Immer der Freiheit entgegen von kimikomuh ================================================================================ Kapitel 37: Hochstimmung oder doch nicht so ganz? ------------------------------------------------- Hochstimmung oder doch nicht so ganz? Die Rothaarpiraten waren immer noch auf dem Sabaody Archipel, die Weiterreise würde erst in ein paar Tagen anstehen. Am ersten Tag, als sie auf dem Archipel ankamen, wurden Vorräte aufgestockt und einige Arbeiten am Schiff erledigt. Der Captain der Bande hatte seinen alten Vizen in Begleitung seiner Tochter besucht. Sehr lange hatten sie miteinander gesprochen und auch als Lio vorgegangen war, um etwas zu erledigen, gab es zwischen den Erwachsenen noch einiges an Gesprächsstoff. Bis in den späten Abend hinein hatten sie sich über alte Zeiten unterhalten. Auch wie zu ihrem letzten Treffen war der kleine Gummijunge aus dem East Blue ein Thema. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde ebenfalls in See stehen. In großen Tönen hatte er geschworen eines Tages Piratenkönig zu werden und Shanks zweifelte keine Sekunde daran, weshalb er ihm auch letztendlich seinen geliebten Strohhut übergab. Ebenso teilte er Rayleigh mit, wie stolz es ihn machte, Vater einer so wundervollen Tochter zu sein. Mit einem wehleidigen Lächeln sprach er über die Ähnlichkeiten zwischen Lio und ihrer Mutter. Manchmal machte es ihn sogar traurig sein Kind anzusehen. Viel zu oft sah er seine verstorbene Frau in ihr und wünschte sich nichts sehnlicher, sie wieder bei sich zu haben, bei ihm und ihrer gemeinsamen Tochter. Doch er wusste, dass es nie so kommen würde und meist rügte er sich selbst dafür bei Lios Anblick traurig zu werden. Man muss sich um die, die noch übrig geblieben sind, kümmern und mit allen Mitteln versuchen sie zu beschützen. Shanks war nach einigen Gläsern Sake zum Schiff zurückgekehrt. Beim Betreten der Red Force begrüßte er seine Kameraden, die wohl ebenfalls erst gerade zurückgekommen sind. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, verschwand er unter Deck, auf dem Weg zu seiner Kajüte. Das lange Gespräch mit Rayleigh wirbelte gemischte Gefühle in ihm auf, die Erinnerungen in seinem geistigen Auge schienen ihn zu verschlingen. Mit einem Seufzen kam er vor seiner Kabine zum Stehen und warf einen Blick auf die Tür hinter der sich Lio vermutlich befand. Ob sie wohl schon zurück war? Und was war überhaupt der Grund, weshalb sie vorhin früher gegangen war? Vorsichtig klopfte er an ihre Tür, doch niemand antwortete. War sie immer noch unterwegs oder war vielleicht sogar etwas passiert? Unschlüssig öffnete er dann doch die Tür und lugte in das Zimmer der Rothaarigen. Erleichtert atmete er aus, als er sein Kind schlafend im Bett liegen sah. Behutsam schloss er die Tür wieder und machte sich ebenfalls auf den Weg ins Land der Träume. Müde wachte das junge Mädchen mit einem herzlichen Gähnen auf. Sie streckte und räkelte sich bis sie schließlich aufstand. Vor dem Spiegel machte sie einen Halt und sah, wie ihr Spiegelbild sich die Augen rieb. Mit einer geflissentlichen Bewegung zog sie ihr T-Shirt hoch und löste vorsichtig den Schutz von ihrem frischgestochenen Tattoo. Die Haut war immer noch gerötet, dennoch grinste sie den ebenso grinsenden Jolly Roger ihrer Crew an. Sie war mehr als zufrieden mit dem, was der Knochenbrecher gemacht hatte. Ebenso vorsichtig, wie sie bei dem großen Tattoo war, zog sie vorsichtig an dem klebenden Stoff an ihrem Handgelenk. Zum Vorschein kamen drei parallele rote Striche. Mit einem Lächeln stieg sie unter die Dusche, sie war durch und durch zufrieden. Nach der Dusche cremte sie die Stellen ein und zog sich schließlich an. Fürs Erste wollte sie es für sich behalten und bei Zeiten alle überraschen. Es war noch ziemlich früh, als sie die Kajüte verließ, trotzdem wagte sie einen Blick in das Zimmer ihres Vaters. Dieser lag selig in seinem Bett und schnarchte fröhlich vor sich hin. Mit einem Lächeln schloss sie die Tür wieder, wie lange er wohl noch bei Rayleigh war? Auf den Weg an Deck begegnete sie einigen Männern, die sie kaum wahrnahmen, dennoch grüßten. Endlich an der Luft angekommen begrüßte sie Ben, der an der Reling gelehnt die Zeitung las. Sie verabschiedete sich von ihm mit einem „Bin unterwegs, hab die Schnecke dabei“ und war auch schon vom Schiff gesprungen. Gemütlich schlenderte sie über das Archipel, vorgenommen hatte sie sich neue Sachen zu kaufen, immerhin trug sie nun das Symbol ihres Vaters und wollte es nicht unter Kleidung verstecken. Die Entscheidung, was einen Stilwechsel anging, fiel ihr mehr als leicht und so marschierte sie in den erstbesten Laden. Freundlich wurde sie von der Verkäuferin begrüßt und machte sich dann direkt daran zu schaffen, einige Kleidungsstücke zusammenzusetzen. Mit gepackten Tüten, die von einer Blase umhüllt waren, lief sie über das Archipel und überlegte sich, was sie mit ihrem restlichen Geld anstellen könnte. Ihre Aufmerksamkeit legte sich auf einen Gegenstand, der sich hinter einer Scheibe eines alten Antiquitätengeschäfts befand. Ohne große Überlegungen trat sie in diesen ein. Es ertönte das Klingeln von Glöckchen, als sie die Tür öffnete. Eine kleine pummelige Oma begrüßte das Mädchen, welche ihr mit einem Lächeln zunickte. Auf den ersten Blick erkannte die Rothaarige hauptsächlich Ramsch, der sich mit den Jahren wohl angesammelt hatte. Eine Ecke war gefüllt mit altem Geschirr, welches sicherlich durch einige Generationen gereicht wurde. In einer anderen Ecke saßen Puppen, die völlig starr in eine Richtung stierten. Das Lächeln, welches festgefroren auf ihren Lippen lag, ließ dem Mädchen ein Schauder über den Rücken laufen. Etwas entfernt davon hingen einige alte Kleidungsstücke an einer Stange. Dazu zählten alte Roben, die Lio noch nie gesehen hatte. Verrückt, was man vor einigen Jahrhunderten so trug. In einer Vitrine sah sie alten Schmuck, der wohl das ganze Ansehen dieses Geschäftes hob. Ebenso war dieser der Grund für ihr Eintreten gewesen. Sie trat näher zu dem Fenster und suchte nach dem glänzenden Irgendwas, welches auf der Straße ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Dann sah sie es und griff danach. Es war ein altes rundes Medaillon auf dem sich eine Weltkarte befand. Beim genaueren Betrachten würde sie sogar sagen, dass es die Karte vom West Blue war, welche darauf zu sehen war. Sowohl die Kette als auch das Medaillon waren wahrscheinlich aus Silber. Mehrmals versuchte sie es zu öffnen und schaffte es schließlich nach einigen Anläufen. In dem Schmuckstück selbst war Platz für zwei Bilder, die man darin versehen konnte. Diese Kette war das ideale Geschenk für ihren Vater, immerhin würden sie sich in nächster Zeit trennen, sie wollte sich für die Zeit mit ihm bedanken und ihm auch etwas hinterlassen, damit er immer an sie denken konnte. Lio grübelte, ob sie genug Geld dafür hatte? Unschlüssig trat sie mit dem Medaillon zum Tresen von dem die alte Frau sich keinen Millimeter bewegt hatte. Die Rothaarige lächelte zaghaft und streckte ihre Hand aus. „Was kostet das?“, die Alte lächelte zurück „Wie viel hast du denn?“, mehr als ein „Ähhm..“ bekam die Rote nicht raus. Wollte die Frau sie jetzt etwa austricksen? Wer weiß, wie viel die Kette in Wirklichkeit wert war. Vielleicht hatte sie keinen anzumerkenden Wert und Lio würde viel zu viel ausgeben, wenn sie der Alten wirklich sagen würde, wie viel sie noch übrig hatte. Gut möglich, dass die Verkäuferin ihr auch entgegen kommen wollte, so böse sah sie jedenfalls nicht aus. Die Frau lächelte immer noch und spürte den wachsenden Argwohn ihrer Kundin, welcher völlig ungerechtfertigt war. Sie wusste sehr wohl, was die Kette für einen Wert besaß, doch es kam nicht oft vor, dass jemand ihren Laden betrat und dann auch noch so eine junge Frau, wie sie ihr gegenüberstand. Die Rothaarige legte das Medaillon auf den Tisch und kramte in einem Beutel herum, kaum später präsentierte sie der Alten, wie viel Geld sie noch hatte. Ein Blick genügte und sie wusste, dass es weniger war, als sie dafür bekommen könnte. Doch sie sagte nichts, als sie den Gesichtsausdruck des Mädchens sah. Ihre großen schwarzen Augen, die hofften. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, fragte die Verkäuferin: „Warum willst du es haben?“, Lio musste nicht lange überlegen und antwortete ehrlich: „Ich will es meinem Vater schenken. Er hat viel für mich gemacht und es würde ihm bestimmt gefallen. Außerdem stammt er aus dem West Blue. Das ist doch die Karte vom West Blue oder?“, setzte sie noch als Frage dran. Zur Antwort erhielt sie ein Nicken, dann sagte eine Weile niemand etwas. Lio wurde sich bewusst, dass das Geld, welches sie noch hatte, wohl nicht reichen würde. Sie seufzte leise, ob sie einige ihrer Sachen zurückbringen sollte, um das Medaillon zu kaufen? Wie viel kostete es denn jetzt überhaupt? Gerade wollte sie fragen, sprach die Verkäuferin: „Weißt du Kindchen, ich habe nicht oft interessierte Kunden und besonders nicht so junge. Lass das Geld hier und schenk deinem Vater das Medaillon. Aber sorg dafür, dass er es niemals verliert, versprochen?“, mehrmals blinzelte die Rothaarige und realisierte eher langsam die gesagten Worte. „Wirklich? Ist es nicht zu wenig? Ich verstehe, wenn es für so wenig nicht zum Verkauf steht“, purzelten die Worte aus ihrem Mund. Doch die Alte hatte das Medaillon eingepackt und in einen kleinem Beutel verschwinden lassen. Lio kratzte die letzte Münze aus ihrem Geldbeutel, ihr gesamtes Geld lag nun auf dem Tisch. Sie kam sich so schlecht vor, die Frau um diesen Schmuck zu erleichtern, anscheinend war er doch mehr wert. „Es ist wirklich die Karte vom West Blue. Gib bitte gut Acht darauf“ sagte die Frau und lächelte warm. „Ich verspreche es, sie wird in guten Händen sein!“ gab Lio beschwichtigend von sich. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln oder gar sich nochmal zu der Alten umzudrehen, verschwand sie aus dem Laden. Es war ihr mehr als nur unangenehm. Gedankenverloren lief sie mit ihrem Einkauf durch die Groves. Als ihr Magen sich mit einem lauten Knurren zu Wort meldete, beschloss die Rothaarige die Red Force aufzusuchen. Es dauerte nicht lange und da hatte sie das Schiff erreicht, sie verschwand in ihrer Kajüte. Ihre neuen Kleidungsstücke räumte sie in den Schrank, die Alten rückten weiter nach hinten. Irgendwas könnte sie damit wohl noch anfangen, sie musste sich nur überlegen was. Den Beutel mit Medaillon verstaute sie ebenfalls im Schrank, versteckt unter dem Haufen ihrer Kleidung. Erst zum Abschied würde ihr Vater es zu Gesicht bekommen, jetzt wäre es noch zu früh. Mit knurrendem Magen war sie zur Kombüse gegangen, beim Eintreten begegnete sie dem Blick ihres Vaters. Mit einem Lächeln setzte sie sich zu ihm, müde erwiderte er es. „Du warst schon wieder weg?“ fragte er, stumm nickte sie und griff nach einem Brötchen. Ihr Vater hakte nach: „Und wo bist du gestern eigentlich noch gewesen?“, Lio sah von ihrem Teller hoch in die Augen ihres Vaters. Sie schluckte schwer. Es war noch nicht ihre Absicht ihm davon zu erzählen, sie sollte sich schnell etwas ausdenken. „Ähm..“, begann sie und überlegte, doch nichts gescheites fiel ihr ein, verflucht nochmal! „Also ich war..“, sie presste ihre Lippen aufeinander, so schwer konnte es doch nicht sein, sich eine gescheite Lüge auszudenken! Mit hochgeschobener Augenbraue sah der Rothaarige seine Tochter an, die gerade versuchte sich aus irgendetwas raus zu reden. Hatte sie etwas was verbrochen? „Lio?“, innerlich seufzte Angesprochene „Ich war nur einkaufen und eben war ich nochmal los, weil es mir doch nicht so gefallen hat.“ Sie hatte mit voller Überzeugung gesprochen und wie es schien, glaubte er ihr sogar, ha! „Frauen und einkaufen“, murmelte der Rothaarige und entschied sich das Thema fallenzulassen. Lio begegnete allerdings dem Blick des Vizen, der sie argwöhnisch anschaute. Er hatte sie heute Morgen gesehen, wie sie ohne Tüten von Bord gegangen war. Ihrer Meinung nach war er eh viel auf aufmerksam, hoffentlich würde er sie nicht verpetzen. Von alldem bekam der Piratencaptain nichts mit. „Wir werden nach dem Frühstück mal deinen werten Kommandanten anrufen“, gab der Pirat irgendwann mit vollem Mund von sich. „Ist gut“ bekam er zur Antwort und die Stille breitete sich aus. Die zwei Rotschöpfe saßen sich am Schreibtisch des Besprechungsraums gegenüber und starrten auf die Teleschnecke, die versuchte eine Verbindung zwischen ihnen und den Whitebeards herzustellen. Nach einer halben Ewigkeit meldete sich jemand mit einem gehetzten „Hallo?“, es war eindeutig die Stimme ihres Kommandanten. „Marco, hey“, begann die Rothaarige, doch ehe sie weitersprechen konnte, kam Shanks ihr zuvor: „Guten Morgen“, dabei hörte man ein undeutliches Gemurmel des Piraten auf der anderen Leitung, Lio konnte nicht alles verstehen, deutete es aber als ein „Bisschen spät für 'Guten Morgen'.“ Der Rothaarige ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Wir befinden uns zurzeit auf dem Sabaody Archipel, wo seid ihr?“, „Nicht weit, wenn wir hierbleiben, braucht ihr höchstens einen Monat.“ Lange hatten sie gesprochen und diskutiert, was nun sinnvoll wäre. Marco sprach davon, dass sie sich bald mit Jimbei treffen würden, der allerdings noch eine Weile bräuchte, um zu ihnen zu stoßen. Wenn die Whitebeardpiraten Jimbei entgegen kommen würden, bräuchten die Rothaarpiraten länger, andersherum war Jimbei derjenige, der weiter reisen musste. Ziel ihrer Reise war dieser Rookie, der sich mit Vater anlegen wollte, aber der würde sicherlich nicht wegrennen. Schließlich einigten sie sich darauf, dass sie den Monat auf der Insel verbringen würden, um auf Lio zu warten. Die Augen der Rothaarigen strahlten. Nur noch einen Monat? Sie konnte es kaum glauben, doch sie fasste sich schnell. Die Freude, ihre Crew wiederzusehen, war unheimlich groß und dennoch spürte sie ein Stechen, als sie dabei an Shanks dachte. Wie würde er nur damit umgehen? Er hatte mal gesagt, dass es für ihn in Ordnung wäre, wenn sie zurückkehrte. Aber mittlerweile war zwischen ihnen so viel passiert, dass es nicht nur ihn verletzen würde, wenn sie sich trennten. Wehleidig sah sie in das Gesicht ihres Vaters. Das Lächeln, welches auf seinen Lippen lag, war aufgesetzt und erreichte seine sonst strahlenden Augen nicht. ~*~ Marco hatte bereits mit einem Anruf seitens Lio gerechnet, immerhin war sie schon auf der Fischmenscheninsel, als sie das letzte Mal miteinander sprachen. Da sie nun endlich geklärt hatten, wie es weitergehen sollte, konnte er sich auch mit Jimbei in Verbindung setzen. Wie immer blieb die meiste Arbeit an ihm hängen, sein Vater trank unaufhörlich seinen Sake und sprach in letzter Zeit oft über den Rookie. Es hatte sich herum gesprochen, dass er Whitebeard, den stärksten Mann des Meeres, herausfordern und besiegen wollte. Natürlich war der alte Piratenkaiser völlig begeistert von dieser naiven und dennoch eigenwilligen Einstellung des jungen Piraten. Schließlich war das auch der Grund, weshalb sie dem Jungen entgegen kommen wollten. Jimbei hatte durch seinen Posten als einer der Sieben Samurai früh von dem Piraten Wind bekommen. Als er hörte, dass dieser Bengel gegen seinen jahrelangen Freund kämpfen wollte, beschloss er, Whitebeard aufzusuchen und sich für diesen einzusetzen. Niemals würde der Kaiser seine Hilfe benötigen, doch empfand der Fischmensch es als notwendig, seinen Freund zu verteidigen. Erst wenn der Rookie den Samurai besiegt hatte, war er würdig genug, um gegen Whitebeard höchstpersönlich zu kämpfen. Der blonde Kommandant stand an Deck der Moby Dick und sah zu dem Mann im Thron hinauf. In völliger Ruhe sprachen sie darüber, wie es weitergehen sollte. Wie zu erwarten war, gab es von dem Captain keinen Einwand. Einen Monat konnte man es auf dieser Insel sicherlich aushalten und dann wäre sein jüngstes Mitglied wieder bei ihnen. Wie sehr sie sich wohl nach über einem Jahr verändert hatte? Das Lächeln auf seinen Lippen wurde verdeckt, als er einen Zug von seinem Sake trank. Er freute sich darauf, die junge Piratin wieder unter seinen Leuten zu haben. Ihre freundliche offene Art fehlte, besonders nach so langer Zeit. ~*~ Lio sah ihrem Vater an, wie sehr es ihm zu schaffen machte. Sie sah seinen Schmerz und dennoch machte sie nichts dagegen. Schlimmer noch, sie war der Grund dafür! „Papa“, flüsterte sie kaum vernehmbar, doch angesprochener hatte es gehört. Er erwiderte den Blick seiner Tochter und versuchte sich zu einem Lächeln durchzuringen, auch wenn ihm absolut nicht danach war. Für ihn war dieses Treffen noch so weit entfernt, dass man sich darum keine Gedanken machen musste. Doch nun rannte die Zeit. Sie rannte ihm so schnell davon, dass es ihm vorkam, als wäre sein Kind von einem Moment auf den nächsten verschwunden. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, er musste Ruhe bewahren. Lio war immer noch bei ihm, sie hatten noch einen Monat. „Ein Monat“, hauchte er und sein Blick fiel ins Leere. Die Rothaarige war aufgestanden und um den Schreibtisch herum gegangen. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn zu sich, mit seiner Hilfe stand er nun neben ihr, sein Blick ging allerdings immer noch ins Leere. Mit etwas Druck schob sie ihren Vater zu dem Sofa, welches im Besprechungsraum stand. Kaum saßen sie, legte Shanks seinen Arm um sie und zog sie fest an sich. Kein Wort verließ seine Lippen, er wollte sie in diesem Moment einfach nur nicht loslassen. Auch Lio konnte nichts sagen. Sie wusste nicht, womit sie ihren Vater trösten konnte und entschied, einfach still zu bleiben. Sie kuschelte sich an ihn und genoss seine Wärme. Starke Finger legten sich um das zarte Handgelenk und hoben die Hand leicht hoch, um genauer betrachtet zu werden. Als der Rothaarige mit seinen Fingern über die gerötete Haut strich, zog Lio scharf die Luft ein. Ungläubig sah der Pirat sie an. „Was ist das?“, fragte er sie und konnte seine Augen nicht von ihrer Hand lassen. Auch als sie ihm die Hand entziehen wollte, ließ er nicht locker und wartete auf die Antwort seines Kindes. Sie seufzte, eigentlich wollte sie es doch noch gar nicht verraten. „Es ist, damit ich euch niemals vergesse. Dich niemals vergesse“, ihre Stimme war leise und doch hörte er jedes Wort. „Du meinst, es ist ein..?“, er wollte gar nicht aussprechen, was er dachte, doch eigentlich war es ihm schon längst klar. „Ja, es ist ein Tattoo“ gab sie ihm die Bestätigung. „Aber warum das?“, wollte er wissen und starrte dabei weiter auf die drei roten Striche, die auf ihrem dünnen Handgelenk völlig fehl am Platz wirkten. „Es ist dein Markenzeichen, wie die roten Haare“, erklärte sie ihm, aber diese Antwort gefiel ihm nicht. „Es sind Narben, die ich von einem Kampf erhalten habe. Sie wecken keine sonderlich schönen Erinnerungen“, sagte er schlicht. Hatte sie jetzt etwa etwas falsch gemacht? Sie wusste nicht, woher er die Narben hatte, aber gefragt hatte sie bisher auch nie. Störte es ihn jetzt so sehr, dass sie dieses Zeichen trug? Das war doch alles nur nicht ihre Absicht! Sie war der Meinung, dass es das Richtige wäre. Sogar der Jolly Roger trug diese drei roten Narben, wieso sollte sie nun nicht? Dieses einfache Zeichen sollte sie doch an ihren Vater und seine Crew erinnern. Es schien ihr so passend zu sein, aber es war wohl alles andere als ein gelungener Zug. Dennoch versuchte sie sich für ihr Handeln zu rechtfertigen: „Ich habe mir dieses Zeichen ausgesucht, weil es auch auf deiner Flagge zu sehen ist. Wenn ich die drei Striche sehe, denke ich an deine Crew und auch an dich. An die schöne Zeit, die wir hatten. Ich dachte wirklich, es wäre eine gute Idee“, ihre Stimme war während des Sprechens immer leiser geworden. Eigentlich wollte sie ihm doch irgendwie eine Freude damit bereiten, ihm zeigen, wie sehr sie an ihm und seiner Crew hing, doch es war wohl völlig nach hinten losgegangen. Sein Blick war noch immer auf den drei Strichen, die das Handgelenk seiner Tochter zierten. Er erinnerte sich viel zu gut daran, wie er zu diesen Narben kam. Dieser verdammte hinterhältige Bastard von Teach hatte es wirklich geschafft, ihm diesen bleibenden Schaden zuzufügen. Von allen Narben und Wunden, die sich mit der Zeit ansammelten, waren diese drei über seinem Augen, die Einzigen, die ab und zu noch schmerzten. Und seine Tochter hatte sich gerade diese als ein Zeichen für schöne Erinnerungen gesetzt! Er seufzte. Aus ihrer Sicht heraus klang es logisch. Sie hatte nicht unrecht, wenn sie ihn auf seinen Jolly Roger hinwies, ebenso war es ein Markenzeichen zu ihm. Der Rotton stand für seine Haarfarbe, welche so penetrant aus der Menge stach. Sie musste sich wohl viele Gedanken darüber gemacht haben, was ein Zeichen wohl sinnvoll wäre und wenn man die Hintergeschichte der Narben ignorierte, war es ihr wirklich gelungen, etwas einfaches schlichtes und dennoch passendes zu finden. Sein Griff lockerte sich und schlussendlich ließ er ihre Hand völlig los. Ihre schwarzen Augen sahen ihn unsicher an, wenn man genau hinsah, sah man leichte Enttäuschung darin. Wieder ein Seufzer. Mit seiner Hand drückte er den Kopf seiner Tochter an sich. „Ich erzähle die Geschichte, wie ich zu diesen Narben kam“, war schließlich das Einzige, was er in diesem Moment sagte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)