Flammentanz von Frozen_Fairy (AU # 2p (& 1p) # DenNor) ================================================================================ Kapitel 1: Gefunden ------------------- Ein junges Ding liegt im Straßengraben und ist viel zu schwach zum Aufstehen. Fast noch ein Kind, so hat es zumindest den Anschein. Niemand weiß, woher es kam und warum es nur solche Lumpen am Leib trägt. Die meisten Leute scheren sich auch nicht sonderlich um das fremde Schicksal und gehen einfach vorbei. Bis ein großer Mann stehen bleibt und zuerst nur starrt, bevor er das Lumpenbündel mit einem festen Griff packt, hochzeiht und genauer ansieht. Er blickt in das Gesicht und erachtet die Gesichtszüge als feminin genug, was er anhand der Lumpen nicht beurteilen konnte, sondern nur erahnen, aufgrund der schmalen Figur. „Komm mit. Du kannst dich als nützlich erweisen“, sagt er und zieht die fremde Person mit dem dunkelblonden Haar hinter sich her. Diese wehrt sich nicht, nur ein Hauch der Unsicherheit ist zu vernehmen, welche immer größer wird. Der Mann bringt seinen neuen Schützling in sein Haus und dort gleich in die Küche. „Hier wirst du arbeiten. Du wirst mir gute Dienste tun als neue Küchenmagd“, beschließt er, gibt ihr ein Kleid in die Hand und bewegt sich bereits aus dem Raum. „Küchen…was? Aber wartet, ich bin ein-“, kann man zum ersten Mal eine Stimme vernehmen, die einen überraschend neutrale Tonlage hat, wenn man davon absieht, dass sie gerade hysterisch klingt. Der strenge Blick des Mannes lässt diese verstummen. „Du wirst hier arbeiten. Keine Ausrede. Es ist ja nur die Küche, das wirst du hinbekommen, die Knechte draußen arbeiten viel härter als du“, entgegnet der Mann und deutet nach draußen. Ein neugieriger Blick sieht ein paar Männer, die dort schwere Gegenstände umher schleppen, dennoch bleibt die Reaktion in einem unsicheren Nicken zurückhaltend. „Wie heißt du eigentlich?“, fragt der Hofherr schließlich und nimmt das schmale Gesicht in seine große Hand und hält es fest. „Ich bin… Louise.“ # Natürlich war das eine Lüge. Aber als Louis gehört hatte, dass wenn man als Knecht hier arbeitet, schwere Dienste vollführen musste, so nahm er es lieber in Kauf, für ein Mädchen gehalten zu werden. Er hatte zwar absolut keine Ahnung, wie man eine Arbeit wie diese erledigen sollte, aber er würde das schon noch hinbekommen, dessen war er sich sicher. Aufgrund seiner schmalen Gestalt und weil er nichts auf die Reihe bekam, hatte man ihn sozusagen fortgeschickt. Louis wollte auch seinen eigenen Weg in der Welt finden. Das Unterfangen gestaltete sich allerdings als schwierig, er geriet von einem Unglück in das andere. So konnte er jetzt diese Unterkunft eigentlich gar nicht als schlecht betrachten, dachte er, während er sich umzog. Es wirkte so, als ob sich der Hausherr gut um seine Bediensteten kümmerte. Louis sollte sie mal kennenlernen. Mit der Köchin wechselte er ein paar Worte und befand sie als Person, von der er noch viel lernen könnte. Sie würde ihm das Leben hier sicherlich erleichtern. Sie sagte auch, dass er sich ruhig umsehen könnte, bevor er wirklich anfing, zu arbeiten. In einem vollen Wasserzuber betrachtete er sein Spiegelbild und fand sich merkwürdig. Kleidung wie diese war er nicht gewohnt. Unsicher fuhr er sich durchs Haar, eine andere Wahl blieb ihm nicht, und so lief er auf den Innenhof hinaus, wo er den Knechten bei der Arbeit zusah. Weiter abseits standen zwei davon und unterhielten sich, jedoch war einer von ihnen ziemlich gut gekleidet. Sie passten nicht zusammen, trotzdem schienen sie wie beste Freunde. Louis lächelte, weil er das merkwürdig fand, schreckte dann aber wirklich zusammen, als ihn etwas am Bein packte. Als er herunterblickte, sah er in die großen blauen Augen eines kleinen Kindes. „Hallo. Ich bin Eiki. Und du?“, klang die fröhliche Stimme über den ganzen Hof. „Das ist Louise. Sie ist unsere neue Küchenmagd“, war die Antwort des Hausherren, der mit seiner Frau um die Ecke kam, und nun das Kind hochhob, „meine Frau, mein Sohn. Und … dahinten, das ist mein Neffe Bernhard. Er gibt sich schon wieder nur mit den Knechten ab. So, jetzt kennst du alle“, stellte er alle vor. Louis nickte leicht, wusste aber nicht, was er sagen sollte. Er versuchte daher eine Art Knicks und huschte zurück in die Küche. Das war zu viel auf einmal. Und so lernte Louis erstmal, wie man in einer Küche arbeitet. An sich ging es ihm recht gut von der Hand sogar und er lebte sich recht schnell ein. Eiki, der kleine Sohn der Familie, gewann ihn am schnellsten lieb und wich nicht mehr von seinem Rockzipfel. „Lulu! Willst du meine Schwester sein?“, quietschte der Kleine und zog fest an Louis‘ Kleid. „Nein, Lulu muss arbeiten“, redete Louis sich heraus und wollte sich befreien, aber Eiki packte für sein zartes Alter schon stark zu. „Bitte bitte du bist jetzt meine große Schwester, Lulu“, quengelte er und ließ natürlich nicht locker. „Nein, das geht nicht“, erwiderte Louis seufzend. Schwester… da würde er sich noch falscher vorkommen, als so schon. „Große Schwester“, bestand Eiki darauf, und Louis ahnte bereits, dass er das nicht zum letzten Mal hören würde. Unfähig etwas gegen Eiki auszurichten, schloss er die Augen. # „Na, Cousinchen?“, wurde Louis bereits am nächsten Tag in ironischer Form von Bernhard begrüßt, der vorher noch nie ein Wort an ihn verloren hatte. Er blickte den anderen skeptisch an. Natürlich war er größer, hatte hellbraunes Haar aber am Auffälligsten waren seine stechenden grünen Augen. „Was denn? Eiki prahlt überall rum, dass du jetzt seine große Schwester bist“, sprach er weiter und grinste nur schief, als Louis den Kopf schüttelte. „Ja, ich weiß ja, dass das nicht stimmt. Nur… da hat er sich aber wirklich ein hübsches Schwesterchen ausgesucht“, vernahm Louis weiterhin seine Stimme und biss sich nun auf die Lippe. Bisher hatte er nicht gewusst, wie er gegenüber ihm reagieren sollte. Aber langsam sollte er wohl etwas erwidern. „Danke für das Kompliment, Bernhard“, versuchte er ihn auszuspielen, indem er sich direkt wieder seiner Arbeit zuwandte, allerdings spürte er daraufhin plötzlich zwei starke Arme um seine Taille. „Gerngeschehn, meine Hübsche“, hörte er Bernhard flüstern und spürte, wie seine Hände über seinen Bauch streichelten. Erneut schloss Louis nur hilflos die Augen. Doch nun konnte er weniger gut damit umgehen, als letztes Mal. # Unsicher blickte Louis über den Hof, bevor er die Küche verließ. Er hoffte, dass Bernhard ihn nicht wieder abfing, um ihm auf die Pelle zu rücken. Das war richtig unheimlich. Bisher hatte Louis das wenigstens elegant abgewehrt. Zum Glück war niemand auf dem Hof. So dachte Louis zumindest, denn plötzlich hörte er eine Stimme hinter sich. „He du!“, erklang es über den Hof und Louis drehte sich langsam um. „Ja?“, antwortete er leise und erblickte vor sich einen der Knechte. Um genau zu sein war es dieser Kerl, der ab und an mit Bernhard herumlief. „Hör auf, Bernhard schöne Augen zu machen, du kleines Flittchen!“, sagte er unmittelbar und Louis wusste gar nicht, was hier passierte. „Das mache ich gar nicht!“, verteidigte Louis sich. Immerhin war es Bernhards Schuld, dass er jetzt immer Angst hatte, hier auf dem Hof zu sein. Es ging ihm auch nicht nur darum, dass er seinen Verehrer widerlich fand, sondern auch um die Aufdeckung seines Geheimnisses. Sobald man an Hof wusste, dass er kein Mädchen war, müsste er sicher harte Arbeiten leisten. Und wenn Louis ehrlich war, hatte er sich an die Dienste in der Küche schon gewohnt und wollte sie um nichts missen. „So? Du machst gar nichts? Also bitte, was sollte Bernhard denn schon von einem einfältigen Ding wir dir wollen?“, entgegnete der Knecht schließlich und lachte nur. „Das frage ich mich auch“, sagte Louis leise und wollte sich umdrehen, doch dann wurde er von dem anderen am Arm gepackt. Es tat ziemlich weh, er hätte dem eher schmalen Hofknecht nicht so viel Kraft zugetraut. „Lass sie, Tero. Als zukünftiger Gutsbesitzer ist Lulu eine Schutzbefohlene meinerseits“, trat plötzlich Bernhard dazu und mit einem Knurren ließ der Hofknecht die Magd schließlich los. „Du weißt nicht, was du tust. Deine Sinne sind bereits vernebelt“, sagte er nur und ging von dannen. Louis knickste zum Dank und eilte hastig davon. Da hatte er nochmal Glück gehabt. Aber jetzt gab es eine weitere Person, der er nicht mehr über den Weg traute. # Im Vergleich dazu war der kleine Sohn des Gutsherren harmlos. Eiki wusste nur, wie man den Menschen gehörig auf den Geist ging. Und bei Louis wirkte sich das so aus, dass er ihn ständig „große Schwester“ nannte. „Na, mein Schwesterchen, wieso schaust du denn so traurig?“, wollte er sie heute aufmuntern und Louis seufzte nur. Es war keine Traurigkeit. Er war nur genervt, weil er einfach nicht damit aufhörte. „Wie oft denn noch? Ich bin nicht deine Schwester“, nuschelte Louis genervt und biss sich auf die Lippe. Es so deutlich zu hören und vor allem alle fünf Minuten als weiblich betitelt zu werden, damit konnte er gar nicht so recht umgehen. „Doch, du bist meine liebe Schwester“, sagte Eiki erneut und kuschelte sich an Louis. „Nein. Ich bin ein Junge, Eiki“, rutschte es Louis irgendwann heraus – und er wollte jedes einzelne Wort wieder zurücknehmen. Doch er war so genervt gewesen, dass er einfach nicht mehr nachgedacht hatte. Er mochte sich nicht ausmalen, was passierte, wenn das auf dem Hof bekannt wurde. Doch zu Louis‘ Erleichterung lachte Eiki nur. Anscheinend hatte er es nur als Witz aufgefasst. Das war nochmal gut gegangen. Aber wie lange noch? Erneut dachte Louis an Bernhard und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. # Die Wand erschien kalt und unbequem. Doch noch unangenehmer waren Bernhards Berührungen, während er sich an seinen Körper presste und Louis der Meinung war, dass er doch merken müsste, dass er nicht das war, was er haben wollte. Als er ihm schließlich die Lippen auf die seinen drückte, konnte Louis nur mit Mühe an sich halten, ihm keine zu scheuern. Bestimmt drückte er ihn weg. „Oha, was du für eine Kraft hast…“, sagte Bernhard allerdings nur belustigt. „Ich sag dir was – ich bin nicht die, für die du mich hältst!“, erwiderte Louis und schüttelte den Kopf, um die Aussage zu unterstreichen. „… interessant“, erwiderte der Neffe des Gutsherren allerdings nur. Dennoch ließ er Louis mit einem Zwinkern allein. Dieser war sich jedoch immer noch nicht so sicher, ob er ihn jetzt los war. Wahrscheinlich würde er sich nur was Neues überlegen, um bei ihm zu landen. Wie pathetisch und lästig. Louis richtete sich die Kleidung und ging von dannen. Dass er einen Beobachter hatte, das wusste er nicht. Für ihn schien es völlig beiläufig, als Tero ihn kurz danach ansprach… # …auf sein zweites Problem hier am Hof hätte Louis in dem Moment gut und gerne verzichten können. Denn Tero war wirklich eine harte Nuss und selbst wenn er ihm nicht so sehr auf die Nerven fiel wie Bernhard, war er im Umgang wesentlich komplizierter. Louis kam sich so dumm gegenüber ihm vor und wusste oftmals gar nicht, was er von ihm wollte. „Was für ein Spiel spielst du?“, fragte er ihn und grinste schief. Sofort fühlte Louis sich ertappt. Unsicher fuhr er sich durchs Haar. Tero schien alles über ihn zu wissen, aber er wusste im Gegenzug gar nichts über den Hofknecht. Nur dass er öfter mit Bernhard redete. Deswegen fragte er sich auch gerade, ob Bernhard Tero geschickt hatte, oder ob er in eigener Sache kam. „Ich weiß nicht, wovon du redest“, erwiderte Louis und stellte sich lieber dumm. Aber an sich konnte er sich schon denken, dass es etwas mit Bernhard zu tun hatte. „Ich denke, das weißt du schon. Du willst es nur nicht zugeben“, entgegnete Tero und Louis fühlte sich einem prüfenden Blick ausgesetzt. Wusste dieser Kerl etwa von seinem Geheimnis? Aber, was, wenn nicht? Nur… was sollte er sonst meinen? Louis war ganz verwirrt nun. „Ich bin mir nicht sicher. Wovon sprichst du?“, versuchte er es weiterhin auf den naiven Weg, um sich mögliche Schwierigkeiten zu ersparen. „Davon, dass du Bernhard verhext hast!“, platzte es nun aus Tero heraus und Louis spürte, wie er an den Schultern gepackt wurde und das nicht gerade sanft. Mit großen Augen blickte er den anderen an und schüttelte nur den Kopf. „Nein, das stimmt nicht!“, erwiderte er mit einer Stimme, die wesentlich höher klang und Panik breitete sich in ihm aus. Mit so etwas hätte er nicht gerechnet. Vor allem – wieso sollte er ihn verhexen, wo er nicht mal etwas von ihm wollte? „Ich will ihn doch gar nicht…“ „Aber sicher will er dich, eine schäbige Dienstmagd, mehr als alles andere. Lüg doch nicht. Ich hab gehört, wie du selbst zu ihm gesagt hast, dass du nicht die bist, wofür er dich hält. Du hast ihn verhext! Du bist eine Hexe!“, sprudelte es aus Tero heraus und er drückte Louis fest gegen eine Wand, welcher immer wieder den Kopf schüttelte. „Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr!“, versuchte er, Tero diese absurden Gedanken aus dem Kopf zu verbannen, denn er machte ihm ohnehin schon Angst. Sein wahnsinniges Grinsen war ihm ein Zeichen dafür, das alles nutzlos war, was er sagen mochte. „Natürlich ist es nicht wahr. Aber ich will ja nicht so sein… ich verrate dich nicht. Aber du musst mir versprechen, die Finger von meinem besten Freund zu lassen und dich angemessen zu verhalten. Ansonsten wartet der Scheiterhaufen auf dich“, Tero untermalte seine Drohung erneut mit einem boshaften Grinsen und ließ Louis im Schatten zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)