Was wir verloren haben von Annie (Finden wir uns wieder?) ================================================================================ Kapitel 2: Die schlimmste Entscheidung ist Unentschlossenheit ------------------------------------------------------------- „Ich habe mich schon gefragt, wann du wieder aufwachst.“ Tsunades Blick lag forsch auf ihm und auch ihre Körperhaltung sprach von der deutlichen Abneigung ihm gegenüber. Es gab keinerlei Anzeichen von Veränderungen. Sein Zustand war genau der selbe, wie auch schon bei ihrer letzten Untersuchung. Nur dass er jetzt wach war. Sein Blick glitt von einer Person zur Nächsten. Seine Lippen bildeten eine dünne Linie. Tsunade stand am Ende seines Bettes und stützte sich auf dessen Lehne. Naruto saß neben ihm und sprach in einem fort, wie sehr er sich über das Erwachen des Zwanzigjährigen freute. Kakashi, welcher wenn er sich recht erinnert, das erste Mal überhaupt in diesem Zimmer war, stand starr und mit verschränkten Armen in einer Ecke am Fenster, während er scheinbar in Gedanken versunken nach draußen sah. „Yamanaka, jetzt sprich, wodurch ist er aufgewacht?“ Tsunades Stimme glich einem Knurren und auch die Lehne unter ihren Fingern knackte gefährlich. Sasuke jedoch fing den verwirrten Blick der Blondine auf, welche nicht gewillt schien der Hokage zu antworten. Sie würde nicht antworten, nicht bevor sie nicht mit Sakura hatte sprechen können. Sofern sie die denn überhaupt finden würde. Die Stirn der Hokage begann zu zucken. Fluchend entwich ihr ein „Zu nichts zu gebrauchen. Wo verdammt noch mal treibt sich Sakura rum?!“ Letztendlich ließ diese Frage auch Naruto verstummen. Er hatte sie auch nicht mehr gesehen, nachdem sie am gestrigen Mittag so abwesend und aufgelöst an ihm vorbei gelaufen war. Der Blick des Clanerben ruhte wieder auf der Hokage. Diese schüttelte mit dem Kopf und erwiderte seinen Blick. „Also, offiziell bist du noch immer ein Nukenin. Sofern es dein Wunsch ist, wo von ich ja mal schwer ausgehe...“ ihre Augenbraue fing gefährlich an zu zucken, sie hatte keinen Nerv mehr für Diskussionen übrig. „Dann werde ich den Antrag auf Wiederaufnahme stellen.“ Stille breitete sich in dem kleinen Zimmer aus und für einen Moment musste er die Augen schließen. Vor sich sah er Sakura, ihren erschrockenen Blick und wie sie schließlich aus dem Zimmer stürmte. Als er seine Augen wieder öffnete, begegnete er Kakashis Blick. Dem selben Blick wie damals im Wald. Und wieder sah er Sakuras vor Furcht geweitete Augen. Er hatte viele Chancen gehabt hier her zurück zu kehren. Ebenso viele hatte er verstreichen lassen. Es lag nicht mehr in seiner Macht diese Entscheidung zu treffen, sofern er sie denn jemals gehabt hatte. Er würde sich beugen, würde bleiben oder gehen. Egal wie, er würde einen Weg finden zu überleben, so wie er es in den vergangenen Jahren auch geschafft hatte. „Ich werde mich der Entscheidung des Rates beugen.“ Tsunade nahm seine Antwort seufzend entgegen und mit einer auffordernden Geste verließ sie mit den anderen den Raum. Kakashi blieb noch einmal kurz stehen und sah zu seinem ehemaligen Schüler. „Wenn du es wirklich gewollt hättest, dann hättest du dich von mir nicht aufhalten lassen. Das weißt du, das weiß ich. Sie weiß es tief in ihrem Inneren sicher auch. Aber im Moment siegt die Angst.“ Dann löste er sich in Rauch auf. Alleine blieb er zurück und ließ sich in seine Kissen fallen. Es hatte sich nichts geändert. Er schloss seine Augen, sah nichts, hörte nichts, spürte nichts. Er sah sie und wusste es war wie immer. „Tsunade-sama, ich finde, diese Frage steht gar nicht zur Debatte.“ heilloses Durcheinander machte sich im Konferenzraum breit und nur wenige Stimmen erreichten sie über das stetige Gemurmel, welches herrschte. „Uchiha Sasuke hat dieses Dorf verraten!“ „Dieses Dorf hat ihm seine Familie genommen!“ Eine hitzige Diskussion zwischen den Lagern entstand. Zum einen waren hier die Befürworter für die Wiederaufnahme des Uchihas, zum anderen gab es diejenigen, welche strickt dagegen waren. „Am Ende hat er sich für und nicht gegen uns entschieden!“ Zustimmende Zurufe hallten im Raum wieder. Doch auch Skeptiker schwiegen nicht. Tsunade schloss ihre Augen und wartete ab. Wartete, dass sich die erhitzten Gemüter beruhigten, sie alleine zu einer Lösung kamen. Sie hatte das Gefühl, dass Stunden bereits vergangen waren und noch immer schien keine Lösung in Sicht. Für eine Abstimmung herrschte noch zu viel Unruhe unter den Clan-Oberhäuptern. „Ruhe!“ unerwartet kehrte Stille ein und ein Mann am anderen Ende des Tisches hatte sich erhoben. Alle Augen lagen auf dem Mann, dessen Irden beinah die Farbe frisch gebleichter Kleidung hatten. „Uchiha Sasuke hat dieses Dorf verlassen, sich mit dem Feind verbrüdert und auch einige unserer Shinobis auf dem Gewissen. Konoha hat diesem Jungen die Familie genommen, ihm seiner Kindheit beraubt und ihn sich seiner Rache hingeben lassen. Das Schicksal dieses Jungen hätte jedem Kind aus einem der größeren Cläne treffen können! Also stellt euch vor, eines eurer Kinder stände hier vor Gericht und wir würden über Leben und Tod entscheiden. Ich, Hyuga Hirashi, gebe meine Zustimmung zur Wiederaufnahme von Uchiha Sasuke.“ Die Stille hielt weiterhin an, nachdem Hyuga Hirashis Ansprache geendet hatte und er sich zurück auf seinen Platz hatte sinken lassen. Die Augen der Hokage lagen überrascht auf ihm und Verwunderung spiegelte sich auch in den Augen aller anderen Anwesenden wieder. Dass ein Hyuga sich für das Wohl eines Uchihas aussprach war äußerst verwunderlich, gerade zu unwirklich. Tsunade erhob sich und wandte ihren Blick auch den anderen Clan-Oberhäuptern zu und erhob ihre Stimme „Da die Diskussionen nun geendet haben, bitte ich um eure Entscheidung. Wer für die Wiederaufnahme Uchiha Sasukes ist, hebe nun die Hand.“ Ihr Blick glitt über die Anwesenden und erfasste die Zahl der erhobenen Hände „Wer gegen dessen Wiederaufnahme ist hebt bitte jetzt seine Hand.“ „Die Abstimmung ist unentschieden ausgefallen.“ Tsunade schloss seufzend die Augen, dann sah sie auf ihre beiden Schützlinge. „Die Entscheidung liegt nun bei mir und ich möchte eure Meinung dazu hören.“ Für eine Sekunde lagen ihre Augen länger auf denen von Sakura, welche die letzten Tage unauffindbar gewesen war. Doch die Kunoichi wich ihrem Blick aus, wich allen Blicken aus die auf ihr lagen. Sie wusste, jeder hier in diesem Raum sah sie an. Alle wussten, Naruto könnte sagen was er wollte. Letztendlich wären Sakuras Worte entscheidend. Letztendlich waren es immer ihre Worte. Sie war Tsunades Schülerin, Ziehtochter, Leben. Sie war Narutos beste Freundin. Sie hatte keine Wahl. Sie hatte nie die Wahl gehabt. Es gab nur eine Antwort. Wenn du es nicht für dich tust, tue es für ihn. Er ist dein bester Freund. Inos Worte hallten unaufhörlich in ihren Gedanken wieder und sie wusste sie hatte Recht. Sie wusste es. Naruto hatte so viel für sie getan. Jetzt musst sie auch mal anfangen etwas für ihn zu tun „Natürlich... soll er bleiben.“ nur leise und kaum hörbar verließen die Worte ihre Lippen. Sie wusste, es waren die falschen Worte, dennoch verspürte sie für einen Moment das Gefühl die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie achtete nicht auf Narutos begeisterte Zurufe oder auf Kakashis mitleidigen Blick. Sie ignorierte auch Tsunade und Shizune, welche nicht überzeugt waren von der Ehrlichkeit ihrer Worte. Sie schloss ihre Augen und spürte wieder die Rinde des Baumes in ihrem Rücken, sah in seine blutroten Augen und spürte die Klinge des Katanas an ihrem Hals. Sie öffnete die Augen und bat um Erlaubnis den Raum verlassen zu dürfen, drehte sich um und ging, ohne eine Antwort abzuwarten. Ihr Puls raste und ihre zu Fäusten geballten Hände waren schweißnass. Sie musste diese Panikattacken dringend unter Kontrolle bekommen, bevor es jemanden auffiel. „Kakashi.“ Als er seinen Namen hörte, hielt er an und sah über seiner Schulter hinweg zu der Hokage, welche noch immer an ihrem Schreibtisch saß und ihn beobachtete. „Wenn du mehr weißt als ich, bitte ich dich, sag es mir.“ Ihm war klar, dass sie wusste, dass er ihr etwas verschwieg und natürlich, dass ihr durchaus bewusst war, dass es sich dabei um eine Sache handelte in die Sakura involviert war. „Ich weiß, dass du mir etwas verschweigst, Kakashi.“ Ihre Augen wollten ihn durchbohren, dennoch schien er nicht mal darüber nachzudenken ihrem Blick auszuweichen „Es tut mir leid, Hokage-sama.“ Er verbeugte sich und wandte ihr wieder den Rücken zu. Dann verließ er ihr Büro. Er hörte wie etwas hinter der Tür zu Bruch ging und wie laute Flüche ausgestoßen wurden. Es war nicht seine Aufgabe über das Vorgefallene zu sprechen. Es war nicht seine Entscheidung. Es lag nicht in seiner Macht. Rückgängig konnte er es nicht mehr machen, ebenso wenig wie er die Erinnerungen aus seinem Gedächtnis löschen konnte. Immer wieder sah er ihre Tränen unterlaufenen Augen, welche vor Angst aufgerissen waren. Immer wieder sah er seine vor Erleichterung geschlossen Augen, bevor er verschwand. „Sakura-chan? Sakura.“ Sein Rufe und sein Klopfen wurden immer aufdringlicher, immer lauter. Sie wusste, er wurde ungeduldig und wenn sie ihm nicht bald öffnen würde, würde er sich von alleine Zutritt verschaffen. „Ich weiß, dass du da bist.“ Für einen Augenblick umgab sie nur noch Stille und ihr Blick lag auf der verschlossenen Türe hinter der Naruto auf sie wartete. Seufzend schritt sie den dunklen Flur entlang, legte ihre Hand auf den Türgriff und öffnete die Tür. Sofort wurde sie von zwei strahlend blauen Augen fixiert und sie erkannte auch die Unsicherheit und die Verzweiflung in seinem Blick. Er wollte wissen was los war. Sie trat einen Schritt beiseite und ließ ihn hinein, dann standen sie sich gegenüber in ihrem kleinen, dunklen Flur. Und sie schwieg. „Was ist los, Sakura?“ Unentwegt lag sein Blick auf ihr und suchte nach Antworten. Antworten, die sie ihm nicht geben wollte. Einfach um ihn nicht zu verletzten. Sie schwieg. Seine Hand legte sich um ihr Handgelenk, zog sie zu sich, auch wenn sie zuerst erschrocken zusammen zuckte. Er zog sie an seine Brust, schlang seine Arme um ihre Schulter und Taille, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und lehnte sich an die Wand in seinem Rücken „Sprich mit mir.“ Er roch so vertraut, nach Frieden und Sicherheit, nach allem was gut war. Ihre Hände krallten sich in seine Jacke und ihre Stirn lehnte an seiner Schulter. Sie konnte das Zittern nicht zurück halten als sich die Tränen ankündigten und schließlich auch ein Schluchzen aus ihr heraus brach. „Es ist wegen ihm. Nicht wahr?“ Sie nickte an seiner Schulter, klammerte sich noch mehr an ihm fest, wollte nicht allein sein mit ihren Erinnerungen und ihren Ängsten. Sie wollte diese Kälte nicht länger spüren, suchte seine Nähe um Wärme zu finden. Sie wollte ihn nicht verletzten und doch ahnte sie, dass es immer darauf hinaus laufen würde, dass immer einer von ihren verletzt werden würde. „Sakura.“ Sie spürte seine Hände an ihrer Schulter, wie sie sie ein wenig zurück schieben wollten. Doch umso weiter er sie von sich schieben wollte, desto fester hielt sie sich an ihm fest, weshalb er es schließlich aufgab Abstand zwischen sie beide zu bringen. „Warum kann ich dich nicht so lieben wie ihn, Naruto?“ Kaum hörbar verließen die Worte ihre Lippen und in der Stille ihrer verklungenen Schluchzer, hallten die Worte in ihrer beiden Ohren wieder und wieder. Er wusste nicht, was er ihr darauf hätte sagen sollen. Dass er sich früher die selbe Frage immer und immer wieder gestellt hatte? Dass er sich manchmal immer noch diese Frage stellte und sich wünschte es wäre anders gewesen? Aber dann sah er ihre Augen, milchig und in diesem zarten Fliederton, wie nur sie ihn hatte. Ihr dunkles Haar, so gegensätzlich zu denen vor ihm. Er konnte ein Schlucken nicht unterdrücken und der Wunsch zu fliehen schien gleichermaßen groß, wie der zu bleiben. Doch bei weitem war dies nicht sein einziger, der wirkliche Grund. Er hatte es schon immer gesehen, die Sorge in seinen Augen, der verzweifelte Drang sie vor allem zu beschützen. Sie vor ihm zu schützen. Sie war ihm bei weiten nicht so egal wie er es allen Glauben machen wollte. Er hatte vieles getan um sie von sich zu weisen, um sie in den Hintergrund zu drängen. Einfach um zu wissen, dass sie in Sicherheit war. Ein müdes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er platzierte einen väterlichen Kuss auf ihrer Stirn, um ihr ein wenig Trost zu spenden. „Weil du zu ihm gehörst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)