Mistelzweig von GreenKuro (Widmung an Sakurachan57) ================================================================================ Ich zögerte anfangs, als er von mir verlangte, ihn auf den Weihnachtsmarkt zu begleiten. Mein bester Freund, der zugleich auch mein Spiegelbild war, bat mich zutiefst ihn zu begleiten. Er wollte sich heute unbedingt mit seinem Schwarm treffen und eines stand fest. Der Typ liebte Weihnachtsmärkte und alles andere, was mit Weihnachten zu tun hat, über alles. Er war ein Kindskopf. Doch warum wollte Roxas mich unbedingt mitnehmen? Ich wäre doch eh nur ein fünftes Rad am Wagen. Kaum das ich meine Gedanken zu Ende geführt hatte, klingelte es auch schon an meiner Wohnungstür. Wie erwartet stand Roxas vor der Tür und ein Lächeln zierte sein Gesicht. Selten sah man ihn lächeln. Er war der Ernstere von uns beiden und lächelte somit eigentlich nur, wenn er etwas lustig findet oder etwas mit Freunden unternimmt, so wie heute zum Beispiel. Ich dagegen lächelte fast immer. Ich sah die Welt immer von der positiven Seite und ließ mich so schnell nicht unterkriegen. Von keinem. Lässig lehnte Roxas an der Wand und wartete darauf, dass ich fertig war und wir endlich los konnten. Ich trank noch schnell meinen Kakao aus und zog mir danach warme Schuhe, meinen grünen Mantel und meinen langen, hellgrünen Schal an. Schnell nahm ich noch das wichtigste mit und wir liefen danach das Treppenhaus hinunter. Unten angekommen traten wir hinaus in den kalten Abend. Ich fröstelte kurz und zog daraufhin meinen Schal weit ins Gesicht, so dass man nur noch meine Augen sah. Roxas hingegen hatte sich seinen Kragen auch weit hochgezogen und so gingen wir beide auf den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Als wir dort ankamen war es schon ziemlich voll und es war schwer, die Person, die man suchte, zu finden. Doch Roxas hatte da so ein Talent. Er fand alles, selbst die Nadel im Heuhaufen, wenn er nach ihr suchen würde. Deshalb war dieser Kindskopf namens Sora schnell gefunden und ehe ich mich versah war ich wirklich das Fünfte Rad am Wagen. Seufzend hörte ich nur einzelne Wörter aus ihrem Gespräch heraus. Ich bekam mit, wie Sora irgendetwas von seinem Cousin erzählte, dass er verschwunden sei. Ehe ich mich versah hatte Roxas ihm angeboten, bei der Suche zu helfen und schon stand ich vergessen alleine hier. Kurzerhand beschloss ich über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. Zum alleine da rum stehen war ich schließlich ja nicht hier. Während ich über ihn schlenderte, kam ich an einem Stand an, der warme Getränke verkaufte. Ich hielt an und bestellte mir einen Kakao. Während die Leute im Stand sich an die Zubereitung machten, sah ich mich um und mir fiel erstmals auf, wie schön hier alles dekoriert war. Alle Menschen schienen glücklich zu sein. Ich drehte mich wieder zu dem Stand um und gerade in diesem Moment war mein Kakao fertig, den ich auch direkt bezahlte. Ich bedankte mich noch und entfernte mich wieder von dem Stand. Unterwegs zog ich mir den Schal wieder aus dem Gesicht und begann den warmen, leckeren Kakao zu trinken. Über mir liefen mehrere Lichterketten zusammen und trafen sich genau an einem Punkt. Um es genauer überblicken zu können ging ich mehrere Schritte zurück. Ich staunte nicht schlecht, als ich das Bild, welches sich mir bot, fast komplett überblickte. Ich ging noch weiter zurück, stieß aber unglücklicherweise mit dem Rücken gegen jemand anderen. Sofort drehte ich mich um und wollte mich entschuldigen, als der Schwarzhaarige mich böse ansah. "E-es t-tut mir leid...", stotterte ich nur und sah ihn dabei genauer an. Er war ein kleines Stück größer als ich, trug eine schwarze Lederjacke und eine dunkelrote Jeans, an der mehrere Ketten befestigt waren. Sein linkes Ohr war ziemlich durchgepierct. Mein Blick wanderte weiter zu seinem Gesicht. Ich erschrak richtig, als ich die Augen sah. Sie waren golden und solche hatte ich noch nie gesehen. Er seufzte nur einmal. "Ist nicht schlimm...", murmelte er sehr leise. Ich sah mir seine pechschwarzen Haare an und irgendwie erinnerte mich die Frisur an jemanden, doch mir wollte nicht einfallen an wen. Dadurch, dass ich wegen seiner Größe etwas nach oben sehen musste, sah ich durch meinen Blickwinkel, dass über uns beiden ein Ast hing. Mir schoss sofort die Röte ins Gesicht und ich spürte einen verwirrten Blick auf mir. Ich sah wieder nur ihn an und bemerkte erst jetzt, dass er eigentlich nicht hier sein wollte. Sein Blick drückte das so ziemlich deutlich aus. Doch das hielt mich nicht davon ab, stumm nach oben zu zeigen. Er sah nach oben und auch ihm schoss die Röte ins Gesicht. Über uns beiden hing doch tatsächlich ein Mistelzweig. Sein Blick ruhte wieder auf mir, während meiner dasselbe bei ihm tat. Ich sah ihm tief in die Augen und wurde immer nervöser. Er war ein Fremder und ich kannte ihn vielleicht mal drei Minuten. Richtig nervös wurde ich, als er sich meinem Gesicht näherte. Mein Herz schlug so schnell, als ob ich einen Marathon laufen würde. Vorsichtig legte er eine seiner Hände an mein kaltes Gesicht und uns trennten nur noch wenige Zentimeter. Ich schloss meine Augen und wartete einfach ab, bis er den letzten Schritt machte. Ich musste feststellen, dass seine Lippen richtig weich waren, als er sie gezwungenermaßen auf meine legte. Mir gefiel der Kuss, auch wenn er ein Fremder war. Leider löste er sich viel zu schnell wieder von mir. Ich schlug wieder meine Augen auf und sah, dass eine Hand auf seiner Schulter lag. Er schellte sofort herum und ich sah endlich, wer ihm den die Hand auf die Schulter gelegt hatte. "Vanitas, da bist du ja endlich.", freute sich Sora, als auch er mich bemerkte. Hinter Sora tauchte nun auch Roxas auf, welcher mich verwirrt ansah. "Ven? Was machst du denn bei Soras Cousin?", fragte er mich sofort und erst jetzt wurde mir bewusst, woher ich die Frisur des Schwarzhaarigen kannte. Ich sah ihn sofort an, doch er würdigte mich keines Blickes, sondern sah nur stumm nach oben. "Mensch Vanitas. Ich hab dich überall gesucht.", fing Sora an zu protestieren, als Vanitas begann heftig zu grinsen. Verwirrt darüber folgte ich seinem Blick und musste auch anfangen zu grinsen. Sora und Roxas sahen uns verwirrt an. Ich erlöste sie von ihrem Unwissen und deutete nach oben. Sie sahen nun auch nach oben und wurden beide knallrot, als sie den Grund für unser Grinsen sahen. Rot wie Tomaten wandten sich die beiden sich selbst zu und kamen sich immer näher. Sie küssten sich und ich freute mich für Roxas. Er kam nun seinem Ziel einen Schritt näher. Die beiden lösten sich voneinander und wir gingen nun zu viert über den Weihnachtsmarkt. Roxas und Sora gingen vorne weg und nach kurzer Zeit hielten die beiden Händchen. Ich musste lächeln. Es war einfach zu süß. Vanitas musterte mich mit seinen goldenen Augen. "Mein Name ist Ventus, aber du kannst mich ruhig Ven nennen.", lächelte ich ihn an. "Vanitas, aber das weißt du ja dank dem Kindskopf schon.", sagte er und sah mich weiterhin an. "Die beiden sind süß zusammen.", freute ich mich weiterhin für Roxas und lächelte immer weiter. Fünf Jahre später: Heute war ein stressiger Tag. Roxas und Sora wollten uns heute besuchen. Ich war in meiner kleinen Wohnung, die etwas außerhalb lag, geblieben, als wir beide zusammen gezogen waren. Nach dem Abend vor fünf Jahren fing ich langsam an, mich mit Vanitas anzufreunden. Irgendwann hatte er mich dann nach einem Date gefragt und Roxas, der an diesem Abend noch mit Sora zusammen kam, gab mir den nötigen Schubs, da ich mich anfangs dagegen gesträubt hatte. Er hatte mich in ein teures Restaurant ausgeführt und ich hatte ihn für verrückt erklärt. Das billigste Gericht in diesem Restaurant war eine einzige Bruschetta gewesen. Nach und nach hatten wir immer mehrere Dates gehabt und irgendwann hatte er mich wieder geküsst. Er hatte sich wirklich in mich verliebt und ich musste mir selbst eingestehen, dass ich etwas für ihn empfand. Schließlich waren wir zusammen gekommen und er war nach zwei Monaten bei mir eingezogen. Das ist jetzt schon 4 Jahre und 9 Monate her. Ich bemühte mich sehr damit, unsere Wohnung zu dekorieren, hängte hier und da etwas auf. An einer besonderen Stelle, den kleinen Bogen bei uns im Flur, hängte ich einen Mistelzweig auf, den ich vorhin noch im heimlichen gekauft hatte. Ich schielte kurz zu Vanitas, der damit beschäftigt war, die selbstgebackenen Kekse, die ich im Wohnzimmer in einer Schale auf den Tisch gestellt hatte, in sich reinzuschaufeln. Schnell hastete ich ins Wohnzimmer und schlug ihm auf die Finger. "Die sind für später Vani.", erklärte ich ihm, als es auch schon klingelte und Roxas und Sora vor der Tür standen. Mich mit Umarmungen begrüßend traten beide ein und blieben wie geplant unter dem Mistelzweig stehen. Grinsend deutete ich nach oben und zum Glück hatte Vanitas nichts bemerkt. Die beiden taten ihre Pflicht und setzten sich anschließend zu Vanitas ins Wohnzimmer, der schon wieder mit den Keksen beschäftigt war. Seufzend ließ ich mich neben ihm auf dem Sofa fallen und kuschelte mich an ihn. Sora legte den von ihm mitgebrachten Weihnachtsfilm ein und zu viert sahen wir uns ihn an. Irgendwann stand ich auf und ging in den Flur. Wie erwartet folgte mir Vanitas, aber aus einem anderen Grund als ich dachte. Er hielt mir die leere Schale hin und verlangte von mir, dass ich sie wieder auffüllte. Ich grinste nur wie ein Honigkuchenpferd und er sah mich nur verwirrt an. Normal müsste er es sich denken können, weshalb ich so grinste. Schließlich machte ich jedes Jahr das gleiche. Ich deutete nur nach oben und Vanitas verdrehte nur die Augen. Ich legte meine Arme um seinen Hals und grinste immer noch. "Lass dir endlich mal was neues einfallen Ven.", grinste nun auch er und küsste mich leidenschaftlich, ehe ich etwas erwidern konnte. Es ist erstaunlich was ein Mistelzweig alles bewirken kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)