Immer der Freiheit entgegen von kimikomuh ================================================================================ Kapitel 20: Aller Anfang ist ein Ende ------------------------------------- Aller Anfang ist ein Ende Als die Moby Dick die Fischmenscheninsel frisch beschichtet wieder verließ, wollte Lio gar nicht an der Reling stehen und doch wollte sie diesen Anblick für immer in Erinnerung behalten. Kein Abschied, wenn man mal den Tod ihrer Mutter außen vor ließ, fiel der Rothaarigen so schwer wie dieser. Sie hatte die Prinzen und auch die Prinzessin so sehr ins Herz geschlossen, dass sie diese nicht mehr missen wollte, umso schlimmer war die Abreise. Früh am Morgen hatte das Mädchen die Prinzessin lange zum Abschied umarmt, sie konnte ja schließlich nicht bis zum Schiff kommen. Sie hatten sich das Versprechen gegeben, sich wiederzusehen und gemeinsam eines Tages den Freizeitpark zu besuchen. An der Moby Dick warteten bereits der König samt Wachen und seine Söhne. Lio umarmte jeden der Brüder, bei dem Ältesten war die Umarmung doch ein wenig länger, als die Vorherigen. Sie schauten sich tief in die Augen und lächelten sich stumm an. Sagen wollten sie nichts, nur den letzten Augenblick auskosten. Als das Schiff abgelegt hatte, wurden einige Holzklötze in das Wasser geworfen, sie sorgten dafür, dass das Schiff schneller an die Wasseroberfläche gelangte. Noch immer konnte man die riesige Blase der Insel sehen und die Rothaarige lächelte im Stummen. Es war eine unvergessliche Zeit dort, auch wenn sie so kurz war. Etwas blitzte plötzlich aus der Ferne auf, man konnte nicht erkennen, was es genau war, doch es kam immer näher auf sie. Als das Mädchen endlich erkannte, was es war oder besser gesagt, wer es war, schlug ihr Herz ein wenig schneller. Niemand anderes als Fukaboshi schwamm auf das Schiff zu, welches immer weiter nach oben trieb. Er schwamm nebenher und sah sie an „Komm unbedingt wieder her“, sie lächelte „Versprochen!“, damit hatten sie sich voneinander verabschiedet. Er schwamm zurück und sie sah der blauen Haifischflosse hinterher. Fukaboshi hatte ihr in der Nacht zuvor ein kleines Andenken mitgegeben, es war eine bläulich schimmernde Schuppe seiner Schwanzflosse. Sie holte diese aus ihrer Hosentasche und blickte sie lächelnd an, in Gedanken versprach sie ihm, bald wieder herzukommen. Das Schiff trieb langsam immer weiter aufwärts. Jemand klopfte ihr auf die Schulter, sie blickte sich fragend um. Niemand anderes als ihr Kommandant stand hinter ihr und grinste etwas schelmisch, das konnte nichts Gutes bedeuten. „Hast du nicht was vergessen?“, die Rothaarige legte ihren Kopf schief und überlegte kurz, ihr fiel nichts ein. „Nicht dass ich wüsste?“, fragte sie unsicher. „Du erinnerst dich aber bestimmt noch daran, wie ich dir gesagt habe, dass du den Trainingsraum putzen darfst?“, auf einen Schlag fiel es ihr wieder ein, sie brachte nur ein „Oh“ hervor. „Richtig, Oh“ er packte sie am Arm und zog sie mit sich unter Deck. „Eigentlich solltest du das schon auf der Hinfahrt machen, aber ich war so gnädig und hab gewartet. Dafür kannst du es jetzt machen“, sie rollte mit den Augen. Zu freundlich von ihrem Kommandanten, dass er sie doch wieder an ihre Aufgabe erinnert hatte. Im Trainingsraum angekommen, drückte er ihr einen Besen sowie Wischmop mit Eimer und Lappen in die Hände. „Wir sehen uns dann später beim Essen“, grinste er und ließ sie zurück im Raum. Laut seufzte sie und machte sich daran, durch den Raum zu fegen. Als dieser Teil erledigt war, füllte sie den Eimer mit Wasser und wischte den Boden. Allzu lange dauerte diese Aktion nicht und sie war froh, dass sie nicht sämtliche Räume putzen musste. Sie brachte die Putzgeräte zurück in eine Abstellkammer und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Sie wollte die Schuppe des Prinzen gut verstauen und einige Dinge in ihr Tagebuch niederschreiben. Nach eine Weile der Ruhe klopfte jemand an ihre Tür, nach einem „Herein“ ihrerseits, trat der Blonde ein „Warst wohl ziemlich schnell fertig“ stellte er fest „Jep“ antwortete sie knapp und schrieb weiter etwas in das Buch. „Es gibt übrigens Essen, wollte dich abholen“, sie blickte auf und sah ihn an „Ehrlich gesagt hab ich noch keinen großen Hunger“, er lehnte sich an den Türrahmen und bestand dennoch darauf, dass sie mitkam. „Es wäre wirklich besser, du isst etwas. Du solltest gestärkt sein, wenn wir in der Neuen Welt auftauchen“, wie Lio bemerkte, konnte sie ihrem Kommandant nicht widersprechen, also schlug sie ihr Buch zu und erhob sich vom Stuhl. „Na gut, dann lass uns mal Essen gehen“, zufrieden nickte er. In dem Essenssaal war schon einiges zugange und die Meisten waren mit ihrem Teller beschäftigt. Am Kommandantentisch waren schon mehrere zu sehen, sie setzten sich zu ihnen. Vista grinste sie an „Strafe erledigt?“, die Rothaarige grinste zurück „Jap, war nicht mal so schlimm wie erwartet“, der Blonde hob die Augenbrauen „Wenn du willst, kannst du gern noch die anderen Räume putzen“, sie schüttelte schnell den Kopf. „Nein nein, das hab ich damit nicht gemeint“, inständig hoffte sie sich, dass er ihr jetzt nicht noch eine Aufgabe aufdrücken würde. Er beließ es auch dabei und widmete sich dem Essen auf dem Tisch. Mit der Zeit kamen auch die restlichen Kommandanten, Haruta war die Letzte. „Warum so spät?“ fragte Thatch den Neuankömmling, „Ach, gab etwas Chaos bei der Aufgabenverteilung, aber hat sich alles geklärt. Wir sind gegen Abend übrigens oben“, sagte sie und machte sich über ihren Teller mit Essen her. Die Rothaarige rührte den Hauptgang nicht an und widmete sich eher dem Pudding. Fragend sah der Brünette sie an „Keinen Hunger?“, „Nicht so ganz“, sagte sie und löffelte weiter den Pudding. Nachdem sie diesen verspeist hatte, erhob sie sich vom Tisch und verabschiedete sich „Ich bin an Deck, wenn etwas ist.“, sie verschwand Richtung Ausgang. Thatch blickte ihr hinterher „Hat sie was?“ fragte er die Runde, doch niemand wusste so recht eine Antwort, bis auf den Vizen. Er konnte sich sehr wohl vorstellen, was in der Vierzehnjährigen vor sich ging. Sie hatte neue Freunde gefunden und sie so schnell wieder verlassen. Klar, dass sie da etwas geknickt war, doch bald würde sie darüber hinwegsehen, schließlich war sie hier zu Hause. An Deck begrüßte das Mädchen ihren Vater stumm mit einem Nicken und lief geradewegs auf den Bug zu. Sie setzte sich auf den übergroßen Walkopf und blickte in eine Dunkelheit bestehend aus unendlichen Wassermengen. Bald wären sie wieder an der Wasseroberfläche und dann endlich in der Neuen Welt. Sie konnte nicht sagen, dass sie nicht darauf gespannt war, wie die zweite Hälfte der Grandline aussah, doch ließen ihre Gedanken sie nicht los. Noch immer war sie mit ihrem Herz auf der Fischmenscheninsel, saß auf dem Bett der Prinzessin und erzählte den vier Geschichten. Dabei war noch nicht mal ein Tag vergangen als dies geschehen war. Sie seufzte, sie hatte diese Insel und auch die vier in ihr Herz geschlossen und es tat weh, sie verlassen zu haben. Aber sie war schließlich Piratin und sie gehörte auf das Meer, nirgendwo anders war ihr Zuhause, nur dort. Unweigerlich musste sie an ihren leiblichen Vater denken, war er damals aus den selben Gründen verschwunden? Hatte er seine Familie zurückgelassen, so wie sie ihre Freunde zurückgelassen hatte? Nur um dem Piratenleben hinterher zu leben? Sie seufzte ein zweites Mal und schloss ihre Augen, in der Hoffnung, ihre Gedanken würden schweigen. ~*~ Auf einer Insel in der Neuen Welt hob ein Piratencaptain seinen Krug und stieß mit seinen Nakamas an. Wie meistens gab es keinen gewaltigen Grund zum Feiern, doch wer würde bei Sake schon Nein sagen? Sie hatten die Insel vor kurzer Zeit erreicht, es war eine der Inseln, die unter dem Schutz der Rothaarpiraten stand. Von Zeit zu Zeit sollte die Crew immer mal wieder ihre Schutzgebiete abklappern, nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. So waren sie auf einer Insel und saßen in einer Bar. Immer mehr und mehr tranken die Piraten, doch ihr Captain und auch ihr Vize behielten es in Maßen. Der sonst so trinkfeste Captain trank seit längerer Zeit weniger, viel zu abgelenkt vom Feiern, war er in Gedanken bei seiner Tochter. Nach zwei Jahren hatte auch er von Mihawk nichts erfahren können, die Marine nahm an, dass sie gestorben sei. Doch klammerte sich Shanks an dem Hoffnungsschimmer, dass man sie nicht gefunden hatte, es konnte schließlich alles mögliche bedeuten. Die Zeit verging quälend langsam und doch trank er nichts, auch wenn er sich gerne dem Rausch hingegeben hätte. Es wurde immer später und die Bande machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Schiff, dort angekommen, verschwand der Captain ziemlich schnell unter Deck. Er hatte sich an seinen Tisch gesetzt und aus einem Schubfach ein Bild hervorgekramt, darauf zu sehen waren er mit Lina und Lio, sie lächelten alle, wobei die Rothaarigen eher grinsten. Ein schwaches Lächeln zierte die Lippen des Piraten. Jemand kam in den Raum geplatzt, es war Ben, der eine klingende Schnecke in den Händen hielt. Sie sah erschöpft und gehetzt aus, sie musste wohl schon ein Weilchen klingeln. Shanks hob eine Augenbraue und blickte fragend seinen Vizen an, wer rief so spät noch an? Der Grauhaarige stellte die Schnecke auf den Tisch und der Rothaarige erbarmte sich und hob ab. „Ja?“ fragte er neugierig. „Wurde auch langsam Zeit“, niemand anderes als Silvers Rayleigh sprach. Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte er die Schnecke an „Ray? Warum rufst du so spät an?“ „Ich hab Neuigkeiten, die dich interessieren sollten“, sagte er und eine kurze Pause trat ein. An der anderen Leitung trank der dunkle König einen Schluck aus seinem Flachmann. Er war genervt und gleichzeitig verblüfft, dass Shanks noch ziemlich nüchtern klang, wenn man bedachte, dass es so spät war und er doch so gerne trank. Ungeduldig blickte der Captain die Teleschnecke an und wartete darauf, dass der Mann auf der anderen Seite endlich weitersprach. „Ich hab vor ein paar Tagen Lio kennengelernt, unglaublich nettes Mädchen und so hübsch“, gab Ray von sich. „Du hast was?!“ schrie der Pirat die Schnecke an, er war von seinem Stuhl aufgesprungen und sah Ben an und fragte sich, ob das ein schlechter Witz war. „Sie war auf dem Sabaody Archipel, ich hab sie im Freizeitpark aufgegabelt“, „Ray, mach bloß keine Witze darüber!“, drohte er der Schnecke geradezu hysterisch. „Ich mach keine Witze“, bestätigte er und trank wieder einen Schluck aus seinem Flachmann. Der Piratencaptain setzte sich wieder auf seinen Stuhl und war völlig in Gedanken versunken, er wusste gar nicht, was er sagen oder fragen sollte. Ben übernahm für ihn „Rayleigh, wie lange ist das her?“ „Ah Ben, wenn ich mich nicht irre vor zwei Tagen“, „Wo ist sie jetzt?“ fragte er akribisch. Der ehemalige Pirat ließ sich etwas Zeit „Entweder auf der Fischmenscheninsel oder bereits auf dem Weg in die Neue Welt, aber ich bin mir da nicht so sicher“, „WAS?!“ rief der Captain erneut. Seine vierzehnjährige Tochter war auf der Fischmenscheninsel oder schon in der Neuen Welt? Sie würde das niemals alleine schaffen, war sie überhaupt allein? „Mit wem?“, fragte Ben ruhig weiter, er hatte sich inzwischen eine Zigarette angezündet. „Das hab ich versprochen, nicht zu verraten.“ „Wie?“, hakte der Rothaarige nach, „Am besten erklärst du von Anfang an alles“ ergänzte der Vize. „Nun gut.“ fing Rayleigh an „Ich habe sie vor einigen Tag auf dem Archipel gesehen, sie ist nicht allein unterwegs und es geht ihr gut, sie ist in Sicherheit“, hängte er erklärend dran. „Im Freizeitpark habe ich sie allein erwischt und mit zu Shacky genommen. Wir haben ein Weilchen geredet, hauptsächlich über Lina, sie sieht ihr übrigens unglaublich ähnlich.“ Leise hauchte Shanks nur ein „Lina“ und dachte unweigerlich an sie. Der dunkle König hatte den Blick seiner Teleschnecke vor ihm gedeutet und räusperte sich ehe er weitersprach „Sie ist Piratin, kämpft mit Schwert und wird bald in der Neuen Welt sein. Ich habe ihr deine Vivre-Card gegeben, sie hat aber kein sonderlich positives Bild von dir Shanks“, fragend blickte dieser die Schnecke an. Er konnte nicht nachvollziehen, weshalb dies so war, schließlich hatte er sie so oft besucht und es gab ja auch einige Fotos als Erinnerung. Rayleigh erklärte: „Lina hat wohl seitdem ihr fort wart nicht viel über dich gesprochen und Lio denkt, dass du sie aus Egoismus alleingelassen hast“, „Das stimmt doch aber gar nicht..“ sagte der Piratencaptain etwas traurig, er wollte nicht, dass seine Tochter schlecht von ihm dachte. „Das weiß ich, aber nicht Lio.“, Ben zog an dem Glimmstängel und fragte: „Und wem ist sie unterwegs?“, „Wie ich bereits sagte, ich habe ihr versprochen, es nicht zu verraten“, „Aber Ray..“ „Kein Aber. Sie hat deine Vivre-Card, wenn sie das Verlangen verspürt, dich zu sehen, wird sie sich auf den Weg machen, ansonsten kannst du sie ja suchen. Schließlich ist sie bald in der Neuen Welt“, unterbrach der ehemalige Pirat. „Ich wollte dir nur Bescheid geben. Sie lebt“ sagte er und verabschiedete sich, ein Klacken war zu hören und die Verbindung wurde getrennt. Shanks wiederholte seine Worte „Sie lebt..“ ~*~ „Macht euch bereit!“, schrie der Steuermann übers Deck, bald wären sie wieder an der Wasseroberfläche, jeder sollte auf das Schlimmste gefasst sein. In der Neuen Welt konnte man nie wissen, wie das Wetter spielte, von einem auf den anderen Moment konnte ein gewaltiger Sturm aufziehen, man war in diesem Gewässer niemals sicher, auch vorbereitet nicht. Lio stand an Deck, wie bei dem Tiefgang konnte sie nicht viel Hilfe beisteuern, da sie nicht erfahren war. Sie sah ihren Nakamas dabei zu, wie sie sich platzierten, um schnellstmöglich handeln zu können. Es dauerte nicht mehr lange und sie wären wieder oben. Sehen konnte man die Oberfläche bereits, als sie dieser immer näher kamen, sah die Rothaarige immer mehr Ringe, es wies eindeutig auf Regen hin. Der erste Holzklotz hatte die Wasseroberfläche erreicht, die Nächsten folgten zugleich und zu guter Letzt die Moby Dick. Es war dunkel, dies lag nicht nur daran, dass es bereits Nacht war, tiefschwarze Gewitterwolken hingen am Himmel. Dieser wurde für Millisekunden erhellt, als ein Blitz in der Ferne zu sehen war. Kaum später folgte ein ohrenbetäubendes Donnern. Lios Augen weiteten sich, noch nie hatte sie ein derartiges Unwetter erlebt, die Anderen liefen kreuz und quer über das Deck und sicherten die Ladung, sie selbst stand tatenlos da und wurde vom Regen völlig durchnässt. Sie wollte helfen, soviel stand für sie fest. Sie trat einen Schritt in Richtung Reling und ein erneutes Donnern ließ sie zusammenzucken. Es schüttelte sie am ganzen Körper, sie überwand die letzten Schritte und befestigte eines der Beiboote mit einem weiteren Tau. Ein Blick zur Seite verriet ihr, dass die Anderen ebenfalls dabei waren, die Boote zu sichern. Sie hörte ein lautes Knacken, als sie sich gerade umdrehen wollte. Einer ihrer Kameraden hatte etwas mit voller Wuchte gegen den Kopf bekommen, dabei ließ er das Tau los und eines der Beiboote fiel hinab, er selbst wäre beinahe ebenfalls gefallen, wenn die Rothaarige ihn nicht gerade noch rechtzeitig an der Hand erwischt hätte. Mit gesamter Kraft versuchte sie den Piraten zu sich zu ziehen, doch schaffte sie es gerade so, ihn festzuhalten. Sie spürte wie seine Hand aus ihrer rutschte, es bestand keine Möglichkeit, dass sie ihn hochziehen konnte. Ein kurzer verzweifelter Blick über das Deck genügte, um zu sehen, dass keiner in Reichweite war, der so schnell hätte zu ihnen eilen können. So laut wie möglich rief die Rothaarige: „Ich brauch eure Hilfe!“, sie nahm ihre zweite Hand und verzichtete damit auf einen sicheren Halt. Sie zog und zog, doch schaffte sie es einfach nicht, den bewusstlosen Piraten über die Reling zu ziehen. Verzweifelt blickte sie sich ein zweites Mal um, sie sah das Gesicht des Vizen, der gerade auf sie zu rannte. Erleichtert atmete sie aus, doch mit der kommenden Welle hatten sie definitiv nicht gerechnet. Die Moby Dick schwenkte viel zu stark von steuerbord zu backbord, mit dem Schwung schaffte sie es ihren Nakama über die Reling zu ziehen. Doch selbst hatte sie absolut nicht damit gerechnet, dass das Schiff so extrem zurück schwenkte. Sie selbst knallte gegen die Reling und fiel hinüber, voller Panik griff sie danach und hing mit einer Hand festhaltend daran. Panisch versuchte sie irgendjemanden zu sehen, doch durch das Schwenken hatte jeder seinen Halt verloren. Sie rief erneut wahllos Namen und hoffte, irgendjemand würde ihr helfen. „Marco!“ eine weitere Welle knallte gegen das Schiff und schwenkte es zur Seite aus. Am Horizont war erneut ein Blitz zu sehen und Sekunden später folgte der dazugehörige Donner, das Schiff befand sich mitten im Gewitter. Die Schulter des Mädchens pochte stark, sie war vor ihrem Fall gegen die Reling geknallt, dies spürte sie inzwischen ziemlich deutlich. Erneut versuchte sie es „Marco! Thatch! Hilfe!“, doch ihre Rufe wurden vom nächsten Donner völlig verschluckt. Lio spürte, wie ihre Kraft immer weiter schwand, lange würde sie es sicherlich nicht mehr aushalten. Der Regen prasselte pausenlos hart auf ihre Haut, es fühlte sich inzwischen an wie Nadelstiche. Für einen kurzen Moment verfluchte sie sich wirklich, sie hätte an dem Tag tatsächlich etwas mehr essen sollen. Ein weiteres Donnern ertönte, ihr kam es inzwischen vor, als ob sie schon mehrere Stunden dort hing, doch waren gerade mal wenige Minuten vergangen. Sie wollte nicht aufgeben, versuchte es wieder „Vater!“ rief sie so laut wie möglich über das Deck. Ein Hoffnungsschimmer machte sich breit, als die Rothaarige ihren Kommandanten sah. Völlig durchnässt und am Kopf blutend rannte er auf sie zu. Eine weitere Welle, noch größer als die Erste, brach gegen das Schiff und brachte es erneut aus seiner Waagerechten. Sie verloren ihren Halt und Lio ihre Kraft, sie schaffte es einfach nicht weiter und ließ los. Der Blonde hatte gesehen, wie der rote Haarschopf verschwand und schrie laut „Nein!“, er rappelte sich schnell wieder auf die Beine und rannte zu der Stelle, wo eben noch das Mädchen war. Von ihr war keine Spur zu sehen, auch der Blick über die Reling zeigte nichts als Schwärze. Es war viel zu dunkel und wüst, um irgendetwas erkennen zu können. Er verwandelte sich in seine Phönixgestalt und sprang von Deck, wenige Meter über dem Meer flog er um das Schiff, mehrere Male mit einem immer zunehmend größeren Radius, doch war sie nirgendwo zu sehen. Beinahe hätte ihn eine Welle erwischt und das wäre für ihn das Ende gewesen. Er rief laut: „Lio!“ und flog immer wieder um die Moby Dick, doch niemand antwortete ihm. „Lio! Verdammt, wo bist du?!“ rief er nun etwas panischer. War sie etwa ohnmächtig ins Wasser gefallen? Was war passiert, wieso hatte sie losgelassen? Unzählige Fragen huschten durch den Kopf des Kommandanten. Immer wieder versuchte er es, doch niemand antwortete ihm, kein Mädchen blickte aus dem Meer heraus, kein Rotschopf war zu sehen. Sie konnte unmöglich untergegangen sein.. Lio spürte wie sie in das Wasser fiel, es war furchtbar kalt und schmerzte auf ihrer Haut. Als sie vor Schreck Luft holen wollte, atmete sie Wasser ein. Mit ihren Armen versuchte sie schnellstmöglich wieder an die Oberfläche zu kommen, doch wusste sie weder wo oben noch unten war. Sie hörte unter Wasser lautes Donnern und schreckte zusammen, sie versuchte ihre restlichen Kraftreserven zu entlocken und schwamm. Endlich hatte sie die Oberfläche erreicht und atmete schnell ein und aus. Völlig entkräftet war sie im Nichts, sie konnte weder das Schiff, noch ihre Hand sehen. Panisch rief sie: „Marco!“ und schwamm, sie wusste nicht wohin, doch sie schwamm und rief wieder „Thatch!“, als Antwort sah sie einen Blitz. Etwas weiter von ihr entfernt, sah sie etwas auf der Wasseroberfläche. Sie versuchte dort hinzuschwimmen, doch sah sie nichts. Sie spürte, was es war, als sie unsanft dagegen kam. Es war das Boot, welches zuvor von der Moby gefallen war. Voller Schmerzen hob sie sich hinein und versuchte ihren Sauerstoffmangel umgehend mit schneller Atmung zu kompensieren. Ihr Kopf dröhnte und das Donnern wurde unerträglicher. Sie war so furchtbar erschöpft, dass ihr die Augen zufielen, der Schmerz in ihrer Schulter wurde immer dumpfer und das weitere Donnern zunehmend leiser. Vor ihrem geistigen Auge sah sie den Blonden, wie er sie anlächelte; sie sah den Smutje, wie er lächelnd am Herd stand und in einem der Töpfe rührte; sie sah ihren Vater, der in seinem Thron saß und aus seiner Flasche trank; sie sah Fukaboshi und seine Geschwister, wie sie zu fünft versuchten ein Bild zu machen; sie sah ihre Mutter, wie sie ihr eine gute Nachtgeschichte erzählte und sie sah einen Mann, der sie liebevoll anlächelte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Danach wurde alles schwarz. Noch immer flog der Kommandant der ersten Division um das Schiff, der Sturm hatte sich langsam beruhigt und die Wolken sich verzogen. Als die Sichtweite etwas größer wurde, drehte der Blonde größere Runden, verzweifelt auf der Suche nach der Rothaarigen. An Deck beruhigten sich alle langsam wieder und versuchten den Schaden des Sturms einzuschätzen. Als der Captain seinen Vizen etwas entfernt durch die Gegend fliegend sah, rief er ihn laut zu sich, doch Marco reagierte nicht. Immer noch versuchte er die Rothaarige zu finden. Whitebeard wurde etwas lauter: „Marco!“ rief er drohend und stellte zufrieden fest, wie der Blonde zum Schiff flog. Doch sein Blick verhieß nichts Gutes. Er landete an Deck und sah erschöpft seinen Vater an, dieser fragte ihn: „Was hast du da eben getrieben?“, ihm war bewusst, dass etwas passiert war, nur wusste er noch nicht was. Der Kommandant blickte schwach seine Nakamas an, die sich gesammelt hatten. Ohne Stimme formte er mit seinen Lippen den Namen des Mädchens, kein Ton kam heraus. Sein Vater hakte nach: „Was?“, mit festerer Stimme brachte er nur „Lio“ hervor. Sämtliche Anwesenden ließen den Blick über das Deck schweifen, doch nirgendwo war sie zu sehen, dabei waren sie sich alle sicher, dass sie an Deck war, als sie die Wasseroberfläche durchbrochen hatten. Der Piratencaptain hatte bereits gehört, was er gesagt hatte, fragte dennoch ein weiteres Mal „Was?“, mit ebenso fester Stimme sagte der Blonde erneut: „Lio, sie ist.. über Bord gegangen“, kaum hatte er gesagt, überkam ihn ein Gefühl von Schwäche. Er war doch schließlich ihr Kommandant und auch für ihre Gesundheit zuständig. Er hatte sie gesehen, wie sie verzweifelt einen Kameraden festhielt, der bewusstlos vom Schiff gefallen wäre. Sie selbst hing kurze Zeit später selbst dort und er hatte es nicht geschafft, sie in Sicherheit zu bringen, stattdessen war sie über Bord gegangen und er konnte sie nicht auffinden. Whitebeards Blick war starr, er wusste nicht, wie er mit dieser Information umgehen sollte. Wenn Marco sie nicht finden konnte, wie sollte dann sonst jemand sie finden? Wie weit hätte sie treiben können, dass Marco sie nicht finden würde? War sie untergegangen oder weshalb fand er sie nicht? Wieso war sie überhaupt an Deck? Unmengen an Fragen huschten durch seinen Kopf. So einen Beginn in der Neuen Welt hatte er sich für sie sicherlich nicht erhofft. Marco spürte ganz schwach das Pochen an seinem Kopf, ganz zu Beginn hatte er eine übergebraten bekommen, doch seine Wunden heilten durch seine Teufelsfrucht ziemlich schnell. Dennoch machte sich Erschöpfung bemerkbar, er war mit rasanter Geschwindigkeit etliche Male um das Schiff geflogen, immer weiter hatte er sich entfernt, doch hatte er sie nicht gefunden. Der alte Piratencaptain setzte sich in seinen Thron und betrachtete die Schäden, die das Unwetter angerichtet hatte. Es war an sich nichts schlimmes passiert, jeder hatte einige Wunden von sich getragen, doch die Größte war wohl, dass das jüngste Mitglied verschwunden war und man konnte unmöglich sagen, dass sie es überstanden hatte. Im Gegensatz zu den anderen Piraten war sie nicht annähernd so stark und hatte viel ihrer Kraft verloren, ebenfalls kam der Aufprall gegen die Reling dazu, wie sollte sie solch ein Unwetter in absoluter Dunkelheit überstanden haben? Whitebeard trank dieses eine Mal keinen Sake. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)