Merry Christmas von glurak42 ================================================================================ Kapitel 1: Wiedersehen ---------------------- Wiedersehen »Hey Misty, es ist lange her ...« »Ja, eine Ewigkeit ...« Was war das? Dieses Gefühl ... Dabei hatte sie doch abgeschlossen. War es Freude? Freude ihren besten Freund wieder zu sehen? Ja, ganz bestimmt. »Wie geht‘s dir, Misty?« Der Schwarzhaarige sah seiner alten Freundin unsicher ins Gesicht und grinste verlegen. »Ganz gut. Was ist mit dir? Ich habe gehört, dass du es endlich geschafft hast.« »Ja! Und deshalb bin ich auch hier, ich hab es endlich geschafft Pokémon Meister zu werden! Und ... und jetzt kann ich endlich zu dir zurück kommen ...« »Ash ... weißt du eigentlich wie lange ich hier auf dich gewartet habe? Zehn Jahre Ash! Zehn verdammte Jahre! Und du hattest es noch nicht einmal nötig nur ein einziges Mal vorbei zu kommen!« Ihre Freude wurde je zu einer unbeschreiblichen Wut. Wütend über ihn, den Jungen, den sie damals als Kind geliebt hatte. Ihre erste große Liebe. Doch das lag Jahre in der Vergangenheit, genauso wie er. »Misty ... bitte, du musst mich verstehen-« »Verstehen?! Ash, du hast mir versprochen, dass du wieder kommst!« »Deswegen bin ich doch hier! Hör mich doch wenigstens an!« Auch er verlor langsam seine Geduld und Beherrschung, vor allem war das ja noch nie wirklich seine Stärke gewesen. »Ich habe jeden Tag gehofft, dass du durch diese Tür kommst Ash, dass du in die Arena kommst und mich wieder mit nimmst ... aber du kamst nie ...« Tränen schlichen sich in die meeresblauen Augen der Orangehaarigen. »Misty ...« So schnell wie Ashs Wut aufflammte, so schnell erlosch sie auch. Er konnte es einfach nicht ertragen sie so zu sehen und dann noch wegen ihm. »Was ist denn hier los Misty? Ist etwas- oh, ich sehe schon was passiert ist ... Hallo Ash.« »Garry?! Was machst du denn hier?« Nichts verstehend und komplett verwirrt sah Ash seinen Rivalen an. »Betreibst du keine Forschungen mehr in Sinnoh?« »Ash, ich betreibe seit Jahren schon keine Forschungen mehr in Sinnoh. Aber du bekommst ja nichts mit. Du lässt ja auch nie was von dir hören.« Mit Bedacht schritt der Junge die Treppe hinab. Sollte Ash ihn mit einem Luxtra vergleichen, so majestätisch und vor Stolz und Selbstbewusstsein strotzend, oder doch eher mit einem Washakwil, der seine Beute mit seinen Adleraugen im Blick hatte? »Tut mir ja leid, dass ich mich nun mal nicht immer melden konnte, aber ich war auf Reisen! Und ihr habt immerhin auch nicht oft von euch hören lassen.« Trotz überkam den Pokémon Trainer. Er merkte zu spät, welch fatale Folgen seine Worte hatten. »Wir haben uns nicht oft genug gemeldet? Ash, weißt du wie schwer es jedes Mal war dich ausfindig zu machen? Und wenn wir es mal wussten, warst du schon wieder auf und davon!« Mistys gefallene Mauer hatte sich in der kurzen Zeit wieder aufgestellt und sie schien nun bereit für weitere Konversation mit ihrem Gast. »Wir rennen dir nicht hinterher Ash. Und du kannst mir auch nicht sagen, dass sich Rocko, Maike oder Lucia öfter bei dir gemeldet hätten als wir. Selbst Opa und deine Mum haben es irgendwann aufgegeben.« Gary war nun bei ihnen angekommen und stellte sich press neben Misty, was Ash beinahe in den Wahnsinn trieb. Garys Augen funkelten, doch Ash konnte nicht sagen was eine Art funkeln es nun war. »Ja, ich ... ich hatte eben meine Gründe gehabt okay? Und jetzt bin ich doch wieder hier, können wir nicht darüber reden?« Ihm wurde ganz unwohl in seiner Haut. Er sah ein, dass er vieles falsch gemacht hatte. Doch fühlte er sich gerade in die Enge getrieben und Gary, der sich als überlegen präsentierte, machte es nicht wirklich besser. »Tut mir leid Ash, ich dachte ich wäre bereit ... aber ich habe mich anscheinend doch geirrt-« Ein Schluchzen entglitt der Arenaleiterin. Sie machte auf dem Absatz kehrt, noch bevor einer der Jungs auch nur reagieren konnte und verschwand die Treppen zur Wohnung hinauf. »Misty!« Ash wollte hinterher. Sie trösten. Ihr alles sagen, was ihm klar geworden war. Er wollte einfach nur für sie da sein. Doch er kam zu nichts, denn Gary war noch da. Niemals hätte Ash gedacht, dass er einmal so eine Abscheu und so einen Hass seinem Rivalen und irgendwo auch bestem Freund entgegen bringen könnte. »Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst Ash.« Diese Worte waren nicht mehr als ein hohles Krächzen, die aus dem sonst so kühnen Gary kamen. Ash wollte nicht gehen, er wollte an Gary vorbei die Treppen hoch und zu Misty! Aber ihm wurde sehr schnell bewusst, dass das alles nur schlimmer machen würde. Also nickte er stumm und quälte sich aus der Arena. »Komm schon Pikachu.« Es war kalt, sehr kalt. Azuria City hüllte sich allmählich in eine Schneedecke ein. Die Gedanken schwirrten und doch war kein einziger klar genug, dass Ash ihn fassen konnte. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren unter seiner Cap. »Hast du es gesehen Pikachu? Wie er sich so selbstverständlich schon fast schützend vor sie gestellt hat? Als ob ich ihr was antun würde!« Doch er hat ihr bereit etwas angetan, immerhin hatte sie wegen ihm geweint ... Er schwieg, er schwieg und vergrub ein Gesicht in seinen Schal. Pikachu sah seinen Trainer traurig an. Es wusste genau, was in Ash gerade vorging und es wusste auch, dass es so gut wie nichts tun konnte um ihn aufzumuntern. Also kuschelte es sich in seine Jacke an seine Brust um ihm zu zeigen, dass es immer für ihn da war. Natürlich registrierte Ash den Versuch von Pikachu ihn aufzumuntern, doch geistig war er immer noch bei dem vorigen Szenario. Was ist wenn-? Nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein! Aber wenn doch ...? Ash schüttelte hartnäckig seinen Kopf, in der Hoffnung damit auch seine Gedanken von sich zu schütteln. »Misty? Misty-« »Lass mich bitte in Ruhe.« Gary bekam nicht einmal die Chance etwas zu sagen. Er blickte auf sie hinab. Auf das Mädchen, dem keine das Wasser reichen konnte, dem Mädchen, das steht‘s ihre starke Seite zeigte obwohl sie innerlich vor langer, langer Zeit zerbrochen war. Es machte ihn wütend Misty so daliegen zu sehen, das Gesicht in ihr Kopfkissen gedrückt. Wieso musste er bloß zurückkommen? Konnte er mir nicht einmal mein Glück gönnen?! »Misty ... vergiss ihn, du hast ihn schon lange vergessen. Du hast mit ihm abgeschlossen, vergiss nicht, wie kaputt es dich gemacht hat, wie kaputt es dich immer noch macht ...!« Er näherte sich sachte ihrem Bett und ließ sich auf der Bettkante nieder. »Wie könnte ich ihn vergessen Gary? Seine Augen, seine Stimme, seine Art und sein geliebtes Pickachu? Wie soll ich die gemeinsamen Jahre vergessen? Wie?!« Ihre Augen waren gerötet und selbst in diesem Moment, als sie ihn ansah flossen die Tränen unaufhörlich über ihre Wangen. Was hat Ash nur, was ich nicht habe?! Was hat dieser Mistkerl, dass Misty, meine Misty, ihm nach all den Jahren immer noch so hinterher trauert? Gary konnte nicht mehr nur still dasitzen, er nahm Misty in den Arm, drückte sie so fest er nur konnte an sich und musste selbst ein Schluchzen unterdrücken. »Du hast mich Misty! Ich bin bei dir geblieben, ich habe dich nicht verlassen wie er! Wieso kannst du ihn nicht loslassen ...? Du hast so lange um ihn geweint ... und er? Er schneit hier rein als ob nichts gewesen wäre! Als ob die letzte zehn Jahre nicht existiert hätten! Du tust dir nur was guten, wenn du ihn nicht nur verdrängst, sondern auch vergisst.« »Gary ...« Misty wollte ihn eigentlich von sich stoßen, doch sie konnte es aus irgendeinem Grund nicht übers Herz bringen. »Du weißt doch, ich liebe dich. Und ich werde nicht einfach abhauen wie Ash. Ich bin für dich da im Gegensatz zu ihm.« So leid es der Arenaleiterin tat, sie musste Gary zustimmen. Er hatte in den letzten Jahren schon so oft bewiesen, dass es nur sie für ihn gab. Die Mädchen liefen ihm genauso hinterher wie damals, doch es interessierte Gary nicht, es war nicht der Gary Eich von vor zehn Jahren, der es genoss so umwoben zu werden, es war ein Gary Eich, der sich nur für sie, Misty Waterflower, einsetzte. Selbst ein Labor für Meerespokémon hatte er in Azuria City gegründet, worin sie selbst auch forschen konnte, wenn sie wollte. Aber es war immer noch derselbe Ash Ketchum von vor zehn Jahren, den nichts als seine Trainerkarriere interessierte. Sie lernte doch die letzten Jahre von Ash loszulassen, sie lernte Gary zu lieben und war doch glücklich mit ihm. Er half sogar in der Arena, seit ihre Schwestern wieder auf Reisen waren. Wieso können eigentlich alle auf Reisen gehen nur ich nicht? »Gary, ich weiß doch, was du alles für mich getan hast und ich bereue auch nichts.« Sie löste sich langsam von ihm, damit sie einander ansehen konnten. Misty versuchte zu lächeln, versuchte den Jungen, der all die Jahre ihre Stütze war zu versichern, dass alles gut sei. Aber auch wenn sie Gary belügen könnte, sich selbst konnte sie es nicht. Sie hasste Ash dafür, sie hasste ihn, weil er immer wieder ihr Leben durcheinander brachte. Jedes Mal, wenn sie dachte, dass er keine Rolle mehr in ihrem Leben spielen würde, tauchte er irgendwie auf und stürzte ihre gesamten Entschlüsse ins Chaos. Ein Teil hasste Ash und wünschte ihn nie wieder sehen zu müssen, doch ein anderer Teil liebte diesen Kerl einfach und sehnte sich nach ihm. Misty wollte Gary nicht länger so sehen, er hatte so viel für sie geopfert, es wurde langsam Zeit, das sie etwas davon zurückgab. Sie tat das, was sie am besten konnte, verdrängen. Zärtlich hob Misty ihre Hand und nahm Garys Wange in ihre, kurz zuckte er zusammen bevor er seine Hand über ihre legte. Er lächelte, genau wie sie es wollte. Dann, küsste er sie, sie ließ es zu, ließ es geschehen, denn sie verdrängte, verdrängte Ash und ihre Gefühle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)