Be my drug von minowari (and stun me) ================================================================================ Kapitel 23: Desire ------------------ „Shizu-chan, ich brauche mehr Informationen, wenn ich dir was erklären soll… ne?“ Izaya wich einen kleinen Schritt zurück. Den ersten, wenn überhaupt. Was man nur wahrnahm, wenn man Instinkte wie er besaß, die anscheinend unnormal genug waren. Braune Augen wanderten auf das Gesicht seines Gegenübers. Blassheit war zu erkennen und so wie die dunklen Augenringe sich auf seinem Gesicht abzeichneten, schien es ihm immer noch nicht viel besser zu gehen. Zumindest sah es ziemlich nach Schlafmangel aus. Shizuo konnte sich sogar gut vorstellen, wie der Floh die Nächte zuvor durchgemacht hatte. Aber es ließ selbst ihn wundern, warum Izaya sich so gut bewegen konnte. Mit so einer Verletzung musste es eigentlich ziemliche Schmerzen bereiten überhaupt zu stehen. „Du weißt ziemlich genau, wovon ich rede, du Bastard…“, begann Shizuo erneut, sprach ruhig, während er noch einen weiteren Schritt in die Richtung des Flohs wagte. Anscheinend schien sein ruhiges Verhalten den anderen zu irritieren, denn er runzelte die Stirn. „Eh…? Was ist denn nun wieder passiert?“ Ein schiefes Grinsen zierte sein blasses Gesicht. „Ich bin raus aus der ganzen Sache, Shizu-chan. Schon vergessen, wer mich gestern fast ins Koma gebracht hat?“ Das war eine Spötterei zu viel, denn Shizuo spürte, wie sein Körper begann auf die Worte des anderen zu reagieren. Dabei wollte er es einmal mit Worten regeln. Nur einmal wollte er den Floh mit seinen eigenen Waffen schlagen. Und nicht wieder diese monströse Kraft in seinem Körper spüren, die ihm nicht ganz gehorchen wollte. „Es ist nicht gestern passiert, Izaya-kun.“, kam es beherrscht aus seinem Munde, das Gesicht bereits grimmig verzogen, als Folge darauf, dass er sich zurück halten musste, nicht auf den anderen loszugehen. Er hob den Blick und begegnete zwei dunklen, rötlichen Augen, die ihn misstrauisch beobachteten. Zugleich jedoch verließ dieses Grinsen nie sein Gesicht, auch wenn ihm in dem Moment eigentlich gar nicht zum Grinsen zumute sein konnte. „Shizu-chan, Shizu-chan…“ Izaya seufzte theatralisch. „Würdest du bitte aufhören in Rätseln zu sprechen? Was ist mit dir passiert, hm? Ist ja gruselig!“ Natürlich überspielte der schwarzhaarige Mann seine Nervosität mit solch seltsamen Sprüchen. Doch selbst Shizuo konnte langsam sehen, dass Izaya in Wahrheit gar nicht so ruhig war, wie er es vorgab zu sein. Er wagte einen weiteren Schritt auf ihn zu, konnte langsam sehen, wie sich der Blick in seinen Augen veränderte. Man sah förmlich die Gedanken sausen, als er sich seine nächste Strategie ausdachte, seinen nächsten Fluchtplan, seinen nächsten Schachzug, um Shizuo zu überrumpeln. Doch das würde heute anders laufen. Der Blondschopf würde nicht ruhen, bis er wüsste, was genau der Floh mit Kirima am Hut hatte. „Izaya.“ Eine weitere Bewegung nach vorne. Ein schneller Schritt nach hinten. Sein Rücken prallte an die Wand hinter ihm, und für einen Augenblick weiteten sich seine Augen in Realisierung. Das Grinsen verschwand plötzlich und bevor Shizuo ihn erreichen konnte, zog Izaya sein Messer zur Verteidigung. „Bleib wo du bist, Shizu-chan.“ Die Stimme klang ernst, frei von jener Neckerei und Spott, die sonst immer aus seinem Munde kam. Doch der blonde Mann stoppte nicht. Es genügte ein schneller Griff von der Seite, da hatte er seine rechte Hand gefangen. Izayas linke, noch freie Hand holte aus und fuhr in Richtung seines Halses, doch die Spitze der Waffe traf lediglich seinen Arm. Es schmerzte nur kurz, wenn überhaupt und Shizuo kümmerte sich auch nicht um den Umstand, dass die fallende Waffe nur knapp seine Füße verfehlte. Binnen kurzen Kampfes war auch die andere Hand gefangen und Shizuo konnte das Zittern spüren, dass durch den Körper des anderen ging. Izayas Gesichtsausdruck wandelte von überrascht zu wütend, von seinem schelmischen Grinsen keine Spur. Es musste ihm wahrlich unangenehm sein, momentan keine Macht über seinen Körper zu haben. „Shizu-chan…“, zischte Izaya grimmig und zeigte nun auch zu gerne, seine schreckliche Laune. „Ich lass dich nicht in Ruhe, bis du mir den Grund gesagt hast.“ Es brauchte keinen zweiten Blick, um zu sehen, dass Izayas Gemüt nun wirklich in den Bereich von übel gelaunt ging. Offensichtlich konnte er es nicht haben, dass Shizuo nicht auf den Punkt kam, was sonst eigentlich immer sein eigenes Werk war. „Grund? Grund für was? Shizu-chan, ich hab keinen blassen Schimmer, was du von mir willst.“, erwiderte der schwarzhaarige Mann, während er gleichzeitig versuchte seine Hände zu befreien. Shizuo bemerkte das Gezappel des anderen fast gar nicht, so schwach war dessen Befreiungsversuch. Tch. Dieser Floh wusste doch sonst immer, was gemeint war. Sollte er bloß nicht so tun, als ob er keine Ahnung hatte. „Ich will wissen, wer dir die Wunde hinzugefügt hat.“, probierte er es anders. Izayas Blick verengte sich, doch sein fiebernder Blick ließ nicht von ihm. Erst schien er sich noch immer gegen Shizuos festen Handgriff wehren zu wollen, doch als er die Worte verarbeitete, hatte er sich anscheinend seine Strategie überdacht. Shizuo spürte den Stimmungswechsel. „Oh? Und warum interessiert dich das?“, fragte er mit einem selbstsicheren Grinsen, das sich nun langsam wieder auf seinem blassen Gesicht breit machte. „Tch, antworte!“, verlangte er mit lauter werdender Stimme. Shizuos innere Ruhe begann zu weichen und er wusste, dass es fast ein Wunder war, dass er solange durchgehalten hatte. „Ich glaube, das diese Information dir nicht weiter hilft und mir auch nicht. Also kann das auch wohl mein Geheimnis bleiben, ne…?“ Izaya schien überzeugt davon, nicht mehr zu diesem Thema sagen zu müssen – was er mit seinem Lächeln bestätigen wollte - doch Shizuo war da anderer Meinung. „Kirima.“ So simple wie das Wort – wie der Name klang, sprach Shizuo es auch aus. Und es brachte Ruhe mit sich. Der Name war genug, um das Gezappel des Flohs kurzzeitig zu stoppen. Seine selbstsichere Miene verschwand schlagartig, während einen Moment lang Stille herrschte, bis sich dunkle, rötliche Augen in seine bohrten. „Es war Kirima oder?“ Shizuos direkte Art schien den Informanten aufzuregen, denn er verzog sein Gesicht noch mehr, wie der blonde Mann es selten bei ihm gesehen hatte. Doch dieser Ausdruck war schnell wieder verschwunden. „Kirima…? Du meinst, deinen ehemaligen Vermieter, den du nicht kanntest?“, hakte der Informant kichernd nach, als er versuchte seine Maske erneut mit seinem neckischen Grinsen aufrecht zu erhalten. Shizuos Griff nahm ein wenig zu, und er war nahe dran zu zischen. Diesem Floh ging es wohl noch nicht schlecht genug, wenn er ihn weiterhin provozierte… „Ja genau den.“ „Shizu-chan… Ich weiß nicht, wie du auf diese hirnrissige Idee kommst. Was habe ich denn bitte mit Kirima zu tun?“ „Lüg hier nicht rum, Izaya!“ Shizuo begann seine Geduld zu verlieren. Dieser verdammte Bastard! Er wusste ganz genau, dass es Unsinn war, was er da behauptete. Es konnte nur Kirima gewesen sein. Es musste Kirima gewesen sein. Zumindest war der Floh bei diesem Kerl gewesen. Auch wenn er nicht zu hundert Prozent beweisen konnte, dass genau er ihm diese Wunde hinzugefügt hatte, so wusste er doch, dass Izaya was verheimlichte. Etwas das genau diesen Mann betraf. Izaya wollte sich nur so gut es ging aus der Sache herausreden. Und natürlich musste er es auf seine, komplizierte Art und Weise machen. Aber so leicht gab Shizuo nicht auf. „Shinra hat es mir erzählt.“ Ein weiterer Schritt in eine Diskussion, die immer hitziger wurde. „Shinra?“, fragte Izaya mit ungläubigen Unterton und lachte schnaubend. „Was hat denn Shinra noch mit der ganzen Sache zu tun? Ahh, Shizu-chan, du-“ Er brach ab, als ihn anscheinend ein plötzlicher Schmerz durchfuhr und ihn in seinem eigenen Wortfluss stoppen ließ. Shizuo blinzelte und wartete einen Moment, doch der Informant zischte nur leise. „Shinra hat es mir erzählt. Als du gestern ohnmächtig geworden bist…“ Es war fast kaum hörbar, was Izaya unter seinem Atem zischte, doch Shizuos Ohren konnte man nicht so leicht austricksen. Izaya war regelrecht davor zu fluchen, so sah zumindest sein zerknirschtes Gesicht aus. „Du wurdest angegriffen, als du bei Kirima warst.“, stellte der blonde Mann ohne große Umschweife fest, wobei das für ihn schon seit gestern klar war. Schließlich hatte Shinra eigentlich keinen Grund ihn anzulügen. Während der ehemalige Bartender auf eine Reaktion wartete, geschah nichts. Izaya blieb stumm. Nur das Zittern in dessen Körper blieb, welches Shizuos durch seine Arme gut spüren konnte. „Hat er dich angegriffen? Was hattest du bei ihm zu suchen? Los, spuck’s aus!“ Shizuos Stimme wurde lauter, angreifender, während er den Floh nun gegen die Wand drückte. Und dieser kurze Aufprall schien ihn wieder wach zu rütteln, denn Izaya hob den Kopf, seine Miene neutral. „Ich wüsste immer noch nicht, wieso dich das etwas angeht, Shizu-chan…“, erwiderte er, seine Stimme klang gefasster, ein wenig seltsam, so als ob der Aufprall an die Wand seine Laune verändert hätte. „Und ob mich das etwas angeht!“, schnauzte Shizuo schließlich und spürte, wie die monströse Kraft in seinem Inneren überhand nehmen wollte. Nein, nicht jetzt! Er schloss für einen Augenblick die Augen, atmete ein paar Mal tief ein, bevor er weiter sprach. „Er war mein Vermieter und außerdem warst du derjenige der behauptet hat, er hätte mich absichtlich rausgeschmissen und den Angriff auf Kasuka organisiert!“ Sein Atem ging schneller und unregelmäßiger, als er endete. Beide Männer starrten sich für eine Weile an. Eine kurze Stille in der nur Atmen zu hören war. Schließlich seufzte Izaya. „Solltest du nicht eher froh sein, dass er mich angegriffen hat?“ Shizuo sah es nur kurz, sein Grinsen. Danach knickten seine Knie ein. ♔ ♕ Ihr Atem ging schneller. Es war inzwischen so kalt draußen, dass ihr Atem sich zu weißem Nebel verwandelte und in die Luft verschwand. Doch es war noch nicht so dunkel, als das man das sehen könnte. Sie blickte nochmal um die Ecke. Doch da war niemand. Sie musste schleunigst weiter, denn noch länger dürfte sie hier nicht verweilen. Sie würden es herausfinden. Er würde sie finden… „Rui-san~“ Sie zuckte zusammen bei dem Ausruf ihres Namens. Eigentlich war es nur der Deckname, doch sie fühlte sich trotzdem angesprochen. Denn es war die Stimme, die sie so unruhig machte. Seine säuselnde Stimme, die in Wahrheit nur von der Freundlichkeit überdeckt wurde. Es war ihr unheimlich. Soweit es ging drängte sie sich weiter in die Ecke, in der sie sich versteckte und hoffte, dass er woanders suchen würde. Sie hatte bereits einen guten Lauf hinter sich und auch eine Wunde an ihrem rechten Oberschenkel, sodass eine erneute Flucht erstmal außer Frage stand. „Ich weiß, dass du hier irgendwo steckst…“, kam es wieder, dieses Mal viel näher als vorher. Ihr Herz pochte schneller, wenn das überhaupt noch möglich war. Alles war nur die Schuld von diesem Bastard! Izaya Orihara. Sie wusste, dass er nichts Gutes verhieß, und sie wusste auch, dass sie einen bedeuteten Fehler gemacht hatte. Dieser Mann hatte sie verfolgt, sie beobachtet. Natürlich war ihr das bereits nach einigen Minuten aufgefallen. Eigentlich war es ihr Ziel gewesen, den Spieß umzudrehen um Informationen zu erlangen, doch das Blatt hatte sich ganz schnell geändert. Und dann war sie es, die in seiner Gewalt war. Wäre nicht Shizuo Heiwajima aufgetaucht, wüsste sie nicht, was genau noch alles passiert wäre. Sie verdankte ihm die Verhinderung eines weiteren Fauxpas, den sie so schnell nicht aus der Welt hätte schaffen können. „Ahh…Rui-san, wie schön dich wieder zu sehen~“ Erschrocken schnellte ihr Kopf zur Seite, doch zu langsam. Seine Hand war bereits in ihren blonden Haaren, zog kräftig daran, sodass die Frau halb in der Luft hing. Sie schrie kurz, versuchte ihn noch mit ihrem Messer zu treffen, doch die Waffe wurde mit Leichtes aus der Reichweite geschlagen. „Das ist aber nicht sehr nett, Rui-san...“, säuselte der Mann, und zog die Frau noch ein Stück näher an sich heran. „Oder sollte ich eher sagen…Masami-san…?“ Trotz der sowieso schon schlimmen Umstände, brachte es ihre Augen zum Weiten, als dieser Kerl ihren wirklichen Namen wusste. Sie hatte ihn nie verraten, nie irgendjemandem erzählt. Aber die Überraschung verblasste, als sie weiterhin verzweifelt versuchte sich zu befreien, sich weiter von dem Mann zu entfernen, doch je mehr sie sich gegen ihn wehrte, desto stärker wurde sein Griff in ihren Haaren. „Du hast uns leider ein wenig in eine unangenehme Situation gebracht, Masami-san…“, fuhr der Mann fort unbeirrt fort, ignorierte ihre Zappeleien und drückte sie gegen die nächstbeste Wand. „Eigentlich hatte ich mehr von einer ausgebildeten Agentin erwartet. Konnte er dich etwa so sehr in die Enge drängen, dieser…Orihara Izaya?“ Seinen Worten nach zu urteilen, hatte er den Informanten noch nie persönlich getroffen, doch der Name Izaya Orihara schien ihm nicht unbekannt zu sein. Genauer gesagt, schien er ihn nicht zu mögen. Genau wie sie. Denn Miya kannte ihn von früher. Sie hatte schon damals durch Bekannten von ihm gehört. Was er tat, was sein Job war, was seine Aktivitäten beinhaltete. Sie wurde sogar vor ihm gewarnt. Was sie anfangs natürlich nicht so recht nachvollziehen konnte, ohne diesen Menschen vorher je einmal selbst gesehen zu haben. Doch später aber musste sie zugeben, dass man sie nicht umsonst gewarnt hatte. Dieser Mann war absolut gefährlich. Mehrere Menschenleben hatte er bereits auf seinem Gewissen, ohne wirklich direkt der Schuldige zu sein. Er war nur derjenige, der im Hintergrund die Fäden zog, derjenige, der sich genüsslich zurück lehnte und die Show genoss. Als sie begriff, dass mit Izaya Orihara nicht zu spaßen war, begann sie sich zu rüsten. Es ließ sie vorsichtig werden. Sie achtete darauf, was sie tat und mit wem sie sich in der Öffentlichkeit traf. Es war zwar nur eine reine Vorsichtsmaßnahme, dennoch war es besser auf Nummer sicher zu gehen. Doch das alles hatte keine Wirkung gegen Orihara Izaya. Als er sie vor kurzem überrumpelt hatte, wusste er bereits wer sie war. Nicht einmal der doppelte Deckname hatte etwas gebracht. Was genau er wirklich über sie oder ihren Job wusste, war ihr unbekannt. Doch eines war ihr klar. Es würde keine guten Folgen haben, dass sie sich getroffen hatten. Ein heftiger Schmerz an ihrem Kopf rüttelte sie plötzlich aus ihren Gedanken. Ungewollt schossen ihr ein paar Tränen in die blauen Augen, die sie versuchte wegzublinzeln. „Hmm…? Haben wir plötzlich unsere Sprache verloren, Bambina?“ Miya hatte noch nicht lange den Job bei der italienischen Untergrundmafia, doch sie merkte bereits, dass es eine falsche Entscheidung gewesen war. Aber es war nicht so einfach, den Job bei einer Mafia zu kündigen. Das war ihr von Anfang an bewusst gewesen. Denn leider konnte sie das Geld gut gebrauchen… Sie zischte. „Orihara Izaya ist kein einfaches Hindernis. Das weißt du, Mori-san.“, brachte sie hervor und sie konnte sehen, wie sich ein schiefes Lächeln auf sein Gesicht zauberte. Vermutlich war es auch nur sein Deckname, doch das konnte ihr egal sein, bald würde sie eh von hier verschwinden. Aus Ikebukuro verschwinden. Aus dieser versifften Stadt. „Ach ne, da ist jemand aber ganz schlau.“, sprach der Mann mit höhnender Stimme, „Wenn du doch weißt, wie gefährlich er ist, wieso treibst du ihn dann direkt in unsere Arme?“ Miya wusste beim besten Willen nicht, was er meinte. „Wie bitte?“ „Er war dort. Im Elio Locanda. Und was meinst du wohl, was Antonio gesagt hat…“ Izaya Orihara war noch schneller, als sie geglaubt hatte. „Wir brauchen niemanden, der den Feind sogar noch zu uns einlädt.“ Seine dunklen Augen bohrten sich in ihre, und dann wurde ihr bewusst, dass das die Worte von Antonio waren. Und schon mehr als offensichtlich genug, war natürlich sie damit gemeint. Sie wurde unruhig. „Und wenn er zufällig dort essen war? Ich war zumindest seit mehreren Tagen nicht mehr im Hauptquartier. Er kann also gar nicht auf eure Spur-“ „Unsinn.“, unterbrach er die blonde Frau, während sein barscher Griff zunahm. „Er würde wohl kaum mit Heiwajima Shizuo genau in diesem Restaurant essen gehen, stimmt’s?“ Ihre blauen Augen weiteten sich. „Wirklich jeder in Ikebukuro weiß, dass die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen können. Es ist schon sehr verdächtig, dass einer unserer größten Feinde mit unserem Angriffsziel direkt vor unserer Nase ins Hauptquartier spaziert.“ Mori schnaubte. „Antonio sagte, dass er ihn heraus gefordert hätte. Indirekt natürlich, aber offensichtlich genug.“ Als Miya ihm nicht antwortete, seufzte er schließlich, ließ ihre Haare los und entfernte sich ein paar Schritte. Sie blickte ihn an, musterte ihn misstrauisch und wollte nicht glauben, dass sie damit nun entlassen war. Sie fokussierte seine Statur. Wie immer war er in einem grauen Anzug gekleidet, steckte gerade die bandagierten Hände in die Hosentaschen und lächelte sie an. Durch seine dünne Statur konnte er bereits einige seiner Gegner täuschen. Mori war ein exzellenter Straßenkämpfer, geübt im asiatischen Kampfsport, aber auch mit seiner Pistole konnte er durchaus umgehen. Er schob sich gerade die Brille zurecht, wodurch er den Anschein erweckte ein Büromensch zu sein, was aber weit gefehlt war. Tarnung war auch eine Sache, die zu seinen Stärken zählte. Im Moment lächelte er sie noch an, doch Miya wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis er erneut agieren würde. Denn Geduld war nicht seine Stärke… „Ich weiß nicht, warum genau ich daran schuld sein soll, dass Izaya Orihara euch auf die Schliche gekommen ist.“ Moris Lächeln - was zunächst relativ freundlich erschien - verwandelte sich langsam in ein höhnendes Grinsen, fast so, als wolle er sie auslachen, ohne wirklich zu kichern. „Miya-san…“, tadelte der Mann und trat auf sie zu. Aber sie war nicht so dumm, direkt zu ihren Waffen zu greifen, denn wenn herauskäme, dass sie ihren Vorgesetzten verletzt hatte, dann hatte sie echt üble Karten. Aber die Art, wie er auf sie zuging, bescherte ihr eine Gänsehaut und ihre Hand zuckte, während sich Angstschweiß in ihrem Nacken bildete. „Du warst leider bereits in Kontakt mit unserem Ziel, bevor du bei uns angefangen hast. Ich glaube du erinnerst dich sicher, als er dir geholfen hat den Karton in die Wohnung zu tragen, stimmt‘s?“ Miyas Augen weiteten sich erneut, als sie die Situation verstand. Sie hatte den kleinen Vorfall mit dem blonden Mann schon fast außer Acht geschoben. Sie erinnerte sich daran, wie sich getroffen hatten, wie er so nett war und ihr mit dem Umzugskarton geholfen hatte. Und auch daran, wie er plötzlich wissen wollte, wer ihr erlaubt hatte, dort einzuziehen. Der Mann war wirklich wütend, doch das war ihr egal gewesen. Weil sie ganz genau wusste, dass er ihr nicht beweisen konnte, dass dies mal seine Wohnung war. Sie fand die Art zwar nicht ganz richtig von ihrem Freund, den Mann so rauszuschmeißen, doch sie brauchte die Wohnung. Dringend. Und wenn man dringend eine Wohnung brauchte und Geldnot hatte, achtete man nicht mehr auf diese kleinen Belangnisse. Es war ihr Glück gewesen, dass Kirima den Job eines Wohnungsvermittlers hatte. Andernfalls wäre sie nie so schnell sittlich geworden. Glück war es auch, dass sie nach ein paar Tests in der Mafia angestellte wurde. Den Job, den sie als einziges noch ausführen konnte. Sie biss sich auf die Lippe. „Ja, ich erinnere mich.“, sagte sie lediglich, weil sie wusste, dass Mori mit seiner Erklärung fortfahren würde. „Dein Freund war leider nicht so schlau, ausgerechnet die Wohnung von Shizuo Heiwajima auszuwählen, nur damit du eine Bleibe hast.“ Sie wusste nicht, wohin er das Gespräch lenken wollte, also hielt sie ihren Mund. „Denn dieser kurze Kontakt, zwischen dir…und Heiwajima, hat die Aufmerksamkeit eines bestimmten Mannes auf dich gezogen.“ Polizeisirenen durchstreiften kurz die Stille, die zwischen den beiden herrschte, doch keiner von den beiden reagierte. Miya zitterte. „Orihara Izaya…“, flüsterte die Frau. „Hundert Punkte!“, lachte Mori und hob zum Applaus die Hände in die Luft. Ihre Augen gingen unruhig zur Seite, doch da war niemand. „Du siehst, es ist so ziemlich dein Verschulden. Hmm…wobei Kirima die eigentliche Schuld trägt.“, sagte Mori, wobei er den Rest zischte, als plötzlich seine Hand nach ihrem Hals fuhr und er sie nun mit Druck gegen die Wand festhielt. „Wir dachten, es könnte von Vorteil sein, dass du Heiwajima bereits getroffen hast. Aber leider ist das genaue Gegenteil eingetreten, bevor wir dich überhaupt in unseren Plan einweihen konnten…“ Er drückte nicht mit voller Kraft, das merkte sie, trotzdem röchelte sie. Ihre Finger krallten sich in seine Hand, doch das interessierte ihren Angreifer nicht. „A…Aber warum…interessiert…sich…Ori…hara Izaya…für…Heiwa…jima Shizuo…?“, fragte sie schwer atmend, soweit es ihr in ihrer Position möglich war. „Hmm, tja. Ich vermute mal, dass es nur normal ist, zu wissen, was sein Erzfeind so treibt. Sein Fachgebiet sind Informationen, vergiss das nicht. Er interessiert sich für alles, was in Ikebukuro passiert. Und der plötzliche Rausschmiss von Heiwajima Shizuo aus seiner Wohnung, war wohl ein interessantes Ereignis für ihn…“ Miya wusste nun, warum Mori ihr aufgelauert hatte. Sie wusste, warum die Mafia ihr auf den Fersen war. Innerlich lachte sie. Sie hatte den Job gerade erst. Sie war gerade erst in Ikebukuro angekommen und doch wollte sie nichts lieber als von hier weg. Sie verstand nicht, was Kirima hier noch hielt. Und vor allem wie er in der unterirdischen Welt von Ikebukuro zurechtkam. Denn das, war ganz sicher kein Zuckerschlecken… „Miya-san~…“ Mori senkte den Blick und durchbohrte sie mit seinen braunen Augen. „Ich finde es ist Zeit, deinen Freund zu besuchen, findest du nicht auch?“ Eine Schweißperle lief an ihrer Schläfe hinunter. Ohne, dass sie es jemals wollte, hatte sie Kirima in noch mehr Schwierigkeiten gebracht, als er es sowieso schon war. ♔ ♕ Warum passierte es immer, wenn er bei ihm war? Warum musste es ausgerechnet jetzt geschehen? Die Knie prallten auf den Boden. Der Aufprall war nicht hart, doch unangenehm. Der Griff um seine Hände lockerte sich, ließ aber nicht los, sodass Shizuo gezwungen wurde, halb mit in die Hocke zu gehen. Für Izaya fühlte es sich einfach nur wie die größte Demütigung an, vor seinem Erzfeind zu knien. Wahrlich schlimmer konnte es ja nicht kommen. „Izaya…?“, hörte er Shizuos Stimme, die noch unsicherer klang, als Izaya sich gerade selbst fühlte. Schwindel überfiel den Informanten und er kniff die Augen zusammen. Das war doch wohl ein schlechter Scherz. Er würde hier doch nicht jetzt etwa bewusstlos werden, oder? Das hatte er eigentlich zur Genüge in letzter Zeit… „…Was ist… Shizu-chan…?“ Ihm war fast zum Lachen zumute. Selbst das Sprechen fiel ihm schwer. Es war, als ob die ganze restliche Energie, die er noch übrig hatte, nun aus seinem Körper verschwinden wollte. Natürlich war er noch nicht fit. Es war ihm durchaus bewusst, dass er eigentlich im Bett ruhen und sich erholen sollte. Doch sowas wie krankfeiern gab es bei Izaya Orihara nicht. Man erwartete seine Bereitschaft, seine Dienste. Da konnte er nicht mal eben krank sein. Aber das sein Körper genau jetzt entschied schlapp zu machen, war wirklich reines Pech. Jetzt, wo er wahrlich in Shizuos Gewalt war. Denn gegen seine abnormale Kraft kam er nicht an. „Oi, was ist mit dir?“, verlangte der blonde Mann zu wissen, rückte ein Stück näher, um Izayas hinab gesunkenes Gesicht zu inspizieren. Izayas dunkle Augen sahen zwar müde aus, dennoch funkelte Kampfeswillen in ihnen wider, als sich ihre Blicke trafen. Izaya gab ein unwilliges Schnauben von sich, das leider eher wie ein tiefes Ausatmen klang. „…Wonach…sieht…es denn…aus…?“, höhnte der schwarzhaarige Mann ironisch, bevor sein Atem noch schwerfälliger wurde. Der Informant merkte, wie sein Körper nach Ruhe verlangte, nach Schlaf und Erholsamkeit, die er leider viel zu wenig in letzter Zeit bekommen hatte. Die Welt drehte sich vor seinen Augen, während die Geräusche um ihn herum leiser wurden. Das einzige was er noch merkte, war Shizuos fester Griff um seine Handgelenke. Die Schmerzen spürte er, aber alles Weitere verschwand so langsam aber sicher in den Bereich des Nichts. „Tch. Verdammter Bastard…!“ Shizuo schien noch zu fluchen, aber es war so leise, dass Izaya fast dachte, er hätte es sich nur eingebildet. Doch bevor ihm die Augenlider zufallen konnten, spürte er noch, wie die Schmerzen an seinen Armen plötzlich verschwanden. „Stirb nicht, du Mistkerl! Wie oft muss ich dir das noch sagen?“ Izaya wollte lachen, als er die Worte des anderen wahrnahm, doch brachte nichts über die Lippen. Selbst das Reden war ihm nun nicht mehr gegönnt. Tch. Wie er es hasste. Wie er Shizuo hasste. Es war seine Aufgabe über die Leute zu thronen und über sie hinweg zu sehen, sie zu beobachten, mit ihnen zu spielen, aus ihren ach so jämmerlichen Seelen, die Dunkelheit hervorzubringen… Doch nun, war er ganz unten gelandet. Unten auf dem Boden. Auf der gleichen Ebene wie seine geliebten Menschen. Zwar nur für eine kurze Zeit, aber es reichte, um seine Laune drastisch zu sinken. Er atmete tief ein. Er konnte nur hoffen, dass Shizuo ihn dieses eine Mal am Leben lassen würde. ♔ ♕ Sein Blick fiel auf die Uhr. Weitere zwei Stunden waren vergangen, seit er zuletzt nach ihm gesehen hatte. Dieser Bastard musste ja auch einfach ohnmächtig werden. Schon wieder…! Was war er? Ein Mädchen aus diesen schlechten Sitcoms, das den Anblick einer Spinne nicht ertrug? Shizuo seufzte. Er war sich nicht sicher, ob der Informant es nur vorgespielt hatte oder nicht. Denn eigentlich hatte er keinen Grund, sich selbst zu erniedrigen. Und das vor ihm, seinen Erzfeind… Die weiße Tüte gab knisternde Geräusche von sich, als Shizuo sie kräftiger in seiner Hand drückte. Der Abend war bereits angebrochen, als der blonde Mann aus dem Supermarkt hinaus trat, ohne dass er es wirklich registriert hatte. Die Straßenlampen um ihn herum begannen zu blinken und schließlich wurde sein Rückweg ein wenig heller. Es war kein langer Fußmarsch zurück, da der Laden nicht weit von Izayas Wohngegend entfernt war. Die Haustür hatte er absichtlich einen kleinen Spalt aufgelassen, da er nun mal keinen Schlüssel hatte. Und auch als er wieder kam, war noch alles so, wie er es zurück gelassen hatte. Der Floh lag immer noch unbewegt auf der riesigen, schwarzen Couch und schien fest zu schlafen. Eine Decke, die Shizuo im Schlafzimmer gefunden hatte, war unordentlich über seinen Körper geschmissen worden, sodass das Objekt seinen Dienst nicht wirklich erfüllen konnte. Aber so weit kam es noch, dass er den Bastard ordentlich zudecken würde. Tch, lieber würde er ihn aus dem Fenster schmeißen… Shizuo trotte auf den anderen zu, starrte über die Lehne hinweg und musterte sein Gesicht. Im Schlaf sah er absolut anders aus. Anders, als Shizuo ihn jemals erlebt hatte. Müdigkeit und Erschöpfung zeichnete sich nun deutlich in seinem blassen Gesicht ab und Shizuo fragte sich, wie viel Schlaf der Floh wohl überhaupt bekommen hatte in der letzten Zeit. Wahrscheinlich zu wenig, wenn er sogar davon ohnmächtig wurde. Anscheinend konnte selbst Izaya es nicht verhindern, dass sein müder Körper sich erholen musste. Obwohl es wahrscheinlich nicht nur der Schlafmangel war, der ihm zu schaffen machte… Shizuo blinzelte. Izayas schwarzen Haare hingen ihm unwirsch im Gesicht und sein Mund war leicht geöffnet, da es wohl leichter für ihn war, so mehr Luft zu bekommen. Es sah schon beinahe friedlich aus, wenn es nicht der Umstand wäre, dass er zusammen gebrochen war und nicht gerade freiwillig schlief. Der Floh hatte echt Glück, dass er ihm noch was schuldete, sonst hätte er von Shizuos Meinung her, ruhig dort auf dem Boden liegen bleiben können. War er auch selber schuld, wenn er sich nicht genug um die Bedürfnisse seines ausgelaugten Körper kümmerte. Der ehemalige Bartender verzog das Gesicht. Wieso er nun den halben Tag hier wegen diesem Bastard verbracht hatte, wusste er selber nicht genau. Wahrscheinlich aus dem Gefühl heraus, dass der Floh ja jeden Moment wieder aufwachen könnte. Shizuo schnaubte und kehrte zu dem Schreibtisch zurück, wo er die Einkaufstüte liegen gelassen hatte. Er hatte eh nichts Besseres zu tun. Vielleicht deswegen. Der blonde Mann packte die Milch aus der Tüte, zusammen mit dem Brot und den Instantnudeln. Bei der groben Inspektion Izayas Kühlschrankes, war leider nicht viel rum gekommen. Gerade mal ein Viertel des Kühlschrankes war belegt und dann auch noch mit Sachen, die auch nur jemand wie der Floh mögen würde. Selbst halb aufgegessenes Tuna vom Russia Sushi hatte er entdecken können, wobei er nicht wusste wie lange es da schon herum lag. Wahrscheinlich war er nicht dazu gekommen, das Essen später zu verzehren und hatte es dann wohl einfach vergessen. Zumindest konnte er sagen, dass Izaya einen ziemlich miserablen Geschmack hatte. Sein Blick fiel auf die Milch in seiner Hand und ein Ausdruck von gemischten Gefühlen machte sich breit. Seit der Floh diese „Trink-die-Milch“-Sache begonnen hatte, traute er Milchflaschen kaum über den Weg. Auch wenn diese direkt aus dem Supermarkt kamen. Es erinnerte ihn an Izaya. Und das alleine verdarb ihm fast den Appetit… Der blonde Mann wollte gerade die Flasche öffnen, als dieses nervige Geräusch wieder durch die Wohnung hallte. Nicht schon wieder… „…Argh, Schnauze!“, donnerte Shizuo lautstark durch das große Apartment, blickte nach oben in Richtung Schlafzimmer, wo das Geklingel herkam. Das war nun bereits das vierte Mal innerhalb von fünf Stunden. Und so langsam ging es dem ehemaligen Bartender tierisch auf die Nerven. Sein Blick schweifte zu Izaya, doch dieser ließ sich weder von Shizuos lautem Gebrülle noch von dem Handygeklingel wecken. Shizuo verengte genervt die Augen und entschied dem störenden Geräusch ein Ende zu setzen, und sei es mit Gewalt. Mit eiligen Schritten näherte er sich der Treppe. Er war kaum oben angekommen, da hörte es plötzlich auf. Der blonde Mann stoppte in seinen Zügen und runzelte die Stirn. Ha, hatte der Floh nochmal Glück gehabt. Beim nächsten Mal würde er das Handy in seine Einzelteile zerlegen. Aber als er sich umdrehte, um wieder ins Wohnzimmer zu gehen, begann es von vorne. Dieses Mal aus einer komplett anderen Richtung. „Wollt ihr mich eigentlich auf den Arm nehmen…?“, knurrte Shizuo wütend und stürmte wie ein Blitz die Treppe hinunter. Nachdem er die Geräuschquelle lokalisiert hatte, stampfte er direkt darauf zu und blieb schließlich vor der schwarzen Couch stehen. Izaya atmete ruhig. Sein Brustkorb hob und senkte sich in regelmäßigen Abschnitten. Er schien sich weiterhin keinen Deut darum zu kümmern, dass das Handy direkt in seiner Jackentasche klingelte. Also wenn er nicht mal davon wach wurde… Unsicher, ob er sich das nervige Objekt nun schnappen und zerstören sollte oder nicht, blieb er an seiner Position stehen. Er müsste schon dafür den Floh berühren und auch wenn es nur seine Jacke war, so verzog sich sein Ausdruck alleine bei dem Gedanken daran. Er wollte nicht diesen todbringenden Geruch an seiner Hand haben. Schlimm genug, dass es in seiner Wohnung immer noch nach ihm roch. Aber wenn er so darüber nachdachte, hatte er schon ganz andere Dinge mit dem Floh getan, die weit über dem einer kleinen Berührung hinausgingen. Also konnte er eigentlich auch Izayas scheiß Handy aus dessen Jacke pflücken… Mit wenigen Schritten stand er direkt vor ihm und seine Augen musterten ihn. Izayas Ausdruck war nun nicht mehr ganz so „friedlich“ wie vorhin noch. Eher verzog er das Gesicht in eine leichte Grimasse. Sicherlich merkte sein Unterbewusstsein, dass es hier eigentlich viel zu laut zum Schlafen war. Gerade als Shizuo grimmig entschied, genug von diesem albernen Klingelton gehört zu haben – der nun mal komischerweise klang wie ein Anime Opening - und er die Hand ausstreckte, herrschte wieder Totenstille. Ruhe legte sich über den Raum und es war plötzlich so leise, dass er Izayas Atem deutlich hören konnte. Er gefror in seiner Bewegung und seine Hand ballte sich zur Faust. Ernsthaft? Ein wütendes Schnauben entfuhr seinem Munde, als er sich beherrschen musste, nicht auf irgendwas einzuschlagen. Diese Handys… Sobald er den Floh mit einem sah, würde er es persönlich aus seiner Hand reißen und an die nächstbeste Wand schmettern. Absolut nervig. Seine Hand fuhr unruhig durch seine blonden Locken, bevor er sich mit einem Plumpsen am Ende von Izayas Füßen niederließ. Das Material gab sanft nach, als er sich seufzend setzte und nach hinten lehnte. „Verdammte Scheiße…“, murmelte der blonde Mann erschöpft und wühlte in seiner Weste, nach seiner Zigarettenpackung. Viele hatte er leider nicht mehr, wo er heute doch schon wie ein Kettenraucher neun Stück geraucht hatte. Doch er brauchte nun dringend eine. Oder auch zwei. Es vergingen vielleicht 40 Minuten, in denen Shizuo einfach nur still auf dem Sofa saß und seine Zigaretten rauchte. Es war ihm egal, wenn er hier nicht rauchen durfte. Allein aus dem Grund, dass der Floh ihm immer verbieten wollte es zu tun, war es schon fast eine Genugtuung für ihn, hier und jetzt und in halber Anwesenheit des anderen, eine Zigarette zu rauchen. Nach einer Weile schweiften seine Gedanken zu Kasuka und er fragte sich, ob es ihm gut ging. Mit diesen Gedanken fischte er sein eigenes Handy aus seiner Jackentasche und starrte auf das Display. Er war froh, dass wenigstens sein Handy nicht ständig klingelte, sonst hätte allein der Besitz eines Mobiltelefons bei dem blonden Mann keinen wirklichen Sinn. Denn so viel Geld hatte er nicht, um sich ständig neue Handys zu kaufen, wenn er sie vor Wut in ihre Einzelteile zerlegte… Die Nummer von Kasuka erschien im Display, als er versuchte seinen Bruder zu erreichen, doch dieses Mal ging sogar sofort die Mailbox ran. Tch. Er würde den Floh danach fragen, sobald er wieder wach war. Eine weitere Rauchwolke wurde in die Luft gepustet und so langsam verteilte sich der Rauch in dem Apartment. Shizuos Augen schweiften zu dem schlafenden Mann. Wenn Izaya wach wäre, würde er nun genau wissen, wie es sich anfühlte, seinen verpesteten Geruch ständig in der Nase haben zu müssen. Doch leider war er immer noch bewusstlos. In der Zwischenzeit hatte er sich aber ein wenig zur Seite bewegt und war nahe dran auf dem Boden zu fallen. Ein Arm hing schlaff hinunter und berührte bereits den Fußboden. Ein kleines Grinsen schlich sich auf Shizuos Gesicht. Es wäre nur zu gerecht, wenn er auf dem Boden landen würde… Shizuo rauchte seine derzeitige Zigarette bis zum letzten Rest auf, zermürbte den noch halb glühenden Stummel in seiner Hand, bevor er ihn auf den Fußboden katapultierte. Der Floh besaß immerhin keinen Aschenbecher und ganz sicher war er nicht so freundlich um es draußen zu entsorgen. Er lehnte sich wieder zurück und atmete tief ein. Nun war er schon mehr als sieben Stunden hier. Und dieser Bastard schien nicht aufwachen zu wollen. Nun denn, Hauptsache er gab nicht das Hemd ab, denn das schien ja sein neues Hobby zu sein, einfach ohnmächtig zu werden. Tch. Vielleicht tat der Floh ja auch nur so als ob? Vielleicht war er schon längst nicht mehr am Schlafen, sondern war schon wach, seitdem er vorhin gebrüllt hatte…? Erneut studierte er den anderen mit seinen braunen Augen, versuchte zu erkennen, ob Izaya ihn nur auf den Arm nahm. Aber mehr als ein erschöpftes, schlafendes Gesicht konnte er nicht erkennen. Er wendete den Blick ab. Mit ihm stimmte wohl was nicht, wenn er freiwillig sieben Stunden im Haus des Flohs verbrachte. Ein Seufzen entwich ihm und er legte die Hand an die Stirn. Aber da war er nicht der einzige. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)