfern fern zu halten, weil sie mich sonst schlugen und ich doch eine gewisse Hemmung hatte, in dem Sinne unschuldige Menschen zu verletzten. Wenn im Schloss doch einmal ein Kind mit mir gespielt hatte und ich es aus Versehen verletzte, weil ich nie gelernt hatte, meine Kräfte zu drosseln, dann waren das die Anlässe, in denen Mutter am Meisten weinte. Das hatte sich tief in meinem Gedächtnis eingegraben. So zog ich unendliche Jahre lang beinahe allein durch die Gegend. Eines Tages kam ich in die Nähe von Musashi. Dort lief mir Kikyô über den Weg. Von ihr hörte ich von dem Juwel, von seinen Kräften, der Möglichkeit, ein voller Dämon zu werden. Das schien mir der Weg, das zu erreichen, was ich schon lange wollte: stärker werden, mich durchsetzen. Damals ahnte ich noch nicht, was dieses Streben bedeuten konnte. Ich begann Kikyô zu folgen, das Juwel zu belauern und landete dabei ein ums andere Mal an den nächsten Baumstamm geheftet – allerdings mit normalen Pfeilen. Aber jedes Mal verschonte sie mich, ließ mich laufen. Und irgendwann kamen wir ins Gespräch, unsere Bindung wurde enger, wir wurden beinahe etwas wie ein Paar. Ich begann ihr zu helfen, die Oni zu vertreiben, die sich ständig auf sie stürzten, um an das Juwel zu kommen. Und sie erzog mich. Sie war die Erste, nach meiner Mutter seinerzeit, die mir ein wenig lehrte, wie ich mit anderen umzugehen hatte. Schließlich akzeptierte man mich im Dorf, ich durfte dort ein und ausgehen, half auch dort, die Oni fern zu halten. Auch mit Kaede, Kikyôs jüngerer Schwester, freundete ich mich an. Beinahe hätte ich vergessen, was mein großer Wunsch war, ja war sogar bereit, anstatt dessen zum vollen Menschen zu werden. Damals liebte ich Kikyô. Ich hätte alles für sie getan. Dann kam Naraku dazwischen und plötzlich wendete sich das Blatt. Ich endete unter Bann an Goshinboku, Kikyôs voller Hass abgeschossenen Pfeil im Herzen. Es sollte fünfzig Jahre dauern, bis ich wieder am Leben teilnahm. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich alles geändert. Ich durfte vollkommen von vorn anfangen. Kagome und ich haben es uns am Anfang gegenseitig nicht leicht gemacht. Ich fiel in mein altes, ruppiges Verhalten zurück. Und noch jemand hatte gehört, dass ich wieder erwacht war. Sesshômaru. Ich hatte ihn vorher ab und zu Gesicht bekommen und seit ich aus dem Kinderalter heraus war, war eine solche Begegnung selten ohne Kampf abgegangen. Heute weiß ich, dass mein Leben sehr viel kürzer gewesen wäre, wäre ich kein Dai-Hanyô. Meine Stärke konnte Sesshômaru nicht richtig einschätzen, man sollte es wohl nicht so formulieren, aber ich überraschte ihn immer wieder. Und nur so kam ich oft genug davon. So sah ich also jetzt meinen Halbbruder wieder. Er wollte Tessaiga, ging dafür in die andere Welt, Kagome folgte ihm, ich ging hinterher. In diesem Kampf verlor Sesshômaru seinen Arm und ich gewann Tessaiga. Und so gute Dienste wie dieses Schwert mir seit dem geleistet hat… seit ich es habe, bekam ich es mit Gegnern zu tun, die ein einfacher Hanyô nicht überlebt hätte. Mit Tessaiga an meiner Seite begann ich zu verstehen, was das Besondere an mir war, welche Stärken ich besaß.“ Aus golden schimmernden Augen blickte InuYasha seine Schwägerin an, während seine Hände auf Tessaiga ruhten, das er im Schoss liegen hatte. „Erst da begann ich langsam zu verstehen, was es heißt, ein Dai-Hanyô zu sein.“ Natsu hatte ihm aufmerksam zugehört. Jetzt legte sie etwas nachdenklich den Kopf in den Nacken. „Das heißt, bevor du es wusstest, hat dir dein stärkeres Blut geholfen, dich oft gerettet. Bis deine Besonderheit dich mit stärkeren Gegnern zusammenführte. Da begann es Tribut zu fordern. So könnte man doch sagen, oder?“ InuYasha nickte leicht, ehe er leiser hinzufügte: „Vom größten Tribut, den es forderte, habe ich nie viel mitbekommen. Da solltest du Kagome fragen. Das könnte auch in etwa das sein, was du eigentlich wissen wolltest“ Er zuckte leicht mit den Ohren, erhob sich, steckte Tessaiga wieder ein und hängte sich sein Suikan-Oberteil über die Schulter. Dann stieß er ein leises, aufforderndes Knurren aus. Sofort sahen die Hunde zu ihm auf. Sie schienen allesamt nicht begeistert, weiter zu sollen, obwohl es keineswegs abgekühlt war, aber sie folgten. Natsu blieb noch einen Moment sitzen und sah dem Hanyô nach. Sie wusste, dass sie gerade eine von InuYashas nachdenklichen Phasen in Reinkultur erlebt hatte. Aber sie war froh darum. Er erzählte selten von seiner Vergangenheit, das meiste, was sie darüber wusste, hatte sie von Kagome erfahren. Aber so half es ihr, InuYashas Innenleben und damit vielleicht auch zum Teil das generelle Innenleben eines so starken Hanyô zu ergründen. Sie beschloss seiner Andeutung zu folgen und auch mit Kagome zu reden. Gleich Morgen, wenn Kagome sowieso wieder in der Bibliothek war. Sicher würde sie dann mehr erfahren. ~*~ „Ōji-sama? Euer Herr Vater lässt bitten“, sagte der Diener mit einer Verneigung und rasch trat Kanaye auf ihn zu. „Im Audienzsaal?“, wollte er nur wissen und hatte Akeno ihm vorhin noch jegliche Aufregung abgesprochen, so war sie ihm jetzt deutlich anzumerken. Nun, wenn sein Vater ihn rufen ließ, dann bedeutete das wohl, dass er die junge Hime namens Umeko – mehr wusste Kanaye ja schließlich noch nicht von ihr – nicht gerade für ungeeignet befunden hatte. Fürst Gin hatte seinem ältesten Sohn zwar versprochen, dass der das letzte Wort haben würde, aber in der jetzigen Situation war es schon recht wahrscheinlich, dass Umeko ihm erhalten bleiben würde. Mit langen Schritten machte er sich auf den Weg. Der Diener eilte an seine Seite und zurück am kleinen Saal klopfte er, meldete den Prinzen an. Deutlich hörte Kanaye das scharfe Einatmen auf der anderen Seite der Tür und trotz aller Anspannung schmunzelte er etwas. Da war wohl nicht nur er aufgeregt. Kaum hatte der Diener die Tür aufgeschoben, schlüpfte Kanaye hindurch, verneigte sich kurz gegen seinen Vater, nickte den beiden Kitsune zu, die an der Seite des Raums standen – sicher Umekos Eltern - und wandte dann erst den Blick zu der Gestalt, die sittsam vor Gins Pult kniete und ihm bisher noch den Rücken zuwandte. Sie trug einen hellen Kimono mit grünlichem Schneeflock-Muster, viel mehr sah er noch nicht. „Schön, dass du hier bist, mein Sohn. Wenn ich dir Umeko-hime vorstellen dürfte?“, begann Fürst Gin und Kanaye sah an den funkelnden Augen seines Vaters, dass der von der Wahl des Brautwerbers anscheinend begeistert war. Leicht wandte er den Kopf zur Seite, blickte zu der Knienden hinab, die im selben Moment zaghaft aufschaute. Kanaye konnte ein leises Auflachen nicht unterdrücken, als er ihren erst interessierten, dann schockierten Gesichtsausdruck sah. Sie hatte die roten Haare nun geflochten und etwas aufgesteckt, Lippen und Augen waren betont worden, aber dennoch hatte er sie sofort erkannt: Die ältere der beiden jungen Frauen, vorhin im Garten. Kanaye sah wieder seinen Vater an. „Wir kennen uns bereits“, gab er spitzbübisch von sich, beeilte sich aber erklärend fortzufahren, „Sie ist uns vorhin im Schlossgarten über den Weg gelaufen. Allerdings ohne mir zu verraten, wer sie ist“ „Was für Euch aber genauso gilt, Ōji-sama“, konterte Umeko nur schüchtern, den Blick hatte sie wieder gen Boden gerichtet. Fürst Gin lachte leise, er amüsierte sich köstlich über das Verhalten der Anwesenden, ebenso wie über die Mienen von Umekos Eltern, die sichtlich nicht ganz einzuschätzen vermochten, was das momentane Geschehen zu bedeuten hatte. Kanaye trieb das Spiel weiter, indem er sich neben Umeko auf ein Knie niederließ und mit schief gelegtem Kopf ihren Blick suchte. „Das kann ich ja nun nachholen. Mein Name ist Kanaye“, stellte er sich vor, ganz als ob sie das nicht jetzt auch längst wüsste. Tatsächlich entlockte er ihr damit ein leises Kichern, das sie aber rasch hinter ihrer Hand versteckte. Kanaye erhob sich wieder, sah kurz zu seinem Vater. „Wie ich sehe, scheint das Kennenlernen ja positiv zu verlaufen. Das kann dann beim Bankett morgen früh fortgesetzt werden“, befand der leichthin und entließ die gemischte Gruppe. Als auch Kanaye als letzter den Raum verließ, schüttelte Fürst Gin ein wenig den Kopf. Wenn das nicht eben der Beginn einer wunderbaren Freundschaft war… ~*~ „Und dein Adoptivvater… hat der dir jemals erzählt, ob er etwas über deine wahren Eltern weiß?“, tastete Rin sich derweil weiter vor. Sayuri verdrehte nachdenklich die Augen, ehe sie den Kopf schüttelte. Dann schien ihr aber doch etwas einzufallen. „Doch…äh, nicht zu mir. Aber zu Okaa-san hat er einmal gesagt, dass das einzige, was er von meiner wahren Mutter weiß, sich in meinem Namen wiederfindet. Aber ich weiß nicht, was er damit gemeint hat“ Entschuldigend zuckten ihre Ohren. „Schon gut, Sayuri. Nur weißt du, um die Wahrheit zu sagen… In der Gegend, wo du lebst, kannst du nicht mehr bleiben. Dort kennen die Leute keine Hanyô.“ „So wie sie keine Wölfe kennen?“, fragte Sayuri dazwischen. Rin schmunzelte. „In etwa so, ja. Jedenfalls würden sie Angst vor dir haben, jetzt wo du solche Ohren und Zähne hast. Dein Vater hat dich zu uns gebracht, damit wir auf dich aufpassen. Ich weiß nicht, ob und wann du ihn wiedersehen wirst“, setzte sie dann vorsichtig fort. Sayuri erstarrte und plötzlich hingen ihre Ohren niedergeschlagen zur Seite. In ihren Augen schimmerte es verdächtig. Sie schniefte ein wenig. „Dann hat er mich nicht mehr lieb? Nur weil er jetzt zwei eigene Kinder hat?“, fragte sie fast tonlos. „Ach nein, Sayuri… he…“, versuchte Rin zu beschwichtigen, ahnte aber, dass sie damit wenig Erfolg haben würde. Also legte sie schlicht einen Arm um Sayuris Schultern und sofort schmiegte die Kleine sich an sie, ließ sich tröstend in den Arm nehmen. „Dein Adoptivvater hat dich ganz bestimmt lieb. Genauso lieb wie seine anderen Kinder. Aber Hanyô und Yôkai leben ein anderes Leben, als du es gewohnt bist.“ Da sprang Kazuya heran, der bisher mit zum Hecheln halb geöffnetem Maul im Schatten eines Rhododendron gelegen hatte, wo er Sayuri gut im Auge hatte, aber auch am Besten vor der heißen Mittagssonne geschützt war. Heute war die Hitze wirklich mörderisch, besonders wenn man ein dickes Fell besaß. Dennoch stellte er sich jetzt, mit den Vorderpfoten an Rins Oberschenkel abgestützt, auf die Hinterläufe und leckte etwas über Sayuris Wange. Da kicherte Sayuri. „Nicht, Kazuya! Das kitzelt!“ Kazuya ließ von ihr ab, bemerkte aber durchaus das dankbare Zwinkern seitens Rin und stieß ein Fiepsen aus. Da packte Teshi die Gelegenheit beim Schopf, dass seine Mutter endlich aufgehört hatte, Fragen zu stellen. Oder zu mindestens so lange damit pausierte, dass er einhaken konnte. „Na komm, Sayuri. Revanche!“, forderte er. Vorhin hatte Sayuri ihn nämlich gefangen. Sayuri vergaß ihren Trübsal blitzschnell und sprang auf. „Rin“, die knappe Ansprache ließ Rin aufblicken. Sie schob sich die dunklen Haare hinters Ohr, ehe sie sich erhob. „Was gibt es, Sesshômaru-sama?“ Dessen goldener Blick glitt kurz zu Sayuri hinüber. „Sie hat geweint“, konstatierte er knapp. „Es geht ihr gut. Dank Kazuya hat sie sich wieder gefangen“, erwiderte Rin, als in diesem Moment auch Sayuri den Neuankömmling bemerkte. Weil aber auch Teshi kurz stehen geblieben war um höflich zu grüßen, nutzte sie die Chance, ihn abzuschlagen, ehe sie sich dem Weißgekleideten zuwandte. Teshi murrte. „Hey, das gilt nicht!“, beschwerte er sich, aber Sayuri beachtete ihn nicht mehr. Stattdessen musterte sie den Weißhaarigen, entdeckte die spitzen Ohren und legte nachdenklich den Kopf schief. „Bist du auch ein Wolf?“, fragte sie geradeheraus. Rin verzog das Gesicht, prustete dann aber doch vor Lachen. Das hatte ja so kommen müssen! Für ihre Reaktion erntete Rin einen fragenden Blick seitens Sesshômaru. „Gomen, Sesshômaru-sama…“, brachte sie mühsam hervor, während sie versuchte, sich wieder einzukriegen, stattdessen sprang Kôhei ein. „Sayuri weiß, was ich bin. Daher die Frage, Inu no Taishô“, erklärte er ruhiger, aber auch um seine Mundwinkel zuckte es. Sesshômarus goldene Augen richteten sich wieder auf Sayuri, die in der Mitte der kleinen Gruppe stand und sichtlich nicht nachvollziehen konnte, was an ihrer Frage so lustig gewesen war. Rin hatte derweil tief durchgeatmet. „Ich habe den Versuch gemacht, ihr die Situation zu erklären und sie hat es erstaunlich einfach hingenommen. Ich glaube sie fand es erstaunlicher, dass Kôhei mit Wölfen verwandt ist – die es da wo sie herkommt, schon nicht mehr gibt – als dass er ein Yôkai ist“, erklärte sie dann ausführlicher. Sesshômaru rührte keinen Muskel, sodass Rin bei aller Kenntnis ihres Ziehvaters doch überrascht war, als der InuYôkai an Sayuri gewandt sagte: „Wenn das so ist… ich bin kein Ookami. Ich bin ein Inu.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)