Meine bizarre Welt von Kaylien (oder wie ich den Tod kennenlernte) ================================================================================ Kapitel 12: Auferstehung nach dem Seelenmord... ----------------------------------------------- Nichts ist gefährlicher und seelenmordender als die beständige Beschäftigung mit dem eigenen Wesen und Ergehen, der eigenen einsamen Unzufriedenheit und Schwäche. ~ Hermann Hesse, Der Weltverbesserer Gedanken verloren rühre ich in meinem Cappuccino. Der ist inzwischen auch wieder kalt. Wie immer, eigentlich. Vor mir liegt das Bild, an dem ich seit drei Monaten arbeite. Ich bin immer noch nicht zufrieden… Irgendetwas passte einfach nicht. Mal ist die Perspektive des Schachbrettes falsch, dann sieht die Bärin zu wütend aus. Oder der Affe zu albern. Mein Handy brummt. ‚treffen wir uns heute? So gegen acht bei mir? ;)‘ Ich lächle. ‚klar, bin pünktlich! :*‘ Tippe ich schnell zurück und lasse das Handy in meine Tasche gleiten. Dann mache ich das Licht über meinem Schreibtisch aus und gehe in den Gang. ‚Bin bei Tom‘ schmiere ich auf einen Zettel und Pinne ihn mit einem Magneten an den Kühlschrank. Das hab ich mit meiner Mama so ausgemacht, seit ich damals aus der Klinik rausgekommen bin. Aber trotzdem macht sie sich immer Sorgen um mich, wenn ich ohne sie das Haus verlasse. Ich habe sehr viel Glück gehabt, damals. Dass ich überlebt habe. Später habe ich erfahren dass Tom es war, der mich gefunden hat. Eigentlich wollte er mir zum Geburtstag gratulieren. Als er geklopft hat, hat meine Mutter ihn reingelassen. Und als er den Knall von meinem Stuhl gehört hat, hat er mich gefunden. Wahrscheinlich hab ich nur dank ihm überlebt… Ich müsste ihn, wahrscheinlich, dafür hassen. Das ich wegen ihm so lange im Koma lag. Aber am Ende hatte es doch fast nur positives, nicht wahr? Er hat mir später erzählt, wie viel Mut es für ihn gebraut hat um zu mir zu kommen und mir zu gratulieren. Das er schon viel zu lange zu viel Angst davor gehabt hatte und sich nicht überwinden konnte. Das er einfach zu scheu war um direkt auf andere Leute zuzugehen… Aber in dem Moment… hatte er irgendwie den Mut gehabt. Seit damals bin ich nicht mehr so alleine, will es auch nichtmehr sein. Sich nur mit sich selbst beschäftigen ist schrecklich, auf Dauer. Es macht einen regelrecht verrückt. Ich versuche mir nur noch ganz wenig Gedanken über meine Probleme zu machen und nichtmehr in Selbstmittleid zu versinken wie früher. Schon bizarr was ich alles gebraucht habe um zu kapieren das das auf die Dauer nicht gut für meine Psyche ist… Das es dazu erst soweit kommen musste. Ich schnappe mir den Haustürschlüssel und lege mir einen Schal um den Hals, das man die Narben von dem Seil nicht sehen kann. Ich weiß nicht, vielleicht hatte das ganze auch seinen Vorteil… Ich meine, wer weiß schon wie der Tod aussieht? Und der depressive Teil des eigenen Geistes…? Das der Tod, zumindest meiner, ein kleiner Totenkopfaffe ist? Ich lasse die Tür laut hinter mir zufallen und stapfe los, zu meinem Wolf, der mich gerettet hat. Kurz bevor es zu spät war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)