Was wir verloren haben von Annie (Finden wir uns wieder?) ================================================================================ Kapitel 6: Wer nicht täglich seine Furcht überwindet, hat die Lektion des Lebens nicht gelernt ---------------------------------------------------------------------------------------------- „Sakura-san.“ fragend sah Sakura auf, als sie ihren Namen hörte und legte die Akte der alten Frau zurück auf den Tisch. Die Dame hatte ein kleines Hüftproblem, welches dringend behandelt werden sollte. Sie litt schon seit längerer Zeit an unnötigen Schmerzen, welche mit einer kleinen Operation möglichst bald wieder verschwinden sollten. Leider fiel dies nicht in ihren Aufgabenbereich, aber sie vertraute voll und ganz ihren Kollegen. Die alte Frau war ihr einfach sehr schnell ans Herz gewachsen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen als sie an diese lebensfrohe Dame denken musste. „Die Hokage möchte Sie sprechen.“ Ein wenig verwundert verzog Sakura ihr Gesicht. Seit wann lässt Tsunade mich denn so förmlich zu sich bestellen? „Ich mach mich gleich auf den Weg.“ In Gedanken versunken machte Sakura sich auf den Weg zum Hokageturm, immer die Frage, was Tsunade denn so dringendes von ihr wollen könnte im Kopf. Unaufmerksam bog sie um die nächste Ecke und prallte mit jemanden zusammen und fand sich dann auf dem Boden sitzend wieder. Verstimmt wanderte ihr Blick nach oben und überrascht hob sie die Augenbraue als sie ihren Gegenüber erkannte „Sensei? Was machst du denn hier?“ Dieser hielt ihr seine Hand entgegen, welche sie kommentarlos ergriff und sich hochziehen ließ „Das könnte ich dich auch Fragen, Sakura. Hast du jetzt nicht eigentlich Dienst?“ „Ja.“ seufzend wischte sie den Dreck von ihrer Hose. „Aber Tsunade wollte mich dringend sprechen.“ Kakashias Augenbrauen schossen in die Höhe „So?“ Sakura nickte und sah hinter Kakashi dem Gang entlang auf dem zwei Anbus patrouillierten. Dann runzelte sie die Stirn und blickte skeptisch zu ihrem ehemaligen Sensei. „Ja. Wieso? Ist irgendwas?“ Abwehrend hob der Angesprochene seine Arme und schüttelte den Kopf „Nein, nein.“ Allerdings drängte sich ihm mehr und mehr eine Frage auf „Vielleicht solltest du dich aber endlich beeilen.“ Zustimmend nickte sie, auch wenn sie eher weniger motiviert war und ging auch schon weiter „Bis dann, Kakashi.“ Dieser hob zum Gruß nur kurz seine Hand, was sie jedoch längst nicht mehr sah, da sie ihm die Rücken zugewandt hatte. Was Tsunande nur von den beiden will? Das Verhältnis zwischen Sakura und Tsunade war schon immer ein ganz Besonderes. Sie hielt viel von den Fähigkeiten ihrer Meisterin, doch leider hielt sie auch gleichermaßen wenig von ihren Allüren. Ohne zu Klopfen öffnete sie also die Türe und sah in das genervte Gesicht ihrer Lehrmeisterin, welches sich als sie sie erkannte, gleich ein wenig aufhellte. Als Sakura den Raum betrat stellten sich die feinen Härchen auf ihrer Haut auf und wie von selbst glitt ihr Blick zu der Person, welche ihr den Rücken zugewandt aus dem Fenster sah. Für einen Moment setzte ihr Herz aus und sie hatte das Gefühl, dass jegliches bisschen Sauerstoff aus ihren Lungen wich. „Sakura, schön dass du auch endlich hier bist.“ Im Normalfall wäre ihr der ironische Unterton in Tsunades Stimme nicht entgangen und sie hätte ihr mit einer spitzen Bemerkung geantwortet. Momentan hatte sie jedoch Mühe ihre Atmung zu beruhigen und gleichzeitig den Blick der Hokage zu zuwenden. Diese war ein wenig irritiert von dem Verhalten ihrer Schülerin und brauchte einige Sekunden um zu realisieren, dass die Anwesenheit des Uchihas scheinbar die Unruhe der Iryounin weckte. Wachsam beobachtete sie die beiden und glaubte für einen Moment den Ausdruck von Unzufriedenheit über das Gesicht des Uchihas huschen zu sehen „Setzt euch.“ Mit ihrer Hand verwies sie auf die beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch. Unsicher folgte sie Tsunades Aufforderung und sah wie deren Blick auffordernd auf ihrem ehemaligen Team Kameraden lag. Es vergingen einige Augenblicke bis er dem stummen Befehl aus Tsunades Augen Folge leistete. Ihm war immer noch unklar was genau er hier sollte und vor allem Sakuras Anwesenheit warf immer neue Fragen in ihm auf. Sein Gespräch mit Kakashi lastete noch immer auf ihn. Kopfschmerzen kündigten sich an, was ihn dazu verleitete die Augen zu schließen. Er machte sich in den letzten Tagen einfach zu viele Gedanken und schlief nur wenig. Die wenigen Minuten, in welchen er schlafen konnte, raubten ihm mehr Kraft als er in letzter Zeit hatte. „Nun dazu warum ich euch herbestellt habe. Es ist an der Zeit, dass die Gennin Teams zu ihrer ersten Mission aufbrechen. Sasuke, da wir bei dir noch gewisse Sicherheitsmaßnahmen beachten müssen, wird Sakura euch auf dieser Mission begleiten. Allerdings übernimmt sie in diesem Fall nur die Rolle einer Zivilistin. Ihr werdet nach Kiri reisen und einige Kräuter dort abholen, welche wir hier leider nicht haben. Sollte es zu irgendwelche Zwischenfällen kommen, darfst du natürlich jederzeit eingreifen, Sakura. Aber denk daran, diese Mission ist dazu da, um ihnen einen ersten Eindruck zu vermitteln, welche Aufgaben auf sie zukommen könnten. In euren Rollen steht alles was ihr wissen müsst.“ Völlig aufgelöst hatte Sakura das Büro verlassen und hatte dabei möglicherweise auch ein wenig panisch ausgesehen. Schwer atmend lehnte sie an einer Wand ein paar Gänge weiter und versuchte sich wieder zu fassen. Wie kann sie nur? Wie kann sie nur? „Wieso nur?“ Ein trockenes Schluchzen kämpfte sich ihren Hals empor und erschöpft ließ sie sich zu Boden sinken. Er wusste er würde die Situation damit wahrscheinlich nicht besser machen, dennoch glaubte er in dem Moment das Richtige zu tun indem er ihr nachging. Ihr zu folgen war nicht sonderlich schwer, da ihre Aufmerksamkeit zu wünschen übrig ließ. Sie mussten dringend reden. Denn auch wenn diese Mission für keinen von beiden in irgendeiner Weise anspruchsvoll war, so war sie für Sasukes Team der erste richtige Schritt in die Welt der Shinobi. Als er um die Ecke bog, sah er sie zusammengekauert auf dem Boden hocken. Zwar gab sie keinen Laut von sich, dennoch sah er ihre Schulter ununterbrochen zittern. »Sakura.« leise wollte er sich bemerkbar machen, damit sie nicht noch mehr in Panik verfallen würden. Vergeblich, wie er feststellen musste, als er sich vor sie hockte und in ihre aufgerissenen Augen sah »Ich werde dir nichts tun.« Ein gequältes Lächeln legte sich auf ihre Lippen »Ich würde dir so gerne glauben, Sasuke.« Langsam drückte sie sich an der Wand hinter sich hoch und ging als sie das Gefühl hatte wieder auf ihren Beinen stehen zu können »Aber ich kann es nicht.«   Ihr Weg hatte sie auf das Dach des Krankenhauses geführt. Ein kühler Wind umwehte sie, als sie die Türe aufdrückte und schließlich über Konohas Dächer hinweg sah. Langsam ging sie zum Rand des Daches und lehnte sich gegen das Gitter, welches verhindert sollte, dass manch einer auf dumme Gedanken kam. Zumal der Zutritt zum Dach eigentlich verboten war. Für einen Moment schaffte sie es ihre Gedanken auszusperren und nur auf den Wind um sich herum zu hören. Viel zu früh jedoch wurde dieser Moment unterbrochen als sie das Quietschen der schweren Stahltür hörte, welche geöffnet wurde. Erschrocken weiteten sich ihre Augen und im nächsten Moment stand sie auch schon neben der alten Frau, welche auf ihrer Gehhilfe langsam in ihre Richtung kam. »Irie-san, Sie dürfen doch nicht hier hoch. Und vor allem, Sie sollen sich doch schonen.« Tadelnd sah Sakura sie an, bekam jedoch nur ein großmütterliches Lächeln zurück »Ach Kindchen. Die paar Treppen bringen mich schon nicht um und ich wollte die Aussicht noch mal genießen, solange das Wetter sich hält.« Augenblicklich glitt Sakuras Blick zu den Wolken, welche sich langsam zu sammeln schienen und einen größeren Schauer ankündigten. »Trotzdem...« setzte sie an und wurde unterbrochen. »Keine Zurechtweisungen mehr. Dafür habe ich mich nicht diese ganzen Treppen hoch abgeschuftet.« Verwirrt sah Sakura der Alten dabei zu wie sie sich langsam auf einen kleinen Vorsprung gleiten ließ und angestrengt ausatmete. »Mach dir keine Sorgen, Kindchen. Ich weiß schon was ich tue.« Zwiegespalten ließ sie sie sich ebenfalls auf den Vorsprung nieder. »Aber Sie wissen, dass Sie sich auf dem kalten Stein, eine Blasenentzündung holen können?« Die Ärztin in ihr konnte einfach nicht schweigen und auf den mahnenden Blick hatte sie nur ein verlegendes Lächeln über. »Du solltest dir weniger Sorgen um andere machen und ein wenig mehr an dich denken, Sakura-chan.« Der Blick der alten Frau lag auf den Wolken, welche langsam mit dem Wind zogen. Sakura schwieg, denn ihr war die Situation ziemlich unangenehm. Ihr war durchaus bewusst, dass sie sich in letzter Zeit hatte gehen lassen. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass es auch ihren Patienten auffiel. »Mädchen, mir kannst du erzählen was los ist. Eine alte Frau wie mich schockt nichts mehr im Leben.« Da war Sakura sich leider nicht sicher. Sie hatte viel erlebt in den letzten Jahren und es waren leider auch viel zu viele schmerzhafte Dinge dabei. Mit allem hatte sie sich arrangieren oder es sogar abschließen können. Aber sie hatte das Gefühl, als würde diese eine Begegnung mit Sasuke sich in ihren Kopf fressen und durch nichts aufgehalten werden können. »Ich hab schon viel zu oft darüber geredet.« kam es schließlich leise über ihre Lippen. »Ich will dich zu nichts drängen. Aber vielleicht hilft es dir mal mit jemanden zu reden, der völlig unbeteiligt ist.« Ein kleines Lächeln legte sich auf Sakuras Lippen, als sie in das liebevolle Gesicht der alten Frau sah. Und sie wusste nicht wieso aber die Worte kamen irgendwann von ganz alleine und sie begann ihr zu erzählen warum sie eine Kunoichi werden wollte, wie sie bemerkt hatte wie viel mehr hinter dem Jungen steckte in den sie sich verliebt hatte. Sie erzählte ihr von dem Schmerz und der Enttäuschung als er sie verlassen hatte und wie sehr Naruto für sie da war. Sie erzählte von ihrem Entschluss Iryounin zu werden und was das alles in ihr verändert hatte »Ich habe nie viel vom kämpfen gehalten, jemanden zu töten. Selbst wenn es darum ging mich zu verteidigen. Aber ich glaube, den Weg den ich jetzt gehe, ist der richtige Weg für mich meine Kräfte zu nutzen.« Sie erzählte ihr von ihren ganzen gescheiterten Versuchen Sasuke wieder zurück zu holen. Und schließlich kam sie zu ihrer letzten Begegnung. »Er wollte mich umbringen. Wäre Kakashi nicht gewesen...« Tränen drangen in ihre Augen und hinterließen eine feuchte Spur auf ihren Wangen. Du weinst viel zu oft in letzter Zeit, Sakura. Wütend auf sich selbst, versuchte sie ihre Tränen zu stoppen. »Jetzt ist er wieder hier und ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Dabei war ich es doch, die wollte, dass er wieder zurück kommt.« Bedauernd lagen dunkle Augen auf ihrem Gesicht. Sakura spürte, wie Irie-san ihr über die Haare strich. Eine Geste die sie trösten sollte, jedoch nur noch mehr in Aufruhr brachte. »Weißt du, wir alle machen in unserem Leben Fehler. Die einen mehr, die anderen weniger. Aber wenn uns diese Menschen wichtig sind, sollten wir auch bereit dazu sein ihnen diese zu verzeihen.« »Ich will ihm doch verzeihen.« Wieder sah sie seine blutroten Augen, welche sie zu durchbohren schienen und spürte die eiskalte, scharfe Klinge an ihrem Hals »Aber ich kann es nicht vergessen.« »Ich glaube du übersiehst etwas ganz bestimmtes, Sakurachan.« Immer wieder fuhr ihre Hand über die Haare der Rosahaarigen, während die Worte der jungen Iryounin ihr durch den Kopf gingen. »Hatake-san ist zwar ein ausgesprochen guter Shinobi. Aber Sasuke-san ist ein Uchiha. Euer alter Sensei wäre für ihn kein Hindernis gewesen.« Einen Augenblick schien es als würde der Wind in seiner Bewegung innehalten und alle Geräusche um sie herum verklingen lassen. Immer und immer wieder war sie diese Begegnung in ihrem Kopf durchgegangen. Nie war ihr aufgefallen, dass Sasuke kommentarlos verschwunden war. Ihr Blick glitt wieder zu der alten Frau, welche sich nur mit Mühe aufrappeln konnte. »Wenn er wirklich gewollt hätte, dass dir etwas passiert... dann hätte er nicht für Konoha gekämpft, mein Kind.«   Wieder alleine auf dem Dach ließ Sakura sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen. Die ganze Zeit hatte sie sich von ihrer Angst leiten und beeinflussen lassen. Ein Fehler, wie ihr nun klar wurde. Sie war nun schon so lange eine Kunoichi und trotzdem war sie immer noch nicht dazu in der Lage eine der wichtigsten Regeln die es für sie gab um zusetzten. Ein Ninja hat keine Ängste. Sie musste einen Weg finden ihre Angst zu kontrollieren bis ihre Mission begann. Und wenn sie es nicht für sich selber tat, dann musste sie es wenigsten für Taichi und seine Team Mitglieder versuchen. Sie haben keine Schuld an meiner Vergangenheit...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)