Immer der Freiheit entgegen von kimikomuh ================================================================================ Kapitel 49: Besenschwinger -------------------------- Besenschwinger Die Strafe war leicht. Sieben Tage, Trainingsräume, putzen. Klingt doch gar nicht so anspruchsvoll, oder? Sag das mal einer Ace. Lio beobachtete den Schwarzhaarigen, wie er mit Wischmopp und Eimer durch den Gang stolperte. Sehr unhandlich hielt er den Mopp fest, eckte immer wieder irgendwo gegen und so langsam verlor die Rothaarige die Geduld. Mit verschränkten Armen stand sie an der Tür zum ersten Raum, den es zu putzen galt. Ihr Blick war argwöhnisch auf den Piraten gerichtet, der schon jetzt ein wenig überfordert wirkte. Als er dann endlich in Reichweite war, nahm sie ihm umgehend die zwei Sachen ab und stellte sie neben den Utensilien, die sie selbst bereits geholt hatte. Verlegen kratze Ace sich am Hinterkopf und sah unsicher durch die Gegend. Mit einem Seufzen machte Lio sich daran sämtliche Oberflächen zu reinigen, wobei Ace nur daneben stand und nicht wusste, was er zu tun hatte. Dabei beobachtete er das Mädchen, wie es ohne zu zögern drauf los geputzt hatte. „Ehm..“, kam es ihm über die Lippen und bekam von der Jüngeren einen Besen in die Hand gedrückt. Ohne weitere Erklärungen machte sie mit ihrer Arbeit weiter, wobei der Schwarzhaarige auf den Stil in seinen Hand schaute und versuchte herauszufinden, wie er damit umzugehen hatte. Unbeirrt hatte sie mit ihrer Arbeit weitergemacht, wusste inzwischen sehr gut, was alles zu erledigen war. Die unzähligen Strafarbeiten, die sie bereits absolvieren musste, könnte sie mittlerweile sogar im Schlaf ausführen. Da sie immer noch keine Regung von ihrem Mitgenossen wahrnahm, drehte sie sich zu ihm und erblickte Ace, wie er auf den Besen schaute, als würde er versuchen herauszufinden, wie dieser zu benutzen war. Dass er vielleicht nicht so oft geputzt hatte, würde sie ja noch verstehen, aber dass er nicht wusste, wie man einen Besen zu schwingen hat, war doch schon etwas ungewöhnlich. „Du putzt nicht so oft“, stellte sie fest und warf den Lappen in den Putzeimer zurück. Dabei trat sie näher und nahm ihm den Besen ab. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und gestand: „Ehrlich gesagt, nie“, „Merkt man gar nicht“, kommentierte sie und erklärte ihm daraufhin, was er zu machen hatte. Einige Stellen fegte sie sauber und meinte dann: „Den Rest kannst du machen, ich geh schon mal in den nächsten Raum. Wenn du fertig bist, sag einfach Bescheid.“ Die Rothaarige gab den Besen wieder ab und ging mit Putzeimer aus dem Raum raus. Kurz bevor sie ihn allein zurückließ, sagte sie: „Wenn etwas ist, frag.“ Ace dagegen sah ihr leicht verzweifelt hinterher. Klar wusste er, wie man einen Besen schwang, aber selbst hatte er nie wirklich die Ehre dazu gehabt. Aber so schwer hatte es doch gar nicht ausgesehen und er war sich sicher, dass er die Aufgabe erledigen könnte. Wie sie zuvor, fegte er den Dreck auf eine Stelle und war immer darauf bedacht, gleichmäßige Bahnen zu ziehen. Hochkonzentriert schwang er den Besen und grinste zufrieden, als er endlich alles auf einem Haufen hatte. Kurz danach ging er einen Raum weiter, um der Rothaarigen Bescheid zu geben, dass er damit fertig war. Allerdings hatte er dafür so lange gebraucht, dass sie inzwischen nicht nur einen Raum weiter war, sondern ganze vier. „Lio?“, sprach er sie an, als er sie endlich gefunden hatte. Ohne den Blick auf ihn zu richten, hatte sie weitergemacht und gab mit einem „Mh“ zum Verständnis, dass sie ihm zuhörte. „Ich wäre dann mit dem Ersten fertig“, erklärte er und sah, wie sie wie zuvor den Lappen in den Eimer warf und dann zu ihm trat. Gemeinsam gingen sie zum ersten Raum und sie erklärte ihm, was als nächstes zu tun war. Vorerst den Dreck aufkehren und danach wischen. „Bekommst du hin oder? Ich helf dir, sobald ich fertig bin“, hatte sie ihm knapp gesagt und war schon wieder verschwunden, weshalb er wiedermal auf sich allein gestellt war. Putzen war absolut nicht seins.. Nachdem er den ersten Raum gewischt und ihn damit beinahe vollständig unter Wasser gesetzt hatte, war auch Lio fertig und übernahm die Arbeit mit dem Fegen. Die Feuerfaust verrichtete die Arbeit so gut er eben konnte und ließ sich die Zeit, die für ihn notwendig war. Derweil huschte das Mädchen durch jeden Raum und wollte, nachdem sie mit allen durch war, einige Gegenstände bereits zurückbringen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war die riesige Pfütze, die sich auf dem Gang gesammelt hatte. „Was zur..“, murmelte sie, als sie auf den Boden trat und dabei ein patschendes Geräusch zu hören war. Mit nassen Schuhen lief sie zur Quelle des Unheils und sah den Schwarzhaarigen, wie er fröhlich munter durch den Raum wischte und gar nicht mitbekommen hatte, dass ihm der große Eimer auf dem Gang umgefallen war. Gerade wollte Lio noch näher treten, als sie auf einen nassen Lappen trat, der unter ihrem Schritt zu rutschen begann. Bevor sie überhaupt realisiert hatte, dass sie gleich den Boden küssen dürfte, war Lio bereits am Fallen. Auch wenn die Erkenntnis kam, kam sie eindeutig zu spät, sodass das Armerudern keinen positiven Effekt mit sich brachte, außer dass man es als Außenstehender wirklich amüsant finden konnte. Als ihr Hintern den nassen Boden begrüßte, quiekte sie kurz auf und fluchte dann unverständliche Dinge in den leeren Gang. Langsam erhob sie sich und rieb über die Stelle, auf die sie gefallen war. Mit einem Seufzen stellte sie fest, dass ihre Hose und auch ihre Beine Dank des Falls vollständig nass waren. Kurzzeitig hatte Ace sich gefragt, ob Lio nach ihm gerufen hatte, da er der Meinung war, ihre Stimme vernommen zu haben. Aber er konnte sich genauso gut geirrt haben und machte unbeirrt mit seiner Arbeit weiter. Erst als er ein Rumsen und einen hohen Aufschrei gehört hat, war er sich sicher, dass etwas passiert war. Was genau, müsste er erst noch herausfinden. Den Mopp stellte er beiseite und öffnete die angelehnte Tür zum Gang. Dort fand er die Rothaarige vor, die mit dem Rücken zu ihm stand und sich den Hintern rieb. Erst verwirrt, aber dann sehr schnell amüsiert, grinste er breit und meinte dann: „Kann ich dir zur Hand gehen?“ Mit einem zornigen Blick wandte sie sich um und versuchte dem Piraten das freche Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Doch wie es schien, stachelte ihre Reaktion ihn nur weiter an und das Grinsen, was kaum möglich war, wurde noch breiter. Sie zeigte auf den Eimer, der umgekippt war und sagte mit wenig sanfter Stimme: „Du kannst ruhig etwas mehr aufpassen.“ Ace, der gar nicht mitbekommen hatte, dass er den Eimer umgeworfen hatte, schaute erst verdutzt und nickte dann. Sein Grinsen legte sich schnell und entschuldigend sah er sie an. „Tut mir leid, ich hab wohl nicht so das Talent fürs Putzen.“ Das Mädchen wank ab und meinte recht knapp: „Ich hab auch nichts anderes erwartet“, damit stellte sie den Putzeimer wieder aufrecht hin. Ergänzend kam von ihr noch ein „Wir haben ja noch sechs Tage Zeit, um das zu üben“, ihr anfänglich scheinbarer Zorn war wie verflogen und ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen. Vom Schwarzhaarigen kam ein schlichtes Nicken, denn die Vorstellung, jeden Tag durch die Räume putzen zu dürfen, war alles andere als spaßig. „Schaffst du es zehn Minuten allein, ohne den Gang unter Wasser zu setzen?“, fragte sie ernst und sah abschätzend zum Schwarzhaarigen, der eifrig nickte. Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen, denn irgendwie bestand nach wie vor Zweifel, ob es gut gehen würde, doch sie wollte ihre Kleidung wechseln. „Dann mach ruhig weiter, ich komm sofort wieder.“ Keine Zeit wurde verschwendet und auf unmittelbarem Weg lief sie zu ihrer Kajüte, um aus den nassen Sachen rauszukommen. Womit sie nicht gerechnet hatte, war Thatch, der gerade an ihrer Tür stand und klopfen wollte. „Ah Lio, da bist du ja“, begrüßte er sie freundlich und begann breit zu grinsen, als er sie in diesem Zustand sah. „Soll ich fragen?“, kam es belustigt über seine Lippen, doch sie schüttelte lediglich den Kopf und erwiderte: „Wie kann ich dir helfen?“ Nachdem auch weiteres mit dem Smutje geklärt war, konnte sie endlich aus den Sachen raus und in neue schlüpfen. Da sie durch das Gespräch mit Thatch etwas länger gebraucht hatte als geplant, lief sie nun mit eiligen Schritten zu den Trainingsräumen, in der Hoffnung, alles noch in ganzen Stücken anzufinden. Die Pfütze, in der sie zuvor ausgerutscht war, wurde aufgewischt und wie es schien, war alles andere auch noch ganz. Auf der Suche nach Ace, warf sie immer einen kurzen Blick in einen der Räume, doch fand ihn einfach nicht. Dafür sah sie, dass inzwischen alles sauber gemacht war und auch endlich wieder gut roch, anstatt des beißenden Geruchs zuvor. Wo die Feuerfaust auf einmal war, wusste sie dennoch nicht. „Ace?“, rief sie ihn und erhoffte sich so herauszufinden, wo er war. Nachdem Lio verschwunden war, um sich umzuziehen, hatte er selbst versucht, so schnell und effizient wie nur möglich zu arbeiten. Immerhin war sie um einiges schneller als er und hatte ihm sogar noch Arbeit abgenommen. Dass sie gerade kurzzeitig verschwand, war auch nur sein Verdienst, da er so ungeschickt war und das Wasser verschüttet hatte. Dafür wollte er ihr stolz präsentieren, dass man ihn auch ruhig mal kurz allein lassen konnte, ohne dass etwas Schlimmes passieren würde. So hatte er fleißig jeden Raum durchgewischt und auch die von ihm fabrizierte Pfütze beseitigt, das dreckige Wasser und auch sämtliche Putzutensilien weggebracht. Mit einem stolzen Grinsen war er zurückgegangen und sah nun die Rothaarige, wie sie jeden der Räume inspizierte und ihn zu suchen schien. Als er ihren erstaunten Blick sah, freute er sich insgeheim ein wenig. Immerhin wollte er ihr nicht zur Last fallen, da das Ganze eh seine Schuld war. Er hörte ihre Stimme, wie sie nach ihm rief und ihm schoss ein Gedanke durch den Kopf. Ein kleiner Spaß sollte doch drin sein? Ein schelmisches Grinsen zierte seine Lippen. Ihre Stirn war in Falten gelegt, denn konnte sie nicht ganz verstehen, was in dem kurzen Moment ihrer Abwesenheit alles passiert war. War es denn wirklich möglich, dass Ace alles allein so ordentlich gemacht hatte und das ganz ohne etwas zu beschädigen? Und wo war er überhaupt? Gerade wollte sie den Gang entlang laufen, um in den nächsten Raum zu gelangen, da spürte sie etwas an ihren Seiten und vor Schreck quiekte sie kurzzeitig auf. Sie warf der Person hinter sich einen Blick zu und erkannte den Schwarzhaarigen, der sie böse angrinste. Egal wie viel Kraft sie aufwendete, es brachte nichts. Ihre Arme hatte er hinter ihrem Körper mit seiner Hand festgehalten und mit der anderen kitzelte er sie, wie er es bereits im Beisein von Marco und Thatch getan hatte. Unbarmherzig strich er mit seiner Hand über ihre Haut und immer wieder wand sie sich in seinem Griff, doch jegliche Gegenwehr war zwecklos. „Hör auf!“, stieß sie zwischen den Lachern hervor und hoffte endlich Erlösung zu bekommen. Doch erbarmungslos machte die Feuerfaust weiter und stimmte in das Gelächter ein, auch wenn es aus ganz anderen Gründen war. Beinahe hätte sie ihn angefleht, er solle doch bitte aufhören, da hatte sich seine Kitzelattacke von selbst eingestellt. Gott sei Dank. Dafür grinste er immer noch breit und meinte dann: „Du bist so schreckhaft! Und dann auch noch so kitzlig!“ Das Lachen konnte er sich nicht verkneifen und es war schon so weit, dass er sich krümmte und den Bauch hielt. Lio brodelte. Sie wusste selbst, wie kitzlig sie war. Hatten die Kommandanten es ihr doch immer vorgehalten und sich einen Spaß daraus gemacht, doch in diesem Fall wollte sie zurückschlagen. „Du blöder Pirat“, kam es ruhig und doch sehr bedrohlich von ihr. Ace, der sich vor Lachen immer noch den Bauch hielt, hörte den hinterhältigen Unterton gar nicht. Der kleine Abstand zwischen den Piraten war schnell überwunden, denn die Rothaarige hatte, so gut es ging, ein wenig Anlauf genommen und die Feuerfaust umgerannt. Sich selbst gleich mit dazu. So lag er auf dem Boden mit ihr auf sich. Das Gelächter war sofort verstummt und überrascht sah er auf das Mädchen, welches siegessicher auf ihm Platz genommen hatte. Mit Leichtigkeit hätte er sie von sich runterschmeißen können, doch war er in diesem Moment von ihrer Nähe absolut gelähmt. Rittlings saß sie auf ihm und hatte sich mit ihren Armen neben seinem Kopf abgestützt. Nun war sie es, die ihn angrinste. Wobei ihm nicht ganz ersichtlich war, ob es nun ein schelmisches oder doch ein anzügliches Grinsen war. Viel zu überrascht war er gerade von ihrer so körpernähernden Tat. Ihr seitlich geflochtener Zopf fiel ihr von der linken Schulter und landete auf dem Oberkörper der Feuerfaust, der nur noch flach atmete. Sein Blick landete auf ihren Zopf und unweigerlich bekam er einen genaueren Einblick auf ihren Ausschnitt. Er schluckte schwer. Vorsichtig beugte sie sich zu ihm hinab, war sich seiner Blicke sehr bewusst, ignorierte sie aber gekonnt. Seinem Gesicht sehr nah, streifte sie mit ihrer Nase seine linke Wange und kam seinem Ohr bedrohlich näher. Ace spürte ihren warmen Atem und ein Schauder lief ihm über den Rücken. „Mach ich dich etwa nervös?“, kam es ihr über die Lippen und er spürte sehr deutlich ihr leichtes Grinsen, welches ebenso an ihrer Stimme zu hören war. Viel zu schnell und hoch für normale Verhältnisse antwortete er: „Nein“ und Lios Grinsen wurde gleich ein Stück breiter. „Ich will dir etwas verraten“, fing sie erneut an und spürte unter sich seinen Herzschlag, der sich beinahe verdoppelt hatte. Ihr Kopf hob sich wieder, damit sie ihm in die Augen schauen konnte, um seine Reaktion besser erleben zu können. Ace schluckte schwer, als er ihr wieder in die Augen blickte. Sie waren so dunkel, dass Pupille und Iris beinahe nicht zu unterscheiden waren und doch sahen sie schön aus. Aus dieser Entfernung sah er deutlich, dass ein Muster die Regenbogenhaut zierte, welches er von weitem nie bemerkt hatte. Ihre schwarzen Seelenspiegel strahlten so viel Lebensfreude und Glück aus, dass er sie deshalb beinahe dafür beneidete. Und doch war er immer noch nervös, da sie so anzüglich auf ihm saß und er nicht wusste, was sie noch vorhaben könnte. Gerade waren ihre Gesichter sich unglaublich nahe. Er müsste nur ein ganz kleines bisschen seinen Kopf anheben und schon würden seine Lippen.. „Ich kann sehr böse werden, wenn du nicht aufhörst mich zu ärgern“, sagte sie und sah genau in seine Augen, deren Blick auf ihren Lippen lag. Die Rothaarige konnte sich denken, was in dem jungen Mann unter ihr gerade vorging und genau das war ihr Plan gewesen. Innerlich lachte sie böse, denn nun würde das Beste folgen. Sein Blick lag auf ihren Lippen, die sich unaufhörlich bewegten, als würde sie gerade sprechen. Keines ihrer gesprochenen Worte drang in sein Ohr, denn hatten ihre Lippen aber auch ihre Augen ihn völlig in Beschlag genommen. Wie gern würde er sie küssen.. Ob ihre Lippen genauso weich waren, wie sie aussahen? Der Rookie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn er sie einfach so in ihrem Redefluss unterbrechen würde, aber er musste wissen, wie ihre Lippen schmeckten. Es fehlte nur ein kleiner Abstand, den es zu überwinden galt. Der Schwarzhaarige schloss seine Augen und hob minimal seinen Kopf, um beider Münder zu versiegeln, doch er landete im nichts. Verwirrt blinzelte er mehrere Male und sah zu der Rothaarigen, die wieder aufrecht auf ihm saß und sich in Sekundenschnelle von ihm erhoben hatte. Etwas enttäuscht aber auch verwundert blickte er sich um und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht allein waren. Marco hatte von Thatch erfahren, dass die Aufgabe für den ersten Tag beinahe erledigt war und natürlich wollte er schauen, ob die Arbeit denn auch entsprechend verrichtet wurde. Nachdem er kurz mit dem vierten Kommandanten gesprochen hatte, wartete er noch einige Zeit und machte sich schließlich auf den Weg zu den Trainingsräumen. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war das Szenario, was sich ihm bot. Am Ende des Ganges erkannte er die Rothaarige, wie sie auf dem Rookie saß und sich zu ihm herabgebeugt hatte. Sie sprach wohl gerade mit ihm, denn Bewegungen ihrer Lippen waren zu vernehmen, nur hörte der erste Kommandant sie aus dieser Entfernung nicht. Als er schlussendlich nah genug war, räusperte er sich kurz und Lio reagierte sofort. Ohne zu zögern hatte sie sich aufgesetzt und war auch umgehend aufgestanden. Mit einem Rotschimmer auf den Wangen sah sie beschämt zur Seite hinab, doch sagte sie kein Wort. Der Schwarzhaarige war wohl noch immer wie in Trance und bemerkte nur sehr langsam, was gerade passiert war. Als er dann aber den Blick des Blonden erwischte, erhob sich ebenso schnell und stellte sich in einem sicheren Abstand zu Lio, die nach wie vor zu Boden schaute. „Ich nehme an, ihr seid fertig?“, fragte Marco neutral und warf in einen der Räume einen Blick rein. Da Ace wohl immer noch keine Stimme hatte, antwortete die Rothaarige: „Ja, gerade fertig geworden.“ „Habt ja auch lang genug gebraucht“, kam es von dem Vizen, der doch etwas schmunzeln musste, da seine Gegenüber beide den Blick nicht halten konnten und mit leichtem Rotschimmer wegschauten. „Wie dem auch sei, die Aufgabe ist für heute erledigt, ihr seid freigestellt“, erklärte er noch und wandte sich bereits zum Gehen, als er zum Abschied noch meinte: „Und es gibt Mittagessen.“ Beide sahen dem Blonden hinterher und mit jeder Sekunde, in der sie wieder allein waren, wurde es zwischen ihnen unangenehmer. Die Erste, die das Wort ergriff, war Lio: „Hast du Hunger?“, sie fragte mit ruhiger Stimme und lächelte zaghaft. Sie hatte auf Ace eingeredet, doch hatte er ihr anscheinend nicht einmal zugehört. Die einzige Reaktion, die er gezeigt hatte, war dass er seinen Kopf gehoben hatte.. Etwa um sie zu küssen? Das hatte sie doch gar nicht beabsichtigt. Wollte er überhaupt oder hatte sie sich einfach geirrt? Sie hatte sich bestimmt geirrt, oder..? Ace sah ebenso verlegen aus und kratzte sich am Hinterkopf, Hunger hatte er schon, nur fehlte es ihm gerade an Appetit. Vor weniger als einer Minute hätte er sie beinahe geküsst. Wollte er das überhaupt? Immerhin kannten sie sich erst seit einigen Wochen und eigentlich hatten sie schon eine recht gute Freundschaft aufgebaut. Wäre es ein Fehler gewesen, wenn niemand sie unterbrochen hätte? Über was hatte sie überhaupt die ganze Zeit gesprochen? Es wäre besser gewesen, wenn er ihr zugehört hätte, dann könnte er vielleicht sagen, was sie von einem beinahe Kuss gehalten hätte? Vielleicht sollte er es einfach ignorieren und hoffen, dass sie seinen Versuch gar nicht bemerkt hatte. „Ähh, klar“, gab er ihr als Antwort und lächelte genauso zaghaft, wie sie es gerade tat. „Dann lass uns mal essen gehen“, kam es noch knapp von ihr und gemeinsam liefen sie stumm den Weg bis zum Essenssaal. 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