Illyria von Sabakuno-Gaara (Weg einer Kriegerin) ================================================================================ Kapitel 2: Neugier ------------------ Blinzelnd öffnete sie die Augen auf. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an das einfallende, warme Licht der Mittagssonne gewöhnt hatten. Sie sah sich voller Ehrfurcht um. Zu ihrer Rechten bot sich ihr ein prachtvoller Fensterbogen, der größer war als sie selbst und dessen eingefasstes, buntes Glas die Sonne bunte Bilder auf den blanken Marmorboden malen ließ. Ihr Blick schweifte über ihre Füße hinweg auf einen riesigen, mit Stuck verzierten Kamin, in dem ein wärmendes Feuer loderte. Sie wollte sich gerade zu ihrer linken wenden, als ihr bewusst wurde, dass sie in einem Himmelbett lag, das so liebevoll verziert war, dass es nur einem König gehören konnte. Erschrocken richtete sie sich auf und wollte aus dem Bett springen, als sie –noch bevor ihre Füße den Boden berührten- ins Straucheln kam und beinahe mit dem Gesicht auf dem kalten Marmorboden gelandet wäre, hätte sie sich nicht zuvor in die seidenen Laken und Decken verwickelt. „Shhh!“, drang es von links an ihr Ohr, „ Alle ist gut.“, sprach eine ihr bekannte Stimme. Von einem Stuhl, der zur Linken des Bettes stand, erhob sich ein junger, schlanker Mann, muskulös und mit langem, lockigem blonden Haar. Er kniete sich neben ihr auf die weiche Unterlage ihrer edlen Bettstatt und half ihr behutsam aus dem Wirr aus Stoff. Sie sah im tief in die Augen als sich eine blutverkrustete Strähne löste und ihr ins Gesicht fiel. Er strich sie hinter ihr spitzes Ohr und beide sahen sich für die Dauer einer scheinbaren Ewigkeit an. Sie richtete sich auf, ließ den Blick jedoch auf seinem jungen, kantigen Gesicht ruhen. Er umfasste ihre nackte Taille, hob sie aus dem Bett und stellte sie sanft auf dem Marmorboden ab. „Ich muss mich waschen“, sagte sie, ihrer Sinne wieder Herrin werdend. „Ich werde euch ein Bad einlassen“, entgegnete ihr der junge Mann vor ihr mit einem charmanten Lächeln, dass seine Lippen umspielte. „Nein!“, rief sie. „Nein.“, diesmal nur ein Hauch ihrer Stimme, „ Ein See, oder ein Wasserfall. Die Kälte macht mir nichts aus.“ Er erhob sich mit einem Nicken von der Kante des Bettes und ging hinüber zu der großen, mit metallenen Beschlägen verzierten Holztür und nahm einen wollenen, mit Fell bezogenen Umhang vom Haken an der Wand neben ihr. „Der Winter naht“, sprach er mit zittriger Stimme, als er ihr den wärmenden Stoff um die Schultern legte. Gerade wollte sie einen Schritt tun, als ihre langen Beine unter ihr nachgaben und er sie mit seinen starken Armen vor einem Sturz bewahrte. „Aber ich fürchte ihr werdet mir behilflich sein müssen“, fügte sie mit einem bitteren Seufzer hinzu und sah aus dem Augenwinkel wie der eben noch so schöne und starke Mann, in dessen Armen sie noch immer lag, eine Gesichtsfarbe gleich derer saftig reifer Tomaten annahm. „Ich besitze nichts, was ihr nicht schon bei menschlichen Frauen gesehen habt.“, sagte sie mit einem leisen Kichern. Sie räusperte sich, als sie sah wie sich das Rot zu dem einer überreifen Tomate entwickelte und richtete sich wieder auf. Gemeinsam gingen sie schweigen den langen, steinernen Gang hinab, der vom Schlafgemach über eine gewundene Treppe in die Haupthalle des Schlosses führte. Die Wachen öffneten die schwere, eisenbeschlagene Flügeltür mit sichtlicher Mühe, als sie die beiden auf sich zukommen sahen und wünschten ihnen einen angenehmen Tag, als Tristan ihnen von draußen entgegen kam. „Wohin des Weges, Gareth?“, fragte er, skeptisch eine Braue hebend. „Zum verborgenen Fall“, entgegnete ihm der blonde Mann nüchtern, doch Tristan durchschaute das Schauspiel seines Freundes sofort. „Verirrt euch nicht“, riet er ihm knapp und setzte seinen Weg in den Palast aus rotem Teppich und kaltem, grobem Stein fort. Gareth führte sie einen schmalen Sandweg entlang, der sich sanft durch das Gras und zwischen den Bäumen hindurch schlängelte, sah sie ab und zu an und machte Halt sobald er merkte, dass sie ihre Kräfte verließen. Stures Ding, dachte er so bei sich. Der Weg war nicht sonderlich weit, doch für jemanden, der beinahe sein Leben verloren hatte, nur um das eines anderen zu erhalten, musste er unendlich sein. Nachdem sie sich einen Moment ausgeruht hatte, klopfte sie sich den Dreck der vergangenen Wochen von der sehr knappen, ledernen Hose und ihrem Oberteil, das nur eben das nötigste bedeckte ab und erhob sich, das Zittern ihrer Beine mühevoll unterdrückend. Rasch eilte der Jungritter herbei und legte sich ihren Arm stützend um den Hals. „Ihr braucht den Weg nicht allein bestreiten.“, sprach er mit einem Ausdruck der Güte in den Augen, „Ich werde euch helfen.“ Sein verhaltenes Lächeln ließ Herz erweichen und zauberte ein fröhliches Lachen auf ihre Lippen. „Illyria“, sie sah ihn einen Moment lang an, „ das ist die Antwort auf die Frage, die ihr suchtet, aber nicht getraut habt, sie auszusprechen. Mein Name ist Illyria.“ Verdutzt sah er sie an und besann sich dann, nahm ihre Hand, verneigte sich vor ihr und hauchte ihr einen Kuss auf die Hand. „Ich bin Sir Gareth, wie ihr sicher schon wisst“ , sagte er und legte sich ihren Arm in einer eleganten Drehung, wie bei einem Tanz, wieder um seinen Hals und umfasste ihre Taille, bevor er sie auf ihre Arme hob und sie den Rest des Weges tief in den Wald, in ein kleines Tal voller Leben trug. Ihre Augen erspähten alle Arten alter Bäume, unter ihnen einige, die sie noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Blumen in allen Formen und Farben säumten den Weg in all ihrer Pracht und verliehen dem Ganzen Ort seine Magie. Von einer Felswand stürzte unaufhörlich kaltes Wasser aus einer Quelle tief im Inneren des Gebirges hinab und ergoss sich dampfend in die heiße Quelle an ihrem Fuße. Behutsam setzte Gareth Illyria ab, die sich mit entzücktem Blick umsah und auf den Wasserfall zuging. Langsam folgte er ihr und ließ sich auf einem Felsen unweit des gewaltigen Vorhanges kalten Wassers nieder, als sie begann sich zu entkleiden und sich unter den eisigen, herabstürzenden Strom aus den Bergen stellte. Strähne für Strähne fuhr sie mit den Fingern durch ihr Haar und wusch all den Dreck und das Blut, das an ihm klebte fort. Unter all dem Schmutz kam ein langes, wallendes Blond zum Vorschein, das hier und dort von grünen oder rotbraunen Strähnen durchbrochen wurde. Gesäumt wurde das Ganze von vereinzelten Zweigen, Blättern und Ranken, die ihr etwas Unwirtliches und Unnahbares verliehen. Schwindel überkam sie plötzlich, im letzten Moment gelang es ihr jedoch sich an die rutschige Felswand zu klammern, die hinter dem Wasserfall im Nebel verborgen lag. Und dann glitt ihre Hand vom rettenden Vorsprung, doch sie schlug nicht wie erwartet auf dem kargen Felsen auf, sondern fand sich in den Armen Gareths wieder, der unter dem hinunter prasselnden Wasser ganz nass wurde. „Ich danke euch“, hauchte sie benommen und klammerte sich an ihn. Er kam nicht umhin einen Blick auf ihre sonderbare und makellose, wenn auch verschmutzte Haut zu werfen. Wie die Rinde eines Baumes, dachte er erneut, und dennoch so weich wie ein Bett aus Federn. Solch eine schöne Frau hatte er noch nie zuvor gesehen. Sein Leinenhemd klebte an seiner Haut und ließ einen muskulösen Oberkörper erahnen. Sanft strich sie über den rauen Stoff und schlang die Arme um ihn, bevor sie ihr Gewicht nach hinten verlagerte und sich mit ihm in die heiße Quelle fallen ließ. Lachend tauchte Gareth vor ihr auf und musterte sie prüfend, als sie langsam auf ihn zu schwamm. Mit ihren langen, zarten Fingern fuhr sie unter sein Hemd und berührte seinen Bauch, seine Brust, bis er die Arme hoch nahm und sie ihm das nasse Stück Stoff über Kopf und Arme streifen konnte. Lange tastete sie neugierig über seine warme Haut. „Eure Haut ist so…anders“, lächelnd sah sie zu ihm auf, ihr Gesicht nur eine Hand breit von dem seinen entfernt. Sie konnte seinen Atem auf ihren Wangen spüren, legte ihm eine Hand in den Nacken, strich ihm mit der anderen Hand eine Strähne seines langen Haares aus dem Gesicht und kostete voller Neugier und Verlangen von seinen Lippen. Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Er konnte die Muskeln ihres Bauches spüren und strich mit der Hand sanft über ihren Rücken. Beide spürten die lodernde Flamme der Leidenschaft in sich aufflackern und Gareth drückte sie an den felsigen Rand der Quelle, als beide ein amüsiertes Räuspern vernahmen. „Ähm…“, es war Tristan, der mit schelmischem Grinsen über ihnen stand, „Ich will nicht stören, doch ist hoher Besuch von der Insel Illari eingetroffen und der König hat den Rat einberufen.“ Lächelnd löste Illyria sich von dem offensichtlich peinlich berührten Gareth und fuhr sich mit den Fingern über die Lippen. Tristan nimmt seinen Umhang von den Schultern und reicht Illyria eine Hand, um ihr aus dem Wasser zu helfen. Als sie in seine Arme stolpert, hüllt er sie sorgsam in seinen Mantel und zieht ihr die Kapuze ins Gesicht als Schutz gegen den beißenden Wind. Gareth hüpfte noch völlig berauscht von ihren zarten Lippen aus dem Wasser, nahm ihre Kleidung und schloss geschwind zu ihnen auf. „Lasst euch von ihrer Schönheit nicht blenden, mein Freund“, flüsterte ihm Tristan leise ins Ohr, „Ob Elfe oder Dryade, für unser Auge werden sie stets das Schönste sein, was wir je sahen.“ „Das ist es nicht“, entgegnet ihm Gareth, seine Gesichtsfarbe wechselte erneut zu einem fröhlichen Purpur, „Ich war neugierig. Und ich glaube ihr ging es ebenso.“, sagte er und sah Tristan mit großen Augen an. „Diese Wesen sind nicht für die Liebe geschaffen. Für sie hat die Liebe keinerlei Bedeutung. Ich glaube sie verstehen sie nicht einmal“, versuchte Tristan seinen jungen Freund zu überzeugen, doch es war als redete er mit einem sturen, dickköpfigen Jungen, „Fragt sie. Ich kann euch nur raten sie zu fragen, was sie für euch empfindet.“ Mittlerweile war Illyria etwas zurückgefallen und lehnte sich erschöpft gegen einen Baum. Tristan machte auf dem Absatz Kehrt und ging zu ihr hinüber als er bemerkte, dass sie ihre Kräfte erneut verließen. Vorsichtig hob er die sich sträubende Dryade auf seine Arme und trug sie ein Stück weit des Weges. „Was ihr für Lancelot getan habt, war bemerkenswert.“, sagte er anerkennend. „Was er für Kräfte besitzt ist bemerkenswert. Ich schuldete ihm etwas, nachdem er mein Leben rettete und seines beinahe für mich geopfert hatte.“, erwiderte sie kühl und sie traten in die prunkvolle Haupthalle des Schlosses ein, wo sie schon von einigen hektisch herumlaufenden Dienern erwartet wurden, die sie in alle Richtungen des Gemäuers verstreuten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)