Ein anderes Universum von Verelan ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- „Ich bin Groot.“, durchbrach es leise die Stille. Seit gefühlten Stunden hatte niemand etwas gesagt. Sie saßen sich schweigend Gegenüber, zusammengepfercht in einem kleinen, engen Raum. Kein Licht, keine Fenster, aber eine dicke, verschlossene Tür. Die Stille war erdrückend, aber schlimmer noch war die Stimmung. Die Last, so schwer auf ihren Schultern, unerträglich. Ihr versagen fast greifbar. Die Konsequenzen waren enorm. Unschuldiges Leben zerstört. Frauen, Männer, Kinder und Familie … einfach ausgelöscht. Sie konnte ihre Schreie hören. Es war ein hoher Preis. Es war ihre Schuld. Sie hatten versagt. Der Tod – sie waren dafür verantwortlich. Gamora schüttelte leicht mit ihrem Kopf, konnte den bitteren Geschmack der Schuldgefühle nicht länger abschütteln und unzählige „Was wäre wenn“-Fragen schwirrten durch ihre Gedanken. Was wäre, wenn Peter keine Panik bekommen hätte? Was wäre, wenn sie die Funktion der Waffe übernommen hätte? Vielleicht wäre alles anders abgelaufen. Ja, vielleicht … hätten sie eine Chance gehabt. Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie und sie musste sich die Frage stellen, ob es überhaupt so etwas wie eine Chance gegeben hatte. „Ich weiß.“, antwortete sie leise und schloss ihre Augen. Die Qualen der Verdammnis deutlich sichtbar. „Ich glaube, es war nicht zu verhindern.“ Sie alle machten sich Vorwürfe. Verständlicherweise, aber viel schlimmer war die Ungewissheit. Gamora, Drax und Groot waren allein in dieser Zelle aufgewacht. Ohne Peter. Also waren sie getrennt worden. Lebte er überhaupt noch? Und was war mit Rocket oder Yondu und seinen Leuten? Sie alle waren zusammen in das Gefecht gestürmt. Alle hatten ihre Hoffnungen in diese Gruppe gesetzt, sich auf sie verlassen. Wie viele Leute sind an diesem verhängnisvollen Tag wirklich getötet worden? Gamora wurde schlecht. Ein Geflecht aus Angst und tiefer Sorge machte sich in ihrem Körper breit. Auch die Anderen schienen ihre dunklen Gedanken zu teilen, denn die eh schon karge Stimmung hatte nun endgültig ihren Tiefpunkt erreicht. „Ich bin Groot ...“ Sie hob ihren Blick an und schenkte dem Pflanzenwesen ein aufmunterndes Lächeln. Zumindest versuchte sie es. „Es geht ihnen bestimmt gut.“ Vielleicht war das eine Lüge, denn eine Antwort auf diese Frage konnte sie nicht besitzen, aber diese negativen Gedanken brachten niemanden weiter. Der Rückschlag, den sie erlitten hatten, war enorm und durchaus heftig, aber die Tatsache, dass sie am Leben waren, war ein Grund zur Hoffnung. „Wir sind hier. Wir leben und wir atmen.“, sagte sie mit fester Stimme, eine kühne Entschlossenheit. „Es besteht somit die Chance, dass auch Peter, unser Freund und Captain, auch noch am leben ist. Irgendwo hier, auf diesem Schiff.“ Sie mussten nur aus dieser Zelle raus und ihn finden. Irgendetwas würde ihnen sicherlich gemeinsam einfallen. Die nächste Frage, die sich in ihre Gedanken schlich, schien auch Drax zu beschäftigen, denn er war der Erste, der sie aussprach. „Warum leben wir überhaupt noch?“ Das war eine berechtigte Frage, doch auch hierauf wusste Gamora keine Antwort. Ronan war eigentlich niemals gnädig gewesen, ganz im Gegenteil. Das hatte er oft genug bewiesen. Er tötete seine Feinde ohne mit der Wimper zu zucken. Er zögerte niemals und würde für seine Ideale alles tun. Er würde sie durchsetzen, immer und überall. Ja, also warum saßen sie hier? Vielleicht wollte er sich Zeit lassen, sie alle nach und nach vernichten um sich selbst zu amüsieren. Vielleicht wollte er jedes bisschen Leid aus ihnen herauskitzeln, bis sie um den Tod bettelten. Es war ein Spiel. Hierbei ging es nur um Macht und Dominanz. Er würde sie Foltern. Keine schönen Aussichten. Sie selbst war bei vielen dieser speziellen Sitzungen dabei gewesen, und jeder, der unter Ronan's Hand Gerechtigkeit erfuhr, hatte gewimmert und gefleht. Sie konnte deren Blut noch immer auf dem Boden kleben sehen. Ihr erster Gedanke war stets die Erbärmlichkeit dieser verlorenen Seelen, doch jetzt endlich verstand sie es, denn nun war es sie selbst, nun stand sie auf dieser Seite des Hammers. Der Gedanke vor Ronan auf dem Boden zu knien und auf den Tod zu warten war ihr zuwider. „Er spielt mit uns.“, erwiderte sie nach einer gefühlten Ewigkeit und erntete von den anderen einen perplexen, verwirrten Blick. „Wieso sollte er mit uns spielen, wenn er uns eigentlich töten will?“, fragte Drax und verstand den Zusammenhang mal wieder nicht. Gamora schüttelte den Kopf und ein leises Seufzen kam über ihre Lippen. Manchmal hatte sie das Gefühl, mit einem Kind zu diskutieren. „Nimm das nicht wörtlich. Wir dienen ihm lediglich als Unterhaltung, während er uns langsam tötet.“, versuchte sie ihren Gedankengang zu erklären und war froh, als Drax zu verstehen schien, denn er antwortete ihr hingegen nur mit einem Nicken. „Die Situation ist heikel und erscheint chancenlos, aber wir werden eine Lösung finden. Das haben wir bis jetzt immer. Wir dürfen nicht zulassen, dass er uns besiegt, zu viel hängt davon ab. Das alles hier ist nur der Anfang, da bin ich mir sicher.“ Ihre Worte hingen schwer in der Luft. Sie alle wussten, worauf es hinauslaufen würde. Sie mussten weiterkämpfen, keine Schwäche zeigen. Ronan würde jetzt nicht aufhören. Er war besessen von der Macht und solange er diesen Infinity Stein besaß, war er unberechenbar, gefährlich. „Ich bin Groot.“ Ganz genau. Wenn sie sterben mussten, dann wenigstens nicht kampflos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)