Immer der Freiheit entgegen von kimikomuh ================================================================================ Kapitel 15: Unglückliche Begegnung ---------------------------------- Unglückliche Begegnung Auf der Red Force verging kein Tag, an dem Shanks nicht an sie dachte. Sie waren doch seine größten Schätze, warum waren sie einfach so verschwunden? Warum hat Lina es ihm vorenthalten, sie noch ein letztes Mal zu sehen? Warum musste sie sterben? Wo war Lio? All diese Fragen kreisten im Kopf des Piratencaptains, doch eine Antwort fand er nicht. Der sonst so überglückliche Shanks war wie ausgewechselt, er war ruhiger, ernster und vor allem voller Trauer. Nachdem sie die Insel im West Blue verlassen hatten, setzten sie sich direkt mit Falkenauge in Verbindung. Dieser konnte ihnen allerdings keine Auskunft geben, da er selbst keine Details kannte. Er würde abwarten, bis man es ansprach oder aber selbst nach Informationen suchen. Es war nicht selbstverständlich von Falkenauge, dass er sich für den Rothaarigen einsetzte, doch teilten sie ein gemeinsames Schicksal. Nach all den Jahren waren sie wirklich Freunde geworden, das wusste der Schwertkämpfer, nur würde er es nie offen zugeben. Inzwischen waren einige Wochen vergangen und sie befanden sich am Anfang der Grandline. Es gab drei Optionen, wohin man sie gebracht haben könnte, doch war das Risiko, verletzt zu werden, viel zu hoch. Mit nur einer Mannschaft eine solche Einrichtung der Marine zu stürmen, wäre gerade zu Wahnsinn, zumal sie nicht einmal wussten, zu welcher Lio gebracht werden sollte. Shanks stand an der Reling und beobachtete die Wellen dabei, wie sie immer wieder aufs Neue am Rumpf des Schiffes brachen. Er legte seinen Kopf in den Nacken und sah in den strahlend blauen Himmel, es war ein wundervoller Tag auf der Grandline, doch konnte er davon keine einzige Sekunde genießen. In Gedanken ständig bei Lio, wartete er auf einen Anruf von Mihawk. Irgendwelche Informationen sollte es doch geben, irgendwas, einen kleinen Anhaltspunkt, ob sie noch am Leben war, ob sie schon dort war und was man mit ihr vorhatte.. irgendetwas. Doch der Anruf ließ noch bis zum Abend auf sich warten. Als die Teleschnecke plötzlich klingelte, hob der Rothaarige umgehend ab. „Mihawk“, sagte er und wartete auf eine Antwort von der anderen Leitung, „Sie wollten Lio nur als Köder für dich. Sie sind sich trotzdem nicht zu 100 Prozent sicher, ob sie deine Tochter ist“, „Was heißt hier 'wollten'?“. fragte der Rote umgehend. „Das Schiff hätte vor einiger Zeit ankommen müssen, doch es hat das Hauptquartier nie erreicht“, kurzes Schweigen folgte, dann sprach Mihawk weiter: „Das Schiff wurde völlig zerstört vorgefunden, die komplette Besatzung lag verstreut an Deck, mehrere Einschlaglöcher im Rumpf und keine Überlebenden.“ Shanks versuchte mit den Informationen klarzukommen, doch nichts als Leere war in seinem Kopf, er spürte Wut, Trauer, Verzweiflung und diesen Schmerz in seiner Brust. „Lio hat man aber nicht gefunden“, sagte der Samurai, die Miene der Schnecke passte sich vollständig an die des Schwertkämpfers an, sein sonst so grimmiger Blick war absolut neutral. Doch davon bekam der Rote nichts mit, er suchte Hoffnung in den letzten Worten. Da man sie nicht gefunden hatte, musste sie verschwunden sein oder man hatte sie mitgenommen. Nur weil sie nicht mehr auf dem Schiff war, hieß es ja nicht, dass sie bereits tot war. Es könnte nach wie vor die Möglichkeit bestehen, dass sie am Leben war. „Wer hat das Schiff angegriffen?“, „Ist nicht bekannt, mussten aber fortgeschrittenere Piraten sein. Das Marineschiff war unter Leitung von Joe Jones.“, der Blick des Piratencaptains wurde schlagartig wütend. Etwas lauter fragte er nach: „Jones?! Dieser verdammte..“, zu gut hatte Shanks es in Erinnerung, wie dieser angehende Marineoffizier Lina gefangen genommen hatte. Verwundet hatte der Rothaarige sie wiedergefunden, einzelne Narben trug sie bis zu ihrem Lebensende. Jones wollte sie ebenfalls als Köder verwenden, hatte er Lio etwa genauso zugerichtet? Sein Blick verdüsterte sich, wenn möglich, noch ein Stück mehr. Die Stimme aus der Teleschnecke holte ihn aus seinen Gedanken „Ich melde mich, sobald ich mehr weiß“, schnell bedankte er sich noch bei Mihawk und damit war das Gespräch beendet. Er müsste mit Ben darüber sprechen, es bestand noch immer die Chance, dass sie lebte. Ob er andere Piraten um Hilfe bitten könnte? Wer käme da in Frage? Buggy? So wie der Rothaarige ihn kannte, befand sich der Clown sehr wahrscheinlich im East Blue und würde diesen erst in einer halben Ewigkeit verlassen. Verzweifelt raufte sich der Piratencaptain die Haare und seufzte. Die kommenden Tage müsste er seine Verbündeten kontaktieren, falls notwendig auch Banden mit denen er sich weniger friedlich verstand, doch wenn es helfen würde Lio zu finden, würde er das in Kauf nehmen. Sie war doch schließlich sein Ein und Alles. ~*~ Im Besprechungsraum hatten sich schon einige Kommandanten eingefunden, zu den fehlenden gehörte allerdings auch der Captain, wie so oft, würde er zuletzt eintreffen. Etwas gehetzt kam die einzige Kommandantin in den Raum gestürmt, als sie erkannte, dass sie nicht zu den Letzten gehörte, atmete sie erleichtert aus. Mit der Zeit sammelten sich auch die restlichen Kommandanten und als Whitebeard in den Raum trat, stellten sich sämtliche Gespräche umgehend ein. Abwartend betrachtete man den alten Hünen, der zu sprechen begann: „Ihr wisst sicherlich, worum es heute geht“, Jozu antwortete als Erster darauf: „Ja, aber sicher. In welche Division die kleine Lio soll.“ Nickend antwortete Marco: „Richtig, als erstes besteht die Frage, wer Interesse daran hätte, sie in der Division zu haben“, dabei blickte er in die Runde und sah, wie sich manch einer mehr Gedanken darüber machte, als ein Anderer. Thatch war der Erste, der sprach: „Ich hätte sie gern in meiner Division“, „War ja auch nicht anders zu erwarten“, witzelte Haruta. Vista meldete sich ebenfalls zu Wort: „Ich will sie ebenfalls in meiner Division haben. Da ich sie ohnehin schon trainiere, wäre es nur sinnvoll“, den Blick, den er dafür vom vierten Kommandanten kassierte, war der Zylinderträger definitiv nicht von ihm gewohnt. Jedem Anwesenden war bewusst, wie gut sich der Smutje mit der Kleinen verstand, die Meisten hielten sich deshalb zurück, doch einige versuchten es trotz allem, da sie eine Bereicherung für die Division wäre. So meldete sich nun auch Rakuyou zu Wort: „So gut, wie sie kämpft, will ich sie in meiner Division haben. Eine gute Schwertkämpferin kann man immer gebrauchen“, darauf folgte ein Wortgefecht unterhalb der drei Kommandanten bis Whitebeard endlich seine Stimme erhob „Genug. Werdet euch einig oder sie bleibt vorerst weiterhin ohne Division.“ Thatch wurde es zu viel, aufgebracht stand er auf und schlug auf den Tisch „Ich verstehe mich mit ihr am besten, sie muss einfach in meine Division!“, Marco erwiderte darauf nur: „Vielleicht ist genau da das Problem. Wie willst du dich bei ihr durchsetzen können, wenn du sie alles durchgehen lässt?“, nun erhob sich auch Vista „Seh ich genauso, sie trainiert mit mir, sie soll zu mir.“ Empört schnaufte Rakuyou „Du hast doch genug gute Leute in deiner Division, ich brauch jemanden wie sie!“ Die Laune des Captains sank nach kurzer Zeit und Sake zum Besänftigen hatte er keinen, da er dachte, die Besprechung würde nicht großartig lang dauern, doch dass sich nun alle wie aufgeschreckte Hühner verhielten, hatte er nicht von seinen Kommandanten erwartet. Ein Blick zu seinem Vizen genügte und er erhielt auf seine stumme Frage ein Nicken „Das reicht jetzt. Da ihr euch nicht einigen könnt, wird sie ein Teil der ersten Division. Marco, du wirst sicherlich keine Probleme damit haben“, als er ausgesprochen hatte, wollten sie gerade zu sprechen ansetzen, doch hielten inne, als der Blonde sprach: „Natürlich, es sollte keine Probleme geben.“ „Damit wäre das geklärt“, der Hüne erhob sich und trat aus dem Raum, um schnell zu seinem Sake zu kommen. Im Raum zurück blieben die Kommandanten „Wieso zur Hölle kommt sie zu dir?“, „Du wolltest sie doch gar nicht bei dir haben!“ „So jung und schon in der ersten Division, wie soll sie dem gerecht werden? Sie muss noch lernen!“, dem ersten Kommandanten reichte es langsam. Er konnte auch nichts dafür, dass man Lio in seine Division gesteckt hatte, wenn die Anderen sich nicht einigen konnten, selbst Schuld. „Bleibt mal ruhig, sie ist jetzt mir untergestellt, lebt damit. Vielleicht ist es auch besser so. Du kannst weiterhin mit ihr trainieren und du auch nach wie vor auf sie aufpassen“, er zeigte währenddessen auf Vista und Thatch. Ohne großartig Worte zu verlieren, verschwand Marco aus dem Raum, damit war die Diskussion beendet. Etwas traurig blickte der Brünette drein, er hatte es sich so lustig mit ihr vorgestellt, aber höchstwahrscheinlich hatte der Blonde recht. Es könnte zum Problem werden, wenn Thatch sich ihr gegenüber mit dieser väterlichen Fürsorge verhielt. Der erste Kommandant machte sich auf den Weg zu der Kajüte des jungen Mädchens. Es war noch früh am Morgen und sicherlich würde Lio noch schlafen, doch Marco würde sich köstlich darüber amüsieren, sie aus dem Bett zu scheuchen. Vor ihrer Tür machte er Halt und klopfte, wie zu erwarten war, kam keine Reaktion und er betrat ohne Aufforderung den Raum. Wieso sollte er sich auch zurückhalten? Schließlich gehörte sie jetzt seiner Division an, da konnte er sich ruhig das Recht nehmen, einfach in ihr Zimmer zu platzen, wie ihm lustig war. Völlig versteckt von Kissen und Decken konnte man nur den roten Haarschopf erkennen, der vollkommen zerzaust in sämtliche Richtungen abstand. Er trat näher an das Bett und überlegte sich schon, wie er sie denn diesmal aus dem Land der Träume befördern könnte. Als Lio sich plötzlich zu drehen begann, war der Blonde sich nicht sicher, ob sie wach geworden war. Abwartend blickte er in das Gesicht des Mädchens, welches noch immer völlig entspannt wirkte, sie schlief also noch. Bei genauerem Betrachten kam ihr Gesicht ihm unglaublich bekannt vor, doch ihm fiel nicht ein, woher er sie kennen könnte. Vielleicht eine Verwandte? Wie hieß ihre Mutter nochmal? - Lina. Doch auch nach längeren Überlegungen kam der Kommandant zu dem Schluss, dass er keine Lina kannte. Wahrscheinlich war es einfach nur ein blöder Zufall. Marco entschied sich für eine freundliche Art sie zu wecken, zumindest würde er es versuchen. Etwas herabgebeugt, rüttelte er an ihrer Schulter. Er bemerkte ihren müden Widerstand und undeutlich nuschelte sie „Noch fünf Minuten“, das Mädchen drehte sich samt Decke auf die andere Seite und kuschelte sich in die Kissen. Der Blonde musste anfangen zu grinsen, Schadenfreude machte sich breit, schließlich hatte er es auf die freundliche Weise probiert. Ohne großartig zu überlegen, entzog er ihr die Decke und etwas verwirrt öffnete die Rothaarige ihre Augen. Mit kleinen Augen schaute sie fragend Marco an, welcher noch immer schelmisch grinste. Er beugte sich zu ihr herab und fing sie an zu kitzeln, auf einen Schlag war Lio wach und versuchte sich aus der Kitzelattacke zu retten, doch war es ihr unmöglich. „Bitte! Marco! Hör auf!“ zwischen all dem Kichern, japste sie die Worte nur heraus und erhoffte sich schnellstens eine Erlösung und unerwarteterweise ließ er von ihr ab. Der erste Kommandant richtete sich auf und sprach: „Es gibt Neuigkeiten, die dich interessieren sollten“, Lio legte ihren Kopf leicht schräg und brachte nur ein „So?“ hervor. Er nickte und lächelte sie an „Ja, du wurdest einer Division zugeteilt“, ihre Augen richteten sich gespannt auf ihn „Und?!“, sie hoffte sich inständig, dass sie zu Thatch kommen würde, mit ihm verstand sie sich einfach am besten. „Ich kann mir denken, dass du zu Thatch willst, allerdings gab es da einige Unstimmigkeiten, daher bist du in der ersten Division“, erklärte er ihr, er beobachtete genaustens ihre Gesichtszüge. Im ersten Moment wirkte sie etwas enttäuscht darüber, doch schnell lächelte sie „Dann bin ich ja dir zugeteilt!“, „Richtig, deshalb bin ich hier. Ich will dir ein paar Dinge erklären und auch zeigen“, freudig nickte sie und setzte sich in den Schneidersitz. „Als Erstes erkläre ich dir die Rangfolge. Sämtliche Kommandanten stehen über dir und wenn sie dir einen Befehl erteilen, hast du diesen auszuführen. Da du in meiner Division bist, steht mein Wort über das der Anderen. Vater steht über mir, daher musst du seine Befehle vor meinen ausführen, verstanden?“, die Rothaarige nickte und zählte dann auf: „Also Vater zu erst, dann deine und dann die, der anderen Kommandanten“, „Richtig. Ich will dir ein paar Räume zeigen, am besten ziehst du dich eben um, ich warte draußen“, nach ihrem Nicken verließ er die Kajüte. Lio sprang übereifrig aus dem Bett und zog sich frische Kleidung an, die Haare bändigte sie zu einem Zopf und trat aus dem Raum. Im Gang wartete Marco auf sie und forderte sie auf, ihm zu folgen. Sie betraten einen Teil des Schiffes in dem sie sich noch nicht aufgehalten hatte „Hier befinden sich die Gemeinschaftskajüten für die Divisionen, der Reihe nach durch für jede Division zwei Räume“, erklärte er ihr und sie sah ihn fragend an „Muss ich da auch schlafen?“ „Nein, die Kajüte gehört dir, es wäre nicht richtig, dich zu den Anderen zu stecken“, erleichtert atmete sie aus. Sie mochte zwar alle, aber mit schnarchenden Piraten in einer Kajüte schlafen, wollte sie dann doch nicht. Sie kamen am Trainingsraum vorbei, in dem sie mit Vista bereits trainiert hatte „Den müsstest du schon kennen, weiter den Gang entlang, gibt es weitere Trainingsräume“, sie betraten den ersten Raum. „Es gibt regelmäßiges Training unterhalb der Mitglieder. Da du mit Vista regelmäßig trainierst, musst du nicht immer dabei sein, kannst es aber, wenn du willst“, der Blonde trat an das eine Infobrett und zeigte ihr einen Plan „Dort steht drauf, wann welche Division trainiert. Ansonsten siehst du dort..“, er zeigte auf weitere Zettel „Was gemacht werden muss. Für jede Division gibt es diese Pläne, dort kannst du entnehmen, welche Aufgaben gemacht werden müssen.“ Die Rothaarige schaute sich den Plan genauer an „Also steht heute Training an?“ „Richtig, du kannst ja, da es das erste Mal ist, dabei sein“, sie nickte nur und betrachtete die Aufgaben der anderen Divisionen. „Warum stehen manche Divisionen nicht im Plan?“, Marco zog eine Augenbraue hoch, er war etwas erstaunt, dass sie es erkannt hatte. „Nun ja, manchmal muss eine Division zu einem Außeneinsatz, das heißt andere Verbündete unterstützen. Je nach Schwierigkeit, werden mehrere dort hingeschickt. Falls in nächster Zeit solche Einsätze notwendig sind, will ich von vornherein sagen, dass du nicht mitkannst“, der Blonde sah ihre Miene und versuchte zu erklären: „Es liegt nicht an deinen Fähigkeiten oder deinem Alter, du bist noch recht neu und daher wäre es ratsam, wenn du dich erst mal auf die Moby konzentrieren würdest.“ Mit der Erklärung kam sie zurecht, wollte trotzdem bei solchen Spezialaufgaben dabei sein, aber das würde sicherlich noch mit der Zeit kommen, sie würde es schon noch allen zeigen und dann würde man ihr absolut vertrauen. Die Rothaarige sah sich noch weiter im Raum um und erkannte an einer Wand eine Reihe von Bildern, sie trat näher heran und betrachtete diese. Es waren Steckbriefe von den Mitgliedern, manche der Gesichter kannte sie bereits, konnte allerdings noch keine Namen zuteilen. „Das sind Steckbriefe“, erklärte Marco ihr, sie wandte sich um „Nur von der ersten Division?“, „Ja, jede Division hat ihre eigene Wand dafür. Es motiviert die Leute“, er betrachtete sein eigenes Kopfgeld. „Aber ist es nicht gefährlich, wenn man so ein hohes Kopfgeld hat?“, er konnte nicht anders und lächelte „Weißt du Kleines, wir sind stolz darauf. Je höher das Kopfgeld, desto gefährlicher sind wir für die Marine“, sie brachte nur ein „Oh“ hervor. Dann grinste sie „Irgendwann hab ich ein höheres Kopfgeld als du!“, der erste Kommandant musste bei ihrer Aussage lachen, nicht weil es so abwegig wäre, eher weil er nicht daran zweifelte und man ihr ihren Willen ansah, ihre Augen strahlten vor Überzeugung. „Ich schätze mal, damit wäre das Wichtigste erklärt und wir können frühstücken gehen“ „Ouh ja, Frühstück!“, noch immer grinste sie, gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den Essenssaal. Dort war schon Einiges zugange, sämtliche Kommandanten waren durch die Besprechung wach und saßen bereits am Tisch. Als Marco sich mit Lio dorthin gesellte, wurden beide freundlich begrüßt. „Morgen Lio, haben gehört, dass du Marco zugeteilt wurdest. Glaub mir, so schlimm wie alle sagen, ist er gar nicht“, Jozu zwinkerte ihr zu und sie war etwas verwirrt. Die Rothaarige fand den ersten Kommandanten immer nett, anders als Thatch, aber nicht streng oder gar böse, mal abgesehen von den Kitzelattacken. „Ich finde ihn doch gar nicht schlimm, obwohl das Kitzeln zum Wecken echt nicht nötig ist..“, sagte sie und sämtliche Anwesenden lachten daraufhin, nur einer fand es nicht so lustig, dass man über ihn sprach, als ob er nicht anwesend wäre. „Wie dem auch sei. Vista, nach dem Frühstück findet das Training meiner Division statt, ich weiß, dass du normalerweise mit Lio trainierst, aber heute wird sie mit den Anderen trainieren. Ich hoffe, es stört dich nicht“, „Ja ja, schon gut, solange sie beim Kampftraining da ist“, etwas undeutlich brachte der Zylinderträger dies hervor, da er mit essen beschäftigt war. Die Rothaarige war völlig aufgeregt, wusste schließlich nicht, wie das Training ablaufen würde und wie die Anderen aus der Division dazu standen, dass sie nun zu ihnen gehörte. Thatch kam zum Tisch und begrüßte alle freundlich, in seinen Händen hielt er zwei gefüllte Teller, einen stellte er vor dem Mädchen ab. Sie lächelte ihm freudig entgegen „Danke und guten Morgen!“, er setzte sich neben sie „Glückwunsch, dass du bei Marco bist. Ich hab mein Bestes versucht, aber es dürfte dich nicht stören, bei ihm zu sein, oder?“, er lächelte sie etwas bedrückt, aber dennoch freundlich an. „Ja, aber du kannst mir doch immer noch zeigen, wie man kocht und spielst mit mir Verstecken, oder?“, etwas zaghafter fragte sie, da sie sich nicht sicher war, wie es nun mit einer Division sein würde. „Aber natürlich, alles bleibt beim Alten, du musst nur brav deine Aufgaben erledigen, sonst wird ein gewisser Kommandant unerträglich“, er zwinkerte ihr zu und sah dann zu Marco, der sich gerade ein Brötchen schmierte. Der blonde Kommandant hatte die Worte gehört, ging allerdings nicht darauf ein und frühstückte in Ruhe weiter. „Okay, puuh“, erleichtert atmete sie aus und widmete sich ihrem Teller. Sie merkte, wie aufgeregt sie doch war, gleich würde sie auf die erste Division treffen und mit ihr trainieren, da durfte sie sich bloß nicht blamieren und einen guten Eindruck hinterlassen. Lio schnappte sich von dem Teller nur ein Brötchen und knabberte daran rum, Thatch bemerkte dies und fragte direkt: „Schmeckt es nicht?“, „Doch doch, aber ich hab irgendwie keinen Appetit..“ sagte sie und der Brünette fragte umgehend: „Geht es dir nicht gut? Wirst du krank?“, die Kommandantin Haruta meldete sich zu Wort: „Ach Quatsch, sie ist bestimmt einfach nur nervös, weil sie mit Marco und den Anderen trainieren muss.“ Etwas verdutzt schaute der vierte Kommandant die Kleine an und fragte: „Stimmt das?“, sie druckste undeutlich herum „Ja.. Nein.. Schon irgendwie etwas“, „Mach dir keine Gedanken, du bist gut und jeder weiß das“, sagte Thatch und tätschelte ihren Kopf. Normalerweise mochte sie diese Geste nicht, doch in diesem Moment nahm sie ihr ein klein wenig die Aufregung. Der erste Kommandant hatte das Thema mitbekommen, es jedoch nicht für nötig gehalten, etwas zu sagen. Ihm war bewusst, wie gut sie war, ebenso hatte er von Vista erfahren, wie sie sich mit ihrem vor Kurzem begonnen Training schlug. Sie brauchte sich, was das anging, absolut keine Gedanken machen und das würde sie auch merken, sobald sie bei den Anderen waren. Nachdem er mit seinem Frühstück fertig war, fragte er sie: „Isst du noch oder können wir gehen?“, der Blonde deutete auf ihr halbgegessenes Brötchen, doch sie schüttelte den Kopf „Wir können gehen“, damit erhob sie sich, im Gehen drehte sie sich nochmal um und manche der Kommandanten lächelten ihr aufmunternd zu. Etwas entspannter ging sie neben Marco her, beide schwiegen sie auf den Weg zum Trainingsraum, doch soweit kam es gar nicht. Kaum hatten sie einen Schritt aus dem Essenssaal gewagt, lief ihnen ein Nakama hektisch entgegen. Er stürmte in den vollen Saal und rief „Piraten, sie scheinen angreifen zu wollen! Es sind drei Schiffe!“, die Kommandanten verstanden schnell und sammelten sich bei Marco, dieser delegierte umgehend „Ihr sorgt dafür, dass eure Division sich an Deck befindet und bei einer Konfrontation bereit zu handeln ist“, sie nickten und riefen ihren Nakamas Befehle zu. Der Blonde wandte sich zu Lio: „Hör zu, ich kann mir vorstellen, wie scharf du darauf bist, mitzumachen. Wir wissen aber nicht, wer diese Piraten sind und ich will kein Risiko eingehen. Du bleibst hier unter Deck und wartest bis dich einer von uns holt“, „Aber Marco..“ „Kein Aber, das ist dein erster Befehl, halte dich gefälligst dran!“, damit war er verschwunden. Nach kurzer Zeit war es still und man konnte hören, wie man sich an Deck Befehle zurief. Sie ärgerte sich darüber, dass sie nicht mitmachen durfte. Natürlich, Marco hatte recht, aber das war einfach unfair und wer bestätigte ihr, dass sie hier unten sicher war? Was wäre, wenn jemand es von denen schafft, hierunter zu kommen? Etwas unsicher lief sie schnell zu ihrer Kajüte und band sich den Gürtel mit dem Schwert um, sie nahm sich vor, ihn immer umzubinden, sobald sie ihr Zimmer verlassen würde. Bewaffnet ging sie nun zurück zum Essenssaal, falls alles fertig war, würde man sie dort abholen, nicht dass man sie noch suchen müsste. Es war inzwischen ruhig, man hörte niemanden mehr, also würde es sicherlich gleich beginnen. Kurze Zeit später hörte man den Schuss einer Kanone. Lio fuhr etwas zusammen, sie erinnerte sich an das Geräusch, als sie noch bei der Marine gefangen war und knapp neben ihr eine Kugel einschlug. Man hörte nun auch Kampfgeschrei, das Klirren von Schwertern und auch Schüsse von Gewehren. Ob es schwere Gegner waren? Die Zwölfjährige schüttelte den Kopf, sie war hier auf einem riesigen Schiff mit unendlich vielen starken Crewmitgliedern, als ob denen etwas passieren würde. Auch nach einer gefühlten halben Stunde hatte sich nichts verändert und man hörte nach wie vor die Kampfgeräusche. Gab es etwa Probleme? Lio wollte wissen, was an Deck passierte, doch hielt sie sich zurück. Sie lief im Essenssaal im Kreis um die Tische und wartete darauf, dass es aufhören würde. Nur sitzen und warten, wollte sie nicht, sie wollte irgendwie helfen, doch der Befehl stand fest. Ein Poltern ließ sie aufblicken, was war das? Es kam von der Treppe, die zum Deck hinaufführte, sollte sie schauen gehen? Marco hatte ihr nur befohlen, unter Deck zu bleiben, daher könnte sie ja ruhig nachschauen.. Die Rothaarige trat aus dem Saal hinaus und blieb sofort stehen, nicht weit von ihr entfernt stand ein bewaffneter Pirat, der sie schadenfroh angrinste. „Na, was seh ich denn da? Ein kleines Kind? Wie lächerlich ist dieser alte Sack, dass er Kinder in seine Bande holt?“, Lios erste Reaktion war Angst. Sie hatte noch nie einen echten Kampf bestritten und nun stand ein Pirat vor ihr, der sie wahrscheinlich gleich aufspießen würde, doch was er da sagte, verscheuchte ihre Angst. Die Wut steigerte sich, als er sie selbstsicher angrinste. Wie konnte er es wagen, so etwas zu sagen? Erst beleidigte er den Mann, der sie einfach ohne weiteres aufgenommen und ein neues Zuhause gegeben hatte und andererseits machte dieser eklige Pirat sich über sie lustig, weil sie seiner Meinung nach wohl schwach war. Doch sollte er sie nur unterschätzen, er würde schon sehen, was er davon hatte. Ein Blick genügte dem Mädchen und sie war sich bewusst, dass er ebenfalls Schwertkämpfer war. Ein weiterer Blick ging durch den Gang, er war ziemlich lang und dafür recht schmal, also gäbe es keine großartigen Ausweichmöglichkeiten, hauptsächlich nach hinten. Die Rothaarige zog ihr Schwert aus der Scheide und begab sich in eine stabile Haltung, sie verzog keine Miene, ihr Blick war kalt auf ihn gerichtet. Der Pirat fing an zu lachen „Wie niedlich. Mädchen, denkst du wirklich, dass du irgendeine Chance gegen mich hast?“, sie antwortete nicht und wartete darauf, dass er sie endlich als Gegner wahrnehmen würde, doch nichts, er hielt sich vor Lachen den Bauch. Lio befand sich immer noch in dieser Haltung und überlegte sich genaustens, wie sie ihn angreifen könnte. „Du hast übrigens ein schönes Schwert, kaum zu glauben, dass sie einem Kind wie dir, so ein gutes Stück geben“ sagte er und grinste sie höhnisch an „Wir können es ganz einfach machen, du ergibst dich und ich lasse dich in Frieden, wie wäre es?“, doch sie antwortete nicht. „Haben deine Eltern dir denn nicht beigebracht, wie man mit Erwachsenen redet?“, bei den Wort „Eltern“ wurden ihre Augen zu Schlitzen, er sollte jetzt bloß nichts falsches sagen. „Hab ich da etwa einen wunden Punkt getroffen?“, selbstsicher zog er sein Schwert und begab sich in Position „Na los Kleine, du darfst auch anfangen.“ „Als ob ich auf deine Zustimmung gewartet hätte“ sagte die Rothaarige und rannte zielstrebig auf ihn zu. Pausenlos grinste der Pirat, er sah das Mädchen geradewegs auf ihn zu rennen, typischer Anfängerfehler – niemals offen angreifen. Kurz vor ihm wollte er sie an der Schulter packen, doch war sie nicht mehr da, sie hatte sich seitlich weggedreht und holte mit dem Schwert aus, durch den Anlauf hatte sie einiges an Schwung und mit einer gewaltigen Wucht krachte der Pirat an die gegenüberliegende Wand. Mit Kopf voran war er dagegen gestoßen, er spürte den Aufprall bis ins Mark, völlig desorientiert suchte er im Gang nach dem Angreifer, doch war nur die Rothaarige zu sehen. „Du..“ sie konnte ihn doch unmöglich so leicht geschlagen haben, er schaute von ihr zu seinem Bauch und erkannte eine klaffende Wunde, die links seitlich von der Taille bis zum Bauch verlief. Noch immer war er völlig benommen und konnte keinen klaren Gedanken fassen, das Letzte, was er vernahm, war die scharfe Klinge an seiner Kehle. Lio sah noch, wie er gegen die Wand krachte und dann völlig benommen halb am Boden lag und halb saß, aus seiner Wunde am Bauch quoll Blut. Etwas schockiert, sah sie ihn an. Hatte sie ihn gerade ohne große Überlegungen angegriffen und derartig verletzt? Sie wollte das doch gar nicht, oder doch? Sie hatte nie zuvor jemanden ernsthaft verletzt und ohne groß mit der Wimper zu zucken, hatte sie ihm ihr Schwert in seinen Körper gerammt. Doch es war notwendig, sonst hätte er ihr wehgetan, war das Begründung genug, um ihn zu verletzen? Jemanden anderem Leid zufügen, nur um selbst nicht zu leiden? War dieses Handel gerechtfertigt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)