Abendröte&Morgendämmerung von Kisso-chan ================================================================================ Kapitel 16: Verweigerte Heimkehr -------------------------------- Kapitel XVI (Verweigerte Heimkehr) "Das war ein Chrysolophus amherstiae, richtig Gandalf?" "Ja ganz recht Baitai." "Ein bitte was?" fragt Gimli verwundert nach. "Ein Diamantenfasan, für die Normalsterblichen." antwortet Baitai kühl. "Wie redest du eigentlich mit mir Junge?" "Wie sollte ich denn mit euch reden, Zwerg? Ihr seid auch nicht viel größer als ich." "Also das... das ist ja wohl... das ist ja wohl die Höhe!" Der Trupp reitet mittlerweile schon seit dem späten Vormittag und die Nacht schleicht langsam, aber sicher von Westen herauf. Während sich Gimli und Baitai streiten, wer nun erwachsener ist, Gandalf und Aragorn versuchen diesen Streit zu schlichten, Manua und Pan einen kleinen Privatkrieg anzetteln, der sich seltsamerweise wie bei einem alten Ehepaar anhört, reiten Alora und Legolas seelenruhig voran. Seit sie aus Düsterwald aufgebrochen sind, haben sie nicht sehr viel miteinander gesprochen. "An was denkst du Legolas?" fragt ihn Alora und blickt ihn an. "Oh, an nichts wichtiges, mir ist nur diese Gegend unheimlich, es ist mir viel zu still." "Ich weiß was du meinst, wir müssten schon im Hoheitsgebiet von Ered Mithrin sein. Es ist viel zu ruhig für diese Gegend, da hast du Recht." Nach möglichen Gefahren Ausschau haltend, reiten Alora und Legolas weiter. "Ich hab ja schon immer gewusst warum ich Kinder nicht mag." "Warum, weil ihr selbst noch so ausseht wie eins?" "Baitai!" "Gimli, hört endlich auf zu streiten!" Nach einiger Zeit kommt der Trupp an einen friedlich liegenden See an. Aragorn und Gandalf versuchen noch immer Baitai und Gimli zu beruhigen. "Wir sollten hier Rast machen, die Nacht bricht bald herein." meint Legolas und steigt von seinem Pferd ab. Die anderen tun es ihm gleich und Pan führt, gemeinsam mit Manua die Pferde zum Wasser. Baitai und Gimli suchen Feuerholz zusammen, wobei sie ihren Streit vorsetzten, die anderen lassen sich erschöpft in einem Kreis nieder. Schließlich entzündet Gandalf mit seinem Zauberstab das gesammelte Holz zu einem gemütlichen Lagerfeuer in ihrer Mitte. Friedlich unterhalten sie sich und sogar Gimli und Baitai haben ihren Streit aufgegeben. Pan und Manua sitzen etwas abseits und teilen sich ein Lambasbrot. "Alora darf ich schwimmen gehen?" fragt Baitai nach einiger Zeit und blickt seine große Schwester flehend an. "Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage! Das ist viel zu gefährlich, es ist schon dunkel und diese Gegend gefährlich." antwortet Alora bestimmend "Ach bitte, du kannst ja mitkommen und... und...", er überlegt, "Und Legolas auch!" "Nun seid doch nicht so streng Lady Alora, lasst ihn doch schwimmen gehen. Es wird schon nichts passieren." mischt sich Gandalf mit sanfter Stimme ein. Alora denkt einen Augenblick nach, blickt den weinerlich dreinschauenden Baitai an,und seufzt schließlich: "Na gut, aber nicht zu lange und du bleibst in der Nähe vom Ufer verstanden?!" Glücklich umarmt Baitai seine Schwester und eilt dann Richtung Wasser. "Mach dir keine Sorgen, ihm wird schon nichts passieren." spricht Legolas beruhigend und nimmt ihre Hand in seine. "Hoffen wir es Legolas, hoffen wir es." ~***~ Baitai zieht freudig seine Bahnen im See. Die letzten Tage waren freundlich und die Wärme hat sich im Wasser gespeichert, so dass es angenehm ist, auch jetzt noch bei Nacht. Der Mond scheint auf die Wasseroberfläche und durch Baitai's Schwimmbewegungen entstehen kleine Wellen auf der Wasseroberfläche. Gegen Alora's Rat schwimmt Baitai immer weiter in die Mitte des Sees. Er hat es sich zum Ziel gemacht die andere Seite zu erreichen. Mit kräftigen Zügen schwimmt er immer weiter, bis er schließlich die andere Seeseite erreicht hat. Sich wunderbar ermattet fühlend lässt er sich dort ins Gras fallen und blickt zum Himmel empor. Einzelne Wölkchen verdecken die Sterne und der Mond taucht immer wieder hinter ihnen hervor. Plötzlich hört er ein seltsames Rascheln in den Büschen, schnell fährt er herum. "Ist da jemand?" fragt er mit leiser Stimme. Keine Antwort. "Hallo?" Baitai geht etwas näher an die Büsche heran und blickt sich suchend um. Auf einmal schießen drei Orks aus dem Gebüsch und greifen sich Baitai. Dieser schreit laut auf, bevor ihn die Orks in einen Sack stopfen und mit ihm im Wald verschwinden. ~***~ Legolas schreckt hoch. Sein Blick gleitet zum See. "Was habt ihr Legolas?" fragt Gandalf. Auch Pan blickt zum See hin. "Ich dachte ich hätte was gehört..." meint Legolas. Alora's Augen weiten sich. "Baitai!" Sie springt auf, packt ihr Schwert und läuft zum Seeufer. "Baitai! Baitai!" Immer wieder ruft sie seinen Namen, doch es kommt keine Antwort. "Seht hier!" Gimli hält die Kleidung des Jungen hoch, die am Seeufer liegt. "Die ist von ihm! Baitai!!" Alora läuft verzweifelt am Seeufer umher. "Beruhige dich doch! Vielleicht ist er ans andere Ufer geschwommen und eingeschlafen.", versucht Legolas sie zu beruhigen, doch sie geht nicht darauf ein. "Legolas!" Aragorn steht am anderen Seeufer. "Hier sind Orkspuren!" Alle blicken in Aragorns Richtung. "Sie führen da lang!" Aragorn deutet in den Wald. Schnell läuft Alora zu ihrem Pferd und springt auf. "Ich weiß wo sie mit ihm hinwollen!" ruft sie und gibt ihrem Pferd die Sporen. "Alora!" Legolas stürzt auch zu seinem Pferd und folgt ihr schnell reitend Stürmisch treibt Alora ihr Pferd durch den dunklen Wald. Äste peitschen ihr ins Gesicht, doch sie achtet nicht darauf. In ihrem Kopf pocht es, eine leise Stimme flüstert ihr den Weg zu, den Weg zu einem Ort, an den sie niemals wieder zurück kehren wollte. Doch nun muss sie zurück kehren. Was wird wohl passieren? Wie wird das alles nur enden? ~***~ In den frühen Morgenstunden, die Sonne ist bereits aufgegangen, erreicht sie eine Lichtung, in einer großen, kahlen Schlucht. Die Vegetation gleicht einer Wüste, morsche Bäume und vertrocknete Pflanzen säumen ihren Weg. Links und rechts erstrecken sich riesige Felswände und Geier kreisen über ihr. Das Tal riecht nach Tod und Verderben. Schließlich wird die Schlucht immer enger und vor ihr erheben sich zwei riesige, in Stein gemeißelte Falken. Schutztiere des Landes. Über den Boden verteilt liegen Holzspäne, Waffenreste und Skelette von Soldaten. Alora zügelt ihr Pferd und steig ab, ehrfürchtig blickt sie zu den Steinstatuen auf. Der rechte Vogel hat keinen Kopf mehr und auch dem anderen fehlen so manche Körperteile. Von dem einst so prächtigen Tal ist nichts mehr übrig geblieben, die Menschen haben es zerstört, um das Land der Hexer endgültig zu vernichten. Das alles ist schon so lange her und doch erinnert sie sich noch ganz genau daran, an die hasserfüllten Gesichter und das spöttische Gelächter ihrer Feinde. Unter ihren Füßen knirscht der Kies als sie halt macht und ihren Blick über die mächtige Steinwand, zwischen den beiden Falkenstatuen gleiten lässt. Viele alte Runen und Symbole sind eingemeißelt, teils wie die Statuen zerstört, damit sie nicht mehr zu gebrauchen sind. Alora holt tief Luft und hebt zitternd ihren rechten Arm, zu viel Angst hat sie, dass dies alles nicht real, wieder nur ein Traum von der Heimkehr ist. Erst als ihre Handfläche den Stein berührt, fließt neuer Mut durch ihre Adern und ihre Venen. Wie von selbst führt sie ihre Finger zu den richtigen Stellen, formt mit den eingemeißelten Silben Wörter, die Wörter welche nur die königliche Familie kennen darf. Mit dem Zweck, im Notfall nach Osten zu fliehen. Alora wurde durch plötzliches Pferdegewieher aus ihrer tranceartigen Konzentration geholt. Schnell dreht sie sich um und erkennt die anderen, welche mit geweiteten Augen von Alora wieder zu den Statuen und zurück blicken. "Bei den Göttern! Das ich es tatsächlich eines Tages sehe hätte ich nicht geglaubt..." Gandalf steigt von seinem Pferd und geht mit erhobenen Zauberstab näher heran. Der Kristall, welcher daran befestigt ist, erstrahlt umgehen, so hell, dass er die anderen blendet. "Was hat das zu bedeuten Gandalf? Welch Zauber wendet ihr an?" fragt Gimli leicht ängstlich und hält sich schützend die Hände vor die Augen. "Das bin nicht ich Herr Zwerg", Gandalfs Blick gleitet zu Alora, "Das ist sie!" Verwundert hebt Legolas eine Augenbraue. "Alora? Aber wie soll sie das anstellen?" Er will einen Schritt auf sie zu gehen, doch Gandalf hält ihn zurück. "Nicht! In ihr fließt nun die Kraft ihrer Vorfahren, aller mächtigen Hexer Mittelerdes und ihre eigene Kraft, sie würde dich verletzten wenn nicht sogar augenblicklich töten wenn du näher kommst." "Aber warum? Was ist das hier für ein Ort?" fragt Aragorn verwundert. "Magios östium." antwortet Alora mit ruhiger Stimme, ihre Hand ruht noch immer auf der Wand. "Ja, das Tor der Hexer... Einst der einzige sichere Weg nach Angmar und von Angmar heraus, zumindest für die Königsfamilie." "Un ihr denkt, Baitai ist hier?" fragt Pan verwundert. Alora schüttelt den Kopf. Trotzdem wendet sie sich wieder von den anderen ab und fährt weiter fort die Linien und Zeichen zu berühren. Dabei beginnt sie zu sprechen, in einer alten Sprache, in der Sprache der Hexer, in der Sprache ihres Volkes. Sie selbst wusste nicht, dass sie sprechen konnte, noch. Doch die Worte klingen in der Schlucht wieder und sie wird immer lauter, ruft schon beinahe mit einer tiefen Stimme. Schließlich legt sie ihre rechte Hand auf den rechten Falken und streckt ihre linke Hand in die Richtung des linken aus. "Eartne!" Ein mächtiger Ruck breitet sich von Alora durch das ganze Tal aus. Die Erde beginnt zu zittern, Vögel fliegen auf, die Geier kreischen, die Bäume werden entwurzelt und stürzen um. Die Steinwand erstrahlt in einem hellen Licht, das sich von unten nach oben durch die Buchstabenreihen kämpft. "Das Tor öffnet sich!" ruft Gimli und tatsächlich scheint es, als würden die mächtigen Falken Einlass gewähren. Ein Grollen erklingt und hallt im Tal wieder, die Sonne verdunkelt sich und dann... ja dann ist es plötzlich wieder still. Als würde die Zeit stehen bleiben, Totenstill. Alora öffnet schmerzverzerrt ihre Augen "Ne!" Eine unsichtbare Wucht ergreift sie und schleudert sie zurück gegen die Felsen. "Alora!" Legolas eilt sofort zu ihr. Sie liegt regungslos am Boden und blickt mit leicht geöffneten Augen gen Himmel. "Was ist passiert?" fragt Manua besorgt und kniet sich neben sie. "Der Eintritt wurde untersagt." meint Gandalf ruhig. "Aber warum? Alora ist doch Mitglied der Königsfamilie." fragt Pan verwundert. Legolas streicht Alora zärtlich über das Gesicht. Sie blickt kurz in seine Augen und meint dann ruhig. "Nein, das Königshause Angmar ist tot, das Adelsgeschlecht ausgelöscht. Genauso wie Angmar selbst." Ihre Augen schließen sich und sie wird ohnmächtig. Angmar hat ihr den Zutritt verwehrt, die Heimkehr untersagt. Die alten Könige sehen in ihr nicht die neue Herrin über das Land, sondern nur eine dahergelaufene Fremde. Sie verweigern ihr die erlösende Rückkehr. Alora gibt sich gerne der plötzlich aufsteigenden, dunklen Wärme in ihr hin. Nie wieder aufwachen, es scheint so schön zu sein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)