Fehlende Erinnerung von Yosephia (Wenn das Leben falsch ist) ================================================================================ Prolog: Traumgesicht -------------------- Verblüfft blickte sie auf das schlecht eingewickelte Päckchen hinunter, welches er ihr in die Hände gedrückt hatte. Verblüfft und beinahe sogar ungläubig, aber auch freudig und mit jeder Sekunde neugieriger. Er war selbst verblüfft, wie schnell ihre Wut darüber, dass er mal wieder unerlaubt in ihre Wohnung eingedrungen war und sie obendrein auch noch geweckt hatte, verraucht war. Doch beim Anblick des Leuchtens in ihren Augen wuchs in ihm die Freude ebenfalls. Ein stolzes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich hätte deinen Geburtstag vergessen, oder?“ „Das nicht, aber dass du mir sogar etwas schenkst…“ „Es war gar nicht so einfach, etwas zu finden. Die Anderen waren da auch nicht gerade hilfreich. Happy wollte dir einen Fisch schenken und Gildartz hat mich in einen Laden geschickt, wo sie lauter stinkendes Zeug verkaufen.“ Sie musste lachen. „Das war wahrscheinlich ein Parfümladen, oder?“ „Ja, genau so hieß das!“, erinnerte er sich und allein beim Gedanken an diesen Laden wurde ihm beinahe wieder schlecht. „Für deine empfindliche Nase muss das wirklich hart gewesen sein“, kicherte sie. „Und was haben die Anderen dir geraten?“ „Gazille hat mir eine Schraube gegeben, Gray, dieser Idiot, hatte selber keine Ahnung, Cana wollte mir ein ganzes Fass Bier andrehen und Mira hat mich in einen Laden mit lauter Kleidern geschickt. Aber du hast doch schon so viele Klamotten und ich habe sowieso keine Ahnung davon.“ Schon wieder musste sie kichern, aber er wusste ganz genau, dass es nicht herablassend gemeint war. Dafür kannte er sie viel zu gut. „Meine Klamotten suche ich mir wirklich lieber selbst.“ Eifrig nickte er und fuhr fort: „Levy hat mir geraten, dir ein Buch zu schenken, aber davon hast du doch auch schon so viele. Ich wollte dir keines schenken, das du schon hast.“ „Wow, du hast dir wirklich viele Gedanken gemacht“, murmelte sie verlegen und blickte erneut auf das Päckchen hinunter. „Darf ich es aufmachen?“ „Natürlich!“ Er verspürte große Aufregung, als sie sich daran machte, den Faden aufzuknoten, mit dem er das Bündel zusammen geschnürt hatte. Hoffentlich gefiel ihr, was er letztendlich ausgesucht hatte. Als sie das Geschenk schließlich geöffnet hatte, hielt sie inne und blickte schweigend darauf hinab. Sie schwieg so lange, dass er wieder unsicher wurde, weshalb er ins Plappern geriet: „Du schreibst doch so viel, also dachte ich mir, es wäre nützlich, wenn du etwas mehr Pergament hast. Und Schreibfedern nutzen sich bei dir auch so schnell ab. Das hier sind magische Schreibfedern. Die hier korrigiert Rechtschreibfehler und die hier lässt sich mit der Rückseite ganz sauber wieder löschen. Und die ist auch toll, bei der kannst du die Farbe der Tinte entscheiden! Die da kann in anderen Sprachen schreiben und-“ Er wurde in seinem Redeschwall unterbrochen, als sie ihn stürmisch umarmte. „Das ist das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe!“, versicherte sie ihm flüsternd und ihr warmer Atem streifte seine Brust. Ein wohlig warmes Gefühl machte sich in ihm breit, das nichts mit seiner Magie zu tun hatte. Stürmisch erwiderte er die Umarmung und richtete sich dann auf, ohne die Umarmung zu lösen, sodass er seine Freundin mit in die Höhe zog. Sie zuckte nicht zusammen, verkrampfte sich nicht, sie hielt sich einfach so lange fest, bis sie Beide festem Boden unter den Füßen hatten. „Dann können wir ja jetzt feiern gehen!“, jubelte er. Jetzt lachte sie wieder, ausgelassen und glücklich. Die Wärme in seinem Inneren breitete sich noch weiter aus. „Zuerst muss ich mich anziehen, dann können wir feiern gehen!“ Er stimmte in ihr Lachen ein und gemeinsam lachten sie immer lauter und ausgelassener und er hatte das Gefühl, als würde alles um ihn herum nur noch aus Glück bestehen… Langsam öffnete Natsu die Augen und blickte zur hölzernen Decke seiner kleinen Hütte hinauf. Neben ihm murmelte Happy im Schlaf: „Charly, wollen wir uns einen Fisch teilen?“ Dann erklangen wieder nur die leisen Schnarcher des Ekceed. Doch es waren nicht Happys Schnarcher und auch nicht sein Murmeln, was Natsu geweckt hatte. Es war ein seltsam bohrendes Gefühl, das irgendwie mit dem zusammen hing, was er soeben geträumt hatte. Dieser Traum war so real, kam ihm wie eine Erinnerung vor, aber warum konnte er das Gesicht der Frau nicht sehen, welche er in dieser Traumerinnerung beschenkt hatte? Er versuchte, an all die Frauen und Mädchen zu denken, welche er in seinem Leben kennen gelernt hatte, aber auf keine passte diese Traumsituation. Erza und Wendy waren gute Freundinnen, aber nicht solche Freundinnen. Das war irgendwie etwas anderes gewesen. Etwas Besonderes. Etwas Wichtiges. Seufzend drehte Natsu sich in seiner Hängematte. Er war es schon so sehr gewohnt, in dieser instabilen Position zu schlafen, dass sein Körper ganz automatisch das Gewicht ausbalancierte. Er fühlte sich irgendwie seltsam. Unzufrieden. Unvollständig. Etwas stimmte nicht. Etwas war falsch. Ihm schwirrte von all dem Gegrübel der Kopf! Vielleicht hatte er gestern etwas Seltsames gegessen. Oder es waren die Nachwirkungen der langen Zugreise. Er würde sich morgen mal von Wendy untersuchen lassen, falls der Schlaf nichts bringen sollte. Mit dieser Entscheidung im Hinterkopf schloss er die Augen wieder und ließ sich von Happys Schnarchern in den Schlaf lullen, bis er wenige Minuten später ebenfalls schnarchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)