Echsilithsage von Eirien ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Wie lange er da gelegen hatte, wusste er nicht. Er wurde von einer kleinen Meise geweckt, die in sein Ohr zwitscherte. Die Sonne blendete ihn. Er blinzelte, dann drehte er sich auf den Bauch. Danach schaute er sich um; er lag immer noch am See. Die Bäume rauschten, sie hatten ein saftiges Grün und es duftete überall nach Wald. Die Vögel flöteten ihre süßesten Lieder und irgendwo rauschte leise ein Bach. Er fragte sich, wo er jetzt war. Da erinnerte er sich an die Geschehnisse im Dorf und das Schicksal seiner Eltern und ein Schatten legte sich ihm auf das Herz. Er setzte sich auf und stellte daraufhin erstaunt fest, dass er auf einer Decke gelegen hatte. Ganz in der Nähe seines Liegeplatzes hatte jemand ein Lagerfeuer gemacht, das nun fast erloschen war. Es glühte nur noch ein wenig. Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, war es in etwa Mittagszeit und er verspürte großen Hunger. Ihm war, als hätte er eine ganze Woche lang nichts gegessen. Er versuchte sich aufzurichten, aber ein plötzlicher und durchdringender Schmerz ließ ihn wieder zu Boden gleiten. Er sah an sich herab, auf seine zerlumpten Kleider und seine Wunden. Er hatte viele blaue Flecke und Blutergüsse, auch tiefe, schmerzende Wunden an den Oberschenkeln und aufgeschlagene Knie. Doch die offenen Wunden waren gewaschen und verarztet und taten fast gar nicht mehr weh. "Sieh an, du bist endlich aufgewacht." sagte plötzlich eine fremde Stimme hinter ihm. Erschrocken fuhr er herum. Da stand ein großer, schlanker Elb vor ihm und blickte ihn von oben herab an. "Du hast dir aber recht viel Zeit damit gelassen, will ich meinen. Ganze zwei Tage hast du hier gelegen und dich nicht gerührt." Der Elb ging zum Lagerfeuerplatz und stocherte in der Glut, sodass glühende Funken stoben. Dann rupfte er trockenes Gras aus und entfachte es. Zuletzt legte er das Holz, das er wohl gerade im Wald gesammelt hatte, auf das Feuer. Eine Weile war es still, denn Damrod blickte den Elben an und vermochte kein Wort zu sagen. "Und nebenbei", wandte sich der Elb plötzlich wieder an ihn, "du solltest vorerst nicht mehr versuchen aufzustehen, das könnte deinen Fußknöchel wieder verschlimmern." "Was ist damit?" Damrod fand seine Stimme wieder. "Hast du es noch nicht bemerkt? Du hast ihn dir verstaucht! " antwortete der Elb. Dann war es wieder still, man hörte nur das Rauschen des Baches und das Singen der Vögel. Der Elb blickte gedankenverloren ins Feuer und Damrod schaute den Elben an. Der junge Knabe hatte noch nicht viele Elben gesehen und dieser hier war anders als die wenigen, die er kannte. Er wirkte weniger königlich auf ihn, aber sehr respekteinflößend. Er schien schon sehr lange in der Wildnis zu leben. Seine Gesichtszüge wirkten streng, doch die Augen blinkten fröhlich. Seine Arme und Beine waren kraftvoll und die Finger sehr geschickt. Seine Schuhe und sein Mantel sahen ein wenig mitgenommen aus, doch sonst war er ordentlich gekleidet. "Wie heißt du?" fragte der Elb wieder. "Damrod ist mein Name, ich bin Marungs Sohn." antwortete der Junge. "Und wie ist euer Name?" fragte Damrod seinerseits. "Ich bin Eglenn." sagte der Elb. "Es kommen nicht oft Elben in diese Gegend. Sagt, was führt euch her?" wollte Damrod nun wissen. "Ich komme aus dem Norden." sagte Eglenn. "Ich verfolge eine große Gruppe Orks, die hier neuerdings ihr Unwesen treibt. Doch allein kann ich nichts gegen sie ausrichten, deshalb eile ich voraus und warne die Dörfer und Städte vor ihnen. Bisher konnte ich größeres Übel auf diese Weise abwenden, doch im letzten Dorf" er zeigte nach Südosten, " kam ich leider zu spät. Ich nehme an, dass du von dort stammst?" Fragend und auch ein wenig mitleidig blickte er Damrod an. Dieser nickte langsam mit dem Kopf und sah zu Boden. Eine Zeit lang schwiegen sie beide. "Wart ihr im Dorf?" fragte Damrod schließlich. Eglenn nickte. Der Junge fragte weiter: "Habt ihr mit jemandem gesprochen?" "Nein, niemand war mehr da. Als ich ankam, war das Blut schon lange geronnen." antwortete der Elb. "Hat jemand überlebt?" wollte Damrod nun wissen. Eglenn sah traurig zu Boden. "Die Stadt war wie ausgestorben. Ich habe die Gefallenen auf einem Hügel begraben, doch die Orks haben wohl auch viele verschleppt. Sie brauchen sie als Sklaven." Dem armen Jungen wurde das Herz schwer bei diesen Worten. "Ich will so bald wie möglich zurück" erklärte er. "Ich glaube," sagte Eglenn, "du solltest das noch nicht tun. Noch nicht. Lass dir Zeit." "Aber wo soll ich denn hin? Ich habe keine Verwandte, wo soll ich also leben?" fragte Damrod verzweifelt. "Wenn du willst, kannst du mit mir kommen. Ich lebe in den Ered Nimrais, den Bergen nordwestlich von hier. Ich werde dir das Kämpfen und das Überleben beibringen, doch es wird für uns beide nicht leicht. Bist du einverstanden?" Fragend sah er Damrod an. Der Junge überlegte kurz, dann nickte er. "So sei es denn" sagte der Elb. "Aber nun lass und etwas essen." Er lächelte Damrod an. Der Knabe hatte gar nicht bemerkt, dass Eglenn während sie redeten Wasser aufgesetzt und eine Suppe bereitet hatte. Damrod hatte über das Gespräch auch seinen Hunger vergessen, der sich jetzt schlagartig wieder bemerkbar machte. Um so gieriger machte er sich nun über die leckere Suppe her. Sie war schmackhaft und sättigend, es hatte ein weinig von Bauernkost an sich. Damrod leerte seine kleine Schüssel einmal und noch einmal. Eglenn sah ihm schmunzelnd dabei zu. Nach der vierten Schüssel war Damrod satt und lehnte sich befriedigt zurück. Eglenn stand auf und holte Wasser zum Trinken. Der Junge war nun vollkommen zufrieden und legte sich hin. "Hoffentlich war das hier alles kein Traum und ich liege in Wirklichkeit in einem dunklen Orkkerker..." dachte er bei sich, dann schlief er ein. So vergingen einige Tage. Eglenn war viel im Wald unterwegs, so war Damrod oft allein. Der Elb hatte ihm sein Messer geliehen, sodass er sich die Zeit mit Schnitzen vertreiben konnte. Wenn sich Eglenn doch einmal zu ihm gesellte, sprachen sie viel über Damrods Vergangenheit. Über den Elben erfuhr Damrod nicht viel. Nach etwa einer Woche konnte Damrod schon einige wenige Schritte tun, jeden Tag ging es etwas besser. "Du machst gute Fortschritte." sagte Eglenn eines Tages. "Du bist hart im Nehmen!" Damrod lächelte, dann fragte er: "Wo gehen wir hin, wenn ich gesund bin? Verfolgen wir die Orks?" "Nein," der Elb schüttelte den Kopf, "dafür ist es zu spät. Ihre Spuren sind schon lange nicht mehr frisch. Es ist unmöglich, sie jetzt noch einzuholen, geschweige denn, sie zu überholen um die Dörfer vorzuwarnen. Wir werden in meine Heimat wandern." Damrod nickte zustimmend, obwohl er lieber die Orks gejagt hätte. Er schaute den vollen Mond an. Die Nacht war schon fortgeschritten und er saß zusammengekauert neben dem Elben am Lagerfeuer. Es knackte und prasselte lustig, die Flammen zuckten nach allen Seiten. Kleine, glühende Funken fielen wie Feuerregen herab und verglühten kurz bevor sie auf dem Boden landeten. Das Licht und die Wärme taten gut in der dunklen Nacht, obwohl es Sommer und nicht kalt war. Sie ließen den Jungen die vielen Schatten, die bedrohlich zwischen den Bäumen zuckten, und das düstere Rauschen der Bäume vergessen. Von morgens bis abends und von abends bis morgens rauschte der kleine Bach, und Damrod hatte dieses Rauschen liebgewonnen. Der Junge gähnte noch einmal herzlich, dann wickelte er sich in seine Decke und schlief ein. Eglenn war noch lange wach und schaute dem Spiel der Flammen zu. So vergingen wieder einige Tage, Damrod konnte nun schon mit Eglenn im Wald spazieren gehen. Mit der Zeit wurden ihre Spaziergänge ausgedehnter, und der Junge kletterte auch hin und wieder auf einen Baum, um sich umzusehen. Bald war Damrod vollständig genesen und sie konnten ihre Wanderung beginnen. Eglenn hatte nur das wichtigste mit, zwei kleine Töpfe und eine Pfanne, Feuerzeug, Decken, Wasserschläuche und einige nützliche Gegenstände wie ein Seil, zwei Schüsseln und sein Messer. Dieses hatte er Damrod wieder abgenommen, denn der Junge trug nun ein Kurzschwert. Der Knabe musste den Proviantrucksack tragen. Eglenn hatte Lebensmittel aus dem Dorf geholt, denn sie brauchten einiges auf ihrem Weg. "Sonst nehme ich nicht so viel Proviant mit, ich jage und sammle es auf meinem Weg. Aber das kann ich mit dir nicht tun, wir würden uns wohl verlieren und außerdem würdest du mit deinen Schritten alles Wild vertreiben." erklärte er dem Jungen. Sie füllten die Wasserschläuche am Bach auf und dann gingen sie los. Da das Unterholz sehr dicht war, gingen sie erst am Bach entlang nach Norden, bis sie auf einen Weg stießen, der nach Westen führte. Einige Stunden gingen sie dahin, sie lauschten den Waldvögeln. Damrod pfiff ein kleines Liedchen. Doch dann wandte sich Eglenn vom Weg ab und ging in nordwestlicher Richtung in den Wald. Es gab kaum Unterholz, doch Damrod fiel es auf dem weichen Boden schwer, mit dem Elben Schritt zu halten. Er sank tief ein oder rutschte auf den glitschigen Wurzeln aus. Einmal wäre er fast gestürzt, aber er konnte sich noch rechtzeitig fangen. Der Elb nahm von alldem nur wenig Notiz, er sah aufmerksam in den Wald und lauschte. Doch nirgends war etwas Verdächtiges zu sehen oder zu hören. Sie rasteten ein paar mal, doch Damrod wurde immer müder und langsamer. Der Elb hingegen drängte zur Eile, er war sichtlich unruhig. Weiter und weiter trieb er den armen Jungen durch den Wald, es wurde Nachmittag. Sie hatten seit zwei Stunden nicht mehr gerastet. Da kamen sie an ein kleines Bächlein das munter dahinfloss. Erfreut setzte Damrod sich nieder und erfrischte sich. Eglenn wurde nervös und zog den Jungen nach oben. Er sagte: "Dieser Teil des Waldes ist sehr gefährlich, wir sollten nicht so lange hier verweilen! Los, steh auf, wir müssen schnellstens weiter." Murrend und ein wenig widerwillig stand Damrod wieder auf und sie gingen weiter. Das Rieseln des Baches wurde leiser und leiser und schließlich war es gar nicht mehr zu hören. Da fragte Damrod den Elben: "Warum müssen wir uns so beeilen, es ist doch so friedlich hier. Ich bin müde, könnten wir nicht wenigstens etwas langsamer gehen? Ich würde mich gern ein wenig ausruhen, da drüben scheint ein guter Lagerplatz zu sein." Er zeigte auf eine Gruppe Bäume, deren Astwerk sich fast bis zum Boden herabbeugte. "Der Schein trügt. Hier gibt es so schreckliche Kreaturen, wie du sie dir nicht einmal in deinen schlimmsten Alpträumen vorstellen kannst. Namenlose Monster, die nur darauf warten, dich zu zerreißen!" doch schließlich musste Eglenn einsehen, dass der Junge zu müde war, um noch weiterzugehen. Also schlugen sie unter dem Schutz der Bäume ihr Lager auf. Eglenn machte ein kleines Feuer, Damrod legte sich sogleich hin und schlief ein. Der Elb blieb wach, misstrauisch sah er zwischen den Bäumen hindurch. Doch es war nichts zu sehen und nichts zu hören, nicht einmal das Fallen eines Blattes. Kein Lüftchen regte sich, es herrschte eine erdrückende Stille. Nur Damrod atmete leise und das Feuer knisterte, und es erschien dem Elben unglaublich laut. Nichts regte sich, es wurde Abend und Nacht. Der Mond ging auf und beschrieb seine Bahn am Himmel. Es war gegen Mitternacht, als plötzlich ein schauriges Geheul ganz in der Nähe die Stille zerriss. Damrod fuhr schlagartig aus dem Schlaf auf. "Was ist los?" fragte er Eglenn verwirrt. "Da hast du es, sie kommen. Sie haben uns gewittert!" Eglenn zog einen brennenden Ast aus dem Feuer und machte sich bereit. Der Junge tat es ihm gleich. So standen sie Seite an Seite, jeder einen brennenden Ast in der einen und ein Schwert in der anderen Hand. Es war still, nichts regte sich, und doch schien sich die Dunkelheit um sie herum zu bewegen. Immer im Kreis, herum und herum. Es war, als warte sie auf die richtige Gelegenheit um anzugreifen. Dann brach plötzlich der Angriff los. Zwei Wolfslöwen, Tiere mit den Beinen eines Löwen und Hundekopf und -Körper, sprangen aus dem Wald hervor, gefolgt von einem Rudel Wölfe. Der erste bekam von Eglenn einen Schlag auf den Kopf, dem Zweiten schlug er im Sprung eine Wunde in den Hinterlauf. Damrod hielt währenddessen die Wölfe mit seiner Fackel auf Abstand. Diese fürchteten das Feuer und auf so erbitterten Widerstand waren sie nicht gefasst gewesen. Und nachdem der größte von ihnen, ein massiges, schwarzes Tier mit nur einem Auge, Feuer fing und jaulend in den Wald rannte, ergriffen auch die anderen die Flucht und wurden nie mehr gesehen. Doch der Kampf war noch nicht gewonnen. Damrod drehte sich um und eilte Eglenn zu Hilfe. Der erste Wolfslöwe war wieder aufgestanden, doch stand er noch etwas benommen da. Damrod stürzte sich von hinten auf ihn und bohrte sein Schwert in den Körper. Blut spritzte nach allen Seiten. Der Löwe jaulte auf, sein Brüllen und seine Todesschreie waren im ganzen Wald zu hören. Wieder und wieder stach der Junge zu, bis das Tier regungslos am Boden lag. Nun war nur noch der letzte Wolfslöwe übriggeblieben, doch das war der mit Abstand mächtigste Gegner. Das Tier war rasend vor Schmerz und Angst und seine Augen funkelten wütend im Dunkeln. Es wich immer wieder Damrods Schwert und Eglenns Fackel aus, verschwand im Dunkel der Bäume und sprang dann wieder überraschend hervor. "Damrod, pass auf!" rief Eglenn und der Knabe konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen. Er drehte sich um und stach mit dem Schwert zu, doch er stach ins Leere. Der Löwe schien nur Damrod anzugreifen, vielleicht, weil er der leichtere Gegner war oder weil Eglenn die Fackel hatte. Plötzlich spürte der Junge riesige Pranken auf seiner Schulter, einen Schlag und er brach zusammen. Der Löwe war über ihm, seine Tatzen drückten sich tief in seinen Rücken und seine Krallen zerkratzten ihm die Haut. Das Tier setzte eine seiner mächtigen Vorderpfoten auf seinen Hals, es wollte ihn ersticken. "Nun ist es aus!" dachte Damrod bei sich. Er spürte den heißen Atem im Nacken, verzweifelt rang er nach Luft. Doch dann wurde er von Eglenn errettet. Der Elb bohrte einen brennenden Ast in die Seite des Löwen, der daraufhin Damrod losließ und zur Seite sprang. Eglenn kniete sich zu Damrod herunter, doch der Löwe war nun noch wütender. Er schleuderte herum und dann sprang er mit aller Kraft auf die beiden zu. Ein gewaltiger Satz war es, Damrod konnte sich nicht mehr rechtzeitig aufrappeln. Der Elb riss ihm blitzartig sein Schwert aus der Hand und streckte es dem Löwen entgegen. Dieser sprang direkt in die offene Schneide. Der schwere Körper drückte auf Eglenn nieder, und von der Wucht des Aufschlages wurde er regelrecht zu Boden geschleudert. Der Löwe war sofort tot, das Schwert hatte genau ins Herz getroffen. Eglenn gab einen erstickten Laut von sich, denn das Heft seines Schwertes hatte sich ihm in den Bauch gebohrt. Schnell sprang Damrod ihm zu Hilfe und rollte den riesigen Körper von dem Elben herunter. Dann half er ihm auf. "Entschuldigung." Sagte er. "Wofür?" fragte Eglenn. "Ich hätte auf dich hören sollen," meinte Damrod, "denn wäre ich weitergelaufen, wäre das alles wohl nicht passiert. Es tut mir leid. Bitte vergib mir!" "Dir sei vergeben. Du hast tapfer gekämpft und obendrein noch einen Wolfslöwen erlegt." "Nein, nein," stritt der Knabe ab, "der war noch ganz benommen von deinem Schlag, er konnte sich gar nicht wehren!" Darauf erwiderte der Elb: "Trotzdem ist es eine Tat, die nicht jeder Zehnjährige begeht. Auch ich sollte mich entschuldigen. Ich habe dich wohl zu sehr gedrängt. Aber du musst wissen, auch Elben sind nicht frei von Angst. Ich war schon einmal in diesem Teil des Waldes und wurde angegriffen. Nicht von Wölfen oder Löwen aber..." er schwieg einen Moment, "Lass uns nicht davon reden. Die Wölfe sind uns schon den ganzen Tag auf den Fersen gewesen, doch sie warteten die Dunkelheit ab. Ich konnte sie nicht sehen, doch ich spürte ihre Anwesenheit. Wärest du weitergelaufen, hätten sie uns auch angegriffen." Dann gingen sie beide zu ihrem Lagerplatz. Eglenn brachte das Feuer wieder in Gang, der Knabe aber legte sich hin. "Ich werde Wache halten." Sagte der Elb. "Ich rate dir, dich gut auszuschlafen. Morgen liegt ein langer Weg vor dir, wir brechen in der Morgendämmerung auf." "Mmhhh..." brummte Damrod. Er lag mit dem Rücken zu dem Elben und schien fast eingeschlafen zu sein. Eglenn seufzte und setzte sich ans Feuer. Doch Damrod war noch nicht eingeschlafen. Er lag mit offenen Augen da und dachte nach. Die Bemerkung des Elben, dass er schon einmal hier gewesen war, verwirrte ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der tapfere Elb Angst gehabt haben sollte. Sicher, er war viel unterwegs und hatte schon viel erlebt, dass sah man ihm an. Wohl auch schreckliche Dinge, von denen man selbst am helllichten Tage nicht sprechen sollte, aber Angst? Nein, ängstlich war Eglenn nicht. Ganz und gar nicht. Der Knabe hatte schon oft Angst gehabt, doch Eglenn war für ihn unglaublich mutig und tapfer und unfehlbar. Er war ganz so wie die Helden in den Geschichten, die die Mütter ihren Kindern abends vor dem Einschlafen erzählen. Angst passte nicht zu diesem Elben. Das war ganz unmöglich. Und mit diesem Gedanken schlief der Junge endlich ein. Eglenn saß schweigend am Feuer und sah den Flammen zu. Doch er lauschte aufmerksam in alle Richtungen. Was der Knabe gerade über ihn dachte, wusste er natürlich nicht, denn er war weder hellsichtig noch allwissend, was der Junge offensichtlich dachte. Auch was seine Angst anging, täuschte sich der Knabe. Denn gerade in diesem Moment spürte Eglenn wieder Angst und sie schnürte ihm die Kehle zu. Er dachte an seine Erlebnisse hier in einer Nacht vor langer Zeit. Im Dunkeln war er umhergerannt, verzweifelt den richtigen Weg suchend. Er hatte Schritte hinter sich herkommen gehört, aber wenn er sich umdrehte, war nie etwas zu sehen gewesen. Noch schneller war er gerannt, Hals über Kopf vor etwas Unbekanntem flüchtend. Und dann hatte er es zwischen den Bäumen erspäht. Riesig wie ein Berg war es und hatte kalte, blutunterlaufene Augen, die ihn aus dem Dunkel heraus voller Hass ansahen. Klauen an jeder Zehe so groß wie Säbel wollten ihn zerreißen und aus seinem riesigen Maul, das ihn mit einem Mal hätte verschlucken können, ragten ellenlange Stoßzähne. Lang und scharf wie Dolche waren seine Zähne. Und weiter hinten im Dunkel hatte er noch mehr von diesen Wesen sehen können. Langsam, ganz langsam hatten sie sich alle zu ihm umgewandt... Er schüttelte sich, dann verdrängte er den Gedanken. Damals, dachte er, da ist lang her und kommt nicht wieder. Ich war noch jung. Er vergrub die Erinnerung so tief wie möglich in seinem Gedächtnis. Damrod hatte nicht viele Stunden geschlafen, da wurde er schon von dem Elben geweckt. Sie aßen nicht viel, denn beide waren nicht hungrig. Die beiden Körper der Wolfslöwen lagen noch herum. Eglenn schnitt beiden die Vorderpfoten und ein Stück des Nackenfells ab. "Dafür bekommt man gutes Geld" erklärte er dem Jungen. ->oooops, ein ziehmlich langes Kapitel! aber keine Sorge, es wird noch länger!!! auf jeden Fall 30 Seiten, das ist klar. viel Spaß und schreibt Kommis!<- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)