Last Desire 5 von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 2: Wiedersehen mit Andrew --------------------------------- Es war so warm draußen, dass Beyond sich ein T-Shirt anziehen musste. Die Sonne schien grell und das Wetter war einfach fantastisch. Aber dementsprechend war auch viel los auf den Straßen und er fragte sich, ob er in dem Chaos Andrew überhaupt finden würde. Na hoffentlich war der arme Kerl in diesem Getümmel nicht überfordert. Vor seinem inneren Auge sah Beyond bereits, wie Andrew verunsichert durch Boston irrte und nicht genau wusste, wo er hinsollte und nicht einmal den Mut aufbrachte, nachzufragen. Und wenn er endlich da war, dann würde er wieder so traurig lächeln wie damals. Als er das Cafe erreicht hatte, sah er sich um, konnte seinen alten Freund aber nirgends entdecken. Ob er sich verspätete? „Beyond!“ Der Serienmörder drehte sich um und konnte dann tatsächlich Andrew sehen, der auf ihn zugeeilt kam. Er sah völlig verändert aus und war kaum wiederzuerkennen. Dieser kränklich blasse Hautton war einer gesunden Bräunung gewichen und er strahlte übers ganze Gesicht. Um seinen Hals trug er eine Kette mit einer Art Amulett und er sah auch sonst viel fitter und gesünder aus als vor knapp sechs Monaten. Ungläubig blieb Beyond stehen und konnte erst nicht glauben, was er da sah. War das wirklich Andrew? Nein, das konnte doch nicht sein. Das musste sich um einen Zwilling handeln oder so. „Hey Beyond, schön dich wiederzusehen. Siehst gut aus!“ Andrew umarmte ihn freundschaftlich und nach einem kurzen Zögern erwiderte der Serienmörder diese Geste. Es war Andrew, eigentlich ließ das doch keinen anderen Schluss zu. Sonst müsste ihn nicht nur sein Augenlicht trügen. Aber wie um alles in der Welt konnte sich Andrew in der Zeit nur so dermaßen verändern, dass er kaum wiederzuerkennen war? Vor ein paar Monaten war er noch so still und ängstlich gewesen, doch jetzt schien er ein völlig anderer Mensch zu sein. Sie setzten sich und bestellten sich erst einmal Getränke, dann fragte der BB-Mörder „Andy, bist… bist das wirklich du?“ „Klar doch“, antwortete der rothaarige Engländer und lachte. „Schon witzig, nicht wahr? Du stellst genau die gleiche Frage wie bei unserer Begegnung in der Bar. Und du guckst fast genauso geschockt. Sehe ich denn wirklich so schlimm aus?“ „Ü-überhaupt nicht. Aber ich erkenne dich kaum wieder. Ich meine, vor sechs Monaten warst du so fertig gewesen und das reinste Häufchen Elend. Aber jetzt strahlst du übers ganze Gesicht und siehst nicht mehr wie ein Todkranker aus. Was ist nur mit dir passiert?“ „Frag mich lieber, was nicht mit mir passiert ist. Ich glaube, da wäre die Liste wesentlich kürzer.“ Immer noch amüsierte sich Andrew über die überraschte und auch etwas erschrockene Reaktion seines alten Freundes auf und konnte nicht aufhören zu grinsen. „Es ist einiges passiert in den sechs Monaten. Und… ich habe auch sonst ziemlich viel erlebt, bevor ich mit Oliver verreist bin. Weißt du, er hat eine etwas… unkonventionelle Art, mit Problemen umzugehen.“ „Was meinst du mit unkonventionell?“ „Sagen wir es mal so: es gibt da so eine ganz interessante Therapie, die das Werfen von Wassermelonen von einem Hausdach beinhaltet.“ Ungläubig schüttelte Beyond den Kopf und dachte erst an einen Witz oder etwas Ähnliches, aber Andrew schien das ernst zu meinen. „Du willst mich verarschen, oder?“ „Das habe ich Oliver auch gefragt, als er mit dieser Idee ankam, aber verrückterweise hilft so etwas wirklich, um sich besser zu fühlen. Er hat wirklich allen erdenklichen Blödsinn mit mir veranstaltet. Zuerst hat er mich in eine Kletterhalle geschleift und dann waren wir mit einer Gruppe Teenager feiern und haben zusammen getrunken und Gras geraucht. Tja, was war da noch? Ach ja: ich war zwischendurch krank und er hat mich gesund gepflegt, ich hab einer Kollegin von ihm die Meinung gegeigt, als sie sich über mich und Oliver lustig gemacht hat und schließlich habe ich mir ein Tattoo stechen lassen. Dann waren wir auf Reisen und haben ziemlich viel erlebt. Fallschirmspringen, Tauchen, Wingsuit, Segeln und noch vieles mehr. Eigentlich ist es bei uns nie langweilig geworden und ich…“ „Du hast WAS?“ rief Beyond, als er das hörte und dachte zuerst, er hätte Andrew falsch verstanden. „Du… du hast dich tätowieren lassen? Ausgerechnet du?“ „Klar. Ich hab mir auch ein Ohrpiercing in Australien stechen lassen. Ansonsten trage ich lieber Lederarmbänder.“ Beyond schüttelte den Kopf und musste erst mal was trinken, um das alles zu verdauen. Das war doch nie und nimmer der Andrew, den er kannte. Nun gut, er hatte schon gehofft, dass dieser mehr Selbstbewusstsein bekam, aber dass er sich so sehr verändern würde, war kaum vorstellbar gewesen. „Du hast dir allen Ernstes ein Tattoo stechen lassen?“ Andrew nickte und legte die rechte Seite seiner Brust frei und zeigte damit ein Tattoo in Form einer Rose und einen Namen in altenglischer Schrift: „Oliver“. Doch so ganz konnte es der Serienmörder nicht begreifen. Wieso nur hatte sich Andrew Olivers Namen stechen lassen? Konnte es etwa sein, dass… „Du… du bist doch nicht etwa mit Oliver zusammen, oder?“ Andrew nickte und trank einen Schluck von seinem Espresso. „Es hat sich irgendwie ergeben. Als wir uns nach der Sache in der Kletterhalle gefetzt haben, da hat er mich am Abend zur Party mit den Kindern mitgenommen und als wir zuhause waren, hatten wir schon einiges getrunken und etwas high waren wir auch. Da ist es eben passiert. Naja, danach war ich völlig verunsichert und wusste nicht, was mit mir los war und wieso ich das getan hatte. Ich war vollkommen überfordert mit der Situation und verunsichert, was ich tun sollte. Und dann habe ich auch noch erfahren, dass Olivers erste Beziehung mit seinem besten Freund Elijah war, der vor fast elf Jahren verstorben ist und dessen Herz er bekam. Ich dachte, ich könnte niemals gut genug für Oliver zu sein, aber dann hat er mir gestanden, dass er schon in mich verliebt war, als er mich das erste Mal in Wammys House gesehen hatte. Er war heimlich in mich verliebt, hatte sich selbst aber nie getraut, mir seine Gefühle zu gestehen, weil er dachte, ich würde niemals mit einem Versager wie ihm etwas anfangen wollen. Da habe ich erkannt, dass Oliver eigentlich genauso ist wie ich. Aber er hat einen Weg gefunden, um stärker zu werden und er hat mir geholfen, über mich selbst hinauszuwachsen und mutiger und selbstbewusster zu werden. Er hat nie aufgegeben und mich immer wieder aufs Neue aufgebaut und mir Mut gemacht, wenn ich verunsichert war. Dank seiner ganzen Erfahrungen und seiner Ansichten hat er immer eine Antwort gewusst und er war stets rücksichtsvoll und einfühlsam, aber manchmal war er auch ein echter Arsch, wenn er mich geärgert hat. Aber ich konnte mich immer auf ihn verlassen und ihm blind vertrauen. Zuerst hielt ich ihn für einen chaotischen Spinner, aber mit der Zeit habe ich gesehen, dass er eigentlich ein absolut unglaublicher Mensch ist. Er kann toll kochen, er ist ein Genie bei der Arbeit und neben seinen Hobbys und seiner Arbeit als Hacker und Softwareprogrammierer bei Vention kümmert er sich um Jugendliche, die an Krebs oder Tumoren erkrankt sind oder anderweitig schwer krank sind, um ihnen ihren Lebenswillen zurückzugeben. Und eben weil er mich nie alleine gelassen hat und sofort da war, wenn ich ihn brauchte, habe ich mich irgendwie in ihn verliebt. Doch trotzdem hatte ich Angst, dass ich vielleicht nicht in der Lage sein könnte, eine vernünftige Beziehung zu führen und es mit uns nicht klappen könnte. Da hat er mich einfach gepackt und mit mir Walzer getanzt. Zuerst hab ich nicht verstanden, wieso er jetzt auf einmal mit mir getanzt hat, aber dann sagte er, dass die Beziehung wie ein Tanz ist. Und wenn ich mir nicht zutraue, den Tanz zu führen, dann kann ich mich einfach führen lassen. Also habe ich einfach das gemacht, was er gesagt hat und ihm vertraut. Und so habe ich mir auch sein Motto „Just Do It“ zu meiner Lebensphilosophie gemacht. Mach einfach, was dir Spaß macht, ohne dich ständig darum zu sorgen, was andere darüber denken. Denn das Leben ist viel zu kurz, um ständig deprimiert zu sein und man sollte stolz darauf sein, wie man ist. Oliver hat mir gezeigt, dass ich es wert bin zu leben und glücklich zu werden. Und er hat mir auch das Gefühl gegeben, geliebt und gebraucht zu werden. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nicht derjenige, der ich jetzt bin.“ Beyond war vollkommen sprachlos und wusste gar nicht, was er sagen sollte. Dann aber beugte er sich vor und klopfte Andrew an die Schläfe. „Ich glaube, dein Gedankenschaltkreis hat einen Wackelkontakt oder dieser Oliver hat daran irgendwie herumgespielt. Das bist nie und nimmer wirklich du.“ Doch Andrew schüttelte nur den Kopf und erklärte „Mit mir ist alles in Ordnung, Beyond. Ehrlich! Mir ging es noch nie so gut wie jetzt und ich habe endlich mein wahres Glück gefunden. Und mein wahres Glück ist eben Oliver. Deshalb… deshalb wollte ich dich auch unbedingt sehen, um dir das zu erzählen.“ „Was genau?“ Andrew lächelte verlegen und wich Beyonds Blick aus. So ganz traute er sich wohl noch nicht, es zu sagen, aber dann eröffnete er es ihm. „Oliver und ich sind nach Boston zurückgekehrt, weil wir heiraten wollen.“ Das war nun endgültig zu viel für Beyond. Er musste das erst einmal sacken lassen. Wirklich unglaublich. Eigentlich war es fast genauso wie bei ihrer ersten Begegnung vor sechs Monaten, als er erfahren hatte, dass Andrew am Leben war. Da war er genauso erschlagen wie jetzt und wusste das alles erst mal nicht genau einzuordnen. Aber beim ersten Mal war er eher geschockt als erfreut. Jetzt war er einfach nur überwältigt und konnte nicht fassen, dass Andrew in solch kurzer Zeit so dermaßen die Kurve gekriegt hatte. Aus dem schwer depressiven und verunsicherten Selbstmörder war das blühende Leben geworden und dieses Lächeln in seinem Gesicht, welches damals immer nur eine Fassade war, um seine Traurigkeit zu verbergen, war zu einem richtigen Lächeln geworden. Sein Lachen kam von Herzen und er wirkte wirklich sehr glücklich. Nie hätte er sich träumen lassen, dass Andrew mal so glücklich sein würde, wo dieser doch immer gedacht hatte, er verdiene es nicht zu leben. „Ich kann es immer noch nicht glauben. Ehrlich gesagt hätte ich ja mit einigem gerechnet. Aber dass du mal so strahlen würdest wie jetzt, hätte ich nie gedacht. Genau das ist es, was ich mir immer so für dich erhofft hatte und dann willst du auch noch bald heiraten. Das ist unglaublich! Dann heißt das also…“ „Ich habe dank Oliver meine Gefühle endlich in Ordnung bringen können und er ist der einzige Mensch, den ich wirklich liebe. Ich weiß, dass er der Richtige für mich ist und deshalb bin ich auch soweit, dass ich es wieder auf freundschaftlicher Ebene mit dir versuchen will. Ich möchte, dass wir wieder die alten Freunde wie damals werden und noch mal von vorne anfangen. Und ich wollte dir endlich sagen, dass ich deine Liebe zu L endlich akzeptieren kann und mich von ganzem Herzen für dich freue, dass du deine wahre Liebe gefunden hast. Vorher konnte ich es dir einfach nicht sagen, deshalb will ich es jetzt tun.“ Immer noch konnte es Beyond nicht glauben und er war immer noch vollkommen überwältigt von seinen Gefühlen. Es war so eine unfassbare Erleichterung für ihn, zu sehen, wie glücklich Andrew war und wie sehr er strahlte. Noch nie hatte er ihn so gesehen. Es war wirklich so, als hätte man Andrew einer Gehirnwäsche unterzogen, oder als wäre er durch einen Doppelgänger ausgetauscht worden. Aber gleichzeitig freute er sich so, dass sein bester Freund seine schweren Depressionen und Selbstmordgedanken endlich überwinden und Freude am Leben entwickeln konnte. Und er hatte endlich jemanden gefunden, der ihn glücklich machen konnte. Beyond war so ergriffen in diesem Moment, dass ihm sogar ein oder zwei Tränen kamen. „Mensch Andy, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich für dich freue. Ich sehe dich so strahlen und lachen, dass du wie ein vollkommen neuer Mensch wirkst. Und dann hast du auch noch jemanden gefunden, der dich wirklich lieben kann. Das ist genau das, was ich mir so für dich gewünscht habe.“ „Das freut mich wirklich. Es hat sich auch sonst viel getan bei mir. Weißt du, Oliver und ich werden jetzt erst mal wieder in Boston bleiben. Er will wieder seinem Job nachgehen und ich habe auch noch einiges zu tun. Oliver hat mir einen Job bei Vention organisiert. Ich soll für die einen neuen Gedankenschaltkreis bauen, da sie ja in dieses Projekt investiert haben und schlecht meinen rausnehmen können. Sonst würde ich draufgehen. Den ersten Prototypen habe ich schon fertig gestellt und zurzeit arbeite ich noch an der zweiten Version, wo die letzten technischen Macken behoben sind. Und wenn alles fehlerfrei läuft, werde ich noch ein paar Tests durchführen und Vention wird dann in Produktion gehen. Was mich betrifft, so werde ich dann auch den Schaltkreis austauschen lassen, den ich gerade trage. Er hat ein paar Fehler und auch wenn Oliver sein Bestes gibt, um die Einstellungen zu optimieren, weist er nicht gerade eine gute Leistungsstärke auf und läuft etwas langsam. Das will ich mit dem neuen Schaltkreis beheben und wenn ich den alten auswechseln lasse, habe ich auch gleichzeitig die letzten Spuren entfernt, die mich an dieses unschöne Kapitel mit James erinnern. Das ist mir auch sehr wichtig, denn ich will endlich damit abschließen und den Chip auswechseln.“ „Und das geht?“ „Klar. Ich habe eine Methode entwickelt, wie die Hirnaktivitäten auf ein Minimum heruntergefahren und dann mit einer Art Überbrückungsenergie gespeist werden, bis der Chip ausgewechselt ist. Somit würde das Absterben der grauen Zellen verhindert werden. Der neue Gedankenschaltkreis besteht aus zwei Einheiten. Die erste Haupteinheit arbeitet durchgehend und sollte diese ausfallen, wird die zweite Einheit in Kraft treten, um das Gehirn weiterhin am Laufen zu halten. Gleichzeitig wird dann ein Frühwarnsignal gesendet, dass der Schaltkreis einen Defekt aufweist und repariert werden müsste. Zusätzlich habe ich eine Technik entwickelt, über die der Schaltkreis durch die Impulswellen gespeist wird, die das Gehirn aussendet. Bei mir ist es ja noch so, dass mein Schaltkreis über eine Batterie am Laufen gehalten wird, die alle sechs Jahre gewechselt werden muss. Im Grunde ist der von mir entwickelte Schaltkreis wie ein Akku. Er läuft, bis die Energie aufgebraucht wird. Dann schaltet sich die andere Einheit an und so lädt sich die inaktive wieder auf. Wenn beide einwandfrei funktionieren, dann wären kaum chirurgische Eingriffe nötig, sondern es könnte alles vom Computer aus eingestellt werden. Und dank der Verbesserungen würde auch die Kalibrierung viel besser und schneller gehen und jede Neueinstellung wäre auch nicht direkt mit Kopfschmerzen und Migräneattacken verbunden. Außerdem ist der Schaltkreis dann weniger anfällig für Funkwellen und Störsignale.“ Beyond war sichtlich beeindruckt, aber bei einem Genie von Andrews Format hätte er auch nichts anderes erwartet. Er war immerhin der Einzige gewesen, der es geschafft hat, Dr. Kasakowas Konstruktionspläne zu entschlüsseln und zu vervollständigen. Damit hatte er sogar L übertroffen und ein Wunder ermöglicht. Denn er selber konnte durch diese Erfindung ein neues Leben führen. „Ich hab schon damals gesagt, dass du ein wahres Genie bist, Andy. Ganz egal, was die anderen sagen. Dir ist es gelungen, eine Art künstliche Seele zu bauen!“ „Nun ja, ich hab das Ding ja nicht selber erfunden. Das Wunder ist hauptsächlich Dr. Kasakowa zu verdanken. Sie hat es geschafft, die Geheimnisse der Seele zu entschlüsseln und konnte herausfinden, dass die Seele streng genommen wie eine Art Zündkerze in einem Motor funktioniert. Sie setzt unseren Körper in Gang und erhält ihn am Leben. Sie programmiert das Gehirn quasi darauf, wie lange der Körper lebt und legt somit eine Art „Zeitschalter“ für unseren Todeszeitpunkt fest. Oliver und ich haben uns sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt und versucht, eine Verbindung zu den Death Notes zu finden, die ja das Leben von Menschen beenden können. Wir vermuten, dass die Death Notes die Seele quasi infiltrieren und sie dazu zwingen, diesen biologischen Zeitschalter umzuprogrammiern, sodass der Betroffene viel früher stirbt. Würde man alles als eine Art Computersystem vergleichen, wäre das Death Note wie ein Virus, der das Programm „Seele“ umschreibt. Das wäre unsere Theorie, allerdings stellen wir uns natürlich die Frage: wenn es Death Notes gibt, die den biologischen Gedankenschaltkreis zerstören könnten, dann müsste es doch irgendwo ein Gegenstück zu den Death Notes geben. Nämlich etwas, das Seelen oder besser gesagt diese biologischen Gedankenschaltkreise erschaffen kann. Dr. Kasakowa schien jedenfalls der Ansicht zu sein, dass es tatsächlich etwas gibt, das natürliche Seelen erschaffen kann. Und sie nannte es in ihren Aufzeichnungen Eva.“ Beyond runzelte verwirrt die Stirn und fragte „Eva?“ Andrew nickte und erklärte es ihm. „Es ist entweder ein Werkzeug, genauso wie die Death Notes, oder aber ein intelligentes Wesen, das in der Lage ist, aus seinem eigenen Gedankenschaltkreis neue zu erschaffen. Demnach müsste es eine Art universalen und sich reproduzierbaren Schaltkreis besitzen, den es auf andere übertragen kann. Und wir glauben, dass Dr. Kasakowa dieses Wesen erforscht hat und somit in der Lage war, mehr über die biologische Seele herauszufinden. Und dieses Wesen nannte sie „Eva“.“ „Wieso denn Eva?“ „Einmal nach der biblischen Eva, die ja die Mutter aller Menschen war und es hat auch einen evolutionstechnischen Hintergrund. Tatsächlich kann man über die DNA der Mitochondrien die direkte Abstammungslinie von Menschen bestimmen und das noch weiter als die Namensstammbaumbestimmung. Deswegen spricht man auch von einer mitochondrialen Eva, weil diese DNA immer mütterlicherseits vererbt wird. Die mtDNA bleibt selbst durch Klima- und Umwelteinflüsse unverändert, weshalb sie die einzige ist, über die wir unsere letzte gemeinsame Abstammungslinie ermitteln können. Und diese war vor knapp 150.000 Jahren und die Frau, von der wir abstammen, wird als mitochondriale Eva bezeichnet. Sollte also eine natürliche Mutation eintreten, die selbst die mtDNA beeinflusst und nachhaltig fortbestehen bleibt, hätten wir eine neue Eva. Und Dr. Kasakowa ging davon aus, dass dieses Wesen, welches über diese universale reproduzierbare Seele verfügt, ähnlich wie eine mitochondriale Eva ist und man über dieses Wesen quasi den Ursprung unserer Seele ermitteln kann. Und wenn wir dieses Wesen erforschen könnten, dann wären wir vielleicht eines Tages in der Lage, biologische Seelen zu erschaffen. Wir könnten auch damit die Lebenszeit von Menschen beeinflussen. Aber ich rede zu viel über die Arbeit, sorry…“ „Nein, schon okay. Ich weiß doch, dass du dich damals schon so dafür interessiert hast, sonst hättest du dich ja nicht so mit den Konstruktionsplänen auseinandergesetzt. Und ich bin echt sprachlos, was du alles auf die Beine gestellt hast und dass du überhaupt so redselig geworden bist. Das kennt man ja nicht von dir.“ „Ach ich hab noch so viel zu erzählen, ich glaub, wir wären noch den ganzen Tag damit beschäftigt und ich würde mir noch den Mund fusselig reden.“ „Dann schieß mal los. Ich hab Zeit genug.“ Und Andrew erzählte von seinen Reisen mit Oliver und was sie so alles erlebt hatten. Wie sie das Great Barrier Reef und den Ayers Rock in Australien besichtigt, die deutschen Kulturstädte bereist und die schönen Gegenden von China und Thailand besichtigt hatten. Und auch von der japanischen Kirschblüte, auf welche sich besonders Oliver gefreut hatte. „Auf dem Fest haben wir uns schließlich auch verlobt. Zugegeben, Olli hat mich damit ganz schön umgehauen, als wir so da saßen inmitten eines wunderschönen Kirschblütenregens und er mich dann so ganz plötzlich fragte, ob wir nicht nach unserer Rückkehr nach Boston heiraten wollen. Ich war so sprachlos, dass ich erst mal keine Antwort geben konnte. Stattdessen hab ich richtig geheult und bin ihn um den Hals gefallen.“ „Aber ist das nicht ein bisschen früh?“ fragte Beyond schließlich, als ihm da erst mal klar wurde, dass Andrew und Oliver zu diesem Zeitpunkt doch gerade erst zwei oder drei Monate zusammen waren. „Ja, es war etwas plötzlich“, gab Andrew zu und bestellte sich schließlich noch einen Cappuccino. „Aber wir wussten auch so, dass wir zusammen glücklich werden konnten. Ich glaube, dass Oliver damit den endgültigen Beweis bringen wollte, dass er den Rest seines Lebens an meiner Seite verbringen will. Und ich wollte es auch, also habe ich seinen Antrag auch sofort angenommen und da in Boston gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt sind, traf es sich doch ganz gut. Und was ist mit dir und L?“ Als Beyond das hörte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. „Ich glaub, so etwas ist für uns beide nichts. Wir wissen auch so, dass wir uns lieben und da brauchen wir so etwas nicht. Ich muss ihn nicht unbedingt heiraten und ich glaube, L sieht das genauso. Wir beide sind eben nicht so die großen Romantiker wie du und Oliver.“ „Schon klar“, sagte er einfach und gab sich mit der Antwort zufrieden. „Solange ihr beide glücklich zusammen seid, ist das ja wohl die Hauptsache. Wie geht es eigentlich deiner Adoptivschwester?“ „Das blühende Leben wie sonst auch immer und sie wartet schon sehnsüchtig darauf, dass die Zwillinge endlich da sind. Sie macht uns alle schon total verrückt.“ „Kann ich mir gut vorstellen. Ich hab auch schon ihre Mangas gelesen. Hast du es L auch schon erzählt?“ „Klar und er war nicht sonderlich begeistert, als er davon erfuhr. Aber er ist leider in jeder Beziehung derjenige, der den Kürzeren zieht.“ Andrew lachte und hatte auch schon eine Neuigkeit parat. „Rumiko will jetzt auch noch eine andere Reihe anfangen. Der Manga soll wohl „Bonds of Love“ heißen und in dem Manga soll anscheinend meine Geschichte mit Oliver erzählt werden. Leider auch etwas abgewandelt und irgendwie scheine ich da auch nicht sonderlich gut wegzukommen. Aber so ist das eben und ich finde, dass es trotzdem eine süße Geschichte ist. Bei dir und L scheinen das ja hauptsächlich SM-Geschichten zu sein, bei mir und Oliver geht es da wohl mehr um Romantik.“ „So ähnlich wie im wahren Leben. Aber zugegeben: so heftig wie in Rumis Manga geht es bei uns nicht zu. Ich hab mich ganz gut im Griff und ich hatte außer in der Gefangenschaft bei Clear und Sam seit neun Monaten keinen einzigen Rückfall gehabt. Und ich konnte mich sogar selber wieder unter Kontrolle bringen.“ „Ist doch super. Solange du zu starken emotionalen Stress vermeidest und jemanden hast, der dir Kraft und Halt gibt, wird das schon werden.“ Sie gingen schließlich noch ein bisschen spazieren und Andrew hörte nicht auf zu erzählen. Er hatte immer wieder witzige Geschichten auf Lager, die ihm und Oliver passiert waren. Und selbst das mehr als peinliche und dunkle Kapitel von Las Vegas ließ er nicht aus, woraufhin Beyond sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen konnte. Die Stimmung zwischen ihnen beiden war ausgelassen und sie hatten sichtlich Spaß. Doch dann, als sie um eine Ecke bogen, da blieb Andrew plötzlich wie angewurzelt stehen und sein Gesicht verlor jegliche Farbe. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und verwirrt fragte Beyond „Andy, was hast du?“ Doch der 25-jährige antwortete nicht. Er drehte sich einfach um und rannte davon, als wäre er auf der Flucht. Beyond wollte ihm schon hinterher eilen, da bekam er einen Anruf von L. „L, was gibt’s denn?“ „Ziemlich schlechte Nachrichten. Komm am besten sofort zurück. Es ist dringend!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)