Last Desire 7 von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 9: Die Entscheidung --------------------------- Sie hatten die ganze Zeit diskutiert, bis es an der Tür klingelte und schließlich Andrew und Oliver hinzukamen. Der 26-jährige Hacker war wie immer guter Laune, die seines Begleiters war hingegen sehr gedämpft und jeder wusste wieso. Rumiko begrüßte die beiden herzlich und sogleich wollte der gebürtige Ire unbedingt nach ihrem Nachwuchs sehen, da er ja sowieso sehr kinderlieb war. „Die beiden werden ja auch von Tag zu Tag immer niedlicher. Da wünscht man sich doch selbst, Papa zu sein.“ „Beinahe wärst du es auch geworden, wenn der Schwindel deiner ehemaligen Kollegin nicht aufgeflogen wäre, als sich herausgestellt hat, dass sie nicht von dir, sondern von einem anderen Kerl schwanger war. Beinahe wäre dir noch ein Kuckuckskind untergeschoben worden, wenn du nicht einen Vaterschaftstest angefordert hättest. Und außerdem stelle ich dich mir nicht direkt als Vater vor. So wie du drauf bist… Du brauchst ja deine ganzen Freiheiten und hältst nichts von Verpflichtungen. Vielleicht wärst du ein guter Vater, aber ich zweifle da ganz arg an deinem Durchhaltevermögen.“ Der Seitenhieb hatte gesessen und da Andrew den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, konnte er schlecht dagegen argumentieren. Schließlich aber fragte L „Wieso seid ihr eigentlich auch da?“ „Na wir sind wegen Jeremiel hier. Beyond hat uns ja den Sachverhalt erklärt und ich hab Andrew schließlich überreden können, hierher zu kommen, damit wir ihn kennen lernen können. Nicht wahr, Andy?“ Der Rothaarige sagte nichts, sondern wandte nur schweigend den Blick ab und wirkte bedrückt. Natürlich hatte er immer noch Angst und man sah auch, dass er sich schutzsuchend an Oliver festhielt. Aber zumindest hatte er sich überwinden können, herzukommen und es wenigstens zu versuchen und das war auch schon bemerkenswert. „Keine Sorge, Andy“, sagte Beyond und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir sind ja da und wenn er irgendetwas versuchen sollte, werde ich mich schon um ihn kümmern.“ Nun, das war zumindest ein Lichtblick für Andrew, dass er wenigstens die anderen hatte, die ihn beschützen konnten, sollte es sich tatsächlich um Sam Leens handeln, der ihm nach dem Leben trachtete. L ging nun seinen Bruder suchen und dachte zuerst, er hätte sich zurückgezogen, da er vielleicht wieder Kopfschmerzen haben könnte. Aber er war nicht im Zimmer und bei Watari war er auch nicht. Seltsam, wo könnte er denn sein? Im Keller würde er sich sicher nicht herumtreiben. Also ging er zu Watari hin und fragte ihn „Haben Sie meinen Bruder gesehen?“ „Nun“, murmelte der alte Mann und räusperte sich. „Jeremiel schien der Ansicht zu sein, dass seine Anwesenheit in diesem Haus eine Bedrohung für Ihre Beziehung mit Beyond wäre und hat sich dazu entschlossen zu gehen.“ „Wie bitte?“ fragte L als er das hörte und konnte das nicht verstehen. „Wieso denkt er so einen Unsinn? Wir hatten doch alles geklärt.“ „Na das liegt doch auf der Hand“, erklärte Rumiko, die das alles sofort durchschaut hatte. „Er hat ja unser Gespräch mitgehört und auch, dass Beyond dich vor die Wahl gestellt hat. Und da muss er doch davon ausgegangen sein, dass seine Existenz ein Problem ist und da er dir keine Probleme machen will, hat er freiwillig das Feld geräumt.“ Dieser Idiot, dachte L und konnte nicht fassen, dass Jeremiel tatsächlich einfach so abgehauen war. Mensch, der kannte sich in Boston doch überhaupt nicht aus und würde sich doch nur verlaufen. Wo sollte er denn hin? Die einzige Adresse wäre Evas Bruder, von dem er aber bislang nicht so viel Gutes gehört hatte. Immerhin sollte dieser ihn ja sogar schon vergewaltigt haben. Und nun ging er einfach wieder zu ihm zurück, weil er sonst niemanden hatte. Große Klasse… Sie mussten ihn schnell wieder finden und ihm diesen Quatsch ausreden. Beyond wandte sich an seine Adoptivschwester. „Das hast du ja toll hingekriegt, Rumi. Jetzt ist er auf und davon.“ „Hey, hätte ich denn wissen können, dass er gleich deswegen abhaut? Und überhaupt: wieso bin ich hier die Schuldige? Keiner von euch beiden Blitzmerkern hat bemerkt, dass er abgehauen ist und keiner hat sich gewundert, wieso er nicht mehr zurückgekommen ist. Und was jetzt?“ „Wir können nicht zulassen, dass er zu Evas Bruder zurückkehrt und dann wieder von ihm misshandelt wird. Und das Problematische ist, dass er quasi überall sein kann. Wir haben doch keine Ahnung, wo er hingegangen sein könnte.“ Doch da hatte Oliver schon eine Lösung parat und setzte sich sogleich an L’s Computer. „Ist doch ganz easy: ich werde einfach sein Handy orten. L, kannst du mir vielleicht seine Nummer geben? Dann hab ich ihn im Null Komma Nichts aufgespürt.“ „Ist immer wieder von Vorteil, einen Spezialisten im Team zu haben“, stellte Rumiko fest und war erleichtert, dass es zumindest eine einfache Lösung für das Problem gab. Und auch Andrew, der sich in dieser Situation irgendwie an sein eigenes Kapitel mit Dr. Brown erinnern musste, half mit und schließlich hatten sie Jeremiels Handy gefunden. Oliver sah sich das genauer an und stellte erstaunt fest „Der hält sich in dieser „Stain“-Bar auf.“ „Ach du Scheiße“, rief die Musiklehrerin, als sie das hörte. „Das ist ein ziemlich fieses Loch. Dort treiben sich so allerhand Gestalten herum. Wir sollten besser gehen und ihn da rausholen, bevor da noch was passiert. Teilweise halten sich echt üble Typen dort auf.“ „Wir gehen und du bleibst mit den Zwillingen da und wartest. Wenn es wirklich dort so ist wie du sagst, dann solltest du besser hier bleiben.“ „Hey, nur weil ich eine Frau bin heißt das noch lange nicht, dass ich den Typen nicht den Arsch versohlen kann, wenn sie mir dumm kommen.“ „Das glauben wir dir aufs Wort. Aber du kannst doch nicht die Kinder dorthin mitnehmen.“ Damit gab sich Rumiko geschlagen, war aber dennoch nicht sonderlich begeistert und blieb also mit Watari und ihren Kindern da, um auf die anderen zu warten. L, Beyond, Andrew und Oliver machten sich schließlich auf den Weg zu dieser Bar, von der die Rede war. Noch während sie dorthin fuhren, fragte Andrew „Wer ist denn überhaupt so verrückt, dort freiwillig hinzugehen? Er hätte doch genauso gut in jede andere Bar gehen können.“ „Er hat keine Erfahrungen mit Menschen, deshalb empfindet er offenbar so etwas wie Misstrauen noch nicht so wirklich und weiß wahrscheinlich nicht, wie gefährlich es dort sein kann. Immerhin ist er ja auch schon an Menschenhändler geraten und mit denen ist ja auch nicht zu spaßen.“ Nach knapp zwanzig Minuten erreichten sie Bar, die schon außen nicht sonderlich einladend aussah. Beyond ging vor und betrat als sie als erster und gleich schon nach kurzem Umschauen sah er Jeremiel am Tresen sitzen. Er hatte seinen Kopf abgelegt und schien sich wohl ziemlich abgeschossen zu haben. „Na da haben wir ihn doch…“ Sie gingen zu ihm hin und sahen schon, dass er wohl einiges getrunken hatte. Und er schien eingeschlafen zu sein. In der Hand hielt er noch eine fast leere Wodkaflasche. L schüttelte den Kopf und versuchte ihn wachzurütteln. „Jeremiel, wach auf. Hey, hast du die ganze Flasche leer getrunken?“ Nur langsam wachte der Betrunkene auf und grummelte leise. Nun versuchte der Detektiv ihm die Flasche wegzunehmen, doch Jeremiel hielt sie fest und nuschelte „Lass mich… ich bin noch nicht fertig. Ich kann noch…“ „Red keinen Unsinn. Du bist betrunken und solltest dich besser ausnüchtern. Komm mit, wir gehen nach Hause.“ „Ich bin nicht betrunken“, rief der Blondhaarige und sah L mit einem schmollenden Blick an. Aber allein schon an seiner lallenden Stimme ließ sich mehr als deutlich erkennen, dass er nicht mehr bloß angeheitert war. Er hatte sich eindeutig abgeschossen. „Ich sollte besser nach Hause gehen. Liam wird sicher ziemlich sauer werden… er kann nämlich seeeehr bööööse werden wenn ich nicht komme. Gaaaaaanz böse!!“ Schließlich wanderte sein Blick zu den anderen und dass er Schwierigkeiten hatte, überhaupt noch klar zu sehen, war auch ganz gut zu erkennen. Er sah sie mit einem missmutigen Blick an, erhob die Hand um mit dem Zeigefinger auf sie zu deuten, doch in dem Moment kippte er zur Seite und fiel vom Hocker. Sofort waren Beyond und L zur Stelle, um ihm hochzuhelfen und ihn wenigstens aufrecht hinzusetzen. „Jeremiel, lass den Blödsinn doch. Komm mit uns zurück, dann kannst du deinen Rausch ausschlafen.“ „Nein, ich will hier nicht weg“, protestierte dieser und klammerte sich am Barhocker fest wie ein störrisches kleines Kind. „Ich bleibe hier. Ihr wollt mich doch sowieso nicht haben. Beyond hasst mich und alle haben Angst vor mir, dabei will ich doch nichts Böses. Ich bin auch ganz brav.“ „L, es hat keinen Sinn, mit ihm kann man nicht reden.“ „Du hast das sprechende Streichholz gehört“, lallte Jeremiel und zeigte auf Andrew oder zumindest versuchte er es. Denn mit dem Zielen funktionierte es auch nicht mehr, seit er alles doppelt und dreifach sah. „Ich geh hier nicht weg. Es mag mich doch sowieso niemand von euch. Ihr alle seid gemein zu mir und deshalb bleib ich hier.“ „Da redet nur der Alkohol aus dir.“ „Ich sagte doch ich bin nicht betrunken. Wieso sollte mich denn einer von euch denn bei sich haben wollen? Beyond wollte mich töten, für meinen Bruder bin ich ein Fremder, Andrew hat Angst vor mir und Oliver ist doch sowieso auf seiner Seite. Keiner hat mich lieb!“ Wenn das, was er sagte, nicht so ernst und ehrlich gemeint wäre, dann hätte Beyond darüber gelacht, dass sich der Mensch, den er so lange als Sam Leens gekannt und gefürchtet hatte, sich im betrunkenen Zustand wie ein Kleinkind aufführte. Andrew seufzte und ging auf ihn zu. „Es tut mir Leid, dass ich so voreingenommen war. Ich bin doch extra hergekommen um dich kennen zu lernen. Und ich…“ Bevor er weiterreden konnte, hatte Jeremiel ihm in die Nase gekniffen und schmollte immer noch. „Ihr drei könnt mich nicht an der Nase herumführen. Ich hab sie nämlich!“ Andrew konnte sich von ihm befreien und erklärte mit Nachdruck in der Stimme „Ich meine es ernst. Wir wollen dir helfen, wenn du in Schwierigkeiten bist. Es tut mir Leid, dass ich dich ungerecht behandelt habe. Es war nicht gegen dich persönlich, ich hatte nur Angst.“ „Dann bist du also nicht böse auf mich?“ Als Andrew den Kopf schüttelte, gab sich Jeremiel zufrieden und wollte aufstehen, was sich in seinem Zustand aber als ziemlich schwierig gestaltete. Er konnte einfach nicht das Gleichgewicht halten und kippte immer wieder um. Oliver wollte schon helfen, doch Jeremiel schaltete wieder auf stur und rief „Ich kann das alleine, ich bin doch nicht betrunken.“ Mit Mühe und Not gelang es ihm, sich hochzuziehen und sich am Tresen abzustützen. Doch kaum, dass er ein paar Schritte gehen wollte, geriet er ins Wanken und wäre wieder umgekippt, wenn Beyond und L ihn nicht festgehalten hätten. Sofort sank der ältere Zwilling zusammen und bot kein sonderlich gutes Bild. „Hey, alles okay bei dir?“ erkundigte sich L besorgt als er sah, wie sein Bruder immer blasser wurde. Dieser stöhnte leise und murmelte „Nein…“ „Was hast du?“ „Na was wohl? Ich bin betrunken.“ „Aber du hast doch gerade….“ „Lass es gut sein, L“, unterbrach ihn Oliver. „Mit Besoffenen kann man nicht vernünftig reden. Lass uns lieber gehen.“ „Da hat die Lady gaaaanz Recht“, rief Jeremiel und wollte alleine weitergehen, aber L und Beyond hielten ihn fest. Sie brachten ihn nach draußen an die frische Luft und sogleich stiegen sie in den Wagen ein. Und als sie den Betrunkenen auch schon auf den Rücksitz setzten und ihn anschnallen wollten, da rief er in einer fürchterlichen Gesangsstimme „Ich singe ein trauriges, trauriges Lied… jawohl ein trauriges, trauriges Lied.“ Und hier konnte sich Beyond nicht mehr beherrschen und musste lachen. Zu schade, dass sie keine Kamera dabei hatten. Das war einfach zu lustig. Nun, er lachte zumindest so lange, bis L ihm einen warnenden Blick zuwarf, denn der fand es nicht lustig, dass sich sein Bruder so dermaßen betrunken hatte, weil er sich abgelehnt fühlte. Das war für ihn einen ernste Sache. Sie stiegen nun ebenfalls ein und damit fuhren sie zurück. Schließlich aber wandte sich Jeremiel seinem Bruder zu, machte ein ernstes Gesicht (oder zumindest wollte er eines machen, denn es gelang ihm einfach nicht) und fragte „Darf ich dich was fragen?“ „Klar, was willst du wissen?“ „248 dividiert durch eine Kartoffel = x, was ergibt x?“ Beyond konnte sich beim besten Willen nicht mehr bei dieser Frage zusammenreißen und brach in ein schallendes Gelächter aus und selbst Oliver schmunzelte amüsiert darüber. L seufzte und schüttelte den Kopf. Es brachte nichts. Mit seinem Bruder konnte er einfach nicht vernünftig reden, wenn dieser sowieso sturzbetrunken war. Da dieser keine Antwort bekam, erklärte er „Ich hab es nachgerechnet: x ist gleich 2!“ L schwieg und gab keine sonderliche Reaktion darauf. Er hatte längst eingesehen, dass es absolut sinnlos war, mit Jeremiel halbwegs vernünftig reden zu wollen, wenn der eh hackevoll war. Während der Fahrt schlief dieser kurz ein und begann laut zu schnarchen. Andrew, der auf dem Beifahrersitz saß, schaute zu ihnen nach hinten auf die Rückbank und musste selbst schmunzeln, als er Jeremiel so sah. „Du hattest Recht, Beyond“, sagte er schließlich und lachte. „Das ist wirklich nicht mehr der Jeremiel, den ich vorher gekannt habe. Das ist ein ganz anderer Mensch.“ Nun war L überrascht, als er das hörte, denn er hätte jetzt nicht gedacht, dass Andrew seine Skepsis überwinden würde und sich so schnell überzeugen ließ. Aber offenbar war es wohl doch auf eine bescheuerte Art und Weise doch zu was gut gewesen, dass Jeremiel sich die Kante gegeben hatte. Sam Leens hätte sich nie und nimmer so aufgeführt. Als sie wieder zurück waren, halfen sie dem betrunkenen Zwilling beim Aussteigen, da warf sich dieser L plötzlich um den Hals und küsste ihn direkt auf den Mund. Der Detektiv wusste erst nicht wie ihm geschah, dann aber drückte er seinen Bruder weg, der eine ordentliche Fahne hatte. Dieser schmollte wieder bei der Zurückweisung und rief mit der Stimme eines Kleinkindes „Warum hast du mich nicht lieb, Bruderherz? Ich dachte du hast mich liiiiieeeb…“ Beyond musste sich am Wagen abstützen und kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Oliver hingegen lächelte amüsiert und beobachtete die Szene mit Interesse. „Anscheinend wird er richtig emotional, wenn er betrunken ist. Wahrscheinlich, weil da sein logisches Denkvermögen komplett ausgeschaltet ist. Würde mich ja mal interessieren, wie L sich so benimmt, wenn wir ihn abfüllen würden.“ „Den Teufel werdet ihr tun! Und jetzt helft mir mal gefälligst, diese Klette hier loszuwerden!“ So langsam platzte L der Kragen, denn Jeremiel klammerte sich regelrecht an ihm fest und machte auch keine Anstalten, ihn loszulassen. In dem Zustand erinnerte er ein wenig an Beyond, als der mal zu viele Beruhigungsmittel genommen hatte und dann auch so zu klammern anfing und peinliches Zeug faselte. Und nun hatten sie mit Jeremiel dasselbe Problem. „Du bist so gemeeeeeeeein, L. Ich bin doch dein älterer Bruder!“ Sie schafften es schließlich, ihn von L wegzuziehen und brachten ihn rein. Rumiko kam ihnen schon direkt entgegen und sah die Bescherung. „Ach herrje, was ist denn mit ihm passiert?“ „Er hat zu tief ins Glas geschaut.“ „Hab ich nicht. Das Glas war doch so klein! Und ich bin nicht betrunken.“ „Und wieso kannst du nicht mal alleine laufen?“ „Na weil ich nun mal betrunken bin.“ Sie brachten Jeremiel in L’s Zimmer, wo er erst einmal seinen Rausch ausschlafen konnte. Als sie zurückkamen, musste Beyond natürlich wieder lachen und seiner Adoptivschwester brühwarm erzählen, wie sich Jeremiel in der Bar aufgeführt hatte. Und auch die Musiklehrerin war sichtlich amüsiert darüber, dann aber wurde sie wieder etwas ernster. „Was glaubst du wohl, warum er sich erst so betrunken hat? Er fühlt sich doch total ausgeschlossen und ungeliebt. Im Grunde war das doch ein Zeichen dafür, dass er völlig hilflos ist.“ „Das weiß ich ja, trotzdem fand ich das lustig.“ Beyond grinste noch ein wenig vor sich hin und hatte sichtlich Spaß. Dann aber setzten sie sich ins Wohnzimmer, um sich zu beratschlagen. Inzwischen war auch Jamie von der Arbeit zurück und damit war die ganze Familie komplett. Damit konnten sie nun alle zusammen endlich beratschlagen, was sie jetzt tun sollten. Das war die große Frage. Sollten sie Jeremiel weiterhin mit Vorsicht behandeln oder als vollwertiges Mitglied in die Familie integrieren? Da L die Entscheidung nicht alleine treffen konnte, war es nur selbstverständlich, wenn er auch die anderen fragte, was sie darüber dachten. Jamie sagte sofort „Also wenn er auch zur Familie dazugehört, dann soll er doch bei uns bleiben. Und außerdem ist er doch L’s Bruder!“ Er hatte seine Entscheidung recht einfach und schnell getroffen und dachte auch nicht großartig über das ganze Wenn und Aber nach. Nun war Rumiko an der Reihe, ihre Entscheidung zu fällen. „Also so wie ich ihn kennen gelernt habe, scheint er keine ernste Bedrohung darzustellen. Er wirkte auf mich vertrauenswürdig und auch sympathisch, da finde ich, dass wir ihm eine Chance geben sollten. Und wenn er tatsächlich von Evas Bruder so furchtbar behandelt wird, dann sollten wir ihn auch ein Stück weit vor ihm schützen. Nachdem wir schon Andrew geholfen haben als er in Schwierigkeiten steckte, ist es doch selbstverständlich, wenn wir auch Jeremiel zur Seite stehen und ihm die Hilfe geben, die er braucht. Fakt ist: alleine kommt er momentan nicht zurecht und da er im Umgang mit anderen Menschen absolut unerfahren ist, braucht er jemanden, der ihm hilft. Also ich bin gerne bereit euch alle dabei zu unterstützen, wenn ihr Unterstützung braucht. Als Hobby-Paartherapeutin helfe ich auch gerne bei solchen Sachen. Ihr wisst ja: unsere Tür steht immer offen.“ Damit hatte auch Mama Ruby ihre Entscheidung gefällt und so waren nur noch L, Beyond, Andrew und Oliver übrig. L hatte auch schon seinen Entschluss gefasst und wollte seinem Bruder helfen und für ihn da sein. Wenn es ihm bei Evas Bruder wirklich schlecht gehen sollte, dann durfte er nicht zulassen, dass er dorthin zurückkehrte. Er wollte ihn beschützen und ihm helfen, sich in die Familie zu integrieren und nach 25 Jahren auch endlich mal eine richtige Familie zu haben. Schließlich waren nur noch Oliver und Andrew übrig. Oliver überkreuzte die Beine, lehnte sich lässig zurück und erklärte „Nun, also ich bin überzeugt, dass der Gute tatsächlich nicht Sam Leens ist. Ich meine die Szene in der Bar sprach doch deutlich Bände. Ich finde ihn auch irgendwie ganz niedlich und könnte mir gut vorstellen, ihn in die Familie aufzunehmen. Streng genommen gehört er ja sowieso schon dazu. Nicht nur weil er L’s Bruder ist, sondern weil er ja auch genauso wie wir ein Wiedergeborener aus Evas Familie ist. Außerdem hat er Beyond geholfen, seine Erinnerungen zurückzubekommen und mit seiner wahnsinnigen Seite fertig zu werden. Das sollten wir doch auch nicht vergessen. Und wenn er auf unsere Hilfe angewiesen ist, dann bin ich sowieso dafür, dass wir ihm helfen. Deshalb schließe ich mich euch an. Nun zu dir Andy, was sagst du dazu?“ Ja, nun war Andrew der Einzige, der noch übrig geblieben war. Bei seiner Situation war das ja ohnehin problematisch, weil er derjenige war, der am meisten unter der Angst vor Sam Leens zu leiden hatte. Dieser Kerl hatte seine Familie und seine Freunde getötet und sein Zuhause niedergebrannt. Er hatte schwere Traumata davongetragen, an denen er bis heute noch zu arbeiten hatte. Was man von ihm verlangte, war wirklich viel und das wussten sie alle. Deshalb war auch niemand böse, wenn er sich dagegen entschied. Sie alle hatten ja nicht durch Sam all das verloren, was sie besessen hatten. Eine Weile schwieg der Rothaarige und atmete tief durch. Dann hatte er seinen Entschluss gefasst und wurde ernst. „Nun, ich werde dem Jeremiel von damals niemals vergeben, was er mir angetan hat. Ich hasse ihn und ich habe immer noch Angst vor ihm. Aber… der jetzige Jeremiel, den ich heute kennen gelernt habe, ist nicht mehr der alte. Der alte, also „Sam Leens“ war kein Mensch, sondern ein Monster. Aber jetzt haben wir es mit einem Menschen zu tun und er wirkt auch nicht bösartig auf mich. Im Grunde ist er doch genauso hilflos, so wie ich es damals gewesen bin. Es fällt mir ehrlich gesagt noch schwer, ihn jetzt als eine andere Person zu sehen, weil ich in seinem Gesicht immer noch den alten Jeremiel sehen werde. Aber… ich will ihm eine Chance geben. L hat mir auch geholfen, obwohl er wusste, was zwischen mir und Beyond gewesen ist und er mir deswegen misstraut hat. Deshalb wäre es nur fair, wenn ich Jeremiel helfe und ihn als Teil der Familie akzeptiere. Zwar wird es noch eine Weile dauern, bis ich gänzlich daran gewöhnt habe, aber ich will mich bemühen, ihn als Mitglied der Familie zu behandeln und auch zu lernen, ihn nicht mehr als das Monster von damals zu sehen. Und… wenn er wirklich von Evas Bruder vergewaltigt wurde, dann… dann müssen wir ihn vor diesem Kerl beschützen! Immerhin habt ihr mich ja auch vor James gerettet, nachdem er mich jahrelang geschlagen und vergewaltigt hat.“ Damit hatten sie ihre Entscheidung gefällt und somit fiel auch das Ergebnis einstimmig aus, sehr zu L’s Zufriedenheit. Jeremiel war jetzt offiziell ein Teil ihrer Familie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)