Last Desire 8 von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 6: Angriff der Proxys ----------------------------- Andrew und Oliver waren erstaunt gewesen, dass L sie so schnell angerufen und dann auch noch von einem Club geredet hatte, wo sie sich treffen sollten. Das allein war schon untypisch für jemanden wie L und dann auch noch der Club „Black Lotus“. Dieser war, wie Oliver erzählt hatte, ein ziemlich exklusiver Club, wo sich ausschließlich die Superreichen oder Geschäftsleute trafen, die sich einen Namen gemacht hatten. Also nur etwas für die absolute Elite von Boston und nicht zugänglich fürs normale Volk. Allein die jährliche Mitgliedschaft des Clubs lag im sechsstelligen Bereich und versprach seinen Mitgliedern jeden erdenklichen Luxus. Aber was zum Teufel hatten L und die anderen dort zu suchen? Tja, das würden sie wahrscheinlich noch früh genug herausfinden. Neugierig waren sie auf jeden Fall. „Findest du nicht auch, dass L ganz schön gereizt am Telefon geklungen hat?“ Oliver verschränkte die Arme hinterm Kopf, sah hinauf in die Wolken und dachte nach. „Womöglich hat der gute Beyond ihn mal wieder zu sehr geärgert.“ Doch Andrew schüttelte den Kopf, denn so wie L geklungen hatte, schien es wohl mehr zu sein als bloß eine dieser üblichen Zankereien. „Das glaube ich nicht. Selbst dann hätte er nicht so geklungen. Da muss mehr dahinter stecken. Na hoffentlich ist es nichts Ernstes.“ „Vielleicht geht es ja auch um diesen Fall und L ist deshalb so angespannt.“ „Aber dann wären sie doch nicht in diesem Club. Überhaupt frage ich mich, was die da überhaupt zu suchen haben. Selbst Rumiko würde da doch nicht reingehen, immerhin hasst sie es, so exklusiv zu leben. Sie ist Musiklehrerin und bevorzugt das einfache Leben.“ Oliver zuckte nur mit den Achseln und ging weiter. Er war wie immer optimistisch und würde sich einfach überraschen lassen, was denn kommen würde. Egal was es war, er würde sich gewiss nicht die Laune verderben lassen. Dazu gab es zu viele Sachen, auf die er sich besonders freute. So zum Beispiel auch die geplante Hochzeit, die ihr gemeinsames Glück perfekt machen sollte. Und ihm kam da auch so eine Idee, die er seinem Verlobten auch sofort mitteilen wollte. „Du sag mal, Andy: was hältst du denn davon, wenn wir statt am Meer in einem botanischen Garten heiraten, wenn es Herbst ist? Wäre doch auch richtig schön.“ „Meinst du das im Ernst?“ „Klar doch. Das wäre doch absolut romantisch mit all dem Herbstlaub. Versuch dir das einfach mal vorzustellen. Wir machen auch keine allzu große Hochzeit. Nur die engsten Freunde und auch die Kinder. Die würden ja auch so gerne mit dabei sein. Was meinst du? Fändest du das auch nicht total schön?“ „Nein, ich verbinde mit dem Herbst immer negative Dinge. Immerhin bin ich im Herbst ins Waisenhaus gekommen und im Herbst habe ich Selbstmord begangen.“ „Dann können wir doch mit der Hochzeit im Herbst diesen Teufelskreis brechen und dann hast du auch eine schöne Erinnerung, wenn du an diese Jahreszeit denkst.“ Andrew konnte nicht anders als darüber zu lächeln. Er hakte sich bei Oliver ein und gab ihm einen Kuss. Selbst nach sieben Monaten fühlte er sich wie im siebten Himmel und konnte es kaum erwarten, wenn sie endlich heiraten würden. Es hätte ihm wirklich nichts Besseres passieren können, als Oliver zu begegnen und er konnte dem Schicksal nicht oft genug dafür danken. Dank ihm hatte er nicht nur seine Lebensfreude wiedergewonnen, sondern auch mehr an Selbstvertrauen dazugewonnen. „Ehrlich, ich liebe dich wirklich dafür.“ Sie bogen um eine Ecke und wollten weitergehen, doch da durchfuhr Andrew plötzlich ein brennender Stich in seinem Kopf und war so schmerzhaft und heftig, dass er die Kraft in den Beinen verlor und zu Boden sank. Sein Sichtfeld verschwamm und seine Sinne waren mit einem Male wie gelähmt. Es tat so weh… er wollte, dass es aufhörte. „Hilf… mir…“ Wer… wer sprach da zu ihm in seinem Kopf? Frederica? Nein… das war nicht sie. Diese Stimme war so anders. Aber… sie klang dennoch so vertraut. „Bitte… hilf mir… es tut so weh…“ Diese Stimme klang so gequält und schwach. Und sie kam ihm so vertraut vor, als hätte er sie schon mal gehört. „Andrew, du musst mir helfen. Bitte… ich… ich kann nicht mehr. Es tut so weh…“ „Andy!“ Oliver versuchte ihm hochzuhelfen, doch da wurde er sogleich von hinten gepackt, bekam einen Schlag ins Gesicht und einen Tritt in die Magengrube, bevor er zu Boden geschleudert wurde. Vor ihm stand eine Gestalt, vom Körperbau höchstwahrscheinlich männlich und knapp 1,80m groß. Er trug einen Motorradhelm, sodass man sein Gesicht nicht sehen konnte, schwarze Lederkleidung und Handschuhe. Auf seine Jacke war eine „01“ genäht worden und an seinem Gürtel trug er eine Pistole und ein Messer. Der gebürtige Ire wusste sofort was los war und sprang sofort auf als er sah, dass der Maskierte auf Andrew zuging, der sich aber immer noch nicht von dem Schmerz erholt hatte und vollkommen benommen wirkte. „Lass die Finger von ihm!“ Oliver war zwar unbewaffnet, aber er würde ganz gewiss nicht zulassen, dass der Kerl Andrew auch nur ein Haar krümmte. Doch der Helmträger wich seinem Schlag mit Leichtigkeit aus, verpasste ihm einen Kinnhaken, verdrehte seinen Arm und trat ihn erneut in die Magengrube. Die Schläge und Tritte waren so heftig, dass Oliver fast das Bewusstsein verlor und sogleich wurde er im Genick gepackt. „Chasov“, murmelte die Gestalt und stieß seinen Kopf gegen die Mauer, woraufhin Oliver das Bewusstsein verlor und regungslos auf dem Boden blieb. Andrew sah dies und bekam furchtbare Angst. Großer Gott, der Killer mit dem Motorradhelm. War er jetzt etwa hinter ihm her? „Sophie…“ Wie bitte? Wie hatte der Kerl ihn gerade genannt? Sophie? Aber das war doch der Name von einer aus Evas Familie. Sein verstorbenes Ich von vor über 400 Jahren. Aber warum nannte der Typ ihn so? „Was… was wollen Sie…“ Der Rest seiner Worte blieb ihm im Hals stecken. Er sah da etwas, was ihm irgendwie vertraut vorkam. Der Maskierte trug eine Kette… einen bläulichen durchsichtigen Würfel, in dessen Inneren sich ein weiterer Würfel befand. Ein Tesserakt. Hatte er so etwas nicht schon mal vor knapp neun Jahren gesehen? Bevor er reagieren konnte, zerrte der Maskierte ihn hoch, verpasste ihm einen Schlag ins Genick, wodurch ihm kurzzeitig schwarz vor Augen wurde. Ehe er sich versah, stemmte der Mann mit dem Motorradhelm ihn auf seine Schulter und wollte gehen, da rief auch schon jemand „Das würde ich an deiner Stelle besser bleiben lassen. Mein Boss hasst es nämlich, wenn jemand ihm ans Bein pinkelt.“ Johnny kam aus einer Gasse hervor und trug Schlagringe. Er grinste zwar, aber man sah ihm an, dass er sauer war. „So du Flachzange, ich geb dir drei Sekunden, um ihn da wieder runterzulassen. Oder es gibt gleich ein ganz dickes fettes Aua-Aua! Geht das in deinen Schädel rein?“ „Kazab…“ Johnny war für einen Moment irritiert, als er den Namen hörte. Seinen wahren Namen, den außer seiner Familie und Jeremiel sonst niemand kannte. Und ehe er sich versah, hatte der Maskierte ihm auch schon ein Messer ins Herz gerammt, dann lief er mit Andrew davon. Als Liam einen alarmierenden Anruf von Delta und Marcel erhalten hatte, waren er und die anderen sofort rausgelaufen. Nicht weit entfernt sahen sie Johnny, der sich gerade um Oliver kümmerte. „Johnny, was ist los?“ Der etwas klein geratene Informant keuchte und wischte sich ein Blutrinnsal aus dem Mundwinkel. „Der Bastard ist verdammt kräftig. Er hat mich total aus dem Konzept gebracht, als er mich bei meinem richtigen Namen genannt hat und schon hatte ich ein Messer in der Brust. Hätte ich nicht Vorsorge getroffen, hätte ich mir einen anderen Körper suchen müssen. Ein glatter Herzstich. Der Kerl ist wirklich ein Profikiller. Den Iren dort hat er ziemlich verdroschen und ist mit seinem Begleiter abgehauen.“ „Und was stehst du hier so dumm in der Gegend herum, anstatt die Verfolgung aufzunehmen?“ rief Liam und war sichtlich wütend. „Delta hat die Verfolgung bereits aufgenommen und Marcel ist auch gleich hier. Ich wollte aufpassen, dass der arme Kerl hier nicht noch abgemurkst wird. Bekomme ich Sondergenehmigungen?“ Liams Blick verdüsterte sich merklich, dann sagte er „Sondergenehmigung erteilt. Aber vermeide unnötiges Aufsehen. Spür den Bastard auf und bring mir seinen Kopf. Der wird es bitter bereuen, dass er sich mit mir angelegt hat.“ Damit verschwand Johnny und lief dem Maskierten hinterher. Gleich schon kam auch Marcel herbei, der eine Magnum bei sich trug. „Marcel, wir bringen die Gruppe gemeinsam sicher nach Hause, während sich Johnny und Delta um den Killer kümmern und Andrew zurückbringen. Ich werde…“ Ein Schuss wurde ausgelöst und traf Marcel direkt in die Brust. Blitzschnell schossen aus dem Hinterhalt zwei weitere Maskierte hervor und attackierten sofort Liam, der geistesgegenwärtig ein Messer zog und die Klingen abwehren konnte, mit denen die beiden ihn angriffen. „Haben wir dich endlich, Araphel. Es wird Zeit, dass du zurückkehrst!“ Liam schlug einen der Angreifer weg und wurde sogleich von dem anderen attackiert und dann bohrte sich die Klinge in seinen Rücken. „Haut ab!“ rief er L und den anderen zu. „Los, verschwindet. Wir kümmern uns schon um alles.“ Damit liefen sie los und sogleich eilte einer der Angreifer hinterher. Doch da kam Marcel Lewinski wieder auf die Beine und schoss. Er traf den Helmträger zwei Mal in den Rücken, doch das machte ihm gar nichts aus. Stattdessen lief er einfach weiter, als wäre nichts gewesen. „Was zum…“ der Buchhalter runzelte die Stirn und nahm wieder die Verfolgung auf. Soso, der trägt eine kugelsichere Weste. Sogleich schoss er erneut und traf den Helmträger ins Bein und das verwunderte ihn noch mehr. Irgendetwas Seltsames ging hier vor sich, das spürte er genau und diese Maskierten waren hinter Evas Familie her. Aber wieso? Und warum hatten sie Liam bei seinem richtigen Namen genannt, genauso wie Johnny? Das war alles ein Rätsel. Schließlich gelang es ihm aufzuholen und so bekam der den Helmträger zu fassen. Sogleich drückte er ihm die Pistole gegen den Helm und schoss. Die Kugel durchbohrte den Schädel seines Angreifers und dann fiel dieser zu Boden. Dabei bemerkte Marcel eine Nummerierung auf der schwarzen Lederjacke: 07. Merkwürdig, der andere hatte eine „02“ und der andere eine „01“. Dann war es also kein einzelner Killer, sondern mehrere? Aber weshalb trugen sie diese Kleidung und warum die Nummern? Und wer war das überhaupt? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er musste ihm den Helm abnehmen. „Na dann wollen wir mal sehen, wer du…“ Blitzschnell hatte sich der Helmträger, der eigentlich tot sein sollte, aufgerichtet und Marcel die Klinge in den Bauch gerammt. Er führte einen tiefen Schnitt durch und schlitzte ihm dann die Kehle auf. Der Buchhalter brach zusammen und blieb liegen. Doch anstatt, dass er den Flüchtigen hinterherlief, ergriff er die Flucht und verschwand. Er rannte in eine Seitengasse, kletterte die Feuerleiter herauf und gelangte aufs Dach. Kurz sah er sich um, als versuche er sich zu orientieren. Doch so wirklich schien er nichts zu sehen und wollte dann gerade weitergehen, da ergriff ihn jemand von hinten und packte ihn grob an der Schulter. Es war der zweite Maskierte mit der Nummer 02. „Wo willst du schon wieder hin, Sariel?“ „Nach ihm suchen. Er ist mit Sophies Wiedergeburt gegangen und ich dachte, er könnte Hilfe gebrauchen.“ Doch sogleich erhielt „Sariel“ einen Schlag gegen den Kopf. Der Helm zerbrach und zum Vorschein kam ein Mädchen von knapp 14 oder 15 Jahren. Ihr langes weißes Haar fiel ihr ins Gesicht und sie taumelte benommen zurück. „Was soll das?“ rief sie und sofort riss der andere Maskierte ihr an den Haaren, woraufhin sie vor Schmerz laut aufschrie. „Aua, lass meine Haare los, Sheol. Du tust mir weh!“ „Mr. Woodpecker sagte mir gerade, dass du dich schon wieder drücken willst. Er ist ganz und gar nicht erfreut und wenn er nicht erfreut ist, dann kann er sehr ungemütlich werden. Dann tut er mir nämlich immer so weh. Er wird dann richtig böse. Und auch Cry will, dass ich dir Manieren beibringe. Wir haben den klaren Befehl, Araphel und die anderen zu töten. Mutter und Vater zählen auf uns und du willst dich schon wieder davonschleichen weil du zu feige bist! Du bist Abschaum! Du bist kein richtiger Proxy, sagt Cry.“ „Wach doch endlich auf, Sheol. Das, was wir machen ist falsch. Noch ist es nicht zu spät, wir können es noch aufhalten. Wir dürfen das nicht zulassen.“ Doch er brach in ein lautes Gelächter aus, riss Sariel wieder an den Haaren und stieß sie zu Boden, woraufhin er ihr ins Gesicht trat. „Wir wurden allein dafür geboren. Es liegt in unseren Genen! Mag sein, dass in deren Adern Blut fließen mag, aber in meinen Adern… da pulsiert pures Gift. Ich wurde geboren, um ihn zu erwecken! Wir sind Proxys, wir sind seine Diener und Engel, die seine Rückkehr einläuten werden. Aber du als Jüngste warst schon immer neben ihm das schwächste Glied, sagt Cry. Du bist unrein und seiner nicht würdig, sagt Mr. Woodpecker. Du bist noch so grün hinter den Ohren und brauchst erst mal eine gehörige Tracht Prügel, um wieder vernünftig zu werden, sagt Mr. Woodpecker.“ Sariel schwieg und blieb zuerst auf dem Boden liegen, dann ergriff sie ihre Waffe und griff an, doch Sheol blockte den Angriff spielerisch ab. Er lachte, packte sie am Nacken und drückte ihr die Klinge an den Hals. Dann aber ging er näher an sie heran und sog die Luft durch die Nase ein, so als wolle er einen Geruch einfangen. „Du stinkst nach Schwäche und Angst. Du bist immer noch zu menschlich. Wie widerlich… wie erbärmlich… so unrein…“ Sariel blickte ihn an, ihr Blick zeugte tatsächlich von Angst, denn sie wusste, was sie für ihren Fehltritt bezahlen musste. Und sie wusste, dass die Hölle sie erst noch erwarten würde, wenn sie wieder zurückkehrte und für Fehlverhalten geradestehen musste. Aber dennoch wollte sie nicht so schnell aufgeben. „Sheol, Mum hätte nicht gewollt, dass…“ „Nastasja ist nicht unsere Mum und sie ist nicht mehr da. Vater und Mr. Woodpecker sagten, wir müssten sie töten. Sie wusste zu viel und sie hat sich gegen Mutter gestellt. Sie musste sterben! Diese Russenschlampe musste verrecken!“ „Hör auf, sie in den Dreck zu ziehen!“ rief Sariel und befreite sich, dann stieß sie Sheol von sich und taumelte zurück. Doch er lachte nur und ihm schien das zu gefallen. „Cry fragt gerade, wieso du dieses Miststück verteidigst. Sie ist nicht unsere Mutter!“ „Sie hat es getan, weil sie wusste, dass es falsch ist. Sie hat uns als Menschen gesehen. Sie hat uns geliebt und sie war uns mehr eine Mum als unsere Mutter.“ „Wir sind keine Menschen, sondern Proxys. Sie hat uns davon abgehalten, zu etwas Größerem zu werden, als ein Mensch es jemals werden könnte! Sie hat uns von unserer Bestimmung abgehalten und uns verraten. Diese Schlampe und ihr Mann haben es nicht anders verdient als zu verrecken und dieses Drecksbalg hätte mit ihr sterben sollen, sagt Cry.“ Mit diesem Aufschrei schlug Sheol mit seiner Klinge nach ihr, doch Sariel wich aus und eilte zur Feuerleiter und rannte die Stufen hinunter. Sheol rannte ihr hinterher und so ging es den Weg nach unten. Gerade wollte sie weiter nach unten, da stieß sie mit Jeremiel zusammen, der nach oben gelaufen war. Dabei prallten sie so heftig zusammen, dass er den Halt verlor und über das Geländer stürzte. Sariel konnte ihn nicht mehr festhalten und verhindern, dass er in die Tiefe stürzte. Knapp zwei Stockwerke fiel er herunter und schlug hart auf dem Boden auf, wo er regungslos liegen blieb. Sariel erstarrte, als sie das sah, dann schlug sie sich fassungslos die Hand vor dem Mund. Großer Gott, das war doch „Nikolaj“. Was… was hatte er hier gesucht? Warum nur war er hier und wieso hatte sie ihn nicht festgehalten? Sie beugte sich übers Geländer und sah ihn dort unten liegen. Er regte sich nicht mehr. Das sah nicht gut aus. Das sah ganz und gar nicht gut aus. Zwar war er ein Hybrid, aber er war größtenteils menschlich und besaß keine besonderen Fähigkeiten. Für einen Menschen konnte dieser Sturz gefährlich werden. Schlimmstenfalls sogar tödlich. Sie musste schnell nach ihm sehen und ihm helfen, bevor Mutter noch aufmerksam wurde und es zu spät war. „Hey Sariel, Mr. Woodpecker hat ein Wörtchen mit dir zu reden!!!“ Gerade schon, als Sheol nahe genug war um sie zu packen, da holte sie zum Schlag aus und trennte ihm mit einem Hieb ihrer Klinge den Arm ab. Sheol schrie laut auf und presste eine Hand auf den blutenden Stumpf. „Du verdammte Nutte“, brüllte er in einer fürchterlichen krächzenden und fremdartigen Stimme. „Ich werde dich auseinanderreißen, dass du nie wieder aufstehen kannst! Ich reiß dir den Kopf ab, du Hure, sagt Cry!!!“ Sariel beachtete ihn nicht weiter und rannte die restlichen Stufen hinunter und eilte zu Jeremiel hin. Dieser blutete stark am Kopf und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Sariel kniete sich neben ihm hin, zog ihre Handschuhe aus und legte eine Hand auf seine Stirn. Er war schwer verletzt und hatte sich beim Sturz das Genick gebrochen. Dabei… dabei hatte sie nicht gewollt, dass Evas Familie etwas passierte. Sie wollte sie alle doch bloß warnen. „Hey!“ Sie sah auf und erkannte L und Beyond, die auf sie zugeeilt kamen. Doch sie machte keine Anstalten sie anzugreifen. L blieb abrupt stehen und seine Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit. Auch Beyond konnte nicht fassen, was er da sah und traute seinen Augen nicht. „Das gibt es nicht“, brachte der Detektiv hervor und schüttelte den Kopf. „Frederica? Bist… bist du es? Warum hast du das getan und was hast du Jeremiel…“ L wollte zu ihm hin, doch Beyond hielt ihm am Arm fest und senkte den Blick. „L, es ist zu spät… er ist tot.“ Nein, das konnte doch nicht sein. Warum nur? Warum hatte Frederica seinen Bruder getötet und was war passiert, als Jeremiel sich einfach so abgesetzt hatte und einfach in die Gasse gelaufen war? Wieso nur war das geschehen und warum war er auf einmal tot? „Nein, das kann nicht sein.“ L spürte, wie sich seine Brust schmerzhaft zusammenschnürte und er stand den Tränen nahe. Das konnte doch nicht wahr sein. Jeremiel… sein Bruder sollte wirklich tot sein? Das konnte doch nur ein Scherz sein. Als L den leblosen Körper seines älteren Zwillingsbruders sah, da fühlte er sich wieder an jene Szene zurückerinnert. Ein schreckliches Bild tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Beyond, als dieser in seinen Armen gestorben war. All das Blut und das Gefühl, als ihm das letzte bisschen seiner Kraft entwichen war. Das konnte doch nur ein Alptraum sein. Ja, es musste sich um einen Traum handeln, denn Frederica war tot! Er hatte gesehen, wie auch sie gestorben war, er hatte sie beerdigt und gesehen, wie sie eingeäschert worden war. Sie war tot und begraben… und Jeremiel war es… Er war so plötzlich verstorben, dass es einfach ein Traum sein musste. Ein böser Traum und mehr nicht. Alles ist gut. Ich träume doch sicherlich nur. Wenn ich die Augen wieder aufmache, dann ist alles gut und es ist nicht passiert. Nie und nimmer ist das hier auch noch passiert. Es darf einfach nicht schon wieder passieren! Ich habe doch schon Frederica und meine Eltern verloren. Da kann ich doch nicht auch noch meinen Bruder verlieren, den ich kaum kenne und erst vor kurzem kennen gelernt habe. Bitte, es muss einfach ein Traum sein. Doch zugleich erkannte L, dass dies kein Traum war, auch kein Alptraum, sondern die grausame Realität. Frederica stand da vor ihm, mit der Leiche seines Bruders. Der Detektiv, der nun völlig unter Schock stand, taumelte zurück und zitterte am ganzen Körper. Ohne es zu wollen, kamen all diese Gefühle wieder hoch. Die Angst, die Trauer, die Verzweiflung… es erinnerte ihn so sehr an Beyonds Tod und obwohl er für gewöhnlich eine ungeheure mentale Stärke besaß, konnte er nicht verhindern, dass ihm die Tränen kamen. Er senkte den Blick und fühlte sich in diesem Moment genauso hilflos und schwach wie vor einem Monat, als er den sterbenden Beyond im Arm gehalten hatte, während dieser seine letzten Atemzüge getan hatte. Doch dieses Mal war es nicht Beyond, sondern Jeremiel. Sein eigener Bruder und damit die einzige leibliche Familie, die er bis dahin noch gehabt hatte. Jeremiel war tot und mal wieder war er einfach nur unfähig gewesen, um ihn zu retten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)