Be my drug von minowari (and stun me) ================================================================================ Kapitel 33: Agitation --------------------- Mit einem lauten Schlürfen trank er den Rest seines Erdbeer-Milchshakes aus, stellte den Becher zurück auf sein Tablett, während er sich zurücklehnte. Er ließ den süßlichen Geschmack auf seiner Zunge zergehen, genoss den letzten Augenblick, bevor er hinunter schluckte. Es war schon länger her, dass er einen Milchshake genießen konnte. Er konnte sich war immer noch nicht richtig entspannen, aber das süße Getränk besserte zumindest für den heutigen Tag die Laune. Denn heute war der Tag. Heute würde er hingehen. Das hatte er für sich entschieden. Seit dem Vorfall mit Hayato Kurushima hatte er nur unruhige Nächte hinter sich. Kasuka hatte er nichts davon erzählt, auch wenn der sich durch das seltsame Gespräch zwischen ihnen sicherlich seinen Teil denken konnte. Und wenn er ihn überführen wollte brauchte er Hilfe. Hilfe, die er wahrscheinlich nur an einem Ort finden würde. Einem Ort, den er eigentlich nicht mehr aufsuchen wollte. Doch seine innere Stimme wollte Klärung; wollte wissen was mit Izaya war. Was mit ihm geschehen war. Wie es ihm ging, und ob er überhaupt noch lebte… Und wie immer schien allein der reine Gedanke daran falsch zu sein. Als ob dieser dreckige Floh jemals verschwinden würde. Er würde nie damit aufhören ihn zu nerven. Und selbst Tom schien aufzufallen, dass der Bastard sich in Ikebukuro nicht blicken ließ. „Es ist so ruhig in letzter Zeit…“, begann Tom ein simples Gespräch und instinktiv wusste Shizuo wohin dieses Thema führte. Er zog eine Grimasse. Es war klar, dass es ihm irgendwann auffallen würde. „Ist irgendwas vorgefallen…zwischen euch?“, fragte er dann nach zwei weiteren Minuten als Shizuo nicht darauf reagierte. Es war klar, dass er Izaya meinte. Natürlich meinte er ihn. Wen sonst? Toms Augen wirkten besorgt, während er seine halb aufgegessene Pommes Schale  zur Seite schob, um sich so mehr nach vorne zu lehnen. „Gut so. Ruhig ist…gut.“ Der ehemalige Bartender ging bewusst nur auf die erste Aussage seines Kumpels ein, denn sich zu der zweiten Aussage zu äußern war weitaus schwieriger zu beantworten, ohne dabei zu lügen. „Schon fast zu ruhig, findest du nicht? Irgendwie wirkt es nicht wie Ikebukuro.“, erwiderte Tom und hielt konstant den Blickkontakt. Shizuo wurde es langsam eher unangenehm, denn Tom wollte ihn an der Oberfläche nicht zum Reden zwingen, aber dennoch tat er es unbewusst und das ohne Izayas Namen auszusprechen. Tch. „Er ist verschwunden.“, sagte Shizuo dann simpel und sein Chef blinzelte. „Verschwunden?“ „Verschwunden.“ „Ah…ha…“, murmelte Tom etwas skeptisch. „Und…weiter?“ Nichts weiter! Es war doch gut so, wie es war. Nichts wurde beschädigt und niemand wurde verletzt. Die Stadt war nicht in Aufruhr und er hatte keine Schulden Tom gegenüber weil er mal wieder irgendetwas aus Wut zerstört hatte. Alles war in Ordnung. Alles war…in Ordnung. Alles war… Shizuo hörte Tom seufzen, während dieser sich zurück lehnte. „Glaubst du wirklich, mir fällt nicht auf, dass es dir nicht gut geht?“ Shizuo verzog erneut das Gesicht und vermied jeglichen Blickkontakt. „Die Sache mit deinem Bruder hat ziemlich für Aufsehen erregt und ich kann verstehen, dass du dir Sorgen gemacht hast.“, erklärte Tom, während er die Arme verschränkte. „Aber das ist bereits sechs Wochen her. Kasuka ist sogar wieder am Set dabei, wenn man den Geschichten im Fernsehen Glauben schenken mag.“ Tom stoppte kurz in seiner kleinen Rede und wurde etwas leiser, als ihm auffiel, wie laut er gesprochen hatte. „Jedenfalls…kannst du mit mir reden. Ich mag es nicht mehr länger mit ansehen, Shizuo.“ Der Blondschopf blieb eine weitere Minute stumm und wusste nicht, was er ihm antworten sollte. Er schätzte es sehr, dass Tom sich Sorgen machte und ihm helfen wollte. Doch es war ein leidiges Thema, das so verstrickt war, dass er nicht wusste, wie er ihm es halbwegs erklären sollte. Und er wollte nicht, dass die Mafia oder sonst wer auch noch Jagd auf Tom machte. Auf keinen Fall wollte er das riskieren. „Danke Tom-san, ich weiß es zu schätzen.“, begann Shizuo mit dankbarer Stimme und hob endlich den Kopf um ihm in die Augen zu blicken, „Es ist nur komplizierter als du denkst.“ Tom antwortete nicht, suchte für mehrere Augenblicke nach einer Antwort in seinen Augen, bevor er nochmals seufzte. „Wenn du das noch länger durchziehst, weiß ich nicht wo mir der Kopf steht.“ „Huh…?“ Shizuo blinzelte überrascht. „Ich mach mir Sorgen, Shizuo!“ Der Satz wurde erneut lauter ausgesprochen und dieses Mal kam keine Entschuldigung hinterher. Einige Leute und auch Angestellten blickten zu ihnen herüber, darunter auch verärgerte Blicke. Shizuo kümmerten die Leute nicht, er war eher überrascht darüber, dass Tom darüber so ernst nachdachte. „Tom-san…“ Shizuos Ton war immer noch etwas überrascht und zugleich entschuldigend, weil er ihm nicht die Wahrheit erzählen konnte. „Irgendwann…wenn sich alles etwas beruhigt hat…“ Der blonde Mann spielte mit seinem Milchshake, während sein Chef anscheinend nach den richtigen Worten suchte. „Dann erzähl es mir bitte. Soweit es geht. Soweit du möchtest.“ Das letzte bisschen wurde noch schnell hinzugefügt und Shizuo wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er war ihm so dankbar. Er war so dankbar, einen so guten Freund in seinem Leben zu haben. Auch wenn er sein Chef war, war er auch sein Freund. Einer seiner besten Freunde. „Mach ich, Tom-san. Versprochen.“ Und als Shizuo das „Versprochen“ sagte, schien der Mann mit den Rasterlocken einigermaßen zufrieden zu sein. Sein Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück, auch wenn nicht in vollen Maßen. „Kann ich wenigstens eines wissen?“, fragte Tom und Shizuo hob fragend die Augenbrauen. „Hat es mit Izaya zu tun?“ Unweigerlich verkrampften sich seine Hand auf dem Tisch, sowie anscheinend auch sein ganzer Körper. Diese Information konnte er seinem Freund nicht vorenthalten. Wenn er ihm nicht einmal das verriet, hatte Tom alles Recht der Welt beleidigt zu sein. „Ja.“, kam die simple Antwort, die ihm irgendwie nicht so leicht über die Lippen ging. Das Wort wurde nicht einmal wütend ausgesprochen, was Tom von ihm eigentlich erwartet hatte. Der Mann schob seine Brille höher, während er seine Pommes Schale auf das Tablett platzierte und sich bereit machte, es weg zu bringen. „Ich hoffe nur, dass sich diese Fehde zwischen euch mal langsam auflöst.“ Und damit stand er auf und brachte den Müll weg. Shizuo starrte ihm erst hinterher, bevor er ebenfalls sich erhob und Tom nach draußen folgte. Sein Chef wusste wirklich nicht, was alles hinter dieser „Fehde“ steckte, die zwischen ihm und dem Floh existierte. Wenn es wirklich so einfach wäre, dann würde er sich in seinem Alter garantiert nicht mehr wegen sowas Banalem aufregen. Shizuo lachte kurz innerlich. Nein, leider war es nicht so einfach. Tom drehte sich nach einigen Metern zu ihm um und nickte kurz. „Dann erhol dich gut, Shizuo.“ Der Blondschopf nickte ihm ebenfalls zu und ohne große Worte trennten sich die beiden voneinander. Denn er hatte Tom gebeten ihm den Nachmittag frei zu geben. Genau für den heutigen Tag. Wegen dem Grund. Wegen Izaya.   Die Stadt war seltsamerweise unruhig. Sehr viele Menschen waren unterwegs trotz dem eher kühleren Wetter. Shizuo überquerte den letzten Zebrastreifen, bevor er zwei Straßen weiterging und schließlich den Gebäudekomplex sehen konnte. Mit den Händen in der Hosentasche blieb er stehen und blickte empor. Blickte dorthin, wo Izayas Wohnung war. Dort wo das Ganze Chaos seinen Lauf genommen hatte... Er griff in sein Jackett und holte die blaue Zigarettenschachtel hervor. Die ganzen Wochen über hatte er kaum geraucht; kaum eine Zigarette nur angerührt. Er starrte hinunter auf die Verpackung und knirschte mit den Zähnen. „Tch…“, murmelte der ehemalige Bartender und steckte die Zigaretten zurück, wo sie herkamen. Ein Seufzen entwich ihm, bevor er sich richtete und dann schließlich durch die automatischen Türen trat. Die Empfangsdamen blickten von ihrer Arbeit hoch und begrüßten ihn sogar bei seinem Namen. Auch wenn er mehrere Wochen nicht mehr aufgekreuzt war. Anstandshalber grüßte er zurück, ehe er seinen Weg nach oben fortsetzte. Selbst beim Anblick der schlichten, schwarzen Wohnungstür kamen Erinnerungen hoch, an die er nicht denken wollte. Sein Finger traf die Klingel, die er sogar ausnahmsweise benutzte. Plötzlich unruhig und auch irgendwie etwas nervös blieb er dort stehen und wartete. Es dauerte sehr lange, aber schließlich wurde die Tür geöffnet. „Oh?“ Eine helle Stimme, die irgendwie überhaupt nicht passte. Shizuo versuchte das Gefühl der Enttäuschung zu unterdrücken und stattdessen den Mund aufzumachen. „Wo ist Izaya?“ „Izaya?“ Shizuo knurrte etwas und starrte die junge Frau mit den dunklen Haaren grimmig an. „Was interessiert Sie das?“, fragte sie und ein gelangweilter Ausdruck wich ihrem arroganten Blick. Namie siezte ihn höflicherweise, auch wenn sie ihn fast schon besser kannte, als sie es freiwillig wollte. Denn es war ein Thema mit dem man Izaya immer gut ärgern konnte. „Ich muss mit ihm sprechen.“, sagte Shizuo und starrte fest in ihre Augen. Für eine Weile starrte sie nur genauso fest zurück, bevor sie den Kopf schief legte. „Reden? Meinen Sie nicht etwa schlagen? Denn das würde ich auch am liebsten tun.“ Sie zischte etwas und Shizuo spürte einen derartigen Groll bei ihr, den Shizuo nur zu gut nachvollziehen konnte. Er blinzelte etwas überrascht und fühlte eine gewisse Sympathie ihr gegenüber. Wenn diese Frau Izaya schlagen wollte, konnte sie ihm ja nur sympathisch sein. Auch wenn sie ihn vorher wie einen schäbigen Türverkäufer angeblickt hatte. Trotzdem…wer war sie überhaupt? „Wer sind Sie?“, fragte er schließlich und erntete eine gehobene Augenbraue. „Namie Yagiri. Ich bin Izayas Sekretärin.“ Oh. Das ergab Sinn. Oder…auch nicht. Warum zum Teufel hatte Izaya eine Sekretärin? Er hatte sie doch vorher auch nie in seiner Wohnung gesehen. Das war das erste Mal, dass er sie überhaupt zu Gesicht bekam. Hatte Izaya sie etwa die ganze Zeit über versteckt, wenn er in seiner Wohnung war? „Ich weiß nicht wo er ist. Und es ist mir auch ziemlich egal, um ehrlich zu sein.“, fuhr Namie genervt fort, während sie ihre Arme verschränkte. Shizuo öffnete den Mund überrascht, bevor er ihn wieder schloss. Sie wusste nicht wo er war? Und es war ihr egal? Er war doch theoretisch ihr Arbeitgeber oder hatte er das falsch verstanden? „Du weißt nicht wo er ist?“ Namie verengte missbilligend die Augen, als er begann sie zu duzen. „Nein.“ Das war im Groben und Ganzen die Konversation zwischen den beiden. Mehr kam nicht zustande, als beide sich nur gegenseitig musterten. Shizuo verstand nicht so Recht, warum seine Sekretärin hier arbeitete, wenn Izaya verschwunden war. Was brachte es ihr, hier herzukommen, wenn er ihr doch sowieso egal war? War sie etwa… „Und? Wollen wir noch lange hier herum stehen oder hast du dich für etwas entschieden?“, fragte die dunkelhaarige Frau ungeduldig, während sie leicht mit dem Fuß auf und ab tippte. Shizuo fiel es nicht einmal auf, dass sie ihn nun auch duzte. „Wieso bist du hier wenn Izaya verschwunden ist?“ Ein leichtes, schon fast diebisches Lächeln kam auf ihr Gesicht, bevor sie ihm antwortete. „Ich erhalte weiterhin mein Geld und das ist Grund genug.“ Shizuo schnaubte. „Ich würde dann gar nicht erst hier hin gehen.“, erwiderte Shizuo und verstand immer noch nicht so recht, was sie hier hielt. Schließlich brauchte sie ja nicht einmal in die leere Wohnung gehen. Niemand konnte ihr vorhalten, dass sie dort nicht gewesen war. Niemand konnte ihr wirklich etwas unterstellen. Shizuo schüttelte den Kopf. „Wenn er wieder kommt und die Arbeit liegen geblieben ist, kürzt er mir das Gehalt. Und das kann ich mir nicht erlauben.“, erklärte Namie und verdrehte die Augen, während sie die Arme in einem Achselzucken hob. Shizuos Augen weiteten sich. Seine Hand zitterte kurz und er musste schlucken, um weiter zu sprechen. „Du…du denkst also, dass er…lebt?“ Dieses Mal weiteten sich Namies Augen. Erst starrte sie ihn verblüfft an und sagte für ein paar Sekunden gar nicht. Dann lachte sie. „Wieso sollte er denn nicht leben?“ Shizuo verkrampfte automatisch und musste an den Vorfall in der Halle zurückdenken. Er wollte nicht daran denken und doch spielte ihm sein Gehirn dieselben Bilder immer und immer wieder vor. Wie ein altes Filmband, wie eine Videokassette. Wie Izaya sich vor seinen Bruder geworfen hatte, wie er von einer Kugel durchbohrt worden war… Er merkte nicht, wie Namie ihn beobachtete und genaustens unter die Lupe nahm. Ihre Augen verengten sich, während sie weiter sprach. „Er ist jemand, der nicht so schnell aufgibt. Er würde alles tun, um zu überleben. Glaub mir, der Bastard wird zurückkommen.“ Der blonde Mann hob den Kopf, wieder mal überrascht über ihre Worte. „Ich werde die Zeit hier ohne ihn einfach genießen. Es ist so weitaus entspannter.“ Sie machte eine Bewegung mit ihrer Hand und rieb sich über ihre Schulter. Shizuo hätte nicht damit gerechnet, auf so eine Person hier anzutreffen. Sie überraschte ihn in allen Maßen, wobei er von ihrem Hass auf Izaya am meisten erstaunt war. Sie war trotzdem ein loyaler Mensch. Ansonsten wäre sie nun längst nicht hier, wenn ihr Chef irgendwohin verschwunden war. „Wieso willst du mit ihm reden?“, fragte sie und warf ihr Haar hinter die Schulter, „Es ist ziemlich ungewöhnlich für dich, wenn ich das sagen darf.“ Sie nahm sich kein Blatt vor den Mund und war durchaus ehrlich. Shizuo war erstaunt über ihre Direktheit. Vielleicht hatte sie einfach keine Lust um den heißen Brei zu reden oder ihr war es schlicht und einfach egal. Shizuo lachte etwas. „Recht hast du…eigentlich müsste ich ihn bis in die Hölle katapultieren.“ „Selbst die Hölle würde ihn nicht annehmen.“, kommentierte Namie trocken und grinste ihn leicht an. Shizuo lachte etwas. Diese Frau war ihm durchaus sympathisch. Ja, durchaus. „Nein, wahrscheinlich nicht.“ Eine weitere Stille kam über sie, aber die ruhige Atmosphäre war nicht komisch. Es war eine kurze, angenehme Stille und irgendwie fühlte Shizuo sich mit dieser Frau verbunden. Auch wenn er sie gerade erst etwas kennen gelernt hatte. Namie wusste, wie Izaya war. Sie konnte nachvollziehen, weshalb er immer wütend war, wieso er diesen Bastard in die Hölle schicken wollte. Sie konnte sich sicherlich vorstellen, was er all die Jahre durchgemacht hatte… Es vergingen weitere Augenblicke, in denen keiner sich bewegte oder was sagte. Die dunkelhaarige Frau blieb weiterhin im Türrahmen stehen und blickte in die Ferne, während Shizuo in Gedanken den Boden anstarrte. „Dann geh ich mal weiter…“, murmelte Shizuo irgendwann und war dabei sich umzudrehen, als Namie ihn stoppte. „Warte.“ Er blickte über die Schulter und sah, wie sie ihr Handy gezückt hatte. „Gib mir deine Handynummer. Ich schreib dir, wenn er wieder da ist.“ Überrascht nickte er und holte sein Klapphandy aus seinem Jackett. Diese Frau war wirklich erstaunlich. Sie wirkte zwar grantig, war jedoch gar nicht so fies, wie sie im ersten Moment vielleicht ausgesehen hatte. „Danke…“, murmelte er leise, als sie ihre Nummern ausgetauscht hatten und blickte ihr in die Augen. Sie schnaubte etwas, was so viel sagte wie Für sowas brauchst du dich nicht bedanken und er musste leicht grinsen. „Also dann…“ Shizuo begann sich zu entfernen und lief bereits die Treppen hinunter. Er hörte schließlich wie die Tür zufiel und begann zu seufzen. Er musste wohl wirklich warten, bis dieser Bastard auf dem Nichts wieder auftauchte. Auch wenn ihm das alles irgendwie seltsam vorkam. Mit den Händen in den Hosentaschen trotte er durch die automatischen Schiebetüren und trat hinaus in die Kälte.   ♔ ♕   Warme Luft fuhr durch den Raum und machte das stille Sitzen angenehmer. Nur noch eine andere Person saß mit in demselben Raum, doch diese hatte er nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Er hörte das Geräusch von Fußtritten, die langsam auf ihn zukamen. Der Kaffee wurde ihm adrett auf den Tisch gestellt, während das Geschirr etwas klimperte, als die Tasse in Berührung mit dem Holztisch kam. „Das ist bereits Ihre siebte Tasse…“, erwähnte die Bedienung leise von der Seite und ihre Stimme klang besorgt. „Ist…alles in Ordnung?“ Izaya hob langsam den Kopf und blickte zu ihr hoch. Braune Haare, zusammen gebunden, Brillenträgerin und große, dunkle Augen. Sie war niedlich und wahrscheinlich glücklich vergeben. Sie war naiv, dafür brauchte Izaya nicht einmal genauer hinschauen. „Alles in bester Ordnung~“, antwortete er wie eingespielt und brachte sein bestes Lächeln aufs Gesicht. Sie runzelte kurz die Stirn, bevor sie sich verbeugte und zurückging. Sobald sie außer Sichtweite war, widmete er sich wieder seinem Kaffee und hob die Tasse an seine Lippen. Der Kaffee war schwarz und ohne Zucker, ganz so wie er es mochte. Und wenn es sein siebter Kaffee war…davon würde er nicht sterben. Sein Blick fiel auf sein schwarzes Handy auf dem Tisch und er blickte auf die 14 neuen Nachrichten. Kaum hatte er den „Untergrund“ wieder betreten, wollten sie alle wieder was von ihm. Typisch. Er seufzte etwas, während er mit gelangweiltem Blick hinaus auf die inzwischen dunklen Straßen schaute. Nur noch wenige Menschen waren unterwegs und hier und da huschten einige Jugendliche mit ihren Alkoholflaschen durch die Gegend. Erst hatte ihm der bittere Geschmack des Kaffees gut getan, doch nun nach der siebten Tasse, fühlten sich seine Geschmacksknospen schon fast taub an. Heute Abend würde er zurückgehen. Er war gespannt, ob Namie sich aus dem Staub gemacht hatte. Er kicherte kurz für sich selbst und erntete dabei wieder einen seltsamen Blick der Bedienung. Es vibrierte erneut und er schaute nicht mal hin. Es war ihm momentan absolut egal. Sowas von egal. Der einzige der ihn interessierte war Shizuo Heiwajima. Was hatte er wohl gedacht? Wie hatte er reagiert? Was hatte er die letzten Wochen gemacht? Er war neugierig auf sein Verhalten und wie sich seine Spielfigur gemacht hatte. War sie ein paar Felder zu weit gesprungen? War sie stehen geblieben? Oder hatte sie einen Bauern ausgeschaltet? Izayas Grinsen war zwar immer noch präsent, doch es war bitter. Bitter wie sein Kaffee in der Hand. Plötzlich nicht mehr durstig stellte er die halb volle Tasse zurück auf ihren Untersetzer und erhob sich von seinem Platz. Er legte ein wenig zu viel Geld auf den kleinen, runden Tisch, bevor er mit einem spielerischen Winken zu der Bedienung hinausging. Etwas verwirrt winkte sie zurück. Kaum war er von dem warmen Café in die Dunkelheit der Straßen, zog er sich seine Jacke enger um den Körper. Beim Gehen setzte er sich seine Kapuze auf und vermischte sich mit den dunklen Schatten Ikebukuros. Keiner würde auf ihn achten. Nicht, wenn er nicht gesehen werden wollte. Selbst als ihm einige bekannte Gesichter entgegen kamen, wurde er nicht gesehen; nicht beachtet. Genauso wollte er es. Heute war er nicht in der Laune mit seinen geliebten Menschen zu spielen. Mit ihnen zu reden. Sie zu benutzen. Nein. Heute nicht. Der Informant ging um die Ecke und durchquerte einen Kinderspielplatz. Einige Sandförmchen lagen noch in dem Sandkasten, die wohl von einigen kleineren Menschlein vergessen worden waren. Er bückte sich um eines davon aufzuheben. Was Shizuo wohl kommentiert hätte… Seine Gedanken schweiften ab, als er mehrere geschlagene Minuten dort hockte und sich nicht bewegte. Der Wind drückte gegen seine Seite und ächzend stand er schließlich wieder auf. Doch als er sich umdrehte, blieb er wieder wie angewurzelt stehen. Seine Augen weiteten sich. Ganz hinten am Ende des Kinderspielplatzes auf der vorletzten Holzbank saß jemand. Es war zwar dunkel und Izaya war müde, jedoch würde er diese blonden Haare und dieses Bartenderoutfit überall wieder erkennen. „Shizu-chan…“, entwich es ihm leise ohne dass er es merkte. Automatisch ging er ein paar Schritte in seine Richtung, völlig von ihm angezogen, wie Motten vom Licht. Immer weiter tappte er vorwärts, bis er plötzlich stehen blieb und den Kopf schüttelte. Nein. So nicht. Er musste erstmal wieder bei Sinnen sein, bevor er Shizu-chan gegenüber trat. Eine Grimasse überzog sein Gesicht während er die Hände davor schlug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)