Immer der Freiheit entgegen von kimikomuh ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Der großgewachsene Rothaarige starrte mit großen Augen hinab auf das Bündel in seinen Händen. Er war vollkommen sprachlos, niemand hätte ihm jemals zugetraut Vater zu werden und doch stand er nun hier in einem kleinen Häuschen auf seiner Heimatinsel im West Blue und hielt seine Tochter in den Händen. „Glückwunsch Käpt'n“, brummte sein Vize, der hinter ihm stand und sich gerade eine Zigarette anzünden wollte. „Sag mal, spinnst du?! Absolutes Rauchverbot im Haus und in der Nähe der Kleinen!“, zischte ihn die Brünette an und wollte ihm gerade die Zigarette aus der Hand schlagen. Der Schwarzhaarige hob beschwichtigend seine Hände, um sie zu besänftigen und antwortete „Schon gut, ich lass euch dann mal allein“, klopfte dem Rothaarigen, der immer noch völlig perplex von dem Anblick seines Kindes war, auf die Schulter und verließ daraufhin das Haus. Die Braunhaarige hatte sich beruhigt und trat näher. „Wie heißt die Kleine?“, fragte der Mann, der sich endlich aus seiner Starre lösen konnte. „Lio“, antwortete die zierliche Frau neben ihm, ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er wiederholte leise „Lio.“ Sein Blick löste sich von seiner Tochter und schaute der Frau neben ihm in die Augen, er seufzte bevor er fragte: „Wie viele Monate sind wir zu spät?“ Die Frau sah ihm an, dass es ihn belastete bei der Geburt seines Kindes nicht anwesend gewesen zu sein. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter bevor sie mit einem warmen Lächeln sprach: „Nur vier Monate, mach dir keinen Kopf darum. Es ist alles positiv verlaufen und sie ist kerngesund“, kurzes Schweigen folgte ehe sie weitersprach: „Sie hat übrigens genauso schwarze Augen wie du und ihr Haarflaum geht leicht ins Rötliche. Wie es scheint, hat sie einiges von dir, ich hoffe inständig, dass sie nicht vom Unglück angezogen wird..“ Er hatte ihre letzten Worte nicht mitbekommen und sah wieder mit großen Augen auf das Bündel in seinen Händen „Sie ähnelt mir?“, der Brünetten wurde es langsam zu viel „Ja Shanks, sie ähnelt dir“, Sie nahm ihm das Bündel aus den Händen, ging zu dem Kinderbett, gab dem Kind noch einen Kuss auf die Stirn und legte es sanft in das Weich aus Kissen und Decken. Ehe sie sich umdrehen konnte, spürte sie seine warmen Arme, die sich um ihre Hüfte legten. Shanks hauchte ihr ein „Ich hab dich vermisst“, ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie befreite sich aus der Umarmung und drehte sich, um ihm in die Augen zu schauen. „Wie lange werdet ihr diesmal bleiben?“, bevor sie die Frage ausgesprochen hatte, wusste sie bereits, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde. „Ein paar Tage, vielleicht auch eine Woche, ich will kein Risiko eingehen. Wenn die Marine von eurer Existenz weiß, wird es nur Probleme geben“, versuchte er ihr zu erklären, er sah ihr die Enttäuschung an, jedoch gab es mit einem Kind keine andere Chance sie in Sicherheit zu wissen. Er setzte erneut an: „Lina, du weißt es geht nicht anders und..“ weiter kam er nicht, sie hielt ihm mit einer Hand den Mund zu „Jaja ich weiß, es ist viel zu gefährlich mit einem Kind auf der Grandline herumzusegeln, aber ich liebe die See genauso sehr wie du es tust. Versprich mir wenigstens, dass du regelmäßig herkommst, ja? Lio soll doch auch ihren wundervollen Vater kennenlernen.“ Er legte seine Hand auf ihre und schob sie von seinem Mund, er überlegte nicht lange und antwortete „Natürlich soll sie mich kennenlernen, ich verspreche dir so oft zu kommen, wie mir möglich ist.“ Sie sahen sich tief in die Augen ehe er sich zu ihr herabbeugte und sie küsste. Der Kuss war voll von Liebe und Sehnsucht, die Sehnsucht nach des jeweils anderen. Wie lange war es her, dass sie sich das letzte Mal küssten? Über ein Jahr musste es her gewesen sein, als sie Lina auf die Insel im West Blue brachten. Ein Jahr voller Sorge und Sehnsucht, umso glücklicher, dass sie nun wieder für einen kurzen Zeitraum vereint waren. Für einen kurzen Moment lösten sich ihre Lippen und die Brünette brachte hauchend ein „Ich liebe dich,“ zustande, der Rothaarige antwortete mit einem Lächeln „Und ich dich.“ Er zog sie mit seinen Armen näher an sich, sie legte ihren Kopf an seine Brust, schloss die Augen und genoss diesen kurzen Moment der Ruhe. „Du Lina?“, „Mhhh“, mehr brachte die Frau an seiner Brust nicht zustande, er musste schmunzeln, denn er konnte sich schon ihre Reaktion ausmachen, die gleich auf seine Worte folgen würde. „Wir müssen das übrigens feiern!“, ungläubig wich sie etwas zurück und hob ihren Kopf und sah ihn säuerlich an. „Hey, guck nicht so, diesmal gibt es sogar einen Grund zum Feiern!“, sie schlug ihm sachte mit der Faust auf die Brust „Dass du an nichts anderes denken kannst, du hast dich kein Stück geändert!“ Kapitel 1: Stolzer Vater ------------------------ Stolzer Vater Endlich wieder auf der Red Force angekommen, rief der Captain mit Freude seiner Crew zu „Leute, heute Abend wird groß gefeiert, bereitet alles vor, stellt Bänke auf und rollt die Sakefässer rauf!“, „Aye Käpt'n!“, kam kaum später zur Antwort. Er trat zur Reling, spürte den kühlen Windzug und grinste dem Meer entgegen. Er hörte, wie sich seine Männer an die Arbeit machten und freute sich wie ein Kleinkind auf den kommenden Abend. Es musste einfach gefeiert werden, schließlich war er nun Vater von einem vier Monate altem Mädchen. Ein Mädchen, ja ein kleines süßes Mädchen. Seine Gedanken drifteten ab. 'Bestimmt wird sie so hübsch wie Lina', dachte der Rothaarige. Ein kleines süßes hübsches Mädchen. Hübsch wie ihre Mutter. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er hatte eine Tochter! Töchter waren doch viel anspruchsvoller als Söhne! Man musste besonders auf sie aufpassen, dass sie sich ausreichend einkleiden und dass die Jungs ihr nicht zu nahe kommen und so was. Außerdem würde seine Tochter bestimmt nicht mit ihm um die Wette kämpfen, zu mal Lina es niemals zulassen würde, dass die beiden mit Schwertern aufeinander losgingen. Noch weniger könnte er mit seiner Tochter um die Wette den Sake leeren! Sein Blick wurde immer betrübter als er sich eingestehen musste, dass einige Aufgaben auf ihn zu kommen würden und dass ein Mädchen eine feinfühligere Erziehung bräuchte. Seinem Vize fiel der Blick des Captains direkt auf und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er trat zu seinem Captain, legte eine Hand auf dessen Schulter und sprach: „Mach dir keinen Kopf. Lina spielt nicht einen unwichtigen Teil in der Erziehung eurer Tochter.“ Kaum merklich senkten sich die Mundwinkel des Roten noch weiter „Ich will aber auch für sie da sein, auch zusehen wie sie wächst und das erste Mal Papa sagt“, ein kurzes Schweigen folgte. Shanks drehte sich zu Ben und sprach weiter „Außerdem, wenn nur Lina sich um sie kümmert, wird die Kleine niemals in den Geschmack von Sake kommen und vielleicht wird sie niemals das Bedürfnis haben ein Schwert zu schwingen.“ „Es kann genauso gut sein, dass sie Konditorin werden will, das hat nichts mit deiner oder Linas Beeinflussung zu tun. Die Kleine ist nicht mal ein Jahr alt und du machst dir Gedanken darüber, ob sie Sake mag. Beruhige dich Shanks.“ Der zerstreute Rothaarige setzte erneut an „Aber wenn sie..“ „Kein 'Aber'“, unterbrach ihn sein Vize „Sie ist die Tochter zweier Piraten, irgendwann ruft das Meer auch sie. Beruhige dich, heute Abend wird gefeiert, dass du Vater geworden bist.“ Der Schwarzhaarige trat zurück und begutachtete die Arbeit der Anderen während Shanks weiter über die letzten Worte seines Vizen grübelte. Eines Tages würde seine kleine Lio vielleicht auch Pirat werden, auch über das Meer reisen und sich einen Namen machen. Und falls nicht würde er sie trotzdem lieben und bei allem unterstützen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, immerhin war sie doch seine Tochter. Seine kleine Lio. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ja, er würde ihr helfen, so gut es eben ging. Gedankenverloren starrte Shanks aufs Meer hinaus und bemerkte nicht, wie einer seiner Crewmitglieder näher kam. Yasopp wartete auf eine Reaktion seines Captains, aber der hatte ihn wohl nicht bemerkt, also entschied er sich einfach zu sprechen: „Junge oder Mädchen?“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der Rothaarige leicht zusammenzuckte. Dennoch erwiderte dieser das Grinsen seines Gegenübers und antwortete „Ein Mädchen, sie heißt Lio!“ Die beiden sprachen miteinander und bemerkten gar nicht, dass sich bereits eine Person der Red Force näherte. Über den Steg gehend betrachtete sie das große Schiff, Erinnerungen an ihre ersten Tage auf der Red Force kamen ihr in den Sinn. Wie sehr sie dieses Schiff samt ihren Chaoten vermisste, dabei waren sie gerade mal ein Jahr voneinander getrennt. Sie seufzte, sie würde den verrückten Haufen nur noch einmal im Jahr sehen, zumindest bis Lio alt genug war, um selbst auf eigenen Beinen stehen zu können. Ihre Tochter sollte nicht von Anfang an auf einem Piratenschiff aufwachsen, mal abgesehen davon, dass es für ein Baby viel zu gefährlich war, dennoch sollte sie die Chance haben selbst zu entscheiden, was sie später machen wollen würde. Ob sie Piratin werden wollte oder zur Marine ging, war allein ihr überlassen. Ihre Mutter würde ihr diese Entscheidung nicht abnehmen. Die Brünette betrat das Schiff und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, es war alles beim Alten und nichts hatte sich verändert. Wie es aussah, waren fast alle Vorbereitungen für den Abend erledigt. Sie sah Shanks, der aufgeregt mit Yasopp diskutierte und ging zu beiden. „.. ähnelt mir!“ hörte sie den Captain sagen und ehe sie sprach, überbrückte sie die letzten Schritte und stand nun zwischen den beiden „Ich sagte sie hat deine Augen- und Haarfarbe und außerdem hoffe ich wirklich inständig, dass sie sich nicht von einem Chaos ins Nächste stürzt.“ Die zierliche Frau tippte sich mit einem Finger ans Kinn und sprach weiter „Mhhh, zudem hoffe ich wirklich, dass sie keinen Bart bekommt..“, Yasopp gluckste vor sich hin und sah sich Linas Tasche an. Shanks Augen legten sich auf das gleiche Objekt und Lina wusste bereits, was gleich kommen würde. Ehe die beiden Männer was sagen konnten, hob die Frau zwischen ihnen die Hand „Moment noch, ich würde gerne für den Abend ein paar Regeln aufstellen, die für alle gelten.“ Bevor einer von ihnen etwas darauf erwidern konnte, trat Lina zurück und machte die Anderen auf sie aufmerksam „Ihr habt ja keinen Schimmer, wie sehr ich euch vermisst habe..“ fing sie an, „Und wie gern würde ich mit euch feiern, ganz den alten Zeiten gleich. Allerdings gibt es dieses Mal Regeln. Regeln die jeder von euch einzuhalten hat. Schließlich haben wir ein Baby an Bord“, beendete sie ihren Satz. Die Crew blieb still und begutachtete die Tasche, die die Frau bei sich trug. Sehen konnte man jedoch nichts, also warteten sie gespannt, was für Regeln nun wohl kommen würden. Lina atmete tief durch, was nun folgen würde, würde keinem dieser Piraten hier wirklich gefallen und dennoch war es notwendig. „Also, kein Wettsaufen solange ich mit dem Kind hier bin, jeder kann soviel trinken wie er will, soll er aber bloß aufpassen, dass er meine Tochter nicht mehr in den Händen hält. Zusätzlich wird nicht geraucht solange sie hier ist!“, ihr Blick ging zu dem Schwarzhaarigen, der kaum merklich den Mund verzog. „Wir werden nicht allzu lange hier bleiben, also könnt ihr danach normal feiern, wie ihr es immer tut. Sollte einer von euch auf die Idee kommen über mein Kind zu stolpern oder es sogar fallen zu lassen, schmeiße ich ihn persönlich über Bord!“, ihr Stimme hob sich unbewusst und alle spürten ihre bedrohliche Aura. Manche schluckten unwillkürlich, manche andere sprachen leise miteinander „Ihre Erscheinung ist sonst schon ziemlich stark und jetzt setzt sie noch einen drauf“, leise kam eine Antwort zurück „Scheint wohl sowas wie der mütterliche Beschützerinstinkt zu sein,“ - „Ziemlich beängstigend..“ Leises Gemurmel ging zwischen den Männern durch, Lina beruhigte sich schnell wieder und lächelte „Ich hoffe ihr haltet euch dran, dann kann der Abend fast wie in alten Zeiten werden.“ Einstimmiges Nicken bekam sie von den Chaoten zurück, jemand trat hinter sie und sprach „Gut, dann wäre alles geklärt. Lasst uns feiern!“ Shanks zog seine Liebe zu einer der Bänke und setzte sich mit ihr, kaum saßen sie, bekamen sie einen Krug in die Hand gedrückt. Linas gefüllt mit Saft und Shanks mit Sake. Sie wollten gerade anstoßen als ein leises Wimmern von der Tasche der Brünetten hinaus drang. Sofort hielten alle in ihrer Bewegung inne und sahen zu dem wimmernden Objekt. Ohne große Überlegung legte Lina den Krug beiseite, hob das kleine Wesen aus der Tasche und legte es auf ihre Arme und drückte es an sich. „Schon gut meine Kleine, keine Angst“, sprach die Mutter sanft zu ihrem Kind und betätschelte dessen Kopf. Die Kleine beruhigte sich schnell, als sie die Anwesenheit ihrer Mutter spürte, sie fühlte sich sicher. Die Männer um sie herum starrten das kleine Wesen, welches in den Armen der Frau lag, an. Das war also das Kind des Captains. Man konnte es ohne große Umschweife erkennen – der Haarflaum war rötlich. Shanks Augen lagen auf seiner Tochter, die er nun zum ersten Mal wach erlebte. Lina spürte seinen Blick und auch das Verlangen nach seiner Tochter, sie stand vorsichtig auf, stellte sich neben Shanks und hielt ihm seine Tochter hin. Das Mädchen in den Armen ihrer Mutter war immer noch ruhig und begutachtete mit ihren schwarzen Augen die Umgebung und blieb bei dem großen rothaarigen Mann stehen, der sie mit seinen ebenfalls schwarzen Augen anschaute. „Keine Angst, nimm sie ruhig, lass sie aber nicht fallen“, ermutigte Lina ihn und sah wie der sonst so starke Mann vorsichtig seine Arme ausstreckte. Die Brünette legte ihm ihre Tochter in die Arme und lächelte als Shanks behutsam seine Tochter zu sich zog. Die Kleine in seinen Armen streckte ihren Arm aus, der Rote war sichtlich verwirrt, was Lina schmunzeln ließ. Der Rothaarige beugte sich etwas weiter vor und spürte kaum später, wie die winzige Hand seines Kindes sein Gesicht kurz berührte und dann freudig vor sich hin lächelte. Shanks sah entgeistert zu seiner Tochter, die immer noch fröhlich vor sich hin grinste und musste unweigerlich ebenfalls grinsen. 'Na da haben sich zwei gefunden' dachte sich Lina und setzte sich wieder auf die Bank neben den Mann, der pausenlos mit seiner Tochter um die Wette grinste. Die Anderen rührten sich nun auch endlich wieder und damit war die Feier gestartet. Immer wieder kamen einzelne Crewmitglieder, die dem Captain zu seiner Tochter gratulierten und manche von ihnen kamen sogar in den Genuss die Kleine kurz in den Armen zu halten. Die Tochter des Captains schaffte es sogar dem Vizen, der sonst so selten eine Gefühlsregung zeigte, ein Lächeln zu entlocken. Der überglückliche Vater des Mädchens hielt sein Kind fest in seinen Armen und stand auf, er nahm seinen Krug in die Hand und lächelte in die Runde „Auf Lio!“ rief er und alle Anwesenden grölten zurück „Auf Lio!“ Das Mädchen in seinen Armen lächelte freudig vor sich hin und streckte erneut ihren Arm aus. Shanks reagierte diesmal weniger hilflos und hob die Kleine in seinen Armen etwas höher, spürte sofort ihre kleine Hand an seinem Gesicht und hörte ein glockenähnliches Lachen. Er fühlte eine zarte Hand an seinem Arm und blickte zu der Person, der diese gehörte. Lina lächelte ihn warm an und strich sanft mit ihrer Hand über den Kopf ihrer Tochter. „Wir bleiben noch etwas, aber nicht mehr allzu lange, war schließlich ein langer Tag für unsere Kleine“, sprach die Brünette und streichelte sanft den Kopf ihrer Tochter weiter. Das Mädchen in den Armen des Roten legte ihren Kopf an und schaute schläfrig zu ihrer Mutter. „Ich merk schon, ziemlich müde unser Engel“, lächelte Shanks und gab seinem Kind einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde mitkommen“, sagte er und sah die Frau neben ihm an. „Seit wann verschwindest du freiwillig von einer Feier? Du weißt, dass es nicht notwendig ist mitzukommen“, witzelte die Brünette, dennoch ergriff der vor kurzem gewordene Vater das Wort: „Ich will sie ins Bett bringen und ihr etwas beim Schlafen zusehen“, sie verstand seinen Einwand und gewährte ihm. Sie nahm ihm vorsichtig das Kind aus den Händen, ignorierte seine Proteste, legte das Kind zurück in die Tragetasche und hielt dem Mann vor ihr die Tasche hin. Ohne Zögern nahm er ihr die Tasche ab, sagte Ben und einigen noch bei Bewusstsein befindlichen Männern, dass er bald zurückkommen würde. Mit Lina, der er einen Arm um die Taille gelegt hatte, und Lio, die es sich in der Tragetasche bequem gemacht hatte, ging er zurück zu dem kleinen Häuschen. Dort angekommen trat Lina durch die Eingangstür ein, ein lächelnder Shanks folgte ihr. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an mit seinen zwei Frauen beisammen zu sein. Lina nahm ihm Lio ab, holte diese aus der Tasche heraus und legte sie auf den Wickeltisch ab, um sie bettfertig zu machen. Als sie dabei war ihr eine frische Windel anzuziehen, sagte sie zu Shanks, der hinter ihr stand und alles begutachtete „Das wirst du übrigens die Tage, die ihr noch hier seid, auch erledigen dürfen.“ Sie konnte ihn schwer schlucken hören und lachte „Keine Angst, es wird noch viel schlimmer als du es vielleicht erwartest“, sprach sie weiter und freute sich schadenfroh auf das Gesicht des Roten. Dieser versuchte sich zu sammeln und stammelte leise „Noch schlimmer?“, als Antwort bekam er nur „Hab dich nicht so, ich durfte das die letzten vier Monate machen und werde es auch die nächsten allein machen.“ Sie bereute ihre Worte sofort, sie wusste, dass er für sie da sein wollte, aber nicht konnte zu ihrem eigenen Schutz. Fertig gewickelt und umgezogen, nahm sie das Kind in ihre Arme und drehte sich zu dem Mann hinter ihr um „Tut mir leid, so meinte ich das nicht..“ setzte sie an. Sein Blick war betrübt und sie bereute umso mehr, was sie sagte und setzte erneut an „Shanks..“ wurde allerdings unterbrochen und sah den Rothaarigen an, der ihr antwortete „Ich weiß wie du es meintest, ich tu mein bestes, versprochen.“ Sie wusste nicht, dass dies gleichzeitig das Versprechen dafür war, seine Lieblinge mit seinem Leben zu beschützen. Er sah zu dem bereits schlafenden Baby und fragte „Darf ich?“, die zierliche Frau vor ihm nickte lächelnd und überließ ihm ihre gemeinsame Tochter. Shanks ging mit seiner Tochter auf das Kinderbett zu, gab dem Mädchen einen Kuss auf die Stirn und legte es sanft auf das Bett. Er sah auf das Baby, welches ruhig schlief. „Sie ist so friedlich“, stellte er fest, Lina trat ebenfalls ans Bett und schaute auf ihre Tochter, er sprach weiter „Auch vorhin, kein Weinen oder Geschrei.“ Lina nickte „Ja, sie ist ziemlich friedlich außer in der Nacht, da weckt sie mich des Öfteren“, Shanks sah auf das kleine friedlich vor sich hin schlafende Ding an und versuchte sich vorzustellen, wie es möglich war, dass die Kleine einen nächtelang wach halten konnte. „Glaub mir, sie fängt richtig an zu quengeln“, antwortete Lina als hätte sie seine Gedanken lesen können. Schließlich sagte Shanks „Ich bleibe die Nacht hier, falls sie wach wird, kümmere ich mich um sie“, Lina lächelte und schüttelte den Kopf „Das musst du wirklich nicht, die Anderen warten doch auf dich.“, „Die Meisten von denen können nicht mal mehr aufrecht sitzen, die werden mich schon nicht vermissen. Und außerdem will ich bei euch bleiben.“ Sie sah ihm den Entschluss an, er würde die Nacht hier bleiben egal was sie sagen würde. Sie seufzte, war dennoch erleichtert, vielleicht könnte sie diese Nacht mal liegen bleiben. „Na gut, aber sag morgen nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte“, antwortete sie ihm, ging zu ihrem Bett und zog ihn mit sich. Sie musste sich eingestehen, dass auch sie es nicht gewohnt war soviel an einem Tag zu erleben. Erschöpft setzte sie sich auf die Bettkante und legte sich nach hinten. Sie spürte wie rechts von ihr die Matratze einsank, kaum merklich später beugte sich Shanks über sie und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Du bist erschöpft“, stellte er fest und gab ihr einen Kuss auf die Stirn „Gut, dass ich hier bin, dann kannst du dich erst mal erholen“, sprach er weiter und gab ihr noch einen Kuss, bevor er sich wieder aufsetzte, sie tat es ihm gleich. Ehe sie aufstand, sagte sie: „Ich werde mich auch mal bettfertig machen“ und schlenderte Richtung Bad. Der Rothaarige schaute ihr hinterher, lächelnd stand er auf und entledigte sich seines Mantels. Die Brünette kam umgezogen aus dem Bad und ging zielstrebig zum Bett, Shanks verkniff sich seine Worte und ging nach ihr ins Bad um sich ebenfalls schlafbereit zu machen. Als er aus dem Bad ging, hörte er die leise gleichmäßige Atmung seiner Lina. Sie war wirklich völlig ausgelaugt, ob die Kleine ihr tatsächlich so die Kräfte entzog? Er konnte sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden, trat zu der bereits schlafenden Frau und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. Er wandte sich um, suchte nach einer komfortablen Sitzmöglichkeit, erblickte einen gemütlich wirkenden Sessel und stellte ihn nahe dem Kinderbett und ließ sich darauf nieder. Erneut lächelte er das kleine Mädchen an und streichelte ganz sachte ihre Wange. 'Mein kleiner Engel' dachte er sich. Würde sie wach werden, würde er es sofort mitbekommen und sich um sie kümmern in der Hoffnung, dass Lina es nicht mitbekam. Es vergingen einige ruhige Stunden in der seine beiden Frauen tief und fest schliefen, schließlich lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dies allerdings reichte aus, um ihn in das Land der Träume zu schicken, sein Arm fiel ausgestreckt auf die Armlehne und sein Kopf landete im Nacken, man konnte von ihm ein leises Schnarchen vernehmen. Daraufhin verging erneut eine ruhige Stunde in der alle Anwesenden des Hauses fest schliefen, was sich doch bald ändern würde, als die verschlafene Lio ihre schwarzen Augen öffnete. Sie wollte gerade auf sich aufmerksam machen, als sie ein leises Schnarchen vernahm. Sie suchte nach der Geräuschquelle und entdecke den rothaarigen Mann, der sich auf dem Sessel niedergelassen hatte. Sein Arm war ausgestreckt, das bemerkte auch die kleine Lio und tatschte direkt nach der viel zu großen Hand. Sie fing an an den Finger des schlafenden Piratencaptains nuckeln. Die Zähne, die sie seit einer kurzen Zeit hatte, benutzte die Kleine mit vollem Elan. Shanks, der mittlerweile nicht mehr im Tiefschlaf war, verspürte etwas feuchtes an seinen Finger, wunderte sich kurzzeitig, was es sein könnte, entschied sich dann allerdings doch dazu die Augen zu öffnen. Er stutzte, als er seine Tochter dabei beobachtete wie diese an seinen Fingern nuckelte, er lächelte verschlafen. Er blickte zu Lina, die immer noch friedlich schlief, und beugte sich zu Lio, dabei bedacht ihr nicht die Hand zu entziehen. Sie ließ von seinen Fingern ab und schaute ihn an und streckte freudig ihre Arme aus, da hatte sie ihre Aufmerksamkeit, die sie jede Nacht benötigte. Shanks stand auf, beugte sich zu dem Bett hinab, hob seine Tochter hoch in seine Arme und setzte sich wieder zurück in den Sessel. Er drückte Lio an sich und lächelte, wie schön es sich doch anfühlte sein Kind in den Armen zu halten und es zu bergen. Er gab ihr einen Kuss und sprach leise, um Lina nicht zu wecken, „Ich werde alles tun damit es dir gut geht, hörst du?“ Kapitel 2: Besuch ----------------- Besuch Mittlerweile waren fast acht Monate vergangen und bald würde man die Umrisse der Red Force am Horizont erkennen. Die Monate vergingen ziemlich ruhig und dennoch schnell, wenn man bedachte, wie viel das kleine Mädchen bisher gelernt hatte. Die Neugierde des heranwachsenden Wesens machte der Mutter einiges zu schaffen. Kaum konnte sie sich mittels Krabbeln fortbewegen, wurde jedes noch so uninteressante Objekt begutachtetet und auf Beständigkeit getestet. Dabei gingen so einige Dinge zu Bruch. Auch die darauffolgenden Schimpftiraden ihrer Mutter quittierte das Mädchen nur mit einem breiten Grinsen, in solchen Momenten ähnelte die Kleine ihrem Vater ungemein. Als sie dann auch noch lernte zu klettern und zu laufen, wurde es zunehmend gefährlicher und ihre Mutter hatte keine freie Minute mehr in der sie sich hätte ausruhen können. Selbst wenn Lio schlief, kam es spontan vor, dass sie der Meinung war, aufwachen zu müssen, um dann aus dem Bett zu fallen. Natürlich folgte daraufhin vermeintlich wütendes Geschnatter der Kleinen gegenüber dem Bett. Dieses hätte ja nicht zulassen dürfen sie fallen zu lassen. Ganz fasziniert war sie von den bunten Klötzchen, die sie frei nach Lust und Laune stapeln konnte. Besonders angetan war sie allerdings von dem großen Teddybären, den sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Wenn dieser irgendwo herumlag, wusste man, dass die Kleine sich in unmittelbarer Nähe befand. Sie nannte diesen „Bibo“, ihr absolut größter Schatz. Auch wenn es von Tag zu Tag eine Belastungsprobe Linas Nerven war, liebte sie ihre Tochter unermesslich. Egal wie viel Lio im Haushalt zerstörte, so war ihr Lächeln das Wertvollste. Zu diesem Zeitpunkt musste sie sich wieder daran erinnern, dass das rothaarige Mädchen ihr Ein und Alles war. Aus dem Wohnzimmer kam ein schepperndes Geräusch, welches erahnen ließ, dass ein metallischer Gegenstand den Boden begrüßt hatte. Seufzend begab sich die übermüdete Mutter ins Wohnzimmer und suchte mit ihren Augen das Zimmer nach der Rothaarigen ab. Linas Vorahnung täuschte sie nicht. Der Obstteller, der tatsächlich aus Metall war, lag auf dem Boden, drumherum die dazugehörigen Früchte. Der Übeltäter saß grinsend daneben, zeigte auf eine Orange, die vor Linas Füßen Halt gemacht hatte, und klatsche daraufhin freudig in die Hände. „Mama!“, trällerte die Kleine und zeigte wieder auf die Orange. Die Angesprochene hob die Frucht zu ihren Füßen hoch und trat zu ihrer Tochter „Möchtest du die Orange essen?“, Lio nickte. Die Mutter ging vor ihrem Kind in die Hocke und sagte mit einem Lächeln: „Aber nur, wenn du mir hilfst alles wieder aufzusammeln, in Ordnung?“ Die Kleine nickte erfreut, stand vorsichtig auf, ging geradewegs auf einen Apfel zu, hob diesen auf und übergab ihn ihrer Mutter. Lina hob den Obstteller auf und nahm ihrer Tochter den Apfel ab „Danke schön Lio.“ Freudig ging das Mädchen zu dem restlichen Obst und übergab dieses ihrer Mutter. Schnell stand der Teller wieder gefüllt auf dem Tisch, die Kleine wartete schon freudig auf ihr Essen. Lina nahm die Hand ihrer Tochter in ihre und wollte mit ihr in die Küche gehen, um ihr ihre Belohnung zu geben, jedoch protestierte die Kleine sofort „Bibo!“, rief sie. Der große Bär wurde von ihr in den Arm genommen und sie hielt ihrer Mutter den anderen freien Arm hin. Lina nahm sie bei der Hand und ging mit ihr, ihrem Bibo und der Orange in die Küche. Dort angekommen wurde Lio, die ihrem Kuscheltier wohl einiges zu erzählen hatte, auf ihren Kinderstuhl gesetzt. Das Gebrabbel von ihr war undeutlich, dennoch konnte man heraushören, dass sie aufgeregt und glücklich war. Vor ihr wurde ein Plastikteller mit kleingeschnittenen Orangenstücken abgestellt und schon hörte sie auf zu plappern und grinste. Lina nahm ihr den Bären ab und setzte diesen neben ihre Tochter, damit dieser nicht wieder gewaschen werden musste. Lio störte sich nicht daran, dass ihre Mutter ihren geliebten Bibo an sich genommen hatte, sie hatte nur noch Augen für die Orange vor ihrer Nase. Sie schnappte sich ein Stück und stopfte dieses in ihren kleinen Mund. Nach einigen Stücken hatte sie genug und suchte nach ihren Bären, der auf ihr Gerede wartete. Lina hatte sich zwischendurch ein paar Stücke stibitzt und aß die übriggebliebenen. Sie wusch ihrer Tochter den Mund, holte sie aus ihrem Stuhl und setzte sie auf den Boden ab. Sie ging erneut in die Hocke, sah ihrer Tochter in die Augen und sagte mahnend „Bitte mach nichts kaputt, hörst du?“ Wie sonst so selten, strahlte die Rothaarige und antwortete: „Ja ja“, unbewusst reizte sie damit ihre Mutter etwas. Die Kleine tapste zurück ins Wohnzimmer, kletterte auf einen der Sessel und sprach mit ihrem besten Freund. Erschöpft trat Lina in das Zimmer und suchte nach ihrer Tochter, die immer noch mit ihrem Bären zu diskutieren schien. Die Brünette schnappte sich ein Bilderbuch und setzte sich mit zur Rothaarigen, die nun auch ihrer Mutter Aufmerksamkeit schenkte. Lina schlug das Buch auf und las vor, ihre Tochter schaute mit großen Augen auf die bunten Bilder im Buch. „'Welch ein schöner Tag!“, sagte die Maus Nagezähnchen.' - na Lio, wo ist die Maus?“, las Lina vor und wartete auf die Reaktion ihres Kindes, welches auf dem Bild die Maus ausmachte und anschließend darauf tippte „Da, Maus“, wiederholte sie das Wort. So verging noch einige Zeit bis das Mädchen sich müde an ihre Mutter kuschelte. Lina schlug das Buch zu und erhob sich sachte mit ihrem Kind in den Armen. Völlig erschöpft legte sie das Mädchen in das große Bett, legte sich daneben und ohne langes herumwälzen schlief die Brünette ein. Am nächsten Morgen wachte Lina völlig planlos auf, sie hatte lange geschlafen. Viel zu lange, wenn man bedachte, dass sie jede Nacht geweckt wurde. Sie blinzelte einige Male bis sie etwas erkennen konnte, in diesem Fall erkannte sie misslicherweise, dass die Stelle neben ihr leer war. Völlig entgeistert sprang sie auf und wäre auf Grund fehlendes Gleichgewichts am Morgen beinahe gegen einen Tisch gerannt. Extrem absurde Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Hatte sich Lio jetzt schon selbstständig gemacht? Lina wollte sich gar nicht ausmachen, was passieren würde, wenn ihre Tochter das Haus allein verlassen würde. Um ein Chaos anzurichten, musste sie nicht mal das Haus verlassen, selbst im Haus war nichts vor ihr sicher. Schnellen Schrittes trat sie in die Küche und blieb völlig perplex stehen. Niemand anderes saß dort als Shanks – ihr Shanks. Dieser versuchte gerade verzweifelt seine Tochter mit etwas zu füttern, was aussah wie die Überreste der Kartoffeln mit Gemüse vom Vortag. Diese ignorierte dabei gekonnt ihren Vater und plapperte mit ihrem Bären. Lina betrachtete die Situation und lächelte. Einerseits war sie froh, dass Shanks endlich wieder nach so langer Zeit da war, andererseits auch froh darüber mal nicht in dieser Lage zu stecken. Als Lio ihm dann auch noch den Löffel aus der Hand schlug ohne es beabsichtigt zu haben und er nur noch aussichtsloser dreinblickte, konnte die Brünette nicht anders und lachte los. Die beiden Rothaarigen blickten auf und sahen die vor sich hin lachende Frau an. Das Mädchen hatte aufgehört zu reden, streckte ihre Arme aus und rief: „Mama!“ Shanks Reaktion war nicht unähnlich. Er schien erleichtert darüber, dass man ihm nun aus der misslichen Lage heraushelfen konnte, aber auch unendlich glücklich darüber seine geliebte Lina wiederzusehen. „Lina“, sagte er leise und lächelte warm. Angesprochene kam zu beiden, holte ihre Tochter aus dem Sitz und spürte sofort zwei starke Armen, die sich um sie gelegt hatten. Sie lösten sich unweigerlich voneinander, da die Kleine zwischen ihnen protestierte. „Mama“, sagte sie vorwurfsvoll und ihre Unterlippe schob sich beleidigt vor. „Tut mir leid meine Kleine, das wollten wir nicht“, besänftigte die Mutter ihr Kind. Shanks sah sie fragend an und Lina erklärte „Wir hätten sie beinahe zerquetscht, wenn man es mal übertrieben formulieren möchte.“ Shanks Augen weiteten sich vor Schock, er wollte seiner Tochter niemals wehtun. „Shanks, schon gut“, beruhigte sie diesmal ihn. „Lio?“, Angesprochene schaute zu ihrer Mutter, die weitersprach „Möchtest du zu Papa?“, die Kleine antwortete fragend „Papa?“ Lächelnd zeigte sie auf Shanks „Ja, dein Papa.“ Dieser lächelte zaghafte seine Tochter an, die sein Lächeln nur zu gern erwiderte und dann freudig nickte. Sie streckte ihre kleinen Ärmchen aus und wurde von Shanks in die Arme genommen. Sich dort bequem gemacht, setzten sich beide Eltern nebeneinander. Lina fing an ihre gemeinsame Tochter zu füttern während Shanks sie festhielt. Die Kleine sagte immer wieder zwischen den einzelnen Löffeln „Papa“ und berührte das Gesicht des rothaarigen Mannes mit ihren winzigen Händen. Dieser war sichtlich erleichtert darüber, zu mal er sich Gedanken darüber gemacht hatte, ob seine Tochter ihn überhaupt als Vater ansehen würde. Aber wie es schien, hatte die Kleine sich darüber keine weiteren Gedanken gemacht und ein Bild für ein neues Wort entdeckt. „Seit wann seid ihr hier?“, fragte seine Frau ihn und er antwortete „Sind mitten in der Nacht angekommen, wollte dich nicht wecken, du schienst ziemlich erledigt.“ „Kann man so sagen.“ „Sie war übrigens schon wach als ich ins Haus eintrat, hat ohne Punkt und Komma mit ihrem Bären geredet.“ „Das tut sie ständig, Bibo ist schließlich ihr größter Schatz.“ Die Kleine hörte nur den Namen ihres Bären und plapperte schon pausenlos drauf los. Shanks versuchte aus den vermeintlichen Worten seiner Tochter schlau zu werden – vergeblich. Lina fiel sein verdutzter Blick auf und erklärte ihm „Versuchs gar nicht erst, ich versteh auch kein Wort“, Shanks nickte verstehend, „Scheint so als wäre sie zufrieden.“ stellte er fest. Lio sah immer wieder von ihrer Mama zu ihrem Papa und erklärte ihnen, was Bibo ihr gestern erzählt hatte. Als ein erneut befüllter Löffel vor ihrem Mund inne hielt, sah sie zu ihrer Mutter und schüttelte dann den Kopf. „Bist du satt?“ fragte die Brünette ihre Tochter, die darauf nickend antwortete „Jaaa, bin satt.“ „Gut, möchtest du jetzt mit Papa rausgehen und spielen?“ Bei den Worten „Papa“ und „spielen“ schaute sie zu diesem und nickte begeistert. „Wir gehen später mit ihr zu den anderen auf die Red Force, aber erst mal darfst du jetzt Zeit mit ihr allein verbringen. Ich werde mir jetzt vorerst ein Bad genehmigen.“ lächelte Lina warm und ermutigte Shanks damit nach draußen zu gehen. Dieser stand mit seiner Tochter in den Armen auf, die Kleine machte Anstalten, um selbst zu laufen. Nachdem ihr Vater sie auf den Boden abgesetzt hatte, lief sie ins Wohnzimmer und holte den dort liegengelassenen Bibo. Der Rothaarige nahm seine Tochter an die Hand und verließ das Haus, um in den Garten zu gelangen. Dort eingefunden, suchte er nach möglichen Beschäftigungen und entdeckte einen kleinen bunten Ball. Auch die Rothaarige entdeckte diesen und zeigte mit ausgestrecktem Arm darauf und sagte voller Vorfreude: „Ball!“ Sie entzog sich seiner Hand, ging auf den Ball zu, hob diesen auf und warf ihn über den Boden kullernd zu ihrem Vater. Dieser war sichtlich erstaunt darüber, zu was sein Kind schon in der Lage war. Der Ballwechsel folgte noch einige unzählige Male bis Lio sich von der rollenden Kugel nicht mehr beeindrucken ließ. Sie tapste zu der Bank, welche direkt an der Hauswand stand, Shanks folgte ihr und wartete darauf, dass sie selbst hochkletterte. Endlich geschafft, ließ auch er sich neben sie nieder und begann zu sprechen „Schau mal Lio, dahinten ist ein Vogel, siehst du?“, er zeigte mit seinen Fingern auf besagten Vogel, welcher fröhlich zwitscherte. Angesprochene folgte der angezeigten Richtung und betrachtete den Vogel, man hörte sie lachen und darauf das Wort „Vogel“ sagen. Ein paar Stunden vergingen ähnlich, Shanks zeigte immer wieder auf etwas und erklärte ihr, was es war. So hatte sie ein paar neue Wörter gelernt. Höchstwahrscheinlich hatte sie bis zum Abend mindestens die Hälfte davon wieder vergessen, aber Shanks sah seiner Kleinen gerne dabei zu, wie sie begeistert in die Hände klatschte und das Wort daraufhin noch einige Male wiederholte. „Papa“, Lio sah ihren Vater mit ausgestreckten Armen an, er begriff schnell und hob sie auf seinen Schoß. Den Bären hatte sie natürlich immer noch in ihren Armen, knuddelte sich trotzdem an ihren Vater, der beschützend seine Arme um sie legte. Shanks freute sich innerlich jedes Mal wie ein Kleinkind, wenn seine Tochter zu ihm Papa sagte, er lächelte selig. Lina war schon eine Weile fertig mit Baden und hatte die beiden heimlich beobachtet. Immer wieder kicherte sie, wenn Shanks mehrmals versuchte ihrer gemeinsamen Tochter das Wort beizubringen. Ihre zwei Lieblinge sahen so friedlich aus, wie sie zusammengekuschelt auf der Bank saßen. Sie seufzte, wieso konnte es nicht immer so sein? Mit einem Lächeln trat sie zu den Rothaarigen und setzte sich neben ihren Mann, welcher seiner Tochter gespannt dabei zuhörte, wie diese ihrem Bären erklärte, was sie heute erlebt hatte. Ab und zu zeigte sie sogar auf Gegenstände, die Shanks ihr gezeigt hatte. Als Lina sich zu ihm setzte, fragte er mit einem Lächeln „Genug entspannt?“, „Du hast ja keine Ahnung, wie gut das gerade war..“ antwortete sie ihm wahrheitsgemäß. „Ich werde sie gleich mal umziehen und dann können wir zu den Anderen.“ Shanks nickte und ließ Lio auf den Boden. Er stand ebenfalls auf und bot der Brünetten seine Hand an, sie legte ihre in die seine und stand auf. Mit seiner freien Hand griff er nach Lios, welche ihm gewährte. Zu dritt gingen sie zurück ins Häuschen. Lina schnappte sich ihre Tochter und bereitete diese auf den Abend vor. Sicherheitshalber wurde ihr eine neue Windel angezogen. Ebenfalls war neue Kleidung notwendig, da sich Grasflecken auf Hose und T-Shirt verteilt hatten. Frisch umgezogen, setzte sich die Rothaarige auf einer der Sessel und schnatterte weiter mit ihrem Bären. Lina überprüfte noch einmal die Wickeltasche, ob tatsächlich alles notwendige sich darin befand. Nachdem auch die Tasche abgecheckt wurde, konnten sie sich nun auf den Weg zur Red Force machen. Wie sie das Haus betraten, verließen sie es dieses Mal. Nach einiger Zeit merkte man der Kleinen an, dass der Weg für ein knapp zwölf Monate altes Mädchen doch zu lang war. Shanks nahm sie auf einen Arm und die beiden Eltern liefen weiter zur Red Force. Als das Schiff in Lios Blickfeld landete, rief sie laut und freudig „Boooot!“ Shanks, der nicht sonderlich davon angetan war, dass sein Schiff als „Boot“ bezeichnet wurde, fragte Lina „Hättest du ihr nicht lieber das Wort 'Schiff' beibringen können?“ Diese winkte ab und grinste vorfreudig dem Schiff entgegen. Sie liefen gemeinsam den Steg entlang, manche der Männer winkten ihr bereits über die Reling zu, als sie dann an Deck waren, kamen einige schon auf sie zu und umarmten sie herzlich. Als dann die meisten von ihr abließen und das Mädchen in den Armen des Captains betrachteten, ging die Braunhaarige zum Vizen und umarmte auch diesen. Sie lächelte mahnend und sah ihm dabei zu, wie er die letzten Züge seiner Zigarette zog. Shanks, der immer noch von seinen Nakamas belagert wurde, kam endlich zu Wort „Lio hat in zwei Tagen Geburtstag und das muss gefeiert werden!“ Seine Crew brüllte vor Freude auf die kommende Feier, die wahrhaftig einen Grund hatte, auf. Langsam ließ man von dem Mädchen ab und man ging wieder seiner Tätigkeiten nach. Manche von ihnen schlugen für den Abend vor in die kleine Bar am Hafen zu gehen. Nach einem unausgesprochenen Gespräch zwischen Mutter und Vater wurde der Vorschlag angenommen. Bis zum Abend vergingen noch einige Stunden in denen die Rothaarige das Deck erkundete und gelegentlich mit manchen Crewmitgliedern „sprach“. Yasopp und Lucky Lou waren völlig angetan von der Kleinen und diese genauso von ihnen. Die Beiden versuchten dem Mädchen vor ihnen ständig ihren Namen beizubringen, es endete schließlich mit einem „yaya“ und „lulu“. In den Armen des Blonden spielte die Kleine mit seinen Dreads und sagte immer wieder „yaya.“ Als dann ein paar Musiker der Bande begannen zu singen, trällerte sie immer wieder mit. Langsam machte sich die Aufbruchstimmung breit und manche begaben sich bereits zu der Bar, so auch Lina und Shanks mit ihrer Tochter Lio. Der erste gemeinsame Ausflug beider Eltern mit Kind war also die Bar am Hafen, ungläubig schüttelte die Brünette den Kopf. Soweit war es also schon gekommen mit der eigenen Tochter etwas trinken gehen. Dort angekommen begrüßte der Barbesitzer freudig seine neue Kundschaft. Sofort steuerte Lina die freie Sitzecke an und pflanzte sich auf dieser. Shanks, der ihr hinterher schlenderte, setzte sich mit seinem Gepäck neben sie. Mit Lio auf seinem Schoß bestellte er die erste Runde. Die Kleine schaute sich gespannt um, aber musste leider feststellen, dass es absolut nichts Interessantes in diesem Raum gab. Die Bar war gefüllt mit Tischen und Stühlen, einer Theke an der Barhocker standen und noch weiteren langweiligen Tischen mit dem dazugehörigen Komfortmobiliar. Als dann allerdings die Kellnerin ihren Auftritt hatte, um die bestellten Getränke zu überbringen, zog ein Krug mit weißem Schaum die Rothaarige völlig in seinen Bann. Sie starrte gespannt auf das goldgelbe Gebräu und streckte ihre Arme nach dem Gefäß aus. „Lio, das gehört dir nicht“, sagte ihre Mutter tadelnd und nahm den faszinierenden Krug in die Hand, stattdessen drückte die Brünette ihrer Tochter die Babyflasche in die Hand. In dieser befand sich ebenfalls eine goldgelbe Flüssigkeit in der Hoffnung, dass die Kleine ebenso beeindruckt davon war, wie von dem Bier. Erfreulicherweise war dies sogar der Fall und Lio trank ab und zu etwas von ihrem Apfelsaft. Die am gleichen Tisch sitzenden tranken in Maßen und berichteten Lina von den vergangenen acht Monaten auf hoher See. In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit schnappte sich die Rothaarige den Krug ihrer Mutter, welche sich für einen kurzen Moment aufs stille Örtchen verzogen hatte, und wollte diesen gerade ansetzen als ihr Vater diesen wegnahm. „Lio, das darfst du nicht trinken.“ sagte er und sah, wie sich die Unterlippe seiner Kleinen vorschob. Ihre schwarzen Augen schauten ihn flehentlich an und er konnte sich nur überwinden nochmals nein zu sagen, da die Brünette in sein Blickfeld rückte. Seine Tochter fing an auf seinem Schoß zu zappeln und zu protestieren, Lina konnte die Situation von Weitem schon aus machen und wusste, was nun als Nächstes folgen würde. Was hatte Shanks nur schon wieder angestellt? Als sie an den Tisch trat, konnte sie schon das Gezeter hören. Gleich würden Tränen folgen, alles nur eine kleine Showeinlage, damit sie auch das bekam, was sie sich in ihren kleinen Kopf gesetzt hatte. Kaum saß Lina wieder neben Shanks konnte sie das Weinen ihrer Tochter vernehmen. Shanks, der sichtlich überfordert war, da er sich noch nie in solch einer Lage befand, versuchte seine Tochter zu trösten, wollte ihr immer wieder ihre Flasche geben als Ersatz für den Krug. Doch Lio hatte den Grund ihres Weinens bereits vergessen, ließ den Tränen freien Lauf und jammerte ihren Vater voll. „Lina..“, sagte der Rothaarige zögerlich, die Angesprochene schaute ihn fragend an „Was hast du verbrochen?“, fragte sie neutral. Wahrscheinlich hatte er nichts schlimmes getan, sie wusste doch wie ihre Lio reagierte, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte. Die Brünette sah abwartend ihren Mann an, der versuchte zu erklären „Sie wollte von deinem Bier trinken und ich hab sie davon abgehalten, seitdem meckert und weint sie..“ „Du hast nicht aufgepasst und sie hat sich meinen Krug geschnappt“, stellte Lina nüchtern fest. Shanks schluckte, er musste zugeben, dass er wahrhaftig nicht darauf aufgepasst hatte, was Lio tat. Er nickte zur Antwort, Lina seufzte und sprach ruhig weiter „Schon in Ordnung, kann ja vorkommen. Immerhin ist nichts passiert.“ Lio, der immer noch Tränen übers Gesicht liefen, drehte sich und sah ihrer Mutter mit ausgestreckten Armen entgegen. Mit vorgeschobener Unterlippe und heruntergezogenen Mundwinkeln stammelte die Kleine „Mama“ und wurde von dieser in die Arme geschlossen. Shanks blickte niedergeschlagen zu seiner Tochter, die sich langsam beruhigte. Er wollte sie doch nicht zum Weinen bringen, aber hätte er es zulassen sollen, dass sie von dem Bier trinkt? Natürlich nicht! Lina hätte ihn einen Kopf kürzer gemacht und trotzdem war sein kleiner Engel traurig und das nur wegen ihm. Mittlerweile hielt Lio Bibo in den Händen und knuddelte diesen ganz fest, sie hatte sich beruhigt. Das bekam der Rothaarige nochmals von seiner Frau bestätigt: „Alles wieder in Ordnung. Sie weiß wahrscheinlich nicht mal mehr, weshalb sie geweint hat“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Er nickte nur und schaute seiner Tochter dabei zu, wie diese mit ihrem Bären kuschelte. Der weitere Abend verlief ruhig, der Großteil der Rothaar-Piraten konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und einige von ihnen taumelten langsam zum Schiff zurück. Lio, die den Vorfall mit dem nicht erhaltenen Krug schon längst vergessen hatte, hatte es sich wieder auf dem Schoß ihres Vaters bequem gemacht und döste vor sich hin. Shanks war deutlich erleichtert, als seine Kleine sich an ihn kuschelte. Er hatte damit gerechnet, dass die Rothaarige ihm nachtragend die kalte Schulter zeigen würde, aber Fehlanzeige. Es schien so, als wäre es nie passiert. Lina, der es von Anfang an klar war, schaute Shanks an und musste sich eingestehen, dass er mit einem Kind auf dem Schoß nur noch attraktiver wirkte. Ebenso war es einfach zu süß den beiden Rothaarigen zuzuschauen wie sie um die Wette grinsten. Bald brachen die restlichen Nakamas auf. Lina und Shanks entschieden sich ebenfalls dazu die Heimreise anzutreten. Mit der schlafenden Lio in den Armen ging der Rothaarige neben seiner Frau her, gemeinsam begaben sie sich zum Haus. Dort angekommen, wurde das kleine Mädchen von Shanks samt ihren Bären ins Bett gelegt. Diese kuschelte sich nur noch mehr in das Weich aus Decken und vergrub die Arme in ihr Kuscheltier, währenddessen verschwand Lina im Bad. Als diese bettfertig das Badezimmer verließ, wurde sie von Shanks in die Arme geschlossen. Sie hatten seit seiner Ankunft keine einzige Minute für sich allein und nun nutze der Rothaarige diesen kurzen Moment der Zweisamkeit. Er drückte seine Lippen sanft auf ihre. Im ersten Moment war die Brünette, die nicht auf diese Aktion vorbereitet war, überrumpelt, ließ sich aber kurze Zeit später darauf ein. Der Kuss wurde intensiver, es war als hätten sie die Küsse der letzten Monate nachzuholen. Als der großgewachsene Mann mit seiner Zunge sanft über die Unterlippe seiner Frau strich und um Einlass bat, hörten sie leises Gebrummel, welches vom Bett aus kam. Beide mussten seufzen. „Geh du ruhig ins Bad, ich leg mich schon mal hin“, sagte die Brünette immer noch etwas enttäuscht von der Unterbrechung. Der Angesprochene brummte zur Antwort und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Als Lina sich zu ihrer Tochter in das große Bett legte, stellte sie fest, dass ihr Kind immer noch schlief. Wie erwartet, war sie also nicht aufgewacht und sprach im Schlaf. Als Shanks das Zimmer nur noch in Hose bekleidet betrat, huschte Linas Blick über seinen Körper. Er hatte sich kein Stück geändert, genauso anziehend wie vor Jahren. Er sah ihren starrenden Blick und grinste ihr verschmitzt entgegen. Er legte sich auf die andere Seite des Bettes und drehte sich auf die Seite mit Blick zu Lina. Diese sah ihn wehleidig an, er konnte sich denken, was sie dachte und schüttelte den Kopf, sie würden sicher noch Zeit dafür finden. Über Lio hinweg gaben sie sich noch einen Kuss und sagten sich gegenseitig „Ich liebe dich.“ Kurze Zeit später war es still im Haus und alle sich darin befindenden schliefen. Kapitel 3: Geburtstag --------------------- Geburtstag Lios Geburtstag stand vor der Tür und es wurde innerhalb der Crew heftig darüber diskutiert, was man der Kleinen denn schenken könnte. Einige Spielzeuge waren dabei, dazu natürlich noch etliche Kuscheltiere und noch ein Haufen anderer Dinge, die die Rothaarige lieben würde. Die Feier würde auf der Red Force stattfinden, deshalb gab es so manches vorzubereiten. Bunte Girlanden wurden aufgehängt, Unmengen an Luftballons wurden platziert und man überlegte sich Spiele. Am Morgen wurde die Kleine viel zu früh von ihren Eltern geweckt. Völlig verschlafen schaute sie auf und erblickte ihre Eltern, die freudig ein Lied sangen. Als ihr Vater auf sie zu kam, um sie hochzuheben, war Lio immer noch völlig verwirrt, ließ ihn dennoch machen. Sie bekam von ihm einen dicken Schmatzer aufgedrückt, auch ihre Mutter kam auf sie zu und drückte die Kleine so gut es ging. Die Einjährige schaute immer noch verdattert ihre Eltern an, sie war soviel Aufmerksamkeit am Morgen nicht gewohnt. Zu dritt ging die kleine Familie in die Küche, dort warteten noch ein paar weitere Crewmitglieder, die der Kleinen herzlich gratulierten. Mittlerweile war es der Rothaarigen egal, weshalb sie von allen beachtet wurde, sie freute sich die vielen lächelnden Gesichter zu sehen. Auf dem Tisch stand ein Kuchen mit einer Kerze drin. Als besagter Kuchen in das Blickfeld des Mädchens kam, leuchteten ihre Augen groß auf, Vorfreude machte sich breit. Shanks trat zum Tisch vor und stellte seine Tochter auf einen Stuhl, er ging auf ihre Höhe und sagte „Lio, du musst pusten, siehst du? So wie ich“, daraufhin pustete er der Kerze entgegen. Lio sah beeindruckt auf die Flamme, die bei dem leichten Windzug hin und her tänzelte. Sie sah wieder ihren Vater an, der erneut ansetzen wollte. Sie tat es ihm gleich, blies ihre Backen auf und pustete auf die Kerze, diese begann zu flackern. Sie musste kichern und hörte, wie die Anderen sie ermutigten weiter zu machen. Sie pustete erneut und die Flamme erlosch. Alle Anwesenden jubelten, riefen erneut: „Alles Gute!“ und sie klatschte erfreut in die Hände. Lina schnitt den Kuchen in Stücke und stellte einen Teller befüllt vor Lios Nase. Lina war klar, dass Kuchen zum Frühstück nicht sonderlich gesund war, aber es war immerhin der erste Geburtstag ihrer Tochter, da konnte man doch Ausnahmen machen. Die Rothaarige stopfte sich das Stück Kuchen in einer unglaublichen Geschwindigkeit in den Mund, das hatte natürlich als Resultat, dass die Hälfte sich überall befand nur nicht in diesem. Alle um sie herum grinsten sie an und sie grinste zufrieden zurück. Sie hatte zwar keinen Schimmer für was das alles war, aber wieso sollte sie sich beschweren? Der großgewachsene Blonde trat näher und hielt ihr ein Geschenk hin. Es war eher schlecht als recht verpackt, aber daran störte sich die Kleine nicht. Yasopp gab ihr das Geschenk und sie klatschte eifrig in die Hände und plapperte los, zwischenzeitlich konnte man ein „yaya“ erahnen. Sie hielt das Geschenk in ihren viel zu kleinen Händen und freute sich. Die Männer sahen sie verwundert an, warum öffnete die Kleine es nicht? Lina grinste und nahm der Kleinen das verpackte Geschenk ab. Diese schaute abwartend zu ihrer Mutter, sie wollte es zurück haben, das stand fest. Der komisch verpackte Gegenstand hatte sie völlig verblüfft, all die bunten Farben, wieso hatte ihre Mutter ihr es weggenommen? Yasopp wollte die Brünette gerade fragen, als er sah, wie diese das Geschenkpapier entfernte. Die Männer hätten sich ohrfeigen können. Natürlich! Wie sollte eine Einjährige auch gegen Geschenkpapier ankämpfen? Lio dagegen starrte mit großen Augen auf das Ausgepackte. Es war tatsächlich ein Plüschhase. Sie zeigte mit ihren kleinen Fingern darauf und sagte „dada“, Lina gab ihr den Hasen und alle beobachteten die Kleine, wie sie den Hasen an sich drückte. „Lio Schätzchen?“, sprach die Mutter ihre Tochter an, welche sie fragend ansah. „Wir gehen jetzt baden und danach feiern wir ganz groß weiter, ja?“ die Rothaarige nickte nur und drückte wieder den Stoffhasen. Die Brünette wandte sich an die Männer: „Ihr könnt schon mal aufs Schiff gehen und schauen, ob alles vorbereitet ist, ich komme bald mit ihr nach“, zur Antwort bekam sie von allen ein Nicken bis auf einen. Lina sah ihn fragend an, er antwortete schließlich „Ich helfe dir.“ Seine Nakamas verließen das Haus und ließen die kleine Familie allein. Lina räumte das Geschirr beiseite und sagte mit dem Rücken zu Shanks gewandt: „Wenn du helfen willst, kannst du sie ja jetzt baden.“ Zur Antwort nickte er, sagte dann aber noch schnell „Ist in Ordnung“, nachdem er bemerkt hatte, dass sie ihn gar nicht sah. Er hob seine Lio hoch und betrat mit dieser das Schlafzimmer. Er suchte sich möglich notwendige Gegenstände heraus und ging mit seiner Tochter ins Bad. Dort angekommen ließ er das Wasser in die Wanne laufen, testete die Temperatur und wandte sich wieder zu der Rothaarigen, die ihn aufmerksam beobachtete. Er entledigte sie ihrer Kleidung und wollte sie in die Wanne setzen, als diese plötzlich protestierte und mit ihren Beinchen strampelte. Dabei kam es nicht umhin, dass Wasser aufspritzte und Shanks somit nass wurde. Er testete erneut die Temperatur und ließ nachträglich noch wärmeres Wasser ein. Er wartete geduldig und hob seine Tochter erneut in die Wanne. Ohne Proteste ließ sie ihn machen und planschte im warmen Nass herum. Am Wannenrand entdeckte Shanks eine kleine gelbe Quietscheente und drückte diese Lio in die Hände. Er schaute sich fragend im Bad um und erspähte eine Flasche mit Babyshampoo. Motiviert öffnete er diese, ließ sich etwas in die Hand tröpfeln und machte sich dann an den Haaren des Mädchens zu schaffen. Diese drückte immer wieder die gelbe Ente, die daraufhin ein Quietschen von sich gab. Als das Einschäumen erledigt war, versuchte Shanks ihr dieses wieder auszuwaschen und bekam von seiner Tochter eine Ladung Wasser ab. Völlig verwirrt schaute er seine Tochter an, die ihn gerade tatsächlich vermeintlich absichtlich nass gemacht hatte und fröhlich lachte. Er ließ sich nicht beirren und wusch den Schaum von ihrem Kopf. Fertig gebadet holte er die Rothaarige aus der Wanne. Diese konnte es natürlich nicht verhindern und ließ noch einige Tropfen an ihren Vater abperlen. Shanks schnappte sich ein großes weiches Handtuch und wickelte die Kleine darin ein. Zufrieden mit sich und seiner Leistung grinste er das Mädchen vor ihm an und schaute sich im Bad um. Es war einiges nass geworden, mal abgesehen von ihm selbst, aber sein Ziel hatte er erreicht. Er nahm das Handtuch mit seiner Tochter und verließ das Bad. Am Wickeltisch angekommen, kleidete er die Rothaarige ein und begutachtete sein Werk. Er spürte Stolz in seiner Brust. Er hatte es tatsächlich geschafft sie zu baden, zu wickeln und anzuziehen. Die Rothaarigen grinsten sich gegenseitig an. Lina betrat gerade den Raum und begutachtete die beiden und musste feststellen, dass Shanks es wahrhaftig geschafft hatte ihre Tochter zu baden. Mal davon abgesehen, dass er sich und das Bad unter Wasser gesetzt hatte. Sie kam den beiden näher und lächelte „Nicht schlecht“, sagte sie und Shanks drehte sich zu ihr um und grinste ihr entgegen „Ja, ich weiß.“ Sie überwand die letzten Schritte und stand nun vor Lio. „Ich wollte ihr allerdings etwas anderes anziehen“, stellte Lina fest und zupfte an der Kleidung der Rothaarigen. „Ist das etwa nicht schön?“, fragte der Rothaarige und sah der zierlichen Frau dabei zu, wie sie ihrer Tochter die Kleider wechselte. „Doch doch, schön ist es, aber ich wollte etwas ausgefalleneres anziehen“, sagte sie und präsentierte Shanks seine Tochter in einem Blümchenkleid. Das rothaarige Mädchen sah zuckersüß aus, das musste auch ihr Vater sich eingestehen und nickte. „Lio“, die Brünette wartete darauf, dass die Angesprochene ihr Aufmerksamkeit schenkte um weitersprechen zu können. Als diese fragend ihre Mutter ansah, sprach Lina weiter: „Wir werden gleich auf das Schiff gehen und dann bekommst du noch viele schöne Geschenke“, ihre Tochter legte allerdings nur den Kopf schief und blickte noch fragender drein als zuvor. Shanks sah, dass Lio ein paar Worte fehlten und korrigierte seine Frau „Wir gehen gleich auf das große Boot, erinnerst du dich?“ Bei dem Wort „Boot“ grinste die Kleine freudig und nickte zur Antwort. Der Rothaarige hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass die Red Force als Boot abgestempelt wurde, irgendwann würde die Kleine auch Schiff sagen können, einfach nur abwarten. Nachdem sich auch Lina umgezogen hatte und die Tasche gepackt hatte, konnten sie sich auf den Weg zum Hafen machen. Den Weg über blieb Lio ziemlich ruhig, lächelte aber. Als die Red Force sichtbar wurde, zeigte die mittlerweile Einjährige auf das Schiff und rief „Booooot!“ Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Vater betrat sie das große Schiff und wurde von der gesamten Crew bejubelt. Alle zusammen schmetterten sie ein Geburtstagslied für das Geburtstagskind, welches immer wieder in die Hände klatschte. Von Shanks wurde sie ein paar Mal in die Luft hochgeworfen, natürlich nicht sonderlich hoch und nur mit der Zustimmung Linas. Als es dann zum Geschenke auspacken ging, halfen ihre Eltern ihr. Immer abwechselnd wurden die verpackten Geschenke geöffnet und deren Inhalt übergab man der Kleinen, deren Augen strahlten wie die Sonne zur Mittagszeit. Einige Kleidungsstücke waren dabei, nicht zu vergessen etliches Spielzeug und auch einige nützliche Dinge, die Lina für ihre Tochter verwenden konnte. Das letzte ungeöffnete Geschenk übergab Shanks der Brünetten, welche neugierig darauf schaute, um vielleicht erraten zu können, was sich darin befinden könnte. Es war um einiges kleiner als die Geschenke davor. Lina zerriss das Papier und hielt eine kleine Schmuckdose in den Händen, gespannt öffnete sie diese und erblickte eine silberne Kette mit einem Teddybären als Anhänger. Sie schaute gerührt zu Shanks, der sie warm anlächelte „Ich dachte mir, dass es gut zu ihrem Bibo passen würde“, Lina nickte und zeigte ihrer Tochter die Kette. Diese schaute auf den glitzernden Teddybären und sagte darauf mit klatschenden Händen „Bibo.“ Lina legte ihr die Kette um und drückte ihre Tochter an sich. Shanks überbrückte die kurze Distanz zu ihnen und drückte seine beiden Frauen. Alle Anwesenden sahen diesem Schauspiel zu und wussten nicht so recht, ob sie vor Freude jubeln sollten oder der kleinen Familie ihre Ruhe lassen sollten. Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen als Shanks sich löste und den Beginn der Feier ankündigte: „Ich freue mich unglaublich, dass ich den ersten Geburtstag von Lio miterleben darf. Es soll ein unvergesslicher Tag werden, feiert meine Kameraden, auf das Wohl von Lio!“ Es wurde gejubelt und kaum wurde der Start der Feier verkündet, wurden die ersten Krüge befüllt um danach direkt wieder geleert zu werden. Lio verputzte fröhlich ein weiteres Stück Kuchen und wurde von ein paar Männern abgeholt, um ein Spiel zu spielen. Es war ziemlich leicht, forderte dennoch die Konzentration der Kleinen. Vor ihr befanden sich drei Becher, unter einem von ihnen befand sich ein Bonbon, welches es zu ergattern galt. Völlig überfordert zeigte die Rothaarige gedankenlos auf einen Becher in der Hoffnung das Bonbon zu bekommen und tatsächlich, nach dem vierten Versuch hatte sie es nun. Dieses Spiel wurde ihr aber schnell langweilig, das merkten auch die Männer um sie herum. Schnell kam einem von ihnen eine neue Idee in den Sinn. Er ging auf allen Vieren und sagte einem anderen, dass er Lio auf seinen Rücken setzen sollte. Gesagt, getan. Die Kleine kicherte immer wieder und winkte den anderen Nakamas zu an denen sie vorbeikamen. Als sie vor ihren Eltern waren, machten sie dort Halt. Shanks nahm seine Tochter von dem Rücken seines Freundes und ging mit dieser zur Reling. Etwas abseits von der Feier wollte er einen kurzen Moment mit ihr allein haben. „Schau mal Lio, das ist das große weite Meer. Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, dass es unendlich ist, so unbeschreiblich groß und unberechenbar. Immer wenn ich nicht bei euch bin, schaue ich aufs Meer und sehe euch. Meine Lieben, meine kleine Familie. Ich liebe euch zwei unbeschreiblich und hoffe, du kannst es mir irgendwann mal verzeihen, dass ich nicht immer für dich da sein kann“, sagte er und gab der Rothaarigen einen Kuss auf die Stirn. Von seinem Redefluss verblüfft schaute sie abwechselnd von ihm zum Meer und wieder zurück. Seine Stimme hatte etwas beruhigendes und sie kuschelte sich an ihren Vater. Was auch immer er gerade gesagt haben mochte, es beruhigte sie. Lina sah den beiden zu und entschloss sich ihnen Gesellschaft zu leisten. Als sie hinter Shanks stand, drehte sich dieser um und lächelte seine Frau herzlich an. Er liebte sie, alle beide. Er würde alles notwendige tun, um sie zu beschützen. Niemand sollte es jemals wagen ihnen zu schaden. Bis zum Abend hin wurden die Rothaar-Piraten immer ruhiger, sie hatten früh begonnen zu feiern und so war der Großteil vor Sonnenuntergang schon breit und lag verstreut an Deck. Die üblichen Gesichter schauten sich immer noch munter an und wechselten ab und zu ein Wort. Zu diesen gehörte Lio allerdings nicht. Die Spiele mit den Männern und das Geschenke bestaunen, hatte ihr viel Kraft gekostet, sodass sie nun in den Armen ihres Vaters eingeschlafen war. Lina hatte sich inzwischen auch an Shanks gekuschelte, dieser erzählte ihr davon, was sie als nächstes tun würden, wenn sie Insel verlassen hatten. Die Brünette ließ sich von dem baldigen Abreisen ihrer Freunde nicht deprimieren und genoss die Zeit in der sie noch alle da waren. Shanks würde in den kommenden Jahren höchstwahrscheinlich in den Blues rum dümpeln, um dann wieder zurück in den West Blue zu kommen. Es sollte nicht auffallen, dass einer der Vier Kaiser sich hauptsächlich im West Blue aufhielt, zumal er doch in die Neue Welt gehörte. Sie sprachen auch darüber, für was Lio sich entscheiden würde und ob sie überhaupt etwas damit zu tun haben wollte. Vielleicht wollte sie ja wirklich Konditorin werden, wer wusste das schon. Ihre Vorliebe zu Kuchen befürwortete die Berufswahl nur noch mehr. „Schon ein Jahr alt..“, begann Lina und Shanks nickte, schon ein Jahr war vergangen und dieses verging so unglaublich schnell. „Erzählst du ihr davon, dass wir Piraten sind?“, fragte Shanks und war gespannt was er zur Antwort bekommen würde. Lina dachte nach. Sollte sie ihrer Tochter sagen, dass sie Piraten waren? Sie war stolz drauf eine zu sein, keineswegs würde sie es bestreiten, wenn man sie danach fragen würde und sie würde auch lieber als stolze Piratin sterben als eine, die es verleugnet. Aber sollte sie ihrer Tochter erzählen, dass ihre Eltern Piraten waren? Hätte Lio dann noch eine freie Wahl ,was sie werden wollte? Hätte sie, natürlich, aber die Wahl wäre damit beeinflusst. Lina seufzte, sie wusste keine Antwort „Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht, ich will sie damit nicht beeinflussen, sie soll sich selbst für etwas entscheiden.“ Shanks verstand ihren Einwand, hoffte dennoch, dass ihr Kind das Meer ebenfalls lieben würde, so wie sie es taten. „Wir können die Nacht über hier bleiben“, sagte schließlich Lina nach einer Runde des Schweigens. „Sicher?“, „Ja ich hab alles wichtige hier, vielleicht schläft sie gleich auch einfach brav weiter, wenn wir sie ins Bett gelegt haben..“ „Wir könnten auch Ben beauftragen, dass er sich um sie kümmert“, Lina nickte „Guter Einwand, ich glaub das machen wir“, lächelte sie. Zusammen ging das Pärchen samt Kind zu dem Schwarzhaarigen, der immer noch im Gegensatz zu seinen Nakamas bei vollem Bewusstsein war. Die Brünette begann zu sprechen: „Du Ben, du hättest doch nichts dagegen auf unsere Kleine hier aufzupassen oder? Ich meine, sie schläft eh schon und du musst sie nur etwas beschäftigen, wenn sie wach wird, kannst du das bitte machen?“, sie klimperte mit den Wimpern auch wenn sie wusste, dass es bei Ben nichts bringen würde. Der Gefragte brummte nur und stimmte zu „Aber nur, weil die Kleine heute Geburtstag hat.“ Shanks freute sich und übergab seinem Vizen seine Tochter, kam aber nicht um hin ihr noch einen Kuss auf die Stirn zu geben. Im Schlaf nuschelte die Kleine irgendwas und machte es sich in den Armen des Schwarzhaarigen bequem. Das Pärchen hatte nun für einen kurzen Teil des Abends eine kindfreie Zeit und genoss dieses sichtlich. Gemeinsam verschwanden sie unter Deck und begaben sich dort in die Kajüte des Captains. Zur gleichen Zeit an Deck betrachtete der Vize das schlafende Wesen in seinen Armen. Wie niedlich die Kleine doch war und vor allem so unglaublich still. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, brummelte die Rothaarige wieder irgendetwas im Schlaf. Dem Mann genügte ein Blick übers Deck, um festzustellen, dass kaum noch einer auf den Beinen stand. Allerdings fiel ihm ein kleines Stofftier ins Blickfeld. War das nicht..? Er dachte kurz nach und entschied sich dazu mit der Kleinen gemeinsam zu besagtem Stofftier zu gehen. Es war der Teddybär mit der roten Schleife um den Hals, wie nannte sie ihn nochmal? - Bipo, Bobi, Bibo? Irgendwie so was war es doch. Er grübelte nicht weiter darüber nach und drückte dem schlafenden Mädchen den Bären irgendwie in die Arme, kaum befand sich dieser in ihrem Griff, wurde er an sie gekuschelt. Nach einer ruhigen Stunde öffnete die Rothaarige verschlafenen Augen und blickte den Schwarzhaarigen an, dieser seufzte, er war kein Stück darauf vorbereitet, was die Kleine jetzt von ihm erwarten könnte. Sie sagten beide nichts und schauten sich einfach an, bis schließlich der Vize sprach: „Ich bin Ben, kannst du das sagen? Ben?“, die Kleine legte den Kopf schief und fragte sich was der Mann wollte. Dieser versuchte es erneut: „Lio, versuch mal Ben zu sagen“, er zog davon das „N“ in die Länge und wartete auf eine Reaktion des Mädchens. Das sonst so gesprächige Mädchen blieb immer noch stumm und runzelte inzwischen die Stirn, was wollte er nur? Er versuchte es noch ein letztes Mal und kam sich mittlerweile ziemlich blöd vor, bei Yasopp und Lou hatte es doch auch halbwegs geklappt, was war so schwer daran seinen Namen zu sagen? „Ich bin Ben“, sagte er schließlich und schaute gespannt auf die Kleine, die langsam verstand. Und dann sagte sie es endlich, wenn auch noch ziemlich eigenwillig ausgesprochen, aber annehmbar. „Bennn“, sagte sie und der Schwarzhaarige schaute mit einem Lächeln auf das Mädchen in seinen Armen. Er hatte es geschafft, sie hatte es geschafft. Als die Rothaarige das Lächeln des Vizen sah, lächelte sie ebenfalls und sagte wieder freudig „Ben“ - sie hatte also ein neues Lieblingswort. Nach einer Weile kamen dann auch Mutter und Vater des Kindes an Deck und lächelten selig. Als die Beiden dann auch noch den Schwarzhaarigen entdeckten, der fröhlich mit ihrer Tochter in seinen Armen plauderte, konnten sie nicht anders und lachten. Sie hatten nichts seltsameres gesehen als den sonst so ruhigen Ben, der bis eben fröhlich mit einer Einjährigen sprach. Als er die Eltern der Kleinen entdeckte, war er einerseits erleichtert, andererseits aber auch etwas traurig. Das Mädchen hatte es tatsächlich geschafft ihn für sich zu gewinnen. Sie hatte ihre Eltern mittlerweile auch entdeckt und streckte ihnen ihre kleinen Ärmchen entgegen. Lina nahm sie hoch und fragte Ben, dessen Blick leicht betrübt wirkte „War sie artig?“, „Ja, hat bis vor kurzem noch geschlafen“, die Brünette nickte und wandte sich zu ihrer Tochter „Hat es dir bei Onkel Ben gefallen?“, heftiges Nicken kam von der Gefragten und ein darauffolgendes „Ben!“ untermauerte ihr eifriges Nicken. Shanks sah verblüfft von seiner Tochter zu seinem Vizen, er hatte es tatsächlich geschafft ihr seinen Namen beizubringen. „Ich bring sie dann mal ins Bett“, sagte Lina und begab sich mit ihrer Tochter unter Deck, die beiden Männer ließ sie dort zurück. Shanks trat neben Ben „Sie ist ein kleiner Engel, nicht wahr?“ er kannte Bens Ansicht bereits, hörte sich trotzdem seine Worte an „Kaum zu glauben, dass sie dein Kind ist.“ Etwas beleidigt senkten sich die Mundwinkel des Captains, kaum später grinste er breiter als üblicherweise „Ich hab es aber damals auch geschafft dich für mich zu gewinnen, sonst wärst du ja jetzt nicht hier!“ Triumphierend klopfte er seinem Vizen auf den Rücken der nur brummte, aber sich eingestehen musste, dass die Rothaarigen sich nicht unähnlich waren. Der Schwarzhaarige verschwand mit einem „Gute Nacht“ als Lina erneut das Deck betrat. Die Brünette begab sich zu dem alleinstehenden Mann und lächelte, er nahm sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss aufs Haar. Bald müsste er sie wieder allein lassen, dann wären sie wieder für ein Jahr getrennt. Es schmerzte in seiner Brust, wenn er darüber nachdachte. Er wollte sie bei sich haben, alle beide. Wieso war das alles so kompliziert? Er seufzte. Lina sah ihn fragend an, bekam aber als Antwort nur ein „Schon gut.“ Sie ließ sich nicht von ihm beirren und erwartete eine vernünftige Antwort, er seufzte wieder. „Ich hab nur dran gedacht, dass wir bald wieder fahren müssen“, seine Stimme wurde gegen Ende immer leiser. In diesem Moment wirkte er so unglaublich schwach und verletzlich. Sie sah es als ihre Pflicht ihn aufzuheitern „Zerbrich dir nicht dein Köpfchen, ihr seid doch bald wieder hier und dann ist das Wiedersehen umso schöner“, er nickte. Er wusste doch, dass es für sie beide nicht leicht war und sie sollte jetzt nicht auch noch stark für alle sein. Er gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und drehte sich mit ihr zum Meer herum. Gemeinsam blickten sie auf das vom Mond erleuchtete Wasser, wie unbeschreiblich schön es doch in solch ruhigen Nächten aussah. Kapitel 4: Piraten müssen nicht Zähne putzen -------------------------------------------- Piraten müssen nicht Zähne putzen? „Du Mama, was sind Piraten?“, „Ähm..“ Lina stockte, woher kannte ihre Tochter diesen Begriff? Von ihr sicherlich nicht, sie hat stets vermieden das Wort auszusprechen. Sie setzte an: „Nun ja, also.. ähm“, sie wusste nicht wirklich, was sie darauf erwidern sollte. Sie versuchte es mit einer Gegenfrage: „Sag mal, wer hat dir das eigentlich beigebracht?“, „Na der alte Bardo aus dem Dorf!“, innerlich fluchte die Brünette. Sie hatte dem alten Mann doch gesagt, dass er nicht von Piraten anfangen sollte auch wenn er damals selbst einer war. So alt wie dieser Tattergreis war, hatte er es offensichtlich vergessen. Lina seufzte, wie sollte sie am besten beginnen? Die Vierjährige schaute ihre Mutter an und spürte die Unsicherheit, die von ihr ausging. „Also, wenn du es mir nicht sagen willst, frag ich einfach Bardo“, ihre Mutter schüttelte umgehend den Kopf. Wer weiß, was der Opa ihr alles erzählen würde, dann lieber auf ihre Art. „Na gut.“ Sie unterdrückte einen weiteren Seufzer, setzte sich an den Küchentisch und deutete ihrer Tochter sich ebenfalls zu setzen. Nachdem auch sie Platz genommen hatte, begann Lina „Weißt du Lio, es gibt unterschiedliche Arten von Piraten. Es gibt sozusagen gute und böse, verstehst du?“, sie sah abwartend zur Rothaarigen, welche nickte und darauf wartete, dass ihre Mutter endlich fortfuhr. „Die Bösen sehen nur den Wert in materiellen Schätzen. Sie rauben, um sich durch das Hab und Gut anderer zu bereichern, die Guten allerd..“ weiter kam sie nicht, da wurde sie von dem Mädchen gegenüber unterbrochen „Wie machen sie das?“ Lina verzog keine Miene, obwohl sie das starke Bedürfnis hatte dieses Gespräch zu beenden. „Sie setzen die Leute außer Gefecht“, brachte die Brünette schließlich hervor, ihre Tochter war dennoch nicht zufrieden „Aber wie?“ Dem Mädchen war gar nicht bewusst, wie sehr sie ihre Mutter mit diesen Fragen aus der Bahn warf. Lio stellte eine Vermutung auf „Bringen sie die Leute etwa zum Schlafen und rauben sie aus? Das wäre gar nicht nett“, sie verzog dabei den Mund. Lina blinzelte einige Male ihre Tochter an, sollte sie jetzt einfach zustimmen und die Sache so ruhen lassen oder ihr die Wahrheit sagen und des Richtigen belehren? Sie entschied sich zuzustimmen „Ja, sie geben den Leuten etwas zu essen oder zu trinken, damit diese dann einschlafen.“ Der Brünetten kam es falsch vor ihre Tochter so zu belügen, aber wie könnte sie ihrer vierjährigen Tochter erklären, dass diese „bösen Piraten“ morden, um an Geld zu kommen? Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihre Tochter fragte: „Und was sind gute Piraten? Beschenken sie etwa andere Leute?“, ihre schwarzen Augen strahlten bei der Vorstellung. Lina musste schmunzeln, schüttelte aber den Kopf als sie sprach „Das stimmt nicht ganz, die guten Piraten tun den Menschen nichts. Manche von ihnen beschützen sogar andere Menschen und die gesamte Insel dazu. Der eigentliche Grund, weshalb sie Piraten sind, ist dass sie frei sein wollen.“ „Frei?“, die Kleine legte den Kopf schief und stellte die nächste Frage „Wer hält sie denn gefangen?“, „Du weißt doch, dass es auf der Welt einige Regeln gibt, die man einhalten muss, nicht wahr?“ „Du meinst, vorm Essen Hände waschen oder sich vorm Schlafen die Zähne putzen oder nicht mit schmutzigen Schuhen im Haus rumlaufen oder..“, Lina musste sie unterbrechen, es hätte stundenlang so weitergehen können. „Ja, genau solche Regeln, aber es gibt noch einige andere Regeln, z.B. darf man nicht stehlen.“ Lio nickte verstehend „Das wäre auch gar nicht nett.“ Die Brünette sprach weiter: „Und nun ja, alle Piraten sind frei von diesen Regeln, sie entscheiden selbst, wie sie leben wollen und..“ „WAAAS?! Sie müssen sich vorm Schlafen nicht die Zähne putzen?! Wie unfair! Ich will auch Pirat sein!“ Ihre Mutter sah sie geschockt an, was hatte ihre Tochter gerade gesagt? „Warum guckst du so komisch? Würdest du nicht gerne Pirat sein? Da hat man doch gar keine Regeln.“ Ihre Tochter war völlig beeindruckt von der Vorstellung keiner Regel mehr Folge zu leisten, was hatte sich die Brünette da nur wieder eingebrockt? Sie konnte es nicht mehr zurückhalten, seufzte hörbar laut und legte ihren Kopf auf die Tischplatte. Die Kleine verstummte verwundert und fragte sich, was ihre Mutter hatte. „Mama? Alles okay?“, die Angesprochene hob ihren Kopf und zwang sich ein Lächeln auf „Ja Schatz, alles okay.“ Da begann die Kleine wieder zu plappern, wie cool es doch wäre Pirat zu sein. Lina konnte es sich nicht mehr anhören und unterbrach die Vierjährige. „Weißt du Schätzchen auch Piraten haben so ihre kleinen Regeln.“ „Hä wie?“ „Nun ja, jeder dort bekommt einen Posten zugeteilt und ist für diesen zuständig, die anderen verlassen sich darauf, dass jeder seine Arbeit richtig macht. Zum Beispiel: der Smutje ist der Koch der Mannschaft und er muss sich um die Verpflegung kümmern, er kocht für alle und sorgt dafür, dass sie ausreichend und gesund essen; dann gibt es noch den Navigator, dieser ist dafür zuständig das Schiff richtig zu steuern, er ist dafür verantwortlich das Schiff heile übers Meer zu bringen; der Wichtigste ist allerdings der Captain, er sorgt dafür, dass alles ordnungsgemäß abläuft und jeder sich an seine Aufgaben hält, er gibt die Anweisungen, er entscheidet damit über das Wohl aller Anwesenden.“ Lio war während der Erzählung völlig stumm geblieben und nickte immer wieder, um zu zeigen, dass sie verstand. Als sie die Aufgaben des Captains hörte, schrie sie hemmungslos „Ich will Pirat werden und der Captain sein!“. Die Mutter der Kleinen seufzte, wieso hatte sie das Alles nochmal erzählt? Achja, um sich das Leben noch etwas schwerer zu machen. Auch noch Tage nachdem sie dieses Gespräch geführt hatten, sagte die Rothaarige, dass sie unbedingt Pirat werden wollte. Innerlich verfluchte sich die Brünette dafür, sie war doch selbst Schuld dran. Weshalb hatte sie ihr das Alles erzählt? Es war mittlerweile später Nachmittag und Lio befand sich im Garten und schaukelte immer hin und her, bald würde es Essen geben. Das Gesprächsthema? Natürlich nichts anderes als Piraten. Lina beobachtete ihre Tochter aus dem Küchenfenster aus und musste lächeln. Ihre Tochter wollte Piratin werden, mal unabhängig von ihren Beweggründen, sie kam ganz nach ihren Eltern. Vielleicht wird sie tatsächlich einmal Captain einer Bande sein und über die Grandline segeln, vielleicht würde sie sogar das One Piece finden? 'Moment mal..das One Piece finden?!' was dachte Lina da bloß? Vor einer Woche dachte sie noch anders, sie hatte sich sogar erhofft, dass Lio etwas Vernünftiges machen könnte. Lina war völlig in Gedanken versunken und bekam deshalb nicht mit, wie ihre Tochter zurück ins Haus kam und sich in der Küche an den Tisch setzte. Die Kleine fragte sich, ob sie warten sollte bis ihre Mutter von selbst reagieren würde oder ob sie auf sich aufmerksam machen sollte. Sie entschied sich für letzteres „Du Mama, was muss man alles haben, um Pirat zu sein?“. Sie sah wie ihre Mutter leicht zusammenzuckte und sich dann umdrehte „Ich hab gar nicht mitbekommen, wie du ins Haus gekommen bist Kleine“, stellte die Brünette fest. „Ja mir wurde langweilig und ich wollte unbedingt wissen, was man alles brauch!“, grinste ihr ihre Tochter entgegen. Lina lächelte warm zurück „Das können wir gleich besprechen, wenn das Essen auf dem Tisch steht, in Ordnung?“. Die Brünette musste sich damit abfinden, wenn ihre Tochter Pirat werden wollte, sollte sie das. Sie sollte allerdings bestens darüber informiert sein. Verbieten würde nichts bringen, das würde sie nur umso mehr verlocken und unvorbereitet auf die Grandline? Da kann man sich auch direkt von Klippe schmeißen. Lio nickte zur Antwort, sie stand auf und deckte den Tisch, während ihre Mutter das Essen platzierte. Als beide Frauen am Tisch saßen, hielt sich Lio nur mit viel Kraft zurück, um nicht erneut zu fragen. Sie wartete darauf, dass ihre Mutter die Teller befüllt hatte. Sie aß zwei befüllte Gabeln und wiederholte ihre Frage „Also, was brauch man alles?“, Angesprochene schluckte das Essen in ihrem Mund runter und überlegte sich derweil, was denn alles notwendig wäre. „Nun ja, du brauchst ein Schiff“, „Reicht auch ein Boot?“, Lina schüttelte den Kopf. „Ein Boot ist viel zu unsicher und das wäre viel zu gefährlich, du brauchst sozusagen ein großes Boot, das nennt man dann auch Schiff“ „Okay, also ein großes Bo.. Schiff“, verbesserte sich die Kleine selbst. „Was noch?“ „Ich hab dir ja schon erklärt, dass man noch weitere Leute brauch, die dann einen Teil der Arbeit übernehmen. Du bräuchtest also einen Captain, einen..“ „Ich werde Captain!“ „Vizen, ..“ „Was ist denn ein Vize?“ „Lio, unterbrich mich bitte nicht immer. Ein Vize ist der stellvertretende Captain. Sobald dieser nämlich nicht kann, entscheidet der Vize.“ „Also muss ich mir einen Vizen suchen den ich mag!“ Lina schmunzelte „Es wäre von Vorteil, wenn du deine gesamte Crew magst. Wo war ich? Achja, der Vize, dann noch einen Koch, einen Schiffszimmermann, einen Arzt, einen Kanonier und eventuell noch einen Musiker. Der ist zwar nicht unbedingt notwendig, aber es ist doch immer schön jemanden da zu haben, der schöne Musik machen kann, oder?“ Stumm wiederholte die Kleine, was sie alles bräuchte, als Antwort gab sie „Also muss ich mir noch sechs weitere Leute suchen. Wann darf ich denn los?“, völlig überrascht von dieser Frage verschluckte sich die Brünette. Sie hustete eifrig und antwortete anschließend „Erst wenn du älter bist, du bist noch viel zu klein, um aufs Meer zu fahren.“ Patzig schaute die Rothaarige ihre Mutter an „Ich bin gar nicht klein“, Lina lächelte ihre Tochter warm an und meinte „Ich schätze mal so mit 17 dürftest du aufs Meer, dann muss ich mir nicht all zu große Sorgen machen.“, geschockt blickte Lio drein „Mit 17?! Aber das sind ja noch.. viele Jahre!“ „Also wenn du stark genug bist, kannst du natürlich auch schon früher los.“ Das Mädchen dachte kurz darüber nach, was meinte sie mit stark? Schließlich brachte sie nur ein „Hä?“ hervor. „Weißt du Lio, es gibt auf dem Meer viele Gefahren und man muss wissen sich dagegen zu wehren. Als Pirat hat man auch viele Gegner gegen die man kämpfen muss, das heißt man muss stark sein.“ „Kämpfen..?“ „Möchtest du jetzt etwa kein Pirat mehr werden?“. Verunsichert schaute die Rothaarige die Frau ihr gegenüber an, aus ihrem verunsicherten Blick wurde ein fettes Grinsen „Doch natürlich will ich! Aber wie kann ich auf die Schnelle kämpfen lernen? Kannst du mir etwas beibringen?“ Der Brünetten entgleisten die Gesichtszüge. Hatte ihre Tochter gesagt, dass sie kämpfen wollte? Völlig erstarrt, versuchte sich Lina ein Bild von dieser Gesamtsituation zu machen. Ihre Tochter wollte Pirat werden, um keiner Regel mehr Folge zu leisten und sie wollte es wirklich umsetzen und kämpfen. „Mama?“, Angesprochene antwortete nicht, sie versuchte sämtliche Vor- und Nachteile zu sehen. Ihr Kopf kochte und stand kurz vor einer Explosion. Sie konnte nicht anders und seufzte „Weißt du Liebes, ich kann dir für den Anfang zeigen, wie du dich verteidigen kannst. Das Kämpfen an sich werde ich dir nicht beibringen. Du musst selbst entscheiden, wie du kämpfen willst, es gibt viele Möglichkeiten. Du musst für dich das Richtige finden und ohne mich wird es dir leichter fallen etwas zu finden, was dir gefällt.“ darauf folgte längeres Schweigen. Lio dachte über die Worte nach. Sie sollte selbst herausfinden, wie sie kämpfen wollte und sie würde sich Mühe geben etwas zu finden, was sie mit Leidenschaft beherrschen wollte. Und ihre Mutter wollte ihr immer hin Grundlagen zur Verteidigung beibringen, was wollte sie für den Anfang mehr? Sie nickte zufrieden und antwortete endlich „Danke Mama, ich werde dich nicht enttäuschen“, innerlich dachte sich die Mutter, dass ihr Kind sie niemals enttäuschen könnte und sie ihr höchstwahrscheinlich jeden Fehler entschuldigen würde. Die restliche Zeit über blieb es am Tisch still und beide Frauen aßen im Stillen auf. Nachdem sie gemeinsam abgeräumt hatten, schickte die Brünette ihre Tochter ins Bett. „Vergiss das Zähne putzen nicht meine kleine Piratin.“ mit einem Lächeln tätschelte sie den Kopf der Rothaarigen, welche nur grimmig zustimmte. Nachdem sich Lina vergewissert hatte, dass das Mädchen bereits schlief, setzte sie sich in den Garten auf die Bank. Ihr Blick glitt wie so oft übers Meer. Sie konnte nicht anders und lächelte, es sah so unbeschreiblich schön aus. In Gedanken war sie bei Shanks – was er wohl gerade macht? 'Wahrscheinlich betrinkt dieser Säufer sich schon wieder..' sie konnte nicht anders und kicherte. Sie vermisste diesen Idioten. Sie musste an das Treffen vor zwei Jahren denken. Lio war damals zwei geworden und Shanks konnte an ihrem Geburtstag nicht da sein, allerdings kam er zu Weihnachten und blieb dafür doppelt so lang. Es war ein wunderschöner Abend, absolut unvergesslich. Im Nachhinein kann sie wirklich nur noch darüber lachen, an dem Abend selbst hätte sie Shanks tatsächlich köpfen können. „Ich hab Lio ins Bett gebracht, sie schläft jetzt tief und fest“, sprach Lina während sie sich neben Shanks pflanzte. Er grinste sie breit an „Na dann können wir ja jetzt richtig anfangen!“, alle um ihn herum grölten und das Saufgelage begann. Die Brünette hatte sich überreden lassen und war mittlerweile ziemlich angeheitert, so auch Shanks. Beide bekamen nicht mit, wie die kleine Zweijährige sich an Deck geschlichen hatte. Die meisten waren schon im Land der Träume oder kurz davor. Als die Rothaarige ihre Eltern erblickte, ging sie zielstrebig zu ihnen. Vor ihnen angekommen streckte sie ihre Ärmchen aus und rief „Mama! Papa!“, beide reagierten und lächelten der Kleinen mit einem verschleierten Blick entgegen. „Duu Shahanks, seit wann habn wir eigentlisch drei Kinder?“, dieser antwortete nur „Weiß isch auch nich, aber sin' sie nich süüüüß!“ Der Rothaarige hob seine Tochter nach einigen Anläufen auf seinen Schoß und knuddelte sie. Die Rothaarige erblickte vor sich einen noch halb vollen Krug und griff danach, ihre Eltern protestieren nicht, also trank sie. Kaum später spuckte sie den Inhalt wieder aus und fing an zu weinen. Auf einen Schlag war Lina nüchtern und realisierte die Situation. Ihr Blick war auf Shanks gerichtet, der langsam auch verstand, was gerade geschehen war. Das Mädchen auf seinem Schoß weinte immer noch unerbittlich. Der Mann hatte nun zwei Optionen, entweder er würde sich Lina stellen und den Ärger direkt kassieren oder allerdings rennen solange er noch konnte und später dann doppelt und dreifach Ärger bekommen. Er entschied sich für das Zweite. Er drückte der Brünetten das weinende Kind in die Arme und rannte davon. Lina kochte vor Wut, am liebsten würde sie diesen saufenden Idioten über Bord schmeißen, aber sie musste sich als erstes um ihre Tochter kümmern. Sie drückte das Mädchen fest an sich und fing an sie zu beruhigen „Alles gut Lio, ich geh dich jetzt waschen und dann geht’s wieder ins Bett“, sie gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn und verschwand unter Deck. Shanks hatte aus einer sicheren Position alles beobachtet und grübelte 'Die Ruhe vor dem Sturm..', unweigerlich schluckte er und suchte nach einem besseren Versteck. Als er sich gerade im Krähennest platzierte, sah er die Brünette, welche an Deck trat. Er spürte ihre Aura und witterte Gefahr. Bedacht schritt Lina übers Deck und schaute sich ab und zu um, Shanks war nicht zu sehen. Sie blieb stehen und sprach mit fester Stimme „Shanks, es wäre ratsam dich zu zeigen..“, sie legte ihren Kopf in den Nacken und blickte zum Krähennest. Schlussendlich hatte er nur eine Kopfnuss bekommen, doch sein Blick davor war einfach unbezahlbar. Der Rote Shanks, einer der Vier Kaiser, hatte doch tatsächlich Angst vor seiner Frau. Ihr Blick lag immer noch auf dem Meer bis der kühle Wind sie frösteln ließ, es war spät geworden. Sie stand auf und betrat das Haus, sie begab sich ins Bad. Im Schlafzimmer sah sie das rothaarige Mädchen, welche sich in zwischen um 180° gedreht hatte – ihr Kopf lag am Fußende. Mittlerweile schlief die Kleine durchgehend, bewegte sich dafür im Schlaf umso mehr. Es kam ab und zu vor, dass Lina vor Schreck wach wurde, weil ihre Tochter sie getreten oder geschlagen hatte. In solchen Momenten seufzte die Brünette und drückte dem Mädchen ihren geliebten alten Bären in die Arme, mit ihm schlief sie ruhiger. Lina lag inzwischen neben der Schlafenden und dachte nach. 'War es wirklich richtig ihr alles zu erzählen? Was wird Shanks dazu sagen?.. Der wird sich wahrscheinlich noch mehr darüber freuen als Lio', ihre Gedanken wurden trübe und sie schlief schließlich ein. Lio sah ihre Mutter an. Sollte sie sie wecken? Sie schüttelte den Kopf und begab sich in den Garten. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, sie solle selbst herausfinden, wie sie kämpfen wollte. Sie setzte sich ins Gras und grübelte, welche Kampfarten es gab „Man kann schlagen und treten, schießen mit einem Gewehr oder sogar einen Bogen, mhh was geht noch? Ach ja! Mit dem Schwert kämpfen.“ Sie grübelte und erhob sich aus dem Schneidersitz „Ich will mit dem Schwert kämpfen, unbedingt! Das wäre sooo cool.“ Lina war inzwischen wach und blickte auf die leere Stelle im Bett, sie wunderte sich mittlerweile nicht mehr, Lio war meistens vor ihr wach. Die Kleine hatte einfach viel zu viel Energie. Die Brünette stand auf und suchte nach ihrem Kind, im Haus war sie nicht, demnach konnte sie nur im Garten sein. Aus dem Küchenfenster konnte sie das Mädchen sehen, welche freudig hin und her sprang und sagte, dass sie Schwertkämpferin werden wollte. Sie schüttelte mit einem Lächeln den Kopf, die Kleine ähnelt ihrem Vater von Tag zu Tag mehr. Lina entschied sich ihrer Tochter Gesellschaft zu leisten und trat aus dem Haus. „Guten Morgen Lio“, die Kleine drehte sich um, grinste ihre Mutter an und lief ihr entgegen „Morgen Mama!“, sie sprang ihr förmlich entgegen und plapperte los „Wann fangen wir an? Können wir direkt anfangen? Bitte! Ich will übrigens mit dem Schwert kämpfen!“ „Ganz ruhig, ich würde sagen, wir frühstücken erst mal und dann kann ich dir ein paar Griffe zur Selbstverteidigung zeigen“, „Ok!“ Die Rothaarige rannte ins Haus und wollte das Frühstück so schnell wie möglich hinter sich bringen, um endlich mit ihrem Training anzufangen. Sie wollte doch unbedingt stark werden! Als das Essen auf dem Tisch stand, verschlang die Kleine alles in rasanter Geschwindigkeit. Ihre Mutter hatte ihr aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, sie ließ sich nun noch mehr Zeit als notwendig, um ihre Tochter damit zu ärgern. „Du hättest nicht so schnell essen sollen, jetzt musst trotzdem warten“, das Mädchen ihr gegenüber schmollte und sagte schließlich „Ich kann ja schon mal raus gehen und mich aufwärmen oder so!“ Sie sprang mit vollem Elan vom Stuhl und wollte gerade durch die Tür nach draußen gehen, als diese von außen geöffnet wurde. Sie wollte gerade anfangen zu meckern, als sie sah wer die Tür geöffnet hatte. Niemand anderes als Shanks stand dort „Papa!“, sie wollte ihn umarmen und streckte ihre Arme aus, aber noch immer war sie viel zu klein. Der Rothaarige hob sein Mädchen hoch und drückte sie an sich „Ich hab dich vermisst Lio“, er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie protestierte nur „Papa, dein Bart kratzt voll!“ Shanks konnte nicht anders und lachte los. Er setzte seine Tochter wieder ab und begab sich zu seiner Frau, die immer noch am essen war, ihn aber auch schon bemerkt hatte, sie lächelte herzlich. Er gab auch ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich neben sie. „Ich lass euch zwei dann mal allein. Aber lass mich nicht zu lange warten, ja Mama? Ich will schließlich die stärkste Piratin der Welt werden!“, damit verließ sie das Haus und ging in den Garten. Shanks wäre beinahe vom Stuhl gefallen, hielt sich aber glücklicherweise am Tisch fest. Sein Blick sagte alles. Lina konnte nicht anders, sie ließ ihr Essen in Ruhe und fing lauthals an zu lachen. Kapitel 5: Ein Morgen wie jeder andere -------------------------------------- Ein Morgen wie jeder andere Es war ruhig auf der Red Force, schließlich war es gerade mal elf Uhr morgens und wenn man die Feier von gestern Abend bedachte, war es ein Wunder, dass manche schon wach waren. Ben Beckman gehörte wie immer zu den wenigen. Er stand an der Reling und zog genüsslich an seiner Zigarette. Wie sehr er es doch liebte, dieses Gefühl, wenn sich die Lunge mit Rauch vollsog. Der Schwarzhaarige wusste selbst sehr genau, wie schädlich rauchen war, doch er war Pirat, sein Leben war ohnehin gefährlich. Er konnte sich auch sehr gut daran erinnern, wie Lina ihm immer einen überbraten wollte, wenn sie den Rauch abbekam. Ihre ständigen Standpauken darüber, dass Rauchen ungesund sei und dass man davon früher sterben würde, kümmerten ihn nicht. All den Unsinn, den sie erzählte. Der Vize musste sich eingestehen, dass er sie vermisste. Ohne sie fehlte an Bord noch eine weitere vernünftige Meinung, außerdem hatte sie den Captain und auch den Rest der Crew gut unter Kontrolle. Was sie wohl momentan machte? Wahrscheinlich stellte Lio das Haus völlig auf den Kopf. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Nur die Kleine konnte die sonst so starke Frau aus der Bahn werfen. Er zog ein letztes Mal an dem Stängel und warf die Überreste ins Meer. Ein kleines Boot war auf dem Weg zu ihnen, das hatte er schon vor einiger Zeit gemerkt. Er wusste auch, wer sie besuchen wollte, sagte aber nichts. Sollten sich doch die Anderen darum kümmern, es würde witzig werden den Neuen dabei zuzugucken, wenn sie feststellten, wer zu Besuch kam. Lange würde es nicht mehr dauern. Der Schwarzhaarige drehte sich herum und ließ seinen Blick übers Deck schweifen. Sein Blick blieb bei dem Rothaarigen, der immer noch schlief, hängen. Wie könnte es auch anders sein? Ben trat einige Schritt zu Yasopp und weckte diesen. „Ey, was soll das denn?“, der Blonde war sichtlich unglücklich. „Wir bekommen gleich Besuch“, „So wichtig, dass du mich weckst?“ „Guck doch selbst.“ Mit einem Grummeln erhob sich der Blonde und begab sich zur Reling. Das Boot, welches inzwischen näher gekommen war, erkannte er direkt, fragend richtete er seinen Blick wieder zu Ben „Was will der hier?“, „Wir werden es gleich erfahren“, bekam er zur Antwort. Das Boot mit dem Kreuz als Mast war inzwischen nah genug, sodass manche der bereits am Bewusstsein befindlichen Männer das Boot auch endlich entdeckten. Einer von ihnen erkannte den Mann auf dem Boot „Das ist.. das ist doch Falkenauge!“, die nächsten waren ebenfalls völlig verblüfft, einer von ihnen rannte zum schlafenden Captain und weckte ihn umgehend „Captain! Da ist Mihawk Falkenauge! Wach auf verdammt!“ Der Rothaarige nuschelte irgendetwas und umarmte im Schlaf seine Flasche weiter „Captain!“ Sein Nakama war überfordert, einer der Sieben Samurai war auf dem Weg zu ihnen und sein Captain schläft hier einfach weiter. „Captain, da ist Falkenauge, jetzt wach endlich auf!“, der Angesprochene setzte sich langsam auf „Ganz ruhig, es ist noch viel zu früh, um so wach zu sein.“ Mittlerweile war der Mann vom Boot an Deck „Immer das selbe mit dir“, Shanks grinste von einem Ohr zum anderen und stand auf „Mihawk altes Haus, was verschafft mir die Ehre. Heute einen Kampf?“. Falkenauge blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust „Nein, ich wollte nur manchen Gerüchten nachgehen.“ Der Rothaarige wurde aufmerksamer „Was für Gerüchte?“ „Dass du nur noch in den Blues bist. Eine Begründung hat die Marine dafür nicht, ich hätte da aber schon eine Vermutung. Vor allem wenn ich mich hier umblicke und sehe, dass eine gewisse Person fehlt.“ Shanks seufzte, Mihawk wusste es also, es war an der Zeit darüber in Ruhe zu sprechen. „Komm unter Deck“ waren seine Worte, als er sich auf den Weg machte. Der Mann mit dem Schwert auf dem Rücken folgte ihm, Shanks drehte sich ein letztes Mal um „Und ihr räumt gefälligst das Deck auf“, ein einstimmiges „Aye!“ bekam er zur Antwort. Unter Deck begab sich Shanks in einen Raum mit Regalen voller Bücher und Seekarten an den Wänden, einige Eternal-Ports waren ebenfalls vorzufinden. Beide Männer setzten sich an den Tisch, der Rothaarige fragte „Was weiß die Marine sonst noch?“ Gefragter zog seinen Hut vom Kopf „Sie weiß im Grunde genommen nichts, wie sonst auch immer.“ Spott war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. „Denen ist nur aufgefallen, dass du dich in den Blues aufhältst, obwohl du doch in der Neuen Welt sein solltest“, „Keine Vermutungen oder derartiges?“ „Da die Zeit, in der du dich in den Meeren aufhältst, immer gleich ist, gibt es keine ernstzunehmende Vermutung. Mich wundert es allerdings nicht, dich hier im West Blue anzutreffen“, „Willst du eine Bestätigung deiner Vermutung?“ Der Blick des Schwarzhaarigen war desinteressiert, doch wollte er wissen, ob er Recht behalten hatte, er antwortete nicht. Shanks verstand zu gut und erklärte: „Lina ist auf meiner Heimatinsel und kümmert sich um unser Kind, sie ist inzwischen vier Jahre alt“, voller Stolz musste er lächeln. Wie Falkenauge vermutet hatte, war der Rothaarige inzwischen Vater und versteckte Mutter und Tochter auf einer Insel. Vernünftiger als er gedacht hätte, Shanks hätte man auch zutrauen können, dass er beide mit auf dem Schiff behält. Der Schwarzhaarige setzte seinen Hut auf und erhob sich vom Stuhl, der Mann ihm gegenüber tat es gleich. Gemeinsam betraten die Männer das mittlerweile halbwegs aufgeräumte Deck. Mihawk begab sich zu seinem Boot und sprach ein letztes Mal „Du solltest weniger Aufsehen erregen, irgendwann erkennt auch die Marine, was dein Handeln bezwecken soll“, Shanks sah ihm hinterher und bedankte sich schlussendlich noch „Danke, alter Freund.“ Bei den Worten „alter Freund“ hätte Mihawk den rothaarigen Trottel mit seinem Schwert angegriffen, doch beließ er es bei einem Schweigen. Das Boot entfernte sich ziemlich schnell von der Red Force und irgendwann auch aus der Sichtweite. „Captain?“ Ben hatte sich neben Shanks gestellt und wartete. Nie nannte er ihn Captain, außer es war eine potenziell ernstzunehmende Situation. „Wir werden uns auf den Weg zu Lina und Lio machen, wahrscheinlich das letzte Mal in nächster Zeit“, der Schwarzhaarige verstand und gab die Anweisungen an den Navigator weiter. Shanks konnte nicht anders und dachte nach. Hatte er die beiden schon jetzt in Gefahr gebracht? Er wollte doch nichts anderes, als beide in Sicherheit wissen und jetzt hatte er die Marine schon auf sich aufmerksam gemacht. All die Bemühungen und das seltene Sehen waren absolut umsonst. Und jetzt würde er seine zwei wichtigsten Personen ein letztes Mal innerhalb von Jahren sehen. Kapitel 6: Fürs Erste ein auf Wiedersehen ----------------------------------------- Fürs Erste ein Aufwiedersehen Nachdem Lina der Vierjährigen ein paar einfache Übungen gezeigt hatte, um sich zum Beispiel aus einem Klammergriff zu lösen, widmete Shanks sich seiner Tochter. Die ersten Stunden fand die Kleine noch ziemlich witzig, allerdings änderte sich dies schlagartig, als sie erfuhr, was noch alles notwendig sei, um eine begnadete Schwertkämpferin zu werden. Er redete von Kondition, Konzentration und Kraft. Mit einem Holzschwert zeigte er ihr, wie man es zur Verteidigung hielt und wie man damit ausholte. Die drei befanden sich im Garten, die Brünette saß auf der Bank und sah den Rothaarigen dabei zu, wie sie einige Übungen wiederholten. Sie stellte dabei fest, dass ihre Tochter sich gar nicht schlecht anstellte, wenn man bedachte, dass sie erst vier Jahre alt war. Einige Bewegungen führte sie nach mehrfachen Wiederholen erstaunlich gut aus, bei anderen brauchten sie und ihr Vater sehr viel Geduld. Lina richtete ihren Blick aufs Meer und dachte nach. Lio war unglaublich entschlossen, sollte sie als Piratin darüber stolz sein oder sich als Mutter Sorgen machen? Wahrscheinlich beides, jedoch spürte sie nur Stolz in ihrer Brust. Jemand hatte sich neben ihr niedergelassen, sie blickte auf und sah den Rothaarigen, der sie breit angrinste. Die Brünette konnte sich nur zu gut an seinen Gesichtsausdruck vor zwei Tagen erinnern, als er erfahren hatte, dass seine Tochter Piratin werden wollte. ~*~ Shanks blickte seinem kleinen Mädchen hinterher, er konnte es nicht fassen. Was war denn vorgefallen, als sie fort waren? Nicht, dass er sich nicht darüber freuen würde, aber woher kam so plötzlich diese Entscheidung – Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Lina holte den Mann aus seiner Starre heraus „Vergiss nicht, den Mund wieder zu zumachen“, er blinzelte einige Male und schloss wie angewiesen den Mund. Er suchte nach Worten fand sie allerdings nicht „Wie.. ich meine, was? Ich dachte..hä?“, die Frau am Tisch verstand sehr wohl, was er fragen wollte, stocherte aber nach: „Was meinst du?“ Entsetzt blickte er die Brünette an, hatte sie gerade tatsächlich gefragt, was er meinte? Sie war doch von Anfang an der Meinung, dass man ihre Tochter nicht beeinflussen durfte, was Piraten anging, und jetzt wollte diese eine werden – mit VIER! „Was ich meine? Lina! Vor drei Jahren hast du noch gemeint, dass wir nicht voreilig handeln sollen und dass sie selbst entscheiden sollte und jetzt will sie ernsthaft Piratin werden! Was hast du ihr denn erzählt?“, „Hey, beruhig' dich mal“, sagte die Brünette und aß das restliche Brot von ihrem Teller. Shanks wollte sie gerade wieder fragen, als sie sprach: „Außerdem, hat sie das selbst entschieden, das war ich gar nicht. Und wenn du jemanden die Schuld dafür geben willst, dann gib sie Bardo“, „Der alte Sac..Mann aus dem Dorf?“ „Jep.“ Der Rothaarige knurrte, wusste er doch, dass der Opa was erzählen würde, immerhin war er selbst Pirat. „Was hat er ihr denn erzählt?“, „Anscheinend nichts, sie hat mich nämlich direkt ausgefragt“, „Was hast du ihr denn dann erzählt..?“, der Rote wurde hellhörig, er war gespannt aus welchen Gründen seine Tochter denn nun Pirat werden wollte. „Ich hab ihr von guten und bösen Piraten erzählt. Ich schätze ausschlaggebend war, dass ich gesagt hab, dass man frei ist.“ Ungläubig schaute er seine Frau an. Wegen Freiheit wollte sein Kind Pirat werden? Es gibt doch keinen schöneren Grund! Er grinste breit. „Sie will keine Zähne mehr putzen, deshalb.“ Er runzelte die Stirn „Wie jetzt“, „Na, ich hab ihr gesagt, dass man frei von Regeln und Gesetzen ist und dann war das für sie wohl der Grund schlechthin.“ Der Blick des Piratencaptains hatte sich noch nicht geändert, schließlich wurde er mit einem Ellbogen in die Seite gestupst. „Als ob ihr einen besseren Grund hättet“, die Brünette grinste ihn frech an „Das stimmt doch gar nicht..“ er schmollte. Als Lina das sah, konnte sie nicht anders und lachte los. Viel zu oft verhielt er sich wie ein kleines Kind, so süß unser Shanks. „Freust du dich eigentlich gar nicht?“, „Doch eigentlich schon..“, „Warum ziehst du dann so ein furchtbar langes Gesicht, mh?“ Er legte den Kopf schief und dachte nach. Ja, wieso eigentlich? Auf die Schnelle hatte Lina abgeräumt und stand schon an der Tür „Also ich werde unserer Tochter jetzt einige Griffe zeigen, wenn du schmollen willst, kannst du ja hier bleiben“, sie öffnete die Tür und drehte sich nochmal um „Sie will übrigens Schwertkämpferin werden“, damit verließ sie das Haus. Ein völlig verwirrter Piratenkaiser saß noch immer am Küchentisch und dachte über die Ereignisse nach. Erstens, seine Tochter wollte Piratin werden, um frei zu sein, mal ganz unabhängig davon inwiefern frei. Zweitens, sie wollte schon jetzt mit vier ihr Training beginnen und drittens, sie wollte Schwertkämpferin werden. Er atmete tief ein und aus, war das gerade wahrhaftig echt oder doch nur ein Traum, der aufgrund seiner Alkoholeinnahme entstanden war? Er erhob sich vom Stuhl und vergewisserte sich. Durch das Fenster konnte er eindeutig seine Frau und sein Kind sehen. Der Rothaarige begab sich immer noch ungläubig in den Garten und schaute dem Geschehnis vor ihm zu. Die Rothaarige stand vor ihrer Mutter und wurde in einem Klammergriff festgehalten, sie versuchte sich mit sämtlicher Kraft daraus zu lösen, scheiterte aber kläglich. Die Brünette ließ sie los und erklärte ihr erneut, was zu tun war. Nach weiteren Anläufen hatte sie es geschafft sich aus dem Griff zu befreien und lag nun keuchend auf dem Boden. „Du darfst nicht so viel Kraft aufwenden“, sagte der Rothaarige und überwand die letzten Schritte. „Du brauchst eine richtige Technik, du musst die Schwachstelle finden und diese zu deinem Vorteil machen.“ Es war für sie ein Ansporn eine solche Unterstützung von ihrem Vater zu hören, sie rappelte sich auf und ließ sich erneut von ihrer Mutter, wenn auch widerwillig ihrerseits aus, in die Mangel nehmen. Das Mädchen konzentrierte sich, ab und zu drückte sie und spürte den starken Druck, der von Lina ausging. Und dann.. hatte sie tatsächlich einen Punkt gefunden, wo der Druck nicht gleichmäßig stark verteilt war und drückte die Arme der Brünetten nach Außen. Ihr Vater lächelte stolz und auch Lina musste lächeln, wenn auch verwundert über die schnelle Wendung. Shanks setzte sich auf die Bank und sah seinen Frauen dabei zu, wie diese weitere Griffe übten. ~*~ „Vielleicht sollte sie in ein Dojo, wenn ihr wieder weg seid“, grübelte die Brünette. „Ich meine, ich kann nicht wirklich mit dem Schwert kämpfen, da wäre ich ihr keine Hilfe.“ Der Mann neben ihr antwortete nicht, er überlegte, wie er ihr das nun kommende erklären sollte. Lina sprach erneut: „Allerdings gibt es auf der Insel kein Dojo und ich werde sie definitiv nicht auf eine andere Insel bringen. Glaubst du es reicht, wenn du ihr die Grundstellungen zeigst und sie sie selbst übt? Eigentlich reicht das doch, oder? Außerdem gibt es ja noch Bücher, in der die Formen dargestellt sind. Sobald sie lesen kann, werde ich ihr welche organisieren.“ Der Rothaarige hatte noch immer nicht geantwortet „Shanks? Hörst du mir zu?“ Irgendetwas belastete ihn, das konnte die Brünette sehr deutlich erkennen, was war es? „Shanks..?“, „Ich kann euch in nächster Zeit nicht mehr besuchen. Die Marine ist ziemlich aufmerksam geworden. Ich habe letztens sogar Mihawk getroffen, er wollte der Vermutung der Marine nachgehen und schauen, ob es stimmt. Wir sind zu oft hier, es ist inzwischen aufgefallen..“ Es blieb still, Lina dachte über seine Worte nach. „Du hast Mihawk getroffen? Er hat dich sozusagen gewarnt? Unglaublich, dass er seinerseits immer noch nicht behauptet, dass ihr Freunde seid“, „Du kennst ihn doch. Aber der springende Punkt ist, dass ich.. dass wir erst mal nicht hierher können“, „Was heißt erst mal?“, „Ein paar Jahre“, damit war es wieder still. Die Brünette spürte eine Kälte in ihr aufsteigen. War es wirklich so schlimm, dass sie sich erst in ein paar Jahren wiedersehen würden? Wie sollte sie das schaffen, wie sollte sie es solange aushalten ohne ihn und den Anderen und vor allem, was sollte sie Lio erzählen? Sie bemerkte gar nicht, wie sich eine Träne aus ihrem Auge stahl und ihre Wange hinab lief. Shanks hatte sie die ganze Zeit im Blick behalten, um ihre Reaktion zu sehen. Mit dieser hatte er allerdings nicht gerechnet. Er legte seinen Arm um sie und zog sie näher an sich heran. „Tut mir leid“, flüsterte er leise. Mittlerweile hatte sie sich noch näher an den Rothaarigen gedrückt, die Tränen flossen, sie konnte sie nicht mehr beherrschen. Sie konnte ihn nicht gehen lassen und vor allem wollte sie nicht. Die Beiden waren so sehr mit sich beschäftigt, dass sie gar nicht mitbekommen hatten, dass Lio vor ihnen stand. „Mama, alles okay?“, Angesprochene entzog sich aus der Umarmung des Rothaarigen und wischte sich umgehend die Tränen aus dem Gesicht. „Ja Liebes, alles gut“, sie zwang sich zu einem Lächeln, ihre Tochter war noch nicht wirklich überzeugt. „Wieso hast du dann geweint?“ Lina suchte nach einer plausiblen Erklärung, fand aber keine. Glücklicherweise war Shanks etwas eingefallen: „Weißt du Lio, ein alter Freund von uns ist ziemlich krank“, „Ein alter Freund? Etwa Ben? Oder Yasopp? Oder Lou? Oder überhaupt einer aus deiner Crew?“, „Nein Kleines, ihnen geht es gut. Du kennst unseren alten Freund nicht“, „Wie heißt er denn?“ „Ehm.. Tom“, „Dann sag Tom das nächste Mal, wenn du ihn siehst, gute Besserung von mir. Und Mama, du darfst nicht traurig sein, Tom wird bestimmt wieder gesund.“ Die Kleine stellte sich vor ihre Mutter und streckte wie früher schon immer ihre Arme aus. Sie wurde auf den Schoß der Brünetten gehoben „Nicht traurig sein“, damit gab sie ihrer Mutter noch einen Schmatzer auf die Wange. Sie bedankte sich und drückte das kleine Mädchen ganz fest an sich. „Schatz, du stinkst“, sagte die Brünette zu ihrer Tochter, welche beleidigt wegschaute und sich aus der Umarmung ihrer Mutter gelöst hatte, Shanks prustete los. „Stimmt doch gar nicht!“ sie streckte ihrer Mutter die Zunge raus und sprang von ihrem Schoß. Der Rothaarige konnte nicht anders „Stimmt leider doch.“ Lio schaute ihre Eltern beleidigt an „Ihr seid so gemein“, sie schob ihre Unterlippe vor und schmollte. Lina lachte inzwischen auch und stand von der Bank auf „Wie wäre es, wenn wir dich einfach baden, damit du nicht mehr stinkst?“, sie antwortete nicht und schaute beleidigt zur Seite. Natürlich wollte sie baden, schließlich stank sie. Die Brünette ging vor dem Mädchen in die Knie „Jetzt sei bitte nicht mehr beleidigt“, versuchte sie sich zu entschuldigen und gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn. Shanks erhob sich auch von der Bank „Kommt bitte zum Schiff, wenn ihr fertig seid“, er gab beiden einen Kuss und verschwand Richtung Hafen. Die beiden Frauen blickten dem Piratencaptain verwirrt hinterher, Lina dachte sich nichts dabei und begab sich mit der Kleinen ins Haus. Der Rothaarige hatte nachgedacht, ihm würden nur noch wenige Tage mit ihnen bleiben, also sollte er sie nutzen. Auf dem Weg zur Red Force bemerkte er, wie es langsam dunkel wurde, wie lange hatten sie trainiert? Als das Schiff in Sichtweite war, konnte er schon einige seiner Nakamas erkennen, er lief gerade den Steg entlang, da ertönte eine Stimme vom Schiff: „Schon zurück Captain?“, „Ja, es gibt etwas vorzubereiten“, seine Schritte vergrößerten sich. An Deck angekommen, kamen die ersten Fragen: „Was denn vorbereiten, eine Feier?“ Freude machte sich innerhalb der Crew bereit, eine Feier war immer etwas tolles, egal wie oft eine stattfand. „Nicht direkt, ihr werdet heute im Dorf feiern, ich brauch das Schiff heute für mich“, „Captain?“ die Crew war verwirrt, was hatte der Rote vor? „Es soll eine Überraschung für Lina und Lio werden, also macht, dass ihr verschwindet.“ Noch immer waren einige verwirrt, gingen aber langsam vom Schiff, als Yasopp und Lou sie mit sich vom Schiff gingen. Als Shanks seinen Smutje sah, hielt er ihn zurück „Sam, könntest du bitte etwas kochen?“, Angesprochener dachte kurz nach „Für Lina und Lio?“, der Rothaarige nickte „Dann weiß ich, was ich machen werde“, damit verschwand er unter Deck. Inzwischen war die Red Force so gut wie leer, an Deck befanden sich nur noch zwei – Captain und Vize. „Was hast du vor?“, „Ich will ihnen nur einen unvergesslichen Abend bereiten, mehr nicht“, „Dann viel Spaß“, er klopfte seinem Captain auf den Rücken und verschwand. Nun war er fast allein, fehlte nur noch sein Smutje. Besagter kam an Deck „Es steht alles bereit, für jeden ist etwas dabei. Bald essen wäre gut, noch ist es heiß“, „Danke Sam“, „Nichts zu danken Captain, viel Spaß“ damit war er auch verschwunden. Shanks begab sich an die Reling und schaute auf das dunkle Meer und den voller Sternen übersehenen Himmel. Bald würde er wieder in See stechen und seine größten Schätze zurücklassen, diesmal für eine unbestimmte Zeit. Könnte er sie einfach mitnehmen? Die Gefahr, dass die Marine Lio entdecken würde, wäre um einiges größer. Sie würde nur für ihre Herkunft ein Kopfgeld bekommen und dann wäre man hinter ihr her, keine Minute mehr in der sie frei sein konnte. Das wollte er für seine Tochter nicht, da verzichtete er lieber darauf sie zu sehen. 'Man kann sich ja schreiben..' dachte er sich und seufzte. Die Briefe könnte man genauso gut abfangen und das Geheimnis wäre gelöst. „Mama, was machen wir auf dem Schiff?“, „Ich weiß es auch nicht, wird bestimmt eine Überraschung von deinem Papa sein“, „Ouh ja toll, ich liebe Überraschungen. Können wir endlich los? Ich will sehen, was die Überraschung ist!“ Lina verdrehte die Augen. Erst lässt sich ihre Kleine von oben bis unten bedienen und jetzt konnte sie keine fünf Minuten warten „Gib mir noch fünf Minuten, okay?“, widerwillig antwortete Lio: „Ja, okay“ und setzte sich in die Küche auf einen Stuhl. Lina betrat fertig umgezogen die Küche „So, wir können gehen“, die Kleine blickte auf und ihre Augen wurden groß „Oh Mama, du siehst voll hübsch aus!“, die Brünette lächelte nur. Sie hatte sich nach all den Jahren mit Lio mal wieder herausgeputzt. Sie hätte es vor einiger Zeit, als ihre Tochter schon etwas selbstständiger wurde, machen können, doch gab es dazu keinen Anlass. Und nun gab es einen, Shanks war da. Lina nahm ihr Kind bei der Hand und begab sich mit ihr zum Hafen. „Was glaubst du, was für eine Überraschung es ist? Ich hoffe es sind ganz viele Süßigkeiten!“, die Brünette konnte nicht anders und schüttelte einfach den Kopf „Von zu vielen Süßigkeiten gehen deine Zähne kaputt“, „Nicht, wenn ich immer putze“, „Was du ja auch so oft machst, nicht wahr?“ sie zwinkerte ihrer Tochter zu, welche wieder schmollte. Sie wuschelte durch die roten Haare und bekam ein quengelndes „Ey..“ zu hören. Als die Kleine die Red Force sah, wurde ihre Laune direkt besser, sie ließ die Hand ihrer Mutter los und lief über den Steg auf das Schiff. „PAPA!“, schrie das kleine Mädchen mit einer gewaltigen Lautstärke. Lina ging ihr gemächlich hinterher und lächelte die beiden Rothaarigen an. Shanks hatte sie in die Arme genommen und drückte sie fest an sich. Als er Lina anschaute, stockte ihm der Atem. Er hatte sie lange nicht mehr in einem so schönen Kleid gesehen, das letzte Mal muss bestimmt fünf Jahre zurückliegen? Sie sah atemberaubend schön aus. Er ging mit Lio in seinen Armen zur Brünetten und gab ihr einen Kuss „Du siehst bezaubernd aus“, „Ach, hör auf“, sagte Lina mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht „Aber er hat doch recht“, gab die Kleine von sich. Der Rothaarige setzte seine Tochter wieder auf den Boden, sofort rannte sie übers Deck, um nach der Überraschung zu suchen. Ihr fiel auf, dass niemand sonst anwesend war „Wo sind denn die anderen?“, Lina war es ebenfalls aufgefallen. „Macht euch darüber keine Gedanken. Hunger?“, von der Kleinen kam ein eifriges „Ouh ja! Du hast ja gar keine Ahnung, wie hungrig ich bin“, „Ich kann's mir vorstellen“, grinste er seine Tochter an und wuschelte ihr durch die Haare. Wieder schmollte sie beleidigt „Wieso macht das eigentlich jeder?“, nun antwortete die Brünette „Na, weil du so süß bist“, „Ich bin Pirat, ich bin nicht süß!“. Shanks grinste „Noch bist du nicht Pirat. Und jetzt ab in die Kombüse, das Essen wird noch kalt.“ Zu dritt gingen sie unter Deck und betraten die Kombüse. Was sie vorfanden, verblüffte sie alle, hatte doch keiner mit gerechnet, was Sam für ein Festmahl in so kurzer Zeit zaubern würde. Freudig klatsche Lio in die Hände und setzte sich umgehend an den Tisch. Ihre Eltern taten es ihr gleich und begutachteten sämtliche Speisen auf dem Tisch. „Sam ist ein unglaublich“, sagte Lina leise, Shanks nickte und das Mädchen machte sich gerade über einen Teller mit Spaghetti mit Bolognese her. Sie liebte es und könnte es wahrscheinlich den ganzen Tag über essen, unglaublich. Lina tat sich etwas Reis mit Gemüse und Fleisch auf, Shanks tat es ihr gleich. „Guten Appetit“, sagten sie synchron und probierten die erste Portion – Überwältigend. Lio nuschelte mit vollem Mund auch irgendwas, was man als „Guten Appetit“ verstehen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Tisch leer und ihre Bäuche voll. „Erinnere mich daran Sam zu sagen, dass er ein Genie ist“, der Rothaarige nickte lächelnd. Die Rothaarige war völlig vollgefuttert „Das war so unglaublich gut, ich brauch später auch so einen Smutje! Und dieser Pudding, oh Gott! Das war so lecker“, sie hörte gar nicht mehr auf zu schwärmen. „Gehen wir an Deck?“ fragte Shanks schließlich „Was gibt’s denn da? Wenn es noch mehr Essen ist, kann ich nicht mehr“, antwortete seine Tochter ihm. „Nein, aber ich möchte euch etwas zeigen.“ Lina war gespannt und erhob sich mit Shanks, dieser stellte sich zu seiner Tochter und bot ihr seine Hand an. Diese nahm sie entgegen und zu dritt gingen sie wieder an Deck. Inzwischen war es dunkel und das Einzige, was leuchtete, waren die Häuser im Dorf und der Sternenhimmel. Der Piratencaptain ging zum Hauptmast, gefolgt von der Brünetten. „Lio, du musst mir jetzt versprechen, dich so gut es geht an mir festzuhalten, okay? Und nicht runtersehen“, sie war verwirrt, aber ließ sich darauf ein. Shanks nahm sie auf seinen Rücken und sie klammerte sich gut an ihm fest, er kletterte die Takelage hinauf mit Lina hinter sich. Die Rothaarige traute sich gar nicht nach unten zu schauen und wartete darauf das Ziel der Kletterei erreicht zu haben. Und endlich waren sie angekommen – Im Krähennest. Er ließ sie von seinem Rücken runter und stellte sie vor sich, damit nichts passieren konnte. Die Brünette hatte es fast geschafft und stand nun neben den Beiden. Zu dritt blickten sie auf das Meer und den Himmel hinaus, Lio hatte noch nie so etwas schönes gesehen, von hier oben sah alles noch viel umwerfender aus. Die Sterne funkelten vom Himmel hinab und spiegelten sich auf der Wasseroberfläche, die Wellen tanzten. Der Mond war zur Zeit nur eine Sichel, sie lag so außergewöhnlich fein zwischen den vielen Sternen und zierte den Nachthimmel. Die Augen der Rothaarigen funkelten fast so hell, wie die Sterne. „Weißt du Lio, genau deshalb sind wir Piraten“, begann ihr Vater „Wir blicken auf das Meer und sehen soviel, es gibt uns soviel“, Lio nickte. Sie schaute auf das Meer, es sah so ruhig und friedlich aus, es beruhigte sie den Wellen zuzuschauen. Lina hatte sich näher an Shanks gestellt und genoss die Aussicht, lange war es her, dass sie hier gemeinsam standen und das Meer beobachtet hatten. Es fühlte sich an wie früher, nur mit dem kleinen Unterschied, dass es noch ein klein wenig besser war. Kapitel 7: Was willst du hier ----------------------------- Was willst du hier? Es waren inzwischen sechs Jahre vergangen und Lio war zehn Jahre alt. Sie hatte ihren Traum, Piratin werden zu wollen nicht aus den Augen verloren und trainierte jeden Tag hart dafür. Das Mädchen hatte damit genügend Beschäftigung. So aber nicht Lina, ihr ging es von Jahr zu Jahr schlechter. Zum einen lag es daran Shanks nicht zu sehen, er gab ihr einen gewissen Halt, den sie nun nicht hatte und Lio ihr nicht geben konnte. Ständig verspürte sie ein Stechen in der Brust, wenn sie das Meer anschaute. Sie fühlte sich so schwach und leer. Was war nur mit ihr los? Die erste Zeit ohne Shanks konnte sie halbwegs verkraften, auch wenn ihre Tochter sie täglich fragte, wann ihr Vater wiederkommen würde. Auf diese Frage antwortete die Brünette meistens „Bald“, doch irgendwann reagierte sie nicht mal mehr auf diese Frage und Lio stellte es mit der Zeit ein. Die Rothaarige hatte sich damit abgefunden und trainierte umso mehr, um ihren Vater zu überraschen, wenn er wieder hier war. Sie wollte ihn beeindrucken, er hatte ihr schließlich gesagt, wie sie zu trainieren hatte und auf was zu achten war. Um die drei Worte zu verinnerlichen, hatte das Mädchen sie ständig aufgesagt bis ihrer Mutter der Kragen platzte, ab da sprach sie sie nicht mehr aus. Zum Trainieren hatte Lio ein echtes Schwert bekommen, kein besonders gutes, aber es war optimal für ihre Größe. Sie liebte und pflegte es, wie ihren größten Schatz. Sie absolvierte ihr Training gut. Für ihre Kondition schwamm sie jeden Morgen bis zu zwei Stunden, für die Konzentration setzte sie sich mehrere Stunden am Tag in den Garten und lauschte ihrer Umgebung. Das Einzige, was ihr zu schaffen machte, war das Krafttraining. Lio ärgerte sich immer darüber, dass sie es nicht schaffen konnte eine schwere Kiste zu heben. Sie fühlte sich schwach und wollte endlich den Vorschlägen ihres Vaters nachgehen. Sie fing klein an, steigerte sich, doch konnte die Kiste immer noch nicht heben. Dabei war es notwendig, Lina war nicht mehr in der Lage den Einkauf allein zum Haus zu tragen und ihre Tochter sollte einen Teil übernehmen. Immer wollte Lio das größte Stück nehmen, schaffte es schlussendlich aber nicht und ihre Mutter übernahm. Momentan befand sich die Rothaarige im Garten und übte einige Figuren, die sie in einem Buch entdeckt hatte, ihre Mutter beobachtete sie von der Küche aus. Sie wollte ihre Tochter aufklären, wie es auf der Grandline aussah, welche Parteien es dort gab und wie sie zueinander standen. Lina verstand, dass ihr Kind Ernst machte, also sollte sie auf alles vorbereitet sein. Sie atmete tief ein und verspürte einen Stich in ihrer Brust, wieder dieser Schmerz, was hatte sie? Sie stand auf und begab sich zur Tür zum Garten „Lio, könntest du bitte reinkommen?“, die Rothaarige hörte in ihren Bewegungen nicht auf und fragte ihre Mutter: „Ist es sehr wichtig?“, „Ja, allerdings“ war schließlich die Antwort. Lio steckte ihr Schwert zurück und betrat mit ihrer Mutter die Küche. Sie sah ihre Mutter abwartend an „Ich wollte dir nur etwas zur Grandline erklären“, begann die Brünette. Die Zehnjährige wurde hellhöriger, sie wartete darauf, dass ihre Mutter weitersprach. „Wie du weißt, gibt es die Piraten, die untereinander auch andere Ziele haben..“ „Ja, die guten und bösen“, „Weißt du Schatz, in den Augen der Weltregierung gibt es nur böse Piraten. Es gibt die drei Mächte, die für das Gleichgewicht in der Welt zuständig sind. Das Marinehauptquartier, die Sieben Samurai und die Vier Kaiser“, bei Letzterem musste sie unweigerlich an den Rothaarigen denken. Was er wohl gerade machte? „Die Marine sorgt für die Sicherheit der Bevölkerung vor Piraten, sie versuchen alle Piraten gefangen zunehmen, damit diese Piratenära aufhört. Die Sieben Samurai sind sieben ausgewählte Piraten, die unter dem Schutz der Marine arbeiten. Sie..“, „WAS?! Sie arbeiten für die Marine? Wieso tun sie das? Dann sind sie doch gar nicht mehr frei!“ „Sie haben ihre Gründe für sie zu arbeiten. Sie müssen dafür ein Teil ihrer Beute teilen und manchen Aufträgen nachgehen“, die Brünette wartete kurz, damit ihre Tochter verstehen konnte, diese sagte leise, aber verständlich „Verräter.“ Lina sprach weiter: „Die Vier Kaiser sind in der Neuen Welt, der zweiten Hälfte der Grandline. Sie sorgen dort für Sicherheit und bieten einigen Inseln Schutz auf Gegenleistung.“ Lio nickte „Wieso erzählst du mir das alles?“, „Du sollst nur Bescheid wissen, wie es da draußen aussieht, aber das war noch nicht alles.“ Eine Augenbraue der Rothaarigen hob sich und sie sah fragend ihre Mutter an. „Weißt du Lio, Piraten kämpfen. Manche mit Gewehren, manche mit Schwertern und manche auch nur mit ihrem Körper. Aber es gibt noch eine Möglichkeit zu kämpfen“ sie wartete, ihre Tochter schaute sie ungeduldig an „Nun sag schon Mama“, ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen der Brünetten „Teufelsfrüchte“ sagte sie nur und verursachte damit reinste Verwirrung im Kopf des Mädchens. Dieses versuchte sich darunter irgendetwas vorzustellen und grübelte, doch es entstanden keine sinnvollen Gedanken, schließlich fragte sie: „Was sind Teufelsfrüchte?“, „Sie verleihen dir eine Kraft, entziehen dir dafür aber die Kraft zu schwimmen. Im Wasser würdest du sinken, wie ein Stein.“ Der Gesichtsausdruck von Lio wurde grimmig „Wieso sollte man auf die Fähigkeit zu schwimmen verzichten, wenn man übers Meer fahren will. Das wäre doch total idiotisch“, „Manche Kräfte sind ziemlich beeindruckend, bist du gar nicht interessiert?“, „Doch schon, aber lohnen sich diese Kräfte, wenn man nicht mehr schwimmen kann?“ Lina stand auf „Komm mal mit in den Garten.“ Gemeinsam im Garten stellte sich Lina zu einem vertrockneten Baum und legte ihre Hand an den Stamm „Jede Kraft lohnt sich auf eine Art und Weise“, sie schloss die Augen. Die Stelle an der ihre Hand lag, leuchtete pulsierend auf und die vertrockneten gesplitterten Äste fügten sich zusammen, der Baum gewann an Farbe. Die Brünette legte ihre zweite Hand an den Baum, Blätter begannen zu sprießen und auch Blüten waren zu sehen. Lio konnte die Augen gar nicht von ihrer Mutter und dem Baum nehmen, sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Der Baum stand wieder in vollkommener Schönheit vor ihr. Lina hatte ihre Augen geöffnet und sah ihre Tochter mit einem Lächeln an. Diese trat näher an den Baum und berührte ihn, es war echt, wie war das möglich? Sie schaute ihre Mutter fragend an „Wie hast du das gemacht?“, „Ich hab dir doch eben von Teufelsfrüchten erzählt, hast du etwa nicht zugehört?“, „Doch, aber was ist das für eine Kraft, was kannst du damit noch alles machen und warum hast du sie nie benutzt?“, „Dass du immer soviel fragen musst“, lächelte Lina ihre Tochter warm an und tätschelte ihren Kopf, sie nahm Lio bei der Hand und ging wieder ins Haus. In der gewohnten Position saßen sie sich in der Küche am Tisch gegenüber. „Mit dieser Teufelsfrucht kann ich das Leben in sämtlichen Pflanzen beeinflussen, solange noch etwas Leben in ihnen steckt. Ich kann ihren Wachstum beschleunigen oder verlangsamen und die Vermehrung beschleunigen oder einschränken. Ich hab es dir nie gezeigt, weil ich Angst hatte, dass ich dir daraufhin alles erklären müsste und du Piratin werden willst. Aber das hat sich ja inzwischen erledigt.“ Sie zwinkerte ihrer Tochter zu, welche immer noch am verarbeiten der Informationen war. „Also kannst du verwelkte Pflanzen wiederbeleben, wie kämpft man damit?“, sie grübelte und versuchte sich vorzustellen, wie man mit so einer Kraft kämpfen konnte. „Ich gehörte nie zu den großen Kämpfern, hauptsächlich habe ich die Pflanzen als Schutzschild verwendet, manche Samen konnte ich in kurzer Zeit wachsen lassen und diese Pflanzen kämpften dann für mich“, „Das ist ja schon ziemlich cool, aber ich finde mit dem Schwert kämpfen immer noch besser. Mit dem Schwert eins werden und den Dingen ihren Lauf lassen und trotzdem immer völlig dabei sein, das ist viel cooler. Aber trotzdem sind deine Kräfte schön, du hast unseren Apfelbaum gerettet“, sagte die Rothaarige mit einem breiten Lächeln im Gesicht. „Danke, dass du mir das alles erklärt und gezeigt hast. Ich geh wieder raus, sag bitte Bescheid, wenn etwas ist“, sie stand von ihrem Stuhl auf, ging zu ihrer Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange, sagte leise: „Hab dich lieb“ und war schon wieder im Garten. Lina lächelte und blickte verträumt auf die Tischplatte „Ich dich auch, meine Kleine“ sagte sie schließlich noch, obwohl sie schon längst allein war. Im Garten sah Lio den Apfelbaum vor ihr an, er war wieder voll in Blüte und sprühte nur so vor Leben, noch nie hatte sie ihn so in voller Pracht gesehen. Sie legte ihre Hand an den Stamm und murmelte leise: „Teufelsfrüchte..verrückt.“ Sie ließ den Baum in Ruhe und nahm ihr Schwert und begab sich in Position. Sie schloss ihre Augen und atmete tief ein und aus, sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung und nahm jedes Geräusch war. Sie hörte ganz leise das Rauschen vom Meer, den Wind, der durch die Blätter wehte und diese zum Rascheln brachte und den knarrenden Boden in der Küche. Sie atmete ein letztes Mal aus und öffnete ihre Augen, was sie sah, brachte sie völlig aus der Fassung und sie ließ ihr Schwert fallen. Sie hatte mit niemanden gerechnet und vor allem hatte sie niemanden gehört. Wie leise konnte dieser Mann sein? Er trug einen langen dunklen Mantel, dazu einen passenden Hut an dem sich eine grünlich schimmernde Feder befand und auf dem Rücken befand sich etwas, was aussah wie ein Kreuz. Was war das? Lio sah in seine stechenden goldenen Augen und spürte, wie sie nervös wurde. Wer war dieser Mann und was wollte er? Ohne ihn aus dem Blick zu lassen, hob sie ihr Schwert auf und behielt es locker in der Hand, sie packte ihren sämtlichen Mut zusammen und fragte mit halbwegs fester Stimme: „Wer zur Hölle bist du und was willst du hier?“ Natürlich hatte ihre Angst ihre Ausdrucksweise in keinster Weise verändert und sie sah dem großen Mann in seine Augen. „Du bist eindeutig seine Tochter“, sagte er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit. Ihr Blick wechselte von Unsicherheit zu Wut, wer war dieser Mann, dass er ihren Vater kannte und wieso nahm er sich das Recht einfach über ihn zu sprechen? Und vor allem klang diese Vorstellung nicht erfreulich, sondern abwertend. Er sollte es nicht wagen, ihren Vater zu beleidigen. Der Mann kehrte ihr den Rücken zu und ging in Richtung Haus, ohne zurückzuschauen, sagte er: „Es wäre ratsam das Schwert wegzustecken.“ Sie blickte dem Mann hinterher und sah, was sich auf seinem Rücken befand. In Wahrheit war es ein riesiges schwarzes Schwert, es sah unglaublich mächtig und angsteinflößend aus. Sie tat, wie ihr geheißen und steckte ihr Schwert zurück in die Scheide. Wer war dieser Mann, dass er solchen Einfluss auf sie hatte? Nannte man es einfach nur Respekt oder riesengroße Angst? Sie begab sich zum Haus, vor der Tür konnte sie schon die beiden Stimmen vernehmen, sie betrat das Haus. „Was willst du hier?“, fragte ihre Mutter gerade den Neuankömmling. Er hatte sein Schwert an einen Stuhl angelehnt und saß auf einem Anderen, er nahm seinen Hut vom Kopf. Mit gleichgültiger Stimme antwortete er: „Ich wollte nur schauen, ob die Marine euch endlich entdeckt hat. Wie zu erwarten war ein Reinfall.“ Lio stand noch immer zwischen Tür und Angel und war sich nicht sicher, ob sie wieder rausgehen sollte oder ob sie dem Gespräch beiwohnen durfte. Der Blick ihrer Mutter machte ihr Angst, warum schaute sie den Mann so wütend an, was hatte er getan? Lina begab sich zu den Schränken und kramte zwei Tassen heraus, ihre Laune ließ sie an der Schranktür aus, welche mit einer unglaublichen Kraft zugeschmissen wurde. Sie drehte sich nicht herum und wartete darauf, dass das Wasser endlich kochte. „Wie du siehst, ist alles bestens.“ Sie brühte den Tee auf und stellte eine Tasse vor dem Mann ab und setzte sich ihm gegenüber. Der Schwarzhaarige musterte die Frau und musste sich eingestehen, dass sie nicht sonderlich gesund aussah. Eher blass und abgemagert. Sie starrten sich gegenseitig an und führten ein Blickduell, niemand sagte etwas. Der Blick der Brünetten war noch immer wütend, seiner dagegen ziemlich neutral. Das Zufallen der Tür ließ beide aufblicken. Die Rothaarige stand verunsichert an der Tür und wartete auf irgendeine Reaktion der Beiden. Der Blick ihrer Mutter wurde weich und sie lächelte ihre Tochter an „Komm ruhig her, du brauchst keine Angst vor diesem Mann haben, er ist völlig harmlos.“ Lios Blick ging von ihrer Mutter zu besagtem Mann, dieser schaute sie grimmig mit heruntergezogenen Mundwinkeln an. Was hatte sie ihm getan, dass er so böse schauen musste? Sie machte sich Sorgen, jedoch zu unrecht. Er war nur wütend auf die Wortwahl der Brünetten „Er ist völlig harmlos.“ Der stärkste Schwertkämpfer der Grandline und sie bezeichnete ihn als 'harmlos', das kratzte ziemlich an seinem Ego und das wusste Lina natürlich. Nachdem diese ihrer Tochter die Hand entgegenstreckte, traute sich die Rothaarige und platzierte sich auf dem Stuhl neben ihrer Mutter. „Übrigens Lio, das ist Onkel Mihawk“, der Mann verschluckte sich beinahe an seinem Tee. Was hatte Lina da gerade gesagt?! Sein Blick war der Brünetten entgegen gerichtet, voll Entsetzen und Wut. Die Rothaarige sah fragend von ihrer Mutter zu ihrem 'Onkel'. „Wenn er wirklich mein Onkel ist, warum guckt er dann so böse?“ „Mach dir darüber keine Sorgen, er guckt immer so“, lächelte Lina ihre Tochter an. Mihawk Falkenauge wurde gerade als Onkel der Zehnjährigen bezeichnet, er rang mit sich, um die Brünette nicht anzuschreien. Er sagte schließlich nichts und so war es auch weitergehend ruhig zwischen den Dreien. Er sah den Blick der Kleinen auf seinem Yoru und konnte ihr förmlich die Fragen vom Gesicht ablesen, doch es blieb weiterhin still. Sie fragte nicht und er sagte nichts. Irgendwann hob sich die Rothaarige vom Stuhl und gab ihrer Mutter einen Gutenachtkuss „Schlaf gut Mama“, sagte sie noch und wollte gerade die Küche verlassen, als ihre Mutter sie aufhielt „Lio.“ Sie schaute ihre Mutter fragend an, welche den Kopf in Richtung Mihawk legte. Ihre Tochter schaute sie grimmig an, sagte aber doch noch: „Gute Nacht.. Onkel Mihawk“ und verließ damit die Küche. Mihawks Blick hatte sich verfinstert und er versuchte sich zu beruhigen „Alles in Ordnung mit dir Mihawk? Du wirkst so angespannt“, er antwortete noch nicht darauf und sammelte sich. Dann sagte er: „Wie kommst du dazu ihr zu sagen, dass ich ihr Onkel bin?“, seine Stimme war fest und angsteinflößend, doch nicht für Lina, sie kannte ihn zu gut, um Angst vor ihm zu haben. „Na indirekt bist du es doch“, er antwortete nicht darauf. Die Brünette und auch der Schwarzhaarige wussten, dass sie recht hatte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und nahm sich die leeren Tassen und spülte sie aus. Er beobachtete sie dabei und merkte, wie langsam und unsicher sie auf den Beinen stand. War sie etwa auch krank? Sie drehte sich zu ihm um „Du kannst ein paar Tage hierbleiben. Ja ja, ich weiß, es ist nicht deine Art, aber ich wollte es dir nur anbieten.“ Er sagte dazu nichts und überlegte. „Ich werde bleiben“, sagte er schließlich und überraschte damit die Brünette. Sie war sichtlich irritiert, erwiderte aber nichts. Er wollte nur bleiben, um herauszufinden, ob Lina ebenfalls krank war. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen „Na das freut mich aber, dann kannst du Lio ja etwas helfen bei ihrem Training“, er antwortete nichts darauf und verschwand im Wohnzimmer. Lina sah ihm mit einem Lächeln hinterher. Machte er sich wirklich Sorgen um sie, wie um Anna? So ein gefühlskalter Klotz, wie alle behaupteten, war er gar nicht. Man musste nur wissen, wie man mit ihm umging. Die Brünette verließ die Küche und sagte im Vorbeigehen am Wohnzimmer leise „Gute Nacht“, wohl wissend, dass er es hörte. Sie betrat das Schlafzimmer und sah das schlafende Mädchen. Sie schlief tief und fest, dabei war die Decke etwas verrutscht. Wie viel Zeit einfach schon vergangen war. Lina konnte sich zu gut daran erinnern, wie ihre Tochter sie ständig in der Nacht weckte und das völlig ohne Grund. Sie streichelte ihrer Lio eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie selbst begab sich ins Bad und begutachtete sich im Spiegel. Sie war unglaublich blass und dünn geworden. Wenn Shanks sie so sehen würde, wäre er sicherlich geschockt. Ihre sonst so dicken kräftigen Haare hingen ihr lasch über die Schultern, ihre strahlenden braunen Augen leuchteten nicht mehr, sie zwang sich ein Lächeln auf und sah in ihr eigenes Gesicht. Ein Schreck durchfuhr sie. Anna sah damals genauso aus, immer wieder hatte sie für alle gelächelt, aber alle sahen, dass es nicht echt war, sie wollte alle nur beruhigen. Ihre ältere Schwester war Jahre vor Lios Geburt gestorben, es war für alle ein Schock, besonders für Lina und Mihawk. Sie konnten sich nie sonderlich gut leiden, doch an dem Tag begruben sie ihr Kriegsbeil. Anna war die Einzige, die es schaffte irgendwelche Gefühlsregungen bei dem gefühlsarmen Schwertkämpfer auszulösen. Niemand verstand was Anna an sich hatte, dass Mihawk sie an sein Innersten ranließ, doch es störte niemanden und jeder freute sich für beide. Mit ihrem Tod wurde er wieder zu dem Alten und schloss sich sogar der Marine an. Die Brünette betrachtete sich noch einmal kurz im Spiegel und ließ dann davon ab, sie machte sich bettfertig. Im Bett betrachtete sie durch das vom Mond einfallende Licht ihre Tochter, welche mit ihrem Bären in den Armen schlief. Sie sah so unglaublich süß und unschuldig aus, wenn sie schlief. In diesem Moment war sie Kind, nichts weiter. Lina wachte nach ein paar unruhigen Stunden auf, sie drehte sich und versuchte wieder einzuschlafen, doch ihre Gedanken hielten sie wach. Was wenn sie genauso krank war, wie Anna damals? Die Wahrscheinlichkeit war hoch, die Heilung unmöglich, was würde mit Lio passieren? Sie konnte nicht mehr und stand auf, es war eindeutig zu viel für sie. All die Jahre hatte sie es nicht für ernst genommen, doch es wurde ihre deutlich, da Mihawk blieb und nicht ging, wie er es normalerweise getan hätte. Er hatte Annas Krankheitsverlauf gesehen und er wusste, was passieren würde. Die Brünette stand in der Küche und kochte sich einen Tee, mit diesem in ihren Händen stand sie an der Theke, lehnte sich an diese und dachte weiter nach. Die einzige Frage, die sie nicht beantworten konnte, war was mit Lio passieren würde. Sie war eindeutig zu jung, um alleine zu leben, oder? Sie blickte auf, als der Schwarzhaarige die Küche betrat, er sah sie mit ausdrucksloser Miene an. Er stellte sich zu ihr, sagte jedoch nichts. Sie hatten sich gemeinsam nie viel zu sagen, auch nach dem Tod Linas Schwester sprachen sie nicht viel. Sie gaben sich Halt indem sie sich anschwiegen und einfach füreinander da waren, um nicht allein zu sein, so auch jetzt. Der Schwertkämpfer durchbrach die Stille „Hast du dich untersuchen lassen?“, „Nein, mir ist es bis gestern auch nicht aufgefallen, dass es ihrer so ähnelt“, sie sagte den Namen ihrer Schwester bewusst nicht, wusste doch, dass es sie beide verletzen würde. Mihawk nickte nur und versank in Gedanken. Er dachte an den Roten. Wie würde er reagieren, wenn er erst mal erfuhr, dass seine Lina sterben würde? Wahrscheinlich würde er alles tun, um umgehend herzukommen, doch was würde das noch bringen. Die Stille wurde erneut gebrochen: „Mihawk..“ begann die Brünette ruhig, schaute ihn jedoch nicht an und blickte hinab in ihre Tasse „Ich weiß, wir stehen absolut nicht in der Position zueinander in der ich dich das Folgende bitten dürfte, doch es liegt mir sehr am Herzen.“ Er konnte ihr ansehen, wie schwer ihr diese Frage fiel. Er konnte sich bereits denken, was sie fragen würde und er würde am liebsten direkt ablehnen, doch konnte er nicht. Ihr Blick war noch immer gesenkt und sie sprach leiser weiter: „Ich schätze, dass ich noch ungefähr ein bis zwei Jahre habe, wenn ich Glück habe eventuell sogar drei. Lio wird dann aber immer noch zu jung sein, um völlig allein zu leben“, sie löste den Blick von ihrer Tasse, blickte ihm in seine stechend goldenen Augen und hielt seinem Blick stand. „Sie ist kein ganz so kleines Kind mehr. Ich will nicht, dass du dich um sie kümmerst, aber du sollst ein Auge auf sie haben.“ Noch immer hielt sie seinem Blick stand und schließlich stimme er zu: „Ich werde ein- bis zweimal im Jahr vorbeischauen. Aber nur, um zu schauen, ob sie noch lebt, alles andere ist mir egal“, Lina drehte ihren Kopf wieder zur Küche und schloss ihre Augen, ein Lächeln lag auf ihren Lippen und sie sagte leise „Danke.“ Daraufhin war es wieder still in der Küche, durch das Fenster konnte man erkennen, dass die Sonne langsam aufstieg. Das hieß, dass auch die Kleine aufwachen würde, um schwimmen zu gehen. „Du solltest trotzdem nochmal mit einem Arzt sprechen, nur um sicher zu gehen“, „Werde ich machen, du solltest noch etwas schlafen, die Kleine ist genauso anstrengend wie Shanks, wenn nicht sogar etwas mehr.“ Mihawks Gesichtsausdruck war unverbesserlich, sie stellte ihre Tasse ab und begab sich zurück ins Schlafzimmer. Die Kleine schlief noch immer, die Mutter legte sich zu ihr und schloss die Augen. Sie verlor in diesem Moment keinen Gedanken daran, was passieren würde. Lio war mit Mihawks Schutz in Sicherheit, soviel stand fest. Sie schlief mit einem schwachen Lächeln ein. Kapitel 8: Gewissheit --------------------- Gewissheit Lio wachte auf und streckte sich, es war an der Zeit für ihr morgendliches Schwimmen. Wie jeden Morgen schlief ihre Mutter noch, sie weckte sie nicht und zog sich im Bad um. Mit Handtuch bewaffnet ging sie durch die Küche und wollte gerade raus in den Garten, als sie das Schwert ihres vermeintlichen Onkels sah. Sie war stehen geblieben und betrachtete es, es strahlte etwas aus, das spürte sie, doch sie konnte nicht definieren, was es war. Sie berührte es nicht und schaute es sich nur genauer an. Die schwarze Klinge schimmerte grün und sah unglaublich scharf aus. Das Schwert war riesig und um einiges größer als sie selbst, wie konnte er es mit so einer Leichtigkeit auf dem Rücken tragen? Sie spürte eine gewisse Aura, die vom Schwert ausging „Werd' ich verrückt oder ist da tatsächlich etwas?“, sie ließ vom Schwert ab und ging aus dem Haus. Mihawk hatte sie beobachtet und wäre beinahe eingeschritten. Sie sollte es bloß nicht wagen sein heiliges Drachenschwert zu berühren. Doch sie tat es nicht und begutachtete es nur, erkannte sogar die Aura, die das Yoru umgab. Sie war tatsächlich die Tochter des Roten. Sie hatte das Haus mit Handtuch verlassen und der Schwarzhaarige wollte dem Grund nachgehen. Im Garten war sie nicht, doch konnte er sie von dort aus im Meer schwimmen sehen. Sie schwamm schnell und viel, lange beobachtete er sie und verstand, was das sollte. Sie trainierte ihre Kondition. Nach circa zwei Stunden kam sie raus und Mihawk verschwand im Haus, sie sollte nicht wissen, dass er sie beobachtet hatte. In der Küche setzte er sich auf den gleichen Stuhl wie vom Vortag und aß einen Apfel aus der Obstschale. Lina war immer noch nicht wach, war das normal oder stimmte wirklich etwas nicht mit ihr? Er würde sich Zeit lassen, um nach ihr zu sehen, noch könnte sie schlafen. Die Rothaarige war inzwischen im Garten und betrat gerade das Haus, als sie den Schwertkämpfer sah, hielt sie in ihrer Bewegung kurzzeitig inne. Sie schluckte und schloss schließlich die Tür hinter sich, sie sagte leise „Guten Morgen“, nahm sich ebenfalls einen Apfel und setzte sich ihm gegenüber. Er hatte noch nicht geantwortet, schaute sie aber mit seinen Augen an, sie spürte diesen Blick auf sich und ihr war in diesem Moment unbehaglich. Warum starrte er so und sagte nichts? Zu ihrer Erlösung sagte er dann doch „Morgen“, seine Stimme war tief und kühl. Er hatte ihre Reaktion beobachtet, er wirkte auf den Großteil aller Menschen gleich. Unter seinem Blick fühlte man Angst und so auch hier, er spürte es. Sie schaute ihn nicht an und aß ihren Apfel, ihr Blick lag auf dem Schwert. Irgendwann fragte sie: „Ich fühle eine Aura, die das Schwert umgibt, ist das normal?“, sie sah ihn erwartungsvoll an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn ansprechen würde, doch er antwortete ihr: „Ja das ist normal, das ist das Black Sword, es ist eines der zwölf Drachenschwerter und gehört damit zu den seltensten Schwertern auf der Welt. Es ist das Beste, welches es auf der ganzen Welt gibt.“ Sie sah abwechselnd ihn und das Schwert an und konnte gar nicht glauben, was er sagte. Dieses Schwert sollte das Beste auf der Welt sein? „Woher hast du es?“, „Das geht dich nichts an“ ließ sie direkt verstummen, da war es wieder, die Angst vor ihm. „Na na Mihawk, sei nicht so gemein zu deiner Nichte“, Lina war aufgewacht und hatte einige Fetzen des Gesprächs mitbekommen, sie grinste ihn an. Der Schwertkämpfer fand es allerdings nicht so witzig wie sie und schaute sie grimmig an. „Wollt ihr noch etwas richtiges frühstücken oder reicht euch der Apfel?“, Lio nickte heftig „Etwas richtiges bitte“ und wie zu erwarten war, gab es von Mihawk keine Reaktion. Die Brünette stellte alles mögliche für ein Frühstück hin und ihre Tochter half ihr beim Geschirr, sie stellte vor dem Schwarzhaarigen ebenfalls einen Teller ab. Ihre Mutter nahm Platz und sie aßen gemeinsam, sogar Mihawk aß eine Scheibe Brot. „Warst du heute Morgen wieder schwimmen?“, die Rothaarige kaute auf ihrem Brot herum und brachte ein „Jap“ hervor. „Du willst später sicherlich noch trainieren, oder?“, „Wie jeden Tag, das weißt du doch, wieso fragst du?“, „Na, weil dein lieber Onkel dir helfen kann. Er ist auch Schwertkämpfer, wie du vielleicht bemerkt hast“, sie deutete mit ihren Fingern auf das Schwert. Erwähnter verzog keine Miene und aß sein Brot auf, er versuchte Lina mit seinen Blicken zu erdolchen, doch es gelang ihm nicht. Lio sah den Blick des Schwarzhaarigen „Ich glaube, ich trainiere lieber allein“, sagte sie schließlich und schluckte etwas schwermütig das restliche Essen hinunter. „Hab keine Angst Lio, er wird dir nicht weh tun. Ich muss später noch ins Dorf, du kannst ihm in der Zeit zeigen, was du bis jetzt schon alles kannst.“ Ihre Tochter nickte etwas unsicher und sah den Schwertkämpfer an, der seinen Blick mittlerweile auf die Zehnjährige gelegt hatte. Sie sah in diese Augen und spürte Angst in ihr hochkochen. Der Blickkontakt wurde abgebrochen, als Lina meinte „Lass das“, grimmig stand er auf und verließ das Haus mit seinem Schwert auf dem Rücken. Die Rothaarige blickte ihm hinterher und fragte ihre Mutter nachdem die Tür ins Schloss gefallen war: „Was hat er?“, „Mach dir darüber keine Gedanken, er ist immer so und er wird auch nicht allzu lange bleiben. Du solltest die Zeit aber nutzen, er ist einer der besten Schwertkämpfer der Welt.“ Lio sah ihre Mutter mit großen Augen an „Einer der Besten? Und so jemanden kennst du?“ Lina lächelte nur „Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wen ich noch so alles kenne.“ Das Mädchen half ihrer Mutter noch dabei den Tisch abzudecken und ging daraufhin mit ihrem Schwert in den Garten, sie war sichtlich nervös, schließlich würde sie gleich dem besten Schwertkämpfer der Welt zeigen, was sie alles konnte. Der Schwarzhaarige saß auf der Bank und hatte seine Augen geschlossen, Lio kam ihm näher und blieb vor ihm stehen. Sollte sie ihn ansprechen oder warten bis er von selbst die Augen öffnete? Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als er seine Augen öffnete. Er sah sie mit einem völlig unerklärlichem Blick an und sie wusste nicht, ob sie ihn fragen sollte. Genervt von ihrer Angst ihm gegenüber fragte er: „Was willst du?“, sie raufte sich zusammen und sagte endlich: „Würdest du dir bitte anschauen, wie ich kämpfe und mir sagen, was ich falsch mache?“ Falkenaugen überlegte sich seine Optionen, erstere wäre es einfach zu ertragen und ihr zu sagen, was sie richtig und falsch machte oder aber Zweitere, ablehnen und sich unnötigen Ärger mit Lina einhandeln. Er seufzte leise und nickte, Lio konnte es gar nicht fassen, freute sich und zeigte dies mit einem breiten Grinsen, welches ihr Vater auch immer aufsetzte. Lio zog ihr Schwert hervor und begab sich in Position, sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und konzentrierte sich auf ihr Umfeld. Nachdem sie ihre Augen wieder geöffnet hatte, begann sie mit einigen Figuren, die ihr Vater ihr beigebracht hatte. Der Schwertkämpfer beobachtete dabei jede Bewegung ihres Körpers, er achtete auf ihre Beinstellung und besonders aber auf ihre Arme. Ihre Bewegungen war flüssig und sie wirkten locker, doch sobald sie zum Angriff ausholte, verkrampfte sie sich. Sie spannte sich völlig an und der Einklang zwischen ihr und dem Schwert war dahin. Er ließ sie noch ein wenig machen, doch achtete kaum noch darauf, er hatte sich ein Bild von ihren Fähigkeiten gemacht. Für ihr Alter nicht schlecht, doch wenn es zu einem echten Kampf kommen würde, würde sie zögern zuzuschlagen und das würde ihr Leben kosten. Sie war noch zu unsicher, was die Offensive anging, daran müsste sie arbeiten und das würde er ihr auch gleich mitteilen. Er erhob sich von der Bank und ging zu ihr, sie hatte es mitbekommen, ließ sich aber nicht davon beirren und machte weiter. Mihawk stand nun vor ihr und schaute sie direkt an, sein Blick war gelangweilt, er sagte schließlich: „Greif mich an“ und verwirrte sie damit. Sie wusste nicht, ob er es ernst meinte, er hatte nicht mal sein Schwert gezückt. Sie machte sich keine weiteren Gedanken und griff an, sie täuschte einen Angriff von rechts vor und wollte in seine rechte Seite schlagen, doch ihr Angriff wurde mit einem winzigen Dolch abgelenkt. Ungläubig sah sie den Dolch in seinen Händen an, hatte er sich damit gerade wirklich verteidigt? Er machte keine Anstalten sich zu bewegen und wartete auf einen erneuten Angriff ihrerseits, dieser folgte. Sie griff ihn direkt an, mit voller Kraft schlug sie zu, doch er war wieder schneller. Er hatte den Angriff einfach abgelenkt und hielt ihr nun den Dolch an den Hals. Voller Schock sah sie ihn an und ließ ihr Schwert fallen. „An sich sind deine Bewegungen gar nicht schlecht, doch fehlt dir die Erfahrung im Kampf. Nur die Übungen ausführen reicht nicht, du musst mit echten Gegnern trainieren, damit du ein Gefühl für Angriff und Verteidigung bekommst. Während du ausholst, verkrampft sich dein Körper an und deine Bewegungen wirken abgehakt und krampfhaft.“ Den Dolch hatte er während er sprach weiterhin auf ihren Hals gerichtet, sie bewegte sich keinen Zentimeter und lauschte seinen Worten. Er ließ von ihr ab und die Rothaarige atmete erleichtert auf. Mihawk drehte sich und ging wieder zur Bank und nahm Platz, Lio sah ihm hinterher und versuchte aus Gesagtem schlau zu werden. Sie hob ihr Schwert auf, steckte es zurück in die Scheide und ging zum Schwertkämpfer „Also, wenn ich noch besser werden will, brauch ich einen Gegner?“ „Wäre doch ratsam oder findest du gegen Luft kämpfen, bringt dir Fortschritte?“, sie nickte. „Solange wie du noch hier bist, könntest du mit mir zusammen trainieren?“ Mihawk konnte sich einen Lacher nicht verkneifen „Du meinst als dein gleichgestellter Gegner?“, er fand die Vorstellung amüsant, dass sie gegen ihn kämpfen wollte. Unsicher sah sie ihn an, sie hatte ihn noch nie lachen sehen und sie glaubte auch nicht, dass dies ein Lacher von Herzen war. Es war eher ein Lachen voll Spott. „Nicht als mein gleichgestellter Gegner, aber man erzielt nur Fortschritte, wenn man gegen jemanden kämpft, den man nicht besiegen kann“, sein höhnisches Grinsen erstarb und er dachte über ihre Worte nach. Weise Worte für so einen Zwerg von Mädchen, er lächelte, doch diesmal anders und das sah auch Lio „Dann werde ich die kommenden Tag dein Gegner sein“, sie sah ihn voller Freude an und freute sich ungemein auf die folgenden Tage. Sie überlegte, ob sie ihn fragen sollte und entschied sich dann dazu mit ihm darüber zu reden, sie setzte sich ins Gras und sprach „Mein Papa meinte, dass ich als Schwertkämpferin Kondition, Konzentration und Kraft brauche. Das mit der Kraft bekomme ich nicht wirklich hin, ist es wirklich notwendig stark zu sein?“, sie sah ihn abwartend an und er dachte über ihre Worte nach. „Man kann Stärke mit Geschwindigkeit und Präzision ausgleichen, es ist nicht zwingend notwendig stark zu sein, es bringt aber Vorteile mit sich“, sie nickte verstehend. Wenn sie also zu schwach war, musste sie schneller werden, das sollte sie wohl hinkriegen. Sie stellte ihm noch ein paar Fragen bezüglich unterschiedlicher Schwertstile und irgendwann erhoben sich beide und begannen ihr Training. In diesem ging es hauptsächlich darum ihn anzugreifen, er verbesserte sie nach jedem Angriff und konterte ab und zu, um zu sehen, wie sie darauf reagieren würde. Lina hatte sie beiden aus der Küche beobachtet und freute sich wie ein Kleinkind darüber, dass die beiden sich so gut verstanden, auch wenn sie es ihrer Tochter nicht verübeln konnte, wenn sie Mihawk nicht gemocht hätte. Irgendwann zog sie sich um und ging außer Haus, sie wollte einen Arzt aufsuchen, um Gewissheit zu bekommen. Sie ging durch den Garten und sagte beiden Schwertkämpfern Bescheid und verschwand in Richtung Dorf. Der Weg fiel ihr schwer, zumal sie schon wusste, was ihre Prognose war. Sie sollte nur Gewissheit haben und trat deshalb den Weg zum Arzt an. Ihre Gedanken kreisten um Lio und auch um Shanks. Sollte sie beide darauf vorbereiten oder sie damit überraschen? Sie wüsste gar nicht, wie sie das Gespräch mit ihrer Tochter anfangen sollte, je nachdem wie lange sie noch hatte, würde sie ihr vorerst nichts erzählen. Vor der Praxis des Dorfarztes blieb sie stehen und atmete noch einmal tief ein. „Du wirst versuchen, meine Angriffe kontern oder ihnen auszuweichen, es liegt ganz an dir“, sie nickte nur zur Antwort und geduldete sich schon auf den ersten Angriff, der nicht lange auf sich warten ließ. Der Schwertkämpfer hatte mit seinem Dolch zugestochen und die Rothaarige konnte gerade noch rechtzeitig mit einer Rolle ausweichen. Sie stellte sich schnell auf ihre Beine und sah den Dolch schon wieder auf sie niedersausen. Sie sprang zur Seite und sah wie Mihawk wieder zustieß, sie hatte keine Zeit mehr auszuweichen und versuchte mit sämtlicher Kraft den Dolch mit ihrem Schwert von ihrem Körper fern zu halten. Es gelang ihr nicht und so versuchte sie dem Druck standzuhalten, sie spürte wie ihre Arme nachließen und der Dolch immer näher kam, sie löste ihr Schwert und rollte sich nach hinten ab. Das Training war anstrengend, doch hielt Lio es eine Weile stand, irgendwann lag sie am Boden und bewegte sich nicht mehr. Der Schwarzhaarige stand über ihr „Du solltest noch mehr an deiner Kondition arbeiten“, freundlicherweise reichte er ihr die Hand und sie setzte sich mit seiner Hilfe auf. Sie brachte kein Wort hervor und war froh, dass sie das Training halbwegs überstanden hatte. Und er hatte recht, es war etwas völlig anderes mit jemanden zu trainieren. „Ihr seid ja immer noch hier, habt ihr für heute nicht genug trainiert?“, Lio blickte auf und sah ihre Mutter, die einen gefüllten Korb mit sich trug, sie hatte wohl ihre Besorgungen erledigt. Die Rothaarige stand gemächlich auf und ging langsam zu ihrer Mutter, sie nahm ihr den Korb ab „Wir sind gerade fertig geworden.“ Gemeinsam gingen sie ins Haus, Mihawk folgte ihnen. Er wusste, wo Lina war und wollte nun hören, was der Arzt gesagt hatte. In der Küche räumte Lio den Korb aus, Lina half ihr dabei und schickte ihre Tochter dann unter die Dusche, danach sollte es Abendessen geben. Als sich die Brünette sicher war, dass ihre Tochter außer Hörweite war, sprach sie zu dem Schwarzhaarigen: „Es ist das Gleiche, wie das, was sie damals hatte. Er meinte mit Ruhe und ein paar Medikamenten komme ich auf zwei halbwegs schmerzfreie Jahre“, Mihawk nickte nur und sagte nichts. Er dachte an Anna, sie hatte es damals allen verschwiegen und litt im Stillen, erst nachdem sie ohnmächtig geworden war, hatte ein Arzt bei der Untersuchung festgestellt, dass sie krank war. Sie hatte niemanden etwas gesagt, was würde Lina tun? „Sagst du es?“, sie sah zögerlich in seine Augen „Ich hab es dir gesagt..“, „Ich meinte damit Shanks oder deine Tochter.“ Sie sah betrübt zu Boden „Ich weiß nicht wie, Lio wollte ich es vorerst nicht erzählen, schließlich habe ich noch zwei Jahre. Und Shanks? Er würde einen riesigen Wirbel daraus machen“, der Schwarzhaarige wartete darauf, dass sie weitersprach, das konnte noch nicht alles gewesen sein. Sie sah Mihawk mit einem traurigen Lächeln an „Weißt du, das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, ist nun sechs Jahre her und ich schätze es würde mir und auch ihm leichter fallen, wenn wir uns vorher nicht nochmal sehen“, er sagte darauf nichts. Er verstand ihre Begründung, würde wohl sogar genauso handeln in dieser Situation, doch er musste sich in die Lage des Roten versetzen. Sie würde ihm vorenthalten sie noch ein letztes Mal zu sehen, ein letztes Mal füreinander da zu sein, sie würde damit egoistisch entscheiden und das sollte sie nicht. „Du nimmst ihm damit die Möglichkeit ein letztes Mal für dich da zu sein, willst du das?“, ihr Blick war noch immer traurig und man konnte sehen, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten „Natürlich will ich das nicht, aber ich schätze so wäre es leichter“, er konnte darüber nur den Kopf schütteln. Lina hatte sich darauf festgefressen und würde nicht mehr darüber diskutieren. Das Gespräch war damit vorübergehend beendet, Mihawk setzte sich an den Tisch und die Brünette war damit beschäftigt das Abendessen zu kochen. Irgendwann betrat die Rothaarige die Küche, ihre Haare waren noch nass vom Duschen. Sie deckte den Tisch und half ihrer Mutter das Essen auf den Tisch zu stellen, zu dritt saßen sie am Tisch und aßen im Stillen. Niemand sagte auch nur ein Wort. Nach einer Weile erhob sich der Schwarzhaarige „Ich werde morgen abreisen“ und verließ damit den Raum. Lio sah ihm enttäuscht hinterher. Sie hatten doch gerade erst zusammen trainiert und jetzt wollte er schon gehen, sie schmollte. Nach dem Essen räumten Mutter und Tochter gemeinsam ab, bis Lina ihre Tochter wegschickte. Lio wollte einen Versuch starten den Schwarzhaarigen noch eine Weile hierzubehalten und betrat deshalb das Wohnzimmer, in dem er untergekommen war. Er saß in einem Sessel und hatte ein altes Buch in der Hand, er hatte sie bemerkt, blickte dennoch nicht auf. Sie stellte sich vor ihn und wartete seinerseits eine Reaktion ab, die kam allerdings nicht. Sie räusperte sich und sah ihn erwartungsvoll an. Am liebsten hätte er die Augen verdreht, doch seine Miene hatte sich nicht verändert, er blickte von dem Buch auf und wartete darauf, dass sie sprach. Seine Art machte ihr Angst und deshalb kostete es ihr einiges an Mut das folgende zu sagen: „Könntest du nicht eventuell ein paar Tage länger bleiben? Ich meine, wir haben gerade erst zusammen trainiert und es hat mir wirklich geholfen, würdest du für mich länger bleiben?“, die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und sie war froh, dass sie es gesagt hatte. Er jedoch überlegte nicht lange darüber, für ihn war es klar. Er wollte herausfinden, ob Lina krank war oder nicht, jetzt wusste er es, demnach gab es auch keinen Grund länger hierzubleiben. Er wusste auch, dass die Kleine Talent hatte, doch sollte sie selbst etwas aus sich machen, er hatte keine Zeit und vor allem keine Lust kleinen Zehnjährigen etwas beizubringen. Sie sah ihn gespannt an, doch dies verging schnell, als er sagte: „Nein, ich habe Wichtigeres zu tun. Ich werde morgen abreisen“, die Worte hatten sie traurig gestimmt, man konnte es an ihrem Gesicht erkennen. Viel zu schnell ließen sich ihre Gefühle ablesen, daran sollte sie arbeiten. Die Rothaarige erwiderte darauf nichts und verließ das Zimmer und begab sich in ihres. Sie versuchte mit seinen Worten zurecht zu kommen, doch hatte er sie damit gekränkt. Er hatte Wichtigeres zu tun. Eigentlich dachte sie, dass er ihr helfen würde, er hatte ihr doch auch am Nachmittag beim Training geholfen und jetzt wollte er einfach so gehen. Irgendwas stimmte hier doch nicht, doch sie wusste natürlich nicht was. Lina betrat das Zimmer und sah ihre Tochter auf dem Bett sitzen, sie hatte sich also noch nicht fertig gemacht „Wie wäre es, wenn du ins Bad gehst bevor du schläfst?“, die Rothaarige zuckte leicht zusammen, sie hatte doch nicht mit ihrer Mutter gerechnet, vor allem nicht in solch einer Verfassung. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und grinste ihre Mutter an „Hätte ja fast geklappt“, damit stand sie auf und verzog sich ins Bad. Keine fünf Minuten später marschierte sie ins Bett und legte sich demonstrativ hin. Die Brünette konnte darüber nur den Kopf schütteln und verschwand ebenfalls im Bad. Sie zwang sich in den Spiegel zu sehen, sie betrachtete sich selbst und musste sich eingestehen, dass sie wirklich nicht sonderlich gesund aussah, im Vergleich zu sonst auf jeden Fall. Sie dachte an ihre ältere Schwester, sie hatte damals so gelitten, nur weil sie es niemandem erzählt hatte. Würde es ihr genauso ergehen? Nein, sie hatte einen Arzt, der ihr alles mögliche verschrieb, um länger zu leben. Sie musste an Mihawks Frage denken. Sie wäre nicht stark genug, Lio oder Shanks etwas davon zu erzählen, doch wie würden sie damit umgehen und vor allem, wie würde sie selbst damit umgehen, wenn sie es verschwieg? Viel zu viele Fragen sammelten sich in ihrem Kopf und sie ermahnte sich nicht durchzudrehen. Sie machte sich bereit zu schlafen und legte sich neben Lio, die bereits leise vor sich hin schnarchte. Ihre Tochter musste wohl völlig erledigt sein von dem Training mit Mihawk – Lina hätte auch nichts anderes erwartet. Noch immer flogen ihr tausende Gedanken durch den Kopf und hielten sie vom Schlafen ab. Sie seufzte und fixierte sich an einen einzigen Gedanken – Lio. Ihr würde es schon gut gehen, Mihawk würde nach ihr sehen und irgendwann würde auch Shanks davon Wind bekommen und sich um seine Tochter kümmern. Ihrer kleinen Tochter würde es immer gut gehen, sie war stark und hatte ein riesiges Durchhaltevermögen, sie würde auch weiterleben ohne ihre Mutter. Sie würde das schon schaffen. Mit diesem Gedanken glitt die Brünette in einen traumlosen Schlaf. Kapitel 9: Einsam ----------------- Einsam Lio merkte nach einiger Zeit, dass hier etwas nicht stimmte. Ihre Mutter wurde immer ruhiger und auch langsamer in ihren Bewegungen. Sie sprühte nicht mehr so vor Freude wie früher und das Lächeln auf ihren Lippen war eher schwach, statt voller Elan. Man sah es in ihren Augen, sie funkelten nicht mehr und sie meckerte auch seltener mit Lio, obwohl sie ihrer Mutter immer noch genügend Gründe gab. Die Rothaarige war sich sicher, dass hier etwas nicht nach rechten Dingen ging und so sprach sie ihre Mutter darauf an. Natürlich hatte sie es immer wieder abgestritten und gemeint, dass alles in bester Ordnung sei. Doch irgendwann brach sie zusammen und Lio musste sich schnell um einen Arzt kümmern. Nach diesem Vorfall hatte Lina ihrer Tochter halbwegs erklärt, dass sie krank war und dass es nicht sonderlich gut für sie aussah, dass feststand sie würde sterben, verriet sie ihr allerdings nicht. Ab da war einiges anders. Lio trainierte weniger, stellte es sogar irgendwann komplett ein, und kümmerte sich um ihre Mutter. Diese war weniger begeistert davon, sie wollte es ihrer Tochter nicht einmal sagen und jetzt kümmerte diese sich um sie, dabei war sie gerade mal zwölf Jahre alt. Lina konnte es fast zwei Jahre verheimlichen, aber sie musste ja einfach ohnmächtig werden, weil sie zu viel geschleppt hatte. Es war unumgänglich es weiterhin zu verleugnen. Die Brünette merkte schnell, dass die Ruhe nötig war und ihre Tochter war dabei eine große Hilfe. Sie hatte etwas umgeräumt und konnte somit ihre Mutter besser pflegen. Diese war inzwischen so schwach, dass sie immer Hilfe zum Aufstehen benötigte. Zu Beginn verweigerte sie die Hilfe ihrer Tochter und wollte selbstständig handeln, doch das endete damit, dass sie stürzte und damit ihrem Körper nur noch weiter zusetzte. Lina musste sich eingestehen, dass es nichts brachte so zu handeln und sie ließ mit sich machen. Lio war von den Informationen völlig erschlagen und wusste zu Anfang nicht, wie sie damit umgehen sollte, doch sie begriff schnell und handelte. Ihre Mutter war immer für sie da und jetzt musste sie für diese da sein. Sie übernahm schnell die wichtige Rolle im Haushalt und erledigte alles Notwendige. Sie dachte ab und zu noch an ihren Traum, doch schlug sich diesen schnell aus dem Kopf, es stand momentan wichtigeres an. Ihrem Traum konnte sie immer noch nachgehen, wenn es ihrer Mutter besser ging. Heute war wieder einer der Tage an denen es Lina besser ging, äußerlich zumindest. Die Brünette spürte, dass heute etwas anders war. Sie fühlte sich schwächer als ohnehin schon, doch da war noch ein anderes Gefühl. Ein Gefühl von Freiheit. Es würde nicht mehr lange dauern, das wusste sie und sie wollte die Zeit, die sie noch hatte, nutzen. Sie rief Lio zu sich, kurze Zeit später stand sie am Bett und wartete auf irgendwelche Anweisungen ihrer Mutter, doch diese kamen nicht. Die Brünette deutete ihrer Tochter mit einem Handzeichen sich zu setzen, sie folgte der stummen Aufforderung. Erwartungsvoll sah sie ihre Mutter an, sie sah heute anders aus. Sie lächelte, schwach, aber dennoch konstant. Heute könnte ein guter Tag werden, dachte sich die Rothaarige und fragte dann ihre Mutter: „Ist alles in Ordnung? Soll ich dir was zu essen machen oder möchtest du was trinken?“, liebevoll lächelte die Frau im Bett sie an und schüttelte den Kopf „Nein, mein Schatz. Danke, dass du dich so fürsorglich um mich kümmerst.“ Lio konnte nicht anders und lächelte genauso warm zurück „Das ist doch selbstverständlich.“ Die Brünette überlegte sich, wie sie anfangen sollte. Sie wusste, dass ihre Tochter in den letzten Jahren viel nachdachte, in den letzten Wochen wurde es nur intensiver. Wie sollte sie das Thema Vater ansprechen? Die Rothaarige musste sich mittlerweile eine Meinung zu ihrem Vater gebildet haben und wahrscheinlich keine sonderlich Positive. Wie sollte Lina da das Bild noch ändern? Lio war damals voller Stolz und wollte ihrem Vater ihre Fortschritte zeigen, doch mit der Zeit hörte sie auf darüber zu sprechen. Sie fragte nicht mehr nach ihm und trainierte nur noch für sich, sie wollte niemanden stolz machen, nur noch stark werden. Die Brünette fing an „Weißt du Lio, du machst dir viel zu viele Gedanken“, fragend sah die Angesprochene ihre Mutter an. Sie könnte alles mögliche gemeint haben, worüber wollte ihre Mutter denn sprechen? „Ich kann mir vorstellen, wie du über deinen Vater denkst, aber so ist es nicht.“ Lio verzog ihren Mund und wollte die Gedanken verscheuchen, doch hatten diese sie bereits gepackt und sie dachte nach. Woher sollte ihre Mutter wissen, was sie von ihrem Vater hielt? Sie sprach doch nicht über ihn. Und vor allem, was hieß hier „So ist es nicht.“, natürlich musste ihr Vater jemand verdammt selbstverliebt und egoistisches sein, sonst wäre er doch hier und würde sich um sie kümmern. Er hatte sie doch einfach allein gelassen, weshalb auch immer, sie waren wohl nicht wichtig genug. Sie spürte plötzlich kalte weiche Hände auf ihren, sie hatte sie vor Wut zu Fäusten geballt. Ihre Mutter sah sie immer noch mit diesem warmen zärtlichen Lächeln an „Er ist damals aus einem bestimmten Grund gegangen und du wirst es noch erfahren. Ich hoffe wirklich sehr, dass ihr euch beide noch trefft, wenn du endlich deinen Traum erfüllst und Piratin wirst“, ungläubig sah Lio ihre Mutter an. Wie konnte sie nur so gutherzig von diesem Verräter sprechen, er hatte sie doch zurückgelassen und scherte sich einen Scheiß um ihr Wohl! Lina konnte sich ganz genau vorstellen, was in ihrer Kleinen vorging, doch sie lächelte einfach und hoffte, dass sie bald verstehen würde. Es ihr zu sagen, würde nicht reichen, sie musste es von ihm selbst hören. „Lio“ ihre Stimme war inzwischen etwas leiser und die Angesprochene horchte auf „Du musst mir unbedingt versprechen, dass du deinen Traum erfüllst, hörst du?“, mit absoluter Sicherheit nickte die Rothaarige. „In Ordnung und jetzt hör mir gut zu“ setzte die Brünette wieder an, musste aber husten. Sie sammelte sämtliche Kraft und sprach weiter: „Ich war damals auch Piratin und ich habe es jede Sekunde genossen. Ich war am Anfang enttäuscht hierbleiben zu müssen, doch es hat sich gelohnt. Es gab für mich nie einen größeren Schatz als dich meine Kleine und ich hoffe, dass du eines Tages verstehst. Du wirst bald deinen Vater wiedersehen, er ist noch immer ein Pirat. Irgendwann wirst du verstehen..“ ihre Stimme wurde mit jedem Wort etwas leiser und Lio konzentrierte sich darauf jedes Wort aufzusaugen. Als sie von ihrem Vater hörte, spürte sie Wut in sich hochkommen. Also doch! Er war Pirat und hatte sie allein gelassen, um weiterzusegeln. Sie unterdrückte in diesem Moment ihren Hass auf ihren Erzeuger und schaute ihre Mutter an. Sie war damals auch Piratin und hatte es aufgegeben, weil sie schwanger war und sie hatte es nicht bereut. Noch immer lag ein schwaches Lächeln auf den Lippen ihrer Mutter und sie sagte ganz leise, aber hörbar: „Könntest du mir bitte ein Glas Wasser holen?“, die Rothaarige nickte und begab sich in die Küche. Sie dachte über die Worte ihrer Mutter nach, sie würde bald verstehen, was meinte sie damit? Sie schüttete etwas Wasser in ein Glas und ging zurück zu ihrer Mutter. Sie reichte ihr das Glas, doch ihre Mutter reagierte nicht, sie hatte die Augen geschlossen „Mama, hier dein Wasser“, sagte die Rothaarige ruhig und wartete eine Reaktion ab. Doch es kam einfach keine. Sie stellte das Glas ab und beugte sich zu ihrer Mutter herab. Sie hatte die Augen geschlossen und auf ihren Lippen lag noch immer das Lächeln von zuvor. Lio stupste ihre Mutter leicht und stieg um zu einem Schütteln an ihren Schultern, doch von der Brünetten kam keine Reaktion. Entsetzt schaute die Zwölfjährige ihre Mutter an. Das konnte doch nicht sein, sie war doch nur kurz in der Küche und jetzt sollte ihr Mutter tot sein? Einfach so? „Mama?“, sie versuchte es wieder, doch es passierte einfach nichts. Voller Schock setzte sich die Rothaarige auf den Stuhl auf dem sie vorher gesessen hatte. Tränen liefen ihr das Gesicht hinunter. Sie konnte es nicht begreifen, ihre Mutter war krank, aber wirklich so krank? Wieso war sie einfach gestorben, vor nicht einmal fünf Minuten hatte sie noch gesprochen, doch jetzt hatte sie sie einfach allein gelassen. Lio verstand nicht, sie stellte ihre Ellbogen auf ihren Knien ab und vergrub ihr Gesicht in den Händen, Tränen liefen pausenlos über ihr Gesicht zu Boden. Was sollte sie jetzt machen? Sie war doch nie allein und plötzlich von einem Moment auf den Nächsten war sie einsam, wie sollte ihre Zukunft aussehen? Sie hatte versprochen ihrem Traum nachzugehen, doch wie sollte sie? Ihre Mutter stand immer hinter ihr und gab ihr Halt und Sicherheit, wie sollte sie es jetzt allein schaffen? Wer sagte ihr, dass sie stark genug war, um allein klarzukommen, wie sollte das alles nur funktionieren? Lio konnte nicht mehr, sie stand mit soviel Kraft auf, dass der Stuhl nach hinten wegkippte. Sie musste hier raus, sofort. Sie blickte nicht noch einmal ihre tote Mutter an und rannte aus dem Haus. Sie rannte, ununterbrochen rannte sie, sie wollte einfach nur weg. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb sie stehen, sie war völlig außer Atem und musste sich erst mal beruhigen. Sie war durch den Wald gerannt und stand nun an einer Klippe. Der Ausblick war unglaublich, das Meer glitzerte und funkelte. Die Wellen schlugen immer wieder an den Klippen an und lösten sich auf, immer wieder brach eine Welle auf die Nächste. Gedankenlos beobachtete sie das Schauspiel vor sich. Ihre Gedanken waren völlig verraucht, sie schaute nur den Bewegungen der Wellen zu, sie zogen sie völlig in ihren Bann. Immer wieder traf eine Welle auf die Klippe und kaum später kam eine Neue. Es beruhigte sie und ihr Kopf war frei. Sie dachte nach, über alles. Die letzten Worte ihrer Mutter und die darauffolgenden Fragen, die der Rothaarigen durch den Kopf schwirrten. Sie musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Sie hatte es einige Wochen geschafft sich um ihre Mutter zu kümmern, da sollte sie es doch auch schaffen sich selbst zu versorgen.. oder? Erst mal sollte man sich um ihre Mutter kümmern. Sie begab sich auf den Rückweg über das Dorf, dort kannte sie einige, die ihr helfen könnten. Sie müsste auch zum Arzt, nur zur Bestätigung, dass alles bereits zu spät war. Sie ging mit gesenktem Kopf weiter ihren Weg. Im Dorf wurde sie von einigen erkannt und man grüßte sie. Sie nickte nur zurück, doch konnte kein Lächeln erwidern. Nach einiger Zeit hatte sie einige Leute zusammengesucht und auch den Arzt gefunden, gemeinsam gingen sie zu dem Haus etwas außerhalb des Dorfes. Lio hatte ihnen bereits erklärt, was passiert war und alle waren völlig geschockt von diesen Neuigkeiten. Das junge Mädchen betrat als Erste das Haus und führte sie zu ihrer Mutter, sie lag noch immer im Bett und hatte dieses leichte Lächeln auf den Lippen. Lio musste sich zusammenreißen, um nicht direkt zu weinen. Der Arzt ging zu erst zu ihr, kurze Zeit später schaute er die Rothaarige mit einem traurigen Blick an und nickte. Also war sie wirklich tot und nichts würde etwas daran ändern. Eine Frau, wahrscheinlich etwas älter als ihre Mutter, trat zu dem Mädchen „Hilfst du mir ihr etwas anderes anzuziehen?“, mit gequältem Blick stimmte sie zu und sie kleideten ihre Mutter in eines ihrer Kleider ein, sie machten Lina zurecht. Die Anderen diskutierten bereits, wie man sie bestatten sollte, doch Lio war es von Anfang klar. Sie war eine Piratin, also sollte sie auch eine Seebestattung bekommen. Sie sprach es kurz mit den Männern ab und sie bereiteten alles vor. Die Rothaarige holte aus dem Garten einige Blumen und wickelte sie zusammen. Alle gemeinsam gingen zum Meer, die Brünette wurde in ein Boot gelegt, das Mädchen verteilte die Blumen darin und betrachtete ihre Mutter. Es sah so aus, als ob sie schlief, nichts weiter. Doch so war es nicht. Sie trat vom Boot zurück und man ließ es auf das Meer hinaustreiben. Nach einer guten Entfernung wurde es mit einem brennenden Pfeil beschossen und damit ging es in Flammen auf. Lio konnte nicht anders, es liefen stumme Tränen ihr Gesicht hinunter. Sie wurde von sämtlichen Personen in den Arm genommen und man bot ihr Beistand. Eine ältere Dame, die sie seit Kindheitstagen kannte, bot ihr sogar an bei ihr zu wohnen, damit sie nicht allein war, doch sie lehnte ab. Nachdem jeder sein Beileid ausgesprochen hatte, ging das junge Mädchen zurück zum Haus. Alles sah wie immer aus, es war aufgeräumt und es roch frisch nach Blumen. Sie ging durch das Haus, in jedem Raum kamen ihr unterschiedliche Erinnerungen hoch. In der Küche konnte sie sich zu gut daran erinnern, wie sie mit ihrer Mutter eine Essensschlacht geführt hatte und wie sie gemeinsam am Boden lagen und sich vor lachen kaum halten konnten. Im Wohnzimmer hatte die Rothaarige eines der Regale umgeworfen, völlig aus Versehen war es umgekippt und hatte damit einen Stuhl zerstört. Im Schlafzimmer sah sie das große Bett in dem sie immer zusammen schliefen, viele Nächte in denen sie über das Meer gesprochen hatten. Der Rothaarigen schlich sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Sie ging weiter und sah das Bett in dem vor Kurzem noch ihre Mutter lag, augenblicklich verschwand das Lächeln und Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Das Bett musste hier raus. Sie ging zurück in den Garten und setzte sich auf die Bank. Ihr Kopf war wieder voller Fragen. Sie schaute den alten Apfelbaum an, den ihre Mutter vor zwei Jahren wieder zum Blühen gebracht hatte, er stand seitdem in voller Pracht auch ohne die Hilfe der Teufelskraft. Ihr Blick ging zum Meer, es sah so unglaublich friedlich aus, doch sie hatte gelernt wie unberechenbar es sein konnte, besonders auf der Grandline. Ihre Mutter hatte soviel darüber erzählt und jetzt im Nachhinein war sie ihrer Mutter dankbar für all das Wissen, was sie vermittelt hatte. Anfangs hatte sie sich gefragt, woher sie das alles wusste, doch jetzt war es absolut klar, sie war schließlich selbst Piratin. Genauso wie ihr Vater. Unweigerlich verzogen sich ihre Mundwinkel nach unten. Ihre Mutter hatte in ihren letzten Minuten so positiv über ihn gesprochen, in den Jahren davor hatte sie nie ein Wort über ihn verloren und dann auf einmal war er doch ein Guter? Irgendwas konnte an der ganzen Sache nicht stimmen. Lio blieb bei dem Bild eines selbstverliebten egoistischen Piraten, der nur an sich dachte und Frau und Kind völlig allein zurückließ. Irgendwann würde er dafür bezahlen, dachte sich die Rothaarige. Die Zeit verging schnell, immer wieder dachte sie über ihre Zeit mit ihrer Mutter nach und dann kreuzten sich wieder die Gedanken an ihren Vater. Sie wusste nicht, wer er war, wie er hieß, wie er aussah, sie wusste im Grunde genommen nichts über ihn, nur dass er Pirat war. Sie versuchte verzweifelt sich ihn vorzustellen, doch keine Erinnerung blieb von ihm in ihrem Gedächtnis. Er hatte sie also ziemlich früh verlassen. Die Nacht war inzwischen angebrochen, doch Lio störte sich nicht daran. Ins Haus gehen wollte sie nicht, dort würde sie alles nur an ihre Mutter erinnern und schlafen konnte sie sowieso nicht. Sie musste an ihre letzten Worte denken „Es gab für mich nie einen größeren Schatz als dich“, ihre Mutter war immer für sie da, hat alles an ihr geliebt, jeden noch so kleinen Fehler, jeder zerstörte Gegenstand, egal, was sie gemacht hat, sie wurde geliebt. Lio lächelte, sie spürte in ihrem Herzen diese Wärme. Sie bekam gar nicht mit, dass sie weinte, zu schön war dieses Gefühl. Kapitel 10: Marine, Moment was?! -------------------------------- Marine, Moment was?! „Ach das stimmt schon so“, die alte Dame lächelte die Rothaarige warm an und gab ihr das Geld für das Brot zurück. „Du kannst nicht jedes Mal die Bezahlung verweigern, wovon lebst du denn sonst?“, das junge Mädchen erwiderte das Lächeln und steckte das Geld zurück in ihre Tasche „Es gibt immer Ausnahmen Kleines“, Lio nickte lächelnd und verließ das Geschäft. Außerhalb davon schüttelte sie den Kopf, es war doch immer das Gleiche mit der Oma. Jeder behandelte sie anders seitdem ihre Mutter gestorben war, es hatte seine Vorteile, doch hauptsächlich erinnerte sie dieses Verhalten daran, dass sie noch so jung war und allein nicht zurechtkommen dürfte. Dabei hatte sie es doch schon geschafft sich einige Monate über Wasser zu halten. Am Anfang war es unglaublich schwer für die Zwölfjährige, doch mit der Zeit lernte sie damit umzugehen. Was blieben ihr auch für Optionen? Sie hatte ihrer Mutter ein Versprechen gegeben und sie würde sich auch daran halten, eines Tages würde sie Piratin werden und bis dahin gab es noch einiges zu tun. Und vorerst hieß es leben, so gut es eben ging. Die Rothaarige war gerade im Dorf, um den Einkauf zu tätigen. Nicht oft begab sie sich ins her, doch ab und zu musste sie sich auf den Weg machen. Heute war einer dieser Tage. Sie besorgte sich noch die restlichen Lebensmittel und ging zurück zum Haus. Es war inzwischen Nachmittag und sie würde nach dem Einräumen noch etwas Zeit finden, um zu trainieren. Im Haus stellte die Rothaarige den Einkauf ab und verstaute ihn in den Schränken der Küche. Sie schnappte sich ihr Schwert und ging in den Garten. Ihr Blick fiel auf das Meer und sie betrachtete das Glitzern, welches davon ausging. Es sah wie immer wunderschön aus, so unglaublich beruhigend. Die Rothaarige wandte sich davon ab, atmete tief durch und schloss die Augen. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und dann auf ihr Umfeld, sie hörte das Rascheln der Blätter, wenn der Wind hindurch wehte, das leise Rauschen der Wellen im Meer und dann plötzlich ein leises Knacken, als ob ein Ast brechen würde. Da war doch jemand.. Sie öffnete ihre Augen, doch sie konnte niemanden sehen. Sie spürte ganz genau, dass sie jemand beobachtete, doch da war niemand. Alles nur Einbildung? Lio schüttelte den Kopf. Wurde sie langsam paranoid oder war da tatsächlich jemand? Sie schloss wieder Augen und versuchte sich zu konzentrieren, doch sie wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Mit einem Seufzen öffnete sie ihre Augen und entschied sich mit dem eigentlichen Training anzufangen. Sie spürte, dass jemand dort war und sie die ganze Zeit über beobachtete, doch wer war es und vor allem was wollte diese Person? Das junge Mädchen war sich absolut sicher, dass sich jemand im Versteckten hielt. Viel zu schnell beendete sie ihr Training, unter solchen Umständen war sie mit ihren Gedanken völlig woanders und es machte keinen Sinn weiterzumachen. Mit einem beabsichtigt hörbaren Seufzer steckte sie ihr Schwert zurück und begab sich ins Haus. Sie schloss die Tür hinter sich und grübelte kurz, was sie mit ihrem Beobachter machen könnte, doch entschied sich, ihn erst mal zu ignorieren. Sie stellte ihr Schwert ab und ging ins Bad, eine heiße Dusche war jetzt angesagt. ~*~ Mit großen Schritten ging der Mann zu dem Häuschen außerhalb des Dorfes. Die Nacht brach schon so langsam an und er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Das Haus kam immer näher und er konnte erkennen, wie ein junges Mädchen dieses gerade verließ, in der Hand hielt sie ein Schwert. Also ging es ihr gut. Seine Schritte vergrößerten sich und er stand nun ziemlich dicht, doch immer noch gut versteckt im Gebüsch. Innerlich seufzte er. Er, einer der Sieben Samurai der Meere und dazu noch der beste Schwertkämpfer der Welt, versteckte sich tatsächlich im Gebüsch. Er beobachtete die Rothaarige, ihr Blick war zum Meer gewandt bis sie sich plötzlich umdrehte und die Augen schloss. Sie atmete regelmäßig und kontrolliert. Der Schwertkämpfer fragte sich, wie es ihrer Mutter wohl ging und überlegte, wie er es herausfinden könnte. Er trat einen Schritt näher zum Haus, doch bereute es sofort. Unvorsichtig hatte er einen Schritt gewagt und war doch tatsächlich auf einen kleinen Ast getreten, der betroffen ein Knacksen von sich gab. Sofort blieb er wie zur Salzsäule erstarrt stehen und blickte zu der Rothaarigen. Sie hatte ihre Augen sofort geöffnet und blickte sich um. Ihr war es also aufgefallen. Misstrauisch versuchte sie jemanden auszumachen, doch erkannte niemanden. Sie schloss nach einer Weile wieder die Augen und versuchte sich zu konzentrieren, doch sie wirkte dabei viel zu angespannt. Irgendwann brach sie ab und fing an zu trainieren. Mihawk merkte schnell, dass sie besser geworden war. Ihre Bewegungen waren genauso flüssig wie schon damals, doch war sie noch schneller und präziser, und ihr Angriff war um einiges selbstsicherer. Immer wieder ließ sie ihr Schwert nach vorne schnellen und täuschte Angriffe vor und änderte dann kurz davor noch ihre Richtung. Der Samurai stand ruhig in seinem Versteck und beobachtete jede noch so kleine Bewegung und konnte keinen Makel erkennen. Er fragte sich, wie sie wohl in einem echten Kampf kämpfen würde. Ohne Gegner zu trainieren, hatte zwar den Vorteil die Bewegungen zu perfektionieren, doch was würde das schon bringen, wenn man keine Erfahrung im Kampf hat. Viel zu schnell beendete sie ihr Training und steckte ihr Schwert zurück in die Scheide. Mit einem lauten Seufzen ging sie geradewegs ins Haus. Etwas fragend sah der Schwarzhaarige ihr hinterher, damals hatte sie um einiges länger trainiert, warum hatte sie nach so kurzer Zeit schon aufgehört? Wahrscheinlich wurde sie das Gefühl nicht los beobachtet zu werden – Verständlich. Dafür könnte er sich gleich vergewissern, wie es um Lina stand. Er wartete noch eine kurze Zeit in seinem Versteck und ging näher zum Haus, er sah Licht brennen, wenn seine Erinnerung ihn nicht täuschte, sollte es das Bad sein. Er betrat die Küche und sah sich um, es war noch immer alles wie vor zwei Jahren. Es war aufgeräumt und es lag frisches Obst auf dem Tisch. Er ging weiter, im Wohnzimmer befand sich niemand, er ging weiter ins Schlafzimmer. Das Rauschen der Dusche war deutlicher zu hören, doch er störte sich nicht daran. Er sah sich im Zimmer um, doch auch hier war die Brünette nicht aufzufinden. War sie bereits gestorben? Er suchte nach irgendwelchen Anhaltspunkten, doch es gab keine. Er hörte wie das Wasser abgestellt wurde und er verschwand schnell aus dem Zimmer, durch die Küche verließ er das Haus und begab sich zurück zu seinem Versteck, es gab ihm Sichtschutz. Der Schwertkämpfer dachte nach, vor über zwei Jahren meinte Lina zu ihm, dass sie mit Glück noch auf zwei Jahre kommen würde. Da sie hier nirgendwo zu finden war, deutete alles daraufhin, dass sie bereits tot war. Leise seufzte er. Auch wenn sie sich nie großartig nahe standen, spürte er ihren Verlust. Zu sehr erinnerte ihn Linas Tod an den ihrer älteren Schwester Anna. Damals hatte es ihn fast zerrissen und er kam nur mit großer Mühe über ihren Tod hinweg. Lina ging der Verlust ihrer Schwester ähnlich und gemeinsam konnten sie sich daran gewöhnen ohne sie zu leben. Zu der Zeit hatten sie nie viel gesprochen, doch allein die Anwesenheit des Anderen hatte gereicht, um sich gegenseitig zu stützen. Und nun war auch sie tot. Wie würde Shanks wohl darauf reagieren? Wie ging Lio damit um? Äußerlich ging es ihr gut, immerhin lebte sie noch, dabei war sie doch gerade mal zwölf Jahre alt und völlig auf sich allein gestellt. Die Brünette hatte recht behalten, man bräuchte sich nicht um ihre Tochter kümmern, sie würde auch allein zurecht kommen. Mihawk hatte ihr damals versprochen ab und zu nach der Rothaarigen zu sehen und damit war das Versprechen fürs Erste eingehalten. Dem Mädchen ging es gut und er würde bald wieder nach ihr sehen. Er zog seinen Hut etwas tiefer ins Gesicht und ging zurück zum Hafen, an dem er sein Boot angelegt hatte. ~*~ Die Rothaarige wickelte sich in ein großes weiches Handtuch ein und rubbelte ihre Haare etwas trocken, damit sie nicht mehr tropften. Sie betrachtete sich im Spiegel, die roten Haare standen in sämtliche Richtungen ab, manche von ihnen wellten sich schon und lagen auf ihren Schultern. Die Haare müsste sie von ihrem Vater haben, ihre Mutter hatte schließlich braune Haare. Ihr Spiegelbild verzog den Mund bei dem Gedanken an ihren Vater. Sie verabscheute ihn so sehr und doch hatte sie von ihm diese grässliche Haarfarbe geerbt. Super, wirklich. Sie begutachtete ihre Augen und musste sich auch da eingestehen, dass sie sie wahrscheinlich von ihrem Vater hatte. Ihre Mutter hatte warme weiche braune Augen, ganz anders als ihre Schwarzen. Sie seufzte, wie sehr sie auch ihren Vater verachtete und nicht an ihn denken wollte, erinnerte selbst ihr Äußeres an ihn. Sie ließ vom Spiegel ab und ging ins Schlafzimmer, dort zog sie sich schnell bequeme Sachen an und rubbelte ihre Haare weiter trocken. Ihr Magen machte sie darauf aufmerksam etwas zu essen und so ging sie in die Küche. Eigentlich hatte sie gar keinen großen Appetit, doch sie sollte ausreichend essen, um bei Kräften zu bleiben. Sie machte sich ein paar Brote und setzte sich an den Tisch. An ihrem gewohnten Platz blickte sie auf den gegenüberliegenden Stuhl. Normalerweise würde ihre Mutter dort sitzen und ihr sämtliche Fragen zur Grandline beantworten, doch sie war nicht mehr da. Ihr Appetit war damit vollständig vergangen, sie zwang sich dennoch aufzuessen und spülte den leeren Teller schnell ab. Sie ging raus und setzte sich auf die alte Bank und betrachtete den Sternenhimmel. Es sah wunderschön aus, keine Wolke war am Himmel und die Sterne funkelten freudig vor sich hin. Ihr Blick sank auf das Meer, doch es war kaum zu sehen. Der Mond war zu klein, um das Meer zu erleuchten und so hörte sie nur das Rauschen der Wellen. Das Mädchen schloss ihre Augen und achtete auf das Rauschen, ihr Kopf war leer und sie dachte an nichts. Immer wenn sie an ihre Mutter dachte und nicht schlafen konnte, setzte sie sich hier her und das Meer schaffte es immer wieder sie zu beruhigen. Lio hatte die Beine auf die Bank gestellt und ihre Arme darum gelegt, der Kopf lag auf ihren Knien und sie genoss die nächtliche Ruhe und das leise Rauschen des Meeres. Ein leichter Wind wehte und sie zog ihre Beine noch etwas näher an sich, es war doch etwas kühler als erwartet. Sie dachte an den vergangenen Tag. Beim Einkaufen hatte wirklich jeder sie freundlich begrüßt und immer wieder nachgefragt, ob alles in Ordnung sei und wie es ihr denn gehen würde, ständig diese Fragen, als ob sie ein verdammtes Kleinkind wäre. Dann dieses kurze seltsame Training mit ihrem Beobachter. Sie hatte eindeutig gespürt, dass dort jemand oder zumindest etwas war. Aber nachdem sie ins Haus verschwunden war, war der heimliche Beobachter auch verschwunden. Immerhin hatte sich dieses Problem von allein gelöst. Sie blickte wieder auf und sah in den Sternenhimmel, leise flüsterte sie: „Wie es dir wohl geht Mama?“, der Wind wehte etwas stärker und ließ sie frösteln. Das war wohl eindeutig ein Zeichen wieder ins Haus zu gehen, sie stand auf und betrat die Küche. Ohne große Überlegungen ging sie ins Schlafzimmer und ließ sich auf das Bett fallen, sie war erschöpft, obwohl sie nicht viel trainiert hatte. Sie hoffte, dass der morgige Tag besser werden würde, immerhin musste sie nicht einkaufen oder derartiges und somit hatte sie genug Zeit für sich. Sie schaffte es gerade noch mit letzter Kraft sich aus ihren Sachen zu schälen und ein weites T-Shirt anzuziehen, völlig übermüdet rutsche sie unter die Decke und glitt schnell in einen traumlosen Schlaf. ~*~ Auf einem winzigen Boot fuhr ein in einem Umhang gekleideter Mann zurück auf die Grandline, es war an der Zeit die weniger erfreulichen Nachrichten weiterzuleiten. Wie der Rote wohl reagieren würde? ~*~ Die Nacht verging viel zu schnell und Lio wachte völlig verschlafen auf, als sie ein lautes Klopfen, geradezu Poltern von der Tür in der Küche vernahm. Wer zur Hölle war das und was wollte er so früh von ihr? Völlig genervt stand sie auf und zog sich noch die Hose vom Vortag über, sie ging geradewegs in die Küche und öffnete die Tür. Ihr Blick wechselte von genervt zu verwundert. Vor ihr standen, wenn sie sich richtig an die Beschreibung erinnerte, Marinesoldaten in blau weiß gekleidet. Der, der anscheinend geklopft hatte, wandte sich zu ihr und fragte sie: „Du bist Lio?“, unsicher nickte sie. Was wollte die Marine von ihr, sie war noch nicht mal Pirat und jetzt waren sie schon hier? Wollten sie sie etwa festnehmen, bevor sie etwas getan hatte? „Ist deine Mutter da?“, verwirrt sah die Rothaarige den Heini vor sich an. Woher kannte die Marine ihre Mutter und warum hatten sie nicht ausreichend Informationen, um selbst zu wissen, dass sie schon gestorben war? „Nein, meine Mutter ist vor drei Monaten gestorben“ so neutral wie möglich sagte sie es und ließ sich keine Regung im Gesicht anmerken. Der Marinesoldat vor ihr sah sie etwas ungläubig an, nickte dann aber. Das Folgende hatte das Mädchen definitiv nicht erwartet „Du wirst hiermit festgenommen. Du trägst das Blut von Piraten in dir und wir können es nicht zulassen, dass jemand mit deiner Blutlinie weiterhin frei herumläuft“, völlig überrumpelt von diesen Worten starrte sie den Mann vor ihn an. Was hatte er gerade gesagt? Der Mann ging an ihr vorbei und im nächsten Moment hatte sie Handschellen an ihren Händen. War das sein Ernst? „Moment mal, ich weiß nicht mal wer mein Vater ist und ihr wollt mich festnehmen für etwas, was er getan hat?“, der Soldat hinter ihr drückte sie durch die Tür aus dem Haus „So lautet der Befehl“, ihr lief es kalt den Rücken runter. Der Hass gegenüber ihrem Vater wurde immer größer, was zur Hölle hatte er verbockt, dass sie gerade verhaftet wurde?! Sie hatte doch absolut nichts getan und wurde nur wegen seinem Blut verhaftet. Unsaft wurde sie durch die Gegend gescheucht, von Weitem konnte sie schon das Marineschiff sehen, welches im Hafen vor Anker lag. Es war einfach riesig. Waren tatsächlich so viele hier hergekommen, um sie festzunehmen? Ein kleines zwölfjähriges Mädchen, das keine Regel gebrochen hatte? Sie verlangsamte ihre Schritte und schüttelte den Kopf, das konnte doch alles nicht wahr sein! Von dem Heini hinter ihr wurde sie geschubst und sie stolperte den Weg weiter zum Hafen. Der einzige Weg dorthin verlief über das Dorf und so kamen sie nicht umhin, beobachtet zu werden. Einige Dorfbewohner waren schon früh wach und bereiteten ihre Stände für den wöchentlichen Markt vor, als sie die Marinesoldaten und mittendrin die junge Lio sahen, stellten sie alle ihre Arbeiten ein. Ungläubig sah man ihnen hinterher, manche riefen sogar: „Was wollt ihr von dem Mädchen?“, „Was hat sie getan, dass ihr sie mitnehmt?“, jeder im Dorf kannte sie und jeder wusste auch über ihre Abstammung Bescheid, doch es störte niemanden. Der Kaiser war hier bekannt und niemand hatte etwas gegen ihn, es war doch auch seine Heimatinsel. Auf die Rufe der Bewohner wurde nicht geachtet und die Rothaarige wurde weitergetrieben bis sie endlich am Schiff ankamen. Lio weigerte sich noch einen Schritt zu gehen, doch da wurde sie wieder geschubst und landete dabei schmerzhaft auf dem Boden. Grimmig sah sie den Übeltäter an, doch niemand machte sich die Umstände ihr aufzuhelfen und sie rappelte sich, so gut es eben mit gefesselten Händen ging, auf. Mit etwas weniger Nachdruck wurde sie den restlichen Weg weiter zum Schiff gedrückt, an Deck angekommen, schaute sie sich mit großen Augen um. Überall waren Menschen zu sehen, die diese Uniform trugen und dabei waren das Schiff startklar zu machen. Der Soldat, der die Aufgabe hatte sich um sie zu kümmern, packte sie an der Schulter und drückte sie weiter. „Käpt'n, das ist sie“, sie kamen vor einem Mann mit weißem Umhang an, dieser musterte sie von oben bis unten und nickte dann „Bring sie in eine der Zellen“, der Soldat salutierte und schliff die Rothaarige hinter sich her. Sie stolperte ihm geradezu hinterher, irgendwann blieb er stehen und schubste das Mädchen in die Zelle, hinter ihr schloss er ab und ließ sie damit auch schon allein. In diesem Raum gab es nur ein winziges Bullauge und man konnte nichts sehen, völlig genervt versuchte sich Lio in eine bequemere Lage zu bringen und setzte sich dann schließlich in den Schneidersitz hin, die Hände immer noch auf dem Rücken festgeschnallt. Sie verstand die Welt nicht mehr, es schien so, als wollte die Welt ihr einen Streich spielen. Erst wird sie von ihrem Vater völlig alleingelassen, dann stirbt ihre Mutter und jetzt kam die Marine auf die Idee, sie einfach gefangen zu nehmen für etwas, was sie gar nicht beeinflussen konnte. Und dann noch dieser verdammte Soldat, der sie behandelte, wie der letzte Dreck. Wie er wohl hieß? Die Rothaarige entschied sich ihn einfach nur noch Idiot zu nennen, damit hätte er schon mal einen Namen. Sie spürte einen Ruck, also waren sie gerade losgefahren. Ein Ruck ließ mich kurz erschrecken, wir waren also losgefahren. Wohin eigentlich? Was zur Hölle hatten die mit mir vor? Wollten die etwa versuchen mich als Köder für meinen Vater zu verwenden? Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein, als ob er sich um mich scheren würde! Dieser egoistische, selbstverliebte.. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als jemand diesen Raum voller Zellen betrat, es war der Marinesoldat mit dem Umhang, wahrscheinlich war er wichtig. Er stellte sich vor die Zelle und sah mich von oben herab an. Ich blickte nur stur zurück und wich seinem Blick nicht aus, soweit kommt es noch, dass ich so ein Blickduell verlieren würde. Plötzlich grinste er und sagte dann: „Du siehst deiner Mutter schon jetzt sehr ähnlich“, dieser Satz verfehlte seine Wirkung nicht. Ich wandte meinen Blick ab und verzog die Mundwinkel nach unten, er kannte also meine Mutter. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie er sich einen Stuhl holte und ihn vor die Zelle stellte „Ich habe kein Interesse, daran kleine Kinder zu verletzen“, ich richtete wieder den Blick auf ihn und sah ihn wütend an. Natürlich, er hatte kein Interesse daran mich zu verletzen, tat es aber trotzdem, sehr witzig von ihm, haha. Er sprach weiter: „Meine Aufgabe ist es, dich unversehrt ins Marinehauptquartier zu bringen, dort wird man entscheiden, was mit dir passiert“, ich drehte meinen Kopf und sah wieder zu Boden. Als ob sie noch nicht darüber entschieden hatten, es war doch klar, was sie mit mir vorhatten, sonst würden sie kein ganzes Kriegsschiff losschicken, um mich zu holen. Das war doch alles ein abgekartetes Spiel. Ich ließ ein Schnauben von mir hören, als ein Gedanke mich amüsierte. Mein Gegenüber sah mich an und fragte: „Was ist so witzig?“, irgendwann hob ich meinen Kopf und grinste ihn an „Wenn ihr denkt, dass ihr meinen Vater damit kriegen könnt, kann ich euch sagen, dass es absolut nichts bringt. Als Köder bin ich eine schlechte Wahl“, damit ließ ich wieder von ihm ab und versuchte mich bequemer zu setzen. Irgendwann stand dieser besonders tolle Marinesoldat auf und ließ mich wieder allein im Dunkeln sitzen. Daran sollte ich mich wohl gewöhnen, schließlich würde es etwas dauern bis wir dort ankamen. Was hatte Mama damals erzählt? Das Marinehauptquartier müsste auf der Grandline sein, daher würde es bestimmt einige Wochen dauern, bis wir dort ankamen. Ohje, einige Wochen? Wenn sie mich weiterhin so behandelten, wie schon auf den Weg hier her, würde ich die Wochen keineswegs überstehen. Ich musste schwer schlucken, als ich daran dachte. Es vergingen einige Minuten, vielleicht sogar Stunden, ich hatte absolut kein Zeitgefühl. In diesem Raum war es stockdunkel und man hatte keinen Anhaltspunkt dafür, wie spät es denn sein könnte. Irgendwann war ich aber so müde, dass ich in einen unbequemen Schlaf glitt. Ein Klirren ließ mich aufschrecken, zu erst hatte ich absolut keinen Plan, wo ich war, doch dann fiel es mir wieder ein. Die Marine hatte mich festgenommen. Ich seufzte. Dann hörte ich wieder dieses Klirren, was war das? Irgendwann ging die Tür auf und der Marinesoldat, den ich Idiot getauft hatte, trat in den Raum, in seinen Händen hielt er ein kleines Tablett, darauf ein Glas und eine Schüssel. Ich zog die Augenbrauen hoch, sie wollten mir wirklich Essen und Trinken geben? Vielleicht würde ich die Wochen doch überstehen, zumindest würde ich nicht an Hungersnot sterben. Tolle Aussichten, wirklich. Idiot schloss die Zelle auf und stellte vor mir auf den Boden das Tablett ab, er verließ gerade die Zelle und schloss wieder ab, als ich ihn auf etwas aufmerksam machte „Das ist aber richtig nett von dir, dass du mir etwas zu Essen gebracht hast, aber hast du dir vielleicht schon mal überlegt, wie ich das essen soll?!“, irritiert sah er mich an und dachte über meine Worte nach bis er verstand. War der irgendwie etwas langsam oder was? Er öffnete die Zelle wieder und stellte sich hinter mich, er griff nach den Fesseln und holte mich mit einem Ruck auf die Beine. Der Schmerz ließ mich aufkeuchen. Die Handschellen gruben sich tief in meine Haut und brannten unglaublich, konnte er nicht aufpassen? Wieso werde ich bestraft, wenn er doch derjenige war, der nicht mitdachte? Im nächsten Moment spürte ich, wie das Metall von meinen Handgelenken genommen wurde und meine Arme sofort schlaff neben meinem Körper hingen, auf Dauer war diese Haltung wirklich unerträglich. Kaum konnte ich die Freiheit genießen, wurden meine Hände vor meinem Körper festgeschnallt, genervt seufzte ich. Idiot verließ die Zelle, schloss ab und ließ mich allein im Raum, es war wieder dunkel. Na toll, wie sollte ich jetzt etwas essen? Wieso jammere ich eigentlich so, sie hatten mir Essen gegeben und meine Arme in eine bequemere Position gebracht. Einfach positiv sehen Lio, das wird schon, irgendwie. Ich ließ mich vorsichtig auf den Boden sinken und tastete mit beiden Händen nach dem Tablett, es stand nicht weit vor mir entfernt und ich griff als erstes zum Glas und trank es mit einem Zug aus. Wie gut das tat, das kühle Wasser benetzte meinen trockenen Mund und ich fühlte mich gleich ein Stück besser. Ich musste doch länger als ein paar Minuten hier gesessen haben, ich entschloss mich, Idiot das nächste Mal zu fragen. Ich tastete weiter und fühlte einen kalten Gegenstand, war wohl ein Löffel, ich griff nach der Schüssel und hielt sie mir unter meinen Kopf, mit den Schellen hatte ich keinen großen Spielraum, also musste es so doch irgendwie funktionieren. Und tatsächlich, ich konnte halbwegs unverkrampft essen, musste von Außen bestimmt richtig bescheuert aussehen. Na was solls, fürs Erste waren meine Bedürfnisse gestillt, ich rutschte auf dem Boden weiter nach hinten bis ich die Wand im Rücken spürte. Ich lehnte mich daran und zog die Knie an, die Hände legte ich darauf. Was haben die nur mit mir vor? Hatten die wirklich vor, noch darüber zu nachzudenken oder sagten sie das nur, weil sie es mussten? Wie Mama wohl reagiert hätte, wenn man ihr gesagt hätte, dass man mich festnehmen würde? Bestimmt hätte sie sich gewehrt und gekämpft, sie sagte ja mal, dass sie auch als Piratin gekämpft hatte. Hätte ich auch kämpfen sollen? Ja, ich hätte mich nicht so wehrlos ergeben dürfen, aber hätte es etwas gebracht? Wahrscheinlich nicht, ich hatte doch gar keine Kampferfahrung. Ich seufzte. Da hatte der gruselige Onkel von vor zwei Jahren recht. Was der wohl gerade machte? Nach vielen unsinnigen Gedanken und purer Langeweile schlief ich wieder ein. Kapitel 11: Piraten?! Verdammt, was ist hier los? ------------------------------------------------- Piraten, verdammt, was ist hier los?! Seitdem er erfahren hatte, dass Lina bereits tot war, waren zwei Wochen vergangen und in der nächsten Zeit würde er die Insel erreichen auf der sich der Rote befand. Er hatte sich die Fahrt über einige Gedanken gemacht, hauptsächlich über seine Anna. Er vermisste sie und der Schmerz bei jeder Erinnerung an sie war noch immer unerträglich. Sie war so eine wundervolle zarte Person, hatte in allen Dingen nur das Positive gesehen und nie daran gezweifelt. Man könnte schon fast meinen, dass ihre Art naiv war, doch so war es nicht. Sie wusste immer, was für einen Menschen sie vor sich hatte und doch war sie zu jedem freundlich und aufrichtig. Sie war die Einzige, die es schaffte den sonst so gefühlsscheuen Schwertkämpfer aufzutauen. Egal wie abweisend er zu ihr war, sie bemühte sich stets dazu ihm ein Lächeln zu entlocken und irgendwann hatte sie es tatsächlich geschafft und freute sich darüber wie ein Kleinkind, die Szene war so unglaubwürdig, dass Falkenauge sogar lachen musste. Es war das Übliche. Mihawk hatte sich mit Shanks auf einer Insel getroffen, um miteinander zu kämpfen, sie waren einfach ebenbürtige Gegner und es machte Spaß, wenn man sich nicht zurückhalten musste. Wie immer stand die Crew etwas abseits und beobachtete den Kampf aus der Ferne. Dem Schwertkämpfer war direkt aufgefallen, dass dort eine Person dabei war, die vorher nicht dazu gehörte. Wer sie wohl war? Sie stand direkt neben Lina, sie sahen sich ziemlich ähnlich, es mussten wohl Schwestern sein. Der Kampf zog sich in die Länge und irgendwann beendeten sie ihn, wie nicht anders zu erwarten war, war es völlig ausgeglichen. Shanks kam näher und klopfte dem Schwarzhaarigen auf die Schulter, er grinste ihn breit an „Wie immer ein unglaublicher Kampf und jetzt wird gefeiert!“, genervt seufzte Mihawk leise. Es war wirklich immer das Gleiche mit dem Rothaarigen, er suchte nach Gründen, um zu feiern. Wenn es keine gab, wurde trotzdem gefeiert. Die Crew ging an Deck und bereitete die Feier vor. Die Frau neben Lina sprach leise mit ihr, Mihawk konnte ihre ruhige weiche Stimme hören. Wer war diese Frau? Shanks hatte seinen Blick bemerkt und grinste, wenn möglich, noch breiter „Wie ich sehe, hast du Anna bemerkt! Sie ist Linas ältere Schwester, eine absolut Liebe“, Mihawk nickte nur verstehend. Das würde zumindest erklären, weshalb sich die Frauen so ähnlich sahen, doch schien die Ältere ruhiger zu sein als Lina. Diese hatte er schon toben sehen und er war verblüfft davon, wie aufbrausend sie sein konnte. Ihre Schwester wirkte dagegen etwas zurückhaltender und vor allem ruhiger, nicht so angriffslustig. An Deck waren schon Bänke aufgestellt, einige Fässer standen schon bereit und die Letzten wurden gerade heraufgeschleppt. Der Rothaarige zog den anderen Schwertkämpfer mit sich und drückte ihn auf eine Bank, kaum saßen sie, wurde ihm ein Krug in die Hand gedrückt. So sehr er die Kämpfe mit Shanks schätzte, dieses ständige Feiern störte ihn gewaltig, vor allem war es nicht mal ein guter Rotwein, sondern einfacher Sake. Ihnen gegenüber saßen die beiden Frauen, sie unterhielten sich gerade noch über alte Bücher bis der Rote ihnen auch einen Krug in die Hand drückte. Zum Dank lächelten sie ihn an und Lina stieß mit Shanks an, Anna dagegen nippte etwas zaghaft an dem Krug und verzog ihre Miene. Sie sah doch etwas niedlich aus, wie sie so vorsichtig am Sake nippte und dann den Mund verzog, weil es ihr nicht schmeckte. Mihawk blieb die ganze Zeit über stumm und hörte dem Geplapper von Shanks zu, er wollte sich gar nicht an den Gesprächen beteiligen. Irgendwann trank der Rothaarige mit Lina um die Wette und sie konnten sich kaum noch auf den Bänken halten, Shanks war kurz davor sich an den Schwarzhaarigen neben ihn zu kuscheln, als dieser wegrutschte und genervt auf den Betrunkenen blickte „Och Mihawk, das war nisch nett“, Shanks und Lina sahen ihn beide etwas enttäuscht über diese Aktion an. Anna dagegen kicherte, sie war noch immer bei dem ersten Krug und hatte nur ganz selten davon getrunken. Sie lächelte ihn an, doch er erwiderte es nicht, zu gereizt war er von den beiden Betrunkenen am Tisch. Ihr Lächeln verging nicht, als sie merkte, dass er nicht zurück lächelte, sie konnte ihm ansehen, dass seine Laune angekratzt war und es amüsierte sie, ihn so zu sehen. Irgendwann sagte sie dann: „Du solltest mal lächeln, immer so grimmig zu gucken, muss doch auf Dauer anstrengend sein“, etwas überrascht von ihrer Aussage, sah er sie an. Sie hatte immer noch dieses warme Lächeln auf den Lippen, er versuchte aus ihr schlau zu werden. Auch sie hatte kein Wort gesagt, während Shanks und Lina gesprochen hatten. Sie hatte nur zugehört und immer wieder gelächelt. Dieses Lächeln.. Er trank den Rest aus seinem Krug aus und versuchte seine Miene etwas zu lockern, doch es erschien schwieriger als erwartet. Die Brünette kicherte, als sie sah, wie der Schwarzhaarige versuchte seine Gesichtszüge zu entspannen. Wie konnte ein Mensch sich darüber Gedanken machen und dann so daran scheitern? Mihawk fühlte sich ausgelacht, verzog seinen Mund und schaute wieder grimmig, Anna konnte nicht anders und kicherte wieder leise. Sie stand auf und stellte sich neben ihn, sie beugte sich etwas vor „Na komm schon, so schwer ist es nicht“ und sie hatte mittlerweile ein Grinsen im Gesicht, nicht so übertrieben wie Shanks, aber ansatzweise. Mihawk machte allerdings keine Anstalten zu lächeln und guckte sie miesepetrig an, sie beugte sich noch ein Stück weiter vor, mit ihren Zeigefingern versuchte sie die Mundwinkel des Schwertkämpfers hochzuziehen. Es sah absolut witzig aus, sie wollte nur, dass er lächelt und jetzt zog er mit ihrer Hilfe eine Grimasse. Der Schwarzhaarige sah sie ungläubig an, hatte sie ihn gerade tatsächlich berührt, um ihm ein Lächeln zu entlocken? Neben ihm regte sich etwas und dann hörte er das Lachen von Shanks „Ach Anna, versuchs doch garnisch ers', siehst doch, klappt nisch.“, von Lina hörte man nur ein leises „Tihihihi“ und Annas Blick wechselte von einem Lächeln zu einem Schmollen. Sie sah richtig süß aus, so wie sie gerade schaute, die Unterlippe leicht vorgeschoben und die Augenbrauen etwas zusammengezogen. Mihawk musste über diesen Anblick schmunzeln, als die Brünette das sah, weiteten sich ihre Augen kurzzeitig und sie blinzelte mehrere Male, um zu realisieren, dass der Schwertkämpfer ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte. Sie sah von ihm zu Lina und Shanks „Ha! Seht ihr, ich hab's geschafft!“, die Beiden verstanden zu langsam und blickten Mihawk an, der wieder grimmig guckte. Anna sah ihn wieder mit zusammengezogenen Augenbrauen an und wollte gerade wieder schmollen, der Schwarzhaarige konnte nicht anders und lachte. Die Situation war so absurd, dass er sich nicht zurückhalten konnte und einfach lachte. Jetzt wurde er von drei Augenpaaren verblüfft angeschaut. Niemand hatte damit gerechnet, dass er lächelt und dann noch lacht! Anna grinste jetzt freudig, sie hatte es geschafft ihn zum Lachen zu bringen. Noch immer perplex wurde er von Lina und Shanks angestarrt, doch irgendwann grinsten sie ihn einfach an. Sie hatten eindeutig zu viel getrunken. Anna dagegen lächelte ihn freudig an und er lächelte mit einem leichten Lächeln zurück. Mihawk musste über diesen Gedanken lächeln und flüsterte leise: „Anna..“, er vermisste sie und er hoffte, dass, wo auch immer sie war, es ihr gut ging. Er war mittlerweile fast da und band das kleine Boot am Steg fest. Die Red Force befand sich genau daneben und sah im Gegensatz dazu gewaltig aus. Der Schwertkämpfer rückte seinen Mantel zurecht und zog den Hut tiefer ins Gesicht. Aus der Ferne konnte er den Rauch von einem Lagerfeuer sehen, das Grölen war ebenfalls zu vernehmen. Hier war er also eindeutig richtig. Mit großen Schritten ging er näher zu der Stelle und sah schon die ersten Männer am Boden liegen. Diese Piratenbande würde sich niemals ändern. Er sah den Rothaarigen mit seinem Vizen reden, er schien noch bei vollem Bewusstsein zu sein. Gut, das wäre für das Kommende notwendig. Der Piratencaptain hatte ihn gesehen und grinste nun „Mihawk, altes Haus! Wie wäre mit einem Kampf?“ „Ich kämpfe nicht mit einarmigen Krüppeln“, der Schwarzhaarige blieb vor ihm stehen. „Na dann setz dich doch und feiere etwas mit uns!“, Shanks grinste ihn an und schon reichte er ihm einen Krug. Widerwillig nahm er ihn an und trank einen Schluck. Er wusste immer noch nicht, wie er es ansprechen sollte. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens sprach Shanks wieder „Was verschafft mir die Ehre?“, knapp antwortete Mihawk ihm: „Neuigkeiten“, augenblicklich war der Rothaarige ruhiger und sein Grinsen erstarb. Irgendwas war passiert, das merkte Shanks schnell. Jetzt war nur noch die Frage, was. Hatte die Marine etwas herausgefunden und sich in Bewegung gesetzt? War etwas mit Lina oder Lio passiert? Was wusste der Samurai, was er nicht wusste? Der Kaiser sah abwartend den Neuankömmling an, doch dieser blieb stumm, versuchte Worte zu finden. Langsam wurde der Rothaarige ungeduldig „Jetzt sag schon“, Mihawk sah ihm direkt in seine schwarzen Augen und sagte knapp: „Lina ist tot.“ Sofort zogen sich die Augenbrauen von Shanks zusammen und er versuchte diese Information zu verarbeiten. Sein Blick wurde todernst und er versuchte aus der Miene des Samurais abzulesen, dass es ein Witz war, doch nichts. Er blickte genauso ernst zurück. Shanks nahm sich seinen gefüllten Krug und trank ihn in einem Zug aus, diese Information war eindeutig zu viel. Er blieb stumm sitzen und ging einige Vermutungen durch. Hatte die Marine sie gefunden undLina hatte sich in den Weg gestellt und war dabei gestorben? Nein, Mihawk hätte Bescheid gesagt, wenn die Marine sich auf den Weg gemacht hätte und Lina wäre durch einfache Marinesoldaten niemals gestorben. Hatte sie einen Unfall? Das würde nicht zu ihr passen, sie gehörte nicht zu den tollpatschigen Menschen. War nach all den Jahren jemand hinter ihrem Kopfgeld her? Selbst das konnte nicht sein, sie wusste sich zu verteidigen. Nach vielen Vermutungen drifteten seine Gedanken zu Lio. Was war mit ihr? Lebte sie noch? Was um alles in der Welt war passiert, dass Lina sterben musste? Er sah den Samurai neben sich an, auch er hatte seinen Krug ausgetrunken, die Sache ging ihm wohl näher, als ihm lieb war. Irgendwann fragte Shanks ganz ruhig: „Wie?“, Mihawk richtete seinen Blick zu dem Rothaarigen „Du erinnerst dich an Annas Krankheit?“, er bekam ein Nicken als Antwort „Lina war auch krank“, mehr konnte der Schwarzhaarige nicht sagen. Er wollte nicht über ihren Tod und vor allem nicht über den von Anna sprechen. Shanks verarbeitete das Gesagte „Du wusstest es. Seit wann?“ „Ich war vor über zwei Jahren da, sie sah krank aus. Der Arzt meinte sie hat mit Tabletten und allem drum und dran noch zwei Jahre. Als ich vor zwei Wochen da war, war sie nirgends zu finden. Die einzige Erklärung dafür ist, dass sie tot ist.“ Der Piratencaptain dachte über diese Worte nach, Lina wusste also, dass sie sterben, aber wollte ihm nicht Bescheid sagen. Warum? Warum tat sie ihm das an? Sie hätte nur Mihawk etwas sagen müssen und er wäre sofort in den West Blue gefahren, doch sie sagte nichts. Wieso? Der Schwarzhaarige beantwortete die unausgesprochene Frage: „Sie wollte keine neuen Wunden einreißen, sie hätte es nicht ertragen dich verletzt zu sehen. Sie wollte es nicht“, das war so unglaublich typisch für sie. Aber hatte sie an ihn gedacht? Er wollte sie noch ein letztes Mal sehen, egal wie krank sie auch gewesen sein mag, ein letztes Mal in den Armen halten und ihre Wärme spüren. Warum hatte sie es ihm vorenthalten? Und plötzlich musste er an seine Tochter denken. Sie dürfte jetzt zwölf Jahre alt sein, was war mit ihr? „Was ist mit Lio?“ „Als ich nach Lina sehen wollte, hab ich sie gesehen, sie trainiert viel und nach Außen hin scheint es ihr gut zu gehen, sie kommt zurecht“, Shanks nickte nur. Seine kleine süße Tochter war allein und hatte dort niemanden, sie müsste sich doch schrecklich fühlen, ganz allein und einsam. „Was Lio angeht..“ fing der Samurai an und Shanks wurde wieder hellhörig „Die Marine hat einige Untersuchungen in die Wege geleitet, sie haben die Vermutung, dass du Frau und Kind auf deiner Heimatinsel versteckst, sie wollen noch einige Beweise sammeln und sich auf den Weg machen“, auch diese Information nickte der Rothaarige einfach ab. Sie würden sich morgen auf den Weg machen, zurück in den West Blue und seine Tochter holen. Er hatte Lina verloren, jetzt durfte er nicht auch noch seine Tochter verlieren, er würde alles tun, damit es ihr gut ging, er hatte es ihr damals, als er sie das erste Mal in den Armen hielt, versprochen. „Wir werden morgen aufbrechen und sie holen“, Mihawk nickte nur. „Und.. Danke., sie waren nach all den Jahren wirklich Freunde geworden, auch wenn sich der Schwarzhaarige immer etwas zurückhielt. Gerade war Shanks ihm einfach dankbar Bescheid gesagt zu haben. „Ich werde morgen früh losfahren“ sagte Falkenauge und erhielt wieder nur ein Nicken. Man spürte den gewaltigen Stimmungsunterschied, sonst redete der Rothaarige viel zu viel unnützes Zeug und nun, antwortete er mit einem stummen Nicken. Die Informationen mussten ihn wohl ziemlich getroffen haben. Den restlichen Abend verbrachten sie im Schweigen. ~*~ Das Kriegsschiff war nun seit drei Wochen unterwegs und bald würden sie die Strömung erreichen, die sie direkt zum Marinehauptquartier brachte. Die Gefangene verhielt sich ruhig, sie hatte ohnehin keine Chance von hier zu verschwinden. Sie saß in einer der Zellen unter Deck, sie bekam regelmäßig Nahrung und man erkundete sich immer, ob sie noch am Leben war. Nach einem weiteren Gespräch mit dem Käpt'n zur See war sie völlig außer sich. Er hatte ihr erzählt, dass er immer hinter ihrer Mutter her war und ihr Kopfgeld kassieren wollte. Sie wäre eine schwache Piratin gewesen und hätte solch ein hohes Kopfgeld gar nicht verdient. Er machte sich über ihre Mutter lustig, verspottete sie und Lio konnte nichts dagegen tun. Als er sagte, dass er sie Mal gefangen genommen und gefoltert hatte, hatte er damit das junge Mädchen völlig zerrissen. Sie wusste nicht, ob er die Wahrheit sagte. Er versuchte sie mit psychischen Spielchen fertig zu machen und er schaffte es. Er war in die Zelle gekommen und hatte sie auf die Beine geholt, wacklig stand sie und sah an ihm vorbei auf den Boden. Er hatte ihr Kinn gehoben und ihr in die Augen geschaut. Sie wollte diesem Blick und vor allem diesem Griff entfliehen, hatte aber überhaupt keine Kraft dafür. Der Käpt'n hatte ihr Gesicht in seinen Händen hin und her gedreht und sie genaustens begutachtet. Er beugte sich zu ihr herab und flüsterte in ihr Ohr: „Du bist ihr wirklich unglaublich ähnlich“, ein Schauer lief ihren Rücken hinunter und sie versuchte erneut sich aus diesem Griff zu befreien, doch keine Chance. Er ließ sie wieder allein in der Zelle und verschwand, er hatte ihr Gedanken in den Kopf gepflanzt und damit sollte die Kleine versuchen umzugehen. Lio hatte dieses Gespräch nicht sonderlich gut verkraftet und weigerte sich zu essen, sie konnte einfach nicht. Immer wieder spukten ihr Gedanken über ihre Mutter durch den Kopf. Gerade saß sie auf dem Boden, die Knie angezogen und die Hände darauf abgelegt. An die Fesseln hatte sie sich inzwischen gewöhnt, sie saß völlig im Dunklen, durch das Bullauge schien kein Licht, also musste es Nacht sein. Lio war verzweifelt. Was würde man mit ihr machen, wenn sie das Marinehauptquartier erst erreicht hatten? Würde man sie körperlich foltern? Zu Anfang hatte sie noch alles positiv gesehen, doch in ihrer jetzigen Situation konnte sie nichts Positives erkennen. Es ging ihr einfach nur schlecht und sie wollte, dass es aufhört. Sie wollte zurück nach Hause, sie wollte mit ihrer Mutter im Garten sitzen und die Sterne beobachten, sie wollte wieder in den Arm genommen werden. Das hier war einfach alles viel zu viel für sie. Sie spürte, wie ihr Tränen das Gesicht herunterliefen. In diesem Moment hatte sie nichts dagegen, wenn sie irgendjemand vor dem Kommenden retten könnte. Stumm weinte sie und irgendwann versiegten ihre Tränen. Sie war physisch am Ende ihrer Kräfte. Sie brauchte die Bewegung, sie vermisste ihr Training. Sie konnte kaum schlafen auf diesem kalten Holzboden mit gefesselten Händen, sie wollte nicht mehr. Es sollte aufhören. Sie konnte die ganze Nacht nicht schlafen, dachte ständig an ihre Mutter und weinte, irgendwann als es hell wurde, dämmerte sie etwas weg. Sie hatte einfach keine Kraft mehr zum Weinen und Wachbleiben. Lautes Knallen, Klirren von Schwertern, die aufeinander prallten und Geschreie von Soldaten ließen Lio schnell wach werden. Desorientiert blickte sie sich um und konnte durch das Bullauge erkennen, dass es Tag war. Die Information brachte ihr leider nichts über die momentane Lage an Deck. Sie konnte hören, wie gekämpft wurde, aber wer kämpfte da gegen wen und vor allem für was? Sie hörte wieder ein lautes Knallen einer Kanone und schreckte zusammen, als sie das Krachen und Splittern von Holz hörte. Nicht weit von ihr entfernt war eine Kugel eingeschlagen. Völlig aus ihrer Trance der letzten Tage gelöst, fluchte sie. Sie geriet von einer Scheiße in die Nächste. Wahrscheinlich kämpften gerade Piraten gegen die Marine, das wäre doch nur logisch. Aber was für Piraten waren das? Ihre Mutter hatte erzählt, es gäbe gute und böse. Welche kämpften an Deck gegen die Marine? Was würden sie machen, wenn sie gewannen und sie hier unten fanden? Würden sie überhaupt suchen? Ohje, was würde mit ihr passieren, wenn sämtliche Marinesoldaten tot waren und sie hier allein gefangen saß? Sie würde zwar nicht mehr ins Hauptquartier kommen, aber sie würde hier vor Hunger sterben. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Sie hörte wie wieder eine Kugel einschlug und diesmal war es sehr knapp für sie gewesen, sie war direkt in diesem Raum eingeschlagen, das Holz zerbarst und flog in Splittern durch den ganzen Raum. Die Rothaarige konnte sich gerade noch so schützen in dem sie ihren Kopf an den Beinen vergrub. Sie spürte wie mehrere Holzteile auf sie zu flogen, doch der Schmerz war gering. Sie blickte auf und sah seit langem wieder den Himmel. Das Sonnenlicht war grell und blendete ihre Augen, wie lange war sie jetzt schon hier und hatte in vollkommener Dunkelheit gesessen? Eine Woche, vielleicht auch zwei oder sogar mehr? Noch immer konnte sie die Kampfgeräusche hören und fragte sich, was mit ihr passieren würde. Völlig in Gedanken versunken, merkte sie nicht, wie jemand den halbzerstörten Raum betrat. Der Mann hatte das Mädchen sofort gesehen und fragte sich, was sie getan hatte, dass sie hier unter Deck gefangen gehalten wurde. Er betrachtete sie, er sah ihre blasse Haut, die Augenringe unter ihren schwarzen Augen, ihre roten Haare, die kreuz und quer abstanden. Ihre Hände waren gefesselt und sie sah schrecklich schwach aus, als ob sie im nächsten Moment zusammenbrechen würde. Vom Alter her schätzte er sie höchstens auf zehn, also was machte sie hier? Was wollte die Marine von ihr? Ihr Blick lag auf dem Loch in der Wand, sie starrte aufs Meer hinaus, wie lange sie hier unten wohl festgehalten wurde? Der Mann ging noch einen Schritt auf sie zu, er trat auf einige Holzsplitter und weckte damit die Aufmerksamkeit des jungen Mädchens. Ihre Augen waren geweitet und sie sah den Mann mit Angst an. Die Rothaarige erkannte, dass er nicht zu der Marine gehörte, er trug keine Uniform und seine Frisur sah ziemlich fragwürdig aus, aber was waren seine Absichten? Was hatte er mit ihr vor? Der Mann kam näher an die Zelle und Lio versuchte unweigerlich weiter nach hinten zu rücken, doch die Wand war im Weg. „Du brauchst keine Angst haben“, sagte er mit ruhiger Stimme, es klang nicht nach einer Lüge, doch wie sollte sie diesem Fremden vertrauen können? Er kam näher und trat mit einer solchen Wucht gegen das Schloss, sodass sich die Tür öffnete. Nun überkam Lio Panik, er war in der Zelle, konnte an sie heran, leise wimmerte sie, als er immer näher kam und vor ihn in die Hocke ging. Er streckte seine Hand nach ihr aus, doch sie zuckte zusammen, er zog seine Hand zurück und sah das kleine weinende Mädchen vor sich an. Sie sah völlig fertig aus, so zerbrechlich und schwach. Was hatten diese Marinesoldaten mit so einem kleinen Mädchen angestellt? Er wollte sie nur in die Arme nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut werden würde, doch sie hatte zu große Angst vor einer Berührung. Er wollte sie gerade fragen, ob sie allein gehen könnte, doch da hörte er, wie jemand den Raum betrat „Thatch, was machst du solange hier unten?“ Angesprochener drehte sich um und blickte den Blonden an, dieser sah nun das weinende Mädchen vor den Füßen seines Nakamas. Seine Augen verengten sich, als er sie betrachtete. Sie sah nicht gesund aus, voller Schmerz und Angst. Was wohl mit ihr passiert war? Thatch wollte gerade etwas sagen, als Marco ihn wieder unterbrach: „Nimm sie mit, wir bringen sie zu Vater“, der Brünette nickte nur und sah die Rothaarige an. Noch immer hatte sie den Kopf auf ihren Knien liegen und sie weinte ununterbrochen, freiwillig würde sie niemals mitkommen. Er stand auf und hob das Mädchen in seine Arme, plötzlich fing sie an sich zu wehren und strampelte mit den Beinen, er drückte sie etwas fester an sich und ließ ihr keinen Spielraum für weitere Bewegungen. Sie spürte, dass sie keine Kraft hatte sich zu wehren und beendete ihre kleinen Angriffe. Sie sank völlig in sich zusammen und weinte ungehemmt weiter, sie hatte die Augen geschlossen, sie wollte nicht wissen, wohin man sie brachte und was mit ihr passieren sollte. Lio wollte einfach nur weg. Ganz leise mit zittriger Stimme flehte sie: „Bitte tut mir nichts“, Thatch sah das Mädchen in seinen Armen an. Sie hatte voller Angst und Flehen gesprochen, er wollte sich nicht ausmalen, was mit ihr passiert war. Kurze Zeit später war sie voller Erschöpfung in seinen Armen ohnmächtig geworden, er bemerkte es, als ihr Arm von seiner Schulter fiel und leblos mit seinen Bewegungen hin und her wippte. An Marco gewannt sagte er: „Ich bringe sie gleich auf die Krankenstation“, der Blonde sah das Mädchen an und nickte, er würde Vater berichten, was passiert war. An Deck der Moby Dick verschwand Thatch schnell und brachte das Mädchen zum Schiffsarzt. Dieser stellte schnell fest, dass sie unterernährt war, viel zu wenig geschlafen hatte und damit einfach nur erschöpft war. Um die Handschellen würde sich Jozu später kümmern. Thatch betrachtete die Rothaarige und fragte sich immer noch, aus welchen Gründen die Marine sie gefangen hielt. Marco ging schnellen Schrittes zu seinem Captain und berichtete, alles hatte geklappt und die Vorräte wurden dank des Kriegsschiffes aufgestockt, es gab keine Verluste nur einige kleine Verletzungen. Zu Letzt erzählte er von einem jungen Mädchen, welches in einer Zelle eingesperrt war. Der Hüne saß auf seinem Thron und lauschte den Worten seines Sohnes, zum Ende hin wurde es sogar interessant. Sie hatten ein Mädchen gefunden und mit auf das Schiff gebracht. Er willigte ein, sie vor erst auf der Moby zu lassen. Es würde bestimmt noch interessant werden zu erfahren, was sie als Gefangene auf einem Kriegsschiff der Marine zu suchen hatte. Thatch kam an Deck und erblickte auch schon seine gesuchten Personen. Vor den Beiden blieb er stehen, er berichtete aus der Krankenstation: „Ihr geht es gut, sie sollte in nächster Zeit ausreichend essen und viel schlafen. Momentan befindet sie sich nicht bei Bewusstsein, Doc. meinte, es könnte ein oder zwei Tage dauern bis ihr Körper sich von den Strapazen erholt“, sein Vater nickte. „Was schätzt ihr wie alt sie ist?“ „Höchstens zehn“ sagte Thatch und Marco nickte „Vielleicht auch ein oder zwei Jahre älter, schwer zu sagen“, der Hüne verstand, also wirklich ein junges Mädchen. Was hatte sie verbrochen? Er trank einen großen Schluck aus seiner Flasche und verkündete den Beiden: „Heute Abend wird gefeiert, unsere Vorräte sollten dafür jetzt ausreichend gefüllt sein“, sein Vize Marco nickte und trat zurück. Thatch blieb noch vor seinem Captain stehen „Was hast du mein Sohn?“, Gefragter versuchte sich die Worte zurecht zu legen, doch er fragte frei heraus: „Was hast du mit ihr vor?“, sein Gegenüber trank erneut und dachte kurz nach. „Zu erst soll sie gesund werden, dann soll sie uns erzählen, warum ein ganzes Kriegsschiff auf sie angeordnet war und dann mal schauen“, der Brünette nickte nur trat wieder zurück. Irgendetwas löste dieses Mädchen in ihm aus, dabei kannten sie sich gar nicht, hatte er auf einmal Vatergefühle oder derartiges? Er schüttelte den Kopf und verscheuchte diese Gedanken, es war an der Zeit das Abendessen vorzubereiten, der Kampf hatte länger gedauert als erwartet. ~*~ Mitten im West Blue schipperte ein riesiges Schiff auf eine Insel zu, es war bereits Abend und man konnte die Lichter des Dorfes sehen, dazu leuchteten die Sterne in voller Pracht. Der Rothaarige stand an der Reling und wartete ungeduldig darauf, endlich anzukommen, doch der Anblick der Sterne ließ ihn in Erinnerung schwelgen. Vor acht Jahren stand er mit Lina und seiner Tochter im Krähennest und hatte die Sternen mit ihnen beobachtet, heute sah der Himmel genauso klar und wunderschön aus, wie in der Nacht vor acht Jahren. Er hörte die Rufe seiner Männer und bemerkte, wie sie alle dabei waren, die Segel einzuholen und im Hafen vor Anker zu gehen. Kaum befand sich das Schiff in Ruhe sprang der Rothaarige auf den Steg und ging mit schnellen großen Schritten zu dem Haus außerhalb des Dorfes. Es war bereits dunkel, doch es brannte kein Licht im Haus, irgendetwas stimmte nicht, das spürte er. Er ging durch den Garten, öffnete die Tür und stand in einer dunklen Küche. Er knipste das Licht an und sah sich um, es hatte sich nach all den Jahren nichts geändert. Das Obst in der Schale begann allerdings zu schimmeln und er wurde das Gefühl nicht los, dass etwas passiert war. Er ging geradewegs durch das Haus und blieb im Schlafzimmer stehen. Niemand war hier, das Bett war ungemacht und unordentlich lagen einige Sachen auf dem Boden. Diese mussten eindeutig seiner Tochter gehören, wo war sie? Er wollte gerade das Haus verlassen, als ihm in der Küche das Schwert auffiel. Sie hatte damals wirklich weitergemacht mit ihrem Training und hatte inzwischen sogar ein echtes Schwert. Er nahm es in die Hand und betrachtete es. Es war nicht sonderlich gut, er würde ihr ein besseres organisieren. Er ließ es auf dem Küchentisch zurück und verließ das Haus, als er beinahe in seinen Vizen gerannt wäre. Ben war ihm mit ruhigen Schritten gefolgt und sah ihn nun mit hochgezogenen Augenbrauen an „Wohin willst du?“, fragte er mit seiner ruhigen Stimme „Ins Dorf, Lio ist nicht hier“, der inzwischen Grauhaarige nickte und zündete sich eine Zigarette an. Shanks ging vor, Ben könnte ihn eh nicht bremsen und ließ sich Zeit, folgte ihm nur mit langsamen Schritten. Der Rothaarige betrat die kleine Bar und suchte nach dem Chef, der sich hinter der Theke befand. Wie hieß er gleich nochmal? Mike? Marco? Michael? Irgendwie so was war es doch. Er ging auf ihn zu und fragte ihn ohne große Umschweife: „Weißt du, wo Lio ist?“, er konnte die Unsicherheit seines Gegenübers sehen, welcher versuchte es mit einem Lächeln zu überspielen. „Nein, keine Ahnung“, Shanks hatte keinen Nerv dazu irgendwelche Spielchen zu spielen und wurde etwas deutlicher: „Es wäre ratsam, wenn du mir verrätst, was du weißt“, John schluckte schwer (da hat Shanks wohl einen völlig falschen Namen in Erinnerung). Wie sollte er dem Kaiser erklären, dass seine Tochter vor drei Wochen von der Marine mitgenommen wurde? „Na ja, weißt du..“, der Rothaarige war kurz davor seine Nerven zu verlieren, er sollte endlich den Mund aufmachen! „Die Marine war vor einigen Wochen hier..“, Shanks verstand sofort, was es bedeutete. Er war zu spät – wieder einmal! Mit sämtlicher Kraft versuchte er, seine gesamte Wut und Verzweiflung im Zaum zu halten und fragte mit bedrohlich ruhiger Stimme: „Haben sie irgendetwas gesagt?“, John schüttelte nur den Kopf „Sie waren an einem Tag da, holten sie früh morgens aus dem Haus und brachten sie geradeheraus auf das Schiff“, der Rothaarige nickte nur und verließ die Bar. Ihm entgegen kam sein Vize, der ihn völlig gelassen und ruhig anschaute. Doch er spürte wie sein Captain kochte und wollte gerade nachfragen, als der Rothaarige von allein sprach: „Wir sind zu spät! Die Marine war schon vor Wochen hier!“, Shanks' Wut wuchs ins Unermessliche. Ben merkte schnell, dass sein Captain sich nicht lange unter Kontrolle halten konnte, bald würde jedes Haus in nächster Umgebung zersplittern, das konnte er nicht zulassen. Er zog den letzten Zug an seiner Zigarette und griff nach dem Arm des Roten. Er schleifte ihn zum Meer und drückte den Rothaarigen zu Boden. Als Shanks saß, raufte er sich die Haare und fluchte laut „Das kann doch alles nicht wahr sein!“, Ben spürte, wie ihm eine Welle entgegen kam. Sie zerrte an seinem Bewusstsein und versuchte ihn in die Dunkelheit zu ziehen, doch er wehrte sich in Gedanken völlig dagegen und konzentrierte sich auf seinen Captain. Schnell ließ das Gefühl nach. Noch immer fluchte Shanks, er war wieder aufgestanden und lief wahllos durch den Sand, immer wieder schimpfte er und irgendwann sank er verzweifelt zu Boden. Er murmelte leise: „Erst Lina und jetzt auch noch Lio..“, die Phase der vorzeitigen Wut wäre damit erst einmal abgeklungen. Der Grauhaarige legte seinem Captain behutsam eine Hand auf die Schulter und drückte leicht. „Ben, was haben sie mit Lio vor? Was wollen sie von ihr? Was soll ich nur machen?“, angesprochener überlegte kurz „Vielleicht wollen sie Lio nur als Köder, dann würden sie ihr nicht schaden. Wir sollten bald wieder in Kontakt mit Falkenauge treten, er kann uns genaueres dazu sagen“, das was sein Vize von sich gab, klang logisch. Mihawk würde eine gute Hilfe bei der Aktion sein. Sie müssten Geduld haben, aber war das überhaupt möglich? Was wenn sie ihr doch schadeten? Irgendwann sagte der Vize „Lass uns zurück zum Schiff, morgen fragen wir ein paar andere Dorfbewohner“, Shanks nickte nur und stand auf. Langsam gingen sie zur Red Force zurück, Ben betrat das Schiff zu erst und hob die Hand, damit niemand etwas sagte. Es war ein deutliches Zeichen. Der Piratencaptain ging mit gesenktem Blick unter Deck und betrat seine Kajüte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und zog ein altes Bild aus einer der Schubladen. Darauf konnte er Lina, Lio und sich selbst sehen. Seine Tochter war zu dem Zeitpunkt vier Jahre alt und sie grinste, genauso breit, wie er es tat. Das Bild hatte er jeden Tag in den letzten acht Jahren betrachtet. Er wollte sie wiedersehen, alle beide und jetzt hatte er keine von ihnen schützen können. Er seufzte und legte den Mantel ab. Er legte sich auf das Bett und seine Gedanken drifteten von Lio zu Lina und wieder zurück. „Egal wo du bist Lio, ich finde dich, versprochen“ sagte er leise und schloss die Augen. Kapitel 12: Und dann mach ich dich alle, alter Mann! ---------------------------------------------------- Und dann mach ich dich alle, alter Mann! „Meintest du nicht sie wacht in zwei Tagen wieder auf?“, den Blick ließ er nicht von der Rothaarigen, die noch immer seelenruhig am schlafen war. „Es kann auch noch dauern, wir wissen nicht, was sie alles durchmachen musste“, der Brünette nickte nur „Sag mir Bescheid, wenn sie wach wird“, der Arzt klopfte ihm auf die Schulter „Mach dir nicht all zu viele Gedanken.“ Thatch betrachtete das Mädchen ein letztes Mal und ging wieder an Deck. Dort wurde er bereits von seinem Kameraden Marco erwartet „Und?“ „Sie schläft immer noch, ihr Zustand scheint doch etwas schlechter zu sein als erwartet“, der Blonde nickte. Er wollte zu gerne wissen, was sie verbrochen hatte, sie sah doch so süß und unschuldig aus, kaum zu glauben, dass ein ganzes Kriegsschiff auf sie angesetzt war. Er wollte sich seine Neugier nicht anmerken lassen und fragte mit ruhiger Stimme: „Was denkst du, was sie gemacht hat?“, „Ich hab absolut keine Ahnung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in irgendeiner Weise gefährlich ist.“, „Das glaube ich ehrlich gesagt auch.“ Der Blick des Brünetten lag auf dem Meer, irgendwann wandte er sich zu Marco „Ich geh mal meine Division aufscheuchen, heute ist Putztag“, Thatch grinste voller Vorfreude seine Nakamas schuften zu lassen. Der Blonde nickte nur und legte seinen Blick auf das Meer. Dieses Mädchen hatte mit jemanden ziemliche Ähnlichkeit, doch ihm fiel einfach nicht ein, an wen sie ihn erinnerte. Kaum hörbar seufzte er und überlegte, was für ihn heute anstand. Später müsste er noch mit seiner Division trainieren, das würde wie immer ein Riesenspaß werden. Der Hüne hatte auf seinem Thron gesessen und dem Gespräch seiner Söhne gelauscht, auch er wollte endlich wissen, was hinter diesem Mädchen steckte. Er hatte sie nicht mal gesehen, als man sie aufs Schiff brachte, er wollte endlich mehr wissen. Die Rothaarige kam langsam zu Bewusstsein, sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch es gelang ihr nicht. Sie überlegte angestrengt, was passiert war, doch nichts fiel ihr in den Sinn. Ein leichtes Schwanken ließ darauf schließen, dass sie noch immer auf hoher See war. Zaghaft öffnete sie ihre Augen und schloss sie daraufhin sofort wieder. In dem Raum war eindeutig zu viel Licht. Erneut öffnete sie ihre Augen und kniff sie etwas zusammen, mehrere Bullaugen waren im Zimmer verteilt, sie erkannte links neben ihr noch weitere Betten, sie waren alle gemacht und unberührt. Rechts neben ihr war ein kleiner Tisch auf dem ein Glas Wasser stand. Der Raum war komplett aus Holz gekleidet und das Licht ließ ihn warm wirken. Ganz anders als die letzten Wochen, befand sie sich in einem so lichtdurchfluteten Raum. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, langsam kehrten ihre Erinnerungen zurück. Die Marine hatte sie gefangen gehalten, es gab einen Kampf und ein Pirat hatte sie einfach mitgenommen. An mehr konnte sie sich nicht erinnern. Man hatte sie gerettet, oder? Es wirkte zumindest so. Ihre Hände waren nicht mehr gefesselt und um ihre Handgelenke lag je ein Verband. Man hatte sie in einem Bett schlafen lassen, nicht irgendwo in einer Zelle auf kaltem Boden. Wer auch immer sie mitgenommen hatte, hatte sich um sie gekümmert. Waren es also gute Piraten? Unsicher setzte sie sich auf und trank vorsichtig einen Schluck von dem Wasser. Es rann kühl ihren trocknen Hals hinunter, plötzlich knurrte ihr Magen. Wie lange sie wohl nicht bei Bewusstsein war? Das würde sie jetzt herausfinden, sie setzte vorsichtig ihre Füße auf den Boden und erschauderte kurzzeitig. Er war kalt und die einzigen Dinge, die sie trug, waren ein riesengroßes T-Shirt und eine kurze Hose, die unter dem T-Shirt nicht zu sehen war. Die Ärmel hingen ihr über die Ellbogen und in die Länge reichte es fast bis zu ihren Knien. Langsam stellte sie sich auf ihre Beine und spürte, wie sie drohte wegzuknicken. Sie hielt sich am Bett fest und stand erst mal eine Weile ehe sie einen Schritt nach vorne wagte. Die kurze Gefangenschaft bei der Marine hatte ihr ziemlich zugesetzt, sie lag oder saß nur auf dem unbequemen Holzboden und hatte sich mehrere Wochen nicht bewegt. Zudem kam, dass sie die letzten Tage nichts gegessen hatte, verständlich, dass sie unsicher auf den Beinen stand. Ihrer Meinung nach reichte dieses kurze Gefühl von Sicherheit und sie trat noch eine Schritte zur Tür. Ihre Arme hielt sie von sich gestreckt. Sie wollte damit ihr Gleichgewicht ausbessern und im Falle des Falles, könnte sie sich abstützen. Vorsichtig tapste sie weiter und öffnete die Tür. Sie trat in einen weniger stark beleuchteten Gang und blickte nach links und rechts. Wo lang sollte sie gehen? Sie entschied sich für rechts und ging weiter, inzwischen hatte sie sich mit der rechten Hand an der Wand abgestützt. Sicher war nun mal eben sicher. An der nächsten Gablung überlegte sie kurzzeitig und entschied sich dann für links. Leicht verzweifelt ging sie weiter, das könnte noch Ewigkeiten dauern, bis sie irgendwas herausfand. Ihr Magen knurrte wieder laut und sie fasste sich mit der linken an den Bauch. Wie sehr sie sich gerade selbst verfluchte die letzten Mahlzeiten bei der Marine abgelehnt zu haben. Sie ging weiter und langsam fühlte sie sich verarscht, wieder eine Kreuzung. Sie entschied sich kurzerhand für rechts und ging weiter. Sie musste kurz eine Pause einlegen, sie seufzte, ihre ganze Kondition war damit für die Katz. Die Rothaarige machte sich wieder auf den Weg und sah am Ende des Ganges eine Treppe, die hinaufführte. Innerlich freute sich die Zwölfjährige, immerhin war sie nicht ganz so falsch durch die Gänge marschiert und eine Treppe nach oben brachte sie deutlich näher an ihr Ziel – das Deck. Als sie an der ersten Stufe angekommen war, blickte sie hinauf und wollte im nächsten Moment einfach nur zurück in das weiche Bett. Wie viele Stufen waren das? Sie würde es herausfinden, ganz langsam würde sie Schritt für Schritt eine Stufe erklimmen, mitzählen und jede Stufe verfluchen. Noch immer stützte sich das Mädchen an der Wand ab und erklomm Stufe für Stufe, inzwischen war sie bei 57 und sie hatte definitiv keine Lust mehr. Die letzten Stufen kamen in Sicht und voller Freude und Erleichterung stand sie nun an Deck. Mal wieder wurde sie von der prallen Sonne geblendet und bemerkte nicht, wie die ganze Besatzung sie betrachtete. Sie hielt sich eine Hand vor die Augen und blickte sich mit zusammengekniffenen Augen um. Sie bemerkte, dass alle an Deck sie anstarrten, plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie hier als Fremde auf einem Piratenschiff war und völlig schutzlos dastand. Was sollte sie machen? Ihr Blick glitt zum Hauptmast und sie sah die Flagge, darauf befand sich ein lilafarbener Jolly Roger mit einem weißen Sichelbart. Sie versuchte sich verzweifelt an die Worte ihrer Mutter zu erinnern, doch da war nichts. Sie hatte den Blick auf der Flagge gehabt und hatte nicht bemerkt, wie sich ein blonder Mann ihr näherte. Sie wollte loslachen, doch hielt sie es für besser stumm zu bleiben. Wer weiß, was man mit ihr machte? Aber seine Haare sahen auch einfach zu witzig aus. Sie standen in sämtliche Richtungen ab und erinnerten stark an eine Ananas. Die Rothaarige hatte ihre Hand gesenkt und sah abwartend zu dem Blonden vor ihr, sie wusste nicht, was sie machen sollte und blieb einfach stehen. Die Arme hatte sie locker neben ihrem Körper baumeln lassen, allerdings war sie so nervös, dass sich ihre Finger leicht in das T-Shirt krallten. „Du hast an Deck gefunden“, stellte er mit gelassener Stimme fest, Lio sah ihn von unten herab mit ihren großen schwarzen Augen an und nickte. Plötzlich streckte er seine Hand aus „Komm mit“, sagte er knapp und wartete auf ihre Reaktion. Zögerlich legte sie ihre Hand in seine und ging neben ihm her. Vor einem riesigen Thron blieben sie stehen, darin saß ein älterer Mann mit einem weißen Sichelbart wie auf der Flagge. Mehrere Schläuche befanden sich in seinen Armen, daneben standen Infusionen. Er selbst saß mit einer Flasche da und blickte auf das Mädchen herab. Er hatte sie vor zwei Tagen nicht zu Gesicht bekommen und betrachtete sie nun. Sie war wirklich sehr jung, ihre roten Haare standen vom lange Liegen in sämtliche Richtungen ab, ihre schwarzen Augen musterten ihn ebenfalls, das T-Shirt, was sie trug, war eindeutig zu groß für ihren kleinen jungen Körper. Gesundheitlich schien es ihr besser zu gehen, doch hielt sie sich immer noch an seinem Vizen fest, sie konnte wohl nicht alleine stehen. Sie hatte selbst an Deck gefunden und dafür bewunderte Whitebeard sie, hatte sie lange gebraucht, weil sie sich oft verlaufen hatte? Das würde er später noch ansprechen. Marco spürte, wie die Kleine sich an ihm festhielt. Als sie vor Vater angekommen waren, wollte er ihre Hände lösen, doch merkte er, dass sie sich etwas abstützte. Er ließ sie und wartete auf eine Reaktion seines Gegenübers, der seinen Blick auf sie gelegt hatte. Bevor er sprach, trank er noch einen Schluck „Erzähl Mädchen, wie heißt du?“, zögerlich sah sie von dem alten Mann zu dem Blonden neben ihr. Suchte sie gerade Sicherheit bei Marco? „Ich heiße Lio“, sagte sie schließlich ganz leise, doch man verstand sie. „Und wie alt bist du Lio?“, die tiefe laute Stimme des Mannes verunsicherte sie und sie sammelte ihren ganzen Mut und sprach „Ich bin zwölf.“ Der junge Vize spürte, wie sich der Druck ihrer kleinen Hand erhöhte, sie hatte Angst. „Also Lio, du willst uns sicher erzählen, was du auf diesem Marineschiff zu suchen hattest?“, die Rothaarige schluckte schwer. Sollte sie ihnen einfach die Wahrheit sagen? Was würde passieren, wenn man ihr nicht glaubte? Vielleicht kannte man ihren Vater ja und sie waren verfeindet? Sie versuchte es einfach mit der Wahrheit und sagte schließlich: „Sie sagten, dass meine Eltern Piraten sind und dass man mich mit meiner Blutlinie nicht frei herum laufen lassen dürfte“, der Hüne beugte sich etwas in seinem Thron vor und betrachtete sie noch einmal genauer. Ihre Haare deuteten ziemlich klar auf den Grünschnabel Shanks, mal schauen, was sie dazu wusste „Wer sind deine Eltern?“ fragte er schließlich. Lio sah ihn unsicher an, „Meine Mutter heißt Lina und meinen Vater kenne ich nicht“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Marco hatte im ersten Moment auch an den Roten denken müssen, doch wie wahrscheinlich war das? Sie kannte ihren Vater nicht und eine Möglichkeit wäre es. Ihm war allerdings nicht bekannt, dass sich eine Frau in der Rothaarpiratenbande befand. „Woher kommst du, Kind“ fragte Whitebeard schließlich, „Aus dem West Blue“ sagte sie leise. Der Hüne dachte nach, kam der Rote nicht auch aus dem West Blue oder war es der East Blue? Er hatte es vergessen. „Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Marine hinter dir her. Dein Vater ist Pirat und du kennst ihn nicht, das würde also heißen, dass er immer noch als Pirat unterwegs oder bereits tot ist. Was ist mit deiner Mutter, ist sie im West Blue?“ der Blonde hatte gesprochen und sie wurde etwas traurig, als er nach ihrer Mutter fragte. „Nein, meine Mutter ist nicht mehr im West Blue. Sie ist gestorben“ kaum hörbar hatte sie es ausgesprochen. Der Piratencaptain verstand, sie war allein. Hatte sie, bevor die Marine sie geholt hatte, auch schon allein gelebt? Was sollte er mit ihr machen? Auf der nächsten Insel rausschmeißen? Er müsste es mit Marco absprechen. Ein völlig panischer Mann kam an Deck gerannt und blieb keuchend vor seinem Captain stehen „Vater, das Mädchen.. sie.. sie ist weg“, er atmete schwer. Überall hatte er sie gesucht, doch nirgends gefunden. Plötzlich hörte er das laute Lachen seines Vaters „Gurarara, Tom meinst du das wirklich Ernst? Sieh dich doch mal um!“, völlig verwirrt blickte sich der Schiffsarzt um und sah das kleine Mädchen, welches sich an Marco festhielt. Der Grauhaarige schob seine Brille ein Stück höher und blickte eindringlich auf das Mädchen „Du hättest warten sollen bis jemand nach dir sieht, ich muss dich nochmal untersuchen!“, sagte er schließlich etwas gereizt. Sie dagegen lächelte etwas entschuldigend, ihr Magen begann auf einmal zu knurren. Sie hörte das Lachen des Captains und auch der Blonde musste etwas schmunzeln. Das Mädchen wurde etwas rot und da fiel ihr der Grund ein, wieso sie überhaupt aufgestanden war „Könnt ihr mir sagen, wie lange ich bewusstlos war?“, sie sah etwas unsicher zwischen den drei Männern hin und her, der Schiffsarzt antwortete ihr: „Ganze zwei Tage hast du durchgeschlafen, jemand hat sich schon Sorgen um dich gemacht.“ Verwirrt sah sie ihn an, jemand hatte sich Sorgen um sie gemacht? Wer konnte das sein, wenn sie hier doch niemanden kannte? Marco ließ ihre Hand los, etwas unsicherer stand sie auf den Beinen und wartete auf das, was folgen würde. Der alte Mann mit der Brille nahm sie bei der Hand „Wir gehen dich jetzt untersuchen“, sagte er nur und lief etwas zu schnell unter Deck. Er merkte, dass sie nicht hinterher kam und ging etwas langsamer. Whitebeard und sein Vize sahen den beiden hinterher, der Blonde fragte seinen Vater „Was glaubst du, hat sie gelogen?“, „Sehr unwahrscheinlich, mich würde aber interessieren, wer dieser unbekannte Vater ist“, „Ich hatte an den Roten gedacht“, „Du also auch, hatte er jemals eine Lina in seiner Crew, geschweige denn eine Frau?“, „Nicht, dass ich wüsste“, sie grübelten noch eine Weile im Stillen. „Was wollen wir jetzt mit ihr machen? Willst du sie auf der nächsten Insel gehen lassen?“, „Ich weiß es noch nicht. Du hast sie ja gehört, sie hat niemanden, es wäre doch unverantwortlich, so ein kleines Mädchen allein auf eine Insel zu setzen“, „Aber genauso unverantwortlich wäre es, sie bei uns zu lassen, sie ist noch ein Kind, was soll sie da auf einem Piratenschiff?“, darauf wusste auch der alte Hüne keine Antwort „Mh“ brummelte er nur und trank wieder aus seiner Flasche. „Fürs Erste bleibt sie auf jeden Fall bei uns“, Marco nickte und überlegte sich schon, wo man sie unterbringen könnte. Vorerst wäre die Krankenstation noch sinnvoll, doch könnte sie dort keine Ewigkeit bleiben. „Ich sage mal Thatch Bescheid, dass sie wach ist“, sein Vater brummelte wieder nur und blickte seinem Sohn hinterher. Er machte sich noch einige Gedanken über das Mädchen, so jung und von der Marine verfolgt aufgrund ihres Blutes. Es war typisch für die Marine so zu handeln, er schüttelte nur den Kopf. Wer auch immer ihre Eltern waren, man sollte sie nicht wegen ihrer Abstammung bestrafen. Ob der Rote wirklich der Vater sein könnte? Eher unwahrscheinlich, dass er sein Kind zurücklassen würde und sich nicht darum kümmerte. Der erste Kommandant schlenderte durch die Gänge, auf der Suche nach dem Kommandanten der vierten Division. Er würde sich bestimmt freuen, wenn er erfuhr, dass die Kleine inzwischen wach war. Der Blonde betrat den nächsten Gang und erblickte schon die ersten schrubbenden Nakamas, etwas weiter entfernt davon, stand ihr Kommandant und las in einem Kochbuch. Der Brünette sah auf, als vor ihm jemand zum Stehen kam. „Ah, Marco, was verschafft mir die Ehre?“, „Die Kleine, sie war auf einmal an Deck. Vater hat mit ihr gesprochen, dann hat Tom sie wieder auf die Krankenstation gebracht, einige Untersuchungen oder so was, frag mich nicht“, der Brünette klappte sein Buch zu und grinste freudig. „Na dann werde ich mich mal gleich um sie kümmern“, der Blonde nickte. „Schien so, als hätte sie Hunger. Führ' sie am besten etwas rum, damit sie nicht verloren geht“, damit drehte er sich und wollte wieder an Deck gehen, doch ihm fiel noch etwas ein „Ach ja, sie bleibt vorerst auf der Krankenstation, wir müssen noch überlegen, wohin mit ihr“ und schon war der erste Kommandant verschwunden. Thatch blickte sich um, seine Division war so gut wie fertig, gleich könnte er sich um das Mädchen kümmern. Seine Geduld war in diesem Moment einfach zu gering „Für heute solls reichen, bringt die Sachen zurück in die Kammer, den restlichen Tag habt ihr frei. Morgen wie geplant das Training.“ Seine Leute freuten sich, war doch immer das Gleiche mit ihnen, zum Putzen zu schade, wobei er selbst natürlich nicht mitputzen musste. Er selbst marschierte an ihnen vorbei und ging schnellen Schrittes durch die Gänge. Er klopfte und trat ohne zu warten ein. Auf dem Bett saß die Rothaarige und ließ ihre Beine baumeln. Am Schreibtisch saß der Grauhaarige und kritzelte irgendwelche Sachen in eine Tabelle. „Das wäre dann alles, überanstreng' dich noch nicht und iss genug!“, sagte er noch mahnend und sah dann den Neuankömmling an „Ah Thatch, wurdest du wegen ihr beauftragt?“, lächelnd schüttelte er den Kopf „Nein, nicht direkt.“ Er wandte sich zu dem Mädchen, welche ihn unsicher ansah. „Du hast mich mitgenommen“, sagte sie leise und abwartend „Ja und jetzt werde ich dich herumführen“, er ging einen Schritt auf sie zu und streckte die Hand aus. Zögerlich stand sie auf und ergriff diese. Gemeinsam traten sie auf den Gang „Ich werde dir jetzt die wichtigsten Wege zeigen, versuch sie dir einzuprägen“, sie nickte und merkte sich den Weg. „Wie ich gehört habe, warst du eben schon an Deck?“, sie nickte wieder und sagte kein Wort „Hast du dich verlaufen oder es direkt gefunden?“ „Direkt gefunden“, antwortete sie leise und knapp. Sie hatte immer noch etwas Angst, das spürte der Brünette direkt und beschloss sie einfach weiter zu fragen, damit sie auftauen konnte. „Wie heißt du überhaupt? Ich bin Thatch, Kommandant der vierten Division!“ grinste er sie an und wartete auf ihre Antwort „Ich heiße Lio“ murmelte sie nur leise vor sich hin, nach einer kurzen Zeit fragte sie dann aber: „Was ist ein Kommandant?“ Thatch zog eine Augenbraue hoch und fragte sich, wie er es ihr erklären sollte. „Weißt du Lio, unsere Crew besteht aus sehr vielen Mitgliedern, durch die Divisionen verschaffen wir uns einen Überblick. Es sind kleine Truppen, die gemeinsam kämpfen und jede Truppe wird von einer Person angeleitet, den nennt man dann Kommandant“, sie nickte und versuchte gehörtes zu verarbeiten. „Dann bist du für eine ganze Menge Leute verantwortlich, oder?“, „Ja, kann man so sagen“, sie bogen statt dem letzten Mal rechts links ab, bald würden sie in der Kombüse sein und dann gäbe es für die Kleine erst mal etwas zu essen. Als ob es der Zufall nicht anders wollte, fing ihr Magen an zu knurren und sie wurde rot im Gesicht, der Brünette lachte „Da hat wohl jemand Hunger“, stellte er fest und blieb vor einem großen Durchgang stehen. „Das ist der Essenssaal“, gemeinsam traten sie ein und er zog die Kleine mit sich in die Kombüse, an einer Theke stand ein Hocker und er drückte sie darauf. Er holte einige Dinge aus den Schränken und fing an ihr etwas zuzubereiten. Sie beobachte jede Bewegung und konnte nach kurzer Zeit erahnen, was er ihr dort machte – Reis mit Gemüse. Sie freute sich darauf, ihre Mutter hatte es ihr auch oft gekocht. Beiläufig fragte der Kommandant „Wie alt bist du eigentlich?“, „Ich bin zwölf“ antwortete sie und dachte kurzzeitig nach. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass man für eine Piratenbande einen Koch brauchte, also musste er hier der Koch sein. „Bist du der Koch der Bande?“ fragte sie schließlich und legte den Kopf etwas schief, er sah das Mädchen an und lächelte „Kann man so sagen, meine Division hilft mir immer, aber an sich bestimme ich, was auf den Teller kommt.“ Jetzt lächelte auch sie „Das ist ja mega cool, gibt es heute Abend Nudeln?!“, er lachte „Nein, aber vielleicht morgen“, ihr Lächeln erstarb und sie schmollte, sie mochte Nudeln doch so sehr! Nach einer Weile stellte er vor ihr einen tiefen Teller vor die Nase, sie guckte mit großen Augen darauf und probierte davon. Wenn möglich weiteten ihre Augen sich noch etwas „Das ist ja superlecker! Du bist ein Genie!“ sagte sie euphorisch und spachtelte sich etwas ungehemmter den Reis in den Mund. Nach kurzer Zeit war der Teller leer und sie sah den Brünetten abschätzend an, ob sie noch etwas bekommen könnte? Er hatte ihren Blick gesehen und nahm ihr den Teller und stellte ihn wieder gefüllt vor ihr ab. Ihre Augen glitzerten und sie aß weiter, zwischendurch brachte sie ein undeutliches „Danke“ hervor. Thatch machte sich in der Zeit daran die Zutaten wegzustellen und die Pfanne zu spülen. Für den zweiten Teller hatte sie länger gebraucht, sie stand neben ihm an der Spüle und hielt ihm den Teller hin. Er lächelte sie an „Hat's geschmeckt?“, sie nickte eifrig „Du weißt ja gar nicht wie!“, „Freut mich“, sie setzte sich zurück auf den Hocker und betrachtete den Brünetten, sie dachte nach. Sie war eindeutig bei guten Piraten gelandet, oder? Wäre es anders, hätte man sie bestimmt nicht behandelt oder ihr sogar Essen gegeben, sie waren bisher alle nett zu ihr. Waren sie Piraten, weil sie frei sein wollten? „Du, Thatch?“, fragte sie zaghaft „Mh?“, „Bist du Piraten, weil du frei sein willst?“ kurz hörte er auf den Teller zu säubern, mit der Frage hatte er nicht gerechnet. „Wie kommst du da drauf?“ und machte weiter mit seiner Tätigkeit „Na ja, meine Mama hat mal erzählt, es gibt gute und böse Piraten. Die Guten wollen frei sein“, „Du willst also wissen, ob wir gute Piraten sind?“ er umging einfach ihre Frage. „Was denkst du, was wir sind?“, „Ich hätte gesagt ihr seid gute, sonst hättet ihr euch nicht so um mich gekümmert“, vermutete sie. Sie fühlte sich etwas ertappt, er hatte sie irgendwie dazu gebracht den eigentlich Grund der Frage zu verraten. „Da hast du recht Kleines, wir würden dir auch niemals was tun“, sagte er schließlich, fragte sich aber immer noch, ob sie ihre eigene Aussage verstanden hatte. Dann sagte sie etwas, womit er noch weniger gerechnet hätte: „Wenn ich groß und stark genug bin, werde ich auch mal Piratin.“ Er stellte den Teller ab und sah sie an, dieses kleine zerbrechliche Ding wollte mal eines Tages Pirat werden? „Bist du dir da sicher? Es ist ziemlich gefährlich, wenn man nicht stark genug ist“, „Ja, ganz sicher! Ich hab es versprochen und außerdem bin ich gar nicht so schwach, wie du vielleicht denkst!“, sie grinste und streckte ihm die Zunge raus. Er zog die Augenbrauen hoch, ganz schön frech die Kleine, ob sie das auch noch wäre bei einem kleinen Überfall? Thatch stellte sich neben sie und fing plötzlich an sie zu kitzeln, sie lachte und wandte sich in seinem Griff „Ah, hihihi, bitte hör auf, nein, aahh, hihi“ er machte noch etwas weiter und sagte dann: „Soviel zum Thema 'nicht so schwach, wie du vielleicht denkst'“, empört schaute sie ihn an „Das war ja auch gar nicht nett, gib mir ein Schwert und dann mach ich dich alle, alter Mann!“ und wieder streckte sie ihm die Zunge raus. Perplex schaute er die Rothaarige an, hatte sie gerade Schwert gesagt? „Ein Schwert? Als ob du das überhaupt halten könntest“, sie schaute ihn wütend an „Gib mir eins und ich beweis' es dir!“, fragend sah er sie an. Sie meinte es ja wirklich Ernst. „Na, wenn das so ist, lass uns an Deck“, sie nickte und nahm diesmal ihn an die Hand, sie zog ihn auf den Gang und ging geradewegs zu der Treppe. Verblüfft, wie gut ihre Orientierung war, ging er mit ihr gemeinsam hoch. An Deck wurde sie wie beim ersten Mal von allen angeschaut, man war es nicht gewohnt ein so kleines Mädchen an Bord zu haben. Thatch sah zu Vista und grinste „Gib mir doch mal bitte zwei Schwerter“, sagte der Brünette und erhielt fragende Blicke der Anderen. Der Zylinderträger gab ihm zwei Schwerter und wartete auf das Kommende. Der vierte Kommandant drückte der Rothaarigen ein Schwert in die Hand, was sollte das? Sie grinste ihn schelmisch an „Jetzt pass auf alter Mann!“, kaum hatte sie es gesagt, rannte sie auf ihn zu und griff an. Völlig überrumpelt parierte der Brünette, dass sie ihn so gezielt attackiert hatte, war wirklich unerwartet. Schnell ließ sie von ihm ab und ging auf Abstand, lange hatte sie damals trainiert, jeden Tag versucht stärker zu werden. Sie spürte, dass sie nicht ansatzweise soviel Kraft hatte wie vor wenigen Wochen, aber das Essen hatte sie eindeutig gestärkt. Wieder startete sie einen Angriff, sie lief auf ihn zu und kurz davor sprang sie zur Seite, kaum später griff sie erneut an. Thatch, der überhaupt nicht damit gerechnet hatte, sammelte sich und beobachtete sie. Er merkte, dass sie ihn wieder angreifen würde, doch das Kommende hatte er nicht gesehen. Sie hatte angetäuscht und ihn von einer anderen Seite angegriffen, er konnte gerade noch ausweichen indem er nach hinten sprang. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so gut war, sie hatte es also Ernst gemeint. „Es ist langweilig, wenn du nur ausweichst“, sie grinste immer noch, der Brünette wollte sie nicht angreifen, sie sah doch so zerbrechlich aus. Aber seine Entscheidung wurde abgenommen, als sie wieder auf ihn zu rannte. Den Angriff parierte er und konterte direkt, sie wich geschickt aus. Sie spürte, wie sie an Schnelligkeit verloren hatte, es ärgerte sie. Diesmal griff der Kommandant sie an, doch sie wich immer wieder aus, parieren wollte sie nicht. Sie wusste, dass sie nicht genug Kraft hätte, dem Schlagabtausch standzuhalten, doch irgendwann ließ es sich nicht vermeiden. Er hatte sie von oben angegriffen und sie hielt ihr Schwert mit beiden Händen fest, ihre Arme zitterten schon unter dem Druck, ihr blieb nichts anderes übrig, als sich nach hinten wegzurollen. Sie war schon jetzt völlig aus der Puste, lange könnte sie es nicht aushalten und es wäre auch nicht ratsam weiterzumachen, doch einmal wollte sie ihn noch angreifen, es zumindest versuchen. Gedacht, getan. Sie richtete sich auf und sah ihn an, er sah den Willen in ihren Augen aufblitzen und war davon überzeugt, dass sie eines Tages Piratin werden würde. Er merkte allerdings auch, dass sie nicht mehr lange machen würde, zu geschwächt war sie von den Wochen in Gefangenschaft. Doch sie wollte es nochmal versuchen und rannte auf ihn zu, er griff sie an, als sie in seiner Reichweite war, doch sie drehte sich um sich selbst und um ihn und ließ ihr Schwert auf den Brünetten rasen. Er hatte sich zu langsam umgedreht und sah, wie ihm die Klinge gefährlich nahe kam. Alle an Deck hatten dem Kampf vor sich zugesehen, jeder hatte sich gefragt, was die Beiden vorhatten. Sie fragten sie, ob sie Piraten spielen wollten. In Gedanken hatten sie sich etwas über die Kleine lustig gemacht. Als sie allerdings sahen, wie gezielt und selbstsicher die Rothaarige auf den Kommandanten der vierten Division zu rannte und ihn angriff, dachte keiner mehr an ein Spiel. Die Piraten erkannten schnell, dass sie gut war, ziemlich sogar. Jeder Anwesende war geschockt, als sie sahen, wie die Klinge auf den Kommandanten zu sauste. Ein jeder hielt den Atem an, als die Klinge ihn berührte, doch nichts. Thatch hatte voller Schock auf die Klinge gestarrt, doch konnte er einfach nicht reagieren. Zu überrascht von der Situation, hatte er beobachtet, wie das Schwert in seiner Schulter versinken sollte. Doch es passierte nicht. Er spürte nur den Druck des Metalls, aber kein schneidendes Gefühl folgte. Er betrachtete das Schwert und sah, dass sie die Schneide umgedreht hatte, sie hatte ihn nur mit der stumpfen Kante attackiert. Sein Blick lag auf dem Schwert und glitt weiter zu der Person, die es in ihren Händen hielt. Es war tatsächlich Lio und sie grinste ihn breit an. Sie hatte es geschafft, nach all den Jahren Training hatte sie ihren ersten richtigen Gegner besiegt, voller Stolz grinste sie. „Geschlagen“, sagte sie. Plötzlich überkam sie ein Gefühl der Erschöpfung und sie ließ das Schwert los, welches scheppernd zu Boden ging. Sie war völlig fertig. Sie wusste, dass es ein Fehler war weiter zu machen, doch sie wollte es so und sie hatte es geschafft. Der vierte Kommandant sah die Kleine an, er sah, wie sie gleich zusammenbrechen würde. Er fing sie noch rechtzeitig auf, sie lächelte ihn immer noch schwach an „Soviel zum Thema 'nicht so schwach, wie du vielleicht denkst'“, bewusst hatte sie die Worte von vorher benutzt. Erschöpft schloss sie die Augen. Alle Anwesenden sahen die Zwei ungläubig an, war das gerade wirklich passiert? Hatte sich Thatch gerade wirklich von einem kleinen Mädchen schlagen lassen? Auf einmal lachte der Piratenkaiser: „Gurarara, wer hätte das gedacht!“ grölte er und trank von seinem Sake. Der Brünette sah die Kleine in seinen Armen an, das würde gleich Ärger von Tom geben. Er ignorierte die Blicke der Anderen und ging mit ihr unter Deck. Er trat in das Zimmer ein und legte die Rothaarige auf das Bett indem sie schon zuvor geschlafen hatte. Der Schiffsarzt saß schnarchend in seinem Stuhl und sabberte etwas. Das würde gleich so was von Ärger geben.. Thatch seufzte und weckte den Grauhaarigen, dieser grummelte und öffnete gezwungenermaßen die Augen. Er blickte in das Gesicht des Kommandanten und sagte: „Die Kleine ist nicht hier, lass mich schlafen“, der Brünette blickte zu dem Bett und der Arzt folgte ihm. Die Rothaarige lag darin und sah erschöpfter aus als am Morgen. Aufgebracht stand er auf und fuhr den Koch an: „Was zur Hölle hast du gemacht?! Hast du sie ins Meer geschmissen, um zu gucken, ob sie schwimmen kann? Oder ist sie vielleicht vom Krähennest gefallen und du hast sie noch rechtzeitig aufgefangen?“, verlegen kratze sich Thatch am Hinterkopf „Na ja, wir haben etwas.. gekämpft.“ „Ich sagte doch, sie soll sich schonen und ihr habt nichts besseres zu tun, als zu kämpfen?!“ „Jetzt beruhige dich doch und schau bitte nach, ob alles in Ordnung ist“, Tom brummelte noch etwas Unverständliches und ging zu dem Mädchen. Er untersuchte sie, bis auf einigen Schrammen war alles in Ordnung, doch sollte sie sich jetzt erst recht zurückhalten. „Lass sie schlafen und hau ab“, „Sag mir aber vorher noch, was sie hat“, „Sie hat einen Knall sich gegen meinen Rat zu stellen, die Folge sieht man jetzt ja. Sie hat ein paar Schrammen, aber das heilt. Sie sollte sich jetzt aber noch mehr zurückhalten als ohnehin schon.“, der Brünette nickte und ging aus dem Raum. Im Gang lehnte er sich an die Wand und atmete tief durch. Was war eben an Deck überhaupt passiert? ~*~ Der Blonde stand direkt neben dem Thron seines Vaters, mit ruhiger Stimme sprach er: „Das hätte ich nicht erwartet“, der alte Hüne lachte nur „Dieses Mädchen steckt voller Geheimnisse. Wie wäre es, wenn du sie später mal darauf ansprichst?“ „Hatte ich ohnehin vor.“ 'Typisch Marco' dachte sich der Piratencaptain und trank etwas aus seiner Flasche. Er liebte das Brennen, wenn ihm der Sake die Kehle hinunterlief. Der kurze Kampf war an Niemanden vorbeigegangen und man sprach darüber. „Die Kleine ist richtig gut“, „Ja, vor allem gegen Thatch!“, „Dabei sieht sie doch so schwach aus“, „Muss ja nicht jeder so ein Schrank sein wie du“, grinste ein Kamerad den Anderen an. Vista zwirbelte seinen Bart und dachte an den Kampf zurück. Ihre Bewegungen waren ziemlich gut, sehr flüssig und präzise, auch ihr Angriff war selbstsicher, bei wem sie wohl gelernt hatte so zu kämpfen? Thatch kam an Deck und wurde von allen seinen Nakamas angeschaut. Er ging zu seinem Vater und sagte dann: „Ihr geht es gut, ist nur sehr erschöpft“, Whitebeard nickte und sah seinen betrübten Sohn an. Dieser sah plötzlich auf und lächelte „Sie hat gesagt, sie möchte mal Piratin werden und ich wette sie schafft es“, der Hüne zog eine Augenbraue hoch, sie wollte also Piratin werden.. Kapitel 13: Können wir Pudding essen? ------------------------------------- Können wir Pudding essen? Es war mitten in der Nacht und die Rothaarige konnte einfach nicht schlafen. Sie war derzeit immer noch auf der Krankenstation, obwohl sie sich inzwischen erholt hatte. Es war eine Woche seit dem Kampf vergangen, doch dieser komische Kauz von Arzt hatte ihr absolute Ruhe verordnet. Doch jetzt schlief er wahrscheinlich, also könnte sie ja mal an Deck gehen, etwas frische Luft schnappen und ihren Kopf frei kriegen. Als das junge Mädchen an Deck trat, wurde sie direkt von der Nachtwache entdeckt. Sein Kamerad, der ebenfalls für die Wache zuständig war, schlief tief und fest, typisch für ihn. Er blickte der Rothaarigen hinterher, welche zum Bug ging. Lio setzte sich auf den Kopf des Wals und schloss die Augen, sie atmete die kühle Seeluft ein und hörte auf das gleichmäßige Rauschen. Es war wie früher, als sie noch zu Hause war. Sie öffnete ihre Augen und blickte hinauf in den Himmel, einige Wolken verdeckten den sonst so klaren Himmel und sie genoss die Ruhe. Sie musste an die letzten vergangenen Tage denken. Sie durfte ihr Zimmer nicht verlassen und deswegen brachte Thatch ihr immer wieder Essen und besuchte sie, wenn er Zeit hatte. Ihr war so unendlich langweilig und sie versuchte sich immer wieder raus zu schleichen, doch entweder erwischte Tom sie direkt oder sie wurde von den Anderen zurück ins Bett verfrachtet. Der vierte Kommandant verhielt sich ihr gegenüber genauso nett wie am ersten Tag, er hatte ihr sogar gesagt, wie verblüffend ihr Kampfstil war. Sie hatte ihm erzählt, wie sie jeden Tag trainiert hatte und dass sie unbedingt stärker werden wollte. Er hatte wirklich keinen Zweifel mehr daran, dass sie eine großartige Piratin werden würde. Die Zwölfjährige legte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, sie blickte die Sterne an und dachte an ihre Mutter. Wo sie jetzt wohl war? Hoffentlich ging es ihr gut. Ihre Gedanken schweiften weiter, sie überlegte sich, wie es wohl mit ihr weitergehen würde. Thatch hatte ihr erzählt, dass sie morgen an einer Insel vorbeikommen würden, dort sollten die Vorräte aufgestockt werden, doch hatte er ihr nicht gesagt, dass man sie dort absetzen würde. Würden die Whitebeardpiraten sie etwa mitnehmen? Wollte sie das überhaupt? Sie dachte gründlich über ihre Optionen nach, sonderlich viele gab es da nicht. Entweder man würde sie auf einer Insel zurücklassen oder aber bei sich behalten und weiter über die Meere ziehen. Einsam auf einer fremden Insel sein, wollte sie nicht, zurück nach Hause wollte sie ehrlich gesagt auch nicht, viel zu stark erinnerte sie alles an ihre Mutter. Also doch hier bleiben, aber wollte sie das? Wollte sie nicht mal eines Tages Piratencaptain einer Crew sein? Sie hatte doch schon damals alles geplant, ein wunderschönes Schiff, einen Smutje, einen Navigator.. Die Rothaarige seufzte. Wie sollte sie das jetzt mit zwölf alles schaffen? Sie war immer noch nicht stark genug und ihre Mutter hatte ihr ausdrücklich gesagt, dass sie erst losziehen dürfte, wenn sie stark genug war. Klar, im Moment war sie auch auf der Grandline, aber sie war nicht auf sich allein gestellt, eine riesige Bande von 16 Division war ständig einsatzbereit. Selbst jetzt tief in der Nacht, in der fast jeder schlief, wusste sie, dass sich zwei Piraten im Krähennest befanden. Sie wusste es, da immer jemand Wache halten musste. Lio war nur irritiert, dass man sie nicht direkt wieder unter Deck geschickt hatte, schließlich hielt sich jeder an die Anweisungen vom Schiffsarzt, niemand hatte das Bedürfnis sich mit ihm anlegen. Sie hing noch ein Weilchen in ihren Gedanken und ging irgendwann wieder unter Deck, auf direktem Wege zu ihrem Bett, mittlerweile war sie sogar müde. Der Pirat hatte gesehen, wie sie wieder verschwand, war doch irritiert darüber, da er dachte, sie wäre eingeschlafen. Er hatte gehört, dass sie gegen den Kommandanten der vierten Division gekämpft und sogar gesiegt hatte. Anfang konnte er den Worten keinen Glauben schenken, er hatte das Mädchen doch gesehen. Winzig, zerbrechlich, schwach, wie sollte sie es schaffen einen erwachsenen Mann zu besiegen? Doch Thatch hatte zugestimmt, selbst Marco sagte, dass sie es geschafft hatte. Der Morgen kam für Lio ziemlich früh, als Tom sie ziemlich unsanft weckte und mehr oder weniger aus dem Bett jagte. Er hatte ihr das 'Okay' gegeben sich wieder frei bewegen zu dürfen. Trotz der freudigen Nachricht, grummelte sie nur etwas, von wegen „Blöder alter Sack., wie zu erwarten war, hatte er es gehört und fuhr sie an: „Wie war das?!“ „Ach schon gut alter Mann. Beruhige dich, das ist nicht gut für deinen Blutdruck.“ Damit war sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden, wusste doch, dass es noch ein Nachspiel geben würde. Völlig verschlafen betrat sie den Essenssaal und sah von weitem schon die Haartolle des Kommandanten, sie ging geradewegs zu ihm. Sie hatte die große Ehre am Kommandantentisch sitzen zu dürfen und wurde von allen Anwesenden mehr oder weniger wach begrüßt. Thatch schob ihr einen gefüllten Teller zu und zwinkerte, er hatte gehört, dass sie wieder auf freiem Fuß war und hatte ihr einen Teller mitgenommen. Sie grinste überglücklich den Teller an, sie hatte ja mal so was von Kohldampf. Zu erst aß sie von dem Rührei, dieser Geschmack war einfach unglaublich. Wie konnte man aus so etwas einfachem, so etwas leckeres machen? Thatch war wirklich ein Genie! Sie schaute, was es noch für Schätze gab und erkannte einen Pfannkuchen, herzhaft mit Käse gefüllt. Mit vollem Mund brachte sie ein sehr undeutliches „Dasch so guuut!“ hervor und der Kommandant freute sich, dass es ihr schmeckte. Ein Neuankömmling setzte sich an den Tisch, doch Lio war viel zu sehr mit dem Essen beschäftigt, um sich die Mühe zu machen herauszufinden, wer sich gerade an den Tisch gesetzt hatte. Er begrüßte seine Kameraden und blickte etwas fragend das Mädchen an, sie durfte also wieder rumlaufen. Sie war auch zu beschäftigt damit sich Essen rein zu schaufeln, anstatt ihn zu beachten. Sie war wirklich noch ein Kind. „Warum so spät?“ wurde der Blonde von Jozu gefragt, dieser war es nicht gewohnt, dass der erste Kommandant später als alle Anderen kommen würde. „Ich hab noch mit Vater gesprochen, wir kommen in ein paar Stunden an einer Insel an“, damit hatte er fürs Erste genug gesagt und bediente sich nun an einem Brötchen. Nach einer Weile schaute Lio Marco an und fragte sich, seit wann er denn da war. „Guten Morgen Marco, sag mal, seit wann bist du denn hier?“, hatte sie die Frage ernst gemeint? Er konnte nur den Kopf schütteln „Schon etwas länger, so cicrca gegen Teller dreiviertel vor leer“, „Oh“, brachte die Rothaarige nur daraufhin hervor. War sie so ins Essen vertieft, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, dass er dazu gekommen war? Es ärgerte sie, sie hatte doch gelernt, ihre Umgebung nicht außer Acht zu lassen. „Wir werden bald eine Insel erreichen, du solltest dich umziehen“, sagte der Blonde schließlich noch und sie sah ihn abwartend an. Eine Insel, würde man sie jetzt rausschmeißen? Sie spürte auf einmal Angst, sie wollte nicht zurückgelassen werden. Sie hatte seine indirekte Aufforderung gehört und ging zurück zu ihrer zwischenzeitlichen Unterkunft. Sie hatte einige Sachen bekommen, doch waren sie alle viel zu groß. Sollte sie fragen, ob sie auf der Insel vielleicht eigene Kleidung bekommen könnte oder wäre das zu dreist? Schließlich war sie hier nur Gast und wusste nicht einmal, ob man sie auf der Insel zurücklassen würde. „Oh je..“ sie seufzte und wollte mit dem Captain der Crew sprechen, sie wollte wissen, was passieren würde. Sie wollte einfach nur vorbereitet sein. Sie spürte ein Unbehagen, hatte sie Angst? Sie schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg. An Deck konnte sie seinen großen Thron direkt sehen und schritt voller Mut zu diesem. Dieser verschwand augenblicklich, als sie direkt vor dem Mann stand, er war so unglaublich riesig, er wartete darauf, dass sie sprach. „Guten Morgen Whitebeard“, stammelte sie etwas unbeholfen, Angesprochener antwortete mit einem Nicken und wartete, sie wollte irgendwas und er war zu gespannt, was es war. „Ich hab gehört, dass wir gleich bei einer Insel anlegen.. und ehm.. ich wollte fragen, ob ihr mich da rauslasst oder ob ich mit euch reisen darf..“, sie hatte es gesagt und ihr war es sichtlich unangenehm, sie sah ihn nicht an und starrte auf ihre Füße. Ihr Gegenüber sagte immer noch nichts und es verunsicherte sie, sie sah auf und konnte ein Lächeln auf dem Gesicht des Mannes sehen. Er lächelte nicht gehässig, eher warm und liebevoll, dann sprach er: „Wir überlegen uns noch eine Lösung für dich, solange bleibst du auf dem Schiff und bist unser Gast.“ Sie konnte nicht fassen, was er gesagt hatte. Meinte er es wirklich Ernst? Es hörte sich nicht nach einem Witz an, sie sah ihn mit großen Augen an. Sie war ihm in diesem Moment so dankbar, dass sie auf sein Bein zu rannte und es umarmte, da sie viel zu klein war, um ihn zu umarmen. Dann spürte sie plötzlich eine viel zu große Hand, die ihren Kopf tätschelte. Sie ließ sein Bein wieder in Ruhe und trat etwas zurück, um ihn ansehen zu können „Danke, danke, danke“, sagte sie ausdrücklich. Er sah das kleine strahlende Mädchen vor sich an „Solange du auf diesem Schiff bist, musst du meinen Befehlen Folge leisten. Du darfst an Land, aber gehst mit Thatch und bleibst immer bei ihm, verstanden?“, sie nickte heftig und sagte: „Jap, danke.“ Sie ging wieder unter Deck, auf der Suche nach dem Kommandanten, sie musste ihm diese freudigen Nachrichten erzählen und vor allem wollte sie wissen, was sie auf der Insel machen würden. Könnte sie ihn vielleicht doch fragen, ob er ihr ein paar Sachen kaufen könnte? Nein, sie hatte schon genug von diesen Leuten bekommen, jetzt sollte sie nicht übertreiben. Sie wollte gerade den großen Essenssaal betreten, als sie in jemanden rein lief. Völlig überwältigt von der Wucht, landete sie nicht gerade schmerzfrei auf den Hintern, leise sagte sie „Autsch“ und blickte auf die Hand, die ihr hingehalten wurde. Sie sah zu der Person, der sie gehörte, und ließ sich grummelnd auf die Beine helfen. Wie hätte sie gegen Jozu ankommen sollen? Der Typ war ein Schrank! Bei jedem Anderen wäre es genauso verlaufen, nur vielleicht mit weniger Schmerzen. „Tut mir leid Kleines, alles in Ordnung?“, fragte er und sah sie entschuldigend an. Sie rieb sich ihr Hinterteil und nickte „Ja, ist schon okay. Kannst du mir sagen, wo Thatch ist?“, „Er ist im Lagerraum für Speisen, geh einfach durch die Kombüse und dann immer geradeaus, du wirst es schon finden“, antwortete er und wuschelte ihr durch die Haare. Etwas griesgrämig sah sie ihm hinterher. Er hatte ihr einfach durchs Haare gewuschelt, so etwas machte man doch nur bei Kindern und sie war schließlich keines mehr, in ihren Augen zumindest. Die Rothaarige ging durch den Gang des Saals und betrat die Kombüse, einige Männer standen dort und beseitigten die Spuren des Frühstücks. Verunsichert ging sie an ihnen vorbei und lächelte zaghaft, sie bekam ein Lächeln zurück und entspannte sich. Am Ende der Kombüse sah sie einen Durchgang, sie betrat ihn und sah mehrere Regale und Schränke. Es erinnerte stark an eine Bibliothek, nur waren die Regale gefüllt mit Essen und nicht mit Büchern. Sie ging an den Regalen vorbei und sah in jeden Gang, doch kein Kommandant mit Haartolle zu sehen. Wo er wohl war? Sie entschied sich dafür, ihn einfach zu rufen: „Thatch?“, sie lief weiter „Thahaatch“, rief sie etwas genervter. Sie war am letzten Gang angekommen und sah in der hintersten Ecke den Brünetten, wie er wild auf einem Block kritzelte, er hatte sie überhaupt nicht bemerkt. Sie trat zu ihm und zuppelte an seinem Hemd, er beachtete sie immer noch nicht, war viel zu vertieft in seinen Gedanken. Irgendwann hatte Lio genug und sie stupste ihn in den Bauch, ganz oft und irgendwann schreckte er zusammen „Was zum.. Lio! Was sollte das?“, er sah sie verwirrt an „Ich bin gerade dabei eine Liste anzufertigen, was alles gekauft werden muss“ erklärte er ihr. „Na, ich hab dich die ganze Zeit gerufen und du hast mich einfach ignoriert“. „Die ganze Zeit?“ „Jaha, ich hab dich gerufen, mehrmals, und als ich neben dir stand, hast du immer noch nicht reagiert.“ Thatch sah sie etwas verdutzt hat, konnte sich nicht vorstellen, dass er mit seiner Aufgabe so sehr beschäftigt war. „Aber egal jetzt! Der Opa hat gemeint, ich darf erst mal bei euch bleiben, als ein Gast. Ich muss seine Befehle befolgen und er hat gesagt, ich darf auf die Insel!“, der Brünette war immer noch etwas überrascht von seiner Abwesenheit und hatte ihre Worte nur aufgefasst. Er war dabei sie zu verarbeiten und verstand, dann grinste er „Ja das freut mich doch! Du darfst auf die Insel? Wer ist denn dein Begleitschutz?“, „Begleitschutz? Tze!“, sagte sie beleidigt und verschränkte ihre Arme, er ging in die Hocke und lächelte sie an, nicht hämisch, ganz freundlich „Ach, hab dich nicht so, wer geht mit dir?“, „Na du, alter Mann!“, „Freut mich, wir müssen aber erst mal mit meiner Division die Vorräte aufstocken und jetzt komm, wir müssten gleich da sein.“ Er stand wieder auf und griff nach ihrer Hand. An Deck sahen sie, wie die Segel eingeholt wurden und man den Anker sinken ließ. Marco kam zu ihnen „Wie ich sehe, weißt du Bescheid. Pass gut auf sie auf“, sagte er zu seinem Kameraden und verschwand so schnell, wie er gekommen war. „Warum denkt eigentlich jeder, dass ich Hilfe brauche?“ fragte sie den Kommandanten, der noch immer ihre kleine Hand festhielt. „Das denken wir doch gar nicht Kleines, wir wollen nur sicher sein, dass dir nichts passiert“ meinte er ernst. Er hatte das junge Mädchen schon beim ersten Aufeinandertreffen ins Herz geschlossen. Vater hatte mit ihm und den anderen Kommandanten schon darüber gesprochen sie aufzunehmen, damit wäre sie das bisher jüngste Mitglied der Whitebeardpiraten. Ihre Fähigkeiten und auch ihre Vergangenheit sprachen dafür, bald würde der Captain es ihr schon sagen. Thatch machte sich keine Gedanken über ihre Antwort, sie wollte Piratin werden, so konnte sie es und sie wäre niemals alleine. Die Ersten gingen schon vom Schiff, der vierte Kommandant nickte seinem Vater nochmal zu und ging dann ebenfalls mit der Kleinen an der Hand an Land. Nach über vier Wochen betrat sie das erste Mal wieder eine Insel. Es war völlig ungewohnt kein dauerhaftes Schwanken zu spüren und sie war froh, dass Thatch immer noch ihre Hand hielt. Sie blieben stehen und langsam sammelten sich Menschen um sie herum, der Brünette ließ ihre Hand los und teilte seinen Kameraden die Aufgaben zu. Nachdem jeder seine Aufgabe erhalten hatte, standen nur noch Lio und Thatch da „Und was müssen wir holen?“ „Wir holen dir jetzt erst mal eigene Kleidung, wie wäre das?“, sie schaute ihn mit großen Augen hatte. Hatte sie sich verhört? Sie wollte ja wirklich eigene Sachen haben, aber fand es zu unverschämt nach all dem jetzt auch noch etwas zu bekommen. „Wir müssen nicht.. ich meine.. ach schon gut“, verwundert sah der Kommandant die Rothaarige an „Wieso müssen nicht? Klar müssen wir, du hast schließlich nichts“, „Aber ihr habt schon so viel für mich gemacht, du musst das nicht für mich tun, wirklich“, versuchte sie ihm zu erklären. Er verstand schnell, sie hatte das Gefühl in ihrer Schuld zu stehen und wollte nicht noch tiefer reinrutschen, doch Thatch sah da kein Problem. Bald wäre sie ein Mitglied der Bande und spätestens da hätte Vater ihr etwas gegeben, wieso also nicht jetzt? „Du machst dir viel zu viele Gedanken“, er tätschelte ihren Kopf und nahm sie einfach bei der Hand, er würde keine Widerworte zulassen. Den Weg über blieb es still, schnell erreichten sie das Dorf und der Brünette war schon direkt auf der Suche nach einem Kleidergeschäft für Kinder. Irgendwann hatte er eins entdeckt und zog die Kleine mit sich rein. Sie stand nur da, bewegte sich nicht. Sie wollte ihm nicht noch mehr schulden. Thatch schüttelte nur den Kopf „Wenn du nichts aussuchst, werde ich einfach tütenweise Kleidung mitnehmen, ich weiß ja eben nicht, was du magst und was dir passt.“ Sie hatte endlich zu ihm hochgeblickt, ihr Blick war betrübt und sie schien zu schmollen. Sie wusste, was er gemeint hatte, wusste ganz genau, dass er sie provozierte und sie entschied sich einfach dazu, selbst loszuziehen und zu schauen. Lieber wenige Sachen, die passten und ihr gefielen, anstatt unendlich viele Sachen, wovon ihr womöglich nichts passte und vor allem nichts gefiel. Sie entschied sich für einfache Kleidung, kurze Hosen bis zum Knie in mehreren Farben und dazu ein paar T-Shirts. Die Rothaarige versuchte zu errechnen, wie viel sie wohl brauchte? Ein paar mehr wäre sicherer, aber das wollte sie nicht. Sie nahm nur das Nötigste. Etwas peinlich war es ihr dann, als sie sich noch Unterhosen schnappte. Nie hatte das Mädchen sie selbst gekauft, ihre Mutter war dafür zuständig. Mit geröteten Wangen ging sie zu dem Brünetten, der in einem seiner Kochbücher las. Als er unter dem Buchrand kleine Füße sah, schaute er sie überrascht an „Schon fertig?“, sie nickte und hielt ihm einen kleinen Stapel an Kleidung entgegen. „Das ist doch viel zu wenig, such dir doch noch was, ich warte“, „Thatch.. das reicht wirklich“, man sah sehr deutlich, dass es ihr unangenehm war. „Du bist wirklich unglaublich, weißt du das?“, Er nahm ihr den Stapel ab und ging zur Kasse, erleichtert atmete sie auf. Er hatte sich geschlagen gegeben, das beruhigte sie. An der Kasse sah die Verkäuferin die Beiden freundlich an, der Brünette legte den kleinen Haufen an Kleidung auf den Tisch und meinte: „Wir schauen noch, ich wollte es nur ablegen, wenn es in Ordnung ist“, „Aber natürlich, lassen sie sich ruhig Zeit“, erwiderte sie mit freundlicher Stimme. Der vierte Kommandant griff einfach nach der Hand des Mädchens und zog sie mit sich, er machte Halt vor bunten Kleidern und zeigte mit einem Finger darauf „Wie findest du das?“, sie schüttelte nur den Kopf, sie fand es schön, aber sie wollte nicht noch mehr Aufwand für ihn sein. „Mhpf, na gut“, Er nahm mehrere Sachen in die Hand und fragte sie immer wieder, ob es ihr gefiel, doch sie verneinte jedes Mal. Irgendwann begriff er, dass sie das mit Absicht tat. Er hockte sich wieder vor sie hin, damit sie auf Augenhöhe waren, „Hör mal, ich möchte nicht, dass du so traurig guckst und ich möchte dir doch nur eine Freude machen, wärst du bitte so freundlich und lässt das zu?“ Ihr Blick war immer noch zaghaft, so kannte er sie gar nicht. Sie war immer so glücklich, energiegeladen und vor allem frech. Und dann, ganz unerwartet, nickte sie. Thatch lächelte sie breit an und stellte sich wieder aufrecht hin „Also, ein paar Kleidchen?“, „Jap, das Erste war schön“, kaum ausgesprochen, zog er sie mit sich. Sie suchte sich ihre Größe raus und legte es über den Arm. Es ging noch eine ganze Weile so, bis sie ungefähr das Dreifache ihres ersten Haufens zusammen hatten. Sie verabschiedeten sich freundlich von der Dame und verließen das Geschäft. Die Kleidung würde für die nächste Zeit reichen, je nachdem, wie schnell sie wachsen würde. Thatch nickte freudig, damit wäre ein Punkt von dieser Liste auch abgehakt. „Hast du Hunger?“ „Ouh ja, können wir Pudding essen?“, „Bei Hunger möchtest du Pudding essen? Wie willst du davon satt werden?“, „Na, wenn ich ganz viel Pudding esse, bin ich satt“, er schüttelte lächelnd den Kopf, sie war wirklich noch ein Kind. Er hatte einen kleinen Stand entdeckt, an dem sie Spieße verkauften, davon könnten sie sich welche holen. Der Brünette wies das Mädchen an, sich auf eine Bank zu setzen und zu warten, sie nickte nur und sah ihm hinterher, wie er zu dem Stand ging. Er kam mit einigen zurück und drückte ihr einen in die Hand „Danke“ sagte sie und biss ab, „Pudding gibt’s später“ und damit aßen sie im Stillen. In Gedanken versunken, überlegte Thatch, was sie noch alles für sie kaufen mussten. Irgendwann fiel ihm auf, dass sie gar keine Schuhe gekauft hatten, genauso wenig eine Jacke, falls sie mal an einer Winterinsel vorbeikommen würden. Er hatte bereits aufgegessen und sah, wie sie gerade mal bei der Hälfte war und verzweifelt versuchte, das Fleisch vom Spieß zu ziehen. Er musste schmunzeln, einfach zu niedlich die Kleine. Irgendwann war auch sie fertig und sie machten sich auf den Weg. Lio wusste nicht, was er noch vor hatte und trottete einfach neben ihm her, vor einem Schuhgeschäft machten sie Halt. Sie sah ihn abwartend an, doch er wies sie an vorzugehen. Sie betrat den Laden und das Bimmeln einer Glocke ertönte, ein kleiner Mann kam aus den hinteren Räumen vor und begrüßte sie freundlich. Hier verlief der Einkauf eindeutig schneller, sie hatte sich für Sandalen entschieden. Thatch dachte mit und sagte ihr, sie solle sich noch wintertaugliches Schuhwerk aussuchen. Nach kurzer Zeit hatten sie das Geschäft verlassen und waren auf dem Weg zum ersten Geschäft. Auf dem Weg dorthin entdeckten sie einige aus seiner Division, sie hatten ihre Aufgabe bereits erledigt und hatten dafür den restlichen Tag frei. So lief das immer bei der vierten Division. Es war inzwischen Nachmittag und sie waren froh, endlich alles eingekauft zu haben. Sie machten sich auf den Weg zurück zur Moby Dick, sie begrüßten den alten Hünen im Thron und verschwanden unter Deck. Lio wollte auf die Krankenstation gehen, doch der Kommandant führte sie durch einen Gang, den sie bisher noch nie betreten hatte. Vor einer Tür blieb er stehen, öffnete diese und trat ein. Sie standen in einem recht kahlen Zimmer. In der Ecke rechts stand ein kleines Bett, daneben ein kleiner Tisch über diesem befand sich ein Bullauge. Links gegenüber vom Bett stand ein großer Schrank, direkt rechts von ihr neben der Tür war ein Schreibtisch und dazu ein Stuhl. Thatch stellte die Tüten ab und drehte sich zu ihr, sie stand noch immer im Türrahmen und sah den Brünetten fragend an. „Wo sind wir hier?“, fragte sie ihn, er lächelte „In deiner Kajüte, was dachtest du denn?“, „Aber wie..“, sie hatte die Frage nicht aussprechen können, er unterbrach sie „Wir haben von Vater erfahren, dass du vorerst unser Gast auf unbegrenzte Zeit bist. Marco meinte, dass du nicht Ewigkeiten auf der Krankenstation bleiben kannst, im Falle es passiert etwas. Deshalb haben wir dir diese freie Kajüte zugeteilt, stört es dich?“ Sie trat einen Schritt in das Zimmer und sah zu Boden, das Lächeln verschwand von seinem Gesicht und er fragte sich, was sie hatte. Sie sah auf, lächelte zaghaft, in ihren Augen sammelten sich Tränen. Bevor er verstand, lief die erste Träne ihre Wange hinab. „Hey..“ sagte er leise, damit hatte er nicht gerechnet, warum weinte sie? „Ihr seid so unglaublich nett zu mir, wieso? Ihr kennt mich doch gar nicht, ich bin nur ein kleines Mädchen, ihr wisst doch nichts über mich. Ihr habt mich rausgeholt, befreit, mitgenommen. Ihr habt meine Schmerzen gelindert, habt euch um mich gekümmert.. Ihr lasst mich bei euch mitfahren, obwohl ich nur ein fremdes kleines Mädchen bin, du kaufst mir einfach so viele Sachen. Jetzt noch diese Kajüte. Ich versteh einfach nicht..“, als sie gesprochen hatte, fielen noch mehr Tränen ihr Gesicht hinab. Der Kommandant vernahm, dass diese Tränen keine aus Trauer waren, sie war berührt von all der Freundlichkeit, die man ihr gab. Er überwand den letzten Schritt zu ihr und nahm ihr die Tüte ab, stellte diese auf den Boden und nahm das Mädchen in die Arme. Sie fühlte sich so unglaublich geborgen, wie lange war es her, dass man sie in den Arm genommen hatte? Ihre Mutter war die letzte Person gewesen und seitdem sie gestorben war, brauchte Lio diesen Halt nur noch mehr, doch keiner gab ihn ihr und nun? Nach allem, was geschehen war, wurde sie in den Arm genommen. Sie weinte sich bei Thatch aus, wegen allem. Sie vermisste ihre Mutter, war allein, niemand hatte ihre Trauer geteilt, musste es irgendwie verkraften, hatte es verdrängt und nun kam es wieder hoch. Auch die Zeit bei der Marine, die Wochen in der Gefangenschaft. An sich nichts schlimmes, doch diese Worte von dem Käpt'n zur See hatten sie tief getroffen, er hatte von ihrer Mutter gesprochen, sie verspottet, sich über ihre Schwäche lustig gemacht, hatte erzählt, wie er sie verletzt und gequält hatte. All die Last fiel in diesem Moment von ihren Schulter, sie weinte, hörte gar nicht mehr auf zu weinen. Der vierte Kommandant wusste nicht so recht, was er tun sollte, hielt sie einfach in seinen Armen und strich über ihren Rücken. Nach einer Weile wurde es weniger und hörte schließlich gänzlich auf. Er hatte sie losgelassen und ihr in ihre verweinten Augen geschaut, er wollte diesen Schmerz nicht in ihrem Gesicht sehen, sie sollte unbeschwert lächeln, leben wie ein Kind. Sie sah ihn an und lächelte ganz schüchtern „Danke“, „Nicht dafür“, antwortete er und strich über ihren Kopf. „Die meisten werden heute Abend nicht an Bord essen, deswegen wird nicht groß gekocht, möchtest du mir helfen?“, ihr Lächeln wurde etwas breiter und sie nickte „Deine Sachen räumen wir danach ein oder morgen, wir haben genug Zeit“, „Okay“, sagte sie und gemeinsam gingen sie zur Kombüse. Sie versuchte sich den Weg zu merken, doch irgendwie ging es an ihr vorbei. Sie war froh hier zu sein, wirklich froh darüber, dass diese Piraten das Marineschiff angegriffen hatten. Was wäre sonst mit ihr passiert? Sie wollte es sich nicht ausmachen, war im Moment einfach nur glücklich. In der Kombüse fragte er sie: „Wie wäre es mit Nudeln?“, ihr Augen strahlten „Ouh ja!“, er bereitete alles vor und wies sie an, Eier aufzuschlagen. Ein Leichtes für sie, damals hatten Lio und Lina zusammen gebacken, ob Thatch auch mal mit ihr backen würde? Er war dabei Fleisch zu würzen und legte es danach in eine Pfanne, dann machte er sich daran Gemüse zu putzen und zu zerkleinern, zwischenzeitlich schaute er immer wieder zu Lio, die immer wieder ein Ei in die große Schale schlug. Bevor er nach dem Fleisch schaute, gab er ihr einen Schneebesen und salzte das Ei. „Einfach nur rühren bis es gut vermischt ist“, damit schaute er auf das brutzelnde Fleisch und wendete es. Heute sollte es gebratene Nudeln mit Gemüse und Pute geben, einfach zu machen, schmeckte immer gut und vor allem würde die Kleine davon begeistert sein, als Nachtisch würde er noch einen Pudding für sie machen, aber das sollte eine kleine Überraschung werden. Er holte das Fleisch aus der Pfanne und legte es vorerst auf ein Brett, nun würde das Ei gebraten werden „Danke schön, das reicht“, er nahm ihr die Schüssel ab und kippte den Inhalt in die Pfanne, währenddessen sagte er ihr, dass sie gleich das Fleisch schneiden dürfte, er würde es vorher aber zeigen, damit sie wusste, wie es sein sollte. In der Zeit des Wartens beobachtete sie ihn, er wirkte so professionell und arbeitete so schnell, sie hatte so unglaublich lange gebraucht für das Eieraufschlagen, aber was solls. Nachdem er das Ei in eine neue Schale getan hatte, trat er an das Brett mit dem Fleisch und deutete mit einem Handzeichen, dass sie zu ihm kommen sollte. Sie stand neben ihm und beobachtete, wie er schnitt, dünne Streifen. Jeder Streifen war gleich breit und sie war wirklich verblüfft davon mit welcher Perfektion er kochte und jetzt sollte sie sein Meisterwerk zerstören? 'Nein' dachte Lio sich, sie würde sich komplett darauf konzentrieren, das Fleisch genauso ordentlich zu schneiden, wie er es tat, sie würde ihr Bestes geben. In der neuen Pfanne vor dem Smutje briet er die Nudeln mit einigen Gewürzen, dazu gab er das kleingeschnittenen Gemüse, am Ende gab er das Ei dazu, fehlte nur noch das Fleisch. Er stellte die Flamme klein und sah zur Rothaarigen, welche sehr bemüht aussah. Er stellte sich daneben und war überrascht, wie ordentlich sie geschnitten hatte. Ähnlich wie seine Streifen waren ihre alle gleich breit, insgesamt aber etwas dünner als seine. Er sah weiter dabei zu und stellte fest, dass sie sich Zeit ließ und vollständig darauf konzentrierte, wie sie zu schneiden hatte. Er lächelte, sie war sehr ehrgeizig für ihr Alter, das hatte er auch schon im Kampf gegen sie festgestellt. Sie war fertig und sah ihn an, sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich neben sie gestellt hatte „Wirklich gut gemacht, gerade zu tadellos. Ich bin stolz auf dich Kleine“, er nahm ihr das Brett ab und warf das Fleisch mit in die Pfanne. „Kann ich noch irgendwas machen?“, innerlich freute sie sich riesig über sein Kompliment, sie hatte ihr Ziel damit erreicht. „Du kannst schon mal rausgehen und schauen, wie viele denn da sind und dann Teller verteilen?“, es war eher eine Frage als eine Aufforderung, aber sie nickte und betrat den Speisesaal. Kaum einer war da, die meisten waren wohl auf der Insel und aßen dort. Dass der einzige Grund dafür allerdings Alkohol war, wusste sie nicht und verstand es, wenn doch, eh nicht. Nur einer der vielen Tische war besetzt und selbst da saßen nicht viele, eine überschaubare Anzahl von sechs Leuten. Innerlich nickte sie, das würde sie schaffen, acht Teller und acht Gabeln. Zurück in der Kombüse sagte sie „Sind nur sechs Leute da, also sind wir acht“, aus einem der Schränke kramte sie Geschirr heraus, aus einem Schubfach Gabeln, dann fragte sie: „Warum eigentlich? Ich meine, du kochst doch so gut und sie wollen lieber wo anders essen, obwohl es sie etwas kostet? Versteh ich nicht“, „Das musst du auch nicht“, lächelte er und sah ihr noch hinterher, wie sie wieder den Saal betrat. In der Zwischenzeit kam niemand dazu, sie ging zu dem Tisch und stellte vor jedem einen Teller ab. Sie sah einige fremde Gesichter, aber auch das des Schiffsarztes. „Den ersten Tag auf freiem Fuß heile überstanden?“, „Jap“, gab sie zur Antwort, sie wollte wieder in die Kombüse, doch sah sie, wie Thatch mit einer großen Schale den Saal betrat und auf sie zuging. Er stellte sie ab und setzte sich mit Lio zu den bereits sitzenden, jedem wurde aufgetan und sie begannen zu essen. Nach einer Weile sagte einer von den für Lio Fremden: „Ich wäre auch lieber im Dorf, aber ich muss gleich Wache halten“, „So schlimm ist es doch nicht, wir bleiben ja morgen auch noch hier“, „Aber nicht bis Abend“, sagte ein Anderer. Lio hörte still zu und fragte sich, was so schlimm daran war, in dem Dorf gab es doch nichts spannendes. Die Meisten waren nach dem Essen gegangen, bedankten sich vorher noch dafür und verschwanden dann. Sie hatten noch Aufgaben zu erledigen, deshalb durften sie leider nicht wie die Anderen in die Bar gehen. „Ich weiß gar nicht, was sie haben, das Dorf ist doch total langweilig“, sagte die Rothaarige irgendwann, der Schiffsarzt Tom lachte „Natürlich ist es für kleine Kinder wie dich langweilig. Aber dort gibt es genug Bars und die ziehen Piraten nun mal magisch an“m „Wieso denn? Was gibt es da?“ „Alkohol, Kleines“, sie hatte schon von ihrer Mutter davon gehört, ab und zu trank diese auch irgendwas, wenn sie sich richtig erinnerte, hieß es Sake oder so. Als sie probieren wollte, hatte ihre Mutter gemeint, dass es nicht gut für sie wäre und nur für Erwachsene gedacht sei. „Das ist doch was zum Trinken“ stellte sie irgendwann fest, Thatch mischte sich ein „Ja, aber es schmeckt nicht jedem und je nachdem wie man es verträgt, benebelt es deine Sinne“, sie sah ihn fragend an. Ein Getränk, welches die Sinne benebelte? Das war absolut nichts für sie, sie hatte doch gelernt auf ihre Umgebung zu achten, wieso sollte sie sich freiwillig so etwas antun. Sie mochte es jetzt schon nicht, was sich allerdings ändern würde, wenn sie es probieren würde. Bei ihrem Stammbaum würde man auch nichts anderes erwaten. Irgendwann meinte der Grauhaarige: „Willst du es mal probieren?“, völlig entrüstet sah der Brünette ihn an und wollte fragen, ob das sein ernst sei, doch Lio lehnte von allein ab. Tom zuckte nur mit den Schultern und aß seinen Teller leer, danach ging er auch direkt zurück auf die Krankenstation, er hatte noch einige Unterlagen zu sortieren und auf feiern mit den jungen Leuten hatte er keine Lust. Den Alkohol konnte er auch so genießen. Nach einer Weile waren die Zwei auch endlich fertig, zusammen hatten sie alles in die Kombüse geräumt, die Rothaarige sollte sich noch kurz an den Tisch setzen, er würde gleich nachkommen, meinte er. Sie war in Gedanken versunken und stellte irgendwann fest, dass vor ihr eine Schüssel stand, Thatch hielt ihr einen Löffel hin. Verwundert nahm sie ihn in ihre Hand und blickte dann in die Schüssel, überrascht stellte sie fest, dass es Pudding war. Ihre Augen begannen direkt wieder zu strahlen und sie löffelte sich den Pudding rein, immer wieder sagte sie zwischendurch, wie gut er schmeckte und was für ein Genie Thatch doch sei. Nachdem sie nun auch ihren Pudding bekommen hatte, brachte er sie in ihre neue Kajüte, diesmal hatte sie sich den Weg gemerkt, es war bereits dunkel und sie wäre beinahe über die ganzen Tüten gestolpert, doch der Kommandant hatte sie festgehalten. Er erklärte ihr noch, dass das Bad zwei Türen weiter rechts auf der gleichen Seite des Ganges war, es war ein Einzelbad, daher auch zu verriegeln. Er wünschte ihr eine gute Nacht und wollte schon gehen, doch sie hielt ihn auf „Thatch, warte bitte“, er hob eine Augenbraue und wartete. Sie stand vor ihm und wusste nicht, wie sie es in Worte fassen sollte, sie war ihm und allen Anderen so unendlich dankbar. Sie umarmte ihn einfach und sagte leise „Danke.“ Er lächelte und drückte sie auch kurz an sich „Immer gern“, danach ließ er sie allein. Lio war in diesem Moment einfach nur wunschlos glücklich, sie war nicht mehr allein. Schnell machte sie sich bettfertig und legte sich in ihr eigenes Bett. Sie dachte über diesen Tag nach und lächelte, sie fühlte sich wohl, schnell schlief sie ein. Kapitel 14: Mama, ich habs geschafft ------------------------------------ Mama, ich habs geschafft Es war noch sehr früh am Morgen und der Kommandant der ersten Division befand sich in der Kajüte seines Captains. Der Blonde war noch ziemlich müde und versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch sein Vater kannte ihn und lachte, schnell fing er sich wieder und ließ seinen Sohn sprechen. „Wann willst du sie fragen, ob sie ein Mitglied wird?“, „Wenn es sich ergibt“, bekam er nur zur Antwort, doch so etwas wollte der Blonde nicht hören. Er wollte eine konkrete Antwort von seinem Captain, schließlich hatten sie schon einen Tag nach dem Kampf zwischen ihr und Thatch darüber abgestimmt. Einstimmig hatte man sich dazu entschieden, sie aufzunehmen, doch jetzt lag es nur noch an Whitebeard es offiziell zu machen, inoffiziell wusste es sowieso schon jeder. Marco versuchte es anders: „Du würdest ihr damit bestimmt eine Freude machen“, der Blick des Älteren wurde anders, sanfter. Der Hüne wusste, dass sein Sohn recht hatte. Erst gestern stand sie völlig ängstlich vor ihm. Sie hatte Angst, dass man sie zurücklassen würde, sie wollte nicht alleingelassen werden. So war sie ein Gast auf Zeit, obwohl bereits geklärt war, dass sie nicht nur ein Gast war, sie sollte zu ihnen gehören. Am gestrigen Abend kam der vierte Kommandant an Deck und hatte noch mit seinem Captain gesprochen. Thatch hatte ihm erklärt, wie unbehaglich sie sich in ihrer Haut fühlte, dass sie das Gefühl hatte, zu viel zu nehmen. Er hatte ihn auch gefragt, wann er es ihr sagen wollte, doch wusste der alte Mann es nicht. Der Brünette vermutete, dass sie sich vielleicht besser fühlen würde, nicht nur als ein Gast, sondern als Teil der Familie. Der alte Kaiser dachte nach und sagte irgendwann: „Hol sie her“, etwas überrascht sah der Blonde ihn an „Jetzt?“, „Ja“, damit verschwand Marco aus der Kajüte und machte sich auf den Weg zur Kleinen. Wie zu erwarten war, schlief sie noch tief und fest, mitten im Raum standen die Tüten noch vollständig gefüllt, er überlegte, wie er sie wecken sollte. Er trat an das Bett und sah sie an, ihre roten Haare standen in alle Richtungen ab und sie hatte ihr Kissen in die Arme genommen und kuschelte damit. Er tippte an ihre Schulter, doch sie drehte sich nur. Er stupste ihr in den Bauch und sie grummelte, dann musste er hämisch grinsen. Er beugte sich über sie und fing an sie unaufhörlich zu kitzeln. Lio hatte mit Derartigem nicht gerechnet, war doch noch vor ein paar Sekunden im Land der Träume und dann wurde sie wahrhaftig von dem gleichgültigen Kommandanten wachgekitzelt. Sie wandte sich und kicherte die ganze Zeit, irgendwann ließ er von ihr ab und lächelte noch immer etwas schadenfroh. „Wie ich sehe, bist du wach, gut“, sie setzte sich aufrecht ins Bett und sah ihn versucht grimmig an, ehe sie fragen konnte, sagte er: „Vater will dich sprechen.“ Jetzt war sie verwirrt. Was wollte er von ihr? Sie waren immer noch auf der Insel, wollte er sie jetzt etwa doch rausschmeißen? Innerlich hoffte sie alles, nur das nicht. Marco trat aus dem Zimmer und meinte noch: „Ich warte hier“ und schloss dann die Tür hinter sich, er gab ihr Zeit sich umzuziehen. Schnell wühlte sie in den Tüten herum und fischte sich eine türkisgrüne knielange Hose heraus, dazu ein einfaches weißes T-Shirt, die Sandalen waren schnell angezogen und dann öffnete sie wieder die Tür. Die Rothaarige trat in den Gang und der Blonde wies sie darauf an, ihm zu folgen. Schnell waren sie an Deck und betraten dort die Kajüte des Captains. Whitebeard nickte seinem Sohn zu, dieser verschwand und ließ die Beiden allein. Zögerlich sah sie den Mann an, hatte nach wie vor Angst, was er nun von ihr wollte. „Du bist nun seit knapp zwei Wochen bei uns und wir haben uns einige Gedanken gemacht, was mit dir passieren soll“, das war ihr Urteil, das wurde ihr schnell bewusst. Wie hatten sie sich entschieden? „Du bist ein sehr junges Mädchen, viel zu jung, um überhaupt an Piraten zu denken und doch bist so talentiert. Deine Schwertkünste sind beeindruckend für solch ein junges Alter. Deine familiäre Situation ist schwierig. Es muss schwer für dich sein, so allein zu sein.“ Eine unangenehme Stille war in der Luft, Lio wollte wissen, worauf er hinauswollte. „Wir haben uns entschieden“, sagte er schließlich und sie sah ihn abwartend an, in ihr wurde es plötzlich ganz ruhig und sie wartete nur noch auf seine Worte „Ich will dich in meiner Bande haben, sei eine Piratin, kämpfe unter meinem Namen und sei nie mehr allein“, ihre Augen waren geweitet. Sie war völlig starr und versuchte alles zu verarbeiten. Sie hatte verstanden, was er sagte, doch musste sie überlegen. Damals wollte sie unbedingt Captain werden, wenn sie sein großzügiges Angebot annehmen würde, könnte sie sich das abschminken. Doch aus welcher Überzeugung heraus wollte sie Captain werden? Sie dachte an die Situation zurück: „Weißt du Schätzchen auch Piraten haben so ihre kleinen Regeln.“ „Hä wie?“ „Nun ja, jeder dort bekommt einen Posten zugeteilt und ist für diesen zuständig, die Anderen verlassen sich darauf, dass jeder seine Arbeit richtig macht. Zum Beispiel: der Smutje ist der Koch der Mannschaft und er muss sich um die Verpflegung kümmern, er kocht für alle und sorgt dafür, dass sie ausreichend und gesund essen; dann gibt es noch den Navigator, dieser ist dafür zuständig, das Schiff richtig zu steuern, er ist dafür verantwortlich, das Schiff heile übers Meer zu bringen; der Wichtigste ist allerdings der Captain, er sorgt dafür, dass alles ordnungsgemäß abläuft und jeder sich an seine Aufgaben hält, er gibt die Anweisungen, er entscheidet damit über das Wohl aller Anwesenden.“ Lio war während der Erzählung völlig stumm geblieben und nickte immer wieder, um zu zeigen, dass sie verstand. Als sie die Aufgaben des Captains hörte, schrie sie hemmungslos „Ich will Pirat werden und der Captain sein!“ Ein völliger banaler Grund, wenn sie nun darüber nachdachte. Sie bemerkte, dass sie von Whitebeard angeschaut wurde, sie hatte ihm immerhin noch keine Antwort gegeben. Sie dachte an seine Worte „Sei eine Piratin“, ja, genau das wollte sie doch. Sie wollte Piratin werden, durch die Welt reisen und frei sein. Außerdem hatte er einen wahren letzten Grund genannt: „Sei nie mehr allein.“ Das war ein guter Punkt, ein sehr wichtiger. Wohin sollte sie, wenn sie nein sagen würde? Sie fühlte sich doch bei ihnen wohl, sie waren alle so freundlich zu ihr und jetzt hatte der Captain ihr sogar gesagt, dass er sie, das kleine Mädchen, in seiner Bande haben wollte. Ja, sie hatte sich entschieden, es konnte gar keine andere Antwort geben. Sie sah ihn an, er erkannte schnell ihre Entschlossenheit und innerlich lachte er bereits „Ja, ich trete deiner Bande bei“, sagte sie und war überrascht von sich, wie stark ihre Stimme klang. „Gurarara, herzlich Willkommen, meine Tochter“, erst jetzt fragte sie sich, was das zu bedeuten hatte. Sie hatte immer wieder gehört, wie er von seinen Crewmitgliedern Vater genannt wurde und er alle seine Kameraden als Kinder ansah, sie musste ihn fragen: „Wieso sagen alle Vater zu dir?“, sein Blick wurde etwas weicher „Wir sind alle Kinder der See. Wir sind eine große Familie und du bist nun ein Teil davon.“, er erklärte nicht weiter, sie würde bald verstehen. Sie nickte nur und sagte dann „Ich geh dann mal.. Vater“, das letzte Wort sagte sie etwas zaghaft, war es nicht gewohnt jemanden so anzusprechen. Sie hatte die Kajüte verlassen und fand sich an Deck wieder. Sie war überglücklich, sie war nun eine echte Piratin, oder? Zumindest gehörte sie jetzt zu einer Crew, einer wundervollen Crew, dachte sie. Sie müsste es unbedingt Thatch erzählen, ob er sich freuen würde? Bestimmt! Sie rannte unter Deck und dachte sehr lange nach. Sie war noch nie bei dem Kommandanten im Zimmer, wusste also auch nicht, wie sie dahin kommen sollte. Sie seufzte, vielleicht könnte Marco ihr verraten, wie sie hinkommen konnte. Wieder an Deck suchte sie den Blonden und fand ihn an der Reling, seinen Blick aufs Meer gerichtet. Sie stand hinter ihm und wollte ihn gerade ansprechen, als er sich umdrehte und sie ansah „Darf ich dich beglückwünschen oder hast du abgesagt?“, er sah ihr breites Grinsen und erwiderte es mit einem einfachen Lächeln „Na dann Glückwunsch Kleines“, er wuschelte ihr durch das Haar, welches ohnehin schon kreuz und quer abstand. Die Geste störte sie normalerweise, doch in diesem Fall war es ihr egal, sie war einfach nur glücklich. Sie fragte: „Wie komm ich zu Thatch?“, „Der schläft noch“, gab Marco nur als Antwort. „Na und? Das sind tolle Neuigkeiten und du hast mich auch einfach geweckt!“, der Blonde sah schnell ein, dass es nichts bringen würde, sie von etwas Anderem zu überzeugen. Er erklärte ihr den Weg zu den Kajüten der Kommandanten, seufzend sah er ihr noch nach ehe sie unter Deck verschwand. Sein Blick lag wieder auf dem Meer und ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, mit der Kleinen würde es bestimmt noch lustig werden. Lio war in der Zeit auf dem Weg zum vierten Kommandanten, sie hatte sich genauestens gemerkt, was Marco gesagt hatte und stand nun vor der Tür. Sollte sie klopfen? Sie zuckte mit den Schultern, er würde es eh nicht hören, sie betrat einfach das Zimmer. Die Kajüte war ähnlich wie ihre, allerdings noch ein Stück größer und beinhaltete höchstwahrscheinlich noch ein Bad, welches sich hinter der der einen Tür befang. Sie sah sich etwas um, es war aufgeräumt, auf dem Schreibtisch lagen einige Stapel an Zetteln und Bücher reihten sich ebenfalls darauf. Wenn sie es richtig erkannte, waren es Listen zur Arbeitsaufteilung und sonstigen Plänen für seine Division. Leise hörte sie ein Schnarchen und sah den schlafenden Kommandanten in seinem Bett liegen, sie kicherte. Die Rothaarige überlegte sich, wie sie ihn wecken sollte und schnell war eine Idee gefunden Sie stieg auf das Bett und rief: „Thaaaatch, aufwachen!“, dabei hüpfte sie auf dem Bett immer wieder auf und ab, erst grummelte er nur, doch als sie sprang und dabei das ganze Gleichgewicht des Bettes veränderte, öffnete er die Augen. Verschlafen erblickte er die Rothaarige, welche fröhlich kichernd auf seinem Bett herumhüpfte. „Na warte..“, sagte er bedrohlich, doch nach wie vor war ihr zu Lachen zumute. Und dann auf einmal hatte er sie sich geschnappt und gekitzelt. Es war eindeutig ihre Schwachstelle, immer wieder. Eben erst Marco und jetzt auch noch er. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch nichts. Irgendwann konnte sie nicht mehr „Okay okay, ich mach's nie wieder, bitte hör auf!“, kurze Zeit später hatte er wirklich aufgehört. „Du wolltest was von mir, was gibt’s?“ „Whiteb..Vater hat mich zu sich gerufen und mir gesagt, dass er mich in der Bande haben möchte und ich hab natürlich zugesagt! Ich bin jetzt Piratin!“, sagte sie voller Stolz und der Brünette lächelte. Also hatte das Gespräch am Vortag doch noch etwas gebracht. „Das ist doch spitze! Du bist damit übrigens unser jüngstes Mitglied.“ „Seit jeher oder nur momentan?“ fragte sie gespannt. Thatch musste darüber nachdenken, doch kannte er niemanden, der jünger gewesen war als sie. „Ich würde sagen seit jeher,“, sie freute sich darüber, fühlte sich direkt ein Stück besonders. Der Brünette beugte sich zu seinem Tisch und sah auf die Uhr, mehrmals blinzelte er, doch die Zeit schien zu stimmen, es war gerade mal 5:34 Uhr, ob sie das wusste? „Marco hat mich eben aus dem Schlaf geholt, er war genauso böse, wie ich eben zu dir“, sagte sie etwas schmollend, aber lachte gegen Ende dann doch. Die Vorstellung, dass der Blonde auf dem Bett der Kleinen herumsprang, war doch ziemlich witzig, dennoch fragte er: „Was hat er denn gemacht?“ „Mich einfach gekitzelt!“ sagte sie empört. Er musste darüber nur lächeln, sie war eben noch ein kleines Kind, leicht zu ärgern und einfach kitzlig, so wie es sich für Kinder gehörte. Er hatte erst jetzt bemerkt, dass sie ihre eigenen Sachen trug „Sieht gut aus.“ sagte er ihr und deutete auf ihre Kleidung „Ja, danke nochmal“, erwiderte sie etwas unsicher. Es war deutlich zu sehen, dass sie sich deswegen immer noch unwohl fühlte. Er lenkte ab „Weißt du eigentlich, dass es gerade mal halb sechs ist?“, ihr Blick veränderte sich umgehend und sie sah ihn halbgeschockt halbverwirrt an. Sie wusste, dass es früh war, aber so früh? „Wusste ich nicht, tut mir leid, dass ich dich geweckt hab. Hätte ich das gewusst, hätte ich noch gewartet“, „Schon gut“, sagte der Brünette. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens, schlug er dem Mädchen etwas vor: „Wie wäre es, wenn du schon mal vorgehst und anfängst die Sachen einzuräumen? Ich komme gleich nach“, sie nickte und sprang vom Bett, an der Tür blieb sie nochmal stehen und sagte ihm: „Aber lass dir nicht zu viel Zeit alter Mann“, damit war sie verschwunden. Er lächelte ihr hinterher und machte sich langsam aus dem Bett. Er war froh, dass Vater endlich mit ihr gesprochen hatte, vielleicht könnte sie jetzt unbeschwerter leben, mit der Sicherheit, dass immer jemand für sie da wäre. Thatch hatte sich etwas Zeit gelassen und schlenderte durch den Gang, als er plötzlich ein Poltern hörte. „Was zum..?“, es kam direkt aus dem Zimmer der Rothaarigen, schnell überwand er die letzten Schritte und blieb vor geöffneter Tür stehen. Was er dort sah, war einfach nur zum Schießen! Sie hatte wohl irgendwie versucht etwas auf die oberste Ablage des Schranks zu packen und nun lag sie auf dem Boden überhäuft von Kleidungsstücken. Als sie das Lachen des Kommandanten hörte, sah sie ihn grimmig an „Das ist nicht witzig!“, er trat zu ihr und half ihr auf „Doch allerdings.“ Gemeinsam legten sie die Kleidung zusammen und brachten diese im Schrank unter. „Warum hast du nicht einfach den Stuhl genommen?“, etwas überrascht über diesen einfachen Tipp, sagte sie leise; „Nicht dran gedacht“, darüber konnte er nur schmunzeln. Schnell waren sie fertig, Thatch blickte auf seine Uhr und stellte fest, dass es inzwischen Zeit fürs Frühstück war. Ihre Wege trennten sich, als er ihr sagte, sie solle sich einfach an den Tisch setzen, er würde gleich nachkommen. Dort saßen bereits wenige Kommandanten, darunter auch der Blonde. Als sie sich setzte, wurde sie bereits freudig begrüßt und man hieß sie herzlich Willkommen. Marco konnte sehr wohl erkennen, wie glücklich sie war, als jeder ihr beglückwünschte. Wie sie wohl strahlen würde, wenn sie heute Abend an Deck stehen würde und jeder sie feierte? Natürlich, sie waren Piraten und da wurde feiern ganz groß geschrieben, doch ging es bei den Whitebeardpiraten nicht so zu wie bei dem Roten. Hier wurde mit Grund gefeiert, ein erfolgreicher Sieg, Geburtstage und Neuzugänge. Sie würde sich bestimmt freuen. Der Morgen verlief ziemlich ruhig und schnell, einige mussten noch ihren Aufgaben nachgehen, andere trainierten und wieder andere planten die Überraschungsparty für ihr jüngstes Mitglied. An Deck redete die Rothaarige unaufhörlich mit dem vierten Kommandant, bis er schließlich sagte, er habe noch etwas im Dorf zu erledigen. Sie stand an der Reling und betrachtete das Meer. Sie hatte es wirklich geschafft, mehr oder weniger mit Hilfe, doch sie war nun Piratin, ganz offiziell. Ein Blick in den Himmel und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, ganz leise sagte sie: „Mama, ich hab's geschafft, siehst du?“, sie spürte einen angenehm kühlen Windzug auf ihrer Haut und sie schloss ihre Augen. Lio dachte im Stillen weiter. Sie hatte ein neues Zuhause gefunden, sie war nicht mehr allein. Eine stumme Träne verließ ihr Auge, noch immer lächelte sie und blickte dann wieder auf die glitzernden Wellen. Die Rothaarige wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr jemand auf die Schulter tippte, sie zuckte etwas zusammen, hatte doch nicht damit gerechnet. Als sie sich umdrehte, blickte sie in das Gesicht des Zylinderträgers Vista, fragend sah sie ihn an. „Hey Lio, ich wollte dich nicht erschrecken, tschuldige“, begrüßte er sie und sie erwiderte mit einem Lächeln: „Ach, schon gut, war in Gedanken.“ Innerlich verfluchte sie sich dafür, immer das Gleiche, in letzter Zeit achtete sie viel zu wenig auf ihr Umfeld. „Was ich eigentlich von dir wollte..“ fing er an „Na ja, jetzt wo du offiziell ein Mitglied unserer Bande bist, wollte ich dich fragen, ob du vielleicht Interesse daran hättest, wenn ich dir bei deinem Training helfe“, sie realisierte schnell. Sie hatte regelmäßig und viel trainiert und in den letzten Wochen war es ihr nicht möglich. Früher hatte dieser Mann mit den beängstigenden Augen gesagt, dass es immer besser wäre mit jemanden zusammen zu trainieren. Und gerade bot sich ihr die Gelegenheit, wieso sollte sie absagen? Ihr fiel ein, dass er es war, der Thatch die Schwerter gegeben hatte. Sie hatte sich darüber keine weiteren Gedanken gemacht, aber nun hatte sie keinen Zweifel – Vista war ein Schwertkämpfer. „Du würdest mit mir trainieren? Das ist ja spitze, wirklich!“, „Also heißt das ja?“, „Jap“, antwortete sie mit einem Grinsen. „Hast du Zeit? Dann könnten wir einen Plan erstellen, wie du trainierst und zu welchen Zeiten“, „Aber natürlich“, grinste sie pausenlos, konnte es immer noch nicht fassen, was für ein Glück sie hatte. Sie betraten den Besprechungsraum der Kommandanten und setzten sich an den großen ovalen Tisch, schnell hatte er nach einigen Zetteln gegriffen und gemeinsam machten sie sich an den Plan. Es ähnelte ihrem Training von Zuhause, nur war es viel intensiver. Allein würde sie Kondition und Kraft trainieren, dafür gab es immerhin den Trainingsraum mit einigen Geräten. Das Training für die Konzentration würde er ihr anfangs erklären und später könnte sie allein daran arbeiten, ansonsten stand noch das Training mit ihm gemeinsam an. Mindestens einmal am Tag, wenn er Zeit hatte auch zweimal. Gemeinsames Training im Schwertkampf. Ihre Augen funkelte bei der Vorstellung stärker zu werden, eine bessere Piratin zu werden. Nach der Planung gab er ihr noch einige Bücher zur Theorie und bat sie dann noch mit in den Trainingsraum zu kommen. Er zeigte ihr sämtliche Geräte und wies sie an, noch kurz zu warten. Der fünfte Kommandant kam schnell zurück und hielt in seinen Händen einen länglichen Gegenstand, welcher in einem Tuch eingewickelt war. Vista übergab ihn ihr und sie sah ihn fragend an, er wickelte das Tuch ab und sie konnte ein Schwert in ihren Händen sehen, ungläubig sah sie ihn an „Wie..aber..“ stammelte sie unbeholfen. Hatte er ihr gerade ein Schwert geschenkt? „Wir haben noch einige in den Lagerräumen, das hier müsste eines der besseren sein. Mach dir keinen Kopf über die Kosten, wir haben die mal anderen Piraten abgenommen“, beruhigte er sie und zwinkerte ihr zu. Sie zog es einige Zentimeter raus und betrachtete die scharfe Klinge. Sie war mit weißem Lack überzogen und man sah Wellen an der Schneide. Im Gegensatz zu ihrem eigenen Schwert im West Blue war es viel leichter und auch die Klinge war gepflegter ohne Einkerbungen. Es war wesentlich besser als ihres. „Danke schön“, sagte sie leise, aber hörbar. Vista winkte nur ab „Nicht der Rede wert“, er blickte durch das Bullauge und stellte fest, dass es schon etwas dunkler geworden war. „Wir sollten mal wieder hoch, wir legen bald ab“, sie nickte nur und blickte weiter voller Ehrfurcht auf das Schwert in ihren Händen. Ihr eigenes Schwert.. Wie viel wollten diese Menschen noch tun? Sie wusste gar nicht, wie sie ihnen ihre Dankbarkeit zeigen sollte. An Deck liefen einige Männer kreuz und quer und machten das Schiff startklar und kurze Zeit später hatten sie den Hafen verlassen, die Insel hinter sich. Die Rothaarige war auf dem Weg in ihre Kajüte, in ihren Händen hielt sie die Bücher und das Schwert, wollte diese verstauen. Sie nahm eines der Bücher und blätterte darin rum, eine interessante Stelle weckte ihr Aufmerksamkeit und sie begann zu lesen. Ein Klopfen ließ sie aufblicken „Herein?“ fragte sie unsicher. Als sie Haartolle zum Vorschein kam, lächelte sie ihn an „Na was machst du denn solange hier? Kein Hunger?“ „Oh..“ brachte sie nur hervor. Sie war so mit Lesen beschäftigt, dass sie nicht bemerkt hatte, wie schnell die Zeit vergangen war. Der Brünette sah das Buch und nickte verstehend „Wie wäre es jetzt mit Abendessen?“, sie legte das Buch beiseite und ging mit Thatch zum Speisesaal. Auf dem Weg dorthin erzählte sie ihm, dass Vista sie nun trainieren würde und dass er ihr ein Schwert gegeben hatte. Sie lächelte pausenlos dabei, ihre Augen strahlten vollkommene Freude aus. Als sie am Speisesaal vorbeikamen, zog der Kommandant sie weiter an Deck, etwas verwirrt schaute sie ihn an „Ich dachte, wir essen was?“ „Tun wir auch“, gab er schlicht zur Antwort, die sie nur noch mehr verwirrte. Sie trat den letzten Schritt um an Deck zu kommen und wurde direkt von der riesigen Bande bejubelt. Überrumpelt blieb sie stehen und blickte den Kommandanten, der nur grinste, an. Durcheinander beglückwünschten sie ihr und Thatch drückte sie weiter zur Menge, sie sah einen riesigen Haufen an Essen und verstand so langsam. Das war eine Überraschungsparty und ihre Augen glänzten. Whitebeard räusperte sich und es wurde still „Es freut mich, dich als neuestes Mitglied unserer Bande begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, du wirst hier bei uns glücklich Kleines. Auf Lio!“, sprach er und zum Schluss hob er seine Flasche und trank daraus. Alle Anwesenden taten es ihm gleich und riefen „Auf Lio!“, tranken daraufhin aus ihren Krügen. Sie setzte sich und der Kommandant platzierte sich daneben, er reichte ihr einen Teller und sie begann zu essen. Es war wirklich ein kleines Festessen nur für sie, sie war so gerührt von allen und freute sich riesig über diese Überraschung. Das Essen war schnell verschwunden und sie grinste die Runde an, sie alle tranken voller Freude, einige sangen alte Lieder und wieder andere spielten Karten. Es war alles so ausgelassen, sie fühlte sich wohl. Jemand klopfte ihr auf die Schulter und sie blickte auf in das Gesicht des ersten Kommandanten. Er übergab ihr ein kleines eingepacktes Päckchen, fragend sah sie ihn an. Sollte sie jetzt noch Geschenke bekommen? Ihr Eintritt wurde ja schlimmer gefeiert als ein Geburtstag. Auch die anderen Kommandanten traten zu ihr und gaben ihr etwas, von jeder Division auf dem Schiff gab es etwas, manche von ihnen hatten zusammengelegt. Sie öffnete zuerst das von Marco und sie hielt einige Bücher in ihren Händen, dazu noch eine schmale Schachtel. Die Bücher waren unbeschriftet und in der Schachtel befanden sich einige Stifte, damit könnte sie Erinnerungen niederschreiben oder aber für sich selbst Pläne ausarbeiten. Sie bedankte sich mit einer Umarmung bei dem Blonden, der nur zaghaft darauf einging. Von Vista hatte sie ein Pflegeset für ihr neues Schwert bekommen und dazu einen Gürtel, an dem sie es befestigen konnte. Am Ende hatte sie einen Haufen neuer Dinge bekommen, unter anderem waren da noch einige neue Gegenstände für ihr neues Zimmer, außerdem auch einige Kleidungsstücke mit dem Symbol der Bande drauf. Zu guter Letzt hatte Thatch ihr noch einen Armreif geschenkt, er bestand aus einem schwarzen Reifen, in einer metallischen Verbindung befand sich ein blauer Stein. Als sie ihn näher betrachtete, hatte sie das Gefühl das Meer darin sehen zu können. Viele unterschiedliche Blautöne, völlig verwirbelt und doch so gleichmäßig wie die Wellen des Meeres, es war wunderschön. Sie umarmte den Kommandanten ganz fest und er erwiderte es. Leise sagte sie: „Danke“, war völlig gerührt von diesem Geschenk. Die komplette Situation brachte sie in Verlegenheit, jeder behandelte sie gut und man kümmerte sich um sie. Lio war einfach nur noch glücklich und betrachtete die Anderen. Mit einem schüchternen Lächeln sagte sie: „Ich danke euch, für alles. Ihr seid so gütig und ich weiß gar nicht, wie ich das alles verdient habe. Ihr habt ja gar keine Ahnung, wie froh ich bin hier zu sein. Danke, dass ihr mir das Gefühl gebt ein Teil von euch zu sein. Ihr seid wirklich unglaubliche Menschen.“ Von allen bekam sie ein herzliches Lächeln und dann kam für sie etwas Unerwartetes. Marco lächelte und sprach: „Du gehörst jetzt zu uns. Du sollst dich bei uns geborgen fühlen, wir sind jetzt deine Familie, hier ist dein Zuhause. Wir lassen nicht zu, dass dir jemand etwas antut. Du hast es verdient, geliebt zu werden. Lass es einfach zu, denn wir alle haben dich schon längst ins Herz geschlossen. Du bist eine von uns Lio“, so gerührt von den Worten glänzten ihre Augen, Tränen voller Freude liefen hinab. Dass er derjenige war, der es gesagt hatte, verstärkte nur noch mehr die Wirkung seiner Worte. Desto später es wurde, umso ruhiger wurden die Piraten. Sie alle hatten viel gefeiert und ausgiebig getrunken, die Meisten hatten sich bereits schlafen gelegt, nur noch wenige waren an Deck. Dazu gehörte auch die Rothaarige, sie war zum Bug des Schiffes gegangen und hatte sich auf den Walkopf niedergelassen. Ihr Blick zum Himmel gerichtet, dachte sie an die Worte des ersten Kommandanten. Diese ehrlichen Worte bescherten ihr ein warmes Gefühl ums Herz herum, sie war eine von ihnen. Kapitel 15: Unglückliche Begegnung ---------------------------------- Unglückliche Begegnung Auf der Red Force verging kein Tag, an dem Shanks nicht an sie dachte. Sie waren doch seine größten Schätze, warum waren sie einfach so verschwunden? Warum hat Lina es ihm vorenthalten, sie noch ein letztes Mal zu sehen? Warum musste sie sterben? Wo war Lio? All diese Fragen kreisten im Kopf des Piratencaptains, doch eine Antwort fand er nicht. Der sonst so überglückliche Shanks war wie ausgewechselt, er war ruhiger, ernster und vor allem voller Trauer. Nachdem sie die Insel im West Blue verlassen hatten, setzten sie sich direkt mit Falkenauge in Verbindung. Dieser konnte ihnen allerdings keine Auskunft geben, da er selbst keine Details kannte. Er würde abwarten, bis man es ansprach oder aber selbst nach Informationen suchen. Es war nicht selbstverständlich von Falkenauge, dass er sich für den Rothaarigen einsetzte, doch teilten sie ein gemeinsames Schicksal. Nach all den Jahren waren sie wirklich Freunde geworden, das wusste der Schwertkämpfer, nur würde er es nie offen zugeben. Inzwischen waren einige Wochen vergangen und sie befanden sich am Anfang der Grandline. Es gab drei Optionen, wohin man sie gebracht haben könnte, doch war das Risiko, verletzt zu werden, viel zu hoch. Mit nur einer Mannschaft eine solche Einrichtung der Marine zu stürmen, wäre gerade zu Wahnsinn, zumal sie nicht einmal wussten, zu welcher Lio gebracht werden sollte. Shanks stand an der Reling und beobachtete die Wellen dabei, wie sie immer wieder aufs Neue am Rumpf des Schiffes brachen. Er legte seinen Kopf in den Nacken und sah in den strahlend blauen Himmel, es war ein wundervoller Tag auf der Grandline, doch konnte er davon keine einzige Sekunde genießen. In Gedanken ständig bei Lio, wartete er auf einen Anruf von Mihawk. Irgendwelche Informationen sollte es doch geben, irgendwas, einen kleinen Anhaltspunkt, ob sie noch am Leben war, ob sie schon dort war und was man mit ihr vorhatte.. irgendetwas. Doch der Anruf ließ noch bis zum Abend auf sich warten. Als die Teleschnecke plötzlich klingelte, hob der Rothaarige umgehend ab. „Mihawk“, sagte er und wartete auf eine Antwort von der anderen Leitung, „Sie wollten Lio nur als Köder für dich. Sie sind sich trotzdem nicht zu 100 Prozent sicher, ob sie deine Tochter ist“, „Was heißt hier 'wollten'?“. fragte der Rote umgehend. „Das Schiff hätte vor einiger Zeit ankommen müssen, doch es hat das Hauptquartier nie erreicht“, kurzes Schweigen folgte, dann sprach Mihawk weiter: „Das Schiff wurde völlig zerstört vorgefunden, die komplette Besatzung lag verstreut an Deck, mehrere Einschlaglöcher im Rumpf und keine Überlebenden.“ Shanks versuchte mit den Informationen klarzukommen, doch nichts als Leere war in seinem Kopf, er spürte Wut, Trauer, Verzweiflung und diesen Schmerz in seiner Brust. „Lio hat man aber nicht gefunden“, sagte der Samurai, die Miene der Schnecke passte sich vollständig an die des Schwertkämpfers an, sein sonst so grimmiger Blick war absolut neutral. Doch davon bekam der Rote nichts mit, er suchte Hoffnung in den letzten Worten. Da man sie nicht gefunden hatte, musste sie verschwunden sein oder man hatte sie mitgenommen. Nur weil sie nicht mehr auf dem Schiff war, hieß es ja nicht, dass sie bereits tot war. Es könnte nach wie vor die Möglichkeit bestehen, dass sie am Leben war. „Wer hat das Schiff angegriffen?“, „Ist nicht bekannt, mussten aber fortgeschrittenere Piraten sein. Das Marineschiff war unter Leitung von Joe Jones.“, der Blick des Piratencaptains wurde schlagartig wütend. Etwas lauter fragte er nach: „Jones?! Dieser verdammte..“, zu gut hatte Shanks es in Erinnerung, wie dieser angehende Marineoffizier Lina gefangen genommen hatte. Verwundet hatte der Rothaarige sie wiedergefunden, einzelne Narben trug sie bis zu ihrem Lebensende. Jones wollte sie ebenfalls als Köder verwenden, hatte er Lio etwa genauso zugerichtet? Sein Blick verdüsterte sich, wenn möglich, noch ein Stück mehr. Die Stimme aus der Teleschnecke holte ihn aus seinen Gedanken „Ich melde mich, sobald ich mehr weiß“, schnell bedankte er sich noch bei Mihawk und damit war das Gespräch beendet. Er müsste mit Ben darüber sprechen, es bestand noch immer die Chance, dass sie lebte. Ob er andere Piraten um Hilfe bitten könnte? Wer käme da in Frage? Buggy? So wie der Rothaarige ihn kannte, befand sich der Clown sehr wahrscheinlich im East Blue und würde diesen erst in einer halben Ewigkeit verlassen. Verzweifelt raufte sich der Piratencaptain die Haare und seufzte. Die kommenden Tage müsste er seine Verbündeten kontaktieren, falls notwendig auch Banden mit denen er sich weniger friedlich verstand, doch wenn es helfen würde Lio zu finden, würde er das in Kauf nehmen. Sie war doch schließlich sein Ein und Alles. ~*~ Im Besprechungsraum hatten sich schon einige Kommandanten eingefunden, zu den fehlenden gehörte allerdings auch der Captain, wie so oft, würde er zuletzt eintreffen. Etwas gehetzt kam die einzige Kommandantin in den Raum gestürmt, als sie erkannte, dass sie nicht zu den Letzten gehörte, atmete sie erleichtert aus. Mit der Zeit sammelten sich auch die restlichen Kommandanten und als Whitebeard in den Raum trat, stellten sich sämtliche Gespräche umgehend ein. Abwartend betrachtete man den alten Hünen, der zu sprechen begann: „Ihr wisst sicherlich, worum es heute geht“, Jozu antwortete als Erster darauf: „Ja, aber sicher. In welche Division die kleine Lio soll.“ Nickend antwortete Marco: „Richtig, als erstes besteht die Frage, wer Interesse daran hätte, sie in der Division zu haben“, dabei blickte er in die Runde und sah, wie sich manch einer mehr Gedanken darüber machte, als ein Anderer. Thatch war der Erste, der sprach: „Ich hätte sie gern in meiner Division“, „War ja auch nicht anders zu erwarten“, witzelte Haruta. Vista meldete sich ebenfalls zu Wort: „Ich will sie ebenfalls in meiner Division haben. Da ich sie ohnehin schon trainiere, wäre es nur sinnvoll“, den Blick, den er dafür vom vierten Kommandanten kassierte, war der Zylinderträger definitiv nicht von ihm gewohnt. Jedem Anwesenden war bewusst, wie gut sich der Smutje mit der Kleinen verstand, die Meisten hielten sich deshalb zurück, doch einige versuchten es trotz allem, da sie eine Bereicherung für die Division wäre. So meldete sich nun auch Rakuyou zu Wort: „So gut, wie sie kämpft, will ich sie in meiner Division haben. Eine gute Schwertkämpferin kann man immer gebrauchen“, darauf folgte ein Wortgefecht unterhalb der drei Kommandanten bis Whitebeard endlich seine Stimme erhob „Genug. Werdet euch einig oder sie bleibt vorerst weiterhin ohne Division.“ Thatch wurde es zu viel, aufgebracht stand er auf und schlug auf den Tisch „Ich verstehe mich mit ihr am besten, sie muss einfach in meine Division!“, Marco erwiderte darauf nur: „Vielleicht ist genau da das Problem. Wie willst du dich bei ihr durchsetzen können, wenn du sie alles durchgehen lässt?“, nun erhob sich auch Vista „Seh ich genauso, sie trainiert mit mir, sie soll zu mir.“ Empört schnaufte Rakuyou „Du hast doch genug gute Leute in deiner Division, ich brauch jemanden wie sie!“ Die Laune des Captains sank nach kurzer Zeit und Sake zum Besänftigen hatte er keinen, da er dachte, die Besprechung würde nicht großartig lang dauern, doch dass sich nun alle wie aufgeschreckte Hühner verhielten, hatte er nicht von seinen Kommandanten erwartet. Ein Blick zu seinem Vizen genügte und er erhielt auf seine stumme Frage ein Nicken „Das reicht jetzt. Da ihr euch nicht einigen könnt, wird sie ein Teil der ersten Division. Marco, du wirst sicherlich keine Probleme damit haben“, als er ausgesprochen hatte, wollten sie gerade zu sprechen ansetzen, doch hielten inne, als der Blonde sprach: „Natürlich, es sollte keine Probleme geben.“ „Damit wäre das geklärt“, der Hüne erhob sich und trat aus dem Raum, um schnell zu seinem Sake zu kommen. Im Raum zurück blieben die Kommandanten „Wieso zur Hölle kommt sie zu dir?“, „Du wolltest sie doch gar nicht bei dir haben!“ „So jung und schon in der ersten Division, wie soll sie dem gerecht werden? Sie muss noch lernen!“, dem ersten Kommandanten reichte es langsam. Er konnte auch nichts dafür, dass man Lio in seine Division gesteckt hatte, wenn die Anderen sich nicht einigen konnten, selbst Schuld. „Bleibt mal ruhig, sie ist jetzt mir untergestellt, lebt damit. Vielleicht ist es auch besser so. Du kannst weiterhin mit ihr trainieren und du auch nach wie vor auf sie aufpassen“, er zeigte währenddessen auf Vista und Thatch. Ohne großartig Worte zu verlieren, verschwand Marco aus dem Raum, damit war die Diskussion beendet. Etwas traurig blickte der Brünette drein, er hatte es sich so lustig mit ihr vorgestellt, aber höchstwahrscheinlich hatte der Blonde recht. Es könnte zum Problem werden, wenn Thatch sich ihr gegenüber mit dieser väterlichen Fürsorge verhielt. Der erste Kommandant machte sich auf den Weg zu der Kajüte des jungen Mädchens. Es war noch früh am Morgen und sicherlich würde Lio noch schlafen, doch Marco würde sich köstlich darüber amüsieren, sie aus dem Bett zu scheuchen. Vor ihrer Tür machte er Halt und klopfte, wie zu erwarten war, kam keine Reaktion und er betrat ohne Aufforderung den Raum. Wieso sollte er sich auch zurückhalten? Schließlich gehörte sie jetzt seiner Division an, da konnte er sich ruhig das Recht nehmen, einfach in ihr Zimmer zu platzen, wie ihm lustig war. Völlig versteckt von Kissen und Decken konnte man nur den roten Haarschopf erkennen, der vollkommen zerzaust in sämtliche Richtungen abstand. Er trat näher an das Bett und überlegte sich schon, wie er sie denn diesmal aus dem Land der Träume befördern könnte. Als Lio sich plötzlich zu drehen begann, war der Blonde sich nicht sicher, ob sie wach geworden war. Abwartend blickte er in das Gesicht des Mädchens, welches noch immer völlig entspannt wirkte, sie schlief also noch. Bei genauerem Betrachten kam ihr Gesicht ihm unglaublich bekannt vor, doch ihm fiel nicht ein, woher er sie kennen könnte. Vielleicht eine Verwandte? Wie hieß ihre Mutter nochmal? - Lina. Doch auch nach längeren Überlegungen kam der Kommandant zu dem Schluss, dass er keine Lina kannte. Wahrscheinlich war es einfach nur ein blöder Zufall. Marco entschied sich für eine freundliche Art sie zu wecken, zumindest würde er es versuchen. Etwas herabgebeugt, rüttelte er an ihrer Schulter. Er bemerkte ihren müden Widerstand und undeutlich nuschelte sie „Noch fünf Minuten“, das Mädchen drehte sich samt Decke auf die andere Seite und kuschelte sich in die Kissen. Der Blonde musste anfangen zu grinsen, Schadenfreude machte sich breit, schließlich hatte er es auf die freundliche Weise probiert. Ohne großartig zu überlegen, entzog er ihr die Decke und etwas verwirrt öffnete die Rothaarige ihre Augen. Mit kleinen Augen schaute sie fragend Marco an, welcher noch immer schelmisch grinste. Er beugte sich zu ihr herab und fing sie an zu kitzeln, auf einen Schlag war Lio wach und versuchte sich aus der Kitzelattacke zu retten, doch war es ihr unmöglich. „Bitte! Marco! Hör auf!“ zwischen all dem Kichern, japste sie die Worte nur heraus und erhoffte sich schnellstens eine Erlösung und unerwarteterweise ließ er von ihr ab. Der erste Kommandant richtete sich auf und sprach: „Es gibt Neuigkeiten, die dich interessieren sollten“, Lio legte ihren Kopf leicht schräg und brachte nur ein „So?“ hervor. Er nickte und lächelte sie an „Ja, du wurdest einer Division zugeteilt“, ihre Augen richteten sich gespannt auf ihn „Und?!“, sie hoffte sich inständig, dass sie zu Thatch kommen würde, mit ihm verstand sie sich einfach am besten. „Ich kann mir denken, dass du zu Thatch willst, allerdings gab es da einige Unstimmigkeiten, daher bist du in der ersten Division“, erklärte er ihr, er beobachtete genaustens ihre Gesichtszüge. Im ersten Moment wirkte sie etwas enttäuscht darüber, doch schnell lächelte sie „Dann bin ich ja dir zugeteilt!“, „Richtig, deshalb bin ich hier. Ich will dir ein paar Dinge erklären und auch zeigen“, freudig nickte sie und setzte sich in den Schneidersitz. „Als Erstes erkläre ich dir die Rangfolge. Sämtliche Kommandanten stehen über dir und wenn sie dir einen Befehl erteilen, hast du diesen auszuführen. Da du in meiner Division bist, steht mein Wort über das der Anderen. Vater steht über mir, daher musst du seine Befehle vor meinen ausführen, verstanden?“, die Rothaarige nickte und zählte dann auf: „Also Vater zu erst, dann deine und dann die, der anderen Kommandanten“, „Richtig. Ich will dir ein paar Räume zeigen, am besten ziehst du dich eben um, ich warte draußen“, nach ihrem Nicken verließ er die Kajüte. Lio sprang übereifrig aus dem Bett und zog sich frische Kleidung an, die Haare bändigte sie zu einem Zopf und trat aus dem Raum. Im Gang wartete Marco auf sie und forderte sie auf, ihm zu folgen. Sie betraten einen Teil des Schiffes in dem sie sich noch nicht aufgehalten hatte „Hier befinden sich die Gemeinschaftskajüten für die Divisionen, der Reihe nach durch für jede Division zwei Räume“, erklärte er ihr und sie sah ihn fragend an „Muss ich da auch schlafen?“ „Nein, die Kajüte gehört dir, es wäre nicht richtig, dich zu den Anderen zu stecken“, erleichtert atmete sie aus. Sie mochte zwar alle, aber mit schnarchenden Piraten in einer Kajüte schlafen, wollte sie dann doch nicht. Sie kamen am Trainingsraum vorbei, in dem sie mit Vista bereits trainiert hatte „Den müsstest du schon kennen, weiter den Gang entlang, gibt es weitere Trainingsräume“, sie betraten den ersten Raum. „Es gibt regelmäßiges Training unterhalb der Mitglieder. Da du mit Vista regelmäßig trainierst, musst du nicht immer dabei sein, kannst es aber, wenn du willst“, der Blonde trat an das eine Infobrett und zeigte ihr einen Plan „Dort steht drauf, wann welche Division trainiert. Ansonsten siehst du dort..“, er zeigte auf weitere Zettel „Was gemacht werden muss. Für jede Division gibt es diese Pläne, dort kannst du entnehmen, welche Aufgaben gemacht werden müssen.“ Die Rothaarige schaute sich den Plan genauer an „Also steht heute Training an?“ „Richtig, du kannst ja, da es das erste Mal ist, dabei sein“, sie nickte nur und betrachtete die Aufgaben der anderen Divisionen. „Warum stehen manche Divisionen nicht im Plan?“, Marco zog eine Augenbraue hoch, er war etwas erstaunt, dass sie es erkannt hatte. „Nun ja, manchmal muss eine Division zu einem Außeneinsatz, das heißt andere Verbündete unterstützen. Je nach Schwierigkeit, werden mehrere dort hingeschickt. Falls in nächster Zeit solche Einsätze notwendig sind, will ich von vornherein sagen, dass du nicht mitkannst“, der Blonde sah ihre Miene und versuchte zu erklären: „Es liegt nicht an deinen Fähigkeiten oder deinem Alter, du bist noch recht neu und daher wäre es ratsam, wenn du dich erst mal auf die Moby konzentrieren würdest.“ Mit der Erklärung kam sie zurecht, wollte trotzdem bei solchen Spezialaufgaben dabei sein, aber das würde sicherlich noch mit der Zeit kommen, sie würde es schon noch allen zeigen und dann würde man ihr absolut vertrauen. Die Rothaarige sah sich noch weiter im Raum um und erkannte an einer Wand eine Reihe von Bildern, sie trat näher heran und betrachtete diese. Es waren Steckbriefe von den Mitgliedern, manche der Gesichter kannte sie bereits, konnte allerdings noch keine Namen zuteilen. „Das sind Steckbriefe“, erklärte Marco ihr, sie wandte sich um „Nur von der ersten Division?“, „Ja, jede Division hat ihre eigene Wand dafür. Es motiviert die Leute“, er betrachtete sein eigenes Kopfgeld. „Aber ist es nicht gefährlich, wenn man so ein hohes Kopfgeld hat?“, er konnte nicht anders und lächelte „Weißt du Kleines, wir sind stolz darauf. Je höher das Kopfgeld, desto gefährlicher sind wir für die Marine“, sie brachte nur ein „Oh“ hervor. Dann grinste sie „Irgendwann hab ich ein höheres Kopfgeld als du!“, der erste Kommandant musste bei ihrer Aussage lachen, nicht weil es so abwegig wäre, eher weil er nicht daran zweifelte und man ihr ihren Willen ansah, ihre Augen strahlten vor Überzeugung. „Ich schätze mal, damit wäre das Wichtigste erklärt und wir können frühstücken gehen“ „Ouh ja, Frühstück!“, noch immer grinste sie, gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den Essenssaal. Dort war schon Einiges zugange, sämtliche Kommandanten waren durch die Besprechung wach und saßen bereits am Tisch. Als Marco sich mit Lio dorthin gesellte, wurden beide freundlich begrüßt. „Morgen Lio, haben gehört, dass du Marco zugeteilt wurdest. Glaub mir, so schlimm wie alle sagen, ist er gar nicht“, Jozu zwinkerte ihr zu und sie war etwas verwirrt. Die Rothaarige fand den ersten Kommandanten immer nett, anders als Thatch, aber nicht streng oder gar böse, mal abgesehen von den Kitzelattacken. „Ich finde ihn doch gar nicht schlimm, obwohl das Kitzeln zum Wecken echt nicht nötig ist..“, sagte sie und sämtliche Anwesenden lachten daraufhin, nur einer fand es nicht so lustig, dass man über ihn sprach, als ob er nicht anwesend wäre. „Wie dem auch sei. Vista, nach dem Frühstück findet das Training meiner Division statt, ich weiß, dass du normalerweise mit Lio trainierst, aber heute wird sie mit den Anderen trainieren. Ich hoffe, es stört dich nicht“, „Ja ja, schon gut, solange sie beim Kampftraining da ist“, etwas undeutlich brachte der Zylinderträger dies hervor, da er mit essen beschäftigt war. Die Rothaarige war völlig aufgeregt, wusste schließlich nicht, wie das Training ablaufen würde und wie die Anderen aus der Division dazu standen, dass sie nun zu ihnen gehörte. Thatch kam zum Tisch und begrüßte alle freundlich, in seinen Händen hielt er zwei gefüllte Teller, einen stellte er vor dem Mädchen ab. Sie lächelte ihm freudig entgegen „Danke und guten Morgen!“, er setzte sich neben sie „Glückwunsch, dass du bei Marco bist. Ich hab mein Bestes versucht, aber es dürfte dich nicht stören, bei ihm zu sein, oder?“, er lächelte sie etwas bedrückt, aber dennoch freundlich an. „Ja, aber du kannst mir doch immer noch zeigen, wie man kocht und spielst mit mir Verstecken, oder?“, etwas zaghafter fragte sie, da sie sich nicht sicher war, wie es nun mit einer Division sein würde. „Aber natürlich, alles bleibt beim Alten, du musst nur brav deine Aufgaben erledigen, sonst wird ein gewisser Kommandant unerträglich“, er zwinkerte ihr zu und sah dann zu Marco, der sich gerade ein Brötchen schmierte. Der blonde Kommandant hatte die Worte gehört, ging allerdings nicht darauf ein und frühstückte in Ruhe weiter. „Okay, puuh“, erleichtert atmete sie aus und widmete sich ihrem Teller. Sie merkte, wie aufgeregt sie doch war, gleich würde sie auf die erste Division treffen und mit ihr trainieren, da durfte sie sich bloß nicht blamieren und einen guten Eindruck hinterlassen. Lio schnappte sich von dem Teller nur ein Brötchen und knabberte daran rum, Thatch bemerkte dies und fragte direkt: „Schmeckt es nicht?“, „Doch doch, aber ich hab irgendwie keinen Appetit..“ sagte sie und der Brünette fragte umgehend: „Geht es dir nicht gut? Wirst du krank?“, die Kommandantin Haruta meldete sich zu Wort: „Ach Quatsch, sie ist bestimmt einfach nur nervös, weil sie mit Marco und den Anderen trainieren muss.“ Etwas verdutzt schaute der vierte Kommandant die Kleine an und fragte: „Stimmt das?“, sie druckste undeutlich herum „Ja.. Nein.. Schon irgendwie etwas“, „Mach dir keine Gedanken, du bist gut und jeder weiß das“, sagte Thatch und tätschelte ihren Kopf. Normalerweise mochte sie diese Geste nicht, doch in diesem Moment nahm sie ihr ein klein wenig die Aufregung. Der erste Kommandant hatte das Thema mitbekommen, es jedoch nicht für nötig gehalten, etwas zu sagen. Ihm war bewusst, wie gut sie war, ebenso hatte er von Vista erfahren, wie sie sich mit ihrem vor Kurzem begonnen Training schlug. Sie brauchte sich, was das anging, absolut keine Gedanken machen und das würde sie auch merken, sobald sie bei den Anderen waren. Nachdem er mit seinem Frühstück fertig war, fragte er sie: „Isst du noch oder können wir gehen?“, der Blonde deutete auf ihr halbgegessenes Brötchen, doch sie schüttelte den Kopf „Wir können gehen“, damit erhob sie sich, im Gehen drehte sie sich nochmal um und manche der Kommandanten lächelten ihr aufmunternd zu. Etwas entspannter ging sie neben Marco her, beide schwiegen sie auf den Weg zum Trainingsraum, doch soweit kam es gar nicht. Kaum hatten sie einen Schritt aus dem Essenssaal gewagt, lief ihnen ein Nakama hektisch entgegen. Er stürmte in den vollen Saal und rief „Piraten, sie scheinen angreifen zu wollen! Es sind drei Schiffe!“, die Kommandanten verstanden schnell und sammelten sich bei Marco, dieser delegierte umgehend „Ihr sorgt dafür, dass eure Division sich an Deck befindet und bei einer Konfrontation bereit zu handeln ist“, sie nickten und riefen ihren Nakamas Befehle zu. Der Blonde wandte sich zu Lio: „Hör zu, ich kann mir vorstellen, wie scharf du darauf bist, mitzumachen. Wir wissen aber nicht, wer diese Piraten sind und ich will kein Risiko eingehen. Du bleibst hier unter Deck und wartest bis dich einer von uns holt“, „Aber Marco..“ „Kein Aber, das ist dein erster Befehl, halte dich gefälligst dran!“, damit war er verschwunden. Nach kurzer Zeit war es still und man konnte hören, wie man sich an Deck Befehle zurief. Sie ärgerte sich darüber, dass sie nicht mitmachen durfte. Natürlich, Marco hatte recht, aber das war einfach unfair und wer bestätigte ihr, dass sie hier unten sicher war? Was wäre, wenn jemand es von denen schafft, hierunter zu kommen? Etwas unsicher lief sie schnell zu ihrer Kajüte und band sich den Gürtel mit dem Schwert um, sie nahm sich vor, ihn immer umzubinden, sobald sie ihr Zimmer verlassen würde. Bewaffnet ging sie nun zurück zum Essenssaal, falls alles fertig war, würde man sie dort abholen, nicht dass man sie noch suchen müsste. Es war inzwischen ruhig, man hörte niemanden mehr, also würde es sicherlich gleich beginnen. Kurze Zeit später hörte man den Schuss einer Kanone. Lio fuhr etwas zusammen, sie erinnerte sich an das Geräusch, als sie noch bei der Marine gefangen war und knapp neben ihr eine Kugel einschlug. Man hörte nun auch Kampfgeschrei, das Klirren von Schwertern und auch Schüsse von Gewehren. Ob es schwere Gegner waren? Die Zwölfjährige schüttelte den Kopf, sie war hier auf einem riesigen Schiff mit unendlich vielen starken Crewmitgliedern, als ob denen etwas passieren würde. Auch nach einer gefühlten halben Stunde hatte sich nichts verändert und man hörte nach wie vor die Kampfgeräusche. Gab es etwa Probleme? Lio wollte wissen, was an Deck passierte, doch hielt sie sich zurück. Sie lief im Essenssaal im Kreis um die Tische und wartete darauf, dass es aufhören würde. Nur sitzen und warten, wollte sie nicht, sie wollte irgendwie helfen, doch der Befehl stand fest. Ein Poltern ließ sie aufblicken, was war das? Es kam von der Treppe, die zum Deck hinaufführte, sollte sie schauen gehen? Marco hatte ihr nur befohlen, unter Deck zu bleiben, daher könnte sie ja ruhig nachschauen.. Die Rothaarige trat aus dem Saal hinaus und blieb sofort stehen, nicht weit von ihr entfernt stand ein bewaffneter Pirat, der sie schadenfroh angrinste. „Na, was seh ich denn da? Ein kleines Kind? Wie lächerlich ist dieser alte Sack, dass er Kinder in seine Bande holt?“, Lios erste Reaktion war Angst. Sie hatte noch nie einen echten Kampf bestritten und nun stand ein Pirat vor ihr, der sie wahrscheinlich gleich aufspießen würde, doch was er da sagte, verscheuchte ihre Angst. Die Wut steigerte sich, als er sie selbstsicher angrinste. Wie konnte er es wagen, so etwas zu sagen? Erst beleidigte er den Mann, der sie einfach ohne weiteres aufgenommen und ein neues Zuhause gegeben hatte und andererseits machte dieser eklige Pirat sich über sie lustig, weil sie seiner Meinung nach wohl schwach war. Doch sollte er sie nur unterschätzen, er würde schon sehen, was er davon hatte. Ein Blick genügte dem Mädchen und sie war sich bewusst, dass er ebenfalls Schwertkämpfer war. Ein weiterer Blick ging durch den Gang, er war ziemlich lang und dafür recht schmal, also gäbe es keine großartigen Ausweichmöglichkeiten, hauptsächlich nach hinten. Die Rothaarige zog ihr Schwert aus der Scheide und begab sich in eine stabile Haltung, sie verzog keine Miene, ihr Blick war kalt auf ihn gerichtet. Der Pirat fing an zu lachen „Wie niedlich. Mädchen, denkst du wirklich, dass du irgendeine Chance gegen mich hast?“, sie antwortete nicht und wartete darauf, dass er sie endlich als Gegner wahrnehmen würde, doch nichts, er hielt sich vor Lachen den Bauch. Lio befand sich immer noch in dieser Haltung und überlegte sich genaustens, wie sie ihn angreifen könnte. „Du hast übrigens ein schönes Schwert, kaum zu glauben, dass sie einem Kind wie dir, so ein gutes Stück geben“ sagte er und grinste sie höhnisch an „Wir können es ganz einfach machen, du ergibst dich und ich lasse dich in Frieden, wie wäre es?“, doch sie antwortete nicht. „Haben deine Eltern dir denn nicht beigebracht, wie man mit Erwachsenen redet?“, bei den Wort „Eltern“ wurden ihre Augen zu Schlitzen, er sollte jetzt bloß nichts falsches sagen. „Hab ich da etwa einen wunden Punkt getroffen?“, selbstsicher zog er sein Schwert und begab sich in Position „Na los Kleine, du darfst auch anfangen.“ „Als ob ich auf deine Zustimmung gewartet hätte“ sagte die Rothaarige und rannte zielstrebig auf ihn zu. Pausenlos grinste der Pirat, er sah das Mädchen geradewegs auf ihn zu rennen, typischer Anfängerfehler – niemals offen angreifen. Kurz vor ihm wollte er sie an der Schulter packen, doch war sie nicht mehr da, sie hatte sich seitlich weggedreht und holte mit dem Schwert aus, durch den Anlauf hatte sie einiges an Schwung und mit einer gewaltigen Wucht krachte der Pirat an die gegenüberliegende Wand. Mit Kopf voran war er dagegen gestoßen, er spürte den Aufprall bis ins Mark, völlig desorientiert suchte er im Gang nach dem Angreifer, doch war nur die Rothaarige zu sehen. „Du..“ sie konnte ihn doch unmöglich so leicht geschlagen haben, er schaute von ihr zu seinem Bauch und erkannte eine klaffende Wunde, die links seitlich von der Taille bis zum Bauch verlief. Noch immer war er völlig benommen und konnte keinen klaren Gedanken fassen, das Letzte, was er vernahm, war die scharfe Klinge an seiner Kehle. Lio sah noch, wie er gegen die Wand krachte und dann völlig benommen halb am Boden lag und halb saß, aus seiner Wunde am Bauch quoll Blut. Etwas schockiert, sah sie ihn an. Hatte sie ihn gerade ohne große Überlegungen angegriffen und derartig verletzt? Sie wollte das doch gar nicht, oder doch? Sie hatte nie zuvor jemanden ernsthaft verletzt und ohne groß mit der Wimper zu zucken, hatte sie ihm ihr Schwert in seinen Körper gerammt. Doch es war notwendig, sonst hätte er ihr wehgetan, war das Begründung genug, um ihn zu verletzen? Jemanden anderem Leid zufügen, nur um selbst nicht zu leiden? War dieses Handel gerechtfertigt? Kapitel 16: Entscheidungen -------------------------- Entscheidungen Die Rothaarige sah, wie er sie anschaute und leise „Du..“ sagte und danach seine Wunde betrachtete. Mit einem weiteren Angriff musste Lio nicht mehr rechnen, viel zu orientierungslos und verwundet, lag er da am Boden. Schon ziemlich jämmerlich, wenn man bedachte, wie stark er sich vor nicht weniger als fünf Minuten gezeigt hatte. Sie wollte kein Risiko eingehen und hielt ihm die Klinge an seinen Hals. Umbringen wäre für sie absolut keine Option, doch so hatte Lio die Sicherheit, dass er nicht nochmal angreifen würde, auch wenn es eher unwahrscheinlich war. Inzwischen war es an Deck stiller geworden, das hörte sie ziemlich deutlich. Man hörte das Poltern, wenn jemand eine Treppe hinunter rannte, ziemlich bald stand Marco vor ihr. Er war persönlich gekommen, um zu schauen, ob sie sich an den Befehl gehalten hatte und natürlich auch, ob es ihr gut ging. Schockierenderweise musste er feststellen, dass sie nicht allein war. Zu ihren Füßen lag ein feindlicher Pirat, der wahrscheinlich ohnmächtig geworden war. Der Blonde suchte nach Anzeichen eines Kampfes und erkannte schnell, dass der Pirat am Boden eine offene Wunde an seiner linken Seite bis zum Bauch hatte. Ebenso hielt die Rothaarige weiterhin ihr Schwert an die Kehle des Mannes, ihr Blick war starr, verschreckt und gerade zu verzweifelt. Sie hatte Marco nicht wahrgenommen, obwohl er genau vor ihr stand, sie war in einer Schockstarre. Der Kommandant kam näher und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, sie zuckte leicht zusammen. „Alles ist gut, es ist vorbei“, sie versuchte seine Worte zu verarbeiten und ließ langsam den Arm samt Schwert sinken. Immer noch klebte sein Blut daran und sie konnte es nicht zurückstecken, der Blonde verstand ihre Lage und nahm es ihr einfach ab und fragte dann: „Was ist passiert?“, sie fing an zu stottern „Ich.. ich..“, sie stammelte unbeholfen und sagte dann „Ihr wart weg und ich hatte etwas Angst.. Ich hab mir aus meiner Kajüte das Schwert geholt und hab gewartet, bis es aufhört. Dann hab ich dieses Geräusch gehört.. und plötzlich war dieser Typ da.“ Ihre Stimme brach und sie schaute auf den bewusstlosen Körper und die blutende Wunde. Das war sie! Sie hatte ihm das angetan. Mit feuchten Augen wandte sie den Blick von ihm ab und sah an Marco vorbei zu Boden. „Er hat sich über Vater lustig gemacht, er hat nach meinen Eltern gefragt.. ich musste einfach irgendwas tun. Und dann bin ich auf ihn zu, er hat nicht damit gerechnet und wegen dem Schwung war der Angriff schlimmer als gewollt..“ Sie wurde beim Sprechen immer leiser und bekam nicht mal mit, wie ihr Tränen das Gesicht hinabliefen. Der Blonde legte seinen freien Arm um sie herum und drückte sie an sich „Ist schon in Ordnung Lio, mach dir keine Gedanken mehr darüber“, vorsichtig strich er über ihren Rücken, um sie zu beruhigen. „Aber.. aber ich bin schuld daran!“, sie krallte sich in sein Hemd fest und schluchzte weiter, „Entweder du oder er. Außerdem hast du ihn nur verletzt“, erst im Nachhinein stellte der Kommandant fest, dass seine Worte wohl doch nicht so positiv ankamen, wie er sich erhofft hatte. Etwas unbeholfen hielt er das weinende Mädchen in seinen Armen und wusste nicht so recht, was er machen sollte. Dass sie so heftig reagieren würde, hätte er nicht erwartet, doch sie war nun mal doch nur ein kleines Kind. Er hielt ihr Schwert in den Händen, bei näherem Betrachten, sah man deutlich Blut daran kleben. Ebenso waren einige Tropfen auf dem Boden verteilt, wie der Kampf wohl ausgesehen hatte? Der Pirat am Boden war noch immer bewusstlos und würde sich sicher bald von den Lebenden verabschieden, wenn die Blutung nicht gestoppt werden würde, doch spielte das für den Blonden keine große Rolle. Wer weiß, was dieser Pirat mit Lio vorhatte? Umso besser, dass sie wusste sich zu verteidigen. Man konnte hören, wie einige Kameraden die Treppe vom Deck aus hinabliefen. Sicherlich würde es gleich einige Kommentare geben, die der Kommandant der Rothaarigen ersparen wollte. Noch immer weinte diese in Marcos Armen, ohne groß einen Gedanken zu verlieren, hob er sie in seine hoch, darauf bedacht, das Schwert nicht in ihren Körper zu rammen. Etwas verwirrt schaute sie auf und wollte fragen, was er vor hatte, doch sie hörte die Stimmen der Anderen. Der Weg führte zu ihrer Kajüte, davor machten sie Halt und er ließ sie vorsichtig auf ihre Beine. „Hör zu, ich weiß, es ist schwer für dich, aber du musst bedenken, was hätte passieren können“, ihr Blick war zum Boden gerichtet und wehmütig nickte sie. „Am besten, du gehst duschen und ziehst dich um, ich werde gleich nach dir schauen“, ihrerseits wieder nur ein Nicken, der erste Kommandant drückte das Mädchen noch einmal an sich und schob sie dann sanft in ihre Kajüte. Er musste sich nun um den verletzten Piraten im Gang kümmern, wahrscheinlich auch tausende von Fragen beantworten, wobei er selbst nicht mal wusste, was genau geschehen war. Mit dem Schwert lief er zurück und sah seine Nakamas, die ihn fragend ansahen. Die ersten Fragen kamen natürlich vom vierten Kommandanten: „Wo ist sie? Geht es ihr gut? Was ist passiert? Wieso klebt an ihrem Schwert Blut?“, etwas genervt blickte der Blonde in die Runde. War doch klar, dass sie ihn nun ausquetschten. Er sah Vista unter den dort Anwesenden und trat zu ihm, mit ausgestreckten Armen reichte er ihm das Schwert „Kümmere dich bitte darum.“ Sämtliche Blicke legten sich auf das blutige Schwert, sie erkannten, wem dieses gehörte und erneut fragten sie: „Was ist passiert?“, „Gab es einen Kampf?“, „Wo ist sie?“, Marco seufzte. „Wenn ich es richtig verstanden habe, kam es zu keinem richtigen Kampf. Sie hörte, wie jemand unter Deck kam und sah diesen Piraten“, er zeigte auf den Verletzten am Boden, „Er hatte Vater beleidigt und deshalb kam es zum Angriff. Er war wahrscheinlich nicht darauf vorbereitet, durch den Schwung hatte sie ihn mehr verletzt als gewollt.“ Manche von ihnen nickten nur, andere fragten sich, wie der Pirat es schaffen konnte, unter Deck zu kommen. Thatch fragte erneut: „Wie geht es ihr? Wo ist sie?“ „Ich hab sie auf ihre Kajüte gebracht und ihr gesagt, sie soll duschen gehen, ich werde gleich wieder nach ihr sehen. Sie trägt keine Wunde vom Kampf“, dass sie den Angriff psychisch nicht so gut verkraftete, ließ er außen vor. Der Brünette nickte und sagte dann: „Ich werde nach ihr sehen“, und wollte sich schon auf den Weg zu ihr machen, Marco hielt ihn auf „Wirst du nicht. Ich werde mich als Erster um sie kümmern, sie gehört zu meiner Division, du kannst sie später sprechen.“ Thatchs Blick verfinsterte sich „Du nimmst dir tatsächlich das Recht, mit ihr zuerst zu sprechen, weil du ihr Kommandant bist? Du weißt, wie jeder andere auch, dass sie und ich uns am besten verstehen. Ich kenne sie inzwischen so gut, dass ich weiß, dass sie das nicht so gut wegsteckt!“, er wurde gegen Ende hin lauter, doch der erste Kommandant ließ sich nicht beirren „Und wenn dem so ist, ich entscheide darüber, nicht du. Ich habe dir nicht verboten mit ihr zu sprechen, lediglich zu warten, bis ich mit ihr gesprochen habe. Halte dich daran.“ Völlig aufgebracht starrte Thatch den Blonden an, so gut sie sich sonst immer verstanden, in diesem Moment wollte er ihm nur an die Gurgel springen, doch bevor er einen Fehler begehen würde, verschwand er in die Kombüse. Die Anderen hatten dieses Gespräch ebenfalls mitbekommen, sagten allerdings nichts. Marco wandte sich zu ihnen: „Bringt den Piraten von hier weg. Keine Behandlung, erspart ihm die Schmerzen“, sein Befehl war deutlich. Ohne große Überlegungen schafften sie den Verletzten an Deck zu seinen bereits besiegten Kameraden. Derweil machte sich der Blonde auf den Weg zu Lio. Aus dem Bad neben ihrer Kajüte hörte er nichts, gut möglich, dass sie bereits fertig war. Er klopfte an ihre Tür und wartete ab, allerdings bekam er keine Antwort. Erneut klopfte er dagegen, doch wieder nichts. Der Kommandant öffnete die Tür und stellte erleichtert fest, dass das Mädchen auf ihrem Bett saß. Ihre roten Haare hingen ihr nass ins Gesicht hinunter, ihr Blick war ins Leere, sie war wahrhaftig duschen gegangen, da er sie dazu aufgefordert hatte. Nach all dem heißen Wasser und dem Schrubben bekam sie dieses Gefühl nicht von sich weg. Sie fühlte noch immer das Blut an sich kleben, dabei wollte sie nur rein mit ihrem Gewissen sein. Sie hatte einen fremden Mann bereitwillig schwer verletzt, hätte ihn sogar töten können! Wie könnte sie sich so etwas jemals verzeihen.. „Lio..“, die Stimme des ersten Kommandanten ließ sie aufblicken, sein Blick und seine Haltung waren im Vergleich zu sonst weich. Als er in ihre schwarzen Augen blickte, überkam ihn das Gefühl, sie in die Arme zu schließen. Diese traurig verletzten Augen schrien förmlich danach, sie von ihrem Leid zu erlösen. Er setzte sich zu ihr aufs Bett, sagte aber nichts. Irgendwann rückte sie ein Stück näher zu ihm, aus seinen Augenwinkeln heraus erkannte er, wie Tränen erneut ihr Gesicht hinabliefen. Nach einer Weile fragte sie: „Lebt er noch?“, Marco wusste, dass es falsch wäre, sie anzulügen, deshalb antwortete er wahrheitsgemäß: „Ich weiß es nicht, wir haben ihn allerdings nicht behandelt. Gut möglich, dass er nicht mehr lebt“, die Worte prasselten auf sie ein, doch wirklich verstehen konnte sie nicht. War wegen ihr etwa ein anderer Mensch gestorben? „Ich wollte das nicht..“, hauchte sie kaum hörbar, „Ich weiß“, gab der Blonde nur von sich. Er konnte sich gut in ihre Lager versetzen, hatte es damals als Junge selbst erleben dürfen, doch ihm stand anfangs niemand bei. Sie hatte dagegen eine riesige Mannschaft hinter sich stehen, jeder würde sie aufmuntern, sie solle sich bloß keinen Kopf machen. „Am besten sprichst du bald mit Vater darüber. Thatch wollte gleich herkommen, wenn du allein sein willst, richte ich es ihm aus.“, die Rothaarige schniefte und rieb sich ihre Augen „Nein, schon gut. Ich möchte nicht allein sein.“, der erste Kommandant erhob sich vom Bett. „Gut, dann sag ich ihm Bescheid. Und Lio.. wenn du etwas hast, komm ruhig zu mir“, ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten, verließ er das Zimmer und zurück blieb ein kleines verschrecktes Mädchen. Seine Anwesenheit hatte sie etwas beruhigt, völlig allein im Raum, sagte sie dennoch „Danke..“ Nach sehr kurzer Zeit kam Thatch in den Raum, er sah panisch aus und völlig gehetzt. Als er die Rothaarige sah, atmete er erleichtert aus. Er hatte zwar den Worten Marcos Glauben geschenkt, aber wollte selbst sicherstellen, dass es ihr gut ging. Sie hatte keine Wunde davon getragen, allerdings konnte man ganz klare Spuren vom Weinen erkennen und ebenso die traurigen Augen. Die Rothaarige zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, doch dem Kommandanten war bewusst, dass es nicht echt war. „Lio, wie geht’s dir?“, „Besser“ sagte sie wahrheitsgemäß, doch konnte sie ihren Gegenüber nicht überzeugen. Wie auch Marco zuvor, setzte sich der Brünette neben die Rothaarige aufs Bett. „Willst du erzählen, was passiert ist?“, sie schüttelte nur den Kopf und er verstand, er drückte sie an sich „Schon gut Kleines, es wird nichts passieren.“ Sie hatte keine Angst davor, erneut angegriffen zu werden, eher Angst, jemand anderen so stark zu verletzen, dass dieser sterben würde, doch das wusste Thatch anscheinend nicht. „Ich weiß, aber das ist es nicht“, flüsterte sie, fragend sah er sie an „Nicht?“, „Ich wollte das nicht“, erklärte sie. Dem Brünetten war klar, dass sie nicht darüber sprechen wollte und beließ es dabei. Still saßen sie nebeneinander auf dem Bett, bis die Rothaarige sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht wischte „Können wir was backen?“, der Kommandant war sich nicht sicher, ob ihre Frage ernst gemeint war, doch ihr leichtes Lächeln überzeugte ihn. „Kuchen oder Kekse?“ fragte er sie mit einem Lächeln, „Mhhh“, sie tippe sich ans Kinn und tat so, als ob sie überlegen müsste. „Wie wäre es mit beidem?“ grinste sie frech, kopfschüttelnd stand Thatch auf und streckte ihr die Hand entgegen „Das überlegen wir uns nochmal“, auch er lächelte, froh darüber, sie etwas ablenken zu können. Gemeinsam gingen sie zur Kombüse, der Kommandant erhoffte sich nichts sehnlicher, als dass man den Gang bereits vom Blut befreit hatte, gücklicherweise war dies sogar der Fall. Im Essenssaal war inzwischen auch Ordnung eingekehrt und man sah noch einige Nakamas, die die restlichen Überreste des Frühstücks beseitigten. In der Kombüse selbst fragte Thatch die Rothaarige: „Was darf's denn für ein Kuchen sein? Schokoladenkuchen oder einer mit Früchten? Ein Käsek..“ „Mit Früchten!“, unterbrach sie ihn, ihre Augen funkelten bei der Vorstellung einen Früchtekuchen zu verspeisen. „Na schön, dann ein Früchtekuchen. Komm mal mit ins Lager“, er winkte sie zu sich. Im Lager selbst kannte sich die Zwölfjährige kein Stück aus und sah nur die unendlich vielen hohen Regale und Schränke, doch dem Smutje war klar, was er alles benötigen würde und zog das Mädchen mit in eine der Reihen. Er reichte ihr einige Verpackungen, er selbst nahm größere Packen mit Mehl und Zucker. „Lass uns das erst mal nach vorne bringen“, sagte er und lief zurück Richtung Kombüse. Schnell waren die Zutaten abgeladen und die zweite Ladung war nun dran. „Was möchtest du alles drauf haben?“, sie liefen die Reihen im Lager ab, „Apfel, Kiwi, Mandarine, Erdbeere, Birne, Banane, alles was du da hast!“ grinste sie vorfreudig. Etwas überrumpelt kratzte er sich an seinem Kopf und fragte „Willst du das wirklich alles auf einem Kuchen haben?“ „Ouh ja!“, er deutete ihr mit einem Handzeichen in die Reihe zu gehen, vor dem Regal machten sie Halt „Wenn du so viele Früchte haben willst, dann sollten wir mehrere Kuchen machen“, bei dem Wort 'mehrere' funkelten ihre Augen wieder „Aber dafür gibt’s dann keine Kekse“, ihre Mundwinkel sanken sichtlich und sie überlegte, ob es ihr wert wäre. Sie gab sich geschlagen „Na gut, dann nur Kuchen, dann aber viele!“ „Gut. Hier nimm das bitte“, er übergab ihr einen Korb mit Äpfeln und Birnen, er selbst nahm sich das restliche Obst. Wieder in der Kombüse wies er sie darauf an, das Obst zu waschen und zu schälen, gesagt getan. Der Kommandant richtete die Backformen her und bereitete den Teig vor. Schnell war dieser fertig und war zum Backen im Ofen. „Wie weit ist das Obst?“, „Alles ist geschält, aber ich weiß nicht, wie du es geschnitten haben willst“, sagte sie und wartete auf seine Antwort. Er kam zu ihr und nahm je eine Frucht und zeigte ihr, wie sie zu verkleinern war. Mit viel Mühe versuchte sie seine Schnitte nachzumachen, wie zuvor gelang es ihr, nur dauerte es länger, als bei ihm selbst. Als der Teig fertig war, holte er diesen hinaus und ließ ihn abkühlen, bis dahin half er ihr das Obst zu zerkleinern. „Möchtest du bei einem Kuchen Pudding drunter haben?“, bei 'Pudding' wurde sie hellhörig und hörte auf zu schneiden „Ja, sehr gern. Darf ich auch so welchen haben?“, der Brünette lächelte „Aber natürlich.“ Dank der Hilfe des Smutjes war das Obst schnell in Form gebracht und er machte sich daran den Pudding zuzubereiten. Als dieser verzehrbar war, gab er Lio eine Schüssel mit Vanillepudding „Danke“, sagte sie mit strahlenden Augen und verschlang gerade zu den Inhalt der Schüssel. Thatch ließ die Kleine in Ruhe essen und räumte benutztes Geschirr zusammen. Als sie endlich fertig war, wollte er mit ihr zusammen den Teig bestücken, doch jemand kam ihnen dazwischen. Der junge Vize stand an der Tür zum Essenssaal „Lio, Vater möchte mit dir sprechen“, Lio und Thatch wurden sich bewusst, was dies hieß. Die Laune der Rothaarigen sank auf einen Nullpunkt und sie schaute etwas traurig von Marco zu Thatch. Dieser wollte den Blonden in diesem Moment verfluchen, er selbst hatte es geschafft sie abzulenken und nun wollte man sie erneut mit dem Geschehenen konfrontieren. Mit einem schwachen Lächeln verabschiedete sie sich von dem Smutje „Mach bitte weiter ja? Ich möchte nachher ein gaaanz großes Stück haben“, er nickte nur, konnte ihr Lächeln allerdings nicht erwidern. Er versuchte dem ersten Kommandanten mit seinen Blicken zu erstechen, er hoffte, dass dieser zumindest ein schlechtes Gewissen hatte. Marco war sich bewusst, was Thatch getan hatte. Er hatte sie aufgemuntert und abgelenkt, doch sie musste sich mit dem Passierten auseinandersetzen, zumal niemand außer ihr wusste, was genau geschehen war. Dass es ihr unangenehm war darüber zu sprechen, war allen bewusst, doch musste sie berichten. Vater wollte umgehend wissen, was passiert war, doch geduldete er sich bis das Deck normal aussah, er wollte ihr diesen Anblick ersparen. Da das Deck sich nun im Normalzustand befand, wollte er mit ihr sprechen. Schweigend liefen sie nebeneinander den Gang entlang zum Deck, den Weg dorthin überlegte sich Lio, was sie oben vorfinden würde und vor allem auch, was sie erzählen sollte. Sie wollte nicht darüber nachdenken, noch weniger darüber sprechen. Oben angekommen atmete sie erleichtert aus, sie hatte erwartet, Kampfspuren sehen zu können, doch nichts dergleichen. Wie sonst auch immer saß der Captain des Schiffes auf seinem Thron und trank genüsslich seinen Sake. Vor diesem machten sie Halt „Hallo Vater“, sagte sie leise, aber hörbar. Als der Hüne sie bemerkt hatte, trank er einen letzten Zug und stellte die Flasche beiseite. „Lio, würdest du mir bitte erzählen, was vorhin passiert ist?“ ohne große Umschweife fragte er sie und bemerkte, wie ihr Blick zu Boden sank. „Lio..“ sagte er und wollte, dass sie ihn anschaute, doch noch immer schaute sie hinab. Völlig unerwartet wurde sie von Whitebeard gepackt und stand nun unsicher auf seinem Bein, fragend blickte sie auf und sah in das Gesicht ihres Captains. Seine sonst so harten Züge wirkten vollkommen entspannt und er sah sie liebevoll an „Erzähl bitte was passiert ist“, nach wie vor waren die Gedanken daran schrecklich, doch sie wollte ihm nicht widersprechen, er sollte erfahren, was passiert war. „Marco und ich wollten zum Trainingsraum, als uns jemand entgegen gekommen ist, der meinte, dass Piraten angreifen. Marco hat mir gesagt, ich soll unter Deck bleiben, was ich auch getan habe. Ich habe mein Schwert aus der Kajüte geholt und bin zurück in den Essenssaal. Ich konnte die Kämpfe und das Geschrei hören..“, sie machte kurz eine Pause und holte tief Luft ehe sie weitersprach. „Es hat einfach nicht aufgehört, es klang genauso, wie zu dem Zeitpunkt, als ich auf dem Schiff der Marine war.. Dann hörte ich ein Poltern aus dem Gang, ich wollte wissen, was das war und dann stand ich vor diesem Piraten“, nun ging es um den unangenehmeren Teil. Sie wollte nicht darüber sprechen, nicht die Worte in den Mund nehmen, die dieser Pirat gesagt hatte, doch wollte der Mann, der ihr eine Chance gegeben hatte, es wissen, also würde sie sprechen. „Er hat dich beleidigt, hat dich als lächerlich bezeichnet. Ich wurde wütend, habe aber nichts gesagt. Stattdessen habe ich mir überlegt, wie ein möglicher Kampf aussehen könnte und habe mein Schwert gezogen. Er hat über mich gelacht, gesagt ich wäre schwach und hätte keine Chance. Ich habe ihm weiterhin keine Antwort gegeben und dann hat er..“ sie sah wieder zu ihren Füßen „Er hat gefragt, ob mir meine Eltern nichts beigebracht hätten und das hat mich verletzt“, gab sie offen zu. Dieser Pirat hatte damit gesagt, dass ihre Eltern bzw. ihre Mutter sie nicht richtig großgezogen hatte und das konnte er keineswegs einschätzen. Er hatte damit ihr Mutter beleidigt und das konnte sie nicht einfach so auf sich sitzen lassen. „Ich habe ihn dann angegriffen. Er hat sich in Sicherheit gewogen, doch im letzten Moment bin ich seitlich an ihm vorbei und hab ihm das Schwert in den Körper gedrückt“, sie hatte ausgesprochen, was vor ein paar Stunden passiert war und sie war froh darüber, das Schlimmste nun hinter sich zu haben. Marco stand immer noch vor seinem Vater und der Rothaarigen, er hatte ihren Worten gelauscht und sich bildlich vorgestellt, wie sie reagiert hatte. Sie hatte einen kühlen Kopf bewahrt und den Piraten richtig angegriffen. Was genau er gesagt hatte, wollte der Blonde gar nicht wissen, allein die Tatsache, dass der Pirat seinen Vater beleidigt hatte, war Grund genug, um ihn bluten zu sehen. Whitebeard verstand die Reaktion des kleinen Mädchens und tätschelte mit seiner viel zu großen Hand ihren Kopf „Hat er noch etwas gesagt?“, fragte er ruhig, sie sagte nur, dass er direkt zusammengesackt sei und schnell bewusstlos wurde. Der Rothaarigen fielen einige Tränen das Gesicht hinab, der alte Hüne winkte seinem Vizen kurz zu, der daraufhin verschwand. „Es ist nicht leicht Pirat zu sein, aber du hast dich dafür entschieden“, sagte er und Lio nickte nur. Ihr war zuvor nie wirklich bewusst, was alles auf sie zukommen würde und nun hatte sie es an eigenem Leib erfahren. „Du musst wissen, wofür es sich zu kämpfen lohnt“, sprach Whitebeard weiter, mit tränengefüllten Augen schaute sie den alten Mann an und nickte, er hatte recht. „Möchtest du noch etwas wissen?“, er antwortete ihr darauf indem er sie zurück auf den hölzernen Boden stellte und sich bei ihr bedankte „Danke, ich weiß, wie schwer es dir gefallen sein muss.“ Sie nickte, wischte sich die Tränen aus den Augen und lächelte ein wenig. „Ich bin wieder bei Thatch, wenn es etwas gibt“ sagte sie noch und ging dann wieder unter Deck. Auf dem Weg zur Kombüse, rieb sie sich einige Male die Augen, sie wollte dem Kommandanten so nicht vor die Augen treten, er machte sich dann wieder viel zu viele Gedanken. Sie dachte über die gesagten Worte nach „Du musst wissen, wofür es sich zu kämpfen lohnt“, er hatte absolut recht. In der Kombüse sah sie den Smutje, der dabei war, den fünften Kuchen anzurichten. Die Rothaarige betrachtete jeden einzelnen „Die sehen ja wundervoll aus!“, sagte sie freudig. Der Brünette blickte auf und sah in das lächelnde Gesicht des Mädchens „Du bist schon zurück?“, fragte er etwas vorsichtiger „Ja, ich habe ihm alles erzählt“, erleichternd stellte er fest, dass sie pausenlos lächelte. „Es ist alles in Ordnung Thatch“, versicherte sie ihm und beruhigte seine Gedanken. „Brauchst du noch meine Hilfe?“, „Aber natürlich, hier ist noch ein Boden, du kannst ihn belegen“, gesagt getan, nach kurzer Zeit war auch dieser Kuchen gefüllt mit Früchten. „Möchtest du ein Stück?“, sie nickte zur Antwort, „Mit Pudding?“ „Ja, bitte!“ Sie bekam ein Stück und verschlang dieses direkt, durch die morgendlichen Ereignisse hatte sie ziemlichen Hunger und war froh, dass sie endlich was im Magen hatte. „Das mit dem Pudding ist einfach nur genial!“ sagte sie freudig mit vollem Mund. Gemeinsam verbrachten sie noch einige Zeit in der Kombüse, räumten auf und aßen Kuchen, mit der Zeit wurde es später und es stand das Mittagessen an. Da Lio nicht zu der vierten Division gehörte, die nun das Essen vorbereitete, verschwand sie nach einiger Zeit, um sich nach ihren Aufgaben zu erkundigen. Aus dem Trainingsraum der ersten Division hörte sie Stimmen, als sie gerade eintreten wollte, ging die Tür auf und ihr entgegen kamen einige Nakamas. Verwundert blieb sie stehen und sah allen dabei zu, wie sie den Raum verließen. Bis der Letzte hinaus trat, wartete sie und trat dann ein. Im Raum selbst erkannte sie den blonden Kommandanten, der etwas auf ein paar Zettel schrieb und sie anscheinend noch nicht bemerkt hatte. Der Geruch war nicht sonderlich angenehm und verriet ihr, dass die Männer eben wohl trainiert haben mussten. „Marco?“, der Blonde blickte nicht auf und schrieb weiter „Mh?“, etwas verwundet, dass er sie nicht ansah, fragte sie dann: „Habt ihr gerade trainiert?“, „Na, was denkst du denn?“, etwas kleinlaut sagte sie dann: „Ja.. und ich war nicht dabei..“ Er hörte ihr Unbehagen aus der Stimme heraus und wandte sich zu ihr: „Was nicht schlimm ist. Ich hab dir gesagt, dass du nicht dabei sein musst.“ Seine Worte beruhigten sie allerdings nicht, es wäre ihr erstes Training gewesen und jetzt hatte sie es verpasst, weil sie mit Thatch Kuchen gegessen hatte. Beim nächsten Training wollte sie unbedingt dabei sein, außerdem stand ja heute noch das Training mit Vista an, wo war eigentlich ihr Schwert? „Dann bin ich aber bei dem Nächsten dabei, weißt du wo mein Schwert ist?“, sie erinnerte sich daran, dass der Kommandant es ihr abgenommen hatte. „Vista müsste es haben“, unbeirrt widmete er sich wieder seinen Zetteln „Weißt du wo er ist?“, „Müsste an Deck sein“, gab er nur knapp zur Antwort. Lio verstand nicht, weshalb der Blonde so abweisend war, wahrscheinlich hatte er einfach viel zu tun und deshalb würde sie ihn nun nicht weiter stören. „Okay, danke und bis später.“ „Bis später.“ Sie verließ den Trainingsraum, um an Deck zu gehen. Dort hatte sie den Zylinderträger gefunden und ihr Schwert zurückbekommen. Die Meisten hatten bereits mitbekommen, was während des Kampfes passiert war und ebenso auch, dass sie es anscheinend nicht so gut weggesteckt hatte, wie sie sich nun gab. Vater und auch Marco hatten die Anderen gebeten, sie deswegen nicht zu fragen und normal weiterzumachen. So hatte Vista ihr zum Training zugestimmt, auch wenn er es aufgrund des Ereignisses am Morgen lieber abgesagt hätte. Zuvor allerdings stand das Mittagessen an, schnell hatte sich dieses für Lio erledigt, da sie sich bereits mit Kuchen vollgestopft hatte. Die Rothaarige hatte mitbekommen, wie nett jeder zu ihr war und sie war froh darüber, dass niemand sie auf das, was am morgen geschehen war, ansprach. Das Training mit dem Kommandanten lief besser als erwartet. Lio dachte, sie könne nun nicht mehr ordentlich kämpfen oder zumindest eingeschränkt. Als ihr Trainingspartner meinte, dass es für heute genug sei, registrierte sie dies nur, machte allerdings allein weiter. Noch immer wollte sie stärker werden und ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Sie wusste, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Niemand sollte ihretwegen verletzt werden, sie würde ihre Familie und Freunde beschützen, wenn es sein musste, auch mit ihrem Leben. Kapitel 17: Bekanntschaften --------------------------- Bekanntschaften „Du darfst hier nicht allein rum laufen, hast du gehört?“, „Aber warum denn nicht?“, „Weil es hier genügend Menschenhändler gibt und du es uns ersparen könntest, gefangen zu werden“, die Rothaarige verdrehte die Augen. „Ist ja gut. Gehen wir zusammen oder geh ich mit Thatch?“, „Thatch wird keine Zeit haben, er muss die Vorräte aufstocken“, ein leises Seufzen verließ die Lippen des inzwischen vierzehnjährigen Mädchens. Sie hatte zwar kein Problem mit Marco zu gehen, aber mit dem Smutje war es eindeutig lustiger. Sie hatten vor wenigen Minuten das Sabaody Archipel erreicht und würden sich demnächst zur Fischmenscheninsel aufmachen. Lio war völlig begeistert von der Vorstellung, dass es eine Insel unterhalb des Meeresspiegels geben würde. Umso gespannter waren die Anderen, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie erst einmal mit der beschichteten Moby Dick unter der Wasseroberfläche waren. Gemeinsam liefen Marco und Lio die Groves entlang, geplant war es, dass die Crew sobald wie möglich zur Fischmenscheninsel kam. Nicht mehr lange und sie würden endlich wieder in der Neuen Welt sein, da wo der Kaiser hingehörte. Bis zur fertigen Beschichtung hatten sie noch einige Stunden, in der die Rothaarige das Archipel kennenlernen durfte. Man hatte ihr bereits gesagt, dass es dort einige schöne Dinge geben würde, wie zum Beispiel den Freizeitpark, allerdings auch solche Dinge, wie das Auktionshaus. Ihr erster Halt war in einem Kleidergeschäft, das Mädchen war mit den letzten Monaten noch ein Stück gewachsen und benötigte dringend neue Kleidung. Der erste Kommandant ließ sie während ihrem Rundgang durchs Geschäft nicht allein, viel zu groß war die Gefahr, dass man sie schnappen und verkaufen könnte. Inzwischen war sie 14, ein Stück größer, trug ihre roten langen Haare meist offen oder zu Zöpfen und dazu immer kurze Hosen mit T-Shirts. In diesen fühlte sie sich am wohlsten und hatte immer noch ausreichend Bewegungsfreiraum, um zu kämpfen. Ihr Gesicht war immer noch sehr kindlich und an sich wirkte sie eher zierlich, daher wäre sie für die Menschenhändler ein absoluter Hauptgewinn. In den zwei Jahren, die sie nun schon bei den Piraten war, hatte sich seit Beginn nicht viel geändert, sie wurde nur ein noch festeres Mitglied. Am besten verstand sie sich mit Thatch dem Smutje, aber mittlerweile hatte sich die Beziehung zwischen Marco und ihr ebenfalls gefestigt. Auch wenn er oft den gleichgültigen Vize spielte, wusste sie, dass man sich auf ihn immer verlassen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaute sich der erste Kommandant im Geschäft um, auf der Suche nach der Rothaarigen. Sie trug einen gewaltigen Stapel an Kleidung Richtung Kabine, leise seufzte Marco, sie war auch nur eine Frau, die bei Kleidung schwach wurde. Nach einer Weile trat sie aus der Kabine heraus und kam mit einem breiten Grinsen zum Kommandanten. Vor ihm machte sie Halt „Ich wäre dann fertig!“, mit einem Nicken nahm er ihr einen Teil ab und marschierte zur Kasse. Schnell war bezahlt, der Einkauf in Taschen verteilt, welche von Blasen umgeben waren und sie verließen den Laden. „Brauchst du noch etwas oder können wir wieder zurück?“, „Brauchen nicht, aber ich würde so gern in den Freizeitpark von dem Thatch erzählt hat. Können wir in den Freizeitpark? Oh bitte Marco, lass uns in den Freizeitpark!“, ehe er ablehnen konnte, hatte sie ihn bereits an die Hand genommen und in eine Richtung gezogen. „Selbst, wenn ich zustimmen würde, wäre das die falsche Richtung“, abrupt blieb sie stehen „Wie..? Das ist die falsche Richtung? Och Marco, komm schon“, „Nein Lio, wir gehen zurück zum Schiff, keine Widerworte“, bockig schaute sie ihn an. Er wusste genau, dass sie in den Park wollte, doch war die Gefahr dort viel höher. Der Blonde nahm sie an die Hand und zog sie mit sich, es ging zurück zum Schiff. Anfangs versuchte sie den Griff zu lösen, doch brachte es nichts, er war einfach zu stark. Auf dem Weg zur Moby Dick schwiegen sie, Lio war sauer auf ihn und Marco wusste, dass sie nur meckern würde, wenn sie ein Gespräch begonnen hätten. Nach einer Weile sah man das riesige Schiff zwischen den Mangroven, die Beschichter arbeiteten immer noch daran, also würde es noch dauern. Da es mehrere waren, dauerte die Beschichtung nur einen Tag. Auf dem Schiff angekommen, riss die Rothaarige sich los, schnappte sich die Einkaufstüten und verschwand unter Deck. Whitebeard, der gemütlich auf seinem Thron saß, hatte das Schauspiel mit angeschaut und wartete auf eine Erklärung seines Vizen. Dieser lief seelenruhig zum Thron und sagte dann: „Sie ist nur etwas gereizt, weil ich nicht mit ihr in den Freizeitpark gehe“, wissend nickte der Hüne, fragte dann aber doch: „Und wieso gehst du nicht mit ihr?“, etwas verwundert über die Frage, sah er seinen Vater an, „Na, weil es viel zu gefährlich ist“ erklärte er. Der alte Mann konnte nicht anders und lachte „Gurarara, du willst mir sagen, dass es viel zu gefährlich ist? Du bist nicht umsonst Vize einer so großen Bande, da wirst du es wohl schaffen, auf sie aufzupassen!“, etwas unsicher kratzte sich der Blonde am Hinterkopf, ehe er etwas sagen konnte, sprach der Mann im Thron: „Du hast bestimmt einfach nur keine Lust mit ihr durch den Park zu gehen.“ Ertappt schaute der Kommandant kurzzeitig zu Boden und sah schnell wieder auf „Stimmt schon.. gefährlich ist es aber dennoch“, „Wenn es so gefährlich ist, nimm noch jemanden mit, Haruta müsste noch Zeit haben“, bei der Überlegung mit der Vierzehnjährigen und der Kommandantin zu gehen, weiteten sich die Augen des Blonden minimal. „Schon gut, hab verstanden. Ich geh gleich zu ihr und gehe dann mit ihr in den Park. Was denkst du, wie lange die Beschichtung noch dauert?“, ein weiteres Lachen konnte sich der Piratencaptain nicht verkneifen „Gurarara, noch einige Stunden schätze ich mal. Viel Spaß im Freizeitpark und pass' bloß gut auf sie auf!“, mit einem Nicken trat er vom Thron und machte sich auf den Weg zur Rothaarigen. Vor ihrer Tür machte er Halt und klopfte, von drinnen hörte man nur ein „Herein“ und er trat ein. Sie stand mit den Tüten vor dem Schrank und sortierte ihre neu ergatterte Kleidung ein, sie blickte nicht zur Tür, als der Blonde eintrat. „Wir gehen in den Park“, das Mädchen hielt in ihrer Bewegung inne und sah ihn dann an „Wirklich?“, „Ja, aber jetzt, sonst überlege ich es mir nochmal.“ Das T-Shirt, welches sie in den Händen hielt, landete ungefaltet im Schrank und sie lief zu ihrem Kommandanten, ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht und ihre Augen strahlten vor Freude. Innerlich seufzte der Kommandant, freute sich allerdings darüber, dass man sie so leicht zufrieden stellen konnte. Auf dem Weg dorthin, sprach die Rothaarige darüber, was sie zuerst machen wollte und fragte den Blonden aus, was es dort noch alles gab. Sie erfuhr, dass es dort eine Achterbahn gab, von Weitem hatte sie selbst gesehen, dass dort ein Riesenrad stand, außerdem gab es noch die Wildwasserfahrt. Als sie ankamen, konnte sie sich gar nicht entscheiden, was sie als Erstes machen wollte, doch entschied sie sich für den freien Fall. Darauf folgte die Schiffsschaukel und auch die Achterbahn. Im Moment saßen sie in einer Drehtasse, welche sich sehr schnell bewegte, da das Mädchen wie wild daran drehte. „Wir müssen gleich unbedingt noch in die Horror Show und danach noch aufs Riesenrad und..“, „Horror Show und Riesenrad mehr nicht, wir müssen bald zurück“, kurz schob sich die Unterlippe der Rothaarigen nach vorne, doch grinste sie wieder „Dann lass uns schnell gehen!“ Übereifrig lief sie zu dem Gruselkabinett und wartete davor auf Marco, welcher sich ein wenig mehr Zeit ließ. Sie hatte keine Geduld mehr und rief ihm zu „Ich geh schon mal rein, wir sehen uns gleich drinnen!“, kaum hatte sie es ausgesprochen und der Kommandant es verstanden, war sie darin verschwunden. Schnell lief er ihr hinterher und trat in das Kabinett, doch von ihr war nichts mehr zu sehen „Lio?“ rief er, doch zur Antwort sprang ihm nur ein Skelett vor die Füße. Genervt schlug er es beiseite und lief den Gang entlang „Lio? Wo bist du?“, wieder keine Antwort. Er trat in einen dunklen Gang, sein Arm ging in Flammen auf und er sah mehrere Puppen an der Wand hängen, er erblickte das Ende des Ganges und trat in den neuen Raum. Wieder versuchte er es „Lio?“, noch immer erhielt er keine Antwort und er lief von Raum zu Raum, nirgendwo war von ihr eine Spur. Sie stand derweil vor dem Gruselkabinett und wartete, dass Marco endlich herauskommen würde, doch von ihm war nichts zu sehen. Ob er schon weitergegangen war? Sollte sie nun warten oder einfach zum Riesenrad gehen? Sie hatten schließlich ausgemacht, dass sie danach dorthin gehen würden. Das Mädchen zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg zum Riesenrad, auch davor erkannte sie nirgendwo den Blonden und stellte sich in die Schlange, spätestens auf dem Schiff würden sie sich wiedersehen. Sie trat in einer der Blasengondeln ein und wartete darauf, dass es endlich losging. Kurz bevor die Fahrt startete, trat ein älterer Mann in die Gondel, freundlich fragte er: „Ist hier noch Platz?“, „Aber natürlich“, sagte sie mit einem Lächeln. Sie sah dem Mann dabei zu, wie er sich setzte. Er trug einen Umhang, welcher genauso weiß war, wie seine langen Haare, er trug eine runde Brille und eine senkrechte Narbe verlief über sein rechtes Auge. Durch sein Lächeln erkannte Lio, dass er kein schlechter Mensch sein konnte, er hatte keine bösen Absichten. Die Rothaarige setzte sich und die Fahrt ging los, schnell hatten sie den höchsten Punkt erreicht und das Rad blieb stehen, sie stand wieder auf und sah hinab. Alles sah so klein aus, die Aussicht von dort oben war absolut atemberaubend und sie konnte das Glitzern des Meeres sehen. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Mädchens. Sie war schon zwei Jahre bei den Piraten und sie bereute davon keinen Tag. Sie verstand so langsam, was ihre Mutter mit Freiheit meinte, sie war froh, sich so entschieden zu haben. Der Mann, der ebenfalls in der Gondel saß, riss sie aus ihren Gedanken: „Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich“, verwundert drehte sie sich zu ihm um „Du kennst meine Mutter?“, er lächelte und sagte: „Aber ja, Lina war eine beeindruckende Frau“, ihre Augen weiteten sich ein Stück, der Mann kannte wirklich ihre Mutter, woher sonst kannte er ihren Namen? „Und wer bist du?“, fragte sie neugierig „Ich bin Silvers Rayleigh, ein alter Bekannter deiner Mutter und nenn' mich doch bitte Ray“, „Okay Ray, ich bin Lio!“, sagte sie freudig. Dass er sie bereits kannte, erzählte er ihr nicht. Er hatte sie schon recht früh bemerkt, die roten Haare hatte sie eindeutig von ihrem Vater geerbt. Von Shanks hatte er vor weniger als zwei Jahren erfahren, was mit Lina und Lio passiert sei. Außerdem hatte der Rothaarige berichtet, dass er nicht wusste, was mit seiner Tochter passiert war, nachdem das Marineschiff angegriffen wurde. Überraschenderweise stellte der ehemalige Vize des Piratenkönigs fest, dass sie mit den Whitebeardpiraten unterwegs war. Der junge Kommandant war ihr Begleitschutz und das machte es dem dunklen König unmöglich, allein mit ihr zu sprechen, glücklicherweise hatte dieser sich im Gruselkabinett verirrt. Rayleigh wollte erfahren, weshalb sie bei den Piraten war und warum ihr Vater nichts von ihr hörte. Ob sie sich überhaupt noch an Shanks erinnerte? „Sag mal Ray, woher kennst du meine Mutter?“, wie sollte er darauf antworten ohne ihren Vater mit einzubeziehen? „Nun ja, ich war auch einmal Pirat“ erklärte er knapp, er wollte wissen, was sie von Shanks dachte. „Wenn du möchtest, erkläre ich dir nach der Fahrt alles in der Bottakuri Bar bei einem Sake“, die Rothaarige grübelte darüber, eigentlich dürfte es doch kein Problem sein, wenn sie mit ihm mitging, oder? Schließlich kannte er ihre Mutter und konnte etwas über sie während ihrer Piratenzeit erzählen. Der alte Mann verstand ihr Zögern und sagte: „Ich bringe dich danach auch auf das Schiff zurück“, die letzten Sorgen waren damit abgehakt, sie durfte ja schließlich nicht allein auf dem Archipel rumlaufen, daher sollte es kein Problem sein, wenn sie mit ihm ging. Sie nickte und sagte dann „Gut, du erzählst mir was zu meiner Mutter, der Sake geht aber auf dich!“ Er lächelte, sie mochte also Sake, eindeutig die Tochter des Roten. Marco irrte derweil immer noch durch das Gruselkabinett und war kurz davor, dieses auseinander zu nehmen. Er hatte sich zu Beginn für die andere Abzweigung entschieden und somit den längeren Weg genommen. Seufzend lief er jeden Gang entlang und hoffte inständig, dass es Lio gut ging. In der Bottakuri Bar angekommen, begrüßte sie eine sehr jung aussehende Frau namens Shakuyak. „Schon zurück Ray? Sag nicht, du hast alles so schnell verspielt“, „Nein nein Shacky, ich habe aber jemanden mitgebracht, Lio“, hinter ihm versteckt, trat die Rothaarige vor und lächelte die Barbesitzerin schüchtern an. „Ist das nicht die Tochter von..“ „Von Lina, genau“, gerade noch rechtzeitig konnte der dunkle König die Schwarzhaarige unterbrechen. Das Mädchen hatte noch nicht über ihren Vater gesprochen, dafür gab es sicherlich einige Gründe und er wollte herausfinden, was dahinter steckte. Mit einem Blick versuchte er ihr klar zu machen, dass sie nichts falsches sagen sollte. Die beiden Neuankömmlinge setzten sich an den Tresen „Einen Sake, geht auf Ray“, sagte die Rothaarige mit einem Grinsen im Gesicht. Ray schaute sich ihr Gesicht genaustens an und erkannte daraus die weichen weiblichen Züge ihrer Mutter, aber dennoch war deutlich ihr Vater erkennbar. Die Augen- und Haarfarbe hatte sie eindeutig von ihm, von dem Grinsen ganz zu schweigen. „Sake? Bist du dafür nicht zu jung Kleines?“, „Ach quatsch Vater trinkt doch auch immer soviel.“ Die beiden Erwachsenen schauten sich für einen Moment an, sie wussten, dass Shanks ein Säufer war, aber genauso wusste auch Ray, dass sie bei den Whitebeardpiraten war und der alte Captain den Sake wie Wasser trank. Shacky stellte zwei Gläser Sake auf den Tresen und fragte dann: „Vater?“, die Rothaarige nickte und antwortete: „Ja, Whitebeard. Wir nennen ihn alle Vater“, die Barbesitzerin nickte und zündete eine Zigarette an. „Soso, Whitebeard ist also nicht dein Vater?“, fragte die Raucherin und schob das Gespräch in die richtige Richtung. Sie selbst wusste natürlich, dass alle Mitglieder, wie Söhne und Töchter für den Captain waren, doch wollte sie eine Antwort von dem Mädchen hören. Ray nahm sich das Glas Sake und wartete auf eine Antwort des Mädchens, welche sie nun aussprach: „Ja richtig, er ist nicht mein Vater, aber er ist wie einer. Ich kenne meinen leiblichen Vater nicht“, sie lächelte etwas schwach und trank einen Schluck von dem Sake. „Schmeckt gar nicht schlecht“, sagte sie und stellte das Glas zurück auf den Tresen, es herrschte Stille in der Bar. Rayleigh verstand so langsam, dass sie ihren Vater wohl nie kennengelernt hatte oder sie sich zumindest nicht an ihn erinnern konnte. Was für ein Bild sie wohl von ihm hatte? Er trank einen großen Schluck und fragte: „Seit wann bist du denn schon bei dem Alten?“, „Müssten nun um die zwei Jahre sein“, Ray und Shacky schauten sich kurz an. Vor zwei Jahren hatte Shanks berichtet, was passiert war. „Und wie kommt es, dass du bei ihm bist? Ich meine, es ist nicht gewöhnlich, dass ein so junges Mädchen bei Piraten lebt“, fragte die Barbesitzerin und zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette, ehe sie diese in einem Aschenbecher ausdrückte. „Damals hat mich die Marine gefangen genommen, auf der Grandline wurden sie von den Whitebeardpiraten angegriffen und sie nahmen mich mit, seitdem lebe ich bei ihnen als Piratin!“, erklärte sie und lächelte stolz bei dem Teil, in dem sie erzählte, dass sie Piratin sei. „Warum hat die Marine dich gefangen genommen?“ fragte Rayleigh und wartete auf eine Antwort, noch immer wusste er nicht, was sie wohl von Shanks dachte. „Sie sagten, meine Eltern wären Piraten und ich wäre mit dieser Blutlinie eine zu hohe Gefahr. Dabei wusste ich ja von meiner Mama, dass sie kaum kämpfte und somit gar nicht so böse sein konnte, wie sie es sagten. Zu meinem Vater weiß ich ja nichts, wahrscheinlich weiß er genauso wenig über mich, wie ich über ihn. Er hat sich ja nie für mich interessiert..“ den letzten Satz sagte sie sehr leise und ihr Blick ging zu Boden. Kurzzeitig verzogen sich die Augen des dunklen Königs zu Schlitzen, doch schnell wurde sein Blick wieder weich. Er hatte die fehlende Information. Sie dachte, dass Shanks sie damals nicht mehr besucht hatte, weil er sich nicht für sie interessierte, dabei war die Marine der Grund gewesen, weshalb er seine Heimat verließ. Hatte Lina ihr nie erklärt, wieso er nicht da war? Was dachte Lio sonst noch über ihren Vater? Er trank von seinem Sake und dachte ein Weilchen in Ruhe nach, doch diese wurde schnell gebrochen, als die Rothaarige erneut zu sprechen begann: „Ist aber auch nicht sonderlich schlimm. Früher hab ich ihn dafür gehasst, dass er uns alleingelassen hat, dass er.. Mama alleingelassen hat. Aber er wird sicher seine Gründe gehabt haben. Er ist ja schließlich Pirat und ich weiß, wie schön es ist, Pirat zu sein.“ Sie lächelte, ein echtes Lächeln lag auf ihren Lippen, sie trank den restlichen Schluck Sake aus und stellte das Glas zurück auf den Tresen. Erstaunt darüber, dass sie diese Sache so reif betrachtete, fragte der Weißhaarige sich, was sie wohl schon alles erlebt haben musste. Shacky füllte ihr leeres Glas und sah abwartend zu Rayleigh, damit dieser etwas sagte „Lina war auch sehr früh Piratin geworden. Du hast schon recht, gekämpft hat sie nicht sehr viel, trotzdem war sie eine großartige Piratin. Sie hatte damals die Pflanzenfrucht gegessen, ich erinnere mich noch gut daran, wie sie die Frucht am liebsten ausgespuckt hätte, weil sie so furchtbar schmeckte“, der ehemalige Vizepirat musste lachen bei der Erinnerung. Er betrachtete die Rothaarige und fragte dann: „Du bist Schwertkämpferin?“ „Ja, mehr oder weniger. Ich habe damals angefangen, irgendwann war dann so ein gruseliger Kauz da, der mir einige hilfreiche Tipps gegeben hat. Seit ich bei den Whitebeardpiraten bin, trainiere ich regelmäßig mit einem Kommandanten.“ „Dürfte ich es mal sehen?“, „Aber natürlich“, sie stand vom Barhocker auf, löste das Schwert von ihrem Gürtel und reichte es ihm. Er nahm es ihr ab und zog es aus der Scheide, die Klinge war scharf und robust. Es waren keine Kerben in der Schneide zu finden, sie musste es wohl gut pflegen, es war ein durchschnittlich gutes Schwert und für einen Anfänger ausreichend. „Nicht schlecht, kannst du denn auch ordentlich damit umgehen?“, fragte er mit einem schiefen Lächeln, etwas empört sah ihn sie an „Natürlich kann ich das. Komm mit raus und ich zeig es dir!“, er lachte über ihre Reaktion. „Bezweifele ich doch nicht, wie könnte es auch anders sein mit solchen Eltern.“, bei dem Wort Eltern überlegte sie, ob es seine Absicht war. Kannte er ihren Vater oder meinte er damit nur ihre Mutter? Wusste er etwas über ihn? Interessierte sie es überhaupt, was mit ihrem Vater war? Sie redete sich ein, dass es egal war, was mit ihrem Vater sei, sie hatte bereits mit ihm abgeschlossen und es war gut so. „Soll ich es dir nun zeigen oder hast du Angst?“, er erhob sich von seinem Hocker und reichte ihr das Schwert zurück „Nein nein, das ist es nicht, aber ich sollte dich zum Schiff bringen“, sie nahm dankend ihr Schwert entgegen und steckte es zurück. Sie suchte in der Bar eine Uhr und war etwas entsetzt, dass es bereits so spät war, das würde sicherlich noch Folgen haben. „Das ist wirklich eine gute Idee. Danke für den Sake“, sagte sie zur Schwarzhaarigen, welche sie anlächelte „Kein Problem, wenn du mal wieder auf dem Archipel bist, komm ruhig vorbei“, „Ich werde es mir merken.“ Rayleigh verabschiedete sich ebenfalls bei der Barbesitzerin und gemeinsam traten die beiden aus der Bar hinaus. Inzwischen war es dunkler geworden und Lio war ziemlich froh darüber, nicht allein zurück zum Schiff zu müssen. Ob Marco sehr sauer auf sie war? Den Weg über blieb es zwischen beiden still, nur zu Beginn hatte sich der Ältere erkundigt, auf welchem Grove sich das Schiff befand. Nach einer Weile fragte die Rothaarige dann doch: „Sag mal Ray, kennst du meinen Vater?“, nebeneinander liefen sie her, es dauerte ein Weilchen, ehe er antwortete: „Ja, ich kenne ihn, sehr gut sogar“, „Mh..“ brachte sie schließlich nur hervor. Wenn er ihn so gut kannte, könnte sie ihm sicherlich einige Fragen stellen, eventuell könnte er ihr sogar beantworten, warum er damals sie und ihre Mutter alleingelassen hatte. Wollte sie das alles hören? Wollte sie wirklich wissen, weshalb er sie zurückgelassen hatte? Vielleicht wäre der Grund nur noch viel schlimmer? Vielleicht würde es aber alles einen Sinn ergeben.. „Lebt er noch?“ „Ja, und er sucht nach dir“, sie blieb abrupt stehen und sah ihn ungläubig an. Meinte er es ernst? Warum sollte der Mann, der sie damals alleingelassen hatte, sie suchen? Rayleigh war ebenfalls stehen geblieben und sah in ihre schwarzen Augen „Ich werde dir nichts über ihn erzählen. Du sollst die Möglichkeit haben, dir ein eigenes Bild von ihm zu machen. Es ist dir überlassen, ob du ihn sehen willst oder nicht. Willst du seinen Namen?“, das Mädchen überlegte, überlegte lange. Wollte sie ihn sehen? Wollte sie auch nur irgendetwas über ihn wissen? Sie hatte mit ihm bereits abgeschlossen, doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher. „Ich weiß es nicht“, sagte sie ehrlich, der alte Mann nickte nur „Ich habe deinem Vater versprochen, Bescheid zu geben, sobald ich etwas weiß“, ihre Augen weiteten sich, wollte er sie ihm jetzt etwa ausliefern? „Keine Angst, ich werde ihm nur sagen, dass du lebst und dass es dir gut geht. Alles andere ist dann ihm und dir überlassen“ er reichte ihr einen kleinen Zettel, den sie entgegen nahm „Das ist eine Vivre Card, sie zeigt dir an, in welche Richtung sich die Person befindet, der sie gehört.“ Die Rothaarige legte den Zettel in ihre Handfläche und sah, wie der Zettel sich von ihr wegbewegte „Also ist er irgendwo in dieser Richtung..“, stellte sie ruhig fest. „Ja, allerdings zeigt dir die Karte nicht, wie weit er weg ist“, „Danke Ray..“, er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, ihren Vater kennenzulernen, wenn sie es denn wollte. „Ich werde ihm nicht sagen, dass du mit Whitebeard unterwegs bist, aber mach dich darauf gefasst, dass ihr euch eines Tages sehen werdet.“ Sie nickte daraufhin nur „Wir sollten uns etwas beeilen, sie machen sich wahrscheinlich schon Sorgen um dich“, ohne auf ihre Antwort zu warten, ging er los. Das Schiff war nicht mehr weit entfernt und man konnte die Rufe der Piraten hören. Aus der Ferne sah man das gewaltige Schiff, welches inzwischen vollständig beschichtet war. „Den Rest schaffst du sicher auch allein“, „Kommst du denn nicht mit?“, sie dachte, dass er wenigstens mitkommen würde, damit die anderen sahen, dass sie einen Begleitschutz hatte und somit weniger Ärger bekommen würde. „Du musst wissen, Whitebeard und ich sind nicht die größten Freunde, es wäre besser du gehst allein“, erklärte er mit einem schiefen Lächeln. „Oh..“ brachte sie nur hervor, woher kannte er Whitebeard? Sie drehte sich vom Schiff zu ihm und lächelte „Vielen Dank, dass du mir etwas erzählt hast und auch für die Karte“, „Nichts zu danken Kleines“, sagte er noch immer mit einem Lächeln. Sie umarmte ihn schnell und ehe der dunkle König es realisiert hatte, war sie bereits zur Moby Dick gerannt. Sie hatte unglaublich viel von ihren Eltern, abgesehen vom Aussehen hatte sie das gute Herz beider bekommen. Ob die Rothaarige sich bewusst war, was es für ihren Vater bedeuten würde, sie lebend zu wissen? Schnell rannte Lio zur Moby Dick und hörte von dort schon einige Rufe. Um das Schiff herum lag eine seifenartige Schicht, die Arbeiter von vorher waren bereits verschwunden. Sie trat an Deck und sah den Smutje, wie er heftig gestikulierte „Wie du weißt nicht wo sie ist?! Es war doch deine Aufgabe, auf sie aufzupassen!“, der erste Kommandant blickte grimmig drein „Wir waren im Gruselkabinett und da hab ich sie verloren. Am Riesenrad war sie auch nicht, ich dachte, sie wäre wenigstens so schlau und wäre direkt hergekommen“, „Wie du siehst, ist sie aber nicht hier! Wir müssen sie suchen, umgehend“ Der alte Piratencaptain mischte sich ebenfalls ein: „Ich glaube, das könnt ihr euch sparen.“ Er hatte sie bereits in der Ferne gesehen, auch ihre Begleitung hatte er erkannt. Was der Vize seines ehemaligen Feindes wohl von ihr wollte? Die beiden Kommandanten drehten sich um und sahen die Rothaarige, welche sie etwas schüchtern anlächelte. „Wo zur Hölle warst du?“, fragte der Blonde zu erst „Na ja..“ fing sie an und wurde sofort unterbrochen „Ich hab dir gesagt, dass wir zusammenbleiben müssen und du haust einfach ab“, „Ich hab doch auf dich gewartet, aber du kamst einfach nicht raus, also bin ich schon mal vor, weil ich nicht wusste, ob du noch drin oder schon vor bist“, versuchte sie sich zu erklären. Gerade, als der Vize erneut etwas sagen wollte, sprach der Captain: „Wo warst du bis eben noch?“, unsicher sah sie ihn an, ob sie von Rayleigh erzählen sollte? „Ich hab jemanden kennengelernt“, nun fragte der Brünette: „Wie? Wen hast du denn kennengelernt?“, „Er kannte meine Mutter, hat mir einige Dinge über sie erzählt.“ Von der Vivre Card, die sie ebenfalls von ihm bekommen hatte, erzählte sie allerdings nicht, sie war sich schließlich selbst nicht wirklich sicher, ob sie ihren Vater nun kennenlernen wollte oder nicht. Der alte Hüne schaute sie etwas argwöhnisch an, das konnte nicht alles sein, was der dunkle König von ihr wollte, irgendetwas gab es da noch. „Das nächste Mal rennst du nicht einfach davon und wartest, du kannst morgen den Trainingsraum putzen“, „Was?!“, „Keine Diskussion“, gereizt schaute sie ihren Kommandanten an und hoffte, dass er gleich tot umfallen würde. Nur weil er ihr Kommandant war, musste er es ihr nicht immer vorhalten. „Wie dem auch sei, da du nun da bist, können wir los“, sagte der Blonde und schaute wartend seinen Vater an. „Nun gut. Machen wir uns auf den Weg zur Fischmenscheninsel!“, schnell wurde reagiert und alle bereiteten den Tiefgang vor. Da es für Lio das erste Mal war mit einem beschichteten Schiff unter Wasser zu tauchen, hielt sie sich zurück und sah den Anderen dabei zu, wie sie die Segel einholten. Die Beschichtungsblase wurde aufgebläht und umgab das gesamte Schiff, langsam tauchte dieses ins Wasser hinein. Mit großen Augen schaute sie die Beschichtung an und war sich absolut nicht sicher, ob alles gut gehen würde und ob sie auch heile blieb. Unterhalb der Wasseroberfläche sank das Schiff immer tiefer, das Mädchen konnte gar nicht ihren Augen trauen, es war so surreal unter dem Wasser zu sein. Man sah die langen großen Wurzeln der Mangroven, da es schon dunkler war, konnte man nicht mehr allzu viel sehen, doch erkannte Lio einen Schwarm voller Fische, welche an dem Schiff vorbei schwammen. Sie trat näher an die Reling und betrachtete das Meer, was wohl passieren würde wenn..? Sie berührte die Blase zaghaft, es fühlte sich tatsächlich an wie eine Seifenblase, doch diese platzte nicht, sie streckte ihn Arm aus und spürte den Widerstand, der von der Beschichtung ausging. Was wohl passieren würde, wenn sie mehr Druck ausübte? Etwas schneller ließ sie den Arm auf die Schicht sausen, welche nachgab. Mit großen Augen schaute sie auf ihren Unterarm, der im kühlen Wasser war. Sie bewegte ihre Finger und konnte kaum glauben, dass das funktionierte. Die Schicht war noch immer ganz, obwohl das Mädchen sie eben durchbohrt hatte. Der erste Kommandant trat zu ihr und fragte sie: „Verblüffend nicht wahr?“, „Warum platzt sie nicht?“, sie zog ihren Arm zurück, das Wasser tropfte von ihrem Arm auf den hölzernen Boden. „Wenn ein Seekönig kommt und zubeißen würde, wäre das etwas anderes. So kleine Löcher schaden der Blase nicht. Trotzdem solltest du nicht mit deinem Schwert darauf einschlagen“ belehrte er gelassen mit den Händen in den Hosentaschen. Die Rothaarige nickte „Wie lange brauchen wir zur Fischmenscheninsel?“ „Je nachdem, wann wir die Strömung erreichen, noch dauert es aber etwas, schließlich liegt die Insel 10.000 Meter unter dem Meeresspiegel“, erklärte er ruhig „Achso, dann gehe ich eben in meine Kajüte, den Rest einräumen und..“ etwas beschämt schaute sie zu Boden „Tut mir leid, dass ich vorhin nicht gewartet hab und einfach auf eigene Faust los bin“, „Schon gut Lio, war ja von dir nicht anders zu erwarten“, beruhigte er sie und wuschelte ihr durch die Haare. Wie schon damals, hasste sie diese Geste, zumal es jetzt noch viel schlimmer war, weil sie älter geworden war, somit weniger Kind war und weil ihre Haare es nicht so gut verkrafteten. Mit einem Seufzen richtete sie ihre Haare und verschwand unter Deck. Das Schiff schwankte nicht, man bemerkte nur, dass es ganz langsam tiefer sank. In ihrer Kajüte räumte sie den restlichen Einkauf ein und entschied sich dazu, zu duschen. Gerade als sie ihre Hose ausgezogen hatte, fiel der Zettel, den Rayleigh ihr gegeben hatte, aus der Tasche. Er bewegte sich dieses Mal zu ihr hin, sie hob ihn auf und legte ihn in eines ihrer alten Tagebücher, dort würde er sicher nicht abhauen. Das Mädchen dachte darüber nach, was sie wegen ihrem Vater machen sollte, doch schob sie den Gedanken beiseite und begab sich unter die Dusche. „Ihre neue Bekanntschaft war übrigens Silvers Rayleigh“, sagte der Hüne und trank aus seiner Flasche, etwas verdutzt sah der Blonde seinen Captain an „Rayleigh? Etwa der Vize von Roger? Was hat er mit ihr zu tun?“ Thatch mischte sich ebenfalls sein: „Sie sagte, dass die Person ihre Mutter kannte. Gut möglich, dass er auch den Vater kennt?“, „Vielleicht ist es ja doch der Rote..“, sagte Marco schließlich. Whitebeard antwortete darauf nicht und überlegte sich, ob dies möglich war. Er trank einen tiefen Schluck aus seiner Flasche. Wenn er sich richtig erinnerte, war der Rote doch Kabinenjunge auf Rogers Schiff. Natürlich kannte Rayleigh ihn dann, doch was hatte er mit Lios Mutter am Hut? Gehörte sie etwa zu dem Roten? Logisch wäre es, doch warum hatte das Mädchen dann nur davon gesprochen, dass Rayleigh ihre Mutter kannte. Hatte sie ihnen eine Information enthalten oder war es der dunkle König, der ihr nicht alles erzählt hatte, was er wusste? Wieder trank der Hüne einen großen Schluck und sprach dann: „Ich werde sie später noch fragen, lasst uns erst einmal zu Neptun gelangen. Da wartet noch reichlich Sake auf uns!“, die Piraten grölten und machten sich bereit, in die Strömung zu gelangen, ab da würde es nicht so ruhig weitergehen. Frisch geduscht trat Lio an Deck und durfte feststellen, wie dunkel es unter Wasser war. Sie waren bereits sehr tief gesunken und bald würden sie die Strömung erreichen, welche sie noch tiefer brachte. Die Rothaarige sah den Smutje an der Reling stehen und trat zu ihm „Es dauert nicht mehr lange“, sagte er, als er sie bemerkt hatte. „Ich freu' mich schon sehr darauf“ sagte sie lächelnd. Kapitel 18: Meerjungfraumänner & CO. ------------------------------------ Meerjungfraumänner & CO. „Whitebeard! Schön, dass ihr endlich da seid. Wir haben so lange auf euch gewartet“, begrüßte der große Meermann mit ausgestreckten Armen seine Neuankömmlinge, die gerade den Ryuuguu-Palast betreten hatten. Freudig lief der alte Piratencaptain auf den König zu „Neptun, lange ist's her“, freundschaftlich umarmten sich die Beiden. „Das kannst du wohl sagen, verlief die Fahrt reibungslos oder gab es Probleme mit der Strömung?“, erkundigte sich der König. „Ach, du weißt doch, die See ist nie ruhig!“, die beiden Riesen lachten. „Ist er so etwas wie eine Meerjungfrau nur männlich?“, hörte man die Rothaarige ganz leise den vierten Kommandanten fragen. Dieser musste bei ihren Worten schmunzeln „So etwas in der Art, man nennt es auch Wassermann oder Meermann“, „Oh, stimmt!“, sie musste über ihre eigenen Worte kichern und hielt sich die Hand vor den Mund, damit es nicht zu laut war. Doch gehört wurde sie von allen. „Huh?“ der Wassermann hörte eine kindliche Lache und drehte sich zu dem Mädchen, gesehen hatte er sie noch nie, vor allem sah sie noch viel zu jung aus, um eine Piratin zu sein. Wie alt konnte sie sein? Wahrscheinlich nicht älter, als sein ältester Sohn Fukaboshi. Als die Rothaarige den Blick des Königs bemerkte, verstummte sie. Sie wusste nicht, wie gut er es verkraftete, als Meerjungfrau bezeichnet worden zu sein. Mit großen unschuldigen Augen schaute sie ihn an und wartete auf irgendeine Reaktion, die allerdings nicht kam, da der Meermann sie von oben bis unten musterte. „Neptun, wenn ich vorstellen darf, das ist Lio, unser jüngstes Mitglied“, stellte der Hüne Lio vor und brach die Stille. Fragend sah der Wassermann den Captain an, er war sich nicht sicher, ob diese Information wahrheitsgemäß war. „Mitglied? Du meinst, sie ist Piratin?“, abschätzend sah er von dem Mädchen zu Whitebeard. Dieser sagte mit einem Lachen: „Gurarara, aber ja! Unterschätz' sie bloß nicht“, Lios Blick war etwas grimmig und sie nickte heftig, als ihr Vater sprach. Es war lästig, dass sie jeder als schwach einschätzte, nur weil sie so jung war. „Glaub es ruhig, ich bin eine super Piratin!“, sagte sie etwas patziger als gewollt. Entschuldigend blickte der König drein „Tut mir wirklich leid, du bist noch so jung, wie meine Kinder und die Vorstellung, dass sie Piraten wären..“, er sprach nicht weiter. Seine Tochter war ohnehin schon in Gefahr, da musste sie sich nicht auch noch freiwillig in solche begeben, um Piratin zu werden. Bei dem Wort Kinder hellte sich die Miene der Vierzehnjährigen „Kinder? Wie alt sind sie?“, sie war völlig begeistert von der Vorstellung, mal mit Kindern in ihrem Alter etwas zu machen. „Sie müssten alle in deinem Alter sein, sie sind gerade alle bei meiner Jüngsten, Shirahoshi. Eine Wache kann dich zu ihnen bringen?“, fragte er eher Whitebeard, anstatt Lio. Sie sah ebenfalls ihren Captain mit flehenden Augen an und er stimmte zu. „Wenn das Fest stattfindet, bist du aber wieder da“, sagte er der Rothaarigen, welche heftig den Kopf nickte „Aber natürlich Vater, bis später!“ In einer Blase begleitete sie einen der Fischmenschen, vor einem Turm machten sie Halt. „Warte noch einen Moment“, sagte dieser und verschwand durch die riesige Tür im Turm. Es dauerte ein Weilchen bis die Tür sich öffnete und die Wache hinaus trat: „Du kannst nun hinein“, sagte dieser und trat beiseite. Kaum stand Lio im Turm, wurde die Tür hinter ihr geschlossen. Sie wunderte sich kurzzeitig, weshalb man so einen riesigen Aufstand machte, doch schob den Gedanken schnell beiseite. Auf sie waren vier Augenpaare gerichtet, welche sie von oben bis unten musterten. Zu ihnen gehörten ganz offensichtlich eine Meerjungfrau, die sie eher ängstlich anschaute und drei Meermänner, die eher freundlich schauten bis auf den einen, der eher misstrauisch wirkte. Wie auch der König hatten sie alle eine Schwanzflosse, völlig fasziniert davon, grinste die Rothaarige, hob ihre Hand und sagte freundlich „Hallo!“ Zwei von den Beiden kamen auf einer Blase schwebend zu ihr, sie grinsten sie an „Hallo, du musst das Menschenmädchen sein. Ich bin Ryuuboshi“ „Und ich bin sein Bruder Manboshi, da drüben sind Shirahoshi und Fukaboshi und wie heißt du?“, etwas überfordert kratzte sich die Rothaarige am Kopf „Ich bin Lio, verzeiht mir bitte, wenn ich eure Namen alle nicht direkt drauf hab. Wie war das? Du bist Ryuuboshi, du .. Manboshi, du Shirahoshi und du.. ähm Fokuboshi?“, sie zeigte dabei auf jeden von ihnen und sie nickten, wenn ihr Name denn stimmte. Nur einer blickte sie immer noch misstrauisch an und verbesserte dann: „Fukaboshi“, „Oh, das tut mir leid! Fukaboshi, ich werd's mir merken“, er nickte nur. Der größere von beiden Ryuuboshi nahm sie an die Hand und zog sie zu den Anderen „Also, erzähl. Wie ist es so, da oben an der Meeresfläche“, sie nahmen bei der Jüngsten und dem Ältesten Platz und gespannt schauten sie die Rothaarige an. „Na ja, wie soll es sein?“, sie wusste nicht recht, was sie von ihr hören wollten, da meldete sich die Prinzessin „Du lebst doch an Land oder? Wie ist es da?“, Lio ging ein Licht auf, das meinten sie mit ihrer Frage. „Nicht direkt, ich bin Piratin und..“ sie wurde unterbrochen von Manboshi: „Pirat? So wie Jimbei?“, irritiert schaute die Vierzehnjährige ihn an „Jimbei?“, Ryuuboshi antwortete „Ja Jimbei, er ist einer der Sieben Samurai!“, wieder verstand sie. Er musste wohl ein Fischmensch sein, welcher ebenfalls Pirat war und dazu noch ein Samurai. Sie verzog etwas die Miene bei dem Gedanken daran, freiwillig für die Weltregierung arbeiten zu wollen, aber jedem das seine. „Also Jimbei ist ja Pirat und gleichzeitig Samurai, aber ich bin nur Pirat“ erklärte sie sich „Und so oft sind wir auch nicht an Land, aber wenn, dann sind da viele Gebirge und Wälder, aber es ist nicht vergleichbar mit hier. Hier sieht es so atemberaubend schön aus, all die Farben!“ erklärte sie „Ach und die letzte Insel bestand nur aus Bäumen! Und da gab es auch einen Freizeitpark mit Achterbahn, Wasserrutsche und Riesenrad!“, ungläubig wurde sie angeschaut „Ein Freizeitpark?“, „Ja!“ sagte Lio lächelnd. Sie erzählte über ihre Erlebnisse auf den verschiedensten Inseln und berichtete in Gedanken schwelgend, was es für Attraktionen auf dem Freizeitpark gab. Nach ihrer Erzählung meldete sich Fukaboshi das erste Mal „Ich hab gehört, dass jede Insel ihre eigene Jahreszeit hat, stimmt das?“ „Öhm, ja. Jede Insel hat ihre Jahreszeit, wir waren auf einer Insel, da hat es pausenlos geschneit! Und auf einer anderen war es unglaublich heiß, die heißen dann Winter- und Sommerinsel. Natürlich gibt es noch Frühlingsinseln und auch Herbst.“ Die junge Prinzessin fragte: „Es hat geschneit?“, „Ja, Schnee lag überall und fiel die ganze Zeit vom Himmel“, sie wurde von allen merkwürdig angeschaut, wussten sie etwa nicht was Schnee war? Manboshi stellte dann die Frage „Was ist Schnee..?“, verdutzt sah sie jeden Einzelnen an „Ihr wisst nicht..? Oh, Schnee ist gefrorenes Wasser, welches vom Himmel fällt. Er ist weiß und man kann damit Dinge formen und darin spielen“, die Augen der Jüngsten Shirahoshi begannen zu strahlen „Wirklich? Das klingt ja super!“ „Ist es auch, ihr müsst unbedingt mal mitkommen!“ sagte die Rothaarige freiheraus ohne Bedenken. Sie schauten alle etwas bedrückt, doch Lio wusste nicht wieso „Was ist denn? Hab ich was falsches gesagt?“, der Meermann mit blauen Haaren Fukaboshi meldete sich „Nein, nicht direkt. Aber es ist für uns zu gefährlich an der Wasseroberfläche zu sein“ „Gefährlich? Das stimmt doch gar nicht..“, „Shirahoshi kann nicht einmal diesen Turm verlassen, ohne in Gefahr zu sein und dann noch an die Oberfläche, wo Menschenhändler nur darauf warten? Nein“, er wurde lauter und Lio wurde es unangenehmer darüber gesprochen zu haben. „Wieso kannst du den Turm nicht verlassen?“ fragte sie zur Prinzessin gewandt, ihr ältester Bruder antwortete doch darauf: „Weil ein Verrückter namens Van der Decken sie umbringen will.“ „Lio, ist alles in Ordnung?“ der vierte Kommandant riss sie aus ihren Gedanken „Was? Oh, ja klar“, sagte sie dann, in Gedanken war sie bei der jungen Meerjungfrau. Sie wurden zum Fest abgeholt, als das Mädchen gerade fragen wollte, weshalb dieser Van der Decken die Prinzessin umbringen wollte, so kreiste die Frage noch immer durch den Kopf der Rothaarigen. Vor ihnen befand sich ein riesiger Haufen voller Essen, dazu gehörten auch viele Süßspeisen, wie den Pudding, den die junge Piratin so liebte, doch Appetit hatte sie eher keinen. Dies war einer der Gründe, weshalb Thatch sie etwas besorgt ansah. Sie würde niemals Pudding ablehnen, außer ihr würde es nicht gut gehen, also was war der Grund? „Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte der Kommandant ein zweites Mal, sie sah ihn direkt in die Augen und lächelte „Ja, wirklich“, immer noch nicht überzeugt von ihren Worten nickte er nur. Die Feier war wie jede wundervoll, überall wurde getanzt und gelacht, das Essen war absolut köstlich und jeder amüsierte sich. Nur die Rothaarige, die so ein Fest zum ersten Mal erlebte, war nicht ganz bei der Sache. Sie erkannte die Prinzen etwas entfernt von ihr, die Prinzessin war immer noch in ihrem Turm. Lio wollte gerade auf die Prinzen zu laufen, da wurde sie zurückgehalten „Warte, du musst vorher in die Blase“, sagte der Brünette und umhüllte ihren Kopf mit einer Luftblase. Etwas unkoordiniert ruderte sie mit ihren Armen im Wasser, um endlich zu den Fischmenschen zu gelangen. Als diese sie bemerkt hatten, lachten sie und Ryuuboshi schwamm auf das Mädchen zu „Also das mit dem Schwimmen solltest du nochmal üben“, etwas beleidigt sagte sie nur „Ja ja, lacht nur. Dafür kann ich an Land viel schneller laufen als ihr!“ Der Wassermann nahm sie an die Hand und schwamm zu seinen Brüdern, sie aßen gerade eine rötliche Glibbermasse, die stark an Wackelpudding erinnerte. Weshalb die Meerjungenfrauenprinzessin nicht anwesend war, hinterfragte Lio gar nicht erst. Sie wollte dennoch wissen, weshalb dieser Van der Decken sie umbringen wollte, schließlich war sie doch die Prinzessin, was für einen Grund könnte sie ihm gegeben haben, sie tot sehen zu wollen. Zurückhaltend sagte sie dann: „Ich möchte euch ja nicht die Laune verderben, aber ich muss es unbedingt wissen“, sie machte eine Pause und sah jeden dabei an. „Warum will dieser Van der Decken.. ich meine, warum versucht er..“, sie konnte die Frage nicht ausformulieren und hoffte dennoch, dass sie verstanden und antworten würden. Fukaboshi räusperte sich und sprach; „Er will sie heiraten und sie hat abgelehnt. Er sähe sie lieber tot, als an der Seite eines Anderen.“, mehrere Male blinzelte die Rothaarige. Der Typ wollte sie heiraten? Dabei war sie doch erst.. Ja, wie alt war sie eigentlich? „Wie alt ist Shirahoshi?“, fragte die Piratin. Manboshi antwortete mit halbvollem Mund „Sie ist letztens erst elf geworden“, den Blick, den die Rothaarige nun aufsetzte, zeigte deutliche Verwirrung. Dieser Van der Decken wollte die elfjährige Prinzessin heiraten und nach Ablehnen ihrerseits umbringen, war er verrückt geworden und wieso tat niemand etwas dagegen? „Aber.. warum macht niemand etwas gegen ihn?“, „Niemand weiß so genau, wo er sich aufhält“, „Schwesterchens größte Sicherheit ist der Turm“, „Kann sie denn nicht einmal im Palast frei herum schwimmen?“ hakte Lio nach. „Er hat von einer Teufelsfrucht gegessen“, „Mit dieser kann er jeden Gegenstand auf ein Ziel werfen“, „Das Ziel ist die Person, die er als letztes berührt hat“, „In diesem Fall unsere Schwester“, von dem ständigen Wechseln des Sprechers, wurde die Rothaarige ganz kirre. „Hört auf immer abwechselnd zu sprechen! Da wird man ja total verrückt,“ sagte sie nun schon verzweifelt. Der Älteste von ihnen musste schmunzeln, für ihn war es nichts besonderes, wenn seine Brüder so sprachen, doch wie es wohl auf einen Fremden wirken musste, war ihm nicht bewusst. Umso lustiger, dass sie sich so leicht verwirren ließ. Durch ein erneutes Räuspern hatte er die Aufmerksamkeit des Mädchens ergattert „Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Er lebt auf der Fischmenscheninsel, sein Standort ist unbekannt, er hat eine Teufelsfrucht gegessen mit der er unsere Schwester mit allen möglichen Dingen bewerfen kann, demnach auch scharfe gefährliche Waffen, daher ist der Turm für sie der sicherste Ort“, sie nickte verstehend. Wie es wohl sein musste, jeden Tag in einem Turm zu sitzen und nichts von der Welt zu sehen? Die junge Prinzessin musste ziemlich einsam sein. Mitleid spiegelte sich in dem Gesicht der Piratin „Das muss bestimmt schwer für sie sein..“, sagte sie etwas geknickt, „Ja, aber wir versuchen immer für sie da zu sein und sie zum Lachen zu bringen. Sie ist das wertvollste, was diese Insel beinhaltet“, dass er damit ihre geheime Kraft ansprach, wusste das Mädchen natürlich nicht. Die Musik spielte pausenlos und die Feier war noch im Gange, die Gruppe bestehend aus Lio, Ryuuboshi, Manboshi und Fukaboshi schwiegen und lauschten nur dem Partylärm, der sich durch die Halle breit machte. Nach einer Weile fragte die Rothaarige: „Was ist das eigentlich für rotes Glibberzeugs?“ und deutete dabei auf einer der Schalen mit besagter Substanz, „Das? Das ist Orangen-Limetten-Pudding“, „Schmeckt super!“, „Du musst es unbedingt probieren!“ sagten die Brüder und wieder huschte ihr Blick von dem einen zum Anderen. „Ihr macht das schon wieder..“ sagte sie seufzend und eher für sich selbst, doch Fukaboshi hörte es. Wieder musste er schmunzeln und sagte dann zu ihr „Man gewöhnt sich dran und dann ist es nur noch halb so schlimm“, sie blickte von der Schale in ihren Händen, in das Gesicht des Meermannes und musste sich eingestehen, dass er viel freundlicher aussah, wenn er denn lächelte. Nicht nur freundlicher, sondern – wie sagt man? Hübscher. Irritiert über ihre Gedanken, schüttelte sie ihren Kopf und blinzelte mehrere Mal ihren Pudding an, was dachte sie da bloß und vor allem, seit wann dachte sie über so etwas nach? Der Blauhaarige hob eine Augenbraue, hatte er etwas falsches gesagt? „Alles in Ordnung?“, eher stotternd brachte sie nur ein „Ähääm, ja“ hervor, lächelte verpeilt schief und stopfte sich schnell einen Löffel mit der rötlichen Masse in den Mund, um bloß nichts mehr sagen zu müssen. Ihr Blick war noch immer gen Pudding, der ungewöhnlich köstlich schmeckte. Ihr Interesse für diesen war in diesem Moment geweckt, solange sie nicht wieder den jungen Prinzen anschauen musste. Der Pudding schmeckte wirklich ungewöhnlich gut, die Konsistenz erinnerte stark an Wackelpudding und der Geschmack war unverkennbar Orange und Limette. Nicht zu süß, mit der perfekten fruchtigen Note und vor allem im Abgang nicht zu sauer. Sie betrachtete die Schale und auch die Bewegung, die sie ausführte, um den Pudding zu ihrem Mund zu führen, besonders intensiv, sodass sie nicht mitbekam, wie jemand mit ihr sprach. Als sie allerdings in die Seite gestupst wurde, blickte sie in das Gesicht ihres Kommandanten, der sie etwas gereizt anschaute. „Oh Marco, 'tschuldigung. Was hast du gesagt?“, „Es ist wirklich immer das Gleiche mit dir. Kaum hast du Pudding, schaltest du ab“, im Normalfall würde sie ihm jetzt zustimmen, doch war der Grund für ihre Vernarrtheit nur vorhanden, um sich von etwas oder besser gesagt von jemand anderen abzulenken. Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf und sagte dann: „Hast ja recht, 'tschuldige. Also?“, „Wird Zeit fürs Bett“ grinste er sie an. Ihr entglitten ihre Gesichtszüge „Wie?! Du sagst mir nie, wann ich zu schlafen hab und jetzt tust du es.. um mich bloß zu stellen?“, anstatt ihre Vermutung abzulehnen, stimmte er nur zu. „Du..“, sagte sie und hob ihre Faust drohend „Du bist zwar mein Kommandant, aber ich bin immer noch Piratin und ich lass mir nicht von dir sagen, wann ich zu schlafen hab!“, sie war kurz davor ihn anzuspringen, doch konnte sie sich immer noch beherrschen. „Ach Lio, stell dich doch nicht so an. Du sollst schlafen, weil die Prinzessin auch gleich schläft“, damit löste er Verwirrung aus. Ihre Wut verblasste und ihre Faust sank, ihr Kopf legte sich leicht zur Seite „Wie?“ Ihre Auffassungsgabe hatte die Spanne einer Fliege und er verdrehte die Augen „Was verstehst du daran nicht? Die Prinzessin schläft gleich und es wäre doch unfreundlich, wenn du sie weckst, wenn du erst später dorthin gehst“, langsam schien sie zu verstehen. Ihre Augen verengten sich ein klein wenig und sie dachte über die Worte ihres Kommandanten nach. „Heißt das, ich schlaf bei Shirahoshi?“, seufzend gab der Blonde ein „Gut erkannt Kleines“ von sich und hängte noch ein „Wäre gut, wenn du schlafen gehst“ an. Die Rothaarige hatte endlich verstanden, „Oh..“ gab sie nur von sich, das wäre ihre erste Nacht mit einem anderen Mädchen, obwohl.. könnte man eine Meerjungfrau dazu zählen? Bestimmt, oder? Der Kommandant ließ die Gruppe allein und wandte sich wieder seinem Sake zu. Lio sah die Prinzen fragend an „Wusstet ihr etwas davon?“, zwei von ihnen antworteten „Nein“, „Normalerweise ist sie sehr ängstlich“, „Deshalb wundern wir uns, dass sie das möchte“, „Sicher, dass ich dann bei ihr schlafen soll?“ fragte die Rothaarige noch immer verunsichert. Fukaboshi übernahm nun das Antworten: „Wenn sie das möchte, ist es natürlich in Ordnung. Wir bringen dich am besten direkt zu ihr“, ehe sie verstanden hatte, wurde sie bereits in eine Blase gesteckt und hinter sich hergezogen. Ryuuboshi hatte sie wiedermal an die Hand genommen und schwamm mit ihr voran „Hey! Du hättest ruhig auch kurz warten können“, „Aber so ist das doch viel lustiger!“ rief Manboshi hinter ihr, Fukaboshi musste über ihren Gesichtsausdruck und auch seine Chaotenbrüder lachen. Nach kurzer Zeit hatten die Vier den Turm erreicht, die Wachen davor ließen sie ohne Umstände hinein. Die Prinzessin sprach gerade mit einem größeren Hai, der ein rotes T-Shirt trug. Die Rothaarige blieb wie angewurzelt stehen und betrachtete die beiden, ihre Hand lag noch immer in der des Wassermannes und sie drückte etwas zu, als sie den riesigen Hai sah. Ihre schwarzen Augen waren vor Schock geweitet, sie hatte zwar schon einige Seekönige gesehen, doch dann immer auf Abstand und im Schutz der Anderen und nun war ein gewaltiger Hai im Turm der Prinzessin. Fukaboshi bemerkte, wie Lio stehen blieb und die Hand seines Bruders nicht losließ. Sein Bruder bemerkte ebenfalls, wie sie vor Angst stehen geblieben war und gluckste.„Du musst keine Angst haben, das ist Megalo“, sagte er und löste mit seiner anderen Hand ihren Griff. „Aber.. das ist ein Hai“, sagte sie leise und trat etwas zurück, um sich hinter die Prinzen zu verstecken. „Und unser Freund“ sagte Manboshi und sein ältester Bruder zog sie zu sich und schob sie ein Stück nach vorn. Er beugte sich etwas zu ihr herab „Du brauchst wirklich keine Angst haben“, sagte er mit sanfter Stimme. Seine Hand auf ihrer Schulter beruhigte sie ein klein wenig. Shirahoshi blickte auf und sah die Ankömmlinge „Da seid ihr ja schon, danke dass ihr Lio hergebracht habt. Du hast doch kein Problem damit hier zu schlafen oder?“, fragte sie die Rothaarige. Megalo hatte sie ebenfalls bemerkt und schwamm auf sie zu, stotternd gab sie nur ein „N.. Nein, ich freu' mich, echt“ von sich, als er noch etwas näher kam, trat sie einen Schritt zurück und stieß mit ihrem Rücken gegen Fukaboshi, der sie sicherheitshalber festhielt, damit sie nicht fallen würde. „Du brauchst keine Angst haben, es gibt keinen lieberen Hai als ihn“ „Aber..“ ehe sie ihre Bedenken aussprechen konnte, hatte der Hai die letzten Meter überwunden und öffnete sein Maul. Ihre Augen weiteten sich soweit es ging und ehe sie handeln konnte, hatte er mit seiner Zunge einmal über sie drüber geschlabbert. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von Panik zu Eke „Eww“ gab sie nur von sich, doch alle anderen lachten „Ich glaub, er mag dich!“ „Ja, sonst hätte er dich sicher nicht abgeschleckt“, „Ja toll“, gab das Mädchen nur von sich und sah an sich herab. Sie stand noch immer vor dem Blauhaarigen, der ebenfalls lachen musste „Siehst du? Brauchst keine Angst haben, zumindest um deine Gesundheit“, grimmig drehte sie sich um „Ja, da scheinst du wohl recht zu haben“, ihr kam ein Gedanke und sie musste grinsen. Sie breitete ihre Arme aus und umarmte den Prinzen und versuchte ihn so gut wie möglich einzusauen, er hatte aufgehört zu lachen und wandte sich unter der Umarmung. „Hey! Lass das. Nein, hör auf, stopp!“, sagte er und bekam sie zu fassen und hielt sie etwas von entfernt von ihr fest. Um sie herum lachten alle, selbst die Rothaarige musste vor Schadenfreude grinsen. „Was sollte das?“, fragte Fukaboshi etwas gereizter als es klingen sollte, doch sie störte sich nicht daran „Na, ich wollte dich umarmen, Einwände?“ grinste sie und streckte die Arme aus, um ihn erneut zu umarmen, doch er hielt sie fest. „Eigentlich nicht, aber ich verzichte, wenn du mit Schleim übersät bist“, er wiederholte die Worte für sich im Kopf und musste sich selbst fragen, was er da eigentlich gesagt hatte. Sie ließ ihre Arme sinken und grinste noch immer „Ist ja gut, dann ein andermal. Du kannst mich loslassen“, sagte sie mit Zuversicht, nur war er sich da nicht sicher, ob sie es einhalten würde. „Wirklich?“, „Jaha“, sie konnte sich das Grinsen dennoch nicht verkneifen. Er ließ sie langsam los und beobachte sie genaustens. Im Falle sie würde ihn wieder schleimübersät umarmen, wäre er zumindest vorbereitet, doch es geschah nichts. Dann sagte Manboshi: „Gut! Dann lassen wir euch jetzt allein. Schlaft gut“ „Und träumt etwas schönes!“, ergänzte sein Bruder Ryuuboshi. Die junge Prinzessin lächelte „Ihr auch und bis morgen früh!“, der Älteste verabschiedete sich ebenfalls von den Mädchen und zu dritt verschwanden sie aus dem Turm, übrig blieben nur die Meerjungfrau, ihr Hai und die Rothaarige. Diese drehte sich zur jüngeren „Du Shirahoshi, kann ich hier schnell duschen? Ich meine, wegen dem Zeugs..“ und deutete dabei auf sich. „Ja klar, die Tür dahinten führt ins Bad und vorhin hat übrigens ein Kommandant mit komischer Frisur Sachen von dir hergebracht“, sie deutete dabei auf den kleinen blauen Rucksack. „Oh, das ist perfekt!“ erwiderte Lio und schnappte sich diesen „Ich mach mich so schnell es geht fertig, bin gleich wieder da“ und verschwand durch die große Tür in das Bad. Es war riesengroß, was natürlich selbstverständlich war, wenn man bedachte, dass es für die Prinzessin war, die sicherlich noch wachsen würde. Sie entledigte sich schnell ihrer Kleidung und schlüpfte unter die Dusche, schnell hatte sie sich fertig gemacht und trat mit Rucksack wieder aus dem Bad. Schüchtern lächelte die Prinzessin sie an und sagte „Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn wir uns ein Bett teilen?“, Lio kam näher und grinste nur „Nö, stört mich kein Stück!“, schließlich war das ihr erste richtige Übernachtung bei einer fast gleichaltrigen. Da die Prinzessin schon mit ihren elf Jahren um einiges größer war als ein normal großer Mensch in ihrem Alter, musste auch ihr Mobiliar viel größer sein. Die Rothaarige kletterte an dem Gestell des Bettes hinauf und setzte sich im Schneidersitz neben die Prinzessin. „Der Kommandant heißt übrigens Thatch“, gab sie von sich. „Huh?“, „Na, der mit der komischen Frisur. Das war Thatch, Kommandant der vierten Division“, „Achso, ist er etwa dein Kommandant?“ „Nein, aber ich versteh mich am besten mit ihm“, sagte sie und lächelte. Wie viel Unsinn hatte sie bereits angestellt und hatte sich dann immer hinter Thatch geschoben, wenn Marco ihr eine Strafe aufdrücken wollte? Dank dem Smutje durfte sie ihre Strafarbeit immer in der Kombüse ablegen, Gott sei Dank! Shirahoshi schaltete das Licht aus und legte sich hin „Du Lio? Wie ist es?“, ihre Frage war so allgemein gestellt, dass die Angesprochene darauf alles antworten könnte, doch wusste sie, was die Prinzessin interessierte, sie legte sich zu ihr. „Na ja, ich liebe es, jeden Abend an der Reling zu stehen und den Himmel zu betrachten. Der Wind, der einem die Meerluft durch die Haare jagt, die Möwen, die vor Hunger kreischen. Ich liebe es einfach Pirat zu sein. Weißt du, es fühlt sich so unbeschreiblich an.“ 'Unbeschreiblich' passte ganz gut, nur war es es wert beschrieben zu werden. „Wenn das Wetter mitspielt, ist es einfach das Beste, was es gibt. Die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut, der kühle Wind, das Rauschen des Meeres. Ich würde nie wieder auf das verzichten wollen“, erklärte sie ihr und Shirahoshis Augen begannen bei der Vorstellung zu funkeln. „Eines Tages will ich auch mal dort oben sein..“, sagte sie leise, aber dennoch hörbar „Und wenn es soweit ist, will ich, dass du mir alles zeigst! Den Freizeitpark und den Schnee und all das!“ Lio lächelte „Ich würde nichts lieber tun.“ Nach einer Weile der Ruhe fragte die Prinzessin: „Ist es nicht gefährlich, Pirat zu sein?“, „Manchmal ja, aber man weiß, worauf man sich einlässt, wenn man beschließt Pirat zu sein“ antwortete die Rothaarige etwas ernster. „Haben denn deine Eltern keine Angst um dich?“, die Meerjungfrau hatte sich diese Frage schon länger gestellt, denn sie selbst lebte von allen Gefahren abgeschirmt in einem Turm. Dass sie mit der Frage einen wunden Punkt getroffen hatte, wusste sie nicht. „Das kann man so nicht genau sagen“, im Dunkeln erkannte sie nicht die Gesichtszüge des Mädchens, doch ihre Stimme war sehr ruhig. Auf Lios Lippen lag ein schwaches Lächeln „Meine Mutter ist schon vor einiger Zeit gestorben und mein Vater.. ich kenne ihn nicht und ich weiß auch nichts über ihn“, sie erinnerte sich zwar an den Zettel, den sie von Rayleigh bekommen hatte, aber sie würde noch eine Zeit darüber nachdenken müssen. Mitleidig und entschuldigend blickte die Prinzessin durch die Dunkelheit „Oh, das tut mir leid“, sie wollte nicht, dass die Laune ihrer Freundin sich verschlechterte. Sie wusste selbst, wie es war, wenn man die eigene Mutter verlor. „Ach, ist schon gut. Das Leben verläuft so, wie es eben sein soll und ich bin doch glücklich. Wäre ich niemals Piratin geworden, wäre ich nicht hier und hätte diese wunderschöne Insel niemals kennengelernt“, erzählte sie schon etwas freudiger. Shirahoshi konnte nicht ganz nachvollziehen, wie schnell Lio sich gefasst hatte, sie selbst war dagegen eine riesige Heulsuse. „Meine Brüder müssen dir morgen unbedingt die Insel zeigen“, sagte sie auch nach einer Weile. „Ich würde mich riesig freuen, ich erzähle dir morgen auch ein paar Geschichten von dem, was ich schon alles erlebt habe“, mit einem Lächeln nickte sie und schloss ihre Augen. Ziemlich kurze Zeit später hörte man die gleichmäßige Atmung der Meerjungfrau und die Rothaarige dachte noch ein Weilchen nach. Sie hatte ihre Mutter verloren und als Piratin eine Familie gewonnen, nun hatte sie die Möglichkeit ihren Vater zu treffen, doch wollte sie das wirklich? Soviel sprach dafür, aber auch dagegen, wofür sollte sie sich nur entscheiden? Und was, wenn ihr Vater sich auf die Suche nach ihr machen sollte, wie würde sie auf das Zusammentreffen reagieren? Könnte sie diesen Fremden überhaupt als einen Vater anerkennen? Schließlich hatte sie doch bereits einen Vater – Whitebeard. Er gab ihr ein Zuhause auf der Unendlichkeit des Meeres, sollte da noch jemand den gleichen Platz haben, wie dieser Mann? Zu viele Fragen kreisten durch den Kopf des Mädchens, am liebsten wäre sie an Deck gegangen und hätte die frische Seeluft eingeatmet, doch war dies hier nicht möglich. Etwas stupste gegen ihren Fuß und sie blickte fragend dorthin, niemand anderes als Megalo lag am Fußende des Bettes und schaute sie an. In der Dunkelheit konnte man nur die Umrisse erkennen und es sah erschreckend aus, wie dieser Hai dort lag. Er rutschte über das Bett etwas auf sie zu, leise flüsterte Lio „Jetzt schleck mich bitte nicht wieder ab..“, zur Antwort stupste er sie mit seiner Nasenspitze in den Bauch. „Schon besser“, sagte sie und tätschelte über den großen Kopf des Haies. Sie konnte zwar nicht an Deck, aber dafür war sie nicht allein, wie sonst jede Nacht, das hatte doch etwas. Der Hai quetschte sich zwischen die Prinzessin und das Mädchen und schlief kurze Zeit später. Eine Weile lauschte Lio der Atmung und schlief irgendwann selbst ein. Kapitel 19: Sowas wie ich mag dich ---------------------------------- Sowas wie ich mag dich Die Nacht verlief ruhig und die Drei schliefen in aller Seelenfrieden, doch viel zu früh wurden sie unsanft mit einem lauten Scheppern, gleichzusetzen mit einem Donnern, geweckt. Vor Schreck war die Rothaarige aufgewacht und wollte, um nach ihrem Schwert zu greifen, einen Schritt aus dem Bett machen und fiel dabei heraus. Sie hatte völlig vergessen, wo sie sich befand und dachte, es wäre ein Angriff der Marine oder anderer Piraten. Halbwach, halbschlafend lag sie am Boden, hievte sich langsam auf die Beine und rieb sich den Kopf, sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, doch nirgendwo war ein Angreifer zu sehen. „Was zur Hölle war das denn..“, fluchte sie leise für sich und hörte ein leises Rascheln, welches vom Bett kam. Sie blickte hinauf und sah, wie die Prinzessin sich müde die Augen rieb. Als diese das Mädchen am Boden sah, lächelte sie schüchtern „Guten Morgen, was machst du denn da unten?“, fragte sie. Lio kletterte, wie die Nacht zuvor, am Bettgestell hinauf und setzte sich neben Shirahoshi. „Morgen, bin aus dem Bett gefallen.. was war das eben?“, sagte sie etwas grimmig, da im Gegensatz dazu die Weckmethoden ihres Kommandanten angenehmer waren. Etwas ängstlich antwortete sie ihr dann: „Das war Van der Decken, er hat wieder etwas geworfen..“, in ihren Augen sammelten sich bereits Tränen. Die Rothaarige versuchte schnellstmöglich sie davon abzulenken „Hey, nicht weinen. Das ist es doch nicht wert“, sagte sie mit einem Lächeln und stupste der Prinzessin in den Bauch. Sie kicherte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Die Piratin legte sich zurück auf den Rücken und betrachtete die Decke. „Und? Was machen wir heute?“, „Eigentlich sollen meine Brüder dir ja die Insel zeigen“, „Ja, aber was machen wir?“ hängte Lio schnell hinterher und sah sie an. Sie wollte die junge Meerjungfrau nicht alleine zurücklassen und wenn sie den Turm nicht verlassen konnte, wollte Lio zumindest dort bleiben. „Also gleich gibt es erst mal Frühstück und dann..“, „Ich könnte ein paar Bücher holen und dir Bilder zeigen, die Geschichten erzähle ich dir natürlich auch“, unterbrach die Piratin und verlegen antwortete ihr Gegenüber: „Ja, sehr gern“, ihre Wangen wurden leicht rot. Die Rothaarige musste lächeln, die Prinzessin war einfach zu niedlich. Jemand klopfte an der Tür und kurze Zeit später wurde sie geöffnet, es traten einige Wachen mit Tabletts ein. Darauf befanden sich Unmengen an Speisen und mit großen Augen betrachtete die Rothaarige das Essen, passend dazu knurrte ihr Magen. Shirahoshi hatte es gehört und kicherte leise mit vorgehaltener Hand, nun wurde auch Lio etwas rot im Gesicht. Einer der Wachen blieb vor dem Bett stehen und verbeugte sich einmal, als er sich erhob, sagte er: „Wir wünschen euch einen guten Morgen Prinzessin, ich hoffe ihr habt gut geschlafen“, „Guten Morgen, ja vielen Dank“, gab sie zur Antwort und die Wache wandte sich bereits zum Gehen. Vor der Tür blieb er stehen und drehte sich erneut um „Eure Brüder werden in Kürze herkommen“, ohne weitere Anwortmöglichkeit, hatte er den Raum verlassen. Zurück blieben die Prinzessin, eine hungrige Piratin, ein schlafender Hai und eine riesige Auswahl an Essen. Ein erneutes Knurren weckte die Aufmerksamkeit der Meerjungfrau, sie lächelte „Du kannst ruhig was du willst essen“ und deutete dabei auf die Tabletts. „Wirklich? Ich meine..“ Lio konnte gar nicht aussprechen, da hatte ihr die Prinzessin eines der großen Tabletts in die Hände gedrückt. Mit strahlenden Augen betrachtete sie jede der Speisen und es lief ihr bereits das Wasser im Mund zusammen. „Das ist übrigens komplett deins. Siehst du? Meine Sachen sind viel größer als deine“, sie deutete dabei auf ihr Tablett. Sie hatte recht, an sich war exakt das gleiche Essen darauf, nur waren die Speisen der Prinzessin ungefähr fünf mal so groß. „Stimmt!“ sagte die Rothaarige und aß freudig ihr Brot. „Guten Appetit“ brachte sie geradeso mit vollem Mund hervor. Während des Essens redeten sie nicht viel, doch grinsten sie immer, wenn der Andere etwas fallen gelassen hatte oder etwas am Mundwinkel klebte. Es endete damit, dass sie etwas der Speisen Megalo vor die Nase hielten. Er schnupperte im Schlaf daran und biss zu, doch hatten sie es zu schnell zurückgezogen. Der Hai grummelte leise und öffnete schließlich doch seine Augen. Von diesen blickte er zuerst die Mädchen an und dann die Platte mit Essen, kaum hatte er diese entdeckt, schmiss er sich gerade zu darauf. Beide konnten sich kaum halten vor Lachen. Kurze Zeit später klopfte sich Lio auf ihren vollen Bauch „Also ich bin satt für drei Tage“ und grinste breit. „Soviel wie du gegessen hast, wäre ich auch für drei Tage satt und das soll schon was heißen“, grinste Shirahoshi und streichelte Megalo leicht über seinen Kopf, er war aber noch viel zu beschäftigt mit essen. Ein zweites Mal klopfte es an der Tür und die drei Prinzen traten ein. Als die Rothaarige den ältesten von ihnen sah, schaute sie verlegen auf ihre Hände. Wieder fragte sie sich, was eigentlich mit ihr los war, normalerweise würde sie niemals so reagieren. Sie behielt ihre Augen ein paar Sekunden länger zu und redete sich ein, dass alles in Ordnung sei und atmete tief ein und aus. Als sie wieder von ihren Händen aufblickte, standen die Brüder bereits am Bett. Ryuuboshi begrüßte sie als Erster „Guten Morgen ihr zwei! Habt ihr gut geschlafen?“, lächelnd gab seine Schwester ein „Ja, wirklich gut! Und ihr?“ zurück. Die Drei begaben sich ebenfalls auf das Bett, Manboshi antwortete „Man kann nicht klagen“ und grinste dabei in die Runde. Als Lio Fukaboshi ansah, sah sie nicht wie am Vortag ein grimmiges misstrauisches Gesicht, ein eher freundliches lächelndes sah sie an. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, musste sie ebenfalls lächeln. Innerlich verfluchte sie sich, was war nur mit ihr los? „Ich hab gehört, wir zeigen dir heute die Insel?“, sagte er dann schließlich und sie bekam nur ein Nicken als Antwort heraus. „Sie will mir noch ein paar Bilder zeigen und Geschichten erzählen!“, sagte Shirahoshi freudig. „Oh, wirklich?“ „Da würden wir auch gern dabei sein!“ antworteten die Brüder Manboshi und Ryuuboshi. „Klar, aber ich müsste nochmal zum Schiff“, brachte Lio nun auch endlich hervor, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Fukaboshi antwortete ihr: „Das sollte kein Problem sein, wir könnten direkt dorthin“, abwartend sah er sie an. Er musste sich eingestehen, dass er sie mochte, auf eine komisch verdrehte Art. Eigentlich kannte er sie ja nicht mal und zu Beginn war er sogar misstrauisch, doch irgendwas hatte sich im Laufe des gestrigen Abends geändert. Lag es an ihrer niedlichen verzweifelten Art? Daran, dass sie etwas hilflos zu ihnen geschwommen war? Oder doch einfach, dass sie sich so leicht durch seine Brüder verwirren ließ. Er wusste es nicht, doch er mochte ihr Lächeln, soviel stand für ihn fest. Er hatte sogar vor dem Schlafen mit seinen Brüdern darüber gesprochen oder eher gesagt, sie hatten darüber gesprochen und er hatte ebenfalls seine Meinung dazu abgegeben. Lio wandte sich zur Meerjungfrau: „Ich könnte dir einige Bücher vorbeibringen, du kannst darin lesen und in der Zeit, zeigen mir deine Brüder die Insel. Wenn wir fertig sind, erzähle ich euch Geschichten. Wie wäre das?“ etwas stolz über sich selbst, lächelte die Rothaarige. Sie hatte einen langen vollständigen Satz ohne Gestotter herausgebracht. Shirahoshi lächelte „Das ist wirklich eine gute Idee, aber was sind das für Bücher?“, die Piratin grinste „Ein paar meiner Tagebücher“ und zuckte mit den Schultern. Es störte sie nicht, wenn jemand darin las, es sei denn, es waren die, in der sie auch über ihre Eltern schrieb. Mit großen tränengefüllten Augen schaute die Prinzessin sie an „Oh, wirklich? Du musst mir doch nicht deine Tagebücher geben“, sie war so gerührt von dieser Geste, Lio winkte nur ab „Ach quatsch, du brauchst jetzt nicht weinen. Es stört mich wirklich nicht“, sie lächelten sich beide gegenseitig an. Die Prinzen erhoben sich von dem Bett „Gut, dann werden wir als erstes zum Schiff gehen“ sagte Fukaboshi und zu dritt sprangen sie hinab. Shirahoshi lächelte „Ihr könnt Megalo mitnehmen, er kann mir die Bücher herbringen“, sie nickten und Lio verabschiedete sich ebenfalls bei der Prinzessin: „Lass dir Zeit beim Lesen und bis heute Abend.“ Sie sprang ebenfalls hinab, sie landete etwas unsanft und wäre beinahe über ihren Rucksack gestolpert, wenn jemand sie nicht festgehalten hätte. Ehe sie ihren Blick hob, bedankte sie sich „Danke, irgendwie war der Fall heute morgen nicht sonderlich positiv“, „Du bist aus dem Bett gefallen?“ fragte Ryuuboshi und Manboshi ergänzte „Bist doch nicht etwa auf deinen Kopf gefallen?“, sie lachten beide. Lio hatte derweil realisiert, dass Fukaboshi sie mehr oder weniger aufgefangen hatte, sie ignorierte die Anspielung der Brüder und blickte verlegen zur Seite und sagte ein zweites Mal leise: „Danke“, „Ach, kein Problem“, lächelte er und ließ sie los. Noch immer etwas beschämt blickte sie auf und sah in das lächelnde Gesicht des Prinzen, völlig unbekannte Gedanken kreisten durch ihren pubertierenden Kopf. Zu viert liefen sie gemeinsam zur Tür, Lio drehte sich ein letztes Mal um „Wir sehen uns später Shirahoshi“ und winkte ihr dabei zu. Megalo schwamm mit seiner Blase auf direktem Wege auf sie zu und zusammen verließen sie den Turm. Die Rothaarige hatte den Tag zuvor nicht auf den Turm geachtet, doch nun sah sie, wie einige Waffen in der Tür und ebenfalls auch im Turm selbst steckten. „Dieser Typ ist echt verrückt“, sagte sie und deutete dabei auf die Waffen, „Ja schon“, „Aber Schwesterchen ist immerhin in Sicherheit“, Lio nickte dazu nur. Ein Leben in einem Turm, wie ein hübsches Gefängnis war es, keine Freiheit. Sie ließ den Gedanken dazu fallen „Ihr wisst bestimmt, wo das Schiff ist?“, „Aber ja“ „Gleich musst du dann wieder in eine Blase“ „Wir schwimmen dich dann hin“ „Das geht schneller.“ Sie verdrehte die Augen und nickte nur. Das ständige Wechseln zwischen Ryuuboshi und Manboshi war echt gewöhnungsbedürftig, aber wie Fukaboshi gesagt hatte, es war nach einer Zeit nur noch halb so schlimm. Sie liefen eine Weile durch den Palast und machten Halt „Du kannst dich an Megalo festhalten“, sagte Ryuuboshi und Manboshi umhüllte die Rothaarige in einer Blase. Kaum befanden sie sich im Wasser, nahm die Geschwindigkeit rasant zu. Noch immer war sie davon fasziniert, wie es unter Wasser aussah. All die Farben und die Fische, die um einen herum schwammen. Aus der Ferne konnte sie bereits die Moby Dick sehen, kaum waren sie wieder an Land, umhüllten die Wassermänner ihre Schwanzflossen mit einer Blase. Es sah witzig aus, wie sie beinahe auf den Blasen saßen und sich so fortbewegten. Lio sprang gefolgt von den Anderen an Deck, da es für Piraten vergleichsweise früh war, befanden sich nur wenige darauf. Dazu kam noch, dass am gestrigen Abend eine riesige Feier stattfand. Doch wie zu erwarten war, saß der Piratencaptain bereits in seinem Thron und trank seinen Sake. In den vergangenen zwei Jahren hatte die Vierzehnjährige ihren Vater niemals mit einem anderen Getränk gesehen, es gab immer nur den Sake, obwohl der Arzt und auch die Krankenschwestern gesagt hatten, dass er schädlich wäre. Doch Vater bestand auf seinen Sake, da würde die Meinung von niemand Anderen etwas gegen ausrichten können. Er begrüßte die Gruppe mit einem Nicken, er hatte von seinem Vize bereits erfahren, dass sich die Rothaarige unglaublich gut mit den Kindern von Neptun verstand und so sollte sie auch die Möglichkeit ergreifen mit Kindern in ihrem Alter Zeit zu verbringen. Zu viert gingen sie unter Deck in Richtung Kajüte, für die Prinzen war es jedes Mal ein kleines Abenteuer, wenn sie ein Schiff betraten und so auch dieses. Sie hatten die Kajüte erreicht und Lio war froh, dass sie letztens erst aufgeräumt hatte. Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf „Ja also das.. ist meine Kajüte.“ und lächelte etwas schwach. Die Brüder traten ein und betrachteten das recht kleine, aber dennoch ausreichend große hölzerne Zimmer. An einer Wand hingen viele Bilder und Zeitungsausschnitte, in einem Regal standen einige Bücher und verteilt über dem Schreibtisch lagen aufgeschlagene Bücher und einige Papiere mit kleinen Kritzeleien. Auf einem kleinen Tisch stand ein kleiner Kaktus, der glücklicherweise lebte. Er war zwar etwas kleiner geworden, aber immerhin lebte er noch. Lio war ganz stolz darauf, sie konnte damit beweisen, dass auch sie einen grünen Daumen hatte und zumindest diese Pflanze nicht gestorben war. Von ihrem Schreibtisch nahm sie einige der Bücher und verstaute sie in einer Tasche. Das meiste, was sie aufschrieb, waren Erfahrungen, die sie gemacht hatte, auf welchen Inseln sie bereits war und welche Kämpfe stattfanden. Manchmal regte sie sich in ihren Einträgen auch über ihren Kommandanten auf, doch meistens endete der Eintrag damit, dass er ein doofer lieber Kommandant war und sie ihn an und für sich doch ziemlich mochte. „Ich schätze mal, das reicht“, sagte sie, neugierig blickten die Brüder sich noch einmal um, es war für sie zwar nichts großartig Neues und Unbekanntes, dennoch fanden sie es faszinierend, wie die junge Piratin lebte. Etwas ungeduldiger sagte sie dann: „Wir können gehen“, „Einen Moment noch“, sagte der Älteste von ihnen, er trat an die Wand an der die Bilder hingen. Darauf zu sehen waren einige Bilder mit Thatch und natürlich auch mit ihrem Kommandanten Marco, sie hatte sich ebenfalls den Steckbrief des Vizens hingehängt. Als Ziel hatte sie sich fest vorgenommen, ein höheres Kopfgeld zu haben, als er und irgendwann würde sie es schon schaffen. Fukaboshi tippte auf eines der Bilder und grinste „Da hast du ja überall so komisches Zeugs im Gesicht“, sie trat näher und sah in ihr eigenes gerötetes Gesicht vor einem Jahr. „Das Weiße da ist Schnee, er ist sehr kalt. Wir hatten uns gegenseitig damit beworfen und ich hab das meiste abbekommen.“ Manboshi und Ryuuboshi waren ebenfalls näher gekommen. „Das erklärt, warum du so grimmig guckst“, sagte einer der Beiden und sie lachten. Lio konnte es ihnen ja nicht verübeln, damals hatten sie alle gelacht, selbst sie musste darüber lachen, so auch heute. Als sie sich alle etwas beruhigt hatten, sprach Ryuuboshi: „Lasst uns gehen, Schwesterchen wartet bestimmt schon“ und deutete dabei auf die Tasche, die die Rothaarige in den Händen hielt. Die Gruppe trat an Deck, die Brüder sprangen hinab und Lio war ebenfalls dabei zu springen, doch die Stimme ihres Vaters hielt sie zurück. „Lio, hier“, sagte er nur knapp und warf ihr einen kleines Säckchen zu. Sie fing es auf und sah fragend den alten Hünen an „Hab einen schönen Tag“, sagte er mit einem liebevollen Lächeln und sie verstand. In dem kleinen Beutel war sicherlich Geld, sie schüttelte nur den Kopf, aber lächelte zurück „Danke, Vater“ und sprang ebenfalls hinab. Dieses Mal landete sie ohne Probleme und war schon ein wenig stolz darauf, wenn man die Aktion am Morgen damit verglich. Die Rothaarige trat zu dem Hai, der sie fragend ansah, wenn man den Blick denn als fragend deuten konnte. „Megalo, bring die Tasche bitte zu Shirahoshi ja? Und sag ihr, wir kommen bald“, er nickte, nahm die Tasche in seinen Mund und war schneller verschwunden, als Lio schauen konnte. „Gut, dann können wir dir ja die Insel zeigen“, sagte Fukaboshi und umhüllte sie bereits in eine Blase. „Wie wäre es mit der Meerjungfrauenbucht?“ „Oder das Wassermühlenviertel?“ „Oder doch das Kulturhaus?“, sie sah immer wieder abwechselnd zu den Brüdern und wollte ihnen gerade sagen, dass sie sich doch bitte einfach für etwas entscheiden sollten, doch Fukaboshi übernahm es für sie „Wir könnten ja mit der Meerjungfrauenbucht anfangen“, seine Brüder nickten daraufhin. Kaum hatten sie sich geeinigt, schwammen die vier auf kürzestem Wege zur Bucht. Auf dem Weg dorthin trafen sie einige Inselbewohner, die die Prinzen freundlich begrüßten. Als sie die Bucht erreichten, ließ Lio den Blick darüber schweifen. Es sah unglaublich schön aus, überall waren Felsvorsprünge, Korallen waren verteilt und Wasserbahnen zogen sich über die Felsen hinüber. Ein dauerhafter Regenbogen zierte die Bucht. Ehe sie es gemerkt hatte, schmiss der Blauhaarige das Mädchen ins Wasser. Völlig überrascht ruderte sie mit den Armen und kam wieder an die Oberfläche. Ihre Haare klebten ihr nass im Gesicht und sie suchte nach dem Übeltäter, es kam nur eine Person infrage. Die Brüder waren aus der Wasserbahn gesprungen und neben ihr im Wasser gelandet, sie prusteten bei dem Anblick der Rothaarigen los. „Wirklich niedlich ihr Menschen“ sagte Ryuuboshi und schwamm auf sie zu. Sie blickte die drei abwechselnd böse an „Ja ja, total niedlich. Ich will euch erst mal erleben, wenn ihr an Land seid, ohne diese Blase“, der Blauhaarige schwamm zu ihr „Ach, hab dich doch nicht so“ und wuschelte ihr durch die nassen Haare. Leider erbrachten seine Worte nicht den erwünschten Effekt, sie schaute nur grimmiger. Man hörte plötzlich leises Gemurmel und fragend blickten die Vier sich um. Es wurde zunehmend lauter und irgendwann verstand man sogar: „Das sind doch die Prinzen!“, kaum kam die Feststellung, schwammen unzählige Meerjungfrauen auf sie zu. Lio starrte sie gerade zu an, sie waren alle so wunderschön. Eine Gruppe machte vor ihnen Halt „Nanu? Da ist ja ein Menschenmädchen“, sagte eine und eine Andere kam noch näher und nahm das Gesicht der Rothaarigen in die Hand. Überrumpelt von dieser Aktion blickte sie die Meerjungfrau nur mit geweiteten Augen an. Diese zog Lios Gesicht zu einer Grimasse und grinste „Jap, eindeutig ein Mensch“, sie selbst hatte grüne kurze Haare und eine pinke Schwanzflosse. Sie wandte sich zu den Brüdern „Was macht ihr hier junge Prinzen?“, „Wir zeigen Lio etwas die Insel.“ sagte Fukaboshi. Einer der anderen Meerjungfrauen schwamm näher und ihre Augen funkelten den Ältesten an „Ach Fukaboshi, das ist ja so freundlich von euch“, kam es Lio nur so vor oder himmelte sie ihn gerade an? Etwas grimmiger schaute sie die Meerjungfrau an und hoffte sich inständig, dass sie bald verschwinden würden. Ryuuboshi sprach nun: „Ich glaube, wir sollten uns auf den Weg machen“ „Wir wollten noch zum Seewald“, ergänzte Manboshi. Sie hatten die Reaktion der Rothaarigen mitbekommen, ebenfalls hatten sie bemerkt, wie ihr Bruder und sie sich immer heimlich Blicke zuwarfen. „Wir müssen zu Madame Shirley, sonst wären wir gern mitgekommen“, als das Mädchen dies hörte, atmete sie erleichtert aus. Sie war froh, dass sie wieder in Ruhe Zeit mit den Brüdern verbringen konnte. Sie verabschiedeten sich von den Meerjungfrauen und machten sich auf den Weg zum Wald. „Der Seewald also?“, sie nickten „Er wird dir bestimmt gefallen“ „Es sieht noch schöner aus als hier“, in einer Blase umhüllt, schwammen die Vier auf direktem Weg zum Wald. Als sie ihn erreicht hatten, konnte man einige Schiffsteile sehen, es lagen Maste verteilt auf dem Meeresgrund und auch ganze Schiffe waren zu sehen. „Was ist mit denen passiert?“, fragte sie etwas leiser „Die Meeresströmung bringt verunglückte Schiffe immer hier her“, erklärte Fukaboshi ihr, sie nickte. Sie hatte schließlich selbst erlebt, dass die Fahrt hier her, nicht ganz so ungefährlich war, wie gedacht. Sie ließ ihren Blick über den Seewald streifen und ihre Augen weiteten sich, so etwas bezauberndes hatte sie noch nicht gesehen. Es waren unendlich viele Korallen zu sehen, das meiste Licht vom Sonnenbaum Eve gelangte hierher. Über sie hinweg schwammen kleinere Schwärme von Fischen und auch größere Walschulen. „Wow..“, brachte die Rothaarige nur hauchend hervor. Die Brüder warfen sich einen stummen Blick zu und Fukaboshi nickte „Wir kommen gleich wieder“ „Bis gleich“, damit verschwanden Ryuuboshi und Manboshi. Wenn sie schon hier waren, wollten sie das Grab ihrer Mutter besuchen. Fragend blickte sie den Prinzen hinterher „Wohin gehen sie?“, „Etwas in den Wald hinein, mach dir keine Sorgen“, erklärte der Blauhaarige. Er wollte seine Mutter natürlich auch besuchen, aber konnte und wollte Lio nicht alleinlassen. „Es ist wirklich unglaublich schön hier und so ruhig“, sagte sie leise vor sich hin, er sah sie dabei an. Wie sie fasziniert die Fische beobachtete, wie ihr Blick von Koralle zu Koralle hüpfte, auch er hatte die Worte 'unglaublich' und 'schön' im Kopf. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, doch hören konnte er ihre Worte nicht, noch viel zu sehr war er dafür in Gedanken. Ihre Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. „Fukaboshi?“, fragte sie, doch er reagierte nicht. Sie wedelte mit ihren Armen vor seinem Gesicht und endlich „Oh, was? Ähm, was hast du gesagt?“, er blickte leicht verlegen zur Seite und wurde leicht rot im Gesicht. So hatte der Blauhaarige noch nie reagiert, war das nicht eher ihr Part? Nun musste auch sie über ihre Frage nachdenken und grübelte ein paar Sekunden „Ich wollte fragen, wohin wir noch gehen“, „Wir zeigen dir noch ein paar Gebiete und am Ende die Süßigkeitenfabrik“, ihre Augen weiteten sich „Süßigkeitenfabrik?“, fragte sie voller Enthusiasmus, „Ja“ grinste er sie an. Eine Zeit lang schwiegen sie sich an, die Stille zwischen ihnen war nicht angenehm. Beide wollten etwas sagen, die Stille brechen, doch niemand wusste so genau, was sie dem Anderen sagen sollten. Glücklicherweise kamen die zwei Brüder zurück und riefen etwas lauter: „Huhu ihr zwei!“ „Wir hoffen, wir stören euch doch nicht bei etwas?“, sie grinsten sie an und blieben vor ihnen stehen. „Nein“, sagten die anderen Zwei gleichzeitig und sahen sich an, schnell wichen sie dem Blick des Anderen aus. Ryuuboshi stupste Manboshi an und grinste, sie wussten sehr wohl, dass da etwas Unentdecktes zwischen ihnen war. Nachdem sie geklärt hatten, was sie als nächstes tun wollten, waren sie im Meerjungfrauencafe, sie klapperten einige Gebiete der Insel ab. Das Highlight war natürlich die Süßigkeitenfabrik in der sich die Rothaarige einen Monatsvorrat an Süßigkeiten kaufte. Damit hatten sie alle geplanten Punkte des Tages abgehakt, fehlte nur noch das Geschichtenerzählen mit Shirahoshi. Sie kamen zu viert am Turm an, als Lio an diesem hinaufblickte, sah sie ein paar Waffen mehr in der Wand stecken. Sie schüttelte den Kopf und dachte an das arme Mädchen. Die Wachen vor dem Turm ließen sie herein, die Meerjungfrau saß auf ihrem Bett und blätterte in einem der Tagebücher, die sie von der Rothaarigen bekommen hatte. Sie blickte auf, als sie ihre Besucher bemerkt hatte. „Oih! Da seid ihr ja schon“, sagte sie mit einem liebevollen Lächeln. Lio stellte den Beutel mit Süßigkeiten neben ihren Rucksack und kletterte das Bett hinauf „Jap und es war alles so wunderschön!“ schwärmte sie. Noch immer lächelte die Prinzessin und hielt das eine Tagebuch hoch „Wirklich verblüffend, was du schon alles erlebt hast. Aber ich hab da eine Frage“ sprach sie. „Mh?“ „Was ist das für ein Zettel? Er bewegt sich langsam in eine Richtung, er lag in einem der Bücher.“, Lio stutze, sie hatte völlig vergessen, dass sie die Vivre-Card in eines der Bücher gesteckt hatte. Sie nahm der Meerjungfrau den Zettel ab und legte ihn sich in die Hand „Der Zettel zeigt einem, in welche Richtung die Person sich befindet, der dieser Zettel gehört“, die Brüder hatten sich nun ebenfalls aufs Bett gesellt „Und wem gehört der Zettel?“ fragte einer von ihnen. Die Piratin war sich nicht sicher, ob sie darüber sprechen sollte, sie wusste ja nicht einmal, ob sie ihren Vater sehen wollte. Sie entschied sich dennoch für die Wahrheit: „Sie gehört meinem Vater. Um Fragen vorweg zu klären: Ich kenne ihn nicht und ich bin auch nicht sicher, ob ich ihn kennen möchte“, damit war für sie das Thema abgehakt, das merkten auch die Königskinder. Shirahoshi fragte stattdessen: „Stimmt das, was auf der Insel Caribol passiert ist?“, die Rothaarige musste lachen, die Erinnerung an die Ereignisse dort, waren echt zu witzig. „Ja, aber klar doch. Es stimmt alles“, sie hatte noch nie einen so schlechten Piraten getroffen, er war etwas älter als sie, hatte sie bedroht und gesagt, er wolle ihr ganzes Geld haben. Er war dabei so schwach und selbst verängstigt, dass er schon rennen wollte, als sie ihr Schwert gezogen hatte. Im Endeffekt hatte er ihr Geld angeboten, damit sie ihn am Leben ließe, doch auch darüber musste sie nur lachen. Am Ende hatte sie ihm einen guten Rat gegeben und er hatte schnell das Weite gesucht. Wirklich jeder unterschätzte sie und das war ihr größter Vorteil. Sie erzählte den Brüdern die Geschichte und auch sie mussten lachen, dennoch konnten sie sich nicht vorstellen, dass die Rothaarige so außergewöhnlich stark war. Den restlichen Abend verbrachten sie damit, sich die Geschichten der Piratin anzuhören, es wurde viel gelacht und gesprochen. Dass es schon spät war, bemerkten sie, als die Prinzessin sich an Megalo kuschelnd eingeschlafen war. Leise flüsterten sie: „Wir werden am besten gehen und euch schlafen lassen“, „Schlaft gut“ „Und träumt etwas schönes“, „Ihr auch“ und damit verschwanden sie so leise wie möglich. Lio sah die schlafende Meerjungfrau an und lächelte, es war wirklich eine wundervolle Zeit hier auf der Fischmenscheninsel. Nirgendwo anders hatte sie bisher soviel Spaß gehabt, wie auf diesem Zwischenstopp. Aber es war eben nur ein Zwischenstopp, denn an dem morgigen Tag sollte die Reise bereits in die Neue Welt weitergehen. Sie seufzte, konnten sie nicht eventuell noch ein paar Tage länger hierbleiben? Sie schüttelte den Kopf, die Abfahrt stand bereits fest, da ließ sich bestimmt nichts mehr ändern und vor allem mit dieser Begründung nicht und eigentlich wollte sie selbst doch auch weiter, oder? Sie war ja schließlich Piratin und da sollte man doch eigentlich auf dem Meer sein und nicht darunter. Die Rothaarige ließ die Gedanken beiseite und sammelte die Tagebücher wieder ein. Den Zettel, den sie Shirahoshi wieder abgenommen hatte, steckte sie zurück in eines der Bücher und versuchte daran keinen Gedanken zu verlieren. Eher ließ sie den Tag Revue passieren, es war wirklich schön mit den Prinzen die Insel zu entdecken. Sie musste zurück an den Seewald denken, für einen kurzen Moment war sie mit Fukaboshi allein. Er verhielt sich etwas seltsam, wurde sogar etwas rot im Gesicht, was er wohl hatte? Die Rothaarige selbst hatte einen Tag zuvor, am Abend bei der Feier ähnlich reagiert. Als die eine Meerjungfrau sich mehr oder weniger an den Prinzen ran geschmissen hatte, kochte die Piratin ein klein wenig zu sehr. Was war denn nur mit ihr los? Sie mochte ihn, soviel stand fest, aber warum störte es sie so sehr? War sie etwa eifersüchtig? Sie schüttelte den Kopf, wieso sollte sie denn eifersüchtig sein.. Das Mädchen legte sich zurück und dachte noch ein Weilchen nach, immer wieder musste sie an den Blauhaarigen denken, so konnte sie definitiv nicht schlafen. Etwas genervt sprang sie von dem Bett und verließ den Turm. Die Wachen vor der Tür sahen sie fragend an „Ich kann nicht schlafen, ich komm bald wieder“, sie nickten nur und warfen ihr den Gegenstand zum Blasen herstellen zu. Ziellos lief die Rothaarige durch den Palast und versuchte ihren Kopf frei zu kriegen, aber immer wieder erschien das Gesicht des Blauhaarigen, was zur Hölle war nur mit ihr los? Mehrere Male musste sie sich in einer Blase umhüllen, um wieder voran zu kommen, nach einer Weile hatte sie so etwas wie einen Balkon erreicht und blieb dort stehen. Sie blickte in das dunkle Wasser. Solche Situationen wie diese, löste das Mädchen eigentlich immer indem sie auf dem Walkopf saß und in den Himmel schaute. Meist versuchte sie die Antwort aus den Sternen zu lesen, doch klappte das in den wenigsten Fällen. Dennoch beruhigte es ihre Gedanken, denn oft stellte sie sich vor, mit ihrer Mutter zu sprechen. Nur war sie hier unter Wasser soweit wie nur möglich davon entfernt, sie seufzte. „Kannst du nicht schlafen?“, sie schreckte bei der Frage zusammen. Lio hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand wach war und sie entdeckt hatte. Sie musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer die Frage gestellt hatte. Der Prinz trat zu ihr an die Brüstung und blickte ebenfalls in das dunkle Wasser. Er selbst konnte nicht schlafen, denn ihm ging der gesamte Tag nicht aus dem Kopf. Die Tatsache, dass die Piraten am nächsten Tag abreisen würden, erleichterte seine Gedanken nicht großartig. „Kann man so sagen“, sagte die Rothaarige ruhig. Stillschweigend standen sie dort und sahen hinaus ins Meer. „Ihr fahrt morgen wieder“, stellte Fukaboshi fest und verzog bei der Vorstellung den Mund, ihr erging es nicht unähnlich. „Jep“, brachte sie nur hervor. „Eigentlich will ich noch nicht gehen“, gestand die Rothaarige, es gab mehrere Gründe. „Ich will auch nicht, dass du gehst“, antwortete der Blauhaarige und verbesserte sich schnell „Ich meine wir. Also, wir wollen nicht, dass du gehst“, er sah verlegen zur Seite. Lio musste grinsen „Weiß ich doch.“ „Du, Fukaboshi?“ sie sah ihn direkt an, „Mh?“ er drehte sich dabei wieder zurück und sah in ihr Gesicht. Sie sahen sich gegenseitig an, sie hatte völlig vergessen, was sie eigentlich sagen wollte. In diesem Moment spielte es auch keine Rolle, stumm blickten sie in die Augen des Anderen. Der Prinz räusperte sich „Du wolltest was sagen“, sagte er hauptsächlich, um etwas gesagt zu haben. Lios Kopf spielte verrückt, sie suchte alle Gedanken ab, irgendwas wollte sie gesagt haben und dann ging ihr ein Licht auf. Sie lächelte „Ich wollte nur danke sagen., sie verkreuzte ihre Hände vor sich und blickte kurzzeitig hinab. „Danke“ sagte sie, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Tausende von Fragen huschten durch ihren Kopf, sie wollte sich gerade wieder etwas von ihm entfernen, doch hielt er sie fest. Sie wollte gerade fragen, doch blieb ihr keine Zeit, als er ihr einen Kuss auf die Lippen drückte. Überrascht sah sie ihn an, doch schnell hatte sie realisiert, was gerade passierte und schloss die Augen. Es war ein unschuldiger Kuss, ganz sanft und zart, um genau zu sein, war das ihr erster Kuss. Sie lösten sich voneinander und sahen sich an. Keiner sagte etwas und doch lächelten sie selig. Kapitel 20: Aller Anfang ist ein Ende ------------------------------------- Aller Anfang ist ein Ende Als die Moby Dick die Fischmenscheninsel frisch beschichtet wieder verließ, wollte Lio gar nicht an der Reling stehen und doch wollte sie diesen Anblick für immer in Erinnerung behalten. Kein Abschied, wenn man mal den Tod ihrer Mutter außen vor ließ, fiel der Rothaarigen so schwer wie dieser. Sie hatte die Prinzen und auch die Prinzessin so sehr ins Herz geschlossen, dass sie diese nicht mehr missen wollte, umso schlimmer war die Abreise. Früh am Morgen hatte das Mädchen die Prinzessin lange zum Abschied umarmt, sie konnte ja schließlich nicht bis zum Schiff kommen. Sie hatten sich das Versprechen gegeben, sich wiederzusehen und gemeinsam eines Tages den Freizeitpark zu besuchen. An der Moby Dick warteten bereits der König samt Wachen und seine Söhne. Lio umarmte jeden der Brüder, bei dem Ältesten war die Umarmung doch ein wenig länger, als die Vorherigen. Sie schauten sich tief in die Augen und lächelten sich stumm an. Sagen wollten sie nichts, nur den letzten Augenblick auskosten. Als das Schiff abgelegt hatte, wurden einige Holzklötze in das Wasser geworfen, sie sorgten dafür, dass das Schiff schneller an die Wasseroberfläche gelangte. Noch immer konnte man die riesige Blase der Insel sehen und die Rothaarige lächelte im Stummen. Es war eine unvergessliche Zeit dort, auch wenn sie so kurz war. Etwas blitzte plötzlich aus der Ferne auf, man konnte nicht erkennen, was es genau war, doch es kam immer näher auf sie. Als das Mädchen endlich erkannte, was es war oder besser gesagt, wer es war, schlug ihr Herz ein wenig schneller. Niemand anderes als Fukaboshi schwamm auf das Schiff zu, welches immer weiter nach oben trieb. Er schwamm nebenher und sah sie an „Komm unbedingt wieder her“, sie lächelte „Versprochen!“, damit hatten sie sich voneinander verabschiedet. Er schwamm zurück und sie sah der blauen Haifischflosse hinterher. Fukaboshi hatte ihr in der Nacht zuvor ein kleines Andenken mitgegeben, es war eine bläulich schimmernde Schuppe seiner Schwanzflosse. Sie holte diese aus ihrer Hosentasche und blickte sie lächelnd an, in Gedanken versprach sie ihm, bald wieder herzukommen. Das Schiff trieb langsam immer weiter aufwärts. Jemand klopfte ihr auf die Schulter, sie blickte sich fragend um. Niemand anderes als ihr Kommandant stand hinter ihr und grinste etwas schelmisch, das konnte nichts Gutes bedeuten. „Hast du nicht was vergessen?“, die Rothaarige legte ihren Kopf schief und überlegte kurz, ihr fiel nichts ein. „Nicht dass ich wüsste?“, fragte sie unsicher. „Du erinnerst dich aber bestimmt noch daran, wie ich dir gesagt habe, dass du den Trainingsraum putzen darfst?“, auf einen Schlag fiel es ihr wieder ein, sie brachte nur ein „Oh“ hervor. „Richtig, Oh“ er packte sie am Arm und zog sie mit sich unter Deck. „Eigentlich solltest du das schon auf der Hinfahrt machen, aber ich war so gnädig und hab gewartet. Dafür kannst du es jetzt machen“, sie rollte mit den Augen. Zu freundlich von ihrem Kommandanten, dass er sie doch wieder an ihre Aufgabe erinnert hatte. Im Trainingsraum angekommen, drückte er ihr einen Besen sowie Wischmop mit Eimer und Lappen in die Hände. „Wir sehen uns dann später beim Essen“, grinste er und ließ sie zurück im Raum. Laut seufzte sie und machte sich daran, durch den Raum zu fegen. Als dieser Teil erledigt war, füllte sie den Eimer mit Wasser und wischte den Boden. Allzu lange dauerte diese Aktion nicht und sie war froh, dass sie nicht sämtliche Räume putzen musste. Sie brachte die Putzgeräte zurück in eine Abstellkammer und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Sie wollte die Schuppe des Prinzen gut verstauen und einige Dinge in ihr Tagebuch niederschreiben. Nach eine Weile der Ruhe klopfte jemand an ihre Tür, nach einem „Herein“ ihrerseits, trat der Blonde ein „Warst wohl ziemlich schnell fertig“ stellte er fest „Jep“ antwortete sie knapp und schrieb weiter etwas in das Buch. „Es gibt übrigens Essen, wollte dich abholen“, sie blickte auf und sah ihn an „Ehrlich gesagt hab ich noch keinen großen Hunger“, er lehnte sich an den Türrahmen und bestand dennoch darauf, dass sie mitkam. „Es wäre wirklich besser, du isst etwas. Du solltest gestärkt sein, wenn wir in der Neuen Welt auftauchen“, wie Lio bemerkte, konnte sie ihrem Kommandant nicht widersprechen, also schlug sie ihr Buch zu und erhob sich vom Stuhl. „Na gut, dann lass uns mal Essen gehen“, zufrieden nickte er. In dem Essenssaal war schon einiges zugange und die Meisten waren mit ihrem Teller beschäftigt. Am Kommandantentisch waren schon mehrere zu sehen, sie setzten sich zu ihnen. Vista grinste sie an „Strafe erledigt?“, die Rothaarige grinste zurück „Jap, war nicht mal so schlimm wie erwartet“, der Blonde hob die Augenbrauen „Wenn du willst, kannst du gern noch die anderen Räume putzen“, sie schüttelte schnell den Kopf. „Nein nein, das hab ich damit nicht gemeint“, inständig hoffte sie sich, dass er ihr jetzt nicht noch eine Aufgabe aufdrücken würde. Er beließ es auch dabei und widmete sich dem Essen auf dem Tisch. Mit der Zeit kamen auch die restlichen Kommandanten, Haruta war die Letzte. „Warum so spät?“ fragte Thatch den Neuankömmling, „Ach, gab etwas Chaos bei der Aufgabenverteilung, aber hat sich alles geklärt. Wir sind gegen Abend übrigens oben“, sagte sie und machte sich über ihren Teller mit Essen her. Die Rothaarige rührte den Hauptgang nicht an und widmete sich eher dem Pudding. Fragend sah der Brünette sie an „Keinen Hunger?“, „Nicht so ganz“, sagte sie und löffelte weiter den Pudding. Nachdem sie diesen verspeist hatte, erhob sie sich vom Tisch und verabschiedete sich „Ich bin an Deck, wenn etwas ist.“, sie verschwand Richtung Ausgang. Thatch blickte ihr hinterher „Hat sie was?“ fragte er die Runde, doch niemand wusste so recht eine Antwort, bis auf den Vizen. Er konnte sich sehr wohl vorstellen, was in der Vierzehnjährigen vor sich ging. Sie hatte neue Freunde gefunden und sie so schnell wieder verlassen. Klar, dass sie da etwas geknickt war, doch bald würde sie darüber hinwegsehen, schließlich war sie hier zu Hause. An Deck begrüßte das Mädchen ihren Vater stumm mit einem Nicken und lief geradewegs auf den Bug zu. Sie setzte sich auf den übergroßen Walkopf und blickte in eine Dunkelheit bestehend aus unendlichen Wassermengen. Bald wären sie wieder an der Wasseroberfläche und dann endlich in der Neuen Welt. Sie konnte nicht sagen, dass sie nicht darauf gespannt war, wie die zweite Hälfte der Grandline aussah, doch ließen ihre Gedanken sie nicht los. Noch immer war sie mit ihrem Herz auf der Fischmenscheninsel, saß auf dem Bett der Prinzessin und erzählte den vier Geschichten. Dabei war noch nicht mal ein Tag vergangen als dies geschehen war. Sie seufzte, sie hatte diese Insel und auch die vier in ihr Herz geschlossen und es tat weh, sie verlassen zu haben. Aber sie war schließlich Piratin und sie gehörte auf das Meer, nirgendwo anders war ihr Zuhause, nur dort. Unweigerlich musste sie an ihren leiblichen Vater denken, war er damals aus den selben Gründen verschwunden? Hatte er seine Familie zurückgelassen, so wie sie ihre Freunde zurückgelassen hatte? Nur um dem Piratenleben hinterher zu leben? Sie seufzte ein zweites Mal und schloss ihre Augen, in der Hoffnung, ihre Gedanken würden schweigen. ~*~ Auf einer Insel in der Neuen Welt hob ein Piratencaptain seinen Krug und stieß mit seinen Nakamas an. Wie meistens gab es keinen gewaltigen Grund zum Feiern, doch wer würde bei Sake schon Nein sagen? Sie hatten die Insel vor kurzer Zeit erreicht, es war eine der Inseln, die unter dem Schutz der Rothaarpiraten stand. Von Zeit zu Zeit sollte die Crew immer mal wieder ihre Schutzgebiete abklappern, nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. So waren sie auf einer Insel und saßen in einer Bar. Immer mehr und mehr tranken die Piraten, doch ihr Captain und auch ihr Vize behielten es in Maßen. Der sonst so trinkfeste Captain trank seit längerer Zeit weniger, viel zu abgelenkt vom Feiern, war er in Gedanken bei seiner Tochter. Nach zwei Jahren hatte auch er von Mihawk nichts erfahren können, die Marine nahm an, dass sie gestorben sei. Doch klammerte sich Shanks an dem Hoffnungsschimmer, dass man sie nicht gefunden hatte, es konnte schließlich alles mögliche bedeuten. Die Zeit verging quälend langsam und doch trank er nichts, auch wenn er sich gerne dem Rausch hingegeben hätte. Es wurde immer später und die Bande machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Schiff, dort angekommen, verschwand der Captain ziemlich schnell unter Deck. Er hatte sich an seinen Tisch gesetzt und aus einem Schubfach ein Bild hervorgekramt, darauf zu sehen waren er mit Lina und Lio, sie lächelten alle, wobei die Rothaarigen eher grinsten. Ein schwaches Lächeln zierte die Lippen des Piraten. Jemand kam in den Raum geplatzt, es war Ben, der eine klingende Schnecke in den Händen hielt. Sie sah erschöpft und gehetzt aus, sie musste wohl schon ein Weilchen klingeln. Shanks hob eine Augenbraue und blickte fragend seinen Vizen an, wer rief so spät noch an? Der Grauhaarige stellte die Schnecke auf den Tisch und der Rothaarige erbarmte sich und hob ab. „Ja?“ fragte er neugierig. „Wurde auch langsam Zeit“, niemand anderes als Silvers Rayleigh sprach. Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte er die Schnecke an „Ray? Warum rufst du so spät an?“ „Ich hab Neuigkeiten, die dich interessieren sollten“, sagte er und eine kurze Pause trat ein. An der anderen Leitung trank der dunkle König einen Schluck aus seinem Flachmann. Er war genervt und gleichzeitig verblüfft, dass Shanks noch ziemlich nüchtern klang, wenn man bedachte, dass es so spät war und er doch so gerne trank. Ungeduldig blickte der Captain die Teleschnecke an und wartete darauf, dass der Mann auf der anderen Seite endlich weitersprach. „Ich hab vor ein paar Tagen Lio kennengelernt, unglaublich nettes Mädchen und so hübsch“, gab Ray von sich. „Du hast was?!“ schrie der Pirat die Schnecke an, er war von seinem Stuhl aufgesprungen und sah Ben an und fragte sich, ob das ein schlechter Witz war. „Sie war auf dem Sabaody Archipel, ich hab sie im Freizeitpark aufgegabelt“, „Ray, mach bloß keine Witze darüber!“, drohte er der Schnecke geradezu hysterisch. „Ich mach keine Witze“, bestätigte er und trank wieder einen Schluck aus seinem Flachmann. Der Piratencaptain setzte sich wieder auf seinen Stuhl und war völlig in Gedanken versunken, er wusste gar nicht, was er sagen oder fragen sollte. Ben übernahm für ihn „Rayleigh, wie lange ist das her?“ „Ah Ben, wenn ich mich nicht irre vor zwei Tagen“, „Wo ist sie jetzt?“ fragte er akribisch. Der ehemalige Pirat ließ sich etwas Zeit „Entweder auf der Fischmenscheninsel oder bereits auf dem Weg in die Neue Welt, aber ich bin mir da nicht so sicher“, „WAS?!“ rief der Captain erneut. Seine vierzehnjährige Tochter war auf der Fischmenscheninsel oder schon in der Neuen Welt? Sie würde das niemals alleine schaffen, war sie überhaupt allein? „Mit wem?“, fragte Ben ruhig weiter, er hatte sich inzwischen eine Zigarette angezündet. „Das hab ich versprochen, nicht zu verraten.“ „Wie?“, hakte der Rothaarige nach, „Am besten erklärst du von Anfang an alles“ ergänzte der Vize. „Nun gut.“ fing Rayleigh an „Ich habe sie vor einigen Tag auf dem Archipel gesehen, sie ist nicht allein unterwegs und es geht ihr gut, sie ist in Sicherheit“, hängte er erklärend dran. „Im Freizeitpark habe ich sie allein erwischt und mit zu Shacky genommen. Wir haben ein Weilchen geredet, hauptsächlich über Lina, sie sieht ihr übrigens unglaublich ähnlich.“ Leise hauchte Shanks nur ein „Lina“ und dachte unweigerlich an sie. Der dunkle König hatte den Blick seiner Teleschnecke vor ihm gedeutet und räusperte sich ehe er weitersprach „Sie ist Piratin, kämpft mit Schwert und wird bald in der Neuen Welt sein. Ich habe ihr deine Vivre-Card gegeben, sie hat aber kein sonderlich positives Bild von dir Shanks“, fragend blickte dieser die Schnecke an. Er konnte nicht nachvollziehen, weshalb dies so war, schließlich hatte er sie so oft besucht und es gab ja auch einige Fotos als Erinnerung. Rayleigh erklärte: „Lina hat wohl seitdem ihr fort wart nicht viel über dich gesprochen und Lio denkt, dass du sie aus Egoismus alleingelassen hast“, „Das stimmt doch aber gar nicht..“ sagte der Piratencaptain etwas traurig, er wollte nicht, dass seine Tochter schlecht von ihm dachte. „Das weiß ich, aber nicht Lio.“, Ben zog an dem Glimmstängel und fragte: „Und wem ist sie unterwegs?“, „Wie ich bereits sagte, ich habe ihr versprochen, es nicht zu verraten“, „Aber Ray..“ „Kein Aber. Sie hat deine Vivre-Card, wenn sie das Verlangen verspürt, dich zu sehen, wird sie sich auf den Weg machen, ansonsten kannst du sie ja suchen. Schließlich ist sie bald in der Neuen Welt“, unterbrach der ehemalige Pirat. „Ich wollte dir nur Bescheid geben. Sie lebt“ sagte er und verabschiedete sich, ein Klacken war zu hören und die Verbindung wurde getrennt. Shanks wiederholte seine Worte „Sie lebt..“ ~*~ „Macht euch bereit!“, schrie der Steuermann übers Deck, bald wären sie wieder an der Wasseroberfläche, jeder sollte auf das Schlimmste gefasst sein. In der Neuen Welt konnte man nie wissen, wie das Wetter spielte, von einem auf den anderen Moment konnte ein gewaltiger Sturm aufziehen, man war in diesem Gewässer niemals sicher, auch vorbereitet nicht. Lio stand an Deck, wie bei dem Tiefgang konnte sie nicht viel Hilfe beisteuern, da sie nicht erfahren war. Sie sah ihren Nakamas dabei zu, wie sie sich platzierten, um schnellstmöglich handeln zu können. Es dauerte nicht mehr lange und sie wären wieder oben. Sehen konnte man die Oberfläche bereits, als sie dieser immer näher kamen, sah die Rothaarige immer mehr Ringe, es wies eindeutig auf Regen hin. Der erste Holzklotz hatte die Wasseroberfläche erreicht, die Nächsten folgten zugleich und zu guter Letzt die Moby Dick. Es war dunkel, dies lag nicht nur daran, dass es bereits Nacht war, tiefschwarze Gewitterwolken hingen am Himmel. Dieser wurde für Millisekunden erhellt, als ein Blitz in der Ferne zu sehen war. Kaum später folgte ein ohrenbetäubendes Donnern. Lios Augen weiteten sich, noch nie hatte sie ein derartiges Unwetter erlebt, die Anderen liefen kreuz und quer über das Deck und sicherten die Ladung, sie selbst stand tatenlos da und wurde vom Regen völlig durchnässt. Sie wollte helfen, soviel stand für sie fest. Sie trat einen Schritt in Richtung Reling und ein erneutes Donnern ließ sie zusammenzucken. Es schüttelte sie am ganzen Körper, sie überwand die letzten Schritte und befestigte eines der Beiboote mit einem weiteren Tau. Ein Blick zur Seite verriet ihr, dass die Anderen ebenfalls dabei waren, die Boote zu sichern. Sie hörte ein lautes Knacken, als sie sich gerade umdrehen wollte. Einer ihrer Kameraden hatte etwas mit voller Wuchte gegen den Kopf bekommen, dabei ließ er das Tau los und eines der Beiboote fiel hinab, er selbst wäre beinahe ebenfalls gefallen, wenn die Rothaarige ihn nicht gerade noch rechtzeitig an der Hand erwischt hätte. Mit gesamter Kraft versuchte sie den Piraten zu sich zu ziehen, doch schaffte sie es gerade so, ihn festzuhalten. Sie spürte wie seine Hand aus ihrer rutschte, es bestand keine Möglichkeit, dass sie ihn hochziehen konnte. Ein kurzer verzweifelter Blick über das Deck genügte, um zu sehen, dass keiner in Reichweite war, der so schnell hätte zu ihnen eilen können. So laut wie möglich rief die Rothaarige: „Ich brauch eure Hilfe!“, sie nahm ihre zweite Hand und verzichtete damit auf einen sicheren Halt. Sie zog und zog, doch schaffte sie es einfach nicht, den bewusstlosen Piraten über die Reling zu ziehen. Verzweifelt blickte sie sich ein zweites Mal um, sie sah das Gesicht des Vizen, der gerade auf sie zu rannte. Erleichtert atmete sie aus, doch mit der kommenden Welle hatten sie definitiv nicht gerechnet. Die Moby Dick schwenkte viel zu stark von steuerbord zu backbord, mit dem Schwung schaffte sie es ihren Nakama über die Reling zu ziehen. Doch selbst hatte sie absolut nicht damit gerechnet, dass das Schiff so extrem zurück schwenkte. Sie selbst knallte gegen die Reling und fiel hinüber, voller Panik griff sie danach und hing mit einer Hand festhaltend daran. Panisch versuchte sie irgendjemanden zu sehen, doch durch das Schwenken hatte jeder seinen Halt verloren. Sie rief erneut wahllos Namen und hoffte, irgendjemand würde ihr helfen. „Marco!“ eine weitere Welle knallte gegen das Schiff und schwenkte es zur Seite aus. Am Horizont war erneut ein Blitz zu sehen und Sekunden später folgte der dazugehörige Donner, das Schiff befand sich mitten im Gewitter. Die Schulter des Mädchens pochte stark, sie war vor ihrem Fall gegen die Reling geknallt, dies spürte sie inzwischen ziemlich deutlich. Erneut versuchte sie es „Marco! Thatch! Hilfe!“, doch ihre Rufe wurden vom nächsten Donner völlig verschluckt. Lio spürte, wie ihre Kraft immer weiter schwand, lange würde sie es sicherlich nicht mehr aushalten. Der Regen prasselte pausenlos hart auf ihre Haut, es fühlte sich inzwischen an wie Nadelstiche. Für einen kurzen Moment verfluchte sie sich wirklich, sie hätte an dem Tag tatsächlich etwas mehr essen sollen. Ein weiteres Donnern ertönte, ihr kam es inzwischen vor, als ob sie schon mehrere Stunden dort hing, doch waren gerade mal wenige Minuten vergangen. Sie wollte nicht aufgeben, versuchte es wieder „Vater!“ rief sie so laut wie möglich über das Deck. Ein Hoffnungsschimmer machte sich breit, als die Rothaarige ihren Kommandanten sah. Völlig durchnässt und am Kopf blutend rannte er auf sie zu. Eine weitere Welle, noch größer als die Erste, brach gegen das Schiff und brachte es erneut aus seiner Waagerechten. Sie verloren ihren Halt und Lio ihre Kraft, sie schaffte es einfach nicht weiter und ließ los. Der Blonde hatte gesehen, wie der rote Haarschopf verschwand und schrie laut „Nein!“, er rappelte sich schnell wieder auf die Beine und rannte zu der Stelle, wo eben noch das Mädchen war. Von ihr war keine Spur zu sehen, auch der Blick über die Reling zeigte nichts als Schwärze. Es war viel zu dunkel und wüst, um irgendetwas erkennen zu können. Er verwandelte sich in seine Phönixgestalt und sprang von Deck, wenige Meter über dem Meer flog er um das Schiff, mehrere Male mit einem immer zunehmend größeren Radius, doch war sie nirgendwo zu sehen. Beinahe hätte ihn eine Welle erwischt und das wäre für ihn das Ende gewesen. Er rief laut: „Lio!“ und flog immer wieder um die Moby Dick, doch niemand antwortete ihm. „Lio! Verdammt, wo bist du?!“ rief er nun etwas panischer. War sie etwa ohnmächtig ins Wasser gefallen? Was war passiert, wieso hatte sie losgelassen? Unzählige Fragen huschten durch den Kopf des Kommandanten. Immer wieder versuchte er es, doch niemand antwortete ihm, kein Mädchen blickte aus dem Meer heraus, kein Rotschopf war zu sehen. Sie konnte unmöglich untergegangen sein.. Lio spürte wie sie in das Wasser fiel, es war furchtbar kalt und schmerzte auf ihrer Haut. Als sie vor Schreck Luft holen wollte, atmete sie Wasser ein. Mit ihren Armen versuchte sie schnellstmöglich wieder an die Oberfläche zu kommen, doch wusste sie weder wo oben noch unten war. Sie hörte unter Wasser lautes Donnern und schreckte zusammen, sie versuchte ihre restlichen Kraftreserven zu entlocken und schwamm. Endlich hatte sie die Oberfläche erreicht und atmete schnell ein und aus. Völlig entkräftet war sie im Nichts, sie konnte weder das Schiff, noch ihre Hand sehen. Panisch rief sie: „Marco!“ und schwamm, sie wusste nicht wohin, doch sie schwamm und rief wieder „Thatch!“, als Antwort sah sie einen Blitz. Etwas weiter von ihr entfernt, sah sie etwas auf der Wasseroberfläche. Sie versuchte dort hinzuschwimmen, doch sah sie nichts. Sie spürte, was es war, als sie unsanft dagegen kam. Es war das Boot, welches zuvor von der Moby gefallen war. Voller Schmerzen hob sie sich hinein und versuchte ihren Sauerstoffmangel umgehend mit schneller Atmung zu kompensieren. Ihr Kopf dröhnte und das Donnern wurde unerträglicher. Sie war so furchtbar erschöpft, dass ihr die Augen zufielen, der Schmerz in ihrer Schulter wurde immer dumpfer und das weitere Donnern zunehmend leiser. Vor ihrem geistigen Auge sah sie den Blonden, wie er sie anlächelte; sie sah den Smutje, wie er lächelnd am Herd stand und in einem der Töpfe rührte; sie sah ihren Vater, der in seinem Thron saß und aus seiner Flasche trank; sie sah Fukaboshi und seine Geschwister, wie sie zu fünft versuchten ein Bild zu machen; sie sah ihre Mutter, wie sie ihr eine gute Nachtgeschichte erzählte und sie sah einen Mann, der sie liebevoll anlächelte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Danach wurde alles schwarz. Noch immer flog der Kommandant der ersten Division um das Schiff, der Sturm hatte sich langsam beruhigt und die Wolken sich verzogen. Als die Sichtweite etwas größer wurde, drehte der Blonde größere Runden, verzweifelt auf der Suche nach der Rothaarigen. An Deck beruhigten sich alle langsam wieder und versuchten den Schaden des Sturms einzuschätzen. Als der Captain seinen Vizen etwas entfernt durch die Gegend fliegend sah, rief er ihn laut zu sich, doch Marco reagierte nicht. Immer noch versuchte er die Rothaarige zu finden. Whitebeard wurde etwas lauter: „Marco!“ rief er drohend und stellte zufrieden fest, wie der Blonde zum Schiff flog. Doch sein Blick verhieß nichts Gutes. Er landete an Deck und sah erschöpft seinen Vater an, dieser fragte ihn: „Was hast du da eben getrieben?“, ihm war bewusst, dass etwas passiert war, nur wusste er noch nicht was. Der Kommandant blickte schwach seine Nakamas an, die sich gesammelt hatten. Ohne Stimme formte er mit seinen Lippen den Namen des Mädchens, kein Ton kam heraus. Sein Vater hakte nach: „Was?“, mit festerer Stimme brachte er nur „Lio“ hervor. Sämtliche Anwesenden ließen den Blick über das Deck schweifen, doch nirgendwo war sie zu sehen, dabei waren sie sich alle sicher, dass sie an Deck war, als sie die Wasseroberfläche durchbrochen hatten. Der Piratencaptain hatte bereits gehört, was er gesagt hatte, fragte dennoch ein weiteres Mal „Was?“, mit ebenso fester Stimme sagte der Blonde erneut: „Lio, sie ist.. über Bord gegangen“, kaum hatte er gesagt, überkam ihn ein Gefühl von Schwäche. Er war doch schließlich ihr Kommandant und auch für ihre Gesundheit zuständig. Er hatte sie gesehen, wie sie verzweifelt einen Kameraden festhielt, der bewusstlos vom Schiff gefallen wäre. Sie selbst hing kurze Zeit später selbst dort und er hatte es nicht geschafft, sie in Sicherheit zu bringen, stattdessen war sie über Bord gegangen und er konnte sie nicht auffinden. Whitebeards Blick war starr, er wusste nicht, wie er mit dieser Information umgehen sollte. Wenn Marco sie nicht finden konnte, wie sollte dann sonst jemand sie finden? Wie weit hätte sie treiben können, dass Marco sie nicht finden würde? War sie untergegangen oder weshalb fand er sie nicht? Wieso war sie überhaupt an Deck? Unmengen an Fragen huschten durch seinen Kopf. So einen Beginn in der Neuen Welt hatte er sich für sie sicherlich nicht erhofft. Marco spürte ganz schwach das Pochen an seinem Kopf, ganz zu Beginn hatte er eine übergebraten bekommen, doch seine Wunden heilten durch seine Teufelsfrucht ziemlich schnell. Dennoch machte sich Erschöpfung bemerkbar, er war mit rasanter Geschwindigkeit etliche Male um das Schiff geflogen, immer weiter hatte er sich entfernt, doch hatte er sie nicht gefunden. Der alte Piratencaptain setzte sich in seinen Thron und betrachtete die Schäden, die das Unwetter angerichtet hatte. Es war an sich nichts schlimmes passiert, jeder hatte einige Wunden von sich getragen, doch die Größte war wohl, dass das jüngste Mitglied verschwunden war und man konnte unmöglich sagen, dass sie es überstanden hatte. Im Gegensatz zu den anderen Piraten war sie nicht annähernd so stark und hatte viel ihrer Kraft verloren, ebenfalls kam der Aufprall gegen die Reling dazu, wie sollte sie solch ein Unwetter in absoluter Dunkelheit überstanden haben? Whitebeard trank dieses eine Mal keinen Sake. Kapitel 21: Halbe Wahrheiten ---------------------------- Halbe Wahrheiten „Wenn sie in der Neuen Welt ist, wird sie eine der drei Inseln anpeilen“, sagte der Grauhaarige und zog an seiner Zigarette. „Und wenn die Leute bei ihr genügend Grips haben, werden sie nicht die Gefährlichste nehmen. Gut möglich..“ „dass sie auf unserer landet“, ergänzte der Piratencaptain verstehend. Seit dem Anruf des dunklen Königs waren nur wenige Stunden vergangen, voller Eifer hatte Shanks sich über die Information gefreut und seinen Vizen gebeten gemeinsam zu planen. „Sobald die Sonne aufgegangen ist, machen wir uns auf den Weg“, entschloss der Rothaarige und Ben nickte, bis dahin sollten sie sich noch genügend ausruhen. Gemeinsam traten sie aus dem Raum und machten sich auf den Weg zu ihren Kajüten. Als der Piratencaptain in seiner war, verabschiedete er sich von seinem Mantel und ging in das angrenzende Bad. Vor dem Waschbecken blieb er stehen und kühlte sein Gesicht mit Wasser. Sein Spiegelbild blickte ihn mit müden Augen an, in den vergangenen Jahren war er ziemlich gealtert, so sah es zumindest aus. Seine roten Haare waren etwas länger, als er sie üblich trug; der Bart war etwas dichter und minimale Falten waren im Gesicht zu vernehmen. Im Zimmer zurückgekehrt, legte er sich auf sein Bett. Die Nachricht, dass Lio noch lebte, war eine riesige Überraschung für ihn. Er hatte sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken abgefunden, dass sie verschollen war. Dass sie nun doch lebte, machte ihn unglaublich glücklich. Doch verstand er nicht so recht, weshalb sie sich nie gemeldet hatte. Er hatte ihr ja sogar die Vivre-Card zukommenlassen, doch wollte sie ihn anscheinend nicht sehen. Was konnte sie nur von ihm denken? Leise seufzte der Captain und schloss seine Augen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er an etwas dachte. Ob sie ihn nun sehen wollte oder nicht, bald würden sie aufeinander treffen und spätestens dann war es soweit. Jemand klopfte an der Tür und verschlafen brummte der Rothaarige. Er hatte die Nacht nicht großartig schlafen können und nun wurde er zu früh geweckt. Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde und jemand einige Schritte zum Bett trat. Als der Captain sich leicht zur Seite drehte und die Augen öffnete, strahlte ihm die Sonne direkt entgegen, schnell schob er seine Hand davor und fluchte leise. „Dir auch einen guten Morgen“, nuschelte sein Vize und zog an seiner Morgenzigarette. Da der Rothaarige sich in seinem Bett nicht mehr rührte und auch keinen Ton von sich gab, dachte Ben, dass sein Captain wieder eingeschlafen war. Mit viel Geduld zog er erneut an seiner Zigarette und starrte den Mann im Bett an. Sekunden später hatte dieser sich aufgerappelt und saß, wenn man es denn als solches deuten konnte, am Bettrand. Er rieb sich müde die Augen und hielt sich die Hand vors Gesicht, es war eindeutig zu hell. „Wir wollten bald los“, stellte der Grauhaarige ruhig fest. „Stimmt, hast du Bescheid gegeben?“, zur Antwort erhielt er nur ein Nicken. Er selbst erhob sich aus seinem Bett und lief langsam auf den Stuhl zu, auf dem er seinen Umhang die Nacht zuvor abgelegt hatte. „Dann wollen wir sie nicht warten lassen.“ und verließ mit seinem Vizen die Kajüte. An Deck wurde er von der gleißenden Sonne begrüßt, seine Nakamas sahen ihm nicht unähnlich, dabei hatten sie die Nacht einiges mehr getrunken und gefeiert als er. Als die Crew ihren Captain erblickte, warteten sie nur noch auf den Befehl, welcher sogleich folgte: „Machen wir uns auf den Weg Männer!“, rief er über das Deck und alle machten sich daran, das Schiff aus dem Hafen zu bringen. Die Crew wusste noch nicht, weshalb sie bereits so früh abgefahren waren, im Normalfall blieben sie einige Tage bis Wochen auf der Insel. Als die Insel aus ihrer Sichtweite war, fragten sich die Ersten, was der Grund für die Abreise war. Yasopp gesellte sich zu dem Rothaarigen. „Morgen“, brummte er noch immer leicht verschlafen. Der Angesprochene sah den Blonden kurz an und nickte „Ebenfalls Morgen“, sein Blick ging in Richtung Meer und noch weiter darüber hinaus. „Gibt es einen Grund für die Spontanabreise?“, fragte der Blonde, „Allerdings, ja“, antwortete ihm sein Captain knapp. Dass dieser nicht in Stimmung war zu sprechen, bemerkte Yasopp und verdrehte die Augen „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, erzähl.“ Nach einem tiefen Atemzug antwortete ihm sein Captain auch endlich: „Ray hat gestern angerufen, Lio lebt.“ Dem Blonden fielen beinahe die Augen raus, als er dies hörte „Wie?! Ich dachte.. wir haben doch nichts von ihr gehört. Was hat er gesagt?“, mit ruhiger Stimme sprach der Rothaarige weiter „Sie war auf dem Archipel und ist wahrscheinlich schon auf dem Weg in die Neue Welt.“ Mit einem zufriedenen Grinsen klopfte der Blonde seinem Captain auf den Rücken „Aber das ist doch super!“, nun entgleisten dem Rothaarigen die Gesichtszüge „Super?! Sie ist 14! Sie hat nichts in der Neuen Welt zu suchen. Was ist, wenn sie auf dem Weg zur Fischmenscheninsel Probleme hatte? Oder aber, wenn sie auf dem Weg wieder hinauf Probleme hatte? Oder aber ein Sturm? Oder..“, „Shanks, beruhige dich“, seine Vize war herangetreten, als er die hysterische Stimme seines Captains über das gesamte Deck gehört hatte. „Sie ist nicht allein unterwegs, sie werden schon wissen, wie man herreist“, wie üblich zog er dabei an einer Zigarette und sah den Rothaarigen an, welcher immer noch nicht ganz von seinen Worten überzeugt war. „Nicht allein? Mit wem denn?“, fragte der Blonde und erhielt zur Antwort nur ein „Wissen wir nicht“, damit war die Frage abgehakt. Dass die Tochter des Captains noch immer am Leben war, sprach sich innerhalb der Bande schnell herum. Die Meisten hatten mitbekommen, wie ihr Captain lauthals sorgenvolle Fragen über mögliche Ereignisse gestellt hatte. Alle waren dennoch erleichtert darüber, dass die Kleine noch am Leben war. Nach zwei Jahren hatten sie endlich ein Lebenszeichen ihrerseits bekommen und da sollten sie sich nicht mit schlimmstmögliche hypothetische Situationen auseinandersetzen. Der Weg zu ihrer Insel, welche ganz zu Beginn der Neuen Welt lag, war erstaunlicherweise ziemlich ruhig. In den meisten Fällen verhieß das nur, dass sich das Wetter nach einem Sturm wieder beruhigt hatte, dennoch gut möglich, dass sie in ein nächstes Unwetter geraten könnten. Derweil saß der Captain der Rothaarpiraten an Deck, man hatte es endlich geschafft, ihn etwas zu beruhigen. Er dachte zurück an damals, als er Lina kennengelernt hatte. Ganz zu Beginn konnte sie ihn auch nicht ausstehen und trotzdem hatte er es geschafft, sie für sich zu gewinnen, er grinste. Die Rothaarpiraten waren vor einigen Tagen in Water 7 angekommen, sie benötigten dringend einen Schiffszimmermann, den sie hier für sich anwerben wollten. Dafür mussten sie sich auf den Weg in die Schiffswerft machen, um dorthin zu gelangen nahmen die meisten Yagara Bulls. Friedliche und vor allem sehr nützliche Wassertiere, welche zum Transport und zur allgemeinen Fortbewegung zu verwenden waren. Doch der Captain hatte sich dazu entschieden zu laufen, er wollte noch einige Kleinigkeiten auf dem Markt kaufen, zudem hatte er unglaublichen Hunger, welcher auch größtenteils der Grund für den Umweg dorthin war. Als er diesen erreicht hatte, war sein erster Weg direkt zu einem der Stände, überall wimmelte es nur so von Essen. Er hatte einen Stand, der ihm zusagte, entdeckt und machte einen Schritt in diese Richtung. Dabei hatte er nicht auf die Menschen in seinem Umfeld geachtet und jemanden mit voller Wucht umgerannt. Fluchend stand vor ihm eine brünette Frau auf, die sich den Hintern rieb. Sie hatte ihren Kopf gehoben, um in das Gesicht des Rothaarigen zu schauen. „Kannst du nicht aufpassen?!“, sie brüllte ihn beinahe an, denn dank ihm, war ihr gesamter Einkauf zu Boden gegangen. „Lina?“, rief eine weitere weibliche Stimme und es kam eine andere brünette Frau dazu. Die Zweite sah die Erste an „Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht soviel nehmen“, sagte sie schon geradezu tadelnd und machte sich daran, den Einkauf zurück in die Taschen zu verfrachten. Ihre Schwester Lina half ihr dabei und bückte sich danach „Das wäre nicht passiert, hätte der da..“, sie zeigte dabei auf den Rothaarigen, der immer noch regungslos dastand „die Augen aufgemacht.“ Shanks hatte so langsam begriffen, was passiert war und löste sich aus seiner Starre. Er ging in die Hocke und hob einige Dinge auf und legte sie zurück in die Tasche. „Tut mir wirklich leid, ich hab nicht aufgepasst“, grimmig gab die Jüngere zurück: „Gut erkannt.“ Mahnend sagte ihre Schwester: „Lina, sei nicht so unhöflich“, zu dem Rothaarigen gewandt ergänzte sie dann: „Tut mir wirklich leid, aber meine Schwester kann ziemlich..“, ihr fiel keine passend freundliche Beschreibung ein und so hängte der Pirat etwas an: „garstig sein?“, wutverzerrt sah Lina ihn an „Bitte?!“ Und noch immer musste der Pirat grinsen, sein Vize hatte ihn beobachtet „Was ist so lustig?“, fragte er mit gehobener Augenbraue. Sein Captain winkte nur ab „Ach nichts“ und grinste immer noch breit wie eh und je. Dem Grauhaarigen war es nur recht, denn dieses Grinsen hatte er lange nicht mehr gesehen und es war beruhigend zu wissen, dass der Rothaarige noch in der Lage dazu war. „Vielleicht kann ich ja mit einem Drink zeigen, wie leid es mir tut, so unachtsam gewesen zu sein?“, fragte der junge Pirat mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Lina den Rothaarigen an „Es ist noch etwas früh zum Trinken“, stellte sie nüchtern fest und wollte sich daran machen zu gehen, doch hielt ihre Schwester sie fest. „Es würde uns wirklich sehr freuen, ich bin übrigens Anna“, sagte die Ältere und streckte ihre Hand heraus. Der Piratencaptain ergriff sie und schüttelte freudig. „Freut mich, ich bin Shanks und du bist..?“, „Nicht interessiert“, gab die Jüngere patzig zurück und verdrehte genervt die Augen, als sie den ermahnenden Blick ihrer Schwester sah. Sie seufzte einmal hörbar laut aus „Ich bin Lina“, „Freut mich wirklich sehr Lina“, sagte der Rothaarige, schnappte sich dabei ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Noch immer herabgebeugt fragte er: „Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich nicht aufgepasst habe?“, der Brünetten wurde es zu viel „Ja ja, ist ja gut, jetzt komm da wieder hoch.“ Ihre Schwester musste darüber nur kichern. Der Rothaarige erhob sich wie befohlen und grinste die Schwestern an „Also sehen wir uns heute Abend. Wo darf's sein?“, die Ältere von beiden deutete auf eine Bar nicht weit von ihnen entfernt „Wie wäre es dort, gegen 21 Uhr?“, „Sehr gern, ich werde pünktlich da sein!“, erwiderte er noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sie verabschiedeten sich voneinander und ihre Wege trennten sich. Im Weggehen hörte der Rothaarige noch Linas Stimme: „Musste das jetzt sein?“, „Ja musste es, er ist doch süß“, antwortete ihre Schwester, genervt rollte die Jüngere mit den Augen. Wenn sie den Abend mit diesem Idioten hinter sich hatte, konnte sie drei Kreuze machen. Der Pirat hatte es endlich bis zur Werft geschafft, seine Nakamas warteten schon auf ihn. „Wird auch langsam Zeit, dass du kommst Captain“, sagte Lucky Lou zu ihm, Yasopp ergänzte: „Wir haben da schon welche kennengelernt“, Shanks nickte nur, in Gedanken war er noch immer bei den Schwestern. Ben hatte den Blick seines Captains gesehen und seufzte innerlich, irgendwas hatte der Rothaarige mal wieder angestellt. ~*~ Die Stimmung auf der Moby Dick war nicht sonderlich gut. Es hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass das junge Mädchen über Bord gegangen war. Keiner wollte es so recht glauben, am wenigsten der erste Kommandant, der die Verantwortung für sie hatte. Ebenso geschockt war der junge Kamerad, den die Piratin gerettet hatte. Er hatte während des Sturms etwas gegen den Kopf bekommen und wäre beinahe ohnmächtig über die Reling gefallen, hätte das Mädchen ihn nicht festgehalten. Umso größer war sein schlechtes Gewissen, dass sie seiner Meinung nach wegen ihm verschwunden war. Dem vierten Kommandanten ging es nicht unähnlich, er hatte sich die meiste Zeit über in der Kombüse verkrochen oder aber in seiner Kajüte. Selbst seine eigene Division verzweifelte an der Reaktion ihres Kommandanten. Als er erfahren hatte, dass die Rothaarige während des Sturms über Bord gegangen war, konnte er sich weder für Wut noch Trauer entscheiden. Zu intensiv waren die Emotionen, um sie zu bändigen. Innerhalb der zwei Jahre war sie ihm wie eine Tochter ans Herz gewachsen und nun war sie verschwunden. Seine erste Reaktion war mehr oder weniger ein verbaler, beinahe auch körperlicher, Angriff auf den ersten Kommandanten. Dieser hatte schließlich die Verantwortung für seine Division und hatte es nicht geschafft, sie zurückzuholen. Doch hatte Thatch sich recht schnell bei Marco entschuldigt, als er merkte, dass es dem Blonden ziemlich zu schaffen machte, sie nicht gerettet zu haben. Niemand wusste so genau, ob sie nun umgekommen war oder nicht, aber welche Chance könnte sie gehabt haben? Wie hätte sie diesen Sturm allein in der Neuen Welt überstehen können? Niemand wusste, was exakt passiert war, gut möglich, dass sie bewusstlos ins Wasser fiel und Marco sie deshalb nicht gefunden hatte. Doch wollte auch niemand darüber nachdenken, dass sie tatsächlich dabei umgekommen war, sie sahen immer noch einen Hoffnungsschimmer. Vielleicht hatte sie es auf völlig surreale Weise geschafft sich zu retten, vielleicht war sie auch schon auf dem Weg zu einer der Inseln. Sie wollten die Hoffnung nicht aufgeben und es zumindest versuchen. Die nächstgelegene Insel lag allerdings im Schutzgebiet des Roten Shanks, umso unsicherer waren sie sich, ob sie dieses Gebiet durchsuchen sollten. Doch wurde einstimmig entschieden, dass sie das Risiko eingehen wollten. Es war früh am Morgen und der Smutje stand bereits in der Kombüse und richtete das Essen für die Crew an. Seit dem Sturm waren wenige Stunden vergangen, Thatch hatte in dieser Zeit nicht geschlafen, zu sehr war er damit beschäftigt sich Gedanken über die Rothaarige zu machen. Es konnte doch unmöglich sein, dass sie es nicht überlebte. Immer wieder redete der Brünette sich ein, dass sie noch lebte, schließlich war sie ein starkes und tapferes Mädchen. Müde servierte er das Essen und setzte sich an seinen Tisch, wenige Kameraden waren zu sehen. Manche Nakamas sahen ebenso erschöpft und müde aus wie Thatch selbst. Kaum einer von ihnen hatte die Nacht ein Auge zugetan, immer wieder hatten sie das Gewässer abgesucht, doch nirgendwo war der fröhliche Rotschopf zu sehen. Müde saßen sie still am Tisch und aßen, keiner wollte auch nur ein Wort von sich geben, zu tief saß der Schock und auch die Trauer über ihren Verlust. Klar redete man sich ein, dass sie noch am Leben war, doch wie hoch waren die Chancen bei ihrer körperlichen Verfassung? Der einzig Fehlende war der Blonde, Thatch fragte: „Wo ist Marco?“, er hatte in der Nacht, als er ihm erzählt hatte, dass Lio verschwunden war, den Vizen beinahe auseinandergenommen. Im Nachhinein bereute der Brünette seine Taten, er wusste ja nicht, dass Marco schon genug geplagt war. Haruta antwortete ihm: „Er ist an Deck bei Vater, sie besprechen gerade etwas“, verstehend nickte der Kommandant. „Wie willst du vorgehen?“, fragte der Blonde monoton „Wir sollten den Grünschnabel vorwarnen“, antwortete der alte Hüne. Auch ihm sah man an, dass der Verlust seines jüngsten Mitgliedes nicht ohne weiteres an ihm vorbeiging. Sie besprachen gerade den Ablauf, der notwendig war, um in das Schutzgebiet eines anderes Kaisers einzudringen. Der Blonde nickte „Ich werde vorfliegen. Soll ich noch etwas sagen?“, ernst sah Whitebeard seinen Sohn an „Du solltest dich noch etwas ausruhen bevor du fliegst“, innerlich verdrehte Marco die Augen. Das Einzige, was er in diesem Moment tun wollte, war das rothaarige Mädchen wiederzufinden, da spielte alles andere vorerst keine Rolle. Doch wusste er, dass es keine Diskussion mit dem alten Mann gab, so nickte er nur und begab sich schnell unter Deck. Im Essenssaal waren wenige Mitglieder zu sehen, doch saßen sämtliche Kommandanten am Tisch. Als der Blonde diesen erreichte und sich setzte, blickten sie zu ihm „Neue Informationen?“, fragte ihn der Brünette zu erst. „Allerdings, ich werde gleich vorfliegen und den Roten warnen.“, Thatchs Augen verzogen sich zu Schlitzen „Sicher, dass du das schaffst?“, genervt blickte der Blonde zurück und schnappte sich eines der Brötchen. Er wollte schon längst auf dem Weg dorthin sein und doch saß er nun hier mit einem plagenden Gewissen. Der Vize bekam das Bild der Rothaarigen nicht aus dem Kopf, wie sie an der Reling hing und von einem Moment zum Nächsten verschwunden war. Sie sah dabei so ängstlich und auch erschöpft aus, sie hatte mehrere Male gerufen und er hatte sie auch bereits früh gesehen. Doch das ständige Ausschwenken des Schiffes machte es unmöglich, zu ihr zu gelangen. Umso schlimmer, dass er sie nicht finden konnte, obwohl er doch Sekunden nach ihrem Fall angefangen hatte zu suchen. Der Kommandant würgte geradezu das Brötchen hinunter, welches wie ein Stein schwer in seinem Magen lag. Er bekam einfach nicht das Bild von Lio aus dem Kopf, wie sie hilflos an der Reling hing, diese Augen, dieser Blick.. Mit einem Seufzen erhob er sich frühzeitig wieder und verabschiedete sich, seine Nakamas riefen ihm ein „Sei vorsichtig“ zu und er verschwand wieder an Deck. Sein Vater hatte bereits damit gerechnet, dass es kein ausgewogenes Frühstück sein wird, doch hatte er immerhin etwas im Magen. Marco stand an der Stelle, wo die Rothaarige gefallen war, er blickte ein letztes Mal seinen Vater an und verwandelte sich endgültig in seine Phönixform. In den Himmel aufgestiegen, machte er sich auf den Weg zu der Insel des Roten. ~*~ Der Rothaarige trat zu seinem Steuermann und erkundigte sich, wie lange die Fahrt nun noch dauern würde „Wann sind wir da?“, die Frage ähnelte stark einem Kind, ebenso verhielt er sich auch. Regelmäßig im Fünfminuten-Takt fragte er, wie lange es noch dauern würde. Völlig entnervt gab ihm sein Steuermann zurück, dass es noch maximal zwei Stunden dauern würde. Zufrieden darüber begab sich der Captain zum Bug und blickte auf das Meer hinaus. Er grinste breit, bald würde er seine Tochter wiedersehen, nach all den Jahren könnte er sie endlich wieder in die Arme schließen. Plötzlich sah er am Himmel etwas Leuchtendes aufblitzen. Mit verengten Augen versuchte er herauszufinden, was es war. Bei näherem Betrachten glich es sehr stark einem Vogel, einem ziemlich großen Vogel. Als Shanks bemerkte, dass dieses Wesen mit rasanter Geschwindigkeit die Red Force anpeilte, rief er seine Männer zusammen „Da kommt etwas auf uns zu, macht euch bereit anzugreifen, wenn es gefährlich wird!“, sie sahen den bläulichen Vogel immer näher kommen. Ben hatte sich erinnert, dass es der Vize der Whitebeardpiraten war und wollte gerade seinen Captain darüber informieren, als die ersten Schüsse abgefeuert wurden. Der Grauhaarige hielt in seiner Bewegung inne und beobachtete den Phönix. Mit einer Leichtigkeit war er den Kugeln ausgewichen und flog immer näher zur Red Force. Er hörte die Rufe von Yasopp: „Ziemlich hartnäckiger Vogel!“ und darauf folgten weitere Schüsse. Als der Vize bei seinem Captain stand, sagte der Rothaarige: „Das ist wirklich ein sehr schöner Vogel, was denkst du ist das für einer?“, Ben antwortete noch nicht, er beobachtete den Phönix und zog genüsslich an seiner Zigarette. Die meisten Schüsse gingen durch ihn durch, die Stellen an denen die Kugeln getroffen hätten, schlossen sich mit Flammen wieder zusammen. Eine wirklich beeindruckende Teufelsfrucht, die der junge Vize gefunden hatte. „Du Ben, ich glaub, das ist gar kein richtiger Vogel“, sagte der Rothaarige und beobachtete den blauen Vogel weiter, manchmal fragte der Grauhaarige sich, wo sein Captain den Verstand und auch sein Gedächtnis gelassen hatte, schließlich war das der Vize eines Feindes. Marco flog in immer kleinerwerdenen Bahnen auf die Red Force zu, er hatte nicht damit gerechnet, das Schiff der Rothaarpiraten zu sehen, doch so war der Weg für ihn kürzer. Dass sie ihn umgehend angreifen würden, war ihm ebenfalls bewusst, doch sollte es deshalb keine Probleme geben. Immer tiefer flog er und schaltete einige seiner Angreifer aus, natürlich nichts ernsthaft, nur so stark, dass sie ihn nicht weiter attackieren konnten. Als die Schüsse eingestellt wurden, verwandelte der Blonde sich halb in einen Menschen zurück, die Arme noch immer zu Flügeln. Am Bug sah er den Rothaarigen, welcher mit einem Grauhaarigen, seinem Vize, sprach. Der Kaiser trat näher und grinste breit „Du bist doch Marco, der Kommandant der ersten Division oder? Wieso heuerst du nicht bei mir an?“, der Blick des Blonden sprach Bände: „Schnauze!“, rief er über das Deck. Noch immer grinste der Rothaarige und trat näher „Was verschafft mir die Ehre, einen von Whitebeards Männern persönlich auf meinem Schiff begrüßen zu dürfen?“, immer noch misstrauisch verwandelte der Phönix sich nicht vollständig in einen Menschen zurück. „Wir suchen jemanden, dafür müssen wir in dein Schutzgebiet. Wir wollen dich nicht um Erlaubnis bitten, nur klarstellen, dass niemand Schaden abbekommt.“ Fragend blickte der Piratencaptain den Blonden an „Ihr sucht jemanden?“, Marco war nicht bereit dazu, ihm weitere Details zu geben, so entschied er sich nur zu nicken. „Wirklich freundlich, dass ihr euch ankündigt, doch ich weiß nicht, ob ich es zulassen kann“, auf seinem Gesicht war noch immer ein breites Grinsen zu sehen, es provozierte den ersten Kommandanten fürchterlich, dass sein Gegenüber ihn nicht für voll nahm. Doch konnte er keinen Streit mit einem Kaiser anfangen, wenn er allein auf sich gestellt war, so musste er es hinnehmen. „Vielleicht würde ich mich ja dazu bereiterklären, euch in mein Gebiet zu lassen, wenn ich ein paar mehr Informationen hätte“, zu gern wollte Shanks wissen, wen sie ausgerechnet auf seinen Inseln suchen wollten. Natürlich hatte er nichts dagegen, wenn der alte Piratencaptain sich in seinen Gewässern aufhielt, doch konnte er diese Karte für sich ausspielen, wenn er es richtig anging. Marco atmete tief ein und aus, ehe er antwortete: „Wir haben ein Crewmitglied verloren. Es besteht die Hoffnung, dass wir sie hier finden“, eine Augenbraue des Rothaarigen hob sich „Ihr seid so viele Mitglieder, da fällt euch auf, wenn einer fehlt?“, der Blonde antwortete nicht und wartete nur darauf, dass der Kaiser weiter redete. „Es ist eine Frau? Seit wann habt ihr eigentlich Frauen in der Bande? Mal abgesehen von den Krankenschwestern“, Marco brodelte innerlich schon, dieser Pirat sollte keine falschen Worte über seine Familie sagen. „Wir haben auch eine Kommandantin“, rechtfertigte sich der Blonde, damit war für ihn das Notwendigste gesagt. Shanks nickte nur „Gut gut, euer Schiff wird wahrscheinlich bald hier sein, nicht wahr? Am besten ruhst du dich bis dahin aus, du siehst aus, als hättest du die Nacht mit einem Sturm zu kämpfen gehabt“, dass der Rothaarige damit Recht hatte, wusste er natürlich nicht. Marco war ziemlich froh darüber, dass er ruhig mit dem Kaiser sprechen konnte und er sie auch gewähren ließ. Die Suche nach Lio hatte oberste Priorität, da spielte es keine Rolle, ob man sich allein gegen einen der Vier Kaiser stellte. Dass beide Piratenbanden das gleiche Ziel hatten, war ihnen nicht bewusst. Kapitel 22: So nah.. -------------------- So nah.. In der Ferne konnte man bereits den riesigen Kahn ausmachen, der geradewegs auf sie zu fuhr. Die Red Force war stehengeblieben, um die Piratenbande vor der Insel abzufangen. Es bestand kein Risiko, dass die Whitebeards Unfug anstellen würden, doch sollten sie zuvor einige Dinge klären. Marco verwandelte sich nach einer langen Pause zurück in einen Phönix, noch halbmensch sagte er zum Rothaarigen: „Ich werde zurückfliegen“ und war damit auch schon verschwunden. Der blau flammenlodernde Vogel erhob sich vom Schiff und war Sekunden später im Himmel, der blaue Fleck wurde immer kleiner und unschärfer, irgendwann landete er auf der Moby Dick. Gespannt wartete die Crew des Roten auf das zukommende Schiff, ihr Captain nuschelte im Stillen zu seinem Vizen „Hoffentlich bringt der Alte guten Sake mit“, der Grauhaarige antwortete nicht und zog nur wie üblich an seiner Zigarette. Inzwischen war der erste Kommandant der Whitebeardpiraten auf dem Schiff gelandet, erwartungsvoll wurde er angesehen, sein Vater allerdings trank in Ruhe seinen geliebten Sake. Der Blonde trat zum Thron „Er hat keine Probleme damit. Er will aber nochmal mit dir sprechen“, der alte Hüne lachte daraufhin „Gurarara, wirklich frech dieser Grünschnabel. Was denkt der eigentlich, wer er ist?“ und trank wieder aus seiner Flasche. Die Moby Dick machte neben der Red Force Halt, der sonst recht große Kahn der Rothaarpiraten wirkte neben der Moby Dick wie ein kleines Ruderboot, welches beim Zusammenprall zerfallen würde. Nachdem die Schiffe miteinander verbunden waren, trat der alte Piratencaptain an die Reling und sprang auf das Deck des gegenüberliegenden Schiffes. In der einen Hand sein Bisento, in der anderen eine Flasche gefüllt mit Sake. Als er an Deck der Red Force stand, wichen einige neue Kameraden zurück, sie hatten den Kaiser zuvor noch nie in echt erlebt und seine Aura war einfach zu überwältigend. Whitebeard selbst trat näher zu dem Rothaarigen, welcher noch immer neben seinem Vizen stand. Die beiden Kaiser standen sich gegenüber und lieferten sich ein stummes Blickduell, welches keiner von ihnen aufgeben wollte. Shanks fing die Flasche auf, die der Ältere ihm zugeworfen hatte. Ein Schluck genügte, um festzustellen, dass es ein äußerst köstlicher Sake war, wenn ihn seine Sinne nicht täuschten, müsste er von der Fischmenscheninsel sein. „Wirklich ausgezeichneter Sake, den du da mitgebracht hast. Von der Fischmenscheninsel?“, fragte der Rote und trank wieder. Whitebeard lachte „Gurarara, gut erkannt!“, noch immer standen sie sich gegenüber, die Stimmung war nach wie vor sehr drückend. Die Whitebeardpiraten standen an der Reling der Moby Dick und beobachteten die beiden Kaiser, wie sie sich stumm gegenüberstanden. Sie sollten auf dem Schiff bleiben, sodass es nicht wie ein möglicher Angriff aussehen sollte, die Sache sollte in Ruhe geklärt werden. Der Rote sprach: „Ich hab gehört, du suchst eine Frau? Wer ist sie?“, Whitebeard legte sich seine Worte parat „Ein Crewmitglied, sie ist bei einem Sturm über Bord gegangen“, neugierig hakte Shanks nach „Und wer ist sie?“, die Augen des Alten verzogen sich zu Schlitzen. Er wollte ihm nicht erklären, dass er ein so junges Mitglied bei sich hatte, welches verschwunden war. „Wer sie ist, spielt keine Rolle“, der Rothaarige grinste nur „Allerdings spielt es eine Rolle, schließlich ist sie in meinem Gebiet.“ Shanks war es ziemlich egal, wer sie an sich war und auch, dass sie sich auf seiner Insel befand. Wenn sie zu Whitebeard gehörte, konnte sie keine schlimme Person sein, die wahllos mordet und die Inselbewohner in Gefahr brachte. Dem Älteren wurde es allerdings zu viel, voller Ernst sprach er: „Sobald wir sie gefunden haben, werden wir verschwinden. Ob du uns gewährst oder nicht, wir werden sie suchen“, beschwichtigend hob der Rote seine Hände „Na na, du wirst doch nicht einen Krieg anfangen wollen oder wäre sie es tatsächlich wert?“, er fragte sich, wen sie eigentlich suchten. Was hatte diese Frau an sich, dass Whitebeard so weit für sie gehen würde? Was das anging, war der Rote ziemlich neugierig, doch wusste er, dass er von dem Alten keine Antwort erhalten würde. Als Shanks bemerkte, wie sein Gegenüber langsam die Fassung verlor, entschied er sich dazu, ihn endlich zu gewähren „Schon gut, ihr dürft sie suchen. Ihr lasst die Bewohner in Frieden und verschwindet, sobald ihr sie habt. Ach, und ich würde sie gern kennenlernen. Sie muss etwas besonderes sein, wenn ihr euch so sehr bemüht, sie wiederzufinden“, Whitebeard nickte und gab ein Handzeichen. Daraufhin kam Marco an Deck der Red Force geflogen, es sollten noch einige Vorgehensweisen geklärt werden. Es wurden alle Notwendigkeiten geregelt, die Schiffe sollten an der Insel zeitgleich anlegen, Shanks würde die Bewohner beruhigen und vorab klären, dass die Whitebeardpiraten aus friedlichen Gründen dort waren. Ebenso bestand die Frage, ob sie bei ihrer Suche Hilfe benötigten, doch lehnte der alte Hüne dies ab. Sie gaben sich ein Zeitlimit von einer Woche, wenn sie bis dahin nicht aufgetaucht war, würden die Piraten ohne sie weiterziehen. Whitebeard war sich sicher, dass sie dort sein würde, wenn sie den Sturm überlebt hatte, es konnte keine andere Möglichkeit geben und wenn sie innerhalb dieser Woche nicht dort war, bestand auch keine Hoffnung, dass sie überlebt hatte. Shanks dachte derweil, dass er auf dieser Insel bald seine Tochter wiedersehen würde, wenn sie von der Fischmenscheninsel in die Neue Welt kam, würde sie sicherlich dort sein. Dass die Piraten allerdings ein und die selbe Person suchten, war keinem von ihnen bewusst. Aus der Ferne erkannte man am Horizont bereits die zwei Schiffe, die auf die Insel zufuhren. Immer deutlicher erkannte man die Umrisse des riesigen Walkopfes, einige Inselbewohner riefen bereits panisch, dass ein anderer Kaiser auf den Weg zu ihnen war. Sie atmeten erleichtert auf, als sie im Schatten der Moby Dick das Schiff der Rothaarpiraten sahen. Dennoch fragten sie sich, was Whitebeard bei ihnen wollte. Nachdem die Schiffe vor Anker gelegt hatten, sammelten sich beide Crews am Steg, Shanks sprach nochmals deutlich: „Ihr habt eine Woche Zeit, wenn ihr sie bis dahin nicht gefunden habt, müsst ihr ohne sie weiter. Und lasst die Bewohner in Ruhe!“, der Rothaarige verschwand in Richtung Dorf, auf der Suche nach dem Bürgermeister. Er wollte Bescheid geben, dass für einige Tage die Whitebeardpiraten auf der Insel waren, ebenfalls wollte er sich erkundigen, ob noch weitere Leute an der Insel angelegt hatten. Ich hörte eine Stimme aus der Ferne, sie rief nach etwas, wieso klang sie so hysterisch? Es war die Stimme eines Mannes, wer war er? Ich versuchte meine Gedanken zu sammeln, doch brummte mein Schädel, als wäre ich mit rasender Geschwindigkeit gegen eine Wand geknallt, was war nochmal passiert? Ich dachte an das Letzte, woran ich mich erinnern konnte. Ich hatte einen Mann gesehen, er hatte so rote Haare und ebenso schwarze Augen wie ich. War er etwa mein Vater? Ich dachte weiter zurück und mir fiel ein, dass wir in der Neuen Welt aufgetaucht waren, direkt in ein Gewitter hinein. Ich war über die Reling ins Wasser gefallen und dann..? Und dann...?! Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es klappte nicht. Mein Körper gehorchte mir nicht. Der Versuch meine Arme und Beine zu bewegen, scheiterte kläglich. Es war, als wäre ich vollständig aus Blei. Ich hörte Schritte. Es klang, als würde jemand auf Sand laufen. „Ob sie noch lebt?“, fragte die fremde Stimme, ich spürte warme Finger an meinem Handgelenk und hörte, wie der Mann scharf die Luft einzog „Sie lebt noch.“ Ich wollte etwas sagen, fragen wo ich war, doch nichts passierte. Kein Wort verließ meine Lippen, meine Augen öffneten sich keinen Millimeter, keinen Zentimeter rührte sich mein Körper, völlig entkräftet war ich im Irgendwo. Ich wollte etwas sagen, irgendetwas, doch nichts. Ich spürte wie mich jemand hochhob, ich verlor die Orientierung und meine Schulter fing an zu schmerzen. Meine Arme baumelten leblos herab, man hatte mich über eine Schulter geworfen und war losgelaufen. Kopfüber hing ich dort, spürte das Stechen der Schulter in meinem Bauch, das starke Pochen meiner eigenen Schulter, das Blut lief in meinen Kopf und ich spürte, wie sich die absolute Dunkelheit wieder breitmachte. Der junge Mann lief mit dem Mädchen über die Schulter geworfen zu einem kleinen Häuschen nicht weit entfernt von dem Strand. Er hatte das Schwert, welches an der Hüfte des Mädchens gebunden war, mitgenommen. Üblicherweise besuchte er die alte Dame am Dorfrand, auf seinem Weg dorthin, hatte er das Mädchen gesehen. Ihre Haare waren feuerrot und wirr, ihre Haut war völlig blass und unter den Augen waren dunkle Ringe zu sehen. Als er sie aus der Ferne gesehen hatte, dachte er wirklich, sie wäre tot, doch hatte sie immer noch einen schwachen Puls. Sein Weg führte zu der alten Frau, er fragte sich dennoch, wer dieses Mädchen war und was passiert war, dass sie so leblos am Strand landete. Das Häuschen war bereits in Sichtweite, die Dame saß wie üblich jeden Morgen vor ihrem Haus im Garten und wartete auf ihn, um gemeinsam zu frühstücken. Als sie ihn gesehen hatte, war sie aufgestanden und wollte ihm winken, doch hielt sie inne, als sie das rothaarige Mädchen auf seiner Schulter sah. Er blieb vor ihr stehen und begrüßte sie: „Morgen Trudy, kannst du dich um sie kümmern?“, er fragte mit solch einer Gelassenheit, dass man kaum glauben konnte, dass er dort ein bewusstloses Mädchen mit sich trug. Die Oma war verblüfft und geschockt zugleich und starrte den jungen Mann mit offenem Mund an. Dieser hob fragend seine Augenbrauen: „Du warst doch früher Krankenschwester, kannst du dich nicht um sie kümmern? Ich hab nämlich ziemlichen Hunger“, ihr Mund war noch immer geöffnet, doch verließ kein Ton die Lippen der ehemaligen Krankenschwester. Seufzend trat der Mann in das winzige Häuschen und legte die Rothaarige auf das grüne Sofa, das Schwert legte er auf den Tisch nebendran. Sie hatte sich mittlerweile gefasst und war ihm gefolgt, ihre Stimme hatte sie wiedergefunden: „Timmi.. Wer ist sie?“, dieser befand sich in der Küche und füllte ein Glas mit Wasser. „Keine Ahnung, hab sie auf dem Weg hier her am Strand gesehen. Dachte erst sie ist tot, aber sie hat noch Puls“, die inzwischen Weißhaarige trat näher zum Sofa. Sie betrachtete das Mädchen, sie war so unglaublich blass, die strahlendroten Haare klebten ihr nass im Gesicht. Trudy berührte die Rothaarige am Handgelenk und spürte ihren ganz schwachen, aber regelmäßigen Puls. Die Haut des Mädchens war eiskalt, die alte Dame begab sich zum Schrank und kramte einige Decken hervor, für Erste hieß es, das Mädchen aufzuwärmen, den Kreislauf zu stabilisieren und sie dann zu Bewusstsein kriegen. „Könntest du sie bitte in mein Bett legen?“, Timmi nickte, kam zu ihr, schob seine Arme unter ihre Schulterblätter und Kniekehlen und brachte die Rothaarige in das Schlafzimmer der Alten. Er betrachtete das Mädchen genaustens, doch kannte er ihr Gesicht nicht. Als sein Magen knurrte, schickte Trudy ihn raus, sie wollte sich in Ruhe um das Mädchen kümmern. Nach einer Weile kam sie wieder heraus und setzte sich zu dem Blonden an den Tisch. Sie hatte sich um die Verletzungen der Rothaarigen gekümmert, die Schulter verbunden und sie in unzählige Decken gepackt. In der Zwischenzeit hatte sich der Blonde über die Brötchen hergemacht, übrig waren noch zwei Stück. Entschuldigend sah er die alte Frau an, sie winkte allerdings nur ab. Sollte der Knabe doch essen, schließlich half er ihr regelmäßig, wenn sie Probleme hatte. Neugierig fragte Timmi: „Kommt sie durch?“, die Oma schmierte sich derweil ein Brötchen „Ja, sie hat einige Verletzungen, aber mit viel Ruhe wird sie bald wieder fit sein“, „Gut“, erwiderte der Blonde und dann herrschte eine Zeit lang Ruhe. Dem jungen Mann fiel wieder ein, was erzählen wollte: „Ach ja, Shanks ist wieder da und hat jemanden dabei“, Trudy biss in ihr Brötchen und sah ihren Gegenüber fragend an, er sollte weitersprechen. Ehrfürchtig sagte er: „Es ist Whitebeard“, die Frau hatte sich verschluckt und fing an zu husten. Schnell hatte sie sich wieder zusammengerissen „Whitebeard? Was will er hier?“, beschämt blickte der Blonde zur Seite und kratzte sich am Hinterkopf „Weiß nicht, hab nicht so genau zugehört“, die Weißhaarige blickte den Jungen etwas grimmig an, war ja klar, dass er eine so wichtige Information vergessen würde. „Aber!“, sagte er und grinste sie an „Er wird in einer Woche wieder weg sein“, Trudy rollte mit den Augen, diese Information war nicht wirklich brauchbar. Auf der Insel Lilsol war derweil Abend geworden, die Whitebeardpiraten hatten einen Großteil des Strandes abgesucht, doch war von der Rothaarigen keine Spur zu finden, nichts was darauf hinwies, dass sie noch am Leben war. Ein Teil der Crew saß in einer Bar und ließ den Tag halbwegs erträglich ausklingen, doch selbst der Rausch des Alkohols verbesserte ihre Lage nicht. Ein blonder Mann betrat die Bar und lief geradewegs auf den Tresen zu, freundlich wurde er von dem Barchef begrüßt „Ach Timmi, dachte schon, du kommst heute gar nicht mehr“, dieser zwinkerte nur „Du kennst mich doch, wenn der Alkohol ruft..“, vor ihm wurde ein Krug abgestellt, er trank freudig einen Schluck und grinste: „Und außerdem musste ich doch noch Trudy helfen“, sein Gegenüber, der Barchef, nickte verstehend. Als sich der Blonde in der Bar umblickte, sah er einige fremde Gesichter, es waren die Piraten, die meisten davon wirkten eher bedrückt. Dennoch sah man bei vielen von ihnen den Jolly Roger ihrer Bande, die weiße Mondsichel als Bart war ziemlich deutlich zu erkennen. Das waren die Männer der Whitebeardpiraten. Ob er sie fragen könnte, weshalb sie hier waren? Wäre ziemlich interessant zu wissen, was sie auf der Insel eines anderen Kaisers zu suchen hatten. Mit samt seinem Krug erhob sich der Blonde vom Hocker und lief selbstsicher zu den Piraten, an ihrem Tisch blieb er stehen: „Erzählt mal Jungs, was macht ihr hier eigentlich?“ Einer von ihnen, seine blonden Haare standen wirr in sämtliche Richtungen ab und die Form glich ziemlich stark einer Ananas, erhob sich und sah den Neuankömmling grimmig an „Das geht dich nichts an Junge, verschwinde lieber.“ Doch ließ sich Timmi nicht beirren und grinste den Piraten an. Die Crew durfte hier keinen Unfug anstellen, soviel hatte er sich noch gemerkt. Was würde wohl passieren, wenn sie sich nicht daran halten würden? Würde Shanks etwa einen Krieg anfangen, nur weil er etwas provozieren musste? Timmi setzte nach: „Wenn ich es aber wissen will?“, der Pirat stand noch immer und sagte erneut: „Wirst du wohl im Unwissen sterben müssen“ und setzte sich damit wieder auf seinen Platz. Dass Timmi dort mit dem ersten Kommandanten und auch Vizen der Whitebeardpiraten sprach, wusste er nicht, aber es hätte ihn wahrscheinlich auch nicht gehemmt zu fragen, schließlich stand diese Insel und somit auch er unter dem Schutz der Rothaarpiraten. Wieder versuchte er es: „Komm schon Ananaskopf, was wollt ihr hier?“, Marcos Augen verzogen sich zu Schlitzen. Am liebsten hätte er diesen frechen Bengel durch die Wand nach draußen befördert, nur war es ihnen untersagt die Inselbewohner zu schädigen. Doch dieser Junge bettelte ja geradezu danach, der Vize musste sich ziemlich zusammenreißen. Ein anderer Mann erhob sich von dem Tisch und trat zum Blonden „Es wäre wirklich besser, du verschwindest“, seine Stimme war ruhig und gefasst. „Was passiert denn, wenn nicht?“, er provozierte weiterhin und versuchte diese unwichtige Information zu erhalten. Eine Stimme hinter ihm drang zu ihm „Wenn du nicht freiwillig gehst, kann ich dir gern helfen“, Timmi wollte gerade einen weiteren Spruch ablassen, doch blieb er stumm, als er gesehen hatte, wer gesprochen hatte. Niemand anderes als der Rote Shanks stand hinter ihm und blickte ihn ernst an, der Blonde musste schwer schlucken. „Ihr steht zwar unter meinem Schutz, doch solltest du mit den Konsequenzen deines eigenen Handelns zurecht kommen“, Tim war ganz anders zumute. Seine Überlegenheit und all sein Mut war völlig dahin, am liebsten wollte er nur so schnell wie möglich verschwinden. „Du gehst jetzt am besten.. und grüß Trudy von mir“ sagte der Rothaarige wieder etwas gelassener mit einem Lächeln im Gesicht. Timmi nickte nur und verließ unverzüglich die Bar, er lief einige Straßen weiter und blieb stehen. Er wollte fluchen, was hatte er da eigentlich gerade gemacht? Die Crew eines Kaisers provoziert und dann noch die Aufmerksamkeit eines anderen Kaisers auf sich gezogen? Wie blöd musste man eigentlich sein.. Auf direktem Wege begab sich der Blonde in seine Wohnung, für die kommenden Tage hieß es 'Bleib von den Piraten fern.' Immer wieder dieses Bild.. Wer war dieser Mann? Es konnte doch unmöglich mein Vater sein, oder? Dieses Lächeln, diese Haare, diese Augen.. Ich versuchte mich zu erinnern, versuchte das Bild dieses Mannes meinen Erinnerungen zuzuordnen, doch es passte nicht. Das Einzige, woran ich mich erinnern konnte, war Zigarettenqualm, aber was hatte der damit zu tun? Und wieder huschte das Bild des Rothaarigen durch meinen Kopf, ich wurde das Gefühl nicht los, dass es mein Vater war. Schien doch nur logisch, oder? Und wo war ich inzwischen eigentlich? Lebe ich überhaupt noch? Am liebsten wollte ich seufzen, doch würde mein Körper eh nicht reagieren. Jegliche Regungen, die ich versuchte zu tätigen, scheiterten. Ich hörte ein dumpfes Geräusch und daraufhin ein Fluchen. Es war keine bekannte Stimme und auch nicht die, die ich das letzte Mal gehört hatte. Diesmal war es eine Frau, ganz eindeutig. Ich hörte das Knipsen eines umgelegten Lichtschalters, weitere Schritte waren zu hören und dann das Geräusch, als würde jemand etwas auf einen Tisch abstellen. Ich spürte eine warme Hand auf meiner Stirn und Sekunden später einen kühlen Lappen „Hoffentlich wachst du bald auf“, sagte die Frau, ihre Stimme klang so sanft und beruhigend. Etwas stach in meine Schulter und ein warmes Gefühl breitete sich von dort aus. Es war angenehm und meine Gedanken wurden immer schwummriger, bis ich wieder ins Nichts abdriftete. „Was ist nur mit dir passiert Kleines..“, sagte Trudy und betrachtete die Rothaarige. Sie sah so jung aus, was war geschehen, dass sie in dieser Situation war? Wer war dieses Mädchen? Die Frau hatte ebenfalls das Schwert gesehen und auch begutachtet. Sie hatte zwar selbst keine große Ahnung davon, doch sah die Klinge wirklich tadellos aus, einige Gebrauchsspuren waren dennoch zu sehen. War die Kleine etwa eine Piratin? Unmöglich, wie alt konnte sie sein? Ebenfalls musste sie an Timmi denken, er hatte erzählt, dass Whitebeard auf der Insel war. Allein der Name ließ ihr einen eiskalten Schauer den Rücken hinunterlaufen. Er war eine Legende, nur er war ein ehrwürdiger Gegner für Roger und das sollte schon einiges heißen. Dass sich dieser Mann nun auf der Insel befand, war der Alten gar nicht recht. Gut, dass es schließlich nur eine Woche war. Was er hier wollte, spielte absolut keine Rolle, solange er die Insel bald wieder verlassen würde. Kapitel 23: Folge deinem Gefühl ------------------------------- Folge deinem Gefühl Sechster Tag, früh morgens Inzwischen waren sechs Tage vergangen und noch immer war keine Spur von dem Mädchen zu finden. Die Wahrscheinlichkeit mit einer Nussschale lebend über den Rivers Mountain zu kommen, war größer, als dass Lio überlebt hätte. Wie hätte sie es auch schaffen können, so ganz ohne alles? Doch es bestand weiterhin die Möglichkeit, dass sie am Leben sein könnte, schließlich hatten die Whitebeardpiraten auch eine Zeitspanne von einer Woche ausgemacht. Im Allgemeinen konnte man sagen, dass die Stimmung der Piratenbande nicht sonderlich positiv war, eher deprimiert und bedrückt, dagegen war die Bande der Rothaarpiraten in Höchstform. Nach dem Telefonat mit Silvers Rayleigh hatte Shanks erfahren, dass seine Tochter noch lebte und sehr bald in der Neuen Welt sein würde. Die Chance, sie bald schon wiedersehen zu können, machte die gesamte Crew glücklich, besonders aber ihren Captain. Dass er von ihr immer noch nichts gehört hatte, störte ihn nicht großartig, viel zu froh war er darüber, dass seine Tochter am Leben war. Dass sie aber bereits auf seiner Insel war, wussten weder er und noch die Whitebeards. Timmi war, wie jeden Morgen üblich, auf dem Weg zu der alten Dame. Weshalb er sie ständig besuchte und ihr half? Nun ja, als seine Eltern damals verschwanden, hatte Trudy sich um ihn gekümmert. Hatte dafür gesorgt, dass er ein Dach über dem Kopf hatte und sich später auch für ihn eingesetzt, dass er einen halbwegs sinnvollen Beruf fand. Da sie aber mit dem Alter auch Ausdauer verlor, war es nun an der Zeit ihr zu helfen. Auch wenn sie sich in einigen Punkten ziemlich unterschieden, waren sie dennoch froh einander zu haben. Als er an dem Strand vorbei ging, blickte er zu der Stelle, an der er das rothaarige Mädchen gefunden hatte. Seitdem war sie noch immer nicht aufgewacht, hatte lediglich einige unverständliche Dinge gemurmelt, doch zu Bewusstsein gekommen, war sie nicht. Tim fragte sich immer wieder, was mit ihr geschehen war. Am Haus angekommen, klopfte er und trat ohne zu warten ein. Trudy war nirgendwo zu sehen, also musste sie im Schlafzimmer sein, das Frühstück stand bereits auf dem Tisch. Kaum wollte er sich setzen, hielt ihn eine ihm fremde Stimme auf, sie war sehr leise und klang ziemlich kratzig. Fragend blickte er zur verschlossenen Schlafzimmertür, war sie etwa aufgewacht? Der gedeckte Tisch war völlig in Vergessenheit geraten und er trat zur Tür, wieder hörte er diese fremde weibliche Stimme. Als er die Tür öffnen wollte, flog sie ihm entgegen und knallte direkt gegen seinen Kopf. Fluchend stand er da und rieb sich seine Nase „Verdammt nochmal!“, aus dieser lief etwas Blut und er wischte es mit seinem Ärmel ab „Kannst du nicht aufpassen?“, fragte er. Die Weißhaarige war aus dem Schlafzimmer gerannt, zumindest wollte sie es, und hatte ihn dabei voll mit der Tür erwischt. Sie sah seine blutende Nase und brachte nur ein „Oh. hervor, das war eigentlich nicht ihre Absicht. Trudy lief in die Küche und holte einige Tücher und hielt sie ihm hin „Entschuldige bitte, das wollte ich nicht“, sagte sie entschuldigend und hoffte, er würde es ihr nicht verübeln. „Schon gut“, sagte er hinter den Tüchern versteckt, als er sich umblickte, war die Oma wieder am werkeln. Mit einem gefüllten Tablett kam sie ihm entgegen und lief wieder in das Schlafzimmer, irritiert blickte er ihr hinterher und sah zum ersten Mal die Rothaarige bei Bewusstsein. Sie saß mehr oder minder aufrecht im Bett, war immer noch unter einer Decke vergraben und auf ihren Oberschenkeln lag das Tablett, welches die Alte eben geholt hatte. Großartig Farbe hatte sie allerdings nicht bekommen, die Haut war noch sehr blass, unter den Augen waren nach wie vor die dunklen Ringe zu sehen, ihr Haar war dafür nicht mehr so wüst. Ihre schwarzen Augen blickten ihn neugierig an, ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Hallo“ sagte sie leise, aber hörbar. Der Blonde war völlig in seiner Starre und rührte sich keinen Zentimeter, die Tücher hielt er immer noch an seine Nase. Als er nicht antwortete, räusperte Trudy sich „Komm doch rein“, sagte sie und winkte ihn zu sich. Timmi betrat den Raum, blieb dennoch auf Abstand. Die Rothaarige versuchte erneut zu sprechen, doch war ihre Stimme noch immer etwas eingerostet. Nachdem sie sich ausgehustet und noch einen Schluck Wasser getrunken hatte, setzte sie wieder an: „Ich hab gehört, du hast mich gerettet?“ fragte sie abwartend. Doch der Blonde sagte nach wie vor nichts, er blickte einfach ihre Augen an und fragte sich, was ihm so bekannt vorkam. Irgendetwas war mit ihren Augen, doch er erinnerte sich einfach nicht daran. Es war still unter den Dreien, doch nach ergebnislosen Überlegungen sagte der Blonde „Du bist wach“, Lio hätte sich am liebsten die Hand gegen den Kopf gehauen, doch wollte sie höflich bleiben, schließlich hatte er sie gerettet. Sie behielt ihr Lächeln bei und nickte „Ja, scheint so“, der junge Mann kam näher und betrachtete oder eher starrte sie an. Aufdringlich nah war er ihr gekommen und sah das Gesicht der Rothaarigen an, irgendwoher kannte er es doch. Ihr Blick hatte sich inzwischen geändert, das Lächeln war etwas verzerrt und aufgesetzt, sie zog geradezu eine Grimasse, sagte aber nichts, um höflich zu bleiben. Die ältere Frau meldete sich endlich zu Wort: „Tim! Nun sei nicht unhöflich und setz dich“, sie zeigte auf einen Stuhl neben sich und wies ihn an, sich daraufzusetzen. Nachdem er ihrer Aufforderung nachkam, fragte er: „Wieso erinnerst du mich an jemanden?“, seine Augen verengten sich und noch immer konnte er nicht zuordnen, woher er sie kannte. Verdutzt sah die Rothaarige ihn an „Keine Ahnung?“, sagte sie und wollte sich am Hinterkopf kratzen, doch hielt sie inne, als ihre Schulter anfing zu schmerzen. Sie verzog ihren Mund und sagte leise „Au“, ihr Arm war in einer Schlaufe eingepackt und sollte fürs Erste stillgehalten werden. Trudy stand auf, trat zum Tisch und suchte nach etwas, zurück kam sie mit einer kleinen Packung. Die Weißhaarige legte dem Mädchen eine Tablette in die Hand und hielt ein Glas Wasser hin. „Das ist eine Schmerztablette, keine Sorge“, Lio nickte und schluckte die Tablette mit Wasser hinunter. Die Oma setzte sich wieder und sagte dann: „Deine Schulter war ausgekugelt, ich habe sie wieder eingerenkt, für mindestens zwei Wochen solltest du die Schlaufe dran lassen“, die Rothaarige starrte ihren linken Arm an. Er war völlig eingepackt und sie konnte ihn kaum bewegen, ohne dass es schmerzte. „Bist du etwa Ärztin?“, fragte das Mädchen die ältere Dame, welche lächelnd den Kopf schüttelte „Nein, aber ich war Krankenschwester. Hast du eine Ahnung, wie das passiert ist?“, das Mädchen nickte. Sie musste schwer schlucken, als sie an den Abend zurückdachte, es war ihre bisher schrecklichste Nacht auf hoher See und dabei war sie verschwunden, ob ihre Crew dachte, sie wäre tot? Sie wollte keinen Gedanken daran verlieren und fragte: „Wo bin ich eigentlich? Könnt ihr mir sagen, wie ich an ein Boot komme?“, der Blonde schnaubte „Du solltest dich erst mal ausruhen, so wie es dir geht, kannst du fürs Nächste nirgendwo hin“, Lio wollte sich rechtfertigen, sagen dass sie konnte und vor allem musste, doch auch die ältere Frau mischte sich ein. „Er hat schon recht, du solltest dich ausruhen. Du bist auf Lilsol, einer Sommerinsel in der Neuen Welt“, das Mädchen im Bett nickte und dachte nach. „Unter welchem Schutz steht diese Insel?“, „Shanks“ sagte der Blonde und betrachtete die Rothaarige. „Shanks? Wer ist das?“ mit der Frage des Mädchens hatten beide nicht gerechnet, zogen eher in Erwägung, dass sie die Namen der Kaiser wenigstens kannte. Doch schien dem nicht so, also antwortete Trudy: „Er ist einer der Vier Kaiser, er befindet sich momentan sogar auf der Insel“, Timmi ergänzte „Und er hat genauso rote Haare wie du.“ Lio traf es wie ein Schlag. Wieder huschte ihr das Bild des rothaarigen Mannes durch den Kopf, der sie liebevoll anlächelte. Was hatte die Marine damals gesagt? Ihre Eltern seien Piraten und dieser Shanks war sogar einer der Vier Kaiser, konnte es sein, dass er..? „Alles in Ordnung Mädchen? Du siehst blass aus“, die Weißhaarige blickte sie besorgt an, Timmi ergänzte: „Blasser“, bevor die Rothaarige jedoch antworten konnte, meldete sich ihr Magen mit einem Knurren, die anderen Beiden lachten. „Scheint wohl der Hunger zu sein, apropos ich geh mal frühstücken. Sag mal, wie heißt du eigentlich?“, fragte der Blonde und erhob sich von seinem Stuhl. Das Mädchen sah zu ihm auf und sagte „Lio“, der junge Mann streckte seine Hand aus „Freut mich, dass ich dich retten konnte. Ich bin Tim oder Timmi“, sie schüttelten sich die Hände und danach war er durch die Tür verschwunden. Auch Trudy erhob sich von ihrem Stuhl „Am besten du isst etwas und ruhst dich noch etwas aus. Ich sehe dann später nach dir“, die Alte lächelte und war damit auch aus dem Zimmer verschwunden. Die Rothaarige betrachtete das Tablett, darauf lag ein Teller mit einer Scheibe Brot und Wurst, ein geschnittener Apfel und ein Glas, höchstwahrscheinlich gefüllt mit Orangensaft. Sie griff zum Brot und biss ab, eigentlich hatte sie gar keinen Appetit, doch ihr Magen hatte tagelang nichts zu arbeiten bekommen. Nachdem sie das Tablett geleert hatte, hob sie es auf einen der freien Stühle, sie legte sich zurück auf den Rücken und schloss die Augen. Unweigerlich erschien das Bild des Rothaarigen. War dieser Shanks ihr Vater? Wollte sie ihn überhaupt sehen? Sie hatte sich noch gar nicht dafür entschieden und nun waren sie sich so nah. Und vor allem, was war mit Marco, Thatch und den Anderen? Sie seufzte und schloss ihre Augen, die Dunkelheit überkam sie und kaum später war sie wieder im Reich der Träume verschwunden. Nach kurzer Zeit war sie wieder aufgewacht, da Trudy sie geweckt hatte, die Oma sagte: „Komm hoch Kind, du solltest mal ein Bad nehmen“, Lio nickte nur und begab sich langsam aus dem Bett. Sie hatte erfahren, dass sie über sechs Tage bewusstlos war, sie wollte gar nicht wissen, wie sie momentan aussah. Als sie aufstand, spürte sie, wie wacklig sie auf den Beinen stand. Die Weißhaarige hielt ihr einen Arm zur Stütze hin und gemeinsam betraten sie das Bad. „Ich habe dir ein paar Sachen besorgt“, sie zeigte dabei auf einen Stapel mit frischer Kleidung, dankbar lächelte die Rothaarige. Die Frau ließ Wasser in die Wanne laufen und kippte noch eine orangefarbene Flüssigkeit hinterher, ein Pfirsichgeruch machte sich breit. Die Frau trat zu ihr und löste die Schlaufe „Ich werde dir noch aus den Sachen helfen und dann kannst du erst mal entspannen. Wichtig ist es, dass du den Arm still hältst“, Lio nickte und half so gut es ging, um aus der Kleidung herauszukommen. Die Rothaarige atmete erleichtert aus, als sie in der Wanne saß. Der Schaum ließ keinen Blick durch und das warme Wasser entspannte. „Ich sehe dann gleich wieder nach dir oder ruf einfach“, sagte die Alte mit einem Lächeln und schloss die Badezimmertür hinter sich. Das Mädchen lehnte ihren Kopf gegen die Wannenwand und schloss die Augen, der Geruch und die Wärme taten unglaublich gut, doch ihre Gedanken ließen sie nicht in Ruhe. Sie musste an die Nacht denken, sie hatte versucht einen Kameraden zu retten und hatte es sogar geschafft! Doch stattdessen war sie über Bord gegangen und sicherlich dachten alle, dass sie bereits tot war. Ein Seufzen verließ ihre Lippen. Und was war überhaupt mit ihrem leiblichen Vater? Konnte es sein, dass es dieser Shanks war? Wenn sie nur wüsste, wie er aussieht, dann könnte sie es eventuell ausschließen. Aber wenn er ja auf dieser Insel war, könnte sie sich eventuell selbst ein Bild von ihm machen. Zumindest mal anschauen und dann beurteilen, ob er es sein könnte oder nicht.. Lio musste an die letzten Bilder ihrer ersten Bewusstlosigkeit denken, sie hatte ihre Mutter gesehen. Sie hatte ihr eine gute Nachtgeschichte erzählt, sie war einfach da. Ganz leise sagte die Rothaarige: „Mama, was soll ich nur tun?“, eine stumme Träne lief die Wange des Mädchens hinab. Es war wieder soviel geschehen und sie wusste nicht, wie sie nun vorgehen sollte. Sich auf den Weg machen und ihre Familie suchen oder doch versuchen, mit diesem Shanks zu reden? Was hatte sie überhaupt für Optionen.. Sechster Tag, später Abend „Und? Habt ihr sie schon gefunden?“, fragte der Rothaarige den Vizen der Whitebeardpiraten. Doch dieser schüttelte nur den Kopf, insgeheim hatte er bereits aufgegeben, er konnte sich absolut nicht vorstellen, dass sie noch am Leben war. Er hatte es doch mit eigenen Augen gesehen. Das Meer musste sie verschluckt haben, sonst hätte er sie bei seinen Rundflügen doch gefunden. Der Rothaarpirat klopfte ihm auf den Rücken „Ach, Kopf hoch. Sie ist bestimmt eine Kämpferin, sie wird es geschafft haben“, versuchte er den Blonden zu ermutigen, doch glaubte er selbst nicht daran. Nach den Geschichten zu urteilen, war es ein schrecklicher Sturm und die Wahrscheinlichkeit ohne alles zu einer Insel zu finden, war einfach unheimlich gering. Der vierte Kommandant trat zu den Beiden „Sie wird es schon geschafft haben, wir haben noch einen Tag“, sagte er. Thatch glaubte wirklich daran, dass sie noch am Leben war, schließlich war sie eine kleine Kämpferin. Als sie damals gegen ihn gekämpft hatte, war sie auch so voller Energie, obwohl sie doch eigentlich völlig erschöpft sein musste. Der Brünette setzte wieder an: „Du weißt noch, was damals passiert ist, vor zwei Jahren?“, der Kommandant der ersten Division blickte ihn fragend an „Du meinst, als du im Kampf gegen sie verloren hast?“ Beschämt und gleichzeitig voller Stolz lächelte der Brünette „Ja, sie ist eine Kämpferin. Glaub an sie.“ setzte er nach. Der Rothaarige blickte die Neiden an „Sie hat dich besiegt? In was? Und wem ist sie eigentlich zugeteilt?“, Thatch nickte. „Sie war neu auf unserem Schiff und wollte mir beweisen, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Dann haben wir mit Schwertern gekämpft, es war wirklich beeindruckend“, sagte er und erinnerte sich daran zurück, wie verblüfft alle davon waren, wie talentiert sie doch mit dem Schwert umging. „Und sie ist mir zugeteilt“, sagte der Blonde und trank aus seinem Krug, die Worte seines Kameraden hatten etwas Bewegendes, doch glaubte er nicht daran, dass sie diesen Sturm überlebt haben sollte. Dass er es nicht geschafft hatte, sie zu retten, missfiel ihm ungemein. Lio war Teil seiner Division, er hatte die Verantwortung für sie, hatte sie sogar gesehen, wie sie hilflos an der Reling hing.. Mit einem Zug trank er seinen Krug leer und stand von seinem Hocker auf. „Ich werde zurück zum Schiff gehen. Wir sehen uns später“, sagte er zu Thatch gerichtet und nickte dem Rothaarigen zum Abschied zu. Als er aus der Bar trat, war sein erster Schritt nicht in Richtung Schiff, sondern zum Strand. Er verwandelte sich und stieg in die Lüfte. Er hatte dieses Mal kein Ziel vor Augen, Lio würde er eh nicht finden, vor allem nicht bei dieser Dunkelheit. Die Crew hatte nur noch einen Tag, um sie zu finden, wie sollte das alles möglich sein? Es sprach alles dagegen. Das Einzige, woran er denken musste, war sie. Jeden Morgen ihr Gezeter, weil sie nicht so früh aufstehen wollte, oder aber ihr entschuldigender Blick, wenn sie wieder Unfug angestellt hatte, oder auch einfach nur ihr Lächeln, welches einen mit sich zog. Als er sich damals vor ihr vollständig in einen Phönix verwandelt hatte, wären ihr beinahe die Augen herausgefallen und hätte einen Eimer mit Wasser über ihn ausgeschüttet, wäre Thatch nicht dazwischen gegangen. Als sie dann endlich verstanden hatte, dass es eine Teufelsfrucht war, flogen sie das erste Mal gemeinsam. Marco konnte sich zu gut daran erinnern, wie sie sich an ihn geklammert hatte, weil sie Angst hatte, fallen zu können. Ihr wütender Blick, nachdem er einige Sturzflüge angedeutete hatte, war einfach zu herrlich. Der Blonde musste lachen. Wie konnte es nur soweit kommen, dass sie verschwunden war? Der blaue Phönix flog in unregelmäßigen Bahnen um die Insel herum, nicht weit vom Strand erblickte er ein kleines Häuschen, darin brannte Licht. Als er etwas tiefer flog konnte er eine alte Frau mit weißen Haaren darin erkennen. Er machte wieder kehrt und flog immer höher in die Lüfte. Die Nacht war klar, der Himmel völlig wolkenlos, die Sterne funkelten und der Mond reflektierte das Licht intensiv auf die Erde hinab. Marco flog immer höher und höher und ließ sich fallen. In diesem Moment zählte nichts, nur dieses Gefühl. Der kühle Wind streifte seine blauen Flammen, das Gefühl völlig frei zu sein, umgab ihn vollständig, der Blonde genoss diese Wirkung. Mit Kopf voran kam er dem Boden immer näher, er drehte sich um seine eigene Achse und tanzte mit dem Wind. Kurz vor dem Boden streckte er seine Flügel aus und fing sich ab. Mit ausgebreiteten Flügeln hielt er sich aufrecht in der Luft, der dabei aufkommende Wind hob den Sand vom Boden. Er atmete tief durch, tätigte einen kräftigen Schwung und machte sich zurück auf den Weg zur Moby Dick. Immer wieder spielte er mit dem Wind, drehte sich um sich selbst und flog tiefer, knapp über dem Meer entlang. Das Wasser spiegelte den Mond und auch die blauen Flammen des Phönix wieder. Mit unglaublicher Geschwindigkeit flog er bis er das Schiff erreicht hatte. Niemand war mehr an Deck, nur die zwei Nakamas müssten im Krähennest als Wachposten sitzen. Er begab sich in das Schiff, sein Weg führte zu der Kajüte der Rothaarigen. Das Zimmer war natürlich leer, es hatte sich seit ihrem Verschwinden nichts verändert. Marco trat zu der Wand an der sein eigener Steckbrief hing, er musste seufzen. Daneben waren ebenfalls Bilder von ihr und Thatch oder auch der gesamten ersten Division zu sehen. Ein weiteres Bild hing daneben, überall hatte sie Schnee im Gesicht und sie blickte grimmig in die Kamera. Der Blonde musste lächeln. Es war das erste Mal, dass sie Schnee gesehen hatte und eine Schneeballschlacht war vorprogrammiert. Der Kommandant schloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg in seine Kajüte. Ein Teil von ihm hoffte und glaubte auch inständig, dass sie am Leben war, es musste einfach so sein. Auch wenn sie schon morgen von der Insel abreisen mussten, Lio sollte es schaffen, egal wie. Und wenn sie dann hier war, sollte sie die Chance bekommen, sich bei ihnen zu melden. Er hoffte, sie würde es bis hierher schaffen, unabhängig davon, ob die Piraten noch auf der Insel waren, sie sollte einfach leben. Siebter Tag, früh morgens: Ich spürte, wie die Hitze mich überkam. Ich lag eindeutig unter zu vielen Decken, natürlich scheiterte der Versuch, sie loszuwerden damit, dass ich mich zu viel bewegte und die Schulter zu schmerzen begann. Mit einem Fluchen versuchte ich es erneut und hatte mich inzwischen von einer der Decken befreien können. Wie lästig es doch sein konnte, wenn man nur einen Arm zur Verfügung hatte. Ein Seufzer verließ meine Lippen. Wie spät war es eigentlich? Der Blick aus dem Fenster verriet nicht viel, es hätte Abend- oder Morgendämmerung sein können. Wie lang ich wohl geschlafen hab? Mit viel Mühe hatte ich es dann doch geschafft mich vollständig von den Decken zu befreien, ich saß inzwischen am Bettrand und ließ die Beine rausbaumeln. Mein erster Weg führte ins Bad, welches direkt an dem Zimmer nebendran lag. Ein Blick in den Spiegel genügte, um festzustellen, dass ich immer noch furchtbar aussah. Viel zu blass, abgemagert und dunkle Ringe unter den Augen. Kaum zu glauben, dass ich erst junge 14 Jahre alt war. Was hat dieser Sturm nur angestellt.. ich seufzte. Schnell hatte ich das Notwendigste erledigt und kehrte zurück in das Schlafzimmer. Im Vergleich zu vor ein paar Stunden stand ich schon einigermaßen sicherer auf den Beinen und das Bedürfnis mich wieder hinzulegen hatte ich sicherlich nicht. Es war bisher soviel Zeit vergangen, ich habe einfach sechs verdammte Tage rumgelegen, dabei sollte ich mir mal lieber Gedanken machen, wie ich wieder zu Thatch und den Anderen komme. Bei meinem Glück würde ich sicherlich meinem leiblichen Vater in die Arme laufen. Zufälligerweise war er ja sogar auf dieser Insel. Was denk ich eigentlich? Ich weiß nicht mal, ob dieser Shanks mein Vater ist. Gut möglich, dass ich mich total irre und dieser Pirat es nicht ist. Ich atmete tief durch und warf mir einer der Decken über die Schultern. Wird Zeit, dass ich mal langsam wieder frische Luft bekomme. Auf dem Weg nach draußen, sah ich die alte Oma auf dem Sofa liegen. Entschuldigend blickte ich sie an, die kommende Nacht dürfte sie wieder in ihrem Bett schlafen. Schließlich tut nur meine Schulter weh und nicht mein gesamter Rücken. Am Sofa angelehnt, stand mein Schwert. Erleichtert atmete ich aus, es war also noch da. Ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn es verschwunden wäre, schon unzählige Kämpfe hatte ich damit bestritten. Es wäre eine Schande, es zu verlieren. Kaum hatte ich die Haustür erreicht, trat ich hinaus. Kühle Luft kam mir entgegen, doch war sie angenehm nach sechs Tagen stickiger Zimmerluft. Ich schloss die Tür hinter mir und blickte mich um. Es sah fast aus wie Zuhause.. Ein kleines Häuschen stand abseits eines Dorfes, umgeben von einem kleinen Garten, das Meer war in Sichtweite und etwas entfernt sah man den Weg, der höchstwahrscheinlich zum Dorf führte. Eine kleine Bank stand an der Hauswand und ich setzte mich. Die Sonne schien auf meine Haut und wärmte sie, die kühle Meeresbrise spielte mit meinem Haar. Ich schloss die Augen und genoss diesen Moment. Es erinnerte so stark an früher, an die Tage, an denen ich gemeinsam mit meiner Mama im Garten gesessen habe. Wie sie damals das erste Mal trainiert hatte und.. Mir erschien die Szene vor meinem geistigen Auge. Ich hatte meine Mutter tagelang damit genervt, dass ich Pirat werden wollte. An einem Tag hatte ich festgelegt, dass ich Schwertkämpferin werden wollte, manche Grundlagen wollte ja meine Mama mir beibringen. Ich war allein vorgegangen und hatte auf sie gewartet. Sie hatte mich im Klammergriff festgehalten und ich hatte es einfach nicht geschafft, mich daraus zu befreien. Dann kam dieser rothaarige Mann und hatte mir gesagt, wie ich es machen sollte. Nicht zu viel Kraft aufwenden, dafür aber die Schwachstelle finden. Er hatte mir damals den Tipp gegeben und hatte mir einige Grundlagen gezeigt, was den Schwertkampf anging. Der Mann hat mir ständig gesagt, wie notwendig es ist regelmäßig zu trainieren. Von ihm hatte ich diese Regel: Kondition, Konzentration und Kraft. Ich hatte endlich ein klares Bild von diesem Mann, dass er mein Vater war, war nun ziemlich eindeutig. Aber war er auch dieser Shanks? Ich könnte mir die Tage ja ein Bild von ihm machen oder auch Trudy fragen, wie er aussieht.. Dann könnte man zumindest mal festlegen, ob er es ist oder nicht. Nur einen Blick auf ihn werfen, hieß ja nicht, dass er mich sehen musste. Ich könnte mich dann immer noch entscheiden, ob ich ihn kennenlernen möchte oder nicht. Ein Blick in den Himmel genügte, um die Worte meiner Mutter zu hören: „Ich hoffe wirklich sehr, dass ihr euch beide noch trefft, wenn du endlich deinen Traum erfüllst und Piratin wirst“, wie lang war es her, dass sie mir das gesagt hatte? Es mussten nun über zwei Jahre vergangen sein. Ich konnte nicht anders und seufzte. Meine Mama hatte nie etwas ohne Hintergedanken gesagt, irgendetwas musste ja an dieser Sache dran sein, wenn sie so wert darauf legte, dass ich ihn doch noch kennenlernen sollte.. „Ach Mama“ mein Blick ging gen Himmel und ich hoffte, eine Lösung für irgendeins meiner Probleme zu finden. Kapitel 24: Erinnerungen ------------------------ Erinnerungen Siebter Tag, früh morgens: Es war noch sehr früh am Morgen, als die alte Dame wach wurde. Dieses Sofa war eindeutig kein geeigneter Platz, um in ihrem Alter darauf zu schlafen. Aber schließlich ging es nicht anders, das Mädchen musste im Bett schlafen, ihr Wohl ging momentan vor. Die Alte erhob sich mit einem Ächzen und machte sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer. In diesem angekommen, fand sie lediglich ein leeres Bett mit einem Haufen aus Decken vor, von dem Mädchen war nichts zu sehen. 'Vielleicht war sie ja im Bad', dachte Trudy sich, doch stand die Tür dazu offen. Die Weißhaarige grübelte, war die Rothaarige rausgegangen? Inständig hoffte die Oma sich, dass Lio noch in Reichweite war. Das Mädchen sollte sich fürs Erste vollständig auskurieren, dann konnte sie eine Erkundungstour starten, aber nicht vorher! Die Frau trat aus dem Haus und blickte sich um. Auf der Bank, auf der sie im Normalfall saß und auf Timmi wartete, war die Rothaarige zu sehen. Sie hatte den Blick aufs Meer gerichtet und die Alte augenscheinlich nicht bemerkt. Trudy atmete erleichtert auf, als sie das Mädchen gesehen hatte. Die Schlaufe war noch immer um ihre Schulter gewickelt und eine Decke lag vollständig um sie herum. Hörbar laut räusperte sie sich, um das Mädchen nicht zu erschrecken, doch hatte diese sie schon längst bemerkt. Lio drehte ihren Kopf in Richtung der Haustür und lächelte „Gute Morgen“, sagte sie freundlich. „Guten Morgen, bist du schon lange wach? Hast du gut geschlafen? Soll ich dir Frühstück machen?“, fragte Trudy, doch erhielt sie zur Antwort nur ein Kopfschütteln. „Nicht allzu lang und ja, ich hab gut geschlafen, vielen Dank. Die nächsten Nächte darfst du wieder in deinem Bett schlafen“, erwiderte das Mädchen, die Weißhaarige sagte dazu nur: „Ach Unsinn! Mir geht es doch gut.“ Lio stand auf und trat näher „Nimm es mir nicht übel, aber meinem Rücken geht es wahrscheinlich besser als deinem. Keine Widerworte, bitte.. Ich bin dir dankbar genug, dass du dich um mich kümmerst“, sie standen inzwischen nebeneinander. Die Frau blickte zu der Jüngeren auf und versuchte ihr zu widersprechen, doch wollte sie gar nicht widersprechen, also beließ sie es dabei. „Aber gefrühstückt wird trotzdem!“, sagte Trudy, öffnete die Haustür und trat ein, Lio folgte ihr und schüttelte nur den Kopf. Die Alte hatte nachgegeben, so war sie nun am Zug nachzugeben. „Gut, lass dir aber Zeit, ich möchte noch ein Bad nehmen, wenn es in Ordnung ist?“, fragte sie und erhielt zur Antwort ein Nicken. „Lass schon mal das Wasser ein, ich komme gleich nach und helfe dir aus den Sachen“, das Mädchen verschwand hinter der Badezimmertür. Sie legte die Decke beiseite und widmete sich dem Wasserhahn. Sie kippte die orangene Flüssigkeit vom Vortag hinein und versuchte sich halbwegs aus der Kleidung zu befreien, doch scheiterte sie, wie zu erwarten war. Mit ihrem gesundem Arm war sie bereits aus dem T-Shirt herausgekommen, nur hing der linke Arm immer noch in der Schlaufe und ließ sich nicht bewegen ohne zu schmerzen. Die Tür öffnete sich und Trudy trat ein „Ich habe doch gesagt, dass ich dir helfe..“, sagte sie tadelnd und half dem Mädchen aus den Sachen. Schnell hatte sie sich befreien können und verschwand in der Wanne, beschämt blickte sie die Weißhaarige an „Ja, ich weiß. Aber ich dachte, ich schaffe es selbst“, diese winkte nur lächelnd ab und verschwand wieder. Lio seufzte, wie sie bemerkte, in letzter Zeit viel zu oft, und verfluchte ihren Arm. Es machte sie hilflos, so unbeweglich zu sein. Wie sollte sie das nur noch weitere zwei Wochen aushalten? Vielleicht könnte sie den Heilprozess beschleunigen, wenn sie ihren Arm vollständig ruhig halten würde und dann sehr bald mit ein paar Übungen anfangen würde. Zufrieden nickte die Rothaarige und beschloss, die Alte nach dem Bad direkt zu fragen. In der Zwischenzeit kam der Blonde zum morgendlichen Frühstück vorbei, wie immer klopfte er und trat ohne zu warten ein. Er setzte sich an den Tisch und schnappte sich ein Brötchen, halb genuschelt brachte er „Morgen“ hervor und biss auch schon herzhaft in sein Brötchen. Der Tisch war noch nicht vollständig gedeckt und Trudy war noch damit beschäftigt, einige Dinge darauf zu stellen „Dir auch einen wundervollen guten Morgen“, sagte sie und stellte ein Glas Marmelade hin. Nachdem sie die Tassen ebenfalls platziert hatte, setzte sie sich, der Blonde fragte: „Wo ist'n das Mädchen? Wie hieß sie gleich nochmal? Lui? Lea? Lia? Irgendwie so was war's doch.“ „Lio“, verbesserte die Weißhaarige und griff ebenfalls zu den Brötchen. „Und sie ist gerade im Bad. Es scheint, als ginge es ihr besser“, hängte sie dran und trank einen Schluck Tee. Eine Zeit lang blieb es unter den Beiden wieder still, Trudy fragte schließlich: „Wie läuft die Arbeit?“, Timmi verdrehte nur die Augen „Stressig wie immer, weißt du doch“, er hatte kein Bedürfnis darüber zu sprechen. Wieder war es still zwischen den Neiden, bis schließlich der Blonde erzählte: „Sie legen übrigens bald wieder ab. Ich glaub, gegen Mittag sind sie weg.“ Er hatte am Morgen erfahren, dass die Whitebeardpiraten wieder abfahren würden, den Grund hatte er immer noch nicht erfahren oder besser gesagt wieder vergessen. Sein Gegenüber nickte, sie war froh, dass dieser legendäre Pirat wieder abreisen würde. Die Insel stand zwar unter dem Schutz des Roten, welcher sogar anwesend war, doch befürchtete sie, dass der alte Piratenkaiser etwas anstellen könnte. Sie ließ den Gedanken an Whitebeard fallen, als sich das junge Mädchen an den Tisch setzte. Ihre Haare hingen ihr nass über die Schultern, sie trug noch immer die Kleidung vom Vortag, ihr Arm war eher schlecht als recht in der Schlaufe eingewickelt. „Wieso hast du nicht gerufen?“, fragte die Weißhaarige, stand auf und trat zum Mädchen. Diese antwortete mit einem verlegenen Lächeln: „Ich dachte, ich könnte es auch allein.. und so schlecht ist ja nicht mal!“, versuchte sie sich zu verteidigen, aber die Alte schüttelte nur den Kopf. Immer diese Jugend, dachte sie sich und löste die Schlaufe und legte sie ihr richtig um Arm und Schulter. Nachdem sie dies erledigt hatte, setzte sie sich wieder an den Tisch und schmierte dem Mädchen eine Hälfte mit Marmelade. Sie schob den Teller zu der Rothaarigen, diese bedankte sich und verschlang in Sekundenschnelle das Brötchen. Tim hatte ihr dabei zugeschaut und staunte nicht schlecht, als er gesehen hatte, wie schnell sie die Hälfte verputzt hatte. Im Stillen aßen die Drei bis der Blonde zu sprechen begann: „Wenn du willst, zeige ich dir später die Insel, wie wäre es?“, die alte Frau wollte widersprechen und sagen, dass das Mädchen noch lange nicht gesund genug dafür war, doch antwortete die Rothaarige: „Sehr gern, ja“, die Sache schien für beide erledigt zu sein, aber war Trudy noch immer dagegen und sprach ihren Protest aus: „Das könnt ihr vergessen, du musst noch arbeiten und du gesund werden“, sie zeigte dabei auf die Zwei. Lio sah die Weißhaarige an und versuchte zu erklären: „Mir geht es wirklich schon besser, ich kann auch schon laufen und wenn es zu viel wird, mache ich natürlich Pausen“, die Oma wägte das Risiko ab und kam nicht umhin, zuzustimmen „Mag schon sein Mädchen, aber Timmi muss immer noch arbeiten.“ Dieser meldete sich nun auch zu Wort: „Dann zeig ich ihr die Insel danach“, erneut rang die Frau mit sich und suchte nach Gründen dagegen, doch fand sie keine. Sie seufzte schweren Herzens und stimmte zu „Na gut, ihr könnt dann später gehen und du“ sie zeigte dabei auf den Blonden „gehst jetzt arbeiten, hoch mit dir“, sie scheuchte ihn schon geradezu heraus und er nuschelte im Gehen etwas Unverständliches in seinen imaginären Bart. Nachdem er das Haus verlassen hatte, kehrte wieder Ruhe ein und Trudy setzte sich zurück an den Tisch. „Sag mal Trudy, dieser Shanks..“ Lio stoppte, als sie den Namen ihres vermeintlichen Vaters ausgesprochen hatte, sammelte sich schnell und sprach weiter: „Wie sieht er aus?“, ihr Gegenüber hob fragend die Augenbrauen. Etwas verwundert über die Frage, antwortete die Alte dennoch: „Nun ja, er ist recht groß, hat intensiv rote Haare, ähnlich wie die deinen, er trägt einen Bart und hat drei senkrechte Narben über seinem linken Auge. Du wirst ihn später sicher sehen, wenn du mit Timmi ins Dorf gehst“, verstehend nickte die Rothaarige. Die Beschreibung passte gut auf den Mann, den sie schon mehrere Male in ihren Erinnerungen gesehen hatte – die roten Haare, der Bart, die drei Narben. „Wenn du ihn siehst, grüß ihn doch bitte von mir, ich komm so selten dazu“, ergänzte die Weißhaarige und räumte so langsam den Tisch wieder ab. „Mach ich“, sagte die Rothaarige völlig in Gedanken versunken und erhob sich vom Stuhl, sie stapelte die Teller und trug sie zur Theke. „Du brauchst mir wirklich nicht helfen, leg dich nochmal hin oder geh in den Garten raus, aber überanstrenge dich bloß nicht“, sagte Trudy ihr. Das Mädchen wollte widersprechen, doch wurde sie schon etwas aus der Küche geschoben, sie stand mitten im Raum und wollte meckern, blieb aber stumm. Sie sollte sich jetzt nicht beschweren, nur weil man ihr Arbeit abnahm. Sie entschied sich dafür in den Garten zu gehen, holte aber zuvor noch die Decke aus dem Bad und legte sie sich um die Schultern. Im Garten setzte sie sich wieder auf die kleine Bank, welche an der Hauswand stand. Es erinnerte wirklich stark an ihr altes Zuhause, alte Geschehnisse, die sie bis zu diesem Zeitpunkt völlig vergessen hatte, erschienen wieder vor ihrem geistigen Auge. „Lio, du musst mir jetzt versprechen, dich so gut es geht an mir festzuhalten, okay? Und nicht runtersehen“, sie war verwirrt, aber ließ sich darauf ein. Shanks nahm sie auf seinen Rücken und sie klammerte sich gut an ihm fest, er kletterte die Takelage hinauf mit Lina hinter sich. Die Rothaarige traute sich gar nicht nach unten zu schauen und wartete darauf das Ziel der Kletterei erreicht zu haben. Und endlich waren sie angekommen – Im Krähennest. Er ließ sie von seinem Rücken runter und stellte sie vor sich, damit nichts passieren konnte. Die Brünette hatte es fast geschafft und stand nun neben den Beiden. Zu dritt blickten sie auf das Meer und den Himmel hinaus, Lio hatte noch nie so etwas schönes gesehen, von hier oben sah alles noch viel umwerfender aus. Die Sterne funkelten vom Himmel hinab und spiegelten sich auf der Wasseroberfläche, die Wellen tanzten. Der Mond war zur Zeit nur eine Sichel, sie lag so außergewöhnlich fein zwischen den vielen Sternen und zierte den Nachthimmel. Die Augen der Rothaarigen funkelten fast so hell, wie die Sterne. „Weißt du Lio, genau deshalb sind wir Piraten“, begann ihr Vater „Wir blicken auf das Meer und sehen soviel, es gibt uns soviel.“ Das Mädchen hatte die Augen geschlossen und war völlig in diesen Moment zurückversetzt. Ihr fiel es wieder ein, all das war für lange Zeit in Vergessenheit geraten und nun trat einiges tröpfchenweise wieder in ihr Gedächtnis. Dieser Abend lag gut zehn Jahre zurück, sie hatte an diesem Abend ihren Vater das letzte Mal gesehen, danach war er nicht mehr aufgetaucht. Er war so liebevoll zu ihr und ihrer Mutter, wieso war er einfach verschwunden und hatte sich seitdem nie wieder gemeldet? Was für Gründe hatte er, dass er einfach so ging? Lio verstand es einfach nicht, diese Erinnerungen waren so wundervoll, sie waren so eine glückliche kleine Familie, doch er hatte sie verlassen. Er kam nie wieder, hat sich nicht um ihre Mutter gekümmert, als sie im Sterben lag und auch nicht um Lio, als diese völlig allein auf sich gestellt war. Die Beschreibung der alten Frau stimmte auf den Mann aus ihren Erinnerungen absolut überein, dieser Shanks musste ihr Vater sein. Eigentlich hatte die Rothaarige bereits mit diesem Thema abgeschlossen, aber alles kam wieder hoch und auch aus einer anderen Perspektive. Sie erinnerte sich ja wieder an ihn und auch an die Zeit damals, sie verstand nur nicht, wieso er verschwand. Sie sollte nun die Chance ergreifen und ihn sehen, ihn fragen, was das in Vergangenheit war, er sollte ihr Rede und Antwort stehen, sie wollte doch nur verstehen.. Lio wusste nicht, wie lange sie dort stillschweigend im Garten saß bis Trudy ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte. Sie stand an der Haustür und hatte das junge Mädchen zu sich gerufen. Diese erhob sich von der Bank und trat mit der Weißhaarigen ein, sie fragte beim Eintreten „Was gibt’s?“, die alte Frau lächelte freundlich und erklärte: „Ich will dir eine Übung zeigen, damit du deinen Arm frühzeitig wieder benutzen kannst“, die Rothaarige nickte. Die Frau band die Schlaufe ab und erklärte weiter: „Die Übung ist auch dafür da, dass die Schulter nicht steif wird und an Bewegungsumfang verliert. Die Dehnung besteht darin, den Arm so zu halten“, sie nahm dabei den linken Arm des Mädchens und hob ihn vorsichtig hoch, die Rothaarige fasste mit ihrer linken Hand an ihre rechte Schulter. „Stütze mit deiner freien Hand den Ellbogen und drücke den linken Arm etwas zu dir. Du müsstest eine Dehnung spüren, nicht?“, das Mädchen tat wie erklärt und spürte ein leichtes Ziehen in ihrer linken Schulter, es war nicht schmerzhaft. Sie nickte „Ja“, die Oma lächelte immer noch „Gut, du hältst diese Dehnung für ungefähr 15 Sekunden, machst eine kurze Pause und wiederholst es, okay?“ „Ist in Ordnung“, erwiderte Lio und wiederholte die Übung einige Male in Trudys Beisein und danach auch ohne. Währenddessen fragte die Vierzehnjährige: „Wie lange kann es dauern, bis ich meinen Arm wieder vollständig benutzen kann?“, die Frau war derzeit in die Küche zurückgekehrt und spülte das Geschirr vom Frühstück. „Um wirklich sicher zu gehen, würde ich sagen zwei bis drei Wochen.“ Dem Mädchen wären beinahe die Augen herausgefallen „So lange? Gibt es eine Möglichkeit, den Prozess zu beschleunigen?“, kopfschüttelnd antwortete die Alte ihr „Nicht wirklich, es hängt auch ganz von deiner Verfassung ab. Du bist noch sehr jung, daher heilt es schneller, als bei Erwachsenen. Dafür darfst du unter keinen Umständen deinen Arm belasten, nur diese Übung und noch einige andere, die ich dir später zeige. Geduld ist sehr wichtig.“ Betrübt sah die Rothaarige zu Boden. Sie hatte eigentlich keine Zeit solange zu warten, schließlich musste sie auch irgendwie zurück auf die Moby Dick kommen. Das Risiko, dass die Schulter nicht richtig ausheilen würde, war dennoch zu hoch. Sie seufzte „Na schön, drei Wochen“, sie wiederholte erneut die Übung. Mit jedem Mal, wenn sie ihren Arm in die Waagerechte brachte, spürte sie noch den leichten Schmerz. Höher als das Vorgesehene schaffte sie nicht und würde auch zu sehr schmerzen, wenn sie es versuchte. Nach elf weiteren Durchläufen stoppte sie und bat die alte Dame, den Arm wieder in die Schlaufe zu wickeln. Als der Arm fest verpackt war, fragte das Mädchen: „Sag mal, kann ich gleich schon mal selbst einen Blick auf das Dorf werfen?“, skeptisch wurde sie von der Oma angeschaut. Sie hatte vorhin zugestimmt, als es hieß, dass das Mädchen mit Timmi gemeinsam hingehen würde, aber allein? „Wir können auch gemeinsam gehen“, versuchte die Rothaarige es erneut, doch zeigte es keine Wirkung bei Trudy. Die Whitebeardpiraten lagen im Hafen immer noch vor Anker, sie würden erst in einer Stunde abreisen und bis dahin wollte die Frau keine fünf Meter von ihrem Haus entfernt sein. Die Weißhaarige sah den flehenden Blick des Kindes und knickte dabei fast ein, es musste doch irgendeinen Kompromiss geben „Wir können in einer Stunde gehen, wenn du unbedingt willst“, „Danke!“ das Mädchen lächelte umgehend. Doch nun bestand für Lio immer noch die Frage, was sie eine Stunde lang tun könnte. Ihr kam ein Gedanke, den sie umgehend umsetzen wollte. „Sag mal Trudy, hast du ein Blatt Papier und einen Stift?“ fragte das Mädchen die Dame, welche sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Natürlich, willst du einen Brief schreiben?“, zur Antwort erhielt sie ein Nicken. Die Weißhaarige legte dem Mädchen Stift und Papier auf den Küchentisch und wies mit einem Handzeichen daraufhin, dass beides bereit lag. Sie selbst widmete sich wieder dem Geschirr in der Spüle und fragte sich, wem die Kleine wohl schreiben könnte. Die Rothaarige setzte sich und überlegte, was sie genau schreiben sollte, da fiel ihr noch eine Frage ein „Du Trudy, hast du eine Teleschnecke?“, Angesprochene drehte sich halb herum und nickte „Möchtest du die Nummer?“ „Ja bitte“, die Frau verschwand für einen kurzen Moment im Schlafzimmer und kehrte mit einem kleinen Zettel zurück. Sie legte ihn auf den Tisch, darauf zu sehen, waren einige Zahlen. Lio lächelte, so könnte das auf jeden Fall leichter werden. Sie begann zu schreiben: Hallo Ihr, Ihr macht Euch sicherlich ziemlich viele Sorgen um mich, aber das braucht Ihr nicht – mir geht es gut! Ich befinde mich momentan auf der Insel Lilsol, sie steht unter dem Schutz des Piratenkaisers Shanks. Eine ältere Dame hat mich aufgenommen und kümmert sich um mich, sie hat auch eine Teleschnecke, die Nummer dazu lautet: 397-482-157 Bitte meldet Euch, wenn Ihr diesen Brief erhalten habt, wir können dann alles weitere klären. Macht Euch keine Sorgen und grüßt alle von mir! L. Mehrere Male las die Rothaarige über die paar Zeilen und segnete es dann zu guter Letzt doch ab. Sie hatte keine großen Informationen aufgeschrieben, falls man den Brief abfangen würde, könnte man mit diesen Worten nicht viel anfangen. Man wusste weder an wen dieser Brief gerichtet war, noch von wem er kam. „Wann kommt eine Zeitungsmöwe vorbei? Ich will ihr den Brief zustecken“, Trudy hatte inzwischen den Abwasch fertig und setzte sich wieder an den Tisch zur Rothaarigen. „Sie kommen nicht all zu oft hier her, dafür musst du ins Dorf gehen, wir können später schauen, ob welche kommen“, verstehend nickte die Rothaarige. Sie war völlig beeindruckt von ihrer Idee, dass sie sich so bei ihren Nakamas melden konnte und die Vorstellung, sie alle bald schon wieder zu sehen, gefiel ihr sehr. Neugierig blickte die alte Frau auf das Papier, doch gaben die darauf verfassten Worte keine Auskunft darüber, an wen der Brief war. Sie fragte freiheraus: „An wen ist der Brief?“, beide hoben den Blick von dem Stück Papier und sie sahen sich an „Der Brief ist an meine Familie, sie machen sich sicher riesige Sorgen“, bei dem Wort „Familie“ dachte die Weißhaarige allerdings an etwas anderes, als eine Piratenbande. Da sie aber nicht weiter fragte, gab es auch von Lios Seite aus nichts zu erklären. Stumm schweigend saßen sich die Frauen gegenüber, schließlich sagte Trudy „Komm, ich zeig dir noch eine andere Übung für deine Schulter“, dankend lächelte die Rothaarige und beide erhoben sich. Siebter Tag, mittags: Die Crew der Whitebeardpiraten befand sich nun fast vollständig auf dem Schiff, die Abfahrt stand bevor. Nur der Vize der Bande stand noch immer am Steg und sprach mit dem Piratenkaiser. „Falls sie hier auftaucht, gib ihr bitte die“, der Blonde reichte dem Roten einen gefalteten Zettel. „Deine Vivre-Card“, sagte Shanks und nahm sie ihm ab, darauf erkannte er neun Ziffern, er fragte: „Werde ich sie erkennen?“, der erste Kommandant nickte „Das wirst du, glaub mir.“ Sie gaben sich zum Abschied die Hand und der Blonde flog mit seinen verwandelten Flügeln an Deck des Schiffes. An der Reling standen einige Kameraden und hatten die beiden Piraten beobachtet. Es war an der Zeit von der Insel abzureisen, Whitebeard saß in Gedanken versunken auf seinem Thron und erteilte keine Befehle. Marco übernahm für ihn, kurze Zeit später war das Schiff so langsam aus dem Hafen geschippert. Dem alten Hünen war es gar nicht recht, dass sie die Insel bereits verließen. Er hatte sich solche Hoffnungen gemacht, dass seine so junge Tochter überlebt hatte, doch war sie nicht hier. Ihr Verlust machte ihm innerlich unglaublich zu schaffen. Nachdem alle Befehle erteilt wurden, trat der Blonde zu seinem Vater „Ich habe ihm noch meine Vivre-Card gegeben“, erklärte er und sah dabei zu, wie sein Gegenüber nickte und aus seiner Flasche trank. Für keinen von ihnen war es leicht, viele hatten bereits die Hoffnung aufgegeben, doch so manch einer ließ sich nicht täuschen. Das Mädchen hatte die Ausdauer und den notwendigen Willen, um die Sache heile überstanden zu haben. Es musste einfach so sein. ~*~ „Wenn du möchtest, können wir jetzt ins Dorf“, sagte die alte Frau, in ihrer Hand trug sie einen großen Weidekorb. Freudig lächelte die Rothaarige und stand vom Sofa auf. Sie hatte die restliche Zeit vor sich hin gedöst und war froh, dass endlich etwas passieren würde. Das Mädchen steckte den Brief gefaltet in ihre Hosentasche und begab sich gefolgt von Trudy außer Haus. Gemeinsam liefen sie in völliger Ruhe den Weg zum Dorf entlang, dabei gingen sie sehr nah am Strand vorbei und Lio genoss die kühle Seeluft und die warme Sonne auf ihrer Haut. Voller Freude, endlich wieder umherlaufen zu dürfen, lief sie in einigen großen Schritten um die alte Frau. Als Außenstehender wirkte die Situation ziemlich bizarr. Ein rothaariges Mädchen, welches in unförmigen Kleidern steckte, dazu der linke Arm in einer Schlaufe eingewickelt war, sie selbst lief oder hüpfte eher durch die Gegend und grinste breit vor sich hin. Dazu eine ältere Frau, die sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und nicht auf das Gezappel des Mädchens achtete. Bald hatten sie das Dorf erreicht und liefen am äußeren Rand, dem Hafen, hinein. Die ersten Boote, welche an dem Steg befestigt waren, waren ziemlich klein. Hauptsächlich waren es Fischerboote. Doch als Lio den Blick durch den Hafen gleiten ließ, sah sie ihn gewaltiges Schiff. Dieses bestand aus drei Masten mit einigen Segeln, die allerdings eingeholt waren, weshalb man auch nicht den Jolly Roger erkannte. Die Galionsfigur war ein schlichter rötlicher Drachenkopf, die Farbe des Holzes war ebenfalls rot. Lio traf es wie ein Schlag. Sie blieb abrupt stehen und starrte den ihr bekannten Kahn an. Es war das Schiff aus ihrer Kindheit. Die Rothaarige erinnerte sich zu gut daran, wie sie einige Male mit ihrer Mutter auf diesem Schiff war. Es konnte also nur bedeuten, dass dieses Schiff, das Schiff ihres Vaters war. „Mädchen, alles in Ordnung?“, Trudy war ebenfalls stehen geblieben, wunderte sich doch, weshalb die Rothaarige einfach stehen blieb. Die Weißhaarige folgte dem Blick des Mädchens, welche immer noch die Red Force anstarrte. Die Oma lächelte, es schien wohl das erste Mal zu sein, dass die Rothaarige ein derart großes Schiff zu Gesicht bekam. Dass dieses Schiff einen ganz anderen Effekt bei Lio auslöste, wusste die Frau natürlich nicht. Erklärend sagte sie: „Das ist das Schiff des Piratenkaisers Shanks“, sie zeigte mit ihrem Finger darauf, wobei eigentlich klar war, welches Schiff sie meinte. Die Rothaarige schluckte schwer und versuchte sich zu sammeln, doch schien es, als ob ihre gesamte Kindheit sich nun wieder in Vordergrund drängte. Mit geweiteten Augen starrte sie noch immer den Kahn des Kaisers an. „Nun komm weiter. Wenn wir Shanks treffen, darfst du bestimmt mal darauf“, sagte die Oma und nahm das Mädchen an die Hand und zog sie mit sich. Völlig benommen stolperte sie immer wieder über ihre eigenen Füße, glücklicherweise hatte Trudy sie an die Hand genommen, allein könnte sie keinen Schritt mehr vor den Anderen setzen. Inzwischen hatten sie den Marktplatz erreicht und Lio hatte sich so langsam wieder beruhigt. Zu zweit traten die Frauen von Stand zu Stand und kauften einige frische Zutaten ein. Nach über einer halben Stunden war das junge Mädchen ziemlich erschöpft. Sie hatte ihre ganze Energie auf den Hinweg schon verbraucht und brauchte nun eine Pause. Sie setzte sich auf eine der Steinbänke. „Bleib du ruhig hier, ich komme gleich wieder“, sagte Trudy, stellte den Weidenkorb ab und verschwand in der Menschenmenge. Es war Mittagszeit auf Lilsol und die Sonne brannte permanent auf die Menschen herab. Die Hitze bekam Lio in diesem Moment gar nicht, sie war viel zu erschöpft, die Schlaufe erhitzte sich viel zu schnell und ihre restliche Kleidung war nicht für dieses Wetter geeignet. Sie schloss die Augen und versuchte das Drehen in ihrem Kopf unter Kontrolle zu kriegen, doch spürte sie es dadurch nur intensiver. Die Augen öffnen wollte sie allerdings auch nicht, zu grell blendete die Sonne auf den Marktplatz hinab. Ganz langsam legte sich das Drehen, war nur noch ganz unterschwellig zu spüren, sie entschied sich dennoch dafür die Augen geschlossen zu halten. Sie hörte nicht weit von sich entfernt einen Mann sprechen „Heute ist so ein herrlicher Tag Männer. Das muss gefeiert werden!“ rief er einer kleinen Truppe zu, die mit ihm gemeinsam über den Markt lief. Als Lio die Stimme hörte, riss sie die Augen auf. Sie kannte diese Stimme doch, natürlich kannte sie diese! Sie versuchte den Mann, dem diese Stimme gehörte ausfindig zu machen, doch konnte sie ihn nirgends sehen. Es waren einfach zu viele Menschen auf so einem kleinen Platz. Dafür erblickte sie die Weißhaarige, wie sie freudig winkte und auf sie zu kam, in ihrer linken Hand hielt sie einen kleinen Becher. Als sie näher war, übergab sie ihn an das Mädchen, darin befand sich Eis. Dankbar lächelte die Rothaarige schwach und löffelte das Kühle in ihren Mund. Die kleine Abkühlung tat ihr unglaublich gut, die Frau setzte sich neben sie. Trudy begann zu plappern, wie sie es die Tage zuvor nie getan hatte. Sie hatte wieder so viele Menschen getroffen und wollte nun berichten, doch Lio stellte nur auf Durchzug. Viel zu abgelenkt war sie von ihren Erinnerungen. Sie ließ ihren Kopf hängen, die roten Haare hingen wie ein Vorhang um ihr Gesicht herum und schützten sie vor blendenden Sonnenstrahlen. „Oh! Sieh nur, wen haben wir denn da!“, sagte die Weißhaarige laut und stand auf, die Rothaarige hatte kein Wort von ihr mitbekommen, doch hatte sie deutlich den Unterschied ihrer Stimmlage gehört, sie war deutlich höher. Lio seufzte, sie hatte noch immer den Kopf gesenkt, die Haare davor, es war im Moment alles zu viel für sie. Das Mädchen hörte einige Schritte, doch entschied sie sich dazu, die Augen geschlossen zu halten. Trudy räusperte sich „Ich möchte dir jemanden vorstellen“, sagte sie zu dem Mann und zeigte auf das junge Mädchen, welches auf der Bank saß und den Blick zu Boden gerichtet hatte. „Shanks, das ist Lio. Lio, das ist Shanks.“ Kapitel 25: Doch nicht so selbstverliebt und egoistisch ------------------------------------------------------- Doch nicht so selbstverliebt und egoistisch Konnte diese Frau nicht einfach aufhören zu reden? Sonst war sie doch auch eher still und jetzt hatte sie ganz plötzlich den Drang von jeder noch so unbedeutende Begegnung zu sprechen. Und diese Hitze erst, was war denn nur heute los? Ich hatte meine Augen geschlossen, den Kopf nach vorne gebeugt, die Haare fielen mir wie ein Vorhang um das Gesicht. Immerhin störte Trudy es offensichtlich nicht, wenn ich ihr einfach nicht zuhörte, na Gott sei Dank. „Oh! Sieh nur, wen haben wir denn da!“, rief die Alte laut und ich hörte das Rascheln ihrer Kleidung, sie war aufgestanden. Wen hatte sie denn da schon wieder getroffen, dass sie so übermotiviert aufgestanden war? Ich seufzte und beließ es dabei, sollte sie doch denken, ich hätte es nicht mitbekommen. Ich hörte, wie jemand einige Schritt näher trat und stehen blieb. Ich hatte immer noch nicht das Bedürfnis meine Augen zu öffnen, auch wenn man meinen sollte, dass es unhöflich war. Trudy räusperte sich „Ich möchte dir jemanden vorstellen“, sagte sie zu der angekommenen Person. Ihre Stimme klang freudig und sie trällerte „Shanks, das ist Lio. Lio, das ist Shanks.“ Vor Schock zuckte ich zusammen und riss meine Augen auf. Hatte sie gerade 'Shanks' gesagt? Unmöglich! Ich hob meinen Kopf und starrte mit geweiteten Augen den Mann, der vor mir stand, an. Er sah der Person aus meinen Erinnerungen vollkommen ähnlich, bis auf den kleinen Altersunterschied war keine Abweichung zu sehen. Mein Blick musste seinem ziemlich ähnlich sehen. Er war einen Schritt zurückgewichen, seine schwarzen Augen starrten die meinen ebenso schwarzen Iriden an. Sein Mund war ein wenig geöffnet, doch kein Wort entwich seinen Lippen. Ich atmete die eingezogene Luft aus, hatte gar nicht mitbekommen, wie ich die Luft angehalten hatte. Der Rothaarige mir gegenüber blinzelte einige Male, plötzlich wurde sein Blick so weich und er lächelte. Er überwand die letzten Schritte und zog mich von der Bank hoch. Der Mann hatte seinen rechten Arm um mich gelegt und zog mich fest an sich. Dies geschah so schnell, dass ich gar nicht handeln konnte und schon befand ich mich in einer Umarmung mit dem Piratenkaiser. Der Rothaarige war so groß, dass ich kaum den Boden unter meinen Füßen spürte, so fest hielt er mich im Griff. Ich bekam kaum Luft und spürte ein Ziehen in meiner linken Schulter. Diese Position war alles andere als günstig. Ich fuchtelte mit meinem gesunden Arm und versuchte mich halbwegs aus der Umarmung zu lösen, doch scheiterte mein Versuch kläglich. Noch immer schwebte ich halb über dem Boden, versuchte endlich gescheit Luft zu kriegen, doch irgendwie hatte ich das schlechte Gefühl, dass er mich nicht loslassen würde, wenn ich nicht endlich etwas sagen würde. Ich sammelte meine ganze Kraft und brachte keuchend ein „Zu..fest“ hervor. Sofort löste sich der Druck und ich spürte den Boden immer näher kommen, ganz wacklig stand ich auf den Beinen, gestützt von dem Rothaarigen, der mich eben beinahe erdrückt hätte. Der Größenunterschied war ziemlich enorm, er musste fast zwei Köpfe größer sein als ich. Ich hob meinen Kopf und sah nur die Umrisse seines Kopfes, die Sonne blendete ungemein. Ich spürte seine große Hand auf meiner Schulter, sie drückte mich mit sanfter Gewalt zurück auf die Bank und ich war froh, endlich wieder sitzen zu können. Er ging vor mir in die Hocke, ich sah in das Gesicht des Mannes, besorgt schaute er mich an. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er voller Sorge und ich winkte mit meiner gesunden Hand ab „Bestens, wäre nur fast erstickt“, gab ich zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Die ganze Situation war völlig surreal. Ich treffe meinen Vater wieder und das Erste, was er macht, ist mich zu zerquetschen. Ich öffnete wieder die Augen und sah meinen Gegenüber an, er sah immer noch besorgt aus. Trudy meldete sich endlich zu Wort, sie hatte bis dahin das Schauspiel in Ruhe beobachtet „Sagt mal, kennt ihr euch?“, Shanks wandte sich zu ihr und grinste „Aber natürlich doch, sie ist schließlich meine Tochter!“, mein Blick glitt langsam zu der Alten, welche geschockt die Augen aufriss. Sie hatte scharf die Luft eingezogen und hielt sich die Hand vor den Mund „Deine Tochter?!“, er nickte und drehte sich wieder zu mir. Ein herzliches Lächeln strahlte mir entgegen „Es ist so wundervoll, dich wiederzusehen!“, er erhob sich aus der Hocke und umarmte mich erneut, dieses mal allerdings vorsichtiger, dennoch tat meine Schulter weh und ich verzog den Mund. Als er spürte, dass ich die Umarmung nicht erwiderte, sah er mich fragend an. Er sah meinen linken verbundenen Arm und sofort fragte er hysterisch: „Wie ist das passiert? Ist wirklich alles in Ordnung?“, seine fürsorgliche Vaterseite meldete sich also zu Wort, interessant. Ich nickte und sagte: „Ja, wirklich.“ Die Sonne schien noch immer warm auf uns herab, mein Kopf glühte und die Schulter pochte. Ich wollte sagen, dass ich zurück zum Haus wollte, doch wurde ich von einem Fremden abgewürgt. „Captain, hier bist du ja. Wir haben die Sakevorräte aufgestockt, wir wären vorbereitet“, als ich aufblickte, sah ich weitere Männer, die ihren Captain anschauten. Da dieser immer noch bei mir stand und mich anschaute, blickten sie nun mich an. Anscheinend kannten sie mich und einer von ihnen sagte laut und deutlich: „Das ist doch Lio!“, sofort begann ein Gemurmel, welches von den Männern ausging. Genervt verdrehte ich die Augen und schloss sie wieder. Was war denn heute nur für ein Tag? Wieder fragte Shanks mich „Sicher, dass alles in Ordnung ist?“, ich war es leid, ihm darauf zu antworten, also blieb ich still. Allerdings deutete er dies falsch und schon hatte er mich hochgehoben. Er hatte mich über seine rechte Schulter geworfen und drehte sich zu seinen Männern. Oh Gott. Das Blut floss in meinen Kopf und das Drehen machte mich ganz benommen, alles begann wieder zu verschwimmen und ich konnte nicht sagen, ob er losgelaufen war oder ob er noch stillstand. Der Rothaarige hatte das junge Mädchen von der Bank gehoben und sie vorsichtig über die Schulter geworfen. Sie hatte nicht geantwortet, sicherheitshalber wollte er sie zu seinem Schiffsarzt bringen. Zu seiner Crew gewandt sagte er: „Heute Abend wird riesengroß gefeiert, sucht die Anderen und sagt ihnen Bescheid, ich bringe Lio aufs Schiff und du“ er wandte sich nun zu Trudy, die noch immer völlig überrascht von dieser Information war „Wenn du deine Einkäufe zurückgebracht hast, komm doch bitte aufs Schiff.“, sie nickte zur Antwort und er machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zur Red Force. Er konnte es gar nicht fassen, dass seine Tochter bereits hier und dann auch noch bei der Oma untergekommen war. Als er das Mädchen auf der Bank gesehen hatte, hatte er sich keine Gedanken darum gemacht, wer dieses Mädchen war. Erst als die Alte den Namen gesagt hatte, realisierte er. Als sie den Blick hob, konnte er sehr deutlich Schock und Verwunderung sehen, ihm musste man es ähnlich ansehen, hatte er doch voller Schock in seine eigenen schwarzen Augen geschaut. Dass sie nun aber in dieser schlechten Verfassung war, gefiel ihm keineswegs, er wollte wissen, was mit ihr passiert war. Ob sie überhaupt noch bei Bewusstsein war? Er sagte mehrere Male ihren Namen, doch reagierte sie nicht. Das war anscheinend doch etwas zu viel für sie. An der Red Force angekommen, ging er schnell unter Deck und begab sich auf die Krankenstation, wie zu erwarten war, war keine Spur von seinem Schiffsarzt Jeff. Er legte seine Tochter in eines der Betten und betrachtete sie für einen kurzen Moment. Ihre Kleidung war viel zu groß und hing ihr wie ein Kartoffelsack am Körper, sie selbst war noch recht klein und dünn und ihre Haut blass. Dennoch erkannte er die weichen Züge ihrer Mutter darin. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie sie damals vor zehn Jahren aussah. In der Zeit hatte sich so viel geändert.. Er strich ihr das Haar zur Seite und lächelte, endlich hatte er seine Tochter wieder. Der Piratencaptain wandte sich von ihr ab und begab sich auf die Suche nach Jeff, irgendwo musste er ja sein. Nach einigen Minuten hatte er ihn schließlich gefunden, er war im Gemeinschaftsraum und las in einem riesigen Wälzer. Als der Rothaarige sich räusperte, blickte der junge Arzt auf „Oh Shanks, wie kann ich dir helfen?“ er hatte einen Zettel in die Seite gelegt und das Buch geschlossen. Sein Captain sagte besorgt: „Du hast einen Patienten, würdest du dich bitte um sie kümmern?“, verwundert blickte der Schiffsarzt ihn an und erhob sich von der Sitzbank. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Krankenstation, Jeff fragte ihn derweil: „Kannst du beurteilen, wie schlimm die Verletzungen sind?“, Shanks wollte nichts falsches sagen, antwortete daher wahrheitsgemäß: „Nein, keine Ahnung.“ Der Rothaarige konnte offene Wunden einschätzen, doch wusste er ja nicht, was mit seiner Tochter passiert war. Dort endlich angekommen, setzte der Captain sich auf einen der Stühle und beobachtete seinen Arzt dabei, wie er das Mädchen untersuchte. Die Schlaufe an ihrem Arm behielt er dran, wusste schließlich nicht, welche Verletzung dort heilte. Während er sie abhörte, wurde das Mädchen langsam wach. Sie hatte durch die Hitze und dem Drehen das Bewusstsein verloren, sie öffnete zaghaft die Augen. Sie hatte Angst, die Sonne würde ihr die Netzhaut verbrennen. Jeff bemerkte, wie das Mädchen sich bewegte und ließ von ihr ab, sie sollte sich nicht erschrecken. Als sie sich im Raum umblickte, erkannte sie den Rothaarigen, wie er auf einem Stuhl saß und sie besorgt anschaute, eine weitere Person stand links von ihr. Er trug ein Stethoskop um den Hals und lächelte sie an. Ein leichtes Schaukeln zeigte ihr deutlich, dass sie sich auf einem Schiff befand. Der vermeintliche Arzt setzte sich auf einen Hocker und fragte freundlich: „Erzählst du mir, was mit deiner Schulter passiert ist?“, Lio nickte und erklärte kurz das, was Trudy ihr erzählt hatte. „Meine Schulter war ausgekugelt, Trudy hat sie eingerenkt und nun muss ich die Schlaufe drum behalten“ der Schiffsarzt nickte und fragte: „Tut sie denn weh?“, das Mädchen überlegte, doch in diesem Moment tat sie nicht weh, sie schüttelte den Kopf. „Gut. Dein Puls ist etwas schwach, aber das wird sich sicherlich legen. Tut dir dein Kopf weh oder fühlst du dich schwindelig?“, darauf konnte die Rothaarige ohne Überlegung antworten „Etwas schwindelig“, wieder nickte der Arzt. Mit seinem Hocker rollte er an einen Tisch und kramte in seinen Schubladen herum. Zurückgerollt reichte er ihr ein Glas Wasser und zwei Tabletten. „Die Eine ist gegen Schwindel, die Andere gegen Kreislaufversagen.“ Lio nickte, setzte sich ein wenig auf und schluckte beide Tabletten runter. „Du solltest dich erst mal ausruhen und vor allem nicht überanstrengen, das verlängert nur den Heilprozess. Außerdem ist ausreichende Nahrung wichtig, ich werde Sam später bitten, dir etwas zu machen. Bis dahin entspann dich oder schlafe ein wenig.“ Sie nickte nur und bedankte sich mehr oder weniger bei ihm. Der Arzt nickte seinem Captain zu und verließ den Raum, nun waren die Beiden allein. Die Rothaarige legte sich wieder zurück und blickte den Mann an, noch immer besorgt blickte er zurück „Geht es dir schon wieder etwas besser?“, das Mädchen nickte. Das Einzige, was sie nicht wirklich fassen konnte, war dass sie mit ihrem Vater in einem Raum war und nicht beurteilen konnte, was sie fühlen sollte. „Tut mir leid, dass ich dich vorhin so gedrückt habe, aber ich bin so froh, dich endlich wiederzusehen“, Lio antwortete nicht darauf, wusste nicht was sie sagen sollte. Sie hatte ihn nun schon ein klein wenig erlebt und ihn auch durch ihre Erinnerungen kennengelernt, doch all das passte nicht in das Bild, was sie sich zusammengelegt hatte. Er schien so fürsorglich und sorgte sich so um sie, wieso hatte er sie dann jemals alleingelassen? Shanks begann wieder zu sprechen: „Ich dachte, du wärst..“, er atmete tief ein und aus und beendete seinen Satz „tot.“ Bei den Worten blickte Lio ihn direkt an, sie konnte seinen Schmerz aus dem Gesicht lesen. Wie konnte sie diesen Menschen hassen? Sie holte noch einmal tief Luft ehe sie sprach „Und ich dachte, du hast uns alleingelassen, um Pirat zu sein“, betrübt schaute sie den Rothaarigen an. Verwunderte blickte er sie an, er fragte: „Wer hat dir das erzählt?“, er wusste nicht, wie seine Tochter darauf kam. „Niemand hat es gesagt, es war nur eine logische Schlussfolgerung meinerseits“, erklärte Lio. Nun schaute auch der Piratencaptain sie enttäuscht an „Hat Lina dir etwa nichts erzählt?“, das Mädchen dachte zurück an ihre Mutter, doch diese hatte tatsächlich nie den Grund dafür genannt. Sie schüttelte den Kopf „Nein, sie hat nie etwas über dich gesagt“, sie wandte den Blick ab und sah traurig an ihrem Vater vorbei. Dieser verstand nicht, warum seine Frau niemals etwas gesagt hatte, es wäre soviel einfacher gewesen, hätte sie einfach erklärt, was der Grund für sein Fehlen war. Mit seinem Stuhl rückte er näher an das Bett, er griff nach ihrer rechten Hand, sie blickte zu ihren Händen und dann in das Gesicht ihres Vaters, er sah so traurig und verletzt aus. „Ich habe euch damals nur verlassen, weil ich euch schützen wollte. Niemals wollte ich, dass euch etwas passiert“, erklärte er und dachte daran, dass es alles umsonst war. Schließlich war Lina doch gestorben und seine Tochter wurde von der Marine gefangen genommen. Sie musste soviel Leid erfahren und das Einzige, was er wollte, ging damit schief. Lio musste an das Gleiche denken, ihre Mutter war gestorben und sie selbst wurde von der Marine geschnappt, damit war alles umsonst. All die Jahre, die sie sich hätten sehen können, aber nicht sahen, waren völlig sinnlos. Er drückte sanft die zierliche Hand seiner Tochter und lächelte schwach „Aber dafür hab ich dich wieder. Nach all den Jahren endlich“, Lio wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Dass dieser Mann ihr sympathisch war, war keine Frage, doch wusste sie nicht, wie sie zu ihm stehen sollte. Sie war die längste Zeit ihres Lebens ohne ihn aufgewachsen, wie könnte sie ihn da als einen Vater sehen? Zudem kam hinzu, dass sie mit Whitebeard einen Vater gefunden hatte. Sie wusste gar nicht, wie sie vorgehen sollte. Erst wurde sie von ihrer Familie getrennt, nun landete sie bei ihrem leiblichen Vater auf der Insel, konnte nicht mal abstreiten, dass sie noch den Hass von damals verspürte, doch dennoch wusste sie nicht, was nun das Richtige war. Der Mann hielt noch immer ihre Hand, er war so unendlich froh darüber, endlich seine Tochter wiederzuhaben, auch wenn ihre körperliche Verfassung eher schlecht war. Er fragte freundlich: „Möchtest du deine Ruhe haben? Soll ich dich alleinlassen? Oder dir etwas zu essen holen?“, er wollte nach all den Jahren die vergangene Zeit nachholen und bemühte sich augenscheinlich. Lio lächelte, aber lehnte dankend ab „Könntest du mir vielleicht von früher erzählen?“ fragte sie im Anschluss. Fragend sah er seine Tochter an und lächelte ebenfalls. „Aber natürlich doch, ich weiß noch zu gut, wie du dir damals den einen Krug geschnappt hast, um etwas von dem Sake zu probieren. Du weißt gar nicht, wie viel Ärger ich von deiner Mutter bekommen hab“, er musste daran zurückdenken und lachte. Die Rothaarige konnte nicht anders und lachte ebenfalls, sie konnte sich zu gut vorstellen, wie ihre Mutter, temperamentvoll wie sie eben war, dem Mann eine Standpauke gehalten hatte. Die Stimmung zwischen den Beiden lockerte sich ein wenig und Shanks begann zu erzählen, alles alte Erinnerungen, an die sie sich größtenteils nicht erinnern konnte. Irgendwann begann sie zu erzählen. Sie erzählte von Mihawk, wie sie mit ihm gekämpft und verloren hatte und auch, wie ihre Mutter ihr damals gezeigt hatte, was eine Teufelsfrucht war und was sie bewirken konnte. Schließlich fragte Shanks: „Wer hat damals das Marineschiff angegriffen, auf dem du dich befandest?“, die Frage brannte ihm schon länger auf der Zunge und er war froh, gleich eine Antwort darauf erhalten zu können. Lio dachte an diese Zeit zurück, sie konnte sich gut daran erinnern, wie diese Marinesoldaten drauf waren und auch wie viel Angst sie hatte, als dieses Schiff angegriffen wurde. Im Nachhinein war sie mehr als froh darüber, dass diese Piraten die Marine angegriffen hatten, denn diese waren inzwischen ihre Familie geworden. Mit einem Lächeln erzählte sie: „Es waren die Whitebeards“, mit dieser Antwort hatte der Rote allerdings nicht gerechnet, er ließ ihre Hand los und sah sie entgeistert an. Die Augenbrauen des Mädchens hoben sich und sie sah ihren Vater fragend an „Was hast du?“, sie hatte sich in dem Gespräch so gut mit Shanks verstanden, wusste nun nicht, was sie falsches gesagt haben sollte. In dem Kopf des Roten begann es zu rattern, er begriff endlich und fand die Zusammenhänge, er fragte schlussendlich: „Wie bist du auf diese Insel gekommen?“, es war keine konkrete Frage zu den Whitebeardpiraten, doch würde er dadurch wissen, ob sie zu dem anderen Kaiser gehörte oder nicht. „In einem Sturm bin ich über Bord gegangen, glücklicherweise bin ich hier gelandet“, erklärte Lio und beobachtete genaustens die Miene des Mannes. Seine Augen weiteten sich und er bewegte sich keinen Zentimeter. Etwas irritiert über seine Situation fragte sie ihn: „Alles in Ordnung?“, doch noch immer antwortete er nicht. Er verstand so langsam, was die vergangenen Tage abging. Die Crew von Whitebeard hatte Lio gesucht, seine Lio. Sie war also Mitglied bei dem alten Kaiser, zeitlich passte es auch. Sie hatten gesagt, dass die vermisste Person seit über zwei Jahren dazu gehörte, vor zwei Jahren hatte das Marineschiff sie gefangen genommen. Außerdem berichteten sie von einer Schwertkämpferin und sie war diejenige. Er sah seiner Tochter noch immer geschockt in die Augen, nun schaute sie ihn etwas besorgt an. Die Frage platzte ihm nur so heraus „Bist du ein Mitglied von Whitebeard?“, gespannt wartete er auf ihre Antwort, konnte kaum die Sekunden abwarten, die sie benötigte, um zuzustimmen „Ja, seit zwei Jahren.“ Der Rothaarige schluckte schwer und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Glücklicherweise saß er bereits, denn anderenfalls wäre er sicherlich umgefallen. Er hatte sich all die Jahre solche Sorgen um sie gemacht und sie befand sich auf dem Schiff des alten Hünen, das konnte doch einfach nicht stimmen. Lio fragte wieder: „Geht es dir nicht gut?“, sie machte sich doch ein wenig Sorgen um ihren Vater. Er war von einem Moment auf den anderen völlig anders, er war angespannt und vor allem sah man ihm den Schock an. Shanks rang mit sich, sollte er seiner Tochter erzählen, dass die Piraten bis vor wenigen Stunden noch vor Anker lagen und sie gesucht hatten? Wenn er es nicht erzählen würde und sie es dennoch herausfinden sollte, würde sie sicherlich ziemlich sauer werden. Aber was sollte er dann von ihr erwarten? Sie wollte sicherlich direkt wieder zu ihrer Bande, doch das konnte er nicht zulassen, er hatte sie doch gerade erst wiedergefunden, da wollte er sie nicht wieder verlieren. Er entschied sich dennoch für seine Tochter und erzählte die Wahrheit: „Sie waren hier..“, seine Stimme war ganz leise und Lio hatte ihn nicht ganz verstanden. „Was?“, der Rothaarige wiederholte sich: „Sie waren hier und haben dich gesucht“, nun war es das Mädchen, welche geschockt schaute. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ihre Crew hatte sie gesucht? Aber wo war sie nun, waren sie bereits abgereist? „Warum waren?“, Shanks sah seine Tochter etwas enttäuscht an, sie wollte brennend wissen, was mit den Whitebeards war, doch er wollte sie bei sich behalten, hatte sie doch gerade erst zurück. „Du weißt, dass diese Insel unter meinem Schutz steht?“ fragte er und erklärte weiter „Wir hatten einen Zeitraum von einer Woche ausgemacht“, enttäuscht schaute sie an die gegenüberliegende Wand, also hatte sie ganz knapp ihre Familie verpasst. Der Piratencaptain konnte ihre Enttäuschung aus dem Gesicht ablesen, sie vermisste die Bande und wollte zurück, das sah man ihr eindeutig an. Als sie in das Gesicht ihres Vaters blickte, sah sie Trauer darin. Sie konnte sich denken, was in ihm vorging und es tat ihr im Herzen weh, ihn so zu sehen, sie wollte ihn nicht derart verletzen. Sie streckte sich und griff nach seiner rechten Hand, entschuldigend sah sie ihn an „Das wollte ich nicht“, sagte sie und lächelte ihren Vater warm an. Überrascht über ihr Handeln blickte er in ihr Gesicht, vor Schreck blinzelte er mehrere Male, es war als würde Lina ihn anlächeln, nicht Lio. Er drückte leicht ihre Hand und setzte ebenfalls ein Lächeln auf. „Wenn du eine Teleschnecke und die Nummer hast, könnte ich ihnen Bescheid geben, dass es mir gut geht und ich noch ein Weilchen bleibe“, sagte die Rothaarige und erstaunt blickte der Piratencaptain seine Tochter an. Sie sagte es mit einer Selbstverständlichkeit, obwohl er doch gedacht hatte, dass sie umgehend zurück zu ihrer Crew wollte. Sie hatte solch ein warmes Lächeln auf den Lippen, welches ihn nur dazu animierte ebenfalls zu lächeln. Er war in diesem Moment unglaublich froh, sie wieder zu haben. „Aber natürlich“, sagte er, stand auf und wollte seine Hand aus ihrer lösen, doch hielt sie ihn noch immer fest. „Später. Erzähl mir erst mal, wie du Mama kennengelernt hast“, verdutzt schaute er das Mädchen an und realisierte so langsam ihre Worte. Er setzte sich wieder und grinste „Das ist eine sehr witzige Geschichte, also pass auf, das war so..“ Kapitel 26: Vater-Tochter-Gespräche ----------------------------------- Vater-Tochter-Gespräche „Warte, willst du mir damit sagen, sie konnte dich gar nicht ausstehen?“, die Rothaarige fragte ungläubig ihren Vater und wischte sich dabei eine Lachträne aus dem Auge. Er grinste sie nur an und nickte „Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als ich sie als garstig bezeichnet hab“, wieder hörte er das Lachen seiner Tochter und stimmte mit ein. Zu gut konnte sie sich vorstellen, wie ihre Mutter reagiert hatte, als Shanks sie damals umgerannt hatte. Als er dann noch erzählte, was an dem Abend in der Bar passierte, konnte Lio sich vor Lachen gar nicht mehr halten, ihr Bauch tat schon völlig weh. Die Information, dass sie eine Tante hatte, war ihr nicht bekannt und fragte auch direkt „Was ist mit Anna?“, Shanks blickte etwas traurig zu ihr und lächelte schwach. „Sie ist schon vor deiner Geburt gestorben“, sagte der Rothaarige mit ruhiger Stimme und sah seiner Tochter in die Augen. Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihren Vater eher fassungslos an. Sie hatte gerade erst erfahren, dass sie eine Tante hatte und dann direkt noch, dass sie bereits gestorben war. Anna war doch schließlich die Schwester ihrer Mutter und somit eine sehr nahe Verwandte, ihre Tante.. Lio dachte kurzzeitig nach und fragte sich, wie dieser komische Schwertkämpfer von früher ihr Onkel sein konnte. Entweder er war der Bruder von ihrem Vater oder der ihrer Mutter oder aber der Mann von ihrer Tante. Da dieser gruselige Kauz allerdings absolut keine Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte, schlussfolgerte sie und fragte: „Ist dieser Mihawk der Mann gewesen?“, Shanks blickte sie nun eher fragend an. Er wusste gar nicht, wie sie nun auf Falkenauge kam, immerhin hatte der Rothaarige nicht erwartet, dass Lina ihrer Tochter das erzählen würde. Der Rothaarige lächelte etwas und antwortete: „Ja, er war ihr Mann und damit auch dein Onkel.“, das Mädchen brachte nur ein „Oh“ hervor. Also war er tatsächlich ihr Onkel – gruselig. Lio verzog den Mund und Shanks musste grinsen. Er wusste ja, dass die Beiden sich bereits kennengelernt hatten, aber dass sie so schlecht auf den Samurai zu sprechen war? Das Mädchen setzte sich plötzlich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Der Rothaarige schaute sie misstrauisch an „Was hast du vor?“, fragte er seine Tochter und sie war inzwischen aufgestanden. Sie stand sicher auf den Beinen und lächelte ihren Vater an „Ich würde gern auf Toilette, du zeigst mir bestimmt wo?“, noch immer etwas misstrauisch schaute er sie an. Er war sich nicht sicher, wie sie mittlerweile bei Kräften war und wollte kein Risiko eingehen, dass sie eventuell stürzen oder sich anderweitig verletzen könnte. Der Pirat stand ebenfalls auf, führte sie auf den Gang hinaus und deutete auf eine der Türen, sie nickte und verschwand dahinter. Er lehnte sich an die Holzwand und lächelte zufrieden. Er hatte seine Tochter endlich wieder. Sie war bei ihm, sie hatten gesprochen, nach all den Jahren waren sie wieder vereint. Er konnte sein Glück gar nicht wirklich fassen und lächelte selig vor sich hin. Jemand betrat den Gang und Shanks blickte in das Gesicht seines Vizen, im Gegensatz zu sonst immer, rauchte er in diesem Moment nicht. Dem Rothaarigen fiel auf, dass die Augen seines Vizen etwas strahlten. Er hatte bereits von anderen gehört, was passiert war und wollte es mit eigenen Augen sehen. Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, ging die Tür auf und die Rothaarige trat heraus. Sie blieb stehen, als sie den ihr Fremden erblickte. Er schaute sie ebenfalls stumm an, für einen kurzen Moment dachte er, Lina stünde vor ihm, doch es war eindeutig Lio. Sie war am Leben und bei ihnen auf dem Schiff. Die Rothaarige lächelte und grüßte den Mann: „Hallo, ich bin Lio. Und du bist?“, Ben lächelte ebenfalls und sagte: „Ich bin Ben. Ich kenne dich, da warst du in etwa so groß“, er hob dabei seine Hände und zeigte eine Strecke von nicht mal 50cm. Die schwarzen Augen des Mädchens weiteten sich ein Stück, dieser Mann kannte sie seit ihren Kindheitstagen, etwas verlegen blickte sie zu Boden. Ben ließ einmal den Blick über sie schweifen und fragte sich, wie sie in so etwas geraten war. Shanks hatte den Blick seines Vizen auf seiner Tochter gesehen und verstand ebenfalls, der Rothaarige trat näher zu dem Mädchen „Wie wäre es, wenn wir dir ein paar neue Sachen einkaufen gehen?“, Lio blickte von unten zu ihrem Vater hoch, die Situation war ihr sichtlich unangenehm. Einerseits wollte sie nicht weiter wie ein Penner herumlaufen, andererseits wollte sie ihren gerade kennengelernten Vater nicht das Geld aus der Tasche ziehen. Sie blieb stumm und Shanks handelte einfach. Er legte seinen rechten Arm um sie und schob sie in Richtung Deck. Ben folgte den Beiden stumm und lächelte noch immer ein wenig. Er war froh darüber, endlich seinen alten Captain wiederzusehen und natürlich war es auch eine Erleichterung, dass die junge Lio am Leben und auch bei ihnen war. Als sie an Deck traten, sahen sie, wie Trudy mit einigen Nakamas auf die Red Force trat. In den Händen der Alten waren ein Stapel Stoff zu sehen und ebenfalls das Schwert der Rothaarigen. Die Weißhaarige trat zu ihnen und sprach: „Da du nun ja endlich deine Familie wiedergefunden hast, wirst du sicherlich bei ihnen bleiben. Hier sind deine Sachen“, sie überreichte die Sachen und das Schwert dem Mädchen. Als die Alte „Familie“ sagte, spürte Lio einen kurzen Stich im Brustkorb. So gesehen war sie bei ihrem Vater, aber bei ihrer Familie? Sie wollte vorübergehend nicht daran denken und nickte lächelnd. Shanks hatte seiner Tochter die Sachen abgenommen und war zu einem seiner Crewmitglieder getreten. Er sprach ein paar kurze Worte und übergab dem anderen Piraten die Sachen. Er kam zurück und stellte sich neben seine Tochter, er wandte sich zu Trudy: „Vielen Dank, dass du dich so gut um sie gekümmert hast“, sie winkte ab „Ach, du kennst mich doch“, sie lächelte und wandte sie nun zu dem Mädchen „Vergiss nicht die Übungen zu machen und nicht überanstrengen! Ich werde Timmi auch sagen, dass du hier bist“, sagte sie und umarmte das Mädchen kurz. Lio lächelte und sprach: „Danke nochmal, für alles“, die Weißhaarige lächelte „Kein Problem“, erwiderte sie und verschwand vom Schiff. Die Rothaarige hielt noch immer ihr Schwert in den Händen und wusste nicht wohin damit, den Gürtel dazu hatte sie nicht um und auch ein Band, in dem sie es tragen könnte, trug sie nicht. Ihr Vater nahm ihr das Schwert ab und begutachtete es für einen kurzen Moment. Dafür hatte er es aus der Scheide gezogen und die Klinge betrachtet. Im Vergleich zu dem Schwert, was er damals im Haus im West Blue gefunden hatte, war dieses Stück wirklich gut. Doch sah man schon einige Gebrauchsspuren. Er steckte das Schwert zu seinem und schob seine Tochter in Richtung Steg. Fragend blickte sie ihn an und sagte endlich was: „Du kannst mir auch einfach sagen wohin“, sie lächelte ihn an und ging von sich aus in Richtung Dorf. „Gut, ich wäre dafür, dass wir zu erst ein paar Sachen einkaufen. Du siehst nämlich aus wie ein Kartoffelsack und das muss nicht sein“, sagte der Rothaarige und grinste seine Tochter an, welche ihn etwas entrüstet anstarrte, als er sie als Kartoffelsack bezeichnet hatte. Als er ihren Blick sah, musste er kurz lachen „Ach, ich meins doch nicht so“ gab er von sich und tätschelte ihren Kopf. Diese Geste war ihr so unglaublich vertraut.. Sie musste an ihre Familie auf der Moby Dick denken. Lio nahm sich vor, sobald sie wieder auf der Red Force waren, die Whitebeards anzurufen. Shanks deutete auf einen der Läden und gemeinsam traten sie ein. Die Rothaarige blickte sich um und hatte schon einige Stücke gefunden, die ihr gefielen. Etwas unsicher sah sie zu ihrem Vater, der sie angrinste. Sie wollte diesem Mann kein Geld abnehmen, das hatte sie schon immer gehasst. Doch wusste sie, dass sie nicht drumherum kommen würde, es war wie ein Déjà-Vu. Lio trat zu den Ständern und nahm sich einige Sachen heraus, es ähnelte stark ihrer üblichen Kleidung. Bequeme Hosen, die genügend Bewegungsfreiheit zuließen, dazu einfach T-Shirts und Tops in sämtlichen Farben. Als Shanks gesehen hatte, dass seine Tochter in eine der Kabinen verschwand, kam er hinterher und wartete davor, er wollte unbedingt wissen, was sie sich so feines ausgesucht hatte. Also sagte er: „Wenn du fertig bist, zeig doch mal her“, im nächsten Moment sah man, wie der Vorhang beiseite geschoben wurde und die Rothaarige heraustrat. Sie trug eine beige Hose bis etwas oberhalb zu den Knien, dazu hielt sie sich ein dunkelgrünes T-Shirt an den Oberkörper. Die Schlaufe war noch immer im Weg und alleine würde sie es sicherlich nicht aus den Sachen und in andere Sachen schaffen, daher beließ sie es dabei. Der Piratencaptain schaute sie von oben bis unten an und seine Augen weiteten sich von Sekunde zu Sekunde. Er erinnerte sich an damals. Er hatte eine Tochter und müsste sich auch darum kümmern, dass sie wohl ausreichend Stoff trug und seiner Meinung, trug sie an den Beinen eindeutig zu wenig. Unsicher sah sie ihren Vater an und fragte sich, was in seinem Kopf vorging. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und sah, wie der Rothaarige sich endlich aus seiner Starre löste. Er sagte etwas hysterischer: „Ob alles in Ordnung ist? Diese Hose ist kein Stück in Ordnung!“, Lio kniff die Augen zusammen und fragte sich, ob der Mann es gerade tatsächlich ernst meinte. „Und was soll daran nicht in Ordnung sein?“, fragte das Mädchen noch immer ruhig und erhielt die stürmische Antwort ihres Vaters „Die ist viel zu kurz!“, er war dabei etwas näher gekommen und deutete mit seinen Fingern auf die unbedeckten Beine. Innerlich seufzte die Rothaarige und erklärte „Mit der Länge kann ich einfach am besten kämpfen und außerdem kann ich doch bei solchen Temperaturen nicht in langer Hose herumlaufen.“ Shanks wurde auf einmal still und dachte über ihre Worte nach. Er musste sich eingestehen, dass sie recht hatte. Er atmete ruhig ein und aus und nickte „Du hast ja recht“, gedanklich beendete er 'Immerhin ist es nicht ganz kurz.' Lio nickte zufrieden und verschwand wieder in der Kabine. Als sie ein zweites Mal heraustrat, trug sie eine lange schwarze Hose und einen passenden dunklen Pullover in den Armen dazu. Sie wusste nicht, wie lange sie bei ihrem Vater bleiben würde und sicherheitshalber etwas wärmere Kleidung heraussuchen, war ihrer Meinung nach doch etwas intelligent. Als Shanks seine Tochter in diesen Sachen sah, war er froh darüber, schließlich konnte man so nichts sehen und war damit vor Blicken anderer Jungs geschützt. Die Rothaarige hatte sich ebenfalls Unterwäsche geschnappt und hatte diese schnell probiert, zufrieden legte sie diese ebenfalls auf den Kaufenstapel. Sie trat mit einem Packen an Kleidung aus der Kabine und lächelte „Ich wäre dann fertig“, fragend blickte ihr Vater sie an. „Wie? Jetzt schon?“, er kratzte sich am Hinterkopf, er hatte das irgendwie anders in Erinnerung. Normalerweise waren es doch die Frauen, die so ewig lang fürs Einkaufen brauchten. Wieso war sie also nach so kurzer Zeit fertig? Gemeinsam traten sie zur Kasse und Shanks betrachtete den kleinen Stapel, den das Mädchen auf den Tresen abgelegt hatte. Grob hätte er gesagt, dass es absolut zu wenig war, daher wandte er sich zum Kassierer „Wir brauchen noch einen Moment“, der Mann hinter der Kasse nickte freundlich und der Rothaarige zog seine Tochter noch einmal weiter in das Geschäft. Argwöhnisch sah sie ihren Vater an und fragte sich, was er noch vor hatte. „Such dir noch etwas aus. Das kann doch nicht reichen“, sagte er ihr und schob sie noch ein Stück weiter Richtung Tische. Kurzzeitig verzogen sich ihre Augen zu Schlitzen, es war tatsächlich wie ein Déjà-Vu. Sie seufzte und nickte „Na gut“, sagte sie und trat zu den Tischen. Darauf befanden sich noch einige wirklich niedliche Dinge, die sie zumindest probieren wollte. Außerdem waren bei diesem Rundgang auch ein oder zwei Kleider dabei. Mit einem erneuten Stapel an Kleidung betrat sie die Kabine von zuvor und war darin verschwunden. Shanks war ihr gefolgt und hatte sich auf einen der Sessel davor platziert und wartete auf seine Tochter, welche umgezogen aus der Kabine heraustrat. Sie hielt sich eine hellblau geöffnete Bluse vor den Oberkörper und trug eine dazu eine lange enganliegende Jeans. Es war schlicht, doch reichte es vollkommen, um ihre natürliche Schönheit darzustellen. Der Piratencaptain nickte und stimmte diesem Outfit mehr oder weniger zu. Er wollte nicht, dass seine Tochter zu viel Haut zeigte, schließlich war es doch seine Tochter. Sollten die zukünftigen Jungs und Männer nur einen Fehler begehen.. Er konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen, da war seine Tochter bereits mit etwas anderem herausgetreten. Dieses Mal war es ein grün-kariertes Hemd mit einer recht kurzen Jeans dazu, sie war etwas kürzer als die Hosen, die sie zuvor ausgesucht hatte, doch könnte man es noch gelten lassen, dachte Lio zumindest. Shanks zeigte wieder auf ihre Beine und wollte sagen, dass dies nicht ginge, doch kam ihm das Mädchen zuvor „Ja, ich weiß, es ist deiner Meinung nach zu kurz. Aber das ist es nicht!“, ihre Stimme wurde etwas lauter und es war ihr im Nachhinein unangenehm, so reagiert zu haben. „Tschuldigung, ich nehm es nicht“, sagte sie leise und wollte zurück in die Kabine treten, doch hielt ihr Vater sie auf. „Ist schon in Ordnung, es sieht wirklich schön aus“, er war aufgestanden und zu ihr getreten. Er stand nah bei ihr und lächelte sie warm an. Einerseits fühlte es sich verdammt seltsam an, einen eigentlich Fremden so nah an sich zu haben, doch andererseits fühlte es sich so vertraut an, einfach weil sie wusste, dass es ihr liebender Vater war. Shanks blickte in die Kabine und sah zwei Kleider auf einem Bügel hängen. Es waren schöne Sommerkleider und er wusste, dass sie darin wohl wunderschön aussehen würde und dass er sie dann sicherlich daran hindern würde, sich dieses Kleid zu kaufen. Doch wollte er es ihr nicht verbieten und sagte daher: „Die Kleider kannst du auch haben“, argwöhnisch blickte sie zu ihm hoch und schaute in das friedliche Gesicht ihres Vaters. Sie hatte sich eigentlich gedacht, dass diese Teile völlig herausfallen würde, da sie seinen Maßen nicht entsprachen, doch da hatte sie sich wohl getäuscht. Froh darüber nahm sie sämtliche Sachen an sich und gemeinsam traten sie zur Kasse. Der Mann lächelte beide überfreundlich an und verabschiedete sich von ihnen, nachdem sie den Einkauf in Taschen untergebracht hatten. Nachdem sie dies erledigt hatten, standen noch einige weitere Wege für sie an. Sie hatten noch Schuhe für das Mädchen kaufen müssen, dazu noch einen neuen Gürtel für ihr Schwert und auch noch einige Utensilien, um für einige Zeit auf dem Schiff unterkommen zu können. Am späten Nachmittag betraten sie das Schiff, sie wurden von einem kleinen Teil der Crew begrüßt. Die Meisten waren bereits im Dorf und saßen in einer Bar. An Deck der Red Force begaben sie sich in das Innere des Schiffes, völlig orientierungslos lief das Mädchen ihrem Vater hinterher. Nach einigen unzähligen Gängen waren sie stehengeblieben und betraten einen kleinen Raum. Die Kajüte erinnerte stark an ihre auf der Moby Dick, nur war dieses Zimmer ein klein wenig größer und wie es aussah, war ein Bad direkt dabei. Wenn man in die Kajüte trat, hatte man rechts neben sich eine Wand, die bis zur Raummitte führte, an dieser Wand war eine Tür zu sehen, die wohl ins Bad führte. Lio betrachtete die Kajüte und fragte sich, was nun folgen würde. Sie stand noch immer im Türrahmen und blickte sich um, links neben ihr stand ein Schreibtisch mit Stuhl, an der Wand daneben war ein Regal zu sehen und daneben ein großer Schrank. Der Blick nach rechts wies eine Wand mit Tür auf, wenn man entlang der Wand lief, gelangte man etwas versteckt vom Eingang der Kajüte in eine Nische in der ein Bett stand. In diesem Raum befand sich nichts, bis auf die Möbel, schien wohl ein unbenutzter Raum zu sein. Shanks hatte die Taschen auf dem Schreibtisch abgestellt und zog seine Tochter zu sich, gemeinsam standen sie nun in der Kajüte. „Das hier ist deine“, sagte der Rothaarige und lächelte. Für Lio war es allerdings, wie ein Schlag. Mit großen Augen blickte sie von ihrem Vater abwechselnd durch den Raum. Leise fragte sie „Meine?“, sie konnte sich gar nicht vorstellen, wieso sie hier plötzlich eine Kajüte hatte, schließlich hatten sie sich doch erst vor wenigen Stunden gefunden und geredet. Der Pirat erklärte: „Als ich erfahren habe, was mit Lina passiert war, wollte ich dich nur noch in Sicherheit wissen“, er machte eine kurze Pause und beruhigte sich mental. Der Gedanke an Lina schmerzte nach wie vor und es war ein jedes Mal ein Stich ins Herz. „Wir hatten alles vorbereitet und wollten dich abholen“, sagte er und drehte sich einmal halb um sich. „Es war schon immer deine und wird auch deine sein, solange wie du hier bist“, er lächelte seine Tochter an und sah ihr die Fassungslosigkeit aus dem Gesicht heraus. Er trat zu der einen Tür und öffnete sie „Das hier ist übrigens ein kleines Bad nur für dich“, Lio stand noch immer regungslos da und realisierte langsam. Ihr Vater wollte sie damals holen, zu sich holen. Er wollte nicht, dass sie jemals allein war, er hatte immer an sie gedacht. All die Jahre hatte sie solch einen Hass auf diesen Mann, dabei war alles nur ein Missverständnis. Die ganze Zeit hatte sie sich gefragt, warum sie keinen Vater hatte und er hatte sie nur zurückgelassen, um sie zu schützen. Nur ihretwegen waren ihre Mutter und er voneinander getrennt, sie hatten soviel auf sich genommen, nur wegen ihr. Und sie hat diesen Mann gehasst, für so ein selbstloses Handeln seinerseits. Lio fühlte sich in diesem Moment so schlecht. Immer hatte sie nichts gutes von ihm gedacht, hatte ihm gedanklich die schlimmsten Wörter an den Kopf geworfen. Sie schämte sich in diesem Moment unglaublich für ihr eigenes naives Denken. Ihr Blick wechselte zu traurig und Shanks verstand nicht, was sie plötzlich hatte. Er hatte gedacht, sie würde sich darüber freuen, doch hatte sie noch gar nichts dazu gesagt. Er überwand den letzten Schritt zu ihr und wollte sie anschauen, doch war ihr Blick zu Boden gerichtet. Leise sagte er: „Lio?“, er hob dabei vorsichtig ihren Kopf an und sah in das Gesicht seiner Tochter. Ihr Blick war so furchtbar verletzt und traurig und er konnte absolut nicht nachvollziehen, was gerade passiert war. Sie wollte ihren Kopf wieder senken, doch ließ ihr Vater es nicht zu. Eindringlich fragte er: „Was hast du?“, etwas verzweifelt blickte er in ihr Gesicht, er fühlte sich schuldig für diese Situation, nur wusste er überhaupt nicht, was er gemacht haben sollte. Man hörte ein leises Schniefen ihrerseits und sie trat einen halben Schritt zurück, sie wischte sich die Tränen aus den Augen, bevor sie fallen konnten. Sie blickte zu dem Pirat auf und sagte: „Ich frage mich immer wieder, womit ich das eigentlich verdient habe.“ Die Worte waren für Shanks verwirrend. Er wusste nicht, wie sie diese meinte, eher positiv oder doch negativ? Unsicher sah er sie an und überlegte, was sie denn gemeint haben könnte. Sie erklärte ihm: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal treffe, geschweige denn dich mögen würde“, die Worte gegen Ende ließen den Kaiser zusammenzucken. Er wollte nicht, dass sie so ihm gegenüberstand, er liebte doch seine Tochter über alles, da sollte sie ihn ebenso mögen, wie er es tat. „Und nun, nach all den Jahren sehe ich dich, habe ein völlig anderes Bild von dir und ich..“ sie unterbrach dort und sammelte sich „schäme mich dafür, dich so gehasst zu haben.“ Mit einem traurigen Blick schaute sie ihren Vater an und es tat ihr im Herzen weh, dass sie jemals so schlecht von ihm dachte. Er hatte es nicht verdient, er war doch so ein herzallerliebster Mensch. Leise sagte sie: „Es tut mir leid so von dir gedacht zu haben, Papa“, gegen Ende wurde sie immer leiser, doch hörte Shanks es. Sie hatte seitdem sie miteinander sprachen kein einziges Mal 'Papa' gesagt und nun hatte es ihre Lippen verlassen. Der Piratencaptain spürte eine Wärme sich in seinem Brustkorb breitmachen und er lächelte. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an, dieses eine Worte von seiner Tochter zu hören. Er wusste, wie sie anfangs von ihm dachte und es tat weh, dass es so war. Doch nun hatte sie ein anderes Bild von ihm, sie hatte ihn als Vater angenommen und es war einfach wundervoll dieses eine fehlende Puzzlestück einzufügen. Shanks zog sie an sich und legte seinen Arm um sie, er spürte ihren kleinen zarten Körper an seinem und hörte ein leises Schniefen. Er strich ihr über den Kopf und sagte: „Schon längst verziehen“, er gab ihr noch einen Kuss aufs Haar und hoffte, sie würde sich schnell beruhigen. Sie standen eine Weile so da, Arm in Arm, jeweils den rechten Arm um den Körper des Anderen geschlungen. Lio fühlte sich in diesem Moment so unglaublich geborgen und einfach wohl, es tat so unendlich gut. Sie lösten sich irgendwann wieder und man sah die leicht geröteten Augen der Rothaarigen und Shanks wischte ihr eine letzte Träne von der Wange. „Wir packen den Einkauf ein und dann gibt es was zu essen?“, fragte der Rothaarige seine Tochter und sie nickte schüchtern. Gemeinsam standen sie vor dem großen Schrank, der Kaiser befüllte die oberen Ablagen und die Piratin die Unteren. Zu guter Letzt band sie sich den Gürtel um und erhielt von ihrem Vater ihr Schwert zurück, welches sie sich umgehend an ihren neuen Gürtel festband. „Wir suchen am besten mal Sam“, sagte der Rothaarige und wollte die Kajüte seiner Tochter verlassen, doch hielt sie ihn auf „Ich kann auch kochen“, sagte sie und lächelte ihn an. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an, er war sich nicht so sicher, ob er es ihr abnehmen könnte, schließlich kannte er seine Kochkünste und auch Linas nicht allzu großes Talent fürs Kochen. Sie grinste, als sie den Gesichtsausdruck ihres Vaters sah „Glaub mir, ich kann kochen!“, er seufzte und nickte „Na dann gehen wir jetzt in die Kombüse“, sie machten sich auf den Weg dorthin und Lio versuchte sich den Weg einzuprägen, doch war die Red Force etwas komplizierter als die Moby Dick aufgebaut und daher hatte sie keinen Schimmer, wie der Weg zurück zu ihrer Kajüte war. Die Kombüse war sichtlich kleiner als die der Moby Dick, doch war dies ja auch vorherzusehen, immerhin war dieses Schiff hier vergleichsweise viel kleiner. Shanks setzte sich auf einen der Stühle und beobachtete seine Tochter, wie sie einige Schränke öffnete und sie wieder schloss, nachdem sie festgestellt hatte, dass nicht das darin vorhanden war, was sie eigentlich suchte. „Wo habt ihr denn die Pfannen?“ fragte die Rothaarige und ihr Vater zuckte mit den Schultern „Keinen Schimmer“, sagte er und Lio fragte sich, ob er es tatsächlich ernst meinen könnte. Es war doch sein Schiff, mit seiner Kombüse und seinen Küchengegenständen, wieso wusste er dann nicht, wo sich irgendwas davon befand? Das Mädchen ließ von der Frage ab und wühlte noch durch weitere Schränke und hatte endlich eine größere Pfanne gefunden. Sie stellte diese auf eine der Herdflächen und bereitete das Essen vor. Sie wollte etwas ganz schlicht und einfaches machen, daher sollte es Reis mit Gemüse werden und sie hoffte sich, dass es ihrem Vater schmecken würde. Nach langem Hin und Her war das Essen fertig und sie servierte den Reis in zwei tiefen Tellern. Sie setzte sich neben ihren Vater und lächelte „Guten Appetit!“, sagte sie und wartete gespannt darauf, was der Rothaarige davon halten würde. Dieser versuchte durch den optischen Eindruck festzustellen, ob man dieses Gericht nun essen konnte oder nicht, doch konnte man keinen Makel daran erkennen. Es sah sogar wirklich köstlich aus, das sollte doch aber nichts heißen. Er murmelte „Guten Appetit“ und genehmigte sich einen Happen von dem Essen. Für einen kurzen Moment hatte er wirklich Angst, dass es furchtbar schmecken könnte, doch war absolut das Gegenteil der Fall. Es schmeckte unbeschreiblich gut, dabei war es auch so ein einfaches Gericht von Reis mit Gemüse. Shanks grinste „Das schmeckt richtig gut, woher hast du so kochen gelernt?“, fragte er während er sich immer mehr Essen in den Mund schaufelte. Lio dagegen aß in Ruhe und erzählte: „Mit einem der Kommandanten verstehe ich mich ziemlich gut und ich bin viel bei ihm. Er ist der Smutje der Bande und ich darf ihm oft helfen“, der Rothaarige nickte und war ganz begeistert von diesem Essen und verschwand kurz hinter dem Tresen, um sich noch einen Nachschlag zu genehmigen. Mit einem breiten Grinsen kam er zurück an den Tisch und sagte: „Gut, dass du die Kochkünste nicht von deiner Mama oder mir geerbt hast“, Lio nickte und musste ebenfalls grinsen. Ihre Mutter konnte zwar so einfache Sachen zubereiten, doch schon etwas anspruchsvollere Gerichte waren meist absolut ungenießbar. Während des Essens sprachen sie immer wieder miteinander, erzählten sich Geschichten und lauschten jeweils dem Anderen. Irgendwann betrat Ben die Kombüse. Die Rothaarige begrüßte ihn freundlich und deutete auf den Herd auf dem noch die Pfanne stand „Nimm dir ruhig was“, abwechselnd sah der Grauhaarige von seinem Captain zu dem Mädchen. Er lehnte aber dankend ab und meldete sich ab: „Ich bin mit Yasopp und Lou in der Bar, wir sehen uns später“, damit war er wieder verschwunden und ließ die Rothaarigen allein. „Du kannst ruhig mit ihnen gehen, ich würde nur gern vorher eine Teleschnecke haben“, sagte sie zu ihrem Vater und räumte das Geschirr zusammen. Er stand mit ihr auf und nahm ihr die Teller ab, er stellte sie in die Spüle und ließ Wasser ein. Allerdings machte er sie nicht sauber, was die Rothaarige etwas irritierte, fragend sah sie ihren Vater an. „Das hat noch Zeit“, erklärte er und legte ihr seinen Arm wieder um und schob sie in den Gang hinaus. Von dort aus liefen sie durch weitere unbekannte Gänge und irgendwann erreichten sie den Besprechungsraum. Shanks deutete dem Mädchen sich auf die eine Couch zu setzen, er selbst setzte sich kurz auf den einen Stuhl hinter dem Schreibtisch und kramte in einer der Schubladen herum. Als er gefunden hatte, was er suchte, setzte er sich neben sie auf das Sofa und hielt ihr ein Bild hin. Darauf zu sehen war ein großer rothaariger Mann, neben ihm stand eine eher zierliche Brünette. Auf den Schultern des Rothaarigen saß ein kleines Mädchen mit zwei Zöpfchen links und rechts, sie grinste genauso breit wie ihr Vater, ihre Mutter lächelte liebevoll. Das Bild sah schon ziemlich abgegriffen aus und es musste bestimmt um die zehn Jahre alt sein. „Da warst du vier“, erklärte der Rothaarige und lächelte etwas traurig. Immer wenn er das Gesicht seiner verstorbenen Frau sah, tat es weh. Doch er wusste, dass er nach vorn schauen musste, schließlich hatte er noch Lio. Er zog ein weiteres Bild hervor und gab es ihr, darauf zu sehen war diesmal Lina und ihre Tochter. Sie saßen vor dem Haus im Garten auf der Bank, das rothaarige Mädchen saß mit dem Rücken zu ihrer Mutter auf deren Schoß. Die Brünette zeigte mit einem Finger auf die Kamera und die Kleine winkte dem Mann, der das Bild machte. Lio musste bei dem Anblick dieses Bildes traurig lächeln, sie vermisste ihre Mutter. Sie war immer für sie da gewesen und sie hatte ihr soviel Liebe gegeben, sie fehlte einfach. Shanks sah den Blick seiner Tochter und zog sie mit seinem Arm an sich heran, er konnte sehr gut nachvollziehen, was in ihr vorging. Stumm saßen die Rothaarigen auf dem Sofa und schwelgten in Erinnerungen. Man hörte ein leises Schniefen seitens Lio und sie löste sich von ihrem Vater, sie lächelte ihn an: „Kann ich eins haben?“, der Rothaarige nickte. „Du kannst beide behalten, ich hab noch welche“ sagte er und grinste. Er hatte noch so einige Bilder von dem Mädchen, eines wie sie völlig dreckverschmiert einen Regenwurm in den Händen hielt oder aber auch von den Geburtstagen und Weihnachten, an denen er zu Besuch war. Der Pirat erhob sich und trat wieder zu seinem Schreibtisch, er wies sie darauf hin, sich ebenfalls dazu zu setzen und sie tat, wie aufgefordert. Sie setzte sich ihm gegenüber auf die andere Schreibtischseite und wartete ab. Der Rothaarige kramte aus einem anderen Fach eine Teleschnecke hervor und hielt ihr einen Zettel hin. Sie nahm ihn diesen ab und sah darauf neun Ziffern, ungläubig sah sie ihn an „Das ist Marcos Handschrift“, sagte sie und deutete auf den Zettel, welcher sich in ihrer Hand bewegte. „Eine Vivre-Card“, stellte sie ruhig fest, schloss kurz ihre Augen und lächelte. Ihr Kommandant dachte wirklich an alles. „Dieser Blonde, ich glaube Marco war es, hat sie hiergelassen, bevor sie abgereist sind“, erklärte Shanks es ihr und sie nickte. Zögerlich sah sie zu der Teleschnecke, welche müde die Augen öffnete. Abwechselnd schaute sie zu ihrem Vater, der sie erwartungsvoll anschaute. Plötzlich erhob er sich „Ich lass dich kurz allein, komme gleich wieder“, er konnte sich vorstellen, dass es ihr vielleicht leichter fallen würde, wenn er nicht dabei war und zuhören könnte, obwohl er doch wissen wollte, was sie den Piraten sagen würde. Sie nickte und bedankte sich innerlich bei ihm, die Situation wäre ihr anders unangenehm gewesen. Als sie das Schließen der Tür gehört hatte, wählte sie die Nummer, die auf dem Blatt stand an und wartete gespannt. Nach einer längeren Zeit ging jemand dran, zu hören war die ruhige Stimme ihres Kommandanten „Hallo?“, die Teleschnecke nahm die Mimik des Vizen an und sie musste unwillkürlich grinsen. Sie freute sich unheimlich ihn zu hören und sagte laut „Marco!“, man sah der Teleschnecke den Mimikwechsel an, die Augen weiteten sich ein Stück und der Mund war ein wenig geöffnet. Zu gern hätte sie gesehen, wie er in diesem Moment wirklich aussah, sie grinste immer noch. Ungläubig fragte er leise: „Lio?“, ihm war die Verwunderung aus der Stimme zu hören und die Rothaarige grinste noch breiter, sie hatten ihren Kommandanten selten so erlebt. „Ja, wer denn auch sonst!“, sagte das Mädchen und hörte ein Rumpeln und Poltern auf der anderen Seite der Leitung. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie die Teleschnecke an und fragte sich, was gerade bei Marco los war. „Lio? Bist du es?“, es war eindeutig die Stimme von Thatch und sie musste wieder grinsen. „Wer denn sonst?“, fragte sie und hörte, wie jemand auf der anderen Leitung scharf die Luft einzog. Marco hatte sich inzwischen anscheinend schon wieder gesammelt und fragte „Wo bist du?“, er hatte dem Kaiser seine Vivre-Card mit Nummer gegeben, doch nicht gerechnet, dass sie sich so bald melden würde oder gar melden würde, zumal niemand mehr daran glaubte, dass sie am Leben war. „Auf Lilsol“, sagte das Mädchen und hörte wieder ein Poltern von der anderen Seite. „Was?! Seit wann?“, hörte sie die hysterische Stimme des Smutje und sah, wie die Teleschnecke wieder geschockt schaute. „Ich glaube, seit einer Woche“, erwiderte das Mädchen und erklärte weiter: „Ich war mehrere Tage bewusstlos und war bei einer alten Frau untergekommen. Ich bin jetzt..“, sie wurde von Thatch unterbrochen „Bewusstlos?! Geht es dir denn jetzt besser?“, sie nickte und hängte noch etwas dran. „Ja schon, aber meine Schulter war ausgerenkt, ich kann sie nur wenig bewegen, aber alles ist in Ordnung und ich bin bei..“, wieder wurde sie unterbrochen und seufzte, warum ließ der vierte Kommandant sie einfach nicht aussprechen? „Ausgerenkt? Aber ist denn wirklich alles gut?“, sie verdrehte die Augen und fragte sich, was mit Marco passiert war, schließlich hatte er nichts mehr gesagt und sie wollte lieber dem Blonden erklären, da er meist etwas weniger emotional reagierte, doch hatte dieser kein Wort mehr gesagt und war völlig still. Irgendetwas musste ihn wohl ziemlich geschockt haben, „Es ist wirklich alles gut“, sagte sie und ergänzte „Ich.. ich bin bei meinem Papa“, endlich hörte sie die Stimme ihres Kommandanten, doch er klang völlig überrascht und geschockt „Bei wem?!“, sie zuckte leicht zusammen, als die Teleschnecke ihr entgegen schrie. „Bei meinem Papa“ wiederholte sie ruhig und Marco sagte: „Du sagtest, du weißt nicht, wer er ist“, er versuchte zu verstehen. Lio erklärte: „Ich hatte euch früher gesagt, dass ich es nicht weiß. Es ist aber in den letzten Tagen sehr viel passiert und ich habe mich an ihn erinnert..“, die Augen des Blonden zogen sich zu Schlitzen und er fragte „Wer ist er?“, die Rothaarige lächelte und sagte: „Er heißt Shanks“, plötzlich war es vollkommen still. Länger blieb es still und sie fragte sich, ob die Verbindung getrennt wurde. Das Mädchen wollte gerade fragen, ob sie noch da waren, da hörte sie das Lachen des alten Hünen „Gurarara, dann hat der Grünschnabel also doch ein Kind. Wer hätte das gedacht?“, erleichtert atmete Lio aus, sie hatte schon befürchtet, dass es deshalb Probleme gab. Thatch meldete sich wieder zu Wort und sagte: „Wir holen dich ab“, doch zuckte die Rothaarige zusammen. Sie wollte noch nicht zurück, sie wollte noch etwas Zeit mit ihm verbringen, sie erwiderte nichts darauf. Whitebeard sprach „Ist er denn gerade da?“, sie schüttelte den Kopf und erinnerte sich daran, dass sie mit ihnen über eine Teleschnecke sprach, sie sagte knapp: „Nein“, ihr Vater Whitebeard sprach wieder: „Es ist schon spät. Ich will morgen mit ihm sprechen und dann besprechen wir alles weitere“, Lio nickte wieder und ergänzte: „Okay. Wir hören uns morgen“, sie hörte von der anderen Leitung ein „Gute Nacht“ und schon wurde die Verbindung getrennt. Fragend blickte sie die Teleschnecke an und war emotional etwas verwirrt. Sie wollte ja zurück zu ihnen, aber sie hatte doch gerade erst ihren Vater kennengelernt, sie wollte ihn nicht wieder alleinlassen, sie wollte diesen Mann noch kennenlernen. Andererseits wollte sie zurück zu ihrer Familie, wieder mit Thatch in der Kombüse stehen und kochen, sich über ihren Kommandanten aufregen, wenn er ihr mal wieder bescheuerte Aufgaben gegeben hatte und einfach mit ihrer Familie abends gemütlich an Deck sitzen. Sie wusste nun nicht, was sie von diesem Gespräch halten sollte, dachten sie etwa, dass sie nie wieder zu ihnen zurückkehren würde? Das wollte sie doch gar nicht vermitteln, sie wollte sich nur etwas Zeit lassen. Sie seufzte und hörte, wie jemand in den Raum trat, der Rothaarige stand im Türrahmen und fragte: „Alles geklärt?“, Lio lächelte etwas matt und nickte. Er hatte ihren Stimmungswechsel bemerkt und fragte sich, was gerade passiert war. Das Mädchen stand von dem Stuhl auf und nahm sich die Bilder, die sie zwischenzeitlich auf den Tisch abgelegt hatte. Sie trat zu ihrem Vater und umarmte ihn einfach. Überrascht über ihre Reaktion sah er zu ihr herunter und legte seinen Arm um sie. „Komm, ich bring dich mal ins Bett“, sagte er und ließ sie wieder los, gemeinsam traten sie aus dem Gang heraus und gingen zu ihrer Kajüte. Bevor sie eintreten konnte, hielt er sie noch auf und deutete auf eine Tür unmittelbar neben ihrer „Das ist meine Kajüte, wenn du etwas hast, komm ruhig“, sie lächelte und sie umarmten sich wieder. Er gab ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn und sie verschwand hinter der Tür. Er lächelte ihr hinterher und trat ebenfalls in sein Zimmer, er war so unendlich froh, sie bei sich zu haben. Lio legte sich umgehend in das Bett, machte die kleine Lampe an und betrachtete die Bilder, die sie von ihrem Vater bekommen hatte. Ihr vierjähriges Ich grinste sie an und unbewusst musste Lio ebenfalls lächeln, es fühlte sich einfach so unglaublich gut an, die Missverständnisse der Vergangenheit geklärt haben zu können. Sie legte die Bilder auf den kleinen Nachttisch, der neben dem Bett stand. Sie löschte das Licht und schloss die Augen. Die kommenden Wochen würde sie soviel Zeit wie möglich mit dem Rothaarigen verbringen und sie freute sich unbeschreiblich darauf. Mit einem Lächeln schlief sie ein. ~*~ „Sie ist bei Shanks“, sagte der Blonde ruhig und sah seinen Vater an. „Wer hätte gedacht, dass er ihr Vater ist?“ fragte Thatch, beide verstanden nicht, weshalb sie gezögert hatte, als es darum ging, sie abzuholen. Marco hatte sich insgeheim schon Gedanken darüber gemacht, ob sie überhaupt noch zu ihnen zurückkommen würde, er fragte Whitebeard: „Was, wenn sie nicht wiederkommt?“, der alte Hüne antwortete nicht und trank Sake aus seiner Flasche. Nun war es der Brünette, der wieder hysterisch wurde „Was? Wie kommst du da drauf?“, der Blonde erklärte seinen Gedankengang „Du hast ihre Reaktion doch gehört, als du gesagt hast, dass wir sie abholen“ und Thatch verstand. Ihm kam es auch seltsam vor, dass sie nicht antwortete, hatte das aber nicht weiter hinterfragt. „Vielleicht bleibt sie ja jetzt bei ihrem Vater“, bei dem Wort 'Vater' meldete sich Whitebeard wieder: „Sie gehört zu uns, wir sind ihre Familie. Es wird sicherlich eine gute Begründung für all das geben“, er freute sich für das Mädchen, endlich ihren leiblichen Vater gefunden zu haben, doch wollte er sie sicherlich nicht vollständig gehen lassen. Teilen war eine Sache, aber völlig gehen lassen? „Wir sprechen morgen mit dem Grünschnabel. Es wird bestimmt eine interessante Erklärung geben, weshalb er sie damals alleingelassen hat“, sagte der Piratenkaiser und trank erneut seinen Sake. Marco dachte darüber nach und musste sich eingestehen, dass sein Vater recht haben musste. Schließlich hatte das Mädchen wenig über ihren Vater erzählt, wusste ja anscheinend nichts über ihn und sagte nur, dass er sie alleingelassen haben soll. Dass sie sich nun mit ihm verstand, musste es wohl eine gute Begründung dafür geben und er hoffte, dass sie sehr gut war. Marco wollte keinen Gedanken daran verlieren, dass sie nicht mehr zurückkommen würde, schließlich war sie ein festes Mitglied der Whitebeardpiraten und Teil seiner Division. Außerdem mochte er sie und würde das Grinsen des roten Haarschopfs vermissen. „Gurarara, zieht nicht solche Gesichter. Freut euch lieber, dass sie am Leben ist!“, sagte Whitebeard und sah seine beiden Söhne an, die Beide eher betrübt durch die Gegend schauten. Sie ließen ihren Vater allein und begaben sich zu ihren Kajüten, auf den Weg dorthin fragte Thatch den Anderen: „Glaubst du, sie kommt nicht zurück?“, der Blonde dachte kurz darüber nach und musste sich eingestehen „Dass wäre nicht ihre Art. Wir sollten keinen Gedanken daran verlieren, morgen gibt es die Erklärung“, der Brünette nickte, war aber nicht ganz davon überzeugt. Ihre Wege trennten sich, als sie an den Kajüten vorbeikamen „Gute Nacht“ sagte der vierte Kommandant und Marco nickte. Als er sah, wie sich die Tür schloss, machte er kehrt und lief durch die Gänge, um an Deck zu kommen. Es war bereits später Abend und er trat zum Bug. Er stellte sich zu der Stelle, an der sie immer saß oder lag und in den Himmel schaute. Wenn er Nachtwache hatte, bekam er manchmal mit, wie sie tief in der Nacht sich auf den Walkopf setzte und nach oben in den Himmel schaute. Marco musste an ihr Lächeln denken, an ihr morgendliches Gejammer, wenn sie früh aufstehen musste und dann ihr Gesicht, als sie von Bord gegangen war. Er schloss die Augen und atmete tief ein. „Sie lebt“, sagte er ganz leise, nur für sich hörbar und beruhigte sich. Es wäre für ihn die schlimmste Vorstellung, sie tot zu wissen und dass sie nun wirklich am Leben war, war mehr als nur erleichternd. Er war richtig froh, ihre Stimme über die Teleschnecke zu hören. Es spielte in diesem Moment keine Rolle, dass sie eventuell nicht zurückkommen würde, sie lebte und es ging ihr gut, nur das zählte. Kapitel 27: Lass mich ein Teil von dir sein ------------------------------------------- Lass mich ein Teil von dir sein Shanks war am Morgen ziemlich früh aufgewacht, er war so aufgeregt, dass er gar nicht großartig geschlafen hatte. Als er auf die Uhr schaute, zeigte diese ihm gerade mal 7 Uhr in der Früh, ob Lio schon wach war? Der Rothaarige schüttelte den Kopf, hielt es doch für unwahrscheinlich, sie schon auf den Beinen zu sehen. Nachschauen schadete nicht, aber er könnte ihr sicherlich noch ein paar Minütchen geben. Er erhob sich aus seinem Bett und machte sich auf direktem Wege ins Bad. Ohne große Überlegungen stellte er sich wie jeden Morgen unter die Dusche und genoss das warme Wasser auf seiner Haut. Nach dem Duschen stand er vor dem Spiegel und betrachtete sein Gesicht, es schien als hätte ihm jemand Klammern an die Mundwinkel getackert, denn pausenlos und ohne, dass er es bewusst mitbekommen hatte, grinste der Pirat. Als ihm dies auffiel, grinste er noch ein wenig breiter und seufzte einmal herzlich. Seine Tochter war am Leben und vor allem bei ihm! Apropos Tochter.. Er hatte sich seine übliche Kleidung angezogen und warf noch einen kurzen Blick auf die Uhr: 7:18 Uhr, wirklich später war es nicht geworden. Shanks trat trotz der frühen Uhrzeit aus seiner Kajüte und stellte sich vor die Tür, hinter der sich das Mädchen befand. Ob er klopfen sollte? Der Rothaarige zuckte mit den Schultern und klopfte. Wie er erwartet hatte, bekam er keine Antwort auf seine wortlose Bitte. Bedacht leise zu sein, öffnete er die Tür. Er trat einige Schritte in den Raum und sah seine Tochter schlafend im Bett liegen. Bei diesem Bild musste er unweigerlich schmunzeln. Das junge Mädchen lag recht gerade in dem großen Bett, viele Möglichkeiten hatte sie dank ihrer Schlaufe nicht. Ihre langen roten Haare standen in sämtliche Richtungen ab und einzelne Strähnen lagen in ihrem Gesicht. Ihr Mund war leicht geöffnet und man hörte ganz leise ihre gleichmäßige Atmung. Der Piratencaptain trat einen Schritt näher und beugte sich zu ihr herab, so niedlich und unschuldig sah das Mädchen aus. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und empfand das starke Bedürfnis, sie in seinen Arm zu schließen. Solange hatte er darauf gewartet und endlich war sie bei ihm, endlich in seiner Nähe, in seiner Sicherheit. Als sie sich ein wenig regte, zog er seine Hand zurück und wartete darauf, ob sie nun aufwachen würde. Doch wie es schien, schlief sie immer noch friedlich vor sich hin. Ob er sie wecken sollte und vor allem, wie? „Lio?“, fragte der Rothaarige, allerdings schien sie ihn nicht gehört zu haben. Er versuchte es erneut „Lio“, er stupste ihr dabei gegen ihre gesunde Schulter und erhielt endlich eine Reaktion ihrerseits. Verschlafen blinzelte sie einige Mal und erkannte, wer sie geweckt hatte. Sie legte ihren rechten Arm nach oben und verdeckte mit dem Unterarm ihr Gesicht, „Morgen“, sagte sie halb-genuschelt. Der Mann gluckste und grinste daraufhin seine Tochter an, sie schien wohl nicht zu den Frühaufstehern zu gehören. Shanks blickte sich in der Kajüte um und schnappte sich den Stuhl, der unmittelbar bei ihm stand. Er stellte ihn an das Bett und setzte sich darauf. „Gut geschlafen?“, fragte er belustigt seine Tochter, welche immer noch ihre Augen verdeckte, um der Helligkeit zu entkommen. Leise seufzte das Mädchen und setzte sich langsam auf. Sie rieb sich einmal die Augen und schaute ihren Vater immer noch verschlafen an. „Jap und selbst?“, fragte sie und gähnte einmal laut. Shanks nickte und fragte aufgeregt: „Was wollen wir heute machen? Soll ich dir die Insel zeigen oder das Schiff? Möchtest du frühstücken oder soll ich dir die Mannschaft vorstellen? Wie wäre es mit Verstecken oder möchtest du etwas lesen oder..“, er wurde von seiner Tochter unterbrochen: „Hey, ich bin noch nicht ganz wach, ok? Nochmal ganz langsam“, etwas beschämt schaute er das Mädchen an und nickte. „Tut mir leid, aber ich bin so froh, dass du hier bist“, erklärte der Rothaarige und erhielt ein müdes Lächeln von Lio. Sie hatte sich inzwischen im Schneidersitz hingesetzt und sagte: „Ich würde gerne zu deinem Schiffsarzt“, Shanks' Blick wurde gleich ein wenig panischer, er war direkt aufgestanden. „Ist alles in Ordnung? Hast du Schmerzen? Soll ich dich tragen?“, die Vierzehnjährige verdrehte die Augen und stand ebenfalls auf. „Ich würde ihn nur gerne etwas fragen, alles gut“ sie hoffte, er würde aufhören diesen „Überdaddy“ zu spielen, doch wusste sie selbst, dass es sicherlich ein Weilchen dauern würde. Der Pirat nickte, trat zur Tür und öffnete diese „Ich bring dich hin“, sagte und wartete darauf, dass sie die Kajüte verlassen würde. Gemeinsam auf dem Gang versuchte Lio sich erneut zu merken, wie der Weg war, doch es schien unmöglich. Der innere Aufbau der Red Force schien völlig planlos und willkürlich zu sein. Als sie die Krankenstation erreicht hatten, war wie zu erwarten war keine Spur von Jeff dem Schiffsarzt. Lio setzte sich auf eines der Betten und ließ die Beine baumeln, ihr Vater verschwand aus dem Raum mit den Worten „Ich hole ihn eben, einen Moment.“ Sie hatte ihm hinterher geschaut und schüttelte nur den Kopf. Es war wirklich rührend, wie er sich um sie kümmerte, doch schien es, als würde er sämtliche vergangene Jahre nachholen wollen. Nach einer Weile öffnete sich die Tür und ein verschlafener Arzt trat mit seinem Captain ein. Der junge Mann lächelte müde, er schob seinen Hocker zu dem Bett des Mädchens und setzte sich darauf. „Also, wie kann ich dir helfen?“, die Rothaarige schaute abwechselnd vom Arzt zu ihrem Vater. Sie wollte nichts Ernstes oder Schlimmes fragen, trotzdem wollte sie dafür Ruhe haben. Jeff verstand und sah nun ebenfalls seinen Captain an: „Shanks, würdest du bitte vor der Tür warten?“, Angesprochener wollte protestieren, doch sah er den schon beinahe flehenden Blick seiner Tochter und widerwillig nickte er. Die beiden Übriggebliebenen sahen sich an und Lio fragte: „Gibt es eine Möglichkeit, dass ich die Schlaufe nicht mehr tragen muss?“, der Arzt schaute bei den Worten auf ihren linken Arm und überlegte. „Du müsstest sie eigentlich noch mindestens eine Woche, wenn nicht so länger tragen“, sagte er und sah den leicht frustrierten Blick des Mädchens. „Es ist doch nur eine Woche“, ergänzte er, doch sie war immer noch nicht froh über seine Worte. „Mit der Schlaufe ist alles so unpraktisch. Ich kann mich ja nicht einmal alleine umziehen!“, sagte sie und schaute zu Boden. Es störte sie ungemein so abhängig zu sein, zumal sie hier auf diesem Schiff wahrscheinlich nur Hilfe von Männern bekommen würde. Klar, ihr Vater würde der Einzige sein, der überhaupt infrage kam. Doch halbnackt vor ihrem Vater stehen, wollte sie nun auch nicht, wenn es vermeidbar war. Jeff überlegte, doch allzu viele Optionen gab es einfach nicht. „Ich würde deine Schulter noch gern einmal ansehen“, sagte er und stand schon von seinem Hocker auf. Sie nickte und löste die Schlaufe. Vorsichtig legte der Mann seine Hände auf die Schulter des Mädchens und tastete einige Stellen ab. Er hob ihren Arm mit ihrer Hilfe und fragte: „Tut das weh?“, sie schüttelte den Kopf und er hob den Arm noch ein wenig höher. Sie spürte ein Ziehen und verzog den Mund. „Ich schätze, das tat weh“, erwiderte er und lächelte entschuldigend, er packte ihren Arm zurück in die Schlaufe. Er trat an ein größeres Regal und schien nach etwas zu suchen. Er reichte ihr eine Verpackung, auf der unzählige Begriffe standen, von denen sie absolut keinen Schimmer hatte, was sie bedeuteten. „Nimm davon zwei Stück am Tag, morgens und abends“, als er dies sagte, trat er an eines der anderen Regale und zog ein Buch hervor. Er blätterte gezielt durch und fand schnell seine gesuchte Seite, er lächelte, als er seine Antwort gefunden hatte. „Am besten gehst du gleich frühstücken und kommst danach nochmal hierher. Ich habe eine vielleicht wirkende Option für dich“, Lio nickte und stand auf „Vielen Dank“, sagte sie und trat zur Tür. Als sie heraustrat, hörte sie ihn noch sagen „Lass die Schlaufe bis dahin noch dran!“, etwas enttäuscht seufzte sie und sah ihren Vater, der im Gang gewartet hatte. Fragend sah er sie an, innerlich seufzte das Mädchen erneut, es würde viel Überwindung kosten ihn das gleich zu fragen. Ein Teil des Weges zurück kannte sie noch, also machte sie die ersten Schritte durch den Gang. Shanks war ihr hinterher gegangen und fragte „Ist alles in Ordnung?“ „Ja, wirklich“, sagte sie und fragte sich bei der ersten Gabelung, wohin sie nun gehen musste. Unsicher sah sie den Rothaarigen an, welcher verstehend grinste. „Wohin solls sein?“, „Erst mein Zimmer“, sagte sie und sie bogen ab. Den ganzen Weg über schwiegen sie und Lio wusste nicht so recht, ob sie die Frage einfach lassen sollte. Doch das würde sicherlich genauso enden, wie am vergangenen Morgen. In ihrer Kajüte angekommen, sah sie hilflos den Piraten an, welcher nun wieder besorgt schien. „Lio..?“ er dachte irgendwas schlimmes war passiert, aber sie klärte ihn nun endlich auf. „Ich brauche deine Hilfe..“, erklärte sie kleinlaut und trat zu ihrem Schrank. Er ging ihr hinterher und sagte: „Natürlich, wobei?“, sie kramte derweil ein Top heraus und drehte sich langsam zu ihm um. Mit hochrotem Kopf sah sie zu Boden und hielt das Kleidungsstück etwas höher. Erst sah er fragend zu dem Stück Stoff und dann weiteten sich seine Augen, er schien zu verstehen. „Ich schaffe es noch nicht ganz allein..“, flüsterte sie beinahe und blickte nun etwas beschämt auf. Shanks schien sich zusammenzureißen und nickte. Während er ihr aus dem alten T-Shirt half um das neue Oberteil anzuziehen, schwiegen die Beiden. Es war der Rothaarigen sichtlich unangenehm, ihrem Vater allerdings weniger. Es war schließlich seine Tochter, die er damals als Kleinkind sogar nackt gesehen hatte und wenn sie es nun nicht allein schaffte, würde er ihr ohne Fragen helfen. Als sie es geschafften hatten, atmete das Mädchen erleichtert aus, den Rest könnte sie auch ohne seine Hilfe schaffen, daher schob sie ihn leicht in Richtung Tür. Bevor sie die Tür schloss, sagte sie zu ihrem Vater: „Ich würde gern frühstücken, gib mir noch einen Moment“, der Pirat nickte und wartete vor der Tür. Das Mädchen zog sich eine der neuen Hosen an und schlüpfte in ebenso neue Sandalen, die sie den Tag zuvor gekauft hatten. Da sie nicht wusste, wie kalt es draußen war, warf sie sich ebenfalls eine dünne Jacke über. Mit einem Arm schlüpfte sie in den Ärmel und ließ den Anderen baumeln. Sie trat aus der Kajüte und ihr Vater lächelte sie warm an. Für ihn war es immer noch ein riesiges Wunder, dass sie am Leben und bei ihm war, er war einfach nur unendlich froh darüber. Sie gingen in die Kombüse in der sich inzwischen einige Männer gesammelt hatten. Sie sahen sich alle ziemlich ähnlich, verschlafen, wenn nicht sogar verkatert, und total fertig. Als ihr Captain sie freundlich begrüßte, hörte man ein chaotisches Gemurmel von seinen Nakamas, sie sahen nicht mal auf. Die beiden Rothaarigen setzten sich auf die Bank und wurden freundlich von Ben Beckmann begrüßt. Wie jeden Morgen trank er einen Kaffee und las die Zeitung. Der Smutje Sam kam zu dem Tisch und lächelte die Rothaarige an, er stellte einen Teller mit Pfannkuchen vor ihr ab, dazu noch einen Saft. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie früher aussah. So klein und niedlich, inzwischen war sie um einiges größer und auch älter geworden. Ihrer Mutter schien sie von Jahr zu Jahr immer ähnlicher zu sehen, bis auf die Haarfarbe, die sie eindeutig von ihrem Vater hatte, ebenso diese schwarzen Augen. Ein zweiter Teller wurde vor dem Rothaarigen abgestellt und er sah leicht enttäuscht von diesem in das Gesicht seines Smutje. Er hatte nur Brot und Ei bekommen, dabei hatte der Koch doch extra Pfannkuchen für das Mädchen gemacht, also wieso nicht auch für ihn? Lio sah fragend zur Seite und blickte in das schmollende Gesicht ihres Vaters, wie unglaublich niedlich das doch aussah, wenn ein erwachsener Mann wegen Pfannkuchen schmollte. Die Rothaarige lachte und verfrachtete etwas unbeholfen einen Pfannkuchen auf den Teller ihres Vaters. Er schien zufrieden und grinste. Wie einfach man ihn doch glücklich machen konnte.. Die junge Piratin gluckste einmal, ihr war aufgefallen, dass sie genauso war. Das würde auf jeden Fall klären, woher sie das hatte. Das Frühstück verging ziemlich ruhig. Nach einiger Zeit hatten die Piraten bemerkt, dass die Tochter ihres Captains mit am Tisch saß und sofort begrüßte man sie freundlich. Die Meisten kannten sie noch von früher, für die Neuen war sie eher unbekannt, beziehungsweise kannte man sie nur durchs Hören. Insgesamt waren sie alle froh, dass ihr Captain endlich seine geliebte Tochter wiederhatte. Und es war allen direkt aufgefallen, er lächelte wieder und das breiter denn je! Der Schiffsarzt war zum Frühstück ebenfalls in die Kombüse gekommen, als er gesättigt war und sah, dass die Rothaarige ebenfalls fertig mit ihrem Essen war, trat er zu ihr an den Tisch. „Lio, würdest du mitkommen?“, fragte er freundlich und erhielt einen fragenden Blick von seinem Captain, der unmittelbar daneben saß. Sie erinnerte sich, dass sie es bereits abgemacht hatten und stand auf. Zu ihrem Vater gewandt sagte sie: „Es geht mir wirklich gut, keine Sorge. Er hat nur eine Möglichkeit gefunden, dass ich meinen Arm vielleicht eher wieder benutzen kann“, ehe er noch irgendetwas darauf erwidern konnte, waren die Beiden bereits aus der Kombüse verschwunden. Der Rothaarige verstand und seine innere Unruhe verschwand. Er dachte, es wäre etwas schlimmeres gewesen. Auf der Krankenstation half der Arzt dem Mädchen erst aus der Jacke, dann aus der Schlaufe und erklärte währenddessen: „Im Normalfall dauert die Heilung nicht lange, aber anscheinend ist dir das nicht schnell genug“, er legte die Schlinge auf eines der Betten und legte eine Hand auf ihre Schulter. Mit der Anderen hob er ihren Arm und probierte wieder einige Bewegungen und Richtungen aus, um herauszufinden, wie viel Spielraum das Mädchen hatte. Er ließ ihren Arm los und nahm etwas, was auf dem Tisch lag. Lio hatte es nicht erkannt, als sie sich umgedreht hatte. „Das wird jetzt kurz wehtun“, sagte er und ehe sie fragen konnte, was er machen würde, spürte sie ein starkes Ziehen in ihrer Schulter. Sie zog scharf die Luft ein. Für circa zehn Sekunden schien es, als würde ihr Arm abfallen, doch war das nicht alles. Es fühlte sich an, als würde ihr Arm in den nächsten Sekunden platzen. Es schmerzte so höllisch, als würde sie in Flammen stehen. Die Rothaarige konnte gar nicht beschreiben, wie schmerzhaft es war. Es war geradezu unerträglich, als würde man ihr den Arm ausreißen und darauf herumtrampeln. Der Schmerz fuhr von ihrer Schulter hinab zu ihrer Hand bis in ihre Fingerspitzen. Mit geweiteten Augen sah sie auf die Spritze, die der Arzt ihr in den Oberarm gebohrt hatte. Sein Blick war mehr als entschuldigend und er stützte sie, damit sie nicht umknicken konnte. Der Schmerz verebbte und übrig blieb ein Kribbeln, welches schwach in ihrer Hand zu spüren war. Lio atmete aus und sagte kaum hörbar: „Au“, am liebsten hätte sie sich sofort in das Bett hinter ihr geworfen, sie fühlte sich so unglaublich schwach. Der Arzt stützte sie immer noch und sagte: „Tut mir wirklich leid, aber spürst du noch etwas?“, sie sah in das Gesicht des jungen Mannes und gestand sich, dass sie keinen Schmerz mehr spürte. Nur die Erinnerung daran blieb ihr im Kopf verankert. Dennoch bemerkte sie das Kribbeln in ihrer Hand, es war nicht unangenehm, aber auch nicht gewöhnlich. Es fühlte sich an, als wäre die Hand eingeschlafen und würde nun wieder mit Blut versorgt werden. Zu Jeff sagte sie: „Es tut nicht mehr weh, aber es kribbelt“, er schien zufrieden mit der Antwort und nickte. Er nahm vorsichtig seine Hände von ihr, sie schien wieder allein stehen zu können. Eine seiner Hände legte er ihr wieder an die Schulter, mit der anderen hob er ihren Arm. Zuvor wusste er genau, in welchen Bewegungen es schmerzte und nun konnte er über diese Grenzen hinausgehen, als wäre nie etwas passiert. Die Rothaarige achtete weniger darauf, was der Arzt tat, dieses geballte Bündel an Schmerzen war einfach vollkommen unerwartet und so unglaublich intensiv, dass es sie völlig aus den Socken gehauen hatte. Der Schiffsarzt grinste das Mädchen an und zeigte ihr sein Werk. Sie hatte ihren Arm völlig in die Luft gestreckt, als würde sie sich melden wollen. Lio schaute halb-entsetzt und halb-überrascht ihren Arm an, vor wenigen Minuten hatte sie es nicht mal geschafft sich an den Kopf zu fassen und nun konnte sie ihn vollständig heben? Ihr Arm wurde losgelassen und Jeff sah sie erwartungsvoll an. Das Mädchen hob ihren Arm, kreiste die Schulter, regte sie nach hinten und streckte sich ausgiebig. Sie spürte absolut nichts bis auf dieses Kribbeln in ihrer Hand. Was hatte er ihr da verabreicht, dass sie keine Schmerzen mehr hatte? „Du kannst deinen Arm wieder benutzen“, erklärte er und nahm wieder etwas von seinem Tisch, die neue Verpackung gab er ihr und erklärte weiter: „Nur alltägliche Dinge kannst du damit meistern, einen Kampf würdest du noch nicht überstehen“, sie nickte und fragte sich dennoch, was er gerade getan hatte. „Von den Tabletten nimmst du drei am Tag, morgens, mittags, abends.“ erklärte er und bat sie, sich noch einmal zu setzen. Sie kam der Bitte nach und wartete darauf, dass er weitersprach. „Du musst dich immer noch schonen, durch die Tabletten bist du gezwungen, mehr zu trinken als üblich. Sprich: du solltest als Minimum drei Liter trinken“, auf seinem Hocker drehte er sich zum Tisch und wandte sich dann wieder zu ihr. Er hielt die Spritze in seinen Händen und erklärte „Das Mittel, was ich dir verabreicht habe.. Nun ja, es ist etwas schwieriger zu erklären“, er schwieg einige Sekunden und suchte nach möglichst einfache Worte. „Es hat deinen Schmerz aus der Schulter aufgelöst, wobei du gemerkt haben solltest, dass er freigesetzt wurde“, Lio nickte, dieser Schmerz war mehr als nur unerträglich. „Der Großteil deiner Schmerzen wurde beim Injizieren freigesetzt, den Rest spürst du als Kribbeln, in deinem Fall in der Hand“ er machte eine kurze Pause und sah begeistert zu der Spritze in seinen Händen. „Wenn das Kribbeln verschwunden ist, kannst du deinen Arm wieder vollständig benutzen“, er schien absolut stolz auf seine Leistung zu sein, zurecht. Schließlich hatte er es geschafft ihr die Schmerzen zu nehmen, die Konsequenzen waren eindeutig erträglicher, als mehrere Wochen abhängig von anderen Leuten zu sein. „Die Übungen brauchst du nicht mehr machen, nur die Tabletten einnehmen, viel trinken und schonen“, sagte er zum Abschluss und erhob sich wieder von seinem Hocker, er reichte dem Mädchen eine Hand und half ihr auf die Beine. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, völlig weggetreten zu sein und fühlte sich verhältnismäßig normal. „Wenn dir irgendetwas ungewohnt vorkommt, komm am besten direkt zu mir“, er reichte ihr noch die Jacke und die Schlaufe. „Danke, danke, danke!“, sagte die Rothaarige und verabschiedete sich mit einem überbreiten Grinsen. Jeff musste ebenfalls lächeln – das Mädchen war absolut Shanks' Tochter. Als sie im Gang stand, ging sie ohne große Überlegung die Wege entlang, zum Teil kannte sie sich ja etwas aus, hoffentlich würde dem auch so bleiben. An mehreren Gablungen überlegte sie, wohin sie nun musste, denn jeder Gang glich dem Anderen und sie fragte sich, ob sie nun schon zweimal links abgebogen war und ob sie nun nach rechts müsse. Das Mädchen blieb stehen und kratzte sich fragend an den Hinterkopf, leise fluchte sie „Das kann doch nicht wahr sein“, auf der Moby Dick hatte sie es geschafft, sich die Wege beim spätestens zweiten Mal zu merken und hier? Sie seufzte und hörte auf einmal ein ihr bekanntes Lachen. Nachdem sie sich umgedreht hatte, blickte sie in das lachende Gesicht ihres Vaters, welcher abrupt verstummte, als er die fehlende Schlaufe um ihre Schulter in ihren Händen fand. Er trat umgehend näher und fragte: „Warum hast du sie abgemacht?“, besorgt schaute er sie an und sofort erkannte Lio den überfürsorglichen Vater wieder. „Es ist alles gut. Jeff hat mir eine Spritze und neue Tabletten gegeben. Es ist wirklich ein Wunder, was dieser Mann drauf hat“, sagte das Mädchen und hoffte, ihren Vater damit ruhig gestellt zu haben. Skeptisch sah er sie an „Wirklich?“, die Rothaarige nickte und hob zum Beweis ihren Arm und legte ihre Hand auf seine Schulter, die in ziemlicher Höhe für sie war. Erstaunt sah er sie an und lächelte dann zufrieden. „Das ist ja super!“, trällerte er schon beinahe und der jungen Piratin kam es schon beinahe so vor, als hätte sie es hier mit einer Über-Mama zu tun, statt mit einem Piraten. Gespannt sah er seine Tochter an und fragte: „Was möchtest du jetzt machen? Die Insel entdecken oder doch lieber erst das Schiff?“, die Rothaarige überlegte, doch fiel ihr plötzlich wieder das Gespräch mit ihrem Vater Whitebeard ein. Etwas unsicher sah sie zu dem Rothaarigen, der sie erwartungsvoll anlächelte. Sie seufzte und sagte dann: „Am besten erst mal in den Besprechungsraum, ich würde gern mit dir sprechen“, etwas überrascht zog er die Augenbraue hoch und sah sie an. Es schien ernster zu sein und seine Miene veränderte sich schlagartig. Er nickte und legte ihr seinen Arm um und schob sie in die entgegengesetzte Richtung. Als Lio den Gang zurücklief, um an der Kreuzung den anderen Weg zu nehmen, seufzte sie. Sie wäre tatsächlich ins Unbekannte gelaufen, hätte ihr Vater sie nicht aufgehalten. Im Besprechungsraum angekommen, setzten sich die Rothaarigen an den Tisch. Die Piratin holte einmal tief Luft und sagte dann: „Ich würde gern eine Zeit bei dir bleiben“, erleichtert atmete der Piratenkaiser aus und nickte „Aber natürlich doch, solange du möchtest. Du wirst hier immer ein Zuhause haben“ ergänzte er und sah, wie sie mit sich rang. Irgendwas schien nicht zu stimmen, doch was, wusste der Rote noch nicht. „Ich dachte an ein Jahr“, sagte das Mädchen und hoffte, sie würde ihren Vater damit nicht allzu sehr überraschen. Doch schien genau das der Fall zu sein, seine Augen waren geweitet und er schien einen Moment länger zu brauchen, um zu verstehen, was sie gesagt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie solange bei ihm bleiben wollte, er hatte mit höchstens vier oder fünf Monaten gerechnet. „Das ist ziemlich lang. Glaubst du der Alte ist damit einverstanden?“, nun war sie es die ihn fragend ansah. Sie legte ihren Kopf schief „Der Alte?“, Shanks grinste und sagte „Na, Whitebeard“, sie verstand und nickte. Lio hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, wie wohl die Crew reagieren würde. Sie wollte sich gar nicht ausmachen, wie traurig Thatch darüber wäre und vor allem wie enttäuscht ihr Kommandant von ihr wäre. Ein Seufzer verließ die Lippen der Rothaarigen „Vater – eh, Whitebeard wird das schon verstehen. Ich mache mir eher Sorgen um Marco und Thatch“, sie sah etwas bedrückt in die Augen des Rothaarigen. Sein etwas trauriger Blick stimmte das Mädchen ebenfalls traurig, „Du musst nicht solange hier bleiben, du kannst natürlich früher zurück“, er wollte sie eigentlich nicht gehen lassen, aber wollte er seine Tochter nicht unglücklich machen, obwohl sie sich da so oder so im Kreis drehen würden. „Ich will aber solange bleiben. Ich will dich kennenlernen. Ich will wissen, was Mama an dir gesehen hat, ich will einfach etwas Zeit mit dir verbringen“, erklärte sich die Rothaarige und sah, wie der Pirat ihr gegenüber aufgestanden war. Er trat um den Tisch herum und zog das Mädchen vom Stuhl, er drückte sie fest an sich und sagte nichts. Kaum zu glauben, dass diese Worte ihn derart berührten. Sie erwiderte die Umarmung und lächelte. Jahrelang hatte sie nur Schlechtes von ihm gedacht, dabei war er ein so guter und liebenswürdiger Mensch, sie hatte es endlich verstanden. Nachdem sie geklärt hatten, wie lange sie bleiben würde, verriet Lio ihrem Vater, dass Whitebeard noch mit ihm sprechen wollte. Er hatte eingewilligt und sie aus dem Raum geschickt, er wollte ohne ihr Beisein mit ihm sprechen, ihm alles Notwendige erklären. Bevor sie den Piratenkaiser alleingelassen hatte, sagte sie ihm, dass sie später selbst noch ihren Kommandanten anrufen wollte. Er hatte genickt und sich dazu bereiterklärt, es weiterzuleiten. Der Pirat nahm die Teleschnecke und wählte die Nummer, es dauerte nicht lange und jemand ging ran. „Rothaar“, hörte man den alten Hünen sagen und Shanks wurde ein wenig ernster. Er erwiderte ebenso ruhig, wie der Andere „Whitebeard“, es herrschte Stille zwischen den Beiden, doch konnte man eindeutig wahrnehmen, wie der Mann an der anderen Leitung etwas trank, vermutlich war es Sake. Der Rothaarige atmete einmal bewusst ein und aus und sagte: „Lio wird für eine Weile hierbleiben“, man hörte ein Geräusch, was einem Glucksen ziemlich ähnlich war. „Das hatte ich mir bereits gedacht. Von wie lange sprechen wir denn?“, fragte Whitebeard und wartete gespannt auf die Antwort seines Rivalen. „Ein Jahr“, sagte dieser knapp und fragte sich, wie der Alte wohl reagieren würde. Unerwarteterweise hörte man ein lautes Lachen seinerseits „Gurarara! Das habe ich mir fast gedacht. Das kommt nur infrage, wenn du es mir erklärst. Und zwar alles“, sagte der Mann und trank deutlich hörbar wieder einen Schluck Sake. Shanks atmete erleichtert aus, er hatte nicht damit gerechnet, dass Whitebeard eines seiner Mitglieder für ein Jahr freistellen würde. Doch sollte es ihm recht sein, wenn man ihm schon so entgegenkam. Dass der andere Kaiser eine Begründung für all das wollte, war dem Rothaarigen ebenfalls bewusst. Er legte sich seine bereits gut überlegten Worte zurecht und begann zu erklären: „Ich habe meine Frau mit unserem Kind im West Blue gelassen. Sie hatten beide nichts auf der Grandline zu suchen, besonders nicht auf der zweiten Hälfte“, der Hüne wiederholte verstehend „Du dachtest also, sie wären dort sicher“, „Hauptsächlich wegen der Marine“, erwiderte Shanks und erklärte weiter: „Ich habe sie nicht oft besucht, so ein bis zweimal im Jahr“, der Mann am anderen Ende der Leitung nickte. „Ich hatte erfahren, dass bereits Gerüchte verbreitet wurden. Ich hatte mich dafür entschieden, sie eine längere Zeit nicht zu sehen. Lio war zu der Zeit vier“ „Das würde erklären, weshalb sie keinerlei Erinnerung an dich hatte“, etwas traurig nickte der Rothaarige. Der Gedanke machte ihn traurig, schließlich war sie doch sein größter Schatz. „Als ich erfuhr, dass Lina gestorben war, wollte ich sie nur noch bei mir haben. Doch war von Lio keine Spur, als wir dort waren um sie abzuholen. Man sagte mir, dass das Marineschiff, auf dem sie sich befand, angegriffen wurde. Ich dachte..“ er holte tief Luft und sagte die letzten Worte tonlos: „Ich dachte sie wäre tot“, es folgte Stille. Whitebeard hörte den Schmerz in den Worten seines Konkurrenten und verstand endlich die Zusammenhänge. Ihm wurde endlich klar, dass dieses Mädchen niemals aus Egoismus verlassen wurde. Ebenfalls klärte sich, weshalb der dunkle König Rayleigh mit ihr gesprochen hatte. Whitebeard konnte sich gut daran zurückerinnern, wie der Rothaarige damals auf Rogers Schiff als Kabinenjunge angeheuert hatte. Dass er den Vizen Silvers Rayleigh kannte, stand daher außer Frage. „Du brauchst dir übrigens keine Gedanken machen“, sagte Shanks in die Stille hinein und der alte Piratenkaiser fragte sich, was genau der Andere meinte. „Sie möchte zu euch zurück“, erzählte der Rothaarige weiter, etwas traurig lächelte er. Innerlich gab er sich einen Ruck und sagte halb-ernst halb-gewitzelt: „Wenn ihr auch nur irgendetwas zustößt, wirst du Probleme kriegen, Whitebeard.“ Shanks war sich bewusst, dass sie in deren Mannschaft gut aufgehoben war, doch war sie bisher einmal abhanden gekommen und es hätte schlimm enden können. „Gurarara, was denkst du denn? Dass wir nicht auf sie Acht geben?“ der Alte lachte und trank wieder aus seiner Flasche. Den ernsteren Teil hatten sie bereits hinter sich gelassen, so konnte er seinen geliebten Sake endgültig genießen. Der Rothaarige warnte den alten Mann vor: „Sie wird später sicherlich noch mit ein paar deiner Kommandanten sprechen wollen“, Whitebeard nickte. „Gut. Pass auf sie auf“, sagte der Kaiser und trennte die Verbindung. Ihm selbst war klar, dass sie bei dem Roten sicher war und er war sich ebenso sicher, dass er sie gut behandeln würde. Schließlich war sie seine Tochter. Seine Tochter, die er über zehn Jahre nicht gesehen hatte und sogar für tot hielt. Whitebeard wollte sich nicht ausmachen, wie qualvoll diese Gedanken jahrelang an sie gewesen sein mussten. Das Mädchen fehlte nun erst eine Woche und alle hielten sie für bereits gestorben, dieser Gedanke war schrecklich genug. Es klopfte und abwartend sah der Hüne zu der Tür, welche sich öffnete. Herein trat sein Vize „Habt ihr schon gesprochen?“, der Piratencaptain nickte. „Sie wird in einem Jahr zurückkommen“, erklärte er und wies seinen Sohn an, sich zu setzen. Marco hatte bei der Antwort seines Vaters die Augen geweitet, ein Jahr war doch viel länger, als er es erwartet hätte. Wie aufgefordert, ging der Blonde auf die Anweisung ein und er fragte: „Was hat er noch gesagt?“, sein Vater richtete sich ein wenig auf und begann zu erzählen. Nach seiner Erklärung nickte der Kommandant verstehend „Jetzt ergibt das alles auch einen Sinn. Wie sagtest du, hieß die Frau nochmal? Lina?“, sein Gegenüber nickte und Marco überlegte, ob er jemals eine Lina kannte, doch war ihm dieser Name nicht bekannt. Der Blonde erhob sich und trat zur Tür, bevor er den Raum verlassen konnte, sagte sein Vater: „Sie will euch später noch sprechen.“ Der Kommandant war stehen geblieben und drehte sich um. Er nickte „In Ordnung.“, wandte sich um und trat heraus. Sein Weg führte ihn zu der Kajüte des vierten Kommandanten. Er wollte ihm davon erzählen, was er eben erfahren hatte, ebenso auch, dass sie bald anrufen würde. Es war nicht seine Art, dass er direkt Informationen weitergab, doch hatte er das Bedürfnis darüber zu sprechen. Da es um die Rothaarige ging, die ihm doch ziemlich ans Herz gewachsen war, wollte er mit einer Person sprechen, der es ähnlich ging. An der Kajüte des Smutjes angekommen, klopfte er. Wie er erwartete hatte, hörte er nichts von innen und trat herein. Ein Blick zum Bett verriet dem Blonden, dass der Kommandant der vierten Division immer noch am Schlafen war, obwohl es fast Mittag war. Der Vize war sich nicht sicher, wie genau er seinen Kameraden wecken sollte und entschied sich für eine einfache recht freundliche Methode. „Ey Thatch“ sagte er laut und sah, wie der Brünette zusammenzuckte. Marco wartete ab und sah seinem Nakama zu, wie er sich langsam herumdrehte und verschlafen die Augen öffnete. Als Thatch erkannte, wer ihn geweckt hatte, brachte er verblüfft „Marco?“ hervor. Der Brünette hatte sich mittlerweile etwas aufgerappelt und sah immer noch schlaftrunken den Blonden an, er streckte sich einmal und gähnte hörbar laut. „Was gibt’s?“, Marco hatte sich inzwischen den Stuhl vom Schreibtisch geschnappt, ihn etwas näher zum Bett gestellt und sich darauf gesetzt. „Vater hat mit dem Roten gesprochen“, erklärte er und wartete die Reaktion seitens Thatch ab. Dieser wirkte eine Spur aufmerksamer „Und?“, fragte er gespannt aber auch etwas unsicher. Bei dem Gespräch hätte einiges zu Wort fallen können, doch am wichtigsten war gerade die Information, ob das junge Mädchen zurückkommen würde oder eben nicht. „Er bringt sie in einem Jahr zurück. Außerdem hat er erklärt, weshalb er Lina und seine Tochter alleingelassen hatte“ sagte er Blonde und wurde fragend von seinem Gegenüber angeschaut. „Lina?“ fragte er mit hochgezogener Augenbraue, Marco nickte „Seine verstorbene Frau, Lios Mutter“ ergänzte der Blonde und sprach weiter: „Sie wird später noch anrufen, sicherlich um mit dir und eventuell auch mir zu sprechen“, ein Nicken seitens Thatch war zu vernehmen. Der Brünette lächelte: „Sie kommt zurück, das sind immerhin gute Neuigkeiten“, sagte er und Marco erwiderte nur ein Brummen. Er wusste noch nicht, wie er es finden sollte, dass der Rote ihr Vater war. Tief im Inneren machte er sich einfach nur Sorgen um sie und hatte Angst, sie nicht wiedersehen zu können, doch eingestehen wollte er sich das nicht. Die Kleine war ihm ziemlich ans Herz gewachsen und das wusste er. Marco war vom Stuhl aufgestanden und hatte ihn zurück zu seinem Platz gestellt. „Ich kümmere mich mal um meine Division“, verabschiedete sich der Blonde und ließ den Smutje allein zurück. Thatch lächelte immer noch. Klar, die Nachricht, dass sie erst in einem Jahr zurückkommen würde, war schon ziemlich überraschend und er hatte auch nicht damit gerechnet, aber sie lebte und würde auf jeden Fall wiederkommen. Solange es ihr gut ging, war er glücklich. Mit einem Seufzen stand der Brünette auf und machte sich fertig, um endlich an die Arbeit zu gehen, schließlich war es fast Zeit fürs Mittagessen. Währenddessen dachte er über die Worte seines Kameraden nach. Endlich konnte er verstehen, was in Lios Kindheit geschehen war, weshalb Shanks sie verlassen hatte und auch seine Reaktion als seine Frau Lina starb. „Lina..“, der Brünette runzelte die Stirn. Ganz leise sagte er erneut „Lina..“, er grübelte. Der Name ging ihm nicht aus dem Kopf heraus und er fragte sich, weshalb dem so war. Immer wieder wiederholte er den Namen und plötzlich traf es ihn wie ein Blitz. Mit schockgeweiteten Augen starrte er ins Nichts und murmelte leise: „Das kann nicht sein.“ Kapitel 28: Jeder, wie er denkt ------------------------------- Jeder, wie er denkt Red Force, gegen Mittag: Erwartungsvoll schaute die Rothaarige ihren Vater an, „Er hat es positiv aufgenommen“, sagte er und lächelte, als er ihr Strahlen sah. „Wirklich?! Das ist super!“, sagte sie und grinste breit. „Ich werde sie später noch anrufen, aber das ist so gut! Ich dachte wirklich, Vater.. - Whitebeard hätte etwas dagegen“, es schien ihr unangebracht, vor ihrem leiblichen Vater einen anderen Mann als Vater zu bezeichnen. Er lächelte „Es ist kein Problem, nenn ihn ruhig so“, er nickte in Richtung Dorf. „Soll ich dir die Insel ein wenig zeigen?“, die Beiden waren an Deck der Red Force. Shanks hatte nach dem Telefonat seine Tochter gesucht und am Bug des Schiffes entdeckt, sie schien in Gedanken vertieft. Sie lächelte ihn an und nickte „Sehr gern“, gemeinsam verließen sie das Schiff und gingen den Weg in das Dorf hinein. Moby Dick, gegen Mittag: Es klopfte an der Tür, doch aus dem Inneren der Kajüte hörte man Nichts bis auf ein Poltern. Die zwei Piraten im Gang sahen sich fragend an. Sie waren es zum einem nicht gewohnt, dass ihr Kommandant zu spät zur Mittagszeit kam und zum anderen nicht, dass er solch ein Chaos anrichten würde. Einer von ihnen klopfte wieder an der Tür, doch hörte man nur ein Wüten aus dem Inneren. Sie sahen sich an und nickten, sie mussten herausfinden, was mit ihrem Kommandanten war. Die Klinke wurde heruntergedrückt und sie traten nacheinander ein. Sie fanden den Brünetten vor, wie er auf seinem Bett saß. Etliche Bücher lagen um die Regale herum, manche von ihnen waren geöffnet, es schien, als hätte sie jemand achtlos zu Boden geworfen. Thatch saß auf dem Bett und faselte etwas Unverständliches. „Thatch?“ fragte einer der Piraten, doch erhielten sie von ihrem Kommandanten keine Antwort. Nun versuchte der Andere es „Ist alles in Ordnung?“, die Frage hätte er sich eigentlich sparen können, er sah doch mit eigenen Augen, dass nichts in Ordnung war. Zähneknirschend wandte der Brünette sich an seine Nakamas „Alles bestens“, er erhob sich und ging an den Beiden vorbei „Worauf wartet ihr? Lasst uns kochen!“, verwirrt schauten die Zwei ihrem Kommandanten hinterher. Irgendetwas musste vorgefallen sein, doch was konnten sie sich nicht denken. Red Force, gegen Abend: Die Nummer war gewählt, fehlte nur noch, dass ihr Kommandant endlich abnahm. Endlich war das Klicken zu hören. „Marco!“, trällerte die Rothaarige freundlich und hörte wie zu erwarten war ein Brummen von dem Blonden. „Freut mich auch wirklich sehr dich zu hören“, grinste das Mädchen und beobachtete die Mimik der Teleschnecke, doch schien diese wie erstarrt, denn sie regte sich kein Stück. „Ach Marco.. Ist es so schlimm, dass ich erst später wiederkomme?“, wenn sie es richtig gedeutet hatte, sah man, wie sich die Mundwinkel der Schnecke ein klein wenig mehr verzogen. Er sagte allerdings immer noch nichts und Lio befürchtete, er könnte ihr deshalb bös sein. Nun war sie es, die den Mund verzog. Natürlich blieb das ihrem Kommandanten nicht verborgen, sah er doch, wie die Teleschnecke die Mimik des Mädchens vollkommen übernahm. Der Blonde seufzte „Nein, es ist natürlich nicht schlimm“, sagte er und hoffte, die Laune der Rothaarigen wieder zu heben, welches augenblicklich der Fall war. „Weißt du, er hat mir soviel erzählt. Über einfach alles, wie er Pirat geworden ist und wie er Mama kennengelernt hat, all das. Das ist total toll!“, erwiderte die junge Piratin und man konnte ihr die Freude absolut anhören. Sie schien so unbeschwert und glücklich. Ein kleines Lächeln lag auf den Lippen des Blonden. Schließlich wollte er sie nur in Sicherheit wissen, sie sollte leben, niemand anderes hatte es so sehr verdient wie sie. „Ein Jahr also?“, fragte er und erhielt ein „Jap“ von ihr. Der Blonde hatte sich schon ein Weilchen gefragt, wie sie es im Sturm geschafft hatte und hoffte nun eine Antwort von ihr erhalten zu können. „Sag mal, weißt du eigentlich, wie du es überlebt hast?“, sie erinnerte sich schlagartig zurück an den Abend und ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Sie schluckte schwer und antwortete dann: „Eines der Beiboote war gefallen. Als ich ebenfalls fiel, hatte ich erst gar keine Orientierung, es schien es wäre ich überall und nirgendwo. Gerade so hatte ich es geschafft, mich in dieses Boot zu hieven. Wäre es nicht vorher heruntergefallen, dann wäre ich wohl nicht mehr“, beendete sie und zuckte leicht zusammen. Der Gedanke daran, dass sie nun tot auf dem Grund des Meeres liegen würde oder gar von irgendwelchen Meeresbewohnern aufgefressen wurde, ließ den Blonden ebenfalls schaudern. Kopfschüttelnd wechselte sie zu einem anderen Thema „Ist Thatch eigentlich da?“, Marcos Miene verhärtete sich. Ein Rückblick zum Mittagessen genügte, um froh zu sein, dass sein Kamerad endlich im Bett lag und schlief. Sollte er ihr erzählen, was mit dem Brünetten los war? Ehe er sich für eine Antwort entscheiden konnte, sagte das Mädchen: „Er ist bestimmt noch in der Kombüse und räumt auf oder?“, Marco entschied sich, dass Thatch es ihr selbst erklären sollte. „Ja, ich glaube das wird heute nichts mehr“, Lio nickte verstehend „Sag ihm aber bitte einen lieben Gruß und dass ich mich die Tage wieder bei euch melde“, der Vize der Whitebeardpiraten lächelte matt „Werde ich ihm ausrichten, aber du kannst langsam schlafen gehen, junge Dame.“ Grimmig schaute sie die Teleschnecke an, welche ein Grinsen auf den Lippen trug. Das konnte ja wohl unmöglich sein Ernst sein. Schließlich war sie nicht mal auf dem Schiff und konnte demnach nicht mal Befehle ausführen, wenn er ihr denn welche zukommen ließe. „Dann solltest du aber auch lieber schlafen, immerhin bist du nicht mehr der Jüngste und brauchst ausreichend Schlaf“, sie streckte der Teleschnecke vor sich die Zunge raus und Marco musste lachen. Die Reaktion war typisch für sie, er freute sich, dass alles noch so ziemlich beim Alten geblieben war. „Dann schlaf mal gut, Kleines“ sagte der Blonde, „Du auch, Vögelchen“, damit unterbrach sie die Verbindung. Eine Reaktion auf das 'Vögelchen' wollte sie jetzt lieber nicht abwarten, wer weiß, wie er darauf zu sprechen war. Immerhin hatte sie es des Öfteren zu ihm gesagt und es endete immer damit Strafarbeiten auszuführen. Ja, okay. Zum Großteil waren diese da, weil sie irgendetwas verbrochen hatte. Aber so richtig übelnehmen, konnte man es ihr nicht. Moby Dick, gegen späten Abend, weit nach Mitternacht: Der Brünette saß auf seinem Bett und hielt ein zerknittertes Blatt Papier in den Händen. Kaum zu glauben, doch standen dem Piraten beinahe Tränen in den Augen, die kurz davor waren zu fallen. Auf dem Stück Papier sah man drei Kinder, welche überglücklich in die Kamera lächelten. Wieso war er nie darauf gekommen, dass gerade sie die verstorbene Mutter war? Wie lange war es nun schon her, dass er die Beiden verlassen hatte? Das letzte Mal gesehen hatte er sie, da war er gerade mal 15. Soviel Zeit war nun vergangen und es schien, als wären die Schwestern in Vergessenheit geraten, doch dabei lief ihr Kind über zwei Jahre auf dem Schiff seines Captains herum, ohne dass er es erkannt hatte. Doch jetzt war es absolut klar, sie war die Tochter von Lina. Fast ihr ganzes Aussehen glich dem ihrer Mutter, selbst der Charakter schien eine Kopie davon zu sein, wie konnte es ihm nicht auffallen? Wie blind war er bitte, dass er es nicht erkannt hatte? Über Jahre hin hatte er mit den beiden Mädchen zusammengelebt und nun erkannte er nicht einmal die Tochter seiner damaligen Kindheitsfreundin. Thatch seufzte und wischte die nicht gefallenen Tränen aus den Augen. Unachtsam was noch auf seinem Bett zu finden war, legte er sich zurück und sah an die Decke „Ach Lina. Wie lange ist's her?“ ~*~ „Da bist du ja endlich, wurde auch Zeit“, sagte die Brünette tadelnd und wedelte mit dem Zeigefinger vor seinem Gesicht herum. Beschwichtigend hob er seine Hände „Tschuldige, ich hab noch etwas organisiert“, sagte er stolz und holte eine Tafel Schokolade hervor. Ungläubig sah das Mädchen von der Schokolade zu ihm und dann wieder zur Schokolade, nur um sicher zu gehen, dass sie nicht verschwunden war. Ihre Augen strahlten wie die Sonne zur Mittagszeit „Dann sei dir natürlich verziehen, werter Herr“, gab Lina fein von sich und machte einen Knicks. „Würde die werte Dame mir beim Verzehren dieser deliziösen Süßspeise behilflich sein?“, säuselte er im gehobenen Ton. „Aber natürlich doch!“, rief sie und überwand den letzten Schritt zu ihm. Er wickelte das Papier ab und brach das erste Stück, seine Augen funkelten, ehe er es sich in den Mund schob. Ein Zweites folgte sogleich, welches er dem Mädchen übergab. Sie hielt es kaum aus und ließ es in ihrem Mund verschwinden. Diesen Moment musste man einfach nur genießen, ganz langsam und genüsslich aß sie das Stück und grinste ihn dann an „Sag, woher hast du's?“, „Ach, ich hab noch der einen Dame geholfen und sie war so freundlich und meinte, dass ich dafür doch etwas verdient hätte. Und da lehnt man doch nicht ab“, erklärte er und gewährte sich selbst ein zweites Stück. „Wirklich nicht schlecht, wenn du jedes Mal so etwas mitbringst, darfst du dich meinetwegen immer verspäten“, gab die Brünette von sich, so ein Stück Schokolade konnte einem den Tag versüßen, wortwörtlich. Sie trat mit ihm zu ihrer gemeinsamen Stelle, zog ihn im Sitzen ebenfalls mit zu Boden und zu zweit saßen sie dort, den Blick aufs Meer gerichtet. Die Sonne war gerade dabei unterzugehen, der Anblick war absolut atemberaubend. „Was denkst du? Wie lange brauchen wir noch?“, fragte sie ihn, den Blick noch immer dem Horizont entgegen gerichtet. „Ich weiß es nicht, vielleicht noch ein paar Monate“, antwortete er ihr und sie nickte, allzu lange würde es auf jeden Fall nicht mehr dauern. Bald wären sie diese verdammt triste Insel los und dann könnten sie endlich frei sein. Sie waren zu dritt, Thatch, Anna und Lina. Und nein, die Ältere von beiden wollte keine Piratin werden, aber weiterhin dort leben, wollte sie auch nicht unbedingt. Ziel war es, ein ausreichend großes Schiff zu bekommen, damit sie alle zusammen verschwinden konnten. Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass sie Waisenkinder waren. Die Schwestern lebten seitdem sie denken konnten dort, großartig viele Worte hatte Anna nie über ihre Eltern verloren, dagegen konnte die Jüngere nichts tun. Und ihr guter Freund? Der wurde von freundlichen Handelsleuten im Waisenhaus abgeliefert, als sie gemerkt hatten, dass sich ein blinder Passagier auf der vorherigen Insel auf ihr Schiff geschlichen hatte. Zu Anfang gab es zwischen der Jüngsten und dem Jungen ziemlich viel Streit, natürlich wegen totalem Unsinn, wer stärker wäre, wer wohl der bessere Pirat wäre und wie man als Pirat wohl richtig handeln würde. Doch schnell hatten sie sich besser verstanden und planten seitdem, wie sie von dort verschwinden konnten. ~*~ Red Force, einige Wochen später: „Komm schon, greif mich an“, grinste der Rothaarige, seine Hand lag auf dem Griff seines Schwertes, gespannt sah er in die Augen seiner Tochter. Sie schien zu überlegen, was wohl ein geeigneter Zug wäre. Ruhig und gleichmäßig atmete sie ein und aus, mit Schwert gezogen rannte sie auf ihn zu. Wohl wissend, dass es nur ein Täuschungsversuch ihrerseits war, bewegte er sich keinen Zentimeter. Erst kurz vor ihrem Angriff, wich er einen Schritt zur Seite und sah in das verwunderte Gesicht seiner Tochter. Lio fragte sich, was gerade geschehen war. Üblicherweise fielen ihre Gegner auf sie herein, aber es schien, als wüsste ihr Vater genau, was sie vor hatte. Sie schüttelte den Kopf, das konnte doch unmöglich sein, oder? Wieder griff sie an, immer wieder versuchte sie durch Täuschung an ihn ran zu kommen, doch schien es hoffnungslos. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an, etwas außer Atem brachte sie hervor: „Wie machst du das?“, das Lächeln auf seinem Gesicht schien wie festgewachsen. Er schüttelte nur den Kopf und zog endlich sein Schwert. Seine Augen verengten sich ein Stück und sagte: „Nun pass gut auf“, seine Stimme klang bedrohlich und unweigerlich zuckte Lio zusammen. Seine bloße Anwesenheit genügte, um sie einzuschüchtern. Schwer schluckend beobachtete sie den Rothaarigen, wie er auf sie zu kam und zum Angriff ansetzte. Sie bemerkte ein Zittern in ihren Armen und sie versuchte sich innerlich endlich zusammenzureißen. Mit einem tiefen Atemzug legte sie ihre zweite Hand ebenfalls an den Griff ihres Schwertes. Keine zwei Meter trennten die beiden und sie sah, wie er mit dem Schwert ausholte, umgehend reagierte sie und lenkte den Angriff ab. Der nächste Schlag folgte sofort und überrascht wich sie nach hinten aus. Der Pirat grinste, es schien ein Leichtes zu sein, sie angreifen zu können. Im Kopf hörte sie die Stimme ihres Kommandanten „Komm schon Lio, er ist nicht dein erster Gegner“, ebenso konnte sie sich gut vorstellen, wie ihr Lieblingskommandant sie anfeuern würde. Mit einem Lächeln nickte sie und stellte sich ihrem Vater. Ausweichen würde nichts bringen, die Chance abwarten, schien genauso zwecklos, zumal sie es bereits versucht hatte. Sie rannte auf ihren Vater zu, in einer Hand hielt das Schwert, die Andere war frei. Shanks war auf sie zugegangen und griff sie von unten an, womit er allerdings nicht gerechnet hatte war, dass sie aufsprang. Mit dem Sprung hatte sie sich etwas in die Höhe befördert und konnte dem Schwert mit einer Leichtigkeit ausweichen. Mit ihrer freien Hand griff sie nach seiner Schulter und wollte sich über ihn hinweg drehen. Doch das wäre ja auch zu schön gewesen. Ehe sie die Drehung beenden konnte, hatte er sie am Knöchel gepackt und in die Luft gehalten. Kopfüber hing sie dort und schlug den Mann mit dem Schwertgriff in den Bauch. Er ließ sie los und hielt sich seinen Bauch, Lio war dagegen auf den Boden gefallen und rappelte sich wieder auf. Ehe der Rothaarige es wahrnahm, hatte sie bereits wieder zum Angriff angesetzt. Mit wenig Kraft, aber mit hoher Geschwindigkeit versuchte sie einen Treffer zu landen, immer wieder schlug sie zu, doch prallten immer nur Klinge auf Klinge. Erneut hatte sie mit ihrer freien Hand versucht, ihn zu überlisten. Doch war er wohl ziemlich darauf bedacht, ihr diesen Vorteil nicht zu gönnen. Das Grinsen in seinem Gesicht war verschwunden und er musste sich eingestehen, dass sie wirklich gut war. Wie lange der Kampf inzwischen dauerte, wusste keiner von beiden. Beobachtet wurden sie dafür von der gesamten Crew, sie staunten als sie sahen, wie gut sich das Mädchen schlug. Lio wich aus und landete am Boden, ehe sie großartig aufstehen konnte, hatte ihr Vater das Schwert auf sie sausen lassen. Die einzige Möglichkeit war es, den Angriff abzublocken. Mit beiden Händen umklammerte sie das Schwert und kaum später spürte sie den Aufprall des anderen Schwertes. Der Schlag schien durch Knochen und Mark weitergeleitet zu werden, ihre Arme zitterten und sie spürte, wie ihr die Kraft fehlte. Aufgeben war ihrer Meinung nach aber überhaupt keine Option und sie hielt dem Druck so gut wie möglich stand. Der Pirat hatte den Vorteil, dass er stand und das Schwert nur nach unten drücken musste. Das Ergebnis war deutlich, doch wollte er sehen, wie weit er noch gehen konnte. Mit ein wenig mehr Kraft drückte er zu und man hörte ein Splittern. Erschrocken sah die Rothaarige zu ihrem Schwert. Sie sah eindeutig Risse darin und im nächsten Moment zerbrach die Klinge in viele längere Teile. Als Shanks keinen Widerstand mehr spürte, löste er sofort den Druck. Lio saß auf dem Boden und hielt ihr zerbrochenes Katana in den Händen, mit großen Augen sah sie von diesem zu ihrem Vater. Er hatte sich zu ihr herab gebeugt und hielt ihr eine Hand hin. Im Aufstehen fielen einige Teile der gesplitterten Klinge, welche auf dem Mädchen lagen, zu Boden. Immer noch geschockt sah sie von dem Stück Schwert in ihrer Hand zu den Überresten. Hauchend sagte sie: „Das kann doch nicht sein“, der Rothaarige hatte inzwischen sein Schwert zurückgesteckt und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Das passiert mit der Zeit“, verzweifelt schaute sie weiterhin auf die Splitter am Boden „Aber das war mein erstes Schwert von den Whitebeardpiraten und ich mache es einfach kaputt“, „Es ist weniger schlimm, viel wichtiger ist, dass es dir gut geht. Der Kampf war wirklich beeindruckend, ich hätte nicht gedacht, dass du so gut bist“ versuchte er sie von ihrem kaputten Schwert abzulenken. Wie hypnotisiert starrte sie immer noch auf die Überreste ihrer Klinge. Ben Beckmann war dazu gekommen und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter „Wirklich eindrucksvoll“ er rauchte wie gewöhnlich eine Zigarette. Völlig regungslos stand die Rothaarige da und schaute zu den zerbrochenen Teilen. Shanks erhob seine Stimme und rief seiner Crew zu: „Das muss gefeiert werden!“, ein einstimmiges Gegröle war die Antwort. Lio war wie in Starre versetzt und konnte gar nicht verstehen, weshalb ihr Vater nun feiern wollte. Das Schwert war ihr persönlicher Begleiter mit dem so schon unzählige Kämpfe überstanden hatte und nun war es einfach zerstört. Über zwei Jahre hielt es noch so schweren Gegnern stand, all die Übungsangriffe hatte es ebenfalls überlebt und nur ein Kampf mit ihrem Vater brachte es zum Brechen? Sie seufzte und blickte auf, als ihr Vater sich unmittelbar vor sie stellte. Mit einem warmen Lächeln sprach er zu ihr: „Mach dir keine Gedanken darum“, er ging in die Knie und hob die größten Stücke auf. Als er wieder in voller Größe vor ihr stand, übergab er sie ihr „Am besten gehst du auf deine Kajüte und machst dich etwas frisch? Wir feiern gleich“, sie nickte nur und ging langsam unter Deck. Auf den Weg zu ihrer Kajüte konnte sie immer noch nicht nachvollziehen, wie das Schwert einfach so splittern konnte. Es schien ihr einfach für unmöglich Stahl zu brechen, doch irrte sie sich augenscheinlich. Im Zimmer angekommen legte sie die Überreste auf den Tisch und setzte sich daran. In der einen Hand hielt sie den Schwertgriff mit Stichblatt und dem gebrochenen kurzen Teil der Klinge, der Rest lag auf dem Tisch. Sie betrachtete den Griff und die Tsuba. Ihr kam eine Idee und versuchte eben diese umgehend umzusetzen. Mit Rütteln und Ziehen schaffte sie es die Tsuba zu lösen. Sie legte diese beiseite und nickte halbwegs zufrieden. Wenn das Schwert schon hinüber war, wollte sie wenigstens ein Andenken daran haben und so hatte sie das verzierte Stichblatt noch übrig. Nach einer Dusche hatte sie sich wieder an Deck begeben. Ihre Laune war nach wie vor nicht berauschend. Mag sein, dass der Kampf gegen ihren Vater ziemlich gut verlief, aber dass sie nun vorübergehend keine Waffe hatte, war nicht gerade von Vorteil. Besonders wenn man bedachte, dass sie eine Schwertkämpferin war, die ohne dieses eher schlecht dastand. Wie zu erwarten war, herrschte rege Stimmung auf der Red Force. Die Piraten hatten die Sakefässer hervor geholt und feierten in einer großen Runde. Als der Piratencaptain sie erblickt hatte, rief er sie umgehend zu sich. Er grinste über beide Ohren und schien schon einiges getrunken zu haben. „Lio! Komm setz dich“, forderte er seine Tochter auf und sie setzte sich zwischen ihn und seinem Vizen. Mit großen Augen starrte sie auf die Unmengen an Sake vor ihr. Man konnte kaum glauben, dass hier mehr getrunken wurde, als auf der Moby Dick. Bei dem Versuch sich einen Krug zu nehmen, wurde sie von ihrem Vater aufgehalten. Entsetzt hatte er sie angeschaut und schüttelte den Kopf, statt einem Krug mit Sake gab er ihr einen Krug gefüllt mit Saft. Ungläubig sah sie ihren Vater an „Das kann jetzt unmöglich dein Ernst sein“, sagte sie und hoffte, er machte Witze. „Du bist viel zu jung für Alkohol!“, sagte er mit dem gewissen Vaterton und sie schaute ihn grimmig an. Mit Silvers Rayleigh hatte sie bereits Sake getrunken, aber in der Anwesenheit dieses Mannes durfte sie nicht? In einem Zug trank sie den Saft leer und genehmigte sich einen Krug mit Sake. Shanks wollte ihr diesen ebenfalls abnehmen, doch hielt sie ihn auf. „Das kannst du vergessen. Ich lass mir doch nicht den Sake verbieten.“ ihr Blick ließ keine Widerworte zu und der Piratenkaiser sah seiner Tochter dabei zu, wie sie den Krug beinahe vollständig leerte. Ein Teil der Mannschaft schien es mitbekommen zu haben und grölten, als das Mädchen den leeren Krug absetzte. Völlig überrascht schaute der Rothaarige den leeren Krug an, ihm fehlten eindeutig die Worte und Lio erklärte: „Ich bin Piratin, ich darf das“, damit schien das Thema abgehakt zu sein. Der Pirat erwiderte darauf allerdings nichts, ihm war nicht bewusst, wie genau er mit ihr umgehen sollte. Mit der Zeit schien sich die Stimmung zu lockern und es kam dazu, dass die Rothaarigen auch gemeinsam etwas tranken. Die Runde wurde immer kleiner und die Menschen gelassener. Irgendwann begann Shanks zu erzählen: „Sag mal Lio, kennst du eigentlich die Geschichte des verschollenen Schwertes?“, mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an. „Was für ein Schwert?“, „Na, das verschollene Schwert der Gebrüder Tsuji“ versuchte er es erneut, doch schien sie nichts davon gehört zu haben. „Nicht? Im South Blue kennt sie jeder. Und jetzt pass gut auf“, begann der Rothaarige und erzählte ihr die Geschichte des verschollenen Schwertes. Das Schwert der Gebrüder Tsuji Jedes Kind im South Blue kannte die Geschichte des geheimnisvollen Schwertes, doch niemand wusste, ob es ein solches tatsächlich gab. Die Geschichte beruhte auf den Brüdern Naoki Tsuji und Kano Tsuji. Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein konnten und doch verbrachten sie die meiste Zeit ihres Lebens miteinander. Es hieß, dass die Tsuji Brüder zusammen in einer Schmiede arbeiteten. Die Herstellung von Schwertern war ihre gemeinsame Leidenschaft und sie verteilten sich die Aufgaben gerecht. Kano, der Jüngere von beiden, war ständig auf der Suche nach neuen Erzen für die Herstellung der Klingen. Sein älterer Bruder dagegen, beruhte auf die alte Schmiedetechnik ihres Vaters und nahm Stahl zur Hand. Ab und zu gingen sie auch gemeinsam suchen, auch er fand einige interessante Erze und würde zumindest versuchen etwas daraus zu machen, seine Meinung, dass nichts besser wäre als Stahl, ließ sich dennoch nicht erschüttern. Früh morgens hatten sich die Brüder losgemacht, sie würden in einer Höhle, die Kano vor kurzem entdeckt hatte, nach Erzen suchen und sie verarbeiten. Der Jüngere war froh, dass sein Bruder auch mitkam. Immer nur konservativ arbeiten, war zwar sicher und aufgrund ihrer Begabung war jedes Schwert ein Meisterstück, doch wollte Kano besondere, einzigartige Schwerter herstellen. Jedes seiner Schwerter bestand aus mehreren Schichten von Materialien, genau wie bei Naoki war sein Kern aus Stahl, darüber folgten die unterschiedlichsten Metalle. Er fand viele Käufer und nie hatte sich jemand über seine Schwerter aufgeregt, jeder war restlos glücklich. Doch sein Bruder bestand noch immer auf seinen Stahl, typisch alt, er dachte eben wie ihr Vater. Sie waren nun schon mehrere Stunden in der Höhle und Kano hatte schon einige Erze gefunden mit denen er etwas anfangen könnte, sein Bruder dagegen war sehr penibel, was die Auswahl der Erze anging. Doch auch er fand etwas, was ihm zu sagte und verstaute es in seiner Tasche, darin befanden sich bis jetzt zwei große Klumpen und eventuell fünf kleinere. Der Jüngere hatte währenddessen seine zweite Tasche gefüllt, bald würden sie sich auf den Rückweg machen, schließlich war es schon Nachmittag und bis sie das Darf erreichten, sicherlich schon Abend. Auf dem Heimweg sprach Kano ununterbrochen darüber, was für tolle Erze er gefunden hatte. Der Ältere konnte darüber nur den Kopf schütteln, sein kleiner Bruder nahm einfach viel zu unbedacht alles mit und achtete nicht auf die wahren Schätze. Er musste lächeln, manche dieser Erze waren tatsächlich Schätze und niemand wusste es. Sie lagen einfach in der Natur herum und keiner konnte etwas damit anfangen. Der Morgen kam früh für Kano, er hatte sich extra den Wecker gestellt, damit er genug Zeit hatte seinen Beutezug vom Vortag zu begutachten. In der Werkstatt schüttete er die Taschen auf einem großen robusten Tisch aus und schaute sich jeden Klumpen an. Mehrere davon kannte er bereits, hatte aus ihnen einzigartige Schwerter gezaubert. Doch seine Aufmerksamkeit legte sich schnell auf einen kleineren Klumpen, in seinen Händen wiegte er ihn und musste feststellen, wie schwer er doch war. Im Vergleich zu anderen Erzen, waren diese viel leichter als das in seinen Händen. Unters Licht haltend betrachtete er es eingehend, es hatte im Lichtstrahl einen blauen Schimmer und glitzerte etwas. So etwas hatte er noch nie gesehen, davon würde er seinem Bruder später erzählen, er legte das Erz beiseite. Viele von den Anderen, die auf dem Tisch lagen, kannte er bereits, könnte aber dennoch etwas damit anfangen. Er fand noch einen etwa gleichgroßen Brocken von dem bläulichen Erz. Er war wirklich fasziniert davon, was sein Bruder wohl dazu sagen würde? Kano sortierte die Erze von denen er bereits etwas wusste, die Unbekannten legte er auf einen anderen Haufen. Irgendwann kam auch sein Bruder in die Werkstatt und schüttete seine Tasche aus, herauskam eine überschaubare Zahl von Erzen. Naoki nahm diese in die Hand und betrachtete es unter dem Licht, er hatte tatsächlich etwas gutes gefunden. Es war ziemlich leicht, doch in Verbindung mit Stahl könnte es unglaubliches anrichten. „Naoki, schau mal.“ sagte der Jüngere und übergab ihm seinen Klumpen, unter Licht betrachtete er das Erz. Es war ziemlich schwer, dafür dass es nur so wenig war, damit könnte man gut das Gewicht ausgleichen, die Struktur müsste ziemlich stabil sein. „Nicht schlecht.“ sagte er und gab es seinem Bruder zurück. Er wies ihn darauf hin, sich ebenfalls sein Gefundenes zu begutachten. Kano staunte nicht schlecht, als er spürte, wie leicht es doch war. Ganz anders als das, was er gefunden hatte und doch würde es mit etwas stabilerem riesigen Schaden anrichten können. Ob sie vielleicht zusammenlegen sollten? Nein, sie hatten nie gemeinsam an einem Schwert gearbeitet, immer jeder für sich. Aber dennoch wäre es eine gute Kombination.. Während des Abendessens fragte Kano dann doch irgendwann „Wie wäre es, wenn wir mal eine Ausnahme machen?“ fragend sah der andere hoch „Was meinst du?“ „Die Erze, die wir gefunden haben, lass uns ein Schwert daraus machen, zusammen.“, Naoki musste sich gestehen, dass er auch schon daran gedacht hatte, doch nie hatten sie ein Schwert gemeinsam geschmiedet, immer nur jeder für sich. Aber sie könnten es ja mal versuchen „Eine Ausnahme, der Kern aus Stahl, die eine Seite dein Erz, die andere Seite meins. Wir müssen schauen wie wir das Gewicht ausgleichen, es muss richtig verteilt sein, nicht zu viel an der Tsuba. Ausgleich eher durch die Spitze, da sollte mehr von deinem Erz sein, Härtelinie Wellen.“ zählte der Ältere auf. Er hatte schon die ganze Zeit darüber nachgedacht, das verstand der Jüngere schnell. Kano grinste zufrieden „Ist gut.“ Immer abwechselnd hatten sie daran gearbeitet, jeder war für eine Seite zuständig, es war wichtig sich abzusprechen, um das nötige Gleichgewicht herzustellen. Das Endresultat ließ sich wirklich sehen, die Klinge bestand aus zwei Farben. Die eine Seite war glänzend blau, die andere schwarz. Das Stichblatt wurde ganz simpel rund gehalten, sie hatten dafür das restliche Erz von Naoki genommen, somit war das Gleichgewicht immer noch vorhanden. Der Schwertgriff war ebenso schwarz, wie das Stichblatt, die Griffwicklung blau. Sie hatten absolut alles aufeinander abgestimmt, als Verzierung unterhalb der Wicklung waren zwei Symbole ineinander verschlungen. Sie hatten ihre jeweiligen Markenzeichen verbunden, damit man deutlich sehen konnte, dass es zu ihnen gehörte. Durch die Wicklung konnte man nur einige silbrige Wellen und Striche erkennen. Die Scheide war ebenfalls in den Farben der Klinge gehalten. Dieses Schwert war die reinste Perfektion. Dass dieses Schwert ihr bestes war, ahnten sie nicht. Sie hatten es an einen jungen Mann verkauft, der dafür sein sämtliches Hab und Gut weggegeben hatte. Daraufhin wurde das Schwert immer wieder weitergereicht, an Familie und Freunde, doch irgendwann achtete man nicht mehr darauf, in wessen Besitz es war. Zur damaligen Zeit ahnte man nicht, dass dieses Schwert zu einem der 21 Königsschwertern gehörte. Im Katalog stand, dass es einen Wert von über 20 Millionen Berry hatte. Doch war es genauso, wie viele der anderen Königsschwerter, verschollen. ~*~ Neugierig hatte das Mädchen den Worten ihres Vaters gelauscht und fragte: „Ein Königsschwert? Glaubst du, dass es wirklich echt ist?“, der Rothaarige grinste sie an. „Allerdings glaube ich das“, mit einem Grübeln starrte die junge Piratin in den Himmel „20 Millionen Berry für ein verschollenes Schwert“, Shanks beobachtete sie genau und sagte dann: „Das Problem ist nicht die Summe Geld, sondern eher dass es verschollen ist“, sie sah ihn wieder an und nickte. Innerlich fragte sie sich, weshalb ihr Vater ihr die Geschichte erzählt hatte. Klar, es war wirklich interessant zu hören, was in der Welt so verbreitet wurde, doch konnte sie der Geschichte wirklich Glauben schenken? Der Piratencaptain murmelte leise etwas Unverständliches vor sich hin und Lio fragte: „Was?“, er sah in ihre schwarzen Augen und grinste breit. „Ich sagte, war. Es war verschollen“, sein Grinsen wurde breiter, als er den irritierten Blick seiner Tochter sah. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie ihn an und wusste nicht so recht, was er damit gemeint hatte. „Lio,“ fing der Rothaarige an und griff nach etwas unter seinem Mantel, „Es tut mir wirklich leid, dass ich dein Schwert zerstört habe“, fuhr er fort und warf den Umhang ein Stück zurück. Die Rothaarige konnte allerdings noch nicht erkennen, was ihr Vater dort gerade tat. „Du bist eine wirklich talentierte Kämpferin und es wäre Schande, wenn du kein Schwert hättest“, er zog einen länglichen Gegenstand aus seinem Bund, es war unverkennbar ein Schwert. Der Griff war schwarz, die Wicklung drum herum blau, die Scheide war ebenso schwarz und blau. Mit ausgestrecktem Arm hielt er ihr das Schwert hin „Ich habe es dir schon vor ein paar Jahren organisiert und jetzt scheint mir ein geeigneter Zeitpunkt zu sein“, immer abwechselnd schaute sie von dem Schwert in das Gesicht des Mannes, er lächelte so sanft. Das konnte doch unmöglich das Schwert sein, oder? Er drückte es ihr in die Hände und wartete eine Reaktion ab, doch schien sie wie gefesselt und rührte sich nicht. Ihr Blick lag auf dem Schwert, ehrfürchtig hielt sie es fest. „Schau es dir ruhig an“, sagte der Pirat und sah abwartend zu ihr, endlich setzte sie sich in Bewegung, zumindest ein wenig. Sie schob die Scheide ein Stück weit hinunter und betrachtete die schwarze Seite des Katanas, es war ebenso ein Wellenmuster darauf zu sehen. Sie drehte es und erkannte nun die blaue Seite. Wie in der Geschichte gesagt wurde, war dieses Schwert in den Farben blau und schwarz gehalten. Es sah so makellos aus, so vollkommen, gerade zu perfekt. Sie zog die Scheide vollständig ab und betrachtete die scharfe Klinge. Der Griff war angenehm und auch das Gewicht insgesamt war sehr leicht, ob es auch viel standhalten würde? Optisch sah es zumindest so aus. „Gefällt es dir?“, Shanks hatte damit ihre Aufmerksamkeit ergattert, sie sah ihn mit großen Augen an. „Ich kann das nicht annehmen“, sagte sie schließlich und steckte es zurück in die Scheide, sie hielt dem Rothaarigen das Schwert hin, doch lehnte dieser ab. „Es gehört dir“, der zweite Protestversuch wurde umgehend abgewehrt. „Ich habe es für dich geholt. Nimm es bitte an, ja?“ sein Blick schien etwas betrübt und Lio konnte sich bereits denken, weshalb dem so war. Sie lächelte etwas zaghaft und umarmte ihn „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen“, als er ihre Umarmung erwiderte, lächelte er breiter denn je. „Sieh es einfach als Schadensersatz, also für dein Schwert“ hängte er noch nach, doch das junge Mädchen wusste, dass es eben nicht nur dafür ein Ersatz war. „Wir sollten es morgen auf jeden Fall mal auf die Probe stellen, findest du nicht?“ er grinste freudig und sie schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln. Für den restlichen Abend schien das Mädchen sich damit abgefunden zu haben, die Besitzerin eines Königsschwertes zu sein. Was hatte sie auch für eine Wahl? Es war ein Geschenk ihres Vaters, welches sie wohl unmöglich ablehnen konnte. Mit dem Schwert an ihrem Gürtel fühlte sie sich jedenfalls ein Stück sicherer. Ziemlich deutlich vernahm sie eine angenehm pulsierende Aura, die eindeutig von dem Schwert ausging. Es schien, als würde es Geschichten erzählen wollen. Geschichten, die wohl niemand anderes kennenlernen durfte, als der Besitzer selbst. Was sie wohl mit dem Tsuji erleben würde? Kapitel 29: Die Kraft des Tyrannen ---------------------------------- Die Kraft des Tyrannen Lio war inzwischen drei Monate bei den Rothaarpiraten. In der recht kurzen Zeit hatten sie sehr viel zusammen erlebt. Zum einen hatte Lio die Chance die ganze Bande kennenzulernen, außerdem hatten sie die Sommerinsel Lilsol verlassen und waren weitergezogen. Mit ihrem Vater verstand sie sich jeden Tag besser denn je, außer er ließ den Überdaddy raus hängen. Zu großen Streitereien kam es allerdings gar nicht erst, da sie sich einfach zu ähnlich waren und keinen großen Groll gegeneinander hegen wollten. Ben Beckmann musste verblüffend feststellen, dass die beiden Rotschöpfe sich geradezu vollkommen glichen. Nach diesen drei Monaten hatten sie sich immer noch so viel zu sagen. Lio erfuhr von ihrem Vater immer mehr, wie seine Vergangenheit aussah, was er bisher alles erlebt hatte und natürlich auch wie die Zeit aussah, die er mit ihrer Mutter zusammen verbrachte. Ebenso hatte er ihr auf die Frage, was seinen verlorenen Arm anging, eine Antwort gegeben. Sie schätzte ihren Vater sehr dafür, dass er diesem Jungen aus dem East Blue seinen Arm aufgeopfert hatte. Eines Tages wollte sie diesen Ruffy wirklich einmal kennenlernen. Natürlich erfuhr auch er, was sie alles erlebte hatte. Sie erzählte ihm von ihren ersten Tagen auf der Moby Dick, wie es war einer Division zugeteilt zu sein und auch, wie gut sie sich mit den Menschen dort verstand. Dazu kam ebenfalls noch, wie ihre ersten ernstzunehmenden Kämpfe aussahen und auch ihren Eindruck vom Piratenleben. Zwischen den Beiden kam es sogar mal vor, dass sie den kompletten Nachmittag nur geredet hatten und sie das Abendessen völlig ausließen. Bis spät in die Nächte saßen sie an Deck der Red Force und sprachen über all die Dinge, über die sie bisher nie sprechen konnten. Oft kam es vor, dass sie sich ab einem gewissen Zeitpunkt an ihn lehnte und einschlief. Jedes mal lächelte Shanks und brachte seine Tochter in ihre Kajüte. Er liebte sein Kind über alles und würde alles nur Erdenkliche tun, um diesen kostbaren Schatz zu bewahren. In diesen drei Monaten feierten sie auch den Geburtstag des Mädchens, sie war nun 15 Jahre alt. Die Feier fiel mehr als nur groß aus, es wurde soviel getrunken bis kaum noch einer wusste, weshalb sie überhaupt feierten. Die einzig halbwegs Nüchternen waren der Captain der Crew, sein Vize und das Geburtstagskind. Wie sehr Shanks so große Feiern wie diese liebte, wollte er die Zeit lieber nutzen, um ein halbwegs akzeptables Vorbild für sein Kind zu sein. In der verstrichenen Zeit rief sie regelmäßig ihren Kommandant an und erkundigte sich, ob es denn etwas Neues auf dem Schiff gäbe. Doch schien alles wie üblich zu sein. Das einzig Seltsame war, dass Thatch inzwischen etwas anders mit ihr sprach, wenn er überhaupt mit ihr sprach. Sie konnte nicht wirklich nicht definieren, was für ein seltsamer Unterton das war, welchen er an den Tag legte, doch irgendwas schien nicht in Ordnung zu sein. Der Versuch ihn darauf anzusprechen endete damit, dass er urplötzlich etwas zu erledigen hatte. Sie verstand nicht, weshalb er ihr so auswich. Von Marco erhielt sie diesbezüglich auch keine Antwort. Früh am Morgen stand Lio an der Reling und streckte sich der Sonne entgegen. Solch ein gutes Wetter hatte sie in den letzten Tagen nicht erlebt und war froh, zumindest wenige Minuten die Wärme zu genießen. Es war noch sehr früh und sie war sich sicher, dass zu dieser Zeit auf der Red Force kaum einer wach war. Sie würde sogar ihr Schwert darauf verwetten, dass die Wachen im Krähennest schliefen. Ihr Magen meldete sich mit einem lauten Knurren, welches sicherlich über das ganze Deck zu hören war. Ihr Hunger führte sie in die Kombüse, in der niemand zu sehen war. Schnell hatte sie entschlossen, dass sie sich ein kleines Frühstück machen würde und danach zu trainieren. Zum Frühstück machte sie sich Rührei. Während des Zubereitens knurrte ihr Magen immer wieder und sie verdrehte die Augen. Sie lud das Ei aus der Pfanne auf einen Teller und kramte noch Brot heraus, dazu noch ein Glas Orangensaft und ein ausreichendes Frühstück war gezaubert. Mit völlig beladenen Händen machte sie sich auf den Weg zu den Tischen, als die Tür aufging. Niemand anderes kam herein als Ben. Er schien als einziger der Piraten ein Frühaufsteher zu sein, er sah nicht einmal fertig oder kaputt aus. Aber was sollte man auch erwarten, wenn er eh kaum einen Tropfen Alkohol trank. Dabei fiel ihr ein, dass sie Shanks mal fragen könnte, wie die Beiden überhaupt zueinander gefunden hatten. Sie lächelte ihn an „Guten Morgen, wenn du möchtest, es ist noch etwas in der Pfanne“ und bewegte ihren Kopf in Richtung Herd. „Guten Morgen, danke“ und ein Nicken bekam sie als Antwort. Vom Tisch aus sah sie ihm dabei zu, wie er sich ebenfalls etwas von dem Rührei nahm. Zufrieden lächelte sie und begann ihr Frühstück zu essen. Als er sich setzte, sah sie zu ihm, das Lächeln lag immer noch auf ihren Lippen „Guten Appetit“, er nickte wieder mal und aß in Ruhe. Sie beobachtete ihn eine kurze Zeit lang, um zu erkennen, wie es ihm denn schmecken würde, aber er verzog keine Miene. Das würde doch zumindest heißen, dass es nicht abscheulich war, oder? Stumm saßen die Piraten zusammen am Tisch und aßen im Stillen. Nachdem sie beide fertig waren, erhob sich Lio und stellte die Teller zusammen. „Es hat wirklich sehr gut geschmeckt“, sagte er und zufrieden nickte das Mädchen. Sie stellte das Geschirr in die Spüle und begann zu spülen. Er saß noch immer auf seinem Platz und zündete sich eine Zigarette an. Bei dem Gestank verzog Lio die Miene, der Geruch von Zigaretten und all dem Kram missfiel ihr mehr als nur ein wenig, doch sie kannte es ja schließlich nicht anders von ihren Kameraden auf der Moby. Als er ihre Miene sah, musste er schmunzeln, sogar ein einzelner Lacher war zu hören. Fragend blickte sie zu ihm, „Du bist ihr wirklich sehr ähnlich“, sagte er dann und für einen kurzen Moment wusste sie nicht, wen er meinte. Doch sie verstand schnell, dass er von ihrer Mutter gesprochen hatte. „Sie mochte es genauso wenig, wenn ich immer eine geraucht habe“, erklärte er und atmete den Qualm aus. „Zurecht“, antwortete Lio und wollte gerade erklären, was es alles für Nachteile mit sich ziehen würde, wenn man denn rauchte. Doch er kam ihr zuvor: „Immer wieder hat sie versucht mich davon abzuhalten. Sie meinte, dass es ungesund wäre“ sie sah dieses Lächeln auf seinen Lippen, er schien wohl gerade in alten Erinnerungen zu schwelgen. Wieder setzte sie an: „Da hat sie auch vollkommen recht“, „Das bestreite ich auch gar nicht. Aber wir sind Piraten, das Leben ist gefährlich genug, da wird das bisschen Rauchen keinen großen Unterschied machen“, sie wollte wieder etwas darauf erwidern, blieb aber stumm. Dass es nur ein 'bisschen Rauchen' war, traf ja schon mal gar nicht zu. Bisher hatte sie niemanden kennengelernt, der mehr am Tag rauchte als er, aber mal davon ab. In gewisser Weise hatte er schon recht. Sie waren Piraten, das Leben war gefährlich genug, wieso sollte man sich dann noch um diese 'kleine' Schadensquelle kümmern? Soviel würde das nun nicht mehr ausmachen. Fertig gespült, verabschiedete sie sich von ihm und verließ die Kombüse. Ihr erster Weg führte sie in ihre Kajüte zurück, um ihr Schwert zu holen. Schon kurz vorher auf dem Gang spürte sie dieses ruhig gleichmäßige Pulsieren vom Tsuji. Sie hatte immer noch nicht ganz gefasst, dass dieses Schwert nun ihres war, dass es sie für die nächste Zeit begleiten würde. Diese Ehre, die sie vor diesem Schwert hatte, war wirklich riesig. Die Entfernung wurde immer kleiner und sie spürte immer stärker das Verlangen, dieses Schwert in den Händen zu halten. Als sie es dann endlich an sich nahm, schien sie gleich ein wenig sicherer zu sein. Nicht nur, weil sie es zu ihrer Verteidigung nutzte, sondern auch, weil diese Aura sie beruhigte und darin bestärkte in Sicherheit zu sein. Samt Schwert verließ sie ihre Kajüte und lauschte kurz an der Tür ihres Vaters. Von innen war eindeutig ein Schnarchen zu hören, sie grinste breit bei dem Gedanken, wie er wohl im Bett liegen würde. Denn einmal hatte sie ihn vorgefunden, wie er nur halb im Bett lag, den Oberkörper halb auf dem Boden. Kopfschüttelnd machte sie sich auf den Weg zu einer der Trainingsräume. Den ganzen Vormittag hatte sie mit trainieren verbracht und sie entschloss, eine Pause einzulegen. In ihrer Kajüte legte sie das Schwert ab und genehmigte sich eine ausgiebige Dusche. Das angenehm warme Wasser entspannte ihre Muskeln und sie blieb für einige Sekunden völlig regungslos stehen. Nach ihrer Dusche zog sie sich frische Kleidung an, band sich das Schwert um und verließ die Kajüte. Vor der Tür zur Kajüte ihres Vater blieb sie stehen und klopfte, sie erhielt allerdings keine Antwort. Kurz lugte sie in das Zimmer hinein und erkannte, dass es leer war. Er musste also inzwischen aufgestanden sein. Der Weg führte sie in die Kombüse, wo mittlerweile wohl das Mittagessen angerichtet werden sollte. Dort fand sie auch einen großen Teil der Crew wieder. Manche von ihnen schienen schon völlig wach zu sein, bei anderen tendierte man eher dazu, dass sie vor wenigen Sekunden aus dem Bett gefallen waren. Als der Rothaarige sie erblickte, winkte er sie zu sich. „Guten Morgen! Wo warst du denn?“ fragte er sie und klopfte auf den Platz neben sich. Sie zog die Augenbrauen hoch „Guten Morgen? Es ist schon halb eins“, wies sie ihn darauf hin und setzte sich neben ihn. „Ja, okay. Aber sag, wo warst du?“, „Ich war trainieren“, erklärte sie ihm und er nickte. „Wie lange bist du denn schon wach?“, fragte er schließlich und Lio musste kurz zurückrechnen „Bin nicht sicher, vielleicht so vier oder fünf Stunden?“, mit großen Augen schaute er seine Tochter an. „Schon solange?“, „Von nichts kommt nichts“, ergänzte sie und er grinste breit. „Na das nenn ich mal meine Tochter! Fleißig wie eh und je“, sie lächelte zurück und lehnte sich an die Rückseite der Sitzbank. Von überall war Gebrabbel zu hören, doch war es noch nicht so, dass man sagen würde, dass es nervte. Teller wurden vor ihr auf den Tisch abgestellt und sie bedankte sich mit einem Lächeln bei Sam. Gerade als sie einen Happen nehmen wollte, stürmte ein Pirat in die Kombüse. Völlig gehetzt stand er dort und blickte sich etwas panisch um „Marine. Vier Kriegsschiffe“, das bis eben noch permanente Gemurmel verstummte auf die Sekunde. Das Mädchen sah zu ihrem Vater, sein Blick war soviel ernster als sonst. „Was wollen sie denn?“, der Pirat an der Tür gestand „Ich weiß es nicht, aber nach einem Pläuschen sieht es nicht aus“, Shanks nickte nur und wandte sich direkt an seine Männer. „Es sind vier Stück, teilt sie untereinander auf“, zu Lio gewandt sagte er: „Geh bitte in deine Kajüte“, sie verzog die Augenbrauen und stand ebenfalls auf. „Ich bin kein kleines Kind mehr, ich hab oft genug gekämpft“, der Piratencaptain legte seine Hand auf ihre Schulter. „Wir sind hier aber in der Neuen Welt. Ich weiß nicht, was sie in Wirklichkeit wollen. Aber ich will zu jedem Preis, dass du sicher bist“, sein Blick war voller Ernst und das Mädchen sah keine Chance darin, etwas anderes auszuhandeln, doch wie ein kleines Kind verstecken, wollte sie sicherlich auch nicht. „Ich werde hier bleiben“, sagte sie und er atmete erleichtert aus, aber er verstand anscheinend falsch. „Ich werde hier auf dem Schiff bleiben, wenn sie auf das Schiff rüber kommen, will ich mitkämpfen. Ich bleibe auch in deiner Nähe“, erklärte sie und hoffte, darin einen Kompromiss zu finden. Sie musste ja nicht unbedingt mit auf eines der Kriegsschiffe und dort kämpfen, aber zumindest auf der Red Force bleiben und mitkämpfen. Er schien mit sich zu ringen, aber gab ihr dann doch sein Einverständnis „Du bleibst aber in meiner Nähe“, in seinem Gesicht war eindeutig Sorge abzulesen. Die Crew hatte sich bereits auf den Weg an Deck gemacht, viele bereiteten den Angriff vor, so auch Lio. An Deck angekommen, sah sie die gewaltigen Schiffe, die die Red Force umkreisten. Die junge Piratin konnte sich gut daran erinnern, wie sie damals selbst auf eines dieser riesigen Schiffe gelandet war. Der erste Angriff kam als Yasopp eines der Fässer auf dem gegenüberliegenden Schiff zum Explodieren brachte. Als eines der Schiffe nah genug war, sprangen einige Marinesoldaten auf die Red Force und rannten auf alle möglichen Gegner zu. Lio schaute in den ersten Sekunden nur zu und begriff langsam, was sie vorhatten. Der Großteil sprang auf das Kriegsschiff, um von dort auf die Weiteren zu kommen. „Lio!“, rief ihr Vater und sie wich gerade noch so dem Angriff eines Soldaten aus. Sie zog ihr Schwert und machte sich direkt daran, den noch recht jungen Soldaten anzugreifen. Der Kampf dauerte nur wenige Sekunden und er sackte vor ihren Füßen zu Boden. Als sie zu dem Piratenkaiser sah, konnte sie ganz klar erkennen, dass er nicht ernsthaft kämpfte. „Mädchen, pass lieber auf“, sagte ein Mann hinter ihr und sie drehte sich zu ihrem neuen Gegner. Ähnlich wie beim Ersten verlief der Kampf ziemlich kurz und auch er ging zu Boden. Sie wusste gar nicht, was ihr Vater hatte, die Marinesoldaten waren alles andere als stark und sie durfte bisher auch schon gegen stärkere kämpfen. Immer weitere Soldaten rannten auf sie zu und erhofften sich, wenigstens ein junges Mädchen wie dieses zu erledigen, doch war selbst dieses für sie zu anspruchsvoll. Eine handvoll Männer hatten sich zusammengefunden und waren auf sie zugegangen. Das erste Mal an diesem Tag war sie überfordert, ihr war es nicht möglich, sich um mehrere Gegner zu kümmern. Zwei von diesen Fünf hatte sie ausgeknockt, einen von ihnen über die Reling geschubst, doch die restlichen Beiden schienen etwas schwieriger zu werden. Einer von ihnen griff sie sehr direkt an, er hatte ziemlich viel Kraft und bewies es ihr auch. Seine Schläge wollte sie lieber nicht abbekommen. Der Andere griff eher wie sie an, schnell und präzise, doch nicht so schnell, wie sie es tat. Immer wieder konnte sie Angriffe abwehren oder ausweichen, doch um selbst einen Schlag auszuteilen, blieb keine Zeit. Die zwei Marinesoldaten hatten sie in eine Ecke gedrängt, ohne dass sie es selbst mitbekommen hätte, wäre hinter ihr nicht eine Wand gewesen, hinter der sie nicht mehr flüchten konnte. Sie sah, wie das Schwert auf sie zu sauste und blockte es mit ihrem Schwert ab, doch sie rechnete nicht damit, dass ihr zweiter Gegner zeitgleich angreifen würde. Sie sah das Schwert immer näher kommen und verspürte innerlich schon den Aufprall auf ihren Körper, doch blieb dies aus. Man hörte ein lautes „Nein!“, welches eindeutig von ihrem Vater kam. Im nächsten Moment spürte sie, wie eine starke Welle auf sie zu kam. Sie wusste nicht was es war, auch nicht woher es kam, doch sie zerrte an ihr. Sie spürte, wie ihre Arme nachließen und bemerkte eindeutig, wie ihr die Kraft verloren ging, die sie bis eben noch hatte. Ihr Bewusstsein war kurz davor sich zu verabschieden, diese Welle der reinen Kraft zerrte an ihrem Verstand und versuchte sie in die Dunkelheit zu drücken, doch hielt sie mental mit sämtlicher Kraft diesem Druck stand. Nur ihr Körper schien wie gelähmt zu sein. Als sie aufblickte, sah sie die beiden Marinesoldaten, die ihre Schwerter fallengelassen hatten und bewusstlos zu Boden sanken. Völlig benommen sah sie die Beiden an und verstand nicht, was passiert war, dass sie aus dem Nichts heraus k.o. gingen. Lio versuchte aufzustehen, doch war sie nicht in der Lage dazu. Ihr ganzer Körper schien wie betäubt zu sein, sie rührte sich kein Stück. Keine fünf Meter entfernt von ihr, sah sie den Rothaarigen, wie er wütend und entsetzt zugleich in ihre Richtung schaute. Er trat schnellen Schrittes zu ihr und vergewisserte sich, dass die Zwei außer Gefecht gesetzt wurden. Seine Gesichtszüge lockerten sich, als er feststellte, dass es seiner Tochter gut ging und ihr nichts passiert war. Er reichte ihr eine Hand, doch sie war nicht dazu in der Lage, die ihre ihm entgegen zu strecken. Sie sah verzweifelt zu ihrem Vater auf, der wohl zu verstehen schien. Er beugte sich zu ihr herab, hob sie vorsichtig hoch und legte sie über seine Schulter. Kopfüber hing sie wieder mal über seine Schulter gelegt, ihr Kopf brummte und sie schien immer noch völlig entkräftet zu sein. Erklären woher dieses Gefühl kam, konnte sie allerdings nicht. Dafür erkannte sie, dass der Kampf so gut wie zu Ende war. Die Kriegsschiffe waren beinahe vollständig zerstört. Unter Deck erkannte sie den Weg zu ihrer Kajüte. Dort angekommen, legte er sie in ihr Bett und schaute sie mit einem sanften Lächeln an. „Tut mir wirklich leid, aber du warst einfach zu weit weg“, müde und fragend sah sie ihn an „Was meinst du?“, er setzte sich auf die Bettkante und strich ihr das Haare hinters Ohr. „Ich bin wirklich erstaunt, dass du immer noch bei Bewusstsein bist“, sagte er und ignorierte somit ihre Frage. Sie schloss die Augen und fühlte sich tatsächlich sehr schläfrig, doch sie verstand nicht. „Was war das eben?“ fragte sie und schaute ihn wieder mit müden Augen an. Er schüttelte nur den Kopf und lächelte „Das erkläre ich dir, wenn du ein wenig geschlafen hast.“ Nach dem Kampf hatte er seine Tochter in ihre Kajüte gebracht und war wieder an Deck getreten. Er fragte sich, was die Marine überhaupt von ihm wollte. Sie mussten doch wissen, dass er einer der Vier Kaiser und somit auch für die Neue Welt verantwortlich war. Warum hatten sie versucht ihn anzugreifen und dann auch nur mit vier Kriegsschiffen? Shanks stand an der Reling und blickte auf das Meer hinaus. Das Wetter schien sich wieder zu verschlechtern, der Himmel verdüsterte sich immer stärker und sicherlich würden sie gleich wieder in einen Sturm geraten. Sein Vize trat zu ihm „Vielleicht waren sie wegen ihr hier“, äußerte er seine Überlegung. Fragend wurde er von seinem Captain angeschaut, Shanks schien wohl nicht ganz verstanden zu haben, was Ben meinte. Dieser zündete sich eine Zigarette an und erklärte seinen Gedanken: „Vielleicht hat man ihnen einen Hinweis gegeben und sie wollten dem Gerücht nachgehen“, Shanks' Augen weiteten sich ein wenig, endlich begriff er. „Du meinst, sie waren nur wegen Lio hier?“, ein Nicken von seinem Vizen folgte „Warum sollten sie sonst nur mit vier Schiffen angreifen?“, der Rothaarige blickte in den Himmel hinauf, als ein Tropfen auf sein Gesicht fiel. Er musste dieser Sache umgehend nachgehen. „Ich werde Mihawk anrufen“ sagte der Kaiser und machte sich auf den Weg in den Besprechungsraum. „Mihawk“, begann Shanks ernst und erhielt zur Antwort „Rotschopf, was verschafft mir die Ehre wieder einmal von dir belästigt zu werden?“, der Rothaarige ignorierte diesen nicht ernstzunehmenden Groll. „Weiß die Marine etwas?“, fragte er frei heraus und hoffte eine Antwort zu erhalten. „Die Marine weiß ziemlich viel, du musst schon spezifischer werden“, sagte der Samurai, obwohl er wusste worauf der Andere hinaus wollte. „Im Bezug auf Lio“, hängte Shanks dran und erläuterte: „Wir wurden eben angegriffen. Es waren vier Kriegsschiffe. Ich sehe aber keinen Sinn dahinter“, Mihawk nickte. Also hatte die Marine sich vorgenommen, diesem Gerücht nachzugehen. Ob der Rothaar wohl schlau genug gewesen war, um sein Kind unter Deck zu behalten? „Haben sie sie gesehen?“, fragte Falkenauge und erhielt ein kurzes „Ja“, der Kaiser war wohl nicht schlau genug. „Dann haben sie jetzt wohl die Bestätigung dafür, dass sie lebt“, stockend sagte der Rothaarige: „Das ist .. gar nicht gut“, er erhielt von dem Samurai ein gleichgültiges „War es das?“, völlig in Gedanken versunken, sagte Shanks: „Ja.. danke“ und die Verbindung zwischen beiden wurde getrennt. Wieso war er nur so unbedacht an diese Situation ran gegangen? Er hätte Lio unter Deck schicken müssen, nun wusste die Marine, dass sie am Leben und bei ihm war. Es war später Abend, als Lio endlich aus ihrem Schlaf erwachte. Sie fühlte sich völlig gerädert und verstand einfach nicht, woher dies kam. Durch das Training am Morgen konnte es sicherlich nicht sein. Ganz langsam stand sie auf und blickte verschlafen in einen Spiegel. Ihr Gegenüber rieb sich müde die Augen und versuchte die Haare ein wenig zu bändigen. Das Mädchen entschied sich ihren Vater aufzusuchen, sie wollte unbedingt wissen, was das vorhin war. Ein Blick zur Uhr genügte, um die Bestätigung zu bekommen, dass es bereits später Abend war. Sicherlich waren die Meisten an Deck und tranken in den Abend hinein. Sie machte sich vorerst auf den Weg in die Kombüse, eventuell würde sie dort jemanden antreffen. Kaum hatte sie einen Schritt aus ihrer Kajüte getan, schaukelte das Schiff ziemlich stark zu den Seiten, sie waren also wieder in einem Sturm. Langsam ging sie zur Kombüse und trat ein, kaum einer war noch dort, sie beschloss an Deck zu gehen und dort ihren Vater zu suchen. Ihr kam ein starker Wind entgegen und sie entschloss sich, doch lieber wieder unter Deck zu suchen. Sie klapperte einige Räume ab, in denen sie dachte, ihren Vater zu finden, doch war er wie vom Erdboden verschluckt. Als sie in einem der Gemeinschaftsräume Ben sah, sprach sie ihn darauf an: „Weißt du wo Shanks ist?“, doch auch dieser wusste darauf keine Antwort. Das Mädchen nickte nur und machte sich auf den Weg in ihre Kajüte. Spätestens morgen würde sie ihn fragen, was es mit diesem Ereignis auf sich hatte. Schon im Gang zu ihrer Kajüte hörte sie ein Fluchen, welches eindeutig aus dem Zimmer ihres Vaters kam. Die Tür dazu war einen winzigen Spalt geöffnet und sie lugte hinein. „Papa?“, fragte sie und der Mann drehte sich zu ihr. Er lächelte, doch sie wusste, dass er ihr irgendetwas verbergen wollte. Was war passiert? „Wie geht es dir, ist alles wieder in Ordnung?“, Lio nickte nur und kam näher zu ihm. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie misstrauisch und sah genau, wie er versuchte, etwas herunter zu spielen. „Wirklich alles super. Setz dich doch“, sagte er und wies sie auf einen der beiden Sessel. Sie erwiderte nichts auf seine Worte, wusste doch, dass etwas nicht stimmte. Aber wenn er es nicht sagen wollte, dann war das eben so. Sie setzten sich und Shanks begann wieder zu sprechen: „Du wolltest doch wissen, was das vorhin war, nicht?“, etwas neugieriger nickte sie. „Einige bezeichnen es als pure Willenskraft, wieder andere sagen dazu Mantra. Es ist die Kraft, den gegnerischen Willen zu überwältigen, man nennt es auch Haki“, er gab ihr einen Moment Zeit zu verstehen und sie zog fragend eine Augenbraue hoch, „Haki?“ wiederholte sie das Wort und bat um weitere Erklärungen. Shanks lächelte und begann zu erklären: „Es gibt drei unterschiedliche Formen des Haki. Da wäre zum einen das Observationshaki Kenbunshouku, es dient dazu, Angriffe im Voraus zu erahnen und ihnen auszuweichen. Es ist wirklich sehr praktisch, denn..“, sie unterbrach ihn völlig hysterisch: „Man kann damit Angriff im Voraus sehen?!“, ihr Vater nickte nur und wollte weiter erklären, doch sprach sie weiter. „Deswegen konntest du auch in unserem Kampf immer ausweichen! Wie unfair“, schmollte sie gegen Ende hin. Es erschien ihr nicht gerade gerecht, dass er jeden ihrer Angriffe so exakt vorausplanen konnte. „Oh stimmt, das ist ein sehr gutes Beispiel“ grinste er breit, „Ach und man kann damit auch die Anwesenheit von anderen Menschen spüren“, ergänzte er. „Dann gibt es noch das Rüstungshaki oder auch Busoushoku genannt.“, „Bu – was?“ fragte Lio, „Busoushoku, aber das musst du dir nicht zwingend merken. Man kann damit seinen Angriff und auch seine Verteidigung verstärken. Außerdem kann man mit dieser Kraft auch Teufelsfruchtnutzer angreifen“, sie zog die Augenbrauen hoch „Kann man doch auch so“, Shanks nickte wieder und erklärte: „Man kann ja, aber nicht allen Gegnern kann man schaden. Ein Beispiel: Ein alter Freund von mir hat eine Teufelsfrucht gegessen, mit der er sämtliche Körperteile trennen kann. Demnach könnte also ein Schwertkämpfer ihm keinen Schaden zufügen, nicht? Mit Haki würde das schon gehen“, „Er kann sämtliche Körperteile trennen..?“, ihr Vater nickte. „Egal was man versucht, ein einfacher Schnitt mit einer Klinge würde nichts anrichten, mit Haki schon. Ich werde dir morgen auch noch ein Beispiel zeigen“, lächelte er. „Und was war das für ein Haki, was du vorhin angewendet hast?“, „Man nennt es das Königshaki, auch Haoushoku. Nur einer unter Millionen trägt diese Kraft in sich. Es wird eine derart intensive Aura freigesetzt, dass Gegner mit einer mentalen Schwäche dieser nicht standhalten können und bewusstlos werden“, wieder ließ er ihr etwas Zeit um zu verstehen. „Deswegen habe ich mich so schwach gefühlt“, „Ja, aber du konntest dieser Aura standhalten“, sie grübelte im Stummen und sagte eine gewisse Zeit lang nichts. „Kann man Haki erlernen?“, sprudelte die Frage neugierig aus sie heraus und wartete gespannt auf die Antwort. „Die ersten Beiden kannst du lernen, das Königshaki hat man oder eben nicht“, Lio grinste „Bringst du es mir bei?“, sie strahlte ihn an. Die Vorstellung Angriffe voraussehen zu können, gefiel ihr schon ziemlich sehr. Verlegen kratzte sich Shanks am Hinterkopf „Weißt du Lio, das ist nicht so leicht“, sie sah ihn mit einem Hundeblick an. „Das hab ich mir ja schon gedacht, aber du könntest es doch probieren.. oder?“ mit ganzer Kraft versuchte sie ihn dazu zubringen, es ihr zu zeigen. Der Rothaarige gab sich geschlagen „Wir können es versuchen, aber erhoffe dir nicht zu viel. Ich weiß nicht, ob die Zeit dafür reicht“, sie grinste breit und sprang vom Sessel auf. Sie warf sich ihrem Vater auf den Schoß und umarmte ihn überschwänglich „Danke!“ rief sie froh. Auch Shanks musste lächeln und drückte sein Kind an sich. Er zweifelte nicht daran, dass sie es nicht schaffen könnte, aber in den paar Monaten? Versuchen sollten sie es aber, da hatte sie schon recht und wenn sie glücklich war, war er es auch. Kapitel 30: Lio, die Rote ------------------------- Lio, die Rote Marinehauptquartier, früh morgens: Ein junger Marinesoldat hetzte durch die Gänge des Marinehauptquartiers, in seinen Händen hielt er einen verschlossenen Briefumschlag, welcher umgehend zum Großadmiral Sengoku musste. Schwer atmend blieb er vor dem Büro des Großadmirals stehen und schnappte nach Luft. Er klopfte und trat nach einem lauten „Herein“ ein. Das Oberhaupt der Marine saß hinter seinem Schreibtisch und hatte einen Berg an Zetteln vor sich liegen. Ein Blick zur Seite verriet dem Soldaten, dass auch Vizeadmiral Garp anwesend war. Der Großadmiral sah zu dem jungen Maat, der immer noch nach Luft rang. „Was gibt es?“, fragte Sengoku und sah auf den Briefumschlag in den Händen des Jungen. „Das ist gerade reingekommen“, sagte er, trat zum Tisch vor und übergab den Umschlag. Misstrauisch sah der Großadmiral auf den braunen Umschlag, weitere schlechte Neuigkeiten konnte er nicht gebrauchen. „Das kam vor wenigen Minuten aus der Neuen Welt“, der Soldat trat zurück und wartete auf weitere Anweisungen. „Vielen Dank, sie können gehen“, schickte Sengoku den Jungen weg und sah weiterhin auf den Umschlag. „Vom Anstarren wirst du nicht wissen, was drin steht“, sagte Garp und futterte genüsslich weiter seine Cracker. „Hast du nicht irgendwelche Soldaten zu trainieren?“, gab der Großadmiral patzig von sich und hoffte, der Monkey D. würde verschwinden. „Wir wollten doch Tee trinken, du erinnerst dich?“, er hob eine Packung Grünen Tee hoch. Sengoku schaute ihn wütend an und versuchte sich wieder zu beruhigen. Er öffnete den Briefumschlag und zog zwei Zettel heraus. Auf dem einen davon sah man das Gesicht eines jungen Mädchens, ihre Haare waren feuerrot. Auf dem zweiten Zettel standen wenige Worte: Neue Welt, auf dem Schiff des Roten Shanks, beherrscht den Schwertkampf, Name des Mädchens Lio – höchstwahrscheinlich seine verstorben gedachte Tochter. Wie vom Schlag getroffen, starrte Sengoku das rothaarige Mädchen an. Er konnte sich gut daran erinnern, wie dieses Thema vor wenigen Jahren aufgegriffen wurde. Man hatte das Mädchen sogar in Gewahrsam genommen, doch wurde das Schiff angegriffen und man dachte, sie wäre dabei ebenso umgekommen, wie der Rest der Crew, die für ihren Transport zuständig war. Doch wie es schien, hatte man sie verschont gelassen und sie war noch immer am Leben. Wie es aussah, war sie wieder bei ihrem Vater und lebte als Piratin. Wütend starrte er das Mädchen an. „Was guckst du denn so, huh?“, fragte Garp und erhob sich von dem Sessel, er trat näher und nahm sich das Bild des Mädchens zur Hand. Sein Blick wurde ebenfalls wütend „Was denkt dieser Rotschopf sich eigentlich? Er bringt ein Kind auf die Welt und erzieht es zum Piraten? Meinem Enkel hat er auch diese Flausen in den Kopf gesetzt“, Sengoku lehnte sich zurück und rieb sich die Schläfen. Er wies Garp daraufhin sich auf den Stuhl gegenüber zu setzen. „Ich kann es nicht fassen, dass sie Piratin geworden ist. Wir müssen ein Kopfgeld auf sie setzen, allein schon weil der Rote ihr Vater ist“, der Vizeadmiral schien sich immer noch nicht beruhigt zu haben. „Erst Ruffy und dann auch noch sein eigenes Kind, welches er sogar an Bord hat“. kopfschüttelnd erhob er sich vom Stuhl und trat zurück zum Sessel, um sich seine Cracker zu holen – Nervennahrung. „Ich denke ein Kopfgeld von 37 Millionen Berry sollte für den Anfang reichen. Wir wissen nicht, wie gut sie kämpfen kann, aber allein dass sie seine Tochter ist reicht“, erklärte Sengoku und sein Gegenüber nickte. Der Großadmiral schrieb ein paar Worte auf das Bild des Mädchens und rief mit seiner Teleschnecke einen Soldaten zu sich. Als dieser in das Büro eintrat, übergab Sengoku ihm das Bild und schickte ihn mit den Worten „Das soll noch morgen in den Zeitungen sein“ raus. Er setzte sich wieder „Noch sollte keine Gefahr von ihr ausgehen, doch wenn sie mit ihm trainiert, wird es wahrscheinlich wieder mehr Unruhen geben.“ Red Force, früh morgens: Den Abend zuvor hatte Lio von ihrem Vater die Zustimmung bekommen, gemeinsam das Haki zu erlernen und nun saßen sie beide an Deck der Red Force und er versuchte ihr seit mehreren Stunden etwas beizubringen. Bisher hatte noch nichts geklappt, doch das war dem Piratenkaiser klar, dem Mädchen eher weniger. Sie wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber dass es so schwer war, hatte sie nicht erwartet. Lio saß auf dem Boden mit verbunden Augen, ihr Vater stand wenige Meter von ihr entfernt und bewarf sie mit kleinen Bällen. Der Sinn war es, diesen Bällen nur durch Haki auszuweichen, doch hatte sie es bisher kein einziges Mal geschafft oder aber es war nur Zufall, denn erahnt hatte sie es nicht. Immer wieder bekam sie die Bälle ab, es schmerzte nicht, aber es ärgerte sie trotzdem sehr. Wieder bekam sie einen Ball gegen den Kopf und schmollte, sie zog die Augenbinde hoch und schaute ihren Vater an „Das funktioniert einfach nicht“, sagte sie geknickt und wollte aufstehen. Doch Shanks trat zu ihr, drückte sie wieder zu Boden und verband ihr die Augen erneut. „Hab Geduld“ sagte er und begann von neuem sie zu bewerfen. Fast jeder Wurf war ein Treffer und er hörte eindeutig das Seufzen seiner Tochter. „Lio, du musst dich wirklich nur darauf fokussieren. Konzentriere dich, was spürst du gerade alles?“, sie schwieg und atmete gleichmäßig ein und aus. Sie blendete ihren Körper völlig aus und versank in ihren Gedanken. Ganz eindeutig spürte sie die Anwesenheit ihres Vaters und auch die der anderen Männer. Nur konnte sie die der Anderen noch nicht unterscheiden und definieren, wer gerade mit anwesend war. Shanks hob einen Ball hoch und wartete auf eine Antwort seiner Tochter. „Ich spüre, dass hier Menschen anwesend sind. Deine Präsenz spüre ich ganz deutlich“, sagte sie und zufrieden lächelte er. „Pass gut auf Lio“, sagte er und holte zum Wurf aus. Als er den Satz gesagt hatte, vernahm Lio in Gedanken die Bewegung ihres Vaters und sah trotz der verbundenen Augen, wie ihr Vater warf. Sie konnte genau erkennen, wohin er gezielt hatte und sie wich aus. Kurz nachdem sie ihren Kopf zur Seite bewegt hatte, spürte sie einen Windzug an ihrem Ohr vorbei sausen, danach war der Aufprall des Balls auf dem Boden zu hören. Sie weitete ihre Augen und riss die Augenbinde herunter. „Ich hab das gesehen! Ich hab das wirklich echt bewusst gesehen!“, rief sie und freute sich wie ein kleines Kind, welches die ersten Schritte getan hatte. Shanks grinste breit „Ja, das hast du wirklich. Ich bin stolz auf dich“, sagte er und drückte sie. „Ich glaub's nicht! Ich hab's echt geschafft!“, rief sie freudig und hüpfte geradezu auf und ab. Der Rothaarige sammelte die Bälle wieder ein und fragte „Wie wäre es jetzt mit ein paar weiteren Würfen? Nur um zu schauen, ob es denn Glück war.“ Lio nickte und setzte sich wieder auf den Boden. Mit Augen verbunden, versuchte sie sich wieder völlig auf ihren Vater zu konzentrieren. Ganz oft schaffte sie es, dem Ball auszuweichen, einige Mal bekam sie ihn doch ab, aber es störte sie nicht, denn sie hatte zumindest den Grundstein gelegt. Moby Dick, spät nachmittags: Marco saß gerade an Deck des Schiffes auf der Reling und blickte auf das Meer hinaus. Den ganzen Tag hatte er mit seiner Division verbracht, doch irgendwie fehlte ihm die Kleine. Kaum zu glauben, so oft wie die Beiden sich in der Wolle hatten. Aber ja, er vermisste ihre niedlich chaotische Art, sie brachte immer gute Laune rein. Sein Blick ging gen Himmel und er sah eine Zeitungsmöwe auf ihn hinabfliegen. Sie setzte sich neben ihn auf die Reling, er nahm ihr die Zeitung ab und legte etwas Geld in ihre Tasche. Sie verschwand wieder und Marco begann in der Zeitung zu blättern. Oft gab es nichts großartig Interessantes, aber vielleicht war ja heute etwas dabei. Auf der Titelseite prangte ein großes Bild eines neuen Rookies, der dabei war, die Grandline unsicher zu machen. Der Blonde blätterte weiter durch und erkannte eine neue Ansammlung an Steckbriefen. Auch diese überflog er flüchtig, doch er stockte, als er ein ihm bekanntes Gesicht sah. Mit großen Augen schaute er das darauf abgebildete Mädchen an und wusste gar nicht, was er dazu sagen sollte. Ein Teil der Crew hatte Marcos Gesichtsausdruck gesehen und einer von ihnen fragte „Was ist denn? Hab ich inzwischen ein höheres Kopfgeld als du?“, die Männer lachten, doch der Blonde blieb stumm. Thatch war gerade erst an Deck getreten und hörte das Gelächter der Männer, er sah zu dem Blonden, der auf der Reling saß und eine Zeitung mit Steckbriefen in den Händen hielt. „Oih, Marco. Alles gut?“, doch der erste Kommandant antwortete nicht. Der Brünette nahm ihm die Steckbriefe ab und stockte selbst, als er das Bild des Mädchens sah. „Das ist doch Lio..“, sagte er und beim der Erwähnen ihres Namens, verstummten die Männer. „Lio?“, fragten sie und traten nun ebenfalls zu den Beiden. Jeder von ihnen wollte einen Blick darauf werfen und der Steckbrief machte seine Runde. Whitebeard hatte die Unruhe schon früh mitbekommen, wollte seinen Kindern aber die Chance geben, sich selbst wieder zu beruhigen, doch auch er war neugierig darauf, was wohl mit seiner Jüngsten war, wenn sie denn in der Zeitung stand. Er erhob sich von seinem Thron und nahm das Stück Papier aus den Händen seines Sohnes. Er setzte sich wieder und starrte den Steckbrief des Mädchens ans. „Gurarara!“ hallte sein Lachen über das ganze Deck. „Lio, die Rote! Gurarara!“, er konnte gar nicht fassen, was die Marine sich dabei dachte, ihr diesen Beinamen zu geben. „Ein Kopfgeld von 37 Millionen Berry. Heute wird gefeiert! Auf das erste Kopfgeld unserer Lio!“, grölte der alte Hüne und seine Crew grölte zurück. Das erste Kopfgeld gehörte zu den feierwürdigsten Ereignissen in dem Leben eines Piraten. Dass sie für den Anfang solch eins bekam, freute natürlich jeden. Red Force, spät abends: Die Crew saß in der Kombüse und aß zu Abend, es wurde viel gesprochen, denn bald würden sie die nächste Insel erreichen. Lio und Shanks hatten noch bis vor wenigen Minuten an Deck gesessen und ihr Haki trainiert. Einige Mal hatte sie es bewusst wirklich geschafft, seinen Wurf zu erahnen und sie war unglaublich stolz auf sich. Jemand platzte in die Kombüse und alle verstummten, sie dachten, dass es eventuell wieder einen möglichen Angriff geben würde. Doch der Pirat hielt eine Zeitung in seinen Händen „Leute!“, sagte er und fuchtelte mit der Zeitung herum. „Seht euch das an“, sprach er weiter, blätterte darin herum und blieb bei den Steckbriefen hängen. Er hielt der Crew den Steckbrief des Mädchens hoch und als sie erkannten, zu wem dieser gehörte, grölten die Männer. Nur das Mädchen schien nicht zu verstehen, sie stand auf, trat näher und nahm ihm den Steckbrief ab. Auf dem sah sie ihr eigenes Gesicht, welches leicht grimmig schaute. Darunter stand: DEAD OR ALIVE – LIO – 37.000.000 Berry. Ihr Beiname war „die Rote“ und ungläubig sah sie von der Summe zu dem Bild, das war eindeutig sie. Mit dem Steckbrief setzte sie sich wieder und ihr Vater nahm ihr den Zettel aus der Hand. Die Anderen gratulierten ihr „Wirklich ein schönes Sümmchen für den Anfang!“, „Glückwunsch Kleines“, nur ihr Vater hatte noch nichts dazu gesagt. Er wusste jetzt, was die Marine mit dem Angriff wollte. Sie wollten wissen, ob sie am Leben und bei ihm war. Sie hatten die Gelegenheit genutzt und ein Bild von ihr gemacht, nun wusste die ganze Welt, dass er eine Tochter hatte und jeder könnte dies zu seinem Vorteil machen. Dennoch versuchte er das Positive darin zu sehen. Er grinste seine Tochter breit an „Jetzt bist du auch eine Rote“, sie grummelte „Die können sich auch nichts besseres einfallen lassen, oder?“, er klopfte ihr auf den Rücken. „Ist doch egal, das ist dein erstes Kopfgeld, wir feiern das!“ rief er laut und alle Männer grölten. „Auf Lio!“ ~*~ Die Zeit bei den Rothaarpiraten verstrich unglaublich schnell und niemand wollte so wirklich, dass Lio die Bande wieder verlassen würde. Sie selbst hatte sich unglaublich viele Gedanken darüber gemacht, aber es war eindeutig, sie wollte zurück zu ihrer Crew. Die Monate verstrichen und es waren nur noch zwei Monate, die sie wie vereinbart bei Shanks verbringen würde. Auch dem Rothaar missfiel der Gedanke, dass sie wieder gehen würde. Beide wollten sich nicht trennen, hatten doch so vieles erlebt und verstanden sich so gut. Aber sie beide wussten, dass sie zurück wollte. In diesen zehn Monaten, die sie nun bei ihrem Vater verbrachte, hatte sie ihn kennengelernt, ihn in ihr Herz geschlossen. Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich so gut mit ihm verstehen würde, zumal sie ihn doch zu Anfang hasste. Umso glücklicher waren sie, als sie endlich Zeit miteinander verbrachten. Ebenso hatte Shanks immer mit ihr trainiert und ihr noch weitergeholfen, was den Schwertkampf und auch was das Haki anging. Sie beherrschte es nicht ansatzweise so gut, wie es möglich wäre, doch würde sie hart daran arbeiten, um einmal mindestens so gut zu sein, wie ihr Vater es war. Die meisten Angriffe konnte sie nun hervor sehen und Angriffe mit dem Rüstungshaki verstärken, doch klappte es nicht immer und auch nicht so, wie sie es gerne hätte. Momentan befanden sie sich auf einer Winterinsel Nubieve, auch diese Insel gehörte in das Schutzgebiet der Rothaarpiraten. Obwohl es dort jeden Tag ununterbrochen schneite, freute sich das Mädchen darauf, wieder einmal Schnee zu sehen. Schon vor Jahren, als sie das erste Mal welchen gesehen hatte, war sie ganz fasziniert davon. Es war Nachmittag auf Nubieve und Lio saß in einer gemütlichen Bar. Durch die Uhrzeit war kaum ein Gast anwesend. Das Mädchen hatte sich in die zweite Etage begeben und eine Teleschnecke ausgepackt. Sie wollte sich erkundigen, wo die Piraten sich zurzeit befanden. „Hallo?“, hörte sie die Stimme ihres Kommandanten. „Hey Marco“, sagte sie und lächelte die Teleschnecke an, auch diese begann ein wenig zu lächeln. „Lio, schön dich wieder zu hören“, erwiderte er, sie hatten sich nun einige Wochen nicht gesprochen, da sie immer anriefen, wenn der Andere gerade keine Zeit hatte. „Ich wollte fragen, wo ihr gerade seid“, brachte das Mädchen es direkt auf den Punkt. „Nun, wir sind auf dem Weg zur ersten Hälfte“, erklärte er ihr und sie sah die Teleschnecke irritiert an. „Was? Wieso?“, „Ein neuer Rookie will Vater herausfordern“, nun zog sie die Augenbrauen zusammen „Wieso fahrt ihr dann zu ihm?“ „Wir wollten uns nur mit Jimbei treffen“, erklärte Marco und sagte dann: „In zwei Monaten wolltest du zurück oder?“, „Ja“ sie nickte. „Wir müssten dann noch auf der Grandline sein, der Rote würde dich bestimmt auch dort hinbringen, nicht?“ Die Rothaarige dachte darüber nach, aber ihr Vater hätte sicherlich kein Problem damit. „Es kann aber sein, dass es dann etwas länger dauert“, „Das sollte kein Problem sein, ich werde Vater Bescheid geben, ihr müsstest auch noch meine Vivre-Card haben“, sagte er und wieder nickte Lio „Stimmt, ja“, „Wir tauchen gleich ab, grüß den Roten von mir, ja?“, Lio lächelte. „Mach ich und grüß du die Prinzen und die Prinzessin von mir. Sag ihnen, dass es mir leid tut und ich sie bald besuchen komme!“, Marco stimmte zu und die Verbindung trennte sich. Jemand kam die Treppe hinauf, es war die Wirtin, die ihr eine dampfende Tasse auf den Tisch stellte. „Möchtest du etwas essen?“, fragte sie freundlich, doch die Piratin lehnte ab „Danke, nein“, die Frau nickte und ließ das Mädchen wieder allein. Lio lehnte sich zurück und schlürfte behutsam an der heißen Schokolade. Sie dachte an das Gespräch, jemand wollte Whitebeard herausfordern? Was dachte er, wer er war, dass er den mächtigsten Piraten auf dem Meer herausfordern wollte? Kopfschüttelnd schloss sie die Augen. Die Tage auf Nubieve waren sehr ruhig, jeden Abend verbrachten sie in der Bar vor einem Kamin. Lio musste ihren Vater noch darauf ansprechen, dass sie zur Grandline mussten, wenn er sie wieder zu Whitebeard bringen wollte, doch sie fand keinen passenden Moment dafür. Müde saß das Mädchen im Sessel und drückte den Krug mit Sake fest an sich, als könne er weglaufen, wenn sie ihn nicht halten würde. Sie sah zu dem Rothaarigen, wie er gerade heftig mit Yasopp und Lou diskutierte, worum es ging, wusste sie aber nicht. „Du, Papa?“, fragte sie leise, doch schien er sie gehört zu haben, denn er kam zu ihr. „Ja?“, „Ich muss mit dir reden“, er zog die Augenbrauen hoch und sah sie fragend an. Er wusste nicht so recht, was sie ihm denn sagen wollte, aber er nickte und zog sie auf das Sofa, damit sie nebeneinander saßen und nicht jeder hören konnte, worüber sie sprachen. „Was hast du?“, fragte er und sah in ihre recht müden Augen, „Ich hab vor ein paar Tagen mit Marco gesprochen“, sagte sie ihm und lehnte ihren Kopf gegen seine rechte Schulter. „Erst mal schönen Gruß“, sagte sie und erklärte dann: „Er hat gesagt, dass sie auf den Weg zur ersten Hälfte der Grandline sind. Und ich wollte dich fragen, ob du mich auch da hinbringen würdest?“, sie sah zu ihm auf in sein Gesicht. Was er gerade wohl dachte? Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht definieren und hoffte, er würde ihr eine Antwort geben, damit sie sich keine Gedanken machen musste. „Ist kein Problem, aber das schaffen wir in zwei Monaten nicht“, sie lächelte ihn müde an. „Das ist gar kein Problem, er hat gemeint, dass es auch ruhig länger dauern kann“, Shanks grinste. Also hatte er seine Tochter noch mindestens drei Monate bei sich, wenn nicht sogar noch ein paar mehr, je nachdem, wo die Whitebeardpiraten sich befanden. „Na dann ist ja gut. Ich bespreche morgen mit den Anderen, wann wir uns auf den Weg machen“, lächelte er. Kapitel 31: Alte Freunde ------------------------ Alte Freunde Nachdem sie mit ihrem Vater gesprochen hatte, gab es einige Dinge zu klären. Hauptsächlich ging es darum, über welche Route sie fahren sollten und was alles an Vorbereitungen notwendig war. Nachdem sie alles geplant hatten, verließen sie die Winterinsel Nubieve und machten sich in Richtung erste Hälfte. Fast den ganzen Weg über, kamen ihnen keine Schiffe entgegen und so verblieb, was das anging, die Fahrt ruhig. Des Öfteren gerieten sie in einen Sturm, seien es riesige Eisbrocken, die vom Himmel fielen oder aber auch ein unbändbares Gewitter. Lio hatte sich zu dieser Zeit immer unter Deck begeben, etwas ähnliches wie vor einem Jahr wollte sie nicht noch einmal erleben. Wieder auf Lilsol stockten sie die Vorräte auf und warteten auf die Beschichtung des Schiffes. Es dauerte nicht mehr lange und sie würde wieder auf der Fischmenscheninsel sein. Sie könnte die Prinzessin und auch die Prinzen wiedersehen. Darüber freute sie sich ungemein, denn nach diesem sehr abwechslungsreichen Jahr, war sie gespannt darauf, was bei ihnen passiert war. Ob sie abends wieder in einer gemütlichen Runde saßen und über alles sprachen? Lio freute sich ungemein über diese Vorstellung. Als das gecoatete Schiff unter der Wasseroberfläche verschwand, begannen die Augen des Mädchens zu glitzern. Sie hatte es zwar schon einmal gesehen, doch es sah einfach so wunderschön aus, vor allem jetzt, wo es noch hell war. Der Weg zur Fischmenscheninsel verlief ruhiger als die Hinfahrt von der anderen Seite. Die junge Piratin hatte mit ihrem Vater gesprochen und konnte einen Aufenthalt von mehreren Tagen ausmachen, wenn nicht sogar länger. Shanks hatte natürlich nichts dagegen seine Tochter länger bei sich zu behalten, außerdem gab es auf der Insel unglaublich guten Sake. Als sie den Haupteingang passierten, konnte die Rothaarige vor all der Vorfreude nicht mehr still sitzenbleiben. Sie lief von der einen Seite zur anderen Seite des Schiffes und strahlte. Shanks sah gern, wie glücklich sie war. Sie legten an und eine kleine Gruppe an Wachen stand am Rand und wartete wohl auf sie. Lio war die Erste, die vom Schiff sprang und zu ihnen ging. Misstrauisch wurde sie von den Fischmenschen angeschaut. „Hallo!“, sagte das Mädchen übereifrig „Könntet ihr mich zu der Prinzessin und den Prinzen bringen?“ fragte sie, doch erhielt keine Antwort. Einer von ihnen meldete sich zu Wort: „Wir würden gern den Captain sprechen“, „Hier“, hörte sie die Stimme ihres Vaters hinter sich. Er war auf sie zugekommen und blieb neben seiner Tochter stehen, seine Gesichtszüge waren angespannt und die Piratin wusste nicht, weshalb die Stimmung so seltsam war. Als sie mit Whitebeard angekommen war, hatte man sie mit offenen Armen begrüßt, doch mit Shanks hatten sie wohl ein Problem. „Wie lange werdet ihr bleiben?“, fragte die Wache, „Nicht länger als zwei Wochen“, beantwortete der Piratenkaiser. Der Fischmensch schien nicht zufrieden mit dieser Antwort zu sein „Ihr wollt doch sicherlich zur ersten Hälfte. Warum bleibt ihr dann so lang?“, Lio verstand diese Unfreundlichkeit nicht, sagte aber noch nichts. „Weil wir so lange bleiben wollen“, gab der Rothaarige nur zurück. Sein Gegenüber verzog seine Augen zu Schlitzen „Das ist das Schutzgebiet von Whitebeard, vergiss das nicht, Roter“, die Gruppe verschwand und das Mädchen sah ihnen irritiert hinterher. „Nicht so freundlich, wie sie euch damals begrüßt hatten, oder?“ fragte der Piratencaptain und seine Tochter sah ihn an, er grinste inzwischen wieder. Sie nickte „Da waren sie ganz anders.. Und eigentlich wollte ich doch zu Shirahoshi und den Anderen“, sagte sie schmollend. Er legte ihr seine Hand auf die Schulter „Keine Sorge, du wirst sie sehen“, ein paar der Anderen kamen nun ebenfalls von der Red Force. „Captain, wir gehen die Vorräte besorgen“, dieser nickte und sagte: „Vergesst nicht eine Extra-Ladung Sake mitzunehmen“, das Mädchen grinste, ihr Vater dachte aber auch wirklich nur ausschließlich an Sake. „Du kennst dich hier aus, oder?“, erkundigte der Rothaarige sich und zur Antwort gab sie ein Nicken. „Dann kann ich dich ja alleinlassen. Hier, nimm“, er reichte ihr einen Beutel und eine kleine Teleschnecke. „Wenn etwas ist, ruf einfach an“, „Ja mach ich, danke“, der Mann zog sein Kind an sich. Lio hatte zwar nichts dagegen, doch machte ihr Vater das ständig. Immer wenn sie sich für eine gewisse Zeit trennten, verabschiedete er sich derart bei ihr. Er schien wohl immer noch die Angst zu haben, sie wieder verlieren zu können. Die junge Piratin machte sich währenddessen auf den Weg zum Mermaidcafe, um etwas Zeit totzuschlagen. Eine Meerjungfrau kam auf sie zu, irgendwoher kannte sie diese doch. „Willkommen im Mermaidcafe, was kann ich dir bringen?“ fragte sie höflich mit einem Lächeln. Die Piratin erwiderte das Lächeln „Überrasch mich doch bitte“, die Meerjungfrau nickte „Gern“ und verschwand wieder. Lio dachte darüber nach, woher sie diese Meerjungfrau kannte und da fiel es ihr wieder ein. Als sie mit den Prinzen bei der Meerjungfrauenbucht waren, war eine Gruppe von Meerjungfrauen zu ihnen gekommen. Eine von ihnen hatte mit Lios Gesicht Grimassen gezogen. Kopfschüttelnd lächelte die Rothaarige und sah, wie die Grünhaarige auf sie zukam. „Das ist das Angebot des Tages. Ich hoffe es schmeckt dir!“, sie stellte eine Schale und ein Glas auf den Tisch ab. Mit einem „Lass es dir schmecken“, war sie wieder verschwunden. Das Mädchen betrachtete den Inhalt der Schale. Es sah stark nach Eis aus, welches mit vielen Früchten serviert wurde, doch kannte sie keiner dieser Früchte. In dem Glas war eine Flüssigkeit, welche aus mehreren Farben bestand. Neugierig probierte sie erst von dem Einen, dann von dem Anderen. Sie schloss genießerisch die Augen und hielt sich zurück, beides nicht umgehend zu verschlingen. Nach einem Weilchen kam die Meerjungfrau wieder zu ihr zurück „Hat es geschmeckt?“, Lio nickte und grinste breit „Wirklich ausgesprochen gut“, ihre Bedienung sah sie nun etwas argwöhnisch an. Was hatte sie auf einmal? „Ich kenne dich doch“, sagte sie plötzlich und beugte sich zu ihr herab. Wie beim ersten Treffen hatte sie ihr Gesicht in die Hände genommen und einige Grimassen gezogen. „Du bist doch das Menschenmädchen“, sagte sie dann und ließ von der Rothaarigen ab. Diese rieb sich die Wangen und schaute sie etwas grimmig an. Man konnte doch nicht einfach zu wildfremden Personen gehen und mit ihrem Gesicht Unfug anstellen. „Ja, richtig“, sagte sie dann irgendwann, „Was verschlägt dich wieder hier her?“, fragte die Meerjungfrau und nahm das leere Geschirr vom Tisch. „Ich bin wieder auf dem Weg zur Grandline. Aber vorher möchte ich hier noch ein paar schöne Tage erleben“, die Grünhaarige grinste „Wenn du möchtest, können wir nach meiner Arbeit etwas zusammen unternehmen. Ich bin übrigens Kamy“ sagte sie und streckte eine Hand aus. Lio betrachtete das Tablett, welches auf einer Hand eher wacklig aussah. Dennoch ergriff sie die freie Hand der Meerjungfrau „Freut mich sehr, Lio. Und sehr gerne“, Kamy verschwand samt Tablett. Nach einer gewissen Zeit kam sie zurück „Welch ein Glück du doch hast, ich hab frei bekommen!“, grinste die Meerjungfrau und griff nach dem Arm des Mädchens. Sie stand auf und gemeinsam verließen sie das Café. „Willst du dir neue Sachen kaufen?“ fragte Kamy, doch die Andere schüttelte den Kopf. „Ich würde gern eine Runde schwimmen gehen“, antwortete die Rothaarige schließlich und sah das Grinsen der Grünhaarigen. „Na da sage ich nicht nein!“, sie umschloss Lios Kopf in einer Blase und zog sie zu einer der Wasserbahnen. Völlig verblüfft von diesem Gefühl, genoss das Mädchen es vollkommen. Sie sah aus manchen Positionen immer wieder einen Großteil der Insel und die ganzen bunten Farben, die die Insel so wunderschön machten, wie sie war. Irgendwann hatten sie die Meerjungfrauenbucht erreicht und Kamy ließ das Mädchen sachte auf den Boden ab, sie selbst sprang direkt ins Wasser. Lio entledigte sich ihres Schwertes und ihrer Kleidung. Auf der Red Force hatte sie bereits Badekleidung angezogen und endlich konnte sie dies ausnutzen. Sie sprang mit Anlauf in das Wasser und lachte, als die Meerjungfrau sich schützend entfernt hatte. Gemeinsam alberte sie ein ganzes Weilchen rum, einige Mal hielt sich das Mädchen an der Meerjungfrau fest und tauchten unter. Lio war immer wieder fasziniert davon, wie die Welt darunter aussah. Nach längerer Zeit tauchten sie auf und die Piratin stockte, als sie sah, dass noch Andere anwesend waren. Am Ufer standen niemand anderes als die Prinzen, die wohl ebenso verblüfft zu ihr schauten, wie sie es tat. Verwirrte Blickte wechselten schnell zu einem Lächeln bis zu einem Grinsen. Die Rothaarige schwamm ans Ufer und ließ Kamy zurück. Sie trat aus dem Wasser und rannte auf die Drei zu, die wohl völlig erstarrt waren. Als sie bei ihnen angekommen war, breitete sie ihre Arme aus und versuchte alle drei auf einmal zu umarmen. Endlich schienen sie sich wieder gefangen zu haben und erwiderten die Umarmung des Mädchens. Sie löste sich von ihnen und sah jeden an „Es ist so schön euch wieder zu sehen!“, sie lächelte breit. „Du hast ja keine Ahnung,“ „wie wir uns gefreut haben,“ „als wir gehört haben,“ „dass die Whitebeards da sind“, sagten die Brüder und Lios Blick huschte von einem zum Anderen. Die Art von beiden hatte sie völlig vermisst. „Und umso trauriger war es, dass du nicht dabei warst“, ergänzte Fukaboshi und sah sie mit einem Lächeln an. Sie erwiderte sein Lächeln „Aber dafür bin ich jetzt da und das auch länger, als das letzte Mal! Ich muss unbedingt noch zu Shirahoshi“, sagte sie und trat zu dem Stapel, der aus ihrer Kleidung bestand. „Lio, lässt du mich jetzt sitzen?“ Kamy sah sie gespielt schmollend an und das Mädchen erwiderte mit einem Grinsen: „Du wirst mir doch bestimmt verzeihen oder? Ich komme dich auch morgen wieder besuchen!“, auch die Grünhaarige musste grinsen „Ist gut. Bis morgen dann!“, verabschiedete sie sich und sprang in einer der Wasserbahnen. Die Piratin griff nach ihrem Schwert und band es sich um. „Seit wann bist du eigentlich da?“, fragte Fukaboshi sie und kurz überlegte die Rothaarige. „Ich würde sagen, nicht länger als fünf Stunden. Vorhin waren auch ein paar Wachen da, sie waren echt komisch“, die Brüder waren stehengeblieben „Warte. Willst du damit sagen, dass du mit dem Roten angekommen bist?“, nun blieb auch sie stehen. Irritiert sah sie zu den Prinzen „Aber klar doch, ja. Ach.. ich muss euch das ja alles noch erklären! Aber erst, wenn Shirahoshi dabei ist“, grinste sie und ging weiter. Die Brüder sahen sich nur fragend an, aber gingen ihr ohne weitere Fragen hinterher. Endlich hatten sie den Palast erreicht und einige Wachen kamen auf die kleine Gruppe zu. „Prinzen, da seid ihr ja. Dieses Mädchen gehört zu dem Roten“, sagte einer der Fischmenschen und Lio erkannte ihn wieder. Er war vorhin bei der Red Force gewesen und hatte sich darüber informiert, wie lange die Piraten denn bleiben wollten. Fukaboshi sprach: „Das wissen wir, aber sie ist unser Gast“, irritiert schaute er von dem Prinzen zu dem Mädchen, welches zwischen den anderen beiden Brüdern stand. Sie schaute ihn nicht wütend an, aber auch nicht freundlich. Sie verstand nicht, was für ein Problem er mit ihr hatte. „Ich bringe euch zu König Neptun“, sagte die Wache und die Piratin sah abwechselnd mit einem fragenden Blick zu den Brüdern. Dennoch folgten sie den Wachen und betraten den Saal. Auf dem Thron saß ein Wassermann mit orangenem Bart und einer Krone auf dem Kopf, unverkennbar König Neptun. Als dieser das Mädchen erblickte, lächelte er sie an und winkte sie zu sich. „Lio, so schön dich zu sehen!“, begrüßte er sie und sie trat mit den Prinzen vor. Gerade wollte das Mädchen etwas erwidern, doch kam ihr wieder diese Wache dazwischen „König Neptun, dieses Mädchen.. sie gehört zu dem Roten. Seid ihr euch sicher, dass von ihr keine Gefahr ausgeht?“, der Wassermann zog die Augenbrauen hoch. „Ich bin mir wirklich sicher, dass sie keine Gefahr darstellt, zumal sie doch ein Mitglied von Whitebeard ist“, ein „Oh“ verließ den Mund der Wache und er wandte sich zu Lio „Dann tut mir dieses Missverständnis aufrichtig leid“, „Ach, schon in Ordnung“, grinste sie. Die Gruppe an Wachen trat zurück und die Rothaarige schaute zu Neptun, welcher mit seinen Beratern sprach. Einer von ihnen kam zu ihr „Das soll ich dir von Marco geben“, sagte er und übergab ihr ein kleines Päckchen. Es war in einfachem braunen Papier und einem Faden zusammen gewickelt und war für die Größe doch ziemlich schwer. Was hatte ihr Kommandant denn da gelassen? „Du sollst es öffnen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür da ist“, fragend sah sie den rechte Hand Neptuns an. Woher sollte sie wissen, wann der richtige Zeitpunkt war? Er schien wohl ihren Blick verstanden zu haben „Frag mich nicht, du wirst es schon irgendwann merken“, sie nickte nur und bedankte sich. Die Prinzen und sie verabschiedeten sich bei Neptun und machten sich auf den Weg zu Shirahoshi. Die Zeit über fragte sich, was wohl in diesem Paket sein sollte und überlegte, wann wohl der richtige Moment dafür war. „Sie waren übrigens vor drei Monaten hier“, erklärte ihr Fukaboshi und sie nickte, nicht mehr lange und sie wäre wieder bei der Crew. Mit einem Lächeln begrüßte sie die Wachen vor dem Turm. Die Außenwand war wie vor einem Jahr mit etlichen Waffen bestückt. Die junge Prinzessin hatte ihr vollständiges Mitleid, was diesen verrückten Fischmenschen anging. Die Gruppe trat ein und blieb im Raum stehen, von der Prinzessin war keine Spur. Man hörte einige Geräusche aus dem anliegenden Bad und sie warteten darauf, dass Shirahoshi endlich kommen würde. Als diese endlich herauskam, grüßte sie ihre Brüder und blieb abrupt stehen, als die vierte Person sah. Ihre Augen weiteten sich und sie kam umgehend zu der Gruppe. Lio musste erstaunt feststellen, dass die Meerjungfrau noch größer geworden war. Die Prinzessin nahm das Mädchen auf ihre Hand und drückte sie an sich. Völlig überrumpelt rang die Rothaarige nach Luft, sie hatte doch nicht damit gerechnet, dass Shirahoshi sie gleich zerdrücken würde, wenn sie sich wiedersehen. „Luft!“, rief das Mädchen laut und endlich ließ der Druck nach. Mit gehobener Hand sah die Prinzessin die Rothaarige genau an „Du bist größer geworden!“ kicherte sie und die Piratin lachte ebenfalls „Das musst du gerade sagen!“, sie wurde wieder auf das Bett gesetzt und die Prinzen folgten ihr. „Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe“, gestand Shirahoshi und wurde rot, Lio grinste breit „Ich hab euch auch so vermisst, ich muss euch soviel erzählen!“, Manboshi wollte etwas darauf erwidern, doch blieb stumm, da man das leise „Bölle bölle bölle“ einer Teleschnecke hörte. Überrascht ging sie ran, „Ja?“ fragte sie und die Stimme ihres Vaters erklang „Lio, ist alles okay bei dir? Die Vorräte sind aufgestockt und wir wollten uns etwas umschauen. Bist du noch unterwegs?“, „Jain, ich bin im Palast, Freunde besuchen“, „Oh, dann störe ich mal nicht und grüß sie von mir“, Ryuuboshi grinste „Grüße zurück“, man hörte Shanks lachen. „Viel Spaß euch noch“ und er legte auf. Die Vier schauten die Rothaarige fragend an und sie lächelte verlegen. „Und wer war das?“, Lio steckte die Teleschnecke zurück und sagte „Das.. nun ja, das war mein Vater“, jeder von ihnen schaute sie mit einem seltsamen Blick an und die Piratin lachte. Fukaboshi war der Erste, der seine Stimme wiedergefunden hatte „Aber Whitebeard ist doch gar nicht da?“, fragte er, um sich zu vergewissern, dass er nicht falsch liegen würde. Mit einem Nicken gab das Mädchen ihm die Bestätigung „Der Mann eben ist mein leiblicher Vater“, Shirahoshi fragte „Aber, du meintest doch, du kennst ihn nicht?“, „Ich sag ja, es ist viel passiert.“ Den ganzen Tag hatte Lio damit verbracht den Königskinder alles Passierte zu erzählen und zu erklären. Erstaunt hatten sie darauf reagiert, als sie hörten, dass der Rote ihr Vater war. Es gab nicht viel, was sie über ihn wussten, nur dass er ein weiterer der Vier Kaiser war. Die Meinung gegenüber diesen war immer ziemlich fragwürdig, da ihr Schutzgebiet das von Whitebeard war. Im Normalfall betrat kein Kaiser das Gebiet des Anderen, doch es gab Ausnahmen, so auch die Fischmenscheninsel. Schließlich diente diese als Zwischenstopp zwischen der ersten und der zweiten Hälfte der Grandline. Trotzdem fühlten sich die Bewohner der Insel immer etwas unwohler, wenn nicht der verantwortliche Kaiser anwesend war. Lio verstand endlich, was die Reaktion der einen Wache sollte. Ebenso verstand sie auch, weshalb er gefragt hatte, wie lange die Crew denn bleiben würde. Er wollte sich nur vergewissern, dass die Rothaarpiraten ziemlich bald wieder verschwinden würden. Doch die Piratin hatte den Prinzen und der Prinzessin bestätigt, dass es keinen Grund zur Sorge gab und dass ihr Vater ein überaus geselliger Mensch war. Gegen Abend kamen einige Wachen in den Turm und servierten das Abendessen, welches von allen nur zu gern entgegen genommen wurde. Die ganze Zeit hatten sie auf dem Bett gesessen und sich die Geschehnisse der vergangenen Monate erzählt. Lio war mehr als nur froh darüber, ein paar Tage länger bei ihren Freunden zu bleiben. Ein Jahr hatte sie hauptsächlich mit betrunkenen Erwachsenen verbracht, natürlich stört es sie nicht, aber sie sprachen teilweise Dinge an, über die das Mädchen nichts wissen wollte. Mit den Königskindern konnte sie über alles sprechen, was ihr in den Sinn fiel, sie fühlte sich bei ihnen wohl. Shirahoshi hatte sich ein Kissen genommen und umarmte dieses, gespannt hörte sie der Geschichte der Rothaarigen zu. Immer wieder strahlten ihre Augen, als sie von den unterschiedlichsten Inseln sprach. Irgendwann wollte die Mehrjungfrauenprinzessin es mit eigenen Augen sehen. Es wurde immer später und sie immer müder, irgendwann hatte sie die Augen geschlossen und war eingeschlafen. Ihre Brüder und das Mädchen lachten, sie entschieden sich dazu das Gespräch am nächsten Tag fortzuführen. Sie begleitete die Prinzen bis zur Tür und wünschte ihnen eine gute Nacht, gerade als sie die Tür schließen wollte, hörte sie wie Fukaboshi sagte: „Geht schon mal vor, ich komme gleich nach“, er war wieder in das Zimmer gekommen und blieb vor ihr stehen. Sie sah zu ihm auf und lächelte, es fühlte sich unglaublich gut an, wieder hier zu sein. „Es ist wirklich schön, dich wiederzusehen“, sagte der Wassermann und kam ein wenig näher. In dem Jahr war er noch ein Stück gewachsen, er musste wohl auch viel trainiert haben. „Das kann ich nur erwidern“, sagte die Rothaarige und überbrückte die letzten Zentimeter, die sie voneinander trennten. Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er erwiderte nur zu gern die Umarmung und verabschiedete sich mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht bei ihr. Lio grinste ihm noch hinterher, es war so schön wieder hier zu sein. ~*~ Die Rothaarpiraten hatten sich gegen Abend in einer Bar eingefunden und feierten vergleichsweise sehr gemütlich. Ihr Captain saß auf der Bank und starrte in seinen leeren Krug, er war in Gedanken versunken. „Shanks?“ hörte er die Stimme seines Vizen und sah zu diesem. „Lio wird in wenigen Tagen 16“, gab Ben von sich und der Rothaarige nickte. Natürlich wusste er, dass seine Tochter bald Geburtstag hatte, genau deshalb war er so in Gedanken versunken. Was sollte er ihr nur schenken? „Wie wäre es, wenn du mit Neptun sprichst. Es scheint ja, dass sie sich gut mit seinen Kindern versteht. Überrasch sie“, sagte der Vize und trank einen Schluck aus seinem Krug. Immer noch wurde er von seinem Captain angestarrt, der wohl endlich eine Idee zu haben schien. „Das ist.. genial!“ und direkt plapperte er darauf los, was er wie alles organisieren würde. Er nahm sich fest vor, dem König den nächsten Tag einen Besuch abzustatten. Kapitel 32: Gespräche --------------------- Gespräche „Lio“, flüsterte der Wassermann und stupste ihr leicht in den Bauch. Das Mädchen allerdings drehte sich auf die andere Seite und schlief seelenruhig weiter. Fukaboshi wollte sie wach bekommen, ohne seine Schwester mit aufzuwecken. Diese hatte einen sehr festen Schlaf, sie hörte es inzwischen kaum noch, wenn wieder etwas gegen den Turm flog, dennoch wollte er behutsam sein. Der Prinz sah zu der Rothaarigen und fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er sie einfach entführte. Er grinste schelmisch, das wollte er zu gern sehen. Vorsichtig schob er seine Arme unter ihren Körper und hob sie hoch, leises Gebrumme kam von ihr und sie kuschelte sich an seine Schulter. Fukaboshi lächelte, als er ihr schlafendes niedliches Gesicht sah. Mit dem Mädchen in seinen Armen schwamm er zu seinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich, er legte sie in sein Bett und betrachtete sie. Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Langsam schien sie aufzuwachen und sie öffnete müde ihre Augen. Als sie den Blauhaarigen erkannte, fragte sie während eines Gähners: „Fukaboshi? Was machst du hier?“, er grinste sie an „Ich sollte wohl eher dich fragen, was du hier machst“, irritiert sah sie sich um und erkannte, dass sie nicht mehr bei Shirahoshi war. Das Zimmer war auf die Größe des Prinzen angepasst und somit im Großen und Ganzen normalgroß. Sie setzte sich auf und schaute ihn fragend an „Hast du mich etwa entführt?“, er konnte sein Grinsen nicht verstecken und nickte. „Verrätst du mir auch wieso?“, fragte die Rothaarige nun und erwartete von ihm eine gescheite Antwort für sein Tun. Augenblicklich verschwand sein Grinsen und er schaute sie ernst an. Fukaboshi räusperte sich und war kurz davor etwas zu sagen, doch kostete es ihn einiges an Überwindung, dennoch verließ kein Wort seine Lippen. Unsicher sah er zu ihr und ein Seufzer war von ihm zu hören. Lio sah ihn immer noch fragend an, verstand nicht, was gerade vor sich ging. Was war so wichtig, dass er sie deswegen extra hergebracht hatte und vor allem, warum konnte er gerade nicht sprechen? Durch seinen Gesichtsausdruck, sah er so alt aus, dass Lio kaum glauben konnte, dass er nur wenige Monate älter war als sie. Fukaboshi räusperte sich ein weiteres Mal und begann zu sprechen: „In dem vergangenem Jahr ist einiges passiert, nicht nur bei dir“, er machte eine kurze Pause und sah ihr ausdrücklich in die Augen. Sie wusste immer noch nicht, was er ihr damit sagen wollte und schwieg einfach. Er setzte wieder an: „Der Kuss.. Ich denke gerne daran zurück“, sagte er etwas leiser und kam ihr ein Stück näher. Seine Hand legte sich wie von selbst an ihre Wange und sie sah aufgrund seiner Größe zu ihm auf. Sie lächelten sich beide zaghaft an, doch Fukaboshis Blick wurde etwas trauriger. „Ich muss für die Bewohner da sein, mich um sie und vor allem auch um meine Schwester und Brüder kümmern“, kam es leise über seine Lippen und er hoffte, dass sie verstehen würde. Stumm blickte sie zu ihm auf, was genau wollte er ihr damit sagen? Wollte er ihr damit klar machen, dass zwischen ihnen nichts war? So traurig es war, sie wusste es selbst schon. Zwischen ihnen hätte niemals etwas sein können. Nicht wegen ihrer Abstammung, eher wegen ihrer beider unterschiedlichen Leben. Er, als zukünftiger Thronfolger einer Insel, die sich 10000m unter dem Meeresspiegel befand und sie, als eine gesuchte Piratin, die geradezu sorgenlos über die Meere segelte. Es war nicht beider Schicksal derart miteinander verbunden zu sein, dem war sie sich sehr früh bewusst geworden. Noch immer lag sein Blick auf ihren Augen, die sie etwas gesenkt hatte, ihr Blick war ebenso traurig wie der seine. Schwach lächelte sie und überwand den minimalen Abstand zwischen ihnen. Nun war sie es, die eine Hand an seine Wange legte. Die Beiden waren sich so nahe, dass sie den Atem des jeweils anderen auf ihrer Haut spürten, nur wenige Zentimeter trennten sie. Sie lächelte etwas stärker „Ich verstehe das, glaub mir“, sagte sie und überbrückte den Abstand zwischen ihnen. Fukaboshi hatte gar nicht realisiert und sah sie erst überrascht an, schnell hatte er sich gefasst und schloss ebenfalls die Augen. Der Kuss war wie ihr Erster sanft und zart, frei von sämtlichen Sorgen, die ihn zu plagen schienen. Nach kurzer Zeit lösten sie sich mit einem Lächeln voneinander, sie wussten, dass dies ihr letzter Kuss war. „Erzählst du mir, was noch alles passiert ist?“ fragte die Rothaarige und setzte sich wieder zurück, er tat es ihr gleich und nahm neben ihr Platz. Die ganze Zeit hörte sie ihm gespannt zu, wie er über diese Unruhen auf der Insel sprach. Kleine Gruppierungen, die Aufstände anzettelten waren inzwischen schon Alltag geworden. Lio merkte schnell, dass es den Prinzen ziemlich mitnahm, dass es untereinander keinen dauerhaften Frieden mehr gab. Nachdem sie dieses Thema abgehakt hatten, sprachen sie darüber, was sie die kommenden Tage noch gemeinsam machen wollten. Auch wenn sie keine gemeinsame Zukunft in diesem Sinne hatten, wollte das Mädchen ihn niemals missen, nicht ihn und auch nicht seine Geschwister. Freunde würden sie immer bleiben und darauf kam es doch an. ~*~ Der Rothaarige hatte es mit viel Not und Mühe geschafft in den Palast zu kommen. Zu niemand anderem als König Neptun wollte er, um diesen zu fragen, ob die Möglichkeit bestünde, den Geburtstag seiner Tochter dort zu feiern. Man hatte ihm, bevor er zu dem König gehen konnte, sein Schwert abgenommen. Sonderlich gestört hatte es den Piratenkaiser nicht, denn auch ohne kam er ganz gut zurecht. Die Wachen brachten ihn zu Neptun, welcher fragend zu dem Menschen hinab blickte. „König Neptun, es ist mir eine Ehre“, sagte Shanks und verneigte sich ein wenig. Argwöhnisch wurde er von allen Anwesenden angestarrt, hatten doch nicht erwartet, dass der Pirat sich so verhalten würde. „Rothaar, du hast lange um eine Anhörung gebeten, worum geht es?“, fragte der Wassermann, der Pirat erhob sich wieder und grinste dann. „Wie du weißt, ist Lio meine Tochter und..“, die Augen des Königs weiteten sich „Tochter?!“, er hatte sich etwas aufrechter in seinen Thron gesetzt und sah fragend zu seinen Beratern, die ebenfalls verblüfft von dieser Information waren. „Mir scheint, als hätte sie nicht darüber gesprochen“, sagte der Rothaarige und grinste immer noch so breit wie zuvor. Keiner von ihnen sagte etwas, ein paar Wachen verließen allerdings den Raum, um das Mädchen zu suchen und zu fragen, ob das der Wahrheit entsprach. „Nun“, setzte Shanks wieder an und trat ein wenig näher „Sie hat bald Geburtstag und ich wollte sie überraschen. Eure Kinder scheinen wohl sehr gut mit ihr befreundet zu sein und ich dachte mir, wir könnten etwas für sie organisieren?“, einer der Berater schien sich wohl als Erster gefasst zu haben. Er blieb etwas auf Abstand vor dem Piraten stehen und sagte dann: „Wenn es wirklich der Wahrheit entspricht, lässt es sich sicherlich einrichten. Wir werden dafür aber noch den Prinzen berichten und alles weitere lässt sich dann klären“, der Rothaarige nickte und dachte sich innerlich, dass schon alles geklärt sei. Einige Wachen kamen zurück, bei ihnen waren die Brüder Manboshi und Ryuuboshi zu sehen, welche den Rothaarigen angrinsten. Sie wussten bereits, dass er der Vater von Lio war und auch, dass sie sich sehr nahe standen. „Wo ist Fukaboshi?“, fragte Neptun, als er seine Söhne sah, wobei der Älteste fehlte. „Er ist irgendwo mit Lio“, erklärte Ryuuboshi und sein Bruder fragte dann: „Was gibt es denn so dringendes?“, ehe der König, noch seine Berater etwas sagen konnten, mischte Shanks sich ein. „Lio wird bald 16 und ich wollte ihr eine Überraschungsparty organisieren, hier im Palast“, erklärte er sich und sah, wie die beiden Prinzen anfingen breiter zu grinsen. Also hatte er sie auch schon davon überzeugen können, das traf sich ganz gut. „Das klingt wirklich super!“, „Aber wann denn genau?“, „Und vor allem, was sollen wir ihr schenken?“ fragten die Brüder abwechselnd und der Rothaarige lachte. Das waren wirklich zwei Lustige, kein Wunder, dass seine Tochter sich so gut mit ihnen verstand. „Das würde ich gerne alles klären, allzu viel Zeit ist nämlich nicht mehr“, sie nickten und sahen zu ihrem Vater, der am überlegen war. Lange diskutierten sie, wie die Feier sein sollte und irgendwann fanden sie einen Kompromiss mit dem alle zufrieden waren. Shanks wusste, dass seine Tochter kein Fan von großen Feiern war, somit hatte er auch bedacht darauf Rücksicht genommen. Es sollte nicht zu gewaltig und pompös werden, eher gemütlich und in einer noch überschaulichen Runde. Die Crew würde für den Abend vollständig anwesend sein, nicht zu vergessen die Prinzen und ein paar Meerjungfrauen, die Lio wohl zu kennen schien, natürlich durfte der König nicht fehlen und noch weitere Bedienstete, die für die Versorgung zuständig waren. Allerdings sollte die Feier nicht so werden, wie die, wenn die Whitebeardpiraten kamen. Keine gewaltige Party, an der ununterbrochen gegessen und getrunken wurde, keine laute Musik und auch keine anwesenden Personen, die dort nichts zu suchen hatten. Es sollte so sein, dass Lio sich vollständig wohlfühlen würde, wobei man dies eigentlich schon missachtete, wenn man ihr eine derartige Feier organisierte. Aber da würde sie keinesfalls drum herum kommen. ~*~ Die Piratin und der Prinz waren auf dem Weg zur Süßigkeitenfabrik, ein ganzes Weilchen hatten sie darüber gesprochen, was sie noch alles machen wollten, bis das Mädchen wieder abreisen würde. Natürlich war ein Besuch bei der Süßigkeitenfabrik schon lange eingeplant und da sie nun Lust auf das Paradies voller Bonbons hatte, machten sie sich auf den Weg dorthin. Sie hatten vorher bei den Brüdern Manboshi und Ryuuboshi angeklopft, doch schien keiner von denen da zu sein und da Lio keine Geduld hatte, machten nur die Zwei sich auf den Weg. Die Rothaarige wusste nicht, wie viele Stunden sie in der Fabrik verbrachte, aber es war ihr auch ziemlich egal. Hier fühlte sie sich wohl und würde niemals wieder verschwinden wollen. Nach geschlagenen zwei Stunden zerrte Fukaboshi das Mädchen mit großer Mühe aus der Fabrik raus. Unmengen an Taschen hatte sie gefüllt, dass man glauben konnte, dass sie sich Vorräte für mehrere Jahre zugelegt hatte. Da Lio wenig Lust hatte, sämtliche Taschen zu schleppen, führte der nächste Weg zur Red Force, die sich am anderen Ende der Insel befand. Freundlich hatte die Crew ihres Vaters die Beiden begrüßt. Viele von ihnen schienen noch immer sehr müde zu sein, doch inzwischen war die Rothaarige es nicht anders gewohnt, schließlich kannte sie deren Trinkverhalten. Mit einem neugierigen Wassermann ging sie in ihre Kajüte und stellte die Süßigkeiten ab. Auch wie im Jahr zuvor, betrachtete Fukaboshi das Zimmer des Mädchens. Eine schlafende Teleschnecke stand auf dem Schreibtisch, auf dem weitere Bücher und Zettel verteilt lagen. An einer Wand sah er einige Bilder und auch Zeitungsausschnitte hängen. Als er das Gesicht der Rothaarigen auf einem Steckbrief erkannte, betrachtete er diesen näher. Sie hatte bereits erwähnt, dass sie mittlerweile ihr erstes Kopfgeld hatte und wie stolz sie auch darüber war. Doch ihm bereitete es hauptsächlich Sorgen. Was wäre, wenn man sie nun gezielt suchen würde? Durch den Steckbrief wurde sie doch geradezu auf einem Präsentierteller serviert. Kopfschüttelnd sah er auf die Summe Geld, die auf ihren Kopf ausgestellt war. Er spürte, wie eine warme Hand sich in seine legte und er drehte sich zu der Person, der diese gehörte. Sie lächelte ihn an und zog ihn aus der Kajüte raus. Er hörte, wie eine Tür geschlossen wurde und blickte sich irritiert um. Lio hatte ihn gerade tatsächlich rausgeworfen. Stirnrunzelnd sah er die Holztür an und fragte „Lio?“, von innen hörte er dumpf ihre Stimme „Ich komm gleich. Muss mich nur umziehen“, seine Gesichtszüge wurden wieder weicher und er nickte. Nach keinen fünf Minuten trat sie heraus und grinste ihn an. Sie hatte, wie ihr üblich, eine der kurzen blauen Hosen an, welche ihr bis zu den Knien ging. Dazu ein schlichtes weißes Top über dem sie eine dünne ebenfalls blaue Bluse trug. Passend zu der Temperatur auf der Insel trug sie einfache Sandalen. Ihre feuerroten Haare hatte sie zu einem seitlichen Zopf herunter geflochten und mit einem Band versehen. An ihrer Hüfte sah er das farblich passende Schwert, welches sie inzwischen immer bei sich zu haben schien. Er bot ihr seinen Arm an und sie hakte sich unter, gemeinsam traten sie wieder an Deck und verabschiedeten sich von den Piraten. Lio wollte unbedingt zu dem Seewald, der sie schon beim ersten Mal fasziniert hatte. Dank einer Luftblase konnte Fukaboshi mit ihr einfach über die Wasserbahnen zum Wald gelangen. Es dauerte nicht lange und sie waren dort angekommen. Wie beim ersten Mal sah sie hinauf und bewunderte den Anblick auf all die Lebewesen, welche über sie hinweg schwammen. Das Farbspiel mit dem Licht und den Korallen nahm sie so für sich ein, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass der Prinz ihr ein wenig näher gekommen war. Er stand unmittelbar hinter ihr und verfolgte ihren Blick. Dass sie so fasziniert von all den Dingen war, freute ihn unheimlich. Mit einer halben Drehung ihrerseits, stand sie nun vor ihm und blickte zu ihm auf. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie umarmte ihn. Es erschien ihr eine passende Geste zu sein, für all seine Geduld mit ihr und seinem Verhalten generell ihr gegenüber. „Du kannst mich ruhig kurz allein lassen“, sagte die Rothaarige und lächelte immer noch zaghaft. Fragend sah er sie an „Was meinst du?“, ihr Blick ging zur Seite in Richtung Wald. Von Shirahoshi wusste sie, dass sich das Grab ihrer Mutter dort befand und sie wollte ihm die Möglichkeit geben, dort hinzugehen. Er deutete ihren Blick und verstand, doch schüttelte er den Kopf „Es ist schon in Ordnung“, sagte er, vor wenigen Tagen war er erst dort, wollte nun die Zeit nutzen, um mit Lio hier zu sein. Doch bestand sie darauf und schob ihn leicht in die Richtung. Zumindest versuchte sie es, denn es scheiterte kläglich. Ein Lacher verließ seine Lippen und er nickte. Wenn sie so sehr darauf bestand, würde er seiner Mutter einen Besuch abstatten, sie würde sich sicherlich freuen. „Stell keinen Unfug an, ich bin sofort wieder da“, sagte er noch spaßeshalber warnend und war auch schon verschwunden. Sie sah, wie die blaue Schwanzflosse verschwand und blickte sich wieder um. Viele Schiffsteile lagen verteilt um sie herum, manche Schiffe sahen sogar ziemlich vollständig aus. Mit einem leisen Seufzer setzte sie sich auf den Boden und blickte wieder hinauf. Die Aussicht war wirklich unglaublich schön. Sie konnte kaum glauben, dass etwas derartiges möglich war und doch sah sie, wie eine Wal-schule über sie hinweg schwamm. Kleine Schwärme von den unterschiedlichsten Fischen schwammen umher und glitzerten im Licht. Stunden könnte sie hier verbringen und sich dieses Naturspiel anschauen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit verging, doch irgendwann kehrte der Wassermann zurück und half ihr vom Boden auf. Mit einem Lächeln schaute er sie an und wollte gerade etwas fragen, als er das Knurren ihres Magens hörte. Verlegen schaute die Rothaarige zur Seite und kratzte sich am Hinterkopf, Fukaboshi grinste und sagte: „Wirklich sehr passend. Ich wollte dich gerade fragen, ob du schon Hunger hast“, immer noch beschämt schaute sie ihn an und nickte. „Dann lass uns mal zurückgehen, sie fragen sich bestimmt schon, wo wir sind“, mit einem weiteren Nicken stimmte sie zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Palast. Dort angekommen, wurden sie freundlich von einigen Wachen begrüßt. Ihr Ziel war der Essenssaal, der zu dieser Zeit leer sein sollte. Der Prinz drückte sie auf einen der Stühle und verschwand hinter einer großen weißen Tür, hinter der wohl die Küche sein sollte. Nach kurzer Zeit kam er wieder heraus und lächelte sie an. Er setzte sich neben sie und sagte: „Sie machen uns etwas, es wird nicht allzu lange dauern“, Lio sah zur Seite, um in sein Gesicht zu sehen und nickte. Die Zwei sprachen ein Weilchen über alles mögliche und machten Witze über die banalsten Dinge. Irgendwann kamen Bedienstete aus der Küche und servierten das Essen. Mit großen Augen machte sich die Rothaarige darüber her und versuchte mit großer Mühe nicht alles unmittelbar zu verschlingen. Fukaboshi konnte über ihr Verhalten nur schmunzeln. Nach dem Essen traten die Brüder des Prinzen ein und begrüßten sie freundlich. „Da seid ihr zwei ja“, „wir haben euch schon überall gesucht“, sagten sie abwechselnd und stellten sich zu den Beiden. „Shirahoshi hat nach dir gefragt“, „und Vater nach dir“, sagten sie erst zu Lio und dann zu Fukaboshi. Fragend stand die Piratin auf „Ist alles in Ordnung mit ihr?“, Manboshi antwortete ihr „Ja, aber sie hat sich gewundert, dass du heute morgen schon verschwunden warst“, überrascht sah sie den Fischmenschen an – das war wohl einer der längsten Sätze, den sie von ihm allein gehört hatte. Sie grinste und verabschiedete sich bei den Brüdern „Ich geh dann mal euer Schwesterchen besuchen. Ihr findet mich bei ihr“, sie grinste die Prinzen an und verschwand hinter der großen Tür, die auf den Gang führte. Fukaboshi fragte seine Brüder „Was will Vater?“, misstrauisch sah er seine Brüder an, die anfingen breit zu grinsen. Irgendwas war hier doch am laufen, was würde er sicherlich gleich erfahren. Als Lio vor dem großen Turm stand, hob sie ihren Kopf und sah die unzähligen Waffen in der Wand. Von Schwertern bis zu Äxten war alles vertreten. Kopfschüttelnd trat sie ein und sah die junge Meerjungfrau in ihrem Bett liegen, sie hatte wohl noch nicht mitbekommen, dass sie Besuch hatte. Megalo lag neben ihr auf dem Bett und sie schienen gerade heftig über etwas zu diskutieren. Die Rothaarige lachte leise bei diesem Anblick und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf sich. Die Prinzessin hatte sich aufgerichtet und strahlte die Piratin an. „Lio! Da bist du ja, wo warst du denn? Ich hab mir schon Sorgen gemacht“, sagte sie und sah der Rothaarigen dabei zu, wie sie auf das Bett hinauf kletterte. Darauf angekommen, setzte sie sich neben Shirahoshi und grinste: „Dein Bruder hat mich heute morgen entführt. Dann waren wir Süßigkeiten kaufen und noch bei dem Schiff meines Vaters“, bewusst ließ sie den Seewald aus, da sie wusste, dass die Meerjungfrau nichts lieber wollte, als dort ihre Mutter zu besuchen. Das Mädchen hatte sich auf den Rücken gelegt und sah hinauf in das Gesicht der Prinzessin, welche sie mit ihren großen schönen Augen ansah, ein leichter Rotschimmer war auf ihrer Wange zu sehen, was hatte sie? Stirnrunzelnd fragte Lio sie: „Hast du was?“, etwas zögerlich antwortete die Meerjungfrau „Also.. Ich wollte fragen, ob du mir wieder etwas von der Welt dort oben erzählst..?“, die Rothaarige lächelte. „Klar doch“ sagte sie und fing an von der Winterinsel Nubieve zu erzählen, da sie der Prinzessin wohl am exotischsten wegen all des Schnees wirkte. ~*~ Argwöhnisch stand er mit seinen Brüdern vor ihrem Vater, welcher gerade davon berichtete, dass der Rote eine Feier für Lio planen wollte. Natürlich musste alles so geheim wie möglich gehalten werden, damit es durch und durch eine Überraschung werden sollte. Völlig überrascht war Fukaboshi, als er erfahren hatte, dass das Mädchen in wenigen Tagen Geburtstag hatte. Dabei fiel ihm auf, dass sie nie darüber gesprochen hatten, doch dagegen konnte er nichts tun. Immerhin wusste er es jetzt und sie könnten einen unvergesslichen Geburtstag für sie planen. Er hatte sich den Plan genaustens angehört und stimmte in jedem Punkt zu, bis auf den, indem die Süßigkeiten eine Rolle spielten. Natürlich wusste er, wie sehr sie all die Naschereien liebte und da könnte man es doch ruhig etwas übertreiben. Um jeden Preis sollte sie diesen Abend niemals wieder vergessen und dafür würden alle sorgen. Kapitel 33: Geburtstag 2.1 -------------------------- Geburtstag 2.1 Die kommenden Tage hatte Lio im Palast verbracht, doch schien es ihr als unangemessen, ständig dort zu sein. So hatte sie vor, immer abwechselnd mal auf dem Schiff ihres Vaters zu schlafen oder aber bei Shirahoshi im Turm. Diese Nacht hatte sie auf der Red Force verbracht, den Abend zuvor hatte sie sich sehr früh ins Bett begeben, um den feiergeilen Männern aus dem Weg zu gehen. Wie sie sich bereits gedacht hatte, wollten sie mit ihr reinfeiern, doch war ihr nicht danach und so hatte sie sich recht früh von den Männern verabschiedet und war ins Bett gegangen. Nicht allzu lang dauerte es und sie war in das Reich der Träume verschwunden, darüber war sie auch sehr froh. Sie konnte sich bereits denken, dass ihr Vater irgendetwas total verrücktes geplant hatte und sie wollte deshalb die Ruhe vor dem Sturm genießen. Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht, war sie aufgewacht und realisierte, dass sie nun 16 Jahre alt war. Zurückblickend betrachtet, hatte sie schon einiges in ihrem Leben erlebt. Seit dem Tod ihrer Mutter war so einiges ins Rollen gekommen und sie wusste jeden Tag zu schätzen. Sie hatte eine wundervolle Crew kennengelernt, die immer für sie da war und sich sorglich um sie kümmerte. Mit ihnen hatte sie soviel erlebt und neue Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Nach all den von Hass verseuchten Gedanken an ihren Vater, hatte sie seine Beweggründe und auch sein wahres Ich kennen und zu schätzen gelernt. Auch seine Crew war ihr mehr als nur ein wenig ans Herz gewachsen. All ihr Leid schien ein Ende zu haben und doch fühlte sie diese Leere, die ihre Mutter hinterlassen hatte. Es tat weh, wenn sie daran zurückdachte, doch nicht an sie zu denken, wäre ein Schande. Niemals würde sie ihre Mutter vergessen, solange sie noch in ihren Gedanken und ihrem Herzen war, würde sie immer weiterleben. Die Rothaarige hatte sich gerade aufgerichtet, da hörte sie das Klingeln ihrer Teleschnecke. „Marco“, sagte sie leise, sprang dabei überschwänglich aus dem Bett und setzte sich an den Schreibtisch. Kurz nach dem Abnehmen hörte sie unverständliches Gebrabbel auf der anderen Leitung, sie waren wohl am Diskutieren oder doch am Streiten? Sie hörte die Stimme der Kommandantin Haruta: „Wir werden für sie singen, wenn sie ran geht!“, „Du wirst allein singen“, hörte sie ihren Kommandanten sagen. Darauf kam eine Antwort von Thatch: „Du musst ja nicht singen, wir werden aber!“, es war ein ewiges Hin und Her. Lio konnte sich zu gut vorstellen, wie sie alle vor der Teleschnecke standen und sich wegen solchen Banalitäten stritten. Sie würde sogar behaupten, dass Marco gerade die Arme vor der Brust verschränkt hatte und die anderen Anwesenden grimmig anschaute. Die Vorstellung brachte sie zum Lachen und sofort verstummte das Gerede. „Los jetzt!“, sagte Haruta und schon begannen sie zu singen. Das Mädchen grinste die Teleschnecke an und wurde immer noch nicht das Bild los, wie der blonde Kommandant wohl gerade aussehen musste. Nachdem sie endlich fertig gesungen hatten, gratulierten sie ihr noch so, wobei es ein ziemliches Durcheinander war. Aber das kannte sie ja nicht anders von diesem verrückten Haufen. Die meisten waren ihre Worte losgeworden und daraufhin verschwunden, wenn sie richtig mitbekommen hatte, waren nur noch wenige da, darunter Marco und Thatch. Ersterer richtete endlich das Wort an sie: „Hast du das Paket aufgemacht?“, verwundert sah sie die Teleschnecke an. Sie hätte sich am liebsten gegen die Stirn gehauen, das war also mit dem richtigen Zeitpunkt gemeint. „Ich schätze, das heißt nein“, hörte sie die Stimme des vierten Kommandanten. Ohne darauf einzugehen, griff sie nach dem Päckchen, welches in unmittelbarer Nähe auf dem Schreibtisch lag. Sie zog an dem dünnen Faden und löste das Papier. Zum Vorschein kam eine einfache Holzkiste, die mit einem Verschluss geschlossen war. Sie hob den Deckel der Kiste und lugte hinein. Unmengen an Bilder waren darin zu sehen. Bilder von den Whitebeardpiraten, wie sie trainierten, wie sie feierten und auch ein Bild von der Steckbriefwand im Trainingsraum. Ihr Steckbrief hing nun auch dort und es machte sie unglaublich stolz, das zu sehen. Sie blätterte durch die Bilder und lächelte breit, so viel Zeit war vergangen und sie vermisste die Crew einfach so sehr. Umso glücklicher war sie, dass sie nun Bilder von der verstrichenen Zeit ohne sie bekommen hatte. Es würde nicht mehr lange dauern und sie wären wieder beisammen. Ein Räuspern holte sie aus ihren Gedanken zurück und sie grinste die Teleschnecke an „Das ist wirklich unglaublich schön, vielen Dank“, Marco fragte sie: „Hast du das Fach ganz unten gesehen?“, irritiert blickte sie in die kleine Kiste. Sie konnte eine Holzplatte, die als Boden diente, herausnehmen und darunter ein schmales Fach erkennen. Darin lag ein schlichtes Lederarmband, an dem sich ein Anhänger in Form des Jolly Rogers ihrer Crew befand. „Ob sie es gefunden hat?“ „Bestimmt, sonst wäre sie gerade nicht so sprachlos“, hörte sie in weiter Ferne die Kommandanten sprechen, doch gerade war sie zu fasziniert von diesem Armband. Mit einer geflissentlichen Bewegung holte sie es aus dem Fach heraus und legte es sich um das rechte Handgelenk. Der lilafarbene Jolly Roger mit weißem Sichelbart grinste sie an und sie lächelte zurück. Sie war ein Teil dieser Crew, ein Teil dieser Familie und niemals würde sie es vergessen. Jeder konnte ruhig wissen, zu wem sie gehörte, sie war stolz darauf unter dem Namen von Whitebeard zu segeln. Dankbar sah sie die Teleschnecke an „Ich danke euch. Ich freue mich wirklich unglaublich darüber“, ihre Stimme war sehr ruhig und gefasst, sie musste sehr gerührt von dieser Geste sein. Thatch sagte: „Gerne doch, hab du noch einen schönen Tag und lass dich feiern“, sie nickte und hörte noch, wie ihr Kommandant ergänzte „Und trink nicht so viel, Kleines“, anstatt sich darüber aufzuregen, lächelte sie einfach. Sie verabschiedeten sich voneinander und Lio schaute sich das Armband noch einmal genauer an. Es war schlicht, das Band war schwarz und zusammengeflochten, daran der violette Anhänger, der sie angrinste. Es passte wirklich sehr zu ihrem einfach gehaltenen Geschmack und das wusste die Crew wohl inzwischen auch. Die Bilder, die sie ebenfalls mitgeschickt hatten, sah sich die Rothaarige nochmal an. Bei jedem dieser Bilder konnte sie sich die Situation genaustens vorstellen. Es war wirklich an der Zeit, dass sie ihre Familie wiedersehen konnte. Nachdem die Rothaarige sich eine ausgiebige Dusche gegönnt hatte, war sie aufgrund von Nahrungssuche in der Kombüse gelandet. Überraschenderweise traf sie auf die gesamte Crew, die untypisch für diese Uhrzeit wach war. Kreuz und quer gratulierten sie ihr und schmetterten in den unterschiedlichsten Tonlagen ein Geburtstagslied für sie. Mit einem Grinsen nahm sie alles hin und setzte sich dann auf ihren Platz. Unmittelbar vor ihr auf dem Tisch, stand ein runder Schokoladenkuchen mit 16 Kerzen darauf. Erwartungsvoll wurde sie von allen angeschaut und sie sah sogar, wie einer von ihnen nur darauf wartete, ein Bild zu schießen. „Wünsch' dir was“ sagte Shanks ihr und kurzzeitig überlegte sie. Nach einem tiefen Atemzug pustete sie alle Kerzen aus und grinste die Runde an. Die, die es noch nicht geschafft hatten, ihr zu gratulieren, fanden nun noch die Möglichkeit und wünschten ihr nur das Beste für das neue Lebensjahr. Recht schnell hatte sich all die Aufmerksamkeit wieder gelegt und Lio fühlte sich gleich ein wenig wohler. Ihr Vater hatte sich zu ihr gedreht und mit seinem Arm an sich gezogen „Alles Gute meine Kleine“, sagte er ihr leise und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. Der Morgen verlief ziemlich ruhig und dafür war Lio auch sehr dankbar. All den Wirbel, den man um einen Geburtstag machte, war ihr eindeutig zu stressig. Außerdem war die Crew ständig am Feiern, unabhängig davon, ob es einen Grund gab oder eben keinen. Bis zum Mittag hin hatte sie ein wenig trainiert und ihr Tagebuch gefüllt. In den vergangenen Tagen war sie nicht dazu gekommen etwas hinein zu schreiben und nun ergab sich der Moment. Irgendwann kam ein Kamerad und hatte sie abgeholt, Shanks wollte mir ihr sprechen. An Deck angekommen, wartete sie auf Anweisungen ihres Vaters, doch der zog sie nur zu sich und marschierte vom Schiff. Mehr als nur verwirrt, starrte sie den Mann an, der sie am Arm gepackt und von der Red Force geschliffen hatte. Sie entzog sich geschickt aus seinem Griff und blieb stehen. „Sag doch erst mal, wohin du willst“ beschwerte sie sich bei ihm und sah ihn grimmig an, sein typisches Grinsen lag auf den Lippen, doch er antwortete nicht. Wieder hatte er sie an die Hand genommen und zog sie mit sich. Lio seufzte, gegen diesen Sturkopf würde sie niemals ankommen. Mit der Zeit wurde sein Griff lockerer und löste sich schließlich vollständig, die Rothaarige lief neben ihm her und wartete gespannt darauf, was er vorhatte. Vor einem Geschäft machten sie Halt und Shanks schubste sie etwas unsanft rein. Über die Schulter warf sie ihm einen grimmigen Blick zu, doch er war, wie den ganzen Weg über, nur am Grinsen. „Guck doch nicht so, dann bekommst du früher Falten“, sagte er und lachte über seinen eigenen Witz. Dabei sah man ihm eindeutig seine Lachfalten an, soviel dazu. „Was willst du jetzt hier?“ fragte sie ihn immer noch gereizt. „Ich wollte mir eigentlich ein Kleid kaufen“ gab er sarkastisch von sich und hielt sich ein Kleid vor den Körper. Es war ein sehr kurzes rosafarbenes Kleid, welches dünne Träger hatte und dazu einen geraden Ausschnitt. Ein ebenso rosafarbenes Taillenband mit Schleife rundete es vollständig ab. Es war durch und durch ein Kleid für ein Mädchen. „Steht mir doch, oder?“, fragte er und sah, wie die Mundwinkel seiner Tochter zuckten, sie war kurz davor in schallendes Gelächter auszubrechen. Die Vorstellung, wie der Pirat wohl in diesem Kleid aussah, amüsierte sie so sehr, dass sie sich eine Hand vor den Mund und die andere an den Bauch hielt, um ihr Lachen zu dämpfen. Nur ganz langsam erholte sie sich von diesem Lachanfall und wischte sich zu guter Letzt die Lachtränen aus den Augen. „Nein, mal im Ernst. Was machen wir hier?“, fragte sie den Rothaarigen, „Wie wäre es mit einem Kleid für dich?“, fragte er und hielt ihr das Kleid hin, welches er eben noch vor seinen Körper gehalten hatte. „Oh bitte. Doch nicht das!“, sagte sie und zeigte mit dem Finger darauf. Nicht, dass es nicht schön wäre, aber es würde nicht zu ihr passen. Sie nahm es ihm ab und hängte es zurück, dabei warf sie einen Blick durch das Geschäft. „Ein Kleid also? Für was überhaupt?“, argwöhnisch sah sie ihn an, irgendeinen Hintergedanken musste er doch haben, dachte sie sich. „Völlig egal, ich hab dich aber noch nie in einem gesehen“, gab der Rothaarige selbstsicher von sich und hoffte, sie würde keinen Verdacht schöpfen. „Weil sie unpraktisch sind“, gab das Mädchen von sich und streifte durch einen Gang und betrachtete ein grünes Kleid genauer. Der Piratenkaiser war ihr dicht auf den Versen und erklärte sich: „Es wäre aber mal schön dich in einem zu sehen. Deine Mutter trug sie auch gern..“, sein Blick lag auf dem gelben Kleid, welches sie nun in den Händen hielt. Er hoffte, dass die Worte bei ihr ziehen würden, auch wenn es eigentlich ein unfaires Mittel war. „Na gut“, sagte die Rothaarige schlussendlich mit einem Seufzen. Bereits drei Kleider hatte sie sich ausgesucht und trat nun zu den Kabinen, um diese direkt anzuprobieren. Sie verschwand hinter dem Vorhang und der Rothaarige setzte sich. Lio dachte derweil darüber nach, was er gesagt hatte. Es stimmte, ihre Mutter trug ständig Kleider und sie sah auch wirklich schön darin aus. Es waren immer sommerliche lange Kleider, die ihrem Verhalten noch die gewisse Freundlichkeit verlieh, die sie immer aufbrachte. Was hatte sie selbst überhaupt gegen Kleider? Sie waren unpraktisch, ja. Sie hatte in ihrem Schrank doch auch ein oder zwei hängen, allerdings hatte sie nie eines davon getragen. Wieso eigentlich? Umgezogen schob sie den Vorhang beiseite und präsentierte das erste Kleid. Es war sehr schlicht, hatte kurze Ärmel und einen runden Ausschnitt. Von der Länge her ging es ihr über die Knie und durch die Farbe gelb, wirkte es sehr frisch und sommerlich. Dennoch kam sich die Rothaarige darin vor, wie eine Pommes mit Ketchup. Argwöhnisch betrachtete sie sich im Spiegel und drehte sich mehrmals um sich selbst. „Also ich finde es schön“, sagte der Pirat und lächelte sie an. War ja klar, dass es ihm gefiel. Ihm gefiel sowieso alles. Sie schüttelte nur den Kopf und verschwand wieder hinter dem Vorhang. Die nächsten Kleider hatte sie ebenfalls probiert und war auch von diesen nicht überzeugt. Mit einem Seufzen trat sie hinaus und suchte sich ein paar weitere. Nach dem gefühlt hundertsten, kam sie heraus und zeigte ein Kleid, welches ihr ungetragen sehr gut gefiel. Innerlich hoffte sie, dass es an ihr ebenso gut aussehen würde. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr eine junge Frau, die ein meerblaues Kleid trug. Der Kontrast zwischen ihrer intensiven Haarfarbe und der Farbe des Kleides war nicht zu extrem und gefiel ihr sogar sehr. Der Stoff war angenehm weich und ging ihr bis zu den Knien. Es hatte breite Träger und war an der Brust etwas enger geschnitten, darunter verlief ein schmales Band, welches mit einer Schleife auf dem Rücken verknotet war, ab dem Band fiel das Kleid breiter. Im Spiegel erkannte sie, wie ihr Vater aufgestanden und zu ihr gekommen war. Völlig sprachlos stand er hinter ihr und sah ihr Spiegelbild an. Mit einem Lächeln sah sie ihn an „Ich glaube, das nehme ich“, sagte sie und grinste, als ihr Vater sie immer noch so stumm ansah. Der Rothaarige nickte nur, denn etwas sagen konnte er nicht. Im ersten Moment, als sie in diesem Kleid aus der Kabine gekommen war, glich sie ihrer Mutter so sehr, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte. Sie sah wunderschön darin aus, niemals würde er dies abstreiten. Nachdem sie das Kleid gekauft hatten, waren sie essen gegangen. Lio war sehr froh darüber, dass er nichts Großes vorhatte, so war es ihr eindeutig lieber. Sie waren noch ein Weilchen umher gewandert, doch irgendwann entschied Shanks sich, wieder zum Schiff zu gehen. Dort angekommen, verschwand die Rothaarige in ihrer Kajüte und holte das Kleid aus der Tüte heraus. Mit dem Kleid vor den Körper gehalten, trat sie zum Spiegel und betrachtete ihr Ebenbild. Ohne große Überlegungen entschloss sie sich, ihre neue Errungenschaft nochmal anzuprobieren und grinste dann freudig in den Spiegel. Es war wirklich ein sehr schönes Kleid, auch wenn es unpraktisch war. Unerwarteterweise klopfte es an der Tür und sie sagte mit fragender Stimme „Herein?“, sie drehte sich zur Tür und erkannte ihren Vater, der sie angrinste. „Du hast Besuch“, sagte er schlicht und streckte seinen Arm aus. Zögerlich griff sie nach seiner Hand und ließ sich von ihm an Deck ziehen. Niemand anderes als Manboshi und Ryuuboshi standen dort und grinsten sie an. „Schön siehst du aus“, sagte Ersterer „Und alles gute zum Geburtstag!“, sagte der Zweite. Die Brüder kamen näher und umarmten sie einzeln „Danke“, gab die Rothaarige überrumpelt von sich. Woher wussten sie, dass sie Geburtstag hatte? „Wir entführen dich jetzt“, „Ob du willst oder nicht“ sagten sie und im nächsten Moment hielt einer von beiden sie fest. Sie quiekte kurz auf und sah Ryuuboshi, wie er mit einer Augenbinde näher kam. „Was habt ihr vor?!“ fragte sie etwas panisch, doch hörte sie nur das Lachen der Anwesenden. „Lass dich überraschen“, hörte sie einen von ihnen sagen und das Einzige, was sie spürte, war wie man sie in eine Blase einhüllte. „Wir sehen uns“ sagten die Brüder und verabschiedeten sich damit vorerst bei dem Rothaarigen, der den Dreien amüsiert hinterher sah. Lio wollte gerade protestieren und sich losreißen, bemerkte aber, wie sie in einer der Wasserbahnen waren. Sonst liebte sie dieses Gefühl darin zu schwimmen und die Welt aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu sehen, doch wenn man nicht sah, was mit einem passierte, wurde einem schneller schwindelig, als einem lieb war. Die Brüder blieben stumm und verständigten sich nur über Grimassen und Handzeichen, irgendwann hatten sie es geschafft und den Palast erreicht. „Wo sind wir?“ hörten sie das Mädchen fragen, doch keiner sah es als notwendig, ihr zu antworten. Die Wachen gewährten ihnen Eintritt und nickten ihnen beim Vorübergehen zu. Vor dem großen Turm blieben die Drei stehen und öffneten die Tür. Da Shirahoshi bei der Feier nicht dabei sein könnte, wollten sie ihr zumindest so die Möglichkeit geben. Ryuuboshi hatte sie losgelassen und ihr die Augenbinde entfernt. Verwundert blinzelte die Piratin mehrere Male und suchte dann die Übeltäter, die sie verschleppt hatten. Böse funkelte sie die beiden an und wollte sie gerade zurecht straucheln, als sie Shirahoshis Stimme vernahm. „Lio!“, rief sie laut und kam umgehend zu ihnen. Mit einer Hand hob sie das Mädchen hoch und drückte es fest an sich, als wäre sie eine Puppe. Lio konnte sich im Griff der Meerjungfrau kaum bewegen und ließ es einfach über sich ergehen. „Alles Gute zum Geburtstag!“, trällerte die Prinzessin und hob ihre Hand, damit die beiden auf Augenhöhe waren. Shirahoshis Augen strahlten wie die Sonne am Nachmittag und ihr Lächeln war so herzallerliebst. Kleinlaut gab die Rothaarige ein „Danke“, von sich und vermied den direkten Blickkontakt. Es war ihr sichtlich unangenehm, dass es sich gerade nur um sie drehte, sie hatte doch schließlich nur Geburtstag. Man hörte ein Räuspern und daraufhin ein „Oh“, von der Meerjungfrauenprinzessin. Sie ließ die Rothaarige wieder zu Boden und keine Sekunde später, spürte Lio weitere Arme um sich herum. Den Geruch, den sie dabei wahrnahm, kannte sie inzwischen allzu gut. Mit einem Lächeln erwiderte sie die Umarmung. „Alles Gute, Kleines“ sagte Fukaboshi und ergänzte so leise, dass nur sie es hören konnte, „Du siehst in diesem Kleid wirklich wunderschön aus“, sie lösten sich voneinander. Mit geröteten Wangen sah sie die Vier an und versuchte die passenden Worte zu finden, aber es war nicht von Nöten. Shirahoshi hatte sie wieder hochgehoben und auf das Bett abgestellt, darauf fand sie einen bunten Kuchen mit viel zu vielen Kerzen. Mit strahlenden Augen sah sie von den leuchtenden Kerzen zu den Königskindern. Sie bemerkte, wie ihre Augen feuchter wurden und überwand den Abstand zu den Vieren. Der Versuch, alle in den Arm zu nehmen, scheiterte allein schon durch den Größenunterschied, doch irgendwie hatte sie es halbwegs geschafft, alle zu umarmen. „Den haben wir übrigens gemacht!“, meinte Manboshi stolz und zeigte dabei auf seine Geschwister und sich. „Die Glasur mit Streuseln hab ich gemacht!“, sagte Shirahoshi und sah sie ganz stolz an. „Ihr seid echt die Besten“, gab die Rothaarige mit einem Lächeln von sich und widmete sich wieder dem Kuchen. Ganze 41 Kerzen zählte sie und musste grinsen. Die Vier hatten sich wirklich große Mühe gegeben und der Kuchen sah auch gar nicht schlecht aus. Auf den ersten Blick sollte es ein Schokoladenkuchen sein, mit einer Schokoladenglasur und bunten Streuseln drauf. Lio beugte sich herab und pustete sämtliche Kerzen aus, die Runde grinste sie freudig an und verspeisten den Kuchen nach dem Anschneiden. „Wir haben übrigens noch etwas für dich“, verkündete Fukaboshi und reichte ihr einen Umschlag, neugierig nahm sie diesen entgegen und öffnete ihn. Zum Vorschein kam eine Karte, welche sie sich genaustens durchlas. Ihre Augen weiteten sich nach dem letzten Satz und sie schaute ungläubig die Anderen an. Diese strahlten sie immer noch an. „Ihr schenkt mir einen Gutschein auf Lebenszeit für die Süßigkeitenfabrik?!“ schrie die Rothaarige beinahe und die Geschwister nickten ihr freudig zur Antwort. „Ihr seid wirklich die Besten, die absolut Besten!“, rief sie und umarmte jeden von ihnen überschwänglich. „Das war aber noch nicht alles“, erklärte ihr Manboshi und sie sah seinem Bruder dabei zu, wie er etwas hervorkramte. „Hier“, sagte Ryuuboshi und überreichte ihr einen weiteren eingewickelten Gegenstand. Nur durchs Fühlen konnte sie nicht erraten, was es war. Mit wenig Geduld hatte sie das Geschenkpapier abgerissen und hielt ein Buch in ihren Händen. Sie schlug es auf und das erste Bild, was sie zu Gesicht bekam, war das, was sie vor einem Jahr geschossen hatten, kurz bevor sie abgereist war. Lio blätterte weiter und sah immer mehr Bilder von sich und der Meerjungfrauenprinzessin, aber auch von den Brüdern. Selbst Momente von den letzten Tagen waren dabei und zeigten selbst einem Fremden, wie innig die Freundschaft zwischen den Kindern war. Sie kam auf der letzten Seite auf dem ein Bild war an und erkannte noch einige leere Seiten dahinter. Fukaboshi erklärte ihr, dass es für die nächsten Treffen freigehalten wurde. „Es ist wirklich wundervoll. So viele schöne Erinnerung mit euch“ sagte die Rothaarige recht leise und senkte den Kopf zu dem Buch, welches in ihren Händen lag. Es war wirklich ein sehr schönes Geschenk, es waren Erinnerungen, die sie so niemals vergessen könnte. Kapitel 34: Geburtstag 2.2 -------------------------- Geburtstag 2.2 Es wurde immer später und der Abend stand kurz bevor. Ab und zu warfen sich die Königskinder verschwörerische Blicke zu, ohne dass die Rothaarige etwas davon mitbekam. Die Meerjungfrauenprinzessin Shirahoshi gähnte einmal laut und ihre Brüder wussten sofort Bescheid. „Bist du etwa schon müde?“, fragte die Rothaarige und sah die Meerjungfrau an, welche mit müden kleinen Augen den Blick erwiderte. Bei dem Anblick konnte Lio nur grinsen, es war ganz offensichtlich, dass die Jüngere müde war. „Nein, gar nicht“, erwiderte die Prinzessin, doch ein weiteres Gähnen machte die Glaubwürdigkeit ihrer Antwort völlig zunichte. Die Rothaarige kicherte und hörte einen der Prinzen sagen: „Ich hab Hunger, lasst uns etwas essen gehen“, ohne weitere Wortwechsel entschlossen sie, sich auf die Suche nach etwas Essbaren zu machen. Lio verabschiedete sich bei der Meerjungfrau und bedankte sich nochmals für die Geschenke und auch den Kuchen, bei dem die Prinzessin so tatkräftig geholfen hatte. Zu viert gingen sie schweigend durch die Gänge. Etwas misstrauisch betrachtete die Rothaarige ihre Begleiter. Normalerweise waren sie nie so still, wobei es bei Fukaboshi zum Großteil stimmte, aber sicherlich nicht bei seinen Brüdern Manboshi und Ryuuboshi. Irgendwas war hier faul… Sie hatten die große Tür zum Essenssaal erreicht und blieben davor einen Moment stehen. Keiner von ihnen trat ein und Lio fragte die Brüder: „Worauf wartet ihr?“, doch sie schüttelten nur den Kopf. Ryuuboshi schob sie vor sich und meinte zu ihr: „Ladies First“, sie warf den Dreien einen argwöhnischen Blick über die Schulter zu und trat anschließend ein. Sie machte einen Schritt in das Dunkle und blieb wie angewurzelt stehen. Die Person hinter ihr, drückte sie weiter in den Raum. Lio wollte sich gerade umdrehen und fragen, was das sollte, doch in dem Moment ging das Licht an und eine große Menge an Leuten kam zum Vorschein. Synchron riefen sie: „Überraschung!“ Völlig perplex stand sie hilflos im Raum, alle Augen waren auf sie gerichtet. Am liebsten wäre sie in Grund und Boden gesunken. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Blick huschte über die Gruppe, die vor ihr stand und sie angrinste. Die Crew ihres Vaters, einige Meerjungfrauen und auch ein Teil der Meeresbewohner, die im Palast lebten, waren anwesend. Erst jetzt bemerkte sie, wie der Essenssaal dekoriert war. Überall hingen Luftballons und ein großer Banner prangte zentral im Raum, mit großen Druckbuchstaben stand dort: Alles Gute Lio! Sie versuchte sich für all den Aufwand zu bedanken, doch sie bekam kein Wort raus. Verlegen und gleichzeitig verkniffen lächelte sie die Runde an. Als sie ihren Vater sah, wie er auf sie zukam, war sie sich nicht sicher, ob sie nun wütend oder erleichtert sein sollte. Sicherlich war er der Grund für diese Veranstaltung, dabei wusste er doch, wie sehr sie so etwas hasste! Der große Rothaarige blieb vor ihr stehen und zog sie mit seinem Arm an sich, „Vergiss nicht zu atmen“, flüsterte er, dass nur sie es hören konnte. Empört schlug sie ihm mit der Faust gegen die Brust. „Das ist doch auf deinen Mist gewachsen, oder?“, fragte sie ihn und stupste ihm nochmal in die Seite, was er nur mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nahm. „Ach Quatsch! Als ob ich auf so eine Idee kommen würde“, sagte er und für einen ganz kurzen Moment dachte sie wirklich, dass er es auch so meinte, doch sein schelmisches Grinsen verriet ihn. Ein zweites Mal stupste sie ihm in die Seite, flüsterte dann aber leise: „Danke.“ Er hatte sie losgelassen und somit für die Anderen freigegeben, die sie nun ebenfalls in die Arme zogen. Wehleidig sah sie zu ihrem Vater, welcher immer noch am Grinsen war. Sie funkelte ihn wütend an, irgendwann würde er es schon zurückbekommen. Shanks konnte bei diesem Anblick nur eine Grimasse ziehen. Er konnte ihre Wut förmlich spüren, trotzdem ließ sie alles über sich ergehen. Der Rothaarige verschwand aus ihrem Blickfeld und sie widmete sich denen zu, die ihr nur die besten Wünsche für ihr kommendes Jahr zusprachen. Irgendwann hatten es alle geschafft und dem Geburtstagskind gratuliert, nun übernahm König Neptun das Wort: „Wie ihr wisst, hat unsere werte Lio heute Geburtstag und natürlich feiern wir das!“, daraufhin ertönte die Menge kurz. Neptun wandte sich nun direkt zu der Rothaarigen: „Lio, ich fasse mich kurz. Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich dir Gesundheit und Glück für dieses neue Jahr wünsche. Du bist eine tapfere und ehrgeizige Piratin, irgendwann wirst auch du deine Träume in Wirklichkeit umsetzen. Auf Lio!“, „Auf Lio!“, riefen sie und jeder von ihnen trank einen Schluck, so auch die Piratin. Die Aufmerksamkeit, die bis eben noch auf ihr ruhte, war wie verpufft, denn fast jeder von ihnen stürzte sich auf das Buffet, auf welches jeder so sehnlichst gewartet hat. Nur Lio stand etwas unsicher da und wusste nicht so recht wohin mit ihr. Doch die Prinzen hatten sie mit sich gezogen und ihr einen leeren Teller in die Hand gedrückt. Jeder von ihnen lud sich reichlich auf und befüllten ebenfalls den Teller der Rothaarigen, welcher beinahe völlig leer geblieben wäre. An einem großen Tisch nahmen sie Platz und wünschten sich gegenseitig guten Appetit. Von allen Seiten waren Gespräche zu vernehmen, doch keines, bei dem es sich lohnte zuzuhören. „Und wie gefällt es dir bis jetzt?“, fragte Manboshi mit vollem Mund, die Piratin konnte nur grinsen, als sie den Wassermann anblickte. Um seinen Mund herum klebte Reis, doch anscheinend hatte er es gar nicht bemerkt oder es störte ihn nicht. Er deutete ihr Grinsen als ein gutes Zeichen. „Es war sehr…überraschend“, antwortete sie ihm schließlich und Ryuuboshi musste ebenfalls grinsen. „Das haben Überraschungspartys so an sich!“, die Vier lachten. Im Hintergrund hörte man inzwischen Musik und das Gerede der Leute wurde immer lauter. Erleichtert atmete die Rothaarige aus, immerhin sprach keiner über sie und sie stand sicherlich nicht mehr im Mittelpunkt. „Dürfte ich mal meine Tochter entführen?“, hörte sie die Stimme ihres Vater, welcher unmittelbar hinter ihr stand und sich etwas herabgebeugt hatte. „Aber natürlich“, kam es von Fukaboshi und Shanks streckte seine Hand aus. Lio nahm sie dankend entgegen, erhob sich von dem Stuhl und ließ sich von ihrem Vater mitziehen. Er drückte sie auf einen ähnlichen Stuhl und ehe sie fragen konnte, was er vorhatte, drückte er ihr ein Paket in die Hand. Verblüfft starrte sie es an. Es war mit buntem Geschenkpapier eingewickelt, wobei es aussah, als hätte ein kleines Kind es verpackt. Wer wohl dafür zuständig war? Bestimmt Shanks höchstpersönlich, ihm würde sie es glatt zutrauen, das Geschenk so zu verpacken. Erwartungsvoll wurde sie von allen Seiten angeschaut und sie zog an der Schleife, die etwas schief an dem Paket hing. Das Papier riss sie unachtsam ab und zum Vorschein kam eine Holzkiste. Was hatten nur alle mit diesen Holzkisten? Sie hob den Deckel und erkannte gleich mehrere Sachen darin. Um alles sehen zu können, stellte sie die Kiste auf den Tisch und beugte sich im Stehen darüber. Auf Anhieb erkannte sie einige Bücher und auch ein Pflegeset für ihr Schwert. Jeden Gegenstand holte sie einzeln hervor und begutachtete ihn, für jeden von ihnen bedankte sie sich. Drei der Bücher beinhalteten Grundlagen des Kampfes mit und ohne Schwert, eines von ihnen war leer, damit sie es beschriften konnte, ein anderes war ein Fotoalbum in dem Bilder von ihr und der Crew des vergangenen Jahres zu sehen waren. Das letzte Buch sah um einiges älter aus, weshalb sie es auch mit mehr Vorsicht herausholte. Sie schlug die erste Seite auf und erkannte die Handschrift ihres Vaters. „Ein Logbuch?“, fragte die Rothaarige und sah zu dem Piratencaptain, welcher nickte und erklärte: „Zu der Zeit war deine Mutter mit an Bord“, Lio verstand und bedankte sich für die Bücher. Das Nächste, was sie herauszog, war das Pflegeset für ihr Schwert, welches sie ebenfalls auf den Tisch legte. Ein Blick in die Kiste verriet ihr, dass sie zu Anfang einen Gegenstand übersehen hatte. Sie hob diesen heraus und betrachtete ihn, zumindest die Verpackung, die immer noch darum gewickelt war. Schnell hatte sie die Bänder und den Stoff davon gelöst und hielt letztendlich einen einfachen Dolch in den Händen. Die Klinge war durch die Scheide verdeckt, sie zog daran und sah sofort, dass es kein Stahl war, aus dem der Dolch bestand. „Er ist aus Seestein“, meldete sich Ben zu Wort und zog kräftig an seiner Zigarette. Lios Augen wurden groß. „Seestein?“, zur Antwort nickte der Vize nur und sie sah nun ebenfalls ihren Vater fragend an. Dieser grinste und sagte: „Wir dachten, kann ganz nützlich sein“, ungläubig sah sie von dem Rothaarigen auf den schlichten Dolch in ihren Händen. Es war wirklich unglaublich. Sie hatten ihr einen Dolch aus Seestein geschenkt? Das war mehr als nur nützlich! Schließlich war das eine der wenigen Möglichkeiten, die sie gegen einen Teufelsfruchtnutzer hatte. Die Crew hatte ihr mehr oder minder gespannt zugeschaut, als sie die einzelnen Geschenke ausgepackt hatte. Jeder hatte einen Beitrag dazu beigesteuert und wollte natürlich die Reaktion des Mädchens auf ihr jeweiliges Geschenk sehen. Dass sie durch und durch glücklich war, machte natürlich auch die Crew froh, schließlich war ihnen die Kleine ans Herz gewachsen. Lio war aufgestanden und hatte sich bei jedem für die Geschenke bedankt, wobei sie nicht immer wusste, wer zu welchem Geschenk gehörte. Zu Shanks ging sie als letztes. Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn ganz fest. „Danke“, sagte sie leise, aber für ihn hörbar. Auch er drückte sie an sich und lächelte im Stillen selig. Die Stimmung war ausgelassen und die Zeit verging wie im Flug. Die Musik war angenehm und motivierte einem zum Tanzen, die Leute sprachen und tranken in aller Ruhe. Es war wirklich ein gelungener Abend und die anfängliche Unruhe, die Lio gespürt hatte, war wie verflogen. Ihr Vater hatte wahrlich gute Arbeit geleistet. Er wusste schließlich genau, dass sie solche riesigen unnötigen Feiern nicht mochte, umso glücklicher, dass es eben nicht eine solche war. „Los, lasst uns tanzen!“, rief sie eifrig und griff nach der Hand des ältesten Prinzen, welcher sich widerwillig mit undeutlichem Gemurmel erhob. Seine Brüder folgten ihnen grinsend. Auf der improvisierten Tanzfläche angekommen, bewegte die Rothaarige sich passend schwungvoll zu der Musik. Vollkommen ungehemmt tanzte sie mit den Brüdern und lachte, als sie sich gegenseitig anrempelten. Durch die Blasen, welche sie in der Luft aufrecht hielten, hatten sie keine allzu große Bewegungsmöglichkeit, weshalb das Mädchen immer wieder den führenden Part übernahm. Shanks beobachtete seine Tochter, wie sie ausgelassen mit den drei Brüdern tanzte. Es machte ihn unbeschreiblich glücklich sie so zu sehen. Immer wieder hörte und sah er ihr Lachen, welches ihm ein warmes Gefühl ums Herz herum gab. Sie hatte getrunken, einiges getrunken, aber da war sie nicht die Einzige, denn die Prinzen waren ebenfalls nicht untätig gewesen. Nachdem sie ausgiebig getanzt hatten, begaben sie sich durstig zu ihren Plätzen zurück. Einer von ihnen, wobei nicht mehr wirklich klar war, wer von ihnen der Übeltäter war, hatte vorgeschlagen zur Feier des Tages noch etwas zu trinken. Einstimmig hatte man den Vorschlag angenommen und auch direkt eine Flasche Sake geleert. Aus einer Flasche wurden zwei, dann drei, bis vier und irgendwann achtete man nicht mehr darauf, bei der wievielten Flasche man war. „Wir solltn insch Bett geh'n“, nuschelte die Rothaarige und hakte sich bei Manboshi und Ryuuboshi ein, welche heftig den Kopf schütteln. „Noch nisch!“ „Wir ham doch noch gar nisch ausgetrunkn“, bestätigte Ryuuboshi und hielt demonstrativ seine Flasche hoch, in der noch Flüssigkeit hin und her schwankte. Sein ältester Bruder Fukaboshi nahm ihm diese ab und leerte sie in einem Zug, er wischte sich den Mund ab und sagte dann versucht ernst: „Jetzt aber wirklisch. Isch schon spät.“ Die Vier verabschiedeten sich lautstark von den wenig Anwesenden, darunter auch Shanks, der die Kinder nur schief angrinste. Diesen Kater würden sie sicherlich zutiefst bereuen. Sie liefen durch die Gänge des Palastes, wobei es eher ein Schwanken als ein Laufen war. Glücklicherweise saßen die Wassermänner auf ihren Blasen und hatten dadurch einen gewissen Halt, im Gegensatz zu Lio, welche sich bei ihnen abstützte. Das Zimmer der zwei jüngeren Brüder hatten sie erreicht und zu viert traten sie ein. Der Rothaarigen fiel auf, dass sie noch nie hier war, es aber doch starke Ähnlichkeiten mit dem Zimmer von Fukaboshi hatte. Der kleine Unterschied war lediglich die Unordnung und ein zweites Bett. Das Mädchen schmiss sich auf eines der Betten und schloss die Augen. Alles begann sich zu drehen und sie versuchte es zu stoppen. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie die Prinzen und ihre Doppelgänger, seit wann waren sie zu sechst? Mehrere Male blinzelte sie, doch vergeblich. Manboshi stupste sie in die Seite und wollte sie aus dem Bett schieben. „Das is aber mein Bett!“, rief er und legte sich neben sie. „Na und“, gab sie nur zurück und drückte ihn nun, doch er bewegte sich keinen Zentimeter. Die anderen Beiden machten sich daran das zweite Bett dran zu schieben und ließen sich einfach darauf fallen. Wie die Ölsardinen lagen sie nebeneinander, keiner sagte mehr ein Wort, man hörte sogar schon das Schnarchen von einem von ihnen. Immer noch schummrig im Kopf öffnete Lio müde ihre Augen und sah in das schlafende Gesicht von Fukaboshi. Wie niedlich er doch aussah, wenn er schlief. Mit einem Lächeln schloss sie ihre Augen und schlief ebenfalls ein. 'Tok tok tok' Im Halbschlaf runzelte die Rothaarige ihre Stirn, war da gerade nicht etwas? 'Tok tok tok' Da war es doch schon wieder. Träumte sie nur oder war da wirklich etwas? 'Tok tok tok' Also doch, da musste wirklich etwas sein. Ganz vorsichtig öffnete sie ihre Augen und legte sofort ihre Hand vors Gesicht. Es war eindeutig zu hell und zu früh. Wieder hörte sie dieses 'Tok tok tok', misstrauisch setzte sie sich auf und sah sich um. Was ihr als erstes in den Blick fiel, waren die zwei Brüder Fukaboshi und Ryuuboshi, wie sie einander in den Armen lagen und tief und fest schliefen. „Was zur..“, sagte die Rothaarige nur tonlos und sah zu ihrer anderen Seite Manboshi, wie er ein Kissen fest an sich drückte, auch er schlief noch. Bei dem Versuch aus dieser Situation schlau zu werden, dachte sie scharf nach, zurück an den Abend. Doch keine Erinnerung, die ihr diese Lage erklären könnte, war in ihrem Kopf. Sie erinnerte sich nur daran, wie sie getanzt hatten und danach etwas tranken, erst ein, dann zwei, dann drei Flaschen. Und dann nichts.. Unmöglich, wie viel hatten sie denn bitte getrunken? 'Tok tok tok' Wieder. Da war es schon wieder! Es kam eindeutig von der Tür. Vorsichtig kletterte sie über den Schlafenden und ging langsam zur Tür. Diese wollte sie gerade öffnen, doch hörte sie gedämpft Stimmen von draußen. „Ich werde gleich einfach reingehen, wenn niemand aufmacht“, hörte sie einen sagen, zur Antwort bekam er: „Aber du kannst doch nicht einfach reinplatzen.“ Sie diskutierten ein Weilchen. Erneut dieses Klopfen 'Tok tok tok', Lio wollte gerade die Tür öffnen, doch hörte sie erneut den Stimmen zu. „Prinzessin Shirahoshi hat mich gebeten nach ihnen zu sehen. Schließlich gibt es auch keine Spur von dem Mädchen“, zur Antwort bekam er nur ein Seufzer. Bevor die Wache die Tür öffnen konnte, wurde sie von innen geöffnet und verschlafen sah die Rothaarige die zwei Wachen an. Erleichterung war in ihren Gesichter zu sehen. „Lio. Da bist du ja“, sagte einer von ihnen, der Andere nickte. „Prinzessin Shirahoshi hat nach dir gerufen“, erklärte er. Die Rothaarige legte ihren Kopf schief und sah fragend von der einen Wache zur Anderen. „Ist in Ordnung“, sagte sie nur und rieb sich die Augen. Die Tür schloss sich hinter ihr und die zwei Fischmenschen sahen immer noch zur Tür, welche die Rothaarige geschlossen hatten. Die Zwei wollten doch auch herausfinden, ob mit den Prinzen alles in Ordnung war. Lio drehte sich um und sagte im Gehen: „Die Drei schlafen noch“, sie drehte sich wieder und führte ihren Weg fort. „Die Drei?“, „Nun, Prinz Fukaboshi war nicht in seinem Zimmer. Das würde erklären, wo er ist“, sie nickten und entschieden, Bericht zu erstatten. Immer noch müde und leicht verkatert lief die Piratin durch die Gänge. Zielstrebig ging sie zu Shirahoshi, welche nach ihr gefragt hatte. Vor dem Turm nickten die Wachen ihr zu und ließen sie herein. Megalo war sofort auf sie zu geschwommen und hatte sie abgeleckt. Etwas angewidert drückte sie den Hai von sich und kletterte auf das Bett auf dem die Prinzessin saß. Ihre Augen waren groß und sahen ein wenig feuchter aus als sonst, ihre Wange und auch ihre Nase war etwas gerötet. Hatte sie etwa geweint? „Shirahoshi?“, fragte die Rothaarige und trat zu der Meerjungfrau, welche kein Wort sagte und sie mit ihren traurigen großen Augen ansah. „Alles okay bei dir?“, hakte Lio nach und verstand nicht, was mit der Prinzessin los war. Diese nahm das Mädchen in die Hand und hob sie hoch, ihre Augen wurden immer feuchter bis schließlich die erste Träne fiel. „Shirahoshi..“, bekam Lio nur heraus und wusste nicht, was passiert war. Das Weinen wurde immer heftiger und die Meerjungfrau begann zu quengeln. Überfordert sah die Rothaarige ihr Gegenüber an und rief dann: „Hey, sieh mich an!“, doch Shirahoshi gehorchte nicht. Immer mehr und mehr Tränen kullerten ihre geröteten Wangen herunter. Was war denn nur passiert, dass sie auf einmal so weinen musste? „Komm schon, sieh mich an!“, herrschte Lio sie an und endlich tat sie, was man ihr sagte. Die Tränen fielen immer noch, aber immerhin hatte sie mit dem Quengeln aufgehört. Die Rothaarige lächelte sie an und sagte dann sanft: „Was hast du denn? Ist etwas passiert?“, Lio wurde wieder abgesetzt und war auch ziemlich froh darüber. Ganz leise sagte die Prinzessin etwas, doch man verstand kein Wort. „Bitte?“, fragte Lio und sie sah den traurigen Blick ihres Gegenüber, die wieder kurz davor war los zu quengeln. „Du warst verschwunden“, sagte sie kleinlaut und wieder runzelte die Piratin die Stirn. Hatte sie etwa so geweint, weil man nicht wusste, wo sie war? Machte sie sich wirklich solche Sorgen um sie? Wie süß das doch von ihr war, aber völlig überflüssig ein solches Theater deswegen zu veranstalten. „Aber ich bin doch da, siehst du?“, demonstrativ hob sie ihre Arme und wedelte um sich, doch Shirahoshis Laune war damit immer noch nicht gehoben. Ihre Mundwinkel waren nach unten gezogen und ihre Augen immer noch gefüllt mit Tränen. „Och Shirahoshi…“, setzte die Rothaarige an und kam dieser näher. Lio hob die Arme und wollte wieder hochgehoben werden, was die Prinzessin auch tat. Die Piratin stand nun auf der Handfläche der viel zu großen Meerjungfrau und sie sahen sich gegenseitig in die Augen. „Ich werde nicht einfach so verschwinden, hörst du? Und es geht mir doch gut“, sie zeigte dabei auf sie hinab, abgesehen von ihren vom Schlaf verwuschelten Haare sah sie aus wie sonst auch. Mit einem Lächeln sah sie die Jüngere an. „Es ist wirklich alles in Ordnung, hör auf dir den Kopf zu zerbrechen“, Shirahoshi nickte nur zaghaft, war wohl immer noch nicht überzeugt. Die Rothaarige hob ihren Arm in die Luft und sagte dann: „Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich niemals einfach verschwinden werde. Ich werde immer bei dir sein, hörst du? Falls ich nicht bei dir sein sollte, bin ich hier, genau hier, siehst du?“, sie zeigte dabei auf ihr Herz und dann auf die Stelle, wo Shirahoshis Herz war. „Du musst keine Angst haben, dass etwas passiert, verstehst du? Ich verspreche es dir“, die Meerjungfrau nickte. So langsam hatte sie wohl eingesehen, dass ihre Reaktion etwas übereilt war. Mit dem kleinen Finger ihrer freien Hand tippte sie die Handfläche der Rothaarigen an, welche sie immer noch warm anlächelte. In Shirahoshis Augen war sie so stark und tapfer, sie selbst dagegen wirkte so jämmerlich schwach. Sie beneidete die Piratin, wie sie mit all den Dingen umging, die ihr passierten, Lio war so stark. Die Stimme des Mädchens riss sie aus ihren Gedanken: „Mach dir keine Sorgen. Ich bin bei immer bei dir, versprochen.“ Kapitel 35: Ein Treffen mit alten Bekannten ------------------------------------------- Ein Treffen mit alten Bekannten Die restlichen Tage auf der Fischmenscheninsel vergingen recht schnell, für manche eindeutig zu schnell, aber es war an der Zeit weiterzureisen. So stand Lio an der Reling der Red Force und betrachtete die großen Wurzeln der Mangroven, auf denen sich das Sabaody Archipel befand. Insgeheim fragte sie sich, ob sie den alten Rayleigh wiedertreffen würde und was er wohl dazu sagen würde, dass sie bei ihrem Vater war. Gerade als sie die Wasseroberfläche durchbrachen, machten sich die Männer und auch sie ans Werk, das Schiff anzudocken. Shanks hatte sämtliche Aufgaben verteilt und einen Großteil der Crew marschierte von der Red Force. Der Rest der Bande blieb auf dem Schiff, um sicher zu gehen, dass sich niemand unerlaubterweise darauf schleichen würde. Der Captain stand mit seinem Steuermann zusammen und gemeinsam sprachen sie gerade über den Verlauf der Reise. Unschlüssig trat die Rothaarige zu den Männern und blieb hinter ihnen stehen. Shanks hatte sie bereits bemerkt, klärte jedoch die letzten Sachen mit seinem Kameraden und widmete sich erst dann seiner Tochter. Er grinste sie schief an. „Noch hier? Ich dachte, du rennst sofort zum Freizeitpark“, neckte er sie, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Kommst du mit zu Rayleigh?“, fragte sie und er sah sie erstaunt an. Er hatte ganz vergessen, dass die Beiden sich ja bereits kannten. „Aber natürlich. Auf zu Shacky! Wenn er überhaupt da ist.“ Zu zweit verließen sie das Schiff und machten sich zu der Bottakuri Bar, welche auf Grove 13 lag und sich somit im gesetzlosen Gebiet befand. Die kleine Bar sah von außen völlig leer gefegt aus und auch beim Eintreten sah man, dass niemand da war, zumindest keine Gäste. Die Barchefin Shakuyak, die für ihr eigentliches Alter viel zu jung aussah, stand hinter der Theke und rauchte ihre Zigarette. Mit dem Rücken stand sie zu ihnen. Sie hatte die Stimmen der Besucher bereits gehört, bevor sie die Bar betreten hatten, doch sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, diese beim Eintreten zu begrüßen. Da sie nun aber anwesend waren, drehte sich die Schwarzhaarige und stellte verblüfft fest, dass sie die zwei Personen kannte. Beide hatten sie diese feuerroten Haare und dieses Grinsen, welches überall herausstach. Das junge Mädchen, welches sie anstrahlte, war älter geworden. Man sah es ihr an, auch wenn nur wenige Monate vergangen waren. Vor Shacky stand eine hübsche rothaarige junge Frau, welche das typische Grinsen ihres Vaters auf den Lippen trug. Das Grinsen wurde breiter, als sie das Lächeln der Schwarzhaarigen sah. „Shacky!“, rief sie freudig und kam nun näher, Angesprochene drückte die Zigarette aus und erwiderte die Umarmung des Mädchens. Der Rothaarige, der bis eben noch Abstand hielt, trat ebenfalls näher und lächelte die Frau an. Sie nickten sich gegenseitig zu, doch sagten nichts. Dafür fing Lio sofort an zu sprechen: „Hier hat sich wirklich nichts geändert. Absolut gar nichts!“, sie drehte sich dabei und betrachtete die Bar, die genauso aussah wie bei ihrem ersten Besuch. Die gleichen Möbel mit den teils verschlissenen Polstern standen an gleicher Stelle, die Barhocker, die zum großen Teil instabil wirkten, standen ebenfalls an gleicher Stelle. Der Geruch von Alkohol und Zigaretten war auch nie verschwunden, es hatte sich absolut nichts geändert. „Dafür hat sich bei dir wohl einiges geändert“, erwiderte die Schwarzhaarige und zündete sich direkt eine weitere Zigarette an. Am liebsten hätte die Rothaarige den Kopf geschüttelt und ihr einen Vortrag darüber gehalten, wie schlecht es doch war so viel zu rauchen, doch sie ließ es bleiben. Shakuyak war ja noch schlimmer als Ben oder fast genauso schlimm? Egal. Beide rauchten viel zu viel! Shanks hatte sich inzwischen auf einen der stabilen Hocker gesetzt und ein Glas wurde vor ihm abgestellt. Dankend lächelte er Shacky an und trank den ersten Schluck. „Erzähl schon, was ist alles passiert?“, verlangte die Schwarzhaarige neugierig zu wissen und blies den Rauch in eine andere Richtung, damit das Mädchen ihn nicht abbekam. Die Rothaarige schaute etwas unschlüssig und sagte dann: „Wenn Rayleigh da ist. Wo ist er überhaupt?“, ihr Vater konnte sich bereits denken, wo sein alter Vizecaptain war. Allzu viele Optionen gab es da nämlich nicht. Entweder verspielte er gerade sein ganzes Geld, versuchte es wiederzubekommen oder war… „Im Freizeitpark“, erklärte die Barchefin. Shanks grinste, wusste er es doch! „Hat er gesagt, wann er wiederkommt?“, fragte die Rothaarige und setzte sich nun ebenfalls auf einen Hocker, doch Shacky schüttelte nur den Kopf. „Gut. Dann suche ich ihn eben!“, sagte Lio und erhob sich wieder von dem Hocker, völlig energiegeladen trat sie zur Tür und hörte ihren Vater, wie er ihr hinterher rief: „Pass aber auf!“ Sie verdrehte nur die Augen und lief durch das gesetzlosen Viertel. Ihr war bewusst, dass es ihr Vater nur gut meinte, aber er sollte doch inzwischen wissen, dass sie kein kleines Kind mehr war. Mit dem Schwert hatte sie so einiges im Kampf drauf und das wusste er doch, schließlich hatten sie gemeinsam trainiert. Von weitem sah sie bereits den Vergnügungspark und unachtsam lief sie darauf zu. Dass sie bereits einige Verfolger im Nacken hatte, fiel ihr überhaupt nicht auf. Es war eine kleine Gruppe von Piraten, die das Mädchen von einem Steckbrief wiedererkannten. „Das ist doch die Tochter des Roten“, flüsterte einer von ihnen, sie verfolgten das Mädchen schon seit sie die Bottakuri Bar verlassen hatte. „Ob wir ihr Kopfgeld kassieren sollten oder doch lieber an die Menschenhändler verkaufen?“, fragte einer von ihnen. Er war der Anführer der Truppe, hatte dazu schmierige braune Haare und einen unförmigen Bart. Seine Kleidung strotzte nur so vor Proll und betonte seine doch recht männlich wirkende Figur. „Im Auktionshaus bekommen wir bestimmt mehr, sie ist hübsch, sieh doch“, sagte ein Anderer und deutete dabei auf sie. Lio lief immer noch seelenruhig durch die gesetzlose Zone und spürte die Blicke ihrer Beobachter nicht. „Ihr habt den Plan verstanden?“, fragte der Anführer seine Männer und alle nickten. Für sie schien es ein Klacks zu sein, das Mädchen zu fangen, schließlich waren sie zu viert und sie ganz allein. Außerdem waren sie bereits gesuchte Piraten, die insgesamt ein höheres Kopfgeld hatten als diese Rothaarige. Sie trug zwar ein Schwert bei sich, doch konnten sie kaum glauben, dass das Mädchen irgendetwas konnte, so schwach wie sie aussah. Ein leises Rascheln ließ sie aufhorchen. War da etwa jemand? Um keinen Argwohn zu wecken, ging sie einfach weiter ihres Weges, doch sie war sich sicher, jemand war hinter ihr und verfolgte sie. Am liebsten hätte sie sich selbst geschlagen, ihr hätte doch klar sein sollen, dass sie nicht einfach durch die Zone laufen könnte, ohne Feinde anzuziehen. Durch das Observationshaki erkannte sie, dass vier Personen sie verfolgten. „Vier“, sagte sie leise und dachte nach. Sicherlich würden sie versuchen, sie zu schnappen, ehe sie die gesetzlose Zone verlassen hatte. Bald würden sie bestimmt zum Angriff übergehen. Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gebracht, sprang einer von ihnen hervor und rannte auf sie zu. Ein direkter Angriff, doch sie wusste, dass er nur zur Täuschung diente. Hinter ihr spürte sie die Präsenz eines Anderen, der sie wohl schnappen sollte. Der Mann, der auf sie zu rannte, kam mit ungeheurer Geschwindigkeit zu ihr und holte mit seinem Schwert aus. Er zielte, doch sie war ihm mit Leichtigkeit ausgewichen. In dem Moment kam die Person hinter ihr zum Vorschein. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, er grinste seinen Kameraden an und wollte sie gerade fassen, da hatte sie ihn getreten. Mit solch einer Wucht hatte sie zugetreten, genau in die Stelle für die es Männern am empfindlichsten war. Ein Schrei drang aus seiner Kehle und er ging vor Schmerz zu Boden. Der erste Mann starrte die Rothaarige an, welche keine Miene verzog. Sein Kamerad lag hinter ihr am Boden und regte sich kaum, doch er hatte gesehen, weshalb er zu Boden ging. Er hatte tiefstes Mitleid mit ihm. Seine Hand hob sich und gab damit das Zeichen für die anderen Zwei, die sich bis eben noch versteckt hielten. Sie sprangen aus ihren Verstecken, ihr Anführer grinste das Mädchen an, doch Lio erwiderte nur angewidert seinen Blick. Sein Blick verfinsterte sich und er rief: „Los!“, sofort rannten die anderen Zwei auf sie zu. Von unterschiedlichen Seiten kamen sie ihr immer näher, doch die Piratin wusste genau, was sie zu tun hatte. Die Angriffe der Männer waren so vorhersehbar, dass sie nicht einmal ihr Haki dafür benutzen musste. Viel zu offensiv rannten sie auf sie zu, beide bereit mit ihrem Schwert anzugreifen. Ihr Ziel war es nicht sie zu verletzen, nur in die Enge zu treiben, damit man sie gefangen nehmen konnte. Niemand würde eine verwundete Frau kaufen, völlig irrelevant wie hübsch sie war. Die Zwei rannten auf sie zu, doch die Rothaarige bewegte sich nicht. Wieso bewegte sie sich nicht? Wenn sie nicht auswich, würde man sie verletzen und dann hatte sie keinen Wert. Unbeirrt kamen sie immer näher und schlugen zu. Lio dagegen sprang weit nach oben und sah, wie unter ihr die zwei Männer ineinander krachten. Als diese bemerkt hatten, dass das Mädchen von einer Sekunde auf die Nächste verschwunden war, senkten sie direkt ihr Schwert. Aber sie hatten nicht genügend Zeit ihren Lauf zu bremsen und so rannten sie geräuschvoll ineinander. Die Rothaarige grinste bei diesem Anblick und sank wieder zu Boden. Beide rappelten sich wieder auf, man sah eindeutig, dass die Wucht ihres Aufpralls ihnen doch ein wenig zusetzte. Dennoch standen sie und griffen wieder an, einer von links, der Andere von rechts. Lio zog ihr Schwert und parierte jeden Angriff des Gegners. Sie selbst sah nicht die Notwendigkeit einen Gegenangriff zu tätigen und blockte nur jeden der Männer. Schnell hatten die bemerkt, dass sie bisher keinen einzigen Treffer landeten, Wut baute sich in ihnen auf. Die Angriffe wurden aggressiver und unüberlegter, weshalb Lio etwas vorsichtiger wurde. Ein Treffer würde sicherlich schmerzhaft sein. „Verdammt nochmal!“, rief der Brünette und wurde immer wütender bei jedem verfehlten Schlag seiner Kameraden. Es konnte doch unmöglich so schwer sein, ein Mädchen wie dieses zu besiegen. Ihm wurde es zu viel und er zog sein Gewehr. „Halt still Mädchen oder dein hübscher Kopf wird dran glauben“, rief er und unweigerlich sah sie von ihren Gegnern zu ihm. Durch ihr Haki bemerkte sie frühzeitig, wie einer von ihnen sie erneut angriff, doch sie wich rechtzeitig aus. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn sofort ertönte ein Schuss, welchem sie nur Dank ihres Hakis rechtzeitig ausweichen konnte. Ohne weiter zu überlegen, rammte sie ihren Ellbogen in den Magen eines dieser Männer und hielt ihr Schwert dem Anderen an die Kehle. Zum ersten Mal sprach sie mit ihren Angreifern: „Lass die Waffe fallen oder dein Kamerad wird dran glauben“, ihre Stimme war kalt und ausdruckslos, genauso wie ihr Gesicht. Der Mann, welcher vor ihr auf den Knien war, sah mit großen Augen zu seinem Anführer, welcher nur böse grinste. „Mach doch. Als ob es mich interessiert“, kam es gehässig von ihm und Lios Augen wurden zu Schlitzen. Wie konnte dieser schmierig schleimige Typ so etwas tun? Diese Männer hier waren doch seine Kameraden, wie konnte er sie so hintergehen? Ihr Schwert sank und sie drehte sich ein wenig, sodass sie seitlich zu dem Mann stand, der immer noch neben ihr auf dem Boden kniete. Ungläubig sah er die Rothaarige an, hatte sie ihn gerade wirklich verschont? Doch zu früh gefreut. Sie rammte ihm den Schwertgriff in die Magengegend und vor Schmerzen hielt er sich den Bauch. Auch er ging nun zu Boden und bemerkte nicht, wie das Mädchen bereits auf seinen Anführer rannte. Wutentbrannt starrte sie den Brünetten an, vor Schreck war er etwas zurückgewichen, doch siegessicher richtete er sein Gewehr wieder auf sie. „Bleib lieber stehen“, warnte er sie, doch unbeirrt kam sie ihm immer näher. Für ihn wurde es brenzlich, sollte er nun wirklich schießen und sie damit für das Auktionshaus unbrauchbar machen? Wenn sie verletzt oder tot war, könnte er sie immer noch der Marine überreichen und ihr Kopfgeld einkassieren. Er funkelte das Mädchen an, viel zu großen Ärger hatte sie ihm schon bereitet, es war ihm inzwischen egal, was mit ihr passierte und er schoss. Lio wusste genau, wohin die Kugel flog und wich aus. Keine zwei Meter trennten die beiden und seine Augen weiteten sich, als er die Rothaarige sah, die sein Gewehr aus der Hand geschlagen hatte und ihm nun ihre Klinge an den Hals hielt. Ihr Blick war wutverzerrt und er spürte sie beben. „Wie kannst du nur deine eigenen Kameraden verraten?!“, schrie sie ihn an und er hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Ihre Aura war erschreckend, dafür dass sie doch nur so ein zierliches junges Ding war. Er öffnete den Mund, doch keine Antwort verließ seine Lippen. Wieder senkte sie ihr Schwert und der Brünette sah nun eine Option, sie außer Gefecht zu setzen, doch sie war schneller als er und schlug ihm mit voller Wucht ihre Faust in sein Gesicht. Man hörte ein Knacken und dann den Aufschrei. Sie hatte ihm mit einem gezielten Schlag ihrer Faust, verstärkt durch das Rüstungshaki, die Nase gebrochen. Blut tropfte von seinem Gesicht und sofort hielt er sich seine Nase. Mit erhobener Faust sah sie ihn an, er zuckte bei ihrem Anblick und dachte, sie würde wieder zuschlagen. Er wich zurück, drehte sich und rannte davon. Lio machte sich nicht die Mühe und sah diesem Waschlappen hinterher. Kopfschüttelnd wischte sie das wenige Blut von ihrer Faust ab und trat zu den drei Männern, die am Boden lagen. Jeder von ihnen war bei Bewusstsein, außer vielleicht derjenige, dem sie zu Anfang zwischen die Beine getreten hatte. Als sie das Mädchen und ihren Blick sahen, zuckten sie zusammen, aus Angst sie würde ihnen etwas antun. Die Piratin schüttelte nur den Kopf, nun hatten sie Angst vor ihr, dabei waren sie es doch, die sie angegriffen hatten. Sie beugte sich zu ihnen herab und sagte mit kühler Stimme: „Er ist weg, hat euch alleingelassen, aus Angst“, ein Schauer lief über den Rücken des einen, er fragte sich, was sie nun vorhatte. „Ihr solltet euch dringend einen neuen Anführer suchen“, damit erhob sie sich wieder und verschwand. Perplex erhob sich einer von ihnen und sah dem Mädchen hinterher, welches sorglos durch die gesetzlose Zone marschierte. Sie hatte ihnen nichts getan, zumindest nichts ernsthaftes, dabei wollten sie sie doch an einen Menschenhändler verkaufen. Mit einem Ächzen erhob er sich und trat zu seinen Kameraden, der ebenfalls wach war und dem Mädchen hinterher sah. „Ich glaube, wir sollten verschwinden“, murmelte er und stand auf. Gemeinsam hoben sie ihren Freund auf und verschwanden in eine völlig andere Richtung als ihr Anführer. Die Rothaarige hatte den Vergnügungspark endlich erreicht und erinnerte sich an das erste Mal zurück, als sie mit Marco hier war. Zu gut konnte sie sich an seinen Gesichtsausdruck erinnern, nachdem sie fast alle Attraktionen des Parks abgeklappert hatten. Vor ihr erstreckte sich das Riesenrad mit den einzelnen Kuppeln. Die Schlange davor war recht klein und sie entschloss sich eine Runde mitzufahren, von dort oben konnte sie immerhin den ganzen Park sehen. Sie sah vor sich eine Gondel mit der Blase drumherum, als sie herein schaute, erkannte sie den Weißhaarigen, welcher mit dem Rücken zu ihr saß. Mit einem Grinsen fragte sie dann: „Ist hier noch Platz?“, bewusst wählte sie genau die Worte, die er einst benutzte. „Aber natürlich“, antwortete er und drehte sich herum, um zu sehen, wer gesprochen hatte. Er erkannte Lio und sofort bildete sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht. Sie setzte sich zu ihm und die Fahrt begann. Das Grinsen, was er nur zu gut von ihrem Vater kannte, lag auf ihren Lippen. Es war einige Zeit vergangen und beim genaueren Betrachten, erkannte er, dass sie wahrlich älter geworden war. Sie glich ihrer Mutter um einiges mehr, als sie es beim ersten Treffen schon tat. Ihre roten langen Haare hatte sie zu einem seitlichen Zopf geflochten, ihre Kleidung war schlicht und praktisch, wie er es von Lina, aber auch von ihr schon kannte. Ein anderes Schwert baumelte an einem Gürtel an ihrer Hüfte und ein kleiner lilafarbener Jolly Roger hing an einem schlichten schwarzen Armband. „Ich hab dich gesucht“, verkündete sie und grinste. Er zog fragend eine Augenbraue hoch und lächelte ebenfalls. „So?“, fragte er. Zur Antwort nickte sie. „Ich war schon bei Shacky, sie meinte du bist hier“, „Du bist erst bei Shacky gewesen, bevor du hergekommen bist?“, argwöhnisch sah er sie an. Lio legte den Kopf schief und verstand nicht, was er damit sagen wollte. Er lachte nur und winkte ab. „Papa will dich auch sehen“, sagte sie dann und unterbrach damit sein Lachen. Nun zog er beide Augenbrauen hoch, sie war also mit Shanks hier und nicht mit Whitebeard? So musste es sein, die Wahrscheinlichkeit, dass der alte Piratenkaiser mit ihm sprechen wollte, war eher sehr gering. Bei seinem Blick nickte sie wieder. „Er ist bei Shacky und wartet da“, erklärte sie. „Dann lass uns danach zu ihnen gehen“, erwiderte der ehemalige Pirat. Die Rothaarige erhob sich als das Rad stehen geblieben war. Ihr Blick glitt wie schon zum ersten Mal über die Baumkronen der Mangroven auf das Meer. Das Wetter hier war wirklich immer gleich schön, weshalb die Sonne ein unglaubliches Farbspiel auf der Wasseroberfläche abzeichnete. Einige Schiffe waren diesmal zu sehen und Lio lächelte. Bald wären sie auch wieder dort auf dem großen weiten Meer und würden weitersegeln, nicht mehr lang und sie wäre zurück bei ihrer Familie. Nach der Fahrt hatte sich das Mädchen noch Zuckerwatte gekauft und zusammen mit Rayleigh betrat sie wieder die gesetzlose Zone. Ob man sie nun wieder angreifen würde, wenn sie in Begleitung des dunklen Königs war? Wahrscheinlich nicht. Es wurmte sie, dass man sie immer so dermaßen unterschätzte, die Männer vorhin hatten genau zu spüren bekommen, dass man sich nicht mit ihr anlegen sollte, dabei hatte sie ihnen nicht einmal wirklich etwas getan. Der weißhaarige Mann sah ihren grimmigen Gesichtsausdruck und fragte: „Ist etwas?“, sie verzog dabei nur noch mehr den Mund. „Ich habe nur überlegt, ob uns jetzt einer angreifen würde“, erklärte sie, doch er verstand nicht, weshalb das ein Grund war, um so zu schauen. Störte es sie etwa, dass man sie nicht angreifen würde? Sie sah seinen fragenden Blick und ergänzte dann: „Ich wurde vorhin angegriffen, sie haben mich unterschätzt. Jetzt würde uns sicherlich keiner angreifen“, meinte sie dann wieder etwas gereizter. Er schmunzelte nur, sie war also sauer, dass man sie so unterschätzte. Dabei konnte man es keinem verübeln, schließlich sah sie wirklich keineswegs gefährlich aus. Ebenfalls wusste er von ihrem Steckbrief, den er vor einiger Zeit gesehen hatte. Für den Anfang hatte sie wirklich ein feines Sümmchen bekommen, doch war er sich nicht sicher, ob man ihre Stärken überhaupt kannte oder ob sie es nur bekam, weil sie Shanks' Tochter war. Sie hatten die Bar erreicht und zusammen traten sie ein. Shanks saß immer noch auf dem Hocker und redete gerade mit Shacky, die mal wieder an einer Zigarette zog. Als sie hörten, wie jemand eintrat, blickten sie zu ihnen. Lio hob ihren Arm und zeigte von ihrem Vater zu Rayleigh, der neben ihr stand. „Siehst du? Ich hab ihn gefunden und mir geht es gut!“, sagte sie und drehte sich demonstrativ um sich selbst, um keine Schäden vorzuweisen. Doch der Rothaarige erkannte auf der beigen Hose dunkle Flecke. Er zog die Augenbrauen zusammen und fragte dann: „Ist das Blut?“, er zeigte dabei auf die Flecke. Seine Tochter verzog nur den Mund und nickte. „Passiert ist mir trotzdem nichts“, verteidigte sie sich. Der alte Mann schob das Mädchen vor sich zu einem Hocker und setzte sich schließlich daneben, „Wie dem auch sei, erzähl schon“, forderte er sie auf und wies der Schwarzhaarigen mit einem Handzeichen an, etwas zu trinken bereitzustellen. Lio setzte sich zwischen die beiden Männer und trank erst mal einen kräftigen Schluck aus dem Glas, welches Shacky vor ihr abstellte, danach begann sie zu erzählen, dabei ließ sie fast nichts aus. Shanks, der ihre Geschichte zwar kannte, wenn auch nur aus seiner Sichtweise, hörte gespannt zu. Für ihn war es interessant zu hören, wie sie von den vergangenen Monaten berichtete. In ihren Augen sah er dieses Leuchten, was nur vor Lebensfreude strotzte und ihn ebenfalls zum Strahlen brachte. Die zwei Anwesenden hörten ihr gespannt zu und freuten sich ungemein für die Beiden. So lange waren sie getrennt und nach all der langen Zeit hatten sie sich wiedergefunden, sich verstanden und waren einander ans Herz gewachsen. Rayleigh sah den Blick seines damaligen Kabinenjungen, welcher voller Fürsorge und Liebe auf seiner Tochter lag. Wenn der alte Pirat zurückdachte, wie Shanks und Buggy früher nur Unheil angerichtet hatten und er den Rothaarigen damit vergleichen sollte, lagen Welten dazwischen, die mal mindestens doppelt so groß waren wie die gesamte Grandline. Aus dem verpeilten aufmüpfigen Jungen wurde ein wahrlich loyaler Freund, ein erfolgreich gefürchteter Pirat und ein liebevoller Vater, wenn nicht sogar mehr. Durch ihr ganzes Gerede drifteten ihre Gedanken irgendwann ab. Sie dachte an Whitebeard, ihren Vater, an Marco ihren Kommandanten und guten Freund und auch an Thatch, der mehr als nur ein guter Freund für sie geworden war. Ihr wurde mit der Zeit immer bewusster, wie sehr sie die Crew vermisste und wie wichtig sie ihr doch waren. Mit ihren Gedanken völlig beschäftigt, hatte sie gar nicht mitbekommen, wie sie aufgehört hatte zu sprechen. Die Drei fragten nicht, was sie derartig ablenkte und ergriffen nun das Wort, um miteinander zu reden. Lio machte sich gar keine Mühe und hörte nicht zu, zu vertieft ging sie einer Idee nach, die von mal zu mal immer mehr Bestätigung bekam. Mit einem Räuspern stand sie auf und kam um den Tresen herum, um Shakuyak in den Arm zu nehmen. Unerwartet erwiderte sie die Umarmung bis die Rothaarige sich wieder löste. Sie trat wieder vor die Theke und umarmte nun auch Rayleigh, der die Handlung des Mädchens nur mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm. „Es war wirklich schön euch wiederzusehen, aber ich werde schon mal gehen“, sagte sie und wandte sich noch zu Shanks, der auch schon aufgestanden war. „Nicht, ich hab noch etwas zu erledigen, bleib ruhig noch. Wir sehen uns auf dem Schiff“, damit verabschiedete sie sich von den Dreien, die der Rothaarigen leicht verwirrt hinterher sahen. „Sie ist wirklich reifer geworden“, sagte der Weißhaarige und trank in Gedanken versunken einen Schluck Sake. „Und sie ähnelt Lina wirklich unglaublich sehr“, ergänzte die Schwarzhaarige. Der Piratenkaiser konnte nur nicken. Mit jedem Schritt, den sie machte, bekam sie ein deutlicheres Bild von ihrem Vorhaben. Voller Überzeugung rannte sie über die Groves, um ihr Ziel schneller zu erreichen. Schon öfter hatte sie mit dem Gedanken gespielt, doch nie hatte sie sich getraut es zu tun. Dabei trug jeder das Zeichen ihres Vaters mit sich, sei es voller Stolz auf der Brust oder doch auf dem Rücken. Früher hatte sie Angst. Angst vor den Schmerzen, die das Stechen mit sich ziehen würde, aber jetzt war sie alt genug und würde es in Kauf nehmen. Ihr Beschluss stand fest. Jeder sollte wissen, zu wem sie gehörte. Voller Ehrfurcht sollten alle den Jolly Roger Whitebeards sehen. Kapitel 36: Wie tausend Nadeln ------------------------------ Wie tausend Nadeln Nach mehrfachem Fragen hatte sie endlich denjenigen gefunden, der ihr bei ihrem Vorhaben helfen konnte. In einem etwas heruntergekommenen Laden stand sie nun und betrachtete den alten kleinen Mann, der sie misstrauisch anschaute. Energiegeladen trat sie zu dem Tisch an dem er saß und sagte: „Ich würde mir gern ein Tattoo stechen lassen!“, sie grinste breit, doch er gähnte nur müde. „Mädchen, mach dass du wegkommst“, mit einer lahmen Bewegung seiner Finger deutete er ihr, dass sie verschwinden sollte. Ebenso schloss er die Augen, um zu verdeutlichen, wie gering sein Interesse ihr gegenüber war. Lio ließ sich nicht beirren und versuchte es erneut. „Ich zahle auch gut, komm schon.“ Sie zog einige Scheine aus ihrem Beutel und legte sie auf den Tisch. Immer noch desinteressiert öffnete er die Augen und sah das kleine Bündel an Scheinen vor ihm liegen. Undeutlich brummte er irgendetwas. Die Kleine meinte es wohl ernst. Mit einem Ächzen stand er auf und trat zur Tür, er schloss ab und drehte ein Schild herum, welches die Rothaarige beim Eintreten gar nicht beachtet hatte. Argwöhnisch sah sie ihn an, wollte er sie jetzt etwa einsperren? Doch auch ihr Argwohn legte sich nicht, als er durch eine Tür in einen anderen Raum verschwand. Sie blieb dort stehen und machte sich auf alles gefasst, was nun passieren könnte. Der Mann kam zurück und meinte dann nur träge: „Worauf wartest du? Ich werde hier nicht jünger“, damit verschwand er wieder hinter der Tür. Mit einem Schulterzucken folgte sie ihm und trat in einen sehr hellen sauberen Raum. Wow. Das hätte sie nun nicht erwartet, wenn man mal den Laden betrachtete. Der Grauhaarige hantierte schon mit einigen Gegenständen rum, von denen die Rothaarige keinen Schimmer hatte. Er wandte sich mit den Worten an sie: „Was darf es denn sein? Ein Schmetterling oder doch ein Pferd?“, mit einer Handbewegung deutete er ihr näher zu kommen. Lio schüttelte den Kopf und meinte dann: „Ich dachte eigentlich an einen Jolly Roger“, der Alte hob fragend eine Augenbraue. Sie war also Piratin? Hätte er niemals gedacht. „Gut. Welcher Crew, wie groß und wohin?“, fragte er schließlich und hoffte, er würde die Piraten kennen oder sie hätte zumindest ein Bild dabei. „Whitebeard, etwa so groß“, sie zeigte dabei ein Rechteck in die Luft, welches circa 15x20 cm groß war, „und hier hin“, dabei wies sie auf die linke Seite ihres Bauches. Über die Stelle hatte sie lange nachgedacht und es schien ihr passend, direkt unter ihrem Herzen. Doch sollte er nicht direkt frontal zu sehen sein, sondern etwas weiter nach außen. Der Mann nickte und wiederholte nochmals: „Also gut, der von Whitebeard, die Größe und an der Stelle“, mehrere Male nickte er ehe er realisierte, was er überhaupt gesagt hatte. „Warte… Whitebeard?!“, rief er empört und sah das Mädchen mit einem nicht deutbaren Blick an. „Du willst mir sagen, du bist eines von Whitebeards Kindern?“, seine Stimme war immer noch so kraftvoll und hoch, dass Lio zusammenzuckte. Was hatte er denn nur, waren die Beiden etwa mal Feinde? Unsicher nickte sie. Dann geschah etwas, was sie keineswegs erwartet hatte. Ihr Gegenüber brach in schallendes Gelächter aus. Mit Augen verzogen zu Schlitzen sah sie den Alten an, lachte er sie gerade etwa aus? Er rieb sich die Augen, um die Tränen wegzuwischen und gluckste noch ein letztes Mal. „Wie geht es dem Alten denn? Trinkt er immer noch so viel wie früher?“, verdattert sah sie ihn nun an. Sie kannten sich also, es klang nicht nach einer Feindschaft, so wie er von Whitebeard sprach. „Ihm geht es gut und er trinkt, als wäre es ein Heilwässerchen und kein hochprozentiger Alkohol“, sagte die Rothaarige und wieder brach der alte Mann in schallendes Gelächter aus. Schneller als zuvor fasste er sich. „Genauso kenne ich ihn und nicht anders.“ „Leg dich ruhig schon mal“, wies er sie an und suchte dabei noch einige Sachen zusammen, die er benötigte. Die Piratin tat wie ihr angewiesen und machte es sich auf der Liege bequem, dabei zog sie ihr Oberteil soweit wie notwendig nach oben und sah den Rücken des Alten an. „Wie heißt du?“, fragte sie ihn und er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. „Stan, der Knochenbrecher“, sagte er stolz und präsentierte ihr ein breites Grinsen. „Nett“, erwiderte die Rothaarige matt. Sein Beiname war nicht ganz so einladend, doch konnte sie ihn bei seinem Äußeren nicht sonderlich ernst nehmen. Er sah ihren Blick. „Unterschätze mich bloß nicht Kleine“, sie musste nur lächeln. Sie wusste ganz genau, wie er sich fühlte. Stan setzte sich auf einen Hocker und kam angerollt. „Willst du den mit dem Kreuz oder mit dem Kopf?“, kurzzeitig überlegte sie. Marco selbst trug das Tattoo mit dem Kreuz und dem Bart, doch irgendwie war ihr der grinsende Jolly Roger lieber. Sie hob ihre Hand und sah sich das Armband an. Entschlossen nickte sie und meinte dann: „Mit dem Kopf“, „Gut, dann werde ich ihn mal eben vorzeichnen.“ Mehrmals fragte er nach, an welcher Position genau sie es haben wollte und vor allem wie groß. Irgendwann hatte er die Umrisse vorgezeichnet und hielt ihr einen Spiegel hin. Dankend nahm sie diesen an und betrachtete den grinsenden Jolly Roger ihrer Crew auf ihrer Haut. Mit einem überzeugten Lächeln sah sie Stan an und legte den Spiegel beiseite. „Vergiss nicht, dass du dich nicht bewegen darfst“, sagte der Grauhaarige und machte sich mit Handschuhen an die Maschine. Geräuschvoll ertönte das penetrante Summen der Nadel. Unsicher sah Lio an sich hinab und spürte auch direkt das Stechen. Ihre Augen weiteten sich und sie krallte ihre Hände in die Liege. „Worauf hab ich mich nur eingelassen?“, fragte sie tonlos, doch der Alte lachte nur. „Hab dich nicht so, schließlich bist du eine Piratin.“ Ein stummes Nicken bekam Stan nur aus dem Augenwinkel mit, viel zu konzentriert war er in seiner Arbeit versunken. Das Mädchen hatte die Augen geschlossen und die Augenbrauen zusammengekniffen. Sie dachte an schöne Dinge, an den Vergnügungspark, an Zuckerwatte, an bunte Einhörner. Sie seufzte, woran dachte sie da bitte nur? Mit der Zeit gewöhnte sie sich an den Schmerz und war auch recht froh darüber, ihn kaum noch wahrzunehmen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits die Reaktion ihrer Kameraden, es sollte eine Überraschung werden, hoffentlich gefiel es ihnen genauso sehr wie ihr! Zwischendurch setzte Stan ab und wechselte die Farbe, fragend sah sie ihn an. „Du hast es gleich geschafft“, meinte er und machte weiter. Es fehlte nur noch der weiße Sichelbart, welcher so ausschlaggebend für das Tattoo war. Irgendwann war es still im Raum und Lio bemerkte, dass das Summen endlich verschwunden war. Sie waren also schon fertig? Gerade als sie sich aufsetzen wollte, hielt er sie zurück und drückte sie zurück auf die Liege. „Noch nicht“, sagte er nur und kramte einige Dinge hervor. Sie spürte wie er das frisch Gestochene abklebte und überreichte ihr dann einige Salben. „Dünn auftragen bis die Rötung verschwunden ist“, erklärte er ihr und räumte schon einige Sachen zurück. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie sich den Spiegel geschnappt und die Stelle begutachtete, es war zwar abgeklebt, aber sehen konnte man immer noch, was sich darunter befand. Überglücklich grinste sie breit. „Das ist wirklich… wow, Danke!“, rief sie freudig und setzte sich aufrecht hin und stellte die Beine auf den Boden. „Nichts zu danken, von Whitebeard waren schon einige bei mir. Du kennst bestimmt ein paar davon. Marco sollte dir doch ein Begriff sein?“, fragte er und eifrig nickte die Rothaarige. „Aber natürlich. Er ist ja auch mein Kommandant“, sagte sie mit einem breiten Grinsen. „Soso, erste Division also? Nicht schlecht Kleine“, auch er musste grinsen und räumte weiter seine Utensilien ein. Unschlüssig saß Lio da. Den Großteil hatte Stan erledigt, aber eigentlich war sie noch nicht ganz fertig. Sollte sie ihn fragen oder nochmal eine Nacht darüber schlafen? Eigentlich stand ihr Entschluss fest, schließlich wollte sie nicht nur zeigen, dass sie zu Whitebeard gehörte. „Du Stan?“, fragte sie nun etwas selbstsicherer. Angesprochener wandte sich zu ihr und sah sie mit einem fragenden Blick an. „Könntest du vielleicht noch etwas kleines für mich machen?“, er zog nun beide Augenbrauen hoch. „Du willst noch eins?“, seine Stimme spiegelte hörbar seine Verwunderung aus. „Es ist wirklich nur etwas kleines“, wollte sie ihn überzeugen und innerlich machte sie einen kleinen Sprung, als er sich wieder auf den Hocker setzte. „Und was?“, fragte er schließlich. „Du kennst doch bestimmt Shanks, oder?“, unsicher sah sie von ihren Händen zu ihm auf und er sah sie misstrauisch an, dennoch nickte er. „Was ist mit dem Roten?“, „Nun, du kennst seine Flagge?“, wieder ein Nicken. Mit einer einfachen Bewegung löste sie das Armband, welches an ihrem rechten Handgelenk baumelte, sie hielt ihm ihre Hand hin und meinte: „Ich hätte gern hier drei rote Striche, etwa so“, dabei zeigte sie auf ihr Handgelenk auf der Seite des Daumens. „Drei rote Striche?“, fragte er nach und verstand nicht, was genau sie mit dem Roten zu tun hatte. Die Rothaarige nickte nur und sah mit großen Augen den Alten an, welcher ihr den Wunsch nicht ausschlagen konnte. „Nun gut, also drei Striche für die junge Dame.“ Es dauerte nicht ansatzweise so lange, wie es bei dem Jolly Roger dauerte, schließlich waren es nur drei einfache Striche, die sie dennoch immer an ihren Vater und seine Crew erinnern würden. Auch diese Stelle wurde abgeklebt und glücklich erhob das Mädchen sich von der Liege. Stan schob die Rothaarige vor sich her, zurück in den Laden. Das Geld, welches noch immer auf dem Tisch lag, gab er ihr zurück. Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Vergiss es, das gehört dir“, sagte sie nur schüttelte heftig den Kopf. Doch er ließ nicht mit sich reden und wollte ihr das Geld zurückgeben. Sie nahm es ihm nur ab, um es im nächsten Moment zurückzulegen. Widerwillig behielt er es und meinte dann noch zu dem Mädchen: „Grüß den Alten von mir, auch die Anderen“, Lio nickte und lächelte. „Vielen Dank“, mit einem Handschlag und einem Grinsen verabschiedeten sich voneinander. Keinen Schritt aus dem Laden sah sie, wie dunkel es inzwischen geworden war. Bestimmt würde ihr Vater sie suchen, wenn er schon zum Schiff zurückgegangen wäre. Sollte sie ihre neuen Errungenschaften erst einmal für sich behalten und sie dann überraschen? Sein Gesicht wollte sie unbedingt sehen. Kapitel 37: Hochstimmung oder doch nicht so ganz? ------------------------------------------------- Hochstimmung oder doch nicht so ganz? Die Rothaarpiraten waren immer noch auf dem Sabaody Archipel, die Weiterreise würde erst in ein paar Tagen anstehen. Am ersten Tag, als sie auf dem Archipel ankamen, wurden Vorräte aufgestockt und einige Arbeiten am Schiff erledigt. Der Captain der Bande hatte seinen alten Vizen in Begleitung seiner Tochter besucht. Sehr lange hatten sie miteinander gesprochen und auch als Lio vorgegangen war, um etwas zu erledigen, gab es zwischen den Erwachsenen noch einiges an Gesprächsstoff. Bis in den späten Abend hinein hatten sie sich über alte Zeiten unterhalten. Auch wie zu ihrem letzten Treffen war der kleine Gummijunge aus dem East Blue ein Thema. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde ebenfalls in See stehen. In großen Tönen hatte er geschworen eines Tages Piratenkönig zu werden und Shanks zweifelte keine Sekunde daran, weshalb er ihm auch letztendlich seinen geliebten Strohhut übergab. Ebenso teilte er Rayleigh mit, wie stolz es ihn machte, Vater einer so wundervollen Tochter zu sein. Mit einem wehleidigen Lächeln sprach er über die Ähnlichkeiten zwischen Lio und ihrer Mutter. Manchmal machte es ihn sogar traurig sein Kind anzusehen. Viel zu oft sah er seine verstorbene Frau in ihr und wünschte sich nichts sehnlicher, sie wieder bei sich zu haben, bei ihm und ihrer gemeinsamen Tochter. Doch er wusste, dass es nie so kommen würde und meist rügte er sich selbst dafür bei Lios Anblick traurig zu werden. Man muss sich um die, die noch übrig geblieben sind, kümmern und mit allen Mitteln versuchen sie zu beschützen. Shanks war nach einigen Gläsern Sake zum Schiff zurückgekehrt. Beim Betreten der Red Force begrüßte er seine Kameraden, die wohl ebenfalls erst gerade zurückgekommen sind. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, verschwand er unter Deck, auf dem Weg zu seiner Kajüte. Das lange Gespräch mit Rayleigh wirbelte gemischte Gefühle in ihm auf, die Erinnerungen in seinem geistigen Auge schienen ihn zu verschlingen. Mit einem Seufzen kam er vor seiner Kabine zum Stehen und warf einen Blick auf die Tür hinter der sich Lio vermutlich befand. Ob sie wohl schon zurück war? Und was war überhaupt der Grund, weshalb sie vorhin früher gegangen war? Vorsichtig klopfte er an ihre Tür, doch niemand antwortete. War sie immer noch unterwegs oder war vielleicht sogar etwas passiert? Unschlüssig öffnete er dann doch die Tür und lugte in das Zimmer der Rothaarigen. Erleichtert atmete er aus, als er sein Kind schlafend im Bett liegen sah. Behutsam schloss er die Tür wieder und machte sich ebenfalls auf den Weg ins Land der Träume. Müde wachte das junge Mädchen mit einem herzlichen Gähnen auf. Sie streckte und räkelte sich bis sie schließlich aufstand. Vor dem Spiegel machte sie einen Halt und sah, wie ihr Spiegelbild sich die Augen rieb. Mit einer geflissentlichen Bewegung zog sie ihr T-Shirt hoch und löste vorsichtig den Schutz von ihrem frischgestochenen Tattoo. Die Haut war immer noch gerötet, dennoch grinste sie den ebenso grinsenden Jolly Roger ihrer Crew an. Sie war mehr als zufrieden mit dem, was der Knochenbrecher gemacht hatte. Ebenso vorsichtig, wie sie bei dem großen Tattoo war, zog sie vorsichtig an dem klebenden Stoff an ihrem Handgelenk. Zum Vorschein kamen drei parallele rote Striche. Mit einem Lächeln stieg sie unter die Dusche, sie war durch und durch zufrieden. Nach der Dusche cremte sie die Stellen ein und zog sich schließlich an. Fürs Erste wollte sie es für sich behalten und bei Zeiten alle überraschen. Es war noch ziemlich früh, als sie die Kajüte verließ, trotzdem wagte sie einen Blick in das Zimmer ihres Vaters. Dieser lag selig in seinem Bett und schnarchte fröhlich vor sich hin. Mit einem Lächeln schloss sie die Tür wieder, wie lange er wohl noch bei Rayleigh war? Auf den Weg an Deck begegnete sie einigen Männern, die sie kaum wahrnahmen, dennoch grüßten. Endlich an der Luft angekommen begrüßte sie Ben, der an der Reling gelehnt die Zeitung las. Sie verabschiedete sich von ihm mit einem „Bin unterwegs, hab die Schnecke dabei“ und war auch schon vom Schiff gesprungen. Gemütlich schlenderte sie über das Archipel, vorgenommen hatte sie sich neue Sachen zu kaufen, immerhin trug sie nun das Symbol ihres Vaters und wollte es nicht unter Kleidung verstecken. Die Entscheidung, was einen Stilwechsel anging, fiel ihr mehr als leicht und so marschierte sie in den erstbesten Laden. Freundlich wurde sie von der Verkäuferin begrüßt und machte sich dann direkt daran zu schaffen, einige Kleidungsstücke zusammenzusetzen. Mit gepackten Tüten, die von einer Blase umhüllt waren, lief sie über das Archipel und überlegte sich, was sie mit ihrem restlichen Geld anstellen könnte. Ihre Aufmerksamkeit legte sich auf einen Gegenstand, der sich hinter einer Scheibe eines alten Antiquitätengeschäfts befand. Ohne große Überlegungen trat sie in diesen ein. Es ertönte das Klingeln von Glöckchen, als sie die Tür öffnete. Eine kleine pummelige Oma begrüßte das Mädchen, welche ihr mit einem Lächeln zunickte. Auf den ersten Blick erkannte die Rothaarige hauptsächlich Ramsch, der sich mit den Jahren wohl angesammelt hatte. Eine Ecke war gefüllt mit altem Geschirr, welches sicherlich durch einige Generationen gereicht wurde. In einer anderen Ecke saßen Puppen, die völlig starr in eine Richtung stierten. Das Lächeln, welches festgefroren auf ihren Lippen lag, ließ dem Mädchen ein Schauder über den Rücken laufen. Etwas entfernt davon hingen einige alte Kleidungsstücke an einer Stange. Dazu zählten alte Roben, die Lio noch nie gesehen hatte. Verrückt, was man vor einigen Jahrhunderten so trug. In einer Vitrine sah sie alten Schmuck, der wohl das ganze Ansehen dieses Geschäftes hob. Ebenso war dieser der Grund für ihr Eintreten gewesen. Sie trat näher zu dem Fenster und suchte nach dem glänzenden Irgendwas, welches auf der Straße ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Dann sah sie es und griff danach. Es war ein altes rundes Medaillon auf dem sich eine Weltkarte befand. Beim genaueren Betrachten würde sie sogar sagen, dass es die Karte vom West Blue war, welche darauf zu sehen war. Sowohl die Kette als auch das Medaillon waren wahrscheinlich aus Silber. Mehrmals versuchte sie es zu öffnen und schaffte es schließlich nach einigen Anläufen. In dem Schmuckstück selbst war Platz für zwei Bilder, die man darin versehen konnte. Diese Kette war das ideale Geschenk für ihren Vater, immerhin würden sie sich in nächster Zeit trennen, sie wollte sich für die Zeit mit ihm bedanken und ihm auch etwas hinterlassen, damit er immer an sie denken konnte. Lio grübelte, ob sie genug Geld dafür hatte? Unschlüssig trat sie mit dem Medaillon zum Tresen von dem die alte Frau sich keinen Millimeter bewegt hatte. Die Rothaarige lächelte zaghaft und streckte ihre Hand aus. „Was kostet das?“, die Alte lächelte zurück „Wie viel hast du denn?“, mehr als ein „Ähhm..“ bekam die Rote nicht raus. Wollte die Frau sie jetzt etwa austricksen? Wer weiß, wie viel die Kette in Wirklichkeit wert war. Vielleicht hatte sie keinen anzumerkenden Wert und Lio würde viel zu viel ausgeben, wenn sie der Alten wirklich sagen würde, wie viel sie noch übrig hatte. Gut möglich, dass die Verkäuferin ihr auch entgegen kommen wollte, so böse sah sie jedenfalls nicht aus. Die Frau lächelte immer noch und spürte den wachsenden Argwohn ihrer Kundin, welcher völlig ungerechtfertigt war. Sie wusste sehr wohl, was die Kette für einen Wert besaß, doch es kam nicht oft vor, dass jemand ihren Laden betrat und dann auch noch so eine junge Frau, wie sie ihr gegenüberstand. Die Rothaarige legte das Medaillon auf den Tisch und kramte in einem Beutel herum, kaum später präsentierte sie der Alten, wie viel Geld sie noch hatte. Ein Blick genügte und sie wusste, dass es weniger war, als sie dafür bekommen könnte. Doch sie sagte nichts, als sie den Gesichtsausdruck des Mädchens sah. Ihre großen schwarzen Augen, die hofften. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, fragte die Verkäuferin: „Warum willst du es haben?“, Lio musste nicht lange überlegen und antwortete ehrlich: „Ich will es meinem Vater schenken. Er hat viel für mich gemacht und es würde ihm bestimmt gefallen. Außerdem stammt er aus dem West Blue. Das ist doch die Karte vom West Blue oder?“, setzte sie noch als Frage dran. Zur Antwort erhielt sie ein Nicken, dann sagte eine Weile niemand etwas. Lio wurde sich bewusst, dass das Geld, welches sie noch hatte, wohl nicht reichen würde. Sie seufzte leise, ob sie einige ihrer Sachen zurückbringen sollte, um das Medaillon zu kaufen? Wie viel kostete es denn jetzt überhaupt? Gerade wollte sie fragen, sprach die Verkäuferin: „Weißt du Kindchen, ich habe nicht oft interessierte Kunden und besonders nicht so junge. Lass das Geld hier und schenk deinem Vater das Medaillon. Aber sorg dafür, dass er es niemals verliert, versprochen?“, mehrmals blinzelte die Rothaarige und realisierte eher langsam die gesagten Worte. „Wirklich? Ist es nicht zu wenig? Ich verstehe, wenn es für so wenig nicht zum Verkauf steht“, purzelten die Worte aus ihrem Mund. Doch die Alte hatte das Medaillon eingepackt und in einen kleinem Beutel verschwinden lassen. Lio kratzte die letzte Münze aus ihrem Geldbeutel, ihr gesamtes Geld lag nun auf dem Tisch. Sie kam sich so schlecht vor, die Frau um diesen Schmuck zu erleichtern, anscheinend war er doch mehr wert. „Es ist wirklich die Karte vom West Blue. Gib bitte gut Acht darauf“ sagte die Frau und lächelte warm. „Ich verspreche es, sie wird in guten Händen sein!“ gab Lio beschwichtigend von sich. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln oder gar sich nochmal zu der Alten umzudrehen, verschwand sie aus dem Laden. Es war ihr mehr als nur unangenehm. Gedankenverloren lief sie mit ihrem Einkauf durch die Groves. Als ihr Magen sich mit einem lauten Knurren zu Wort meldete, beschloss die Rothaarige die Red Force aufzusuchen. Es dauerte nicht lange und da hatte sie das Schiff erreicht, sie verschwand in ihrer Kajüte. Ihre neuen Kleidungsstücke räumte sie in den Schrank, die Alten rückten weiter nach hinten. Irgendwas könnte sie damit wohl noch anfangen, sie musste sich nur überlegen was. Den Beutel mit Medaillon verstaute sie ebenfalls im Schrank, versteckt unter dem Haufen ihrer Kleidung. Erst zum Abschied würde ihr Vater es zu Gesicht bekommen, jetzt wäre es noch zu früh. Mit knurrendem Magen war sie zur Kombüse gegangen, beim Eintreten begegnete sie dem Blick ihres Vaters. Mit einem Lächeln setzte sie sich zu ihm, müde erwiderte er es. „Du warst schon wieder weg?“ fragte er, stumm nickte sie und griff nach einem Brötchen. Ihr Vater hakte nach: „Und wo bist du gestern eigentlich noch gewesen?“, Lio sah von ihrem Teller hoch in die Augen ihres Vaters. Sie schluckte schwer. Es war noch nicht ihre Absicht ihm davon zu erzählen, sie sollte sich schnell etwas ausdenken. „Ähm..“, begann sie und überlegte, doch nichts gescheites fiel ihr ein, verflucht nochmal! „Also ich war..“, sie presste ihre Lippen aufeinander, so schwer konnte es doch nicht sein, sich eine gescheite Lüge auszudenken! Mit hochgeschobener Augenbraue sah der Rothaarige seine Tochter an, die gerade versuchte sich aus irgendetwas raus zu reden. Hatte sie etwas was verbrochen? „Lio?“, innerlich seufzte Angesprochene „Ich war nur einkaufen und eben war ich nochmal los, weil es mir doch nicht so gefallen hat.“ Sie hatte mit voller Überzeugung gesprochen und wie es schien, glaubte er ihr sogar, ha! „Frauen und einkaufen“, murmelte der Rothaarige und entschied sich das Thema fallenzulassen. Lio begegnete allerdings dem Blick des Vizen, der sie argwöhnisch anschaute. Er hatte sie heute Morgen gesehen, wie sie ohne Tüten von Bord gegangen war. Ihrer Meinung nach war er eh viel auf aufmerksam, hoffentlich würde er sie nicht verpetzen. Von alldem bekam der Piratencaptain nichts mit. „Wir werden nach dem Frühstück mal deinen werten Kommandanten anrufen“, gab der Pirat irgendwann mit vollem Mund von sich. „Ist gut“ bekam er zur Antwort und die Stille breitete sich aus. Die zwei Rotschöpfe saßen sich am Schreibtisch des Besprechungsraums gegenüber und starrten auf die Teleschnecke, die versuchte eine Verbindung zwischen ihnen und den Whitebeards herzustellen. Nach einer halben Ewigkeit meldete sich jemand mit einem gehetzten „Hallo?“, es war eindeutig die Stimme ihres Kommandanten. „Marco, hey“, begann die Rothaarige, doch ehe sie weitersprechen konnte, kam Shanks ihr zuvor: „Guten Morgen“, dabei hörte man ein undeutliches Gemurmel des Piraten auf der anderen Leitung, Lio konnte nicht alles verstehen, deutete es aber als ein „Bisschen spät für 'Guten Morgen'.“ Der Rothaarige ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Wir befinden uns zurzeit auf dem Sabaody Archipel, wo seid ihr?“, „Nicht weit, wenn wir hierbleiben, braucht ihr höchstens einen Monat.“ Lange hatten sie gesprochen und diskutiert, was nun sinnvoll wäre. Marco sprach davon, dass sie sich bald mit Jimbei treffen würden, der allerdings noch eine Weile bräuchte, um zu ihnen zu stoßen. Wenn die Whitebeardpiraten Jimbei entgegen kommen würden, bräuchten die Rothaarpiraten länger, andersherum war Jimbei derjenige, der weiter reisen musste. Ziel ihrer Reise war dieser Rookie, der sich mit Vater anlegen wollte, aber der würde sicherlich nicht wegrennen. Schließlich einigten sie sich darauf, dass sie den Monat auf der Insel verbringen würden, um auf Lio zu warten. Die Augen der Rothaarigen strahlten. Nur noch einen Monat? Sie konnte es kaum glauben, doch sie fasste sich schnell. Die Freude, ihre Crew wiederzusehen, war unheimlich groß und dennoch spürte sie ein Stechen, als sie dabei an Shanks dachte. Wie würde er nur damit umgehen? Er hatte mal gesagt, dass es für ihn in Ordnung wäre, wenn sie zurückkehrte. Aber mittlerweile war zwischen ihnen so viel passiert, dass es nicht nur ihn verletzen würde, wenn sie sich trennten. Wehleidig sah sie in das Gesicht ihres Vaters. Das Lächeln, welches auf seinen Lippen lag, war aufgesetzt und erreichte seine sonst strahlenden Augen nicht. ~*~ Marco hatte bereits mit einem Anruf seitens Lio gerechnet, immerhin war sie schon auf der Fischmenscheninsel, als sie das letzte Mal miteinander sprachen. Da sie nun endlich geklärt hatten, wie es weitergehen sollte, konnte er sich auch mit Jimbei in Verbindung setzen. Wie immer blieb die meiste Arbeit an ihm hängen, sein Vater trank unaufhörlich seinen Sake und sprach in letzter Zeit oft über den Rookie. Es hatte sich herum gesprochen, dass er Whitebeard, den stärksten Mann des Meeres, herausfordern und besiegen wollte. Natürlich war der alte Piratenkaiser völlig begeistert von dieser naiven und dennoch eigenwilligen Einstellung des jungen Piraten. Schließlich war das auch der Grund, weshalb sie dem Jungen entgegen kommen wollten. Jimbei hatte durch seinen Posten als einer der Sieben Samurai früh von dem Piraten Wind bekommen. Als er hörte, dass dieser Bengel gegen seinen jahrelangen Freund kämpfen wollte, beschloss er, Whitebeard aufzusuchen und sich für diesen einzusetzen. Niemals würde der Kaiser seine Hilfe benötigen, doch empfand der Fischmensch es als notwendig, seinen Freund zu verteidigen. Erst wenn der Rookie den Samurai besiegt hatte, war er würdig genug, um gegen Whitebeard höchstpersönlich zu kämpfen. Der blonde Kommandant stand an Deck der Moby Dick und sah zu dem Mann im Thron hinauf. In völliger Ruhe sprachen sie darüber, wie es weitergehen sollte. Wie zu erwarten war, gab es von dem Captain keinen Einwand. Einen Monat konnte man es auf dieser Insel sicherlich aushalten und dann wäre sein jüngstes Mitglied wieder bei ihnen. Wie sehr sie sich wohl nach über einem Jahr verändert hatte? Das Lächeln auf seinen Lippen wurde verdeckt, als er einen Zug von seinem Sake trank. Er freute sich darauf, die junge Piratin wieder unter seinen Leuten zu haben. Ihre freundliche offene Art fehlte, besonders nach so langer Zeit. ~*~ Lio sah ihrem Vater an, wie sehr es ihm zu schaffen machte. Sie sah seinen Schmerz und dennoch machte sie nichts dagegen. Schlimmer noch, sie war der Grund dafür! „Papa“, flüsterte sie kaum vernehmbar, doch angesprochener hatte es gehört. Er erwiderte den Blick seiner Tochter und versuchte sich zu einem Lächeln durchzuringen, auch wenn ihm absolut nicht danach war. Für ihn war dieses Treffen noch so weit entfernt, dass man sich darum keine Gedanken machen musste. Doch nun rannte die Zeit. Sie rannte ihm so schnell davon, dass es ihm vorkam, als wäre sein Kind von einem Moment auf den nächsten verschwunden. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, er musste Ruhe bewahren. Lio war immer noch bei ihm, sie hatten noch einen Monat. „Ein Monat“, hauchte er und sein Blick fiel ins Leere. Die Rothaarige war aufgestanden und um den Schreibtisch herum gegangen. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn zu sich, mit seiner Hilfe stand er nun neben ihr, sein Blick ging allerdings immer noch ins Leere. Mit etwas Druck schob sie ihren Vater zu dem Sofa, welches im Besprechungsraum stand. Kaum saßen sie, legte Shanks seinen Arm um sie und zog sie fest an sich. Kein Wort verließ seine Lippen, er wollte sie in diesem Moment einfach nur nicht loslassen. Auch Lio konnte nichts sagen. Sie wusste nicht, womit sie ihren Vater trösten konnte und entschied, einfach still zu bleiben. Sie kuschelte sich an ihn und genoss seine Wärme. Starke Finger legten sich um das zarte Handgelenk und hoben die Hand leicht hoch, um genauer betrachtet zu werden. Als der Rothaarige mit seinen Fingern über die gerötete Haut strich, zog Lio scharf die Luft ein. Ungläubig sah der Pirat sie an. „Was ist das?“, fragte er sie und konnte seine Augen nicht von ihrer Hand lassen. Auch als sie ihm die Hand entziehen wollte, ließ er nicht locker und wartete auf die Antwort seines Kindes. Sie seufzte, eigentlich wollte sie es doch noch gar nicht verraten. „Es ist, damit ich euch niemals vergesse. Dich niemals vergesse“, ihre Stimme war leise und doch hörte er jedes Wort. „Du meinst, es ist ein..?“, er wollte gar nicht aussprechen, was er dachte, doch eigentlich war es ihm schon längst klar. „Ja, es ist ein Tattoo“ gab sie ihm die Bestätigung. „Aber warum das?“, wollte er wissen und starrte dabei weiter auf die drei roten Striche, die auf ihrem dünnen Handgelenk völlig fehl am Platz wirkten. „Es ist dein Markenzeichen, wie die roten Haare“, erklärte sie ihm, aber diese Antwort gefiel ihm nicht. „Es sind Narben, die ich von einem Kampf erhalten habe. Sie wecken keine sonderlich schönen Erinnerungen“, sagte er schlicht. Hatte sie jetzt etwa etwas falsch gemacht? Sie wusste nicht, woher er die Narben hatte, aber gefragt hatte sie bisher auch nie. Störte es ihn jetzt so sehr, dass sie dieses Zeichen trug? Das war doch alles nur nicht ihre Absicht! Sie war der Meinung, dass es das Richtige wäre. Sogar der Jolly Roger trug diese drei roten Narben, wieso sollte sie nun nicht? Dieses einfache Zeichen sollte sie doch an ihren Vater und seine Crew erinnern. Es schien ihr so passend zu sein, aber es war wohl alles andere als ein gelungener Zug. Dennoch versuchte sie sich für ihr Handeln zu rechtfertigen: „Ich habe mir dieses Zeichen ausgesucht, weil es auch auf deiner Flagge zu sehen ist. Wenn ich die drei Striche sehe, denke ich an deine Crew und auch an dich. An die schöne Zeit, die wir hatten. Ich dachte wirklich, es wäre eine gute Idee“, ihre Stimme war während des Sprechens immer leiser geworden. Eigentlich wollte sie ihm doch irgendwie eine Freude damit bereiten, ihm zeigen, wie sehr sie an ihm und seiner Crew hing, doch es war wohl völlig nach hinten losgegangen. Sein Blick war noch immer auf den drei Strichen, die das Handgelenk seiner Tochter zierten. Er erinnerte sich viel zu gut daran, wie er zu diesen Narben kam. Dieser verdammte hinterhältige Bastard von Teach hatte es wirklich geschafft, ihm diesen bleibenden Schaden zuzufügen. Von allen Narben und Wunden, die sich mit der Zeit ansammelten, waren diese drei über seinem Augen, die Einzigen, die ab und zu noch schmerzten. Und seine Tochter hatte sich gerade diese als ein Zeichen für schöne Erinnerungen gesetzt! Er seufzte. Aus ihrer Sicht heraus klang es logisch. Sie hatte nicht unrecht, wenn sie ihn auf seinen Jolly Roger hinwies, ebenso war es ein Markenzeichen zu ihm. Der Rotton stand für seine Haarfarbe, welche so penetrant aus der Menge stach. Sie musste sich wohl viele Gedanken darüber gemacht haben, was ein Zeichen wohl sinnvoll wäre und wenn man die Hintergeschichte der Narben ignorierte, war es ihr wirklich gelungen, etwas einfaches schlichtes und dennoch passendes zu finden. Sein Griff lockerte sich und schlussendlich ließ er ihre Hand völlig los. Ihre schwarzen Augen sahen ihn unsicher an, wenn man genau hinsah, sah man leichte Enttäuschung darin. Wieder ein Seufzer. Mit seiner Hand drückte er den Kopf seiner Tochter an sich. „Ich erzähle die Geschichte, wie ich zu diesen Narben kam“, war schließlich das Einzige, was er in diesem Moment sagte. Kapitel 38: Vorfreude --------------------- Vorfreude Hektisch lief der Kommandant der vierten Division durch das halbe Schiff. Er hatte vor gut drei Wochen erfahren, dass die kleine Rothaarige sie bald wieder mit ihrer Anwesenheit beehren würde. Zu diesem Zeitpunkt lief er durch die Gänge der Moby Dick, auf der Suche nach dem Vizen der Besatzung. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er diesen sogar gefunden. „Oih Marco“, begrüßte Thatch seinen Kameraden, welcher nur ein desinteressiertes Grummeln von sich gab. „Was gibt’s?“, fragte Angesprochener, wandte sich dennoch nicht zu seinem Besucher und schrieb gedankenlos weiter in das Logbuch. Zwar konnte Marco sich bereits denken, was der Smutje von ihm wollte, ließ sich trotzdem nicht von seiner Arbeit ablenken. „Was denkst du, wann kommt sie? Noch einen Tag oder doch vielleicht zwei?“, war schließlich die Frage, die ihm, seitdem er wach geworden war, auf der Zunge brannte. Genervt schnalzte der Blonde mit der Zunge. Schon seit der Brünette erfahren hatte, dass Lio in wenigen Wochen wieder zu ihnen stoßen würde, fragte er ständig danach, wie lange es wohl noch wirklich dauern würde. Nach dem gefühlt fünfzigsten Mal war dem Phönix der Geduldsfaden gerissen. Letztendlich strafte er seinen Kameraden mit Unwissen. Immerhin war er derjenige, der fast täglich mit der Rothaarigen Kontakt hatte und somit wusste, wie lange es noch dauern würde. Thatch hatte verstanden, dass sein ständiges Fragen seinen Kameraden auf den Geist ging und hatte es irgendwann auch eingestellt. Er wusste, dass es vier Wochen dauern würde und nun, da die Zeit bald rum war, erlaubte er sich nachzufragen. Gespannt wartete er die Antwort seitens Marcos ab, welcher den Stift beiseite gelegt hatte und sich nun umdrehte. Überraschenderweise grinste dieser breit und gab ihm endlich seine langersehnte Antwort: „Morgen.“ Thatch musste nun ebenfalls breit grinsen und nur mit großer Mühe hatte er einen Freudenschrei unterdrückt. „Das... das ist super! Wir müssen unbedingt feiern!“, rief der Brünette. Mit einem Nicken unterstützte Marco seine Aussage und erwiderte: „Aber erst morgen.“ Nach längeren Diskussionen war der vierte Kommandant verschwunden, um seiner Planung nachzugehen. Der Blonde war darüber sehr froh gewesen, denn die anbahnende Aufregung, dass Lio bald zurückkehren würde, war ihm selbst zu viel. Natürlich freute er sich, sie wieder in ihren Reihen zu wissen. Immerhin war sie eine liebevolle Person, die allen ein Lächeln auf den Lippen zaubern konnte. Auch wenn sie manchmal zu oft auf den Geist ging, war sie ihm und auch allen anderen ans Herz gewachsen. ~*~ Lio stand an der Reling der Red Force und genoss den Wind, der sich eng an ihren Körper schmiegte. Es war bereits Abend und die Sonne ging langsam unter, nur noch wenige Zentimeter und sie wäre am Horizont verschwunden. Dennoch versuchte die Rothaarige die letzten Sonnenstrahlen des Tages völlig aufzusagen. Für einen kurzen Moment hatte sie ihre Augen geschlossen und spürte umso intensiver die warmen Strahlen und den kühlen Wind auf ihrer Haut. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie, wie die Sonne nun vollkommen verschwunden war. Ihr Blick legte sich auf das Meer, welches so ungestüm vor sich hin existierte. Immer wieder prallte eine Welle gegen den Bug und spritzte kleine Mengen von dem salzhaltigen Wasser in die Höhe. In voller Ruhe betrachtete die Piratin jede Welle, die versuchte dem großen Kahn entgegen zu wirken und ihn letztendlich doch zu versenken. Aber das Schiff blieb dieser kleinen Naturgewalt standhaft und schwankte nur wie gewöhnlich. In Gedanken bei einem ihrer Kameraden, bemerkte sie eher nebensächlich, wie sich jemand zu ihr gesellt hatte. Inzwischen hatte sie es, dank ihres Hakis, drauf zu spüren, wer in ihrer Nähe war. Außerdem kannte sie die Präsenz ihres Vaters von allen am besten und merkte auch ohne Haki, wenn sich dieser ihr näherte. Stumm standen sie nebeneinander und sahen in den rotgefärbten Himmel, der mit der Zeit zunehmend dunkler wurde. Keiner von ihnen brach die Stille und keiner hatte auch das Bedürfnis dazu. Es gab in diesem Moment nichts zu sagen. Das Jahr über hatten sie Stunden an Deck verbracht und sich sämtliche Geschichten ihres Lebens erzählt, doch nun schwiegen sie. Es war keine unangenehme Stille und doch fühlten sie sich nicht sonderlich gut. Ihnen stand ein Abschied bevor, der für beide kein Leichtes werden würde. Irgendwann drehte die junge Frau sich zu ihrem Vater um und umarmte ihn. Er verstand schnell und hatte beschützend seinen Arm um sie gelegt. Lange standen sie so, rührten sich nicht von der Stelle und sprachen weiterhin kein Wort miteinander. Nur die Nähe des jeweils anderen war in diesem Moment für beide etwas Unabdingbares. Eine gefühlte Ewigkeit später lösten sie sich voneinander und Lio räusperte sich ehe sie fragte: „Kann ich heute bei dir schlafen?“ Ohne großes Zögern hatte er selbstverständlich zugestimmt und beide begaben sich unter Deck. Es kam fast nie vor, dass die Rothaarige bei ihrem Vater schlief. Eigentlich auch nur, wenn die Piraten in einen Sturm gerieten und sie Angst hatte allein zu sein oder aber, wenn sie eine zu große Sehnsucht nach ihrer Mutter hatte und somit Geborgenheit bei ihrem Vater suchte. Shanks störte es natürlich nicht, wenn sein Kind mitten in der Nacht bei ihm auftauchte. Meistens bemerkte er es gar nicht erst, wenn sie sich in seine Kajüte geschlichen hatte. Erst am Morgen hatte er sie wahrgenommen und sich zu Anfang ein wenig gewundert. Lio hatte sich in ihrer Kajüte umgezogen und trat nun mit ihrem Schlafzeug in das Zimmer ihres Vaters ein. Sie hörte das Rauschen des Wasserhahns und entschloss, sich schon mal in das Bett zu legen. Ihre Augen waren geschlossen und sie hörte, wie ihr Vater aus dem Bad trat und nun wahrscheinlich zum Bett schlenderte. Die Matratze sackte am Rand ein, als er sich setzte. Das Licht wurde gelöscht und er legte sich nun ebenfalls hin. „Schlaf gut und träum was schönes“, flüsterte er leise und deckte sich zu. Die Rothaarige drehte ihren Kopf in seine Richtung und erwiderte: „Du auch.“ Damit herrschte Ruhe zwischen ihnen und nach kurzer Zeit hörte sie das Schnarchen ihres Vaters. Ganz gleichmäßig hörte man ihn atmen, das Schnarchen hatte sie gekonnt ausgeblendet. Ihr selbst war eher nicht zum Schlafen zumute. An dem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass es nur noch vier Wochen waren, die die Fahrt zu ihren Nakamas dauerte, hatte sie von Shanks erfahren, woher die Narben über seinem Auge stammten. Geschockt hatte sie reagiert, als sie hörte, dass es einer ihrer Kameraden war, der ihm diese verpasst hatte. Sie kannte Teach zwar kaum, konnte sich aber trotzdem nicht vorstellen, dass er Shanks so hatte verletzen können. Schließlich war ihr Vater ein unglaublich starker Pirat und Teach dagegen wirkte so... wie ein verfressener Mann und lustiger Geselle. Niemals hätte sie ihm zugetraut, dass er die Kraft hätte, einen Piraten, wie Shanks es einer war, derartig zu verletzen. Nach der Erklärung des Rothaarigen, war es ein Hinterhalt und mehr Glück als Verstand, dass Teach ihn hatte verletzen können. Es hieß, dass es lange Zeit vor seinem Eintritt in Whitebeards Bande war. Damals sowie auch heute verstand Shanks nicht, weshalb Whitebeard jemanden wie Teach zu seinen Söhnen zählte. Lio konnte dazu herzlich wenig sagen. Sie kannte den Piraten nicht wirklich, nur vom Sehen und dann auch nur, wenn er sich im Essenssaal den Bauch vollschlug. Eine wirkliche Meinung zu ihm hatte sie nie, doch nun eher eine schlechte als rechte. ~*~ Nach einer viel zu kurzen Nacht wachte das Mädchen müde auf. Vor weniger als drei Stunden war sie letztendlich doch eingeschlafen, dabei kreisten ihre Gedanken pausenlos um den anstehenden Tag. Ihr war ganz flau im Magen und sie wusste nicht, wie sie ihre Gefühle hätte einordnen können. Natürlich freute sie sich einerseits, endlich wieder ihre Kameraden zu sehen und mit ihnen weiterzureisen, andererseits aber würde sie ihren Vater verlassen, wobei sie ihn doch so lieb gewonnen hatte. Es war nicht notwendig die Augen zu öffnen, auch so bemerkte man recht schnell, dass der rothaarige Mann immer noch am Schlafen war, das Schnarchen war nicht zu überhören. Lio drehte sich zur Seite und sah in das schlafende Gesicht ihres Vaters, er sah dabei so ruhig und friedlich aus. Könnte sie ihn jemals alleinlassen? Was dachte sie da überhaupt... Er war doch schon ein großer erwachsener Mann, dem zwar in vielen Momenten die aufzubringende Ernsthaftigkeit fehlte, aber dennoch kein Kind mehr war. Klar, oft wirkte er nicht wie einer der Vier Kaiser, doch wenn es notwendig war, würde er ins Marinehauptquartier einbrechen, um einen Freund zu retten. Ein Seufzen verließ ihre Lippen und so langsam stand sie auf. Dabei bedacht, ihren Vater nicht zu wecken, kletterte sie über ihn und tapste durch die Kajüte bis zur Tür. Sie drückte die Klinke und hielt kurzzeitig in dieser Position inne. Wenige Sekunden genügten, um sich zu vergewissern, dass sie den Mann nicht geweckt hatte. Entschlossen trat sie in den Gang und schloss die Tür hinter sich. Durch eines der Bullaugen erkannte sie, dass es schon mindestens Morgen sein musste. Wie lange es wohl noch dauern würde...? Sie trat in ihre Kajüte und entschied sich eine ausgiebige Dusche zu nehmen. Heute würden alle zum ersten Mal das Tattoo der Whitebeardpiraten sehen, das erste Mal, dass sie ihre neue Kleidung tragen würde. Inständig hoffte sie, dass dieses Zeichen ihren Vater nicht in irgendeiner Art verletzen würde. Zwar hatte er eingesehen, dass die drei Striche auf ihrem Handgelenk ein passendes Symbol für ihn und seine Crew waren, doch auf irgendeine Weise mochte er es dennoch nicht. Ob er sich schlecht fühlen würde, wenn er sähe, dass seine Tochter den Jolly Roger eines Anderen unter ihrem Herzen trug? Lio konnte es absolut nicht einschätzen. Manchmal benahm sich der starke Pirat wie ein kleines Kind, welches völlig unberechenbar auf gewisse Momente reagierte. Frisch geduscht trat die Rothaarige vor ihren Kleiderschrank und überlegte einige Sekunden länger als sonst, was sie nun tragen sollte. Entschlossen griff sie nach einigen Teilen und zog sie an. Unschlüssig trat sie zum Spiegel und betrachtete ihr Spiegelbild, welches unsicher zurückschaute. Was sie sah, war eine junge Frau mit feuerroten Haaren, welche noch nass über ihre linke Schulter hingen. Wie sonst auch trug sie eine der knielangen Hosen, wobei die Farbe nicht so bunt ausfiel, wie sie sie sonst immer getragen hatte. Über der schwarzen Hose lag der Gürtel, welcher mittlerweile noch einen weiteren Platz für den Dolch bot, welchen sie zum Geburtstag bekommen hatte. Statt einem einfachen T-Shirt trug sie eine Bluse, wobei es ihrer Meinung nach eher einem Hemd glich. Die Farbe war ebenfalls eher schlicht in einem einfachen Weiß gehalten. Die Knöpfe, die sich in der Mitte des Hemdes befanden, waren nicht verschlossen, weshalb man einen Einblick auf den Körper der Rothaarigen bekam. Das lila Tattoo stach mit seiner Farbe stark hervor und würde sicherlich sämtliche Blicke auf sich ziehen. Genau das hatte sie gewollt. Jeder sollte es sehen, jeder sollte wissen, was es bedeutete und jeder sollte den erforderlichen Respekt gegenüber ihrem Captain und seiner Crew aufbringen. Das dunkelblaue bauchfreie Top rundete mit seinen breiten Trägern schließlich das Gesamtbild ab. Zufrieden nickte sie ihr Spiegelbild an und knöpfte das Hemd zu, um das noch unbekannte Tattoo zu verstecken. Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass es immer noch sehr früh war und der Großteil der Mannschaft sicherlich noch schnarchend in den Hängematten lag. Allerdings war ihr selbst alles andere als schlafen zumute. Wie lange würde es wohl noch dauern? Die Vorstellung, dass sie bereits in wenigen Stunden ihre Familie wiedersehen würde, ließ sie völlig nervös in ihrer Kajüte auf und ab laufen. Das Knurren ihres Magens hatte sie gekonnt überhört, zumal sie durch das permanente Kribbeln in ihrer Bauchregion höchstwahrscheinlich eh nichts runterbekommen hätte. Nach stolzen fünf Minuten des Hin- und Herlaufens, betrat sie den Gang um an Deck zu gelangen. Dort angekommen war wie sie erwartet hatte, fast niemand zu sehen. Glücklicherweise waren zwei Kameraden wach, die wohl dafür zuständig waren, das Schiff auf Kurs zu halten. Die Armen hatten ganz kleine Augen und versuchten sich gegenseitig wach zu halten. Irgendwie niedlich. Voller Aufregung trat sie zu den Beiden und begrüßte sie freundlich: „Guten Morgen ihr zwei!“, müdes Gegrummel war letztendlich die Antwort. Es wirkte, als hätten die Männer sie gar nicht wirklich bemerkt. Lio ließ sich nicht beirren und fragte: „Wie lange wird es noch dauern?“, sie hätte beinahe die Frage hinterhergehängt, ob sie vielleicht übernehmen sollte, aber wirklich groß Ahnung davon hatte sie nun nicht. Klar, das Steuerrad einfach halten und auf den Logport achten, hätte sie auch geschafft, dennoch wollte sie sich nicht ausmalen, was wohl passieren würde, wenn das Wetter umschlagen würde. Misstrauisch sah sie die Piraten an. Hatten sie ihre Frage nicht verstanden oder einfach überhört? Wie konnten die in ihrem Zustand überhaupt das Schiff steuern und dabei auf Kurs bleiben? Mit den Armen wedelte die Rothaarige vor den Männern herum und verschlafen sagte einer: „Wenn du da so weiterfuchtelst, sehen wir nicht, wohin wir fahren.“ Die junge Piratin verdrehte die Augen und kam noch einen Schritt näher „Würdet ihr mir jetzt bitte verraten, wie lange es noch dauert?“, genervt schaute sie die Zwei an. Endlich gab einer von ihnen eine Antwort auf ihre Frage „So gegen Mittag oder Nachmittag, aller spätestens gegen Abend.“ Zufrieden nickte sie und ließ die Beiden wieder allein. Innerlich hoffte sie sich, dass irgendjemand sie bald ablösen könnte. Einerseits sollten sie ihren wohl verdienten Schlaf bekommen, wenn sie schon die ganze Nacht den Kurs halten mussten, und andererseits sollte jemand mit mehr Sicherheit am Steuer sein, nicht dass sie noch vom Kurs abkommen würden und dann länger bräuchten. Die Sonne stand noch nicht hoch am Himmel, trotzdem spürte man die Wärme der Strahlen, wenn sie auf die Haut fielen. Lio stand an der Reling und blickte auf den weit entfernten Horizont, der Himmel und Erde voneinander trennte. Der Himmel war so strahlend blau, wenige Wolken zierten ihn, welche trotz allem die Sonne nicht verdeckten. Das Meer dagegen war viel dunkler und doch in einem ebenso schönen Blau gehalten, wie der Himmel es war. Die Piratin liebte diese Aussicht und verstand von Mal zu Mal immer mehr, was es hieß, eine Piratin zu sein. Als Kind hatte sie diesen Ausblick bereits gemocht, doch es war um einiges anders, wenn man sich mitten darauf befand und es nicht nur von der Seite betrachtete. Die Freiheit, die auf dem Meer für jedermann galt, machte auch sie zu einem Teil von sich. Niemals wieder würde sie diese unendlichen Weiten aufgeben, für immer wollte sie zu diesen grenzenlosen Wellen der Meere gehören. Um nichts auf der Welt würde sie diese gewonnene Freiheit wieder hergeben. In den letzten Tagen dachte die Rothaarige oft an ihre Mutter. Damals hatte sie ihr das Versprechen gegeben, Piratin zu werden und nun, nach vier Jahren hatte sie genau das erreicht. Genau das dachte sie bereits, als sie von Whitebeard als Tochter aufgenommen wurde. Doch nun war es doch ein Stück anders. In dieser vergangenen Zeit hatte sie bereits unheimlich viel erlebt. Zum einen gehörte sie der mächtigsten Crew der Meere an und war nicht nur ein toleriertes Mitglied, sondern auch ein besonderer Teil der Familie. Zum Anderen hatte sie das Kämpfen gelernt mit dem sie sich aus fast jeder Lage retten konnte. Freundschaften wurden geschlossen, auch eine kurzzeitig innigere erste Beziehung mit einem gewissen Prinzen zählte nun zu ihrem Leben. Und nach viel zu langer Zeit hatte sie endlich ihren Vater kennengelernt. All die Missverständnisse wurden geklärt und endlich hatte sie einen verloren gegangen Teil der Familie zurückbekommen. Lios Gedanken schweiften zu Shanks, weshalb sie direkt schmunzeln musste. In vielen Momenten war er wirklich mehr Kind als Kaiser und doch war er ein loyaler Freund und Captain und ein gutherziger Vater. Die junge Frau schämte sich fast selbst dafür, dass sie anfangs so furchtbar schlecht über ihn dachte. Nachdem alles geklärt war, fühlte sie sich für ihre Gedanken schrecklich. Wie konnte sie diesem wundervollen Mann so etwas zutrauen? Er machte sich oft große Sorgen um sie, wobei es meist nie wirklich Gründe gab. Ständig versuchte er sie irgendwie glücklich zu machen, was wirklich oft lieb gemeint war, aber auf Dauer ziemlich nervig wurde. Der Piratenkaiser war mit wenigen Worten ein herzensguter Chaot, der seine Familie und Freunde mit allem beschützen würde, was er besaß. Weitere geschehene Erinnerungen schwirrten in ihrem Kopf. Vor einiger Zeit mal: Vor wenigen Tagen hatte Shanks seiner Tochter nach einem Angriff der Marine von Haki erzählt, welche Formen es gab und welche Auswirkungen diese hatten. Wie er erwartete, bat sie ihn, sie darin zu trainieren, was er ihr natürlich nicht ausschlagen konnte. Da sie inzwischen einige Erfolge im Observationshaki hatte, wollte er das Rüstungshaki ausprobieren. Dazu hatte er ihr genauestens erklärt, was sie zu beachten hatte. Ihre Aufgabe war es, ihre Hand mit Haki zu umhüllen, um damit gegen einen Holzpfahl zu schlagen. Eigentlich keine schwere Aufgabe - Sollte man meinen. Allerdings brachte der erste Tag sowie der Zweite keine Erfolge mit sich, weshalb sie am Dritten nur genervt auf den Pfahl einschlug. Lange Zeit hatte er seine Tochter dabei beobachtet und sich dazu entschieden, ihr doch noch einige Ratschläge zu geben. Nachdem es daraufhin sogar einmal klappte, versuchte sie es immer wieder, scheiterte aber kläglich. Das ständige Versagen brachte sie so sehr auf die Palme, dass sie mit voller Körperkraft auf den Holzpfahl schlug bis ein Knacken ertönte. Keine Sekunde später hörte man den schmerzerfüllten Schrei von Lio. Wie vom Blitz getroffen stand Shanks ihr zur Seite und hatte sich sorglich um sie gekümmert, gerade zu bemuttert. Auf der Krankenstation erfuhren die Rotschöpfe von Jeff, dass es lediglich ein Bruch war, welcher einige Woche bräuchte, um vollständig zu verheilen. Nachdem das Mädchen einen Gips bekommen hatte, war für sie das Thema geklärt, so nicht für ihren Vater. Mehrere Stunden lag er ihr in den Ohren, dass ihm leid tun würde, was passiert war. Es wäre ja seine Schuld, da er ihr diese Art des Trainings vorgegeben hatte und keine, die auf sie abgepasst war. Irgendwann war sie so genervt von seinen Entschuldigungen, dass sie ihm mit ihrer gesunden Hand Haki verstärkt gegen den Arm geboxt hatte. Geschockt hatte er sie angesehen und grinste dann breit, da sie es erneut geschafft hatte. ~*~ Kopfschüttelnd stand Lio immer noch an der Reling und grinste das Meer an. Ihr Vater war schon ein ziemlicher Chaot, wenn auch ein sehr liebevoller. Kapitel 39: Die höchste Priorität --------------------------------- Die höchste Priorität Die Whitebeardpiraten hatten sich an Land gesammelt, als sie die Red Force am Horizont erblickt hatten. Einem bestimmten Kommandanten konnte man seine Aufregung deutlich ansehen, ein gewisser anderer war fast genauso aufgeregt, ließ aber nichts durch seine lockere Miene hindurchblicken. Beinahe wäre er zu dem Schiff des Roten geflogen, entschied sich aber doch noch dazu, wie alle anderen zu warten. „Können sie nicht vielleicht etwas schneller fahren?“, fragte Thatch völlig überdreht, ohne eine wirkliche Antwort abzuwarten. Mit einem Schmunzeln verdrehte der Vize die Augen. Sein Kamerad war schon seit den letzten Wochen so aufgeregt und als er gestern erfahren hatte, dass es keinen ganzen Tag mehr dauern würde, wurde seine Art fast unerträglich. Aber gut, in diesem Moment ging es ihm nicht unähnlich. Als der Kahn neben der Moby Dick Halt machte, sprang eine junge rothaarige Frau über die Reling direkt auf den Steg. Mit einem übermäßig breiten Grinsen rannte sie zu der kleinen Menschenansammlung, die auf ihre Ankunft gewartet hatte. Zuerst hatte sie die Haartolle ausgemacht und war direkt auf ihn zugestürmt. Mit dem Schwung ihres Laufs war sie ihm regelrecht in die Arme gesprungen und drückte ihn nun fest an sich. Thatch, dessen Aufregung sich in absolutes Erstaunen umwandelte, hielt völlig perplex die Rothaarige in seinen Armen. Erst nach Sekunden hatte er realisiert und daraufhin sie ebenso fest an sich gedrückt. Lio konnte es kaum fassen. Nach über einem Jahr war sie nun endlich wieder bei ihnen, endlich wieder bei ihrer Familie! Fest drückte sie den Brünetten, der ihre Umarmung nur zu gern erwiderte. Die Zeit verstrich und irgendwann löste sie sich von ihm, sie blickte zu ihm auf und lächelte selig. Wie sehr sie ihn doch vermisste hatte. Aus ihren Augenwinkeln konnte sie den Blonden ausmachen, dessen Blick auf sie gerichtet war. Im Gegensatz zu dem vierten Kommandanten hielt er sich immer noch eher zurück. Die Rothaarige überwand die wenigen Schritte, die sie von sich und ihrem Kommandanten trennten und schloss nun auch ihn in die Arme. Als Marco die Rothaarige das erste Mal nach so langer Zeit wiedersah, war er verblüfft, wie sehr sie sich doch verändert hatte, rein optisch betrachtet. Sie war älter geworden, was man ihr auch deutlich ansah. Ihr Gesicht war nicht mehr so kindlich, die Gesichtszüge etwas härter und doch noch weich, wie es bei Frauen üblich war. Ein ganzes Stück war sie sogar gewachsen, was er nun besonders stark merkte, da er sie in einer Umarmung hielt. „Du bist gewachsen Kleine“, der Blonde musste schmunzeln, als sie ihm dafür leicht in die Seite piekste. Sie ging auf Zehenspitzen und vergrub ihre Finger in seinen blonden Haaren. „Oho! Was seh ich da? Ist das etwa ein graues Haar? Wirst du langsam alt, lieber Herr Kommandant?“, mit geschockt großen Augen sah Marco die Rothaarige an. Hatte sie etwa wirklich ein graues Haar gefunden? Unmöglich! So alt war er doch noch gar nicht...? Man hörte das Gelächter des Mädchens und der Phönix wusste, dass sie ihn doch nur veräppelt hatte. „Na warte...“, sagte er mit gespielt bedrohlicher Stimme und kitzelte sie durch bis sie schließlich davon rannte und hinter Whitebeard Schutz suchte. Der alte Hüne hatte seine Kinder betrachtet, als das Mädchen bei ihnen ankam. Mit viel Freude hatten seine Söhne sie herzlich begrüßt und es war, als wäre sie niemals fort gewesen. Nun, da sie wieder mal ihren Kommandanten geärgert hatte und mit seiner 'Bestrafung' nicht zurecht kam, suchte sie Schutz beim Captain. Whitebeard schaute auf die Rothaarige hinab, die mit einem Grinsen zu ihm auf schaute. Das Grinsen konnte ihr heute niemand aus dem Gesicht schlagen, es war einfach ein zu schöner Tag. Durch den gewaltigen Größenunterschied zwischen ihr und ihrem Vater, konnte sie lediglich sein Bein umarmen, was von vielen Anwesenden mit einem Lachen zur Kenntnis genommen wurde. Whitebeard selbst ging die Knie und begrüßte, wie seine Söhne zuvor, seine Tochter mit einer Umarmung. Nicht lange standen sie so, da sagte der alte Piratenkaiser: „Du bist tatsächlich gewachsen, wenn auch nicht viel.“ Es folgten viele weitere Begrüßungen und Umarmungen, irgendwann hatte sie fast alle durch. Sie trat wieder näher zu Marco und Thatch, die sie bei ihrer Begrüßungsrunde beobachtet hatten. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich euch vermisst habe“, fing die Rothaarige an. Sie hatte ein warmes Lächeln auf Lippen und sprach weiter: „Ihr seid meine Freunde, meine Familie und ich bin so froh, wieder hier zu sein.“ Mit dem Sprechen hatten sich ihre Augen mit Tränen gefüllt. Die ganze Zeit über hatte sie diese Leute so sehr vermisst und es fühlte sich gut an, endlich wieder bei ihnen zu sein. Als wäre ein Teil, der ihr fehlte, endlich wieder bei ihr. Marco wuschelte dem Mädchen durch die Haare „Wir haben dich auch vermisst“, sagte er wahrheitsgemäß und erwiderte ihr Lächeln. Die Anfangs aufgewühlte Stimmung hatte sich inzwischen gelegt und man merkte der Rothaarigen, aber auch der Crew die Rührseligkeit an. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe und grinste dann breit „Ich hab euch etwas zu zeigen!“, verkündete sie froh. Dabei knöpfte sie ihr Hemd auf, was anfangs eher verwirrt aufgenommen wurde. Als nur noch wenige Knöpfe das Hemd zusammenhielten, fragte Thatch irritiert: „Äh, Lio? Was hast du..“ Er sprach nicht zu Ende, als er den lilafarbenen Jolly Roger seines Vaters auf ihrer Haut sah. Ein einstimmiges Staunen ging durch die Menge und als letztendlich jeder einen Blick darauf bekommen hatte, legte sich vielen ein stolzes Grinsen aufs Gesicht. Sie war wahrlich eine von ihnen, ein Teil dieser Familie und jeder konnte es nun sehen. Lio wurde etwas rot um die Nase und lächelte ihre Kameraden an. „Ich hab's mir auf dem Sabaody Archipel stechen lassen. Oh und liebe Grüße von Stan!“ erklärte sie Whitebeard, welcher es lachend zur Kenntnis nahm. „Gurarara, Stan der Alte. Dass der noch nicht vom Fleisch gefallen ist“, Marco meldete sich ebenfalls zu Wort: „Von ihm hab ich meins auch bekommen“, dabei streckte er stolz die Brust raus und wies damit auf sein Tattoo. Ein Räuspern zog die Aufmerksamkeit aller auf sich, auch die des Mädchens. Sie drehte sich zu der Person und zuckte bei dem Anblick zusammen. Ihr Vater stand mit seiner Crew nicht weit entfernt, sein Blick war nicht wie erwartet traurig, aber auch nicht freundlich. Der Pirat sah in diesem Moment nicht zu seiner Tochter, sondern suchte den Augenkontakt mit Whitebeard, der seinen ernsten Blick erwiderte. Shanks hatte sein Kind nicht aufgehalten, als es vom Schiff gesprungen war, um zu seiner Crew zu gelangen. Mit soviel Euphorie war sie zu den Piraten gerannt, jeder von ihnen hatte sie herzlich in die Arme geschlossen. Er konnte sehen, wie glücklich seine Tochter war und er wollte ihr diesen Moment nicht rauben. Von der Reling aus hatte er zugesehen, wie sie jeden Einzelnen begrüßte, zu guter Letzt hatte sie allen einen Anblick geboten, der sogar ihm die Sprache verschlagen hatte. Wahrhaftig hatte sie sich den Jolly Rogers seines Piratenfeindes tätowieren lassen. Sie sah dabei so stolz und glücklich aus, dass er den dabei aufkommenden Neid gekonnt ignorierte und sich einfach für sie freute. Seine Tochter so unbeschwert fröhlich zu sehen, ließ ihn in diesem Moment vergessen, dass sie ihn verlassen würde. Der Rothaarige hatte Lio genügend Zeit gelassen, um das Wiedersehen ausgiebig zu genießen, doch nun wollte er einige Worte an seinen Konkurrenten loswerden. Mit seinen Nakamas hinter sich, trat er näher zu den Piraten, die die Truppe gar nicht wirklich wahrgenommen hatten, da sämtliche Aufmerksamkeit auf seiner Tochter lag. Er erlaubte sich einen kleinen Spaß, indem er mit seinem Haki einige der Mitglieder in einen wenig erholsamen Schlaf schickte. Manche von ihnen sackten einfach zusammen, es waren sicherlich neue Mitglieder, die noch nicht lange in der Crew waren. Shanks hatte sich dazu entschieden, Lio zu diesem Zeitpunkt nicht anzusehen. Er wollte es ihnen nicht schwerer machen, als es für beide ohnehin schon war. Nur einige Worte wollte er Whitebeard weitergeben, dafür bräuchte er die notwendige Autorität, die er nicht aufbringen könnte, wenn er in die großen Augen seiner Tochter schauen würde. „Whitebeard“, begann der Rothaarige und ehrfürchtig wichen einige der Whitebeardpiraten zurück. Lio dagegen war immer wieder verblüfft von dieser Seite ihres Vaters. Sie kam nicht oft zum Vorschein, nur ganz selten, wenn der Piratenkaiser die Notwendigkeit darin sah. Die junge Piratin sah zu ihrem Vater, welcher diese besonders intensive Aura ausstrahlte, die sie von ihm nur zu gut kannte. Mittlerweile wusste sie sogar, dass es sein Königshaki war, welches auch einige ihrer Nakamas bereits in den Tiefschlaf befördert hatte. „Heute kein Heilwässerchen, Roter?“, fragte der alte Hüne und erwiderte seinen Blick. Es war Tradition sich gegenseitig Sake mitzubringen, wenn sie aufeinander trafen. So hatte er dem Roten ebenfalls welchen gegeben, als sie sich getroffen hatten. Kurzzeitig schmunzelte Shanks und antwortete: „Ich kam nicht mehr dazu.“ Seine Züge härteten sich wieder und er sprach weiter: „Passt gut auf sie auf. Falls ihr jemals etwas zustoßen sollte, tragt ihr die volle Verantwortung und müsst mit den Konsequenzen leben.“ Die Stimme ihres Vaters war so schneidend und kalt, dass sie ihn niemals wiedererkannt hätte, wenn sie ihn nicht mit eigenen Augen sehen würde. Sein Blick, seine Haltung, die Art, wie er sprach, er wirkte so anders als sonst. Diese Seite zeigte nur zu deutlich, dass er nicht ohne Grund einer der Vier Kaiser war. Wenn er nicht ihr Vater wäre und sie ihn nicht kennen würde, hätte sie fast schon Angst vor ihm. Doch sie schüttelte den Kopf. Er wollte nichts Böses. Er musste so sein, da er einem eigentlichen Feind gegenüber stand und er kein falsches Bild hinterlassen wollte. Das was er sagte, tat er auch nur, um zu verdeutlichen, dass ihr nichts passieren sollte. Shanks wollte nur den Standpunkt klarstellen und dafür musste er so sein. Whitebeard dagegen konnte sich nach diesen Worten das Lachen nicht verkneifen. „Gurarara, da kannst du dir sicher sein!“, er konnte den Roten nur zu gut verstehen. Ihm selbst war es die oberste Priorität seine Kinder zu schützen, da konnte er sehr wohl nachvollziehen, was in seinem Gegenüber vorging. Shanks nickte nur, er hatte zwar die ausgesprochene Bestätigung Whitebeards bekommen, doch ganz wohl war ihm trotz allem nicht. Er wusste, dass ein Mann, wie Whitebeard es war, niemals seine Kinder im Stich lassen würde, er würde alles darauf ansetzen, sie in Sicherheit zu wissen. Und doch missfiel ihm der Gedanke daran, sein Kind bei jemand anderen zurückzulassen. Wie könnte er auch, nach allem was passiert war? Die Piratenkaiser hielten nach wie vor den Blickkontakt zueinander, so bemerkte der Rote erst nicht, wie sich ihm eine gewisse Person genähert hatte. Überrascht schaute Lio ihrem Kommandanten hinterher, wie er geradewegs auf ihren Vater zu ging. 'Vater?', dachte die Rothaarige und kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Das würde sicherlich noch einige Verwirrungen aufwirbeln, wenn sie zwei Väter hatte und beide gleich ansprechen würde. 'Vielleicht nenne ich Whitebeard einfach Pops und Shanks Papa? Na das kann was werden..', sie seufzte und winkte nur ab, als Thatch sie fragend ansah. Abschätzend sah sie dem Blonden hinterher, wie er sich in das Blickfeld des Roten stellte. Kaum hatte dieser ihm Aufmerksamkeit geschenkt, begann er zu sprechen: „Ich weiß, dass du dir große Sorgen um sie machst, aber das brauchst du nicht“, ehe er weitersprach, machte er eine kurze Pause. „Sie ist eine besondere Piratin und trägt das Herz auf dem rechten Fleck. Ich spreche hier wahrscheinlich für jeden von uns, wenn ich sage, dass wir alles tun werden, um sie zu schützen.“ Eine weitere Pause folgte und dann unerwarteterweise… lachte er. Verblüfft schaute die Rothaarige Marco an. Zum einen hatte er so starke Worte gesagt, die ihr nur noch deutlicher zeigten, wer ihre Familie war und wohin sie gehörte. Zum anderen war sie so erstaunt, ihren Kommandanten so herzlich Lachen zu sehen. Nicht, dass es so selten vorkommen würde. Aber er wirkte dabei so unbeschwert und froh, dass sein Lachen sie ebenfalls zum Lächeln zwang. „Sie ist eine kleine Chaotin und sicherlich wird das zum Teil auch dein Verdienst gewesen sein. Aber du brauchst dir keine Sorgen um sie machen. Du müsstest wissen, wie stark sie ist – Sei es im Kampf oder im Herzen. Auch wenn ihr getrennt sein solltet, sie wird immer in deinem Herzen sein, wie sie in unserem ist.“ Marco sprach diese Worte aus, als wäre es etwas Selbstverständliches, doch das war es nicht – Zumindest aus Lios Sicht. Ganz deutlich spürte sie, wie es deutlich wärmer um ihr Herz wurde und ihre Augen sich langsam mit Tränen füllten. Die Worte ihres Kameraden berührten sie tief, dass ihre Gefühle sie überwältigten. Ja, sie war wieder ganz. Ein fehlender Teil war endlich wieder an seinem rechtmäßigen Platz. Sie war endlich wieder zu Hause. Überwältigt von den Worten des Blonden, sah Shanks die Ehrlichkeit und Überzeugung, sein Kind in Sicherheit zu wissen. Der anfängliche Schmerz, der sich breit gemacht hatte, als es hieß, dass sie ihn bald wieder verlassen müsste, war wie verraucht, als er die Worte des ersten Kommandanten hörte. Er war überzeugt davon, dass seine Tochter dort glücklich werden konnte. Sie hatte ihr Zuhause gefunden, auch wenn es ihn selbst nur indirekt einbezog. Er hatte nun die Bestätigung, dass sie, egal wo sie sich befand, immer ein Zuhause haben würde, mit Menschen, die sie liebten und sich um sie kümmern würden. Lio hatte sich nach den Worten Marcos zusammengerafft und rannte ohne Umschweife auf den Rothaarigen zu. Verwirrt schaute dieser an sich herab und erkannte den roten Haarschopf, der sich fest an ihn drückte. Sie hatte ihr Gesicht an seiner Brust vergraben und leise schluchzte sie. „Papa, ich hab dich so lieb!“, nuschelte sie gegen seine Brust und wollte ihn gar nicht wieder loslassen. Shanks dagegen hatte seinen Arm um sie gelegt und sie ebenso fest an sich gedrückt. „Ich dich auch meine Kleine“ hauchte er zurück und gab ihr einen Kuss aufs Haar. Egal wie nah der Abschied bevor stand, sie würden immer einander haben – In ihrem Herzen. Nur langsam erholte sich Lio von ihrem Gefühlsausbruch. Sie löste sich vorsichtig von ihrem Vater, welcher sie fragend ansah, als bestünde die Gefahr, sie würde zusammenbrechen. Doch die Rothaarige stand und sah mit einem zaghaften Lächeln zu ihm auf. Ihre Augen waren gerötet wie auch ihre Nase. Shanks lächelte zurück. „Sag mal, seit wann bist du so eine Heulsuse?“, ertönte die Frage ihres Kommandanten, der sie mit einem schelmischen Grinsen anschaute. Die Rothaarige wandte sich zu ihm und stapfte mehr oder minder sauer zu ihm. Sie blieb vor ihm stehen, den einen Armen in die Hüfte gestemmt, mit dem Anderem wedelte sie ihm mahnend entgegen. „Tze! Als wäre es etwas schlimmes Gefühle zu zeigen. Du könntest es auch mal probieren, wirklich empfehlenswert!“, damit verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn immer noch wütend an. Sein Grinsen schien wie eingemeißelt, dann sagte er: „Ach Kleine, ich meins doch nicht so“, zusätzlich wuschelte er ihr provokativ durch die Haare. Allerdings fand sie die Geste wie schon damals schrecklich und wollte ihm auch ein für allemal klarstellen, dass sie nicht klein war. Der geringe Abstand war schnell überwunden und sie schnipste ihm mit ihren Fingern gegen die Stirn. „Au!“ Man sah, wie er mit einer Hand die Stelle rieb. Verwirrt blickte er die Rothaarige an, welche ihn nun schelmisch angrinste. Sein Blick schwankte zwischen Verwirrung, Erstaunen und Entsetzen. „Das hätte nicht wehtun dürfen.. Hast du..? Du kannst..?“, er beendete keine seiner Fragen, es war auch nicht notwendig. Lio dagegen grinste immer noch und nickte nur. „Von nun an solltest du wohl aufpassen, was du zu ihr sagst“, meldete sich Shanks glucksend zu Wort. Whitebeard begann zu lachen, als er seinen verwirrten Sohn sah, seine Kinder stiegen mit ein. „Da du nun endlich da bist, können wir das feiern“, der alte Hüne hatte gesprochen und blickte dabei durch die Runde. Als Rothaarpiraten dies hörten, begannen ihre Augen zu strahlen. Dies fiel dem alten Piratenkaiser auf und er ergänzte: „Ihr seid natürlich herzlich eingeladen.“ Freude machte sich breit und man regelte, am Strand mit Lagerfeuer zu feiern. Die Ersten waren auf dem Weg alles Notwendige zu organisieren, dazu gehörte auch Lio, die mit Thatch zur Moby Dick ging, um ihm beim Tragen zu helfen. Auf dem riesigen Kahn angekommen, bemerkte die Rothaarige, dass sich nichts verändert hatte, wirklich gar nichts. Es war, als wäre sie nicht über ein Jahr fort gewesen. Gemeinsam marschierten die Zwei in den Essenssaal und darauffolgend in die Kombüse. Thatch hatte einiges vorbereitet, was eine große Überraschung für das Mädchen werden sollte. Er drückte ihr einige Schalen und Teller in die Hand, die mit einer Folie abgedeckt waren. Lio wusste zwar nicht, was sich darunter befand, freute sich dennoch darüber. Schließlich wusste sie, wie gut der Kommandant kochen konnte und hatte es in der vergangenen Zeit auch vermisst. Nicht viel später waren sie wieder auf dem Weg zum Strand, an dem sich inzwischen ein gemütliches Lager gebildet hatte. Ein großes Lagerfeuer war bereits dabei, vor sich hin zu lodern, andere Kameraden trugen noch einige Fässer hochwertigen Alkohol zur Stelle, wieder Andere saßen bereits und sprachen miteinander. Sogar Shanks und seine Bande hatten sich zu ihnen gesellt und ihnen bei der Vorbereitung geholfen. Nun saß der Rothaarige neben seinem eigentlichen Feind und sprach ausgiebig mit ihm. Lio lächelte. Es war eindeutig, sie war zu Hause und jeder ihrer Liebsten war bei ihr. Kapitel 40: Zu Hause -------------------- Zu Hause Mit Thatch trat die Rothaarige näher zu der Feuerstelle, an der sich bereits einige gesammelt hatten. Zu dem Smutje gewandt fragte sie: „Wohin damit?“, sie deutete dabei auf die Schüsseln in ihren Händen. Angesprochener stellte sein Hab und Gut auf einen provisorischen Tisch und sagte: „Stell es einfach dazu. Die eine Schüssel kannst du aber gleich behalten“, sie nickte und tat wie ihr angewiesen. Die eine abgedeckte Schale behielt sie und fragte sich, was es wohl sein mochte, was der Kommandant da vorbereitet hatte. Zu zweit gesellten sie sich zu den Anderen, die schon munter Gespräche führten. In diesem Moment sprachen die zwei Kaiser ausgiebig über die Unfähigkeit der Marine. Lio musste schmunzeln, als sie die Beiden reden hörte. In diesem Punkt waren sie sich absolut einig, schließlich war es auch ihr gemeinsamer Feind. Verwundert blickte sie auf den Löffel, den ihr der Brünette vor die Nase hielt. Sie nahm ihn diesen ab und sah ihn immer noch fragend an, bis er die Augen verdrehte und auf die Schüssel deutete, dabei sagte er: „Nun iss schon, sonst hast du dich auch nie geziert, wenn es um Pudding ging.“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als die Rothaarige die Augen weitete und die Folie runterriss. Ihre Augen strahlten wie so oft, wenn es um Essen ging und ohne eine weitere Sekunde zu vergeuden, genoss sie den ersten Happen, der in ihrem Mund verschwand. Genießerisch schloss sie die Augen und lächelte, bis sie schließlich grinsen musste. „Du bist und warst schon immer ein Genie!“ Belustigt wurde sie von manchen angeschaut, die bei ihrem Anblick nur lächelnd den Kopf schüttelten. Selbst Sam, der Smutje der Rothaarpiraten, schmunzelte. Was das Essen anging, war Lio alles andere als schwer zufrieden zu stellen, mit Pudding oder Kuchen konnte man bei ihr gar nichts falsch machen. Das hatten die beiden Smutje sehr schnell herausgefunden und somit ihre Sympathie gewonnen. „Bei dir ist doch jeder ein Genie, der halbwegs kochen kann!“, lachte Lou, der sich bei diesem Thema nicht anders verhielt. „Das musst du gerade sagen“, witzelte Yasopp, der ihm grinsend den Ellbogen in die Seite drückte. „So verrückt nach Pudding bin ich doch gar nicht“, versuchte der Andere sich herauszureden, doch erwiderte Yasopp gekonnt: „Richtig, bei dir ist es Fleisch.“ Lio hatte die Beiden reden gehört und fragte rein rhetorisch: „Wie kann man bei Pudding auch nein sagen?“ Marco, der das Schauspiel sehr wohl mitbekommen hatte, mischte sich nun ebenfalls ein: „Pass lieber auf, sonst wirst du noch rund“, dabei konnte man ihm deutlich das provokante Grinsen ansehen. Die Rothaarige, die die Schüssel inzwischen geleert hatte, sah ihn nur grimmig an. „Immerhin hab ich noch keine grauen Haare und Falten.“ Gekonnt holte sie mit ihrem rechten Arm aus und warf die Schüssel zu ihrem Kommandanten, der diese mit einer Leichtigkeit gefangen hatte. Kurze Zeit später folgte der Löffel, welchen er ebenfalls fing. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war dass sie die wenigen Meter zwischen ihnen überwand und ihm erneut gegen die Stirn schnipste. Sein erst verwirrter und dann empörter Blick, ließ sie kichern. Früher hatte sie ihn nicht so schnell aus der Fassung bringen können, doch nun war es ein Leichtes, ihn zu reizen. Nicht nur sie lachte, auch die Anderen, die etwas davon mitbekommen hatten, taten es ihr gleich. Nun war Marco es, der in Aktion trat. Er konnte es ihr unmöglich durchgehen lassen, ihn so zu blamieren, auch wenn sie nicht mal einen Tag bei ihnen war. Wer hätte auch damit gerechnet, dass sie ihn mittlerweile so leicht reizen konnte? Der Blonde verwandelte sich in seinen Phönix und packte das Mädchen, sodass sie sich nicht aus seinem Griff befreien konnte. Vor Schreck hatte sie kurz aufgeschrien, doch dann folgte wenig später ein Fluchtversuch. Allerdings war es zwecklos. „Marco, lass los“, sagte sie unbeirrt, doch er ließ nicht locker. Hilfesuchend sah sie zu Thatch, der mit einem Lächeln nur den Kopf schüttelte. Das kam nun mal davon, wenn sie den Vizen der Whitebeardpiraten so sehr ärgerte. Lio suchte den Blick ihres Vaters, der sie nur anlächelte und weiter mit Whitebeard sprach. Bevor sie wieder etwas sagen konnte, war der Phönix mit ihr im Griff hochgeflogen. Viel zu schnell entfernte sich der Boden unter ihnen und Lio spürte die Kälte, die sie in der Höhe empfing. Der Blick nach unten ließ das Mädchen kurz zusammenfahren. Wie konnten sie nur so schnell hier hochgekommen sein? Ihre Nakamas waren alle so winzig.. Wieder versuchte sie den Griff ihres Kommandanten zu lösen, doch keinen Zentimeter kam sie voran. „Marco verdammt, lass mich los!“, erschrocken sah sie in das Gesicht des Phönix und wünschte sich, sie hätte das Letzte niemals gesagt. Es schien, als würde der Phönix grinsen und tat, wie ihm befohlen. Im nächsten Moment verspürte die Rothaarige Panik, unglaubliche Panik. Sie hatte noch versucht, nach dem blauen flammenlodernden Phönix zu greifen, doch sie war schon am Fallen. Sie fiel und fiel und fiel, es schien keine Ende zu haben. Die Angst überrannte sie und ganz starr vor Schreck, schaffte sie es nicht, erneut nach ihrem Kommandanten zu rufen. Der Boden unter ihr kam immer näher, dass sie die starke Befürchtung hatte, in tausend Teile zu zerfetzen. Tränen bahnten sich bereits ihren Weg hinab und sie schloss die Augen, als es nur noch wenige Meter waren. Gebannt wartete sie auf das Gefühl, welches überraschenderweise ausblieb. Marco hatte sie im letzten Moment aufgefangen und war schon wieder dabei in die Höhe zu fliegen. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, dennoch konnte sie ihm dennoch das Grinsen anhören, als er sprach: „Du bist ja wirklich 'ne Heulsuse geworden.“ Empört wischte sie die Tränen weg und sagte mit versucht fester Stimme: „Tze, das war der Wind“, der Phönix lachte nur, erwiderte allerdings nichts mehr darauf. Stattdessen flog er einfach durch den langsam dunkel gewordenen Himmel. Lio, die sich damit abgefunden hatte, genoss die Aussicht und das Gefühl, welches sich seit ihrer Ankunft ausgebreitet hatte. Erst nach einer Weile flog der Phönix zurück zum Lagerfeuer. Er stellte die Rothaarige ab und verwandelte sich zurück in einen Menschen, dabei konnte er sich das Grinsen nicht verkneifen. „Soviel zu 'Von nun an solltest du wohl aufpassen, was du zu ihr sagst'“, neckisch grinste er die junge Piratin an. Undeutlich murmelt diese nur etwas in ihren nicht vorhandenen Bart und setzt sich zu dem vierten Kommandanten, der das Schauspiel beobachtet hatte. „Du hättest ruhig helfen können“, sagte sie mürrisch und trank einen Schluck Sake. „Dir helfen? Dann hätte ich es abbekommen und du weißt doch, wie ich zur Höhe stehe“, redete der Smutje sich raus, musste allerdings über die Aktion grinsen. Andere, die es ebenfalls mitbekommen hatten, konnte sich das Lachen auch nicht verkneifen. Lio fixierte jeden von ihnen mit einem bösen Blick und sagte: „Ihr seid richtige Nakamas, wisst ihr das?“, sie trank wieder einen Schluck und nuschelte in ihren Krug: „Da ist man mal ein Jahr weg und keiner hilft einem“, „Hab dich nicht so“, sagte Marco überraschend ernst, weshalb die Rothaarige aufblickte. Allerdings passte seine Stimmlage nicht zu seinem Gesicht, er grinste eindeutig zu sehr. Mit den Augen zu Schlitzen verzogen, wandte sie den Blick von ihm ab und gesellte sich zu ihren Vätern, welche lautstark lachten. „Huh? Was verschafft uns die Ehre?“, fragte der Rothaarige sie und klopfte rechts neben sich, um sie zum Setzen aufzufordern. Kaum später saß sie und erwiderte: „Ach, die sind alle doof.“ „Eh? Hat dir der Flug nicht gefallen?“, bekam Shanks nur raus und sah sie fragend an. Whitebeard lachte „Gurarara, ich glaube eher, dass es an dem Sturzflug lag, nicht?“, grimmig schaute Lio an beiden vorbei und trank wieder einen Schluck. Die Zeit über unterhielt sich ein Jeder gespannt, man spielte Kartenspiele, manch Andere tranken wie Verrückte um die Wette, wieder Andere sangen unbeschwert Lieder. Es herrschte eine rege Stimmung und jeder schien restlos glücklich. Lio dagegen verlor in diesem Moment zu viele Gedanken an einen gewissen Kameraden, der nicht bei der Feier anwesend war, was sicherlich auch das Beste für ihn war. Was Shanks wohl tun würde, wenn er auf Teach treffen würde? Und vor allem, was würde Whitebeard tun, wenn jemand einen seiner Söhne angriff? Die Rothaarige war heilfroh, dass diese Person nicht anwesend war, zumal sie eh nicht wirklich wusste, was sie von ihm halten sollte. Schließlich kannte sie nur die Sicht ihres Vaters, die ihren Kameraden in ein sehr schlechtes Licht stellte. Wie konnte sie nun, nachdem sie gehört hatte, was passiert war, mit ihm umgehen? Würde es überhaupt jemals zu Konfrontationen kommen? „Hörst du mir zu?“, riss Shanks' Stimme sie aus ihren Gedanken. Mehrere Male blinzelte sie und sah schließlich zu ihrem Vater, der mit seinem Arm vor ihrem Gesicht hin und her wedelte. „Ehh.. ja?“, fragte sie und verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Whitebeard lachte nur und beobachtete weiter die beiden Rotschöpfe, die sich so faszinierend ähnlich waren. Shanks hob eine Augenbraue und sah sein Kind fragend an, sie hatte also nicht zugehört. Er seufzte einmal und wiederholte sich: „Wir werden morgen früh weiterfahren.“ Damit änderte sich schlagartig die Laune des Mädchens. Aus ihrer Grimasse wurde ein trauriges Gesicht. „Schon morgen?“, fragte sie mit leiser Stimme. Shanks presste die Lippen aufeinander, als er den traurigen Blick seines Kindes sah. Er streckte seinen Arm aus und zog das Mädchen seitlich auf seinen Schoß. Schützend legte er seinen Arm um sie und zog sie nur noch näher an sich. Währenddessen vergrub sie ihr Gesicht an seiner Brust, sie wollte ihn bitten, länger zu bleiben, er sollte nicht schon am nächsten Tag verschwinden. Irgendetwas wollte sie sagen, ihn dazu bringen, nicht zu gehen, aber sie war nicht im Stande, etwas von sich zu geben. Nicht einmal weinen konnte sie, so geschockt war sie. Der Piratenkaiser spürte, wie sie innerlich am Beben war und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Ach Lio..“, seufzte er leise und starrte in das Feuer vor sich. Die ganze Zeit über waren sie getrennt, hatten es endlich geschafft sich zu finden und zu verstehen. Über ein Jahr sind sie zusammen gereist, haben sich kennengelernt und den jeweils Anderen zu schätzen gewusst. Er hatte endlich sein Kind wieder und nun sollten sie sich trennen. Wie könnte er sie nur jemals alleinlassen? Der Stimmungswechsel fiel vielen von ihnen auf, doch keiner verlor ein Wort darüber. Sie wussten, dass der Abschied schwer fallen würde und keiner von ihnen wollte diesen nur noch unerträglicher machen. Lio schien sich beruhigt zu haben und sah zu ihrem Vater auf, welcher sie mit ebenso traurigen Augen ansah. Er wollte sie aufmuntern, konnte es aber nicht. In seiner Umarmung merkte er, wie sie sich von ihm erhob und sich wieder neben ihn setzte, ihr Blick war zum Feuer gerichtet und plötzlich lächelte sie. „Du hast gehört, was Marco vorhin gesagt hat..“, sagte sie mit sehr leiser Stimme, sodass die Wenigsten es hören konnten. Ihr Blick richtete sich wieder zu Shanks, der versuchte aus ihrem Stimmungswechsel schlau zu werden. Er sah noch, wie sie in ihrer Hosentasche nach etwas suchte und dann etwas Silbernes herauszog. Sie nahm sich mit ihrer linken Hand seinen Arm und hielt ihn fest, mit ihrer anderen Hand legte sie ihm die silberne Kette in die Hand. „Ich bin immer in deinem Herzen wie du in meinem“, sprach sie leise und ließ ihre Hände wieder von ihm ab. Verwirrt blickte er die Kette in seinen Händen an. Mit großen Augen sah er darauf und erkannte ein rundes Medaillon, auf der sich die Karte des Westblues abzeichnete. Ein Versuch genügte, um das Schmuckstück zu öffnen. Ihm entgegen strahlte das lächelnde Gesicht Linas, welche so unbeschwert und froh in die Kamera blickte. Er kannte dieses Bild nur zu gut, hatte es doch sogar vor vielen Jahren selbst geschossen, sie hatten bis dahin erst wenige Monate zusammen auf hoher See verbracht. Das zweite Bild war von Lina, Lio und ihm. Auch dieses Bild kannte er bestens, zumal er es sich immer wieder anschaute, wenn er an die Beiden dachte. Neben dem rothaarigen Mann, der ein ebenso rothaariges Mädchen auf den Schulter trug, stand eine zierliche Brünette. Das Mädchen grinste genauso breit, wie ihr Vater es tat, sie müsste zu diesem Zeitpunkt vier gewesen sein. Als Shanks von dem Medaillon aufblickte, sah er in das lächelnde Gesicht seiner Tochter. Unverkennbar erkannte man die Mutter des Mädchens in diesen Zügen. Es war ein warmes Lächeln, so gefühlvoll und aufmunternd. Ja, es war aufmunternd.. Dabei sollte er doch derjenige sein, der sie aufmunterte, wenn es ihr nicht gut ging. In diesem Moment war er allerdings nicht in der Lage gewesen, sie aufzuheitern. Stattdessen hatte sie diese Aufgabe genommen und es war ihr wahrlich gelungen. „In meinem Herzen“, flüsterte der Rothaarige. Er war so gerührt von ihrer Geste, dass er kaum ein Wort rausbekam. Lio dagegen lächelte unaufhörlich und nahm ihm die Kette wieder ab, um sie ihm umzulegen. Sie wäre zwar lang genug gewesen, um sie über den Kopf anzulegen, aber trotzdem wollte die Rothaarige ihm damit die Unbeholfenheit nehmen, die er gerade verspürte, da er nichts Gescheites zu Worte bringen konnte. Noch immer berührt von ihrem Geschenk nahm er sie in den Arm und drückte sie fest an sich, beinahe zu fest. „Ich hab dich so unendlich lieb“, flüsterte er ihr zu, sodass nur sie es hören konnte. „Ich dich hab dich auch lieb“, war schließlich ihre Antwort, sie lösten sich wieder voneinander. Innerlich ermahnte der Rote sich und erhob sich mit seinem Krug, der nicht weit von ihm entfernt stand. „Es ist etwas spät für einen Toast, aber lieber später als nie“, er räusperte sich einmal und hatte die Aufmerksamkeit aller auf sich. Er wandte sich zu seiner Tochter und begann zu sprechen: „Lio“, kurz unterbrach er und lächelte sie an. „Es war ein langer Weg, aber letzten Endes haben wir uns doch noch getroffen. Darüber bin ich unglaublich froh! Wir haben ein Jahr miteinander verbracht, einander kennengelernt und einen Platz in jeweils des Anderen Herzen gefunden. Du bist so eine liebevolle Person, so herzensgut und unermesslich stark. Ich bin wirklich stolz, sagen zu dürfen, dass du meine Tochter bist.“ Kurz schwieg er und schloss die Augen, es schien als denke er gerade an etwas besonders Schönes. „Du bist eine wundervolle Piratin, hast Freunde und Familie, die mit vollem Einsatz hinter dir stehen. Deine Mutter wäre unsagbar stolz auf dich. Auf Lio!“, rief er und einstimmig hörte man die Anwesenden „Auf Lio“ rufen. Mit geröteten Wangen sah sie ihre Nakamas an, welche zustimmend den Krug erhoben. Verlegen lächelte sie und sah auf, als ihr Vater vor ihr stand und sie nochmals fest an sich drückte. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie wieder auf den Boden, um sich zu setzen. Der Abend verging viel zu schnell und irgendwann war die Rothaarige an der Schulter ihres Vaters eingeschlafen. Als dieser ihr seinen Mantel umlegte, nuschelte sie irgendetwas und kuschelte sich nur weiter an seine Schulter. Shanks lächelte sie an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was hast du nun vor?“, fragte Whitebeard, der mit zu den Wenigen gehörte, die noch munter waren. „Ich schätze, wir werden noch ein Weilchen auf der ersten Hälfte bleiben, aber nicht mehr wirklich lange. Was ist mit euch? Willst du nicht langsam auch mal wieder in die Neue Welt?“, gab der Rote zur Antwort. Ehe der alte Piratenkaiser antwortete, trank er noch einen großen Schluck seines geliebten Sake „Ein Rookie besteht darauf gegen mich zu kämpfen. Er soll die Chance haben.“ Shanks zog eine Augenbraue hoch „Ein Rookie? Wie kommst du dazu, ihm eine Chance zu geben? Welcher ist es?“, fragend sah er den Älteren an. Er konnte nicht ganz nachvollziehen, was den Alten dazu bewegte, dem Jungspund eine Chance zu geben, zumal dieser doch eh verlieren würde. „Gurarara, er soll ein wahrlicher Hitzkopf sein, Feuerfaust nennt man ihn auch. Vielleicht ist er bereit meiner Crew beizutreten?“, Whitebeard lachte und war überzeugt davon, dass sein Gedanke dahinter logisch war. Was der Rothaarige allerdings nicht wirklich verstehen konnte. Ein übermotivierter Rookie, der den Kaiser angreifen wollte, welcher ihn daraufhin in seine Bande aufnehmen wollte? Was war nur in Whitebeard gefahren, war ihm der Konsum an Sake zu Kopf gestiegen? Dennoch entschloss Shanks sich, einfach nicht zu fragen. Wenn der alte Hüne der Meinung war, das tun zu müssen, sollte er ruhig machen. Im Schlaf kuschelte die Rothaarige sich nur weiter in den Mantel ihres Vaters ein und rückte dabei unbewusst näher an ihn. Shanks sah zu ihr und lächelte. Im Schlaf sah sie nur noch mehr aus wie ein unschuldiges Kind. Whitebeard hatte den Blick seines Konkurrenten gesehen und sah das starke Band, welches die Rothaarigen miteinander verband. Es war wahre Liebe, so wie er sie ansah, so wie er über sie gesprochen hatte. Nein nein, nicht die romantische Art von Liebe. Viel mehr die Liebe, die einen im Innersten immer zusammenhielt. „Ich werde gut auf sie aufpassen“, sagte der alte Hüne leise, war sich aber sicher, dass der Andere es hören konnte. „Ich weiß“, bekam er nur zur Antwort. Der Morgen kam viel zu früh für die Piraten. Viele waren am Strand eingeschlafen und die helle Sonne am Morgen ließ jeden, der ausgiebig den Vorrat an Sake geleert hatte, halb erblinden. Mit Ächzen und Seufzer hatten sich Wenige bereits erhoben, um das Ausmaß der Feier zu betrachten. Glücklicherweise war dieses sogar erträglich klein gehalten. Lio lag im Mantel ihres Vaters eingekuschelt neben diesem und schlief unbekümmert weiter. Allerdings hatte sie keinen so festen Schlaf, wie ihr Vater ihn hatte und schließlich wachte sie auf, als die Ersten über ihre Nakamas stolperten. Müde richtete sich das Mädchen auf und rieb sich die Augen. Ihre Hand hielt sie sich schützend vor die Augen und sah sich um. Nach kurzer Zeit erinnerte sie sich an den Abend und stand nun ebenfalls langsam auf. Den Mantel, den Shanks ihr schützend umgelegt hatte, legte sie nun auf den Rothaarigen, welcher leise vor sich hin schnarchte. Beim Umschauen erkannte sie, dass ihr Kommandant auch noch am Schlafen war. Sollte sie ihm nun einen Streich spielen? Eigentlich war es doch zu verlockend, oder? Innerlich schüttelte sie den Kopf, das wäre viel zu viel Aufregung für einen so frühen Morgen. Ihr erster Weg führte zu ihrer Kabine auf der Red Force. Die üblichen morgendlichen Abläufe hatte sie erledigt und nun war es an der Zeit, ihre Dinge einzuräumen. Schweren Herzens seufzte sie und begann damit, die Regale auszusortieren. Der Schrank folgte, ihren Schreibtisch räumte sie ebenfalls leer. Zu guter Letzt fehlten ihr die wenigen Dinge aus dem Bad. Sie setzte sich nochmals auf das Bett und betrachtete die inzwischen kahle Kajüte. Ein Jahr hatte sie hier verbracht, die Zeit kam ihr in diesem Moment viel zu kurz vor. Aus einer Tasche kramte sie zwei der Bücher heraus und überflog jeweils die erste Seite. Ja, es waren die Richtigen. Mit ihrem Hab und Gut trat sie zur Tür und drehte sich ein letztes Mal um. Wann würde sie wieder hier sein? Sie öffnete die Tür und verschwand auf den Gang. Eine Tür weiter, betrat sie den Raum und legte die Bücher auf den Schreibtisch ihres Vaters. Es war nichts Großes. Es waren lediglich ihre Tagebücher. Das Eine war das Erste, was sie auf der Red Force begonnen hatte zu schreiben. Das Andere war das Letzte, welches sie vor Kurzem beendet hatte. Sie verließ auch diese Kajüte und machte sich wieder auf den Weg an Deck. Müde sah sie der Crew ihres Vaters zu, wie sie einige Dinge auf das Schiff trugen, es mussten wohl die Reste der Feier sein. Mit einem Nicken und einem Lächeln begrüßte sie jeden stumm und trat wieder an Land. Ein Blick zur gestrigen Lagerstelle genügte und sie wusste, dass ihr Vater immer noch am Schlafen war. Also hatte sie noch Zeit. Ihr nächster Weg führte auf die Moby Dick in ihre Kajüte. Auch auf diesem Weg begegnete sie einigen Nakamas, welchen sie stumm zunickte. Nun stand sie vor der Tür ihrer Kajüte und zögerte kurzzeitig. Sie drückte die Klinke hinunter und trat ein. Glücklicherweise lag kein komischer Geruch in der Luft, den sie erwartet hatte. Es sah auch noch genauso aus, wie sie es damals verlassen hatte. Es schien, als wäre sie nie fort gewesen. Sie verstaute ihre Taschen und entschied, diese später einzuräumen. An ihrer Wand entdeckte sie ihren Steckbrief. Jemand musste ihn dort hingehängt haben, direkt neben den ihres Kommandanten. Ein Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. Es war ihr erstes Kopfgeld und dann kein kleines, sie war stolz darauf, das sah man ihr eindeutig an. Auf der Uhr erkannte sie, dass es bereits neun Uhr war, inzwischen sollte ihr Vater wohl auch endlich aufgewacht sein. Es war Zeit für einen Abschied.. Lio lief zu dem erloschenen Lagerfeuer und sah vom Weiten, wie Shanks mit seinem Steuermann sprach. Er war also schon am Planen.. Die Rothaarige lief zu ihnen, blieb stehen und wartete, dass die Beiden alles Notwendige besprochen hatten. Shanks wandte sich schlussendlich auch zu ihr, sein Blick war immer noch müde, sein Umhang hing schief und seine Haare waren zerzauster, als sie es ohnehin schon waren. Sein schiefes Lächeln beruhigte sie. „Ihr fahrt bald“, sagte das Mädchen leise und man konnte die Traurigkeit aus den wenigen Worten heraushören. Shanks wollte sie aufheitern, wie sie es am Abend zuvor gemacht hatte. „Ja, es ist das Beste“, antwortete er und lächelte sie weiterhin an. Lio drückte sich fest an ihn, als könne sie ihn damit zum Bleiben zu kriegen, doch sie wussten beide, dass es nicht ging. „Du hast Marcos Karte noch, oder?“, „Ja und du meine“, die Rotschöpfe tauschten sich aus, was die Vivre-Card des jeweils anderen anging. „Und meine Teleschnecke hast du auch noch?“, erkundigte Shanks sich und zustimmend nickte seine Tochter. „Du kannst dich immer melden, egal was los ist, hörst du?“, „Du aber auch.. Und trink nicht zu viel“, sagte sie spaßeshalber, um die Stimmung zu lockern, was ihrem Vater ein Lachen entlockte. „Du kennst mich doch“, sagte er mit einem Zwinkern und sie erwiderte eher matt: „Ja, genau deswegen sag ich es ja.“ „Meld dich immer, ich will nicht nur aus der Zeitung von dir lesen!“, sagte er und drückte sie ein letztes Mal fest an sich. „Versprochen!“, gab sie zur Antwort und drückte ihn ebenso fest. Von den anderen Crewmitglieder hatte sie sich zuvor schon verabschiedet, der Letzte war ihr Vater, der sich wohl genauso wenig von seiner Tochter trennen wollte, wie sie von ihm. „Ich hab dich unglaublich lieb“, flüsterte er ihr ins Ohr und löste sich schließlich von ihr. Er sprang an Deck der Red Force, die Männer bereiteten bereits das Schiff vor. Der Rothaarige stand an der Reling und ließ einen letzten Blick über sein Kind streifen. Ja, er war unglaublich stolz auf sie. Lio sah noch lange dem Schiff hinterher, auch wenn es nur noch wenige Zentimeter groß war und man kaum noch unterscheiden konnte, ob es Fischkutter oder Kriegsschiff war. Der Abschied ihres Vaters fiel ihr letztendlich doch schwerer, als sie es bereits erwartet hatte. Wie konnte es aber auch anders sein? Schließlich war er nun mal, wie er eben war. Ein verpeilter Chaot, den man einfach mögen musste. Er war fürsorglich und liebevoll. Und sie vermisste ihn bereits jetzt. Dennoch rief sie sich die Worte ihres Kommandanten in den Sinn. Ihr Vater würde immer in ihrem Herzen sein. Kapitel 41: Vorbereitungen -------------------------- Vorbereitungen „Jimbei, wurde auch langsam mal Zeit, dass du kommst“, begrüßte der Piratenkaiser seinen langjährigen Freund. Sein Gegenüber setzte sich gemütlich auf den Boden und nickte „Das kannst du laut sagen. Ständig hat die Marine Unterstützung angefordert, es war so lästig, als wäre man deren Schoßhund!“ Er grummelte noch einige unverständliche Worte, die höchstwahrscheinlich gegen die Weltregierung gerichtet waren, die doch immer wieder der Meinung waren, dass die Samurai der Marine helfen sollten. Abschätzend sah Whitebeard den Fischmenschen vor ihm an, erst einige Zeit später fragte er: „Du hattest ein Anliegen?“, er konnte sich bereits denken, was Jimbei von ihm wollte, und er hätte am liebsten schon abgelehnt, nur war das Interesse zu groß, herauszufinden was ihn zu seinem Handeln bewegte. „Nun.. Du hast sicherlich schon etwas von dem Rookie Portgas D. Ace gehört? Er hat sich mittlerweile einen Namen gemacht, selbst die Weltregierung hat ihm einen Posten als Samurai angeboten. Er ist sogar der Meinung, dass er dich besiegen könnte.“ Der alte Hüne schwieg und horchte nur dem Gesagten. Völlig gedankenlos trank er aus seiner Flasche. Als ob dieser kleine Zwerg auch nur eine minimale Chance gegen ihn hätte! Da konnte sein Kopfgeld und seine Kraft noch so immens groß sein. „Wenn er gegen mich kämpfen will, soll er doch!“, lachte Whitebeard und ignorierte den grimmigen Gesichtsausdruck des Fischmenschen. „Gurarara, ich weiß doch, was der Junge vor hat.“ „Ihr wollt ihm entgegen fahren, nicht?“ fragte Jimbei und richtete sich zu Marco, der ebenfalls anwesend war. Dieser nickte nur. „Lasst mich mit ihm kämpfen. Ich lasse nicht zu, dass er mit dir kämpft. Er soll erst mich besiegen!“, sagte der Fischmensch nun etwas euphorischer. „Ich stehe in deiner Schuld, also lass es mich begleichen“, setzte der Samurai wieder an, als er erkannte, dass Whitebeard mit dem Gedanken nicht zufrieden war. Doch ehe dieser ablehnen konnte, warf Marco etwas ein: „Wir könnten ebenfalls anwesend sein, wenn sie kämpfen. Falls es eintreffen sollte, dass dieser Rookie Jimbei wirklich besiegen sollte, kannst du immer noch gegen ihn kämpfen. Und falls er verliert, dann wäre es doch gar nicht die Mühe wert gegen ihn zu kämpfen. Du hast nichts zu verlieren Vater.“ Whitebeard schwieg. Er wollte doch sehen, was für ein Potential dieser Bengel hatte, wieso wollte es ihm nun jeder madig machen, gegen ihn zu kämpfen? Machten sie sich etwa Sorgen um ihn? Innerlich seufzte er. „Ist gut. Spätestens wenn der Kampf beendet ist, will ich dort sein. Er soll nicht die Chance haben zu fliehen, zumal er doch gegen mich höchstpersönlich kämpfen will.“ Zufrieden nickte der Fischmensch und erhob sich aus seiner Position. „Ich werde dich nicht enttäuschen“, sagte er ehrenvoll. „Er ist nicht all zu weit von hier, ich werde mich morgen auf den Weg machen.“ Die zwei anderen Piraten nickten es ab. ~*~ Für Lio war es ein früher Morgen, ein viel zu früher. Ein Blick auf die Uhr genügte, um zu wissen, dass sie noch gut drei Stunden schlafen könnte, doch in letzter Zeit wachte sie viel zu schnell von irgendwelchen Geräuschen auf. Den festen Schlaf, den sie einst als Kind hatte, war wohl völlig verschwunden. Mit einem Seufzen starrte sie an die Decke ihrer Kajüte. Inzwischen war sie über eine Woche wieder bei ihrer Crew und es kam ihr tatsächlich so vor, als wäre sie kein Jahr fort gewesen. Sie alberte wie üblich mit Thatch rum, versuchte ihrem Kommandanten so wenig Ärger wie möglich zu bereiten und trainierte so langsam wieder mit Vista. Dennoch vermisste sie die Rothaarpiraten, besonders ihren Captain. Dabei war doch gerade mal eine Woche vergangen, die sie ihren Vater das letzte Mal gesehen hatte. Oft spielte sie mit dem Gedanken ihn anzurufen, doch sie verwarf diesen, denn es kam ihr albern vor, nach so kurzer Zeit eine so starke Sehnsucht nach ihm zu haben. Sie hatte sich dazu entschlossen zumindest noch zwei Tage zu warten, damit es ihr weniger schlimm vorkam. Die Rothaarige schlug die Decke zurück und stand auf. Aus ihrem mittlerweile neu eingeräumten Kleiderschrank fischte sie sich einige Dinge heraus und marschierte geradewegs auf den Gang, um in das Bad zu gelangen. Im Vergleich zu dem Bad auf der Red Force, war dieses auf der Moby Dick um einiges größer und besser ausgestattet, dafür war das Andere direkt in der Kajüte und nicht eine Tür weiter auf dem Gang. Aber was verlor sie überhaupt einen Gedanken daran? Bad war Bad und sie war mehr als alles andere froh darüber, sich nicht im Gemeinschaftsbad mit den Anderen herumschlagen zu müssen. Nach einer ausgiebig langen Dusche kehrte sie in ihre Kajüte zurück. Enttäuschenderweise musste sie feststellen, dass gerade mal eine halbe Stunde vergangen war. Dabei hatte sie doch so großen Wert darauf gelegt, sich besonders viel Zeit zu lassen. Sie entschied sich dazu, ein wenig der Sonne am Morgen zu tanken. Noch dürfte kaum einer wach sein, außer ganz eventuell ihr Kommandant, der in diesem Punkt absolut unberechenbar war. Oft kam es vor, dass er vor allen anderen wach war. Dann allerdings gab es auch Momente, in denen man ihn mit Rütteln und Schütteln nicht wach bekam. Da half dann nur ein Eimer kaltes Wasser und Beine in die Hand nehmen. Ob Marco schon wach war? Sie hätte dann wenigstens einen Gesprächspartner. Im Vergleich dazu wusste sie, dass Ben sicherlich schon wach war. Er war tatsächlich der Vernünftigste auf dem ganzen Schiff ihres Vaters. Von Shanks wusste sie genau, dass dieser mit einer erstaunlich hohen Wahrscheinlichkeit noch im Bett lag und sich später tierisch über einen Kater aufregen würde. Sie verglich wiedermal die Rothaarpiraten und die Whitebeards, das sollte dringend aufhören, schließlich war sie zu Hause, bei ihren Freunden und ihrer Familie. An Deck angekommen, sah sie der strahlenden Sonne entgegen, die noch sehr niedrig am Himmel hing, dafür trotzdem schon genügend Wärme spendete. Auf unmittelbar direktem Weg lief sie zum Bug des Schiffes, um sich auf den übergroßen Walkopf zu platzieren. Allerdings stockte sie kurzzeitig in ihrer Bewegung, als sie jemanden auf diesem sitzen war. Sie erkannte nur die Umrisse der Person, konnte sich dennoch aber schon denken, um wen es sich handelte. Lio trat näher. „Jimbei“, sagte die Rothaarige freundlich und setzte sich neben diesen. Er hatte sie schon mitbekommen, als sie an das Deck des Schiffes getreten war, doch er hatte sich keinen Zentimeter geregt. Nun, da sie sich neben ihn gesetzt hatte, wandte er sich zu ihr und begrüßte sie: „Guten Morgen Lio.“ Ein Blick genügte ihm, um zu sehen, dass sie um einiges älter geworden war. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie mit den Prinzen lachend im Palast umherlief. Auch von der Meerjungfrauenprinzessin hatte er oft gehört, dass diese sich nach der Rothaarigen und ihren Geschichten sehnte. Lio hatte wohl Eindruck hinterlassen. So auch bei ihm, als er von ihren Fortschritten gehört hatte. Als herauskam, dass sie die Tochter des Roten sei, stieg Argwohn in ihm auf, da sie doch eigentlich unter Whitebeards Flagge segelte. Dennoch kam sie ihm immer freundlich und zuvorkommend entgegen, dass sein Misstrauen so schnell verschwand, wie es gekommen war. In diesem Moment blickte sie hinauf in den Himmel, der völlig wolkenlos in einem klaren Blau strahlte. Sie lächelte dabei leicht und drehte sich dann wieder zu ihm. „Du verlässt uns heute wieder?“, fragte sie ihn mit freundlicher Stimme und er nickte. Wusste sie überhaupt, weshalb er bei ihnen war und was alles bevorstand? Ob man sie eingeweiht hatte? Allerdings erübrigte sich die Frage, als sie ihm erklärte: „Ich weiß, dass du gegen diesen Rookie kämpfen willst. Ich würde es auch tun“, plötzlich grinste sie. „Als ob er auch nur eine Chance gegen Vater hätte!“, sie war überzeugt davon, dass niemand stärker war als Whitebeard. Selbst bei einem Kampf gegen die ganze Marine würde er standhalten, schließlich war er der stärkste Pirat auf dem Meer und hatte eine loyale Crew hinter sich. „Hmn“, murrte der Fischmensch nur und wandte den Blick wieder zum Meer. Er konnte ihr nur Recht geben. Um Whitebeard zu besiegen, musste man einige Truppen zusammenstellen und selbst dann war die Wahrscheinlichkeit unsagbar gering. Ein hitzköpfiger Rookie, wie diese Feuerfaust es war, hätte absolut keine Chance gegen den Piratenkaiser. Dennoch sollte er gar nicht erst die Möglichkeit haben, in einen Kampf mit dem Piraten verwickelt zu werden. Jimbei wollte seine Schuld begleichen, für all das, was Whitebeard für seine Heimat und ihn getan hat. Die Zeit verging und irgendwann erhob sich die Rothaarige wieder. Mit einem „Bin mal frühstücken“ war sie auch schon verschwunden. Der Fischmensch blieb allerdings sitzen und genoss den Wind, der leicht über das Meer fegte, und die Sonne, die seine bläuliche Haut erwärmte. Viele Bewohner seiner Heimat würden ihn für dieses Gefühl beneiden und das auch völlig zurecht. Egal ob Mensch oder Fischmensch, das Gefühl von Freiheit würde jeder im gleichen Maße lieben. Lio erhaschte im Essenssaal einen Blick auf die Uhr und stellte zufrieden fest, dass zu dieser Zeit ein gewisser Jemand bestimmt schon wach sein würde. Noch saß keiner auf den Bänken, aber sie war sich absolut sicher, dass sie jemanden in der Kombüse antreffen würde. Wie sie erwartet hatte, stand der Smutje an einem Herd und brutzelte irgendetwas in einer Pfanne. Undeutlich murmelte er einige Dinge vor sich hin, die sich sicherlich um die Zubereitung einiger Speisen handeln würden. Die Rothaarige trat näher und begrüßte Thatch, der keine Reaktion von sich zeigte und weiter herumwuselte. 'War ja klar', dachte Lio und trat noch etwas näher, um in sein Blickfeld zu gelangen und somit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch wieder reagierte er nicht, stattdessen sagte er nur: „Eier, Mehl, Milch.. Erst die Eier.“ Das war Lios Signal, sie schnappte sich die Schüssel mit den Eiern und nahm sie in die Hand, bevor Thatch sie erreichen konnte. Verwirrt blickte dieser sich um, als er sie nicht finden konnte. Irgendwann hatte er dann doch die Rothaarige erkannt und zuckte bei ihrem Anblick zusammen. „Himmel hilf. Lio, schleich dich doch nicht so an mich ran!“, er streckte dabei seine Hand aus, um nach der Schüssel mit den Eiern zu greifen. Kopfschüttelnd mit mürrischem Blick sah sie den Brünetten an und ließ sich die Schüssel nehmen. „Ich steh seit mindestens fünf Minuten hier und hab mehrmals versucht dich anzusprechen.“ Mehr als ein „Oh..“ bekam er dann nicht raus, verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und fragte dann schnell, um von seiner Unaufmerksamkeit abzulenken: „Was wolltest du denn?“ Das Mädchen verdrehte nur die Augen und antwortete, als wäre es selbstverständlich: „Na, dir helfen.“ Sie kam näher und nahm ihm die Schüssel mit den Eiern ab. Ohne weiter auf den Kommandanten zu achten, zerschlug sie diese und begann sie zu verrühren. Kurzzeitig hatte der Smutje das starke Bedürfnis, ihr die Aufgabe abzunehmen und es selbst zu erledigen, allerdings ermahnte er sich und rief sich in sein Gedächtnis, dass sie ihm schon oft geholfen hatte und wusste, wie man nach seinen Rezepten kochte. Allerdings war sie über ein Jahr weg, weshalb er sich erst einmal wieder daran gewöhnen musste. „Danke“, sagte er schlussendlich und stellte ihr noch weitere Zutaten für Pfannkuchen zur Seite. Stumm arbeiteten die Beiden am Frühstück. Erst nach einer Weile fragte die Rothaarige: „Sag mal, weißt du etwas über diesen Rookie?“, fragend sah Thatch zu ihr und überlegte. „Nun, er dürfte nicht viel älter sein als du. Vielleicht ein oder zwei Jahre, nicht mehr. Er hat von der Feuerfrucht gegessen und hat ein ziemliches hohes Kopfgeld“, er dachte kurz nach, aber mehr fiel ihm nicht mehr ein. „Feuerfrucht? Denkt er deswegen etwa, dass er Vater besiegen könnte?“, sie stellte die Frage ohne eine Antwort darauf zu erwarten. Sie wussten beide, dass der Junge keine Chance gegen Whitebeard hatte. Dennoch war Lio interessiert daran zu erfahren, wie der Pirat dazu kam zu denken, dass er den stärksten Mann auf dem Meer besiegen könnte. Purer Wahnsinn oder doch tatsächlich absolute Überzeugung? „Wann machen wir uns denn auf den Weg?“, fragte die Rothaarige nebenbei, als sie die erste Kelle mit Teig in die Pfanne gab. Thatch dagegen bereitete Körbe mit Brot vor und antwortete: „Nach dem Frühstück wird Jimbei allein vorgehen, wir werden ihm verzögert mit ein oder zwei Tagen Abstand folgen.“ Lio nickte nur und widmete sich wieder den Pfannkuchen, die sich langsam auf einem Teller stapelten. Sie war wirklich gespannt darauf, die Feuerfaust zu treffen. Wie er wohl auf eine Niederlage reagieren würde? ~*~ Zur gleichen Zeit auf einer Winterinsel der Grandline Der Wind wirbelte den herabfallenden Schnee umher, es war grausig kalt und niemand sollte sich zu dieser Zeit draußen aufhalten. Dennoch lief eine kleine Truppe an Männern durch den hohen Schnee, auf der Suche nach einer bestimmten Person. Einer von ihnen fragte lautstark den vordersten Mann: „Meinst du das ernst, Captain?!“, der Angesprochene sah mit einem entschlossenen Grinsen zurück. Trotz des tosenden Windes hörte man seine Wort nur zu deutlich: „Ich muss ihn sehen.. Rothaar Shanks.“ Nach einem viel zu langen Fußmarsch erreichten die Spadepiraten eine Höhle, an deren Eingang sich einige Männer postiert hatten. Der Piratencaptain war sich sicher, dass sie dort richtig waren. Die Männer sprachen miteinander und verstummten, als sie die Ankömmlinge bemerkten. Sie hatten den Rookie erkannt und begaben sich unmittelbar in Position, einer von ihnen fragte: „Was willst du?“ Schützend hob der Captain der Spadepiraten seine Hände, um zu verdeutlichen, dass er keine bösen Absichten hatte „Keine Angst, ich will nur mit eurem Captain sprechen.“ Die Piraten sahen sich fragend an, schließlich nickten sie und ließen ihren Gegenüber Eintritt. Sofort wurden die Piraten von einer angenehmen Wärme empfangen, immerhin war es in dieser Höhle windgeschützt und kein Schnee fiel auf sie herab. Ein kleines Lagerfeuer erhellte die Dunkelheit, man sah allerdings nur die Umrisse der Personen, die darum saßen. Dennoch erkannte man einen von ihnen am deutlichsten, es war der Captain der Rothaarpiraten. Shanks hatte die Piraten bereits beim Eintreten erkannt, war allerdings verwundert, was der Rookie von ihm wollte. Von Whitebeard hatte er doch erfahren, dass der Neuling auf den älteren Kaiser aus war und nicht auf ihn. Ob die Feuerfaust sich diesbezüglich umentschieden hatte? Der Captain der Spadepiraten trat näher heran, sodass man sein Gesicht deutlicher erkennen konnte. Er trug einen orangenen Cowboyhut, worunter man seine schwarzen abstehenden Haare sah. Sein Blick war entschlossen und Shanks fragte sich innerlich schon, wie ein Kampf gegen den Rookie aussehen könnte. Allerdings entschied er sich dazu, erst einmal mit diesem zu sprechen. „Spadepiraten? Der berüchtigte, gefährliche Neuling ist zu mir gekommen, um 'Hallo' zu sagen?“, Argwohn klang in der Stimme des Rothaarigen, dennoch sah man eine gewisse Belustigung in seinem Blick. Seine Hand glitt zu seinem Schwert und er zog es ein Stück aus der Scheide, entschlossen anzugreifen, falls es notwendig war. Dagegen hob sein Gegenüber schützend seine Hände und versuchte mit dieser Geste zu verdeutlichen, dass er nichts vorhatte, was einem Kampf glich. Er erklärte sich: „Es ist nicht so, wie du denkst.“ Seine Arme senkten sich wieder und mit einem Lächeln ergänzte er: „Mein Bruder hat von dir immer als seinen Lebensretter gesprochen.. Also bin ich gekommen, um dir zu danken.“ Der Piratenkaiser verstand schnell, dass es sich bei besagtem Bruder um Ruffy handeln musste. Also war es wirklich, dass der Rookie keine falschen Absichten hatte. Sein Gesichtsausdruck wechselte von ernst umgehend zu einem Grinsen. In Gedanken bei Ruffy sagte der Rothaarige: „Du bist also Ruffys Bruder? Ich wusste gar nicht, dass er einen Bruder hat. Großartig. Ich bin froh, dich kennenzulernen!“ Damit hatte die Feuerfaust allerdings nicht gerechnet. Dass der Kaiser einen guten Eindruck bei seinem kleinen Bruder hinterlassen hatte, wusste er bereits. Aber dass auch der Rothaarige so gut auf Ruffy zu sprechen war, hatte er nicht so erwartet. Wobei ihm selbst eigentlich klar sein sollte, dass sein Bruder jeden für sich gewinnen konnte. Bei ihm hatte es schließlich auch geklappt, obwohl er anfangs doch so gegen Ruffy war. Das Lächeln des Piratenkaisers wurde breiter und er sagte übereifrig: „Erzähl mir von dir!“ Schlussendlich hing er noch ein „Lasst uns etwas essen!“ an, was viele der Männer zufrieden zur Kenntnis nahmen. Eine Weile saßen die zwei Piratenbanden in der Höhle und verspeisten die Gerichte, die Sam zubereitet hatte. Die Banden saßen sich am Lagerfeuer gegenüber und die jeweiligen Captain sprachen in diesem Moment bei einem Sake über den jungen Ruffy. „Also redet er immer noch davon, der König der Piraten zu werden?“, Shanks konnte sich bei dieser Frage ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er erinnerte sich noch sehr gut an die Worte, die er damals zum Abschied gesagt hat. Es waren genau die selben Worte, wie sie Gol D. Roger damals benutzt hatte. Schließlich war es auch der Grund, weshalb der Rote seinen geliebten Strohhut an den Jungen weitergegeben hatte. „Ich denke, das ist sein Lieblingssatz“, erwiderte die Feuerfaust mit einem nicht weniger intensiven Lächeln. Ehe er weitersprach, leerte er den Sake, den er in seinen Händen hielt. „Es tut mir leid für ihn.. Ich bin derjenige, der der nächste König wird.“ Entschlossenheit flammte in dem Blick des Rookies, welche Shanks nur zu deutlich wahrnahm. Dem Piratenkaiser war bewusst, dass er gleich sicherlich einige Informationen erhalten würde. „Ja? Meinst du?“, fragte der Rothaarige leicht provokant und sah ihm unmittelbar in die Augen. Sein Gegenüber erwiderte zielsicher den Blick und meinte: „Zuerst werde ich der Welt spüren lassen, welche Macht ich habe.“ Shanks war sich bereits bewusst, wie der Neuling dies vorhatte, dennoch nahm er sich nicht die Chance und erkundigte sich: „Oh? Wie willst du das anstellen?“ Mit einem selbstsicheren Gesichtsausdruck antwortete ihm die Feuerfaust: „Indem ich den stärksten Mann der Welt besiege!“ Wenig überrascht fragte der Rothaarige: „Du meinst Whitebeard?“ Die Aura, die der Junge ausstrahlte, und die Selbstsicherheit hatten den Piratenkaiser an seinen damaligen Captain erinnert, er konnte nicht abstreiten, dass die Beiden sich doch in irgendeiner Weise ähnelten. Dennoch konnte Shanks es kaum glauben, dass sein Gegenüber der Bruder von Ruffy war, da sie sich doch so in ihrem Verhalten unterschieden. Der Rothaarige war sich sicher, dass der Junge ziemlich viel erreichen würde, doch an Whitebeard würde er scheitern. Der Rookie war noch zu jung und unerfahren, um es mit einem Mann, wie Whitebeard es war, aufzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Junge den Kampf verlieren würde, war mehr als gewiss. Es war wirklich schade, dass der Pirat somit einiges riskieren würde. Zweifel entstand, als der Kaiser an das Gespräch mit dem Alten zurückdenken musste. Als sie vor wenigen Tagen noch zusammen an einem Lagerfeuer saßen, meinte der Ältere, dass er den Jungen aufnehmen wollte, er sollte tatsächlich ein Teil seiner Crew werden. Doch nach dem Bild, was sich Shanks durch das Gespräch machen konnte, würde er anzweifeln, dass der Junge freiwillig der Bande beitreten würde. Aber er kannte Whitebeard gut, dass er kein Widersprechen dulden würde, egal wie sehr sich die Feuerfaust wehren würde. Kurzzeitig schweiften seine Gedanken zu Lio. Ob es ihr gut ging? Er hatte seit dem Tag, an dem sie sich das letzte Mal gesehen hatten, kein Wort von ihr gehört. Die ersten zwei Tage waren hart für den Captain. Jeden Morgen war er aufgewacht und in den Gang hinauszutreten, um seiner Tochter einen guten Morgen zu wünschen. Doch dann fand er immer nur eine leere Kajüte vor und blies Trübsal. Sein Blick glitt an sich hinab. Auch wenn er sie nicht sah, wusste er, dass die Kette sich immer noch dort befand, wo sie ihm diese umgebunden hatte. Es war ein wirklich mehr als gelungenes Geschenk, dass sie ihm gemacht hatte und oft schaute er sich die Bilder an, die sich im Inneren des Medaillons aufhielten. Das strahlende Gesicht seines Kindes, aber auch seiner Frau konnte er nicht so schnell vergessen. Ebenso hatte sie ihm zwei ihrer Tagebücher zurückgelassen. Erst war er verwundert darüber, wer ihm die Bücher in seine Kajüte gelegt hatte. Er musste sich gestehen, dass er es anfangs für einen schlechten Witz hielt, den einer seiner Kameraden vorbereitet hatte. Viele auf seinem Schiff wussten nämlich, dass er nur Notwendiges las, wenn überhaupt. Als er dann allerdings die erste Seite aufgeschlagen hatte und die Schrift seiner Tochter erkannte, legte er das Buch erst beiseite, als er die letzte Seite erreicht hatte. Der Piratenkaiser lächelte, als er an sein Kind dachte. Wie sie wohl auf die Feuerfaust reagieren würde? Kapitel 42: Auf in den Kampf! ----------------------------- Auf in den Kampf! „Oih Jimbei!“, rief die junge Piratin dem Fischmenschen hinterher, welcher im Wasser schon einige Meter zurückgelegt hatte. Er drehte sich um und sah fragend das Mädchen an, welches ihn energisch angrinste. Ihre rechte Hand war zur Faust geballt und entschlossen hob sie ihren Arm. „Verpass ihm ordentlich eine von mir!“, ein Lacher verließ seine Kehle. Gedanklich versprach er ihr, sich keineswegs zurückzuhalten, doch ein Nicken und Lächeln sollten ihr als Zustimmung reichen. Mit einer einfachen Bewegung war er schließlich im Wasser verschwunden und machte sich auf kürzestem Weg zur nächsten Insel, auf der der Rookie sein würde, um gegen Whitebeard anzutreten. Lio blickte noch ein Weilchen auf die Stelle, an der Jimbei in das Wasser eingetaucht war. Irgendwie beneidete sie ihn schon ein wenig. Die Fähigkeit sich so schnell im Wasser bewegen zu können, überhaupt unter Wasser leben zu können und dann auch noch die Art, wie er kämpfte, es war ziemlich eindrucksvoll. Als einfacher Mensch konnte man unter Wasser nicht einmal scharf sehen. Schon ziemlich erbärmlich, wenn man die Kraft eines Menschen mit der eines Fischmenschen verglich. Dafür konnten manche ihrer Art an Land keinen einzigen Fuß vor den anderen setzen. Die Rothaarige gluckste bei ihrem doch recht schlechten Wortwitz. Wie sollten Wassermänner auch einen Fuß vor den anderen setzen, wenn sie nicht einmal Füße hatten? Das Mädchen überlegte kurz, was sie nun tun könnte und sie entschied sich dazu, einen gewissen Kommandanten aufzusuchen. Auf der Suche nach ihm, ging sie noch einmal die Informationen durch, die sie vor wenigen Stunden erhalten hatte. Da Jimbei sich auf den Weg gemacht hatte, würden sie in einigen Tagen die Reise ebenfalls antreten. Wie Lio richtig verstanden hatte, wollte ihr Vater Whitebeard den Rookie in die Bande aufnehmen. Allerdings verstand sie überhaupt nicht, wie er dazu kam, jemanden zu sich zu zählen, obwohl derjenige ihn doch besiegen wollte. Auch als sie Marco fragte, warum der Piratenkaiser so etwas tun wollte, bekam sie keine für sie sinnvolle Antwort. Sie solle doch abwarten und selbst sehen, dann könnte auch sie verstehen, was das alles sollte. Ihrer Ansicht nach war es ziemlich verrückt. Wieso sollte der Rookie der Bande überhaupt beitreten wollen? Er war doch schließlich derjenige, der sich in einen Kampf stürzte, bei dem das Ergebnis schon längst feststand. Ob die Feuerfaust diese Schande überhaupt über sich ergehen lassen würde? Auch daran zweifelte sie. An Deck des Schiffes fand sie letztendlich den Kommandanten, den sie gesucht hatte. Er sprach gerade mit Jozu. Wie es klang, diskutierten die Zwei darüber, was wohl das stärkste Material der Welt war. Lio trat zu ihnen und lächelte beide freundlich an. „Lio, wie kann man dir helfen?“, fragte Vista und zwirbelte an seinem Bart. „Ehrlich gesagt habe ich dich gesucht“, gestand sie und grinste. „Ich wollte dich fragen, ob wir ein bisschen trainieren könnten?“, der Zylinderträger hob eine Augenbraue und lächelte sie ebenfalls an. „Natürlich, dann können wir ja mal schauen, was du noch so für Fortschritte gemacht hast“, er sagte ihr zu und beendete damit die Diskussion mit dem anderen Kommandanten. Die Rothaarige wollte gerade zu den Trainingsräumen gehen, doch hielt Vista sie auf. „Lass uns vom Schiff gehen. Ich will, dass du dich nicht zurückhältst. Sicher ist sicher“, erklärte er ihr und führte sie von der Moby Dick runter. Lio konnte dabei nur grinsen. Er hatte wahrlich noch nicht alles gesehen, als sie die Tage zuvor bereits trainiert hatten. Dass sie ihr Haki bewusst im Kampf einsetzen konnte, ließ sich nur erahnen, wusste aber so genau keiner von ihnen. Die zwei Schwertkämpfer entfernten sich vom Hafen und der Moby Dick, immer weiter liefen sie abseits dazu. Als das Mädchen sich umblickte, erkannte sie allerdings einige ihrer Nakamas, die ihnen schaulustig hinterher liefen. „Ohje“, murmelte sie leise, doch der Kommandant hatte es gehört. „Lass dich nicht von ihnen ablenken“, belehrte er sie und ging noch einige Meter weiter. Bei einer geeigneten Stelle blieben sie stehen. Es war unmittelbar am Strand, der Kahn der Whitebeardpiraten war von dort immer noch zu sehen, die Traube an Menschen hatte sich etwas abseits zu ihnen gestellt und wartete begeistert auf den Kampf, der gleich folgen würde. Die Rothaarige schluckte schwer. Worauf hatte sie sich hier eigentlich eingelassen? Sie wollte doch nur einen simplen Trainingskampf mit Vista haben, doch nun wirkte es alles etwas ernstzunehmender. Der Zylinderträger wandte sich zu ihr und erklärte: „Ein üblicher Zweikampf, nur diesmal: keine Regeln. Halte dich nicht zurück, alles ist erlaubt.“ Unsicher sah sie ihn an, aber nickte, da er eine Antwort von ihr erwartete. Er entfernte sich noch mehrere Schritte von ihr und zückte seine zwei Schwerter. Ermutigend nickte er ihr zu und sie zog ebenfalls das Tsuji aus der Scheide. Angriffsbereit begab sie sich in Position. Sie ließ ihren Blick um sich und ihre Umgebung schweifen, ihre Kameraden versuchte sie völlig auszublenden. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und atmete gleichmäßig ein und aus. Die Aura, die ihr Schwert umgab, beruhigte zumindest ein wenig. Ihre Augen legten sich auf Vista, der inzwischen ein Grinsen auf den Lippen trug. Mit einem „Viel Glück!“ begann der Kampf. Kaum hatte er die Worte gesagt, rannte er auf sie zu. Dagegen stand sie völlig perplex an Ort und Stelle und versuchte sich zu konzentrieren. Sie war in diesem Moment wie betäubt, weswegen ihr Haki ausblieb und sie den Angriff des Kommandanten schnellstens auswich. Er war mit ungeheurer Geschwindigkeit zu ihr gekommen und hatte mit beiden Schwertern ausgeholt. Sie hätte den Angriff eigentlich vorhersehen müssen, doch hatte sie es nicht. Was war das los? Wieso funktionierte es plötzlich nicht? Allerdings blieb ihr keine Zeit, eine Antwort auf diese Frage zu finden, denn der Schwertkämpfer kam schon wieder zu ihr. Ausweichen war keine Option und sie parierte den Angriff. Vista hatte es geschafft sie in einen Angriff zu verwickeln und würde sie so schnell auch nicht wieder entkommen lassen. Immer wieder griff er sie an und sie konterte. Die Klingen prallten laut klirrend aufeinander. Der Kommandant musste sich schon gestehen, dass die Präzision ihrer Angriffe zugenommen hatte, ebenfalls war sie schneller geworden und konterte sogar kurz nach einem Schlagabtausch. Doch ihr Blick passte nicht. Wieso schaute sie so mürrisch? War sie etwa nicht zufrieden? Die Schwerter prallten wieder hart aufeinander und Vista versuchte mit sämtlicher Kraft dem Mädchen ihr Schwert aus den Händen zu schleudern, aber sie drückte sich der Kraft entgegen und sprang einen weiten Sprung nach hinten. Sie hatte es geschafft wieder Abstand zwischen sich und ihrem Gegner zu bringen. Noch hielt sich alles in Grenzen, nur konnte sie nicht verstehen, was plötzlich los war. Im Normalfall konnte sie Angriffe voraussehen, aber anscheinend war ihr Kopf nicht frei genug, um das Haki verwenden zu können. Mit ihrem Vater hatte es immer geklappt, sie wusste genau, wie seine Aura aussah und konnte mit der Zeit, jeden seiner Angriffe vorahnen. Nachdem sie Abstand zwischen sich und Vista gebracht hatte, konnte sie für einen kurzen Moment verschnaufen. Der Entschluss stand fest, sie musste in die Offensive gehen. Voller Überzeugung rannte sie auf ihn zu und wich dem ersten Angriff des Mannes aus. Wo sein erstes Schwert verschwand, sah sie sein Zweites, welches sich schnell auf sie zu bewegte. Mit einer fließenden Bewegung hatte sie es mit ihrem Schwert abgelenkt. Es blieb gerade noch rechtzeitig Zeit, um den ersten Schwert auszuweichen. Immer wieder griff er sie an, wobei sie parierte und daraufhin direkt ausweichen musste. In diesem Moment war es ihr Nachteil, dass sie nur mit einem Schwert kämpfte, denn selbst einen Angriff ausführen, konnte sie nicht. Die Situation war ihr alles andere als recht. Irgendeine Lösung musste es doch geben. Könnte sie ihr Haki verwenden, wüsste sie zumindest, wie seine Angriffe aussehen würden und sie könnte sich einen Gegenangriff überlegen. Doch hatte sie so weder die notwendige Zeit, noch irgendwelche Mittel, um einen Treffer zu landen. Wieder prallte sein Schwert auf ihres. So langsam musste sie sich etwas einfallen lassen und dann.. ganz plötzlich fiel ihr etwas ein. Am liebsten hätte sie selbst gegen den Kopf geschlagen, doch ließen es die Umstände nicht zu. Dem einen Angriff wich sie aus, den Anderen konterte sie. Es war an der Zeit einen Angriff zu starten! Kaum hatte ihre Idee gefruchtet, entschloss sie sich, diese umzusetzen. Wieder lenkte sie einen Schlag ab, doch war ausweichen nun keine Lösung. So schnell, dass Vista es gar nicht wahrgenommen hatte, zückte sie den kleinen Dolch, welchen sie zu ihrem 16. Geburtstag erhalten hatte. Im Vergleich zu ihrem Schwert musste sie die doch geringe Länge beachten, wobei sie sich keine Sorgen um die Stabilität machen musste. Der Schwertkämpfer stockte in seiner fließenden Bewegung und sah den kleinen Dolch, welchen das Mädchen benutzt hatte, um einen seiner Angriffe zu kontern. Den Überraschungsmoment nutzte sie geschickt und griff ihn nun von oben an. Zwar konnte er den Schlag parieren, rechnete dafür nicht mit dem Dolch mit dem sie nun gezielt zustach. Beinahe hätte ihn dieser getroffen und nun war er es, der einen Abstand zwischen sich und Lio brachte. Wenn er es richtig gesehen hatte, war es ein Dolch aus Seestein. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Woher hatte sie den überhaupt? Es blieb keine Zeit für weitere Überlegungen, da rannte sie schon wieder auf ihn zu. Hoffnung war in ihr geweckt, welches sich deutlich in ihren Angriffen zeigte. Die Kürze hatte zwar zum Nachteil, dass sie näher an ihren Gegner heran musste, doch störte sie es keineswegs. Vista dagegen musste sich auf zwei Dinge konzentrieren. Lio hatte alles ausgeblendet, es gab nur noch sie und ihren Gegner, sie hatte nun die Aura Vistas vollkommen wahrgenommen. Nichts könnte sie nun aus dem Konzept reißen, sie hatte es geschafft, sich völlig auf sich und ihr Schwert zu konzentrieren. Immer wieder pulsierte es beruhigten in ihrer Hand und gab ihr ein bestärkendes Gefühl mit. Und endlich, endlich überkam sie das ihr so bekannte Gefühl, welches sie schon für vermisst hielt. Sie hatte den Angriff Vistas kommen sehen und war ihm ausgewichen, ehe er etwas dagegen tun konnte. Ihr Schlagabtausch folgte. Ihr Schwert prallte auf das seine, ihr Dolch bohrte sich beinahe in seine Schulter, doch hatte er sie rechtzeitig weggeschleudert. Geschickt landete sie auf den Beinen. Innerlich sah sie ihn schon wieder auf sich zurennen und sie lief ihm entgegen. Er würde mit beiden Schwertern gleichzeitig angreifen, beide von oben. Das bläulich schimmernde Tsuji prallte auf die Zwei, welche sich beim Angriff überkreuzten. Das war die Chance! Sie holte mit dem Dolch aus und rammte ihn geradewegs in den Bauch ihres Gegners. Zumindest war das ihr Ziel. Vista wusste nicht, woher sie plötzlich wusste, dass er sie so angreifen würde. Allerdings war das gerade eher eine kleinere Sorge, denn er sah schon, wie sie mit ihrer linken Hand ausholte und ihm den Dolch in den Bauch rammen wollte. Gerade noch rechtzeitig hatte er sich vom Boden abgedrückt und war wieder auf Abstand gegangen. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Klar, dass sie in der vergangenen Zeit stärker geworden war, wusste er bereits, aber dass sie so viel besser geworden war? Sollte er auf seine bekannte Blumenschwertkunst zurückgreifen? Er war sich nicht sicher, ob sie schon in der Lage dazu war, dieser standzuhalten. Aber ein Versuch war es doch wert, oder? Lio lächelte, als sie das Gesicht des Kommandanten sah. Seiner Reaktion nach zu urteilen, war er gerade überfordert. Das war doch ein gutes Zeichen, nicht? Allerdings sah sie, wie er hochsprang und zu einer Attacke ausholte, die sie bisher erst wenige Male gesehen hatte und dann auch nur an Gegnern. Es war eine seiner Stärksten und die Rothaarige wusste ganz genau, wie sie aussehen würde. Vista holte mit seinen Schwertern aus und Lio sah, die rötlichen Rosenblätter, die in der Luft hingen. Es sah wirklich wunderschön aus, doch blieb ihr keine Zeit, um diesen Anblick zu genießen. Denn die Blütenblätter wirbelten schnell um sich herum, als hätte ein Wind sie dazu bewogen. Die Blätter rasten auf das Mädchen zu, welche völlig perplex nach einer Lösung suchte. Wie sollte sie dem standhalten? Ausweichen? Nein, dafür hatte der Angriff eine zu große Reichweite. Ihn parieren? Ja klar, aber wie?! Ihr Blick wurde etwas panischer und sie fokussierte alles auf das Zentrum des Wirbels. Mit dem Schwert, welches sie mit Haki verstärkt hatte, rannte sie dem Strudel entgegen. Ob das eine so wirklich sinnvolle Idee war, könnte sie erst im Nachhinein sagen. Der Schwertkämpfer sah, wie das Mädchen auf seine Attacke zulief und wollte sie gerade in ihrem Handeln hindern, doch stoppte er, als er sah, was sie vorhatte. Den Dolch hatte sie zurückgesteckt und mit beiden Händen hielt sie das Tsuji. Dem Blütensturm war sie immer näher gekommen und spürte schon, wie ihr einige Blätter in die Haut schnitten und auch einen Teil ihrer Kleidung zerstörten. Dennoch war sie so überzeugt davon, dass es doch irgendwie klappen müsste und sie holte aus. Ihr Ziel lag auf dem Zentrum des Wirbels und sie schlug zu. Eine bläuliche Welle verbreitete sich von dort, wo sie mit ihrem Schwert die Luft geschlagen hatte. Die Welle traf hart auf das Innere des Strudels und der Großteil der Blütenblätter hatte die Bewegung verloren und war schließlich ganz verschwunden. Nur am äußeren Rand wirbelten die Blätter noch umher und verpassten dem Mädchen einige Schnitte. Lio sah, wie der Wirbel sich aufgelöst hatte und versuchte wieder zu dem Kommandanten zu gelangen, der völlig erstarrt stehengeblieben war. Er bewegte sich nicht, auch als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt stand, viel zu überrascht war er von dem Geschehenen. Die Rothaarige wollte wieder zum Angriff ausholen und ihre Arme heben, doch spürte sie diese kaum, dass sie diese erst gar nicht hochbekam. Stattdessen ließ sie ihr Schwert fallen und ihre Arme fielen schlaff herab, baumelten letztendlich schlaff an ihrem Körper herab. Die Schnitte auf ihrer Haut waren nicht tief, doch dafür waren es viele, die sich auf ihrer Haut verteilt hatten. An manchen Stellen tropfte das Blut hinab und erst jetzt erkannte sie das Ausmaß der Attacke. Die schaulustigen Piraten hatten dem Kampf gespannt zugeschaut und waren nun völlig schockiert. Dass das Mädchen einem der stärksten Angriffe des fünften Kommandanten standhalten konnte, hätte niemand so erwartet. Marco hatte dem Kampf beigewohnt und war ebenso fasziniert davon, wie präzise die Rothaarige doch angegriffen hatte. Ihr fehlte es an fast nichts, außer vielleicht an Kraft, die sie allerdings durch ihre Schnelligkeit wieder wettmachen konnte. Als er den Blütensturm sah, wäre er beinahe eingeschritten, um sie davor zu bewahren, doch hatte sie sich ziemlich gut selbst aus der Attacke helfen können. In diesem Moment sackte sie vor dem Zylinderträger auf die Knie, völlig überfordert schaute sie auf ihre Hände hinab. Sie zitterten leicht und das Blut, welches an ihnen klebte, ließ das Mädchen vor Schock erstarren. Was zur Hölle war gerade passiert? Ehe sie etwas sagen oder machen konnte, spürte sie starke Arme, die sie hochhoben. Sie sah zu dem Kommandanten der fünften Division, der sie mitleidig ansah. „Es tut mir so furchtbar leid, ich hätte es aufhalten müssen. Du warst aber so unglaublich und..“, er hörte auf zu sprechen, als ihnen jemand näher gekommen war. Marco hatte sich schon zu einem Phönix verwandelt und wartete darauf, dass sein Kamerad ihm das Mädchen überreichte. Ohne Worte hatte Vista es ihm übergeben und sah, wie der blaue Phönix auf kürzestem Wege zur Moby Dick flog. Er selbst sammelte das Schwert ein und ging seinen Kameraden entgegen, die dem Kampf beigewohnt hatten. Alle sprachen darüber, wie überragend der Kampf war und er selbst musste sich ebenfalls eingestehen, dass es sehr eindrucksvoll war. Wer hätte auch gedacht, dass sie schon einem Fernangriff entgegen wirken konnte? Marco flog mit Lio unmittelbar zur Moby Dick und verwandelte sich im Herabfliegen bereits zurück in einen Menschen. Er trug das Mädchen auf umgehenden Weg zur Krankenstation und ignorierte dabei die fragenden Blicke der Anderen. Zwar hatte sie viele Schnitte, die auf ihrer Haut verteilt lagen, doch glaubte er nicht, dass es etwas wirklich Ernstes war. Vielleicht hatte sie trotz allem ein wenig mehr Blut verloren, als es gesund war, aber dafür klaffte keine tiefe Wunde an ihrem Körper. Auf der Krankenstation legte er sie auf das erstbeste Bett und erklärte dem Schiffsarzt, der vor Schreck wach geworden war: „Es gab einen Kampf, schau sie dir bitte an.“ Grummelnd stand der Alte auf und beugte sich über das Mädchen herab, welche die zwei Männer müde ansah. Was machten sie denn bei Tom? Hatte sie sich mehr verletzt, als sie dachte? Der Schiffsarzt musterte die feinen Schnitte auf ihrer Haut und nickte. „Ich werde die Stellen desinfizieren und sie verbinden, das sollte eigentlich reichen. Vielleicht kein ganz so pompöser Kampf in nächster Zeit, ok?“, er fragte die Rothaarige, die nur halb anwesend war, aber zustimmend nickte. Tom sammelte sich seine Sachen zusammen, setzte sich mit seinem Hocker zum Bett und begann mit seiner Arbeit. Beim Auftragen des Desinfektionsmittels keuchte Lio auf, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass es so stark brennen würde. Sie kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander, ihre Hände krallten sich in das Bettlaken und irgendwann verebbte das Brennen gütigerweise. Die Haut, die beim Kampf nicht von Kleidung verdeckt war, konnte der Attacke nicht standhalten und musste deshalb mit Verbänden abgebunden werden. Nach gut zwanzig Minuten hatte sie es geschafft. So lag sie nun fast völlig verbunden auf dem Bett und begutachtete die Arbeit des Arztes. „Du hast einiges an Blut verloren, doch sollte es nicht zu viel gewesen sein, weshalb du auch keine Transfusion brauchst. Überanstreng dich dafür heute und morgen nicht und trink viel, damit du den Blutverlust ausgleichen kannst“, erklärte Tom ihr und gab sie frei. Mit einem Nicken setzte sie sich vorsichtig auf und stellte zufrieden fest, dass es gar nicht mal so schlimm war, wie sie gedacht hatte. Ihre Beine waren bis zum halben Oberschenkel verbunden, so auch ihre Arme und auf ihrem Bauch klebten vereinzelt Pflaster. Eine Hand schob sich in ihr Blickfeld und sie sah auf. Marco grinste ein wenig stolz und wartete darauf, dass sie seine Hilfe endlich entgegen nahm. Sie stand auf und ließ sie von ihm wieder führen. Er ging mit ihr zu ihrer Kajüte, damit sie sich erst mal etwas anderes anziehen konnte, denn der Großteil ihrer Kleidung war zerschnitten und dafür restlos zerstört, außer es würde sich jemand die Mühe machen und es flicken. Stattdessen ließ sie ihren Kommandanten vor der Tür warten und zog sich neue Kleidung an. Auf den alten Kleidern erkannte sie einige Blutspuren und auch die vielen Schnitte, die der Blütensturm verursacht hatte. Endlich umgezogen trat sie wieder heraus und ließ sich von Marco mit an Deck ziehen. Die ganze Aktion dauerte insgesamt keine halbe Stunde, doch hatten sich in der Zeit viele an Deck der Moby Dick gesammelt. Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass Lio gegen Vista gekämpft hatte und dabei auch noch ziemlich gut dastand, mal davon abgesehen, dass sie am Ende zu Boden gegangen ist. Die Zwei kamen an Deck an und kurzzeitig herrschte Stille. Keine Sekunde später grölten einige der Männer und gaben dem Mädchen Zuspruch. Argwöhnisch sah sie alle an, verstand nämlich nicht, was sie alle hatten. Einer, den sind namentlich nicht kannte, aber schon öfters gesehen hatte, kam auf sie zu und meinte: „Das war so unglaublich, erst das mit dem Dolch und dann diese blaue Welle und dann war alles so woaah!“, er war gerade mal ein paar Jahre älter als sie, verhielt sich in diesem Moment doch mehr wie ein Kind. Andere stimmten dem Jungen zu und ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. In der Menge erkannte sie, wie ein Zylinder den Weg zu ihnen bahnte und letztendlich auch herausfand. Vista kam zu ihr und lächelte sie an. Er streckte seinen Arm und hielt ihr das Tsuji hin, welches sie dankend entgegen nahm. „Das war wirklich ziemlich beeindruckend. Du musst mir unbedingt erzählen, wer dir das alles beigebracht hat.“ Sie nickte und lächelte. „Du musst mir dafür aber auch unbedingt erzählen, wie du das mit dem Blättersturm machst.“ Kaum hatte der Kommandant von ihr abgelassen, kamen einige Nakamas und fragten sie aus. Jeder wollte wissen, woher sie das alles konnte und letztendlich erzählte sie ihnen davon, wie ihr Vater Shanks mit ihr trainiert hatte und vor allem auch, dass er ihr beigebracht hatte, wie man Haki verwendete. Vista und Marco standen etwas abseits, hörten aber trotzdem ihrer Erzählung zu. „Sie ist ziemlich gut geworden“, sagte der Blonde und lehnte zurück an die Reling. „Nicht nur ziemlich“, erwiderte Vista und zwirbelte an seinem Bart. „Sie konnte schon einen Fernangriff ausführen. Ich schätze mal, dass ich ihr demnächst dabei weiterhelfen könnte“, der Vize nickte. Er war schon anfangs beeindruckt davon, dass sie Haki verwenden konnte. Umso faszinierter war es, dass sie es sogar im Kampf hatte verwenden können. Whitebeard hatte den ganzen Trubel ebenfalls mitbekommen. Hinter seiner Flasche versteckte er ein stolzes Lächeln. Er wusste, dass sie eine großartige Piratin werden würde. Sie hatte den notwendigen Ehrgeiz und das Talent des Roten geerbt. Sie war bereits für ihr Alter eine verdammt starke Piratin und es machte ihn stolz, sie als eines seiner Kinder zu wissen. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem jeder ihren Namen kannte. Wenige Wochen später, wobei nicht ganz klar ist, wie viel später: Ace war auf der Suche nach ihm. Er hatte einen Anhaltspunkt bekommen, wo der alte Piratenkaiser sich momentan aufhalten würde und er hatte keine Sekunde verschwendet und sich auf direktem Wege zu der Insel gemacht. Mit dem Roten hatte er einige doch recht witzige Gespräche geführt und er verstand nun, was sein kleiner Bruder so an ihm fand. Die Spadepiraten waren auf der Insel angekommen und hatten sich ins Landesinnere begeben, um nach Whitebeard zu schauen. Seine Crew hatte Angst, das wusste er, aber hinderte ihn das nicht an seinem Vorhaben. Eine ziemlich lange Weile liefen sie durch den Wald und erreichten irgendwann sogar eine Lichtung. Die Feuerfaust hatte bemerkt, wie sich dort jemand aufhielt, doch war ihm klar, dass es sich hierbei nicht um Whitebeard handeln musste. Er erkannte einen recht kräftigen blauen Fischmenschen, der sich ihm unmittelbar in den Weg stellte, als er mit seiner Crew die Lichtung durchqueren wollte. Die Feuerfaust wollte endlich weiter, um gegen den Piratenkaiser zu kämpfen. Doch wie es schien, hatte der Kaiser jemanden vorgeschickt. „Hey großer Mann. Ich will den Mann sehen, den man Whitebeard nennt“, sagte der Rookie und bereitete sich auf einen möglichen Kampf vor, indem er seine eine Faust in seine andere Handfläche drückte und seine Finger damit zum Knacken brachte. Jimbei dagegen blieb völlig in Ruhe und antwortete dem Bengel: „Ich kann einem so ungestümen jungen Mann wie dich, nicht mit dem alten Mann bekannt machen.“ Der Fischmensch konnte bereits die Unruhe ausmachen, die von dem Feuerteufel ausging, doch behielt er selbst nach wie vor absolute Ruhe. Der Blick des jungen Captains wurde etwas düsterer, dennoch war er entschlossen, sich mit seinem Gegenüber in den Kampf zu stürzen. Einer seiner Männer sagte: „Captain, das ist Jimbei!“ Erst jetzt fiel dem Rookie auf, dass der Fischmensch einer der Sieben Samurai der Meere war. „Oh, der Samurai?“, fragte er gespielt eingeschüchtert, hängte umso selbstsicherer etwas an: „Dann gewinne ich an Ansehen, wenn ich ihn besiege.“ Die Entschlossenheit des Jungen flammte in seinen Augen wieder, doch war der Samurai sich sicher, dass er diesen Kampf nicht verlieren würde. Er erklärte dem Rookie: „Ich gehöre nicht zur Crew der Whitebeardpiraten, aber ich stehe in seiner Schuld, also werde ich gegen dich kämpfen!“ Gegen Ende seiner Ansage wurde er lauter und begab sich bereits in Position, um zu verdeutlichen, dass er bereit für einen Kampf war. Kaum hatte er die Worte gesprochen, sprang die Feuerfaust mit flammenlodernen Arm auf ihn zu. Kapitel 43: Verarsch mich nicht! -------------------------------- Verarsch mich nicht! Es war schon eine Woche vergangen und die Piraten hatten sich dazu entschlossen, endlich dem Samurai hinterher zu reisen. Der Captain der Bande freute sich bereits unheimlich auf das Treffen mit dem hitzköpfigen Rookie. Er war gespannt darauf, wie der Kampf gegen diesen und Jimbei verlaufen war und wie die Feuerfaust wohl darauf reagieren würde, dass seine Bande und er den Whitebeards beitreten sollten. Als das Schiff losfuhr, befand Lio sich unter Deck in ihrer Kajüte und lag erschöpft auf ihrem Bett. Sie war ausgelaugt, wobei sie rein körperlich betrachtet fast wieder topfit war. Durch den Kampf mit Vista hatte sie nicht wenige Schnittwunden davon tragen müssen, doch verheilten sie recht schnell und gut, weshalb es auch nicht mehr von Nöten war, Verbände zum Schutz zu tragen. Der Grund weshalb sie so erschöpft war, war allerdings ein Anderer. Seit einem längeren Gespräch mit dem fünften Kommandanten, hatten sie festgelegt, das Training mehr auf Fernangriffe auszulegen. Fürs Erste sollte sie sich schneller auf die Aura ihres Gegenübers konzentrieren, damit sie zumindest mithilfe des Hakis Angriffe voraussehen konnte. Dazu hatte sie immer wieder versucht, ihre Kameraden untereinander zu unterscheiden und deren Aura festzulegen. Zusätzlich sollte sie üben, ihr Schwert mit Haki zu verstärken und den Angriff über die Luft zu übertragen. Allerdings klappte es in den meisten Fällen leider nicht und raubte ihr stattdessen Unmengen an Kraft. Was schließlich auch der Grund war, weshalb sie nun so erschlagen in ihrem Bett lag. Die Rothaarige bemerkte, wie das Schiff losgefahren war, ließ dennoch ihre Augen geschlossen. Sie dachte an die Tage zuvor. Nach dem doch recht erfolgreichen Kampf gegen Vista, hatte sie endlich Shanks angerufen. Seit sie sich das letzte Mal gesehen und gesprochen hatten, waren nicht einmal zwei Wochen vergangen und doch vermissten sie sich beide gleich stark. Es tat gut sich mit ihm auszutauschen und ihm auch davon zu berichten, was bisher ohne ihn passiert war. Ebenfalls sprach sie stolz von ihrem Kampf gegen den Zylinderträger und ihrem ersten geglückten Fernangriff. Darauf jubelte ihr Vater stolz und stellte zufrieden fest, dass sein Kind doch wirklich unsagbares Talent hatte, welches es unscheinbar von ihm geerbt haben musste. Von dem Piratenkaiser hatte sie ebenfalls erfahren, dass er ein interessantes Gespräch mit dem Rookie geführt haben soll. Allerdings hatte er ihr keine wirklichen Informationen über den Jungen gegeben, schließlich sollte sie sich ein eigenes Bild von der Feuerfaust machen. Ihr Magen grummelte und ließ sie seufzen. Sie schlug ihre Augen auf und sah an die Decke ihrer Kajüte. Sollte sie nun aufstehen und in der Kombüse nach etwas Essbarem suchen oder doch einfach liegen bleiben und warten bis es offiziell Mittagessen geben würde? Die Uhr zeigte zwölf, im Normalfall müsste Thatch bereits am Werkeln sein. Langsam erhob sie sich und setzte sich an den Rand ihres Bettes. Schlapp stand sie auf und zog sich ihre Sandalen an. Gemächlich schlenderte sie durch die Gänge der Moby Dick und erreichte sogar den Essenssaal, der noch völlig leer stand. Durch die Tür zur Kombüse getreten, beobachtete sie den Smutje und einige Männer seiner Division, wie sie das Mittagessen vorbereiteten. Mit völliger Ruhe trat sie näher und setzte sich schließlich auf einen der Stühle, die an der Theke standen. „Hallo Lio“, begrüßte sie einer der Piraten und schnitt die Gurke weiter in Scheiben. Sie lächelte ihn recht müde an und nickte, zu mehr konnte sie sich gerade nicht durchringen. Ihr Blick ging nach rechts und sie sah, wie Thatch gerade dabei war, Fleisch in der Pfanne zu braten. Es lag ein köstlicher Geruch in der Luft und dem Mädchen lief das Wasser im Mund zusammen. Wie auf Kommando knurrte ihr Magen. Einige Männer hatten es gehört und schmunzelten daraufhin. Einer von ihnen stellte ihr einen Salat vor die Nase und meinte: „Damit du nicht verhungerst.“ Dankbar lächelte sie und griff umgehend zur Gabel. Keinen Wimpernschlag später war die Schale mit dem Grünzeug geleert und hoffnungsvoll blickte sie denjenigen an, der ihr etwas zu essen gegeben hatte. Allerdings schüttelte er lächelnd den Kopf. Thatch holte das Fleisch aus der Pfanne und legte es auf einem Teller ab, dabei ließ er einen Blick durch die Kombüse schweifen und musste verblüfft feststellen, dass eine gewisse Rothaarige schmollend auf einem Hocker saß. „Lio, was machst du denn hier? Zum Helfen bist du wohl nicht gekommen was?“, er grinste sie an und ignorierte ihren leicht mürrischen Blick. „Ich hab Hunger“, erklärte sie und sah ihn mit großen Augen an. „Kannst du mir vielleicht etwas machen?“, fragte sie schließlich und hoffte, dass ihr Blick ziehen würde. Der Smutje sah den Blick des Mädchens und konnte sich ihm nicht widersetzen. „Na gut, aber nicht zu viel. Schließlich gibt’s bald Essen“, zufrieden nickte die Rothaarige und bestaunte den Teller, der vor ihr abgestellt wurde. Darauf war eine Portion mit Kartoffeln zu sehen, dazu ein Stück Fleisch, Salat und eine cremige Soße. Gespannt probierte sie und schloss genießerisch die Augen nach einem ersten Happen. Froh nickte Thatch und begab sich wieder an seine Arbeit. Nachdem Lio das Essen verspeist hatte, säuberte sie den Teller und schaute, ob sie noch irgendwie helfen konnte. Der Brünette wies sie allerdings nur auf den Geschirrwagen hin, welchen sie schon mal in den Essenssaal schieben sollte. Dort stellte sie erstaunt fest, dass schon einige zu sehen waren, die auf das Mittagessen warteten. Sie trat zurück in die Kombüse, doch schickte Thatch sie wieder zurück, ihre Hilfe war nicht von Nöten. Im Saal begab sie sich zu dem Kommandantentisch, an dem bereits der Großteil saß. Viele Gespräche waren zu hören, wobei man allerdings keinen Inhalt wirklich verstehen konnte. Am Tisch angekommen, setzte sie sich und begrüßte die Anwesenden. „Wir sollten in einigen Wochen dort sein“, erklärte Marco ihr und sie nickte. Ihr war bereits klar, dass die Reise ein wenig dauern würde, doch war sie schon ziemlich gespannt auf den Rookie. „Es gibt viele Beiträge über ihn in der Zeitung“, sagte Jozu, Haruta ergänzte: „Und wie es scheint, soll er schon ziemlich stark sein.“ Fragend zog die Rothaarige ihre Augenbrauen „Denkst du etwa, dass er Jimbei besiegen könnte?“ Die Kommandantin zuckte mit den Schultern: „Möglich wär's.“ Das Mittagessen verlief ziemlich ruhig und Lio gesellte sich zum Abwasch mit in die Kombüse und half der Truppe, die diese Woche dafür zuständig war. Thatch dagegen stand wieder an der Theke und rührte in einer Schüssel herum. Was er wieder am Schaffen war, konnte das Mädchen noch nicht einschätzen. Irgendwann war der Abwasch erledigt und die Männer verschwunden, übrig blieben Lio und der Smutje, der immer noch über der Schüssel hing. Argwöhnisch trat sie zu ihm und versuchte ihm über die Schulter zu gucken, um herauszufinden, was er dort eigentlich tat. Allerdings bekam sie keinen Blick darauf und trat schließlich um die Theke herum. Er dagegen gönnte ihr keinen Blick und drehte sich mit der Schüssel weg. Gerade wollte sie nörgeln, da drehte er sich wieder zurück und präsentierte ihr die Schüssel hochgefüllt mit Pudding. Diese und einen Löffel drückte er ihr in die Hände. Mit großen Augen sah sie vom Pudding zu ihm und wieder zurück. Wie sehr hatte sie es doch vermisst, ihren geliebten Pudding! „Danke!“, stieß sie überglücklich aus und schaufelte sich die Masse in den Mund. Thatch konnte darüber nur den Kopf schütteln, das Grinsen konnte er sich aber auch nicht verkneifen. Pudding war wirklich einer ihrer größten Schwächen. Er ging ebenfalls um die Theke und setzte sich auf einen Hocker neben sie. Sie so unbeschwert und glücklich zu sein, machte ihn froh, sehr sogar. Allerdings hatte er ein Thema, was er doch schon vor einiger Zeit ansprechen wollte.. ~*~ „Das ist ein Witz oder?“, „Nein, natürlich nicht!“, „Verarsch mich nicht!“, „Tu ich nicht!“ Völlig geschockt sah Lio ihren Sitznachbarn an. Konnte es wirklich wahr sein, was er gerade gesagt hatte? „Ich hab meine Kindheit mit ihr verbracht, genauso wie mit ihrer Schwester. Sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht“ berichtete Thatch in Gedanken schwelgend. Er hatte vor etwas längerer Zeit erfahren, dass seine damalige Kindheitsfreundin Lios Mutter war. Am liebsten hätte er sich dafür geohrfeigt, sie nicht erkannt zu haben.. „Aber das heißt ja, dass du sie eine Ewigkeit kennen musst?!“, der Brünette nickte. Die Rothaarige hatte schon recht. Lina und er waren zu Anfang zwar nicht die besten Freunde, doch mit der Zeit verband sie eine starke Freundschaft und ein gemeinsames Ziel. Dass er sie seit damals nicht mehr gesehen hatte und sie nun sogar verstorben war, frustrierte ihn ungemein. Genauso war es auch mit der älteren Schwester Anna. Zwar baute ihre Freundschaft auf etwas anderem, doch letztendlich mochte er die Zwei wirklich sehr, dass es umso trauriger war, dass es sie beide nicht mehr gab. Thatch erzählte Lio eine Kurzfassung der Geschehnisse und erklärte auch, weshalb die Drei sich damals trennen mussten. Ihm selbst tat es im Nachhinein unheimlich weh, die Beiden zurückgelassen zu haben. Eigentlich hätte er bei ihnen bleiben müssen, doch hatte er das Angebot der Whitebeardpiratenbande beizutreten nicht ausschlagen können. Seit seinem Eintritt in die Crew, trennten sich die Wege zwischen ihm und den Geschwistern. Der Kontakt war nach diesem Tag völlig dahin und manchmal bereute er es noch heute, sich gegen sie entschieden zu haben. Damit hätte Lio nun wirklich nicht gerechnet. Thatch kannte ihre Mutter und war sogar noch mit ihr befreundet? Wieso war es ihm nie aufgefallen, warum hatte ihre Mutter nie etwas aus ihrer Vergangenheit erzählt? Dass der Smutje nicht wusste, dass Lina ihre Mutter war, verstand sie ja noch einigermaßen, schließlich hatte sie nie darüber gesprochen und selbst wenn, nie den Namen erwähnt. Die Rothaarige bemerkte dafür, dass sie eigentlich fast nichts über ihre eigene Mutter wusste. Ebenfalls hatte diese ihr nie erzählt, dass sie doch eine Schwester hatte und Lio damit eine Tante! Über ihren Vater hatte sie auch nie ein Wort verloren. Wieso hatte sie eigentlich nie etwas gesagt? „Du siehst ihr wirklich sehr ähnlich“, sagte der Brünette und holte Lio aus ihren Gedankengängen. Sie erwiderte allerdings nur knapp: „Das höre ich öfter..“ Das Gespräch hatte einige Aspekte aufgewirbelt und die Rothaarige verstand nicht, warum ihre Mutter so gehandelt hatte. Eigentlich wollte diese doch immer nur das Beste für ihr Kind, aber wieso hatte sie denn nie etwas erzählt? Von ihrem Vater hatte sie zum Geburtstag ein Logbuch bekommen. In diesem Zeitraum war Lina der Crew beigetreten und beim Lesen fragte sich das Mädchen öfter, ob das wirklich ihre Mutter war. Klar, sie konnte wirklich temperamentvoll sein, doch die beschriebene Person wirkte doch ganz anders als ihre ruhige fürsorgliche Mutter. Es schien, als hätte Lio sie nie wirklich kennenlernen dürfen.. „Alles in Ordnung?“, hakte Thatch nach, als er merkte, dass das Mädchen gedanklich mit irgendetwas beschäftigt war. Erst überrascht und dann energisch sah sie ihn an und nickte schließlich. „Ja, alles bestens“, sagte sie etwas zu schnell und stand schwungvoll vom Hocker auf. Sie verabschiedete sich mit einem „Bin mal an Deck“ und war auch schon verschwunden, ehe der Kommandant etwas darauf erwidern konnte. Was hatte sie denn so plötzlich? Irgendwas musste sie beschäftigen, doch wusste er nicht, was es war. Die Art wie sie reagiert hatte, zeigte ihm nur zu deutlich, dass etwas nicht stimmte. Aber wie es schien, wollte sie nicht darüber reden, also sollte er ihr vielleicht etwas Ruhe geben. Die Rothaarige hatte sich an Deck begeben und sah in einen strahlend blauen Himmel. Das Wetter auf der ersten Hälfte der Grandline war wirklich viel schöner als das in der Neuen Welt, zumindest war es nicht so unberechenbar. Manche ihrer Nakamas begrüßten sie und sie nickte höflich zurück. Ihr Ziel war der Walkopf, auf den sie sich schon so oft gesetzt oder gelegt hatte. Sie setzte sich in den Schneidersitz darauf und sah geradewegs auf das Meer, welches sie völlig umgab. Ein Blick in den Himmel und wieder stellte sie sich die Frage, ob sie ihre Mutter wirklich jemals gekannt hatte. Es kam ihr alles andere als so vor und sie verstand nicht, weshalb das der Fall war. Von den Erzählungen her, konnte sie nicht das Bild ihrer Mutter darin sehen. Zu ihr war sie immer liebevoll und so fürsorglich, nur selten war sie ungestüm, wie ihr die Anderen erzählt hatten. Lio legte sich zurück auf den Rücken und verkreuzte die Arme hinter ihrem Kopf. Wie es ihrer Mutter wohl ging, wo sie nun war? Hoffentlich gut. ~*~ Die Zeit verging und es würde nicht mehr lange dauern bis die Insel in Sichtweite war. Lio hatte in den vergangenen Wochen viel nachgedacht. Es war ihrer Ansicht nach sinnlos, darüber zu schmollen, nichts wirkliches über ihre Mutter zu wissen. Stattdessen hatte sie es in Angriff genommen und längere ziemlich unterhaltsame Gespräche mit Thatch geführt. Außerdem rief sie des Öfteren auch ihren Vater an und erkundigte sich nach seinem Befinden. Mit ihm hatte sie auch einige sehr aufschlussreiche Gespräche geführt und so langsam setzte sich ein scharfes Bild zusammen. Ihre Mutter war nicht nur eine liebevolle und fürsorgliche Frau, nein. Sie war auch eine unglaublich ehrgeizige Person, die immer alles bis zum letzten Atemzug versucht hat. Ihren Freunden gegenüber war sie stets loyal. Sie war letztendlich ein wundervoller Mensch, der voll und ganz hinter seinen Prinzipien stand. Lio war mehr als stolz darauf, eine so wundervolle Mutter gehabt zu haben. Lina war wahrlich ein Vorbild. Ein Großteil der Crew hatte sich an Deck des Schiffes gesammelt, vor nicht einmal fünf Minuten hatte man bereits die Insel gesichtet, auf der der Kampf zwischen Jimbei und dem Rookie stattfinden sollte. Marco stand bei seinem Vater am Thron und fragte: „Ob er schon besiegt ist?“, Whitebeard dagegen trank in Ruhe und musste lachen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so schnell verloren hat!“ Jeder Kommandant hatte seiner Division Anweisungen gegeben, wie sie zu handeln hatten, wenn sie auf der Insel ankamen. Es sollte Ruhe bewahrt werden, denn der Captain höchstpersönlich wollte sich um den jungen Rookie kümmern. Man sollte erst eingreifen, wenn es denn von Nöten war. Dennoch zweifelte jeder daran, dass ihr Vater irgendwelche Probleme bekommen würde. Das Schiff war schon recht nah und man sah zwischen den Baumkronen immer wieder Feuerballen in die Luft fliegen. Der Kampf war also noch im vollen Gange. Wie lange die Zwei schon am Kämpfen waren? Der Kahn der Whitebeardbande kam immer näher und stoppte schließlich als sie nah genug am Ufer waren. Der Piratenkaiser erhob sich aus seinem Thron und lief zum Bug des Schiffes, um sich kampfbereit auf den Walkopf zu platzieren. Die Kommandanten folgten ihm, hielten sich allerdings noch im Hintergrund, um im Nachhinein sich neben ihren Vater zu stellen. Lio und einige ihrer Kameraden warteten ebenfalls darauf, sich an der Reling zu positionieren, sobald Whitebeard einige Worte an den Piraten gerichtet hatte. Da das Schiff nun nah genug war und man schon einige der Piraten ausmachen konnte, sprach Whitebeard: „Wer von euch möchte mich töten?“ Keine Antwort folgte und der alte Hüne ließ einen Blick über die Kampfstelle schweifen. Recht schnell hatte er den Rookie gefunden, wie er völlig niedergeschlagen am Boden lag. Nicht weit von ihm, sah man auch Jimbei, wie er ebenso reglos am Boden lag. „Ich werde kämpfen, so wie du es wünschst“, verkündete der Piratenkaiser und seine Kinder traten aus dem Hintergrund, um sich neben ihn zu platzieren. Ein Gemurmel ging durch die Spadepiraten, sie hatten erkannt, um wen es sich bei den Ankömmlingen handelte. „Whitebeardpiraten!“, mit voller Ehrfurcht hatte einer von ihnen den Namen ausgesprochen und Angst verbreitete sich in der Runde. Ihr Captain lag niedergeschlagen am Boden und nun war der Kaiser bei ihnen. Ihre Situation schien aussichtslos. Mit vollster Überzeugung versprach der Hüne: „Ich werde euch mit nur einer Hand fertigmachen.“ Er war um an Land zu kommen von der Galionsfigur gesprungen und lief nun auf den Rookie zu. Dieser hatte endlich mitbekommen, dass er Besuch hatte und dazu keinen erfreulichen. Nur mit großer Mühe hatte der junge Pirat sich in eine sitzende Position erheben können. Keine fünf Meter trennten nun ihn und den Piratenkaiser. Ohne eine Vorahnung attackierte Whitebeard die Crew des Rookies, welche den Boden unter den Füßen verlor. Ace konnte dagegen nichts tun und nur zuschauen. Vor Schock und Angst rief er: „Jungs!“ Dem Piraten war es alles andere als recht, dass der Kaiser seiner Crew Schaden zufügte, da er doch derjenige war, gegen den Whitebeard kämpfen sollte. Mit seiner letzten Kraftreserve erhob Ace sich vollkommen und rief: „Enjomo!“ Ein Feuerzaun umgab nun vollständig den Kaiser und ihn selbst, um seiner Crew die Chance zu geben, zu flüchten. Dennoch blieben sie an Ort und Stelle und riefen nach ihrem Freund: „Captain!“, ein Anderer fragte, was die Attacke bezwecken sollte. Sie wollten ihren Captain schließlich nicht zurücklassen. Dennoch bestand der Rookie darauf und schrie: „Lauft!“ Keiner von ihnen reagierte darauf und sie riefen nach ihrem Captain, ohne ihn wollten sie nicht verschwinden. Sie hätten es eh nicht gekonnt.. Gespannt hatte Lio den Rookie und seine Crew beobachtet. Dass er es tatsächlich nochmal auf die Beine geschafft hatte, verdiente ihren Respekt. Dennoch bestand absolut keine Chance, Whitebeard zu besiegen. Selbst in einem besseren Zustand würde er es niemals schaffen, den mächtigsten Mann der Welt zu schlagen! Als die Whitebeardpiraten sahen, dass der Junge sich erhoben und einen Feuerzaun gebildet hatte, waren viele von ihnen ebenfalls vom Deck gesprungen. Sie wollten zwar nicht kämpfen, aber die Piraten zumindest vor dem Fliehen abhalten. Immerhin hatte Whitebeard noch einiges mit ihnen vor. Der alte Hüne war schon ein wenig davon beeindruckt, dass der Junge noch solch eine starke Attacke ausüben konnte und das auch noch, um seine Crew zu schützen. Doch wo war der Kampf, den er so sehnlichst wollte? „Was ist los? Schreckst du letzten Endes doch zurück?“, fragte der Kaiser und erwartete eine ehrlich Antwort, die er auch bekam: „Lass meine Crew entkommen, dafür.. bleibe ich hier!“ Beinahe Verzweiflung stand in dem Gesicht des Jungen. Er stellte das Wohl seiner Crew über sein eigenes. Whitebeard konnte über die freche Art des Rookie nur provokant grinsen. „Du rotznäsiger Bengel! Wie unverschämt bist du eigentlich?“, er bekam keine Antwort mehr darauf, denn der Junge begab sich schon in Position und griff an. Erst überrascht reagierte Whitebeard darauf und konterte schließlich den Angriff seines Gegners. Er griff zu seiner Naginata und verwundete den Jungen, der blutend zu Boden ging. Er regte sich nicht mehr. Etwas enttäuscht blickte Kaiser hinab. Von dem Kampf hatte er sich schon ein wenig mehr erhofft, aber das waren sicherlich die Folgen, die er von dem Kampf zuvor mit Jimbei davon getragen hatte. Ein Wunder, dass der Junge überhaupt aufstehen konnte. Das Feuer um sie herum hatte sich aufgelöst und ließ nun einen Blick auf die Kampfstelle zu. Lio war ebenfalls an Land gegangen und stand der Feuerwand entgegen, durch die sie leider keinen Blick werfen konnte, um herauszufinden, was im Inneren davon ablief. Allerdings sah man nun zu deutlich, wie der Rookie am Boden lag und Whitebeard nicht weit von ihm stand. Argwöhnisch sah dieser, wie die Feuerfaust angestrengt versuchte, sich noch irgendwie aufzurappeln. Er erhob seinen Kopf und sagte entkräftet: „Das ist also der Typ, der die Herrschaft über die Meere für sich entschieden hat.“ Endlich verstand er, dass er niemals eine Chance gegen den Kaiser hatte. Dennoch versuchte er mit allen Mitteln, sich wieder zu erheben. Im Aufstehen sagte er: „Ich werde nicht..“, doch zu mehr war er nicht in der Lage. Erstaunt über die Ausdauer und den Willen des Jungen, lachte der Hüne. „Du hast immer noch den Willen zu kämpfen?“, fragte er. Es war wirklich verblüffend, wie stark sein Gegenüber an seinem Willen hing, auch wenn die Aussicht auf einen Sieg so unverkennbar gering war. Der Junge warf ihm einen wütenden Blick zu, doch war er viel zu erschöpft, um sich überhaupt zu erheben. „Du bist zu viel wert, um dich jetzt sterben zu lassen, Junge“, erklärte Whitebeard ihm und sah den geschockten Blick seines Gegners. Sein Angebot folgte: „Wenn du auch unter mir ungezügelt über die Meere ziehen willst..“ kurz stoppte er und der Junge wandte seinen Blick von ihm ab. Umso schockierter war er, als er sah, wie der Hüne vor ihm in die Knie gegangen war und ihm die Hand ausstreckte. „Dann werde mein Sohn!“, beendete Whitebeard letztendlich. Empört schrie der Rookie ihn an „Verarsch mich nicht!“, jedoch verbrauchte sein Ausruf seine restliche Kraft, weshalb er erschöpft wieder zu Boden ging. Kapitel 44: Widerwillen ----------------------- Widerwillen „Captain!“, die Spadepiraten hatten sich nicht von der Stelle gerührt, viel zu geschockt blickten sie zu ihrem Captain, der bewusstlos am Boden lag. Die Wenigen, die sich in Bewegung gesetzt hatten, wurden unmittelbar von den anwesenden Piraten angegriffen und in Schach gehalten. Whitebeard selbst hatte den Jungen hochgehoben und trat näher zu der Bande, die leicht verängstigt zu dem Riesen schaute. „Lass unseren Captain in Ruhe!“, rief der wohl tapferste von ihnen, wich aber zurück, als er den Blick des Kaisers auf sich spürte. Der Hüne lachte nur und verkündete: „Lasst uns aufs Schiff!“ Seine Kinder setzten sich in Bewegung und wiesen die Spadepiraten an, sich ebenfalls mit aufs Schiff zu begeben. Widerwillig gingen sie der Aufforderung nach und jeder grübelte im Stillen für sich, was nun auf sie zukommen würde. Whitebeard selbst übergab den jungen Rookie einem seiner Männer, welcher ihn auf die Krankenstation brachte. Undeutliches Gemurmel war von den Piraten zu hören: „Was haben sie mit uns vor?“, „Will er uns vielleicht der Marine ausliefern?“ Von Marco kam nur ein: „Geht endlich weiter“, denn die kleinere Bande lief nur verlangsamt auf das Schiff, voller Ehrfurcht darauf, was auf sie zukommen würde. Die Gruppe wurde weiter gedrängt bis sie letztlich vor dem Thron standen, in dem Whitebeard bereits Platz genommen hatte. Mit einem genüsslichen Seufzer ließ er die Flasche sinken, von der er gerade einen kräftigen Schluck genommen hatte. Mit einem einschüchternden Blick schaute er zu den verängstigten Piraten. Doch dann begann er zu lachen, was die Gruppe völlig perplex aufblicken ließ. „Gurarara! Ihr seid herzlich willkommen bei uns“, erklärte der Alte und trank wieder. Nach ihm bestand kein Bedarf, den Männern zu erklären, warum und weshalb er sie nun aufnehmen wollte. Sie sollten es einfach hinnehmen und sich damit abfinden, dass sie nun zu ihnen gehörten. Einer von ihnen fand seine Stimme als erster wieder: „Aber.. warum?! Du hast unseren Captain erledigt und jetzt willst du, dass wir dir beitreten? Niemals!“ Genervt verdrehte der Kaiser die Augen, die Loyalität des Mannes alles in Ehren, dennoch sollte man wissen, wann man still sein sollte. Nun fanden auch Andere genügend Mut und meldeten sich zu ebenfalls zu Wort: „Genau! Und überhaupt, wir wollen gar nicht beitreten“, „Wir stehen hinter unserem Captain!“, „Er würde das auch nicht wollen.“ Die Piraten gingen mit voller Überzeugung gegen den Eintritt an. So langsam wurde es dem alten Hünen zu viel. „Genug!“, rief er und war dabei aufgestanden. Jeder von ihnen erstarrte unter seinem zornigen Blick. „Ich stehe euch nicht als ein Feind gegenüber, nehmt es hin oder werdet Seekönigfutter“, Whitebeard hatte sich wieder auf den Thron niedergelassen und schenkte den Piraten keinen Funken Beachtung. Sie waren wieder kurz davor zu rebellieren, doch war der erste Kommandant vor sie getreten und erklärte: „Ihr werdet insgesamt einer Division zugeteilt, Essen gibt es immer morgens, mittags und abends. Lio wird euch zu eurer Gemeinschaftskajüte bringen“, dabei deutete er auf die Rothaarige, die etwas verlegen lächelte. Ihr war klar, dass die Piraten noch nicht ganz mit der Situation zufrieden waren, wollte ihnen aber verdeutlichen, dass es gar nicht mal so schlecht war, wie sie vielleicht dachten. Die Gruppe sagte nichts und nickte nur, sie folgten der Rothaarigen, die sie unter Deck führte. Keiner von ihnen sagte ein Wort und Lio fühlte sich ein wenig unbehaglich. „Wisst ihr.. es ist gar nicht mal so übel, wie ihr vielleicht denkt“, versuchte sie die Stimmung zu lockern. Im Gegensatz dazu dachten viele von ihnen, dass sie die Chance nutzen und das Mädchen als Geisel nehmen könnten, um ihren Captain als Austausch zu bekommen. Die Männer tauschten verschwörerische Blicke aus und nickten, einige von ihnen griffen bereits an ihre Waffe. Die Rothaarige spürte sehr deutlich, dass etwas im Anmarsch war, doch führte sie unbeirrt den Weg fort. Was dachten die Piraten sich eigentlich? Dass sie ihnen völlig unterlegen war? „'n Scheiß!“, rief einer von ihnen und zog sein Schwert, um das Mädchen anzugreifen. Auch die Anderen hatten nach ihren Waffen gegriffen, doch war es bereits zu spät. Die bläulich schimmernde Klinge des Mädchens befand sich einer gewissen Kehle sehr nahe und bedrohlich sah sie den Mann an, der gesprochen hatte. „Tch“, kam es abwertend von ihr. Ihr Blick ruhte auf dem Piraten, der ihr die Wut darin nur zu deutlich ansah. Die Gruppe sah schockiert zu dem Mädchen, welches ihrem Kameraden das Schwert an den Hals hielt. Allerdings ließ sie dieses sinken und schließlich völlig in der Scheide verschwinden, verblüfft sah man sie an. „Ihr solltet aufhören zu denken, dass wir eure Feinde wären..“, sie legte eine kurze Pause ein und sagte dann mit einem leichten Lächeln: „Wir sind doch alle Kinder der See.“ Einige Tage später: Die Spadepiraten hatten sich mittlerweile daran gewöhnt auf dem Schiff des Piratenkaisers zu leben. Sie bemerkten recht früh, dass man sie nie als einen Feind betrachtet hatte und so schlossen sich schnell einige neue Freundschaften. Nur ihr Captain war noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen und man fragte sich von Tag zu Tag, wie er wohl darauf reagieren würde, wenn er erst mal erfahren hatte, dass sie zu dem Kaiser gehören sollten. ~*~ Mit einem kräftigen Ruck hatte der Rookie sich aufgesetzt. Voller Schock lief ihm der Schweiß von der Stirn und er blickte sich um. Er saß auf einem Bett, um ihn herum standen einige Fässer und Kisten, es musste eine Art Lagerraum sein. Durch die Bullaugen erkannte er, dass es zumindest Tag war. Das Schwanken zeigte ihm deutlich, dass er sich auf einem Schiff befand. Hatte man ihn etwa mitgenommen? Vielleicht befand er sich ja sogar schon auf einem Marinekriegsschiff? Nein, das konnte nicht sein, sonst hätte man ihm schon längst Handschellen angelegt. Was war nach dem Kampf nur mit ihm passiert und wie lange musste er bewusstlos gewesen sein? Und vor allem, wie ging es seiner Crew? Konnten sie flüchten? Zu viele Fragen und keine Antwort auf nur eine davon. Der Beschluss stand fest, er musste herausfinden, was passiert war. Nur langsam stand er auf. Der Kampf mit dem Samurai hatte ganze fünf Tage gedauert und ihm völlig die Kraft entzogen. Da war es von vornherein klar, dass er einem Kampf mit dem Kaiser niemals hätte standhalten können. Einige Schrammen waren noch an Armen und Beinen zu sehen, dazu kam, dass er sich in diesem Moment völlig schwach fühlte. Wie lange hatte er da bloß gelegen? Er trat näher zur Tür und öffnete sie. Das gleißende Sonnenlicht ließ ihn in seiner Bewegung erstarren, zum Schutz davor hob er seine Hand und blickte in den strahlend blauen Himmel, in dem einige Wolken, aber auch Möwen zu sehen waren. Der Pirat trat näher zur Reling und blickte auf das Meer, welches ruhig vor sich hin existierte. Es war wahrlich ein wunderschöner Tag auf der Grandline, doch er verstand nicht. Er verstand nicht, wie das möglich war. Dass er auf der Moby Dick war, hatte er bereits bemerkt, doch er verstand den Grund dafür nicht. Wieso war er hier? Wieso war er überhaupt am Leben? Mit einem Seufzer sackte er zu Boden und lehnte mit dem Rücken an der Reling. Mit beiden Händen hielt er seinen Kopf, zu viele Fragen und keine Antwort. „Hey!“, eine freundliche männliche Stimme ließ ihn aufblicken. Vor ihm stand ein Mann mit einem Kinnbart und einer sehr fragwürdigen Frisur. Der Brünette stellte sich vor: „Ich bin Kommandant der vierten Division“, er trat dabei einen Schritt zurück und breitete seine Arme aus: „Mein Name ist Thatch.“ Ace hatte allerdings keine Worte dafür. Warum war der Mann so freundlich? Er war doch ein Kommandant von Whitebeard, den er doch versucht hatte umzubringen. Thatch sprach weiter: „Wenn du dich uns anschließt, sollten wir Freunde werden“, dabei hatte er auf der Reling Platz genommen und die Beine überschlagen. Innerlich brodelte der Rookie bereits, wie konnte die Haartolle auch so leicht von Freundschaft sprechen? „Halt den Rand!“, gab der Pirat von sich und wandte den Blick ab. Die Situation ließ ihn verzweifeln, wieder vergrub er seinen Kopf in den Händen. Thatch lachte „Du bist also schlecht gelaunt, wenn du aufstehst?“, selbstverständlich wusste er, dass das nicht der Grund für seine Laune war und er sprach weiter: „Oh ja, willst du wissen, was passiert ist, nachdem du ohnmächtig geworden bist?“ Natürlich wollte der Pirat es wissen, doch antwortete er nicht. Der Brünette sprach unbeirrt weiter: „Deine Crew ist gekommen, um dich zurückzuholen, also haben wir sie grün und blau geprügelt. Aber sie sind nicht tot. Sie sind auch auf diesem Schiff.“ Eine gewisse Erleichterung machte sich in ihm breit, zumindest ging es seiner Crew gut, aber was machten sie auch auf dem Schiff, waren sie nun alle Gefangene? „Musst du mich nicht in Ketten legen oder fesseln?“, fragte Ace und sah wieder zu dem Kommandanten auf, der über die Frage nur grinsen musste „Fesseln? Die brauchen wir nicht!“ Wutverzerrt sah der Schwarzhaarige den Piraten an, nahm man ihn und seine Stärke überhaupt nicht ernst?! ~*~ Lio hatte bereits gehört, dass der Captain der Spadepiraten endlich aufgewacht war, trotzdem hatte sie ihn noch nicht zu Gesicht bekommen, wenn man das Mal außen vor ließ, als er bewusstlos am Boden lag. Nach Thatch musste er wohl schlechter gelaunt sein, als seine Kameraden, die sich doch recht gut eingelebt hatten. Die Rothaarige war nur zu gespannt darauf, den Rookie endlich kennenzulernen. ~*~ Es war spät in der Nacht und das Mädchen hatte die ehrenvolle Aufgabe, Nachtwache zu halten. Mit ihr war noch ein Anderer der ersten Division anwesend und gemeinsam hockten sie schon seit mehreren Stunden im Krähennest. Wie meist, gab es nichts auffälliges und sie spielten ein Spiel, bei dem man eine Person durch Beschreiben identifizieren musste. In diesem Moment war Leo derjenige, der raten musste. „Bist du.. etwa Marco?!“, die Rothaarige nickte nur und beide konnten sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Denn das Einzige, was Lio zur Erklärung gegeben hatte, war das Wort 'Ananas'. Mit Absicht hatte sie so eine deutliche Beschreibung gegeben, denn irgendwie amüsierte es sie, sich über Marco ein wenig lustig zu machen, auch wenn er nicht anwesend war. *Zur gleichen Zeit in Marcos Kajüte: „Hatschi“, kam es von dem Blonden, der bereits am Schlafen war, aber durch den Nieser wach wurde. Er rieb sich die Nase und murmelte in sein Kissen: „Bekomm ich jetzt etwa eine Erkältung?“, wobei er selbst doch wusste, dass er nie krank wurde. Müde schlief er wieder ein.* Gerade wollte Leo eine Beschreibung für seine ausgewählte Person abgeben, doch hörten sie ein lautes Krachen, was unmittelbar von unter ihnen kam. „War zur..?!“, sie waren beide aufgesprungen und blickten hinunter zum Deck. Es kam ihnen unmöglich vor, dass sich jemand auf das Schiff geschlichen hatte, obwohl sie doch einigermaßen wachsam Ausschau hielten. Ihre Besorgnis war jedoch schnell verflogen, als sie den Rookie sahen, wie er am Boden saß und sich die Nase hielt. Zwei ihrer Nakamas standen ebenfalls dort und man hörte sie sagen: „Hey hey, was machst du da?“, „Weißt du, wie spät es ist?“ Lio sah hinab zu dem Rookie, das war er also.. Seine Nase blutete ja? "Moment mal..“, hörte sie Leo sagen und er sah sie grübelnd an. „Kam er etwa..?“, die Rothaarige nickte „Jep, aus Vaters Kajüte.“ Kopfschüttelnd setzte sich Leo wieder und begann zu grinsen „Er hat tatsächlich versucht Vater anzugreifen, unglaublich“, „Dabei sollte ihm ja eigentlich klar sein, dass das nichts wird.“ Beide lachten und spielten ihr Spiel fort. ~*~ Das war nun sein 62. Versuch den Piratenkaiser zu töten, doch bisher hatte es kein einziges Mal geklappt. Soviel Zeit war schon vergangen und er sah nicht ein, dass er nun unter dem Kommando von Whitebeard segeln sollte. Immer wieder versuchte er es, den Kaiser zu schlagen, doch war er nach wie vor erfolglos geblieben. Vielleicht hatte er ja nun die Chance.. Whitebeard saß in seinem Thron, um ihn herum waren nicht viele anwesend, dazu zählten nur zwei Krankenschwestern und zwei Kommandanten, von denen er einen bereits namentlich kannte. Wenn Ace es geschickt anging, könnte er unbemerkt zu dem Alten und ihn angreifen. Noch hielt er sich versteckt, doch er entschied sich, seinen Angriff endlich auszuführen. Wenn er es nicht mit seiner Teufelskraft schaffen konnte, würde es vielleicht so klappen. Energisch lief er auf den Piratenkaiser zu und kurz vor ihm holte er mit der riesigen Axt aus. Whitebeard hatte ihn also noch nicht wahrgenommen und er selbst war nun nah genug, sodass ein Eingriff von den Anderen nichts mehr bringen würde. Siegessicher grinste er. Doch zu früh gefreut.. Der Kaiser hatte ihn schon längst bemerkt und mit einer einfachen Bewegung seiner Hand durch die Reling ins Wasser geschickt. Geschockt blickte Ace hinauf und sah, wie es immer dunkler wurde. Er sah das Wasser, spürte es auf seiner Haut, doch konnte er keinen Finger rühren, verzweifelt versuchte er, wieder hoch zu kommen, doch nichts klappte. Er war wie ein Stein, der ins Wasser gefallen war. Wie sollte er wieder heraufkommen? Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von den Piraten ihn retten würde, war ziemlich gering, zumal er doch ständig versuchte, ihren Captain zu töten. Vielleicht war es auch besser so.. Er schloss die Augen. Lio hatte bereits unter Deck gehört, wie etwas krachte und sie konnte sich denken, was passiert war. Ace musste mal wieder versucht haben, Vater zu töten. Sein wievielter Versuch das wohl war? Sie lief die Stufen hinauf an Deck und hörte schon einige Nakamas sprechen: „Männer, er ist über Bord gegangen“, „Er kann nicht schwimmen“, stellte ein Anderer fest, doch half selbst nicht. „Jemand muss ihm helfen“, kommentierte er und grinste in die Runde. Genervt seufzte sie, was stellte die Feuerfaust nur an? Sie trat näher an den Teil der Reling, der zerstört war. Man sah immer noch die Ringe im Wasser. Es musste die Stelle sein, an der er gefallen war. Mit einem gezielten Kopfsprung war sie in das Wasser getaucht und suchte nach dem Rookie. Er war bereits einige Meter hinabgesunken, seine Augen waren geschlossen. War sie bereits zu spät? Unmöglich, sie hatte doch vor nicht einmal einer Minute das Krachen gehört. Sie schwamm tiefer und griff nach dem Oberarm des jungen Mannes. Als er den Griff um seinen Arm spürte, öffnete er die Augen, jemand rettete ihn also wirklich. Wer war es? Er erkannte nicht viel, nur die roten Haare, die wirr im Wasser schwammen. Sie durchbrachen die Wasseroberfläche und Lio schwamm mit dem Piraten im Griff näher an das Schiff, man hatte ihnen eine Leiter hinabgeworfen. Die Rothaarige half ihm noch näher, doch hatte sie nicht die Kraft, ihn vollständig aus dem Wasser zu heben. Abwartend sah sie den Schwarzhaarigen an, der sie perplex anstarrte. Was hatte er denn jetzt? Wartete er etwa darauf, dass sie zuerst ging? „Nun geh schon“, sagte sie zu ihm, doch er hielt sich zurück. „Worauf wartest du?“, fragte sie etwas genervter, doch er schwieg weiterhin. Von oben hörte man jemanden rufen: „Oih!“, die zwei Piraten sahen auf. Thatch war an die Reling getreten und sprach zu ihnen: „Worauf wartet ihr beiden Turteltauben denn?“, Lios Augen weiteten sich ein wenig und sie schaute kurzzeitig zu dem Schwarzhaarigen, der sie ebenso schockiert ansah. Sofort wandte sie den Blick von ihm ab und spürte, wie ihre Wangen rot wurden. „Geh schon“, murmelte sie verkniffen und sah aus ihren Augenwinkeln, wie er endlich die Leiter hochkletterte. Sie ließ ihm einen Vorsprung und folgte ihm dann. Thatch grinste die Zwei, die gerade über die Reling geklettert waren, an. „Hat aber ganz schön gedauert, was habt ihr denn noch so schönes gemacht?“, fragte er und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Die Rothaarige trat näher zum Smutje und boxte ihm sacht aber genügend stark in den Bauch „Gar nichts haben wir gemacht“, sagte sie grummelnd und begann zu grinsen, als der Brünette sich den Bauch hielt. „Ist ja gut, war doch nur Spaß“, redete der Kommandant sich raus und sagte etwas leiser: „Früher warst du mir lieber.. Als deine Schläge nicht so wehtaten.“ Sie hatte es zwar gehört, fragte dann aber mit erhobener Faust: „Wie war das?“, verzweifelt lächelte der Smutje und kratzte sich am Hinterkopf „Nichts nichts.“ Lio begann zu lachen und auch einige Andere stimmten ein. Nur Ace sah die Runde entgeistert an. Er trat zur Rothaarigen vor und sagte leise aber deutlich: „Danke“, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, war er unter Deck verschwunden. Perplex schaute sie ihm hinterher. Das war das erste Mal, dass sie ihn hat reden hören. Wobei reden ja eine ziemlich übertriebene Bezeichnung für nur ein Wort war. Generell betrachtet, hatte sie bisher auch noch kein Wort zu ihm gesagt, außer die Wenigen eben. Vielleicht sollte sie etwas auf ihn einreden, dann würde er endlich merken, dass er hier auf dem Schiff willkommen war. Seine Crew hatte es doch auch schon lange eingesehen, wieso war er immer noch so scharf darauf, Whitebeard zu töten, obwohl dieser ihn verschont hatte? Sie sollte unbedingt mal ein Wort mit ihm wechseln. ~*~ Planlos lief er durch die Gänge des Schiffes. Er wusste nicht wohin und es war ihm auch egal. Jemand hatte ihn wirklich gerettet und er verstand nicht weshalb. Wieso sollte ihn auch jemand retten wollen, schließlich versuchte er jedem hier ihren Captain zu töten. Was dachte er überhaupt.. Gegen den Kaiser hätte er niemals eine Chance und das wusste die Bande sicherlich, weshalb sie sich auch keine Mühe machten, ihn bei seinen Mordversuchen aufzuhalten. Doch wieso behielt man ihn auf dem Schiff? Wieso hatte man ihn gerade gerettet? Das Mädchen hatte er erst wenige Male gesehen, sie dürfte etwa in dem Alter seines jüngeren Bruders sein, vielleicht auch älter, so genau konnte er das nicht beurteilen. Wieso hatte sie ihn gerade aus dem Wasser gezogen? Wie es schien, hatte sie nicht einmal gezögert und war ihm unmittelbar nach seinem Fall ins Wasser gefolgt. Wieso? Er hatte es doch nicht verdient gerettet zu werden.. ~*~ Nach über 100 Versuchen hatte Ace aufgegeben. Es war einfach unmöglich den Kaiser zu töten, niemals könnte er es schaffen. Es war früher Abend und es herrschte eine heitere Stimmung auf der Moby Dick, nur der Rookie saß verzweifelt und entkräftet auf dem Boden mit dem Rücken zur Reling gelehnt. Noch immer verstand er nicht und Antworten auf seine vielen Fragen hatte er auch noch nicht bekommen. Ace hörte Schritte und wie etwas vor ihm auf den Boden abgestellt wurde. Der Kommandant ließ dem Piraten seine Ruhe und war einige Schritte gegangen. Der Schwarzhaarige blickte auf die dampfende Schale, die mit einer Suppe gefüllt war. Unzählige Fragen schwirrten in seinem Kopf und er sprach den Blonden an, um eventuell endlich zu verstehen: „Hey, du..“ Der Kommandant war stehen geblieben und sah abwartend zu dem Piraten. Dieser fragte: „Warum.. nennt ihr ihn Vater?“ Marco musste über diese Frage nicht lange nachdenken und erklärte lächelnd: „Weil er uns als seine Söhne bezeichnet.“ Er erklärte ergänzend: „Wir werden alle von der Welt gehasst. Deshalb macht uns das glücklich. Ich weiß, dass es nur ein Wort ist.“ Mit einem breiteren Lächeln wiederholte er: „Aber es macht uns trotzdem glücklich.“ Ace vergrub sein Gesicht zwischen seinen Armen, verzweifelt sah er hinab. Die ganze Welt hasste die Piraten und es machte sie glücklich, jemanden wie Whitebeard zu haben, der sie als seine Kinder bezeichnete? Wie konnte es sein, dass diese simplen Worte sie so glücklich machten, wenn es ihn selbst doch so voller Hass erfüllte? Wenn er nur an seinen leiblicher Vater dachte, spürte er den Zorn in sich aufsteigen. Er trug das Blut eines Dämons in sich.. Marco sah den verzweifelten Blick des Jüngeren und entschied sich, ihm ein wenig mehr zu erklären. Er hatte vor Tagen mit Lio gesprochen. Sie hatte gemeint, dass sie, sobald ein geeigneter Zeitpunkt erreicht war, mit dem Rookie sprechen würde. Er brauchte nur eine passende Erklärung und würde sicher bald verstehen, dass er hier ein Zuhause hätte, wenn er sich nur darauf einlassen würde. Da nun ein guter Augenblick war, entschloss der Vize sich, mit ihm zu sprechen. Der Blonde trat näher und ging in die Knie, damit sie in etwa auf Augenhöhe waren. „Wirst du hiermit weitermachen, nachdem dein Leben so oft gerettet wurde? Du musst eine Entscheidung treffen! Du bist nicht in der Lage, ihn zu töten. Entweder kommst du von diesem Schiff runter und fängst von vorn an.. oder du bleibst hier und.. trägst das Whitebeard-Logo auf deinem Rücken.“ Kapitel 45: Opfer müssen gebracht werden ---------------------------------------- Opfer müssen gebracht werden Nachdem Ace sich endlich dazu entschieden hatte, der Sache eine Chance zu geben, waren zwei Tage vergangen. Man hatte ihn und auch die Mitglieder seiner Crew in eine Division ohne Kommandanten gesteckt. Offiziell hieß es, dass schon seit mehreren Jahren sich keiner gefunden hatte, diesen leeren Posten zu übernehmen. So war diese Division zwar existent, doch nicht als eben diese. Die Männer, die dieser zugeteilt waren, dienten hauptsächlich dazu, andere zu unterstützen. Sie waren wie zusätzliche Truppen, die eingesetzt wurden, falls man Hilfe benötigte. Keiner der ehemaligen Spades hinterfragte den leeren Posten des Kommandanten. Es gab sicherlich einen guten Grund, weshalb man keinen Ersatz für den Vorgänger eingesetzt hatte. Da die Piraten ohnehin erst wenige Wochen auf dem Schiff waren, gab es für sie bisher nicht viele Auseinandersetzung mit feindlichen Schiffen. Zumal selbst dann noch genügend andere zur Verfügung standen. Es war später Nachmittag auf der Moby Dick und die Meisten versuchten die Zeit bis zum Abendessen irgendwie zu überstehen. Wie die Flaute, die das Schiff nicht von der Stelle bewegte, war die Stimmung der Piraten. Es war inzwischen einige Wochen her, dass sie das letzte Mal an Land waren und vielen von ihnen fehlte der Landgang mit Besuch einer Bar. Es würde nicht mehr lange dauern und sie hätten bald eine Insel erreicht, allerdings dauerte dies noch ein wenig. Zumal die Windstille die Wartezeit nur verlängerte. Der schwarzhaarige Rookie stand an der Reling und ließ seinen Blick über das Meer streifen. Die Sonne hing noch weit über dem Horizont, doch spürte man bereits, wie die Kühle des Abends sich breitmachte. Ace hatte viel nachgedacht, sehr viel sogar. In den wenigen Woche hatte er oft überlegt, ob es wirklich sinnvoll war, sich der Bande anzuschließen. Es kam ihm so unwirklich vor, dass die Crew wirklich so froh darüber war, jemanden wie Whitebeard zu haben, der sie als seine Kinder ansah. Die Vorstellung, dass dieses kleine Wörtchen einen so glücklich machen sollte, konnte er nicht nachvollziehen. Dennoch hatte er sich darauf eingelassen und würde vielleicht endlich bald verstehen. Unweigerlich dachte er auch an seinen leiblichen Vater. Verbissen schüttelte er seinen Kopf. Zwar floss durch seine Adern das Blut dieses Mannes, doch wollte Ace niemals mit ihm in Verbindung gebracht werden. Was letztendlich auch einer der Gründe dafür war, sich den Namen seiner Mutter anzueignen, zumal sie für ihn doch so viel in Kauf genommen hatte. Dagegen hatte er über seinen Erzeuger nur schlechtes gehört und er würde ihm niemals dafür verzeihen können. Es durfte niemals rauskommen, dass dieser Dämon sein Vater war. Was würde man auch mit ihm anstellen, wenn die Leute es erst einmal wussten? Jemand hatte sich neben ihn gestellt, ihn allerdings nicht angesprochen. Mit einem Blick zur Seite erkundigte er sich, um wen es sich denn handelte. Überrascht erkannte er die Rothaarige, die ihn bereits mehrere Male das Leben gerettet hatte, wenn er bei einem seiner Mordversuche ins Wasser gefallen war. Wenn er es richtig mitbekommen hatte, war ihr Name Lio. Sie sah ihn nicht an, sagte auch kein Wort, lächelte allerdings kaum merklich. Ihr Blick lag wie seinem zuvor, ebenfalls auf dem Meer. Ace entschied sich, nichts zu sagen und sich einfach wieder dem Meer zuzuwenden. „Wunderschön, nicht?“, fragte Lio, sah den Schwarzhaarigen aber nach wie vor nicht an. Zustimmend nickte er „Ziemlich“, mehr sagte er nicht, wusste auch nicht, was er großartig dazu sagen sollte. Warum hatte sie sich überhaupt neben ihn gestellt, um ihn das zu fragen? Wohl eher nicht. Mit einem herzhaften Seufzen drehte sie sich um ihre eigene Achse und platzierte sich auf der Reling, ein Grinsen umspielte ihre Lippen. Fragend sah Ace zu ihr, was gab's denn nun zu grinsen? „Wie wär's mit einer Wette?“, kam es locker von der Rothaarigen, welche belustigt den Rookie musterte. Erst hatte er sie fragend angesehen und nun schwankte sein Blick zwischen Verwirrung und Neugierde. „Was denn für eine Wette?“, fragte er und machte sich bereits Gedanken über Wette und Einsatz. Das Mädchen zeigte mit ihrem Zeigefinger hinauf. Ace folgte der Richtung und sah in den Himmel, sein Hut fiel ihm vom Kopf und baumelte dank des Bandes schließlich auf seinem Rücken. Was sie aber damit meinte, verstand er nicht. „Hä?“, brachte er verwirrt vor und setzte sich seine Kopfbedeckung wieder auf. „Na, wer zuerst im Krähennest ist“, erklärte Lio und sah abwartend den Piraten an, der am Überlegen war. Seine Chancen standen seiner Meinung nach gut, da würde er die Wette sicherlich nicht abschlagen, aber was sollte überhaupt der Gewinn sein? „Und was bekommt der Gewinner?“, fragte er und grinste innerlich bereits. Die Wette war so gut wie gewonnen. Lio schaute sich fragend um, sie hatte in Erinnerung, dass Thatch doch ebenfalls an Deck war, nur war gerade die Frage wo und ob überhaupt noch. Sie ließ ihren Blick über das Deck schweifen und entdeckte den Kommandanten, der gerade mit Jozu und Vista am Sprechen war. „Thatch?“, rief das Mädchen laut übers ganze Deck. Angesprochener wandte sich um und suchte nach der Person, die ihn gerufen hatte. Mit einem Winken machte die Rothaarige auf sich aufmerksam und der Smutje kam etwas näher, damit nicht jeder alles hören würde. Vor den zwei Piraten blieb der Brünette stehen und sah sie fragend an. Dass Lio versuchte sich mit dem Neuling besser zu verstehen, wusste er von ihr bereits, nur hatte er nicht erwartet, dass die Feuerfaust sich darauf einlassen würde. Thatch fragte, was sie denn wollen würde. „Du hast doch Pudding gemacht oder?“, zur Bestätigung nickte er und sagte: „Klar, eine ganze Schüssel.“ Lio nickte und grinste den Schwarzhaarigen breit an. „Dann wäre es geklärt. Wer zuerst im Krähennest ist, bekommt die ganze Schüssel Pudding“, verkündete sie und sprang schwungvoll von der Reling, die Hände in die Hüfte gestemmt. Stirnrunzelnd sah der Smutje das Mädchen an. „Bist du dir sicher?“ „Natürlich bin ich mir sicher. Wer würde Pudding nicht gern als Gewinn haben wollen? Siehst du doch auch so, oder Ace?“ Der Schwarzhaarige sah die Zwei etwas zerknirscht an. Sie wollte um Pudding wetten? Da lohnte sich die Wette doch gar nicht wirklich. Aber er riss sich zusammen, wenn sie ihn schon angesprochen und etwas vorgeschlagen hatte, sollte er zumindest so freundlich sein und es annehmen. „Klar, lass uns um Pudding wetten“, erwiderte er und man hörte einen leicht ironischen Unterton in seiner Stimme mitschwingen. Thatch wollte sich nochmals versichern, dass der Wetteinsatz seitens Lio wirklich ernst gemeint war, doch zwinkerte sie ihm kurz mit einem Nicken zu. Er sagte nichts mehr dazu, verstand aber nicht, weshalb die Rothaarige ihren Pudding hergeben würde, zumal sie diesen niemals einfach so rausrücken würde. Vielleicht war das ja der gewisse Ansporn, den sie für die Wette benötigte? Sie würden es gleich erfahren. Zu zweit mit dem Smutje als Anhang gingen sie zu einem der Maste und Lio zeigte hinauf. „Wer zuerst oben ist, gewinnt. Keine Regeln, du kannst hochkommen, wie du willst“, erklärte sie und grinste. Sie war wirklich gespannt darauf, wie der Pirat hinaufkommen wollte. Ob ihm seine Teufelskraft dabei irgendwie helfen konnte? Sie glaubte nicht daran. Ebenfalls spielte sie mit dem Gedanken, ob sie ihr Haki verwenden sollte, doch schien es ihr unfair. Obwohl.. Würde er, wenn er könnte? Einige Kameraden schauten zu den Piraten. Sie hatten ihre Wette mehr oder minder mitbekommen und als Thatch sich von den Beiden entfernt hatte, fragte man ihn aus, worum es denn genau gehen würde. Die trübsinnige Stimmung war von einem Schlag zum Nächsten wie verschwunden und man schloss bereits Wetten darauf ab, wer wohl als Erster oben sein würde. „Bei drei?“, fragte die Rothaarige und die Feuerfaust nickte. Gemeinsam zählten sie: „Eins, zwei, DREI!“, Lio war mit einem weiten Sprung hochgeflogen und klammerte sich an dem Mast fest. Es war völlig egal, wie man hochkam, solange man hochkam. Wozu die Takelage hinaufklettern, wenn es so denn auch ging? Sie blickte sich kurzzeitig um und suchte nach ihrem Gegner. Er war ebenfalls gesprungen, allerdings auf einen anderen Mast. Verärgert ignorierte sie den Schwarzhaarigen und konzentrierte sich nur auf sich und das Krähennest. Sie kletterte am Hauptmast hoch und sprang von ihm ab. Mit Haki hatte sie sich etwas weiterbefördert, als sie es ohne geschafft hätte, auch wenn es auf irgendeine Art und Weise unfair war. Von Mast zu Mast sprang sie höher und sah in ihren Augenwinkeln, wie der Rookie es ihr gleich tat. Wie es aussah, sprang er direkt zum Ziel, Lio dagegen sprang über mehrere kleine Umwege hin und her. Auch wenn ihr gewählter Weg länger war, machte sie es durch die Schnelligkeit und die Weite ihrer Sprünge wieder wett. Es würde nicht mehr lange dauern und einer von beiden hätte endlich das Ziel erreicht. Die Rothaarige sprang ein letztes Mal und hielt sich an der Takelage fest, um sich dort hochzuziehen und das restliche Stück zu klettern. Allerdings sah sie in ihren Augenwinkeln, wie jemand über sie hinweg gesprungen und im Krähennest gelandet war. Sie musste gar nicht erst aufschauen, um sich zu vergewissern, dass der Rookie es vor ihr geschafft hatte. Die letzten Meter kletterte sie und hatte nun auch endlich ihr Ziel erreicht. „Gewonnen“, grinste Ace breit und man konnte ihm eindeutig ansehen, wie sehr er diesen Sieg auskostete. Etwas mürrisch schaute die Rothaarige ihn an. „Hätte ja klappen können“, meinte sie nur und ihre Mundwinkel verzogen sich noch ein wenig mehr. Ihren geliebten Pudding konnte sie für heute vergessen. Aber sie musste es positiv sehen. Irgendwie hatte sie es geschafft, die Laune aller ein wenig zu heben. Sogar mit der Feuerfaust hatte sie zumindest eine Grundlage geschaffen, so eine ganz kleine zumindest. „Hey ihr da oben!“, rief einer von unten und die zwei Piraten schauten hinab. Die Männer hatten sie beobachtet und warteten nun darauf, dass sie wieder herunterkommen würden. Ace zeigte der Rothaarigen mit einer einfachen Handbewegung, dass sie vorgehen sollte und schon schwang sie sich aus dem Krähennest. Erst geschockt, doch dann recht schnell erleichtert, schaute er ihr hinterher. Sie war einfach herausgesprungen, doch irgendwie konnte er sich ja denken, dass sie nicht einfach so fallen würde. So wie sie heraufgekommen war, sprang sie nun auch hinab. Von Mast zu Mast. Er selbst wählte einen ähnlichen Weg und landete kurze Zeit später neben ihr auf dem Boden. Um ihn herum hatte sich eine Traube aus Piraten gebildet. Manche gratulierten ihm für seinen Sieg, andere schauten ihn nur grimmig an und wieder andere grinsten in die Runde. Die Haartolle stand unmittelbar neben ihnen und sagte erleichtert: „Gut, dass ich nicht mitgewettet habe.“ Argwöhnisch zog Lio die Augenbrauen hoch „Achso?“, Thatch dagegen schüttelte nur den Kopf und versuchte sich zu erklären: „Ach, ich dachte doch, du würdest gewinnen, aber wie es scheint.. hast du nicht. Daher umso besser, dass ich gar nicht erst gewettet habe..?“ Etwas verzweifelt sah er sich um, sie sollte doch jetzt nicht böse auf ihn sein, nur weil er ihren Sieg infrage gestellt hatte. Doch die Rothaarige grinste nur und meinte: „Schon gut.“ Ohne weiter auf ihre Mitmenschen zu achten, zog sie den Schwarzhaarigen von der Gruppe weg und marschierte mit ihm unter Deck. Überrumpelt lief er ihr hinterher, wobei er einige Probleme hatte, ihren vielen kleinen Schritten zu folgen. Beinahe wäre er über seine eigenen Beine gestolpert, hätte sie auf halber Treppe seine Hand nicht losgelassen. Kaum befanden sie sich im Gang, griff sie wieder nach ihm und lief durch den Essenssaal geradewegs in die Kombüse. Ein wenig überrascht schaute Ace sich um. Zwar konnte er sich denken, wie groß die Küche sein sollte, doch hatte er nicht mit so etwas gerechnet. Er achtete kaum auf die Person, die ihn mit sich zog und blickte sich derweil um. Als er dann aber auf einen Hocker gedrückt wurde, sah er der Rothaarigen hinterher, wie sie in einem Schrank nach etwas suchte. Mit einer außerordentlich großen Schüssel kam sie wieder auf ihn zu und platzierte diese vor ihm. Es fehlte nur noch ein Löffel, den sie ihm ebenfalls übergab und ihn dann abwartend ansah. Sie setzte sich auf einen Hocker neben ihn, ermutigend grinste sie und wartete darauf, dass er endlich zugreifen würde. Die Wette hatte er gewonnen und fairerweise musste sie ihm nun auch den Pudding überlassen, wenn er aber auch nur noch eine Sekunde länger warten würde, hätte er Pech gehabt. Der Rookie begutachtete skeptisch den Pudding und das Mädchen. Wieso war sie so scharf darauf, dass er essen sollte? Er griff nach dem Löffel und probierte den ersten Happen. Kaum hatte er das Kühle in seinem Mund gespürt, schaufelte er einen weiteren Löffel hinterher, unzählige Weitere folgten und erst nach der Hälfte hatte er aufgehört zu essen. Von der Schüssel sah er zu der Rothaarigen, welche ihn zufrieden angrinste. Wie es schien, schmeckte ihm ihr Pudding also wirklich, zurecht! Dafür ihn so unbeschwert zu erleben, hatte es sich doch glatt gelohnt, auf ihre Süßspeise zu verzichten. „Ich muss sagen“, begann er und löffelte sich noch ein wenig von dem Pudding in den Mund und sprach erst nach dem Herunterschlucken weiter: „Die Wette hat sich letztendlich doch noch gelohnt.“ Sie konnte dem nur zustimmen, allerdings aus anderen Gründen. „Dachtest du wirklich, dass du eine Chance gehabt hättest?“, erkundigte Ace sich und musste ein wenig schelmisch grinsen. Die Rothaarige etwas mit ihrer Niederlage aufzuziehen, amüsierte ihn doch ziemlich. „Ja, dachte ich. Das nächste Mal werde ich auch gewinnen, versprochen“, erwiderte Lio zuversichtlich. Zumal es auch stimmte. Hätte sie einen anderen Weg gewählt, wäre sie weit vor ihm am Ziel angekommen. „Ist das so?“, der Pirat grinste breit und aß noch einen Happen von dem Pudding. Mit einem ebenso breiten Grinsen sah sie ihn an und meinte: „Wie würdest du wohl reagieren, wenn ich dir sage, dass ich absichtlich verloren habe?“ Keine Ironie schwang in ihrer Frage, doch war die Feuerfaust sich nicht sicher, ob sie es wirklich ernst meinte. Konnte es denn sein? Er hatte sie nicht so genau beobachtet und hatte sich nur auf seinen Weg konzentriert. Gut möglich, dass sie ihn wirklich hatte gewinnen lassen.. „Das werden wir dann morgen herausfinden“, sagte Ace und war überzeugt davon, dass er es wieder schaffen konnte. Die Frage von ihr sollte sicherlich nur ein Bluff sein, um ihn zu irritieren, oder? Bejahend nickte die Rothaarige, vielleicht sollte sie ihn weiterhin gewinnen lassen, damit er nur umso frustrierter war, wenn er feststellen durfte, dass er eigentlich derjenige war, der niemals eine Chance gegen sie hätte. Trotz der Vorfreude auf das niedergeschlagene Gesicht der Feuerfaust, sah sie in die fast leere Schüssel ihres Puddings. Er hatte ihn tatsächlich fast aufgegessen und es frustrierte sie, auch wenn die Sache für einen guten Zweck war. Den leicht deprimierten Blick des Mädchens verstand der Rookie recht gut. Hätte sie die Wette gewonnen, hätte sie nun diese wundervolle Süßspeise verdrücken können, aber das hatte sie nun mal davon, wenn sie verlor. Dagegen konnte er sie, wegen ihres traurigen Blicks, nur bemitleiden. Irgendwie war sie ja schon niedlich, auf ihre kindliche Art. Vor dieser Wette hatten sie noch kein wirkliches Gespräch miteinander geführt. Sie hatte ihm zwar einige Male das Leben gerettet und er hatte sich dafür bedankt, aber mehr kam bisher eigentlich nicht zustande. Dass sie einfach so auf ihn zugekommen war und ihm auch noch diese fast lächerlich alberne Wette vorgeschlagen hatte, führte schließlich zu etwas. Ein richtiges Gespräch war zwar nach wie vor nicht vorhanden, aber sie hatten zumindest die Zeit totgeschlagen und sich, aber auch einen Teil der Bande, amüsiert. Ace füllte seinen Löffel mit Pudding und hielt ihn dem Mädchen vor die Nase. Überrascht schaute sie zu diesem und schielte dabei leicht, dann sah sie zu dem Schwarzhaarigen, der sie anlächelte. Ein Strahlen lag auf ihrem Gesicht und sie schloss genießerisch ihre Lippen um den Löffel. Ihre Augen hatte sie kurzzeitig geschlossen und man sah ihr richtig an, wie glücklich dieser Pudding sie machte. Ihre Augen funkelten, als sie diese wieder öffnete. Die Feuerfaust konnte sich das Lachen nicht verkneifen, sie war wirklich noch wie ein Kind, wenn es wohl um Pudding ging. Immer abwechselnd aßen sie den Rest des Puddings auf und glücklich grinste die Rothaarige vor sich hin. Es war ihr wirklich gelungen. Irgendwie hatte sie es geschafft, sich mit dem Neuling zu verstehen und zusätzlich hatte sie sogar noch etwas von ihrem Pudding bekommen, obwohl sie doch eigentlich der Wette zuliebe verloren hatte. Ace kratzte gerade den Rest aus der Schüssel und hielt ihr den Löffel hin. Dankend ließ sie ihn in ihrem Mund verschwinden und grinste die Feuerfaust an. Kopfschüttelnd musste er ebenfalls grinsen und legte den Löffel in die leere Schüssel zurück. „Sag mal, wie alt bist du eigentlich?“, fragte der Rookie und versuchte ihr Alter zu schätzen. Die Angesprochene legte ihren Kopf leicht schief und lächelnd fragte sie: „Was schätzt du denn?“, „Ehm“, kam es nur von ihm. Sollte er es wirklich schätzen? Reagierten Menschen vom weiblichen Geschlecht nicht immer unterschiedlich auf diese Schätzungen? Wie alt konnte sie auch sein? Nach ihrem Verhalten sollte er wohl lieber nicht urteilen. Vom Optischen her konnte er sie ebenfalls nicht einschätzen. Älter als er konnte sie jedenfalls nicht sein, vielleicht wie ihr Bruder oder ein wenig älter? „16?“, fragte die Feuerfaust unsicher und die Rothaarige grinste ihn breit an. Mit einem Nicken bestätigte sie ihm seine Vermutung und erleichtert atmete er aus. Sie war also wirklich ein Jahr älter als sein Bruder. „Du bist 19?“, fragte sie neugierig, doch er schüttelte den Kopf. Kurz tippte sie mit ihrem Finger ans Kinn und sagte dann: „Dann musst du 18 sein.“ Diesmal nickte er und sah, wie sie zufrieden lächelte. „Mh, du warst mit 17 schon Pirat? Findest du das nicht etwas früh?“, erkundigte sie sich. Dagegen sah Ace sie etwas irritiert an. Ja, er war mit 17 Jahren losgesegelt, aber wie kam sie darauf, dass es zu früh war? Sie war doch sogar jünger als er und Mitglied der stärksten Piratenbande der Welt. Der Schwarzhaarige erklärte: „Wir hatten uns damals auf 17 geeinigt und ich finde nicht, dass es zu früh war. Gescheitert war ich bis zu dem Treffen mit Whitebeard nie.“ „Wir?“, fragte die Rothaarige neugierig. 'Na klasse', dachte die Feuerfaust sich, er hatte es wirklich geschafft, sich bei so einer einfachen Frage zu verplappern. Sollte er ihr einfach von seinem Bruder erzählen? Mh, wieso eigentlich nicht, was sprach auch schon dagegen? „Mein jüngerer Bruder und ich. Wir wollten damals schon immer Piraten werden und hatten vereinbart, mit 17 loszusegeln“, informierte er sie. Einen kurzen Moment brauchte sie, um Gesagtes zu verarbeiten. Er hatte also einen jüngeren Bruder? „Wie alt ist er denn?“, „15“, „Dann dauert es ja nicht mehr lange“, „Jep“ Daraufhin war es still zwischen den Beiden. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte und der Pirat starrte uninteressiert Löcher in die Luft. Als die Rothaarige zur Uhr aufsah, erschrak sie. Sie sprang vom Hocker auf und meinte: „Ich bin spät dran. Das wird sowas von Ärger geben.“ Ohne auf seinen verwirrten Blick einzugehen, ging sie zur Tür, um auf schnellsten Weg zum Trainingsraum zu gelangen. Sie wandte sich ein letztes Mal zu ihm um und sagte: „Wir sehen uns spätestens morgen und vergiss die Wette nicht!“, damit war sie auch schon verschwunden. Überrascht sah er zu der Tür, die sich bereits wieder geschlossen hatte. Das war wirklich ein schneller Abgang. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Irgendwie mochte er ihre leicht aufgedrehte, offene, aber auch kindliche Art. In gewissen Punkten glich sie seinem kleinen Bruder. Mit einem Seufzer erhob er sich ebenfalls vom Hocker und nahm die leere Schüssel, um sie in die Spüle zu stellen. Gerade als er aus der Kombüse gehen wollte, schwang die Tür auf und mit einem Satz war einen Schritt zurückgetaumelt. Vor ihm standen der Kommandant der vierten Division und einige Männer seiner Division. Verblüfft schauten sie ihn an, doch der Smutje nickte verstehend. „Hat's denn geschmeckt?“, erkundigte die Haartolle sich und ließ seine Männer an sich und dem Rookie vorbeilaufen, damit diese schon einmal das Abendessen vorbereiten konnten. „Absolut“, erwiderte der Schwarzhaarige und stimmte innerlich ein weiteres Mal zu, der Pudding war wirklich gut. „Dann hat sich die Wette ja gelohnt“, sagte der Brünette und ergänzte noch: „Du und deine Leute sollten zwischendurch mal in den Trainingsraum gehen, dort stehen eure Aufgaben für die nächste Zeit dran.“ Ace nickte nur und verabschiedete sich von den Männern. Auf dem Weg zu dem Infobrett dachte Ace nach. Irgendwie war es wirklich gar nicht mal so übel, wie er eigentlich gedacht hatte. Die Mannschaft war wirklich nett und so etwas wie eine neue Freundschaft hatte er auch schon aufgebaut, zumindest die Grundlage dafür. Vielleicht sollte er sich mehr auf diese Sache einlassen, dann müsste er sich keine Gedanken mehr um irgendwelche Dinge machen. Bald könnte er vielleicht sorglos über die Meere streifen, als ein Sohn von Whitebeard. Kapitel 46: Schlagen und geschlagen werden ------------------------------------------ Schlagen und geschlagen werden „Du hast schon wieder verloren“, stellte die Feuerfaust belustigt fest und sah, wie das rothaarige Mädchen den letzten Meter zum Krähennest überwand. Ihrem Blick nach zu urteilen, störte es sie keineswegs, doch konnte er das kaum glauben. Das wievielte Mal war das inzwischen? Es müsste bestimmt der fünfte Versuch gewesen sein, aber nach wie vor verlor sie. Meist recht knapp, aber sie verlor und immer wieder verloren auch die Piraten, die auf das Mädchen gesetzt hatten. Und obwohl sie jedes Mal verloren hatte, bestand sie darauf, es am nächsten Tag erneut zu versuchen. Ihr Einsatz hatte sich nicht geändert, wie zuvor bekam der Gewinner Pudding. Ace reichte ihr die Hand, welche sie dankend entgegen nahm und schließlich blieb sie neben ihm stehen. „Und du bist dir sicher, dass du es irgendwann schaffen wirst?“, der Rookie grinste überlegen. Überzeugt lächelte die Rothaarige und nickte „Absolut sicher, wir probieren das morgen nochmal.“ Lio wartete auf den richtigen Tag. Den Tag, an dem sie ihm zeigen würde, dass eindeutig mehr von Nöten war, um sie zu besiegen. Und wenn es erst einmal soweit war, würde er ziemlich dumm aus der Wäsche gucken und der Pudding würde wieder nur ihr ganz allein gehören. Die Schadenfreude ließ sie schelmisch grinsen, was auch der Schwarzhaarige sah, aber nicht deuten konnte. Die Zwei sagten nichts und hörten von unten, wie die Männer heftig miteinander diskutierten. Sie entschlossen sich, wieder an Deck zu gehen und gleichzeitig sprangen sie aus dem Krähennest. Weniger elegant kam Ace zum Stehen und grinste die Rothaarige an, welche nur kopfschüttelnd über seine ungalante Landung schmunzeln musste. „Lio, so geht das nicht weiter!“, „Du musst doch endlich mal gewinnen, sonst verlieren wir noch alles!“, redeten gerade zwei Kameraden auf sie ein. Gerade wollte sie sich dafür entschuldigen und ihnen sagen, dass sie doch einfach auf den Schwarzhaarigen wetten sollten, doch genau dieser hatte sie an die Hand genommen und sie mit sich unter Deck gezogen. Bevor sie auch nur hätte ein Wort sagen können, liefen sie bereits die ersten Stufen hinunter. Glücklicherweise hatte er ihre Hand losgelassen und das Risiko, nun noch fallen zu können, war immerhin ein wenig geschrumpft. Kaum hatte sie die letzte Stufe erreicht, griff er wieder nach ihr, zog sie quer durch den Essenssaal und marschierte durch die Tür zur Kombüse. Er setzte sie auf einen der Hocker und ging, als wäre es selbstverständlich, an den Kühlschrank und suchte sehnsüchtig nach der Schale. Seltsamerweise kam ihr diese Szene unglaublich bekannt vor.. Triumphierend streckte er seine Hand mit der Beute aus. Den fehlenden Löffel besorgte er sich ebenfalls schnell und schließlich setzte er sich neben die Rothaarige, die ihn während der Aktion nur belustigt beobachtet hatte. Der erste Löffel verschwand in seinem Mund und genießerisch schloss er für einige Sekunden die Augen. Er hielt sie ein wenig länger geschlossen, als er es im Normalfall getan hätte, doch wollte er Lio damit aufziehen. Sie hatte wieder verloren und wieder ging der Pudding an ihn. Auch nach dem fünften Tag, konnte er nicht genug von dem Pudding kriegen, zumal es immer eine andere Sorte war. Das Mädchen beobachtete den Piraten, wie er so unbeschwert und glücklich den Pudding verputzte. Ganze fünf Tage hatte sie schon auf die geliebte Süßspeise verzichten müssen und das alles nur ihm zuliebe. Ihre Mundwinkel senkten sich minimal. „Hör auf so zu schauen“, sagte die Feuerfaust und aß seelenruhig weiter von der Nachspeise. Er konnte ja verstehen, dass sie frustriert war. Jeden Tag eine Niederlage und dann auch noch den Einsatz verlieren, das musste schon ziemlich hart sein. Aber das kam nun mal davon, er bat nicht um eine Revanche, sie war doch diejenige, die völlig überzeugt davon war, ihn doch noch besiegen zu können. Allerdings wollte er nicht ihren frustrierten Gesichtsausdruck sehen, da konnte er nur Mitleid bekommen. Mit einem Seufzen löffelte er wieder etwas von dem Süßen aus der Schüssel und hielt es dem Mädchen vors Gesicht. Erst überrascht, dann froh hatte sie ihn angesehen und keine Sekunde später war der Löffel leer. Auf ihren Lippen lag ein dankbares Lächeln und ihre Augen strahlten. In gewisser Weise war sie Ruffy schon ziemlich ähnlich.. „Weißt du, irgendwie erinnerst du mich etwas an meinen Bruder“, gestand Ace und sah grübelnd in die Schüssel, um dann wieder davon zu essen. „Oh charmant, genau das will eine Frau hören“, gab Lio gespielt empört von sich. Unsicher hatte er sie angesehen, um sich zu vergewissern, ob sie wirklich beleidigt war. Doch war sie es nicht, sie grinste ihn sogar an. Schulterzuckend sagte die Feuerfaust: „Aber es stimmt“, mehr wollte er nicht preisgeben. Dabei war sie von den Whitebeardpiraten auch die Einzige, die von seinem Bruder wusste. Nur die Mitglieder seiner ehemaligen Crew wussten von Ruffy, aber wirklich gesprochen hatte er nie über ihn. Dennoch stimmte er sich in Gedanken zu. Sie war, was Pudding anging, total verfressen, lächelte fast pausenlos und entlockte so auch anderen ein Lächeln und sie hatte ein ziemlich hartnäckiges Durchhaltevermögen. Immerhin war sie der festen Überzeugung, ihn bald schlagen zu können. In gewisser Weise fand er ihr Verhalten sogar niedlich, etwas naiv, aber niedlich. Lio merkte, dass er in Gedanken war und sicherlich nichts dazu erklären würde. Aber das war in Ordnung für sie, sie wollte ihn nicht unnötig löchern. Falls er das Bedürfnis hatte, darüber sprechen zu wollen, würde sie da sein und zuhören. Ace hatte aufgehört zu essen und schaute in seine Gedanken vertieft auf den Pudding in seinen Händen. Die Rothaarige nahm ihm die Schüssel und den Löffel weg, schelmisch grinste sie den Rookie an, der sie erst verwirrt und dann verärgert anschaute. Mit herausgestreckter Zunge grinste sie Ace breit an und sprang vom Hocker. Schneller als die Feuerfaust sehen konnte, war sie durch die Tür zum Essenssaal verschwunden. Verwirrt blickte er ihr hinterher und realisierte viel zu langsam, dass sie mit seinem Gewinn davon gerannt war. „Na warte..“ Im Essenssaal war sie stehengeblieben und zählte die Sekunden, bis er auch endlich durch die Tür trat. Er hatte länger gebraucht, als sie erwartet hatte, dafür sah er sie umso verärgerter an. Mehrere Tische und Bänke trennten die Zwei und Lio nutzte diesen Abstand zu ihrer Sicherheit. Demonstrativ langsam schaufelte sie sich etwas auf und hielt es sich vor den Mund. „Wag es ja nicht..“, drohte die Feuerfaust ihr und war etwas näher gekommen. Natürlich hatte er kein Problem damit, zu teilen, aber sollte es immer noch seine Entscheidung sein, ob sie etwas abbekam oder nicht. Zum Teil amüsierte es ihn auch, wenn sie ihn derartig herausforderte. Mit geöffnetem Mund schaute sie zur Feuerfaust, die bedrohlich näher gekommen war. Sie wollte zu gern sehen, was er machen würde, wenn sie gegen seinen Willen den Pudding aß. Ob er sehr sauer war? Zumindest kochte er schon etwas. Das würde sicherlich sehr witzig werden. Der Löffel verschwand in ihrem Mund und mit einem „Mhhh“, verdeutlichte sie, wie gut es doch schmeckte. Schnell folgten weitere Löffel bis die Schüssel beinahe leer war. Als sie wieder aufsah, stand Ace auf einem Tische, keine drei Meter von ihr entfernt. 'Oh weih' dachte sie und rannte Richtung Ausgang. Sie wollte sich gar nicht ausmachen, was er tun würde, wenn er sie erst einmal eingeholt hatte. Als sie losgerannt war, hatte er nicht gezögert und war ihr hinterher. Er wusste nicht einmal, was er mit ihr machen würde, wenn er sie geschnappt hatte, aber ungestraft durfte sie nicht davon kommen, auch wenn es doch eigentlich nur um Pudding ging. „Bleib stehen!“, rief er ihr zu und sah, wie sie über ihre Schulter hinwegschaute und meinte: „Klar, sag dem Schaf, dass es stehenbleiben soll.“ Hatte sie ihn gerade mit einem Wolf verglichen? Die Vorstellung ließ ihn grinsen. Auf einen der Tische stellte sie die Schüssel ab und sie lief weiter zum Ausgang. Ob er ihr noch hinterherlaufen würde, wenn sie ihm den Rest überlassen würde? Anscheinend schon, denn sie hörte seine Schritte hinter sich. Ohne sich noch einmal umzublicken, stolperte sie die Stufen hoch, um schnellstmöglich an Deck zu kommen. Zu deutlich hörte sie, wie nah er ihr war, eindeutig zu nah. Aber jetzt aufgeben, war absolut keine Option für sie. Die Tür zum Deck war schon in Sichtweise und stürmisch riss sie diese auf. Stehenbleiben war nach wie vor keine Möglichkeit und sie rannte zur erstbesten Person, die sie entdeckt hatte. Marco stand in diesem Moment an der Reling. Er sprach mit Thatch und Haruta, was auf der nächsten Insel alles anstand. Als er ein Poltern von der Treppe aus hörte, fragte er sich bereits, was Lio angestellt hatte. Als sie dann auch noch völlig gehetzt an Deck gerannt kam, wusste er, dass etwas passiert war. Auch der Kommandant der vierten Division sah gespannt zur Tür und als er die Rothaarige sah, wäre er beinahe zu ihr gegangen. Panisch blickte sie um sich, als wäre sie auf der Suche nach jemanden. Ihr Anhang war niemand anderes als die Feuerfaust, der ihr wütend hinterherrannte. Was zur Hölle hat sie nur angestellt? Erleichtert entdeckte sie ihren Kommandanten, wie er mit weiteren Personen an der Reling stand, bei ihnen würde sie sicher Schutz finden. Keine fünf Sekunden später hatte sie sich hinter dem Blonden versteckt, der ihr nur einen argwöhnischen Blick zuwarf. Ängstlich sah sie an dem Vizen vorbei zu Ace, der unsicher vor den Kommandanten stehengeblieben war. Ha! Der Rookie würde sich niemals trauen, sich gegen sie zu stellen. „Ace“, begann Marco und sah den Schwarzhaarigen an, der versuchte einen Blick auf die Person hinter ihm zu erhaschen. „Was hat sie gemacht?“, fragte der Blonde und ging schon einige Möglichkeiten durch. „Sie hat die Wette mal wieder verloren und sich den Gewinn geklaut“, erklärte Ace. Von Thatch hört man „Ihr wettet doch immer noch um Pudding oder?“, als Antwort bekam er je ein Nicken von Lio und Ace. Der erste Kommandant sah über seine Schulter zu dem Mädchen, welches sich hinter ihn versteckt hatte, er fragte: „Und du willst wie immer keine Konsequenzen davon tragen?“ Er erwartete keine Antwort von ihr und wandte sich wieder an den Neuling, der nur gespannt zu den Kommandanten sah. Würden sie ihm jetzt vielleicht sogar helfen? Fragend schaute er den Vizen an, der plötzlich schmunzeln musste. Der Blonde drehte sich ganz zu Lio und erschrocken erkannte sie das böse Grinsen, welches ihr entgegen stach. In diesem Moment wirkte er alles andere als vertrauenswürdig und schützend. Gerade wollte sie sich hinter Thatch versteckten, doch hatte ihr Kommandant sie bereits festgehalten. Hinter sich gestellt, stand er dort und hielt ihre Arme auf dem Rücken fest. Mit einem Nicken sah er die Feuerfaust an, die endlich zu verstehen begann. Auf seinen Lippen entstand das gleiche Grinsen, wie das des ersten Kommandanten. Lio wusste, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. Ace kam näher und das schelmische Grinse bereitete dem Mädchen immer mehr Angst, was würde er denn jetzt mit ihr machen? „Halt dich nicht zurück, sie hat es verdient“, hörte sie die Stimme ihres Kommandanten sagen. Grinste er etwa? Es klang ganz danach. Jede Möglichkeit sich aus dem Griff Marcos zu befreien, scheiterte. Sie war absolut nicht in der Lage, wieder loszukommen. Der Schwarzhaarige stand nun unmittelbar vor ihr. Um in sein Gesicht sehen zu können, musste sie aufblicken. Schwer schluckte sie, sein Blick verhieß nichts Gutes. Sein Grinsen wurde breiter, als er ihren panischen Blick sah. Einen Wimpernschlag später, spürte sie seine Finger auf ihrer Haut. Unbarmherzig wie er war, kitzelte er sie am Bauch und hörte keine Sekunde auf, auch als sie danach rief. Marco der Verräter ließ sie ebenfalls nicht los und lachte sogar leise, als er das Mädchen flehen hörte. „ACE!“, rief sie zwischen den unzähligen Lachern, sie spürte bereits, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Das war eindeutig eine absolute Reizüberflutung. Flehend sah sie ihn an „Bitte hör auf“, sagte sie und versuchte sich aus dem Griff ihres Kommandanten zu befreien, der jedoch völlig eisern standhielt. „Versprichst du, das nie wieder zu machen?“, fragte die Feuerfaust, unterbrach aber seine Kitzelattacke nicht. „Ja!“, sagte sie zustimmend und nickte. Sie würde alles tun, wenn er doch nur endlich aufhören würde, aber sagen, wollte sie das nicht. „Versprich es“, kam es von Ace und schnell kam ihre Antwort: „Versprochen!“ Und endlich.. endlich kam die Erlösung. Der Schwarzhaarige hatte aufgehört und konnte sich das Lachen nun nicht mehr verkneifen. Auch Marco war so gnädig und hatte sie losgelassen, ihm war auch nur noch zu lachen zumute. Dass die Rothaarige mit den Konsequenzen ihres Handelns nicht klarkam, kannte er von ihr bereits. Doch es ging nicht nur den Beiden so. Die Anderen, die ebenfalls Wind davon bekommen hatten, lachten. Sie lachten über die Aktion, wie sie sich hinter Marco versteckt hatte, wie dieser sogar die Bestrafung befürwortet hatte und nun auch über ihren Gesichtsausdruck. Zwischen Wut und Verzweiflung sah sie ihre zwei Peiniger an. Seit wann war ihr Kommandant denn nur so scharf darauf, sie zu ärgern? Das war doch eigentlich ihre Aufgabe. Angesäuert zupfte sie ihre Kleidung zurecht und sah jeden von ihnen mit einem strafenden Blick an. Manche verstummten, konnten sich aber trotz alledem das Grinsen nicht verkneifen. Als sie Ace' Blick sah, funkelte sie ihn wütend an, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. „Du Penner ey“, kam es zornig von ihr. Sie wusste ja, dass es keine so sinnvolle Aktion war, aber dass es gleich so ausarten würde? Das war sicherlich nicht ihr Ziel. Nun sah sie auch ihren Kommandanten an „Und du? Wie konntest du das nur unterstützen?“, schulterzuckend lächelte der Blonde sie an. „War doch witzig“, meinte er nüchtern und knuffte ihr leicht gegen die Schulter. Lio ließ ihren Blick streifen und sah den vierten Kommandanten. Vorwurfsvoll fragte sie ihn: „Und was ist mit dir? Wieso hast du nicht geholfen?“, schützend hob er die Hände und meinte verzweifelt: „Sicher ist sicher.“ „So schlimm war's doch nicht“, kam es von Ace, der sich inzwischen etwas beruhigt hatte. Der Schwarzhaarige kam näher und legte einen Arm um sie, er meinte: „Hast es doch überlebt“, dabei wuschelte er ihr durch die Haare, was sie nur wütender machte, anstatt sie zu beruhigen. Verärgert sah sie ihn an und stupste ihm die Seite. Die Feuerfaust lachte über die Aktion. Wirklich niedlich, wie sie sich zu wehren versuchte. Ein zweites Mal wuschelte er ihr durch die Haare und keine Sekunde später bereute er es. Mit ihren Fingern hatte sie gegen seine Stirn geschnippt und sofort hatte er seinen Arm von ihr genommen, er hielt sich die Stelle. Verwirrt schaute Ace sie an. Wieso hatte das wehgetan? Ihr Blick wechselte von Ärger zu Belustigung, sein verwirrter Gesichtsausdruck war wirklich köstlich. Er schien wohl nicht verstanden zu haben, warum diese einfache Berührung wehtat. Tja, Pech gehabt. „Wie..? Ich meine.. Warum..?“, nur Fetzen brachte die Feuerfaust heraus, zu irritiert von der Tatsache, dass sie ihn verletzen konnte, obwohl er doch eigentlich vollkommen aus Feuer bestand. Statt ihm zu antworten, lachte sie und wie sie lachte. Die Anderen taten es ihr gleich, auch wenn nicht alle aus dem gleichen Grund lachten. Es spielte keine Rolle, die Stimmung war einfach zu gut, um noch einen Gedanken daran zu verlieren. Whitebeard hatte der Szene beigewohnt. Alles hatte er in Ruhe betrachtet und konnte mit seinen Kindern letztendlich auch nur lachen. Es war wirklich schön zu sehen, wie die Feuerfaust sich inzwischen mit seinen Söhnen und Töchtern verstand. Wie es schien, verstand er sich besonders gut mit seiner Jüngsten, was er auch ziemlich gut nachvollziehen konnte. Sie hatte sich wirklich große Mühe gegeben, sich besser mit ihm zu verstehen und wie es schien, war es ihr sogar gelungen. Kapitel 47: Funken ------------------ Funken Die Meisten würden zu dieser späten Stunde bereits schlafen oder zumindest kurz davor sein. Die Meisten würden sicherlich nicht durch die Gänge streifen, weil sie nicht schlafen konnten. Die Meisten würden bestimmt auch keinen Gedanken daran verlieren, ob man Whitebeard als einen Vater ansehen könnte oder nicht. Die Meisten würden es einfach hinnehmen und sich darüber freuen, ein Teil seiner Mannschaft sein zu dürfen. Ace war aber nicht wie die Meisten.. Seitdem er mit dem Vizen der Bande gesprochen hatte, waren nicht viele Tage vergangen. Das Gespräch musste gut eine Woche zurückliegen und doch schwirrten die Worte des Blonden beinahe ununterbrochen durch seinen Kopf. „Ich weiß, dass es nur ein Wort ist.. Aber es macht uns trotzdem glücklich.“ Das einfache Wörtchen 'Vater' sollte sie alle so glücklich machen? Der Schwarzhaarige zweifelte daran und doch sah er mit eigenen Augen, wie unbeschwert und zufrieden die Piraten waren. Doch die Skepsis daran war viel zu hoch, als würde er es selbst akzeptieren und testen. Mit seinen Gedanken beschäftigt, lief der junge Pirat durch das Schiff des Hünen. Er wusste selbst nicht einmal, wohin er eigentlich ging, es spielte auch keine Rolle. Schlaflos in einem der Betten liegen, wollte er nicht und deshalb war er auf den Beinen, um seine Gedanken abzuschütteln. Als er vor der Treppe stand, die an Deck führte, wunderte er sich kurzzeitig, aber entschloss recht schnell, dass frische Luft sicherlich gut tun würde. Wie er erwartet hatte, befand sich niemand an Deck. Immerhin war es schon tief in der Nacht und kein normaler Mensch würde zu dieser Zeit noch auf den Beinen sein. In Gedanken vertieft, schlenderte er zum Bug des Schiffes. Der große Walkopf sah einladend genug aus, sodass er auf diesen sprang und sich dort niederließ. Im Schneidersitz hatte er sich darauf platziert und sein Blick war der Dunkelheit entgegen gerichtet. Die Nacht war ruhig, nur ein leichtes Lüftchen wehte. Der Himmel war wolkenlos mit tausenden von Sternen übersehen. So schwach dieses Lüftchen auch war, es war im Vergleich zum Tag um einiges kühler, was ihn allerdings kaum störte. Dank seiner Teufelskraft hatte er selten noch Probleme mit Hitze geschweige denn Kälte. Waren die Temperaturen hoch, bekam er es gar nicht erst mit, da er selbst doch die reinste Hitze verkörperte. Wenn die Temperaturen dagegen in den Minusgraden waren, hielt sein eigenes Feuer ihn genügend warm. Die Kraft brachte wahrlich viele Vorteile mit sich, auch genügend unabhängig vom Kampf. Sie hatte ihn gesehen. Keine Sekunde nachdem er das Deck betreten hatte, war er ihr aufgefallen. Seine Präsenz war ihr inzwischen so vertraut, dass sie ihn ohne große Anstrengungen erkannt hatte. Allerdings hatte sie nicht auf sich aufmerksam gemacht. Sie wollte herausfinden, was er so spät noch an Deck zu suchen hatte. Sie fragte sich, was er hatte, dass er nicht schlafen konnte. Wieder einmal hatte Lio die glorreiche Aufgabe, Nachtwache zu halten. Diesmal hatte sie aber kein Glück. Denn ihr Partner, mit dem sie sich die Aufgabe teilte, war bereits nach einer Stunde eingeschlafen. Und ihn zu wecken, kam ihr dann doch ein wenig gemein vor, auch wenn die Arbeit nun an ihr kleben blieb. Wäre die Rothaarige aber in seiner Situation, wollte sie auch nicht unbedingt geweckt werden, also ließ sie ihn schlafen. Interessiert beobachtete sie den Schwarzhaarigen, wie er an den Walkopf getreten war. Auf diesen hatte er sich niedergelassen und rührte sich nicht mehr. Das Szenario erinnerte das Mädchen an sich selbst vor einigen Jahren. Zu ihrer Anfangszeit war sie nachts ebenfalls an Deck getreten, da ihre Gedanken sie zu sehr beschäftigten. Oft suchte sie in den Sternen nach einer Antwort und nur selten fand sie eine. Worüber Ace wohl nachdachte? Ob er sich noch Gedanken um den Eintritt machte? Bestimmt, aber das konnte doch unmöglich alles sein.. Unendlich viele Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, der kurz vorm Platzen stand. Er dachte an seinen kleinen Bruder, an seine verstorbene Mutter, sogar an seinen Erzeuger verlor er einen Gedanken. Auch an seine Crew musste er denken. Die Zeit, die er mit ihnen auf See verbracht hatte, als Spadepiraten. Seinen fünf Tage andauernden Kampf gegen den Samurai Jimbei, dann das Treffen mit dem Piratenkaiser Whitebeard – Er dachte an alles, alles was passiert war. Ebenso musste er an die letzten paar Tage denken. Mit der Rothaarigen kam er inzwischen ziemlich gut zurecht, im Vergleich zu den anderen Piraten zumindest. Zwar hatten sie bisher nicht viele Worte gewechselt, doch auf irgendeiner Weise verstanden sie sich. Dennoch ließen seine Gedanken ihn nicht los und er krallte seine Hände in die Knie. Es war zum verrückt werden! Viel zu intensiv nahm ihn die Vorstellung, Whitebeard als Vater anzuerkennen mit. Den Kaiser als Captain ansehen, war eine Sache, aber als einen Vater? Konnte er das denn überhaupt? Einen eigenen hatte er nie und an den Mann, der sich als seinen Vater bezeichnen konnte, wollte er nicht denken. Ohne dass er es hatte mitbekommen, verkrampften sich seine Hände nur noch weiter in den Stoff seiner Hose. Seine Kiefer hatte er hart aufeinander gepresst und verbissen schaute er gegen die schwarze Wand, die nichts durchblicken ließ. Seine versteifte Haltung warf nur weitere unbeantwortbare Fragen auf und die Rothaarige hatte den Entschluss gefasst, sich zu ihm zu begeben. Vielleicht konnte ihre Anwesenheit ihn ein wenig beruhigen? Geräuschlos war sie vom Krähennest geklettert und hatte sich zur Galionsfigur begeben. Er hatte sie nicht bemerkt und sie betrat den Walkopf. Hinter ihm blieb sie stehen. Von nahem sah sie nun nur noch deutlicher, dass ihn etwas plagen musste. Sein Gesichtsausdruck, seine Haltung, alles deutete auf Verzweiflung. Sollte sie ihn ansprechen? Sollte sie ihn in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut werden würde? Sollte sie überhaupt etwas tun? Der Entschluss stand fest. Sie wollte nicht, dass er derartig litt, sie musste irgendetwas tun. Beruhigend legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Es schien, als hätte er es gar nicht wahrgenommen, denn gezuckt hatte er nicht unter ihrer Berührung. Trotzdem sah er zu der stehenden Person hinter ihm auf. Sein niedergeschlagener Gesichtsausdruck schockte Lio ein wenig. Zwar kannte sie bereits seinen wütenden Blick, auch sein Lachen hatte sie kennenlernen dürfen, aber dieser verletzt geradezu verzweifelte Gesichtsausdruck weckte tiefstes Mitleid in ihr. Kein Wort verließ ihre Lippen, sie wusste auch nicht einmal, was sie hätte sagen sollen. Der Druck ihrer Hand auf seiner Schulter erhöhte sich kaum merklich. Sie wollte nicht, dass es ihm so schlecht ging. Keiner ihrer Freunde und Familie sollte jemals leiden, auch er nicht. Als sie hinter ihn getreten war, hatte er sie immer noch nicht bemerkt, erst als er ihre warme Hand auf seiner Schulter gefühlt hatte, war sie ihm aufgefallen. Allerdings war er so in Gedanken vertieft, dass er sich nicht mal erschreckt hatte. Ace hatte seinen Blick von ihr abgewandt. Am liebsten hätte er sie angeschrien, dass sie verschwinden solle, aber konnte er es nicht. Er wollte sie nicht wegschicken, er wollte nicht allein sein. Die beruhigende Hand verschwand von seiner Schulter und kurzzeitig wollte er sie darum bitten, nicht zu gehen und bei ihm zu bleiben. Doch sparte er sich die Worte, als er sah, wie sie sich neben ihn gesetzt hatte. Stumm saßen sie auf dem Walkopf, keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort. Der Schwarzhaarige wusste auch nicht, was er sagen sollte. Sie hatte ihn in diesem erschütternden Zustand gesehen, was ihm alles andere als gefiel. Auch jetzt fiel es ihm schwer, sich zu fassen und trotzdem wollte er sie nicht wegschicken. Sie sollte bei ihm bleiben und nicht verschwinden. Lio hatte sich stumm neben ihn gesetzt und sah ebenfalls in die Dunkelheit. Sie konnte sich denken, dass er nicht sprechen wollte und das war auch in Ordnung. Doch er sollte das Gefühl bekommen, dass sie da war, falls etwas sein sollte. Er sollte verstehen, dass er nicht allein war und sich auf andere verlassen konnte. Mit ihrer Anwesenheit wollte sie ihm nur die Sicherheit und das Gefühl geben, sich beruhigen zu können. Eine ganze Weile war es still, doch störte es keinen von den Beiden. Ace hatte sich langsam wieder gefasst und räusperte sich einmal. Mit hochgezogener Augenbraue drehte Lio sich zu ihm und sah ihn fragend an. „Macht es dich auch glücklich, ihn Vater zu nennen?“, fragte die Feuerfaust mit leiser Stimme. Die Rothaarige musste nicht lange überlegen und nickte. Zu gut konnte sie nachvollziehen, dass diese Vorstellung für ihn suspekt sein musste, daher wollte sie erklären. „Weißt du, ich bin auf dieses Schiff gekommen, da war ich zwölf. Ich hatte keine Familie, keinen Ort, an den ich hingehen konnte und Whitebeard hat mich aufgenommen, als wäre es etwas Selbstverständliches“, die Erinnerung an ihre ersten Tage auf der Moby Dick ließen sie lächeln. „Als ich auf dieses Schiff gekommen bin, hatte ich weder Mutter noch Vater. Ich war ein kleines Mädchen, was auf der Grandline nichts zu suchen hatte und er hat mich als eines seiner Kinder aufgenommen. Kannst du dir vorstellen, wie glücklich es einen macht, wenn man von einen Moment auf den Anderen einen Vater bekommt, den man vorher nie hatte?“ Ace schüttelte nur den Kopf. Er wollte nie einen Gedanken daran verlieren, wie es war, einen Vater zu haben. Die Vorstellung dieses Bastards als leiblicher Vater, hatte ihn immer abgeschreckt, was das anging. „Ich hatte nichts, als ich auf dieses Schiff gekommen bin und nun? Nun bin ich Teil der stärksten Piratenbande, Teil dieser wundervollen Familie und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“, erklärte sie mit einem herzlichen Lächeln. Ihre Worte drangen zu ihm durch, etwas zumindest. Zwar hatte er bereits mit dem Vizen gesprochen und sich darauf eingelassen, doch war er wirklich nie mit ganzem Herzen bei der Sache dabei. Von Lio hatte er ihre Version gehört, ihre Lage verstanden und auch ihre Dankbarkeit erkannt. Der Piratenkaiser war also wirklich kein schlechter Mensch und wie es schien, machte dieses einfache Wörtchen doch mehr aus, als Ace vermutet hatte. Die Rothaarige hatte vor ihrem Eintritt keine Familie, weder Mutter noch Vater und die Piraten hatten sie ohne Einwand aufgenommen, sie zu einer von ihnen gemacht. Und es war eindeutig, dass sie sich hier wohlfühlte. Vielleicht sollte er sich doch mehr darauf einlassen.. Was hatte Marco nochmal gesagt? „..Oder du bleibst hier und.. trägst das Whitebeard-Logo auf deinem Rücken.“ ~*~ Der nächste Morgen kam früh für Lio. In der Nacht hatte sie noch einige Zeit lang neben Ace gesessen, sie hatten zwar kein Wort mehr gewechselt, doch irgendwie schien der Schwarzhaarige sich beruhigt zu haben und das war doch schon mal ein Anfang. Dennoch war die Nacht viel zu kurz, da sie, als die Feuerfaust verschwunden war, noch Nachtwache schieben musste. Nur grummelig hatte sie sich wieder ins Krähennest begeben und zwanghaft versucht, nicht einzuschlafen. Als dann auch noch die Sonne aufgegangen war und die Ablösung zu spät kam, war sie eingenickt. Ihre Aufgabe war eigentlich getan, nur fehlten die Männer, um den Posten zu wechseln. Die Ausdauer und Geduld hatte sie dafür nicht mehr und letztendlich war sie eingepennt. „Wer hätte das gedacht..“, hörte sie eine bekannte Stimme sagen. Viel zu langsam realisierte sie und öffnete zaghaft die Augen. Sie war wirklich eingeschlafen, dabei durften keine 30 Minuten verstrichen sein, die sie im Land der Träume verbracht hatte. Jemand stand im Krähennest und blickte auf sie herab. Durch die Sonne erkannte sie nur die Umrisse der Person, aber deutete diese direkt als ihren Kommandanten. Wie ihm üblich stand er mit verschränkten Armen vor der Brust vor ihr und sah sie argwöhnisch an. „Morgen“, nuschelte Lio und erhob sich langsam. „Du bist eingeschlafen“, meinte der Vize und musterte das Mädchen, welches bereits über den Rand des Nestes geklettert war. Gereizt gab sie von sich: „Soll vorkommen. Wenn niemand kommt und mich ablöst, selbst schuld.“ Es kratzte wirklich an ihrer Laune, dass Marco ihr dieses Nickerchen vorhalten würde. Die ganze Nacht hatte sie allein Wache geschoben, wobei ihr Kamerad eingepennt war. Und wenn sie dann nach ihrer offiziellen Schicht schlief, wurde sie darauf angesprochen. Typisch.. Ohne den ersten Kommandanten auch nur eines Blickes zu würdigen, war sie unter Deck verschwunden. Sollte er doch meckern, nur sollte er es auf einen anderen Zeitpunkt hinausschieben, denn jetzt wollte sie in ihr Bett. Ace hatte nach der doch recht kurzen Nacht noch Schlaf gefunden. Die Worte, die Lio ihm gesagt hatte, ließen ihn ein wenig anders denken, positiver. Gut gelaunt saß der Rookie im Essenssaal und schaufelte sich gerade Rührei und Speck in den Mund. Nach fast einer Stunde Essensaufnahme wischte er sich den Mund ab und verabschiedete sich von den Männern, die ihn fragend ansahen. Sie kannten zwar ihren alten Captain gut, doch dass seine Laune sich so plötzlich geändert hatte, wunderte jeden von ihnen. Kaum hatte er den Ausgang des Saals erreicht, sah er, wie ein Rotschopf an ihm vorbeihuschte. Er war mit einem Lächeln stehengeblieben, um sie zu grüßen, doch sie war einfach weitergelaufen. Irritiert sah er ihr hinterher und fragte sich, was mit ihr los war. Ihre Schulter hingen etwas hinab und ihr Gang wirkte so leblos, geradezu entkräftet. „Lio?“, rief er ihr hinterher, doch war sie schon in den nächsten Gang verschwunden. Verwirrt sah er ihr hinterher. Hatte sie ihn nicht gehört oder etwa ignoriert? Er schüttelte seinen Kopf, das konnte unmöglich sein. Sie war doch diejenige, die auf ihn zugekommen war, wieso sollte sie ihn jetzt ignorieren? Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, lief er ihr hinterher. Zwar war er noch nie durch diese Gänge gelaufen, doch spielte es keine Rolle. Vor ihm her lief das Mädchen, welches ihn immer noch nicht beachtet hatte. Vor einer Tür blieb sie stehen und verschwand dahinter. In letzter Sekunde, ehe sie die Tür schließen konnte, hatte Ace seinen Fuß reingestellt. Müde war sie durch die Gänge des Schiffes gelaufen, zwar hatte sie gehört, wie jemand nach ihr rief und ihr dann sogar gefolgt war, doch verschwand sie keine Sekunde daran, stehen zu bleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Marco es war und ihr etwas vorhalten wollte, von wegen 'Schlafen während der Wache ist verboten', war zu hoch, als dass sie stehenbleiben wollte. Wenn sie ihn einfach ignorierte, würde er vielleicht das Interesse daran verlieren und sie in Ruhe lassen. Also lief sie weiter bis sie letztendlich ihre Kajüte erreicht hatte. Gerade wollte sie die Tür hinter sich schließen, als jemand diese blockte. Der Fuß, der sich zwischen Rahmen und Tür befand, stoppte ihr Tun und gereizt schaute sie in das Gesicht des Besitzers. Das leicht besorgte Gesicht der Feuerfaust sah sie an und sofort wandelte ihr Gesichtsausdruck sich in Verwunderung. „Ace?“, fragte sie und verstand nicht, was mit ihm los war. „Alles ok?“, kam ihr die Frage über die Lippen und sie öffnete die Tür vollständig, damit sie sich besser unterhalten konnten. „Das wollte ich eigentlich dich fragen“, erklärte der Schwarzhaarige und sah sie immer noch beunruhigt an. Die Rothaarige legte ihren Kopf schief und fragte sich, wie er darauf kam, dass etwas nicht in Ordnung sein sollte. „Klar, bin nur todmüde“, sagte sie und nun war er derjenige, der sie fragend ansah. Konnte sie etwa nicht schlafen? Was bedrückte sie denn, dass sie nicht schlafen konnte? „Warum denn?“, wollte er von ihr wissen. „Ich hatte bis eben Nachtwache..?“, stellte sie die Frage in den Raum, als wäre es etwas selbstverständliches. Hatte er das etwa gar nicht gewusst? „Du hattest Nachtwache..? Oh, deshalb hast du mich auch gesehen..“, stellte er recht spät fest. Müde schmunzelte die Rothaarige und nickte: „Richtig.“ Verlegen kratzte die Feuerfaust sich am Hinterkopf und lächelte „Das hab ich völlig vergessen, tut mir leid“, er trat einen Schritt zurück und hob die Hand „Dann schlaf auf jeden Fall mal gut und bis später.“ Mit einem Lächeln nickte sie und erwiderte: „Danke. Oh und vergiss die Wette nicht!“ Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen und er verschwand, als die Tür ihrer Kajüte sich hinter ihr schloss. Whitebeard saß auf seinem Thron und trank, wie für ihn üblich, Sake. Sein Vize stand neben ihm und berichtete ihm gerade davon, dass sie gegen Abend eine Insel erreichen würden. Es war eine kleine Insel, die weder großen Handel betrieb noch Marinebasis besaß. Zumindest konnten sie dort für einige Tage verweilen, ohne dass jemand Stress beginnen würde. Zumal eine gewisse Abwechslung gar nicht mal schlecht wäre. Ein paar Marinesoldaten zu verprügeln, war doch ab und an sehr amüsant. Nachdem Marco alles Erwähnenswerte erzählt hatte, wandte er sich von seinem Vater ab. Er trat zur Reling, platzierte sich auf dieser und widmete sich der frischgedruckten Zeitung, die am Morgen gebracht wurde. Wie er erwartet hatte, stand nichts Spannendes darin, weshalb er sie wieder beiseite legte. Dafür weckte etwas anderes seine Aufmerksamkeit, wobei es sich doch eher um eine Person handelte. Der hitzköpfige Rookie war an Deck getreten und hatte sich fragend umgesehen. Es wirkte, als wäre er auf der Suche nach jemanden. Als die Blicke des ersten Kommandanten sich mit dem der Feuerfaust trafen, kam der Schwarzhaarige unmittelbar zu dem Vizen. Erwartungsvoll sah Marco ihn an und ohne Aufforderung sprach Ace: „Wir erreichen doch bald eine Insel oder?“ Der Blonde nickte. „Würdest du mir Geld leihen?“ Der Phönix wäre beinahe von der Reling gefallen, als er die Frage des Jungen gehört hatte. Er wollte Geld von ihm? Allen ernstes? Dazu fielen ihm keine Worte ein und er ließ ein Lachen hören. Ace verstand die Reaktion des Kommandanten, versuchte sich aber zu erklären: „Ich weiß, ich weiß. Wieso solltest du mir auch etwas leihen. Aber.. ich wollte es mir stechen lassen. Das Zeichen unseres Vaters.“ Kapitel 48: Unfug ----------------- Unfug „Land in Sicht!“, rief der Pirat, der aus seinem Ausguck die kleine aber doch sichtbare Silhouette am Horizont entdeckt hatte. Erfreut lächelten die Piraten, die die Worte ihres Kameraden verstanden hatten. Endlich war es wieder soweit, endlich würden sie wieder einen Fuß an Land setzen und sich reichlich in einer Bar betrinken können. Der Vize der Bande betrachtete nachdenklich die Insel, die in weiter Ferne vor sich hin existierte. Was konnte es für eine Insel sein? Er suchte Rat bei dem Steuermann. „Du weißt sicherlich, welche Insel das dort drüben ist“, stellte der Blonde fest und musterte den Mann, der kurzzeitig schwieg und dann stumm grübelte. Er kratzte sich seinen Bart und meinte dann: „Es müsste Wheroisland sein. Eine wirklich schöne Herbstinsel. Wenn ich mich nicht irre, befindet sich dort eine Marinebasis.“ Konnte es dann wahr sein? Innerlich seufzte der erste Kommandant auf. Kaum erreichten sie eine Insel, war diese von der Marine belegt und einen Streit anfangen, wollten die Piraten nicht zwingend. Was nur schlussfolgern ließ, dass der Aufenthalt dort recht kurz ausfallen müsste und der Barbesuch fürs Erste komplett gestrichen war. Wenig begeistert wandte Marco sich zu seinem Vater, der wie ihm üblich im Thron saß und dabei einen tiefen Schluck aus seiner Flasche nahm. „Vater“, begann der Blonde und war schließlich vollständig vor Angesprochenem stehengeblieben. Dieser sah nur zu seinem Sohn, den er zuvor mit seinem Steuermann hat reden sehen. Er sagte dafür nichts und wartete die Worte ab, die Marco, auch unabhängig seiner Reaktion aussprechen würde. „Dort befindet sich Wheroisland, auf der unglücklicherweise auch eine Marinebasis stationiert ist“, der Kommandant musste nicht mal weitersprechen, denn hatte Whitebeard bereits verstanden. Marine bedeutete in den meisten Fällen etwas Abwechslung und Spaß, doch sollten sie sich zurücknehmen, wenn sie eine Insel betraten, die unter dem Schutz der Marine stand, ob gleich sie nichts Böses im Sinn hatten. Erledigt hatte sich damit leider auch, den Männern einen Abend der Entspannung in einer Bar zu gönnen. Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig, als zumindest die Vorräte aufzustocken und weiterzureisen. So stand nun Marco die wundervolle Aufgabe an, der Crew zu erklären, dass ein Halt auf der Insel nicht möglich war, auch wenn sich ein jeder von ihnen danach sehnte. Der Beschluss stand fest. Die Moby Dick sollte so versteckt, wie es nur möglich war, an einem unbewohnten Teil der Insel vor Anker gelegt werden. Die Tatsache, dass das Schiff monströs groß war, erschwerte das Versteckspiel doch sehr, weshalb die Erledigungen so schnell wie möglich hinter sich gebracht werden sollten. Auch wenn es den alten Hünen störte, sich derartig vor der Marine zu verschanzen, bestand sein Vize darauf. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Angriff gewinnen würden, war sehr hoch. Doch sollte man auf die Inselbewohner Rücksicht nehmen und sie nicht in einen vermeidbaren Angriff involvieren. Trotz der guten Gründe war es dem Piratenkaiser alles andere als recht, wegen solch einer Kleinigkeit, so große Sicherheitsmaßnahmen einzuleiten. Doch überließ er alles seinem Vizen, der die Sache aus anderen Winkeln betrachtete. Ehre und Stolz standen sehr weit oben auf der Liste eines Piraten, doch wozu sollte man unnötig Aufruhr veranstalten, wenn es doch auch anders möglich war. Es verstrich einige Zeit, ehe sie der Insel nah genug waren. In den vergangenen Minuten wurde alles vorab besprochen, damit jeder alles so zeitig wie nur möglich erledigen konnte. So hatte jeder eine Aufgabe zugeteilt bekommen, wobei die Restlichen auf dem Schiff blieben, um es im Fall eines Rückzugs möglichst schnell in Bewegung zu setzen. Die ersten zwei Divisionen waren unter Marcos Kommando daraufhingewiesen worden, dass ihre Einheit für Nahrungsvorräte zuständig waren. Drei und vier sollten sich um sämtliche andere Dinge kümmern, die unter anderem auch Austauschmaterialien beinhalteten. Zudem waren noch einige Werkzeuge von Nöten, die es ebenfalls von der dritten und vierten Division zu besorgen galt. Lio stand an der Reling und besah sich die Baumkronen, die sich weit über die Insel erstreckten. Es war ein starker Kontrast zu dem, was sie bisher kannte. Zwar hatte sie schon einige Herbstinseln gesehen, doch keine von ihnen war so unverkennbar der Jahreszeit hingegeben. Von Gelb, über Orange bis zu Rot waren die Farben in den unterschiedlichsten Variationen zu vernehmen. Es glich ganz einem Meer aus warmen Farbtönen, welches so sachte dem Wind nachging. Noch hingen die meisten Blätter an ihren Ästen, drohten doch beinahe mit jedem Windzug zu fallen. So besah sich die Rothaarige das Farbspiel zwischen dem strahlendblauen Himmel, dem ebenso blauen Meer, welches durch die Sonne glitzerte, und schließlich der Insel, die mit den gegensätzlichen Farben so stark präsent wirkte. Das Schiff machte Halt. Keine Sekunde wurde vergeudet und die Ersten waren bereits auf dem Weg, ihre Besorgungen zu erledigen. Auch die Feuerfaust und seine Leute hatten sich umgehend losgemacht, was allerdings nicht ohne Hintergedanken getan wurde. Nach Ace war es völlig gleich, ob die Marine angreifen würde oder nicht. Nach der doch recht langen Zeit konnte er ruhig mal wieder Abwechslung gebrauchen, auch wenn es nicht im Sinn der Bande stand. Es dauerte seine Zeit bis alle wieder zurück auf der Moby Dick waren. Wie es schien, gab es keine Auseinandersetzungen mit der Marine, was doch ziemlich beruhigend war. Da sie bisher immer noch nicht entdeckt wurden, ließen sie sich Zeit, was die Abreise anging. Manche von ihnen liefen kreuz und quer durch das Schiff, um sich irgendwie zu beschäftigen. Wieder andere waren noch in der Stadt unterwegs, um persönliche Besorgungen zu erledigen. Die Rothaarige saß im Krähennest und blickte auf die Felsen, die dem großen Kahn genügend Sichtschutz boten. Immer wieder brachen die Wellen gegen die Steinkolosse, welche durch das Wasser dunkel glänzten. Die Bäume, die darüber zu sehen waren, bewegten sich sacht mit dem Wind, der so stark über die Insel fegte. Das Rascheln der Blätter war sehr deutlich zu hören, was nur die Stärke des Windes untermalte. Immer wieder fielen vereinzelt einige der Blätter hinab, was schließlich aussah, als würde es regnen. Im Laufe der wenigen Stunden, die sie nun schon vor Anker lagen, hatte sich das Wetter recht schnell geändert. Der zuvor so blaue Himmel war vollständig von grauen Wolken überzogen, die kurz davor waren auszubrechen. In der Stadt hatte Lio gesehen, weshalb die Insel Wheroisland hieß. Sämtliche Häuser waren aus rotem Backstein, mit ebenso roten Dächern überzogen. Auf dem Wochenmarkt hatte das Mädchen eine alte Dame angesprochen, die wie es schien von hier stammen musste. Auf die Frage, weshalb die Insel den Namen trug, hatte die Einheimische eine simple Antwort gegeben. „Liebchen, Whero steht für rot. Den Rest kannst du dir denken, nicht?“ – allerdings konnte man daraufhin schlussfolgern, weshalb die Insel diesen Namen trug. Allein die Natur drückte den Namen der Insel aus, welcher durch die Farbe der Häuser verstärkt wurde. ‚Rote Insel‘ – wirklich passend. An den Gedanken daran, musste Lio schmunzeln. Es war wirklich sehr passend, auch dass sie dort herum lief, als Lio, die Rote. Sie blickte auf, als jemand über die Absicherung ins Nest kletterte. Etwas überrascht richtete sie sich auf, da sie nicht mit jemanden gerechnet hatte und vor allem nicht mit dieser Person. „Ich hab dich überall gesucht. Wirklich gutes Versteck hier oben“, begann die Feuerfaust und hielt seinen Hut fest, der ihm durch den aufkommenden Wind beinahe vom Kopf geflogen wäre. Damit hatte sie nicht gerechnet. Er hatte sie gesucht, wieso? Im Aufstehen kam ihr über die Lippen: „Als Versteck würde ich es jetzt nicht bezeichnen.“ Zumal sie dafür geeignetere Orte kannte und in diesem Fall nicht einmal versucht hatte, sich zu verstecken. Lediglich die Ruhe genießen, das war ihr in den Sinn gekommen, als sie sich ins Krähennest begeben hatte. „Wie dem auch sei. Was ich dich fragen wollte..“, kurz pausierte er und fragend sah sie in sein Gesicht, welches Unsicherheit wiederspiegelte. Er schien mit sich zu hadern, denn hatte er immer noch nicht gesagt, was er sie fragen wollte und so langsam wurde das Mädchen unruhig. „Ja?“, fragte sie und beobachtete dabei, wie er die Schultern straffte und sich räusperte. Er hatte sich wohl eingekriegt, denn kurz danach fragte er: „Kommst du mit in die Stadt?“ Argwöhnisch sah sie ihn an. Deshalb hatte er so gezögert? Sie ignorierte weiteraufkommende Fragen und zuckte mit den Schultern. Sicherlich würde sie bald eine Erklärung für sein Verhalten bekommen, sollte sie doch nur mit ihm mitgehen, um zu schauen, was er vorhatte. „Klar doch“, sagte sie und wollte gerade aus dem Krähennest springen, als er sie festhielt. Fragend warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu. „Wäre es möglich, dass es keiner mitbekommt?“, fragte er sie zögerlich und ließ seine Hand von ihrem Arm ab. Bei der Frage verzogen sich ihre Augen zu Schlitzen. Wieso sollte es keiner mitbekommen? Was heckte er denn aus, dass keiner davon Wind bekommen sollte? Es wäre wohl besser, wenn sie doch nicht mitginge. Gerade wollte sie doch noch ablehnen, aber hatte Ace mitbekommen, dass ihr Argwohn gewachsen war. „Es ist wirklich nichts Schlimmes“, versuchte er ihr zu erklären und hoffte natürlich, dass sie ihm Glauben schenken würde. Doch ihr Blick war immer noch voller Misstrauen. „Ich verspreche, dass es nichts Schlimmes ist. Du erfährst es auch gleich, wenn wir vom Schiff sind, ok?“, fragte er diesmal verzweifelt und hoffte nach wie vor, dass sie ihm vertrauen würde. Hin und her gerissen nickte sie und stimmte damit zu. Auch wenn sie unsicher war, was die heimliche Aktion sollte, wollte sie wissen, was er eigentlich vorhatte. Und da er es ihr ohnehin verraten würde, wenn sie vom Schiff waren, stand dem nichts mehr entgegen. So sprangen die Zwei aus dem Krähennest und verließen das Schiff über die ausgelegte Planke, in dem Glauben, keiner habe sie dabei beobachtet. Als sie einen sicheren Abstand zur Moby Dick hatten, sprach Lio die Frage aus, die ihr schon seit Abgang aus dem Krähennest auf der Zunge brannte: „Also, was willst du jetzt machen?“ Erst lief der Schwarzhaarige unbeirrt weiter und blickte sich dabei einige Male um, um sich zu vergewissern, dass niemand da war, der sie hätte hören können. Mit einem Grinsen erklärte er ihr: „Na, ich will mir das Tattoo stechen lassen!“ Verdutzt blieb das Mädchen stehen. Deshalb die Heimlichtuerei? Ace lief einige Meter weiter und bemerkte gar nicht, dass die Rothaarige stehengeblieben war. Er sprach weiter, als wäre nichts gewesen: „Dein Kommandant Marco hat mir gesagt, ich soll es mir erst auf der nächsten Insel stechen lassen, aber solange kann ich nicht warten. Deshalb wollte ich mir von dir Geld leihen, damit ich es heute noch bekomme. Was hältst du davon?“ Während seines ganzen Redeschwalls war er weitergelaufen. Da er keine Antwort erhielt, sah er sich fragend um und suchte nach der Rothaarigen, die nicht mehr neben ihm herlief. Er wandte sich um und sah einige Meter weiter zurück, dass sie stehengeblieben war. „Alles ok?“, fragte er, als er ihren nicht zu deuteten Blick sah. Schnell waren die wenigen Meter zwischen ihnen überwunden und wieder fragte Ace sich, ob mit ihr alles in Ordnung war. Wütend sah sie ihn an. Die Erklärung schön und gut, aber es war mehr als unnötig, ein Geheimnis aus der Sache machen zu wollen. Außerdem würde es sicherlich Ärger mit ihrem Kommandanten geben, wenn Marco Wind davon bekam, dass sie von seiner Anweisung wusste und sich trotzdem nicht daran gehalten hatte. Hätte sie Ace nicht einfach das Geld geben können und er wäre selbst dorthin gegangen? „Erst einmal.. Bist du bescheuert?“, ihre Stimme war gefasst und ruhig, nur ihre Worte deuteten darauf hin, dass sie nicht mit der Situation zufrieden war. „Ähm.. eigentlich nicht“, verließ es unsicher den Mund des jungen Mannes. Er fragte sich, weshalb sie so gereizt klang, da es seines Erachtens keinen Grund dafür gab. Das Mädchen zweifelte etwas daran und sagte: „Wenn du meinst.“ Ohne weiter auf die Intelligenz des jungen Piraten einzugehen, seufzte sie und lief an ihm vorbei, weiter in Richtung Stadt. Mit einem Schulterzucken lief er ihr nach und grinste. Nicht mehr lange und er würde, wie der Vize es gesagt hatte, das Logo auf seinem Rücken tragen. Den Weg über sprachen sie nicht. Lio war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte. Immerhin würde es für die Aktion Ärger geben, zumindest wenn man sie aufdeckte. Vielleicht sollte sie es gelassener angehen, immerhin hielt sie sich doch auch sonst so selten an die Anweisungen ihres Kommandanten. Die Vorstellung, wie er mit verschränkten Armen vor ihnen stehen und ihnen einen tadelnden Blick zuwerfen würde, war doch recht amüsant. „Ach was soll’s“, murmelte sie leise, musste aber aufgrund der Vorstellung grinsen. Ja, das Bild Marcos, wie er versuchen würde, sie zu strafen, um weitere Vergehen zu vermindern, war wirklich witzig. Die beiden Whitebeardpiraten hatten die Stadt erreicht und sahen sich um. Vereinzelt sah man immer wieder Marinesoldaten, die in kleinen Gruppen durch die Straßen patrouillierten. Zu zweit fielen sie nicht wirklich auf, auch wenn beide steckbrieflich gesucht waren. Die Rothaarige hatte sich schon, kurz nachdem sie ihre Aufgabe erledigt hatte, umgezogen. Es war kühler geworden und die wärmespendende Sonne war schon längst hinter der dicken Wolkendecke verschwunden. So hatte sie nun ein Hemd an, welches sie geschlossen hatte, damit das Zeichen ihres Vaters nicht zu sehen war. Ace lief dagegen wie ihm üblich rum. Seinen Cowboyhut auf dem Kopf, das gelbe Kurzarmshirt und dazu die kurze schwarze Hose. Er sah genauso aus, wie Lio ihn kennengelernt hatte. ‚Er bräuchte echt mal neue Sachen‘, dachte sie sich, als sie einen Blick über ihn hat schweifen lassen. Ohne große Überlegungen lief er durch die Straßen, wusste doch durch seine vorherige Suche, wo sich ein Tattoowierer befand. Schweigsam folgte sie ihm und sah schon am Ende der Straße das Geschäft, welches der Pirat aufgesucht hatte. „Welches willst du eigentlich und wohin?“, fragte sie ihn interessiert. Mit einem breiten Grinsen sagte er: „Genau das, was du auch hast, aber auf den Rücken.“ Auf dem Rücken.. Sie verstand. Marco hatte doch erzählt, was er der Feuerfaust gesagt hatte. ‚Mit Stolz auf dem Rücken‘, das hatte wahrlich etwas. Damals hatte sie kurzzeitig auch überlegt, ob sie es dort tragen sollte, doch würde man es nie vollständig sehen können, so war ihre Option ihr lieber gewesen. Unter dem Herzen und so, dass jeder es sehen konnte. Bei dem kurzen Wortwechsel hatten sie sich angeschaut, seine gute Laune und das Grinsen übertrug sich auf sie, weshalb sie nun ebenfalls lächeln musste. Der Blickkontakt hielt noch einige Sekunden länger als nötig, fast so, als würden sie sich gegenseitig etwas sagen wollen. Sie musste sich eingestehen, dass sie die Feuerfaust mochte. Sehr eigensinnig, rebellisch und auch ehrgeizig mochte er sein. Mit seinen 18 Jahren war er ein unglaublich starker Pirat, der endlich eingesehen hatte, dass die Crew ein Zuhause für ihn war. Endlich akzeptierte er die Piraten als eine Familie und fand Freundschaften, die ihm zeigten, dass er nicht allein war. Ace dachte in diesem kurzen Moment nichts anderes, empfand es als ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit, die er bei ihr spürte. Ihm war endlich klar geworden, dass Whitebeard ein guter Mann war, ein Mann mit großem Herzen, der für seine Kinder alles tun würde. Das war es, was ein Vater tat. Das war es, was die Feuerfaust sich schon seit langem insgeheim ersehnt hatte. Das war es, was er zuletzt durch seine Brüder erlebt hatte.. Unbeirrt hatten sie sich angeschaut, den Blickkontakt gehalten und bemerkten nicht, wie sie beobachtet wurden. Es waren einige Männer, die sie schon recht früh entdeckt hatten, sich aber im Hintergrund hielten. Zu Beginn waren die Soldaten sich noch nicht sicher gewesen, um wen es sich hierbei handeln musste, doch war ihnen bewusst geworden, dass es sich bei den Piraten, um niemand anderen als Feuerfaust Portgas D. Ace und Lio die Rote handelte. Da nun klar war, dass es gesuchte Piraten waren, die wohl dazu auch noch allein unterwegs waren, fanden sich schnell noch mehr Männer, die zur Festnahme bereitstanden. Auf ein stummes Kommando liefen die Marinesoldaten los und begaben sich in Position. Man platzierte um die zwei Piraten herum die Männer, die dafür sorgten, dass sie nicht flüchten konnten. Der letzte Trupp verteilte sich ebenfalls und erst als man das Entsichern von Gewehren hörte, lösten die Piraten den Blick auf des jeweils anderen. Verblüfft durften die zwei Whitebeardpiraten feststellen, dass man sie umzingelt hatte. Um ihnen herum hatten sich gut 30 Marinesoldaten gesammelt, die angriffsbereit ihre Waffen gehoben hatten. Einer von ihnen mit Umhang zielte mit seinem Gewehr ebenfalls auf die Zwei und rief aus halbwegs sicherer Entfernung: „Portgas D. Ace, Lio, ihr seid hiermit verhaftet. Jegliche Gegenwehr wird nur schwerere Folgen mit sich tragen.“ Die Augenbrauen der Rothaarigen hoben sich. Was bildeten die sich eigentlich ein? Sie hatten doch nichts Böses verbrochen, zumindest in diesem Moment nichts. Ein Blick zur Feuerfaust verriet ihr, dass er sich ebenfalls in Angriffsposition begab. Ein schelmisches Grinsen lag auf seinen Lippen von denen wenige Worte zu hören waren: „Endlich mal wieder etwas Spaß. Überlass das einfach mir, in Ordnung?“ Wiedermal warf sie ihm einen wütenden Blick zu. Wenn es schon zum Kämpfen kam, wollte sie natürlich mitmischen, wo blieb denn auch sonst der Spaß? Ein Schnauben gab sie ihm als Antwort und ergänzte zusätzlich: „Wir können ja schauen, wer mehr besiegt.“ Nun begab auch sie sich in Position und zog ihr Schwert aus der Scheide. Von den Soldaten hörte man nur leises Gemurmel: „Haben die überhaupt zugehört?“ „Letzte Warnung. Wenn ihr euch jetzt bewegt, wird es schwere Konsequenzen mit sich ziehen“, rief der Offizier, doch glaubte selbst nicht mehr daran, dass die Piraten auf ihn hören würden. Beide sprangen daraufhin nur von der Stelle und umgehend ertönte der erste Schuss, was das Startsignal für alle war. Lio hatte ihn gesehen, wusste auch, dass er auf die Feuerfaust abgefeuert wurde. Neugierig wandte sie sich zu diesem und sah noch, wie die Kugel einfach durch ihn hindurchging und sich die Stelle durch schwache Flammen wieder schloss. Das war es also.. Die Macht einer Teufelskraft Typ Logia. Nun verstand sie, weshalb Haki und auch Seestein so wertvoll gegenüber einem Teufelskraftnutzer waren. Die ersten Zwei hatte sie bereits zu Boden gebracht und kaum später folgte auch der Dritte. Laut genug, damit Ace es hören konnte, rief sie „Drei!“ Sie erhaschte den kurzzeitig verwirrten Blick des Piraten, der zwei Soldaten gleichzeitig mit einem Feuerball außer Gefecht gesetzt hatte. Sein Blick wandelte sich in ein böses Grinsen, daraufhin kamen schlicht „Fünf.“ Sie verzog den Mund und widmete sich den Männern, die mit erhobenen Schwertern auf sie zu liefen. Mit Leichtigkeit hatte sie diese besiegt und bemerkte nun, wie der Offizier sich an sie wandte. Wieder ertönte ein Schuss, dem sie geschickt ausweichen konnte. Sie rannte auf den Mann zu und holte mit ihrem Schwert aus. Gleich darauf folgte ein Keuchen seinerseits und besiegt ging er zu Boden. Ein ganzes Weilchen ging es so weiter, immer wieder zählten sie laut mit, wie viele sie erlegt hatten. War es doch immer ein hin und her, wer gerade die Führung übernahm. Doch statt es weniger wurden, kamen immer mehr Marinesoldaten, die ihr Glück versuchten. Gerade kämpfte die Rothaarige mit jemanden, der erstaunlich mehr drauf hatte, als die zuvor. Immer wieder prallten ihre Schwerter aufeinander, es folgten sogar einige Schläge, die das Mädchen hatte ausweichen müssen. Aus der Ferne sah sie, wie immer mehr Soldaten sich den Weg zu ihnen bahnten. Ein Blick zu ihrem Kameraden zeigte, dass auch er mit einigen mehr zu tun hatte. „Ace?!“, rief sie und sah auch schon, wie er ihr einen Blick zuwarf. „Das werden nicht weniger“, stellte sie fest und sah das Grinsen, was sie inzwischen gut kannte. Dabei wich sie einem weiteren Angriff aus, der von dem Soldaten recht unerwartet kam. „Kannst du etwa nicht mehr?“, fragte er und schaltete mit einem Schlag gleich fünf Gegner aus. „Oh und 37“, kam es amüsiert über seine Lippen. Sie verdrehte nur die Augen und rammte dem Mann die Klinge in die Seite, ein letzter Gnadenstoß folgte als Faustschlag ins Gesicht, woraufhin er mit blutender Nase zu Boden ging. „33“, nuschelte sie leise und überwand die Meter, die sie von dem Schwarzhaarigen trennten. Wieder wollte sie darauf hinweisen, dass es endlos so weitergehen könnte, als eine Kugel in ihre Richtung flog. Völlig überrascht sah sie Ace an, der sie beiseite gezogen hatte. „Du musst schon aufpassen“, kam es von ihm und sie sah ihm perplex dabei zu, wie er eine Feuerkugel auf den Soldaten schoss. „Danke“, kam es leise von ihr und fasste sich schnell wieder. Die Situation zeigte ihr nur zu deutlich, dass sie ihr Haki nicht vollkommen beherrschte, was wirklich ein Ärgernis war, da sie dies doch speziell trainierte. Rücken an Rücken standen sie und holten Luft. Die kurze Verschnaufpause, die man ihnen gönnte, nutzten sie intensiv. Die Marinesoldaten lagen zwar alle verletzt oder sogar bewusstlos am Boden, doch wussten die Zwei, dass weitere schon längst auf dem Weg waren. „Ace..“, hauchte sie leise und hörte nur ein „Mh?“, „Wir sollten verschwinden“, kam es ernst von ihr. „Aber es ist doch gerade so lustig“, meinte er und obwohl sie ihn nicht sah, wusste sie, dass er grinste. „Das werden nicht weniger und wir kriegen ohnehin Ärger“, versuchte sie es wieder und drehte sich nun zu ihm. Wie sie es sich gedacht hatte, grinste er und war keineswegs außer Atem. Man könnte meinen, er hatte sich gerade mal aufgewärmt. „Wäre es dann nicht besser, wir gehen nicht zurück?“, wieder verdrehte sie die Augen. „Nur weil wir später zurückgehen, heißt es nicht, dass wir dadurch keinen Ärger kriegen“, lehrte sie ihn. Mit einem Seufzen nickte er. Nach ihm könnte er den ganzen Tag so weitermachen, aber Lio hatte Recht. Sie mussten irgendwann so oder so zurück zum Schiff und sicherlich würde man sich auch bald fragen, wo die Zwei waren. Dass die Marine klein bei geben würde, war sehr unwahrscheinlich und dass es Ärger geben würde, wenn sie hier weitermachten, war sehr hoch. Was ihnen wohl als Strafe bevor stand? „Da sind sie!“, schrie der Marinesoldat, der an vorderster Front voranlief. Die halbe Basis war schon auf den Beinen, weil man die Piraten gesichtet hatte. Und als es dann auch noch hieß, dass man gegen sie kämpfte, waren die Meisten unterwegs. Jeder von ihnen wollte sich damit schmücken, jemanden wie die Feuerfaust oder sogar die Tochter des Roten zu schnappen. Bevor Lio auch nur hätte einen Schritt laufen können, hatte der Schwarzhaarige ihre Hand gegriffen und rannte bereits in die entgegengesetzte Richtung, aus der die Soldaten kamen. Die ersten Schritte stolperte sie, da sie gar nicht mit der plötzlichen Reaktion seitens Ace gerechnet hatte. Erst nachdem er von ihrer Hand abgelassen hatte, konnte sie mit seinem Tempo Schritt halten. Da er aber in die falsche Richtung rennen wollte, hielt sie ihn fest und wies ihm den richtigen Weg. So war nun sie es, die die Führung übernommen hatte. Immer wieder hörten sie das Getrampel der Marine, die ihnen immer noch auf der Spur war. Zwischendurch liefen die Piraten sogar an welchen vorbei, die noch gar nichts von dem ganzen Trubel mitbekommen hatten. Immer weiter rannten sie, bahnten sich sogar schon den Weg durch die Bäume, den sie zuvor eingeschlagen hatten. Nicht mehr lang und sie wären wieder bei dem Schiff, sozusagen in Sicherheit. Lio erhöhte die Geschwindigkeit, als sie zwischen den Bäumen schon den Lichtblick sah. Keine Minute und sie wären nah genug und die Wahrscheinlichkeit, dass die Marine dann noch etwas anrichten würde, war unsagbar gering. Zu zweit rannten sie aus dem Schutz der Bäume und sahen den riesigen Kahn. Ohne Zögern rief Lio: „Wir müssen hier weg. Sofort!“ Man hatte sie gehört und kaum später hatte Marco reagiert. Wie Lio richtig gesehen hatte, war die Planke bereits verschwunden und viele Optionen gab es nun nicht mehr. Zu Ace gewandt sagte die Rothaarige: „Spring einfach“, damit war sie in das Wasser gesprungen. Er zögerte. Er sollte springen? In das Wasser, obwohl er doch nicht schwimmen konnte? Klar, sie würde ihn wieder hochholen, aber das war wirklich kein Leichtes sich dazu zu überwinden. Mit Anlauf war er ihr ins Wasser gefolgt. Das Wasser war kalt, was er sofort spürte. Seine sonst so unschlagbare Teufelskraft war in diesem Fall wirklich unnütz, da ihm das Wasser doch vollständig die Kräfte entzog. Etwas zog an seinem Arm und er sah in das unscharfe Gesicht der Rothaarigen. Wie schon öfter hatte sie nach ihm gegriffen und zog ihn nun an die Wasseroberfläche. Erleichtert atmete er auf, als er die Luft in seine Lungen sog, dennoch spürte er, wie machtlos er war und ließ sich demnach von Lio mitziehen. Sie hatte das Schiff erreicht und war zu der Stelle geschwommen, an der man ihnen die Leiter hat fallenlassen. Unverzüglich schob sie den Schwarzhaarigen an die Stelle und half ihm aus dem Wasser. Kaum hatte er dieses verlassen, sprühte er gerade so vor Kraft und kletterte in Windeseile die Strickleiter hinauf. An Deck reichte er der Rothaarigen die Hand, welche sie dankend entgegen nahm. Die Marinesoldaten sahen die Piraten und schossen auf das Schiff, auch wenn es keine Auswirkungen hatte. Es gab keine Chance sie noch zu schnappen, selbst wenn sie dem Vizeadmiral Bescheid geben würden. Bis sie mit einem Kriegsschiff hinterher fahren würden, wäre es bereits zu spät und selbst dann, war die Chance klein, etwas gegen Whitebeard ausrichten zu können. Ganz wie es schien, mussten sie die Piraten ziehen lassen. Lio stellte erleichtert fest, dass die Marine sich wieder zurückzog. Zurecht! Was sollten diese auch schon gegen ihren Vater ausrichten können? Zufrieden grinste sie den Schwarzhaarigen an, der wohl auch bemerkt hatte, dass die Soldaten abziehen würden. „Das war vielleicht ein Spaß“, sagte Ace und grinste breit „Eindeutig“, grinste sie zurück. Auch wenn sie das geplante Vorhaben nicht erledigen konnten, war es doch witzig und mal wieder eine Abwechslung gegen die Marine zu kämpfen. „Ich hab übrigens gewonnen“, sagte die Feuerfaust mit einem triumphierenden Grinsen, woraufhin das Grinsen des Mädchens augenblicklich erstarb. „Willst du mir so den Pudding aushändigen?“, kam es Ace prompt über Lippen. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie ihn an, sie verschränkte die Arme vor der Brust und meinte: „Natürlich nicht!“ Darauf lachte er nur „Also gleich zwei Niederlagen an einem Tag? Dass dich das gar nicht stört..“, säuselte er und sah sie mit einem gespielt unschuldigen Blick an. Ehe sie ihm auch nur eine verpassen konnte, spürte sie einen schmerzhaften Schlag auf ihren Kopf. Auch der Schwarzhaarige sah sie verstört an und hielt sich umgehend den Schädel. Keine Sekunde später nahm sie sehr deutlich die Präsenz einer gewissen Person wahr, der sie in diesem Moment eigentlich nicht begegnen wollte. Etwas ängstlich wandte sie sich um und sah in das gereizte Gesicht ihres Kommandanten. Marco rang mit sich, den Beiden nicht noch eine zu verpassen, hatten sie es doch aber verdient. Innerlich brodelte er und das Bedürfnis, die Zwei anzuschnauzen war hoch, doch wahrte er nach außen völlige Ruhe, sah man ihm aber seine Wut an. Die Anweisungen waren recht simpel und hielt sich doch eigentlich jeder daran. Er hatte sich bereits gedacht, dass irgendjemand sich nicht daran halten würde und dass es die Rothaarige war, war so unglaublich vorhersehbar. Anstatt ihnen Flüche an den Kopf zu werfen, seufzte er nur und sah ihnen lange in die Augen. Geschockt sah Lio zu ihrem Kommandanten. Wieso sagte er denn nichts? Sie merkte doch, wie er vor Wut sprudelte. Wollte er so etwa seine Enttäuschung ausdrücken? „Marco, sag doch bitte was!“, flehte sie ihn an und spürte, wie Unwohlsein in ihr aufstieg. Sonst nahm er die Dinge doch gelassener, zumindest verteilte er Strafen und benahm sich danach wie immer. Ein Blick zu ihr verriet ihm, dass sie sich schlecht fühlte, dabei war es doch sein Verdienst. „Lio trägt keine Schuld, ich allein bin dafür verantwortlich“, sagte Ace ernst und hielt dem Blick des Vizen stand. Wenn man schon die Schuld bei jemanden suchte, dann bei ihm. War er es doch, der sie dazu überredet hatte und somit in die Sache hineingezogen hatte. „Mag sein, dass es dein Verdienst war, allerdings waren die Anweisungen bekannt“, kam es prompt von Marco. Seine schneidende Stimme war der Rothaarigen sichtlich unwohl. Normalerweise nahm er die Dinge viel gelassener, warum reagierte er nun so über? Oder lag es daran, dass sie sich bereits so viel erlaubt hatte? „Ich habe so lange auf sie eingeredet, bis sie schließlich nachgegeben hat. Bitte, ich bin allein schuld an dem Geschehenen“, versuchte Ace es wieder, war er doch überzeugt davon, Lio aus der Sache rauszuschlagen. „Als langjähriges Mitglied der Bande sollte sie diejenige sein, die dich daran hindern sollte, Unfug anzustellen“, kommentierte der Phönix. Nach wie vor war er sauer, aber schon lange nicht mehr so wie zu Anfang. Dass sie immer wieder Mist anstellte, lag wohl in ihrer Natur und daran würde sich sicherlich nichts ändern. Wieder ein Seufzen, welches von Marco zu hören war. „Du wirst eine Woche die Trainingsräume putzen, alle Trainingsräume“, sagte er nachdrücklich zu dem Rookie, welcher erst erleichtert nickte, doch dann schnell niedergeschlagen schaute. Eine Woche verschwitzte und stinkende Räume putzen? Es hätte sicherlich etwas Netteres sein können, aber immerhin hatte er Lio verschont. „Und du hilfst ihm“, ergänzte Marco nun und sah zu der Rothaarigen, welche zaghaft den Blick hob. Sofort hellte sich ihr Blick auf, auch wenn es sehr bizarr aussah. Sie lächelte, obwohl sie eine Strafe bekommen hatte? War es ihr wohl lieber als die Enttäuschung ihres Kommandanten. Eifrig nickte sie „Ist gut!“, sagte sie noch enthusiastisch. Ihr war alles lieber als keine Reaktion, auch wenn es, wie in diesem Fall, Trainingsräume putzen war. Sie hatte sich oft in der Wolle mit ihrem Kommandant, doch war er ein sehr guter Freund geworden, den sie so schätzte, wie er war. Nicht so aufgeschlossen, wie der vierte Kommandant, aber dafür genauso loyal und verlässlich. Trotzdem fragte Marco sich, was die Zwei noch in der Stadt zu suchen hatten, obwohl doch bereits alles erledigt war. So fragte er: „Was wolltet ihr überhaupt noch in der Stadt?“ Ace kratzte sich verlegen am Hinterkopf und erklärte: „Ich wollte mir doch noch das Tattoo stechen lassen.“ Der Blonde hob argwöhnisch eine Augenbraue. Die Zwei vor ihm waren sich nicht unähnlich. Immer wieder sagte er was zu machen war und beide hielten sich nicht dran. In Zukunft würde das sicherlich noch eine Menge Ärger geben.. Kapitel 49: Besenschwinger -------------------------- Besenschwinger Die Strafe war leicht. Sieben Tage, Trainingsräume, putzen. Klingt doch gar nicht so anspruchsvoll, oder? Sag das mal einer Ace. Lio beobachtete den Schwarzhaarigen, wie er mit Wischmopp und Eimer durch den Gang stolperte. Sehr unhandlich hielt er den Mopp fest, eckte immer wieder irgendwo gegen und so langsam verlor die Rothaarige die Geduld. Mit verschränkten Armen stand sie an der Tür zum ersten Raum, den es zu putzen galt. Ihr Blick war argwöhnisch auf den Piraten gerichtet, der schon jetzt ein wenig überfordert wirkte. Als er dann endlich in Reichweite war, nahm sie ihm umgehend die zwei Sachen ab und stellte sie neben den Utensilien, die sie selbst bereits geholt hatte. Verlegen kratze Ace sich am Hinterkopf und sah unsicher durch die Gegend. Mit einem Seufzen machte Lio sich daran sämtliche Oberflächen zu reinigen, wobei Ace nur daneben stand und nicht wusste, was er zu tun hatte. Dabei beobachtete er das Mädchen, wie es ohne zu zögern drauf los geputzt hatte. „Ehm..“, kam es ihm über die Lippen und bekam von der Jüngeren einen Besen in die Hand gedrückt. Ohne weitere Erklärungen machte sie mit ihrer Arbeit weiter, wobei der Schwarzhaarige auf den Stil in seinen Hand schaute und versuchte herauszufinden, wie er damit umzugehen hatte. Unbeirrt hatte sie mit ihrer Arbeit weitergemacht, wusste inzwischen sehr gut, was alles zu erledigen war. Die unzähligen Strafarbeiten, die sie bereits absolvieren musste, könnte sie mittlerweile sogar im Schlaf ausführen. Da sie immer noch keine Regung von ihrem Mitgenossen wahrnahm, drehte sie sich zu ihm und erblickte Ace, wie er auf den Besen schaute, als würde er versuchen herauszufinden, wie dieser zu benutzen war. Dass er vielleicht nicht so oft geputzt hatte, würde sie ja noch verstehen, aber dass er nicht wusste, wie man einen Besen zu schwingen hat, war doch schon etwas ungewöhnlich. „Du putzt nicht so oft“, stellte sie fest und warf den Lappen in den Putzeimer zurück. Dabei trat sie näher und nahm ihm den Besen ab. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und gestand: „Ehrlich gesagt, nie“, „Merkt man gar nicht“, kommentierte sie und erklärte ihm daraufhin, was er zu machen hatte. Einige Stellen fegte sie sauber und meinte dann: „Den Rest kannst du machen, ich geh schon mal in den nächsten Raum. Wenn du fertig bist, sag einfach Bescheid.“ Die Rothaarige gab den Besen wieder ab und ging mit Putzeimer aus dem Raum raus. Kurz bevor sie ihn allein zurückließ, sagte sie: „Wenn etwas ist, frag.“ Ace dagegen sah ihr leicht verzweifelt hinterher. Klar wusste er, wie man einen Besen schwang, aber selbst hatte er nie wirklich die Ehre dazu gehabt. Aber so schwer hatte es doch gar nicht ausgesehen und er war sich sicher, dass er die Aufgabe erledigen könnte. Wie sie zuvor, fegte er den Dreck auf eine Stelle und war immer darauf bedacht, gleichmäßige Bahnen zu ziehen. Hochkonzentriert schwang er den Besen und grinste zufrieden, als er endlich alles auf einem Haufen hatte. Kurz danach ging er einen Raum weiter, um der Rothaarigen Bescheid zu geben, dass er damit fertig war. Allerdings hatte er dafür so lange gebraucht, dass sie inzwischen nicht nur einen Raum weiter war, sondern ganze vier. „Lio?“, sprach er sie an, als er sie endlich gefunden hatte. Ohne den Blick auf ihn zu richten, hatte sie weitergemacht und gab mit einem „Mh“ zum Verständnis, dass sie ihm zuhörte. „Ich wäre dann mit dem Ersten fertig“, erklärte er und sah, wie sie wie zuvor den Lappen in den Eimer warf und dann zu ihm trat. Gemeinsam gingen sie zum ersten Raum und sie erklärte ihm, was als nächstes zu tun war. Vorerst den Dreck aufkehren und danach wischen. „Bekommst du hin oder? Ich helf dir, sobald ich fertig bin“, hatte sie ihm knapp gesagt und war schon wieder verschwunden, weshalb er wiedermal auf sich allein gestellt war. Putzen war absolut nicht seins.. Nachdem er den ersten Raum gewischt und ihn damit beinahe vollständig unter Wasser gesetzt hatte, war auch Lio fertig und übernahm die Arbeit mit dem Fegen. Die Feuerfaust verrichtete die Arbeit so gut er eben konnte und ließ sich die Zeit, die für ihn notwendig war. Derweil huschte das Mädchen durch jeden Raum und wollte, nachdem sie mit allen durch war, einige Gegenstände bereits zurückbringen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war die riesige Pfütze, die sich auf dem Gang gesammelt hatte. „Was zur..“, murmelte sie, als sie auf den Boden trat und dabei ein patschendes Geräusch zu hören war. Mit nassen Schuhen lief sie zur Quelle des Unheils und sah den Schwarzhaarigen, wie er fröhlich munter durch den Raum wischte und gar nicht mitbekommen hatte, dass ihm der große Eimer auf dem Gang umgefallen war. Gerade wollte Lio noch näher treten, als sie auf einen nassen Lappen trat, der unter ihrem Schritt zu rutschen begann. Bevor sie überhaupt realisiert hatte, dass sie gleich den Boden küssen dürfte, war Lio bereits am Fallen. Auch wenn die Erkenntnis kam, kam sie eindeutig zu spät, sodass das Armerudern keinen positiven Effekt mit sich brachte, außer dass man es als Außenstehender wirklich amüsant finden konnte. Als ihr Hintern den nassen Boden begrüßte, quiekte sie kurz auf und fluchte dann unverständliche Dinge in den leeren Gang. Langsam erhob sie sich und rieb über die Stelle, auf die sie gefallen war. Mit einem Seufzen stellte sie fest, dass ihre Hose und auch ihre Beine Dank des Falls vollständig nass waren. Kurzzeitig hatte Ace sich gefragt, ob Lio nach ihm gerufen hatte, da er der Meinung war, ihre Stimme vernommen zu haben. Aber er konnte sich genauso gut geirrt haben und machte unbeirrt mit seiner Arbeit weiter. Erst als er ein Rumsen und einen hohen Aufschrei gehört hat, war er sich sicher, dass etwas passiert war. Was genau, müsste er erst noch herausfinden. Den Mopp stellte er beiseite und öffnete die angelehnte Tür zum Gang. Dort fand er die Rothaarige vor, die mit dem Rücken zu ihm stand und sich den Hintern rieb. Erst verwirrt, aber dann sehr schnell amüsiert, grinste er breit und meinte dann: „Kann ich dir zur Hand gehen?“ Mit einem zornigen Blick wandte sie sich um und versuchte dem Piraten das freche Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Doch wie es schien, stachelte ihre Reaktion ihn nur weiter an und das Grinsen, was kaum möglich war, wurde noch breiter. Sie zeigte auf den Eimer, der umgekippt war und sagte mit wenig sanfter Stimme: „Du kannst ruhig etwas mehr aufpassen.“ Ace, der gar nicht mitbekommen hatte, dass er den Eimer umgeworfen hatte, schaute erst verdutzt und nickte dann. Sein Grinsen legte sich schnell und entschuldigend sah er sie an. „Tut mir leid, ich hab wohl nicht so das Talent fürs Putzen.“ Das Mädchen wank ab und meinte recht knapp: „Ich hab auch nichts anderes erwartet“, damit stellte sie den Putzeimer wieder aufrecht hin. Ergänzend kam von ihr noch ein „Wir haben ja noch sechs Tage Zeit, um das zu üben“, ihr anfänglich scheinbarer Zorn war wie verflogen und ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen. Vom Schwarzhaarigen kam ein schlichtes Nicken, denn die Vorstellung, jeden Tag durch die Räume putzen zu dürfen, war alles andere als spaßig. „Schaffst du es zehn Minuten allein, ohne den Gang unter Wasser zu setzen?“, fragte sie ernst und sah abschätzend zum Schwarzhaarigen, der eifrig nickte. Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen, denn irgendwie bestand nach wie vor Zweifel, ob es gut gehen würde, doch sie wollte ihre Kleidung wechseln. „Dann mach ruhig weiter, ich komm sofort wieder.“ Keine Zeit wurde verschwendet und auf unmittelbarem Weg lief sie zu ihrer Kajüte, um aus den nassen Sachen rauszukommen. Womit sie nicht gerechnet hatte, war Thatch, der gerade an ihrer Tür stand und klopfen wollte. „Ah Lio, da bist du ja“, begrüßte er sie freundlich und begann breit zu grinsen, als er sie in diesem Zustand sah. „Soll ich fragen?“, kam es belustigt über seine Lippen, doch sie schüttelte lediglich den Kopf und erwiderte: „Wie kann ich dir helfen?“ Nachdem auch weiteres mit dem Smutje geklärt war, konnte sie endlich aus den Sachen raus und in neue schlüpfen. Da sie durch das Gespräch mit Thatch etwas länger gebraucht hatte als geplant, lief sie nun mit eiligen Schritten zu den Trainingsräumen, in der Hoffnung, alles noch in ganzen Stücken anzufinden. Die Pfütze, in der sie zuvor ausgerutscht war, wurde aufgewischt und wie es schien, war alles andere auch noch ganz. Auf der Suche nach Ace, warf sie immer einen kurzen Blick in einen der Räume, doch fand ihn einfach nicht. Dafür sah sie, dass inzwischen alles sauber gemacht war und auch endlich wieder gut roch, anstatt des beißenden Geruchs zuvor. Wo die Feuerfaust auf einmal war, wusste sie dennoch nicht. „Ace?“, rief sie ihn und erhoffte sich so herauszufinden, wo er war. Nachdem Lio verschwunden war, um sich umzuziehen, hatte er selbst versucht, so schnell und effizient wie nur möglich zu arbeiten. Immerhin war sie um einiges schneller als er und hatte ihm sogar noch Arbeit abgenommen. Dass sie gerade kurzzeitig verschwand, war auch nur sein Verdienst, da er so ungeschickt war und das Wasser verschüttet hatte. Dafür wollte er ihr stolz präsentieren, dass man ihn auch ruhig mal kurz allein lassen konnte, ohne dass etwas Schlimmes passieren würde. So hatte er fleißig jeden Raum durchgewischt und auch die von ihm fabrizierte Pfütze beseitigt, das dreckige Wasser und auch sämtliche Putzutensilien weggebracht. Mit einem stolzen Grinsen war er zurückgegangen und sah nun die Rothaarige, wie sie jeden der Räume inspizierte und ihn zu suchen schien. Als er ihren erstaunten Blick sah, freute er sich insgeheim ein wenig. Immerhin wollte er ihr nicht zur Last fallen, da das Ganze eh seine Schuld war. Er hörte ihre Stimme, wie sie nach ihm rief und ihm schoss ein Gedanke durch den Kopf. Ein kleiner Spaß sollte doch drin sein? Ein schelmisches Grinsen zierte seine Lippen. Ihre Stirn war in Falten gelegt, denn konnte sie nicht ganz verstehen, was in dem kurzen Moment ihrer Abwesenheit alles passiert war. War es denn wirklich möglich, dass Ace alles allein so ordentlich gemacht hatte und das ganz ohne etwas zu beschädigen? Und wo war er überhaupt? Gerade wollte sie den Gang entlang laufen, um in den nächsten Raum zu gelangen, da spürte sie etwas an ihren Seiten und vor Schreck quiekte sie kurzzeitig auf. Sie warf der Person hinter sich einen Blick zu und erkannte den Schwarzhaarigen, der sie böse angrinste. Egal wie viel Kraft sie aufwendete, es brachte nichts. Ihre Arme hatte er hinter ihrem Körper mit seiner Hand festgehalten und mit der anderen kitzelte er sie, wie er es bereits im Beisein von Marco und Thatch getan hatte. Unbarmherzig strich er mit seiner Hand über ihre Haut und immer wieder wand sie sich in seinem Griff, doch jegliche Gegenwehr war zwecklos. „Hör auf!“, stieß sie zwischen den Lachern hervor und hoffte endlich Erlösung zu bekommen. Doch erbarmungslos machte die Feuerfaust weiter und stimmte in das Gelächter ein, auch wenn es aus ganz anderen Gründen war. Beinahe hätte sie ihn angefleht, er solle doch bitte aufhören, da hatte sich seine Kitzelattacke von selbst eingestellt. Gott sei Dank. Dafür grinste er immer noch breit und meinte dann: „Du bist so schreckhaft! Und dann auch noch so kitzlig!“ Das Lachen konnte er sich nicht verkneifen und es war schon so weit, dass er sich krümmte und den Bauch hielt. Lio brodelte. Sie wusste selbst, wie kitzlig sie war. Hatten die Kommandanten es ihr doch immer vorgehalten und sich einen Spaß daraus gemacht, doch in diesem Fall wollte sie zurückschlagen. „Du blöder Pirat“, kam es ruhig und doch sehr bedrohlich von ihr. Ace, der sich vor Lachen immer noch den Bauch hielt, hörte den hinterhältigen Unterton gar nicht. Der kleine Abstand zwischen den Piraten war schnell überwunden, denn die Rothaarige hatte, so gut es ging, ein wenig Anlauf genommen und die Feuerfaust umgerannt. Sich selbst gleich mit dazu. So lag er auf dem Boden mit ihr auf sich. Das Gelächter war sofort verstummt und überrascht sah er auf das Mädchen, welches siegessicher auf ihm Platz genommen hatte. Mit Leichtigkeit hätte er sie von sich runterschmeißen können, doch war er in diesem Moment von ihrer Nähe absolut gelähmt. Rittlings saß sie auf ihm und hatte sich mit ihren Armen neben seinem Kopf abgestützt. Nun war sie es, die ihn angrinste. Wobei ihm nicht ganz ersichtlich war, ob es nun ein schelmisches oder doch ein anzügliches Grinsen war. Viel zu überrascht war er gerade von ihrer so körpernähernden Tat. Ihr seitlich geflochtener Zopf fiel ihr von der linken Schulter und landete auf dem Oberkörper der Feuerfaust, der nur noch flach atmete. Sein Blick landete auf ihren Zopf und unweigerlich bekam er einen genaueren Einblick auf ihren Ausschnitt. Er schluckte schwer. Vorsichtig beugte sie sich zu ihm hinab, war sich seiner Blicke sehr bewusst, ignorierte sie aber gekonnt. Seinem Gesicht sehr nah, streifte sie mit ihrer Nase seine linke Wange und kam seinem Ohr bedrohlich näher. Ace spürte ihren warmen Atem und ein Schauder lief ihm über den Rücken. „Mach ich dich etwa nervös?“, kam es ihr über die Lippen und er spürte sehr deutlich ihr leichtes Grinsen, welches ebenso an ihrer Stimme zu hören war. Viel zu schnell und hoch für normale Verhältnisse antwortete er: „Nein“ und Lios Grinsen wurde gleich ein Stück breiter. „Ich will dir etwas verraten“, fing sie erneut an und spürte unter sich seinen Herzschlag, der sich beinahe verdoppelt hatte. Ihr Kopf hob sich wieder, damit sie ihm in die Augen schauen konnte, um seine Reaktion besser erleben zu können. Ace schluckte schwer, als er ihr wieder in die Augen blickte. Sie waren so dunkel, dass Pupille und Iris beinahe nicht zu unterscheiden waren und doch sahen sie schön aus. Aus dieser Entfernung sah er deutlich, dass ein Muster die Regenbogenhaut zierte, welches er von weitem nie bemerkt hatte. Ihre schwarzen Seelenspiegel strahlten so viel Lebensfreude und Glück aus, dass er sie deshalb beinahe dafür beneidete. Und doch war er immer noch nervös, da sie so anzüglich auf ihm saß und er nicht wusste, was sie noch vorhaben könnte. Gerade waren ihre Gesichter sich unglaublich nahe. Er müsste nur ein ganz kleines bisschen seinen Kopf anheben und schon würden seine Lippen.. „Ich kann sehr böse werden, wenn du nicht aufhörst mich zu ärgern“, sagte sie und sah genau in seine Augen, deren Blick auf ihren Lippen lag. Die Rothaarige konnte sich denken, was in dem jungen Mann unter ihr gerade vorging und genau das war ihr Plan gewesen. Innerlich lachte sie böse, denn nun würde das Beste folgen. Sein Blick lag auf ihren Lippen, die sich unaufhörlich bewegten, als würde sie gerade sprechen. Keines ihrer gesprochenen Worte drang in sein Ohr, denn hatten ihre Lippen aber auch ihre Augen ihn völlig in Beschlag genommen. Wie gern würde er sie küssen.. Ob ihre Lippen genauso weich waren, wie sie aussahen? Der Rookie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn er sie einfach so in ihrem Redefluss unterbrechen würde, aber er musste wissen, wie ihre Lippen schmeckten. Es fehlte nur ein kleiner Abstand, den es zu überwinden galt. Der Schwarzhaarige schloss seine Augen und hob minimal seinen Kopf, um beider Münder zu versiegeln, doch er landete im nichts. Verwirrt blinzelte er mehrere Male und sah zu der Rothaarigen, die wieder aufrecht auf ihm saß und sich in Sekundenschnelle von ihm erhoben hatte. Etwas enttäuscht aber auch verwundert blickte er sich um und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht allein waren. Marco hatte von Thatch erfahren, dass die Aufgabe für den ersten Tag beinahe erledigt war und natürlich wollte er schauen, ob die Arbeit denn auch entsprechend verrichtet wurde. Nachdem er kurz mit dem vierten Kommandanten gesprochen hatte, wartete er noch einige Zeit und machte sich schließlich auf den Weg zu den Trainingsräumen. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war das Szenario, was sich ihm bot. Am Ende des Ganges erkannte er die Rothaarige, wie sie auf dem Rookie saß und sich zu ihm herabgebeugt hatte. Sie sprach wohl gerade mit ihm, denn Bewegungen ihrer Lippen waren zu vernehmen, nur hörte der erste Kommandant sie aus dieser Entfernung nicht. Als er schlussendlich nah genug war, räusperte er sich kurz und Lio reagierte sofort. Ohne zu zögern hatte sie sich aufgesetzt und war auch umgehend aufgestanden. Mit einem Rotschimmer auf den Wangen sah sie beschämt zur Seite hinab, doch sagte sie kein Wort. Der Schwarzhaarige war wohl noch immer wie in Trance und bemerkte nur sehr langsam, was gerade passiert war. Als er dann aber den Blick des Blonden erwischte, erhob sich ebenso schnell und stellte sich in einem sicheren Abstand zu Lio, die nach wie vor zu Boden schaute. „Ich nehme an, ihr seid fertig?“, fragte Marco neutral und warf in einen der Räume einen Blick rein. Da Ace wohl immer noch keine Stimme hatte, antwortete die Rothaarige: „Ja, gerade fertig geworden.“ „Habt ja auch lang genug gebraucht“, kam es von dem Vizen, der doch etwas schmunzeln musste, da seine Gegenüber beide den Blick nicht halten konnten und mit leichtem Rotschimmer wegschauten. „Wie dem auch sei, die Aufgabe ist für heute erledigt, ihr seid freigestellt“, erklärte er noch und wandte sich bereits zum Gehen, als er zum Abschied noch meinte: „Und es gibt Mittagessen.“ Beide sahen dem Blonden hinterher und mit jeder Sekunde, in der sie wieder allein waren, wurde es zwischen ihnen unangenehmer. Die Erste, die das Wort ergriff, war Lio: „Hast du Hunger?“, sie fragte mit ruhiger Stimme und lächelte zaghaft. Sie hatte auf Ace eingeredet, doch hatte er ihr anscheinend nicht einmal zugehört. Die einzige Reaktion, die er gezeigt hatte, war dass er seinen Kopf gehoben hatte.. Etwa um sie zu küssen? Das hatte sie doch gar nicht beabsichtigt. Wollte er überhaupt oder hatte sie sich einfach geirrt? Sie hatte sich bestimmt geirrt, oder..? Ace sah ebenso verlegen aus und kratzte sich am Hinterkopf, Hunger hatte er schon, nur fehlte es ihm gerade an Appetit. Vor weniger als einer Minute hätte er sie beinahe geküsst. Wollte er das überhaupt? Immerhin kannten sie sich erst seit einigen Wochen und eigentlich hatten sie schon eine recht gute Freundschaft aufgebaut. Wäre es ein Fehler gewesen, wenn niemand sie unterbrochen hätte? Über was hatte sie überhaupt die ganze Zeit gesprochen? Es wäre besser gewesen, wenn er ihr zugehört hätte, dann könnte er vielleicht sagen, was sie von einem beinahe Kuss gehalten hätte? Vielleicht sollte er es einfach ignorieren und hoffen, dass sie seinen Versuch gar nicht bemerkt hatte. „Ähh, klar“, gab er ihr als Antwort und lächelte genauso zaghaft, wie sie es gerade tat. „Dann lass uns mal essen gehen“, kam es noch knapp von ihr und gemeinsam liefen sie stumm den Weg bis zum Essenssaal. Kapitel 50: Annäherung ---------------------- Annäherung Rote Haare umspielten das zarte Gesicht der jungen Frau, ihre schwarzen Augen musterten den Piraten, der unter ihr lag. Ihre Lippen waren ein klein wenig geöffnet und ihre Wangen schimmerten in einem leichten Rot. Er spürte ihre Nähe, spürte ihre Wärme. Es kam ihm sogar schon beinahe so vor, als könne er ihren Herzschlag über sich spüren. Seine Hände legten sich wie von selbst um ihren Körper und er drückte sie eng an seinen. Nur ein kleiner Abstand trennte ihre Münder und Ace war sich sicher, dass wenn er nicht bald ihre weichen Lippen auf seinen spüren würde, es einen für ihn notwendigen Positionswechsel gäbe. Lio beugte sich nur langsam herab, weshalb der Schwarzhaarige kurz davor stand, die Geduld zu verlieren. Keinen Zentimeter trennten ihre Lippen und jeder von ihnen spürte den flachen Atem des jeweils anderen. Ace war sich sicher. Endlich könnte er erfahren, wie ihre Lippen schmeckten und vor allem, ob sie so weich waren, wie sie aussahen. Eindringlich sah er in die schwarzen Iriden der Rothaarigen, als suche er nach einer Bestätigung für das Kommende und kein Widerspruch war zu sehen. Er schloss die Augen, wohlwissend dass er sie endlich küssen könnte, und kam Lio entgegen. Seine Lippen trafen auf ihre und augenblicklich spürte er ein kleines Feuerwerk in sich aufgehen. Eher zaghaft bewegten sich ihre Lippen aufeinander und Ace verspürte das starke Bedürfnis, sie noch näher bei sich zu haben. Sein Griff um sie wurde fester und bestimmter küsste er sie. Ihm war klar, dass es sich gut anfühlen würde, doch war ihm nie in den Sinn gekommen, dass ihn diese einfachen Berührungen dermaßen aus der Bahn werfen konnten. Die Augen des Piraten öffneten sich. Er wollte wissen, ob sie es genauso genoss wie er, doch bekam er kein scharfes Bild zu sehen. Die Nähe und vor allem auch Wärme, die er zuvor gespürt hatte, war auf einen Schlag verschwunden. Die Rothaarige, die vor wenigen Sekunden noch auf ihm saß, war mit dem berauschenden Gefühl des Kusses genauso verschwunden, wie die zuvor gespürte Wärme. Auch nach mehreren Versuchen den Blick mit Blinzeln zu klären, ergab sich dennoch nichts und die Sicht wurde nur ungenauer. Unruhig drehte Ace sich in seinem Bett. Langsam beruhigte er sich und die Bewegungen stellten sich ein. Ein Seufzen verließ seinen Mund und müde rieb er sich die Augen. Er war sich sicher, dass es noch spät in der Nacht war, dafür brauchte er nicht auf die Uhr zu schauen. „Ein Traum“, hauchte er leise in den dunklen Raum. Wie hätte es auch anders sein können! Es hätte ihm von Anfang an bewusst sein müssen, dass es nicht real war. Zu schön wäre die Vorstellung gewesen. Auch wenn er behaupten konnte, dass es sich im Traum selbst wirklich gut angefühlt hatte. ‚Zu gut‘, dachte er sich und sehnte sich nach dem Gefühl, welches er noch vor wenigen Momenten gespürt hatte. Obwohl.. sehnte er sich wirklich danach? Nach der Aktion am Tag wusste er nicht so recht, was er davon halten sollte. Mit Lio hatte er allerdings nicht gesprochen, zu sehr hoffte er, dass sie es gar nicht mitbekommen hatte. Schließlich war er sich doch selbst nicht sicher, was sein Verhalten zu bedeuten hatte. Immerhin hatte sie ihn irgendwie in diese Situation gebracht und ihn doch geradezu provoziert! Begründung war es dennoch nicht. Genauso gut war es möglich, dass es einfach aus dem Affekt heraus passiert war. Doch der Traum zeigte ihm deutlich, was er wollte.. oder? Konnte es denn möglich sein? Klar, er mochte Lio, doch auf diese Art? Bisher war es eher eine Freundschaft, die sie verband. Konnte man das überhaupt nach so kurzem Zeitraum einschätzen? Ace konnte es nicht sagen. Wusste doch gar nicht, wie so etwas ablief, zumindest was nähere Gefühle anging. Nachdem Ace glücklicherweise doch nochmal eingeschlafen war, verging die Nacht doch recht schnell. Müde und noch immer total geplättet, erwachte der Schwarzhaarige und war froh, zumindest diesmal nicht wieder etwas Derartiges geträumt zu haben. So schön der Traum auch war, machte sich nur unnötige Verwirrung in ihm breit. Die Uhr verriet ihm, dass es Zeit für Frühstück war und genau das konnte er jetzt gut gebrauchen. Eine ausgiebige Mahlzeit hatte bisher immer geholfen und vielleicht hatte er mit vollem Magen klarere Gedanken. Motiviert erhob er sich und hüpfte schnell unter die Dusche. Die Aussicht auf ein ausgewogenes Frühstück stimmte ihn glücklicher, als es bei anderen der Fall war. Gut gelaunt marschierte er durch die Gänge und war froh, den Weg zum Essenssaal drauf zu haben. Schließlich war das auch das Wichtigste! Mit einem Grinsen im Gesicht betrat er den Saal und gesellte sich gleich zu einigen Mitgliedern, die er inzwischen als Brüder bezeichnen durfte. Sein Teller war so schnell, wie er befüllt wurde auch wieder geleert. Gleich mehrere Mahlzeiten verschwanden in seinem Magen, der wie ein schwarzes Loch schien, welches sämtliche Materie verschlang. Gerade wollte er sich wieder etwas auftun, als seine Sicht dunkel wurde. Zwei Hände hatten sich über seine Augen gelegt und hinter sich spürte er, wie eine Person sehr nah an ihm stand. Augenblicklich bemerkte er die wohlbekannte Nähe und auch Wärme, die von dieser Person ausgestrahlt wurde. Als er dann auch noch ihre Stimme hörte, war er sich endgültig sicher. „Na, wer bin ich?“, fragte die Rothaarige mit einen Grinsen im Gesicht. Sie hatte gespürt wie der Schwarzhaarige vor Schreck etwas zusammengezuckt war und konnte sich das Grinsen daher nicht verkneifen. „Was eine Frage.. der kleine Giftzwerg natürlich“, kam es ihm amüsiert über die Lippen. Ihre Hände verschwanden umgehend und keine Sekunde später schnipste sie ihm gegen die Stirn. Ein „Au“ war zu hören und Ace rieb sich einige Male über die Stelle. „So klein bin ich nicht, klar?“, stellte die Rothaarige fest und setzte sich neben den Rookie auf die Bank. „Meinetwegen. Aber das Andere hast du ja selbst bestätigt“, meinte er mit einem Grinsen und kassierte diesmal einen freundschaftlichen Schlag gegen die Schulter. Nachdem Lio sich auch etwas zu essen aufgetan hatte, fragte sie ihn: „Gut geschlafen?“ Ace hatte sich bei der Frage beinahe verschluckt, konnte aber gerade so noch die Essensreste runterschlucken. Was sollte er darauf antworten? Geschlafen hatte er ja eigentlich gut.. „Ganz gut und selbst?“, „Ich? Ich schlaf immer gut“, antwortete sie und biss genüsslich in ihr Brot. Das Frühstück verging weiterhin ruhig, so sprachen sie ab und zu über den angefangenen Tag, aber auch über die kommenden Wochen, in denen sie bald eine neue Insel erreichen würden. Dennoch musste Ace manchmal an seinen Traum denken, hatte doch unmittelbar neben ihm das Original sitzen. Sein Blick fiel wenige Male, sodass es nicht auffiel, auf ihre Lippen und immer wieder schoss ihm die Frage, wie sie wohl schmeckten, in den Kopf. Wenn das so weiterging, würde er das sicherlich nicht lange aushalten. Er musste die Sache irgendwie klären.. Lio erhob sich von der Bank und ging mit gestapeltem Geschirr in Richtung Kombüse. Im Gehen wandte sie sich nochmals um und rief zu dem Schwarzhaarigen: „Wir sehen uns!“, damit war sie auch schon durch die Tür zur Küche verschwunden. Ace sah ihr noch nach und fragte sich, wie er es am besten ansprechen sollte. Wie ging man so ein Thema überhaupt an und viel wichtiger war die Frage, was wollte er überhaupt sagen? Darüber müsste er sich sicherlich noch den Kopf zerbrechen. Mit einem Seufzen erhob auch er sich von der Bank und machte sich auf den Weg an Deck, um etwas frische Luft zu schnappen, die ihm bei seinen Überlegungen vielleicht unterstützen könnte. „Morgen Lio“, kam es von dem Smutje, der dabei war, das übriggebliebene Frühstück zu verstauen. „Guten Morgen“, antwortete sie ihm und brachte die Teller zur Spüle, an der bereits jemand stand und fleißig spülte. „Hattest du keine Lust auf uns?“, fragte der Brünette und verstaute eine Schale im Schrank. „Huh?“, erwiderte Lio, wusste nämlich gar nicht, was er damit meinte. „Du sitzt doch sonst immer bei uns, heute bei Ace. Ihr versteht euch wirklich gut, oder?“, der Unterton seiner Stimme war deutlich zu hören und die Rothaarige blickte in das grinsende Gesicht des Brünetten. „Ich sitze doch immer bei euch und ja, du doch auch“, gab sie ihm ehrlich als Antwort, auch wenn sie wusste, dass er auf etwas anderes hinaus wollte. „Ich falle aber nicht direkt über ihn her“, meinte Thatch dann ganz direkt und grinste das Mädchen breit an, welches ihn fragend ansah. Seufzend kam sie näher und setzte sich auf einen der Hocker. „Marco ist echt eine Tratschtante, kann es sein?“, „Also hatte er recht? Du bist über die Feuerfaust hergefallen?“, fragte der Kommandant verblüfft. Zwar glaubte er dem ersten Kommandanten, doch bestand natürlich die Möglichkeit, dass der Blonde sich einen Spaß gemacht haben konnte. Aber wie es schien, hatte er wohl die Wahrheit gesagt, als er meinte, dass er die Zwei dabei erwischte hatte, wie sie sich beinahe geküsst hätten. Allerdings hatte Thatch das der Rothaarigen gar nicht zugetraut, daher seine Verwunderung. „Ich bin natürlich nicht über ihn hergefallen!“, rechtfertigte Lio sich und erklärte: „Es war nur eine unglückliche Situation in der Marco uns gesehen hat“, „Ach?“ – Wieder ein Seufzen der Rothaarigen. „Ich erklär’s dir, ok?“, sie wartete gar keine Antwort ab und begann zu erzählen: „Ace hatte mich erschreckt und dann auch noch gekitzelt. Er hat sich darüber lustig gemacht und ich wollte mich rächen“, „Bei uns rächst du dich doch auch nie“, „Das ist auch was völlig anderes..“ – War es denn etwas anderes? Im Eigentlichen nicht. „Jedenfalls hab ich ihn umgerannt und mich auf ihn gesetzt. Da war er erst mal geschockt, hat ja auch gar nicht damit gerechnet“, ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, denn die Erinnerungen an seinen geschockten Gesichtsausdruck war wirklich amüsant. „Ich wollte ihn verwirren, ihn aus dem Konzept bringen und bin ihm halt etwas näher gekommen, mehr ist aber gar nicht passiert, da war Marco auch schon da“, sagte schließlich schlussendlich. „Wie langweilig. Ihr wärt echt niedlich zusammen“, meinte der Brünette halbspaßig und machte mit seiner Arbeit weiter. „Red‘ keinen Unsinn“, sagte die Rothaarige ernst. „Stimmt doch, etwa in einem Alter, ähnliches Verhalten und ihr versteht euch gut“, als wäre es das Offensichtlichste antwortete Thatch ihr, doch konnte Lio es nicht nachvollziehen. Immerhin war sie mit Ace befreundet, hatte sich inzwischen eine ganz gute, aber auch stabile Freundschaft aufgebaut. Wie sollte sie da jetzt auch auf etwas anderes kommen? Unmöglich, dass da mehr dahinter stecken konnte. Oder? Kapitel 51: Faust der Liebe (oder so ähnlich) --------------------------------------------- Faust der Liebe (oder so ähnlich) „Schaffen wir das heute schneller?“, „Wir können’s ja versuchen“, „Machen wir einfach einen Wettlauf draus, vielleicht wirkt es Wunder“ Es war der zweite Tag an dem sie ihrer Strafe nachkommen mussten und Lio war froh, dass Ace inzwischen mehr oder weniger wusste, was er zu tun hatte. Vielleicht waren sie dann wirklich schneller als den Tag zuvor, zumal es innerhalb eines Tages eh nicht so dreckig geworden war. Die Zeit war an diesem Tag nur sehr langsam vergangen. Ace hatte bis zum späten Nachmittag an Deck gesessen und nachgedacht, bis er irgendwann eingeschlafen war. Das ganze Denken hatte ihn müde gestimmt und eine Lösung für seine Probleme hatte er dennoch nicht gefunden. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte, wusste nur, dass es angebracht war zu sprechen. Aber was sollte er denn sagen? ‚Hey Lio, ich hab mich in dich verknallt?‘ – Wohl eher nicht. Dabei wusste er doch nicht einmal, ob das überhaupt der Wahrheit entsprach. Gut möglich, dass sein Körper auf ihren reagiert hatte. Stumm arbeiteten die Zwei ihre Strafe ab. Jeder von ihnen hatte die gleiche Aufgabe wie den Tag zuvor und beide waren gut im Zeitrahmen. Die Stille zwischen ihnen wurde dafür immer drückender. Lio bemerkte, dass irgendetwas in der Luft hang und fragte sich natürlich, ob es etwas mit dem gestrigen Ereignis zu tun hatte. Irgendwie sollte sie es nochmal ansprechen, denn kam es ihr so vor, als wäre der Schwarzhaarige angespannter. Ob er gar nicht verstanden hatte, dass es nur ein Witz war? Hatte sie sich vielleicht doch nicht geirrt, als sie zu sehen gemeint hatte, dass er sich vorgebeugt hatte, um sie zu küssen? Zu viele Fragen und keine Antwort. Die Rothaarige war sich sicher. Ohne mit ihm zu sprechen, würde sie sicherlich keine Antwort bekommen. Ebenso dachte der Rookie an Ähnliches. Immerhin hatte er sie gestern beinahe geküsst und dann in der Nacht sogar davon geträumt. Eigentlich standen die zwei Piraten sich als gute Freunde gegenüber und nun schien alles viel komplizierter. Ihm war klar, dass er mit ihr sprechen musste, irgendwas würde er schon rausbekommen. „Geschafft“, schnaufte die Rothaarige und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Zwar hatten sie nicht so lange gebraucht wie gestern, doch war es immerhin Arbeit, die auf irgendeine Art doch anstrengend war. Sie brachten gemeinsam Besen, Eimer und CO. in die Abstellkammer und Lio ließ sich mit dem Rücken an der Wand hinunter zu Boden. „So kaputt?“, fragte Ace mit einem Grinsen und setzte sich ihr gegenüber. Sie saßen in dem schmalen Gang auf dem Boden mit dem jeweils anderen gegenüber von sich. Mit Kopf an die Wand gelehnt und geschlossenen Augen meinte sie nur: „Lass mich doch.“ Das Grinsen des Schwarzhaarigen wurde etwas breiter und er sagte: „Ich lass dich doch.“ So wie sie gerade da saß und leicht erledigt wirkte, fand die Feuerfaust schon gewissermaßen niedlich. Kopfschüttelnd wandte er den Blick von ihr ab. Was dachte er da schon wieder? Wäre vielleicht jetzt der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema anzusprechen? Dagegen sah nun die junge Frau den Piraten sich gegenüber an. Er hatte seinen Blick von ihr abgewandt und sah in Gedanken versunken weg. Was er wohl hatte? Gerade waren sie allein und in Ruhe, eigentlich könnte sie ihn doch auf den gestrigen Tag ansprechen, doch wie sollte sie anfangen? Ein Räuspern ließ den Schwarzhaarigen aufblicken und sein Blick traf auf ihren. Es war als würde er sich darin verlieren können, so unglaublich schön fand er sie in diesem Moment. Auch wenn ihre Augen schwarz waren, das Muster, was sich über die Regenbogenhaut zog, hatte sich in seinen Erinnerungen verankert. Unvorstellbar, dass er diesen Anblick vergessen konnte.. „Wegen gestern..“, fing Lio an und seufzte innerlich. Ein wirklich guter Anfang war das nicht, hoffentlich würde das noch in die richtige Richtung gehen. Ace dagegen horchte auf. Würde sie etwa den Beinahe-Kuss ansprechen? Hatte sie es also doch mitbekommen? War das jetzt gut oder schlecht? Sein Kopf spielte verrückt und er wartete gespannt ihre kommenden Worte. „BUMM“ – es war ein lautes Krachen zu hören, ein Ruck durchlief das ganze Schiff und vor Schreck hatte die Rothaarige kurz aufgeschrien. Sie wurde aus ihrer sitzenden Position umgeworfen und bevor sie hätte umfallen können, hatte sie schützend ihre Arme ausgestreckt. „Was zur..“, kam es fragend von ihr und sie sah in ihren Augenwinkeln, dass Ace sich zu ihr gestellt hatte. Seine Hand legte sich besorgt auf ihren Rücken und er fragte umgehend: „Alles in Ordnung?“ Die Piratin blickte auf und nickte. Was auch immer das war, es war unerwartet. „Ja“, antwortete sie ihm leise und er half ihr auf die Beine. Wieder war ein lauter Knall zu hören und augenblicklich hielt Lio sich an dem Piraten fest, um nicht auf den Boden zu fallen. Auch als das Schiff wieder in Ruhe war, ließ die Rothaarige nicht von dem Rookie ab und hielt sich sicherheitshalber an seinem Arm fest. Ace dagegen konnte nicht sagen, dass ihn ihre Nähe störte. Er fühlte sich sogar ziemlich wohl, in diesem Moment so gebraucht zu werden. Allerdings wollte er wissen, was los war und das ging nicht, solange sie unter Deck waren. Schnelle Schritte waren zu hören und ein Kamerad blieb vor ihnen stehen, der nach Luft rang. Umgehend löste sich die Piratin von der Feuerfaust und wartete gespannt darauf, was der Neuankömmling sagen würde. „Marine, wir sind komplett umkreist. Wie es scheint, ist auch ein Vizeadmiral dabei“, brachte er schließlich zu Stande, nachdem seine Atmung sich beruhigt hatte. „Komplett umkreist? Was wollen die überhaupt?“, fragte die Rothaarige nach und verstand nicht, was die Marine vorhatte. „Keinen Schimmer, kommt auf jeden Fall mit hoch“, antwortete der Mann und verschwand wieder in die Richtung, aus der er gekommen war. Lio lief ihm nach und wies Ace ebenfalls dazu an, ihr zu folgen. Undeutlich murmelte der Schwarzhaarige: „Hoffentlich nicht Opa..“ Als sie zu dritt an Deck ankamen, hörten sie weitere Kanonenschüsse, die abgefeuert wurden. Egal wohin man schaute, überall waren Marineschiffe, die sie angriffen und immer nur gerade so verfehlten sie ihr Ziel. Eines der Kriegsschiffe war nah genug und man sah deutlich, wie die Soldaten sich für einen Kampf vorbereiteten. „Was zur?“, murmelte die Rothaarige leise vor sich hin und suchte nach jemanden, der ihr hätte eine Antwort geben können. Den einzigen, den sie gerade sah, war Jozu, der in den Himmel sah und auf irgendetwas zu warten schien. Ohne auch nur Ace Beachtung zu schenken, war Lio zu dem Kommandanten gerannt und fragte: „Was ist hier los?“ Eine Antwort bekam sie nicht, sein Blick war immer noch gen Himmel gerichtet, als warte er auf etwas Bestimmtes. „Jozu“, versuchte sie es erneut, doch hörte man das erste Gegröle der Marinesoldaten, die einen Fuß auf die Moby Dick gesetzt hatten. Sie hatten nicht gezögert und rannten umgehend auf den Kahn des Kaisers, als dieser nah genug war. Obwohl sie nicht so viele waren, hatten sie das starke Gefühl, einen Sieg erzielen zu können. Zumindest etwas Positives sollte bei dem heutigen Angriff bei rumkommen, sei es auch nur ein Pirat, den sie als Geisel nehmen konnten. Die ersten Angriffe folgten und immer wieder wurde pariert. Ab und zu hörte man jemanden vor Schmerzen aufschreien, doch war es immer einer des Gegners, nie von der eigenen Seite selbst. Die Rothaarige hatte nicht mehr die Geduld sich bei Jozu erkundigen, was los war. Als die ersten Marinesoldaten angegriffen hatten, war ihre vollste Aufmerksamkeit geweckt und umgehend hatte sie sich in den Kampf geworfen. Sie gehörte natürlich nicht zu den Einzigen, die bereits im Kampf mit Marine beistanden. So hatte sich auch die Feuerfaust munter dran gemacht, einige Soldaten niederzuschlagen. Es tat ihm unglaublich gut, sich an den Männern auszulassen. Immerhin war er den ganzen Tag über völlig in Gedanken versunken und nun konnte er bedenkenlos einen nach den anderen schlagen. Dabei machte es auch noch einen so unglaublichen Spaß! Zwar hatte Lio gerade das Thema angesprochen, was er ebenfalls geklärt haben wollte, doch war die Ablenkung eindeutig angenehmer. An Deck der Moby Dick hatte man kaum noch einen Überblick, wie viele Männer gegeneinander kämpften. Doch war es nicht von Bedeutungen, denn sah alles nach einem Sieg für die Piraten aus, obwohl noch etliche Kriegsschiffe in weiter Ferne zu sehen waren. Der Vizeadmiral, der seinen Soldaten den Vortritt gelassen hatte, betrat nun ebenfalls die Moby Dick, auf der Suche nach einem bestimmten Piraten. Der Held der Marine war höchstpersönlich gekommen, um mit eigenen Augen zu sehen, ob es wirklich wahr sein konnte, was sich im Hauptquartier bereits rumgesprochen hatte. Und als er dann auch noch einen Feuerball sah, der in seine Richtung flog und zuvor einen Soldaten verfehlt hatte, war er sich sicher. Adern an seiner Stirn traten hervor und er brodelte innerlich bereits. Ohne Umschweife lief er zu dem Rookie und verpasste ihm eine Kopfnuss, die sich gewaschen hatte. Völlig geschockt blickte Ace sich um und wusste bereits, wer ihm den Schlag verpasst hatte. Es gab niemanden, der so zuschlug wie er, seinem Großvater. Die Beule an seinem Kopf war gewachsen und der Schwarzhaarige hielt sich die Stelle. „Alter Mann“, fluchte er. „Du kleiner Rotzbengel!“, kam es als Antwort und der Vizeadmiral packte die Feuerfaust am Kragen seines T-Shirts und hob ihn hoch. „Hab ich dir nicht gesagt, dass du einmal Marinesoldat werden sollst?!“, rief er laut und hob bedrohlich seine Faust. „Ich bin aber Pirat geworden!“, gab Ace patzig als Antwort, bereute es aber sofort, als die Faust seines Großvaters ihn erneut traf. Lio streckte gerade zwei Soldaten nieder, als sie nach Ace Ausschau hielt und erkannte, dass er in einem Problem steckte. Der Vizeadmiral höchstpersönlich hatte sich den Rookie vorgeknöpft und wie es schien, konnte der Schwarzhaarige sich nicht selbst aus der Situation retten. „Ace!“, rief die Rothaarige und kassierte den Blick beider, Ace sah sie mit seinem vor Schmerz verzogenen Gesicht an und der Mann schaute erst verwundert und dann recht schnell wütend. Er hatte die Feuerfaust losgelassen und richtete sich vollständig zu Lio, die verblüfft zu dem Mann sah. Mit erhobenem Finger zeigte er auf sie und kam näher. „Dein Vater hat nur Unsinn im Kopf! Lässt sein eigenes Kind Pirat werden und setzt meinem Enkel Flausen in den Kopf!“, rief er und kam immer näher und unsicher sah Lio zu dem wohlbekannten Held der Marine. Was redete der da überhaupt? Kannte er ihren Vater? Und wer war mit seinem Enkel gemeint? „Hä?“, brachte sie nur vor und sah Garps Faust, der sie gekonnt ausgewichen war. Wieder schlug er zu und wieder verfehlte sein Angriff. Glücklicherweise ließ ihr Haki sie diesmal nicht im Stich, zumal es doch wirklich böse enden würde, wenn doch. „Der Rote, dein Vater. Nur wegen ihm will mein Enkel Pirat werden“, erklärte er und seine Ader auf der Stirn pochte immer stärker mit jedem Schlag, der nicht sein gewünschtes Ziel traf. Lio war mehr als verwirrt. Dass man ihren Vater kannte, war ihr klar, aber was hatte er denn bitte mit Garps Enkel zu tun? Gerade wollte sie fragen, wer denn sein Enkel war, da hörte sie Ace‘ Stimme: „Ist dein Vater etwa Shanks?!“ Deutlich verwirrter schaute sie nun zur Feuerfaust und ein Schlag war deutlich an ihrer Schulter zu spüren. Vor Schmerz zog sie scharf die Luft ein und sprang wenige Meter zurück, um zumindest einen geringen Abstand zwischen sich und dem Vizeadmiral zu bekommen. Er kam ihr ohne zu zögern nach und holte wieder mit seiner Faust aus. Konzentriert wich sie aus und rief dann zur Feuerfaust: „Woher kennst du denn meinen Vater?“, „Er hat meinem Bruder den Strohhut geschenkt“, erklärte er und augenblicklich hielt Lio inne und kassierte einen zweiten Schlag direkt gegen den Kopf. Kurzzeitig verschwamm ihre Sicht und ehe sie sich vollständig geklärt hatte, kam der dritte und letzte Schlag, der sie schließlich vollkommen ausknockte. Marco kam währenddessen von seinem Rundflug zurück und meldete umgehend Bericht. Wie es schien, war fast alles Betrug. Statt der hohen Anzahl an Marineschiffen, waren gerade einmal zwei anwesend, wobei der Rest nur Attrappe war, um sie zu verschrecken. Es waren kleine Flöße, mit Segel bespannt und machten nur aus der Ferne den Eindruck, als wären es echte. Whitebeard hatte darüber nur lachen können. Allerdings erstarb es augenblicklich, als er sah, wie der Vizeadmiral Lio ohnmächtig geschlagen hatte. Auch Marco war seinem Blick gefolgt und ohne Zögern flog er zu den Zweien. Man hörte von Garp nur ein „Upps“ und seine Faust sank sehr schnell. Marco trat ohne auf den Vizeadmiral zu achten näher und hob das Mädchen auf. Blut war nirgendwo zu sehen, dennoch sollte sie nicht so hilflos auf dem Boden liegen, wenn die Marine hier zugange war. „Garp“, hallte die Stimme des alten Piratenkaisers über das Schiff und Angesprochener wandte sich um. „Whitebeard“, erwiderte er und die Stimmung war gleich ein wenig ernster als zuvor. „Was sollen diese lächerlichen Attrappen?“, fragte der Hüne und stand inzwischen auf den Beinen mit seiner Naginata in der Hand. „Ein Versuch der Marine, scheint wohl nicht geklappt zu haben“, gab der Vizeadmiral als Antwort und kratzte an seiner Nase. „Und was willst du höchstpersönlich auf meinem Schiff?“, fragte der Kaiser nun interessierter nach, da es nicht üblich war, ein hohes Tier, wie Garp es eines war, zu ordern. „Persönliche Gründe, aber wir werden uns wieder zurückziehen, wenn du nichts gegen hast“, meinte der Mann mit Marineumhang und wollte gerade kehrt machen, als die zornige Stimme Whitebeards ihn zurückhielt. „Du greifst meine Kinder an und erwartest, dass ich dich einfach so ziehen lasse?“, seine Stimme war voller Spott. Zwar war Garp einer der Wenigen, die zur alten Generation gehörten, dennoch war es ein albernes Verhalten, was er nun abziehen wollte. „Es ist doch in unser beider Interesse, wenn wir abziehen. Keine weiteren Verletzten auf beiden Seiten“, sagte er eindringlich und hoffte so Ruhe zu finden. Ihm selbst war es nicht recht, schon jetzt von dannen zu ziehen, aber es stimmte. Es gab nur unnötig Verletzte auf beiden Seiten und wenn man den Kampf bis auf den letzten Mann ausfochten würde, wären die Piraten sicherlich im Vorteil. Allerdings war von Anfang an das Interesse gewesen, der Idee einen Versuch zu schenken. Wie man aber gemerkt hatte, war den Piraten ziemlich schnell klar geworden, dass es sich bei den Schiffen um Attrappen handelte. Whitebeard erwiderte darauf nichts und sah den Marinesoldaten hinterher, die sich langsam vom Schiff machten. Manche von ihnen bekamen einen kleinen Schubs, falls sie selbst nicht mehr zügig laufen konnten. Immerhin blieben sie verschont und das obwohl die Piraten noch hätten Ewigkeiten kämpfen können. Nun gut, ewig vielleicht nicht, aber ausreichend Reserven waren vorhanden. Marco hielt das rothaarige Mädchen in seinen Armen, eine ordentliche Beule an ihrem Kopf war bereits zu sehen. Ob mehr passiert war, wusste er nicht und konnte es auch nicht beurteilen. Aber er hoffte natürlich, dass nichts Weiteres passiert war. Wobei er es schon verblüffend fand, dass sie sich so leicht hat treffen lassen, da sie doch ziemlich geschickt mit ihrem Haki umgehen konnte. Irgendetwas musste sie wohl ziemlich abgelenkt haben, sonst hätte man sie bestimmt nicht getroffen. Ace hatte die Szene im Stillen mit offenem Mund betrachtet. Lio war die Tochter des Roten? Von Shanks, der seinem Bruder das Leben gerettet und dann den Strohhut gegeben hatte? Das.. war mehr als unerwartet. Er hatte nie nach ihrem Vater gefragt, immer angenommen, dass er bereits gestorben war oder sonst was. Immerhin hatte sie nie erzählt, dass der Rote ihr Vater war. Aber es gab auch nie einen Grund, weshalb sie es sagen sollte. Aber es war deutlich zu sehen, die roten Haare waren unverkennbar wie die des Kaisers Shanks. Dennoch musste er nochmal auf Nummer sicher gehen.. Ein Blick zum Vizen der Bande genügte ihm und er lief umgehend zu diesem, bevor er unter Deck verschwinden konnte. „Marco?“, Angesprochener hielt inne und sah zu dem Rookie, der auf direktem Weg zu ihm kam. Vor dem ersten Kommandanten blieb er stehen und sah besorgt auf das Mädchen, was immer noch nicht bei Bewusstsein war. „Ich muss dich etwas fragen“, erklärte Ace sich und Marco erwiderte: „Dann komm am besten mit, ich bringe sie zu Tom.“ Gemeinsam liefen sie durch die Moby Dick auf den Weg zur Krankenstation. Der Schwarzhaarige fragte nach einer Weile: „Sie ist die Tochter des Roten?“, kurz sah Marco ihn an, richtete dann aber wieder seinen Blick nach vorn. „Sie hat es dir also nicht erzählt?“, kam es nur als Gegenfrage von dem Blonden. Kopfschüttelnd erklärte Ace: „Ich habe sie auch nie wirklich nach ihrem Vater gefragt. Nur als sie von ihren Eltern gesprochen hatte, kam es so rüber, als hätte sie gar keine mehr“, „Das stimmt so nicht ganz“, meinte Marco. Die Krankenstation war erreicht und zu zweit mit Lio traten sie ein. Der Schiffsarzt blickte auf, als sich der Raum füllte. Er schob seine Brille etwas höher und fragte: „Was ist diesmal passiert?“ Er sah dem ersten Kommandanten noch dabei zu, wie er das Mädchen auf eines der Betten legte und erhob sich dann, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen. „Faustschläge von Garp“, erklärte Marco, konnte aber nichts Genaueres sagen. Ace meldete sich ebenfalls zu Wort: „Der erste Schlag ging gegen die Schulter und zwei gegen den Kopf.“ Tom nickte nur und begutachtete ihren Schädel, um sonstige Schäden vorzubeugen. „Es ist alles in Ordnung. Sie wird aber ordentlich Kopfschmerzen haben, wenn sie aufwacht“, sagte der Schiffsarzt und wandte sich zu seinem Tisch und kramte in einigen Schubfächern nach etwas. Nachdem er gefunden hatte, wonach er suchte, stellte er ein Glas Wasser auf den Beistelltisch und legte danach eine Packung Tabletten daneben. „Bleibt einer von euch hier?“, fragte Tom und von Ace kam prompt ein „Ja, ich.“ Nickend ergänzte Tom: „Dann soll sie die Tabletten nehmen, falls es sehr schmerzt. Viel trinken, nicht zu schnell bewegen. Sollte bald vergehen.“ Der Schiffsarzt wandte sich zu seinem Stuhl, legte sich den Kittel um die Schultern und verschwand dann durch die Tür aus dem Raum. Der Rookie blickte ihm noch leicht verwirrt hinterher und verstand nicht so recht, was er für eine Art Arzt war, wenn er seine Patienten einfach allein ließ. Aber gut, wenn er meinte, es würde ihr bald wieder gut gehen, ging es ja. „Ja, sie ist die Tochter des Roten“, kam es unerwartet von Marco, den Ace beinahe völlig ausgeblendet hatte. Mit einem Nicken gab der Schwarzhaarige zu verstehen, dass er verstanden hatte. „Was ist eben an Deck vorgefallen?“, fragte der Blonde interessiert, denn er hatte nicht nachvollziehen können, wie Lio so leicht getroffen werden konnte. Irgendetwas musste sie aus dem Konzept gebracht haben und er wollte wissen, was es war. „Schwer zu erklären..“, antwortete Ace und kratzte verlegen an seinem Hinterkopf. „Ich hab Zeit“, kam es schlicht zurück und Marco setzte sich auf einen der Stühle. Ace erzählte, was vorgefallen war. Er erzählte von seinem Bruder. Grob erklärte er, dass Shanks vor vielen Jahren seinem Bruder das Leben gerettet hatte und er auch das Vorbild seines Bruders war. Ebenso berichtete er davon, dass Lio seinen Bruder wohl ebenfalls kannte. Ihre Reaktion, als er meinte, dass der Rote Ruffy den Strohhut geschenkt hatte, deutete sehr stark darauf, dass sie wohl genau wusste, wer gemeint war. Deshalb auch der Schock und Grund, weshalb man sie getroffen hatte. „Du hast also einen Bruder?“, fragte Marco und lächelte ein wenig. In dem Gespräch hatte er ein wenig mehr über die Feuerfaust erfahren und er freute sich insgeheim ein darüber, dass Ace freiwillig geantwortet hatte, wobei man doch bedenken musste, dass er vor Wochen nicht einmal auf dem Schiff bleiben wollte. „Ja“, gab der Rookie als Antwort und grinste breit. Sein kleiner Bruder brachte ihn schon immer zum Lächeln. Viele Erinnerungen verbanden sie miteinander und er war froh ihn zu haben. „Komm mit ihr hoch, sobald sie wieder bei Bewusstsein ist“, sagte der Vize noch und ließ den Piraten allein mit der Rothaarigen im Raum. Ace setzte sich direkt neben das Bett und sah das Mädchen an. Ein paar der wirren Haarsträhnen lagen ihr im Gesicht und es brannte ihm in den Fingern, ihr die Haare zurück zu klemmen. „Du bist also die Tochter des Roten, mh?“, fragte er leise und strich ihr ganz sacht eine Strähne aus dem Gesicht. Etwas genauer betrachtete er die Rothaarige und stellte fest, dass sie ihm nicht wirklich ähnlich sah, hübsch war sie aber allerdings. Die einzig deutliche Ähnlichkeit, die er wahrnahm, waren die feuerroten Haare, die er ihr vorsichtig aus dem Gesicht strich. Der Schwarzhaarige lächelte. Dass er sie mochte, konnte er sicherlich nicht abstreiten, aber was genau es war, konnte er auch nicht sagen. Er fühlte sich bei ihr einfach wohl. Nicht nur bei ihr, auch innerhalb der Crew gefiel es ihm sehr. Es war wirklich wie eine große Familie, die einem Schutz bot und Geborgenheit gab. Wie ein Zuhause, zu dem man immer zurückkehren wollte. Was wollte er auch mehr? Es dauerte nicht lang und langsam regte sich die Rothaarige. Bevor sie überhaupt wieder richtig bei Bewusstsein war, verspürte sie schon den pochenden Schmerz in ihrem Kopf. Sie kniff die Augen zusammen, ihre Stirn legte sich in Falten und leise kam ihr ein „Au“ über Lippen. Sofort sah Ace auf und wirkte erleichtert, als er sah, dass sie langsam wieder wach wurde. Sie öffnete zaghaft ihre Augen und meinte: „Dein Opa schlägt echt fest zu.“ Der Schwarzhaarige grinste breit und erwiderte: „Damit bin ich aufgewachsen“, „Das erklärt einiges“ kam es trocken von ihr und sie setzte sich langsam auf. „Joa. Moment.. was?“, fragte er dann, als er die Bedeutung ihrer Worte verstand. „Schon gut“, antwortete sie und begann zu grinsen. Lio ließ einige Male den Blick durch den Raum schweifen und erkannte klar, dass sie auf der Krankenstation war. Ebenso entdeckte sie auch das Glas Wasser und die Tabletten, die daneben standen. Froh, dass Tom an alles gedacht hatte, streckte sie ihre Arme danach aus und schmiss sich gleich eine Tablette ein. Nachdem das Glas geleert war, stellte sie es ab und fragte: „Du bist also Ruffys Bruder?“, ein Nicken seitens Ace und er gab zurück: „Und du bist Shanks Tochter?“, auch von ihr gab es ein Nicken. Ein Weilchen blieb es still und dann sagte die Rothaarige mit einem Grinsen: „Papa hat mir von Ruffy erzählt, hat er wirklich von der Gum-Gum-Frucht gegessen?“, Ace musste ebenfalls grinsen und erwiderte: „Ja, es war ein Unfall..“ An die Erinnerung, wie es dazu gekommen war, musste er lachen. Es war ein Missgeschick gewesen und umso witziger war dann natürlich die Reaktion aller darauf, dass sein jüngerer Bruder eine Teufelsfrucht gegessen hatte. „Dein Bruder will Piratenkönig werden, so war das doch, oder?“, „Jep, es ist sein Lieblingssatz.“ Der Gedanke an seinen Bruder ließ ihn lächeln. „Er hat auch immer erzählt, wie cool er Shanks findet und auch, dass er ihm damals sogar das Leben gerettet hatte. Das mit dem Strohhut kennst du bestimmt“, erzählte Ace und Lio nickte. Die Geschichte kannte sie gut, wusste auch, was Ruffy bei ihrem Vater für einen Eindruck hinterlassen hatte. „Deinen Vater habe ich übrigens kurz bevor wir auf Whitebeard trafen gesehen“, sagte die Feuerfaust noch und das Mädchen nickte. Immerhin wusste sie davon, da Shanks ihr es bereits erzählt hatte, nur wusste sie zu dem Zeitpunkt nichts Genaues über Ace. „Da sieht man mal wie klein die Welt ist!“, grinste sie breit und schwang die Beine über den Bettrand. Etwas zu eifrig hatte sie sich aufgesetzt und vor Schwindel griff sie sich an ihren Kopf. „Alles gut?“, kam es umgehend von der Feuerfaust und sie gab mit einem Nicken zu verstehen, dass alles in Ordnung war. Kurz hielt sie inne und stand dann schließlich auf. Mehr als das Schwanken des Schiffes war nicht zu spüren und zufrieden grinste sie. „Dann lass uns mal hochgehen“, meinte sie und hielt dem Schwarzhaarigen ihren Arm hin, damit er sich einhaken konnte. Erst argwöhnisch sah er sie an und grinste dann breit. Lio war froh, dass er sich eingehakt hatte, immerhin konnte sie so schlechter ihr Gleichgewicht verlieren und hatte einen besseren Stand. Zusammen verließen sie die Krankenstation und machten sich auf den Weg an Deck. Bevor sie auch nur die Treppe erreichten um hochzugehen, liefen sie dem Smutje über den Weg. Dieser betrachtete die Zwei nur mit einem fragenden Grinsen und kämpfte sehr mit sich, nicht irgendeinen dummen Spruch abzulassen. Stattdessen fragte er: „Dir geht’s wieder gut?“, „Jep“, antwortete sie und war sehr froh, dass er nichts gesagt hatte. Wobei sein Gesichtsausdruck doch einiges sagte.. Ja doch, es war gewiss. Lio musste nochmal das Thema ansprechen, was sie vorhin bereits tun wollte. Aber fürs Erste konnte die Rothaarige es ja noch ignorieren, solange sie es bald klären würden. Kapitel 52: Damit du auch mal lachst ------------------------------------ Damit du auch mal lachst „Piraten sorgen für Unruhen auf Wheroisland“ Die friedliche Herbstinsel auf der Grandline bietet vielen Reisenden einen erholsamen Zwischenstopp mit wundervollen Naturgegebenheiten. Bekannt ist die Insel für ihre markante Farbe Rot, die auch im Namen wiedergegeben wird. Nicht nur die Stadt, sondern auch die Natur werden dem Namen gerecht, sei es durch die Farbe der Bäume oder den Häusern der Stadt. Sehr selten werden auch Piraten von der Herbstinsel angezogen, da dank der Marinebasis solche Unruhestifter vorab fernbleiben. Vor nicht allzu langer Zeit allerdings, lag niemand anderes vor Anker als Whitebeard höchstpersönlich. Der Kaiser selbst blieb jedoch bedeckt, so bekam man erst recht spät mit, dass sich die Piraten dort befanden. Wäre dies der Marine früher aufgefallen, hätte man sicherlich einen Erfolg erzielen können. Dennoch gibt es wohl einen Zuwachs bei den Piraten. Niemand anderes als Portgas D. Ace, auch bekannt als Feuerfaust Ace, wurde in Begleitung mit Lio, die Rote gesichtet. Zeugen berichten, dass die zwei doch sehr jungen Piraten gemeinsam in der Stadt gesehen wurden. Als es zum Angriff der Marine kam, kämpften beide Seite an Seite. Zu einer erfolgreichen Festnahme kam es nicht, da die Piraten dem Kampf entflohen waren. Es gab keine Verletzten seitens der Marine, ebenso blieben alle Inselbewohner verschont und kamen ohne Verletzungen davon. Trotz allem darf man nicht außer Acht lassen, dass weitere gefährliche Piraten dem Kaiser beitreten. Ob Feuerfaust Ace nun wirklich Bestandteil der Bande ist oder nicht, wird noch genauestens untersucht. Dennoch sollte jedem Marinesoldaten gemeldet werden, sobald man einen Piraten… Shanks las sich mehrmals den Artikel durch, der auf der ersten Seite der Zeitung prankte. Ein breites Grinsen hatte sich mit jedem Mal Lesen noch stärker intensiviert und als er gesehen hatte, dass seine Tochter ein neues Kopfgeld bekommen hatte, konnte er sich nicht mehr zusammenreißen. „Wir müssen feiern!“, kam es laut von ihrem Captain, der breitgrinsend mit der Zeitung hin und her winkte. Wie es schien, gab es wohl gute Neuigkeiten, denn in den vergangenen Wochen war die Laune ihres immer munteren Captains eher schwach. Zwar war schon einige Zeit vergangen, seitdem sie Lio zurückgebracht hatten, doch merkte man Shanks sehr wohl an, wie sehr sie ihm fehlte. Ben hatte den Bericht bereits gelesen und konnte sich denken, dass sein jahrelanger Freund nun feiern wollte. Dass der Rote nun derartig gute Laune hatte, erfreute natürlich jeden, wobei noch nicht jeder wusste, was ausschlaggebend war. Yasopp war der Erste, der sich dazu äußerte: „Was gibt’s denn?“ Der Rothaarige kam näher und hielt stolz den Steckbrief seiner Tochter den Männern entgegen. „Der Marine wurde mal wieder ordentlich in den Arsch getreten und Lio hat ein neues Kopfgeld!“ ~*~ Müde drehte die Rothaarige sich mehrmals in ihrem Bett. Sie wusste, dass es keinen Sinn mehr machte, aber aufstehen wollte sie dennoch nicht. Mit einem Seufzer drehte sie sich auf den Rücken und richtete ihren Blick zur Decke. Vor nicht mal einem Tag hatte sie erfahren, dass Ace Ruffys älterer Bruder war und die Zwei dann auch noch die Enkel des Vizeadmirals waren. Das war doch für einen Tag einiges an Informationen. Ob ihr Vater davon wusste? Sicherlich wusste er davon, zumindest von dem Teil, dass Ruffy und er Brüder waren. Änderte das etwas? Nicht im Geringsten. Wieso sollte es auch etwas ändern? Schließlich kannte sie seinen jüngeren Bruder nicht und wenn nur von Erzählungen, sei es von Shanks oder von Ace selbst. Lio ließ den Tag nochmal Revue passieren und erinnerte sich an den Moment, kurz bevor die Marine angegriffen hatte. Sie hatte den Schwarzhaarigen darauf ansprechen wollen, was das vor zwei Tagen war. Es musste doch irgendwie möglich sein, dass sie dieses Thema bald abhaken konnten, oder? Es wurmte sie, dass sie nicht wusste, was das alles war. Was war es überhaupt? War es überhaupt was? Ein genervtes Aufstöhnen war zu hören und sie drückte sich ihr Kissen ins Gesicht. Eigentlich hatte sie nicht im Geringsten das Interesse, sich Gedanken darüber machen zu müssen. Immerhin verstanden sie sich gut, ziemlich gut sogar und alles andere würde es doch nur komplizierter machen, oder? Zumal sie eh keinen Schimmer hatte, wie es ablaufen würde. Was wäre, wenn er etwas für sie empfinden würde, aber sie nicht für ihn oder aber sie etwas für ihn, aber er nicht für sie? Was wäre, wenn beide etwas füreinander empfinden würden oder keinerseits das der Fall war? Genervt warf die Rothaarige das Kissen ans Fußende und stierte es wütend an. Ja, sie sollte dringend mal mit Ace sprechen. Geräuschvoll ließ die Rothaarige sich auf den Platz zwischen Thatch und Haruta fallen. Miesgelaunt stützte sie ihre Ellbogen auf den Tisch ab und verfrachtete ihren Kopf auf die Handflächen. „Schlecht geschlafen?“, hörte man den vierten Kommandanten fragen. Statt ihm zu antworten, schüttelte sie lediglich den Kopf. Schlecht geschlafen hatte sie keineswegs, doch die Gedanken, die sie bereits an so einem frühen Morgen hatte, waren ausreichend, um ihr schlechte Laune zu verpassen. „Vielleicht hat sie ja noch Kopfschmerzen“, sagte Marco recht leise, dennoch laut genug, dass jeder es am Tisch verstand. „Meinem Kopf geht es gut“, kam es ihr mürrisch über die Lippen und funkelte ihren Kommandanten ein wenig an. „Vielleicht besänftigt die Zeitung ja deine Laune?“, fragte der Blonde und hielt ihr das Papierbündel hin. Anstatt darauf einzugehen, erhob sie sich wieder und verschwand mit einem „Bin mal frische Luft schnappen.“ Weshalb sie jetzt genau so schlechtgelaunt war, wusste natürlich niemand der Kommandanten. Zumal es doch auch gute Neuigkeiten gab, die sie bestimmt aufmuntern würden. Doch wie es schien, wollte sie es nicht erfahren, also blieb nichts anderes übrig, als dass sie von allein wieder runterkam. Als Lio an Deck trat, pfiff ihr ein starker Wind um die Ohren. Der Himmel war wolkenbedeckt, doch kein Tropfen Wasser fiel. Gerade wollte die Rothaarige auf die Galionsfigur springen, als jemand sie aufhielt. Eine warme Hand hatte sie am Arm festgehalten und augenblicklich setzte ihr Herz einen Schlag aus. Mit ihm hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, wollte doch für einen kurzen Moment nur allein sein, um einen klaren Kopf zu kriegen, da gerade er der Grund für ihre Laune war. Sie wandte sich zu ihm und sah in sein strahlendes Gesicht. Man sollte meinen, dass sein Grinsen ansteckend war, doch in diesem Moment wehrte die Piratin sich vehement gegen gute Laune. Obwohl.. was sprach gegen gute Laune? „Es gibt Neuigkeiten! Schau mal..“, gerade wollte er der Rothaarigen, ihren Steckbrief zeigen, da hatte sie ihm eine Hand auf den Mund gelegt. Sofort hielt er inne und sah sie mit großen Augen an. Ein schelmisches Grinsen umspielte ihre Lippen und Ace wusste nicht, wie er es deuten sollte. Vorsichtig nahm sie die Hand wieder von seinem Mund und meinte dann: „Wie wäre es mit unserer Wette?“ Nun musste der Rookie ebenfalls grinsen. Sie wollte also wiedermal wetten? Das konnte ja nur nach hinten losgehen wie die ganzen anderen Male. „Wie immer?“, fragte er und erhielt ein Nicken. Da es noch recht früh war, waren nur wenige an Deck, die der Wette beiwohnen konnten. Doch war es für die zwei Piraten nicht von Bedeutung. Bereit in Position standen sie am üblichen Mast und zählten gemeinsam bis zum Start. Als das Startsignal gefallen war, zögerte die Rothaarige nicht. Diesmal würde sie gewinnen und das ganz absichtlich. Es war ihr ein leichtes mit den hakiverstärkten Sprüngen aufwärts zu kommen. Ihren Gegner hatte sie völlig links liegen lassen und hatte sich nur dem Aufstieg gewidmet. So war es ihr auch gelungen, nach kürzester Zeit im Krähennest anzukommen. Den Rookie sah sie, wie er einige Maste weit unter ihr war und völlig geschockt zu ihr aufblickte. Das siegessichere Grinsen konnte er ihr nun nicht mehr nehmen. „Wie.. ich meine.. ich hab doch immer gewonnen?“, fragte Ace als er ebenfalls im Krähennest angekommen war. „Vielleicht hab ich dich ja auch immer gewinnen lassen?“, meinte sie und zog eine Augenbraue hoch. „Du hast mich wirklich immer gewinnen lassen?“, kam es unsicher von ihm. Er konnte es gar nicht fassen, immerhin hatte er doch wirklich immer gewonnen, auch wenn es oft knapp ausfiel. Lio ging nicht nochmal auf die Frage ein und meinte nur: „Heute geht der Pudding also an mich?“ Sprachlos sah er sie an und als sie das Krähennest wieder verlassen wollte, hielt er sie auf „Ich will eine Revange!“, argwöhnisch sah sie ihn an. „Gleich zwei Niederlagen an einem Tag? Verkraftest du das denn?“ Lio riss sich sehr zusammen, über seine Verwirrtheit nicht zu lachen, auch wenn es ihr sehr schwer fiel. Dagegen konnte der Schwarzhaarige nicht nachvollziehen, wie das alles möglich war. Immerhin hatte er die letzten Male immer gewonnen, wirklich ohne Ausnahme. Das konnte doch jetzt nur Zufall gewesen sein. „Jetzt sofort nochmal“, meinte er sicher und wartete die Antwort der Rothaarigen ab, welche sich fragend ans Kinn tippte. „Und um was wetten wir diesmal?“, kam ihr die Frage über die Lippen und gespannt wartete sie ab, was der Rookie sagen würde. Er überlegte nicht lang und sagte: „Wenn ich gewinne, kriege ich den Pudding zurück“, „Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?“, fragte Lio umgehend. Ja, das war eine gute Frage, denn er wusste es nicht. Immerhin gab es täglich immer nur eine Schale voll Pudding und falls sie wirklich wieder gewinnen würde, gäbe es keinen Gewinn. Ein böses Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und Lio schlug einen Einsatz vor: „Wenn ich gewinne, läufst du den ganzen Tag in einem Kleid rum“, die Vorstellung war zu köstlich. Ace dagegen konnte nicht sagen, dass ihm der Einsatz gefiel. Schließlich stand seine Ehre auf dem Spiel, die er sicherlich verlieren würde, sobald die gesamte Mannschaft ihn im Kleid sehen würde. Aber wie hoch konnte die Wahrscheinlichkeit sein, dass sie erneut gewann? Es musste einfach Zufall gewesen sein, er musste das Risiko eingehen. „Ist gut“, bestätigte er ihr und bereute es innerlich bereits ein wenig. Ob das alles gut gehen würde? Die zweite Runde begann kurz nachdem die Piraten wieder vom Krähennest gesprungen waren. Sie zählten den Countdown und sprangen mit erstaunlicher hoher Geschwindigkeit die Maste hinauf. Für Ace war eines klar. Er durfte nicht verlieren. Er würde sich nicht die Blöße geben und in einem Kleid den Tag verbringen. Was würden die Anderen nur von ihm denken?! Es ging nicht anders, er musste gewinnen. Für Lio war, wenn sie verlieren würde, der Verlust kein großer, doch die Freude umso größer, wenn sie den Piraten im Kleid sehen würde. Die Vorstellung spornte sie dermaßen an, dass sie mit wenigen Sprüngen wieder als erstes im Krähennest gelandet war. Nur kurz nach ihr war auch die Feuerfaust dort oben angekommen, blickte jedoch niedergeschlagen zu Boden und ließ die Schultern hängen. Mit einem Schulterklopfen meinte sie: „Keine Sorge, ich suche dir auch ein schönes Kleid aus.“ Diesen Tag würde sie niemals vergessen. Den ganzen Weg über zu ihrer Kajüte blieb es stumm zwischen den Beiden. Ace konnte es nicht fassen. Wie hatte er verlieren können und das zweimal in Folge! Er hatte doch nie gegen sie verloren, wieso so plötzlich? Lio grinste unaufhörlich und ging in Gedanken schon einige Kleider durch, die der Rookie tragen könnte. Im Moment favorisierte sie stark eins, welches sie selbst immer aufgrund der Farbe gehasst hatte – ein hellrosanes mit gelben Blümchen drauf. Ein Kleid, welches jegliche Männlichkeit untergraben würde. „Hereinspaziert mein Lieber“, trällerte sie fröhlich und ließ den Schwarzhaarigen in ihre Kajüte eintreten. Schon jetzt war er mehr als frustriert, dabei hatte er noch absolut keinen Schimmer, was ihn erwarten würde. Lio drückte den Piraten auf einen Stuhl und widmete sich vollstens ihrem Kleiderschrank, in dem sie sich auf die Suche nach dem scheußlich mädchenhaften Kleid machte. Nachdem ihre Suche erfolgreich war, hielt sie es dem Rookie hin. Panik stand in seinen Augen geschrieben, als er den rosa Stoff sah, den die Rothaarige ihm vor die Nase hielt. Das sollte er anziehen? Das war doch nicht länger als eines seines T-Shirts und dann auch noch diese Farben? Wollte sie ihn dermaßen bloßstellen? Gequält sah er erst das Kleid dann die Piratin an. „Muss ich wirklich..?“, fragte er mit leiser Stimme und grinsend nickte sie. „Es wird bestimmt etwas zu klein sein, aber ich helfe dir“, meinte sie und legte sich das Kleid über den Arm. Sie trat zu dem Piraten, der immer noch auf dem Stuhl saß und sich keineswegs bewegen wollte. Mit Leichtigkeit hatte sie ihm seinen Hut abgenommen und auf den Tisch gelegt. Ihre Hand machte eine Bewegung, um ihn zu verdeutlichen, dass er aufstehen sollte. „Lio..“, sagte er leise und hoffte immer noch darauf, dass es alles nur ein schlechter Witz war. Doch so war es nicht. „Soll ich dir beim Ausziehen helfen oder schaffst du das allein?“, fragte die Rothaarige und grinste ihn verschmitzt an. „Ich schaff das auch allein“, meinte der Rookie nur und zog sich das Hemd von den Schultern. Dagegen grinste die Rothaarige nur ununterbrochen, man sollte fast meinen, dass es inzwischen wehtun musste. Nachdem er seinen Oberkörper freigemacht hatte, hielt sie ihm das Kleid hin und nur zögerlich nahm er es ihr ab. Völlig frustriert zog er es sich über den Kopf und Körper. Da er einige Schwierigkeiten mit dem Stück Stoff hatte, half die Rothaarige ihm und zog es weiter hinunter, sodass es zumindest ein Stück unter seinem Hosenbund war. Zufrieden grinste sie und meinte: „Steht dir echt gut“, dabei verkniff sie sich genauestens, nicht direkt loslachen zu müssen. Mit einem Finger zeigte sie allerdings auf seine Hose und sagte: „Die Hose passt aber gar nicht dazu“, kopfschüttelnd sah er sie flehentlich an. Dagegen nickte sie nur, „Wettschulden sind Ehrenschulden“ und widerwillig zog er auch die Hose aus. Das Kleid lag hauteng an seinem Körper und war gefühlt einen halben Meter zu kurz, verdeckte aber glücklicherweise doch alles Notwendige. „Komm mal mit“, sagte Lio und zog den Mann im Kleid direkt vor den Spiegel und voller Entsetzen blickte er in sein Spiegelbild. Das konnte doch unmöglich er sein? Er, Portgas D. Ace, einer der stärksten Rookies seiner Zeit, in einem Kleid! In einem gottverdammt rosafarbenen Kleid! Da war es auch um Lio geschehen. Denn kurz nachdem sie gesehen hatte, dass der Feuerfaust alles aus dem Gesicht gefallen war, schallte lautes Gelächter durch den Raum. „Du.. das Kleid.. rosa!“, nur japsend brachte sie die wenigen Worte hervor und konnte sich vor Lachen noch kaum auf den Beinen halten. Man sollte meinen, dass es vergehen würde, doch der Anblick, der sich ihr bot, ließ alles andere als Beruhigung zu. Denn umso länger sie lachte, desto entgeisterter schaute er sie an. „Die Anderen müssen das auch sehen! Komm mit“, rief sie motiviert und wollte ihn gerade aus der Kajüte ziehen, als er sie plötzlich gegen die Tür gedrückt hatte. Augenblicklich verstummte ihr Lachen und sie sah geschockt in das Gesicht des Rookies, der ihr in diesem Moment so verdammt nah war. Mit seinen Händen hatte er ihre Arme neben den Kopf gepinnt und drückte sie eng gegen die Tür, sodass es schon beinahe wehtat. Sein Blick war wütend und er schien mit sich zu ringen. „Ace“, hauchte sie leise, denn es hatte ihr völlig den Atem verschlagen, dass er plötzlich so nah war. So verdammt nah, dass sie Angst hatte, er könne ihr Herz schlagen fühlen, welches kurz davor war, ihr aus der Brust zu springen. Ob ihm überhaupt klar war, was seine Nähe in ihr auslöste? Unfähig sich zu bewegen, sah sie den Piraten an, der sich wohl langsam zu beruhigen schien, seinen Griff dennoch nicht löste. Als Ace bewusst wurde, wie nah er überhaupt war, zuckte er innerlich zusammen. Deutlich spürte er den Herzschlag der Rothaarigen und fragte sich kurzzeitig, was sie so aus der Fassung brachte. War es etwa der minimale Abstand zwischen ihnen, der dem Schwarzhaarigen erst jetzt wirklich bewusst wurde? Vor wenigen Sekunden wollte Ace sie nur davor aufhalten, in den Gang zu stürmen und den anderen Bescheid zu geben, dass er in einem lächerlich weiblichen Kleid steckte. Doch in diesem Moment wollte er etwas anderes – mehr von dieser Nähe. Er spürte ihren Herzschlag, ihre Wärme, sogar ihr Atem streifte sein Gesicht. Sein Blick glitt von ihren unendlichen Seelenspiegeln, die unsicher in seine blickten, zu ihren Lippen. Könnte er jetzt vielleicht herausfinden, wonach sie schmeckten? Lio war unfähig sich zu bewegen und das lag nicht nur daran, dass die Feuerfaust sie an die Tür gedrückt hatte. Sie war nicht im Stande den Blick von seinen Augen zu nehmen, welche sich mittlerweile auf ihre Lippen gelegt hatten. Sein Mund war leicht geöffnet und deutlich spürte sie den Atem des Älteren auf ihrer Haut. Der Abstand, der die Zwei noch voneinander trennte, wurde immer kleiner, als Ace sich etwas zu ihr herabbeugte. Würde er endlich erfahren, wie es war sie zu küssen? Er suchte ihren Blickkontakt, als letzte Bestätigung und schloss schließlich seine Augen. Eines stand fest. Er würde sie küssen und nichts in ihr wollte sich dagegen wehren. Woher kam diese Wendung? Sie ignorierte die Frage und sah in seine Augen, als er ein letztes Mal ihren Blickkontakt suchte. Er hatte seine Augen geschlossen und war nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. Gleich war es soweit und sie könnte seine Wärme nur noch deutlicher spüren. Ein letztes Mal schaute sie ihn an und da fiel ihr etwas in ihr Sichtfeld. Sie prustete los und konnte vor Lachen kaum noch Luft holen. Ganz vergessen war es, dass er in dem hellrosanen Kleid steckte. Verwirrt öffnete der Schwarzhaarige die Augen und sah das Mädchen an, welche sich unter seinem Griff zu kugeln begann. Was war auf einmal so witzig? „Das.. Kleid!“, japste sie und Ace verstand. Langsam ließ er die Rothaarige los und fluchte innerlich. Er war so kurz davor gewesen, so kurz und dann musste dieses verdammte Kleid ihm alles zunichtemachen. Bevor er etwas darauf erwidern konnte, drückte jemand die Tür von außen auf und sagte: „Du hattest vorhin so schlechte Laune und ich wollte mal schauen, ob alles wieder mit dir in Ordnung ist. An Deck warst du ja nicht mehr..“ Thatch hielt augenblicklich inne, als er den Rookie in dem rosa Fetzen sah. Lio stand genau daneben und hielt sich vor Lachen bereits den Bauch, der so langsam zu schmerzen begann. „Ähm“, kam es vom Brünetten, welcher verwirrt abwechselnd zu den Piraten schaute. „‘tschuldigung für die Störung?“, fragte der Smutje, da er nicht wusste, was die Situation zu bedeuten hatte. „Du kommst genau richtig“, meinte die Rothaarige nur und versuchte zu erklären: „Er hat die Wette verloren!“ Ace äußerte sich nicht dazu, war immer noch enttäuscht davon, sie nicht geküsst zu haben. Wieso hatte er auch gezögert? „Ihr wettet doch normalerweise um Pudding?“, fragte der Smutje nach und überlegte kurz. Aber ja, im Normalfall wetteten die Zwei immer um Pudding. „Genau, normalerweise. Aber der Gute hier meinte ja, dass er gewinnen würde“, dabei klopfte sie dem Schwarzhaarigen auf die Schulter. „Wie es scheint, ist deine Laune auch schon gut genug ohne das hier“, dabei wedelte der Kommandant mit der Zeitung herum. Verwundert hörte sie auf zu lachen und sah den Brünetten fragend an. „Was meinst du?“, die Rothaarige griff nach der Zeitung und sofort sprang ihr der erste Artikel entgegen. „Piraten sorgen für Unruhen auf Wheroisland“, las sie vor und erinnerte sich daran, dass sie vor kurzer Zeit erst dort vor Anker lagen und es einige Unstimmigkeiten mit der Marine gab. Schnell überflog sie die Zeilen und musste schließlich breit grinsen. „Ace! Wir stehen in der Zeitung!“, rief die Rothaarige übereifrig und der Schwarzhaarige nickte: „Das wollte ich dir vorhin schon sagen.“ So langsam verstand Lio, denn wie es schien, wussten schon einige Leute mehr davon, bestimmt hatte Marco sie beim Frühstück auch darauf aufmerksam machen wollen. „Das ist aber noch nicht alles“, sagte der Smutje und zog den Steckbrief des Mädchens aus seiner hinteren Hosentasche. „Hier“, er hielt ihr das Stück Papier hin und ohne Zögern griff Lio danach. Gespannt entfaltete sie den Zettel und sah in ihr eigenes Gesicht. Unter ihrem Bild prangten die Buchstaben DEAD OR ALIVE – LIO – 55.000.000 Berry. Kapitel 53: Verstehen oder nicht verstehen ------------------------------------------ Verstehen oder nicht verstehen Mürrisch starrte der Schwarzhaarige in die Kamera, die das rothaarige Mädchen auf sich selbst und ihn gerichtet hatte. Sie hatte einen Arm um seine Schultern gelegt und mit der freien Hand betätigte sie den Schalter der Kamera, welche ein auslösendes Geräusch von sich gab. Die beiden Piraten waren seitdem Thatch gegangen war, allein in der Kajüte der Rothaarigen. Ace hatte kein Wort mehr gesprochen, nachdem sein zweiter Versuch, sie zu küssen, gescheitert war. Viel zu niedergeschlagen hatte er die Schultern und den Kopf hängen lassen, als irgendetwas zur Situation zu sagen. Egal was sie machen würde, ihm wäre es in diesem Moment völlig gleich, ebenso aber auch, dass er in einem pinken Kleid steckte. So hatte Lio hochamüsiert nach ihrer Kamera gegriffen und unzählige Bilder von dem Rookie gemacht, sei es lediglich von ihm oder auch wie in diesem Fall von ihnen gemeinsam. Allerdings merkte die Rothaarige, dass irgendetwas mit der Feuerfaust nicht stimmte. Er war auf einen Moment zum Nächsten völlig verstummt und blickte fast ausschließlich zu Boden. Seine Stimmung war ebenso völlig dahin und natürlich fragte sie sich, was er so urplötzlich hatte. Störte es ihn vielleicht wirklich, dass er in diesem Kleid steckte? „Lächel doch mal“, meinte die junge Frau mit einem warmherzigen Lächeln zu Ace, welcher seinen Blick zwar hob, aber ihrer Bitte nicht nachkam. „So schlimm ist das Kleid doch nicht“, versuchte die Rothaarige es wieder, doch seufzte der Rookie nur. Sie hatte gar nicht verstanden, was der wirkliche Auslöser seiner Laune war. Es konnte doch unmöglich so undeutlich sein, dass sie es gar nicht wahrnahm. Da Lio nicht genau wusste, was los war, legte sie die Kamera beiseite und trat wieder näher zu Ace, der an Ort und Stelle stehengeblieben war. Sein Blick war wieder zu Boden gerichtet und es schien, als würde er schmollen. „Hey Ace..“, fing sie ruhiger an, da sie langsam bemerkte, dass wirklich etwas nicht stimmte. Seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckten es zu einem Großteil, weshalb die Rothaarige vorsichtig einige Strähnen beiseite schob, um in seine Augen schauen zu können. Durch ihre Berührung versteifte er sich und traute sich nicht einmal zu atmen, sie war schon wieder viel zu nah.. Er schaute in ihr liebevolles Gesicht und bereute es sofort. Am liebsten würde er sich dafür schlagen, sie nicht einfach geküsst zu haben und nun quälte er sich immer noch damit. Aber wie konnte sie das Szenario von vor wenigen Minuten so leicht ignorieren? Hatte sie gar nicht mitbekommen, wie es zwischen ihnen knisterte? Wenn er sie nun küssen würde, obwohl sie gar kein Interesse an ihm hatte, wäre das sicherlich ein fataler Rückschlag. Weitermachen wie bisher kam trotzdem absolut nicht für ihn infrage, er hielt es ja nicht einmal wenige Tage aus ohne daran zu denken, wie es wohl war sie zu küssen. Endlich schaute er sie an, doch sein Blick war betrübt, weshalb die Rothaarige alles daran setzte, ihm ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. „Komm schon, lächel“, wieder versuchte sie es und überlegte stark, was sie tun könnte, um seine Laune zu heben. Nur mit großer Überwindung meinte sie: „Du darfst das Kleid auch wieder ausziehen“, auch wenn sie gar nicht bereit dazu war, ihn von seinem Wetteinsatz zu erlösen. Ace schloss die Augen und seufzte. Sie hatte wirklich gar nichts verstanden, dabei sagte man doch, dass gerade Frauen in diesem Bereich mehr Ahnung hatten – was Gefühle anging und so. Überrascht sah sie den Rookie an, was hatte er denn nun? Der Schwarzhaarige öffnete seine Augen und sah in das verwirrte Gesicht der jungen Frau für die er inzwischen etwas mehr empfand als nur Freundschaft. Es zu leugnen, wäre ein Fehler. Ihm war klar geworden, dass er für sie Gefühle hatte, auch wenn noch nicht ganz ersichtlich war, wie stark diese waren und wohin sie führten. Zumindest war es etwas völlig anderes, als das, was er bisher immer empfunden hatte. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, was Lio in diesem Moment nur noch mehr verwirrte. Ja, er mochte sie wirklich sehr. Zu Anfang war sie es gewesen, die ihn akzeptiert und auch direkt aufgenommen hatte. Sie war es, die ihm unzählige Male das Leben gerettet hatte, obwohl er doch versucht hatte ihren Captain zu töten. Sie war es, die eine Bindung zu ihm aufgebaut hatte, obwohl es gar keinen Grund dafür gab. Sie kam auf solche dummen Ideen, wie diese Wette, welche sie immer wieder absichtlich verlor und das zu einem Einsatz, der so oder so ihr galt. Von Anfang an hatte sie versucht ihn einzubinden und das ohne auch nur irgendetwas über ihn zu wissen, ohne zu wissen, woher er kam und was für Hintergründe er hatte. Ace hatte sie in den Wochen, in denen er nun hier war, kennengelernt und fühlte sich bei ihr wohl, auch wenn er in den letzten Tagen dank ihr keinen klaren Gedanken fassen konnte. Doch eines war ihm nun sehr wohl klar.. Seine rechte Hand legte sich an ihre Wange und sanft strich er mit seinem Daumen über ihre weiche Haut. Lio zuckte kurz unter seiner Berührung, viel zu überrascht von seinem Handeln war sie aber unfähig sich zu bewegen. „Du hast wirklich gar nichts verstanden“, meinte der Schwarzhaarige und legte seinen linken Arm um ihre Taille. Angestrengt überlegte sie, was er damit meinen konnte und bemerkte gar nicht, wie nah sie ihm auf einmal wieder war. Als er sie noch näher an sich zog, brachte sie nur ein leises „Ace“ heraus. Sein Blick hatte sie fixiert, weshalb sie beinahe das Atmen vergessen hatte und nun nur stoßweise dazu kam. Sein Daumen berührte ganz sacht ihren Mundwinkel und Ace beugte sich noch ein wenig weiter zu ihr herab. Sie waren sich so nah, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten und ehe Lio auch nur protestieren konnte, drückte der Schwarzhaarige seine Lippen auf ihre. Er konnte es kaum fassen. Endlich hatte er geschafft, endlich spürte er ihre weichen Lippen auf seinen. Nach all dem hin und her wusste Ace nun endlich, wie es war, sie zu küssen. Im Vergleich zum Traum war dieser Kuss viel überragender, viel intensiver und soviel schöner. In diesem Moment nahm er seinen Körper vollständig wahr. Alles in ihm kribbelte und in seinem Kopf fühlte es sich an, als würde ein Feuerwerk explodieren. Wie hatte er nur so lang darauf warten können? Überrascht weiteten sich ihre Augen, als Ace seinen Mund mit ihrem versiegelte. Woher kam diese Reaktion? Was passierte in diesem Moment überhaupt? Lio verstand nicht, was plötzlich passiert war und ihr Kopf war unfähig sich eine Erklärung darauf zu suchen. Es war, als hätte man ihr Denken abgeschaltet und das Einzige, was sie wirklich spürte, war Ace allein. Seine Lippen, wie sie sich sanft auf ihren bewegten und seine Hände, die sie bestimmt an ihn drückten, um ihm noch näher sein zu können. Ihr Herz machte Purzelbäume und schlug stark gegen ihren Brustkorb, ein starkes Kribbeln breitete sich von ihrer Magengegend in den ganzen Körper aus und Lio verstand absolut gar nichts mehr. Sie war auch vollstens zufrieden damit, solange sie Ace' Lippen auf ihren spüren durfte. Als der Rookie spürte, wie sie ihre Arme um seinen Nacken schlang, lächelte er in den Kuss hinein und drückte sie eng an sich. Worauf hatte er die ganze Zeit gewartet? Die Angst, die er hatte, war völlig unbegründet und er ignorierte sämtliche Fragen, die ihm durch den Kopf schwirrten. Bestimmt küsste er sie und strich mit seiner Zunge über ihre Unterlippe. Augenblicklich folgte sie seiner stummen Bitte und ein kleiner Zweikampf entstand, den keiner so recht verlieren wollte. Die Rothaarige gab sich geschlagen, wurde aber ohne Zögern tröstlich von dem Schwarzhaarigen geküsst. Nur sehr langsam verebbte das starke Bedürfnis nach einander und so lösten sich die Münder der zwei Piraten. Unfähig etwas zu sagen, schaute Lio in das Gesicht des Rookies, welcher unaufhörlich lächelte. Ebenso blickte der Schwarzhaarige in ihr leicht gerötetes Gesicht und ein absolutes Hochgefühl machte sich in ihm breit. Er hatte es endlich geschafft, wusste nun endlich, wie schön es war und wie gut es sich anfühlte. Lio nahm ihre Arme vorsichtig von seinem Nacken und sagte schließlich leise: „Du hast recht. Ich hab gar nichts verstanden.“ Kapitel 54: Und trotzdem ------------------------ Und trotzdem Unfähig etwas zu sagen schaute die Rothaarige in das Gesicht des Mannes, den die Sekunden zuvor geküsst hatte und das nicht gerade wenig. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und verstand absolut nichts mehr. Vor Minuten hatte sie ihn noch ausgelacht, weil er dieses lächerliche Kleid trug. Doch selbst jetzt in dieser Situation, spielte der pinke Fummel keine Rolle. Anfangs wirkte er so niedergeschlagen, dass sie dachte, er würde wegen des Kleides schmollen, doch war wohl etwas vollkommen anderes der Grund gewesen. Und dann diese Aussage, sie habe rein gar nichts verstanden.. Wie recht er doch hatte! Was war gerade überhaupt passiert? Lio verstand absolut gar nichts mehr. Ihr Blick geriet in Verzweiflung und Verwirrung zugleich, weshalb der Rookie sie amüsiert fragte: „Küss ich wirklich so schlecht?“ Nach dieser Frage sah sie direkt in seine Augen, die sie liebevoll musterten. Ein „Nein“ kam wie aus der Pistole geschossen aus ihrem Mund heraus und ein Lachen war von Ace zu hören. „Beruhigend“, meinte der Schwarzhaarige. Seine Arme lagen um ihrer Taille und bestimmt drückte er sie etwas näher an sich. Ganz sacht gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte zufrieden. In diesem Moment fühlte er sich unglaublich wohl, dass er für ewig in dieser Position verharren könnte. Es hatte so lang gedauert, sie endlich zu küssen und er hatte es geschafft, sie hatte sogar erwidert, was ihn nur noch glücklicher stimmte. Schließlich musste es doch bedeuten, dass sie auch Interesse hatte, oder? 'Dieser Kuss..', dachte sie und hatte gar keine Worte für das Gefühl, welches sie dabei verspürt hatte. Ihre Lippen kribbelten immer noch von der Berührung zuvor, ihr ganzer Körper schien auf Hochspannung, aus ihrer Magengegend breitete sich ein warmes, angenehmes Gefühl aus. Es war ihr nicht völlig fremd und dennoch verstand sie nichts. Mit erhobenem Kopf sah Lio in Ace' zufriedenes Gesicht, er lächelte sie glücklich an. Dabei fiel ihr auf, wie unglaublich nah sie sich waren. Der Schwarzhaarige hielt sie immer noch in seinen Arm fest, als wolle er sie nie wieder loslassen. Zwanghaft versuchte die Rothaarige aus dem Geschehenen schlau zu werden. Dachte an alles mögliche, versuchte eine Lösung und Erklärung dafür zu finden. Hatte sie sich also nicht geirrt, als sie meinte, er hätte Tage zuvor sie küssen wollen? Empfand er also wirklich etwas für sie? Was bedeutete das für ihre Freundschaft und was empfand sie überhaupt? Konnte sie mögliche Gefühle erwidern oder würde sie ihn restlos verletzen? In ihrem Kopf begann es sich zu drehen und rettend hielt sie sich an seinen Oberarmen fest, um nicht eventuell doch zu fallen. Ihr Blick war auf seine Brust gerichtet, um ihm nicht ins Gesicht schauen zu müssen und sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Besorgt stützte Ace das Mädchen in seinen Armen, es schien ihm so, als würde sie zusammenbrechen, wenn er sie nicht mehr halten würde. Er verstand nicht, was plötzlich mit ihr los war und warum sie so reagiert hatte. Vorsichtig fragte er: „Ist alles ok?“ Beinahe hätte sie ihm zugestimmt und gesagt, dass alles in bester Ordnung wäre, doch so war es definitiv nicht. Mit der jetzigen Lage konnte sie kein Stück umgehen. „Ich glaub, ich muss mich setzen“, kam es recht tonlos von ihr, weshalb Ace sie besorgt und mit größter Bedacht zum Bett führte, sodass sie sich setzen konnte. Voller Sorge ging der Rookie vor ihr in die Knie und sah in ihr Gesicht, welches nach wie vor Verzweiflung ausdrückte. „Soll ich dir etwas zu trinken holen? Willst du dich hinlegen?“, die Anspannung war aus seiner Stimme deutlich zu hören. Ace fragte sich wieder, was auf einmal passiert war, dass sie so reagierte. Kopfschüttelnd gab sie ihm zu verstehen, dass sie nichts brauchte und doch spielte ihr Kopf völlig verrückt. Was sie nun brauchte, waren klare Antworten. Aber konnte man solche Dinge so freiheraus fragen oder gehörte es sich nicht? Die Rothaarige wusste nicht, was plötzlich in ihr vorging. Bedachte sie genaustens, was passiert war, musste sie gestehen, dass sich der Kuss wirklich wundervoll angefühlt hatte, geradezu perfekt. Aber was war da noch? „Lio, sieh mich an“, meinte die Feuerfaust etwas harscher, weswegen sie ihm auch nun in sein Gesicht schaute. In seinem von Sommersprossen übersäten Gesicht stand Sorge geschrieben, wobei sicherlich noch dezente Überforderung zu seinem Gemüt zählte. Seine dunklen Augen musterten sie besorgt und suchten nach einer Antwort in Lios Gesichtsausdruck. Was war der Grund ihres so plötzlichen Wechsels? Dem Blick des Piraten konnte die junge Piratin nicht standhalten, weswegen sie ihren Kopf wieder zu Boden richtete. Es war ihr einfach nicht möglich in sein liebevolles Gesicht zu schauen, ohne dass tausende von Fragen durch ihren Kopf schwirrten. Wie gern würde sie ihn ansehen, sein ehrliches, warmes Lächeln sehen. Eine warme Hand schmiegte sich an ihre Wange und hob ihren Kopf ein wenig. Wieder sah sie ihn an und ein Kribbeln machte sich erneut in ihrem Körper breit. Es war, als könne sie es weder stoppen noch anderweitig beeinflussen. In dem Moment, in dem sie in sein besorgtes Gesicht sah, verspürte sie das starke Bedürfnis, seine Verzweiflung zu lösen. Doch so sehr sie es wollte, sie sollte erst selbst einmal ihre Verwirrung nachvollziehen können. „Sag mir, was du fühlst“, sagte Ace recht leise und dennoch laut genug, damit sie es verstand. „Ich..“, brachte die Rothaarige zustande und überlegte fieberhaft, was sie darauf antworten sollte. Schließlich war es doch deutlich, was sie fühlte. Nur verstand sie es einfach nicht. Verzweifelt biss Lio sich auf ihre Unterlippe und suchte nach einer gerechten Antwort. Traurig lächelte der Schwarzhaarige sie an und sagte etwas melancholisch: „Du hast nichts gefühlt, stimmts?“ Ace verstand einfach nicht, was mit ihr los war. Es musste die einzige, logische Erklärung sein für ihr jetziges Handeln. Hatte sie solches Mitleid mit ihm und sagte deshalb nichts? Lieber wollte er eine konkrete Antwort von ihr haben, als es so offen im Raum stehen zu lassen. Wenn sie wirklich nichts gefühlt hatte, dann wollte er es wissen, so sehr ihm diese Antwort auch missfiel. Seine Worte fühlten sich an wie ein Schlag, ein Schlag direkt ins Gesicht. Dabei fühlte sie doch eindeutig seine warme Hand, die sanft an ihrer Wange lag. „Nichts gefühlt..“, murmelte sie leise und es war ihr beinahe zum Weinen zumute. Ihre Verzweiflung stammte doch von etwas völlig anderem und er dachte, sie habe nichts dabei gefühlt? Im Gegenteil! Absolutes Gefühlschaos hatte dieser Kuss in ihr ausgelöst. Sie hatte so starke Gefühl dabei empfunden, dass es ihr absurd vorkam. Ace ließ bei ihren Worten die Schultern hängen und löste die Hand von ihr. Sein Blick war betrübt und er fühlte sich in diesem Moment sagenhaft verletzlich. Er war kurz davor aufzustehen und einfach zu gehen, am liebsten würde er sich selbst dafür schlagen, gedacht zu haben, sie könne etwas für ihn empfinden wie er für sie. Ein lächerlicher Gedanke und falsche Hoffnungen hatten ihn dazu gebracht und nun hatte er ihre Freundschaft dafür geopfert – was ein fataler Fehler es doch war, auch wenn es sich so gut angefühlt hatte. Die Feuerfaust erhob sich und drehte sich, um den Raum zu verlassen. Er konnte ihre Nähe nicht ertragen, er fühlte sich so unglaublich schlecht. Ehe er auch nur einen Schritt machen konnte, hatte eine Hand ihn festgehalten und augenblicklich blieb er stehen. Hätte Ace es gewollt, hätte er sich losgerissen und wäre einfach verschwunden, denn Mitleid wollte er von ihr nicht. Und doch musste er wissen, was sie ihm noch sagen wollte. „Was ich gefühlt habe? Es hat sich angefühlt wie tausende Feuerwerke, ich hab mich so geborgen und geliebt gefühlt wie noch nie, in mir wurde alles so angenehm warm und ich glaube, ich habe noch nie etwas Unbeschreiblicheres gefühlt. Dieses Gefühl.. ich versteh es nicht und doch will ich mehr davon, mehr von dieser Wärme.“ Mit Lios Worten wurde dem Rookie nur langsam bewusst, was sie eigentlich gesagt hatte. Sie beschrieb genau das Gefühl, welches er schon von Anfang an empfunden hatte. Diese Wärme.. Keinen Atemzug später hatte die Rothaarige den Abstand zwischen sich und der Feuerfaust überbrückt. Und bevor er überhaupt realisiert hatte, was sie gerade vorhatte, spürte er erneut ihre weichen Lippen auf seinen. Überrumpelt erwiderte er erst kurze Zeit danach den Kuss und legte seine Arme um sie. Und wieder spürten sie das Feuerwerk, welches in ihren Köpfen explodierte. Wieder spürten sie dieses starke Kribbeln, welches immer intensiver wurde, desto länger sie sich küssten und wieder spürten sie die Wärme des Anderen. Sie lösten den Kuss und die Rothaarige legte ihren Kopf auf seine Brust. Ganz deutlich hörte sie sein Herz, welches laut und sehr schnell gegen seinen Brustkorb hämmerte, als wolle es heraus hüpfen. Eng schmiegten sie sich aneinander und lächelten selig. Ace gab ihre einen Kuss aufs Haar und hielt sie so fest es ging in seinen Armen. „Lio?“, hörte man seine Stimme ruhig sagen und sie brummte ein leises „Mh“ gegen seinen Oberkörper. „Ich hab dich wirklich sehr gern“, gestand er ihr und sie ging auf einen kleinen Abstand, um ihn anzuschauen. Seine Wangen waren gerötet und ein leises Kichern war daraufhin von ihr zu hören. „Ich dich auch, obwohl du in diesem furchtbar pinken Kleid steckst“, erwiderte sie. „Hmpf“, er musste sich eingestehen, dass er es ganz vergessen hatte. „Apropos Kleid.. Lass es uns den Anderen zeigen!“, meinte sie energisch und zog den Schwarzhaarigen bis zur Tür, als er realisierte, was sie schon wieder vorhatte. „Du meintest doch eben noch, dass ich es ausziehen kann!“, protestierte er und sie schüttelte den Kopf. „Das war nur, weil ich dachte, dass du deswegen so niedergeschlagen bist. Aber dir geht es doch jetzt besser, oder?“, Lio bestand darauf, dass er das Kleid noch weiterhin tragen musste. Alles in ihr hatte sich bereits dagegen gesträubt, als sie ihm angeboten hatte, das Kleid wieder auszuziehen. Da seine Laune aber aus anderen Gründen so furchtbar war und es sich nun ohnehin mehr oder weniger geklärt hatte, bestand kein Zweifel – er musste es noch tragen, bis zum bitteren Ende. Gerade wollte sie ihn wieder durch die Tür auf den Gang ziehen, da drückt er sie erneut gegen das Holz. Unfähig sich zu bewegen, sah sie ihn versucht böse an. „Komm schon Ace, das Kleid bleibt den ganzen Tag“, erklärte sie ihm und sah, wie er sich ihr plötzlich wieder näherte. Er war ihrem Ohr unglaublich nah und flüsterte: „Ich lasse es an, wenn wir zwei hierbleiben, nur du und ich.“ Sein Stimme war tief und es lief ein Schauder ihren Rücken herunter, eine feine Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus, an der sein Atem sie gestreift hat. Mahnend schlug Lio sich gedanklich selbst und schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall, wir gehen jetzt zu den Anderen. Keine Widerworte!“, zwar klang sie bestimmt und voller Zuversicht, doch brachte es ihr nichts, wenn er sie in seinem Griff gefangen hielt. Sie selbst sah keine Hoffnung und in Gedanken suchte sie bereits nach einer Möglichkeit, ihn weich zu kriegen. Ein Gedankenblitz schoss ihr durch den Kopf. Ihre Augen weiteten sich auf die Größe einer Haselnuss und ihre Unterlippe schob sich etwas vor. Es war ihre letzte Hoffnung und sie sah ihn mit ihren großen, schwarzen Iriden an. Augenblicklich wurde Ace ganz anders zumute. Wie konnte er ihr bei diesem Blick nur etwas entgegen setzen? Es war unmöglich ihr nur irgendetwas auszuschlagen. „Das ist unfair“, meinte er leise und sein Griff lockerte sich, weswegen sie ihre Arme um seinen Nacken schlingen konnte. Auf die Zehenspitzen gestellt, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und lächelte ihn warm an. „Es könnte schlimmer kommen“, antwortete sie ihm schlicht und gab ihm noch einen sanften, kurzen Kuss auf den Mund. Zu kurz, als dass er erwidern konnte. Bevor er sie wieder küssen konnte, hatte sie die Tür bereits geöffnet und trat nun mit der Feuerfaust auf den Gang. Ehe auch nur ein weiteres Mal protestieren konnte, rannte sie mit ihm an der Hand in Richtung Deck. Angst und Sorge machte sich in dem Rookie breit, er konnte sich besseres vorstellen, als in einem solchen Kleid unter Leute zu gehen. Doch was sollte er noch dagegen tun? Es ihr abschlagen, um dann wieder in ihren 'alle-Pinzipien-niederschmetternden-Blick' zu schauen und dann doch zuzustimmen? Er sollte es endlich hinter sich bringen. Man sollte die Dinge positiv angehen.. Immerhin hatte er sie geküsst und das nicht einmal. Kapitel 55: Wenn ich vorstellen darf: Sally ------------------------------------------- Wenn ich vorstellen darf: Sally „Nun komm schon“, eiferte Lio und zog den Schwarzhaarigen weiter durch die Gänge der Moby Dick. Alles, aber auch wirklich alles in ihm wollte das Kommende irgendwie verhindern, doch wusste er einfach nicht wie. Die Piraten waren bereits kurz vor der Treppe, die hinauf ans Deck führte und doch waren sie noch niemanden begegnet, was der Rothaarigen sehr seltsam vorkam, da doch immer irgendjemand durch das Schiff schlenderte. Auch als sie im Vorbeilaufen einen Blick in den Essenssaal warf, erkannte sie niemanden darin, was die Sache nur komischer machte. Wo waren denn alle? Dagegen war Ace sehr froh, dass ihn keiner in diesem Kleid gesehen hatte, wenn man Lio und den Smutje mal außen vor ließ. Die Rothaarige war sich sicher, dass sie einen Großteil der Crew an Deck wiederfinden würden und deshalb nahm sie gleich zwei Stufen auf einmal, um schnellstmöglich hinauf zu kommen. Als die Piraten die Tür erreicht hatten, grinste sie den Rookie breit an. Sie warf einen flüchtigen Blick über ihn und nickte zufrieden, so konnte er sich sehen lassen. „Willst du es dir nicht doch nochmal anders überlegen?“, fragte Ace sie und hoffte immer noch darauf, dass sie ihn von dieser Schmach erlösen würde. „Lass mich überlegen“, kam es amüsiert über ihre Lippen und sie tippte sich zweimal ans Kinn. Mit einem Grinsen sagte die junge Piratin: „Mhhhh, nö“, ein leises Seufzen war als Antwort zu hören. Ace ließ seine Schultern hängen und sagte schmollend: „Du bist wirklich grausam“, „Und trotzdem hast du mich gern“, konterte sie und öffnete die Tür. Für einen kurzen Moment waren sie von der Sonne geblendet und sahen so nicht, wer alles bereits auf sie gewartet hatte. Als dann aber Gelächter und Gepfeife zu hören war, klärte sich schnell die Sicht beider. Schlagartig wurde der Rookie feuerrot im Gesicht und versuchte das Kleid ein wenig mehr in die Länge zu ziehen. Die Reaktion Ace' brachte alle nur noch mehr zum Lachen, selbst Lio konnte sich nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes Gelächter aus. In der Menschenmenge erkannte sie Thatch, der sie wissend angrinste. Hatte er etwa den anderen Bescheid gegeben, damit sie sich versammeln konnten? Der Kommandant hatte wirklich mitgedacht und Lio war froh, dass auf ihn immer verlass war. Einer der Piraten grölte laut über das Deck: „Wer ist denn deine hübsche Begleitung? Willst du sie uns nicht mal vorstellen, Lio?“, daraufhin hörte man einstimmiges Gelächter und Lio gab zurück: „Natürlich doch, wo sind nur meine Manieren. Leute? Wenn ich vorstellen darf, das ist Sally. Sie ist sehr schüchtern, also seid lieb zu ihr!“ und wieder war das Gegröle groß. Nur einer lachte nicht mit, auch wenn er sich zuvor immer wieder eingeredet hatte, es wäre halb so schlimm. „Keine falsche Scheu“, „Das Kleid steht dir echt gut“ und noch viele andere Dinge hörte man die Crew rufen. Ace wusste nicht, ob er nun lachen oder weinen sollte. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken, aber was würde das schon bringen? Er warf Lio einen Blick zu und sah, wie unbeschwert und glücklich sie gerade war. Und nicht nur sie, allen stand ein Grinsen ins Gesicht geschrieben und ein jeder lachte. Sogar Marco grinste über das Szenario, wenn es nicht sogar schon ein Lachen war, was man von ihm hörte. Whitebeard, ihr Vater und Captain – auch er lachte, lachte amüsiert und froh mit seinen Kindern. Und mit einem Schlag war es Ace beinahe egal, dass er die Lachnummer des Tages war. Nicht nur des Tages, wahrscheinlich auch für die nächsten, kommenden Wochen und mit Sicherheit auch länger. Er setzte einen fragenden Blick auf und meinte dann: „Findet ihr wirklich? Ich weiß ja nicht.. Sieht mein Hintern nicht zu dick darin aus?“, dabei drehte er sich einige Male um die eigene Achse und das Gelächter wuchs nur noch mehr. „Also dein Hintern gefällt mir darin gut, aber es ist etwas viel Ausschnitt, findest du nicht?“, fragte Lio ihn dann und wies auf seinen Oberkörper, der den Stoff schon fast zum Reißen brachte. „Gefällt dir etwa nicht was du siehst?“, kam die Frage entrüstet von der Feuerfaust und Widersprüche waren von den Männern zu hören. Ace sähe doch in diesem Kleid einfach nur wundervoll aus. Die Zeit verging und langsam beruhigte die Crew sich wieder. Die Männer ließen die Feuerfaust Feuerfaust sein und widmeten sich ihrer Arbeit, nachdem ihre Kommandanten sie aufgescheucht hatten. Lio hatte sich auf die Reling gesetzt und ließ die Beine baumeln. Sichtlich genoss sie die Sonne, die zur Mittagszeit sehr hoch stand und warm auf sie herabstrahlte. Mit geschlossenen Augen atmete sie die kühle Seeluft ein und lächelte zufrieden. Was ein chaotischer Tag es doch bisher gewesen war und was einfach alles passiert war! Kaum zu glauben, doch sie und Ace hatten sich geküsst. Ein angenehmes Kribbeln spürte die Rothaarige in ihrer Magenregion, wenn sie daran zurückdachte und das Lächeln wurde ein wenig breiter. Hinter sich spürte sie die Wärme des Mannes, an den sie gerade erst gedacht hatte, und lehnte sich mit dem Rücken gegen seine starke Brust. Mit seinen Armen stützte er sich neben ihrem Körper ab und sanft drückte er ihr von hinten einen Kuss auf die Wange. „So schlimm war's gar nicht, stimmts?“, fragte sie ihn, hielt die Augen weiterhin geschlossen. „Hätte eindeutig schlimmer sein können“, antwortete er ihr wahrheitsgemäß und legte dabei einen Arm um ihren Bauch, um sie etwas näher an sich zu ziehen. Beide genossen eindeutig die Wärme des Anderen und Lio war sogar der Meinung, seinen regelmäßigen, ruhigen Herzschlag zu spüren. Ace löste sich von ihr und setzte sich schließlich neben sie auf die Reling, sein Blick lag wie ihrer auf dem Meer, welches zur Zeit völlig ruhig war. Die Sonne brachte die Wasseroberfläche zum Glitzern und es sah aus, als wären unendlich viele kleine Diamanten darauf versehen. Das Bild, was sich ihnen bot, stimmte sie in ein ruhig und entspanntes Gemüt. Es war einer der Gründe, weshalb Lio es liebte, Piratin zu sein. Diesen Anblick würde sie gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen. Und dann auch noch das Gefühl, welches sie spürte, wenn der Wind ihr durch die Haare fuhr und die Sonne ihre Haut erwärmte. Niemals würde sie dieses Leben gegen ein Anderes aufgeben, niemals. Der Schwarzhaarige räusperte sich und erhielt so die vollste Aufmerksamkeit des Mädchens, fragend sah sie ihn an. „Sind wir jetzt eigentlich.. zusammen?“, fragte er recht leise und grübelnd erwiderte sie seinen Blick. „Das ist eine gute Frage“, sagte sie daraufhin schlicht und überlegte, was sie noch sagen könnte. Lio gestand ihm: „Ich hab wirklich eine Ahnung von sowas und ehrlich gesagt, habe ich vor dir erst einen anderen geküsst. Was Beziehungen angeht, weiß ich wirklich gar nichts..“ Verblüfft sah er in ihr Gesicht und legte sich seine Worte zurecht. „Von Beziehungen habe ich auch keinen Schimmer“, sagte er und dachte nochmals über seine Worte nach. Es stimme. Was Bindungen anging, konnte er von sich behaupten, dass er noch nie in einer verwickelt war. Was allerdings nicht hieß, er hatte noch gar keinen Bezug zu Frauen, wie es bei Lio anscheinend mit Männern der Fall war. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand, welche neben ihrem Bein auf der Reling lag. Mit seiner umschloss er ihre und sagte dann: „Ich weiß aber, dass ich mehr von dieser Nähe will, mehr von diesem Kribbeln, mehr von.. dir. Ich will dich nicht teilen.“ Ihre Wangen färbten sich in ein Rot, was ihren Haaren starke Konkurrenz machte. Seine Hand umschloss ihre ein wenig fester und seine Stimme klang liebevoll in ihren Ohren: „Wenn du nichts dagegen hast, wäre ich gern mit dir zusammen.“ Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Unfähig etwas zu sagen, blickte Lio in sein Gesicht hinauf und nickte zaghaft. Was sollte sie auch schon großartig sagen? Teilen wollte sie ihn keineswegs und mehr von seiner Nähe? Stand gar nicht zur Debatte. „Ist das ein Ja?“, fragte Ace mit einem Lächeln auf den Lippen. „Auf jeden Fall ein Ja“, sagte sie selbstbewusst und streckte sich ihm entgegen, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Der Rookie sah wieder auf das Meer hinaus und lächelte zufrieden. Ganz gleich, was noch kommen mochte, er wusste, dass er ein Zuhause gefunden hatte. Ein Zuhause mit Menschen, die ihn liebten und schätzten, ganz gleich woher er stammte. Und besonders mit Lio als seine nun endlich Freundin, war er mehr als froh. So liebevoll und ehrlich, wie sie immer zu ihm war, konnte er sich niemand besseren wünschen. Dennoch fragte er sich.. „Sag mal, willst du es den Anderen sagen?“, kam die Frage freiheraus. Nach kurzen Überlegungen meinte sie dazu: „Vielleicht nicht direkt sagen, aber es auch nicht zwingend verheimlichen. Wenn sie es mitkriegen, dann ist das halt so?“ Mit einem Nicken stimmte er zu und lächelte zufrieden. Egal für was sie sich entschieden hätte, ihm wäre alles recht gewesen. Ob sie es nun verheimlichen oder doch der ganzen Welt verraten wollte, spielte absolut keine Rolle, solange sie einander hatten. Aber dennoch sollte er ein wenig aufpassen, immerhin hatte die Rothaarige hier viele sehr gute Freunde, die sich sicherlich um ihr Wohl sorgten. Falls einer von denen wüsste, dass er nun mit ihr zusammen war.. „Wirklich reizendes Kleid!“, hörte Ace die Stimme eines Mannes, der hinter ihm stand und dem Rookie ordentlich auf den Rücken klopfte. Vor Schreck ließ der Schwarzhaarige die Hand des Mädchens los und hatte dabei noch einen Satz nach vorne gemacht. Schlagartig fiel er in die Tiefe und tauchte mit einem lauten Platscher in das Wasser ein. Lio wandte sich verwirrt zu ihrem Kommandanten um, der dem Rookie hinterher sah. Mit einem amüsierten Grinsen fragte er die Rothaarige: „Willst du deinem Freund nicht helfen?“ Leicht geschockt weiteten sich ihre Augen. Zum einen hatte Marco in so kurzer Zeit herausgefunden, dass sie mit Ace zusammen war und das, obwohl das gerade mal vor zwei Minuten beschlossen wurde und zum anderen war ihr besagter Freund gerade ins Meer gefallen, obwohl er gar nicht schwimmen konnte. Ohne Zögern stellte sie sich auf die Reling und machte einen Kopfsprung in das kühle Nass. In Sekunden hatte sie Ace dank des Kleides ausgemacht und griff nun nach seinem Arm, um ihn wieder an die Wasseroberfläche zu bekommen. Wie so oft hatte sie ihn vor seinem wortwörtlichen Untergang bewahrt und schwamm nun zu der Leiter, die man ihnen gütigerweise hat runter gelassen. Lio kletterte voran und sah, wie Ace ihr mit gewissem Abstand folgte. Bevor sie überhaupt die Reling erreicht hatte, konnte sie das Grinsen des ersten Kommandanten sehen, welcher ihr helfend eine Hand entgegen gestreckt hatte. Nachdem auch Ace wieder sicher auf denen Beinen an Deck stand, warf er dem Blonden einen vernichtenden Blick zu. „Hey hey, alles gut“, sagte Marco und hob beschwichtigend seine Arme, dennoch grinste er breit. Ehe der Schwarzhaarige etwas sagen konnte, hatte Lio ihn bereits an die Hand genommen und zog ihn unter Deck. „Du kommst erst mal aus den nassen Sachen raus“, erklärte sie ihm und trat durch die Tür, die sie hinab führte. Derweil trat der erste Kommandant der Whitebeardpiraten an den Thron seines Vaters, welcher dem Schauspiel beigewohnt hatte. Marco redete nicht lange um den heißen Brei und erklärte seinem Vater: „Wie es scheint, haben wir ein neues Pärchen auf dem Schiff“, daraufhin erwiderte der alte Hüne mit einem Lachen. Sein heißgeliebter Sake fand einen Weg zu seinem Mund, er trank einen ordentlich Schluck. Das wohlbekannte Brennen machte sich bemerkbar und genießerisch schloss er die Augen für einen kurzen Moment. „Gurarara, wo die junge Liebe hinführt“, meinte er in Gedanken schwelgend und hörte kaum die Worte seines Vizen: „Solange wir hier demnächst keine Babys haben..“ „Kann der nicht aufpassen?“, murrte Ace, als sie gemeinsam durch die Gänge der Moby Dick liefen. „Ach, das ist eben Marco“, meinte die Rothaarige knapp und überlegte, ob sie sagen sollte, dass ihr Kommandant bereits davon wusste. Sie entschied sich dafür. „Wie es scheint, weiß er übrigens schon, dass wir zusammen sind.“ Perplex blieb der Schwarzhaarige stehen, weswegen die junge Piratin gezwungenermaßen ebenfalls stehenblieb. „Wie..? Ich meine, es waren keine zehn Minuten vergangen und er wusste es?“, schulterzuckend antwortete sie: „Tja das.. das ist nun mal Marco.“ Mehr als ein „Hmpf“, erwiderte Ace darauf nicht und wieder liefen sie in Richtung Lios Kajüte. Dort angekommen, warf sie dem Rookie ein Handtuch zu. Die Rothaarige seufzte hörbar laut, weswegen Ace sie verwundert ansah. Bevor er hätte fragen können, sagte sie: „Du kannst das Kleid ausziehen“, augenblicklich erhellten sich seine Augen und begannen zu funkeln. „Wenn du es nicht gleich aus hast, überleg ich es mir nochmal anders“, sagte sie recht nüchtern und nahm sich ebenfalls ein Handtuch, um sich abzutrocknen. Gesagt, getan. Die Feuerfaust hatte sich ohne Zögern aus dem inzwischen nassen Kleid gepellt und stand nur noch in Unterhose in der Kajüte. Etwas überrascht über das unerwartete Szenario, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf, als sie sich zu ihm umdrehte. Augenblicklich hielt sie in ihrem Machen inne und sah den gut trainierten Körper ihres Freundes an. Ihr war, als wäre ihr gleichzeitig heiß und kalt und sofort löste sie den Blick von ihm, wandte sich schließlich noch um. „Deine Sachen..“, ihre Stimme war recht brüchig, weswegen sie sich einmal räusperte und es erneut versuchte: „Deine Sachen liegen auf dem Stuhl.“ Ace konnte über ihr Verhalten nur schmunzeln, er zog sich das Hemd an und streifte sich die Hose über. Da Lio nach wie vor in ihrer Position verharrte, wollte er sich einen kleinen Spaß erlauben. Wie es schien, hatte die Rothaarige tatsächlich kaum Ahnung, was Beziehungen und Männer anging. In gewisser Weise fand der Schwarzhaarige es sogar ganz niedlich. Direkt hinter ihr blieb er stehen und beugte sich zu ihrem Kopf herab, seine warmen Hände legte er auf ihre kühle und noch immer recht feuchte Haut, bestimmt zog er sie ein wenig näher zu sich. Die Rothaarige spürte ein Kribbeln und war ganz perplex, als er wieder so nah war. Es war, als würden seine Hände auf ihrer Haut brennen und sie wusste gar nicht, was dieses Gefühl war, welches ihr innerstes ins Chaos versinken ließ. Lio traute sich nicht, sich zu ihm umzudrehen. Weder konnte noch wollte sie, die Angst war viel zu groß vor Scham im Erdboden zu versinken. „Mach ich dich etwa nervös?“, hauchte der Schwarzhaarige in ihr Ohr und eine Gänsehaut überkam sie, als sein heißer Atem ihre Haut streifte. Diese Worte, diese Situation – es kam ihr unglaublich bekannt vor. Vor wenigen Tagen hatte sie ihn doch auch dermaßen in die Enge getrieben, wie er es gerade mit ihr tat. „Nein“, antwortete sie tonlos und spürte sein Schmunzeln an ihrem Ohr. „Du steckst immer noch in den nassen Sachen“, stellte der Rookie fest und strich sacht über ihre Seiten, an denen das T-Shirt hauteng anlag. Als seine Hände Stellen ihrer nackten Haut berührten, stockte der Atem der Rothaarigen und sie wagte gar keinen Atemzug. Ganz nah an ihrem Ohr fragte er sie: „Soll ich dir vielleicht aus ihnen raus helfen?“ Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und Panik machte sich breit. So schnell, dass Ace nichts dagegen tun konnte, hatte sie sich umgedreht und war auf einen kleinen Abstand gegangen. In ihren Augen stand ganz groß Panik geschrieben. Dennoch war es Erleichterung genug, dass er sich immerhin schon wieder etwas angezogen hatte. Stotternd sagte sie: „I-Ich.. Ace, also ich.. ich“, ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen geweitet. Der Schwarzhaarige bemerkte in dem Moment recht schnell, dass er sie wohl wirklich ein wenig überfordert hatte, ein Lachen konnte er dennoch nicht unterdrücken. „Du solltest dein Gesicht sehen“, meinte die Feuerfaust und grinste sie breit an. Dagegen verstand die Rothaarige so langsam, was gerade überhaupt passiert war. Hatte er sie etwa mit Absicht in die Irre geführt? Ihr verzweifelter, panischer Blick wandelte sich schlagartig. „Du..“, kam es bedrohlich von ihr, doch lachte Ace nach wie vor und konnte sich gar nicht davon erholen, sie so verarscht zu haben. „Ich hätte dich doch in dem Kleid lassen sollen“, kam es matt über ihre Lippen und innerlich trauerte sie darüber, ihn schon von dieser Schmach erlöst zu haben. „Tjaja, jetzt ist es zu spät“, grinste der Schwarzhaarige und trat wieder näher. Tröstend legte er einen Arm um ihre Schultern und drückte sie ein wenig. „Du hättest trotzdem mal dein Gesicht sehen sollen.“ Lio hob ihren Blick und sah in das breite Grinsen des jungen Piraten, grummelnd sagte sie einige unverständliche Worte und schüttelte dann seinen Arm von ihren Schultern. Fragend zog der Rookie eine Augenbraue hoch und wunderte sich darüber, dass sie wegen seiner Aktion doch etwas nachtragend war. Ohne große Überlegungen drückte sie Ace zur Tür und meinte dann: „Du wartest draußen, ich zieh mich jetzt erst mal um.“ Grinsend meinte er im Rausgehen: „Falls du Hilfe brauchst, du weißt, wo du mich findest“, er zwinkerte ihr zu und augenverdrehend schloss sie die Tür hinter sich. Mit einem Seufzen machte die Rothaarige sich daran, neue Sachen anzuziehen. Währenddessen verlor sie einen Gedanken daran, wie es wohl mit Ace und ihr weitergehen würde. Immerhin waren sie jetzt ja.. zusammen. Bei dem Gedanken lächelte sie freudig und das angenehme Gefühl machte sich wieder in ihr bemerkbar. Dennoch dachte ich daran, wie die Zukunft wohl zwischen ihnen aussehen würde. Zudem.. was die Anderen wohl sagen würden, wenn sie erst mal davon erfuhren? Marco hatte ja kein Wort gesagt, was der Piratin auch eindeutig lieber war, als irgendwelche Reden darüber. Ob sie ihrem Vater auch davon erzählen sollte? Schließlich kannte Shanks den Rookie. Was er wohl davon halten würde? Fertig angezogen, griff sie noch nach dem Cowboyhut ihres Freundes und setzte ihn sich auf. Mit einem Lächeln öffnete sie Tür und sah den Schwarzhaarigen, wie er mit den Armen verschränkt an der Wand lehnte. Ehe er ihre Anwesenheit bemerkte, gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lächelte ihn warm an. Kapitel 56: Uno, dos, tres -------------------------- Uno, dos, tres Eine angenehme Stille herrschte über die Moby Dick. Der Wind lag still und die Wellen brachen nur schwach gegen das robuste Holz des großen Kahns. Ab und zu hörte man das Knarzen des Holzes, wenn jemand zu dieser späten Zeit durch die Gänge irrte. Das Schiff schaukelte im gleichmäßigen Takt und wiegte jeden in einen seichten Schlaf oder auch weniger seicht, ein Schnarchen war von vielen zu hören. Und doch gab es Ausnahmen. Nicht jeder war bereits im Land der Träume und genoss die Unendlichkeit des Schlafs. Kein anderer als Portgas D. Ace irrte durch die Moby Dick. Ganz in Gedanken versunken, lief er wahllos die Gänge ab und überlegte, was er nun tun sollte. Man hatte ihm vor wenigen Tagen angeboten, Kommandant der zweiten Division zu werden. Zu Anfang wurden seine Männer und er dieser Division zugeteilt, die keinen Kommandanten hatte und inzwischen vertraute man ihm sogar an, diese Truppe zu leiten. Er, der Rookie, der Whitebeard zu Anfang töten wollte, sollte nun zu einem seiner Kommandanten aufsteigen. Natürlich ehrte es ihn, dass man ihm inzwischen eine Division anvertraute. Nicht, dass er es sich nicht zutrauen würde, schließlich war er selbst schon Captain einer Crew gewesen, doch gab es einen Punkt, der ihn hemmte, das Angebot anzunehmen. Als Ace sich umblickte, erkannte er, dass er bis zu Lios Kajüte gelaufen war, ohne es geplant zu haben. Ob sie noch wach war? Die Feuerfaust schüttelte den Kopf, sie würde sicherlich schon schlafen. Und doch musste er mit jemanden sprechen und wenn nicht mit ihr, mit wem dann? Es waren bereits Monate vergangen und inzwischen gehörte die Rothaarige zu den wichtigsten Menschen in seinem Leben. Sei es als seine beste Freundin, die bei jedem möglichen Unsinn mitmachte und immer ein offenes Ohr für seine Probleme hatte oder aber als seine feste Freundin, mit der er die Zweisamkeit genoss. Unschlüssig klopfte der Schwarzhaarige an die Tür zu ihrer Kajüte und wartete auf ein Zeichen, ob sie nicht eventuell doch wach war. Wenn sie schon schlief, wollte er sie lieber in Ruhe lassen und wann anders darüber sprechen, bis zum Morgen sollte es zumindest warten können. Als sich nichts tat, seufzte er leise und machte auf seinen Fersen kehrt. „Ace?“, hörte er eine weibliche Stimme leise fragen und er wandte sich überrascht um. Die Tür stand einen kleinen Spalt offen und die Rothaarige lukte verschlafen mit den Augen reibend zu ihrem Freund, welcher umgehend näher trat und sich entschuldigte: „Ich hab dich geweckt, das tut mir leid.“ Mit einem schwachen Lächeln gab sie zu verstehen, dass es in Ordnung war und sie trat beiseite, um ihn einzulassen. „Was verschafft mir die Ehre?“, fragte sie und schloss die Tür hinter sich, nachdem der Pirat eingetreten war. „Kann nicht schlafen..“, meinte er nur und ließ sich von der jungen Frau zum Bett ziehen. „Dann sind wir immerhin schon zwei, die wach sind“, gab sie zurück, legte sich hin und deckte sich mit der Decke zu. Als sie die Decke anhob und ihm somit anbot, sich ebenfalls dazu zu legen, kickte er seine Schuhe beiseite und legte sich zu ihr. Augenblicklich kuschelte sie sich an ihn und seufzte zufrieden. „Du bist so wundervoll warm.“ Er legte seinen Arm um sie und sah mit einem Lächeln zu ihr herab, manchmal war es wirklich leicht sie glücklich zu machen. Lio sah sie zum ihn auf und fragte sich, was es denn so dringendes geben würde, dass er mitten in der Nacht aufkreuzte. Nach all den Monaten wusste sie, dass es etwas wirklich ernsthaftes sein musste, wenn er mal nicht schlafen konnte. Schließlich hatte sie schon erleben dürfen, wie er einfach so beim Essen eingeschlafen war, einfach so. Die Erinnerung war so amüsant, dass ein Glucksen von ihr zu hören war, welches Ace fragend zu ihr herabschauen ließ. Kopfschüttelnd gab sie zu verstehen, dass es nichts weiter war, was in irgendeiner Weise nennenswert wäre. Und doch musste sie daran zurückdenken.. Vor einiger langer Zeit: „Sag mal Ace, wollen wir später noch ne Runde trainieren?“, fragte die Rothaarige und genehmigte sich eine Gabel voll Bratkartoffeln und Gemüse. Dabei beobachtete sie den Schwarzhaarigen, der ihr gegenüber saß und sich gerade die Essensreste von seinen Mundwinkeln abwischte. Bevor er allerdings antwortete, schaufelte er sich einen neuen Berg an Essen in den Mund und meinte dann schließlich: „Klar doch.“ Gekonnt wich sie den Essensstückchen aus, die bedrohlich weit in ihre Richtung flogen, und sie versuchte, den Schwarzhaarigen mit ihren Blicken zu töten. Dieser beachtete sie allerdings gar nicht, da er seine Aufmerksamkeit vollstens seinem Teller gewidmet hatte. Doch wie konnte sie auch etwas anderes von ihm erwarten? Wenn es ums Essen ging, war er noch viel schlimmer als sie, wenn es um Pudding ging. Es glich fast einer Sucht, wie viel er aß und vor allem hatte er ständig Hunger, ständig! Es kam einem vor, als hätte er alle zwei Stunden Hunger und das, obwohl er zu den Essenszeiten für drei aß. Was Lio aber am wenigsten verstehen konnte, war dass es nirgendwo ansetze. Wie war es möglich, dass in einen Menschen so viel reinpasste, ohne auch nur Auswirkungen auf seinen Körper zu haben? Klar, er trainierte viel und war insgesamt unglaublich gut gebaut, aber... wie? Wie machte er das mit dem ganzen Essen? Gerade wollte die Rothaarige ihn darüber unterrichten, dass er beim Essen doch ein klein wenig mehr aufpassen könnte, da hörte man ein lautes Patschen und Besteck auf Geschirr klirren. Verwirrt schaute Lio zu ihrem gegenüber und musste feststellen, dass sein Kopf auf dem mit Essen prall gefüllten Teller gelandet war. Die Gabel hielt er nach wie vor in seiner Hand, als wäre er kurz davor gewesen, noch einen Bissen zu sich zu nehmen. Vollkommen verwirrt schaute sie zu dem Schwarzhaarigen, der sich keinen Zentimeter rührte, als wäre er von einer Sekunde zur nächsten erstarrt. „Ace?“ Keine Reaktion seitens des Piraten, was die Rothaarige unruhig werden ließ. Auch ihre Kameraden schauten recht ratlos zu dem Rookie, der sich nicht mehr bewegte. „Hey Ace, das ist nicht witzig“, kam es schon von einem jungen Mann, der unmittelbar neben ihm saß. Da er immer noch keine Antwort gab und Lio sichtlich besorgter wurde, erhob sie sich und trat um den Tisch direkt zu ihm. In dem Moment, als sie ihn an den Schultern rütteln wollte, richtete er sich auf und schaute sich für eine Sekunde verwirrt um. Vor Schock war sie nach hinten ausgewichen und auf ihren Hintern gefallen, was sie nur schmerzvoll zur Kenntnis nahm. „Verdammt Ace“, murmelte die Rothaarige leise und augenblicklich drehte er sich zu ihr um. Fragend sah er sie an: „Was machst du denn da auf dem Boden?“ Ohne auf seine Frage einzugehen, erhob sie sich und verpasste ihm eine Kopfnuss. „Sag mal, was denkst du dir eigentlich mir so einen Schrecken einzujagen?!“ Er zuckte minimal bei ihrem doch noch halbwegs erträglichen Schlag und stellte irritiert seine Frage: „Was hab ich denn gemacht?“ Verwirrt und wütend zugleich erklärte sie: „Na, du.. du bist auf einmal mit deinem Kopf auf den Teller geknallt, als wärst du irgendwie.. hinüber.“ Ace brauchte einen Moment, um zu verstehen, was sie gemeint hatte und nickte dann verstehend. „Ach das, das war doch nichts. Ich bin nur eingeschlafen.“ Lio entgleisten die Züge. Er war nur eingeschlafen?! „Willst du mir erzählen, weswegen du nicht schlafen kannst?“, hörte er die junge Frau in seinen Armen fragen. Er rang mit sich. Sollte er ihr nun tatsächlich davon erzählen oder es doch lieber für sich behalten? Zögerlich sagte er: „Bin nicht sicher.“ War es wirklich so, wie er es vorgab zu sein? Was konnte es bloß sein, dass er solch ein Geheimnis draus machte und vor allem, wieso fiel es ihm so schwer, darüber zu sprechen? Hatte es vielleicht etwas damit zu tun, dass man ihm angeboten hatte, Kommandant der zweiten Division zu werden? „Wenn das so ist, hast du nun drei Optionen“, dabei löste die Rothaarige sich von Ace und setzte sich schließlich in den Schneidersitz. Fragend sah er zu ihr auf und überlegte fieberhaft, welche drei Optionen ihm nun zur Auswahl standen. Was konnte sie ihm auch schon so spät in der Nacht vorschlagen? Vielleicht war ja etwas dabei, was ihn ein etwas ablenken und auf andere Gedanken bringen könnte? In seiner Fantasie malte er sich bereits aus, was sie sich hat einfallen lassen, um ihn abzulenken und der Gedanke daran gefiel ihm, weswegen sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl. Mit erhobenem Zeigefinger deutete sie die Zahl eins und meinte schließlich: „Erstens: du erzählst mir, was dir so Sorgen bereitet.“ Augenblicklich sanken seine Mundwinkel. Das war nun nicht gerade das, was er sich vorgestellt hatte. Lächelnd nahm die Rothaarige dies zur Kenntnis. Sie hatte sein Lächeln sehr wohl deuten können, doch schien diese Ablenkung, so schön sie auch sein mochte, nicht sinnvoll im Bezug zu seiner Schlaflosigkeit. Und sicherlich war sein Problem ein etwas viel weiter hergeholtes, als dass man es mit körperlicher Zuneigung beseitigen könnte. Mit ihren Fingern deutete sie die Zahl zwei und schlug die zweite Option vor: „Zweitens: wenn du magst, erzähle ich dir eine Geschichte.“ Und wieder starb in Ace ein klein wenig die Hoffnung. Sie wollte ihm eine Geschichte erzählen? Über was denn? Innerlich hoffte er darauf, dass eventuell nicht doch noch eine letzte rettende Option zur Auswahl stand und schließlich bekam er sie zu hören. Mit drei Fingern erhoben, sagte sie: „Drittens, ich nehm dich in den Arm und wir versuchen zu schlafen.“ War das ihr ernst? „Aber.. ich kann doch nicht schlafen“, versuchte Ace sich herauszureden und überlegte, wie sie auf die Idee kam, dass dies überhaupt eine Option wäre, die man in Erwägung ziehen könnte. „Na ja, vielleicht kannst du es nicht, wenn du allein bist, aber wenn ich dich in den Arm nehme? Haben wir das denn schon versucht? Nein, also könnte man es ja in Betracht ziehen“, erklärte Lio sich und überdachte nochmals ihre Worte. Sie verstand seinen Einwand nicht, da es für sie doch eine mögliche Option wäre. „Also?“, fragte die Rothaarige abwartend und überlegte, für was er sich entscheiden würde. „Ich bin ja immer noch für Sex“, meinte er mürrisch und fast schon schmollend, doch der Blick zog bei ihr nicht. „Steht aber nicht zur Auswahl. Also, ich höre?“, fragte sie erneut und ignorierte seinen doch sehr bemitleidenswerten Blick, dass man fast meinen könnte, er könne sie damit ködern, wie sie es doch mit ihrem Blick immer drauf hatte. „Ist ja gut, die Zwei“, gab er geschlagen von sich und gestand, dass es von ihren Vorschlägen, der wohl angenehmste war. Zufrieden nickte Lio und legte sich wieder neben den Schwarzhaarigen, welcher sie in seine Arme nehmen wollte, sie allerdings nicht zuließ. „Du kannst nicht schlafen, meine Geschichte, also kommst du in meine Arme“, meinte sie und setzte unmittelbar kurz vor seinem Protest nach: „Keine Widerworte!“ Mehr als geschlagen geben konnte er sich bei ihr nicht, denn gewinnen würde sie gewissermaßen immer, ganz egal, mit welchen Mitteln er kämpfte. Sie lag auf der Seite und schloss ihn fest in ihre Arme, sein Kopf legte sich auf ihre Brust und er lauschte ihrem regelmäßigen Herzschlag. Auch wenn er zu Beginn nicht ganz hinter diesen Optionen stand, diese war wohl die eindeutig erträglichste. Lio wusste, dass er sich mit seiner Entscheidung gegen eine Aussprache gestellt hatte, aber dagegen konnte sie herzlich wenig tun. Sollte sie ihn etwa dazu zwingen, dass er den Mund aufmachte? Das würde ihn sicherlich verscheuchen, weswegen sie froh war, dass er sich zumindest doch noch für eine ihrer Optionen entschieden hatte. Dafür musste sie sich nun einfallen lassen, was sie ihm erzählen sollte. Dabei gab es noch so vieles, was sie ihm nicht erzählt hatte, wo fing man da am besten an? „Du weißt ja, dass ich bei meiner Mama aufgewachsen bin, richtig?“, sie versuchte mit dieser Frage einen Anfang zu finden, welche er mit einem Nicken beantwortete. ‚Gut, das wäre so weit geschafft, aber wie geht’s weiter?‘ Mit einem Grübeln drückte sie den Schwarzhaarigen etwas fester an sich, was dieser nur zufrieden mit einem Grinsen vermerkte. „Damals hat Papa uns sehr selten besucht, sehr selten“, die Erinnerung schmerzte, auch wenn sie wusste, zu welchem Zweck dies alles geschehen war. Ace dagegen horchte auf. Erzählte sie etwa alles von Beginn an? Nie hatten sie wirklich darüber gesprochen. Sie nicht über ihre Vergangenheit und er auch nicht über seine. Sie wussten ausschließlich davon, dass er einen Bruder hatte und sie Shanks Tochter war. Zu mehr war es nie gekommen, dass es nun umso interessanter war, was sie zu erzählen hatte. „Jedenfalls hat er uns besucht bis ich etwa vier war, danach kam er einfach nicht mehr und ich verstand nie, warum, wieso und wo er überhaupt war. Es war verdammt schwer zu verstehen, dass der eigene Vater einen nur vor der Marine schützen will, wenn man gerade mal vier Jahre alt ist. Und Mama? Sie hat nie etwas über ihn gesagt, scheint wohl so, als wäre der Schmerz unerträglicher gewesen, hätte sie mir von ihm erzählt.“ Die Erinnerung daran war alles andere als schön, da sie inzwischen wusste, was die Gründe waren und sie auch mittlerweile sehr wohl verstehen konnte, was in ihrer Mutter abging. „Wie dem auch sei. An einem Tag habe ich mit einem Dorfbewohner gesprochen, Bardo“, bei dem Gedanken an den alten Kauz, musste Lio schmunzeln. Ihre Eltern hatten ihn oft als ‚alten Sack‘ bezeichnet. Wie es ihm wohl ging? „Er hat mir davon erzählt, dass er selbst einmal Pirat war und dass er das Leben vermissen würde. Natürlich hatte ich absolut keinen Schimmer, was er damit meinte. Woher sollte ich es auch wissen? Ich war gerade mal vier oder fünf Jahre alt. Na ja, wie dem auch sei. Daraufhin habe ich meine Mutter gefragt. Sie hat mir sehr viel erklärt, wirklich viel. Da hätte man schon merken können, dass sie selbst einmal eine Piratin war, doch das merkt man wohl nicht, wenn man nur einen Meter hoch ist und sich darüber Gedanken macht, nicht Zähne putzen zu müssen. Schließlich hatte sie mich soweit, dass ich selbst einmal Piraten werden wollte.“ Ace lauschte ihren Worten und nickte ab und zu verstehend, wenn sie davon sprach, wie alles zu einem kam. Als sie von dem Tod ihrer Mutter sprach, brach ihre Stimme ab und ihre Atmung wurde unregelmäßiger und flacher. Und doch kamen keine Tränen, da sie recht schnell zum anschließenden Thema kam. Der Schwarzhaarige war fasziniert davon, wie sie mit den Themen umging, besonders bei dem Teil, als sie erzählte, dass die Marine sie gefangen genommen hatte. Sie wurde allein wegen ihrer Herkunft dafür bestraft, obwohl sie rein gar nichts dafür konnte. Man hatte sie festnehmen lassen, wenige Monate nach dem Tod ihrer Mutter. Zu diesem Zeitpunkt war sie völlig auf sich allein gestellt. Keine Geschwister, die sie in irgendeiner Weise stützten und halfen, keine Bergbanditen, die ihr ein halbwegs angenehmes Heim boten und auch kein Großvater, der sich zumindest um ihre Zukunft sorgte. Zur Festnahme war sie vollstens allein und hatte keinen Schimmer, wer ihr Vater war und was dieser sich für Sorgen um sie machte. Dennoch konnte Ace sie verstehen, ihre Hassgedanken nachvollziehen. Ihm selbst ging es doch nicht anders. Doch war sein Vater kein so guter Mann, wie Shanks es einer war. Dieser hatte zumindest seinem Bruder das Leben gerettet und versucht seiner Tochter ein halbwegs friedliches Leben außerhalb der Piraterie zu bieten. Was hatte sein Erzeuger schon getan? Nichts weiter. Er war ein Dämon, dessen Blut auch in seinen Adern floss. „Ich wusste aber nie, dass ich seine Tochter bin. Ich wurde hier ohne weiteres aufgenommen und bin zwei Jahre später erst Shanks begegnet, als ich 14 Jahre alt war“, sagte sie abschließend, da es für einen Abend doch recht viel Input war. Ihre Worte ließen Ace jedoch noch mehr in Gedanken herum irren. Lio hatte so vieles erzählt, davon gesprochen, wegen der Herkunft bestraft zu werden und doch hatte er selbst Bedenken, wenn er erst einmal ansprach, dass er der Sohn Rogers war. Wie sollte er es ihr auch sagen können? Wie würde sie überhaupt darauf reagieren? Wäre es vielleicht sogar möglich, dass sie ihn von sich stoßen würde, wenn sie erst einmal wusste, wer sein Erzeuger war? Und doch.. wusste er, dass sie selbst in der gleichen Situation war. Sie hatte schon erleben dürfen, was für eine Ungerechtigkeit es war, aufgrund seiner Herkunft anders behandelt zu werden. Müsste nicht genau sie Verständnis für ihn haben? Fragen über Fragen und Ace wurde zunehmend unsicherer, was dies anging. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie ihn und strich ihm behutsam über seine Schulter, die er leicht verspannt anzog. Ace antwortete nicht und konzentrierte sich ganz auf ihre sanften Berührungen, die ihn wenigstens minimal entspannten. Als sie ihm einen Kuss auf die Stirn gab, nickte er und atmete auf. Es war zum Verrücktwerden. Sobald es darum ging, von seiner Vergangenheit zu sprechen, wehrte sich alles in ihm vehement dagegen. Aber wie sollte er damit überhaupt umgehen? Wie würde seine Familie nur darauf reagieren, wenn sie wüsste, dass er der Sohn des Piratenkönigs war? Warme Lippen legten sich sanft auf seine und automatisch erwiderte er den Kuss der Rothaarigen. Lio hatte mitbekommen, dass ihre Worte ihn nicht großartig besänftigen konnten und dass sie in ihm regelrecht etwas ausgelöst hatten. Was genau es war, würde sie noch herausfinden, jedoch zu einem anderen Zeitpunkt, in einer anderen Lage. Ace schob sich nach oben und entzog sich ihrer Umarmung. Er hob ihr Gesicht mit seinen Fingern an und drückte seine Lippen auf die ihre. Ein Kuss war entfesselt, den er nicht so schnell wieder lösen wollte. Was er nun brauchte, war die Ablenkung, die sie ihm zu Anfang schon missgönnt hatte. So sehr die Rothaarige auch versucht hatte diese Option nicht in Betracht zu ziehen, da ein klärendes Gespräch vielleicht sinnvoller gewesen wäre, wehrte sie sich keineswegs dagegen. Das Gefühl seiner Nähe war zu schön, um darauf zu verzichten. Kapitel 57: Habe den Mut ------------------------ Habe den Mut Wie sollte er am wohl am besten anfangen? Sollte er es kurz und schmerzlos handhaben oder sich doch lieber an das Thema herantasten? Am liebsten würde er es einfach völlig ignorieren, wenn es nicht seine Vergangenheit wäre und somit zu ihm gehörte. Schon in der Nacht, als er gedankenverloren durch die Gänge irrte und letztendlich bei Lio gelandet war, hatte er die Möglichkeit, ergriffen jedoch nicht. Er würde wohl lieber eine Woche freiwillig hungern und das Deck schrubben, um niemanden davon zu erzählen und dabei musste er es im Eigentlichen nicht einmal preisgeben. Niemand fragte, niemand kümmerte sich darum. Man ließ ihm in diesen Bereich absolute Privatsphäre und doch fand er selbst es als einen egoistischen Akt, sich nicht preiszugeben, zumindest vor seinem Vater und auch Lio. Seit dem „Gespräch“ mit der Rothaarigen war gerademal eine Nacht und ein Tag vergangen und mit jeder weiteren Stunde wurde dem Rookie immer mulmiger zumute. Von der Piratin hatte er so vieles erfahren dürfen. Von Beginn hatte sie berichtet, bis zu ihrem Eintritt in die Bande und dabei hatte sie als Kind bereits so vieles erleben müssen. Die Art der Marine, wie man sie behandelt hatte und das allein ihrer Herkunft wegen. Sie hatte genau das erleben müssen, wovor er die größte Angst hatte. Ja, auch ein Pirat, wie er es einer war, hatte Ängste. Eine davon war es, dass man ihn wegen seiner Herkunft verurteilen würde. Dass er einfach alles verlieren würde, wenn sie wussten, wessen Blut in ihm floss. Dabei konnte er doch nichts dafür! Es war bereits Abend, als Ace beschlossen hatte, endlich mit Lio zu sprechen. Da sie vorher noch im Training mit Marco und der restlichen Division war, hoffte er, dass er die Rothaarige an Deck finden konnte. Gerade als er die letzten Stufen der Treppe erklomm und die Tür zum Deck öffnete, erhellte ein riesiger Blitz den Himmel und ein lautes Donnern war zu hören. Die Stimmung auf der Moby Dick schwang so schnell um wie das Wetter, welches vor wenigen Minuten noch völlig ruhig gewesen war. Anweisungen der Kommandanten waren zu hören und umgehend machte Ace es sich zur Aufgabe zu helfen. Für diesen Moment war das kommende Gespräch mit Lio erneut verdrängt, auch wenn er sich fragte, wo sie gerade steckte. Als er Marco in seiner Nähe stehen sah, rief der Schwarzhaarige seinem Nakama zu: „Wo ist Lio?“ Durch das Gewitter war es recht schwierig sich zu verstehen, dennoch hatte der Blonde verstanden und gab als Gegenfrage: „Ist sie etwa nicht in ihrer Kajüte?“ Verwunderung machte sich in dem ersten Kommandanten breit. Normalerweise war sie bei solchen Stürmen nicht mehr an Deck, wogegen er selbst nichts einzuwenden hatte. Dass die Feuerfaust nun gefragt hatte, wo die Rothaarige steckte, ließ ihn daher nachdenken. Müsste er nicht als ihr Freund wissen wo sie war? Verstehend nickte Ace und half noch eines der Taue zu befestigen, ehe er sich unter Deck begab, um nach Lio zu suchen. Auf dem Weg zu ihrer Kajüte fragte er sich, weshalb sie nicht mit oben war, obwohl doch ihre gesamte Division sich dort versammelt hatte. Ging es ihr vielleicht nicht gut? Die Frage wollte er schnellstmöglich beantwortet haben, so erhöhte er sein Tempo auf den letzten Metern und klopfte schließlich an ihre Tür. Von innen war jedoch nichts zu hören, weshalb Ace zaghaft die Tür öffnete und einen Blick hineinwarf. Auf dem Bett erkannte er die Rothaarige, wie sie am Kopfende saß, mit den Beinen angezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Ihren Gesichtsausdruck konnte er nicht deuten. Es war fast so, als würde sie tief in Gedanken stecken. Ein seltsamer Anblick, den er von ihr zuvor noch nie gesehen hatte. Was hatte sie denn? „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mit ruhiger Stimme und trat näher zum Bett. Überrascht hob sie ihren Kopf und ihr Blick begann sich zu klären. „Ace..“, stellte sie erstaunt fest und zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Was machst du denn hier?“, kam es von ihr und sie richtete sich ein wenig auf. Sie begab sich in eine entspannte Haltung und lächelte nun etwas mehr, da sie den besorgten Blick ihres Freundes sah. Ohne Umschweife setzte der Schwarzhaarige sich zu ihr und erklärte: „Ich hab dich gesucht. Ich war etwas verwirrt, als du nicht mit oben warst.“ Unsicher nickte sie. Ja, dass sie nicht mit oben war, hatte einen guten Grund. Dennoch.. „Du hast mich gesucht?“, fragte sie neugierig und sofort wandte er seinen Blick von ihr ab. Auch wenn der Beschluss feststand, es fiel ihm nach wie vor schwer darüber zu sprechen. „Naja, ich wollte nach dir sehen“, versuchte er sich herauszureden. Und obwohl sie wusste, dass das nicht ganz stimmte, bohrte sie nicht nach. Von draußen war lautes Donnern zu hören und kaum später folgte ein Blitz, der die Kajüte für eine Sekunde stark erhellte. Augenblicklich zuckte die Rothaarige zusammen und krallte ihre Finger in die Decke. Argwöhnisch betrachtete der Schwarzhaarige das Mädchen. Hatte sie etwa Angst vor Gewittern? Als es wieder zu donnern begann, wurde sie zunehmend unruhiger. Daraufhin sagte Ace nichts, setzte sich aber unmittelbar neben sie ans Kopfende und hob sie auf seinen Schoß. Ehe Lio etwas dagegen tun konnte, hatte er sie schon in seine Arme gefasst. Bevor ein Wort ihren Mund verlassen konnte, kam er ihr zuvor: „Du brauchst keine Angst haben. Ich bin bei dir.“ Es blieb stumm zwischen den Beiden, nur ab und zu hörte man ein leises erschrockenes Aufquietschen, wenn wieder das laute Donnern zu hören war. Die Feuerfaust spürte, wie sie immer wieder zusammenzuckte und auch, wie sie sich immer weiter anspannte und an ihn krallte. Beruhigend strich er ihr sanft über den Rücken und zog sie enger an sich. Er drückte ihr ab und zu einen Kuss gegen die Stirn und es schien, als würde sie sich langsam beruhigen. Wesentlich entspannter legte sie ihren Kopf an seiner Schulter ab und seufzte. Gewitter machten sie immer noch furchtbar nervös, dabei war ihr Überbordgehen schon über zwei Jahre her. „Du“, begann Ace und musste leicht grinsen, „Hast also Angst vor Gewittern?“ Ihre Mundwinkel verzogen sich weit nach unten und sie grummelte gegen seine Schulter. Etwas ernster fragte die Feuerfaust: „Erzählst du mir auch wieso?“ Mit sich unsicher, wandte sie für und gegen ab. Sie sprach nicht gern über diese Nacht. Das Erlebnis vom Schiff gerissen zu werden und dann ohnmächtig auf einer fremden Insel aufzuwachen, war alles andere als schön. Zumal in der Nacht selbst nicht einmal klar war, ob sie das überstehen würde. Dennoch hatte es etwas Gutes. Sie hatte ihren Vater nach all den Jahren wieder in Erinnerungen rufen können und dazu auch noch kennenlernen dürfen. Diese schreckliche Nacht hatte sie was das anging wirklich vorangebracht. Schließlich nickte die Rothaarige und begann davon zu erzählen, was in der Nacht passiert war, als die Piraten von der Fischmenscheninsel in der Neuen Welt wieder auftauchten. Lio erzählte von dem unnatürlichen Wetter und bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie im Sturm untergegangen war. Man merkte, wie gespannt Ace ihren Worten lauschte und an der Stelle ihres Untergangs, ließ sein Herz einen Schlag aus. Instinktiv hatte er sie fester an sich gezogen. Beruhigend hatte sie ihm erklärt, dass sie auf einer Sommerinsel gestrandet war und sich eine alte Dame sorglichst um sie gekümmert hatte. Zudem auch, dass sie dort endlich ihrem Vater Shanks begegnet war. Mit ihrer Erzählung hatte sich ihr Gemüt so langsam beruhigt, wie es schien auch das Unwetter. Von Donnern war nichts mehr zu hören, auch kein Blitz erhellte erneut den Raum, nur der Regen war zu hören, der haltlos gegen das Holz trommelte. „Ich bin froh, dass es dir gut geht“, gestand Ace nach ihren Worten. Er wusste gar nicht in Worte zu fassen, wie es wohl wäre, würde sie mitten im Sturm über Bord gehen. Dabei war er selbst bisher so oft ins Wasser gefallen, wobei sie ihn immer mit Leichtigkeit immer wieder hochholen konnte. Doch was sollte er in so einem Fall tun? Er wäre in diesem Moment völlig unnütz.. „Ich auch..“, sagte sie leise und spürte einen ungewollten Schauer, der sich für eine kurze Zeit in ihrem Körper breitmachte. Die Erinnerung an damals war immer noch erschreckend, dagegen kam sie momentan nicht an. „Wieso hast du mich nochmal gesucht?“, versuchte sie das Thema von sich zu leiten, hoffte zumindest, dass sie auf andere Gedanken kommen könnte. Ace bemerkte ihren Drang nach etwas Ablenkung und eigentlich war er ohnehin zu ihr gekommen, um ihr endlich von seiner Vergangenheit zu erzählen. Und jetzt, wo es drauf ankam, wollte ihm kein Ansatz einfallen, mit dem er hätte beginnen können. Dabei hatte sie es verdient, dass er etwas über sich erzählte. Wie viel wusste er inzwischen von ihr und ihrer Kindheit? So vieles hatte er erfahren und eben wieder. Die Rothaarige musste solches Vertrauen in ihm haben, wenn sie ihm alles erzählte. Warum war es dann für ihn so schwer? Schließlich gehörte sie doch zu den wichtigsten Menschen in seinem Leben neben seinen Brüden. Und sogar die wussten die Wahrheit. „Ace?“, hörte er ihre Stimme leise seinen Namen sagen. Nach wie vor hielt er sie in seinen Armen und er schaute zu ihr herab. Ihre fast tiefschwarzen Augen fixierten ihn, ihr Blick war freundlich. „Zwing dich nicht zu etwas, was du nicht willst.“ Der Schwarzhaarige stockte. Wusste sie, dass ihm etwas auf dem Herzen lag? War er wirklich so durchschaubar? Er lächelte. Nein, nicht er war durchschaubar, sie kannte ihn einfach nur unglaublich gut. Nickend beschloss er, endlich ein wenig von sich preiszugeben. Er musste ja nicht unbedingt die Bombe zuerst platzen lassen, solange er einen Anfang machte. „Ich habe dir von Ruffy erzählt“, setzte er an und fuhr fort, ehe sie antwortete, zumal eine Antwort ohnehin überflüssig gewesen wäre. „Aufgewachsen bin ich im Eastblue bei Dadan und ihren Bergbanditen“, die Erinnerung daran ließ ihn grinsen. Verwirrt gab Lio von sich: „Bergbanditen? Die sind doch gefährlich“, sie war sichtlich verwundert darüber. Weshalb war er auch dort aufgewachsen und wenn er es war, Ruffy dann auch? „Sie sind gar nicht mal so übel“, beipflichtete Ace ihr. Zwar mussten sie früher immer irgendwelche bescheuerten Aufgaben übernehmen, dennoch mochte er es bei ihnen. Die Zeit damals mit Ruffy, Sabo und ihm ließ ihn immer lächeln. „Ruffy und ich haben uns anfangs überhaupt nicht verstanden oder sollte ich besser sagen.. ich wollte mich nicht mit ihm verstehen“, Ace erklärte das Verhältnis, was er zu Anfang mit seinem kleinen Bruder hatte und gelegentlich schlug die Rothaarige ihm gegen die Brust. Trotz allem konnte er nur darüber lachen. Die Feuerfaust wusste selbst, dass sein Verhalten unbegründet und dämlich war, dennoch mochte er den Gummijungen anfangs nicht. „Bevor Ruffy damals dazukam, hatte ich mit Sabo den Plan irgendwann mal ein Schiff zu kaufen und aufs Meer zu fahren.“ Die Erinnerung, wie er den Adelssohn kennengelernte hatte, amüsierte ihn. Sie hatten so viel Zeit miteinander verbracht, trainierten von früh morgen bis spät in die Nächte. „Sabo?“, fragte die Rothaarige erneut verwirrt nach. Mit einem traurigen Lächeln sagte Ace: „Sabo war mein Bruder.“ Die Fragezeichen über ihrem Kopf wurden immer größer und die Anzahl stieg rasend schnell. Hatte er gerade ‚Bruder‘ gesagt? Ace begann zu erklären. Dass er sie damit verwirrt hatte, war ihm von vornherein klar. Über Sabo hatte er in den letzten Jahren auch kein einziges Wort mehr verloren. Was damals nach seiner Abreise mit den Tenryuubito passiert war, schockte alle und es war kaum zu ertragen. Immerhin war Sabo der erste von ihnen, der aufs Meer gefahren war. Dass er so sterben musste.. Ace mahnte sich. Er wollte nicht ins Detail gehen, ihr für den Anfang nur Dinge erzählen, die ihm leicht fielen. So sprach er über die Kämpfe, die zwischen ihnen stattfanden. Erzählte von den Ausflügen in die Stadt zum Ramen essen und erwähnte auch das Baumhaus, was sie allein gebaut hatten. Es waren die schönen Erinnerungen, die er mit damals verband. Lio lauschte seinen Worten, sog jedes davon regelrecht ein. Vorher hatte er nie von seiner Vergangenheit gesprochen und mit einem Mal kam alles von allein. Als hätten ihre Erzählungen ihn dazu animiert. Es war interessant zu hören, wie Ace seine Kindheit verbracht hatte. Nach einer Weile erklärte er ihr auch, dass sie alle drei Brüder waren und es seine und Sabos Aufgabe war, sich um ihren kleineren Bruder zu kümmern. So hatte Lio auch erfahren, dass sie im Eigentlichen gar nicht blutsverwandt waren. Das Trinken aus Sakeschälchen hatte sie letztendlich zu Brüdern gemacht. Was umso rührender war, wie sie füreinander da waren und wie viel Zeit sie miteinander verbracht hatten. Innerlich brannte in ihr die Frage, was aus Sabo geworden war. Doch, dass er zu Anfang meinte, dass er sein Bruder ‚war‘, musste etwas vorgefallen sein. So schlimm, dass er nicht über ihn sprechen wollte? Vielleicht war es ein riesiger Streit, der sie voneinander trennte oder noch schlimmeres? Die Rothaarige behielt die Frage, was mit seinem Bruder passiert war, für sich. Es tat ihm unglaublich gut von damals zu sprechen. Wie lange war es her, dass er bewusst darüber nachgedacht und erzählt hatte? Womöglich hatte er nie davon erzählt und doch fühlte er sich so befreit davon. Als wäre es etwas, was er schon immer mal loswerden wollte. Im Moment sprach er davon, wie sie damals vor ihrer ersten Nacht im Baumhaus, Fallen aufgestellt hatten. Ace spürte, wie sie sich etwas stärker an ihn lehnte, als wäre sie kurz davor einzuschlafen. Er sah zu ihr herab und sah in ihr schlafendes Gesicht. Ihre Atmung war ganz gleichmäßig und ruhig, langsam und kaum merklich hob und senkte sich ihr Brustkorb. Kopfschüttelnd lächelte er. Da erzählte er ihr einmal etwas von sich und sie schlief einfach ein. Lio hörte kaum noch mit einem Ohr zu, war schon viel zu tief in das Land der Träume vorgedrungen und doch hörte sie den angenehmen Klang seiner Stimme, die schon so entfernt wirkte. Wovon sprach er gerade? Es war nicht wichtig. Von viel größerer Bedeutung war es, wann sie endlich völlig im Schlaf versank. Ganz vorsichtig, darauf bedacht sie nicht zu wecken, hielt er sie in seinen Armen und legte sich mit ihr richtig auf das Bett. Im nächsten Moment als sie lagen, kuschelte sie sich an ihn und lächelte zufrieden. Ace hatte keine Wort dafür, lächelte nur und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. Auch wenn er sein Ziel nicht erreicht hatte, konnte er ihr zumindest etwas von seiner Vergangenheit erzählen, jedenfalls bis zu dem Punkt, an dem sie eingeschlafen war. Und das Beste daran war für ihn, dass es ihm nicht einmal schwer gefallen war darüber zu sprechen. Obwohl er nie über Sabo sprach.. Die Erinnerungen an seinen Bruder waren schön, auch wenn es schmerzte, dass er nie das geschafft hatte, was sie sich zu dritt vorgenommen hatten. „Ohne Reue leben“, flüsterte er leise und überlegte, ob er es denn geschafft hatte. Lebte er ohne Reue, frei wie kein anderer? Der Schwarzhaarige warf einen Blick auf das Mädchen in seinen Armen. Sie wirkte immer so unbeschwert, mit allem glücklich, egal was um sie herum war. Dabei hatte sie schon so vieles erleben müssen. Hatte Leid spüren müssen.. Wie es wohl für sie gewesen sein musste, als ihre Mutter gestorben war? Wie es ihr wohl ging, als die Marine sie verhaftet hatte, als sie gerade mal zwölf war? Er drückte die Rothaarige etwas enger an sich. Schon so vieles hatte sie erfahren müssen, dennoch war sie ein so offenherziger und aufrichtiger Mensch, der immer versuchte zu helfen. Wie glücklich er sich gerade schätzte, sie als seins bezeichnen zu können. Und doch spürte er sein Gewissen, welches immer stärker an ihm nagte. Er hatte sich so fest vorgenommen, es ihr endlich zu erzählen. Wenn nicht ihr, wem dann? Sollte er sie wecken? Kopfschüttelnd sah er zu ihr. Sie jetzt zu wecken, wäre nicht fair. Die Nacht zuvor hatte Ace sie bereits um den Schlaf gebracht. Sollte er es einfach sagen, in der Hoffnung, sie würde es auch im Schlaf hören? Die Wahrscheinlichkeit, dass sie es überhaupt noch mitkriegen würde, war unwahrscheinlich klein. Vielleicht konnte er es ja als eine Art Übung sehen? So ganz salopp gesagt, er könne üben, wie er es formulieren konnte? Das war albern. Dennoch.. Ein Versuch konnte er starten, was hatte er schon zu verlieren, wenn er es ihr doch ohnehin erzählen wollte? "Mein Vater ist..- Er", er räusperte sich. Es war doch schwieriger, dabei waren es so einfache Worte. "Mein leiblicher Vater ist Gol D. Roger." Das so wundervolle Land der Träume war nicht mehr weit entfernt, nur noch wenige Schritte und sie wäre völlig darin versunken. Doch eine Stimme klammerte sie immer noch an der Realität. Nicht, dass sie diese Stimme nicht mochte, sie war einfach müde und wollte dorthin zurück, wo es so wunderschön nur in Träumen sein konnte. Unbewusst spürte Lio warme Arme, die sie umschlungen, es fühlt sich angenehm an. Die Hitze, die von ihrem Untergrund ausging, war so berauschend, fast schon benebelnd. Doch worüber sprach er noch? Sie konnte seine Worte nicht hören. Es war so, als wäre sie unter Wasser und würde alles nur undeutlich oder gar nicht hören. Seine Worte lullten sie ein und zwanghaft versuchte sie sich an ihn zu klammern, ihm noch ein wenig mehr zuzuhören, seinen Worten zu lauschen. Und für nur einen winzigen Moment erfüllte sich ihr dieser Wunsch: „Mein leiblicher Vater ist Gol D. Roger.“ Kapitel 58: Doch nicht so rosig ------------------------------- Doch nicht so rosig Augenblicklich öffneten sich ihre Augen. Was hatte er gesagt? Hatte sie sich da verhört? Lio richtete sich auf und starrte in die Augen ihres Freundes, die sich ebenfalls geweitet hatten. In diesem Moment trugen sie den gleichen Ausdruck. Schock, Erstaunen und Überraschung, aber auch Angst und Überforderung. Der Schwarzhaarige wusste gar nicht, was er sagen sollte. Dass sie letztendlich doch noch wach war und seine Worte gehört hatte, war nicht geplant. Ihm war gar nicht bewusst, was er davon halten sollte. Sollte er es nun gut finden oder doch schlecht? Im Eigentlichen hatte er es hinter sich gebracht, auch wenn es sicherlich andere Optionen gegeben hätte, es ihr zu erzählen. Ob er aber nun wirklich erleichtert sein sollte? Die Rothaarige wusste gar nicht in Worte zu fassen, was sie davon hielt. Und schlagartig machten sich unzählige Gefühle in ihr breit, das stärkste davon war wohl Mitgefühl, welches sie für ihn empfand. Sie beugte sich zu dem Schwarzhaarigen herab und schloss ihn in seine Arme. Überrascht ließ er sich von der Rothaarigen in eine Umarmung ziehen. Er war unfähig sich zu bewegen, spürte nur ihre Arme, die sich um ihn gelegt hatten. Er starrte an die gegenüberliegende Wand. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet, was bewegte sie dazu? „Das tut mir so furchtbar leid“, sagte sie leise und spürte sich anbahnende Tränen. Ein Schluchzer entfloh sich ihrer Kehle und sie biss sich auf die Unterlippe. Ace löste sich aus seiner Starre. Weinte sie etwa? Er wand sich aus ihrer Umarmung und schob sie etwas von sich. Ihre Augen glitzerten und auf ihrer Wange sah man die Spuren der Tränen, die gefallen waren. „Lio“, sagte er unsicher ihren Namen. Warum weinte sie denn nun? „Du.. du hast ihn nie kennenlernen dürfen, nicht wahr? Das ist auch der Grund, weswegen du bei diesen Bergbanditen warst. Du weißt gar nicht, wie sie waren, oder? Deine Mutter und deinen Vater..“, sie unterbrach ihr Sprechen und schluchzte leise, mit ihm in ihren Armen. Die Vorstellung, dass er niemals eine kleine Familie hatte wie sie, war unvorstellbar und rief starkes Mitleid in ihr hervor. Dass er als ein kleiner Junge allein in der Welt stand, völlig einsam war und wahrscheinlich sogar noch von anderen Menschen verachtet wurde.. Wie hatte er schaffen können? Ace stockte. Deswegen weinte sie? Störte es sie denn gar nicht, dass er der Sohn eines Dämons war, dass das Blut eines Mörders in ihm floss? Vollkommene Stille herrschte in der Kajüte, nur ab und an war leises Wimmern zu hören. Die Rothaarige saß vor ihm, unaufhörlich rollten Tränen ihre Wangen hinab. Es wollte gar nicht mehr aufhören. Im Gegensatz dazu war die Feuerfaust starr. Wie konnte war es möglich, dass es sie kein Stück kümmerte, wer sein Vater war? Jedes Kind kannte den Namen des Piratenkönigs, jeder wusste, was für Taten er in der Vergangenheit begangen hat. Nicht ohne Grund wurde er hingerichtet.. Wie konnte sie da Mitleid haben? War ihr gar nicht klar, dass er das Blut eines Tyrannen in sich trug? In diesem Moment konnte Lio sich nicht zusammenreißen, unaufhörlich fielen die Tränen herab. Was für eine Qual es für sie selbst doch war, als sie allein in der Welt stand, aber was sollte er denn dazu sagen? Er war es von Anfang an, wusste nicht einmal, wie es war Eltern zu haben. „Ace.. wie hast du das schaffen können?“, fragte sie ganz leise, erwartete aber gar keine Antwort darauf. Für die Rothaarige gab es nichts grausameres, als allein zu sein, keine liebenden Menschen und keine Familie um sich zu haben bei der man Schutz und Geborgenheit bekam. Der Schwarzhaarige starrte das weinende Mädchen vor ihm an. Wie konnte sie so denken? Er packte sie an ihren Oberarmen und rüttelte sie etwas harsch, sein Blick war wütend. „Verstehst du nicht? Er war ein Mörder, mein Vater war ein Tyrann, ein Monster! Wie kannst du Mitleid haben? Ich bin froh ihn nie kennengelernt zu haben!“ Sein Griff hatte wurde fester, als er sprach. Die Piratin hörte umgehend auf zu weinen. Wusste er überhaupt, was er da sprach? „Du bist froh, ihn nicht zu kennen?“, ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Wie konnte er so etwas sagen? Er kannte ihn doch gar nicht, wieso wollte er denn nicht wissen, wer der überall bekannte Gol D. Roger war? Woher nahm Ace sich das Urteil, was er von seinem Vater hatte? Wie kam er überhaupt auf Mörder? „Meine Mutter hat alles auf sich genommen, damit ich lebe und er? Dieser Bastard..-“, „Du kennst ihn doch gar nicht!“ Lio hatte sich aus seinem Griff befreit und war zurückgewichen. Sie verstand nicht, wie Ace so denken konnte. Was um alles in der Welt hatte er denn gegen seinen Vater? „Dein Vater ist ein Vorbild für den Großteil aller Piraten auf dieser Welt und du, sein einziger Sohn, verachtest ihn? Warum? Was hat er dir getan?“ Der Schwarzhaarige starrte sie wütend an, innerlich brodelte er voller Hass gegen seinen Erzeuger. Wusste sie nicht, was Roger getan hatte? Dörfer überfallen, Familien ausgerottet und noch vieles mehr – wusste sie das alles nicht? „Du weißt nicht, was er getan hat!“ „Ach, aber du?!“ Sie schrien sich gegenseitig an. „Du sagst doch solchen Unsinn nur, weil du ihn nie kanntest. Sicherlich hast du deine Informationen von irgendwelchen Fremden, die ihn genauso wenig kannten wie du!“ Ace presste die Lippen stark aufeinander. Die Männer haben damals voller Überzeugung darüber gesprochen, voller Überzeugung und Hass. Natürlich mussten sie Recht haben! Die Rothaarige stand vom Bett auf und stellte sich in den Raum. Sie hatte genug von dem Schwachsinn, den ihr Freund von sich gab. „Ich kannte meinen Vater früher auch nicht, wusste weder wieso er uns allein gelassen hat, noch wie er als Mensch war. Ich habe nur schlechtes von ihm gehalten, aber kannte ihn doch gar nicht! Wer sagt, dass es mit deinem Vater nicht genau dasselbe ist?!“ Der Schwarzhaarige stieß sich vom Bett ab, in ihm herrschte Chaos und er war enttäuscht, dass Lio sein Verhältnis zu seinem Vater nicht verstehen konnte. Klar, er war erleichtert, dass sie ihn nicht verachtete, weil er der Sohn eines Mörders war, aber wieso versuchte sie ihm so einzureden? „Shanks ist auch ein ehrenwerter Mann. Er würde niemals ohne Grund morden, er hatte sogar Ruffy das Leben gerettet“, sprach er von dem Roten, in Erinnerung daran, ihn vor Monaten getroffen zu haben. „Wer sagt denn, dass dein Vater das nicht auch tun würde?“, kam die Frage ruhiger von der Rothaarigen. Ace‘ Blick wurde augenblicklich härter. „Er ist nicht mein Vater“, sagte er schroff. Wütend erwiderte sie: „Natürlich ist er das!“, sie hasste es, wenn man seine eigene Familie verleugnete, sei es die Crew oder die leibliche Familie. „Whitebeard ist mein Vater, niemand anderes“, Ace‘ Stimme war ruhig, er kämpfte innerlich mit sich nicht irgendetwas zu zerstören. „Genauso wie Roger dein Vater ist, leugne es nicht!“, „Verdammt nochmal Lio, er ist nicht mein Vater!“ Seine Fäuste hatten sich in Feuer verwandelt, er war kurz davor irgendetwas niederzumetzeln. Sofort legte sich Lios Blick auf die Flammen, die um seine Hände züngelten. Sie hatte großen Respekt vor der mächtigen Stärke seiner Feuerkraft, dennoch war sie nicht dazu bereit auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Schließlich war es doch Ace, der vor ihr stand. Ihr Freund, der ihr niemals etwas zuleide tun könnte. „Komm runter, Ace“, sagte sie recht kühl. Doch ihm war alles andere als danach. Sie hatte sich zu weit in dieses Thema gewagt, hatte zu viel nachgebohrt, nicht akzeptiert, wie zu seinem Erzeuger stand. Sie konnte ja nichts dafür, es war ihre Art, sich so für die Familie einzusetzen, doch sie war zu weit gegangen. „Er ist nicht mein Vater“, wiederholte er ausdrücklich und starrte sie mit dunklen Augen an. Es war, als würden sie sich gegenseitig nur weiter in die endlose Diskussion steigern. Ganz so, als gäbe es gar keinen gemeinsamen Nenner. „Er ist dein Vater, du brauchst es gar nicht zu bestreiten. Gol D. Roger, der Mann, der auch bekannt war als der Piratenkönig, ist dein Vater. Akzeptier es!“ Ein lautes Krachen war zu hören, als die Feuerfaust die Holztür mit seinen Fäusten zerstörte. Von Lio hörte man einen erschrockenen Aufschrei und als sie zu der zerschmetternden Tür schaute, sah sie Ace, wie er aus der Kajüte verschwand. Sofort eilte sie ihm hinterher. Er konnte es doch wohl unmöglich dabei belassen! Gerade eben waren sie noch in einem Gespräch und von einem Moment auf den nächsten, hatte er ihre Zimmertür pulverisiert. So würde sie es bestimmt nicht enden lassen. Als Erstes würde sie ihm eine für die Tür verpassen und danach eine Zweite, weil er sich wie ein Idiot verhielt. Und dann, erst dann würden sie alles klären. Aber wie es jetzt stand, konnte sie es nicht enden lassen. „Bleib hier du Idiot!“, rief sie und lief auf den Gang hinaus. Noch rechtzeitig sah sie, wie er an der Kreuzung nach rechts lief, anscheinend wollte er an Deck. Ohne Zögern rannte sie ihm hinterher, konnte aber nicht mit seinem Tempo mithalten. Doch wie sie gedacht hatte, wollte er hoch. Auf dem Weg dorthin sah sie, wie ihr einige Leute entgegen kamen. Sie starrten sie verwirrt an und man hörte sie fragen, was passiert sei, sie hätten doch ein Krachen gehört. Die zwei Piraten ignorierten sie vollständig und liefen hinauf, Ace immer noch mit einem guten Vorsprung. „Verdammt nochmal Ace, bleib stehen!“, doch es brachte nichts, er schaute nicht einmal zurück. Gerade erklomm er die Stufen, die direkt zum Deck führten. Als er endlich oben ankam, atmete er ruhig ein und aus. Es hätte nichts gebracht, wäre er noch länger bei Lio geblieben. Womöglich hätte er noch mehr zerstört als die Tür, vielleicht hätte er ihr sogar wehtun können, ohne dass er es wollte. Sollte so etwas passieren, könnte er niemanden mehr unter die Augen treten, nicht einmal sich selbst. Gerade stritt er sich zwar mit ihr und das auch nicht wenig, aber er liebte sie. Der einzige Ausweg war es, das Gespräch zu beenden und Ruhe zu bekommen, durchzuatmen. Gerade als er sich wieder in Bewegung setzen wollte, um sich auf den Kopf der Gallionsfigur zu setzen, spürte er einen harten Schlag auf den Kopf. „Renn nicht weg, wenn ich mit dir rede!“, Lio brodelte. Erst konnten sie nicht anständig miteinander reden, dann zertrümmerte er noch ihre Tür und lief dann einfach mitten im Gespräch weg. „Lass mich in Ruhe Lio“, meinte er schlicht und setzte sich wieder in Bewegung. Er wollte nicht streiten, wollte sich lediglich beruhigen, ohne sie. „Wir waren aber noch nicht fertig“, sie lief ihm nach und packte ihm am Handgelenk. Ace stand mit dem Rücken zu ihr, spürte ihre Hand, wie sie ihn festhielt. Wie einfach er sich doch befreien könnte.. Kein Wort verließ seinen Mund er und er löste sich aus dem Griff, ganz vorsichtig, ohne ihr wehzutun. Mit einem leichten Sprung landete er auf der Gallionsfigur und blickte in die Dunkelheit, dem Rücken zur Rothaarigen gekehrt. Wütend kam sie ihm hinterher, war nicht dazu bereit, es so enden zu lassen. Sie wollte einen Abschluss finden, ihm klar machen, dass seine Sichtweise keinen Stand und Halt hatte. Nachdem sie auf den Walkopf gesprungen war, trat sie näher zur Feuerfaust, die mit dem Rücken zu ihr stand. „Ace“, fing sie diesmal ruhiger an. Lio wollte doch auch nicht streiten, nur eine Lösung finden. „Urteile doch nicht, wenn du ihn nicht kennst. Woher willst du wissen, wie er war? Was ist, wenn er gar nicht so war, wie du vielleicht denkst? Wenn er sogar ein ganz netter Mensch war? Für viele muss er ein loyaler Captain gewesen sein, wie hätten sie es sonst soweit schaffen können? Durch Egoismus, Raub und Mord wird man nicht zum Piratenkönig.“ Kurz hörte sie auf zu sprechen, fragte sich, was in Ace vor sich ging. Er hatte nichts gesagt, nicht geantwortet, bewegte sich nicht einmal. Beruhigte er sich? „Vielleicht wäre er ein wundervoller Vater geworden, wenn er noch am Leben wäre..“, sagte sie leise. „Ein wundervoller Vater?“, hörte sie seine Stimme leise und ruhig fragen. Hatte sie ihn etwa überzeugen können? „Du denkst also, er wäre ein guter Vater geworden?“ Lio nickte, sah jedoch nach wie vor nur das breite Kreuz des Piraten. Er sprach ruhig, fast zu ruhig. „Ja, davon gehe ich stark aus“, bestätigte sie seine Frage. Im nächsten Moment waren unzählige Feuerkugeln zu sehen, die hinaus aufs Meer jagten und dazu waren seine Worte zu hören: „Niemals wäre er ein guter Vater geworden!“ Ace schoss mit den Kugeln um sich, bemerkte nicht, wie manche viel zu nah am Schiff waren und Segel und Beiboote in Gefahr schwebten. Lio musste ihn stoppen, am Ende würde er noch das halbe Schiff in Brand setzen. „Ace, hör auf“, versuchte sie es ruhig und trat näher an ihn heran. „Woher willst du wissen, dass er kein schlechter Mensch war?“, hörte sie ihn fragen und er ließ seiner Wut freien Lauf. „Beruhige dich..“, sagte sie leise und legte ganz sacht ihre Hände auf seine Schultern. „Du weißt doch gar nicht, was ich alles über ihn gehört habe!“ Ace war außer sich vor Wut und schoss immer mehr Feuerbälle durch die Gegend, bemerkte gar nicht, dass ein Segel bereits brannte. Etwas panischer schaute Lio sich um, sah die Flammen, die überall schienen. Wenn es so weiter ging, würde er das Schiff wirklich ernsthaft beschädigen. Sie versuchte es ein letztes Mal freundlich, falls es nicht reichen sollte, müsste sie sich was anderes einfallen lassen. „Ace“, sprach sie ausdrücklich seinen Namen aus. Doch er ignorierte ihre Versuche vollständig. Er drehte sich zu ihr und starrte sie voller Hass an. „Er war ein Mörder, verstehst du das?“, er packte sie an den Armen, rüttelte an ihr, schüttelte sie regelrecht durch. „Verstehst du das?!“ Es tat weh, mit welchem starken Druck er sie festhielt. Sein Gesichtsausdruck, sein Verhalten, alles von ihm war nicht der Ace, den sie kannte. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu lösen, zog stark daran. „Lass mich los“, sagte sie ruhig, doch schien der Schwarzhaarige sie gar nicht zu hören. „Du sollst mich loslassen!“, Lio wehrte sich nach wie vor dagegen, zog stark daran und in einem Moment hatte Ace sie losgelassen. Überrascht weiteten sich ihre Augen und sie stolperte einige Schritte zurück. Zu viele Schritte zurück. Der Pirat sah, wie sie kurz davor war ins Nichts zu treten und sofort reagierte er. Er streckte seinen Arm nach ihr aus, doch war sie schon am Fallen. „Lio!“, rief er und sah noch, wie sie in die dunkle Tiefe stürzte. Kurze Zeit später war ein Platsch zu hören und der Schwarzhaarige sah sich nach Hilfe um. Erst jetzt bemerkte er, dass ein kleines Segel in Flammen stand und langsam niederbrannte, von seinen Kameraden keine Spur. Ace rannte an der Reling entlang und suchte nach der Strickleiter, die sie bereits mehrmals verwendet hatten. Als er sie fand, rief er ein weiteres Mal nach der Rothaarigen. „Lio, komm hier rüber“, er ließ die Leiter hinunter zum Wasser fallen und hörte, wie sie sich aus dem Wasser zog und so langsam die Leiter erklomm. Als sie in Reichweite war, streckte er seinen Arm aus, um ihr auf dem letzten Meter zu helfen, doch sie schlug seine Hand beiseite und trat an Deck. Ihr Blick war zum Segel gerichtet, welches schwächer brannte, die Flammen waren bereits kleiner geworden. Bald hätte sich das Feuer komplett durch den Stoff gefressen.. „Was ist hier los?“, hörte man jemanden fragen, weiteres Gemurmel war noch im Hintergrund zu hören. Lio trat zu den Ankömmlingen und erklärte in kurzen Sätzen, dass Ace ausversehen das Segel in Brand gesetzt hatte. Dass er voller Wut außer sich war und dabei mit Feuer um sich schoss, ließ sie aus. Das Feuer war schnell gelöscht und man sprach bereits darüber, dass ein neues Segel aufgespannt werden sollte, sobald es hell war. Ace bekam von manchen noch einen witzig gemeinten Tadel zu hören, immerhin wussten sie nicht, was wirklich passiert war. Der Rookie suchte stattdessen Lio, die er bis eben noch gesehen hatte. Er musste sich bei ihr entschuldigen, wollte sie doch gar nicht verletzen und dann auch noch ins Wasser schmeißen. Doch wie es schien, war sie bereits unter Deck gegangen. Ohne große Umschweife rannte er unter Deck, um nach ihr zu sehen. Sein Weg führte ihn direkt zu ihrer Kajüte und erst jetzt sah er, was er vor kurzer Zeit halb zerstört hinterlassen hatte. Die Rothaarige stand an den Überbleibseln der Tür und begutachtete missbilligend, dass sie wohl einige Tage ohne auskommen musste. „Lio..“, sprach Ace beschämt ihren Namen aus. Sie reagierte allerdings nicht, kehrte ihm nur den Rücken zu und widmete sich ihrem Kleiderschrank. „Es tut mir leid“, hörte sie ihn sagen, doch hatte sie keine Lust auf seine Entschuldigungen, weder für die Tür, noch für das Segel, noch fürs ins Wasser werfen. Der Schwarzhaarige trat an und stellte sich direkt hinter sie. „Sieh mich doch bitte an“, meinte er wehleidig, wollte doch gar nicht mit ihr verstritten sein. Nur ein Seufzen war zu hören und sie wandte sich zu ihm. In ihren schwarzen Augen war einerseits Enttäuschung, aber auch Wut zu sehen, was ihm einen Stich ins Herz verpasste. „Verzeih mir“, hauchte er leise und wollte ihr Gesicht berühren, allerdings wich sie zurück. Traurig sah er sie an. „Wolltest du vorher noch etwas zerstören oder wieder etwas in Brand setzen?“, ihre Stimme war kalt und schneidend, weswegen er sich noch schlechter fühlte. „Ich wollte mich entschuldigen“, gestand er klein. Eine überhebliche Mimik war von der Rothaarigen zu sehen: „Ach natürlich! Heute nicht mehr, ich will schlafen.“ Sie schob ihn in Richtung Tür, doch er blieb vor dem Ausgang stehen. „Lio, ich bitte dich, verzeih mir“, seine Stimme war flehend. Ihre Mine verändert sich aber keineswegs, sie drückte ihn weiter aus ihrer Kajüte und meinte noch: „Hätte ich noch eine Tür, würde ich sie dir jetzt vor der Nase zuschmeißen.“ Der Schwarzhaarige blieb hartnäckig und hielt sie fest, wollte nicht mit einem Streit auseinandergehen. „Es tut mir leid, alles. Das mit deiner Tür, dem Segel, dass ich dich ins Wasser geworfen hab. Bitte, verzeih mir!“, selten sah man den hitzköpfigen Rookie so verzweifelt, doch war es eine Ausnahmesituation. Lio rang innerlich mit sich, wollte seine Entschuldigung annehmen, aber er sollte noch ein paar Tage schmoren. Er sollte schmoren für das, was er gemacht hatte. „Versuchs wann anders nochmal. Gute Nacht.“ Kapitel 59: Nakamas ------------------- Nakamas Es herrschte eine rege Stimmung auf der Moby Dick, dafür dass es noch früh am Morgen war. Einige hatten nach dem Aufstehen direkt die Aufgabe bekommen, das Segel zu wechseln, welches in der Nacht abgebrannt war. Was genau passiert war, wusste so wirklich niemand und da es in der Nacht hieß, es wäre ein Unfall gewesen, machte sich niemand weitere Gedanken darüber. Aber wer hätte auch ahnen können, dass die Feuerfaust aus Frust und Wut so eskalieren würde? Besagter Pirat, der verantwortlich für die morgendlichen Arbeiten war, hatte in der Nacht kein Auge schließen können. Kein einziges Mal hatte er ernsthaft mit Lio gestritten und sobald es um seinen Erzeuger ging, lief alles aus dem Ruder. Ace bereute es, von seinem Vater erzählt zu haben. Und dabei war es nicht einmal die Tatsache selbst, wer sein Vater war, sondern das Verhältnis, welches zwischen den beiden stand. Dabei war er so erleichtert gewesen, dass sie ihn nicht wegen seiner Herkunft verurteilte. Dass sie sich aber so auf die Seite des Mannes stellte, welcher mordete und raubte, war für Ace unverständlich. Zwar hatte er den Piratenkönig nie persönlich kennengelernt, doch nach allem, was er gehört hatte, war er nur froh darüber. Ace wusste, dass er in der Nacht zu weit gegangen war. Schon, als sie ihn das erste Mal aufhalten wollte, hätte er sich zusammenreißen müssen, doch hatte er sich nicht mehr im Zaum halten können. Dass er dann schließlich sogar ein Segel in Brand stecken musste und dann auch noch seine Freundin vom Schiff beförderte, war definitiv zu viel des Guten. Auch wenn er sich pausenlos bei Lio hat entschuldigen wollen, ließ sie es nicht zu. Sie hatte ihn aus der Tür geschoben und ihm gesagt, sie könne ihm nicht verzeihen, noch nicht. Wie lange sie wohl brauchen würde? Würden sie dann nochmals über seinen Erzeuger sprechen? Und wenn ja, was sollte er dazu sagen, außer das, was er bereits gesagt hatte? Was auch immer kommen mochte, er musste sich mit ihr wieder vertragen, denn den Streit hielt er nicht aus. Als Ace den Essenssaal betrat, suchten seine Augen nach dem roten Haarschopf. An ihrem üblichen Platz saß sie nicht, was er aber auch nicht erwartet hatte. Doch auch an dem Kommandantentisch war sie nicht zu sehen, was ihn leicht irritierte. Ohne große Umschweife war der Rookie an den Tisch getreten und fragte Marco: „Schläft Lio noch?“ Fragend hob der Blonde eine Augenbraue: „Solltest du das nicht am besten wissen?“ Ausweichend blickte der Schwarzhaarige zur Seite und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich hab noch nicht nach ihr geschaut“, gestand er und bekam als Antwort nur, dass er doch einfach nachschauen sollte. Dass er derzeit aber mit der Rothaarigen verstritten war und deshalb nicht nach ihr sehen konnte, verschwieg er ihnen. Niedergeschlagen marschierte der Rookie an seinen Tisch und ließ sich auf die Bank fallen. Die Fragen seiner Nakamas ignorierte er und bediente sich großzügig an dem Frühstück. Auch wenn er keinen wirklichen Appetit hatte und für seine Verhältnisse sogar recht wenig aß, hatte er ganze drei Mahlzeiten verdrückt. Während des Essens hatte er darüber nachgedacht, wie er sich bei Lio am besten entschuldigen könnte. Doch ihm fiel einfach nichts ein, um sie wieder zu besänftigen. Vielleicht sollte er sie wirklich erst mal in Ruhe lassen, damit die Sache sich etwas abkühlte? Oder wollte sie eventuell, dass er sich bemühte? Mit zusammengezogenen Augenbrauen legte er das Messer etwas gewalttätiger auf den Tisch und ließ schmollend die Schultern hängen. Frauen waren wirklich kompliziert. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und ein leichter Druck war zu spüren, überrascht sah Ace auf. Den kleinen Hoffnungsschimmer, den er verspürt hatte, verflog im Nu, als er den Smutje der Bande hinter sich stehen sah. „Komm mal mit“, meinte Thatch mit einem Lächeln und deutete zur Kombüse. Fragend überlegte der Schwarzhaarige, was der vierte Kommandant von ihm wollte, entschloss sich aber dazu, einfach mitzugehen. In der Kombüse selbst war Ace recht selten, meist nur, wenn sich Lio darin befand oder er sich noch einen nächtlichen Mitternachtssnack gönnen wollte. Wenige Kameraden beseitigten die Überreste des Frühstücks. Der Smutje wies dem jungen Piraten an, sich auf den Hocker zu setzen. Thatch selbst stellte sich hinter die Theke und kramte in einigen Schränken herum, um eine Schale heraus zu holen. Ace beobachtete den Smutje bei seinem Tun und versuchte zu erraten, was es werden sollte. Bisher war es nur eine helle, cremige Masse, aus der alles werden könnte. „Erzähl, was ist bei euch beiden los?“, kam die Frage aus dem Nichts, was den Rookie verblüffend aufblicken ließ. Woher wusste der Smutje denn davon? Hatte er schon mit Lio gesprochen? „Man sieht es dir an“, erwiderte Thatch auf die unausgesprochenen Fragen. Verstehend nickte der Schwarzhaarige. „Und außerdem hast du weniger gegessen. Zwar immer noch viel, aber weniger als sonst“, erklärte der Brünette und rührte weiter an dem Teig in der Schale. Ace wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, aber Verleugnen war wohl keine Option. „Gestern Abend sind wir wohl etwas.. unstimmig auseinander gegangen.“ Die Erklärung war nichtssagend, aufs zentralste zusammengefasst, aber mehr wollte Ace dazu nicht sagen. „Und keiner von euch gibt nach?“, erkundigte der Smutje sich, nickend bestätigte der junge Mann die Frage. Darauf erwiderte Thatch erst einmal nichts und Stille herrschte, nur ab und zu hörte man, wie der Schneebesen an dem Rand der Schale schabte. Die anderen Kameraden, die bis eben noch aufgeräumt hatte, waren bereits verschwunden, weswegen nur noch die Zwei in der Kombüse waren. „Das ist untypisch“, hörte Ace den Kommandanten sagen. Mit der Aussage konnte er aber nichts großartig anfangen, weswegen er nachfragte: „Was ist untypisch?“ Thatch unterbrach sein Tun und sah dem Schwarzhaarigen unmittelbar in die Augen. „Lio gibt meistens nach, um einen Streit zu vermeiden, außer sie ist absolut gegen etwas. Muss wohl etwas wichtiges sein, weswegen ihr euch uneinig seid“, erklärte er und grübelte ein wenig darüber, was denn zwischen den zwei jungen Piraten stand. Die Feuerfaust stellte dagegen fest, wie gut der Kommandant seine Freundin kannte. Dass die Zwei sich am besten verstanden, wusste Ace bereits. Aber dass Thatch sie so gut kannte? Gerade als der Rookie etwas darauf erwidern wollte, wandte der Smutje sich ab und holte eine neue Schüssel aus dem Schrank. Er kratzte die Creme aus und füllte sie um. Die benutzten Gegenstände stellte er in die Spüle und sah Ace mit einem Lächeln an. „Am besten du lässt ihr etwas Zeit, damit sie sich beruhigen kann. Ob sie einen Schritt auf dich zumacht, kann ich dir leider nicht beantworten. Das liegt ganz daran, was der Grund eures Streites ist. Ich werde mal nach ihr schauen und mit ihr sprechen. Ich halte dich auf dem Laufenden, ok?“ Verwundert und verblüfft zugleich stellte der junge Pirat sich auf die Beine und suchte nach Worten, die seine Dankbarkeit und Erleichterung deutlich machen konnten. Mit einem Schulterklopfen ließ Thatch den überforderten Piraten stehen und machte sich auf den Weg zu Lio, die Schüssel Pudding bereit verspeist zu werden. Bereits auf dem Gang erkannte der Smutje einige verkokelte Holzsplitter und mit leichter Verwunderung ging er weiter zur Kajüte der Rothaarigen. Als er davor stehenblieb, starrte er auf die Überreste der Tür, in der ein klaffendes Loch eine freie Sicht auf das Zimmer gab. Thatch trat ein und legte als erstes die Schüssel auf den Schreibtisch ab. Er ließ einen Blick durch die Kajüte schweifen und stellte er erschreckend fest, dass weitere Holzsplitter im Raum verteilt lagen. Wegen was hatten sie sich denn bitte so heftig gestritten? Im Bett sah er die Rothaarige liegen, die immer noch am Schlafen war. Als Thatch näher trat, um sie zu wecken, sah er ihr gerötetes Gesicht. Sie kniff die Augenbrauen zusammen, als würde sie etwas Schlechtes träumen. Herabgebeugt versuchte der Smutje sie zaghaft zu wecken, rüttelte leicht an ihren Schultern und sagte ihren Namen. Doch reagierte sie nicht darauf, ihr Blick wurde nur quälender. Als der Brünette seine Hand auf ihre Stirn legte, war ihm so, als würde er auf eine kochendheiße Herdplatte fassen. „Lio?“, versuchte er es erneut, war nur etwas hysterischer. „Komm, wach auf“, sagte er eindringlich, doch sie reagierte nicht. Ihr Blick war leidend, die Augen zusammengekniffen, ihre Haut glühend heiß. Da sie nach wie vor nicht reagierte, entschloss der Smutje kurzerhand sie samt Decke hochzuheben. Ohne Zögern rannte er mit der Rothaarigen in seinen Armen zur Krankenstation, voller Sorge, sie könne etwas ernsthaftes haben. Auf dem Weg dorthin nuschelte sie unverständliche Dinge, war jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich ansprechbar. Als Thatch nach einem für ihn gefühlt kilometerweiten Weg endlich an seinem Ziel angekommen war, legte er das Mädchen auf eines der leeren Betten. Hilfesuchend hielt er Ausschau nach dem Schiffsarzt, der auf seinem Stuhl vor sich hin schnarchend tief und fest schlief. „Tom“, weckte der Smutje den Arzt, welcher schläfrig gähnte und sich müde streckte. Er suchte nach seiner Brille, die ihm mit Hilfe eines Bandes um den Hals hing. Langsam setzte er sich etwas auf und musterte schläfrig den Smutje, der dezent panisch vor ihm stand. Was hatte der Brünette denn schon so früh morgens für Sorgen? Bevor Tom aber fragen konnte, wegen welcher Lappalie er so früh geweckt wurde, deutete der Kommandant stumm auf das Bett, indem eine junge Frau lag. Sofort war dem Arzt klar, um wen es sich hierbei handelte. Es kam nicht selten vor, dass sie hier landete. Besonders zu ihrer Anfangszeit war sie mehrmals die Woche hier gewesen. Danach schien es sich gebessert zu haben, doch seitdem dieser Rookie hier Mitglied war, hatte sich die Anzahl der Aufenthalte erneut erhöht. Kritisch beäugte er den Rotschopf von seinem Hocker und schließlich stand er auf, um näher zu treten. Es dauerte nicht lang, da hatte er sämtliche Untersuchungen durchgeführt, zumindest die, die für sie relevant waren. Nachdem er die Temperatur gemessen hatte, zog er fragend eine Augenbraue hoch. Mit dem Kopf zum Smutje geneigt, fragte er: „Woher holt sie sich eigentlich immer sowas?“ Es war nicht so, dass er eine Antwort von dem Brünetten erwartete, doch natürlich hörte er daraufhin die Stimme Thatchs: „..Was? Was hat sie denn? Geht es ihr gut?“ Mit einem Seufzen wandte der Schiffsarzt sich zu seinem Tisch und kramte im darüberliegenden Regal nach einigen Dingen, dabei erklärte er dem Kommandanten: „Wie es scheint, hat sie sich etwas eingefangen. Sieht stark nach Erkältung aus, wenn nicht auch grippaler Infekt. Aber mal ehrlich“, er wandte sich wieder zu dem Brünetten, um ihn beim Kommenden anzuschauen: „Wie schafft sie das immer?“ Halbwegs erleichtert, seufzte Thatch auf. Also war es doch noch etwas recht harmloses, zumindest hatte er mit Schlimmerem gerechnet. Der eine Stuhl, der hilflos im Raum stand, wurde an das Bett gestellt und mit einem eindringlichen Blick zu Lio setzte sich der Smutje darauf. „Was machst du immer für Sachen?“, fragte er und betrachtete ihr aufgeheiztes Gesicht. „Sie wird Ruhe brauchen“, meldete sich Tom und stellte einige Dinge auf den Beistelltisch. „Am besten sie bleibt die nächsten Tage in ihrem Bett, trinkt viel Wasser und Tee. Du kannst ihr übrigens eine Suppe kochen. Hunger wird sie die nächsten Tage wohl nicht haben.“ Der Schiffsarzt setzte sich wieder auf seinen Hocker und kritzelte einige Dinge in ein kleines schwarzes Büchlein. Thatch erwiderte darauf nichts und überlegte, was er tun sollte. Sie nun alleinlassen, kam nicht für ihn infrage. Dennoch sollte er den Anderen Bescheid sagen, immerhin musste ihr Kommandant Marco und auch ihr Freund Ace es wissen. Bei seinem Gedanken an Ace stockte er. Ob es wirklich richtig war, wenn er ihm davon erzählte? Er würde sich gut um sie kümmern, das war dem Smutje klar. Doch wollte die Rothaarige das überhaupt? Anscheinend hatten sie sich gestritten, vielleicht wäre es daher besser, es nicht zu verraten..? Seufzend betrachtete er die junge Piratin, welche zusammengekauert auf dem Bett lag. Da fiel ihm ein.. „Sie wird noch etwas hier bleiben müssen“, erklärte der Kommandant ruhig. Er hatte ganz vergessen, dass die Tür zu ihrer Kajüte in Einzelteile gesprengt war und wenn sie Ruhe brauchte, war ihr Zimmer wohl keine gute Idee. Fragend kam von dem Arzt: „Was? Wieso?“, nur selten war jemand auf der Krankenstation und darüber war er auch froh, immerhin hatte er so seine Ruhe und konnte ganz entspannt seinen Sake genießen. „Ihre Kajüte ist momentan wohl nicht der ruhigste Ort, würde ich sagen“, erklärte er. „Sie hat derzeit keine Tür.“ Misstrauisch beäugte Tom das Mädchen, welches in einem der Betten lag. War bei ihr denn immer nur Chaos Programm? „Na gut“, brummte er und erhob sich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er durch die Tür, auf der Suche nach einem Örtchen, bei dem er im Stillen für sich sein konnte. Thatch erwiderte nichts darauf und fragte sich stattdessen wiedermal, weshalb Tom überhaupt an Bord der Piraten war, wenn er doch eh lieber allein war. Er schob den Gedanken beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sollte er warten, bis sie aufgewacht war? Das konnte auch gut etliche Stunden dauern. Er musste mit Marco sprechen und auch mit Jozu, dass seine Leute sich um eine neue Tür kümmerten. Mit einem letzten Blick auf sie, verschwand er ebenfalls, um sich auf die Suche nach besagten Personen zu machen. „Oih Marco“, hörte der Blonde jemanden nach ihm rufen und er ahnte nichts Gutes. „Thatch, was gibt’s?“, kam die Frage nüchtern über seine Lippen. Thatch, der wohl schon länger auf der Suche und ganz aus der Puste war, sagte ihm: „Lio ist krank. Sie liegt auf der Krankenstation.“ Überrascht hob der Vize eine Augenbraue. Sie war krank? Zumindest würde das erklären, weshalb sie nicht beim Frühstück aufgetaucht war. „Was hat sie?“, fragte Marco interessiert. „Erkältet, Grippe oder so ähnlich.“ Verstehend nickte der erste Kommandant und blickte sich auf dem Deck um. Nicht weit von ihnen stand die Feuerfaust, wie er bei einer Gruppe aus Männer der zweiten Division stand. Sein Blick deutete Abwesenheit und auch.. Niedergeschlagenheit? Thatch war dem Blick seines Freundes gefolgt und erklärte umgehend: „Wie es aussieht, hatten sie Streit.“ „Hab ich mir gedacht“, erwiderte der Andere nüchtern. „Jedenfalls weiß ich nicht, ob es so gut ist, ihm Bescheid zu sagen“, ergänzte Thatch und sah den betrübten Blick des Rookies. „Ich sage es ihm“, erklärte sich Marco bereit und bestätigte mit einem Nicken, als der Smutje ihn fragend ansah. „Keine Sorge, da wird schon wieder alles gut“, war schließlich das Letzte, was er sagte, ehe er sich zur Feuerfaust wandte. Kurz folgte der vierte Kommandant den Vizen mit seinem Blick, suchte dann aber das Deck nach Jozu ab, welcher nicht allzu weit entfernt stand und mit Vista sprach. Zielstrebig ging er auf die Zwei zu und erklärte dem Hünen, was passiert war und dass die Arbeit seiner Leute gefragt war. Ohne große Umschweife wurde geklärt, wer sich darum kümmern sollte und nach dem Plan, würde es keinen Tag dauern bis sie wieder in ihre Kajüte konnte. Zufrieden nickte der Smutje und machte sich auf den Weg zur Kombüse, um dem Mädchen eine frische Gemüsesuppe zu kochen. Ace wandte betrübt den Kopf zum Meer und betrachtete das Naturspiel, welches sich ihm gab. So schön es auch aussah, konnte er es weder genießen, noch sie daran erfreuen. Was Lio wohl gerade machte und ob sie noch sauer war? Zu gern würde er zu ihr gehen und sich vom tiefsten Herzen bei ihr entschuldigen, zumindest für die ganzen Missgeschicke, die ihm passiert waren und doch wollte er dem Rat des Smutjes nachgehen. Doch für wie lang? Seufzend wandte er sich zu seinen Nakamas, die eifrig darüber sprachen, bald in der Neuen Welt zu sein. Wenige unter ihnen waren noch nicht dort, genauso wenig waren sie je unter Wasser gefahren, weshalb viele von ihnen gespannt darauf waren. Doch der Rookie hörte kaum zu, konnte sich nicht für das Gespräch interessieren. Er ließ seinen Blick über das Deck streifen und erkannte Marco, wie er ziemlich zielstrebig auf die Gruppe vor ihm zulief. Fragend sah er den Kommandanten an, welcher vor ihm Halt machte und ihn beiseite zog, ohne dass die Anderen etwas davon mitbekamen. „Willst du mir vielleicht etwas erzählen?“, kam die unerwartete Frage Marcos, welche Ace etwas aus der Bahn warf. Was sprach der Vize damit an? Etwa das Segel oder den Streit mit Lio? Vielleicht sogar seine Herkunft, wenn nicht sogar alle drei Dinge? „Warum streitet ihr euch?“, fragte der Blonde etwas genauer und wartete auf die Antwort der Feuerfaust, welche immer noch still vor sich hin schwieg. „Ehem“, begann der Rookie und räusperte sich schließlich. „Meinungsverschiedenheit“, sagte er knapp und hoffte, dass es darauf beruhen würde. Allerdings war das dem Kommandant noch lange nicht genug. „Und weswegen? Lio ist nicht allzu stur, außer es gibt einen guten Grund. Hast du ihr denn etwa einen geliefert?“ Auch Marco kannte die Rothaarige ziemlich gut und wusste, wie sie tickte. Wenn sie sich schon mit jemanden Stritt, dann wohl auch zurecht. Natürlich war sie ein Dickkopf, aber dann mit Grund. Da Ace immer noch nichts sagte, fragte Marco: „Also?“ „Wir waren uns einfach uneinig. Dabei hab ich.. naja“, er kratzte sich beschämt am Hinterkopf, „Ich hab ihre Tür.. zerstört.“ Ace wusste nicht, wie Marco wohl darauf reagieren würde und ahnte schlimmes. „Hab ich gesehen. Würde man kaum als Tür ausmachen können, wenn man es nicht besser wüsste. Aber warum?“ Dem Rookie war es sichtlich unangenehm so ausgefragt zu werden, doch der Kommandant kam gar nicht auf die Idee aufzuhören. Mit einem Seufzer gestand er leise: „Es ging um ein.. schwieriges Thema. Das Eine führte zum Anderen und es artete in einem Streit aus. Ich hab ihre Tür zerstört, ein Segel in Brand gesetzt und sie auch noch von Bord geschmissen.“ Fragend hob der Vize eine Augenbraue und nickte verstehend. „Zumindest würde das erklären, warum sie auf der Krankenstation liegt“, „Ja, das erklärt.. Moment was? Krankenstation?“, seine Stimme wurde plötzlich ganz hysterisch. „Was hat sie denn? Geht es ihr gut? Oh Gott, ist sie wegen mir da?“, ehe Marco auch nur auf eine Frage hätte antworten können, war die Feuerfaust schon davon gerannt. Leicht genervt sah er dem Schwarzhaarigen hinterher und brummte unzufrieden. Da fragte er erst so viel und rannte dann einfach weg. Auf halben Weg holte er ihn ein und hielt ihn fest. „Sie braucht Ruhe, also gib sie ihr“, sagte der Blonde im strengen Ton. Niedergeschlagen blickte Ace drein, er wollte nur zu ihr und sich bei ihr entschuldigen.. „Was hat sie?“, fragte er leise. „Nur erkältet“, war schlicht die Antwort. „Mhpf.“ Schulterklopfend sagte Marco: „Das wird schon wieder.“ Dabei meinte er nicht nur, dass sie wieder gesund werden würde. Ace ließ die Schultern hängen und blickte traurig drein. Wie viel hatte er an einem Abend nur falsch gemacht? So etwas konnte auch nur er. „Du kannst ja bei der neuen Tür helfen“, wandte Marco ein, um den Rookie ein wenig abzulenken. Fragend sah er den Kommandanten an, der erklärte: „Jozu hat ein paar seiner Leute beauftragt, eine neue Tür einzusetzen. Vielleicht bist du ja eine Hilfe.“ Nicht wirklich besser gelaunt nickte der Schwarzhaarige und wandte sich zum Gehen. Seine Haltung und auch sein Blick waren betrübt, weswegen der Blonde ihm nachrief: „Mach dir nicht zu viele Gedanken. Das wird schon.“ Mit einer schwachen Handbewegung wank der Rookie ab und verschwand am Ende des Ganges. Als er an der Kajüte ankam, war noch niemand zu sehen, was ihn ein wenig verwunderte. Sollten sich nicht ein paar Männer um die Tür kümmern? Ein schlechtes Gewissen keimte in ihm auf, als er die Überreste zerstört auf dem Boden liegen sah. Ebenso musste er daran denken, wie sie, wegen ihm allein und nur wegen ihm, auf der Krankenstation lag. Wie es ihr wohl ging? Am liebsten würde er zu ihr, sich für alles entschuldigen, sie in den Arm nehmen und sich um sie kümmern, bis es ihr wieder besser ging. Er verfluchte sich selbst dafür, sie verletzt zu haben, wobei sie doch einer der wichtigsten Menschen für ihn war. Bölle, Bölle, Bölle Ein leises Geräusch holte ihn aus seinen Gedanken und irritiert blickte er sich um. War das eine Teleschnecke? Wieder hörte er das Klingeln und suchte in der Kajüte nach dem kleinen Getier, welches er schließlich gefunden hatte. Ohne Überlegung nahm er ab. „Lio! Wie geht es dir meine Kleine? Ist alles gut bei dir? Ich hab so lang nichts mehr von dir gehört und wollte mich mal bei dir melden“, hörte Ace die Stimme eines Mannes am anderen Ende der Leitung. War das etwa.. ihr Vater?! Beim genaueren Betrachten erkannte der Schwarzhaarige deutlich, dass es sich hierbei um die Teleschnecke von Shanks handelte. Da er nicht antwortete und Stille herrschte, hörte Ace erneut die Stimme des Piraten, der seinen kleinen Bruder gerettet hatte: „Lio? Was hast du denn?“ Seine Stimme klang wie die eines besorgten Vaters, der sich Sorgen um sein Kind machte. „Lio ist nicht hier“, sagte die Feuerfaust ruhig. Augenblicklich wechselte die Mimik der Schnecke, Ernst war darin zu sehen. „Wer spricht da? Wo ist meine Tochter?“, auch seine Stimme klang viel ernster und bedrohlicher. „Ace hier. Lio ist momentan auf der Krankenstation“, beantwortete er ehrlich. Kurz herrschte Stille, ehe man den Kaiser fragen hörte: „Ace? Du bist doch Ruffys großer Bruder. Na meine Güte, mit dir hatte ich jetzt nicht gerechnet. Moment, meine Kleine ist auf der Krankenstation? Was hat sie denn? Geht es ihr gut?“ Dabei klang er wieder viel gelassener und auch fröhlich, zumindest bis zu dem Teil mit seiner Tochter. „Sie hat sich nur erkältet“, antwortete der Rookie knapp und wollte das Gespräch am liebsten direkt beenden. Immerhin sprach er hier gerade mit dem Vater seiner Freundin, der es momentan schlecht ging und das nur wegen ihm. Zudem kam auch noch hinzu, dass sie dem Roten nie erzählt hatte, dass sie inzwischen mit Ace zusammen war. Und wie Shanks darauf wohl reagieren würde, wollte der Rookie gar nicht wissen. „Oh, das ist natürlich nicht schön“, Sorge war in seiner Stimme zu hören. „Aber ich hoffe doch, ihr kümmert euch gut um sie?“, fragte der Kaiser halbernst halbspaßig. „Natürlich“, kam es schlicht als Antwort. Daraufhin folgte ein betretendes Schweigen zwischen den Beiden, bis Shanks schließlich fragte: „Wie kommst du eigentlich dazu, an ihre Teleschnecke zu gehen?“ Ein leicht misstrauischer Unterton war aus seiner Stimme zu hören und Ace wusste nicht so recht, was er darauf erwidern sollte. „Ehm..“ war dann auch das Einzige, was er dazu rausbekam. Da der Kaiser keine sinnvolle Antwort von dem Rookie bekam, ahnte er schlimmstes. Gerade wollte er fragen, wie nah die Zwei sich standen, doch da hörte er wie sich auf der anderen Leitung mehrere Menschen zu schaffen machten. „Ich muss auflegen. Ich sage ihr Bescheid, dass du angerufen hast.“ „Oih..!“, doch es war schon zu spät, der Rookie hatte aufgelegt. Stirnrunzelnd betrachtete der Rote die Teleschnecke vor sich. Konnte es vielleicht sein, dass sie ihm etwas verheimlichte? Kopfschüttelnd grübelte er weiter. So war sie nicht, schließlich würde sie ihm doch davon erzählen, wenn sie.. nun ja, so etwas wie einen Freund hatte, oder? Kaum hatte er den Gedanke zu Ende gebracht, begann er zu keimen. Wer auch immer ihr Freund war oder werden würde, sollte bloß die Hände von seiner kleinen Tochter lassen, immerhin war sie doch gerade mal 16! Er sollte sie die Tage dringend nochmal anrufen.. Sichtlich froh, dass ein paar Nakamas aufgetaucht waren, um die Tür zu ersetzen, seufzte der Rookie und schob die Teleschnecke beiseite. Was auch immer er zu Shanks gesagt hätte, es wäre wohl das Falsche gewesen. Und wie der Kaiser wohl reagiert hätte, wenn er wüsste, dass er mit seiner Tochter zusammen war? Da keine Hilfe beim Einsetzen der Tür von Nöten war, wollte sich Ace auf den Weg zur Krankenstation machen. Schon auf dem Weg dorthin überlegte er fieberhaft, was er ihr sagen wollte und er legte sich die Worte sorgfältig zurecht. Erst wollte er sich aufrichtig dafür entschuldigen, wie er sich verhalten hatte, dann sollten ein paar Worte darüber folgen, wie dämlich er war und dann sollte nochmals eine Entschuldigung kommen, die die ganze Sache etwas abrundete. Zufrieden mit seinem Plan nickte er und griff nach der Türklinke. Doch jemand hatte ihn an der Schulter gepackt und in seinem Tun aufgehalten. Niemand anderes als Thatch stand hinter ihm, in seiner einen Hand ein Behälter. „Du solltest ihr doch Ruhe lassen“, mahnte der Smutje und ließ den Rookie los. Beschämt sah der Jüngere zu Boden. „Ich wollte mich doch aber bei ihr entschuldigen..“, kam es kleinlaut von ihm. Mit einem Lächeln klopfte der Kommandant ihm auf die Schulter. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Das wird schon wieder, aber lass sie erst mal gesund werden.“ Der Smutje deutete auf den Behälter in seiner rechten Hand. „Ich hab ihr Suppe gemacht, bald ist sie wieder topfit. Bis dahin geh du dich ablenken, vielleicht trainierst du etwas?“ Ace wollte eigentlich nicht, hatte nur das starke Bedürfnis mit ihr zu sprechen und doch schien es ihm irgendwie logisch, ihr vielleicht etwas Ruhe zu gönnen. Seufzend nickte der Rookie. Als Thatch durch die Tür in die Krankenstation eintrat, erhaschte der Schwarzhaarige einen kurzen Blick auf seine Freundin. Es verpasste ihm einen Stich ins Herz sie so zu sehen. Ihre Wangen glühten und waren starke Konkurrenz zu ihren Haaren, ihr Blick sah schmerzverzerrt aus. Niedergeschlagen stand er noch länger vor der Tür, hin und hergerissen nicht doch noch einzutreten. Als dann auch noch der alte Schiffsarzt neben ihm stehenblieb und ihm sagte, dass sie Ruhe brauchte, ging er seines Weges an Deck. Gerade jetzt wo es Lio so schlecht ging, wollte er für sie da sein, doch er konnte nicht und gewissermaßen war es seine Schuld. All das. Hätte er nicht so überreagiert, wäre es gar nicht erst passiert. Sie wäre gesund und sie würden sich nicht streiten. Warum musste er auch immer so reagieren, wenn es um seinen Erzeuger ging? Wenn er doch nur wüsste, ob all sein Hass und Ärger berechtigt wäre.. Kopfschüttelnd starrte er an die Wand im Gang. Natürlich war seine Verachtung berechtigt. Wie konnte er das überhaupt infrage stellen? Aber nur wegen seiner Abneigung gegenüber dieses Mannes wollte er sein Verhältnis mit Lio nicht zerstören. Immerhin gab sie nichts darauf, wer sein Vater war, auch wenn dieser nun mal ein Mörder war. Er sollte sich glücklich schätzen, dass sie solch ein guter Mensch mit großem Herzen war, dass sogar er, als Dämonenkind, einen Platz darin fand. Was auch immer noch in der Zukunft passieren würde, er musste sich mit Lio wieder vertragen. Das Leben auf der Moby Dick wäre nicht dasselbe, stünden sie sich nicht mehr nahe. Zumal der Gedanke daran tief in seinem Herzen schmerzte. Was auch kommen mochte, er wollte sie nicht verlieren. Kapitel 60: Der Optimist in dir ------------------------------- Der Optimist in dir Sie schaute ihm mit einem wehleidigen Lächeln hinterher, als er die Tür von außen schloss. Vor einer halben Stunde war er hier aufgetaucht, hatte ihr eine warme Suppe gebracht und sich bis eben mit ihr unterhalten. Er wäre noch länger geblieben, doch Lio wollte nicht der Grund sein, weshalb das Abendessen auf sich warten ließ. Dafür überkam sie eine gähnende Langeweile, die über ihr einzuschlagen drohte. Besonders gut ging es ihr nicht, aber etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet. Der ständige Wechsel von ‚ihr war kalt' zu ‚ihr war warm' machte es auch nicht besser. Lio zog die Decke bis zur Nase und kuschelte sich in ihre Kissen. Es waren inzwischen drei Tage seit ihrem Streit vergangen und noch hatten sie nicht miteinander gesprochen. An einem Abend stritten sie, an den darauffolgenden Tag konnte sie sich fast nicht erinnern, zumal sie nur geschlafen und sich völlig schlecht gefühlt hatte. Inzwischen ging es ihr körperlich schon etwas besser, nicht gerade gesund und rosig, aber immerhin nicht mehr ganz so kränklich. Dafür schwirrten zu viele Fragen durch ihren Kopf: War sie zu hart zu ihm? Sollte sie sich bei ihm entschuldigen? Warum sah er nicht nach ihr, obwohl es ihr schlecht ging? War es ihm egal? Hatte sie es sich mit ihm verscherzt? Sie verzog den Mund und zog die Decke noch enger an ihren Körper. An so etwas durfte sie gar nicht denken. Trotzdem fragte sie sich, was er gerade tat und ob er an sie dachte.. ~*~ „Ace!", rief der Brünette mit einem freundlichen Lächeln und winkte den verwirrt dreinschauenden Schwarzhaarigen zu sich an den Kommandantentisch. Stutzig lief er auf den Smutje zu, der auf einen freien Platz auf der Bank deutete. „Setz dich doch", sagte Thatch und setzte sich selbst ohne eine Reaktion abzuwarten. Unschlüssig sah Ace von dem Kommandanten zu den anderen, die mit Essen beschäftigt waren und ihm nur wenig Aufmerksamkeit schenkten. Der Rookie grübelte, was der Grund dafür war hier zu sitzen. Eine Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet und stirnrunzelnd zerbrach er sich den Kopf, kam aber zu keiner Erklärung. „Hör auf Löcher in die Luft zu starren und setz dich endlich", kam es schlicht von Marco, der ihn aus seiner Starre gelöst hatte. Immer noch unsicher setzte er sich schließlich neben Thatch und fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. „Ich dachte mir, da du ohnehin bald Kommandant sein wirst, kannst du dich schon mal zu uns setzen", erklärte der Smutje mit einem Lächeln und bediente sich dann an dem Abendessen. Ace erwiderte nichts darauf und sah stumm auf den leeren Teller vor sich. Was sollte er auch großartig darauf antworten? Er wusste doch nicht einmal, ob er das Angebot wirklich annehmen sollte. Leise seufzte die Feuerfaust und bediente sich nur mäßig an dem Essen. Das Essen verlief ruhig und wie Tage zuvor, aß Ace eindeutig weniger als sonst. Der Streit mit Lio ging ihm wohl ziemlich auf den Magen, das hatte nicht nur Thatch bemerkt. Als Ace den Smutje sah, wie er zur Kombüse lief, machte er selbst einen Schritt in diese Richtung. Weit kam er aber nicht, denn hatte der erste Kommandant ihm an die Schulter gefasst und deutete auf den Ausgang. Misstrauisch sah er den Blonden an, der ihn mit völlig gleichgültiger Mine betrachtete. Der Vize setzte sich in Bewegung und unschlüssig folgte Ace ihm. Bisher hatte er sich noch kein wirkliches Bild von dem Kommandant gemacht, wusste gar nicht, wie er ihn einschätzen sollte. Dass er Lios Kommandant war und sie sich öfter mit ihm stritt, war ihm allerdings nicht entgangen. Trotzdem verstanden sie sich gut und wie es schien, kannte Marco sie wohl besser, als Ace es von sich behaupten konnte. Was der Blonde nun aber von ihm wollte, konnte er sich nicht denken. An Deck stellte Marco sich an die Reling und starrte in den dunkler werdenden Himmel. Ace folgte ihm und fragte sich nach wie vor, was der Kommandant von ihm wollte. Ihn nur mit her schleifen und ihn dann schweigen, sollte wohl kaum seine Absicht gewesen sein, oder? Ein Räuspern war zu hören, weswegen der Blonde sich zu dem Jüngeren drehte. „Wann hast du vor, den Posten endlich anzunehmen?" Marco stellte die Frage, die vielen auf der Zunge brannte. Immerhin hatte jeder erwartet, dass der Rookie den Posten ohne weiteres annehmen würde, dass er sich jetzt so zierte, verstanden die wenigsten. Ace antwortete mit einem betretenden Schweigen. Was sollte er auch schon darauf antworten? „Sprich mit Vater, wenn du dir nicht sicher bist", meinte Marco und sah dem Schwarzhaarigen direkt in seine Augen. Der Nachdruck, der in seinen Worten und in seinem Blick lag, war deutlich. Auch darauf konnte die Feuerfaust nichts sagen. Er sollte seinem Vater und Captain erzählen, dass er der Sohn des Piratenkönigs war und damit Sohn seines Feindes? Ob das so eine gute Idee war? Genervt seufzte der Blonde und starrte den Jüngeren mürrisch an. „Wenn du nicht mit Vater sprechen willst, sprich wenigstens mit Lio." Dass Marco damit genau ins Schwarze getroffen hatte, war ihm beim Aussprechen nicht bewusst. Doch Ace' Blick sprach Bände.. Überrascht sah der Vize den jungen Piraten an. Hatten sie sich etwa deswegen gestritten? „Es ist schwierig", sagte Ace leise und wandte den Blick von dem Blonden ab. Auch Marco folgte dem Bespiel des Jüngeren und sah in die Dunkelheit. Es blieb ein ganzes Weilchen still, bis der Kommandant dem Schwarzhaarigen aufmunternd auf die Schulter klopfte. „Sprich mit Vater, er wird dir schon nicht den Kopf abreißen", meinte Marco mit einem ehrlichen Lächeln, welches Ace nur schwach erwidern konnte. ~*~ Es war mitten in der Nacht und Lio hatte nur wenige Stunden Schlaf gefunden. Der Mond erhellte nur schwach die Kajüte, doch ausreichend, um die Umrisse zu erkennen. Ihr Blick haftete gedankenverloren an der Zimmerdecke. Seufzend drehte sie sich auf ihre linke Seite und zog die Decke bis zum Kinn. Wie gern hätte sie Ace jetzt bei sich gehabt. Zu leugnen, dass sie ihn und seine sture Art vermisste, wäre eine Lüge gewesen. Es brauchte auch einiges an Kraft, sich nicht um seinen Hals zu werfen und sich bei ihm zu entschuldigen, nur damit dieser Streit vorbeiging. Und doch nagte an ihr die Erinnerung an den Abend, an dem alles so eskaliert war. Dass er solch ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater hatte, tat ihr furchtbar leid. Doch sie konnte es nicht nachvollziehen, da er den Piratenkönig doch nie kennengelernt hat. Wieder erklang ein Seufzen und sie drehte sich auf ihre andere Seite, den Blick in den dunklen Raum gerichtet. Sollte sie einen Schritt auf ihn zugehen und das Thema nochmals etwas behutsamer ansprechen? So stehen lassen, war für sie keine Option. Die Gedanken um Ace machten sie völlig ratlos und sie entschied, das Thema am nächsten Tag fortzusetzen. In der Hoffnung, endlich eine Lösung dafür zu finden. Ihre Augen waren geschlossen und sie versuchte krampfhaft einzuschlafen. Doch es brachte nichts und als dann auch noch Schritte auf dem Gang zu hören waren, hatte sie bereits damit aufgegeben, die Nacht noch Schlaf zu finden. Ihre Tür öffnete sich und ganz schwach erhellte sich das Zimmer, als jemand eintrat. Lio konnte kaum glauben, wer gerade in ihre Kajüte getreten war, ihr Herz machte einen Aussetzer. Träumte sie gerade, war sie doch eingeschlafen? Zwar waren nur Umrisse der Person zu sehen, doch war es absolut ausreichend für sie, wo sie doch ihren Freund kannte. Mehrmals blinzelte sie verwirrt. Es konnte ja wohl kaum Zufall sein, dass er hier auftauchte, nachdem sie sich ihn so sehr ersehnt hatte. Es wurde dunkler, als die Tür sich hinter Ace schloss und mit leisen Schritten trat er an das Bett, indem seine Freundin lag. Dass sie wach war, bemerkte er erst, als sie sich im Bett aufrichtete. Ihren Blick konnte er nicht sehen, dafür war es zu dunkel und seine Augen hatten sich noch nicht daran gewöhnt. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich auf das Bett und schloss die Rothaarige in eine feste Umarmung. Seine starken Arme zogen sie an seine Brust und mit einem Lächeln seufzte er glücklich. Ihr Herz machte einen zweiten Aussetzer und stolperte dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter. Seine Arme, die sie eng an ihn schmiegten, seine Wärme und sein so angenehmer Geruch wirkten so beruhigend auf sie. Nur schwach erwiderte sie Ace' Umarmung, spielte immer noch mit dem Gedanken, dass es sich hierbei um einen Traum handelte. Wieso auch sonst, sollte er nach Tagen des Schweigens bei ihr auftauchen und sie ohne eine Vorwarnung umarmen? Ace fühlte sich besser, sein Herz fühlte sich so viel leichter an und das nicht nur, weil er bei Lio war. „Es tut mir so leid", flüsterte der Schwarzhaarige und hielt sie weiterhin fest in seinen Armen. „Mir auch", gab sie leise zurück und umarmte Ace fest. Sie war erleichtert, gar keine Frage. Er drückte sie nur fester an sich, wollte sie gar nicht mehr loslassen. Noch vor wenigen Momenten war er bei Whitebeard seinem Vater gewesen. Gar keine Frage, wie viel Überwindung und Kraft er gebraucht hatte, um seinem Captain zu erzählen, wessen Blut in seinen Adern floss. Umso erleichterter war er nun nach diesem Gespräch, dass er auch den Streit mit Lio nicht so belassen wollte. Ohne auch nur Gedanken daran zu verschwenden, ob es sie eventuell stören könnte, dass er zu solch einer unüblichen Zeit auftauchte (man ließe einige Abende, in denen etwas ähnliches geschehen war, außen vor – es würde nur Ace' Freundlichkeit infrage stellen), war er zu ihr gelaufen, um sie nun in seinen Armen zu halten. „Luft", hörte er sie leise, fast piepsig sagen. Darauf folgte ein Piekser in seine Seite und vor Überraschung wurde seine Umarmung direkt lockerer. „Entschuldigung", erwiderte er ruhig und mit einem entschuldigenden Lächeln. Die zwei Piraten waren sich immer noch sehr nah, sahen direkt in die Augen des anderen, welche durch das schwache Mondlicht leuchteten. Ununterbrochen hatten sie sich beide im Stillen Gedanken darüber gemacht, was zwischen ihnen stand, wie sie aufeinander zugehen sollten und wie sie die Situation wieder ins Lot bringen konnten. Die Erleichterung war für beide groß, obwohl sie doch nicht mal wirklich miteinander gesprochen hatten. Sie schwiegen sich einfach an. Schwer schluckte der Schwarzhaarige und versuchte richtige Worte zu finden, doch war die Freude, dass er Lio wieder so nahe war, zu groß, als dass er hätte etwas sagen wollen, was eventuell doch wieder alles kaputt machen könnte. Auch der Rothaarigen ging es nicht anders. Sie hatte die vergangenen Tage viel darüber nachgedacht, wie sie mit Ace reden sollte, wie sie sich hätten einigen können. Doch jetzt war sie einfach nur froh, dass er da war. Sie wollte nichts Falsches sagen, lieber sich anschweigen mit dem guten Gefühl, welches sich in ihrer Magenregion breit machte. „Es tut mir leid", kam es wie aus einem Mund. Verwunderung stand in beide Gesichter geschrieben. „Wofür entschuldigst du dich?", fragte Ace. „Genau dasselbe wollte ich dich fragen", bekam er schlicht zurück, dennoch beließ sie es nicht dabei. „Ich habe mich in etwas eingemischt, obwohl ich gar nicht darüber urteilen kann. Du hast deine Gründe und ich sollte hinter dir stehen, nicht alles hinterfragen und angreifen." Eine kurze Pause folgte, in der der Schwarzhaarige nichts erwiderte. Nur über ihre Worte konnte er nachdenken und verstand, was die anderen meinten, als sie sagten, dass Lio selten streiten würde. Wieder holte die Rothaarige Luft und sprach weiter: „Ich bin dankbar, dass du mir so sehr vertraust, dass du mir davon erzählt hast. Es muss wirklich schwer für dich gewesen sein. Umso mehr hoffe ich, dass du mir verzeihst." Lio hatte lange überlegt, was sie ihm sagen sollte. Sie akzeptierte seine Einstellung gegenüber seinem Vater, auch wenn sie es auf sich niemals so beziehen konnte. Klar, zu Anfang hasste sie ihren Vater. Aber das nur, weil sie ihn kein Stück kannte. Kaum hatte sie die Chance ihn kennenzulernen, war er ein unentbehrlicher Mensch in ihrem Leben geworden. Die Situationen waren ähnlich, aber auch immer noch anders, zumal Ace niemals die Möglichkeit hatte, seinen Vater kennenzulernen.. Dass sie darüber urteilte, obwohl sie nicht in seiner Haut steckte, schien ihr im Nachhinein falsch und war schließlich auch der Grund, weshalb sie sich entschuldigen wollte. Ace war ihr Freund, sie wollte ihn unterstützen und nicht noch in ein tieferes Loch werfen, aus dem er langsam herauf geklettert war. Stille herrschte in der Kajüte, ganz schwach hörte man die Atmung Lios. „Es gibt nichts zu entschuldigen", meinte Ace mit einem ernsten Blick, welcher mit Verwunderung erwidert wurde. „Du hast nichts falsch gemacht. Ich war es, der mit deinen Worten nicht zurechtkam. Du hattest mit allem Recht. Ich habe ihn nie kennengelernt, weiß nicht, wie er wirklich als Mensch war. Ich habe mir ein Urteil gebildet aus den Worten anderer." Es fiel ihm schwer, unglaublich schwer dies zuzugeben. Immerhin sprach er hier von dem Mann, der in seinem Kopf das Ebenbild eines Dämons war. Aber genau das konnte Ace nicht beurteilen. Sich aber nach Jahren der Verachtung etwas anderes einreden zu wollen, war nicht ganz so leicht. Aber zumindest versuchte er es.. Und das auch zum Teil für sie. Der Rookie blickte in die großen Augen seiner Freundin. Auch wenn er sie nicht richtig sah, so sah er sie und war ihr nah. Mit seiner rechten Hand berührte er sanft ihre Wange, augenblicklich schmiegte sie sich an diese und schloss die Augen. Seine zarte Berührung fühlte sich unglaublich gut an, als würde eine Feder sich an ihre Haut schmiegen. Leicht beugte der Schwarzhaarige sich vor und hauchte gegen ihre Stirn: „Ich liebe dich." Lio schlug die Augen auf und sah zu ihm auf, hob ihr Kinn leicht. Ihre Nasen berührten sich ganz sacht und unschuldig küsste er sie. Als er seine Arme um sie schlang und fest an sich zog, drückte sie ihn leicht von sich und lächelte entschuldigend. „Du wirst krank", erklärte sie und sah ihn tadelnd an. „Ich werde nie krank. Und selbst wenn, dafür nehme ich es gern in Kauf." Wieder küsste er sie, nur intensiver, als würde er die vergangenen Tage nachholen wollen. Genießerisch schloss Lio ihre Augen und versank beinahe in seinen Berührungen, doch als sich ein Kratzen in ihrem Hals bemerkbar machte, legte sie ihm eine Hand auf die Brust und schob ihn leicht von sich. Kaum später begann sie zu husten und drehte sich von ihm weg. Besorgt schaute er sie an und fühlte sich im nächsten Moment direkt wieder schuldig. Sie war immer noch krank und er dachte nur an sich selbst. Dabei war sie doch auch nur wegen ihm krank.. Langsam beruhigte sich der Husten und leise sagte sie: „Vielleicht sollten wir das auf die kommenden Tage verschieben." „Entschuldigung", kam es schuldbewusst von Ace. „Lass uns einfach schlafen, ok?", dabei legte sie sich der Länge nach ins Bett und krabbelte unter die Decke. Der Schwarzhaarige tat es ihr gleich und zog sie sofort in ihre Arme. Glücklich kuschelte sie sich an ihn. Es war eindeutig. Sie hatte ihn vermisst. „Ich hab dich vermisst", sagte Ace leise und küsste ihre Stirn. Lächelnd erwiderte sie: „Ich dich auch" und schloss zufrieden die Augen. „Ich hab übrigens mit Vater gesprochen", sagte Ace mit einem Lächeln bei der Erinnerung daran. Lio runzelte leicht die Stirn, war eigentlich zu müde und kaputt, um noch länger zu reden, dennoch fragte sie: „Du meinst, wegen deiner Vergangenheit?" „Ja", antwortete er etwas leiser und ergänzte: „Er hatte sich sowas anscheinend schon gedacht, er hat auch gar kein Problem damit.." Fast schon schwärmend und dankbar klang seine Stimme, als er dies sagte. Die Piratin lächelte. „Ich habe nichts anderes erwartet. Immerhin ist Shanks ja auch einer seiner Feinde." Ein „Mh-mh" war schließlich die Antwort darauf. Sie hatten genug besprochen und außerdem wollte er sie nicht weiter vom Schlafen abhalten. Doch ihm fiel noch etwas ein.. „Apropos Shanks. Er hat angerufen und wollte mit dir sprechen. Ich weiß nicht, ob er sich jetzt irgendetwas denkt, aber kann gut sein, dass er jetzt von uns weiß oder zumindest eine Ahnung hat. Er wird mich doch nicht umbringen wollen, oder?" Kapitel 61: Glückwünsche ------------------------ Mit leisen Schritten trat die Rothaarige in ihre Kajüte zurück und rubbelte sich dabei die nassen Haare trocken. Das Handtuch legte sie über den Stuhl, der am Schreibtisch stand. Flüchtig warf sie einen Blick zu ihrem schnarchenden Freund, der noch friedlich vor sich hin schlief. Es war noch sehr früh gewesen, als sie aufgewacht war. Zwar ging es ihr schon besser, aber wirklich gesund fühlte sie sich immer noch nicht. Und da sie Dank des Schnarchens ohnehin nicht mehr einschlafen konnte, war sie einfach unter die Dusche gehüpft. Nach den paar Tagen, die sie nur im Bett verbracht hatte, war es doch ganz angenehm. Zumindest roch sie nicht mehr so krank und fühlte sich etwas lebendiger. Vor ihrem geöffneten Kleiderschrank blieb sie stehen und grübelte, was sie anziehen sollte. Ihre üblichen Sachen kamen nicht infrage, sonst würde sie wohl nie richtig gesund werden. Großartig viel Auswahl hatte sie dennoch nicht für ihre derzeitige Lage. Lio meinte sich dennoch daran zu erinnern, dass sie einen dunkelgrünen Pullover hatte. Wo war er denn nur? Müde drehte der Pirat sich auf die andere Seite und wollte eigentlich seine Freundin in die Arme ziehen. Zu seiner Verwunderung war ihr Platz aber leer und verschlafen öffnete er seine Augen. Stattdessen sah er, wie sie in den Tiefen ihres Schranks verschwunden war. Hinter ihr auf dem Boden verteilt lagen einige ihrer Sachen und er hörte sie leise fluchen. Doch sie schien fündig geworden zu sein, denn kurz danach stand sie wieder aufrecht und griff nach dem Saum des Shirts, um es auszuziehen. Mit einem Grinsen fragte er: „Kann man dir helfen?“ Erschrocken fuhr die Rothaarige zusammen. In ihrer Bewegung hielt sie inne und sah überrascht zu Ace, der sie angrinste. Wütend blickte sie ihn an. „Erschreck mich nicht immer so!“, keifte sie und zog sich das T-Shirt aus. „Lass dich doch nicht immer so erschrecken“, meinte der Rookie nur und stand auf. Er trat näher zu ihr und lächelte sie an. „Ich hatte nur nicht gerechnet, dich heute Morgen so zu sehen.“ Sanft strich er über ihre Wange und hauchte leise: „Ich hab dich wirklich vermisst.“ Lio wurde ganz wacklig auf den Beinen, als sie bemerkte, dass der Schwarzhaarige sich zu ihr herabbeugte, um sie zu küssen. Schwarze Augen blickten in ebenso schwarze. Gerade als sie sich auf Zehenspitzen stellen wollte, ließ ein Geräusch die Zwei zusammenfahren. Bölle, Bölle, Bölle Mit großen Augen starrten die Zwei von sich zu der Teleschnecke, die auf dem Tisch Anstalten machte. Shanks rief an. Bölle, Bölle, Bölle Ace spürte, wie ihm auf einmal ganz unangenehm wurde. Rief er an, um sich nach seiner Tochter zu erkunden? Er Schwachkopf, natürlich rief Shanks wegen ihr an. Aber ob der Rote auch nach ihm fragen würde? Bölle, Bölle, Bölle In Lios Kopf begann es zu rattern, als sie das Klingeln der Teleschnecke hörte. Erst gestern Abend hatte die Feuerfaust davon gesprochen, dass ihr Vater angerufen und sich wohl aus dem Gespräch hergeleitet hatte, dass zwischen ihr und Ace etwas lief. Was ja auch stimmte, aber das wusste der Kaiser noch nicht. Und die Rothaarige wusste auch überhaupt nicht, wie ihr Vater darauf reagieren würde. Sie wusste dafür noch ganz genau, wie er sich verhalten hatte, als sie damals gemeinsam einkaufen waren. Keine kurzen Kleider, Hosen, geschweige denn Röcke. Seufzend sah sie zu Ace, der mit mischten Gefühlen auf die Teleschnecke starrte. Bölle, Bölle, Bölle „Sag am besten erst mal nichts“, meinte Lio und atmete ruhig ein und aus. Sie zog sich den Pullover über und setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch. Einmal räusperte sie sich und tauschte ein letzten Blick mit Ace aus, der sich sichtlich unwohl fühlte. Lio hob ab. „Lio! Geht es dir gut? Bist du noch krank? Kümmert man sich gut um dich? Ich hab solang nichts von dir gehört..“, hörte man die Stimme ihres Vaters. Etwas überrumpelt von den vielen Fragen sah die Piratin von der Teleschnecke zu ihrem Freund, der fast schon apathisch auf den Boden starrte. „Papa, schön dass du anrufst“, begann die Rothaarige langsam. „Mir geht es schon besser und ja, man kümmert sich sehr gut um mich, keine Sorge“, beantwortete sie seine Fragen. „Ich hab mir aber Sorgen gemacht! Besonders als dieser Ace abgenommen hat und meinte, du wärst krank“, plapperte der Kaiser drauf los. Als ihr Vater Ace' Namen erwähnte, schaute dieser zu ihr und sie zu ihm. Sollte Lio nun alles erzählen oder doch lieber schweigen? Was wäre richtig? Und ihr Vater würde Ace doch niemals etwas antun, oder..? „J-Ja.. Er hat mir gesagt, dass du angerufen hast und-“ „Ist er dein Freund?“ Mit geweiteten Augen und leicht geöffnetem Mund starrte die Rothaarige die Schnecke vor sich an. Sollte sie jetzt einfach ja sagen? Wieso überlegte sie überhaupt? „Ehm..“ Großartig! Mehr konnte sie nicht sagen? „Wusste ich es doch“, hörten die Zwei die Stimme über die Teleschnecke sagen. Doch wirklich wütend oder gar zornig klang sie nicht. Stattdessen hörte mein ein Seufzen und die Schnecke begann zu lächeln. „Ich freu mich wirklich für dich Lio“, Shanks klang in diesem Moment sehr gefasst, es schien auch so, als würde er es vollkommen ernst meinen. „Ace?“ Als der Schwarzhaarige direkt vom Kaiser persönlich angesprochen wurde, sah er abwegig zu Lio, die ihn unsicher anlächelte und zaghaft nickte. Der Rookie stellte sich direkt neben den Stuhl der Rothaarigen und meldete sich knapp mit einem „Ja?“ Selten fühlte Ace sich so unwohl wie in diesem Moment. Zwar hatte er den Roten schon kennenlernen dürfen, doch zu der Zeit war er nicht derjenige, der mit seiner Tochter unanständige Dinge anstellte. Zu ihrem Treffen war er lediglich Ruffys großer Bruder gewesen, der sich dafür bedankt hatte, dass das Leben seines Bruders gerettet wurde. Doch jetzt.. „Ich sage das nur einmal, also höre gut zu.“ Die Feuerfaust schluckte schwer und rührte sich nicht von der Stelle. Er wagte es nicht mal zu atmen, seine Hände fühlten sich auf einmal so unnatürlich schwitzig an und es kam ihm schon so vor, es wäre es im Raum um einige Grade kälter geworden. War das die Aura des Kaisers oder eines Vaters? „Mir war von Anfang an bewusst, dass meine Tochter später mal einen Freund haben würde. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass es schon sobald passieren würde. Und ich hatte ebenso wenig damit gerechnet, dass ausgerechnet du ihr Typ bist. Ich habe dich als einen hitzköpfigen, übermütigen Rookie im Kopf. Du stürzt dich unüberlegt von einem Kampf zum nächsten und dachtest sogar, du könntest Whitebeard besiegen. Du handelst impulsiv und scheust dich nicht, dich gegen Stärkere aufzulehnen. Du.. erinnerst mich viel zu sehr an mein junges Ich. Und ich hatte im Großen und Ganzen wirklich gehofft, sie würde sich jemanden Vernünftigeren aussuchen.“ Shanks machte eine kurze Pause und ergänzte schlussendlich: „Solltest du ihr auch nur einmal schaden, sollte sie wegen dir nur eine Träne vergießen oder du sie auch noch in Gefahr bringen.. Ich schwöre dir Portgas D. Ace, es wäre das Letzte, was du getan hättest.“ Stille. Ein innerer Freudenschrei brach aus Lio heraus. Hatte ihr Vater damit nicht gerade akzeptiert, dass Ace ihr Freund war? Naja gut, er hatte ihm gedroht, aber er hatte es ihr immerhin nicht verboten oder so etwas in der Art, zumal das sicherlich wenig gebracht hätte. Mit einem breiten Grinsen sah sie zu dem Schwarzhaarigen, der völlig starr auf die Schnecke schaute. Dennoch sagte der Rookie nichts, er versuchte zu realisieren, was der Kaiser gesagt hatte. Shanks akzeptierte Ace als Lios Freund. Das war doch.. gut. Mal ganz davon abgesehen, dass die Rothaarige dank ihm schon über Bord gegangen war. Solche Dinge sollte der Rote wohl eindeutig lieber nicht erfahren. „Haben wir uns verstanden?“, brummte Shanks‘ Stimme durch die Teleschnecke. „J-Ja! Ich würde Lio niemals etwas antun, ich werde immer auf sie aufpassen.“ Die Feuerfaust fand schließlich seine Stimme. „Jaja“, brachte der Kaiser den Jungen zum Schweigen und wandte sich direkt an Lio. „Und wie lange verheimlichst du ihn mir schon?“ Shanks tat ganz so, als wäre der Rookie nicht mehr anwesend. Irgendwie war es gemein von ihm, aber immerhin war dieser junge Pirat ein sehr passendes Bild für sein früheres Ich. Und wenn er darüber nachdachte, wie er sich in der Jugend verhalten hatte und besonders dann, als er Lina kennenlernte.. da wollte er sich lieber nichts weiter ausmalen. „Eine Weile..“, gestand die Rothaarige kleinlaut und drückte sich vor der ehrlichen Antwort. Geschickt versuchte sie ihn davon abzulenken. „Aber erzähl doch mal, wie geht es dir so? Warum bist du eigentlich schon so früh wach?“, innerlich hoffte die Piratin, dass ihr Vater auch nur bei einer der Fragen anbeißen würde und wie es schien.. „Mir geht’s gut, ich vermisse dich aber. Ben auch, obwohl er das nie sagen würde, und Yasopp, Lou auch. Wir alle vermissen dich, aber ich am meisten..“, zwar war der Ausdruck der Schnecke ein Lächeln, doch klang der Rothaarpirat traurig. Ein kurzes Räuspern war zu hören und augenblicklich später klang der Pirat besser gelaunt: „Ich war so früh wach, weil ich wissen wollte, wie es dir geht!“ Dass Shanks immer so überfürsorglich war, kannte die Rothaarige nicht anders. Es war schön zu wissen, dass es jemanden gab, der sich um ihr Wohlergehen sorgte. „Mir geht es wirklich schon besser, glaub mir. Und ich vermisse euch auch.“ „Das freut mich wirklich zu hören und sie behandeln dich wirklich alle gut?“, dass Shanks damit besonders eine gewisse Person ansprach, war allen Anwesenden klar. „Jaha, wirklich alle“, langsam war sie genervt von ihrem Vater. Dass er gegenüber Ace misstrauisch war, verstand sie. Dennoch sollte er sich langsam mal beruhigen und nicht so aus der Haut fahren, wenn es um den Rookie ging. „Mir geht es gut, alle behandeln mich gut, Ace ist ein guter Freund, okay?“, versuchte Lio endlich einen Abschluss unter dieses Thema zu kriegen. „Das hoffe ich doch“, meinte der Rote noch etwas ausdrücklicher und wechselte dann das Thema. „Seid ihr bald wieder in der Neuen Welt?“ Die Antwort darauf interessierte ihn wirklich sehr. Würde seine Tochter bald wieder auf dem gleichen Meer segeln wie er? Und wenn ja, bestünde die Möglichkeit, dass sie sich treffen konnten? Er würde sich zumindest sehr darüber freuen, sie mal wieder zu sehen. Und mit etwas Glück würde er auch die Feuerfaust kennenlernen und ihm klar machen, dass er es sich lieber nicht mit dem Kaiser verscherzen sollte. Ja doch, der Gedanke daran, seine Tochter wiedersehen zu können, gefiel ihm. „Um ehrlich zu sein.. gute Frage“, antwortete die Piratin ehrlich und sah fragend zu Ace, der auch nur mit den Schultern zuckte. „Aber ich denke mal ja. Wird ja auch mal wieder Zeit, dass wir in die Neue Welt kommen“, erklärte sie ihrem Vater und grübelte darüber, ob sie nicht mal Marco oder Thatch fragen sollte, ob diesbezüglich etwas bevorsteht. „Falls es so sein sollte, gib mir bitte Bescheid. Fürs Erste solls das gewesen sein. Ich hab dich wirklich lieb meine Kleine und ich vermisse dich.“ Warmherzig lächelte Lio die Teleschnecke vor sich an. Sie vermisste ihren Vater mindestens genauso und es tat wirklich gut, mal wieder mit ihm gesprochen zu haben. Zudem er jetzt auch noch wusste, dass sie mit Ace zusammen war und wie es schien, er es auch akzeptierte. Es machte sie glücklich, dass Shanks hinter ihr stand und ihr den Rücken stärkte, auch wenn er nicht zwingend zufrieden mit dem war. „Ich dich auch Papa.“ Ace beäugte die Rothaarige genauestens und erkannte einen Rotschimmer auf ihren Wangen, ihr Lächeln war sanft und herzallerliebst. So glücklich machte es sie also einen Vater wie Shanks zu haben. In diesem Moment beneidete er sie deswegen ein wenig. Ob er sich jemals so gut mit seinem Vater verstanden hätte? Kaum merklich schüttelte er den Kopf, sodass Lio nichts davon bemerkte. Wie kam er auf die Idee, dass er sich mit seinem Vater gut verstanden hätte? Es spielte keine Rolle. Whitebeard war sein einziger Vater und darüber war er froh. „Kümmere dich gut um sie, Ace.“ Die Stimme des Kaisers holte ihn aus seinen Gedanken zurück. „N-Natürlich!“, die Feuerfaust wollte sich selbst verfluchen. Wieso stotterte er denn so, wenn er mit Shanks sprach? Als er sich damals bei dem Roten für die Rettung seines Bruders bedankt hatte, war er nicht so zimperlich gewesen. Doch inzwischen.. war es wohl etwas anderes, wenn man bedachte, dass es sich hierbei um Lios Vater handelte. Ein verdammt starker und einschüchternder Mann, wenn Ace im Nachhinein so darüber nachdachte. „Wir hören uns die Wochen wieder. Grüß den Alten mal von mir“, hörte man noch das Lachen des Roten und schon hatte er aufgelegt. Als der Rookie realisierte, wen er mit „den Alten“ meinte, rief er empört: „Oih!“, doch war es schon zu spät. Statt sich aber weiter darüber aufzuregen, hatte er auf einmal überall rote Haare im Gesicht, in seinen Armen Lio. Überrumpelt erwiderte er ihre stürmische Umarmung und hörte sie sagen: „Ich bin so froh.“ Sie klang wirklich erleichtert. Und um ehrlich zu sein, war Ace absolut erleichtert. Er hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet und dafür ging es doch ganz gut aus. „Und ich erst“, meinte die Feuerfaust glücklich und stellte die Rothaarige wieder auf ihre Beine. Als er in ihr Gesicht sah, trafen ihre schwarzen Augen auf seine. Ihre Augen.. sie funkelten, erinnerten ihn stark an eine wolkenlose Nacht, den Himmel übersäht von Sternen. In diese Augen hatte er sich von Anfang an verliebt. Doch auf einmal veränderte sich ihr Blick. Ihre Augenbrauen verzogen sich, ihre Stirn legte sich in Falten und mit ihrem Mund zog sie eine eigenartige Grimasse, grübelnd sah sie ihn an. Fragend sah er zurück. Was hatte sie denn auf einmal? „Ich muss etwas erledigen. Du findest auch ohne mich eine Beschäftigung, oder?“, sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und war schon so schnell zu Tür geeilt, dass er gar nicht reagieren konnte. „Bis später!“, sie winkte mit einem Arm und hatte die Tür schon hinter sich zu gezogen. Verwirrt blickte er ihr hinterher und öffnete die Tür, um sie zu fragen, was sie auf einmal hatte, doch auf dem Gang war sie schon nicht mehr zu sehen. „Was zur Hölle war das denn gerade..“, nuschelte der Pirat verwirrt in sich hinein. Lio wusste, dass das nicht gerade die beste Art war, sich aus dem Staub zu machen, ohne dass er Verdacht schöpfte. Aber wenn sie genauer drüber nachdachte.. es war Ace, er würde sicherlich keinen Verdacht schöpfen. Letzte Nacht hatte er ihr davon erzählt, dass er bei Vater gewesen war und wie es schien, hatten die beiden alles Notwendige geklärt. Demnach stand auch nichts mehr im Weg, dass Ace endlich Kommandant werden konnte! Und wenn schon jemand zum Kommandanten ernannt wurde, dann sollte das natürlich auch groß gefeiert werden. Natürlich fielen ihr einige Dinge ein, die der Feuerfaust sicherlich gefallen würde und eines davon war wohl ganz klar Essen. Es würde eine riesige Überraschung werden und innerlich malte sie sich schon aus, wie der Rookie reagieren würde. Bestimmt würde er sich doch darüber freuen, oder? Zielstrebig marschierte die Rothaarige durch die Gänge der Moby Dick und blieb schließlich vor der Kajüte des Smutjes stehen. Motiviert klopfte sie an und wartete auf eine Reaktion. Ganz leise hörte sie ein Grummeln und trat ein. Wie erwartet, lag der vierte Kommandant noch immer im Bett und war halb am Schlafen. Grinsend trat die junge Piratin an das Bett und piekste den Koch bis er sich mehrmals hin und herdrehte. Verwirrt öffnete er die Augen und richtete sich auf. Als er Lio erkannte, fragte er: „Was machst du denn hier?“ Dabei gähnte er ausgiebig und kratzte sich an seinem Bart. „Ace hat endlich zugesagt und ich habe eine großartige Idee! Hilfst du mir?“ ~*~ „Aaaace!“, trällerte die Piratin motiviert, als sie den Schwarzhaarigen in der Kombüse antraf. Er zuckte leicht zusammen, als hätte man ihm gerade bei irgendetwas erwischt. „Ich hab dich schon überall gesucht“, meinte Lio und lächelte ihn breit an. Ertappt kratzte der Rookie sich am Hinterkopf und lächelte etwas gekniffen. „Ach wirklich? Schön, dass du mich gefunden hast.“ Mit seinen Händen hatte er etwas hinter seinem Rücken versteckt, was die Rothaarige nicht sehen sollte. Schelmisch begann diese zu grinsen und trat näher heran. „Finde ich auch, aber sag mal“, dabei kam sie ihm auf einmal so nah, dass er vor Schreck nach hinten auswich. Beinahe hätte er den Teller fallengelassen, doch die Rothaarige reagierte schnell. Sie war einen Schritt zu Ace getreten und hatte ihm den Teller abgenommen, ehe er hätte fallen können. Grinsend sah sie ihn an. „Hast du wirklich so einen großen Hunger?“, dabei deutete sie auf das Stück Fleisch in ihren Händen. Er nickte entschuldigend. „Ja, irgendwie war das Mittagessen heute nicht ausreichend“, wenn er genauer darüber nachdachte, war es gar kein Vergleich zu sonst. Nur eine Mahlzeit hatte er heute essen können, eine! Und es gab einfach nicht mehr, was ihn wirklich verwundert hatte. Sonst gab es doch Essen in Massen.. „Du musst dich wohl noch etwas gedulden“, erklärte die Rothaarige. Sie stellte den Teller beiseite und widmete sich wieder voll und ganz ihrem Freund. „Ich hab eine Überraschung für dich“, sagte sie mit einem überaus breiten Lächeln. Lio war so unglaublich gespannt darauf, ob er sich wohl darüber freuen würde. Und wenn sie es richtig deutete, würde er sich wahnsinnig freuen. Immerhin ging es hier um Essen und er hatte Hunger. Eine Augenbraue des Schwarzhaarigen hob sich, er dachte nicht lange nach und begann anzüglich zu grinsen. „Eine Überraschung also..“ Dabei trat er zu ihr, legte seine Hände auf ihre Hüften und zog sie an sich. Er beugte sich zu ihr herab und verwickelte sie in einem Kuss. Schnell drückte sie ihn von sich und schüttelte den Kopf. „Nicht so eine Überraschung, meine Güte. Du denkst aber auch immer nur daran“, tadelnd sah sie ihn an und deutete auf den Ausgang. Enttäuscht sah er dorthin und ließ Kopf und Schulter hängen. „‘tschuldigung“, murmelte er geknickt und ließ sich von der überschwänglichen Rothaarigen zum Ausgang ziehen. Trotz der Abfuhr war er aber gespannt darauf, was es für eine Überraschung wohl geben würde. Und wie er bemerkte, liefen sie gerade die Treppe zum Deck hinauf. Wie wollte sie ihn denn bitte überraschen? Die Tür zum Deck wurde geöffnet und nach wie vor zog die Rothaarige den Rookie mit sich. Kaum stand er auf dem Deck blendete die Sonne seine Augen und für kurze Zeit sah er nichts. Permanentes Gerede war zu hören und Ace erkannte, dass das ganze Deck vollstand. Überall verteilt, waren seine Kameraden, die bereits Krüge in den Händen hielten. So auch die Kommandanten, die allesamt anwesend waren und ihn freundlich anlächelten. Lio hatte sich zu ihnen gesellt und ließ den verwirrten Rookie einfach inmitten der Menschenmenge stehen. „Und jetzt ist Ace offiziell Kommandant der zweiten Division!“ Marco rief es mit einem ausgelassenen Lächeln und hob seinen Krug empor. Whitebeard tat es ihm gleich und rief: „Auf Ace!“ Einstimmig wurde es von allen Anwesenden erwidert und erst da bemerkte Ace richtig ernsthaft, wie gut er hier aufgehoben war. Thatch, Marco, Lio, wirklich alle freuten sich, sie lachten und stießen auf ihn an. Sie freuten sich, dass er ihr Kommandant wurde. Es war ihnen egal, woher er kam und was für eine Vergangenheit hatte. Es interessierte hier niemanden und selbst die, die es wussten, hatten kein Problem damit Er hatte hier ein Zuhause gefunden. Hier, bei alle seinen Nakamas fühlte er sich wohl. Der erste Kommandant war zu ihm gekommen. Freundschaftlich legte er ihm einen Arm um die Schulter und meinte: „Hey, diese Feier ist für dich. Warum hältst du dich so zurück? Hier!“, dabei stopfte er dem Schwarzhaarigen eine große Fleischkeule in den Mund, welcher diese sofort verschlang. Keine Sekunde später wurde dem frisch ernannten Kommandant erneut etwas in die Hände gedrückt, mit einem „Hier, trink!“ trank er an einem Zug den ganzen Krug leer. Lachend beobachtete Lio das ihr gegebene Szenario. Wie es schien, hatte sie ihren Plan erfolgreich umsetzen können und er freute sich. Er war endlich voll und ganz hier angekommen. „Du bist eindeutig zu gut für ihn“, lächelnd hatte sich Thatch neben sie gestellt und ihr einen Krug überreicht. „Meinst du?“, die Zwei wussten, dass darauf keine Antwort kommen würde, doch lächelten beide stumm. Ihrer Meinung nach hatte der Schwarzhaarige es schlichtweg verdient so gefeiert zu werden. Der Smutje deutete mit einer Kopfbewegung daraufhin, dass er sich mal zu dem zweiten Kommandanten gesellen würde, der gerade dabei war, Unmengen an Speisen in sich rein zu drücken. Kopfschüttelnd grinste sie. Ace war eine richtige Fressmaschine. „Hey, hey! Das Essen wird dir nicht wegrennen, weißt du..?“ Thatch lächelte und legte dem Rookie einen Arm um die Schulter, wie Marco es zuvor auch schon getan hatte. Der Schwarzhaarige schaufelte ungehemmt weiter Essen in sich hinein, die Überraschung war Lio mehr als geglückt, soviel stand für ihn fest. Der Kommandant sprach weiter: „Und die Party ist zu deinen Ehren, weißt du..?“ Keine Sekunde später hörte man ein lautes Schnarchen, was alle erstaunt zur Feuerfaust blicken ließ. Einstimmiges Fragen ging durch die Menge: „Er ist eingeschlafen?!“ „Beim Essen?“ Auch wenn es so absurd war, die Rothaarige kannte es ja nicht anders von ihm. Schon so oft war er mitten im Essen oder Erzählen eingepennt und dafür konnte er ja nicht mal etwas. Und dass alle so erstaunt aber auch geschockt reagierten, ließ sie erneut kichern. Auf ihren Augenwinkeln bemerkte sie, wie ihr Kommandant näher kam. Neben ihr blieb er stehen, den Blick wie sie geradeaus gerichtet. „Er ist schneller aufgestiegen als du“, sagte Marco und drehte den Krug in seinen Händen. Sein Ziel war es, die junge Piratin etwas aufzuziehen, vielleicht würde er es so ja schaffen. „Er hat aber auch das Zeug dazu“, meinte sie schlicht. Ihr Lächeln war schon seit Beginn der Überraschung wie festgeklebt, doch jetzt nahm es einen anderen Charakter an. Sie sah liebevoll zu dem Schwarzhaarigen, der gerade wieder aufgewacht war und ungehemmt weiter aß. „Er war mal Captain, hatte ein eigenes Schiff mit Crew dazu. Ace weiß, wie man eine Truppe anleitet. Ich hab so schon Schwierigkeiten deinen Anweisungen zu folgen, wie sollte ich dann auch nur in der Lage sein, anderen zu sagen, was sie zu machen haben?“ Auch darauf erwartete die Rothaarige keine Antwort, wollte nur ein paar Dinge in den Raum werfen. Lio selbst war sehr froh damit, nicht solche Verantwortung tragen zu müssen. Sie würde es nicht mal ertragen, wenn nur einer ihrer Nakamas zu Schaden kommen würde, nur weil sie nicht richtig gehandelt hatte. Es brauchte Vertrauen und auch Kraft in sich selbst, um Kommandant zu werden und so überzeugt, war sie bisher noch nicht von sich. Unter Marco hatte sie zumindest schon ihr gerecht helfen können und darüber war sie froh genug. Der Blonde richtete sich zu ihr, dass auch sie ihn ansah. Mit einem warmen Lächeln tätschelte er ihr den Kopf. „Irgendwann bist auch du bereit dazu“, antwortete er ruhig. Die Rothaarige hatte noch zu wenig Erfahrung und nicht das nötige Vertrauen in sich, doch sicherlich würde sie auch irgendwann in der Lage sein, eine ganze Division anzuleiten, da war er sich ziemlich sicher. Als Ace aufstand und zu ihnen kam, verschwand der Vize mit einem Nicken zu Lio und gesellte sich zu den anderen Kommandanten, die eine kleine Gruppe gebildet hatten. „Das ist alles dir zu verdanken“, stellte der Rookie ruhig fest, seine Augen funkelten dafür umso wilder. „Wer sagt, dass das die Überraschung war?“, fragte sie neckend und lächelte ihn anzüglich an. „Achso?“, kam direkt die Gegenfrage mit Antwort gleich dazu. Der Schwarzhaarige hatte das Mädchen vor sich an sich gezogen, eine Hand auf ihrem Rücken, die sie festhielt und nicht mehr aus dem Griff ließ. Die andere Hand lag auf ihrer Wange und zart strich er darüber. Ganz eng standen die Zwei beieinander, dass man schon im Hintergrund Pfeifgeräusche hörte, die sie allerdings nicht störten. Ein Kuss landete sanft auf ihrer Stirn, bis er seine an ihre drückte, die Augen geschlossen. „Ich habe dir soviel zu verdanken, wie fang ich am besten an?“, dabei küsste er sacht ihre Wange, dann die anderen und vor ihrem Mund stoppte er. Lächelnd sah er sie an, mit einem Rotschimmer auf den Wangen starrte sie ihn mit großen Augen zurück. So nah waren sie sich in der „Öffentlichkeit“ mit so vielen Menschen um sich herum noch nie gekommen. Ein unschuldiger Kuss versiegelte ihre Münder, der nicht lange hielt. Keine Sekunde später, hatte er Lio fest in seine Arme gezogen und sie umarmt. „Ich danke dir.“ Kapitel 62: Hide'n seek ----------------------- Monate waren vergangen nachdem Ace zum Kommandanten der Whitebeardpiraten ernannt wurde. Kurz nach der Ernennung war es auf der ganzen Grandline bekannt und die Ehrfurcht gegenüber dem Kaiser wuchs erneut ein Stück. Dass ein Rookie, wie Ace es einer war, es bereits geschafft hatte, sich zum Kommandanten hochzuarbeiten, zeugte an überwältigender Stärke. Nicht umsonst hieß es, dass Whitebeard der stärkste Mann auf dem Meer war. Dazu gehörte unter anderem seine Crew, die auch als seine Familie bekannt war. Viele der Mitglieder waren auch namentlich bekannt, besonders ihre Kommandanten. So war da zum Beispiel erster Kommandant und Vize, Marco der Phönix, der von der antiken Zoanfrucht gegessen hatte und mit ihr unvorstellbare Heilkräfte besaß. Auch all die anderen Kommandanten spielten in der höchsten Liga und das machte die Crew so gefährlich. Ihr derzeitiger Aufenthalt: Sabaody Archipel. Lio hatte die ihr aufgetragenen Aufgaben bereits erledigt, weshalb sie für diesen Tag frei hatte. Wobei nicht mehr wirklich viel von dem Tag übrig geblieben war, inzwischen war es schon recht später Nachmittag und die Beschichtung war schon fast vollständig erledigt. Im Moment war sie auf der Suche nach dem zweiten Kommandanten. Lächelnd musste die Rothaarige daran zurückdenken, wie er vor Monaten den Posten endlich angenommen hatte. In der Zeit hatte sich einiges geändert und doch war noch alles irgendwie wie zuvor, nur eben, dass Ace ein wenig reifer wirkte? Es lag aber vielleicht auch daran, dass man ihm eine Division zugeteilt hatte und er auch verantwortungsvoll zu sein hatte, zum Wohle der Crew. Für was genau die Feuerfaust und seine Division für den Aufenthalt zuständig war, wusste die Piratin nicht, dennoch versuchte sie sich am Deck zumindest nach ihm zu erkundigen. Mit etwas Glück war er eventuell sogar selbst dort. „Bringt die restlichen Kisten in die Vorratskammern und dann seid ihr für heute entlassen.“ Thatch stand am Steg und kritzelte mit einer sehr seltsamen Grimasse auf einem Block herum, er war schon wie so oft viel zu sehr in seine Gedanken vertieft. Die Rothaarige setzte sich auf die Reling und als sie nach ihm rief, schien er wohl einen kleinen Schreck bekommen zu haben, denn er zuckte kurz und ließ beinahe sogar den Block fallen. Kichernd sah sie ihn an, was er nur grummelnd zur Kenntnis nahm. „Was gibt’s denn?“, rief er vom Steg zu ihr herauf. „Hast du Ace gesehen?“, war die schlichte Frage. Die Antwort war ein Schulterzucken und ein „Vielleicht in den Trainingsräumen.“ Ihr Mund verzog sich und sie sprang von der Reling, um sich auf den Weg zu begeben. Doch auch als sie dort ankam, war er nicht zu finden. Nur Jozu stand dort und sortierte gerade einige Dinge ein. „Hast du vielleicht Ace gesehen?“, wiederholte sie ihre Frage. Fragend verzog der Riese seinen Mund, grübelnd kratzte er sich am Kinn und meinte: „Ace? Vorhin hab ich ihn bei Tom gesehen.“ Verwunderung war in Lios Gesicht geschrieben, was wollte die Feuerfaust denn beim Schiffsarzt? „Okay, danke!“, damit war sie schon wieder verschwunden, auf ihrem Weg zur Krankenstation. Etwas genervt lief die Rothaarige durch die Gänge des Schiffes und fragte sich ernsthaft, wo ihr Freund steckte. Vor der Tür klopfte sie kurz und trat dann ein, auch hier war Ace nicht und wenn sie richtig sah, war auch Tom nirgends zu sehen. Na großartig. Jetzt hatte sie nicht mal eine Idee, wo sie suchen sollte. Ob er eventuell schon zurück war und sich etwas zu essen genehmigte? Immerhin sprachen wir hier von Portgas D. Ace, der nach zwei Stunden Arbeit wieder Hunger hatte. Was dachte sie da? Ace hatte immer Hunger. Einen Versuch wollte sie wagen. Gerade als sie zurück auf den Gang wollte, öffnete sich die Tür und der alte Schiffsarzt trat ein. Mit weit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an, scannte sie von oben bis unten. „Hast du dich wieder verletzt?“, die kleine Kiste in seinen Händen stellte er auf seinen Tisch und begann damit, die Medikamente, Infusionen, aber auch leere Spritzen und Nadeln zu sortieren. Er tat ganz so, als wäre sie überhaupt nicht anwesend, weswegen sie so perplex war und nicht antwortete. Ein Blick über seine Schulter folgte und er stellte leise fest: „Hast wohl deine Stimme verloren.“ Mehrmals blinzelte die Rothaarige und schüttelte leicht ihren Kopf. „Ehm, nein. Ich suche Ace. Er war vorhin hier?“ „Die Feuerfaust? Ja, er war vorhin hat. Hat mir die Sachen geholt, um die ich ihn gebeten hatte.“ Die Worte ließen sie aufhorchen, also war er wirklich hier. Vielleicht wusste der alte Tattergreis, wo der Schwarzhaarige danach hingehen wollte! „Und wo ist er danach hingegangen?“, Hoffnung schwang in ihrer Stimme, doch erstarb diese augenblicklich, als Tom meinte: „Weiß ich doch nicht, was der Junge noch zu erledigen hat.“ Allerdings.. „Er hatte noch einige Kisten dabei, vielleicht waren sie ja für die Kombüse.“ Da war sie wieder, Hoffnung! Mit strahlenden Augen bedankte sie sich bei Tom und war so schnell verschwunden, dass er nichts mehr darauf erwidern konnte. Vor dem Essenssaal hätte Lio beinahe Haruta über den Haufen gerannt, gerade noch rechtzeitig hatte sie abbremsen können, um die doch recht kleine Kommandantin nicht umzuhauen. „Mensch Lio, was ist denn mit dir los?“, kam die Frage leicht säuerlich von der Brünetten. „Entschuldige.. aber ich suche Ace. Hast du ihn gesehen?“ Kurz tippte sie sich ans Kinn und meinte: „Eben habe ich ihn noch an Deck gesehen.“ Verwundert sah die Rothaarige die Kommandantin an. An Deck? Aber da hatte sie doch als erstes geschaut oder musste er zwischendurch noch etwas organisieren? „Danke Haruta!“, Lio war einfach an ihr vorbei gesaust und erklomm schon die ersten Stufen der Treppe. Kopfschüttelnd sah die Kommandantin ihr hinterher und erinnerte sich lächelnd daran zurück, wie sie in dem Alter gewesen war. Etwas aus der Puste erreichte sie die letzte Stufe hinauf und blickte sich um. Weder links noch rechts war eine Spur von dem Schwarzhaarigen. Auch als sie mehrmals übers Deck lief, sah sie ihn nicht. Wo zur Hölle war er denn bitte? Auch nachdem sie ins Krähennest geklettert war, um die bessere Aussicht zu nutzen, sah sie ihn nicht. Sie konnte von hier doch sogar ein Teil des Freizeitparks sehen, nur Ace nicht. Zur Hölle nochmal! Als sie ein viertes Mal im Kreis auf dem Deck herum lief, stoppte sie jemand. „Alles in Ordnung bei dir?“, es war Marco, der sie am Arm festhielt. Als er die Piratin zu Anfang gesehen hatte, hatte er sich nur etwas gewundert, dass sie überhaupt noch auf dem Schiff war, wenn sie doch eigentlich frei hatte und zum Freizeitpark gehen konnte. Als sie dann aber damit begann im Kreis auf dem Deck herum zu laufen, fragte er sich ernsthaft, ob etwas mit ihr nicht stimmte. Vielleicht hatte sie ja irgendetwas genommen? „Marco..“, verzweifelt sprach sie seinen Namen aus, dass er wirklich dachte, dass etwas Schlimmes vorgefallen war. „Hast du vielleicht Ace gesehen?“, sie war genervt. Wie konnte es so schwer sein die Feuerfaust zu finden? Ja gut, das Schiff war groß und es gab gefühlt dreitausend Räume und er könnte genauso gut auf dem Archipel herumlaufen oder war bereits zu ihrer Kajüte gelaufen, um sie zu suchen oder oder oder.. aber sonst hatte sie nie Probleme damit ihn zu finden und jetzt wirkte es fast so, als würde er sich absichtlich vor ihr verstecken! „Deshalb läufst du hier wie ein aufgeschrecktes Huhn herum?“, amüsiert lächelte der erste Kommandant, als er sie sah, der Verzweiflung nah. „Ich laufe schon seit über einer halben Stunde durch das Schiff und suche ihn, er kann doch nicht verschwunden sein. Ich wollte doch noch mit ihm zum Park, immerhin sollte er mal die ganzen Süßigkeiten probieren und wir wollten Achterbahn fahren und..“, als sie so sprach sah Marco, wie die gesuchte Person den Steg hochkam. Hinter ihm waren noch einige Mitglieder seiner Division zu sehen, die die letzten Kisten hergebracht hatten und nur noch verstaut werden musste, bevor es zur Fischmenscheninsel ging. „.. und ich wollte eventuell noch zu Ray-“, sie stoppte, als sie plötzlich zwei starke Arme fühlte, die sich von der Seite um sie herum schlangen. Niemand anderes als Ace stand rechts von ihr und hielt sie kurz fest, um ihr noch einen Kuss auf die Schläfe zu drücken. „Ich bin gleich fertig, dann können wir alles unternehmen, was du vorhattest, ok?“, lächelnd ließ er sie wieder los und deutete auf die Männer, die auf ihren Kommandanten warteten. Wie erstarrt nickte sie nur und blinzelte dann mehrere Male, um zu realisieren, dass Ace gerade da war und ihr gesagt hatte, dass sie gleich etwas unternehmen konnten. „Da war übrigens Ace“, der Blonde deutete auf die Stelle, an der vor kurzem noch die zweite Division gestanden hatte. Gereizt gab die Rothaarige zurück: „Was du nicht sagst.“ Beschützend hob Marco seine Hände „Ich mein ja nur.“ Dennoch war Belustigung in seinen Augen zu sehen, wenn man darüber nachdachte, dass sie ihn doch die ganze Zeit gesucht hatte. Mit geschlossenen Augen schüttelte sie mehrmals den Kopf und atmete ruhig ein und aus. Etwas beruhigter fragte sie ihren Kommandanten: „Wann geht’s weiter?“ „In zwei Stunden sollte es soweit sein.“ Nachdem Lio ihre Zeit damit totgeschlagen hatte, Ace zu suchen, setzte sie sich nun einfach auf die Reling und betrachtete die riesigen Mangroven, die aus dem Wasser ragten. Jetzt würde sie einfach entspannen und abwarten bis die Feuerfaust hier auftauchte. Dann könnten sie noch kurz zum Freizeitpark und dann würde es schon wieder losgehen. Für Rayleigh war die Zeit eindeutig zu knapp und was sie vorhatte, brauchte gewiss mehr Zeit. Eine Blase stieg aus dem Wasser hoch empor, flog immer höher, durch die Baumkronen, bis sie schließlich zerplatzte, nachdem sie die Klimazone des Archipels verlassen hatte. Es war schon faszinierend, wie aus den Wurzeln der Bäume eine Insel wurde. Lio war die Ruhe selbst und bemerkte sehr deutlich die Präsenz der Feuerfaust, als dieser das Deck betrat. Je näher er kam, desto stärker spürte sie es. Seine Präsenz fühlte sich so warm an, ganz passend zu seiner Feuerfrucht. Zwei Arme schlangen sich von hinten um sie herum und wieder spürte sie seine Lippen seitlich an ihrem Kopf. Lächelnd schmiegte sie sich an ihn. „Ich hab dich gesucht“, meinte die Rothaarige ruhig und drehte sich zu ihm herum. Lächelnd erwiderte er: „Hab ich schon gehört.“ Er stand genau vor ihr und war, trotz ihrem Vorteil auf der Reling zu sitzen, minimal größer als sie. Sanft strich er ihr eine Haarsträhne zurück, ließ die Hand dabei auf ihrer Wange liegen und fragte: „Was wolltest du denn von mir?“ Lio legte ihre Hand an sein Handgelenk, drückte seine Hand aber nicht weg. Ihre Augen begannen zu funkeln. „Ich wollte dir den Freizeitpark zeigen..“ „Das würde mich wirklich sehr freu-“, weiter kam der Pirat nicht, denn da hörte man jemanden rufen: „Wenn ihr nicht gleich geht, könnt ihr genauso gut hierbleiben.“ Es war Marco. Beide sahen ihn mit dem gleichen genervten Blick an, dass er die Hände hob. Schulterzuckend meinte er: „Ich sags doch nur.“ Marco wandte sich wieder zu Whitebeard, um zu die nächsten Tage zu planen. „Also Freizeitpark?“, fragte Ace und bot ihr eine Hand an. Dankend nahm sie an und stellte sich wieder auf die Beine. Gemeinsam verließen sie das Schiff und machten sich auf den Weg zum Freizeitpark. ~*~ Sie hatten nicht viele der Attraktionen testen können und Hauptbestandteil der Zeit bestand darin, dass Ace Unmengen an Essen in sich hineinstopfte. An fast jedem Stand war er stehengeblieben und hatte den kompletten Probierteller verputzt und noch einiges der zu verkaufenden Dinge, sodass die Verkäufer wütend und manche verzweifelt wurden. Entschuldigend rannte Lio von Stand zu Stand und erklärte sich, wollte sogar das bezahlen, was Ace alles gegessen hatte. Doch als sie merkten, wen genau sie gerade vor sich hatten und vor allem, wer ihr ganzes Essen gegessen hatte, waren sie froh darüber, wenn sie weitergingen. Nachdem auch der letzte Stand in der Reihe auf Ace‘ Probe gestellt wurde, schleifte Lio ihn zum Riesenrad, dem eigentlich Grund, weshalb sie ihn hergebracht hatte. Die Schlange war nicht lang, weswegen es auch nicht lange dauerte bis sie sich in eine Gondel setzen konnten. Die kurze Zeit, die sie hier verbracht hatte, reichte dafür aus, dass es viele Leute wussten. Was ganz allein Ace‘ Schuld war. Hätte er sich mehr zurückgehalten und nicht zwingend jeden Stand leergegessen, hätten sie sicherlich weniger Aufsehen erregt. Die Fahrt begann und Ace gähnte, klopfte sich dabei auf seinen vollgefressenen Bauch. „Also der Freizeitpark ist echt klasse, aber hätten wir nicht nochmal mit der Achterbahn fahren können?“ Lio schlug ihm gegen die Schulter und warf ihm einen bösen Blick zu. Das Beste würde ja noch kommen. Kaum hatten sie den obersten Punkt erreicht, stoppte das Rad und die Rothaarige stand vorsichtig auf. Sie hielt die Hand ausgestreckt und wartete darauf, dass Ace ihr folgen würde. Misstrauisch erhob er sich und gemeinsam stellten sie sich an den Rand der Gondel, die unter dem Gewicht leicht schaukelte. Der Schwarzhaarige richtete seinen Blick von Lio, die mit strahlenden Augen hinausschaute, nach ebenfalls draußen. Der Ausblick war.. atemberaubend. Es war schon leicht dunkel, dass die Lichter unter ihnen hell leuchteten. Überall waren die Farben so bunt und fast unendlich. Blickte man dagegen über die Baumkronen weg, sah man deutlich die Sonne, wie sie am Horizont hing und bald verschwinden würde. Der Himmel strahlte, keine einzige Wolke war zu sehen und weit entfernt auf dem Meer fuhren einige kleine Boote herum. Wenn man genau hinsah, erkannte man sogar Möwen, die ihre Kreise zogen. „Das ist.. wunderschön“, sagte der Schwarzhaarige nach einer Weile. Völlig überwältig von dem Anblick wusste er gar nicht, was er großartig dazu sagen sollte. Er liebte schon den Anblick, wenn er im Krähennest saß und aufs Meer hinausschaute, aber das hier war nochmal etwas anderes. „Ich wollte, dass du es siehst“, lächelnd drehte sie ihren Kopf zu ihm. Lio war mehr als froh darüber, dass es ihm gefiel. Erst zweimal hatte sie diese Aussicht sehen dürfen und jedes Mal sah es anders aus und doch immer gleich schön. Irgendwann wollte sie es bei Nacht sehen, wenn die Sterne hoch über ihnen leuchteten. ~*~ „Es kann losgehen!“, war die Stimme des Captains laut zu hören und augenblicklich begaben sich alle auf Position. Die riesige Blase verschlang das große Schiff und ganz langsam sank die Moby Dick ins Wasser. Für Ace war es das erste Mal unter Wasser zu fahren und er traute dem ganzen noch nicht wirklich. Wenn die Blase erst mal platzte, waren sie alle völlig aufgeschmissen. Da war es egal, ob Teufelskräfte oder keine. Doch Lio hatte ihm versichert, dass alles gut verlaufen würde und er sich auf die Fahrt freuen sollte. Und er musste sich eingestehen.. Es sah unbeschreiblich aus, als sie vollständig im Wasser waren. Die großen Wurzeln der Bäume ragten noch metertief, dass er das Ende nicht sehen konnte, überall schwammen kleine Fischschwärme an ihnen vorbei und für den Piraten wirkte es so unwirklich. Der Schwarzhaarige trat näher zur Reling und berührte mit einem Finger die Blase. Klar hatte er bedenken, dass sie einfach platzen würde, das hemmte ihn dennoch nicht. Die Oberfläche erinnerte ihn stark an Seife und immer noch misstrauisch drückte er mit seinem Finger weiter daran bis die Blase sich an der Stelle zu spannen begann. Er drückte noch ein wenig weiter nach und kurze Zeit später war sein Finger im Wasser. Von der kleinen Berührungen fühlte er sich bereits geschwächt, weswegen er augenblicklich seinen Finger zurückzog, an dem nass das Wasser herabtropfte. Diese Blase hielt wirklich gut. Ob sie auch seine Hand standhalten könnte? Erneut probierte er es und erneut endete es wie mit dem Finger. Nur mit dem Unterschied, dass er dadurch geschwächter war. Dennoch ließ seine Neugierde nicht nach, würde die Blase auch mehr aushalten? „Was wird das?“, hörte er den ersten Kommandanten fragen. Er fühlte sich ertappt, versuchte sich dennoch nichts anmerken zu lassen. Ace drehte sich halb herum und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Gar nichts“, kommentierte er nur und wollte gehen, ehe Marco etwas fragen könnte. Doch das wäre ja auch zu einfach gewesen. „Die Beschichtung ist sehr stabil. Kleine Löcher bringen es noch nicht zum Platzen. Bei ganz vielen kleinen Löchern wird es schon gefährlicher. Wird auf einmal zu großer Druck ausgeübt, platzt es ebenso. Nur 30% der Piraten überleben den Weg zur Fischmenscheninsel.“ Interessiert hatte Ace zugehört und verstand nun, weswegen es kein Problem war, dass er nur mit seiner Hand ein Loch gemacht hatte. Dass aber nur 30% es schafften, wunderte ihn doch etwas. War der Weg wirklich so schwer oder waren die Piraten einfach nur schlecht? Dass ihre Crew keine Probleme mit dem Weg hatte, stellte er gar nicht infrage, doch sie konnte man schlecht als Maßstab nehmen. Nickend gab der Pirat zu verstehen, dass er die Informationen zur Kenntnis genommen hat und auch, dass er keinen Unfug anstellen würde. Marco warf ihm einen letzten mahnenden Blick zu und verschwand dann so schnell, wie er gekommen war. Ace dagegen drehte sich wieder zur Reling um und betrachtete die Blase. Das Wasser dahinter war so dunkel, dass er nichts mehr darin erkennen konnte. Er war wirklich gespannt darauf, wie die Fischmenscheninsel aussah und vor allem auch, wen er dort alles treffen würde. Kapitel 63: Tiefe Gewässer sind still - oder wie ging das gleich nochmal? ------------------------------------------------------------------------- Tiefe Gewässer sind still - oder wie ging das gleich nochmal? Gemütlich schlenderte Lio auf dem Marktplatz der Fischmenscheninsel herum. Unumstritten war es, dass sie diesen Ort vermisst hatte. Lächelnd betrachtete sie ein junges Pärchen mit ihrem Kind, welches seine Hände nach einem Lolli ausstreckte und seine Eltern dabei flehend ansah. Im Vergleich sah alles so anders aus, so unwirklich mit all den bunten Farben. Und trotzdem gab es die ein oder anderen Gemeinsamkeit. „Mama, bitte“, fast schon traurig sah der kleine Junge zu seiner Mutter, die ihn entschuldigend ansah. „Schatz, wir würden dir ja, aber..“, dabei sah der Vater leicht lächelnd zu Boden. „Ein andermal, ja?“ Die Meerjungfrau küsste ihrem Sohn auf die Stirn und tätschelte ihm entschuldigend den Kopf, welchen er hängen ließ. Bei dem traurigen Blick des kleinen Wassermanns wurde die Rothaarige ganz mitleidig. Und sie musste sich gestehen, dass die Lollis an dem Stand wirklich lecker aussahen. Damals hatte sie auch immer gebettelt. Klar hatte sie nicht immer das bekommen, was sie haben wollte, aber sehr oft hatte ihre Mutter ihr eine kleine Freude damit gemacht. Zielstrebig lief die Piratin an den Stand. „Entschuldigung?“ Verwundert blickte die Familie sich um, als man sie ansprach. Eine junge Frau mit feuerroten Haaren stand vor ihnen und sah sie mit einem Lächeln an. „Es tut mir leid, dass ich euer Gespräch mitbekommen habe, aber ich dachte mir, dem Kleinen würde es eine Freude bereiten.“ Dabei hockte sich Lio in die Knie und sah den kleinen Jungen an, welcher mit großen Augen zu ihr sah. „Möchtest du den haben?“ Sie hielt ihm den Lolli entgegen. Abwartend sah der Junge von der Süßigkeit zu der Rothaarigen. Meinte sie es ernst? Er dürfte ihn einfach so haben? Zaghaft nickte er. Lio gab den Lolli an den Kleinen, tätschelte seinen Kopf und stellte sich wieder auf. Unschlüssig betrachteten die Fischmenschen den Menschen vor sich und versuchten zu verstehen, warum diese Person so freundlich war. Wollte sie irgendetwas? Beim genaueren Betrachten sahen sie erst jetzt das Schwert, welches an einem Gürtel an ihrer Hüfte hing. War sie Piratin? „Guck mal Papa, auf ihrem Bauch ist dasselbe Symbol wie da oben“, der Kleine zeigte von ihrem Bauch auf die Flagge, die am höchsten Gebäude auf dem Marktplatz befestigt worden war. Überrascht weiteten sich die Augen der beiden Fischmenschen. Hatten sie hier ein Crewmitglied von Whitebeard vor sich stehen? Augenblicklich wurde ihr Blick freundlicher, die Meerjungfrau wurde sogar leicht rot. Das Vorurteil gegenüber dem Menschen war doch irgendwie beschämend, wenn man bedachte, wer gerade vor ihnen stand. „Du gehörst zu Whitebeard?“, kam prompt die Frage von dem Fischmenschen. Nickend bestätigte die Piratin: „Seit über vier Jahren.“ „Dann ist er also wieder da?“, wieder nickte sie. Und da begannen seine Augen zu strahlen, fast so, als hätte er einen Helden vor sich stehen. „Wie ist es unter der Führung des stärksten Mannes auf dem Meer zu segeln? Ist er so übernatürlich stark wie es heißt? Und stimmt es, dass sogar das Kind eines Feindes in seiner Crew ist?“ „Ehh“, überfordert kratzte sich die Rothaarige am Kopf. Erst einmal waren das für die kurze Zeit zwei Fragen zu viel und außerdem war wahrscheinlich sie mit „das Kind eines Feindes“ gemeint. Dass er damit Ace meinte, war wohl eher unwahrscheinlich, wo doch kaum einer wusste, wer sein Vater war. Hinter ihr waren Schritte zu hören, doch dachte sich die Rothaarige dabei nichts. Erst als sie die geweiteten Augen der beiden Eltern sah, fragte sie sich, wer wohl gerade kommen würde. Als sie sich umdrehen wollte, spürte sie etwas schlabbriges Nasses, was sie einmal von oben bis unten abschleckte. „Oh Gott, ew“, kam es prompt fluchend aus ihrem Mund. Sie sah an sich herunter und entdeckte einen schleimigen Überzug auf ihrer Haut und der Kleidung. Sie blickte zu dem Etwas, das das mit ihr angestellt hatte. Ihr Blick war böse. Als sie dann aber in das Maul eines riesigen Haies starrte, stolperte sie einige Schritte nach hinten und fiel schließlich auf den Boden. Verdammt nochmal, ein Hai! Allerdings tat er nichts, versuchte nicht ihr den Kopf abzureißen oder sie am lebendigen Leib zu fressen. Ganz im Gegenteil. Er schien sogar zu lächeln. Konnten Haie lächeln und trug er ein T-Shirt? Moment mal.. „Megalo?“, fragte die Rothaarige und im nächsten Momente bereute sie es schon wieder. Gerade als sie aufgestanden war, hatte der Hai den kleinen Abstand überbrückt und ihr diesmal übers Gesicht geschleckt. Angeekelt wischte sie sich zumindest den Schleim aus dem Gesicht. „Ich hab dich auch vermisst“, meinte sie säuerlich und klopfte dem Hai auf den Rücken (okay gut, nicht Rücken, aber irgendwie dort, wo sie auch rankam). Erst jetzt bemerkte sie die Anderen, die hinter dem Hai verdeckt waren. Ihre Augen weiteten sich. ~*~ Ace betrachtete den riesigen Wassermann mit dem ebenso üppigen Bart, der den Großteil seines Gesichts verdeckte. Seine Flosse war riesig, hätte einen normalen Menschen mit einem einzigen Schlag plätten können. Der massive Oberkörper des Fischmenschen war verdeckt von seinen langen orangenen Haaren und seinem Bart, an manchen Stellen zierte seine Haut eine Narbe. Durch seine Krone, die tief in sein Gesicht gerutscht war, sah man lediglich seine Augen und die doch recht lange Nase. Im Großen und Ganzen wusste Ace nicht, wie der König wohl sein konnte. Als gefährlich würde der Pirat ihn wohl nicht einschätzen, wenn auch seine Größe etwas Einschüchterndes hatte. Gerade jetzt wo Whitebeard neben dem Fischmenschen stand, merkte man sehr deutlich, wie groß der König sein musste, wo er doch auch noch in seinem Thron saß. „Das ist also König Neptun?“, fragte der Schwarzhaarige den ersten Kommandanten. „Was denkst du?“, kam als Gegenfrage. Immerhin hatte man sie bei ihrer Ankunft in den Palast eingeladen, um den König zu treffen. Wer sollte also sonst der Mann mit der Krone sein, der dazu auch noch auf einem Thron saß? „Portgas D. Ace, Kommandant der zweiten Division.“ Neptun hatte ihn direkt angesprochen, seine Stimme war tief und er sprach vergleichsweise langsam. Ace schaute leicht verdutzt drein, da er nicht erwartet hatte, direkt vom König angesprochen zu werden. „Willkommen in der Familie“, meinte der Wassermann mit einem Lächeln, auch wenn es niemand dank seinem monströsen Bart sah. Die Feuerfaust kratzte sich verlegen am Hinterkopf und begann zu grinsen. „Ehhh..“ Er wusste nicht wirklich was er darauf erwidern sollte. Immerhin war er schon einige Monate Kommandant und wusste auch nicht, wie nah der König zu der Crew stand. Anscheinend aber sehr gut, weswegen der Schwarzhaarige mit einem Sprung vor Neptun und neben Whitebeard landete. „Danke!“ Sein Grinsen war breiter und er schlug mit seiner Faust gegen die des Fischmenschen, welcher perplex gluckste. „Es freut mich wirklich sehr, dass du dich gut eingelebt hast und-“ weiter sprach er nicht, als er merkte, dass der Schwarzhaarige sich einige Schritte entfernte. Ohne etwas zu sagen, marschierte Ace zielstrebig in eine Richtung, fast so als wäre er wie hypnotisiert. Verwundert blickte der König dem Piraten hinterher und sah dann fragend zu seinem langjährigen Freund, der nur zu lachen begann. Der erste Kommandant trat vor und erklärte: „Wahrscheinlich hat er Essen gerochen und ist jetzt auf der Jagd.“ Die langen Augenbrauen verzogen sich und er wiederholte: „Auf der Jagd? Jamon.“ ~*~ Mit rasanter Geschwindigkeit schwamm die Rothaarige im Wasser und betrachtete die an ihr vorbeiziehende Welt. Derzeit waren sie am Korallenriff und auf dem Weg zur Meerjungfrauenbucht. Als die Geschwindigkeit zunahm und sie von einer Bahn zu einer anderen sprangen, hielt Lio sich stärker an ihrem Schwimmer fest. Lächelnd nahm der Prinz dies zur Kenntnis, festigte seinen Griff um sie und zog die Geschwindigkeit an. Kurz senkte sich sein Blick, um ihre Reaktion darauf zu sehen und wie es aussah, musste es ihr wohl gefallen. Ihre Augen strahlten so sehr, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte und ein helles Lachen war zu hören, besonders jetzt wo er mehrmals um seine eigene Achse schwamm und sich schneller bewegte. Seine Brüder taten es ihm gleich, schwammen immer wieder abwechselnd umeinander und zogen witzige Grimassen, welche Lio noch stärker zum Lachen brachten. Fukaboshi zog sein Tempo noch ein wenig mehr an und im nächsten Moment sprang er aus der Wasserbahn. Die Rothaarige krallte sich noch fester an den Wassermann und schrie einen Freudenschrei aus, als sie durch die Luft flogen. „Woohoooo!“ Als sie das Wasser unter sich sah, löste sie sich von dem Prinzen und machte eine majestätische Pose, als würde ein Seekönig einen Handstand machen und dabei einen Ball auf der Nasenspitze balancieren (was natürlich absolut möglich ist) und landete schließlich im Wasser. Sie schwamm an die Wasseroberfläche und suchte nach den Prinzen. Die Stellen an denen sie eingetaucht waren, sah man immer noch sehr deutlich und verwundert schaute sie sich um. Von den Königskindern war weit und breit nichts zu sehen, was doch etwas seltsam war. Nicht dass sie Angst um sie haben müsste, ertrinken war wohl eher nicht der Fall. Etwas schwamm an ihren Beinen vorbei, was sie zucken ließ und kaum später wurde sie aus dem Wasser gehoben. Fast panisch suchte sie etwas, an dem sie sich hätte festhalten können und tat dies schließlich, indem sie ihre Hände auf etwas seltsam Nasses legte. Erst als sie runterschaute, erkannte sie Fukaboshi, der sie auf den Schultern trug. Neben ihm tauchten auch seine Brüder auf und grinsten sie an. „Das war soooo coool!“, kam es euphorisch von der Rothaarigen, die mit strahlenden Augen zu den Wasserbahnen schaute, in denen sie bis eben noch geschwommen waren. „Es ist echt ein Wunder“ „dass du als Mensch auf die Welt gekommen bist.“ Die Brüder lachten über ihre Aussage und auch Lio musste lachen. Sie musste sich eingestehen, dass sie es doch sehr vermisste hatte hier zu sein. Auf der Fischmenscheninsel war es immer so etwas wie Urlaub mit ihren Freunden. Kein Vater, der sich pausenlos Gedanken um ihre Sicherheit machte, keine endlosen Trainingsstunden und vor allem auch keinen Kommandanten, der sie durch die Gegend scheuchte. Ihre Gedanken schweiften zu dem schwarzhaarigen Feuerteufel.. Ob die Kommandantenversammlung inzwischen zu Ende war? ~*~ Nach wie vor sprach König Neptun mit seinem Freund Whitebeard über die letzten Ereignisse auf der Insel. Es waren weniger freundliche Piraten angekommen und hatten für Unruhen gesorgt, was der Piratenkaiser grimmig zur Kenntnis genommen hatte. Was bildeten sich diese Rookies ein in seinem Territorium für Unfug anzustiften? Gerade als sie sich voneinander verabschieden wollten, wurden sie unterbrochen.. „Neptun!“, ein aufgelöster Fischmensch war in die Halle gestürmt. Wenn man seine weiße Kleidung samt Haube richtig deuten konnte, handelte es sich hierbei um einen Koch. „Jemand.. Jemand hat.. hat das halbe Abendessen gegessen!“, mehrmals musste er Luft holen. Den Weg von der Küche bis hierher musste er wohl gelaufen sein, so stockend wie er sprach. „Jamon?“, unter der Krone versteckt, sah man nicht, wie König Neptun eine Augenbraue hochzog. Mit diesem „jemand“ war sicherlich der Pirat gemeint, der vor einiger Zeit aus der Halle gestürmt war. „Ein junger Mann, er gehört zu euch, oder?“, der Koch hatte sich so langsam beruhigt. Whitebeard dagegen brach nur in schallendes Gelächter aus, seine Kommandanten taten es ihm gleich. Verwirrte Blicke erhielten die Piraten. Hatten sie nicht verstanden? Einer ihrer Mannschaft hatte das halbe – das halbe! – Abendessen aufgegessen. Wie war es überhaupt möglich, dass ein Mensch so viel essen konnte?! Der Fischmensch rührte sich nicht und schaute nur völlig verdattert die Piraten an. Wie konnten sie nur darüber lachen? Einer von ihnen schien sich wohl beruhigt zu haben, hatte allerdings noch ein leichtes Grinsen im Gesicht. Wenn er es richtig in Erinnerung hatte, handelte es sich hierbei um den Vizen der Bande, Marco der Phönix. „Ich kümmere mich darum“, kam es mit gelassener Stimme. Als der Pirat voran ging, wusste der kleine Koch nicht, wohin mit sich. Er entschied sich aber recht schnell, dass er ihm folgen müsste, wo er doch nicht einmal wusste, ob der Blonde den Weg kannte. Leicht verunsichert lief er neben dem ehrwürdigen ersten Kommandanten Whitebeards und wusste nicht, ob er lieber stillschweigen oder versuchen sollte, eine Antwort auf das Gelächter von kurz zuvor zu finden. Er entschied sich für das Schweigen. Laute waren aus der Küche zu hören, fast schon Fluchen und verzweifelte Ausrufe. Was war nur noch passiert, nachdem er zu Neptun gelaufen war? Marco zog seine Augenbrauen zusammen.. Was hatte die Feuerfaust schon wieder angestellt? Sie traten ein und das erste, was sie sahen, war ein Pirat, der quer über dem Tisch lag und den Kopf in einer Schüssel versenkt hatte. „Chef! Er.. er hat nicht aufgehört zu essen und dann ist er.. er ist einfach vorn über gekippt!“, totale Verzweiflung war in den Gesichtern der Köche und deren Helfern zu sehen. Der Chefkoch trat näher. War der junge Mann.. tot? Unmöglich. Hatte er das Essen nicht vertragen? Oder hatte er einfach zu viel gegessen? In seiner ganzen Zeit, die er nun in diesem Palast verbracht hatte, war ihm so etwas noch nie passiert. Hatte sein Essen nun wirklich jemanden umgehauen? Neben ihm bewegte sich jemand. Ohne Zögern trat Marco an den schlafenden Ace. Etwas gereizt schaute er auf seinen Kameraden. Es war fast zu erwarten, dass etwas derartiges passiert, aber er hatte wirklich gehofft, dass es nicht eintreffen würde. Der Blonde stellte sich direkt an den Tisch und beugte sich herab. Mit einem Ohr horchte er und als er schließlich ein leises Schnarchen hörte, holte er mit seiner zur Faust geballten Hand aus und rammte sie dem Schlafenden in die Magengegend. Augenblicklich weiteten sich Ace‘ Augen, er sprang auf und hob seine Fäuste, als wäre er mitten im Kampf aufgewacht. Aus seinen Haaren fiel dabei Seetang.. „Auch schon wach?“, meinte Marco und sah ihn grinsend an. Erst jetzt erkannte der Schwarzhaarige, dass er die Situation wohl falsch aufgefasst hatte. Seine Hände lockerten sich und er schüttelte sich das restliche Essen aus den Haaren. „Geschlafen?!“, hörte man die Angestellten im Chor rufen. Der Pirat sollte beim Essen eingeschlafen sein?! Was war nur bei diesen Piraten verkehrt.. Der Phönix wandte sich an die Köche und sprach: „Ich hoffe, er hat euch keine weiteren Umstände gemacht.“ Dabei gab er dem Schwarzhaarigen einen Klaps, wodurch er sich verbeugte. „Danke für die Mahlzeit! Es war wirklich lecker!“, ein weiterer Klaps folgte und schnell ergänzte Ace: „Tut mir leid für das Chaos!“ Wirklich erholt hatten sich die Fischmenschen davon nicht, dennoch waren sie froh, dass die Piraten die Küche wieder verlassen hatte. Sie hätten ja auch nicht im geringsten damit gerechnet, dass plötzlich einer der Kommandanten aufkreuzen würde und dann auch noch die Hälfte der Gerichte verspeisen würde. Erleichtert atmeten sie auf, auch wenn nun mehr Arbeit an ihnen hängenblieb. Auf dem Weg zurück zur Halle.. „Du machst immer nur Ärger“, nüchtern kam es über Marcos Lippen. Es war nicht mal mit Hintergrund gesagt, es war eine simple Feststellung. Egal was der Schwarzhaarige tat, irgendwas musste einfach schieflaufen, wenn er in der Nähe war. „Das stimmt gar nicht!“, versuchte Ace sich zu verteidigen. „Sicherlich“, ein leises Schnauben war zu hören. In der Halle angekommen, sahen die beiden noch, wie Neptun und Whitebeard sich voneinander verabschiedeten. Wie es aussah, war die Besprechung endlich vorbei. „Also, was steht für heute noch an?“, fragte Ace interessiert und sah seine Nakama an. „Du kannst dir die Insel ansehen. Lio müsste auch irgendwo rumlaufen“, meinte Thatch. „Lio? Wo sie genau ist, kannst du mir nicht sagen?“ – Schulterzucken. Eine der Wachen hatte das Gespräch mitbekommen und trat näher, mit einem Räuspern deutete er auf sich hin. „Derzeit ist sie mit den Prinzen bei der Meerjungfrauenbucht.“ Der Schwarzhaarige bedankte sich kurz bei dem Fischmenschen und marschierte bereits Richtung Ausgang. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war die Aussage einer Wache im Gespräch mit seinem Kameraden: „Prinz Fukaboshi habe ich lange nicht so glücklich gesehen. Die junge Piratin tut ihm wirklich gut“ „Vor allem sehen sie zusammen so niedlich aus.“ Kurz blieb Ace stehen. Prinz Fukaboshi? Junge Piratin? Etwa seine Lio? Kapitel 64: Rivalitäten gehören auf ein Schlachtfeld ---------------------------------------------------- Orientierungslos lief der zweite Kommandant der Whitebeardpiraten über den Marktplatz der Insel. Er war aus dem Palast gestürmt, nachdem er das Gespräch zwischen den Wachen mitbekommen hatte (wenn er es überhaupt richtig aufgefasst hatte). Es war gut möglich, dass es sich bei den genannten Personen gar nicht zwingend um Lio halten könnte, aber wie wahrscheinlich war das schon? Sicherlich war die Rothaarige gemeint.. Von dem ganzen Essen, was in seiner unmittelbaren Nähe war, ungerührt, irrte er mehr oder minder planlos umher. Irgendwo musste seine Freundin doch stecken, ganz so unauffällig war sie nun doch nicht mit ihren feuerroten Haaren. Und wenn er es richtig verstanden hatte, müsste sie mit den Prinzen zusammen sein. Das könnte ja wohl kaum zu übersehen sein. Wo war sie dann also? „Guck mal Mami, der hat dasselbe Symbol wie das Mädchen vorhin.“ Der kleine Fischmensch, der freudig an seinem riesigen Lolli leckte, betrachtete den Schwarzhaarigen, der den Rücken zu ihm gekehrt hatte. „Es ist unhöflich mit dem Finger auf andere zu zeigen“, mahnte die Mutter ihr Kind, warf trotzdem einen flüchtigen Blick auf den jungen Mann. Sie musste leicht lächeln, als sie bei seinem Anblick an die junge Piratin denken musste. Der Pirat drehte sich um und warf den zwei Fischmenschen einen fragenden Blick zu. Ertappt schaute die Frau zu Boden und stammelte leise: „Entschuldigen Sie, wir wollten nicht starren.“ Ace dagegen schaute verwundert drein. Hatte er richtig verstanden? „Das Mädchen vorhin“? Die Feuerfaust überging die Entschuldigung und kam gleich zur Sache: „Das Mädchen von vorhin, hatte sie rote Haare?“ Leicht überrannt schaute die Frau ihn an. Die Mädchen von vorhin? Ja, hatte sie. Aber warum fragte er? „Ehh.. ja, lang und rot. Sie war wirklich sehr nett“, antwortete sie dann doch irgendwann. Ace‘ Augenbrauen zogen sich nach oben. Also war Lio doch hier, wo war sie denn inzwischen? „Ihr wisst nicht zufällig, wohin sie gegangen ist?“, vielleicht war das ja seine Chance etwas herauszufinden. Bevor die junge Mutter antworten konnte, hatte ihr Sohn dazwischengefunkt: „Sie hat mir diesen Lolli hier geschenkt! Und dann kamen die Prinzen und haben sie mitgenommen.“ Ganz entspannt schleckte er weiter an seiner Süßigkeit und schaute zufrieden darauf, schielte sogar leicht dabei. Ace stutzte. Der Lutscher war von ihr? Er schüttelte den Kopf. Das war jetzt wirklich nicht wichtig. „Wisst ihr wohin sie mit den Prinzen ist?“, der Rookie sah bereits den entschuldigenden Blick und rechnete mich mit einer hilfreichen Antwort. Allerdings.. „Wenn ich mich richtig entsinne, wollten sie zur Meerjungfrauenbucht.“ ~*~ Lachen war schon aus der Ferne zu hören und er zog sein Tempo an, als er Lios erkannte. In seiner Brust zog es sich eng zusammen und er spürte ein leichtes Brodeln in seiner Magengegend. Was war das für ein Gefühl? Seine Hände ballten sich zu Fäusten und es kostete ihn Beherrschung seine Flammen zurück zu halten. Man hörte Wasserplantschen und permanent ihr Lachen, welches hell über die Bucht schallte. Als er das Ufer und die Vier sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Lio saß auf den Schultern eines Fischmenschen, der sie fest an den Beinen hielt, damit sie nicht fiel. Zu viert schwammen sie durch die Bucht, tauchten immer wieder unter und bespritzten sich gegenseitig mit Wasser. Die Rothaarige strahlte förmlich, lachte laut und wirkte so unbeschwert, dass es Ace‘ Herz einen Stich verpasste. Was ihm noch weniger passte, war der zufriedene, wenn nicht sogar schon verliebte Gesichtsausdruck des Blauhaarigen. Schlagartig entflammte sich seine Faust vor Wut. Blicke richteten sich auf ihn. Argwöhnisch betrachtete der Blauhaarige die Feuerfaust und war drauf und dran in Angriffsposition zu gehen, falls es nötig war. Auch seine Brüder sahen den Piraten und fragten sich, was gleich passieren würde. Zwischen dem Blickaustausch sah man bereits dicke Gewitterwolken mit Blitzen und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der Donner eintreffen würde. Die einzige, die von all dem nichts mitbekam, war Lio. Allerdings merkte sie, dass sich etwas verändert hatte, wo doch bis eben noch alle gelacht hatten. Sie sah die Blicke ihrer Freunde und folgte ihnen zu dem Piraten, der etwas abseits am Ufer stand. „Ace!“, rief sie freudig und rutschte von den Schultern des Prinzen. Ohne Zögern schwamm sie zum Ufer und lief auf direktem Weg zu ihrem Freund. Dieser wirkte leicht überrascht, seine Flammen verschwanden augenblicklich und er sah abwechselnd zu den Fischmenschen und der Rothaarigen, die auf ihn zu lief. Als er ihr freudiges Lächeln sah, konnte er nicht anders als es zu erwidern. Sie sprang ihm regelrecht in die Arme, als sie nah genug war. Im Hintergrund sah er den grimmig dreinschauenden Blauhaarigen, der einerseits enttäuscht als auch wütend zu ihnen schaute. Ace konnte nur darüber schelmisch grinsen und beugte sich im Anschluss darauf hinab. Besitzergreifend küsste er die Rothaarige, welche überrumpelt den stürmischen Kuss erwiderte. Sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken, wie er sie eng an sich zog, um sie inniger zu küssen. Langsam wanderten sie tiefer.. Von der Intensität seines Kusses wurde sie ganz rot und legte ihre Hände auf seine Brust, um ihn etwas von sich zu drücken. Mit einem Rotschimmer schaute sie zu ihm hoch, ein verschmitztes Grinsen zierte sein hübsches Gesicht. „Lange nicht mehr gesehen“, meinte der Schwarzhaarige ganz cool. Seine Hände lagen auf ihrem Rücken und sie würden solange da bleiben, bis sie Einwände dagegen hätte. Ihm war es nicht recht, dass dieser Fischmensch und Lio sich so nah waren. Was auch immer dieser Prinz sich eingebildet hatte, spielte keine Rolle mehr. Ace hatte ein Zeichen gesetzt. Den geschockten Blick des Fischmenschen würde er niemals vergessen können. Und nun war sicherlich auch klar, dass Lio ihm gehörte und man seine Flossen (Wortwitz, höhö) von ihr zu lassen hatte. „Die Versammlung ist schon fertig? Wie hast du mich überhaupt gefunden? Ach, ich muss dir meine Freunde vorstellen!“, übereifrig griff die Rothaarige nach seiner Hand und zog ihn näher ans Wasser. Die Prinzen sahen unschlüssig zu den Piraten, der mit einem verschmitzten Grinsen immer noch die Hand ihrer Freundin hielt. War das etwa ihr Freund? Fukaboshis Blick war sichtlich.. angepisst. Er hatte schon lange nicht mehr mit dem Gedanken gespielt, dass zwischen ihm und der Rothaarigen etwas laufen konnte. Natürlich hatte er auch schon damit gerechnet, dass es vielleicht jemand anderen an ihrer Seite gab. Dass es aber dieser Pirat sein musste? Sie kannten ihn aus der Zeitung, hatten oft von ihm gelesen, gerade ab dem Zeitpunkt, bei dem er bei den Whitebeardpiraten war. Im Eigentlichen hatten sie sogar erwartet, dass er ein ganz netter Mensch sein könnte. Auf den Bildern, die es von ihm gab, grinste er immer sehr breit. Dass er auch noch Kommandant geworden war, zeugte doch nur von seiner Stärke und dem Vertrauen in ihn. Doch hatte die Feuerfaust es zunichte gemacht mit diesem Auftreten. Die Eifersucht war bei seiner Ankunft deutlich in seinem Blick zu sehen, auch dass sich Flammen entzündet hatten. Und was war mit Lio? Hatte sie seine Angriffshaltung gar nicht gesehen? Sie war einfach zu ihm gestürmt, hatte sich ihm an den Hals geschmissen und er? Er hatte Fukaboshis irritierten und geradezu geschockten Gesichtsausdruck gesehen und deutlich gemacht in welcher Position er war. Wie er sie geküsst hat.. Wie er sie berührt hat.. Fukaboshi wurde dabei fast schon schlecht. Das viel Schlimmere war wohl, dass Lio von alldem nichts mitbekam. „Wenn ich vorstellen darf: Ace, das sind Fukaboshi, Ryuuboshi und Manboshi. Leute, das ist Ace, Kommandant der zweiten Division, mein bester Freund und Freund“, die Rothaarige strahlte vor Freude. Endlich konnte Ace ihre Freunde kennenlernen und diese ihren Freund. Ihr wichtige Menschen trafen aufeinander, klar wollte sie, dass sie sich gut verstehen würden! Der Schwarzhaarige grinste, wenn man es richtig deutete sogar leicht schelmisch, und hob dabei seine Hand. „Hallo, freut mich euch kennenzulernen“, dabei klang er so freundlich und aufrichtig, dass man ihm es hätte sogar abnehmen können, allerdings sprach sein Blick andere Bände. „Hallo“, kam es eher ruhig und wenig gut gelaunt von den Prinzen. Sie wussten nicht so recht, was sie großartig erwidern sollten. Eigentlich hatten sie sich das Treffen mit dem neuen Kommandanten anders vorgestellt. Dass es direkt in eine solche Richtung ging, hatten sie nun wirklich nicht erwartet. Die zwei jüngeren Brüder traten zuerst aus dem Wasser und kamen näher. Sie hatten gemerkt, wie geladen Fukaboshi war und sie konnten es ihm auch nicht verübeln nachdem, was sie zu Gesicht bekommen haben. „Du hast da vorhin ein Feuer gemacht“, „kannst du das nochmal machen?“ – für sie typisch sprachen sie abwechselnd, was den Piraten etwas verwunderte, allerdings schien es wohl völlig normal für sie zu sein. Ihr Blick sah interessiert aus und vergessen war kurz der Konkurrenzkampf zwischen dem Fischmenschen und ihm. Statt etwas zu sagen, ging plötzlich seine Hand in Flammen auf. Fasziniert starrten die zwei auf das Feuer, was aus dem Nichts erschien. Manboshi streckte seine Hand ein wenig aus und spürte die Wärme, die von der Flamme ausging. „Das ist ja ein richtiges Feuer“, staunend sagte er es. „Was dachtest du denn?“, der Schwarzhaarige grinste und löschte es wieder. „Das ist eine Teufelsfrucht oder?“, fragte Ryuuboshi und tippte nachdenklich an sein Kinn. Fukaboshi sah seine Brüder ausdruckslos aus. Wieso interessierten sie sich so für diesen Piraten? Hatten sie eben nicht auch gemerkt, wie er sich verhalten hatte? Wie konnten sie da so nett zu ihm sein? „Genau“, antwortete Ace und grinste in die Runde, sein Blick schweifte zu dem Blauhaarigen, der immer noch im Wasser war. Beinahe hätte er ihn vollständig vergessen, doch zu seinen Gunsten nicht. Sein grimmiger Ausdruck war wirklich köstlich. „Du hast doch gegen Jimbei gekämpft, oder?“, „Und ihn auch besiegt, oder?“ Die Brüder waren wirklich interessiert. Sie wollten diesen Konkurrenzkampf zwischen ihrem Bruder und dem Piraten ignorieren, zumal es doch aussichtlos war. Die Feuerfaust hatte seinen Standpunkt sehr deutlich gemacht und das zwischen Fukaboshi und Lio war nie wirklich vorhanden, auch wenn es zu Anfang sicherlich eine kleine Verliebtheit war. Doch wie lang war das schon her? Und vor allem, wie sollte es überhaupt funktionieren? Er als ältester Sohn Neptuns, weit unter dem Meer und sie als eine Piratin, frei und unabhängig. Sollten sie sich stattdessen nicht lieber mit ihm anfreunden, wo er doch Lios Freund war? Verlegen kratzte der Pirat sich am Hinterkopf. Gekämpft hatte er gegen Jimbei, besiegt nun nicht wirklich. „Wir haben ganze fünf Tage gegeneinander gekämpft, gewonnen hat am Ende niemand“, erklärte er und sah in die Ferne, als würde er es vor seinem geistigen Auge sehen, als wäre es erst gestern gewesen. „Und dann kamen wir mit Vater dort an und er meinte wirklich, dass er noch kämpfen könnte“, ergänzte Lio und grinste ihren Freund an. Auch sie erinnerte sich noch sehr gut an diesen Tag. Er hatte versucht seine Crew zu beschützen, allerdings gab es gar keinen Grund, wo sie doch alle mit offenen Armen aufgenommen wurden. „Er wollte wirklich noch gegen Vater kämpfen, was natürlich kläglich gescheitert ist. Und seitdem.. ist er nun bei uns“, die Rothaarige klopfte ihm auf den Rücken und grinste breit. Grummlig sah er sie an. Musste sie jetzt direkt alles verraten? Auch die Prinzen grinsten. Ihn so unbeholfen zu sehen, war wirklich amüsant, wo er noch vor wenigen Momenten gezeigt hatte, wie „cool“ er doch war. „Ich hab auch noch wundervolle Fotos von ihm in einem rosafarbenen Kleid, ich kann sie euch später z-“ „untersteh dich!“ Ace warf der Rothaarigen giftige Blicke zu, doch sie grinste ihn nur an und streckte die Zunge raus. „Den berüchtigten Piraten Portgas D. Ace würde ich wirklich nur zu gern in einem rosafarbenen Kleid sehen.“ Verwundert blickten sie sich alle um. Fukaboshi war aus dem Wasser gekommen und gesellte sich gerade zu ihnen mit einem leichten Lächeln, welches seine Lippen zierte. Ace‘ Augen wurden ein wenig schmaler, als sich der Prinz zwischen seinen Bruder und Lio stellte. Der Blickkontakt zwischen den beiden blieb standhaft bis schließlich Fukaboshi die Augen schloss, sein Lächeln echter wurde und er mit dem Kopf kaum merkbar nickte. Er öffnete seine Augen wieder und sah die Feuerfaust durchdringend an, als wolle er eine Antwort darauf haben, ob er verstanden hatte. Und wie es aussah.. hatte Ace wohl sehr deutlich verstanden. Fukaboshis Geste war kaum merklich. Und selbst wenn es jemand mitbekommen hätte, war die Wahrscheinlichkeit schwindend gering, dass jemand hätte sie deuten können, wenn man nicht in ihrer Lage war. Es war wie eine schlichte Einigung zwischen den beiden. Der Prinz hatte verstanden, dass Lio nun dem Piraten gehörte, dass er seine Finger nicht mehr an sie legen sollte. Er hatte damit bestätigt, dass er sich nicht an der Frau eines anderen vergreifen würde. Es war für das Wohl aller, dass dieser ohnehin sinnlose Krieg nicht aufgeführt wurde. Immerhin war es doch Fukaboshi, der damals gesagt hatte, dass zwischen ihnen niemals mehr sein könnte als Freundschaft und jetzt sollte er ihr nicht noch Probleme einbringen, wo sie doch mit Ace sehr glücklich schien. Der Feuerfaust war es nur recht. Natürlich hätte er kein Problem damit gehabt einen Kleinkrieg anzufangen, doch Fukaboshi war ein Freund von Lio. Wie wäre es wohl sie, wenn plötzlich ihre Freunde streiten würden? Und dann auch noch mit ihr als Grund.. „Ich hab Bilder auf dem Schiff, ich kann sie euch später zeigen!“, die Rothaarige grinste breit. Der Schwarzhaarige seufzte. Wenn es sie denn glücklich machte.. „Vorher will ich aber was Süßes“, grummlig kam es über seine Lippen. „Dann können wir vorher zur Süßigkeitenfabrik und dann zum Schiff?“, schlug der Blauhaarige vor und augenblicklich strahlte Lio. „Auhja!“ Die jüngeren Prinzen schauten sich mit der Piratin um und schienen darüber zu diskutieren, was sie nun mitnehmen sollten. Die Entscheidung war wirklich schwer bei der riesigen Auswahl, die sie hatten. Ace und Fukaboshi hielten sich derzeit zurück, etwas unbeholfen standen sie schweigend nebeneinander. Einer räusperte sich und schließlich fragte der Prinz: „Wie lang seid ihr nun schon.. zusammen?“, „Eine ganze Weile“, antwortete der Angesprochene schlicht. Was sollte er darauf auch groß erwidern? Seltsam war es ohnehin noch mit ihm über Lio zu sprechen. Und schon war es wieder still.. „Können wir nicht einfach alles mitnehmen?“, Lio klang ja schon fast gequält als sie fragte und dabei mehrere Sachen auf ihren Armen balancierte. „Nur so viel du tragen kannst“ „und wir tragen können“, meinten die Brüder und grinsten die Rothaarige an, auch wenn diese einen Schmollmund zog. Auch die Zwei, die Abseits standen mussten grinsen. „Mach sie glücklich, hörst du?“, Fukaboshi sah den Piraten nicht an, hatte in diesem Moment nur Augen für Lio, die auf Zehenspitzen ging, um sich etwas aus dem obersten Regal zu nehmen. Es endete damit, dass sie den Inhalt des Regals leerte und alles fallen ließ. Verdattert blickte sie hoch, mit all den Süßigkeiten, die um sie herum verteilt lagen. Als sie sich umschaute und den Ausmaß ihres „Unfalls“ erkannte, schaute sie verzweifelt drein und schmollte im nächsten Moment. Ace schaute ihn an, folgte letztendlich seinem Blick und konnte nur lächeln, als er seine schmollende Freundin sah. Wie froh war er, dass sie ihm gehörte? Er konnte es gar nicht in Worte fassen. Ihr hatte er so vieles aus seinem Leben anvertraut, hatte sein Herz bei ihr ausgeschüttet, hatte es ihr geschenkt.. „Verlass dich drauf.“ Kapitel 65: Let's goooo~ ------------------------ Unzählige Feuerbälle schnellten aus der Faust des schwarzhaarigen Mannes, sich bewusst, dass keiner davon seinen Gegner treffen würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch nur eine einzige Kugel treffen würde, war winzig und doch versuchte er damit von seinem nächsten Angriff abzulenken. Er konzentrierte sich auf den kommenden Angriff. Die Hitze in seinem Körper bündelte sich in seinen Händen, ganz gezielt zentrierte er die Macht seiner Teufelsfrucht in diesem Bereich, sodass bereits kleine Flammen auf seiner Haut züngelten. Ein Blickwechsel zu seinem Gegner. Wie erwartet, hatten seine Feuerbälle keinen einzigen Schaden anrichten können und so war sein Gegenüber ebenfalls in Angriffsposition gegangen. Mit leicht gebeugten Knien stand sie dort, das blau schimmernde Schwert in ihrer führenden Hand. Ihr Blick war ganz konzentriert. Sie wusste genau, was er als nächste vorhatte. Es würde nur einen Bruchteil einer Sekunde dauern und ein riesiger Feuerball würde auf sie zufliegen. Abwartend stand sie ihm gegenüber, hielt seinem angespannten Blick stand. Als er seinen Körper leicht nach vorn bewegte, war das ihr Zeichen. Sie hechtete ebenfalls nach vorn und holte weit mit ihrem Schwert aus. Ein Schlag durch die Luft, gefolgt von einer blauen Welle, die auf den Piraten zuflog. Er wusste es.. Er wusste es! Ihm war klar, dass sie ihr Haki verwenden würde, um seinen Angriff vorherzusehen. Dass sie einen Fernangriff hinterherschicken würde, hatte er nur geahnt. Aber es war so klar! Die Wärme, die sich in seinen Händen gebündelt hatte, setzte er mit vielen kleinen Feuerbällen frei, die aus seiner Hand kamen, doch noch völlig ungeordnet in der Luft hingen. Ihrem kommenden Angriff wich er aus, sprang dabei selbst nach vorn und weit nach oben. Wie in einem Hagelregen flogen die Feuerkugeln auf sie herab, dass es unmöglich war ihnen alle gleichzeitig ausweichen zu können. Das erste Mal seit Anfang dieses Kampfes sah er den zusammengekniffenen Blick der Rothaarigen, die sich innerhalb weniger Sekunden entscheiden musste, was ihr nächster Schritt war. Er grinste. Was brachte ihr Haki, wenn er es so leichtfertig austricksen konnte? Ganz zu seinem Übel hatte sie wohl eine Lösung gefunden und stieß sich dabei vom Boden ab, um geradewegs auf ihn zu zuspringen. War das geplant oder ging sie nun völlig kopflos an die Sache ran? Sie hatte definitiv nicht damit gerechnet. Wie hatte sie so einfach darauf hereinfallen können, war der Bluff nicht eindeutig? Es nagte an ihr. All die unzähligen Feuerbälle schwebten für wenige Sekunde in der Luft und sie wusste, dass er sie alle zu ihr herunter beschwören würde und gesagt.. getan. Viel Zeit zu überlegen hatte sie nicht. Ausweichen war vielleicht anfangs eine Option, aber inzwischen nicht mehr. Was hatte sie für Möglichkeiten? Fernangriffe waren inzwischen kein Problem mehr, doch wie konnte sie gescheit kontern? In Gedanken ging sie etwas weiter zurück in die Vergangenheit. Ihr Kampf gegen Vista. Wie hatte sie nochmal seinen Wirbelsturm abbremsen können? So oder so ähnlich sollte sie es doch auch bei den Feuerbällen hinkriegen. Mit einem kräftigen hakiverstärkten Sprung katapultierte sie sich in die Luft und drehte sich dabei um die eigene Achse, das Schwert dabei ganz bewusst von ihrem Körper ausgestreckt. Für Sekunden schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Ace‘ Aura spürte sie deutlich, sie war.. überall. All die Feuerkugeln. Sie suchte die intensivste Stelle und fokussierte sich darauf. Ganz zielbewusst öffnete sie ihre Augen und holte mit beiden Händen weit mit ihrem Schwert aus, schnell drehte sie sich um sich selbst im Kreis. Der dabei aufkommende Wirbel breitete sich aus und fegte eine nach der anderen Kugel weg. Verblüfft starrte er auf den Wirbel und sah jedem Feuerball zu, wie er abprallte und sich in Luft auflöste. Wie sollte er jetzt noch an sie rankommen, wo sie doch mehr oder weniger in ihrem kleinen Wirbelsturm geschützt war? Mehr Durchschlagskraft.. Wenn er jetzt den riesigen Feuerball verwenden würde? Oder sollte er es weiterhin versuchen nur aus vielen verschiedenen Richtungen? Er seufzte. Mit den kleinen Kugeln konnte er nichts erreichen, sie war von allen Seiten komplett abgeschirmt. Wenn dann müsste er es anders versuchen. Konzentriert schloss er für einen Moment die Augen, um in der nächsten Sekunde einen monströsen Feuerball abzuschießen. Die Rothaarige hatte die anbahnende Hitze bereits wahrgenommen, doch niemals hatte sie damit gerechnet, dass in so kurzer Zeit so etwas Riesiges entstehen konnte. Augenblicklich hörte sie auf sich im Kreis zu drehen und starrte mit geweiteten Augen auf das Feuer, was ihr immer bedrohlich näher kam. Was sollte sie dagegen tun? Angreifen und es versuchen wie bei den kleineren Varianten oder doch lieber irgendwohin ausweichen? Wie sollte sie mit einem Angriff dieses Monstrum zerlegen können? Und vor allem.. wohin sollte sie denn bitte ausweichen? Egal wohin, sie wäre sicherlich immer noch im Radius davon. Ace sah zu der jungen Frau und fragte sich, was gerade in ihr vorging. Sie war einfach stehengeblieben und hatte mit einem grübelnden Blick hinauf geschaut, aber getan hatte sie bisher noch nichts. War das ihre Absicht? Wollte sie ihn in die Irre führen oder wusste sie wirklich nicht, was sie dagegen tun sollte? Sie könnte doch einfach mit ihrem Haki auf Abstand gehen, die Kugel einschlagen lassen und dann erneut zum Angriff übergehen. Wieso also stand sie nur da und machte nichts? Die Piraten dagegen war wie gelähmt, wusste nicht wohin mit sich. Sie war hin und hergerissen, konnte sich dennoch für nichts entscheiden und blieb stumpf wie angewurzelt stehen. Er musste eingreifen. Er erkannte an ihrem Blick, dass sie nicht darauf vorbereitet war, dass sie nicht in der Lage war, sich aus dieser Situation zu befreien. Kurzerhand züngelten blaue Flammen auf seiner Haut und er war vollständig verwandelt. Mit einem kräftigen Abstoß flog er eilig zu der Rothaarigen, die wie zur Salzsäure erstarrt stehengeblieben war. Der Feuerball war nur noch wenige Meter entfernt und selbst er spürte die Hitze, die davon ausging. In der nächsten Sekunde packte er sie und flog auf Distanz. Schnell schwangen seine Flügel auf und ab, dass er doch einen möglichst großen Abstand gewinnen konnte. Und ehe er sie abgesetzt hatte, hörte er hinter sich ein lautes Grollen. Gerade als er sich umdrehen wollte, sah er aus seinen Augenwinkeln, wie die Flammen in sämtliche Richtungen ausstoben und auch gefährlich nah in ihre kamen. Der blaue Phönix warf sich geradezu auf die junge Frau und schützte sie mit seinem eigenen Feuer. Geschockt sah Ace zu seiner Freundin und dem Phönix, der sich schützend über sie gelegt hatte. Dass es solch ein Ausmaß haben würde, hatte er niemals erwartet. Die riesige Kugel war auf dem Boden eingekracht und hatte ein riesiges schwarzes Aschefeld hinterlassen. Reglos stand er da und wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Marco vergewisserte sich, dass es vorüber war, er erhob sich und verwandelte sich gleichzeitig. Er klopfte sich den Dreck von den Kleidern und hielt der Rothaarigen eine Hand ausgestreckt. Die jedoch starrte nur geschockt auf den kreisrunden schwarzen Fleck auf dem Boden nicht weit von ihnen entfernt. Nur langsam realisierte sie und als es dann endlich soweit war, griff sie nach der Hand ihres Kommandanten und zog sich daran hoch. Der Feuerteufel trat gerade zu ihnen und kratzte sich am Hinterkopf. Es war ihm eindeutig unangenehm, wie weit es doch ausgeartet war. Zumal es doch nicht seine Absicht war! Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Das hätte verdammt böse enden können, wäre er selbst nicht eingeschritten, war der Feuerfaust das bewusst? Er hätte beinahe seine Freundin verbrutzelt. Das würde sie ihm aber sicherlich gleich selbst sagen.. Lio sah den Schwarzhaarigen mit einem Blick an, den er wirklich nicht zu deuten wusste. War sie wütend? War sie.. traurig? Gott weiß, wie sie gerade war. Unerwarteter Weise fing sie wie wild an herum zu hüpfen und mit den Armen komisch herum zu fuchteln. „Wie hast du das gemacht?! Das war ja mal sowas von genial! Kannst du das immer machen? Hast du das zum ersten Mal gemacht? Du hast das doch vorher noch nie gemacht. Kam das spontan oder geplant? Ace, das war total super!“ Marco und Ace tauschten Blicke aus. War die Rothaarige jetzt völlig durchgedreht? Sie wäre gerade beinahe gestorben und sie interessierte sich nur für diese eine überragende Attacke? Marco legte seine Hand auf ihre Stirn und sie hörte augenblicklich auf zu zappeln, er schüttelte den Kopf. „Kein Fieber“, meinte er nüchtern und sah sie immer noch sehr argwöhnisch an. „Du hast auch nichts abbekommen, oder?“, erkundigte er sich noch einmal, sie schüttelte nur den Kopf. „Tut mir leid Lio, ich wollte das nicht..“, kam es unsicher und recht leise über Ace‘ Lippen. Verwundert sah sie ihn an. „Was tut dir denn leid?“, sie verstand gerade wirklich nicht, warum er sich so verhielt. Der Kampf war zwar nicht zu ihren Gunsten ausgegangen, aber im Großen und Ganzen war es recht ausgeglichen, bis auf ihren kleinen Aussetzer am Ende. „Du bist stehengeblieben und hast dich einfach nicht von der Stelle bewegt“, erklärte der Schwarzhaarige. Er sah zu dem schwarzen Krater im Boden und unweigerlich folgte sie seinem Blick. Er sagte daraufhin nichts mehr und senkte den Blick. Es hätte sonst was passieren können, wäre Marco nicht eingeschritten. „Das schwarze Loch, das siehst du, ja?“, fragte der Vize und deutete auf den nicht übersehbaren Krater im Boden, von dem noch immer leichter Qualm empor stieg. „Ja, und?“, Lio verstand nach wie vor nicht, was ihr Problem war. „Das hättest jetzt auch du sein können, verstanden?“, Marco war genervt. Sie sollte nicht zu naiv an diese Sachen gehen. Sie sollte wenigstens jetzt einsehen, dass es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war. „Aber ich bin es nicht. Hier steh ich, völlig gesund und munter und ihr macht euch Sorgen“, die Rothaarige hatte verstanden, so war es nicht. Aber es ging ihr doch gut, es war nichts passiert. Sie streckte die Arme an den Seiten aus und wippte auf der Ferse leicht nach vorn und wieder zurück, sie lächelte. Der Blonde konnte nicht anders und verpasste ihr eine Kopfnuss. „Au! Was sollte das denn jetzt?“, kam es empört über ihre Lippen und sie hielt sich ihren Kopf. „Pass das nächste Mal besser auf“, Marco ertrug das nicht länger und wandte sich abschließend noch zu Ace, der nichts mehr weiter gesagt hatte. „Und du: halt dich vielleicht ein bisschen mehr zurück, wenn es um deine Nakamas geht, besonders wenns deine Freundin ist.“ Marco ließ die beiden allein stehen und lief bereits zurück zum Schiff. Im Hintergrund hörte er sie diskutieren: „Wehe du hältst dich das nächste Mal zurück.“ „Aber du hast doch selbst gesehen, was passiert ist. Lio.. ich will dir nicht wehtun.“ „Dazu wird es nicht gekommen. Als könntest du mir wehtun.“ Ace blieb stehen und hielt die Rothaarige an der Hand fest. Verwundert sah sie ihn an. Warum blieben sie plötzlich stehen? Sie wollten doch zurück zum Schiff.. „Es tut mir leid, dass fast etwas passiert ist und ich will gar nicht wissen, was gewesen wäre, wäre Marco nicht dazwischen gegangen. Es zeigt mir nur, dass sowohl du als auch ich noch viel zu lernen haben. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Und ich will noch viel weniger, dass ich daran Schuld bin, ok?“ Der Schwarzhaarige hatte seine Stirn an ihre gelegt. Er hatte den Ernst der Lage verstanden, sie inzwischen auch? --- Die Rothaarige lag seelenruhig in ihrem Bett und schlummerte für diese doch sehr frühe Uhrzeit im Land der Träume, nicht im geringsten ahnend, welches Donnerwetter gleich über sie ausbrechen würde. Man hörte ein Poltern, welches lautstark vom Gang kam, ihr Schlaf wurde unruhiger. Als die Tür schwungvoll aufging und dabei noch an der Wand geräuschvoll abprallte, zuckte Lio zusammen. Was zur Hölle war das für ein Morgen? Grimmig starrte sie den Übeltäter an. „LIO!“, rief der Schwarzhaarige, er hatte ein breites Grinsen im Gesicht, was für diese frühe Zeit eher untypisch war, wo er doch so viel schlief wie nur möglich. „Ich bin wach, danke“, grummelte die Rothaarige und fragte sich, woher seine Euphorie kam. Was musste passiert sein, dass ihm die Sonne aus dem Arsch schien? Hatte er gerade den geheimen Vorrat an Essen gefunden? Oder war ein neues Kopfgeld auf ihn ausgesetzt? Vielleicht hatte er ja herausgefunden, dass sie bald eine neue Insel erreichen würden und es dort ganz ausgefallenes Essen gab? „Ruffy hat heute Geburtstag!“, er brüllte beinahe, sodass die Rothaarige die Augen zusammenkniff und sich schon fast die Ohren zuhielt. „Ruffy..?“, kam es leise überrascht. Ace trat näher an das Bett, er hob seine Freundin hoch und drehte sich mit ihr. „Endlich wird er Pirat! Ich freu mich ja so für ihn. Und dann segeln wir auch noch auf demselben Meer!“ Von dem Gedrehe wurde der Rothaarigen ganz schlecht, es war eindeutig zu früh für solche Aktionen. Aber sie erinnerte sich. Ihr Pakt als Kinder war es, dass sie alle mit 17 lossegelten und Piraten werden und wie es aussah, war es nun auch für den Jüngsten soweit. Ob ihr Vater davon wusste? Er würde sich sicherlich auch freuen zu hören, dass der Gummijunge bald Pirat sein würde. Ace setzte die Piratin wieder ab und grinste wie ein kleines Kind, was sie veranlasste ebenfalls zu lächeln. Wie konnte sie bei seiner ansteckenden Freude auch nicht mitlächeln? „Ich freu mich für euch“, sagte sie und ging auf Zehenspitzen, um der Feuerfaust einen Kuss auf die Nase zu geben. Es freute sie wirklich Ace so glücklich zu sehen. Nicht, dass er es so selten war, dennoch.. Wenn es um seinen kleinen Bruder ging, blühte er ein Stück weit mehr auf. Wenn Ace glücklich war, war sie es auch. „Wir müssen unbedingt feiern!“, der Pirat war gar nicht zu bremsen. „Du weißt, wie spät wir es haben, oder?“, entgegnete die Rothaarige nüchtern und setzte sich wieder auf ihr Bett mit einem Wink zu ihrem Wecker, der gerade mal 5:37 Uhr anzeigte. „Aber wir müssen trotzdem feiern!“, Ace‘ Euphorie und seine doch sehr laute Stimme waren alles andere als Balsam für eine kurze Nacht. Lio überlegte nicht lang, wie sie ihn ruhigstellen könnte. „Wie wäre es, wenn du erst mal mit ins Bett kommst, wir noch ein Weilchen schlafen und wir später feiern“, ganz bewusst betonte sie schlafen, in der Hoffnung er würde die Zweideutigkeit darin erkennen. Und wie es schien, hatte er wohl angebissen. „Ich würde sehr gern.. schlafen“, sein Blick dabei sprach Bände. Nicht dass Lio jetzt Lust oder gar die Absicht dazu hatte, sie wollte lediglich noch ein paar Stündchen schlafen können. Ace legte sich zu ihr, voller Freude. Ruffy's Siebzehnter schien wie vergessen. Die Feuerfaust nahm seine Freundin in seine Arme und küsste sie zärtlich am Hals, fuhr mit seiner Hand sanft ihren Oberschenkel entlang. Sie lächelte nur. Es war wirklich zu einfach.. Bestimmt schob sie seine Hand weg und sagte: „Ich wollte schlafen. Wenn du artig bist, darfst du mich wecken, ok?“ Man sah ihm seine Enttäuschung an, wo er doch wirklich dachte, dass jetzt ganz andere Dinge passieren würden. Wie hatte er auch nur darauf reinfallen können? Er seufzte. Aber nun gut, gewisser Weise sollte er ihr doch den Schlafen gönnen, wo er jetzt doch offiziell die Erlaubnis hatte später mit ihr unanständige Dinge tun zu dürfen. Vorfreude macht sich in ihm breit, weswegen er schelmisch grinsen musste. „Dann schlaf erst mal. Ich werde dich schon wecken, keine Sorge“, er hielt sie in seinen Armen, kraulte ihren Rücken und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Und kaum war Stille eingetreten, war sie bereits wieder eingeschlafen. Seelenruhig lag sie in seinen Armen und kuschelte sich eng an ihn, was ein Lächeln auf seine Lippen zauberte. Wie froh er doch war sie zu haben.. Schon fast zwei Jahre war er hier auf diesem Schiff, seit fast zwei Jahren waren sie ein Paar. Sicherlich gab es kleine Auseinandersetzungen, doch waren diese nicht der Rede wert. Sie war für ihn da, wenn er sie brauchte und andersherum ebenso, im Kampf waren sie ein unschlagbares Duo und unter der Crew die größten Spaßvögel. Er fragte sich, wie es wohl für Ruffy werden würde, wenn er erst mal Pirat war. Immerhin war heute sein Tag, wie schnell würde er eine Crew zusammenstellen können? Und vor allem würde es ihm leicht fallen? Ace erinnerte sich noch zu gut an die Anfangszeit, in der er seinen kleinen Bruder gemieden hat. Und dann wiederum solch dumme Dinge getan hat, um ihn und Sabo zu schützen. Er würde sicherlich eine gute Crew finden.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)